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Hardware
d
Auerswal
COMfortel 3500
Auerswald COMfortel 3500 im Test
Ein Android-Telefon
muss nicht immer in die
Hosentasche passen, es
kann auch auf dem
Schreibtisch stehen.
Das COMfortel 3500 von
Auerswald ist ein rich­
tiges Tischtelefon für
Voice over IP mit
integriertem­AndroidSystem. Wir haben das
etwas andere AndroidTelefon getestet.
Marcel Hilzinger
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Oktober 2013 Chefsache
D
ie analoge Telefonie ist tot. Heute
werden praktisch sämtliche Gespräche – egal ob auf dem Handy
oder einem gewöhnlichen Tischtelefon – über digitale Techniken übertragen.
Dennoch gibt es immer noch viele alte Telefone, die auch weiterhin funktionieren. Der
Ton wird aber auch hier vom Provider über
das Internet und Voice over IP übertragen.
VoIP und SIP
Einsatz kommt, sondern Android 2.3.4 mit
Kernel 2.6.32. Das Telefon verfügt zudem
über einen fünf Zoll großen Touchscreen mit
einer Auflösung von 480 x 800 Pixeln. Es
lässt sich also als „Android-Tablet“ nutzen.
Erster Eindruck
Das COMfortel 3500 macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Es ist sauber verarbeitet
und sieht auch sehr schön aus. Für den Anschluss ans Internet oder eine TK-Anlage liegen sämtliche Kabel bei. Falls Sie einen
Switch mit Power-over-Ethernet-Fähigkeiten
einsetzen, müssen Sie lediglich das EthernetKabel mit dem Telefon verbinden.
Das Set-up ist nicht trivial, aber für jemanden mit halbwegs sicheren IT-Kenntnissen
kein Problem. Bei unserer TK-Anlage ge-
So wie es noch viele Telefone gibt, die nur
analog arbeiten, gibt es neuerdings auch Telefone, die nur digital funktionieren. Diese
nennt man VoIP- oder SIP-Telefon. Die Abkürzung VoIP steht für Voice over IP und bezeichnet die Technik, SIP ist ein bestimmtes
VoIP-Protokoll und gilt als Standard für diese
Technologie. Um ein solches
Gerät handelt es sich auch beim
COMfortel 3500 von Auerswald
[LINK 1]. Das Gerät lässt sich nicht
an eine gewöhnliche Telefonbuchse anschließen, sondern benötigt einen Internetzugang. Alternativ können Sie es per Ethernet-Schnittstelle an eine Telefonanlage anschließen.
Die große Besonderheit beim
COMfortel 3500 besteht darin,
dass als Betriebssystem nicht irAbb. 1: Ein spezielles Widget zeigt die eingehenden und die
gendein Embedded-System zum
verpassten­Anrufe an.
Android-User.de
Hardware
COMfortel 3500
nügte die Angabe des Registrars und das Setup des eigenen Accounts inklusive Passwort,
um das Telefon zur Mitarbeit zu überreden.
Benutzen Sie zu Hause eine Fritz!Box oder
haben Sie einen SIP-Account von Ihrem Provider, dann wählen Sie einfach den Provider
aus der sehr umfangreichen Liste aus. Beim ersten Start begrüßt Sie ein AndroidSytem in Version 2.3.4. Auerswald hat daran
aber sehr viele Änderungen vorgenommen,
um die VoIP- und sämtliche Hardwarefunktionen des Telefons nutzen zu können. Die
eingehenden Anrufe sind als Widget realisiert, rechts und links gibt es frei belegbare
Schnelltasten. Darüber hinaus befinden sich
auf dem Telefon noch 15 Hardware-Schnelltasten, die sich über das Android-System
sehr einfach belegen lassen.
Sieben Homescreens sind vorgegeben, die
sich mit Widgets füllen lassen. Das von
einem 600 MHz schnellen TI-Prozessor angetriebene System reagiert träge, aber nicht
wirklich langsam. Das Multitouch-fähige Display ist hell und genügend scharf. Gut zu wissen
Als IP-Telefon verfügt das COMfortel 3500
über ein paar spezielle Funktionen. Das
Gerät besitzt einen SD-Kartenslot und zwei
USB-Ports. Im SD-Slot steckt bereits eine
Zwei-GByte-Karte, in einem der USB-Ports
ein Bluetooth-Dongle. Damit lassen sich
recht coole Spielereien anstellen. Zum Beispiel die Displaysperre aktivieren, wenn ein
festgelegtes Bluetooth-Gerät außer Reichweite ist, oder die Anrufumleitung einschalten. Aber auch ein Headset funktioniert auf
diese Art. Am zweiten USB-Port schließen
Sie eine Tastatur an oder Sie laden darüber
das Handy auf. Trotz Android ist das COMfortel 3500 kein von Google zertifiziertes
Gerät. Das bedeutet, dass es auf dem Telefon
keinen Play Store, kein Google Maps, kein
Gmail gibt. Auerswald hat dem IP-Telefon
eine E-Mail-App spendiert. Als App Store ist
das App Center von
And­roidpit vorinstalliert. Die AppFunktionalität ist ein
praktischer Zusatznutzen, aber kein
wirklich zentrales
Feature. Einen
Google-Account einzurichten und die
persönlichen Daten
mit dem COMfortel
3500 zu synchroniAbb. 2: Die 15 Funktionstasten einzurichten ist wirklich sehr einfach.
sieren ist nur via Exchange-Konto (Active Sync) oder kostenpflichtigem Google-Business-Konto möglich.
Auerswald arbeitet hier an einer Alternative
via CardDAV.
Kritikpunkte
Auf unserem Gerät war der Druckpunkt der
OK-Taste nicht in Ordnung. Diese mussten
wir stark drücken, deutlich stärker als die
vier Pfeiltasten darum herum. Manche Dinge
lassen sich per Touchscreen weniger effizient
erledigen als mit echten Hardware­tasten.
Dazu gehört das Löschen verpasster Anrufe.
Das COMfortel 3500 lässt sich aber auch
recht gut mit der Tastatur bedienen.
Der kapazitive Touchscreen reagierte in
den Tests recht träge, und wir hatten fast das
Gefühl, es mit einem druckempfindlichen
Display zu tun zu haben. Das System könnte
etwas schneller sein, bei den üblichen Aufgaben spielt das aber keine Rolle. Störend empfanden wir beim Display, dass es sehr stark
spiegelt. Es ist zwar genügend hell, um bei
üblichem Bürolicht keine Probleme zu verursachen, scheint aber mal die Sonne drauf,
dann sieht man wirklich fast gar nichts mehr
und man muss die Standfüße des Telefons
verstellen, um einen anderen Neigungswinkel zu erhalten. Seit dem Firmware-Update
auf Version 1.6 lassen sich zwar IP-Kameras
ins System einbinden, aber keine einfachen
Webcams via USB.
Fazit
Abb. 3: Das Display des COMfortel 3500 spiegelt
recht stark und lässt sich nicht neigen.
Android-user.de
Android 2.3.4 mag nach uralt klingen, aber
für die Nutzung als IP-Telefon tut es das System allemal. Die fehlenden Google-Apps und
die Synchronisationsmöglichkeit schmerzen
allerdings. Das Wichtigste bei einem stationären Telefon ist die Sprachqualität. Hier
liegt das COMfortel 3500 klar vor allen anderen IP-Telefonen, die wir bisher getestet hatten. Wer den aktuellen Internetpreis von 400
Euro nicht scheut, wird am Auerswald COMfortel 3500 seine Freude haben.
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Oktober 2013
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