druckpunkt - Deutsche Hochdruckliga

Transcrição

druckpunkt - Deutsche Hochdruckliga
Oktober 2013 | Jg. 21 | Nr. 3
Hochdruckliga
DAS MAGAZIN FÜR PRÄVENTION UND BEHANDLUNG DES BLUTHOCKDRUCKS UND SEINER FOLGEN
DRUCKPUNKT
DEUTSCHE HOCHDRUCKLIGA e.V. DHL® - DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HYPERTONIE UND PRÄVENTION
TITE
L
THEM
A
M
I
Bewegung
Wandern für den Blutdruck
Was gilt es zu beachten?
Praxis
Telemonitoring bei
Bluthochdruck
Arztbesuch passé?
Forschung
Renale Denervation
Neues Behandlungsverfahren
in der Diskussion
HEFT
Risiko Schlaganfall
& Herzinfarkt?
Weltneuheit
Die patentierte Afib-Technologie
erkennt Vorhofflimmern und kann
somit ein erhöhtes Schlaganfallrisiko anzeigen.
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Inhalt
Inhalt 03/2013
Editorial
Neue Trends der Hochdruckforschung
2
22 Forschung
Aufruhr um die
Nierenarteriendenervation
Leben mit Bluthochdruck
4
Aktuelles
Mit Telemonitoring weniger Todesfälle
Ein hoher BMI an sich ist kein Risiko
Erst Hörsturz, dann Herzinfarkt?
Vitamin D – als Blutdrucksenker
eher eine Enttäuschung
8
Bewegung
Wandern für den Blutdruck
10 Aktuelles
Blutdruckschwankungen können
das Gedächtnis lähmen
12 Bewegung
Gesundheitspark Trier hat
ein Herz für seine Teilnehmer
14 Rezepte
Titelbild: © Getty Images/Hemera
Feines aus der 5-Elemente-Küche
16 Ernährung
Kann Essen krank machen?
Die renale Denervation –
zwischen Risiken und Chancen
26 Praxis
Telemonitoring bei Bluthochdruck
30 Aktuelles
Jahrestagung der europäischen
Gesellschaft für Hypertonie
“Es kommt fast alles auf den
systolischen Blutdruck an“
Aus der Liga
32 Im DRUCKPUNKT-Interview:
Der neue Geschäftsführer der DHL®
und der Vorsitzende der Deutschen
Hypertonie Akademie
36 Aus den Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppe Hypertonie Nürnberg
ist an Schulen aktiv
37 Wichtige Bekanntmachung für Mitglieder
der Deutschen Hochdruckliga
Umstellung der Lastschrifteinzüge für DHL®Mitgliedsbeiträge auf SEPA-Lastschriften
19 Leserbriefe
Experten der Hochdruckliga
beantworten Ihre Fragen
DRUCKPUNKT 3/2013
37 Impressum
1
Neue interventionelle Behandlungsmethode
Aufruhr um die
Nierenarteriendenervation
D
ie vorliegende Ausgabe des Druckpunktes enthält eine aktuelle Übersicht zu einem interventionellen Therapieverfahren, das bei einer schweren Hypertonie angeboten
wird, die medikamentös nur schwierig oder gar
nicht einstellbar ist. Trotz der noch schwachen Datenlage hat das Thema Nierenarteriendenervation
in den letzten Jahren eine beeindruckende und oft
unsachgemäße Aufmerksamkeit erfahren. In der
Laienpresse wurde vereinzelt eine „Heilung“ oder
ein „Leben ohne Medikamente“ in Aussicht gestellt. Als Konsequenz dieser zum Teil unsachlichen Informationen kommen zu fast jedem hypertensiologisch tätigen Arzt Patienten, die darum
bitten, ihnen doch diese Errungenschaft der modernen Medizin angedeihen zu lassen.
Diese Wünsche sind verständlich. In Deutschland – mit seinen etwa 30 Millionen Hypertoniekranken – werden jeden Tag mindesten 20 Millionen Tabletten zur Blutdrucksenkung geschluckt;
geht man einmal von einer Behandlungsrate von
zwei Drittel der Patienten und einer 100%igen Compliance aus. Das sind 7,3 Milliarden Tabletten pro
2
Jahr. Damit kann sich niemand zufrieden geben.
Die Vorstellung vom „Impfen gegen Bluthochdruck“
löste eine kurze Euphorie aus, die (vorerst) an der
nichtanhaltenden Wirksamkeit dieser Prozedur gescheitert ist. Nun ist es die Nierenarteriendenervation. Die Publicity dieses Verfahrens ist gegenüber
der Impfdebatte ungleich größer. Dies liegt auch
an den fi nanzstarken Konzernen der Medizingeräteindustrie, die sich von diesem Verfahren einen
großen Zukunftsmarkt erhoffen.
