TK Dossier Depressionsatlas

Transcrição

TK Dossier Depressionsatlas
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Depurnefäshsigkeit und
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A
Depressionsatlas – Auswertungen zu Arbeitsunfähigkeit und Arzneiverordnungen
Herausgegeben von der Techniker Krankenkasse, Hamburg, Fax 040 - 69 09-22 58, Internet: www.tk.de, Bereich Kunde/Vertrieb, Fachreferat Ge­
sundheitsmanagement; Autoren: Dr. Thomas G. Grobe, Susanne Steinmann, AQUA – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im
Gesundheitswesen GmbH, Göttingen; Redaktion: Gudrun Ahlers; Gestaltung: The Ad Store GmbH, Hamburg; Druck: Hausdruckerei
© Techniker Krankenkasse, alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und sonstige Formen der Vervielfältigung – auch auszugsweise – nicht gestattet.
2 ǀ Depressionsatlas
Inhalt
Depressionsatlas ......................................................................................................... 4
Datengrundlagen ........................................................................................................... 4
ICD-Diagnosen .............................................................................................................. 4
Arzneiverordnungen – ATC ........................................................................................... 5
Standardisierung............................................................................................................ 5
Arbeitsunfähigkeit mit Depressionen........................................................................ 5
Arbeitsunfähigkeitsfälle.................................................................................................. 5
Arbeitsunfähigkeitstage ................................................................................................. 5
Betroffene ...................................................................................................................... 7
Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und Alter............................................................... 7
Arbeitsunfähigkeiten im Zeitverlauf ............................................................................... 8
Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern und Kreisen.................................................... 9
Trends in Bundesländern ............................................................................................ 12
Arbeitsunfähigkeit nach Berufen.................................................................................. 13
Arbeitsunfähigkeit nach Schulabschluss ..................................................................... 16
Arbeitsunfähigkeit nach Ausbildung ............................................................................ 16
Arbeitsunfähigkeit nach Leitungsfunktion .................................................................... 17
Kosten von Arbeitsunfähigkeit mit Depressionen........................................................ 17
Arbeitsunfähigkeit mit weiteren Diagnosen ................................................................. 19
Verordnung von Antidepressiva .............................................................................. 21
Verordnung nach Alter und Geschlecht....................................................................... 22
Verordnungen im Zeitverlauf ....................................................................................... 24
Trends bei Verordnungen relevanter Antidepressiva nach Wirkstoffen ...................... 25
Verordnungen nach Arztgruppen ................................................................................ 26
Verordnung nach Bundesländern und Kreisen ........................................................... 27
Trends in Bundesländern ............................................................................................ 29
Verordnungen nach Berufen ....................................................................................... 29
Verordnungen nach Schulabschluss ........................................................................... 32
Verordnungen nach Ausbildung .................................................................................. 33
Antidepressiva-Verordnung bei Erwerbspersonen mit Arbeitsunfähigkeit
aufgrund von Depressionen ........................................................................................ 33
Diagnosen von Arbeitsunfähigkeit und Antidepressiva-Verordnungen ....................... 34
Zusammenfassung .................................................................................................... 35
Anhang ....................................................................................................................... 36
Depressionsatlas ǀ 3
Depressionsatlas
Depressionen gehören zu den häufigsten
psychischen Erkrankungen in Deutschland.
Aufgrund der oftmals langen Erkrankungs­
dauer und häufig wiederkehrenden Sympto­
matik kommt der Krankheit eine große
allgemeine sowie auch ökonomische
1
Bedeutung zu.
Datengrundlagen
Bei den Auswertungen
zum Depressionsatlas
konnten 2013 Daten
zu 4,11 Millionen Er­
werbspersonen bezie­
hungsweise circa 13,7
Prozent aller sozial­
versicherungspflichtig
Beschäftigten in
Deutschland berück­
sichtigt werden.
Auswertungen zu
Trends konnten auf
Daten aus 14 Jahren
von 2000 bis 2013 zu­
rückgreifen.
Nach Definition der Weltgesundheitsorganisa­
tion (WHO) versteht man unter einer Depres­
sion „eine weit verbreitete psychische Stö­
rung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit
und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefüh­
le und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstö­
rungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Kon­
zentrationsschwächen gekennzeichnet sein
2
kann“ .
Ursache einer Depression ist in der Regel
eine Kombination unterschiedlicher sozialer,
psychischer und körperlicher Faktoren. Für
die ärztliche Diagnose von Depressionen gibt
es mehrere Kriterienkataloge, wobei die
Schwierigkeit besteht, dass die Symptome
der Erkrankung vielfältig sind und die Diagno­
se sich nicht auf objektiv messbare Werte
stützen kann.
Verschiedene Untersuchungen deuten auf
eine Zunahme der Erkrankung mit Depressio­
nen in den vergangenen Jahren hin. Im Rah­
men eines Projektes der WHO zur globalen
Krankheitslast wurde eine bevölkerungsbezo­
gene Abschätzung der gesunden Lebensjah­
re, die aufgrund von Erkrankungen verloren
gehen, vorgenommen. Die Daten zeigen,
dass Depressionen bereits heute in den In­
dustrienationen zu den Erkrankungen gehö­
ren, denen ein erheblicher Verlust an gesun­
3
den Lebensjahren zuzuschreiben ist. Hält
der Trend zu steigenden Erkrankungszahlen
an, könnten Depressionen im Jahr 2030 in
den Industrienationen zur häufigsten Krank­
4
heit werden.
Depressionen beeinträchtigen den Erkrankten
in allen Aspekten seiner Lebensführung. Sie
sind für den Erkrankten und sein Umfeld von
Bedeutung. Fehlzeiten aufgrund von Depres­
sionen sowie eine nur schwer zu quantifizie­
rende verminderte Produktivität des Erkrank­
ten bei der Arbeit sind für einzelne Unterneh­
men und volkswirtschaftlich von Belang.
Die vorliegende Publikation befasst sich mit
der Bedeutung von Depressionen bei Er­
werbspersonen. Auf der Basis von Routineda­
ten der Techniker Krankenkasse (TK) zu die­
sem Personenkreis werden eine Vielzahl em­
pirischer Ergebnisse und Befunde zu Depres­
sionen in unterschiedlichen Gruppen von Be­
rufstätigen und unterschiedlichen Regionen
Deutschlands sowie zu Veränderungen der
Maßzahlen in den vergangenen Jahren vor­
gestellt.
Datengrundlagen
Auswertungsbasis des Depressionsatlas bil­
den anonymisierte Routinedaten der Techni­
ker Krankenkasse aus den Jahren 2000 bis
2013 zu Erwerbspersonen (Berufstätigen und
Arbeitslosen) mit eigenständiger Mitglied­
schaft in der Krankenkasse, also zur Gesamt­
gruppe derjenigen Versicherten, bei denen im
Krankheitsfall mit der Abgabe einer Arbeitsun­
fähigkeitsbescheinigung bei einer Kranken­
kasse gerechnet werden kann.
In der TK waren 2013 durchschnittlich 4,14
Millionen Erwerbspersonen versichert, darun­
ter 4,11 Millionen Personen im Alter zwischen
15 und 64 Jahren, die bei den Auswertungen
zum Depressionsatlas betrachtet wurden. Der
Anteil von berufstätigen TK-Mitgliedern an al­
len sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
in Deutschland betrug nach Gegenüberstel­
lungen zu vorläufigen bundesdeutschen Zah­
len im Jahresdurchschnitt 2013 etwa 13,7
Prozent, womit eine sehr breite empirische
Auswertungsbasis auch für differenzierte Ana­
lysen besteht.
Für die nachfolgend dargestellten Auswertun­
gen zum Thema Depressionen standen so­
wohl Informationen zu Arbeitsunfähigkeiten
mit Diagnoseangaben als auch Daten zu Arz­
neiverordnungen zur Verfügung. Weitere In­
formationen zur Untersuchungspopulation
sowie Hinweise zum methodischen Vorgehen
sind dem Gesundheitsreport der TK 2014 ab
Seite 71 sowie ab Seite 166 zu entnehmen.
ICD-Diagnosen
1
2
3
4
4 ǀ Depressionsatlas
Wittchen, HU, et al. (2010): Depressive Erkrankungen.
Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Hrsg.: Robert
Koch-Institut, Berlin. Heft 51.
WHO Definition einer Depression. URL:
http://www.euro.who.int/de/health/topics/noncommunicab
le-diseases/pages/news/news/2012/10/depression-in­
europe/depression-definition (12.11.2014).
Murray, CJ, et al. (2012): Disability-adjusted life years
(DALYs) for 291 diseases and injuries in 21 regions,
1990–2010: a systematic analysis for the Global Burden
of Disease Study 2010. Lancet 380 (9859): 2197–2223.
Mathers, CD, et al. (2006): Projections of Global Mortality
and Burden of Disease from 2002 to 2030. PLOS Medi­
cine 3 (11): e442.
Diagnosen von Arbeitsunfähigkeit werden bei
Meldung an die Krankenkasse in Form von
Diagnoseschlüsseln gemäß der „Internationa­
len statistischen Klassifikation der Krankhei­
ten und verwandter Gesundheitsprobleme 10.
Revision“ (ICD 10) angegeben. Auf Grundla­
ge der dokumentierten ärztlichen Diagnosen
kann, bezogen auf Arbeitsunfähigkeiten mit
einzelnen Erkrankungen oder zu Gruppen von
Erkrankungen, ein Überblick über Häufigkeit
und Dauer sowie Betroffenenraten gegeben
werden. Eine Depression wird vom behan­
delnden Arzt in der Regel mit den ICDSchlüsseln „Depressive Episode“ (F32) oder
„Rezidivierende depressive Störungen“ (F33)
kodiert, weshalb Auswertungen zu diesen
beiden Diagnoseschlüsseln einen Schwer­
punkt der nachfolgenden Darstellungen bil­
den.
Arzneiverordnungen – ATC
Arzneiverordnungen lassen sich – ähnlich wie
Diagnosen in der ICD – auf Grundlage des
Anatomisch-Therapeutisch-Chemischen
Klassifikationssystems (ATC) gruppieren. Die
ATC-Klassifikation gliedert Arzneimittel nach
therapeutischen und chemischen Kriterien.
Sie wird seit 1981 von der WHO allgemein für
internationale Arzneimittelverbrauchsstudien
empfohlen.
Die Gabe von Arzneimitteln bildet, neben der
Psychotherapie, einen wichtigen Ansatz zur
Therapie von Depressionen. Auf Grundlage
der Daten zu Arzneiverordnungen der TK wird
daher auch die Verordnung von Arzneimitteln,
die typischerweise zur Behandlung von De­
pressionen eingesetzt werden, dargestellt. In­
nerhalb der ATC-Klassifikation finden sich
entsprechende Medikamente vorrangig in der
Gruppe „Antidepressiva“ mit dem Code N06A.
Standardisierung
Insbesondere den regionalen Darstellungen
im Depressionsatlas liegen regelmäßig altersund geschlechtsstandardisierte Ergebnisse
zugrunde. Die Darstellungen sind entspre­
chend durch den Hinweis „standardisiert“ ge­
kennzeichnet. Die zwischen einzelnen Bun­
desländern existierenden oder auch im zeitli­
chen Verlauf potenziell aus Unterschieden
oder Veränderungen der Alters- und Ge­
schlechtsstruktur resultierenden Ergebnisun­
terschiede werden durch die Standardisierung
gegebenenfalls rechnerisch ausgeglichen.
Differenzen lassen sich bei diesen Ergebnis­
sen nicht mehr auf entsprechende Struktur­
unterschiede zwischen den analysierten
Gruppen zurückführen.
Während Arbeitsunfähigkeitszeiten im De­
pressionsatlas – wie auch im Gesundheitsre­
port der TK üblich – vorrangig bezogen auf
Versicherungsjahre angegeben werden, wur­
den insbesondere für Teile der Auswertungen
mit explizitem Personenbezug und bei allen
Auswertungen zu Arzneiverordnungen als Un­
tersuchungspopulation jeweils ausschließlich
diejenigen Erwerbspersonen berücksichtigt,
die bereits am 1. Januar eines betrachteten
Jahres bei der TK als Erwerbsperson ver­
sichert waren. Hieraus können an einigen
Stellen geringe Abweichungen auch zu bereits
vorausgehend im Gesundheitsreport der TK
publizierten Ergebnissen resultieren.
Arbeitsunfähigkeit mit
Depressionen
Tabelle 1 zeigt erste Ergebnisse zur Bedeu­
tung von Depressionen im Hinblick auf die
gemeldeten Arbeitsunfähigkeiten im Jahr
2013.
Arbeitsunfähigkeitsfälle
Die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle je Ver­
sicherungsjahr (AU-Fälle je VJ) gibt an, wie
oft Erwerbspersonen innerhalb des Jahres
durchschnittlich krankgemeldet waren. Für
das Jahr 2013 wurden, bezogen auf alle
Diagnosen, rund 115 AU-Fälle je 100 VJ
ermittelt, eine Erwerbsperson war demnach
im Mittel etwa 1,15 Mal innerhalb des Jahres
arbeitsunfähig gemeldet.
Die Diagnosen der Arbeitsunfähigkeiten las­
sen sich übergeordneten Kapiteln der ICD
10 zuordnen, die ihrerseits jeweils mehrere
Diagnosegruppen beinhalten, denen dann
einzelne dreistellige oder mit noch weiteren
Stellen differenzierte Diagnoseschlüssel zu­
geordnet sind. Auf das übergeordnete Kapitel
der ICD 10 „Psychische und Verhaltensstörun­
gen“ (mit den Diagnoseschlüsseln F00–F99),
zu dem auch Depressionen zählen, entfielen
5,72 AU-Fälle.
AU-Fälle, AU-Tage
Lediglich 1,4 Prozent
aller AU-Fälle wurden
2013 mit Diagnose ei­
ner Depression ge­
meldet. Aufgrund der
langen fallbezogenen
Dauer von 64 Tagen
waren diese Fälle je­
doch für 7,1 Prozent
aller erfassten Fehlta­
ge verantwortlich.
Im Mittel war rechne­
risch jede Erwerbsper­
son innerhalb des Jah­
res gut einen Tag auf­
grund von Depressio­
nen arbeitsunfähig
gemeldet.
Von diesen Fällen wurden 1,72 AU-Fälle je
100 VJ mit Diagnosen aus der Gruppe „Affek­
tive Störungen“ (F30–F39) dokumentiert. In­
nerhalb dieser Diagnosegruppe entfielen auf
die beiden dreistelligen Diagnosen „Depressi­
ve Episode“ (F32) und „Rezidivierende de­
pressive Störungen“ (F33) mit insgesamt 1,63
AU-Fällen die maßgeblichen Anteile. Der An­
teil dieser AU-Fälle mit einer Diagnose von
Depressionen im engeren Sinne an allen AUFällen erscheint mit 1,42 Prozent auf den ers­
ten Blick allerdings recht gering.
Arbeitsunfähigkeitstage
Von größerer Bedeutung als die Zahl der ge­
meldeten AU-Fälle ist allgemein sowie auch
aus der Perspektive von Arbeitgebern die
Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage),
da erst diese die erkrankungsbedingten Ar­
beitszeitausfälle abbilden kann. Diagnoseübergreifend ließen sich auf Basis von Daten
der TK 2013 erkrankungsbedingte Arbeits­
fehlzeiten in Höhe von 1.466 AU-Tagen je
100 Versicherungsjahre ermittelt. Dies bedeu­
tet, dass eine Erwerbsperson im Jahr 2013
durchschnittlich rund 14,7 Tage, also gut zwei
Wochen, arbeitsunfähig gemeldet war.
Depressionsatlas ǀ 5
Diagnosen aus dem ICD-Kapitel „Psychische
und Verhaltensstörungen“ (F00–F99) ließen
sich dabei 2013 für 246 Arbeitsunfähigkeits­
tage je 100 Versicherungsjahre verantwortlich
machen. AU-Tage mit Diagnosen aus der
Gruppe „Affektive Störungen“ (F30–F39) hat­
ten hieran mit 111 AU-Tagen je 100 VJ einen
Anteil von 45 Prozent. Von diesen 111 Tagen
entfielen 104 AU-Tage auf die beiden ICDDiagnosen „Depressive Episode“ (F32) und
„Rezidivierende depressive Störungen“ (F33)
im Sinne von Depressionen.
Episode“ (F32.0) auf 111 Tage je Fall bei der
Diagnose „Schwere depressive Episode ohne
psychotische Symptome“ (F32.2). Bei der
ICD-Diagnose „Rezidivierende depressive
Störung“ (F33) lässt sich ein vergleichbarer
Anstieg der fallbezogenen AU-Dauer von 51
Tagen bei „Rezidivierender depressiver Stö­
rung, gegenwärtig leichte Episode“ (F33.0)
auf 114 Tage bei „Rezidivierender depressi­
ver Störung, gegenwärtig schwere Episode
ohne psychotische Symptome“ (F33.2) fest­
stellen.