Die Studienergebnisse sollte
man vorsichtig betrachten
Der „Hype“ um die Nierenarteriendenervation wird
aber auch dadurch vorangetrieben, dass bei der Entwicklung neuer antihypertensiver Medikamente de
facto ein Stillstand eingetreten ist und man auf der
Suche nach Neuem beim Thema Hypertonie immer
wieder bei diesem interventionellen Verfahren landet. Der aktuelle Wissensstand zum Verfahren ist
in der Übersichtsarbeit dargelegt (Seite 22). Hervorzuheben sind die kleinen Patientenzahlen der bisher
verfügbaren Studien, die für eine Medikamenten-
DRUCKPUNKT 3/2013
Editorial
zulassung völlig unzureichend wären. Hier ist zu beklagen, dass die strengen Standards, die an eine Zulassung von Medikamenten gestellt werden, bei medizinischen Geräten und Interventionen fehlen.
Auch das Design der vorliegenden Studien ist unzureichend. Selbst die Blutdruckwirksamkeit des
Verfahrens oder zumindest die Größenordnung
derselben ist derzeit unklar, da keine der vorliegenden Studien verblindete Placebo-Kontrollen
enthielt. Weitere offene Fragen betreffen die Langzeiteffekte und die Sicherheit des Verfahrens.
In den USA geben die zuständigen Behörden in
Anerkennung der derzeit dürftigen Datenlage noch
kein grünes Licht für den routinemäßigen Einsatz
des Verfahrens. In Deutschland werden hingegen
mit einer schnell wachsenden Zahl an Interventionssystemen Rekordzahlen von Patienten behandelt.
Die aktuellen Hypertonie-Leitlinien der Europäischen Hypertonie- und Kardiologie-Gesellschaften
vom Juni 2013 sehen ebenfalls die Notwendigkeit
weiterer großer Studien mit adäquatem Design, um
die Wirksamkeit und Sicherheit des Verfahrens zu
dokumentieren. Eine erste solche Studie an Patienten mit Therapieresistenz wird möglicherweise bereits 2014 abgeschlossen sein und wird dann die Bewertung der Nierenarteriendenervation auf eine solidere wissenschaft liche Grundlage stellen. Bis dahin bleibt das Verfahren allerdings „experimentell“.
DRUCKPUNKT 3/2013
Das heißt, dass es – wenn überhaupt – nur angewandt werden sollte, wenn größte diagnostische und
therapeutische Anstrengungen unternommen wurden, den Blutdruck eines schwer einstellbaren Patienten mit etablierten Strategien zu kontrollieren.
Aus Sicht der betroffenen Patienten ist dies eine
schwierige Situation. Sie sollten mit hypertensiologisch ausgewiesenen Ärzten, gegebenenfalls auch
durch Einholen einer Zweitmeinung, sicherstellen,
dass außer einem solchen interventionellen Therapieversuch definitiv keine sinnvolle Option besteht,
das Problem der unkontrollierten Hypertonie in den
Griff zu bekommen.
Prof. Dr. med. Rainer Düsing
Hypertoniezentrum Bonn
Schwerpunktpraxis Kardiologie, Angiologie,
Prävention, Rehabilitation
Am Burgweiher 52–54
53123 Bonn (Duisdorf )
Tel: +49 228 9621000
Fax: +49 228 96210033
[email protected]
[email protected]
www.hypertoniezentrum-bonn.de
Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren verantwortlich.
Die Beiträge geben nicht immer die Meinung der Hochdruckliga wieder.
3
© Fiedels / fotolia.com
Wussten Sie, dass…
das Herz eines Embryos schon nach drei Wochen,
am 22. Tag, zu schlagen beginnt?
Studie mit Herzinsuffizienz-Patienten
Mit Telemonitoring weniger Todesfälle
Telemedizin scheint zu wirken: Dass sie offenbar sogar Todesfälle reduzieren kann, haben jetzt deutsche Kardiologen auf
dem europäischen Kardiologenkongress in Amsterdam vorgestellt.
Viele Patienten mit Herzinsuffizienz sind Träger eines implantierten Defibrillators (ICD) oder eines Gerätes zur kardialen
Resynchronisation (CRT). Solche Geräte können lebensbedrohende Arrhythmien beenden und die gestörte Herzfunktion
verbessern. Sie können aber heute auch fortlaufend den Zustand von Herz und Gerät überwachen und Informationen da-
rüber an klinische Zentren weiterleiten (Home Monitoring). Bei
Problemen lässt sich damit früh therapeutisch gegensteuern.
Den Nutzen eines solchen Systems zeigt jetzt die IN-TIME-Studie von Forschern um den Leipziger Kardiologen Professor Gerhard Hindricks.
716 Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium II/III) nahmen teil. Sie alle hatten ein Implantat mit Telemonitoring-Funktion erhalten (42 Prozent ein ICD, 58 Prozent ein
CRT). Die Geräte übermittelten die Informationen (etwa zu Veränderungen des Herzrhythmus, Schock-Abgaben oder Systemfunktion) automatisch und ohne jedes Zutun der Patienten per
Mobilfunk an eine zentrale Datenstelle am Herzzentrum der Universität Leipzig.
Noch ist unklar, was letztlich geholfen hat
© BIOTRONIC
Nur bei der Hälfte der Patienten hatten die Ärzte aber auch tatsächlich Zugang zu den eingegangenen Informationen (Telemonitoring-Gruppe), bei der anderen Hälfte beschränkte man
sich ohne Kenntnis der übermittelten Daten auf die übliche
Standardtherapie.
Primäres Ziel der Studie war es, die Auswirkungen der implantatgestützten Fernüberwachung auf das Fortschreiten der
Herzinsuffizienz zu untersuchen. Die klinische Verschlechterung
wurde anhand des modifizierten Packer-Scores bewertet – eine
Kombination unter anderem aus Tod jeglicher Ursache, ungeplanten Klinikaufenthalten wegen dekompensierter Herzinsuffizienz sowie NYHA-Stadium.
Nach einem Jahr war der Anteil der Patienten, bei denen
eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz objektivierbar war,
in der Telemonitoring-Gruppe signifikant niedriger als in der
Gruppe mit Standardtherapie (18,9 vs. 27,5%). Auch die Rate der
Todesfälle lag in der Telemonitoring-Gruppe mit 3,4 Prozent signifikant niedriger als in der Standard-Gruppe mit 8,7 Prozent.
Noch bleibt genau zu klären, welche „Trigger“ im Einzelnen
die rasch gegensteuernden Therapien ausgelöst haben und von
welcher Art die Maßnahmen waren. Die Analyse, so Hindricks,
soll nun folgen.
Peter Overbeck
4
DRUCKPUNKT 3/2013
Aktuelles
Schlaganfall und Herzinfarkt
Ein hoher BMI an sich ist kein Risiko
Zusammen mit Bluthochdruck und Co steigt das Risiko
Nach ungefähr fünfeinhalb Jahren hatten die übergewichtigen,
aber metabolisch gesunden Frauen kein höheres Risiko als die
schlanken, metabolisch gesunden. Wenn die beleibteren Frauen aber an einer metabolische Erkrankung litten, war ihr Schlaganfall und Herzinfarkt-Risiko vier Mal höher als das der schlanken, metabolisch gesunden. Das der schlanken, aber metabolisch ungesunden Frauen war fast doppelt so hoch. „Das heißt,
dass Übergewicht an sich bei jungen Frauen nicht mit einem
erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert ist“, erklärte Schmiegelow. Übergewicht ist allerdings einer der treibenden Auslöser für Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoff wechselstörungen etc.
Frühzeitige Lebensstiländerungen können vorbeugen
Der Zusammenhang zwischen Übergewicht und einem erhöhtem kardiovaskulären Risiko beruht also darauf, dass Übergewichtige nicht selten metabolische Erkrankungen bekommen.
Dahingehend müsse man Übergewicht auch als kardiovaskulären Risikofaktor interpretieren, schlussfolgerte Schmiegelow.
Dies böte für junge übergewichtige, gesunde Frauen noch
die Chance, ihr Risiko für metabolische Erkrankungen und damit auch ihr Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko zu verringern,
wenn sie ihren Lebensstil frühzeitig änderten.
Den Bauchumfang kann jeder messen
Auch für Prof. Heinz Drexel aus Österreich, Vorsitzender der zu
diesem Thema veranstalteten ESC-Pressekonferenz, ist klar:
DRUCKPUNKT 3/2013
© Keith Frith/fotolia.com
Immer mehr Menschen sind übergewichtig. Bluthochdruck,
Diabetes und Fettstoff wechselstörungen sind die Folgen. Ein
hoher BMI per se erhöht allerdings das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko nicht.
Wer also etwas zu viel auf den Rippen hat, hat nicht zwangsläufig ein höheres Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko als ein
schlanker Mensch. Wenn man metabolisch gesund ist, ist das
Risiko sogar niedriger als das eines normalgewichtigen Menschen, dem ein Bluthochdruck, eine gestörte Glukosetoleranz
oder erhöhte Cholesterinwerte zusetzen. Schwerer wiegt offenbar vielmehr, ob man metabolisch gesund oder ungesund ist –
dieser Zusammenhang wurde in einer Studie an insgesamt 261 489
jungen zeugungsfähigen dänischen Frauen (Durchschnittsalter
30,5 Jahre) untersucht.
Die Ergebnisse stellte Dr. Michelle Schmiegelow vom Gentofte Hospital Hellerup in Dänemark auf dem europäischen Kardiologiekongress in Amsterdam vor. Die Forscher teilten die Frauen in vier Gruppen ein: normalgewichtige Frauen (BMI: 18,5 bis
<25 kg/m2) mit keiner metabolischen Erkrankung, normalgewichtige mit mindestens einer metabolischen Erkrankung (Bluthochdruck, gestörter Glukosemetabolismus, Fettstoff wechselstörung); übergewichtige (BMI ≥ 25 kg/m2) mit keiner metabolischen Erkrankung und übergewichtige Frauen mit mindestens
einer metabolischen Erkrankung.