Diese verhältnismäßig große Bedeutung von
Depressionen für das Arbeitsunfähigkeitsge­
schehen resultiert maßgeblich aus der ausge­
sprochen hohen durchschnittlichen Dauer der
einzelnen Krankschreibungsfälle (den AUTagen pro Fall). Dabei zeigt sich nach den
Ergebnissen weiter differenzierter Auswertun­
gen eine Abhängigkeit der AU-Tage pro AUFall von dem in der vierten Stelle des ICDCodes dokumentierten Schweregrad der De­
pression. So steigt die Anzahl der AU-Tage je
Fall bei „Depressiven Episoden“ (F32) von 33
Tagen bei der Diagnose „Leichte depressive
Wie häufiger auch bei anderen Diagnosen zu
beobachten, wird allerdings auch bei Depres­
sionen ein verhältnismäßig hoher Anteil der
Diagnosen von den für die Arbeitsunfähig­
keitsdiagnosen zuständigen Ärzten nicht wei­
ter spezifiziert beziehungsweise als „nicht nä­
her bezeichnet“ (F32.9, F33.9) klassifiziert.
Bei psychischen Erkrankungen und beson­
ders bei Erkrankungen mit Depressionen
dauern Erkrankungsfälle insgesamt deutlich
länger als bei anderen Diagnosen.
Bedeutung von Depressionen als Ursache von Arbeitsunfähigkeiten 2013
ICD 10-Code
ICD 10-Diagnose
A00-Z99
F00-F99
F30-F39
F32, F33
F32
F32.0
F32.1
F32.2
Alle Diagnosen
Psychische und Verhaltensstörungen
Affektive Störungen
Depressionen
Depressive Episode
Leichte depressive Episode
Mittelgradige depressive Episode
Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
Schwere depressive Episode mit psycho­
tischen Symptomen
Sonstige depressive Episoden
Depressive Episode, nicht näher bezeich­
net
Rezidivierende depressive Störung
Rezidivierende depressive Störung, ge­
genwärtig leichte Episode
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode
Rezidivierende depressive Störung, ge­
genwärtig schwere Episode ohne psycho­
tische Symptome
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychoti­
schen Symptomen
Rezidivierende depressive Störung, ge­
genwärtig remittiert
Sonstige rezidivierende depressive Störungen
Rezidivierende depressive Störung, nicht
näher bezeichnet
F32.3
F32.8
F32.9
F33
F33.0
F33.1
F33.2
F33.3
F33.4
F33.8
F33.9
AU-Fälle
je 100 VJ
AU-Tage
je 100 VJ
AU-Tage
je Fall
Betroffene
[Rate in %]
114,90
5,72
1,72
1,63
1,34
0,06
0,29
0,14
1465,71
246,05
110,67
103,83
77,96
1,89
21,66
15,85
13
43
64
64
58
33
74
111
53,085 %
4,970 %
1,673 %
1,591 %
1,320 %
0,056 %
0,310 %
0,165 %
0,01
0,88
99
0,010 %
0,04
0,79
1,69
34,87
48
44
0,036 %
0,764 %
0,29
0,01
25,87
0,61
89
51
0,305 %
0,013 %
0,15
13,00
88
0,157 %
0,07
8,50
114
0,085 %
0,01
0,78
107
0,007 %
0,00
0,16
57
0,003 %
0,00
0,24
57
0,005 %
0,04
1,98
56
0,036 %
Tabelle 1 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert; Betroffenenraten bezogen auf Erwerbsperso­
nen mit Versicherung am 1. Januar des Jahres)
6 ǀ Depressionsatlas
Betroffene
Da einzelne Personen innerhalb eines Jahres
auch mehrfach arbeitsunfähig gemeldet sein
können, erlaubt die Zahl der AU-Fälle nicht
zwangsläufig und in allen Fällen Rückschlüs­
se auf die Anzahl der Betroffenen. In Tabelle
1 werden in der letzten Spalte daher ergän­
zend auch Betroffenenraten angegeben.
53 Prozent der Erwerbspersonen waren 2013
von mindestens einer Arbeitsunfähigkeit mit
beliebiger Diagnose betroffen, bei
4,97 Prozent war eine Diagnose „Psychische
und Verhaltensstörungen“ (F00–F99) Grund
für (mindestens) eine Arbeitsunfähigkeit. Le­
diglich 1,59 Prozent der Erwerbspersonen
wurde innerhalb des Jahres (auch) aufgrund
einer Depression (F32, F33) arbeitsunfähig
gemeldet. Je 100 Versicherungsjahre wurden,
wie bereits erwähnt, 1,63 AU-Fälle mit ent­
sprechenden Diagnosen erfasst. Bei Betroffe­
nen wird demnach pro Jahr typischerweise
nur ein AU-Fall mit entsprechender Diagnose
erfasst.
Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und
Alter
Geschlecht und Alter sind wesentliche Deter­
minanten nahezu aller Erkrankungen, die Er­
mittlung von geschlechts- und altersabhängi­
gen Kennzahlen zählt daher zu den grundle­
genden Auswertungsschritten nahezu jeder
Analyse.
Diagnoseübergreifend lagen die Fehlzeiten
2013 bei Frauen mit 1.632 Tagen 23 Prozent
höher als bei Männern mit 1.324 Tagen je 100
VJ. Im Hinblick auf Arbeitsunfähigkeiten mit
einer Diagnose aus dem ICD-Kapitel
„Psychische und Verhaltensstörungen“ (ICD
F00–F99) zeigen sich noch stärker ausge­
prägte geschlechtsabhängige Unterschiede.
So entfielen auf Frauen mit 315 AU-Tagen je
100 VJ im Jahr 2013 durchschnittlich fast
doppelt so viele AU-Tage wie auf Männer mit
187 AU-Tagen je VJ (vergleiche Tabelle A1
im Anhang). Ein ähnliches Verhältnis zeigte
sich 2013 auch bei Fehlzeiten aufgrund von
Depressionen (ICD F32, F33) mit durch­
schnittlich 79 Fehltagen bei Männern und 133
Fehltagen je 100 VJ bei Frauen. Bei der Be­
trachtung von Betroffenenraten ergibt sich ein
vergleichbares Bild. Während von Männern
2013 lediglich 1,16 Prozent aufgrund von De­
pressionen arbeitsunfähig gemeldet waren,
lag der Anteil bei Frauen bei 2,1 Prozent.
Inwiefern diese Unterschiede durch eine ge­
schlechtsspezifisch unterschiedliche Wahr­
nehmung und Präsentation von Beschwerden
mit beeinflusst werden, lässt sich schwer be­
urteilen. Vergleichbare Unterschiede zeigen
sich jedoch in fast allen Erhebungen zu De­
pressionen in Deutschland.
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist
ein Anstieg der Betroffenenraten und der
Fehlzeiten aufgrund von Depressionen mit
ansteigendem Alter zu verzeichnen (verglei­
che Abbildung 1). Geschlechtsübergreifend
steigen die mit Depressionen gemeldeten
Fehlzeiten von 31 AU-Tagen je 100 VJ in der
jüngsten Altersgruppe um etwa den Faktor
sechs auf 189 AU-Tage je 100 VJ bei Er­
werbspersonen im Alter von 60 bis unter 65
Jahren.
Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Alter und Geschlecht 2013
Abbildung 1 (Erwerbspersonen TK 2013; Betroffenenraten bezogen auf Erwerbspersonen mit Versicherung am 1. Januar des Jahres)
Depressionsatlas ǀ 7
Arbeitsunfähigkeiten im Zeitverlauf
Abbildung 2 zeigt die relativen Veränderun­
gen der alters- und geschlechtsstandardisier­
ten Fehlzeiten aufgrund von Depressionen im
Sinne der ICD-Codes F32 und F33 seit dem
Jahr 2000, wobei den Fehlzeiten im Aus­
gangsjahr ein Wert von 100 Prozent zugeord­
net wurde. Zum Vergleich ist entsprechend
auch die Entwicklung der Gesamtfehlzeiten
im Zeitraum von 2000 bis 2013 dargestellt.
Trends seit 2000
Fehlzeiten aufgrund
von Depressionen la­
gen 2013 um 69 Pro­
zent höher als 2000.
Zwischen Tiefst- und
Höchststand 2006 und
2012 war bei Erwerbs­
personen ein Anstieg
der Fehlzeiten auf­
grund von Depressio­
nen um 75 Prozent
festzustellen.
Noch höhere Fehlzei­
ten aufgrund von De­
pressionen sowie
Steigerungsraten zei­
gen sich bei Arbeitslo­
sen.
Diagnoseübergreifend sanken die Fehlzeiten
bei Erwerbspersonen in den Jahren 2000 bis
2006 zunächst auf rund 88 Prozent des Aus­
gangswertes. In diesem Zeitraum stiegen
Fehlzeiten mit Depressionen bis 2005 um
18 Prozent an, sanken dann aber 2006 auf
98 Prozent des Ausgangswertes aus dem
Jahr 2000 (vergleiche auch Tabelle A2 im
Anhang).
Dieser Rückgang resultierte zum Teil aus der
veränderten Zusammensetzung der Untersu­
chungspopulation der Erwerbspersonen. Be­
dingt durch gesetzliche Bestimmungen im Zu­
sammenhang mit der Einführung des Arbeits­
losengeldes II (ALG II) konnten längerfristig
Arbeitslose als eine erfahrungsgemäß über­
durchschnittlich von Depressionen betroffene
Gruppe bei Auswertungen ab 2006 nicht mehr
berücksichtigt werden, da sie nicht mehr zur
Abgabe einer Arbeitsunfähigkeitsbescheini­
gung bei ihrer Krankenkasse verpflichtet sind.
Bei getrennter Betrachtung der Fehlzeiten mit
Depressionen von Berufstätigen und Arbeits­
losen zeigt sich jedoch, dass die relativ nied­
rigen Fehlzeiten im Jahr 2006 nicht aus­
schließlich aus der Nichtberücksichtigung von
ALG-II-Empfängern resultieren. Auch die
Gruppe der Berufstätigen, deren Zusammen­
setzung sich durch die Einführung des ALG II
definitionsgemäß nicht verändert hat, weist
2006 einen merklichen Rückgang der AUTage mit Diagnose von Depressionen auf.
Ab dem Jahr 2007 war sowohl diagnoseüber­
greifend als auch in Bezug auf Diagnosen von
Depressionen ein kontinuierlicher Anstieg der
AU-Tage zu verzeichnen, wobei der Anstieg
der Fehlzeiten mit Depressionen unter den
Erwerbspersonen – bis 2012 auf 171 Prozent
des Ausgangswertes aus dem Jahr 2000 –
wesentlich deutlicher ausfiel.
Bei separaten Auswertungen zur Gruppe der
Arbeitslosen (ab 2006 ausschließlich ALG-IEmpfänger) fällt der sehr starke Anstieg der
Fehlzeiten mit Depressionen auf 374 Prozent
des Ausgangswertes im Jahr 2000 auf. Dabei
waren Arbeitslose zu jedem Zeitpunkt und be­
reits auch im Jahr 2000 erheblich länger als
Berufstätige mit der Diagnose von Depressio­
nen arbeitsunfähig gemeldet.
Relative Veränderungen der Fehlzeiten mit Depressionen 2000 bis 2013
8 ǀ Depressionsatlas
Abbildung 2 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Der starke Anstieg der Fehlzeiten mit Depres­
sionen bei den arbeitslosen TK-Versicherten
hat aufgrund von deren verhältnismäßig ge­
ringem Anteil innerhalb der Untersuchungs­
population allerdings kaum Einfluss auf die
ausgewiesenen Fehlzeiten mit Depressionen
in der Gesamtgruppe der Erwerbspersonen.
2013 war unter den Berufstätigen erstmals
seit 2006 ein leichter Rückgang der Fehlzei­
ten aufgrund von Depressionen zu verzeich­
nen. Ob dieser Rückgang eine Trendumkehr
andeutet, lässt sich erst nach dem Vorliegen
von Ergebnissen aus den kommenden Jahren
beurteilen, wie auch Erfahrungen nach einem
kurzfristigen Rückgang im Jahr 2006 zeigen.
Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern
und Kreisen
Tabelle 2 zeigt Fehlzeiten und Betroffenenra­
ten zu Arbeitsunfähigkeiten mit Diagnosen
von Depressionen auf Bundeslandebene.
Die höchsten Fehlzeiten mit Depressionen
wurden für das Jahr 2013 geschlechtsüber­
greifend für Hamburg mit 142 AU-Tagen pro
100 Versicherungsjahre ermittelt. Einer Er­
werbsperson in Hamburg waren demnach
2013 im Durchschnitt 1,42 Fehltage mit einer
Diagnose von Depressionen zuzuordnen.
Demgegenüber waren es in BadenWürttemberg, dem Bundesland mit den ge­
ringsten Fehlzeiten aufgrund von Depressio­
nen, geschlechtsübergreifend durchschnittlich
0,84 Fehltage pro Erwerbsperson.
Auch im Hinblick auf die geschlechtsspezifi­
schen Fehlzeiten wurden die höchsten Werte
für Hamburg ermittelt. Ähnlich hohe Fehlzei­
ten wie für männliche Erwerbspersonen in
Hamburg konnten nur noch für Männer mit
Wohnort in Berlin festgestellt werden.
Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Bundesländern 2013
Männer
Bundesland
Frauen
Gesamt
AU-Tage
je 100 VJ
Betr.
[%]
AU-Tage
je 100 VJ
Betr
[ %]
AU-Tage
je 100 VJ
Betr.
[ %]
Anteil
AU-Tage an
A00-Z99
Schleswig-Holstein
92
1,32 %
165
2,39 %
126
1,81 %
8,0 %
Hamburg
94
1,26 %
197
2,65 %
142
1,90 %
9,2 %
Niedersachsen
71
1,11 %
124
1,99 %
96
1,52 %
6,4 %
Bremen
73
1,06 %
147
2,30 %
107
1,63 %
7,5 %
Nordrhein-Westfalen
89
1,22 %
139
2,11 %
112
1,63 %
7,5 %
Hessen
73
1,19 %
127
2,10 %
98
1,61 %
6,8 %
Rheinland-Pfalz
82
1,31 %
117
2,08 %
98
1,67 %
6,4 %
Baden-Württemberg
68
1,07 %
102
1,77 %
84
1,39 %
6,9 %
Bayern
73
1,06 %
111
1,84 %
90
1,42 %
7,2 %
Saarland
Berlin
91
94
1,26 %
1,30 %
136
162
2,29 %
2,46 %
112
125
1,74 %
1,84 %
6,9 %
7,6 %
Brandenburg
69
1,01 %
149
2,39 %
105
1,65 %
5,8 %
MecklenburgVorpommern
67
0,97 %
159
2,28 %
109
1,57 %
5,9 %
Sachsen
64
0,96 %
119
1,99 %
89
1,44 %
6,2 %
Sachsen-Anhalt
68
1,04 %
121
2,09 %
92
1,52 %
5,3 %
Thüringen
61
0,94 %
130
2,49 %
93
1,66 %
5,6 %
Gesamt
79
1,16 %
133
2,10 %
104
1,59 %
7,1 %
Tabelle 2 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert; Betroffenenraten bezogen auf Erwerbsper­
sonen mit Versicherung am 1. Januar des Jahres)
Depressionsatlas ǀ 9
Die niedrigsten Fehlzeiten bei Männern fan­
den sich mit 0,61 Fehltagen aufgrund von
Depressionen pro Erwerbsperson im Bundes­
land Thüringen, während für Frauen die ge­
ringsten Fehlzeiten – wie schon geschlechts­
übergreifend – für Baden-Württemberg er­
rechnet wurden.
Der Anteil der Fehlzeiten mit Diagnosen von
Depressionen an den Gesamtfehlzeiten liegt
in den neuen Bundesländern, für die sich an­
derweitig eher überdurchschnittliche Fehlzei­
ten zeigen, merklich unter dem Bundesdurch­
schnitt (zu Gesamtfehlzeiten vergleiche auch
Tabelle A10, TK Gesundheitsreport 2014,
Seite 140).
Die zuvor beschriebenen Ergebnisse zu ge­
schlechts- und altersstandardisierten Be­
troffenenraten im Zusammenhang mit Ar­
beitsunfähigkeiten mit Depressionen (ICD-10­
Diagnosen F32, F33) in Bundesländern ver­
deutlicht auch die nachfolgende Kartendar­
stellung. Unterschreitungen bundesweiter Er­
gebnisse um 25 Prozent oder mehr sind in
den Karten dunkelblau, Überschreitungen um
25 Prozent oder mehr dunkelrot eingefärbt.
Unterschreitungen der bundesweiten Be­
troffenenraten um rund 10 Prozent und mehr
lassen sich vor allem im Süden (Bayern, Ba­
den-Württemberg) und Südosten Deutsch­
lands (Sachsen) beobachten.
Überschreitungen um mehr als 10 Prozent
finden sich im Norden in Hamburg und
Schleswig-Holstein, aber auch in Berlin. Für
das Saarland wurde mit einer Überschreitung
bundesweiter Werte um 9,3 Prozent ein ähn­
lich hoher Wert ermittelt.
Eine weitere Darstellung der Betroffenenraten
auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte
verdeutlicht, dass sich die Anzahl der Be­
troffenen mit Arbeitsunfähigkeiten aufgrund
von Depressionen innerhalb eines Bundes­
landes keinesfalls immer auf einheitlichem Ni­
veau bewegen, sondern teilweise erhebliche
regionale Unterschiede bestehen.
Während auf Bundeslandebene für Bayern
und Baden-Württemberg unterdurchschnittli­
che Betroffenenraten errechnet wurden, zeigt
die Darstellung der Betroffenenraten auf
Kreisebene, dass es auch in diesen Bundes­
ländern Kreise gibt, die deutlich über Durch­
schnittswerten liegen. So sind die Betroffe­
nenraten in Baden-Württemberg in Pforzheim,
Rottweil und Mannheim höher als im Bundes­
durchschnitt. Für Bayern wurden vor allem in
östlichen Kreisen an der Grenze zu Tschechi­
en, aber auch in Coburg überdurchschnittliche
Betroffenenraten festgestellt.
10 ǀ Depressionsatlas
Umgekehrt gibt es auch in Schleswig-Holstein
bei insgesamt hohen Betroffenenraten mit
Plön, Nordfriesland und RendsburgEckernförde Kreise, in denen nur wenige Er­
werbspersonen von Arbeitsunfähigkeiten auf­
grund von Depressionen betroffen sind.
Ein Teil der dargestellten Unterschiede kann
auch im Kontext spezifischer Besonderheiten
von TK-versicherten Beschäftigten in einzel­
nen Regionen oder zufallsbedingt entstanden
sein und sollte daher allgemein nur zurückhal­
tend interpretiert werden.
Zumindest für einige Gegenden lässt sich be­
obachten und formulieren, dass geringere Be­
troffenenraten häufiger in ländlicheren Regio­
nen zu finden waren, während im städtischen
Raum mehr Erwerbspersonen von Arbeitsun­
fähigkeiten aufgrund von Depressionen be­
troffen waren. Dies könnte unter anderem an
unterschiedlichen Lebensbedingungen, aber
auch an Unterschieden hinsichtlich der ärztli­
chen Versorgung sowie Wahrnehmung von
Beschwerden liegen.
Anteil Personen mit Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Depressionen in Bundes­
ländern und Kreisen 2013
Anteil in Bundesländern
2013
Relative Abweichungen
der Anteile nach
Bundesländern 2013
Anteil in Kreisen
2013
Relative Abweichungen
der Anteile nach
Kreisen 2013
Abbildung 3 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Depressionsatlas ǀ 11
Trends in Bundesländern
Regionale Trends
Häufigkeiten von Ar­
beitsunfähigkeiten
aufgrund von Depres­
sionen in Bundeslän­
dern haben sich in den
vergangenen 14 Jah­
ren angenähert.
Standardabweichun­
gen der relativen Ab­
weichungen von Be­
troffenenraten in den
Bundesländern als
Maß für die Streuung
sanken von 20 Prozent
im Jahr 2000 auf 9,3
Prozent im Jahr 2013.
Abbildung 4 zeigt Darstellungen zu regionalen
Abweichungen der einheitlich geschlechts­
und altersstandardisierten Betroffenenraten in
Bezug auf Arbeitsunfähigkeiten aufgrund von
Depressionen (ICD-10-Diagnosen F32, F33)
auf Bundeslandebene von bundesweiten
Werten in Kartendarstellungen für die Jahre
2000 bis 2013. Auch in diesen Kartendarstel­
lungen sind Unterschreitungen bundesweiter
Ergebnisse um 25 Prozent oder mehr dunkel­
blau, Überschreitungen um 25 Prozent oder
mehr dunkelrot eingefärbt.
Während in verschiedenen Bundesländern
wie zum Beispiel Schleswig-Holstein in ein­
zelnen Jahren Betroffenenraten sowohl unter
bundesweiten Ergebnissen als auch über
bundesweiten Ergebnissen zu verzeichnen
sind, zeigen sich in anderen Bundesländern
wie zum Beispiel Hessen und Sachsen in al­
len Jahren Betroffenenraten unterhalb bun­
desweiter Raten.
Als wohl wichtigstes Ergebnis verdeutlicht die
Abbildung zu regionalen Unterschieden aus
14 Jahren allerdings insbesondere, dass es
im Verlauf dieser Zeit tendenziell zu einer
bundesweiten Angleichung der regionalen Be­
troffenenraten gekommen ist. Während in den
ersten Jahren in verschiedenen Bundeslän­
dern dunklere Einfärbungen der Flächen – al­
so stärkere Überschreitungen oder Unter­
schreitungen der bundesweiten Raten – zu
erkennen sind, werden die Einfärbungen ins­
besondere ab dem Jahr 2009 immer schwä­
cher, was einen Rückgang der relativen Un­
terschiede zwischen den Bundesländern an­
zeigt.
Anteil Erwerbspersonen mit Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Depressionen
– relative Abweichungen vom Bundesdurchschnitt nach Bundesländern
2000 bis 2013
Abbildung 4 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
12 ǀ Depressionsatlas
Arbeitsunfähigkeit nach Berufen
Tabelle 3 zeigt Ergebnisse zur Relevanz von
Depressionen im Sinne der Diagnoseschlüssel F32 und F33 für Arbeitsunfähigkeiten in
einzelnen Berufsgruppen. Die Einteilung der
Beschäftigten erfolgte dabei auf Grundlage
von verfügbaren Angaben zur Tätigkeit am
1. Januar des Jahres 2013 und an dieser
Stelle differenziert nach den ersten zwei Stellen der Klassifikation der Berufe 2010 (KldB
2010), zu denen Ergebnisse aufgrund der
noch überschaubaren Zahl an Gruppen vollständig dargestellt werden können.
Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Berufen 2013 (zweistellige KldB)
Tätigkeitsgruppen KldB 2010, zweistellig
AU-Fälle
je 100 VJ
AU-Tage
je 100 VJ
Betroffene
[%]
01
Angehörige der regulären Streitkräfte
2,26
71
2,38 %
11
Land-, Tier- und Forstwirtschaftsberufe
1,00
56
1,06 %
12
Gartenbauberufe und Floristik
1,41
73
1,38 %
21
Rohstoffgewinnung und -aufbereitung, Glas- und Keramikherstellung und -verarbeitung
1,30
62
1,30 %
22
Kunststoffherstellung und -verarbeitung, Holzbe- und ­
verarbeitung
1,50
82
1,41 %
23
Papier- und Druckberufe, technische Mediengestaltung
1,64
96
1,63 %
24
Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbauberufe
1,35
69
1,31 %
25
Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe
1,18
61
1,15 %
26
Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe
1,11
61
1,06 %
27
Technische Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktionsund Produktionssteuerungsberufe
1,15
62
1,13 %
28
Textil- und Lederberufe
1,85
88
1,84 %
29
Lebensmittelherstellung und -verarbeitung
1,66
102
1,70 %
31
Bauplanungs-, Architektur- und Vermessungsberufe
1,23
76
1,20 %
32
Hoch- und Tiefbauberufe
0,99
60
0,98 %
33
(Innen-)Ausbauberufe
1,10
60
0,97 %
34
Gebäude- und versorgungstechnische Berufe
1,22
70
1,24 %
41
Mathematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberufe
1,54
73
1,44 %
42
Geologie-, Geografie- und Umweltschutzberufe
1,29
70
1,11 %
43
Informatik-, Informations- und
Kommunikationstechnologieberufe
1,07
65
1,04 %
51
Verkehrs- und Logistikberufe (außer Fahrzeugführung)
1,88
100
1,77 %
52
Führer/innen von Fahrzeug- und Transportgeräten
1,41
91
1,47 %
53
Schutz-, Sicherheits- und Überwachungsberufe
2,13
134
2,12 %
54
Reinigungsberufe
2,04
120
2,06 %
61
Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe
1,33
87
1,36 %
62
Verkaufsberufe
1,87
127
1,91 %
63
Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe
1,62
99
1,61 %
71
Berufe in Unternehmensführung und -organisation
1,60
99
1,61 %
72
Berufe in Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen
und Steuerberatung
1,54
89
1,52 %
73
Berufe in Recht und Verwaltung
2,14
115
2,05 %
81
Medizinische Gesundheitsberufe
1,81
107
1,81 %
82
Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Well­
nessberufe, Medizintechnik
2,46
161
2,47 %
83
Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie
2,53
154
2,54 %
84
Lehrende und ausbildende Berufe
1,19
75
1,17 %
91
Sprach-, literatur-, geistes-, gesellschaftsund wirtschaftswissenschaftliche Berufe
1,44
93
1,37 %
92
Werbung, Marketing, kaufmännische und redaktionelle
Medienberufe
1,71
106
1,66 %
93
Produktdesign und kunsthandwerkliche Berufe, bildende
Kunst, Musikinstrumentenbau
1,28
67
1,30 %
94
Darstellende und unterhaltende Berufe
1,23
66
1,22 %
Erwerbspersonen insgesamt
1,63
105
1,60 %
Tabelle 3 (Erwerbspersonen TK, nicht standardisierte Rohwerte)
Depressionsatlas ǀ 13
Der Anteil von Erwerbspersonen, die in einer
Tätigkeitsgruppe von einer Depression betrof­
fen waren, variierte zwischen 2,54 Prozent in
der Tätigkeitsgruppe „Erziehung, soziale und
hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ und
0,98 Prozent in der Tätigkeitsgruppe „Hoch­
und Tiefbauberufe“ sowie 0,97 Prozent in der
Gruppe „(Innen-)Ausbauberufe“. Weitere Tä­
tigkeitsgruppen mit verhältnismäßig hoher Be­
troffenenrate sind „Nichtmedizinische Ge­
sundheits-, Körperpflege- und Wellnessberu­
fe, Medizintechnik“, „Schutz-, Sicherheits- und
Überwachungsberufe“ sowie „Berufe in Recht
und Verwaltung“, während sich niedrige Be­
troffenenraten auch in den Gruppen „Informa­
tik-, Informations- und Kommunikationstech­
nologieberufe“, „Land-, Tier- und Forstwirt­
schaftsberufe“ und „Mechatronik-, Energieund Elektroberufe“ finden. Hinsichtlich der
AU-Fälle und AU-Tage ergibt sich ein ähnli­
ches Bild.
Die Betroffenenraten, die sich zu „Angehöri­
gen der regulären Streitkräfte“ aus der Tabel­
le ablesen lassen, basieren auf Daten zu le­
diglich 210 Versicherten und sind vorrangig
der Vollständigkeit halber aufgeführt. Sie soll­
ten inhaltlich allenfalls sehr zurückhaltend in­
terpretiert werden.
Eine sehr differenzierte Unterscheidung von
Beschäftigten erlauben fünfstellige Schlüssel­
angaben gemäß Klassifikation der Berufe
2010, die insgesamt 1.286 Ausprägungen
umfasst. Da eine Darstellung zu allen dieser
Gruppen weder sinnvoll noch im Rahmen ei­
ner Publikation praktikabel wäre, wurden zu­
nächst diejenigen 100 Berufsgruppen ausge­
wählt, die unter den TK-Versicherten im Jahr
2013 am häufigsten vertreten waren. Von die­
sen 100 Berufsgruppen werden Ergebnisse
zu jeweils den Berufsgruppen dargestellt, bei
denen die zehn höchsten beziehungsweise
die zehn niedrigsten Betroffenenraten hin­
sichtlich Depressionsdiagnosen im Rahmen
von Arbeitsunfähigkeitsmeldungen ermittelt
werden konnten.
Von den zehn Berufsgruppen, die am häufigs­
ten von Depressionen betroffen waren, gehö­
ren sieben dem Berufsbereich „Gesundheit,
Soziales, Lehre und Erziehung“ an. Beson­
ders häufig vertreten ist darunter die Berufs­
hauptgruppe „Medizinische Gesundheitsberu­
fe“ (81) mit den Tätigkeitsgruppen 81212,
81301 und 81302.
Die höchsten Betroffenenraten sowie die
meisten AU-Fälle und AU-Tage sind jedoch in
der Tätigkeitsgruppe „Berufe im Dialogmarke­
ting“ (92122) zu verzeichnen, das heißt in Be­
rufen mit überwiegender Tätigkeit für CallCenter, Service- und Kundenhotlines.
14 ǀ Depressionsatlas
Die Berufsgruppen, die häufig unter den TKVersicherten vertreten sind und welche die
geringsten Betroffenenraten in Bezug auf Ar­
beitsunfähigkeiten mit einer Diagnose von
Depressionen aufweisen, sind überwiegend
Berufsgruppen, die besonders komplexe Tä­
tigkeiten ausüben. Fünf von den zehn Berufs­
gruppen mit niedrigen Betroffenenraten sind
dem Berufsbereich „Rohstoffgewinnung, Pro­
duktion und Fertigung“ (Berufsbereich 2) zu­
zuordnen.
Nach diesen Auswertungen scheinen Berufs­
gruppen mit weniger komplexen Tätigkeiten –
vorrangig im gesundheitlichen oder sozialen
Bereich – deutlich stärker von Depressionen
betroffen zu sein als eher technisch und aka­
demisch orientierte Berufe mit höheren Quali­
fikationsanforderungen.
Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Berufen 2013 (fünfstellige KldB)
Berufe mit hohen sowie mit geringen Betroffenenraten
Rang
Tätigkeitsgruppen KldB 2010, fünfstellig
AU-Fälle
je 100 VJ
AU-Tage
je 100 VJ
Betr.
[%]
1
92122
Berufe im Dialogmarketing - fachlich ausgerichtete
Tätigkeiten
4,15
277
3,68 %
2
82102
Berufe in der Altenpflege (ohne Spezialisierung) ­
fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
3,27
247
3,45 %
3
82101
Berufe in der Altenpflege (ohne Spezialisierung) ­
Helfer-/Anlerntätigkeiten
3,09
215
3,20 %
4
83112
Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung - fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
2,74
162
2,74 %
5
81301
Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege (ohne
Spezialisierung) - Helfer-/Anlerntätigkeiten
2,72
188
2,60 %
6
73202
Berufe in der öffentlichen Verwaltung (ohne Spezialisierung) - fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
2,61
141
2,49 %
7
83124
Berufe in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik - hoch
komplexe Tätigkeiten
2,44
160
2,46 %
8
81302
Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege (ohne
Spezialisierung) - fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
2,46
151
2,46 %
9
53112
Berufe im Objekt-, Werte- und Personenschutz - fach­
lich ausgerichtete Tätigkeiten
2,46
143
2,38 %
10
81212
Medizinisch-technische Berufe im Laboratorium fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
2,41
109
2,30 %
….
…
….
91
71324
Berufe in der Unternehmensberatung –
hoch komplexe Tätigkeiten
0,91
46
0,87 %
92
27304
Berufe in der technischen Produktionsplanung und ­
steuerung - hoch komplexe Tätigkeiten
0,84
43
0,84 %
93
26304
Berufe in der Elektrotechnik (ohne Spezialisierung) hoch komplexe Tätigkeiten
0,82
57
0,79 %
94
25104
Berufe in der Maschinenbau- und Betriebstechnik
(ohne Spezialisierung) - hoch komplexe Tätigkeiten
0,80
42
0,79 %
95
71104
Geschäftsführer/innen und Vorstände –
hoch komplexe Tätigkeiten
0,66
68
0,77 %
96
27103
Berufe in der technischen Forschung und Entwicklung
(ohne Spezialisierung) - komplexe Spezialistentätigk.
0,80
44
0,75 %
97
27104
Berufe in der technischen Forschung und Entwicklung
(ohne Spezialisierung) - hoch komplexe Tätigkeiten
0,73
38
0,72 %
98
81404
Ärzte/Ärztinnen (ohne Spezialisierung) - hoch kom­
plexe Tätigkeiten
0,74
43
0,72 %
99
43414
Berufe in der Softwareentwicklung - hoch komplexe
Tätigkeiten
0,72
44
0,68 %
100
84304
Berufe in der Hochschullehre und -forschung - hoch
komplexe Tätigkeiten
0,58
29
0,55 %
Erwerbspersonen insgesamt
1,63
105
1,60 %
Tabelle 4 (Erwerbspersonen TK, nicht standardisierte Rohwerte)
Depressionsatlas ǀ 15
Arbeitsunfähigkeit nach Schulabschluss
Im Jahr 2013 wurden pro 100 Versicherungsjahre 1,63 AU-Fälle und 104 AU-Tage mit einer Diagnose von Depressionen bei Erwerbspersonen der TK ermittelt. Die Betroffenenrate lag bei den TK-versicherten Erwerbspersonen bei 1,59 Prozent.
Bei Darstellung der Kennzahlen nach Schulabschluss wird deutlich, dass AU-Fälle und
Betroffenenraten in Zusammenhang mit De­
pressionen mit zunehmender Schulbildung
zurückgehen. Ähnliches gilt auch für die AU­
Tage bei einer Diagnose von Depressionen,
wobei hier die Anzahl der Tage in der Gruppe
der Erwerbspersonen ohne Schulabschluss
etwas niedriger liegt als bei den Erwerbsper­
sonen mit Haupt- beziehungsweise Volks­
schulabschluss und erst mit steigendem
Schulabschluss wieder absinkt.
Arbeitsunfähigkeit mit Depressionen nach Schulabschluss 2013
AU-Fälle
je 100 VJ
AU-Tage
je 100 VJ
Betroffene
[Rate in %]
Haupt-/Volksschulabschluss
1,94
115
1,90 %
Mittlere Reife oder gleichwertiger Ab­
schluss
1,78
103
1,74 %
Abitur/Fachabitur
1,28
73
1,25 %
Abschluss unbekannt
1,68
105
1,68 %
Gesamt
1,63
104
1,59 %
Schulabschluss
Tabelle 5 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Arbeitsunfähigkeit nach Ausbildung
Auch mit steigendem beruflichem Ausbildungsabschluss gehen sowohl die AU-Tage
und AU-Fälle mit einer Diagnose von Depres­
sionen als auch die Betroffenenraten zurück.
Depressionen sind demnach keinesfalls nur
Erkrankungen der höheren Bildungsschich­
ten, sondern kommen stattdessen sogar häu­
figer bei Erwerbspersonen mit niedrigerem
Schul- oder Ausbildungsabschluss vor.
Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Ausbildung 2013
Ohne beruflichen Ausbildungsabschluss
2,07
Abschluss einer anerkannten Berufsausbildung
1,76
Meister-/Techniker- oder gleichwertiger
Fachschulabschluss
83
1,28
Diplom/Magister/Master/Staatsexamen
Abschluss unbekannt
104
1,51
Bachelor
Promotion
113
1,11
0,67
36
1,53
78
63
AU-Tage je 100 VJ
AU-Fälle je 100 VJ
104
Abbildung 5 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert; unterschiedliche Achsendarstellung
für Fall- beziehungsweise Tagesangaben)
16 ǀ Depressionsatlas
Arbeitsunfähigkeit nach Leitungsfunktion
Neben der Schul- und Berufsausbildung hat
auch die derzeitige Stellung im Beruf Einfluss
auf das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen.
In der vierten Stelle der Klassifikation der Be­
rufe 2010 ist festgehalten, ob die berufliche
Tätigkeit eine Aufsichts- oder Leitungsposition
umfasst. Bei Auswertung der Arbeitsunfähig­
keitsdaten im Hinblick auf dieses Merkmal
wird deutlich, dass Erwerbspersonen in Füh­
rungs- oder Leitungspositionen diagnoseun­
abhängig etwas seltener von Arbeitsunfähig­
keiten betroffen sind als Erwerbspersonen
ohne Führungs- oder Leitungsposition. Nicht
nur die Betroffenenraten sind mit 47,8 Prozent
gegenüber 54 Prozent geringer, sondern es
wurden auch weniger AU-Fälle und -Tage bei
Personen in Führungs- oder Leitungspositio­
nen dokumentiert.
Grundsätzlich trifft diese Aussage auch auf
Erkrankungen mit Depressionen im Sinne der
ICD-Diagnosen F32 und F33 zu.
Bei gleichartigen Auswertungen zur ICDDiagnose Z73, die im Falle eines sogenann­
ten „Burnouts“ kodiert werden kann, fällt auf,
dass Führungskräfte von dieser Diagnose na­
hezu genauso oft betroffen sind wie Erwerbs­
personen ohne Führungsposition. Die durch­
schnittliche Anzahl der AU-Tage bei Füh­
rungskräften liegt sogar etwas höher als bei
Erwerbspersonen ohne Personalverantwor­
tung.
Kosten von Arbeitsunfähigkeit mit De­
pressionen
In Anlehnung an Berechnungen der Bundes­
anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
(BAuA) zu volkswirtschaftlichen Kosten durch
5
Arbeitsunfähigkeit soll an dieser Stelle eine
grobe Einschätzung der Kosten, die aufgrund
von Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen im
Sinne der ICD-Diagnosen F32 und F33 ent­
stehen, vorgenommen werden. Dabei wird in
diesem Kontext zunächst nur auf sogenannte
Produktionsausfallkosten eingegangen.
Eine Grundlage für die Berechnungen bilden
die im Rahmen der volkswirtschaftlichen Ge­
samtrechnung vom Statistischen Bundesamt
veröffentlichten Zahlen zu durchschnittlichen
monatlichen Arbeitnehmerentgelten in einzel­
6
nen Kalenderjahren (im Sinne von Bruttolöh­
nen und -gehältern zuzüglich der Sozialversi­
cherungsbeiträge der Arbeitgeber). Aus die­
sen monatlichen Entgelten, die nach Angaben
des Statistischen Bundesamtes 2000 bis
2013 von 2.601 Euro auf 3.151 Euro stiegen,
wurden zunächst durchschnittliche kalender­
tägig fällige Entgelte (zwischen 85,51 Euro
und 103,59 Euro) ermittelt, die anschließend
zur Bewertung von Kosten für einzelne Fehl­
tage herangezogen wurden.
Wie bereits zuvor erläutert und auch der Ab­
bildung 6 zu entnehmen, stieg die Zahl der
AU-Tage mit Diagnosen von Depressionen
vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2012, unterbro­
chen von einem leichten Rückgang im Jahr
2006, an. Entsprechend nahmen auch die
Kosten im Zusammenhang mit Depressionen
im gleichen Zeitraum zu. Dabei summieren
sich die Effekte der zunehmenden Fehlzeiten
Arbeitsunfähigkeit mit Depressionen nach Stellung im Berufsleben 2013
AU-Fälle
je 100 VJ
AU-Tage
je 100 VJ
Betroffene
[Rate in %]
Aufsichtskraft – nein
Aufsichtskraft - ja
118,48
92,30
1452
1143
54,05 %
47,81 %
Depressionen
Aufsichtskraft – nein
Aufsichtskraft - ja
1,59
1,27
93
85
1,56 %
1,31 %
Probleme mit Bezug auf
Schwierigkeiten bei der
Lebensbewältigung
Aufsichtskraft – nein
Aufsichtskraft - ja
0,27
0,26
10
12
0,27 %
0,26 %
ICD-10-Code
ICD-10-Diagnose
Leitungsfunktion
A00-Z99
alle Diagnosen
F32, F33
Z73
Tabelle 6 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
5
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
(2014): Volkswirtschaftliche Kosten durch Arbeitsunfä­
higkeit 2012. URL: http://www.baua.de/de/Informationen­
fuer-die-Praxis/Statistiken/Arbeitsunfaehigkeit/
Kosten.html.
6
Statistisches Bundesamt. Volkswirtschaftliche Gesamt­
rechnungen. Fachserie 18 Reihe 1.5. URL: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Vo
lkswirtschaftlicheGesamtrechnung­
en/Inlandsprodukt/InlandsproduktsberechnungLangeRei
hen.html.
Depressionsatlas ǀ 17
mit Diagnosen von Depressionen und des
Anstiegs der durchschnittlichen Arbeitneh­
merentgelte.
Weitgehend zwangsläufig wird bei den hier
dargelegten Hochrechnungen davon ausge­
gangen, dass die jetzt bei TK-versicherten
Erwerbspersonen festgestellten Fehlzeiten in
vergleichbarem Umfang auch bei anderen Ar­
beitnehmern oder Erwerbstätigen in Deutsch­
land anfallen. Aufgrund der Vielzahl von Be­
schäftigten aus technischen Berufen mit einer
Mitgliedschaft in der TK, die in der Regel un­
terdurchschnittliche Fehlzeiten mit der Diag­
nose von Depressionen aufweisen, dürften
die realen Fehlzeiten mit Depressionen in
Deutschland auf der Basis von TK-Daten ten­
denziell eher unterschätzt werden.
Der leichte Rückgang der Fehlzeiten mit De­
pressionen von 2012 nach 2013 wird im Hin­
blick auf die Arbeitgeberkosten durch den
Anstieg des durchschnittlichen Arbeitnehmer­
entgeltes aufgehoben.
Kosten
Veranschlagt man pro
Fehltag 2013 durch­
schnittliche Arbeit­
nehmerentgelte in Hö­
he von 103,59 Euro,
ergeben sich nach
Hochrechnung von
TK-Ergebnissen auf al­
le Arbeitnehmer in
Deutschland für 2013
Produktionsausfallkos­
ten aufgrund von De­
pressionen in Höhe
von rund 4 Milliarden
Euro.
Pro 100 Erwerbspersonen beliefen sich die
hier überschlägig ermittelten Kosten für Ar­
beitsausfälle aufgrund von Depressionen im
Jahr 2013 auf 10.756 Euro, was durchschnitt­
lichen Kosten von knapp 108 Euro je Er­
werbsperson und Jahr entspricht. Hochge­
rechnet auf die 37,8 Millionen Arbeitnehmer in
Deutschland ergeben sich damit für 2013
Kosten von 4,07 Milliarden Euro.
Grundsätzlich nicht berücksichtigt wurden zu­
dem insbesondere Einschränkungen der Pro­
duktivität durch Depressionen, die auch ohne
eine (gemeldete) Abwesenheit der betroffe­
nen Mitarbeiter am Arbeitsplatz resultieren
können.
Noch deutlich höhere Kosten würden resultie­
ren, sofern man für jeden erfassten Fehltag
als Ausfall die vom Statistischen Bundesamt
für 2013 ausgewiesene durchschnittliche
Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Hö­
he von 180 Euro je Kalendertag (bezie­
hungsweise 66.448 Euro pro Jahr) ansetzt
und/oder die hier gefundenen Ausfälle nicht
nur auf Arbeitnehmer, sondern gleichartig auf
alle Erwerbstätigen (inklusive Selbstständi­
gen) hochrechnet.
Kosten von Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen 2000 bis 2013
140
AU-Tage
9.435
7.849
100
80
10.756
5.269
5.580
5.918
6.069
6.432 6.521
5.465
6.211
6.845
10.000
8.000
6.000
60
4.000
40
2.000
20
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Jahr
Abbildung 6 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
18 ǀ Depressionsatlas
12.000
0
Arbeitnehmerentgelt je 100 VJ [€]
120
AU-Tage je 100 VJ
9.944
Arbeitnehmerentgelt
10.705
Arbeitsunfähigkeit mit weiteren Diagnosen
Neben Depressionen gehen weitere psychi­
sche Erkrankungen mit einer ähnlichen Er­
schöpfungssymptomatik einher. So zeigen
zum Beispiel Personen mit einem sogenann­
ten „Burnout-Syndrom“ oder einer Neurasthe­
nie unter Umständen ähnliche Symptome wie
Personen mit einer Depression im Sinne der
ICD-Diagnosen F32 und F33.
In allen Fällen fühlt sich der Patient übermä­
ßig belastet und ist nicht mehr oder nur ein­
geschränkt in der Lage, seinen beruflichen
und privaten Verpflichtungen nachzukommen.
Diagnose Burnout-Syndrom
Häufig diskutiert wird im Zusammenhang mit
einer beruflichen Überlastung insbesondere
das Burnout-Syndrom – das „Ausgebrannt­
sein“. Hiermit ist das Ergebnis einer anhalten­
den Überlastungssituation im beruflichen oder
privaten Umfeld gemeint, die schließlich in ei­
ne andauernde Erschöpfung mündet. Im
schlimmsten Fall kann es zu einem völligen
psychischen Zusammenbruch kommen.
Das Burnout-Syndrom wird aus fachärztlicher
Sicht zumeist nicht als psychische Krankheit
verstanden. Eher werden die mit dem Burn­
out-Syndrom verbundenen Umstände als Ri­
sikofaktoren für die Entwicklung psychischer
Erkrankungen im engeren Sinne betrachtet.
Für die mit dem Burnout-Syndrom einherge­
henden Beschwerden ist innerhalb der ICDKlassifikation der Code Z73 „Probleme mit
Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebens­
bewältigung“ aus dem ICD-Kapitel XXI „Fak­
toren, die den Gesundheitszustand beeinflus­
sen“ (Z00–Z99) vorgesehen.
Das Burnout-Syndrom im Sinne der ICDDiagnose Z73 spielt im AU-Geschehen mit
durchschnittlich lediglich zehn AU-Tagen je
100 Versicherungsjahre und einer Betroffe­
nenrate von 0,27 Prozent eine sehr unterge­
ordnete Rolle. Auf diesem sehr niedrigen Ni­
veau übertraf der relative Anstieg der Fehlzei­
ten unter dieser Diagnose seit 2000 allerdings
die bereits zuvor beschriebene Zunahme der
Fehlzeiten mit Depressionen im selben Zeit­
raum noch erheblich.
Während im Jahr 2013 gut zehn AU-Tage pro
100 Versicherungsjahre auf diese Diagnose
entfielen, war es im Jahr 2000 noch nicht
einmal ein AU-Tag pro 100 Versicherungsjah­
re. Dabei ist es seit dem Jahr 2011, in dem
die AU-Tage unter der Diagnose Z73 mit rund
13 Tagen pro 100 Versicherungsjahre den
bislang höchsten Wert erreicht hatten, sogar
wieder zu einem leichten Rückgang der
dokumentierten Fehlzeiten mit dieser Diagno­
se gekommen.
Alters- und geschlechtsspezifische Werte zei­
gen eine ähnliche Verteilung wie bei Depres­
sionen im Sinne der ICD-Diagnosen F32 und
F33. So sind Frauen in allen Altersgruppen
deutlich stärker betroffen als Männer. Bei bei­
den Geschlechtern steigen die Betroffenheits­
raten bis zur Altersgruppe der 55- bis 59­
Jährigen stetig an. Erst die 60- bis 64­
Jährigen sind wieder etwas weniger betroffen.
Dabei ist der prozentuale Anstieg bei Män­
nern aufgrund des niedrigeren Ausgangsni­
veaus noch deutlicher. Hier steigen die Be­
troffenenraten von 0,098 auf 0,232 Prozent
an, was einer Zunahme um 137 Prozent be­
ziehungsweise den Faktor 2,4 gleichkommt.
Bei Frauen ist von der jüngsten zur zweit­
höchsten Altersgruppe ein altersabhängiger
Anstieg der Betroffenenraten um 131 Prozent
auszumachen.
Die Arbeitsunfähigkeitstage nehmen ge­
schlechtsunabhängig mit steigendem Alter zu.
Für Männer und Frauen ist dabei ein ähnli­
cher Anstieg zu beobachten. Die Zunahme
der dokumentierten AU-Tage beträgt 14 Tage
bei den Männern und 15 Tage bei den Frau­
en, wobei der Wert in der untersten Alters­
gruppe der 15- bis 19-jährigen Männer einen
Tag und bei Frauen vier Tage beträgt.
Neurasthenie
Die ICD-Diagnose Neurasthenie (F48) be­
schreibt ebenfalls eine anhaltende Erschöp­
fung oder Ermüdung. Stärker als beim Burn­
out-Syndrom stehen jedoch innere Ursachen
im Vordergrund, auch kann eine Unterforde­
rung im Sinne von monotonen Anforderungen
Ursache der Erkrankung sein. Historisch war
diese Diagnose besonders Anfang des 20.
Jahrhunderts mit einsetzender Industrialisie­
rung von erheblicher Bedeutung, wurde aber
in jüngerer Zeit besonders in Fällen von star­
ker beruflicher Überlastung teilweise durch
die Diagnose des Burnout-Syndroms ersetzt.
Burnout-Syndrom
Das Burnout-Syndrom
wird von Fachärzten
zumeist nicht als ei­
genständiges Krank­
heitsbild angesehen,
entsprechend kann es
in der ICD 10 lediglich
mit dem Schlüssel Z73
aus dem Kapitel XXI
„Faktoren, die den Ge­
sundheitszustand be­
einflussen“ kodiert
werden. Trotz erhebli­
cher Zunahmen bis
2011 spielten Arbeits­
unfähigkeiten mit An­
gabe des Codes Z73
auch 2013 eine eher
untergeordnete Rolle.
Dennoch ist festzustellen, dass die ICDDiagnose „Neurasthenie“ (F48) in den ver­
gangenen Jahren immer häufiger gestellt
wird. So betrug die Betroffenenrate im Jahr
2000 0,34 Prozent und stieg bis zum Jahr
2013 auf 0,85 Prozent an. Während im Jahr
2000 durchschnittlich noch knapp zehn AUTage pro 100 Versicherungsjahre mit dieser
Diagnose dokumentiert wurden, waren es im
Jahr 2013 schon mehr als 22 Tage. Im Ver­
gleich zu Depressionen mit durchschnittlich
103 AU-Tagen pro 100 Versicherungsjahre im
Jahr 2013 hat diese Erkrankung aber eine
eher geringere Bedeutung.
Depressionsatlas ǀ 19
Relative Veränderungen von Fehlzeiten mit Erschöpfungsdiagnosen 2000 bis
2013
1600 %
AU-Tage Z73
AU-Tage F48
AU-Tage F32, F33
AU-Tage A00-Z99
1400 %
(Wert im Jahr 2000 = 100%)
Relative Veränderung
1200 %
1000 %
800 %
600 %
400 %
200 %
0%
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Jahr
Abbildung 7 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Arbeitsunfähigkeiten mit Diagnose Z73 nach Geschlecht und Alter 2013
0,5 %
19
Betr. Frauen
Betr. Männer
0,4 %
17
AU-Tage Frauen
14
0,3 %
11
9
0,2 %
0,1 %
4
1
0,0 %
2
13
9
15
11
4
10
5
3
15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64
Altersgruppe
Abbildung 8 (Erwerbspersonen TK 2013)
20 ǀ Depressionsatlas
15
15
7
7
5
10
20
0
AU-Tage je 100 VJ
Betroffene
AU-Tage Männer
18
Verordnung von
Antidepressiva
Antidepressiva sind Arzneimittel, die vorran­
gig, aber nicht ausschließlich zur Behandlung
von Depressionen eingesetzt werden. Aus­
wertungen zu Verordnungen von Antidepres­
siva können in erster Linie Informationen zur
Einschätzung von Häufigkeit und Umfang der
medikamentösen Therapie von Depressionen
liefern. Durch das verhältnismäßig spezifische
Anwendungsspektrum von Antidepressiva –
namentlich die vorrangige Verordnung bei
Depressionen – kann mit gewissen Ein­
schränkungen aus den Ergebnissen zu Ver­
ordnungen auch auf das Vorliegen von psy­
chischen Problemen im Sinne von Depressio­
nen geschlossen werden.