„Der BMI darf nicht für sich alleine stehen.“ Als Maßeinheit für
das kardiovaskuläre Risiko sei der Bauchumfang auch besser geeignet als der BMI. Denn auch ein fitter Mensch kann einen erhöhten BMI haben. Bekanntlich wiegt Muskelmasse ja mehr als
Fett. „Deshalb sollte jeder auch seinen Bauchumfang kennen“,
appelliert Drexler. Denn Übergewicht ist nicht gleich Übergewicht, es ergibt vielmehr ein komplexes Bild. Veronika Schlimpert
Korrektur zum Druckpunkt 1/2-2013
Seite 46/47
Beim Artikel Salz einsparen – Blutdruck senken bezog sich
die empfohlene Tagesdosis der American Heart Association (AHA) und der Amercian Stroke Association (ASA) von
1,5 Gramm (entspricht 3,75 Gramm Kochsalz) nicht auf die
Kochsalzzufuhr, wie irrtümlich in dem Beitrag beschrieben,
sondern auf die Natriumzufuhr.
Auch der erwähnte ermittelte tägliche Durchschnittskonsum von 3,4 Gramm (entspricht 8,5 Gramm Kochsalz) bezog sich auf die Natrium- und nicht auf die Kochsalzzufuhr.
Die European Society of Hypertension (ESH) und die European Society of Cardiology (ESC) empfehlen eine Einschränkung der Kochsalzzufuhr auf 5 bis 6 Gramm am Tag.
Die Redaktion bittet diesen Fehler zu Entschuldigen.
5
Frühes Warnsignal
Erst Hörsturz, dann Herzinfarkt?
© Janina Dierks/fotolia.com
Ein akuter idiopathischer Hörverlust (also ohne
fassbare Ursache) bei älteren Menschen kann
ein Warnsignal sein: Diese Patienten haben offenbar ein erhöhtes Risiko, in den nächsten Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden. Diverse Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung
werden umgekehrt auch mit einem erhöhten
Risiko für einen Hörsturz in Zusammenhang gebracht.
Die kleinsten Gefäße betreffende (mikrovaskuläre) Schäden zum Beispiel spielen bei der Entstehung von Hörstürzen
eine wichtige Rolle. Außerdem scheinen Raucher und Patienten
mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Anamnese verstärkt
hörsturzgefährdet zu sein. Möglicherweise haben also ein akuter idiopathischer Hörverlust und ein Herzinfarkt einen gemeinsamen Mechanismus der Krankheitsentstehung.
Risiko um 25 Prozent erhöht
@ Getty Images/Stockbyte Platinum
Dafür spricht auch eine aktuelle Studie, in der die Daten von
44 830 taiwanesischen Krankenversicherten mit neu diagnostiziertem Hörsturz ausgewertet wurden. Innerhalb von drei bis
neun Jahren nach dem Ereignis hatten sie häufiger einen Herzinfarkt als gleichaltrige Kontrollpersonen: Pro 1 000 Personenjahren ereigneten sich 19,27 im Vergleich zu 13,87 Herzinfarkten. Unter Berücksichtigung anderer Begleiterkrankungen und
Einflussfaktoren hatten die Hörsturzpatienten damit ein um 25
Prozent höheres Infarktrisiko. Bei den 50- bis 64-Jährigen lag die
Häufigkeit an Infarkten um 62 Prozent und in der Gruppe über
64 Jahren um 28 Prozent höher als bei den Vergleichspersonen
gleichen Alters. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass ein akuter
idiopathischer Hörverlust ein früher Indikator für einen drohenden Herzinfarkt sein kann“, schlussfolgern die Studienautoren
um Charlene Lin von der Universität in Berkeley. Dieses Wissen
sollte Ärzte dazu veranlassen, nach einem Hörsturz kardialen
Risiken mehr Beachtung zu schenken. Bei der Prävention solle
aber berücksichtigt werden, dass 60 Prozent der Herzinfarkte
später als ein Jahr nach dem Hörsturz auftraten.
(BS)
Nahrungsergänzungmittel
Vitamin D – als Blutdrucksenker eher eine Enttäuschung
Vitamin D erscheint vielen schon als neuer kardiovaskulärer
Heilsbringer. Aktuelle Studiendaten dämpfen aber die aufkeimenden Hoffnungen: Danach lässt die Gabe des „Sonnenvitamins“ bei älteren Hypertonikern günstige Effekt auf den erhöhten Blutdruck vermissen.
Erst kürzlich hat eine koreanische Arbeitsgruppe (Korean Meta-Analysis Study Group) in der bislang umfangreichsten Metaanalyse (Zusammenfassung aus 50 randomisierten
kontrollierten Studien mit insgesamt knapp 295 000 Teilnehmern, wobei die Probanden den Behandlungsgruppen zufällig zugewiesen wurden) erneut die enttäuschende Erkenntnis gewonnen, dass die Gabe von Vitaminen oder Antioxidanzien für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
nichts ausrichten kann.
Doch blieb für Optimisten ein Fünkchen Hoffnung. Zwar
sind die Vitamine A, C, E oder B (Folsäure) als Kandidaten so gut
wie aus dem Rennen – nicht aber Vitamin D.
Dieses Vitamin, das bekanntlich als Prohormon den Kalziumspiegel und Knochenaufbau reguliert, ist erst seit relativ kurzer
Zeit auch in den Fokus der kardiovaskulären Forschung gerückt.
In epidemiologischen Studien ist wiederholt beobachtet
worden, dass niedrige 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel mit einem
höheren Risiko für Erkrankungen wie Bluthochdruck und Koronare Herzerkrankung assoziiert waren. Metaanalyen bestätigten diese Beziehung.
Assoziationen sagen aber nichts über ursächliche Zusammenhänge aus, denen erst durch randomisierte kontrollierte
Studien auf die Spur zu kommen ist.
DRUCKPUNKT 3/2013
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Aktuelles
Kontrollierte Studie zur blutdrucksenkenden Wirkung
Eine solche placebokontrollierte Studie zur Wirksamkeit von Vitamin D hat jetzt eine schottische Forschergruppe um Dr. Miles
D. Witham aus Dundee veröffentlicht.
Danach scheint es eher fraglich, ob sich durch Nahrungsergänzung mit diesem Vitamin die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen günstig beeinflussen lässt.
An der aktuellen Studie (VitDISH Trial) nahmen 159 ältere
Patienten mit einem isolierten systolischen Blutdruck teil. Die
25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel lagen bei allen Teilnehmern unterhalb einer Schwelle von 30 ng/ml (im Mittel: 18 ng/ml). Den
Patienten wurde ein Jahr lang alle drei Monate entweder Vitamin D (100 000 IE) oder ein Placebo oral verabreicht.
Blutdruckwerte unverändert
Erwartungsgemäß ließ die Behandlung mit Vitamin D, die
25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel dieser Teilnehmer signifikant an-
steigen. Ihr Blutdruck blieb dennoch von dieser Veränderung
unberührt: Die Blutdruckwerte in beiden Gruppen unterschieden sich nicht signifikant.
Auch der 24-Stunden-Blutdruck, die Endothelfunktion, die
Steifheit der Aorta oder die Cholesterin- und Glukosespiegel
zeigten keine Veränderungen. Ebenso wie die Studienautoren
will auch Dr. Edward Giovannucci von der Harvard-Universität
in Boston, Verfasser eines begleitenden Editorials zur Studie,
noch nicht völlig ausschließen, dass die Vitamin-D-Gabe doch
einen gewissen Effekt auf den Blutdruck haben könnte.
Bestenfalls, darin ist man sich einig, sei aber nur eine sehr
moderate Senkung des Blutdrucks zu erwarten, von der möglicherweise, so Giovannucci, auch nur gewisse Patienten – etwa
Menschen mit erhöhten Spiegeln des Parathormons (ein Hormon,
was in den Nebenschilddrüsen produziert wird und zur Erhöhung
des Kalziumspiegels führt) profitieren würden.
Peter Overbeck
Bewegt entspannen
Wer an tiefe Entspannung denkt, stellt
sich meist totale Stille und meditative
Stimmung vor. Aber wäre es nicht besser,
sich überall unbemerkt entspannen zu
können, auch in den Brennpunkten des
Alltags, überall dort, wo Druck entsteht?
Genau dieses Ziel verfolgt Diplom-Psychologe und Coach Peter Bergholz in seinem Buch „Dynamische Entspannung“.
Dieser neue einfache Ansatz basiert
auf der bewährten Methode der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson
(Progressive Muskelrelaxation, PMR) und
erweitert diese mit Musik und „positiven
Bewegungen“. Entspannung und Wohlbefinden entwickeln sich hier zuerst aus
Bewegungen heraus, auch Winning Moves
oder Einklangsbewegungen genannt. Sie
sprechen direkt das Nervensystem an.
Die Wirkung der kleinen, fließenden
Bewegungen setzt sofort ein. Die Methode ist deshalb auch für alle geeignet, die
sonst vor dem Üben immer erst den „inneren Schweinehund“ überwinden müssen.
Es sind die guten Gefühle, die sich
positiv auf unsere Psyche und Gedanken
auswirken, und sie werden vor allem im
Körper produziert – durch Berührungen,
DRUCKPUNKT 3/2013
Bewegungen und Körperhaltung. So sieht
es auch die Hirnforschung, und die „Dynamische Entspannung“ setzt dieses neue
Wissen um. In dem Buch und auf der beiliegenden Audio-CD werden sechs angeleitete Programme vorgestellt: Sie unterscheiden sich in Dauer (zwischen 4 und
20 Minuten) und Intensität und ermöglichen so ein abwechslungsreiches Einüben.
Jedes Programm beginnt mit klassischer
An- und Entspannung (Jacobson-Prinzip)
und geht dann in einfache Einklangsbewegungen über. Immer unterstützt mit
eingängiger, klassischer Musik, deren Bedeutung für Veränderungsprozesse gezielt genutzt wird. Das Unterbewusste ist
in dieser Verfassung besonders aufnahmefähig für positive Gedanken, Bilder und
Vorstellungen. Passende Suggestionen
wirken jetzt ganz direkt und lassen sich
auch mit aktiven Themen verknüpfen:
Entschlossenheit, Stärkung des Selbstbewusstseins, Gelassenheit, Neinsagen.