Im Zusammenhang mit den vorausgehend
dargestellten Auswertungen zu Arbeitsunfä­
higkeiten ist dies insofern von Interesse, als
dass keinesfalls davon auszugehen ist, dass
jede Erwerbsperson mit Depressionen auch
mit der expliziten Nennung einer entspre­
chenden Diagnose arbeitsunfähig gemeldet
wird und dann in den Daten zu Arbeitsunfä­
higkeiten identifiziert werden kann. Ein Teil
der von (leichteren) Depressionen betroffenen
Erwerbspersonen dürfte innerhalb von übli­
cherweise betrachteten Jahreszeiträumen
überhaupt nicht arbeitsunfähig gemeldet sein,
bei einem anderen Teil dürfte die Meldung un­
ter einer anderen, eventuell weniger stigmati­
sierenden Diagnose erfolgen. In beiden Fällen
könnten Informationen zu gegebenenfalls
verabreichten Antidepressiva die einzigen
Hinweise auf gesundheitliche Probleme im
Sinne von Depressionen sein.
Tabelle 7 liefert detaillierte Informationen zur
Verordnung von Antidepressiva bei Erwerbs­
personen im Jahr 2013. Zur besseren Einord­
nung dieser Verordnungen in das Gesamt­
arzneimittelverordnungsgeschehen werden
auch Kennzahlen zu übergeordneten Arznei­
mittelgruppen auf unterschiedlichen Ebenen
des ATC-Klassifikationssystems genannt.
Verordnung von Antidepressiva sowie von weiteren Arzneimitteln 2013
Männer
Gesamt
DDD
pro
Jahr
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
DDD
pro
Jahr
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
DDD
pro
Jahr
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
Alle Wirkstoffe
232,78
66,29 %
351,15
226,01
77,68 %
290,94
229,66
71,54 %
321,03
Nervensystem
16,78
13,95 %
120,28
24,15
20,34 %
118,72
20,17
16,89 %
119,42
Psychopharmaka
11,91
5,65 %
210,98
18,37
9,58 %
191,74
14,89
7,46 %
199,59
ATCCode
Wirkstoff
A-V
N
N05,
N06
N06A
Frauen
Antidepressiva
9,78
4,38 %
223,53
16,23
7,84 %
207,00
12,75
5,97 %
213,53
N06AA04
Clomipramin
0,05
0,04 %
137,73
0,07
0,05 %
131,93
0,06
0,04 %
134,57
N06AA05
Opipramol
0,54
0,73 %
73,60
1,00
1,47 %
68,17
0,75
1,07 %
70,18
N06AA06
Trimipramin
0,14
0,30 %
47,39
0,24
0,59 %
40,35
0,19
0,43 %
42,97
N06AA09
Amitriptylin
0,37
0,43 %
85,27
0,69
0,95 %
71,86
0,51
0,67 %
76,49
N06AA12
Doxepin
0,20
0,29 %
69,40
0,23
0,41 %
55,86
0,21
0,34 %
61,96
N06AA21
Maprotilin
0,01
0,01 %
101,67
0,01
0,01 %
105,73
0,01
0,01 %
103,81
N06AB03
Fluoxetin
0,47
0,17 %
267,98
1,29
0,48 %
268,66
0,84
0,31 %
268,46
N06AB04
Citalopram
2,56
1,13 %
227,04
4,26
1,94 %
218,97
3,34
1,50 %
222,24
N06AB05
Paroxetin
0,50
0,19 %
266,80
0,66
0,27 %
243,05
0,57
0,23 %
253,71
N06AB06
Sertralin
0,80
0,26 %
311,77
1,43
0,47 %
304,79
1,09
0,35 %
307,50
N06AB10
Escitalopram
0,50
0,20 %
252,37
0,84
0,35 %
238,86
0,65
0,27 %
244,20
N06AP01
Johanniskraut*
0,31
0,18 %
176,32
0,79
0,47 %
168,09
0,53
0,31 %
170,61
N06AP51
0,00
0,00 %
10,26
0,00
0,00 %
16,43
0,00
0,00 %
15,32
N06AX11
Johanniskraut,
Kombinationen*
Mirtazapin
0,93
0,75 %
123,27
0,88
0,95 %
92,80
0,91
0,84 %
107,46
N06AX16
Venlafaxin
1,43
0,50 %
288,20
2,29
0,83 %
277,73
1,83
0,65 %
282,05
N06AX21
Duloxetin
0,27
0,14 %
188,49
0,56
0,30 %
187,64
0,40
0,21 %
187,94
* Substanz kann seit Wegfall der Erstattung von Verordnungen rezeptfrei erhältlicher Arzneimittel seit 2004 nur in Ausnahmefällen zu Lasten einer ge­
setzlichen Krankenkasse abgerechnet werden.
Tabelle 7 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert; Angaben bezogen auf Personen mit Versicherung am 1. Januar
des Jahres)
Depressionsatlas ǀ 21
Aufgeführt wird zum einen die Zahl der durch­
schnittlich je Erwerbsperson jährlich verordne­
ten „Defined Daily Doses“ (DDD). Eine defi­
nierte Tagesdosis bezeichnet dabei die nach
pharmakologischen Kriterien festgelegte Sub­
stanzmenge, die zur Behandlung einer Per­
son mit einem Präparat unter üblichen Um­
ständen für einen Zeitraum von einem Tag
ausreicht – für die durchgängige Behandlung
einer Person über ein Jahr wären also bei­
spielsweise 365 DDD erforderlich.
Neben definierten Tagesdosen werden zum
anderen auch die Raten der von den genann­
ten Arzneiverordnungen innerhalb eines Jah­
res betroffenen Erwerbspersonen (in Prozent)
sowie die durchschnittliche Anzahl der ver­
ordneten Tagesdosen bezogen ausschließlich
auf diese Betroffenen ausgewiesen.
Im Jahr 2013 wurden über alle ATC-Gruppen
je Erwerbsperson insgesamt im Mittel rund
230 definierte Tagesdosen verordnet.
Antidepressiva
6 Prozent aller Er­
werbspersonen erhiel­
ten 2013 mindestens
eine AntidepressivaVerordnung. Je Er­
werbsperson wurden
innerhalb des Jahres
durchschnittlich 12,75
Tagesdosen verord­
net.
Die 6 Prozent be­
troffenen Erwerbsper­
sonen erhielten damit
innerhalb des Jahres
durchschnittlich jeweils
214 Tagesdosen.
Antidepressiva finden sich in der Wirkstoff­
gruppe N „Nervensystem“ der ATC-Klassifika­
tion. Mit 20,2 DDD pro Jahr beträgt der Anteil
der definierten Tagesdosen dieser Arzneimit­
telgruppe an den verordneten Tagesdosen al­
ler Wirkstoffe geschlechtsübergreifend knapp
9 Prozent.
Die mengenmäßig relevantesten Arzneimit­
telgruppen, die zur Behandlung von Erkran­
kungen des Nervensystems eingesetzt wer­
den, sind Psycholeptika (N05) sowie Psycho­
analeptika (N06). Die beiden Gruppen umfas­
sen gemeinsam genau diejenigen Medika­
mente, die typischerweise als Psychophar­
maka bezeichnet werden. Ihnen sind mit 14,9
DDD pro Jahr rund 74 Prozent der verordne­
ten Tagesdosen aller Arzneiverordnungen zur
Behandlung des Nervensystems zuzuordnen.
Im Zusammenhang mit dem Thema „Depres­
sion“ interessieren besonders die Arzneimit­
tel, die typischerweise bei der medikamentö­
sen Therapie von Depressionen eingesetzt
werden – die Gruppe der „Antidepressiva“
(N06A).
Im Jahr 2013 hatten Antidepressiva mit einem
Verordnungsvolumen von durchschnittlich
knapp 13 Tagesdosen je Person einen Anteil
von etwa 6 Prozent an allen verordneten Ta­
gesdosen bei Erwerbspersonen. Von der
Verordnung (mindestens) eines Antidepressi­
vums waren 2013 knapp 6 Prozent der Er­
werbspersonen betroffen. Betroffene erhielten
dabei innerhalb des Jahres durchschnittlich
rund 214 Tagesdosen an Antidepressiva, also
eine Arzneimittelmenge, die in gewöhnlicher
Dosierung für die Behandlung über mehr als
die Hälfte eines Jahres ausreichen würde. An­
tidepressiva dürften demnach regelmäßig
22 ǀ Depressionsatlas
über längere Zeiträume von mehreren Mona­
7
ten verordnet werden.
Wirkstoffbezogene Auswertungen und damit
Auswertungen zu maximal differenzierten sie­
benstelligen ATC-Codes zeigt Abbildung 12
zu denjenigen Arzneimitteln aus der Gruppe
der Antidepressiva, die entweder im aktuellen
Auswertungsjahr 2013 oder zu Beginn des
Auswertungszeitraums im Jahr 2000 die ver­
ordnungsrelevantesten Einzelsubstanzen
waren.
Der Wirkstoff mit dem höchsten Verordnungs­
volumen bei Männern und Frauen war im Jahr
2013 Citalopram (Handelsname zum Beispiel:
®
®
Citalopram dura , Citalopram AL ; ATC-Code
N06AB04). Allein auf diesen einen Wirkstoff
entfiel ein Anteil von 26 Prozent der verordne­
ten Tagesdosen der Antidepressiva. Weitere
Wirkstoffe mit einem hohen Anteil an den Antidepressiva-Verordnungen sind die Wirkstoffe
Venlafaxin (Handelsname zum Beispiel:
®
®
Venlafaxin Heumann , Venlafaxin AAA ),
Sertralin (Handelsname zum Beispiel: Sertra­
lin BASICS®, Sertralin Aurobindo®),
Mirtazapin (Handelsname zum Beispiel:
®
®
Mirtazapin Heumann , Mirtazapin STADA )
und Fluoxetin (Handelsname zum Beispiel:
®
®
Fluoxetin HEXAL , Fluoxetin beta ).
Die Verordnungsraten bei Frauen sind hin­
sichtlich der meisten Wirkstoffe merklich hö­
her als bei Männern. Betroffene Frauen erhal­
ten dabei von den überwiegend verordneten
Wirkstoffen allerdings im Verordnungsfall
durchschnittlich eine etwas geringere Zahl an
definierten Tagesdosen als Männer. Dies
könnte sowohl durch eine kürzere Behand­
lungsdauer als auch durch eine durchschnitt­
lich geringere Dosierung der Wirkstoffe bei
Frauen im Vergleich zu Männern bedingt sein.
Verordnung nach Alter und Geschlecht
Die vorangehenden Tabellen zeigen bereits,
dass die Verordnung von Arzneimitteln in Ab­
hängigkeit vom Geschlecht variiert. Im Weite­
ren wird den alters- und geschlechtsabhängi­
gen Unterschieden besonders im Hinblick auf
die Verordnung von Antidepressiva nachge­
gangen.
Im Jahr 2013 erhielten 4,4 Prozent der Männer
und 7,8 Prozent der Frauen Antidepressiva.
7
Genauere Aussagen zu medikamentösen Behandlungs­
episoden wären erst nach Auswertungen zu Betroffenen
über längere Beobachtungszeiträume möglich, auf die im
Rahmen der vorliegenden eher allgemeinen Bearbeitung
des Themas Depressionen verzichtet wurde.
Wirkstoffübergreifend wurden Männern dabei
im Jahr 2013 knapp zehn definierte Tagesdo­
sen Antidepressiva verordnet, während Frauen
gut 16 Tagesdosen Antidepressiva erhielten.
Frauen waren damit 1,8 Mal häufiger als
Männer von den Verordnungen betroffen und
bekamen 66 Prozent mehr Tagesdosen an
Antidepressiva als Männer.
Abbildung 9 zum Verordnungsvolumen von
Antidepressiva zeigt vergleichbare Ge­
schlechtsunterschiede für alle Altersgruppen,
wobei relative Unterschiede in den jüngeren
Altersgruppen mit dem geringsten Verord­
nungsvolumen am stärksten ausgeprägt sind.
Geschlechtsunabhängig steigt das Verord­
nungsvolumen von Antidepressiva altersab­
hängig stetig an.
Der größte Wert wird in der Altersgruppe der
55- bis 59-Jährigen erreicht. In der höchsten
Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen findet
sich dann wieder ein leichter Rückgang. Für
Frauen ist von der niedrigsten bis zur zweit­
höchsten Altersgruppe ein etwa achtfacher
Verordnungsvolumen Antidepressiva nach Geschlecht und Alter 2013
DDD pro VersicherungsJahr
25
20
15
Frauen
Männer
10
5
0
15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64
Altersgruppe
Abbildung 9 (Erwerbspersonen TK 2013)
Antidepressiva-Verordnung nach Geschlecht und Alter 2013
14 %
300
12 %
229
Betroffene
168
8%
4%
229
116
197
212
219
216
227
232
210
210
250
229
209
208
200
197
150
162
116
Betr. Frauen
Betr. Männer
2%
DDD Frauen
100
50
DDD pro Betroffenem
10 %
6%
231
209
DDD Männer
0%
15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64
0
Altersgruppe
Abbildung 10 (Erwerbspersonen TK 2013)
Depressionsatlas ǀ 23
Verordnungstrend
Von 2000 bis 2013 ist
der Anteil der mit Anti­
depressiva behandel­
ten Erwerbspersonen
von 4,1 auf 6 Prozent
gestiegen, zugleich hat
sich die bei Betroffe­
nen durchschnittlich
verordnete Menge an
Tagesdosen von 106
auf 214 DDD in etwa
verdoppelt.
Die Zahl der verordne­
ten Tagesdosen ist
damit um den Faktor
2,74 gestiegen und hat
sich nahezu verdrei­
facht.
Anstieg des Verordnungsvolumens (von 3,3
auf 26,3 DDD) zu verzeichnen, während der
relative Anstieg der Werte bei Männern auf­
grund des niedrigen Ausgangswertes von 1,2
Tagesdosen in der jüngsten Altersgruppe auf
16 Tagesdosen in der zweithöchsten Alters­
gruppe sogar noch stärker ist.
Verordnungen im Zeitverlauf
Die in Abbildung 10 dargestellte Betroffenenrate beschreibt den prozentualen Anteil der
Versicherten, die mindestens eine Arzneiver­
ordnung dieser Wirkstoffgruppe erhalten ha­
ben. Ähnlich wie die Anzahl der Tagesdosen
pro Versicherungsjahr steigen die Betroffe­
nenraten bei beiden Geschlechtern bis zum
Alter von 55 bis 59 Jahren an und sinken erst
in der höchsten Altersgruppe der über 60­
Jährigen wieder leicht ab. Die Betroffenenra­
ten sind bei Frauen nahezu aller Altersgrup­
pen fast doppelt so hoch wie bei Männern.
Der Anteil der Erwerbspersonen, die Antide­
pressiva erhalten haben, ist im Jahr 2013
merklich höher als im Jahr 2000. Nach ver­
hältnismäßig geringen Werten in den Jahren
2004 bis 2006 sind die Betroffenenraten ge­
schlechtsübergreifend von 4,11 Prozent im
Jahr 2006 auf 5,97 Prozent im Jahr 2013 kon­
tinuierlich angestiegen. Im Jahr 2013 erhielt
damit etwa jede 17. Erwerbsperson Antide­
pressiva. Der Anstieg betraf Männer und
Frauen in ähnlichem Maße.
Während bei vorangehenden Auswertungen
Arzneiverordnungen im Jahr 2013 im Mittel­
punkt standen, wird im Folgenden die Ent­
wicklung der Verordnung von Antidepressiva
in den Jahren 2000 bis 2013 betrachtet.
Wie in vorangehenden Auswertungen bereits
festgestellt, erhalten betroffene Männer al­
tersübergreifend mehr definierte Tagesdosen
Antidepressiva als Frauen. Jüngeren be­
troffenen Männern und Frauen werden weni­
ger Tagesdosen als Älteren verordnet, was
auf kürzere Behandlungszeiträume mit Anti­
depressiva hindeuten könnte. So würde die
durchschnittlich in der jüngsten Altersgruppe
verordnete Anzahl Tagesdosen nur für eine
weniger als vier Monate dauernde Behand­
lung mit Antidepressiva ausreichen, während
die Tagesdosen in den höheren Altersgrup­
pen eine durchgängige Behandlung von mehr
als sieben Monaten ermöglichen würden.
Zugleich ist die Zahl der definierten Tagesdo­
sen an Antidepressiva, die je Betroffenen
durchschnittlich verordnet wurden, von 2000
bis 2013 erheblich angestiegen. Während je
betroffene Person (geschlechtsübergreifend)
im Jahr 2000 erst 106 Tagesdosen an Anti­
depressiva verordnet wurden, lag dieser Wert
2006 bei 159 DDD und 2013 schließlich bei
knapp 214 DDD. Wurde eine Erwerbsperson
innerhalb eines Jahres überhaupt mit Antide­
pressiva behandelt, erhielt sie im Jahr 2013
durchschnittlich etwa doppelt so viele Tages­
dosen wie eine betroffene Erwerbsperson im
Jahr 2000.
Antidepressiva-Verordnungen nach Geschlecht 2000 bis 2013
10 %
250
9%
8%
Betroffene
6 %
5%
4%
110
104
117
110
126
117
137
149
150
128
153
166
192
177
193
181
203
207
200
150
100
Betr. Frauen
2%
Betr. Männer
50
DDD Frauen
1%
DDD Männer
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Jahr
Abbildung 11 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
24 ǀ Depressionsatlas
197
219
136
3%
0%
191
212
0
DDD pro Betroffenem
163
7 %
170
182
206
224
Eine medikamentöse Therapie mit Antide­
pressiva wurde im Jahr 2013 demnach nicht
nur bei mehr Personen als in allen vorausge­
hend betrachteten Jahren durchgeführt, son­
dern umfasste zugleich, gemessen an den
verordneten Tagesdosen, auch eine merklich
größere Wirkstoffmenge, was auf einen Trend
zur Intensivierung und/oder Verlängerung der
medikamentösen Therapie mit Antidepressiva
hindeutet.