Mit der Kombination aus bekannten
Entspannungselementen und positiven
Bewegungen geht diese Technik somit
weit über eine klassische Entspannungsmethode hinaus.
Peter Bergholz, Dynamische Entspannung: Innere Ruhe und Stärke
durch die Kraft der Bewegung
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7
© bynicola/fotolia.de
Ab in die Berge
Wandern für den Blutdruck
Wandern ist eine Bewegungsart, die für Menschen mit Bluthochdruck besonders gut geeignet
ist. Warum ist das so und was sollte man beim Wandern beachten?
© Birgit Reitz-Hofmann/fotolia.de
D
ie Luft ist frisch und klar
dort oben in den Bergen.
Erst mal tief einatmen und
den Blick über die schneebedeckten
Gipfel schweifen lassen – wer schon
mal Bergwandern war, kennt vielleicht dieses Gefühl. Man ist leicht erschöpft, aber glücklich, wenn man
den Gipfel erklommen hat. Viel Natur, gute Luft und der leckere Bergkäse auf der Alm – Wandern hat einiges
zu bieten und ist im Trend. Ein Hobby, das ein guter Ausgleich zum
stressigen Leben in der
Stadt sein kann.
Wandern ist aber nicht
nur für das Lebensgefühl
eine Wohltat, sondern wirkt
sich auch auf den Blutdruck
positiv aus. Denn wer regelmäßig solch ein moderates Ausdauertraining
betreibt, kann seinen
Blutdruck längerfristig
senken. Gerade für
Bluthochdruckpatienten ist
Wandern emp8
fehlenswert. Denn Wandern gehört
wie Radeln und Joggen zu den Bewegungssportarten. Und diese seien für
den Blutdruck vorteilhafter als Kraftsport, erklärt Prof. Martin Middeke
vom Hypertoniezentrum München.
„Beim Ausdauersport wird die Herzarbeit über die Erhöhung der Herzfrequenz gesteigert und nicht durch eine
Erhöhung des Blutdruckes, wie es beim
Kraftsport der Fall ist.“
Nach dem Marsch
sinkt der Druck
Was mit dem Blutdruck beim Wandern passiert, kann man selbst ganz
einfach testen. Vor dem Marsch und
fünf Minuten danach den Blutdruck
messen. Und schon sieht man, dass
der Druck bereits direkt nach der Anstrengung niedriger ist als zuvor.
Doch: einmal hilft nicht viel. Wer längerfristig seinen Blutdruck senken
möchte, sollte öfters in die Berge gehen oder anderen Ausdauersport betreiben. „Je häufiger man trainiert,
desto länger hält die Blutdrucksenkung an“, sagt Middeke. Es gilt das
Dosis-Wirkungs-Prinzip. Gerade deshalb ist Wandern für Hypertoniker so
geeignet. Man bewegt sich mehrere
Stunden und die Anstrengung ist moderat.
Und wenn der Blutdruck dauerhaft
niedrig bleibt, sinken auch die Risiken
für Folgeerkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt. „Bewegung kann
das Leben verlängern“, so Middeke.
Morbidität und Mortalität werden gesenkt. Man fühlt sich fitter und ein
besseres Körpergefühl stellt sich ein.
„Bewegung ist eines der besten Antidepressiva,“ so Middeke.
Was man beachten sollte
Also die Wanderschuhe anziehen und
direkt den nächsten Gipfel besteigen?
Was sollte man beachten, wenn man
das erste Mal wandern gehen möchte? Middeke rät: „Insbesondere ältere
Menschen, die sich bisher nicht viel
bewegt haben, und Patienten mit
nicht gut eingestellten Bluthochdruck
oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen
sollten sich vor einer geplanten Wanderung von ihrem Hausarzt beraten
DRUCKPUNKT 3/2013
Bewegung
DRUCKPUNKT 3/2013
Tipps für Wanderer mit Bluthochdruck
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Vor der ersten Wanderung einen Belastungstest beim Hausarzt machen.
Vor und nach dem Wandern Blutdruck und Puls messen.
Für Flachländer: 1–2 Tage einplanen, um sich an die Höhe zu gewöhnen
Nicht mehr als 300 Höhenmeterunterschiede beim Übernachten einplanen
Besser längere, dafür weniger anstrengende Touren
Mit einer einfachen Tour beginnen und die Anstrengung langsam steigern
Ausreichend trinken (möglichst jede Stunde)
Leichte gesunde Kost
Zwischendurch und nach dem Wandern dehnen
24h ABDM
Start:
03.05.2013 11:16
Ende:
04.05.2013 16:00
Profil
200
03.05.2013
Blutdruck [mmHg]
190
250
240
180
230
170
220
160
210
150
200
140
190
130
180
120
170
110
160
100
150
90
140
80
130
70
120
60
110
50
100
40
90
30
80
20
70
10
60
0
20
22
00
02
04
06
08
10
12
14
16
18
Hf [1/min]
lassen, inwieweit sie sich belasten
dürfen.“ Mit einem Belastungstest
lässt sich die Leistungsfähigkeit des
Herzens beurteilen. Dabei werden
Blutdruck und Puls während einer
Belastung auf dem Fahrrad-Ergometer gemessen. Zusätzlich kann ein Belastungs-EKG aufgezeichnet werden.
Wenn es dann los geht auf die Wandertour, sollte man es erst mal langsam angehen lassen, also zunächst eine
einfache Wanderung planen und die
Anstrengung schrittweise steigern.
„Und es ist besser, etwas länger zu wandern als den nächste Gipfel besteigen“,
sagt Middeke. Das richtige Pensum
lässt sich ganz einfach an der Atemluft festmachen. „Man sollte so viel
Luft bekommen, sodass man sich noch
unterhalten kann.“
Wer im Flachland lebt, sollte vor einer Bergwanderung ein bis zwei Tage
einplanen, um sich an die Höhe gewöhnen zu können. Bei einer mehrtägigen Hüttenwanderung gilt: Die
Hütte, auf der man nächtigt, sollte nicht
mehr als 300 Meter höher liegen als
der Übernachtungsort am Tag zuvor.
Denn vor allem im Schlaf kann einem
die Höhe zu schaffen machen. „Schlafstörungen, Schwindel, Atemnot, Erbrechen, ungünstige Blutdruckanstiege und Überlastungsanzeichen sind
typische Komplikationen, die in Höhenlagen auftreten können.“ Eine sogenannte Höhenkrankheit kann durchaus auch im europäischen Hochgebirge auftreten.
Außerdem sollten Wanderer darauf
achten, während des Marsches ausreichend zu trinken. Middeke empfiehlt,
spätestens nach einer Stunde eine Trinkpause einzulegen. Auf den Schweinsbraten mit Knödel sollte man während
einer Wanderreise besser verzichten.
Eine leichte und gesunde Kost vor und
nach dem Wandern ist ratsamer. Um
ein Gefühl zu bekommen, wie sich Blutdruck und Puls während einer Wanderung verändern, empfiehlt Middeke, beides vor und nach dem Marsch
selbst zu messen. Übrigens: Ein leichter Muskelkater schadet nicht. Sich
zwischendurch und nach einer Tour
zu dehnen, kann einem Muskelkater
Veronika Schlimpert
etwas vorbeugen.
50
IEM - Hypertension Management Software
Abb: Ambulante Blutdruck-Langzeitmessung (u.a. während einer Wanderung) mit 65
Messungen über ca. 20 Stunden bei einem 70-jährigen Patienten mit arterieller Hypertonie (vom Hypertoniezentrum München). Y-Achsen: Blutdruck und Herzfrequenz in mmHg
bzw. Schläge/min; x-Achse: Uhrzeit, an der die Messungen stattfanden.
Die medikamentöse Therapie ist noch nicht ausreichend. Deshalb ist der nächtliche Blutdruck (ab 22 Uhr) und der Blutdruck in den Morgenstunden noch nicht im Normbereich
(obere Kurven). Vor dem Start der Bergwanderung, kurz nach 10 Uhr, trat eine symptomlose
Blutdruckspitze auf. Anschließend waren die Blutdruckwerte (obere Kurven) während der
Wanderung deutlich gesenkt und die Herzfrequenz (untere Kurve) erhöht. Gemessen wurde
jeweils während eines kurzen Stopps mit ruhiger Armhaltung. Nach Beendigung der Wanderung erfolgte ein Wiederanstieg des Blutdrucks und eine Normalsierung der Herzfrequenz.
9
Geführte Wanderungen sind eine gute Möglichkeit, sorglos und kostengünstig zu wandern. Man braucht sich
nicht mehr um die Route, den Fahrplan, und andere Notwendigkeiten zu kümmern. Im Rahmen des Weltherztages am 28. und 29. September 2013 hatten Wanderweg-Organisationen und lokale Herzgruppen fünf attraktive Wanderungen für das Herz in verschiedenen Regionen der Schweiz zusammengestellt (www.swisshiking.
ch/de/wandern/veranstaltungen/wanderungen-fuersherz-2013). Diese sind besonders für Herz-Kreislauf-Patienten geeignet und wurden alle durch einen Wanderleiter sowie einem Herztherapeuten begleitet.
Generelle Angebote für geführte Wanderungen und
andere Vorschläge für Wanderrouten finden sie im Internet auf folgenden Seiten:
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Schweizer Wanderwege: www.wandern.ch/de/home
Deutscher Volkssportverein: www.dvv-wandern.de/
index.php
Deutscher Wanderverband: www.wanderverband.de/
conpresso/_rubric/index.php?rubric=Startseite
Alpinewelten: www.alpinewelten.com/de/die-bergfuehrer/
Auswirkung eines regelmäßigen
Ausdauertrainings von 3 x wöchentlich
je 30–45 Minuten
© Getty Images/iStockphoto
Gemeinsam Wandern
+
+
+
+
Senkung des systolischen Belastungsblutdrucks um
etwa 10–20 mmHg
Senkung der Belastungsherzfrequenz (Puls) um ca. 20%
Anstieg der Herzleistung (Herzzeitvolumen) unter Belastung um ca. 20%
Senkung des Ruheblutdrucks bis 10 mmHg (systolisch)
Ursache oder Wirkung?