Trends bei Verordnungen relevanter Anti­
depressiva nach Wirkstoffen
Auswertungen zu Veränderungen des Ver­
ordnungsvolumens wurden zu denjenigen
Wirkstoffen aus der ATC-Gruppe der Antide­
pressiva durchgeführt, die entweder im aktu­
ellen Auswertungsjahr 2013 oder zu Beginn
des Auswertungszeitraums im Jahr 2000 un­
ter den fünf verordnungsrelevantesten Ein­
zelsubstanzen waren.
Mit Ausnahme des Johanniskrautes zeigte
sich bei allen betrachteten Wirkstoffen eine
deutliche Zunahme des Verordnungsvolu­
mens. Johanniskraut, ein pflanzliches Arz­
neimittel, das vor allem zur Behandlung leich­
ter bis mittelschwerer Depressionen einge­
setzt wird, war noch im Jahr 2000 – mit einer
Verordnung von 1,32 definierten Tagesdosen
pro Erwerbsperson – der Wirkstoff mit dem
mit Abstand höchsten Verordnungsvolumen.
Seit April 2004 waren Johanniskrautpräparate
durch die gesetzlichen Krankenkassen als
ansonsten auch rezeptfrei erhältliche Arznei­
mittel nur erstattungsfähig, wenn sie pro Ap­
plikationsform 300 mg Extrakt des eigent­
lichen Wirkstoffes enthielten und zur Behand­
lung von Depressionen eingesetzt wurden. Zu
Beginn des Jahres 2004 war mit dem allge­
meinen Wegfall der Erstattungen für rezeptfrei
erhältliche Medikamente auch die Erstattung
für Johanniskraut-Verordnungen durch GKVKassen zunächst gänzlich weggefallen. In
diesem Kontext kam es 2004 – wie zu erwar­
ten – zu einem starken Rückgang des in den
Krankenkassendaten dokumentierten Verord­
nungsvolumens. Dass Johanniskraut seit
2009 zur Behandlung von Depressionen in
Apotheken nur noch auf Rezept abgegeben
wird, könnte den leichten Anstieg der ärztli­
chen Verordnungen ab diesem Jahr erklären.
In welchem Umfang Johanniskrautpräparate
von Patienten darüber hinaus rezeptfrei ge­
kauft wurden, bildet sich in den Daten der
Krankenkassen nicht ab.
Weitere Wirkstoffe, die schon am Beginn des
Auswertungszeitraums im Jahr 2000 zu den
verordnungsstärksten Substanzen gehörten,
waren Amitriptylin, Opipramol, Citalopram und
Sertralin. Während das Verordnungsvolumen
von Amitryptilin, dem im Jahr 2000 nach Jo­
hanniskraut am häufigsten verordneten Wirk­
stoff, sich im Laufe der Zeit kaum verändert
hat, kam es bei den Wirkstoffen Opipramol,
Citalopram und Sertralin von 2000 bis zum
Jahr 2013 zu einem deutlichen Anstieg der
Verordnungen.
Antidepressiva-Verordnungsvolumen nach Wirkstoffen 2000 bis 2013
4,0
DDD je Versicherungsjahr
3,5
N06AB04 - Citalopram
N06AX16 - Venlafaxin
3,0
N06AB06 - Sertralin
N06AX11 - Mirtazapin
2,5
N06AB03 - Fluoxetin
N06AA05 - Opipramol
2,0
N06AP01 - Johanniskraut
N06AA09 - Amitryptilin
1,5
1,0
0,5
0,0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Jahr
Abbildung 12 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Depressionsatlas ǀ 25
Mit Abstand am stärksten zeigt sich dieser
Anstieg beim Wirkstoff Citalopram, dessen
Verordnungsvolumen sich bis 2012 im Ver­
gleich zum Jahr 2000 verzehnfacht hatte. Im
Jahr 2013 ist demgegenüber ein leichter
Rückgang der Citalopram-Verordnungen zu
verzeichnen.
Als zweithäufigstes Antidepressivum wurde
den TK-versicherten Erwerbspersonen im
Jahr 2013 der Wirkstoff Venlafaxin verordnet.
Seit der Patentschutz der Firma Wyeth für
das entsprechende Arzneimittel mit dem
®
Handelsnamen „Trevilor “ ausgelaufen ist,
befinden sich auch Generika mit dem Wirk­
stoff auf dem Markt, die aufgrund ihres niedri­
geren Preises zu einer vermehrten Verord­
nung des Wirkstoffes beigetragen haben dürf­
ten.
Insgesamt hat sich das Verordnungsvolumen
von Antidepressiva zwischen 2000 und 2013
nahezu verdreifacht, wobei sich diese Zu­
nahme unterschiedlich auf die verschiedenen
verordneten Wirkstoffe verteilt. Die Zahl der
pro Erwerbsperson verordneten Tagesdosen
lag 2013 um den Faktor 2,74 über der des
Jahres 2000.
26 ǀ Depressionsatlas
Verordnungen nach Arztgruppen
Antidepressiva werden von Ärzten unter­
schiedlicher Fachrichtungen verordnet. Der
verordnende Arzt ist in den Verordnungsdaten
dokumentiert, womit Verordnungen auch ein­
zelnen ärztlichen Fachgruppen zugeordnet
werden können. Für Auswertungen zum De­
pressionsatlas konnte – wie im Gesundheits­
report 2014 – auf die Zuordnung einzelner
Verordnungen zu einer TK-seitig erstellten
Gruppierung von Fachärzten zurückgegriffen
werden.
Die meisten der jährlich 12,75 Tagesdosen an
Antidepressiva je Erwerbsperson wurden
2013 von Psychiatern und Neurologen (6,21
DDD, entsprechend 48,7 Prozent aller Ta­
gesdosen) und Allgemeinmedizinern (4,25
DDD, entsprechend 33,4 Prozent aller Ta­
gesdosen) verschrieben, also von Ärzten, die
psychische Erkrankungen behandeln und ers­
te Ansprechpartner für Erwerbspersonen mit
psychischen Problemen sind. Auch Ärzte für
innere Medizin waren mit 1,24 Tagesdosen
(entsprechend einem Anteil von 9,8 Prozent
an allen Tagesdosen) noch in relevantem
Umfang an der Verordnung von Antidepressi­
va beteiligt. Ein Anteil von 7,7 Prozent der
Tagesdosen konnte in den analysierten Daten
keiner Arztgruppe zugeordnet werden, andere
differenzierbare Arztgruppen waren lediglich
für einen Anteil von 0,5 Prozent des Verord­
nungsvolumens verantwortlich. Die anteilige
Verteilung des Verordnungsvolumens auf
Facharztgruppen unterscheidet sich zwischen
Männern und Frauen nur geringfügig und wird
deshalb nicht gesondert erläutert.
Verordnung nach Bundesländern und
Kreisen
Einen Überblick über die Verordnung von An­
tidepressiva 2013 auf Bundeslandebene gibt
Tabelle 8.
Am meisten Antidepressiva wurden 2013 mit
durchschnittlich 14,1 und 13,9 definierten Ta­
gesdosen in Rheinland-Pfalz und Bayern ver­
ordnet. Auch in Nordrhein-Westfalen und
Hamburg konnte 2013 ein Verordnungsvolu­
men merklich oberhalb des Bundesdurch­
schnitts beobachtet werden. Neben Erwerbs­
personen aus den vier bereits genannten
Bundesländern erhielten insbesondere auch
Erwerbspersonen mit Wohnort im Saarland
mit einem geschlechtsübergreifenden Anteil
von 6,76 Prozent überdurchschnittlich häufig
Antidepressiva. Pro Betroffenen wurden im
Saarland mit 186 DDD jedoch verhältnismä­
ßig wenige Tagesdosen verordnet, weshalb
das Verordnungsvolumen im Saarland noch
unterhalb des bundesweit ermittelten Durch­
schnittswertes lag.
ATC-Codes N06A auf Bundesland- sowie er­
gänzend auch auf Kreisebene. Die Einfärbung
der Kartendarstellungen verdeutlicht jeweils
relative Abweichungen von bundesweiten Er­
gebnissen.
In allen östlichen Bundesländern liegen die
Verordnungsraten im Hinblick auf Antidepres­
siva merklich unter dem bundesweiten Durch­
schnitt. Nach den Ergebnissen zu Verordnun­
gen auf Kreisebene gilt dies nahezu durch­
gängig auch für alle Subregionen innerhalb
der neuen Bundesländer.
In den anderen Bundesländern ist der Ein­
druck eher heterogen. Hohe Raten an Antide­
pressiva- Verordnungen lassen sich insbe­
sondere für nördliche und östliche Regionen
Bayerns sowie für mittlere und westliche Re­
gionen in Deutschland nachweisen. Für ent­
sprechende Regionen Bayerns wurden auch
höhere Fehlzeiten mit Depressionen als im
Bundesdurchschnitt ermittelt.
Abbildung 13 zeigt die bereits zuvor beschrie­
benen Ergebnisse zu geschlechts- und alters­
standardisierten Verordnungsraten 2013 hin­
sichtlich der Antidepressiva im Sinne des
Antidepressiva-Verordnungen nach Bundesländern 2013
Männer
Frauen
Gesamt
Anteil
an allen
Verord.
DDD
pro
Jahr
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
DDD
pro
Jahr
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
DDD
pro
Jahr
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
Schleswig-Holstein
9,14
4,35 %
210
15,71
8,03 %
196
12,17
6,05 %
201
5,2 %
Hamburg
9,57
4,45 %
215
17,60
8,46 %
208
13,27
6,30 %
211
5,9 %
Niedersachsen
9,10
4,16 %
218
14,61
7,51 %
194
11,64
5,71 %
204
5,0 %
Bremen
8,42
3,83 %
220
14,03
7,10 %
198
11,01
5,34 %
206
5,3 %
Nordrhein-Westfalen
10,32
4,81 %
215
17,25
8,51 %
203
13,51
6,51 %
207
5,5 %
Hessen
10,00
4,41 %
227
16,19
7,82 %
207
12,85
5,98 %
215
5,6 %
Rheinland-Pfalz
11,11
5,13 %
217
17,58
8,86 %
198
14,09
6,85 %
206
5,7 %
Baden-Württemberg
10,25
4,49 %
228
15,49
7,56 %
205
12,67
5,91 %
214
6,1 %
Bayern
11,19
4,62 %
242
17,16
7,76 %
221
13,94
6,07 %
230
6,7 %
Saarland
Berlin
10,36
9,04
5,05 %
3,83 %
205
236
15,20
15,87
8,77 %
7,18 %
173
221
12,59
12,19
6,76 %
5,37 %
186
227
5,0 %
5,6 %
Brandenburg
7,07
3,05 %
232
14,99
7,11 %
211
10,72
4,92 %
218
4,6 %
MecklenburgVorpommern
6,87
3,16 %
218
15,55
7,02 %
222
10,87
4,94 %
220
4,3 %
Sachsen
7,84
3,29 %
238
15,42
6,52 %
236
11,33
4,78 %
237
5,0 %
Sachsen-Anhalt
6,76
3,16 %
214
13,14
6,63 %
198
9,70
4,76 %
204
3,7 %
Thüringen
8,27
3,29 %
251
16,40
6,95 %
236
12,02
4,97 %
242
4,9 %
Gesamt
9,78
4,38 %
224
16,23
7,84 %
207
12,75
5,97 %
214
5,6 %
Bundesland
Tabelle 8 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Depressionsatlas ǀ 27
Anteil der Erwerbspersonen mit Antidepressiva-Verordnung nach Bundeslän­
dern und Kreisen 2013
Relative Abweichungen
der Anteile in
Bundesländern 2013
Relative Abweichungen
der Anteile in
Kreisen 2013
28 ǀ Depressionsatlas
Abbildung 13 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Trends in Bundesländern
Abbildung 12 zeigt geschlechts- und alters­
standardisierte Betroffenenraten im Hinblick
auf Antidepressiva-Verordnungen auf Bun­
deslandebene für die Jahre 2000 bis 2013.
Auch in diesen Kartendarstellungen sind
durchgängig Unterschreitungen bundesweiter
Ergebnisse um 25 Prozent oder mehr dunkel­
blau und Überschreitungen um 25 Prozent
oder mehr dunkelrot eingefärbt.
Wie bereits im Hinblick auf Arbeitsunfähigkei­
ten mit der Diagnose von Depressionen lässt
sich auch in Bezug auf die AntidepressivaVerordnungen feststellen, dass es innerhalb
des Beobachtungszeitraums von 14 Jahren
tendenziell zu einer Angleichung von regiona­
len Verordnungsraten gekommen ist. Ent­
sprechend erscheinen die Einfärbungen der
Karten im Lauf der Jahre zunehmend blasser.
Verordnungen nach Berufen
Analog entsprechenden Auswertungen zu
Fehlzeiten mit der Diagnose von Depressio­
nen werden in Tabelle 9 Ergebnisse zu Ver­
ordnungen von Antidepressiva in Tätigkeits­
gruppen der zweistellig differenzierten KldB
dargestellt.
Mengenmäßig am meisten Antidepressiva –
mit einem Verordnungsvolumen von durch­
schnittlich mehr als 18 definierten Tagesdo­
sen – erhielten Versicherte mit einer Tätigkeit,
die den Tätigkeitsgruppen „Erziehung, soziale
und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“,
„Reinigungsberufe“ und „Nichtmedizinische
Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessbe­
rufe, Medizintechnik“ zuzuordnen war.
Bei Versicherten mit Berufen aus den Tätig­
keitsgruppen „Hoch- und Tiefbauberufe“ und
„(Innen-)Ausbauberufe“ wurden dagegen mit
durchschnittlich weniger als acht definierten
Tagesdosen im Jahr relativ wenig Antidepres­
siva verordnet.
Auch die Verordnungsraten waren in den Tä­
tigkeitsgruppen „Reinigungsberufe“
(9,33 Prozent), „Nichtmedizinische Gesund­
heits-, Körperpflege- und Wellnessberufe,
Medizintechnik“ (8,66 Prozent) und „Erzie­
hung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe,
Theologie“ (8,51 Prozent) am höchsten, wäh­
rend Erwerbspersonen der „Hoch- und Tief­
bauberufe“ und „(Innen-)Ausbauberufe“ nur
verhältnismäßig selten von AntidepressivaVerordnungen betroffen waren.
Regionale Trends
Auch Verordnungsra­
ten von Antidepressiva
in den Bundesländern
haben sich in den ver­
gangenen 14 Jahren
angenähert.
Standardabweichun­
gen der relativen Ab­
weichungen von Ver­
ordnungsraten in den
Bundesländern als
Maß für die Streuung
sanken von 16,9 Pro­
zent im Jahr 2000 auf
11,9 Prozent im Jahr
2013.
Anteil der Erwerbspersonen mit Antidepressiva-Verordnung nach Bundeslän­
dern – relative Abweichungen vom Bundesdurchschnitt 2000 bis 2013
Abbildung 14 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Depressionsatlas ǀ 29
Sowohl hinsichtlich der Kennzahlen zu Fehlzeiten mit Depressionen als auch bezogen
auf die Kennzahlen zu AntidepressivaVerordnungen ist in den Berufsgruppen eine
ähnliche Tendenz zu beobachten. In Tätigkeitsgruppen mit häufiger Depressionsdiag­
nose ist in der Regel auch ein hohes
Verordnungsvolumen von Antidepressiva zu
beobachten und umgekehrt erhalten Erwerbspersonen aus Tätigkeitsgruppen mit geringen Fehlzeiten aufgrund von Depressionen
eher wenig Antidepressiva.
Antidepressiva-Verordnungen nach Berufen 2013 (zweistellige KldB)
Tätigkeitsgruppen KldB 2010, zweistellig
DDD
pro Jahr
Betr.
[%]
AU-Tage
je 100 VJ
12,40
7,62 %
71
9,08
4,11 %
56
01
Angehörige der regulären Streitkräfte
11
Land-, Tier- und Forstwirtschaftsberufe
12
Gartenbauberufe und Floristik
11,74
5,37 %
73
21
Rohstoffgewinnung und -aufbereitung, Glas- und Keramikherstellung und -verarbeitung
10,42
4,66 %
62
22
Kunststoffherstellung und -verarbeitung, Holzbe- und ­
verarbeitung
8,68
4,66 %
82
23
Papier- und Druckberufe, technische Mediengestaltung
12,44
5,85 %
96
24
Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbauberufe
8,86
4,55 %
69
25
Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe
8,72
4,22 %
61
26
27
Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe
Technische Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- und
Produktionssteuerungsberufe
8,60
10,40
4,05 %
4,79 %
61
62
28
Textil- und Lederberufe
11,67
6,59 %
88
29
Lebensmittelherstellung und -verarbeitung
11,53
5,63 %
102
31
Bauplanungs-, Architektur- und Vermessungsberufe
11,17
5,06 %
76
32
Hoch- und Tiefbauberufe
7,83
3,69 %
60
33
(Innen-)Ausbauberufe
5,37
3,06 %
60
34
Gebäude- und versorgungstechnische Berufe
10,04
4,81 %
70
41
Mathematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberufe
12,63
5,56 %
73
42
Geologie-, Geografie- und Umweltschutzberufe
10,01
4,27 %
70
43
Informatik-, Informations- und
Kommunikationstechnologieberufe
10,18
4,38 %
65
51
Verkehrs- und Logistikberufe (außer Fahrzeugführung)
12,15
5,92 %
100
52
Führer/innen von Fahrzeug- und Transportgeräten
9,80
4,77 %
91
53
Schutz-, Sicherheits- und Überwachungsberufe
15,97
7,10 %
134
54
Reinigungsberufe
18,07
9,33 %
120
61
Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe
10,11
5,09 %
87
62
Verkaufsberufe
14,59
7,30 %
127
63
Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe
10,23
5,32 %
99
71
Berufe in Unternehmensführung und -organisation
13,65
6,49 %
99
72
Berufe in Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen
und Steuerberatung
12,30
5,83 %
89
73
Berufe in Recht und Verwaltung
17,51
7,89 %
115
81
Medizinische Gesundheitsberufe
15,01
6,90 %
107
82
Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Well­
nessberufe, Medizintechnik
18,06
8,66 %
161
83
Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie
18,67
8,51 %
154
84
Lehrende und ausbildende Berufe
11,65
5,07 %
75
91
Sprach-, literatur-, geistes-, gesellschaftsund wirtschaftswissenschaftliche Berufe
12,18
5,79 %
93
92
Werbung, Marketing, kaufmännische und redaktionelle
Medienberufe
12,60
5,73 %
106
93
Produktdesign und kunsthandwerkliche Berufe, bildende
Kunst, Musikinstrumentenbau
10,00
4,89 %
67
94
Darstellende und unterhaltende Berufe
10,23
4,76 %
66
Erwerbspersonen insgesamt
13,03
6,08 %
105
Tabelle 9 (Erwerbspersonen TK 2013, nicht standardisierte Rohwerte)
30 ǀ Depressionsatlas
Zu einer differenzierten Darstellung des be­
rufsbezogenen AU-Geschehens kommt man
bei Auswertung der Fehlzeiten auf fünfstelli­
ger Ebene der Klassifikation der Berufe 2010,
die insgesamt 1.286 Ausprägungen umfasst.
Für berufsabhängig noch weiter differenzierte
Auswertungen wurden zunächst die 100 Be­
rufsgruppen auf der Ebene fünfstelliger Codes
der KldB ausgewählt, die unter den TKVersicherten im Jahr 2013 am häufigsten ver­
treten waren. Von diesen 100 Berufsgruppen
werden nachfolgend Ergebnisse zu jeweils
zehn Berufsgruppen dargestellt, bei denen die
höchsten beziehungsweise die niedrigsten
Raten an Antidepressiva-Verordnungen ermit­
telt wurden.
Von den zehn Berufsgruppen mit den höchs­
ten Verordnungsraten sind – wie auch hin­
sichtlich der Fehlzeiten – auffällig viele dem
Berufsbereich 8 „Gesundheit, Soziales, Lehre
und Erziehung“ zuzuordnen. Die höchsten
Verordnungsraten sowie auch das höchste
Verordnungsvolumen in DDD entfiel auf die
Tätigkeitsgruppe „Berufe in der Altenpflege
(ohne Spezialisierung) –
Helfer-/Anlerntätigkeiten“ (82101).
Antidepressiva-Verordnungen nach Berufen 2013 (fünfstellige KldB)
Berufe mit hohen sowie geringen Verordnungsraten
Rang
Tätigkeitsgruppen KldB 2010, fünfstellig
DDD
pro Jahr
Betr.
[%]
1
82101 Berufe in der Altenpflege (ohne Spezialisierung) ­
Helfer-/Anlerntätigkeiten
25,14
11,95 %
2
82102 Berufe in der Altenpflege (ohne Spezialisierung) ­
fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
24,83
11,41 %
3
81301 Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege (ohne
Spezialisierung) - Helfer-/Anlerntätigkeiten
21,97
10,04 %
4
54101 Berufe in der Reinigung (ohne Spezialisierung) - Helfer-/Anlerntätigkeiten
19,45
10,04 %
5
73222 Verwaltende Berufe im Sozial- und Gesundheitswe­
sen - fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
20,27
9,34 %
6
73202 Berufe in der öffentlichen Verwaltung (ohne Spezialisierung) - fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
20,26
9,18 %
7
92122 Berufe im Dialogmarketing - fachlich ausgerichtete
Tätigkeiten
19,76
9,13 %
8
81212 Medizinisch-technische Berufe im Laboratorium fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
19,45
8,67 %
9
83112 Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung - fach­
lich ausgerichtete Tätigkeiten
18,35
8,42 %
10
83124 Berufe in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik - hoch
komplexe Tätigkeiten
18,58
8,30 %
….
… ….
91
22342
Berufe im Holz-, Möbel- und Innenausbau - fachlich
ausgerichtete Tätigkeiten
7,12
3,64 %
92
43414
Berufe in der Softwareentwicklung - hoch komplexe
Tätigkeiten
8,67
3,60 %
93
27104
Berufe in der technischen Forschung und Entwicklung
(ohne Spezialisierung) - hoch komplexe Tätigkeiten
7,98
3,58 %
94
26212
Berufe in der Bauelektrik - fachlich ausgerichtete Tä­
tigkeiten
7,10
3,53 %
95
81404
Ärzte/Ärztinnen (ohne Spezialisierung) - hoch kom­
plexe Tätigkeiten
9,01
3,49 %
96
84304
Berufe in der Hochschullehre und -forschung - hoch
komplexe Tätigkeiten
8,40
3,43 %
97
26252
Berufe in der elektrischen Betriebstechnik - fachlich
ausgerichtete Tätigkeiten
6,62
3,41 %
98
71324
Berufe in der Unternehmensberatung - hoch komple­
xe Tätigkeiten
7,90
3,31 %
99
34212
Berufe in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ­
fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
5,45
3,25 %
100
25212
Berufe in der Kraftfahrzeugtechnik - fachlich ausge­
richtete Tätigkeiten
6,29
3,13 %
13,03
6,08 %
Erwerbspersonen insgesamt
Tabelle 10 (Erwerbspersonen TK 2013, nicht standardisierte Rohwerte)
Depressionsatlas ǀ 31
Auch Beschäftigte aus der Tätigkeitsgruppe
„Berufe im Dialogmarketing“ (92122), bei de­
nen zuvor bereits häufige Arbeitsunfähigkei­
ten aufgrund von Depressionen aufgezeigt
wurden, erhalten überdurchschnittlich häufig
Antidepressiva.
Während die Zahl der verordneten Tagesdo­
sen (DDD pro Jahr) bei den Berufstätigen oh­
ne Schulabschluss noch geringfügig niedriger
liegt als bei Personen mit Haupt-/Volksschul­
abschluss, sinken sie anschließend mit stei­
gendem Schulabschluss leicht ab. Die Ver­
ordnungsraten sinken stetig mit steigender
Schulbildung von 7,1 Prozent bei Berufstäti­
gen ohne Schulabschluss bis auf 5 Prozent
bei Personen mit Abitur oder Fachabitur.
Berufsgruppen mit niedrigen Verordnungsra­
ten weisen oft eine technische Orientierung
auf, häufig handelt es sich dabei um hoch­
komplexe Tätigkeiten.
Demgegenüber steigt die Zahl der durch­
schnittlich verordneten Tagesdosen im Betrof­
fenheitsfall mit zunehmender Bildung etwas
an. Dieser Anstieg könnte darauf hindeuten,
dass Personen mit höherem Bildungsab­
schluss „konsequenter“ beziehungsweise
über einen etwas längeren Zeitraum oder mit
höheren Dosierungen mit Antidepressiva be­
handelt werden.
Die Ergebnisse zu Verordnungen von Antide­
pressiva weisen wie die Auswertungen zu Ar­
beitsunfähigkeiten mit der Diagnose von De­
pressionen überwiegend auf eine Belastung
ähnlicher Berufsgruppen hin.
Verordnungen nach Schulabschluss
Durchschnittliche Verordnungsmengen von
Antidepressiva in Abhängigkeit vom Schulab­
schluss sind in Tabelle 11 dargestellt.
Antidepressiva-Verordnungen nach Schulabschluss 2013
DDD
pro Jahr
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
Ohne Schulabschluss
13,8
7,1 %
194
Haupt-/Volksschulabschluss
14,1
7,0 %
201
Mittlere Reife oder gleichwertiger Ab­
schluss
12,8
6,2 %
207
Abitur/Fachabitur
11,3
5,0 %
223
Abschluss unbekannt
12,7
6,1 %
207
Gesamt
12,8
6,0 %
214
Schulabschluss
Tabelle 11 (Erwerbspersonen TK, standardisiert)
Antidepressiva-Verordnungen nach Ausbildungsabschluss 2013
DDD
pro Jahr
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
Ohne beruflichen Ausbildungsabschluss
15,1
7,2 %
211
Abschluss einer anerkannten Berufsaus­
bildung
13,2
6,3 %
210
Meister-/Techniker- oder gleichwertiger
Fachschulabschluss
11,1
5,4 %
205
Bachelor
11,0
4,9 %
224
Diplom/Magister/Master/Staatsexamen
10,4
4,6 %
224
8,7
3,7 %
238
Abschluss unbekannt
12,0
5,9 %
203
Gesamt
12,8
6,0 %
214
Ausbildungsabschluss
Promotion
Tabelle 12 (Erwerbspersonen TK, standardisiert)
32 ǀ Depressionsatlas
Verordnungen nach Ausbildung
innerhalb des Jahres 149 DDD je Person ver­
ordnet – bezogen ausschließlich auf diejeni­
gen Personen, die überhaupt Antidepressiva
erhielten, wurden durchschnittlich 266 Tages­
dosen verordnet.
Bei Auswertungen zu AntidepressivaVerordnungen in Abhängigkeit von den Aus­
bildungsabschlüssen zeigen sich ähnliche
Trends wie bei den Auswertungen nach
Schulabschlüssen. Mit steigendem Ausbil­
dungsabschluss geht sowohl die Zahl der
verordneten Tagesdosen als auch die Rate
der Antidepressiva-Verordnungen zurück.
Antidepressiva-Verordnung bei Erwerbs­
personen mit Arbeitsunfähigkeit aufgrund
von Depressionen
In den vorausgehenden Abschnitten wurden
Arbeitsunfähigkeiten mit der Diagnose von
Depressionen sowie Verordnungen von Anti­
depressiva jeweils separat betrachtet. Der
folgende Abschnitt liefert demgegenüber Er­
gebnisse zu Verordnungen von Antidepressi­
va bei den 1,6 Prozent der Erwerbspersonen,
die innerhalb des Beobachtungsjahres 2013
explizit auch mit der Angabe einer Depressi­
onsdiagnose im Sinne der ICD-Schlüssel F32
und/oder F33 arbeitsunfähig gemeldet waren
(vergleiche Tabelle 1 auf Seite 6).
Abbildung 15 zeigt die Verordnungsraten so­
wie Verordnungsvolumen bezogen auf Er­
werbspersonen mit mindestens einer Arbeits­
unfähigkeit aufgrund von Depressionen in
einzelnen Geschlechts- und Altersgruppen.
Jüngere Erwerbspersonen mit gemeldeter Ar­
beitsunfähigkeit aufgrund von Depressionen
werden demnach verhältnismäßig selten und
durchschnittlich mit einer geringeren Zahl an
Tagesdosen mit Antidepressiva behandelt. Im
Falle einer Arbeitsunfähigkeit aufgrund von
Depressionen unterscheiden sich die Verord­
nungsmengen und -raten von Männern und
Frauen innerhalb der einzelnen Altersgruppen
nur gering. Vorrangig in den mittleren Alters­
gruppen werden betroffene Männer etwas
häufiger und in höherer Dosierung mit Antide­
pressiva behandelt.
Geschlechts- und altersübergreifend erhielten
aus dieser Gruppe innerhalb desselben Jah­
res 56 Prozent mindestens eine Antidepressi­
va-Verordnung – gut die Hälfte der Erwerbs­
personen mit einer Arbeitsunfähigkeit auf­
grund von Depressionen wurde also im sel­
ben Jahr auch medikamentös mit Antidepres­
siva behandelt. Durchschnittlich wurden in der
Population mit Depressionsdiagnose
Verordnung von Antidepressiva bei AU mit Diagnose von Depression 2013
Behandelt mit Antidepressiva [%]
181
90 %
80 %
137
70 %
120
60 %
98
50 %
40 %
134
149
144
157
144
166
173
149
150
180
160
140
120
100
62
80
90
55
Behandelte Frauen
60
Behandelte Männer
40
DDDs Frauen
10 %
0%
160
159
114
30 %
20 %
200
179
DDDs Männer
15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64
20
0
DDD pro Betroffenem mit AU (F32, F33)
100 %
Altersgruppe
Abbildung 15 (Erwerbspersonen TK 2013)
Depressionsatlas ǀ 33
Diagnosen von Arbeitsunfähigkeit und
Antidepressiva-Verordnungen
Der nachfolgende Abschnitt befasst sich mit
der Frage, im Kontext welcher Arbeitsunfä­
higkeitsdiagnosen Erwerbspersonen am häu­
figsten Antidepressiva erhalten. Bereits auf­
grund der Beobachtung, dass mit rund 6 Pro­
zent innerhalb des Jahres 2013 erheblich
mehr Erwerbspersonen Antidepressiva erhiel­
ten als Erwerbspersonen mit der Diagnose
von Depressionen arbeitsunfähig gemeldet
waren, ist offensichtlich, dass keineswegs nur
Personen, die aufgrund von Depressionen ar­
beitsunfähig gemeldet waren, auch Antide­
pressiva erhielten.
Für TK-versicherte Erwerbspersonen mit min­
destens einer Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2013
wurde im Rahmen der Auswertungen in Ab­
hängigkeit von den Diagnosen der Arbeitsun­
fähigkeiten auf unterschiedlichen Ebenen er­
mittelt, welchem Anteil dieser Personen im
Jahr 2013 mindestens einmal Antidepressiva
im Sinne des ATC-Codes „N06A“ verordnet
wurden.
Die höchste Verordnungsrate konnte bei einer
Differenzierung von AU-Diagnosen auf Ebene
der ICD-Kapitel erwartungsgemäß für das
Kapitel V „Psychische und Verhaltensstörun­
gen“ (ICD-Diagnosen F00–F99) ermittelt wer­
den, dem auch Diagnosen von Depressionen
zugeordnet sind. 36,7 Prozent der Personen
mit einer gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsdi­
agnose aus diesem Kapitel bekamen mindes­
tens einmal im Jahr 2013 auch Antidepressiva
verordnet. Relativ hoch war die Antidepressi­
va-Verordnungsrate bei Arbeitsunfähigkeiten
mit Diagnosen aus dem ICD-Kapitel VI
„Krankheiten des Nervensystems“ (G00–G99)
mit 17 Prozent.
Für eine detailliertere Betrachtung wurden
Verordnungsraten bei Erwerbspersonen mit
Arbeitsunfähigkeiten differenziert nach ICDCodes auf dreistelliger Ebene ermittelt.
Betrachtet wurden ausschließlich ICDDiagnosen, die im Jahr 2013 bei mindestens
100 Personen als Anlässe von Arbeitsunfä­
higkeiten dokumentiert waren.
Diagnosen von Arbeitsunfähigkeiten bei Personen mit hohen AntidepressivaVerordnungsraten 2013
Betroffene
[Rate in %]
Rang
ICD-Code
ICD-Diagnose
1
F33
Rezidivierende depressive Störung
2
T43
Vergiftung durch psychotrope Substanzen, anderenorts nicht klassifiziert
72,1 %
0,003 %
3
F42
Zwangsstörung
71,1 %
0,018 %
4
F61
Kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen
66,6 %
0,009 %
5
F60
Spezifische Persönlichkeitsstörungen
65,2 %
0,049 %
6
F31
Bipolare affektive Störung
62,7 %
0,032 %
7
F41
Andere Angststörungen
61,7 %
0,285 %
8
F34
Anhaltende affektive Störungen
56,1 %
0,051 %
9
F40
Phobische Störungen
53,5 %
0,026 %
10
F32
Depressive Episode
52,8 %
1,319 %
11
F90
Hyperkinetische Störungen
51,6 %
0,008 %
12
F25
Schizoaffektive Störungen
49,3 %
0,015 %
13
F50
Essstörungen
48,0 %
0,024 %
14
F62
Andauernde Persönlichkeitsänderungen, nicht
Folge einer Schädigung oder Krankheit des Ge­
hirns
44,9 %
0,003 %
15
F11
Psychische und Verhaltensstörungen durch Opio­
ide
41,2 %
0,004 %
16
F51
Nichtorganische Schlafstörungen
40,8 %
0,044 %
17
F19
Psychische und Verhaltensstörungen durch mul­
tiplen Substanzgebrauch und Konsum anderer
psychotroper Substanzen
40,5 %
0,015 %
18
F63
Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle
37,9 %
0,005 %
19
T50
Vergiftung durch Diuretika und sonstige und nicht
näher bezeichnete Arzneimittel, Drogen und bio­
logisch aktive Substanzen
37,8 %
0,004 %
20
F44
Dissoziative Störungen [Konversionsstörungen]
37,2 %
0,009 %
Tabelle 13 (Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
34 ǀ Depressionsatlas
Anteil mit
Antidepressiva
[%]
73,3 %
0,305 %
Tabelle 13 enthält Angaben zu den 20 drei­
stelligen ICD-Diagnosen mit den höchsten
Raten an Antidepressiva-Verordnungen,
sortiert in absteigender Reihenfolge nach
dem Anteil der Erwerbspersonen mit Antidepressiva-Verordnung.
Um eine Einschätzung der Bedeutung der
aufgeführten Diagnosen zu ermöglichen,
werden ergänzend auch die Anteile der von
Arbeitsunfähigkeiten mit diesen Diagnosen
betroffenen Erwerbspersonen in der Tabelle
genannt.
Die Erkrankung mit dem größten Anteil an
Antidepressiva-Verordnungen ist die ICDDiagnose „Rezidivierende depressive Stö­
rung“ (F33), also eine zum wiederholten Mal
auftretende Depression. Von den Erwerbs­
personen, die 2013 mit einer entsprechenden
Diagnose arbeitsunfähig gemeldet waren, er­
hielten innerhalb des Jahres 73 Prozent, also
knapp drei Viertel, mindestens eine Antidepressiva-Verordnung. Unter den gelisteten
20 ICD-Diagnosen mit den höchsten Antide­
pressiva-Verordnungsraten finden sich in
erster Linie weitere „F“-Diagnosen, also
Erkrankungsdiagnosen aus dem Kapitel
„Psychische und Verhaltensstörungen“.
Ausnahmen bilden die beiden Diagnosen
„Vergiftung durch psychotrope Substanzen,
anderenorts nicht klassifiziert“ (T43) sowie
„Vergiftung durch Diuretika und sonstige und
nicht näher bezeichnete Arzneimittel, Drogen
und biologisch aktive Substanzen“ (T50) aus
der Diagnosegruppe „Vergiftungen durch Arz­
neimittel, Drogen und biologisch aktive Sub­
stanzen“ (T36–T50), bei deren Kodierung als
Anlass einer Arbeitsunfähigkeit gleichfalls re­
lativ hohe Raten an AntidepressivaVerordnungen ermittelt wurden. Über die
Gründe für den beobachteten Zusammen­
hang der Diagnosen mit hohen Raten an Antidepressiva-Verordnungen geben die Daten
keine Auskunft. Es lässt sich daher nur ver­
muten, dass Antidepressiva in diesen Fällen
in der Regel nicht Auslöser einer Vergiftung
waren, sondern eher zur Behandlung von
seelischen Zuständen verordnet wurden, die
ihrerseits anderweitig den Auslöser für eine
Vergiftung bildeten. In jedem Fall lässt sich
festhalten, dass beide Diagnosen mit Be­
troffenenraten von 0,003 Prozent sowie
0,004 Prozent nur sehr selten den Anlass für
eine Arbeitsunfähigkeit bilden und insofern ei­
ne untergeordnete Rolle spielen.
Unter den gelisteten 20 Diagnosen mit hohen
medikamentösen Behandlungsraten bilden
„Depressive Episoden“ (F32) mit Abstand den
häufigsten Anlass für eine Arbeitsunfähigkeit.
Zusammenfassung
Der Depressionsatlas liefert umfängliches
Zahlenmaterial zur Bedeutung von Depressi­
onen im Erwerbsalter und zu Veränderungen
in den Jahren von 2000 bis 2013.
Innerhalb des genannten Zeitraums stiegen
die Fehlzeiten aufgrund von Depressionen
deutlich. Zwischen Tiefst- und Höchststand
2006 und 2012 war bei Erwerbspersonen ein
Anstieg um 75 Prozent festzustellen. Nach ei­
nem leichten Rückgang wurden im Jahr 2013
1,63 AU-Fälle pro 100 Versicherungsjahre mit
der Diagnose von Depressionen erfasst. Da­
mit waren Depressionen lediglich 1,4 Prozent
aller AU-Fälle zuzuordnen, aufgrund der lan­
gen fallbezogenen Dauer waren diese Fälle
jedoch für 7,1 Prozent aller gemeldeten Fehl­
tage verantwortlich. Im Mittel war jede Er­
werbsperson 2013 gut einen Tag aufgrund
von Depressionen arbeitsunfähig gemeldet,
eine gemeldete Arbeitsunfähigkeit dauerte
durchschnittlich 64 Tage.
Rund 6 Prozent der Erwerbspersonen erhiel­
ten innerhalb des Jahres 2013 mindestens ei­
ne Antidepressiva-Verordnung, 2000 hatte die
Rate noch bei 4,1 Prozent gelegen. Die Zahl
der verordneten Tagesdosen stieg im selben
Zeitraum um den Faktor 2,74 und hat sich
damit nahezu verdreifacht. 2013 wurden
demnach anteilig mehr Erwerbspersonen und
gegebenenfalls zugleich auch erheblich inten­
siver mit Antidepressiva behandelt als im Jahr
2000.
Frauen waren nach den vorliegenden Ergeb­
nissen nahezu doppelt so häufig von Depres­
sionen betroffen wie Männer, mit zunehmen­
dem Alter zeigen sich bis kurz vor Erreichen
des Renteneintrittsalters steigende Fehlzeiten
und Verordnungsraten. Hinweise auf reduzier­
te Erkrankungsrisiken finden sich bei höherer
schulischer und beruflicher Ausbildung und
entsprechend auch vorrangig bei Beschäftig­
ten in Berufen mit höherer Qualifikation sowie
mit technisch-handwerklicher Ausrichtung.
Beschäftigte mit geringerer Qualifikation so­
wie aus sozialen Berufen sind demgegenüber
tendenziell häufiger betroffen.
Sowohl im Hinblick auf Arbeitsunfähigkeiten
mit Depressionen als auch im Hinblick auf
Verordnungen von Antidepressiva haben sich
im Lauf der 14 Jahre Unterschiede zwischen
den Bundesländern verringert. Dies könnte
auf eine Angleichung der Lebensumstände,
aber auch auf eine Angleichung der diagnos­
tischen und therapeutischen Strategien von
Ärzten hindeuten.
Depressionsatlas ǀ 35
Anhang
Depressionen als Ursache von Arbeitsunfähigkeiten nach Geschlecht 2013
Männer
ICD 10-Code
ICD 10-Diagnose
A00-Z99
Alle Diagnosen
AU-Tage
je 100 VJ
AU-Tage
je Fall
Betroffene
[Rate in %]
104,09
1323,83
13
49,910 %
Psychische und Verhaltensstörungen
4,12
186,78
45
3,575 %
Affektive Störungen
1,27
84,25
66
1,218 %
Depressionen
1,19
78,80
66
1,155 %
Depressive Episode
0,98
60,43
61
0,964 %
F32.0
Leichte depressive Episode
0,04
1,40
35
0,039 %
F32.1
Mittelgradige depressive Episode
0,21
16,28
76
0,227 %
F32.2
0,12
13,04
109
0,134 %
0,01
0,75
90
0,009 %
F32.8
Schwere depressive Episode ohne psychotische
Symptome
Schwere depressive Episode mit psychotischen
Symptomen
Sonstige depressive Episoden
0,03
1,32
52
0,026 %
F32.9
Depressive Episode, nicht näher bezeichnet
0,56
26,71
48
0,542 %
Rezidivierende depressive Störung
0,21
18,37
88
0,216 %
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
leichte Episode
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
mittelgradige Episode
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
schwere Episode ohne psychotische Symptome
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
schwere Episode mit psychotischen Symptomen
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
remittiert
Sonstige rezidivierende depressive Störungen
0,01
0,35
42
0,008 %
0,10
8,80
86
0,106 %
0,06
6,28
112
0,063 %
0,01
0,76
119
0,007 %
0,00
0,11
50
0,002 %
0,00
0,13
37
0,004 %
Rezidivierende depressive Störung, nicht näher
bezeichnet
0,03
1,50
59
0,026 %
AU-Fälle
je 100 VJ
AU-Tage
je 100 VJ
AU-Tage
je Fall
Betroffene
[Rate in %]
F00-F99
F30-F39
F32, F33
F32
F32.3
F33
F33.0
F33.1
F33.2
F33.3
F33.4
F33.8
F33.9
Frauen
ICD 10-Code
A00-Z99
ICD 10-Diagnose
Alle Diagnosen
127,56
1631,75
13
56,801 %
Psychische und Verhaltensstörungen
7,59
315,41
42
6,603 %
Affektive Störungen
2,26
141,59
63
2,204 %
Depressionen
2,14
133,12
62
2,101 %
Depressive Episode
1,76
98,48
56
1,738 %
F32.0
Leichte depressive Episode
0,08
2,45
32
0,075 %
F32.1
Mittelgradige depressive Episode
0,38
27,95
73
0,408 %
F32.2
0,17
19,14
113
0,202 %
0,01
1,03
108
0,011 %
F32.8
Schwere depressive Episode ohne psychotische
Symptome
Schwere depressive Episode mit psychotischen
Symptomen
Sonstige depressive Episoden
0,05
2,12
46
0,047 %
F32.9
Depressive Episode, nicht näher bezeichnet
1,06
44,42
42
1,024 %
Rezidivierende depressive Störung
0,38
34,64
90
0,409 %
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
leichte Episode
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
mittelgradige Episode
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
schwere Episode ohne psychotische Symptome
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
schwere Episode mit psychotischen Symptomen
Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig
remittiert
Sonstige rezidivierende depressive Störungen
0,02
0,91
56
0,017 %
0,20
17,91
89
0,217 %
0,10
11,09
116
0,111 %
0,01
0,81
95
0,008 %
0,00
0,21
62
0,004 %
0,01
0,38
74
0,006 %
Rezidivierende depressive Störung, nicht näher
bezeichnet
0,05
2,54
54
0,048 %
F00-F99
F30-F39
F32, F33
F32
F32.3
F33
F33.0
F33.1
F33.2
F33.3
F33.4
F33.8
F33.9
Tabelle A1
36 ǀ Depressionsatlas
AU-Fälle
je 100 VJ
(Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Fehlzeiten mit Depressionen nach Personengruppen 2000 bis 2013
Depressionen (ICD 10-Codes F32, F33)
Berufstätige
Gesamt (A00-Z99)
Arbeitslose
Gesamt
Jahr
AU-Tage
je 100 VJ
rel. seit
2000
AU-Tage
je 100 VJ
rel. seit
2000
AU-Tage
je 100 VJ
rel. seit
2000
AU-Tage
je 100 VJ
rel. seit
2000
2000
56
100 %
130
100 %
62
100 %
1294
100 %
2001
58
103 %
138
106 %
64
104 %
1313
101 %
2002
59
106 %
142
109 %
67
109 %
1300
100 %
2003
59
105 %
147
113 %
68
110 %
1257
97 %
2004
60
108 %
172
132 %
72
116 %
1209
93 %
2005
60
108 %
180
138 %
72
118 %
1215
94 %
2006
53
95 %
202
155 %
60
98 %
1144
88 %
2007
60
108 %
270
207 %
68
110 %
1193
92 %
2008
65
116 %
328
252 %
73
119 %
1224
95 %
2009
75
135 %
314
240 %
84
136 %
1320
102 %
2010
86
155 %
431
330 %
98
159 %
1340
104 %
2011
90
162 %
456
350 %
100
163 %
1397
108 %
2012
95
171 %
470
361 %
105
171 %
1417
110 %
2013
92
166 %
488
374 %
104
169 %
1466
113 %
Tabelle A2
(Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert; Werte 2000 entsprechen 100 Prozent)
Arbeitsunfähigkeiten mit Depressionen nach Alter und Geschlecht 2013
Männer
Frauen
15-19
AU-Fälle
je
100 VJ
0,6
AU-Tage
je
100 VJ
21
AU-Tage
je
100 VJ
31
20-24
0,9
40
0,8 %
1,8
66
1,6 %
0,9 %
1,3
52
25-29
0,9
42
0,8 %
1,5
73
1,2 %
1,4 %
1,2
57
30-34
0,9
46
0,8 %
1,6
1,1 %
88
1,5 %
1,2
65
35-39
1,0
64
1,0 %
1,1 %
1,8
110
1,8 %
1,4
85
40-44
1,2
79
1,3 %
1,2 %
2,1
130
2,1 %
1,6
102
45-49
1,3
1,6 %
87
1,3 %
2,3
149
2,3 %
1,8
116
50-54
1,8 %
1,4
104
1,4 %
2,6
178
2,6 %
2,0
139
2,0 %
55-59
1,7
126
1,7 %
3,0
215
3,0 %
2,3
167
2,3 %
60-64
1,6
153
1,6 %
2,8
242
2,9 %
2,1
189
2,1 %
Tabelle A3
(Erwerbspersonen TK 2013, ICD-10-Codes F32, F33)
Altersgruppe
Betr. AU-Fälle
je
[%]
100 VJ
0,6 %
1,6
Gesamt
AU-Tage
je
100 VJ
44
Betr. AU-Fälle
je
[%]
100 VJ
1,4 %
1,0
Betr.
[%]
Depressionsatlas ǀ 37
Arbeitsunfähigkeit mit Depressionen nach Ausbildung 2013
AU-Fälle
je 100 VJ
AU-Tage
je 100 VJ
Betroffene
[Rate in %]
Ohne beruflichen Ausbildungsabschluss
2,07
113
1,95 %
Abschluss einer anerkannten Berufs­
ausbildung
1,76
104
1,74 %
Meister-/Techniker- oder gleichwertiger
Fachschulabschluss
1,51
83
1,44 %
Bachelor
1,28
78
1,24 %
Diplom/Magister/Master/Staatsexamen
1,11
63
1,11 %
Promotion
0,67
36
0,81 %
Abschluss unbekannt
1,53
104
1,56 %
Gesamt
1,63
104
1,59 %
Ausbildungsabschluss
Tabelle A4
(Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert)
Antidepressiva-Verordnungen nach Alter und Geschlecht 2013
Männer
Gesamt
DDD
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
DDD
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
DDD
Betr.
[%]
DDD
pro
Betr.
15-19
1,21
1,04 %
116
3,24
2,79 %
116
2,08
1,79 %
116
20-24
3,13
1,87 %
168
6,29
3,89 %
162
4,63
2,83 %
165
25-29
5,13
2,45 %
209
8,88
4,50 %
197
6,90
3,42 %
204
30-34
6,90
3,02 %
229
10,89
5,13 %
212
8,70
3,97 %
221
35-39
8,93
3,86 %
231
14,18
6,48 %
219
11,31
5,05 %
225
40-44
10,57
4,62 %
229
16,87
7,83 %
216
13,47
6,09 %
223
45-49
11,41
5,02 %
227
19,12
9,10 %
210
15,01
6,93 %
219
50-54
13,51
5,83 %
232
22,36
10,63 %
210
17,73
8,12 %
222
55-59
15,75
6,89 %
229
25,92
12,47 %
208
20,44
9,46 %
219
60-64
13,68
6,53 %
209
23,58
11,95 %
197
17,74
8,75 %
204
Altersgruppe
Tabelle A5
38 ǀ Depressionsatlas
Frauen
(Erwerbspersonen TK 2013, ATC-Code N06A)
Antidepressiva-Verordnungsvolumen nach Wirkstoffen 2000 bis 2013
Anzahl DDD je VJ
Opipramol
Amitriptylin
Fluoxetin
Citalopram
Sertralin
Johannis­
kraut
Mirtazapin
Venlafaxin
Jahr
N06AA05
N06AA09
N06AB03
N06AB04
N06AB06
N06AP01
N06AX11
N06AX16
2000
0,39
0,48
0,29
0,34
0,33
1,32
0,15
0,11
2001
0,43
0,49
0,34
0,47
0,42
1,25
0,21
0,17
2002
0,46
0,49
0,43
0,61
0,45
1,10
0,29
0,24
2003
0,51
0,51
0,51
0,87
0,51
0,98
0,32
0,33
2004
0,55
0,49
0,60
0,99
0,52
0,37
0,35
0,43
2005
0,59
0,50
0,67
1,17
0,54
0,43
0,43
0,53
2006
0,53
0,45
0,66
1,23
0,53
0,31
0,44
0,57
2007
0,59
0,47
0,74
1,66
0,61
0,31
0,54
0,68
2008
0,65
0,48
0,79
2,03
0,67
0,33
0,64
0,80
2009
0,68
0,48
0,76
2,29
0,70
0,43
0,69
0,91
2010
0,72
0,50
0,79
2,83
0,76
0,51
0,80
1,23
2011
0,75
0,52
0,81
3,51
0,81
0,53
0,85
1,45
2012
0,76
0,52
0,84
3,57
0,95
0,53
0,89
1,68
2013
0,75
0,51
0,84
3,34
1,09
0,53
0,91
1,83
Tabelle A6
(Erwerbspersonen TK 2013, standardisiert, ATC-Code N06A)
Depressionsatlas ǀ 39
Allgemeine
Informationen zum
Depressionsatlas
Der Depressionsatlas liefert umfangreiche
Informationen zur Bedeutung von Depressi­
onen im Erwerbsalter. Basis der Auswertun­
gen bilden Daten zu Arbeitsunfähigkeiten
sowie Arzneiverordnungen bei TK-Erwerbs­
personen aus den Jahren 2000 bis 2013.
Depressionen waren 2013 für 7 Prozent aller
gemeldeten Arbeitsfehltage verantwortlich.
Etwa 6 Prozent aller Erwerbspersonen
erhielten 2013 Verordnungen von Antide­
pressiva, die Zahl der verordneten Tagesdo­
sen hat sich seit 2000 nahezu verdreifacht.
Weitere Informationen
10.1/154
1/2015
Gesundheitsstudien und
Auswertungen finden Sie
unter: www.tk.de,
Webcode 49536