Blutdruckschwankungen können
das Gedächtnis lähmen
Starke Schwankungen des Blutdruckes können offenbar die kognitiven Leistungen älterer
Menschen beeinträchtigen. Dieser Zusammenhang ist unabhängig von der durchschnittlichen Höhe des Blutdruckes. Was Ursache und was Wirkung ist, ist allerdings noch ungeklärt.
R
ätsel, Sudoko, Gedächtnistraining – viel wird dafür
getan, um dem Gedächtnis
auf die Sprünge zu helfen. Und insbesondere ältere Menschen achten
häufig verstärkt darauf, dass ihre ko10
gnitive Leistung erhalten bleibt. Dabei sollte man vielleicht auch den
Blutdruck im Auge behalten. Starke
Blutdruckschwankungen können offenbar die kognitiven Leistungen älterer Menschen beeinträchtigen, wie
jetzt niederländische, irische und
schottische Wissenschaft ler zusammen in einer großangelegten Studie
herausfanden. Ausschlaggebend für
den Erhalt der kognitiven Leistung
ist also nicht unbedingt nur die
DRUCKPUNKT 3/2013
Aktuelles
Blutdruckschwankungen schlechter
ab als jene, deren systolischer Blutdruck
gleichmäßig blieb. Beispielsweise schnitten die Teilnehmer mit einem stark variierenden Druck beim Reaktionsstest
um durchschnittlich 3,08 Sekunden
schlechter ab als jene mit den geringsten Schwankungen. Die Höhe des Blutdruckes und das Vorhandensein von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder
Risikofaktoren beeinflussten die Testergebnisse nicht.
Strukturelle Hirnveränderungen sind häufiger
Warum ausgerechnet Schwankungen
des Blutdruckes sich derartig auf die
kognitive Leistung auswirken, darüber kann man nur mutmaßen. Dauerhafte starke Fluktuationen des Blutdruckes könnten beispielsweise dazu
führen, dass das Gehirn mit zu wenig
Sauerstoff versorgt wird und deshalb
Nervenzellen im Gehirn absterben –
vor allem in empfindlichen Regionen,
wie im Hippocampus. So lautet eine
Vermutung des Forscherteams. Diese
Erklärung würde auch zu Ergebnis-
sen passen, die eine Subanalyse der
Studie lieferte: die Volumina der Hippocampi, also der Gehirnregionen,
die auch für das Gedächtnis zuständig sind, fiel bei Menschen mit einem
stark schwankenden Blutdruck geringer aus als bei Personen mit einem
gleichmäßigen Blutdruck. Auch kortikale Infarkte kamen bei ihnen häufiger vor. Dies fand man heraus, nachdem die Gehirne von 553 Patienten
mithilfe einer Magnetresonanztomografie untersucht wurden.
Wie aber bei der Henne und dem
Ei, gilt, wie so oft – was war zuerst
da? Vielleicht sind auch Veränderungen im Gehirn die Ursache für die
Blutdruckschwankungen. Hier gibt
es also noch Klärungsbedarf und weitere Studie sind notwendig, um den
Zusammenhang zwischen der Blutdruckvariabilität und der kognitiven
Leistung besser zu verstehen. Ob eine
Reduktion solcher Blutdruckschwankungen den Schwund der kognitiven
Leistung verlangsamen kann, sollte
ebenfalls noch in Langzeitstudien
überprüft werden.
Veronika Schlimpert
© freshidea - Fotolia.com
Höhe, sondern auch, wie stark der
Blutdruck variiert.
5461 Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren im Alter zwischen
70 und 82 Jahren, die zu Studienbeginn eine moderate kognitive Leistung
aufwiesen, nahmen rund 3 Jahre nach
Studienbeginn an 4 verschiedenen kognitiven Tests teil. Getestet wurde die
Aufmerksamkeit, die Reaktionszeit,
die Verarbeitungsgeschwindkeit sowie
das intermediäre Gedächtnis und das
Langzeitgedächtnis. Während der Studienzeit wurde der Blutdruck der Teilnehmer alle drei Monate gemessen. Als
Maß der Schwankung diente die Standardabweichung der einzelnen Messwerte eines Patienten. Das Forscherteam um Behnam Sabayan teilte die
Patienten daraufhin in drei Gruppen
ein: Patienten mit niedriger (0,7–12,2
mmHg), mittlerer (12,3–16,2 mmHg)
und hoher Blutdruck-Variabilität (16,3–
64,4 mmHg). Die Forscher verglichen
das Abschneiden der Teilnehmer bei
den Tests mit der Standardabweichung
der Blutdruckmesswerte. In allen Tests
schnitten jene mit starken systolischen
DRUCKPUNKT 3/2013
11
© Edler von Rabenstein/fotolia.de
Für jede Erkrankung eine Sportart
Gesundheitspark Trier hat
ein Herz für seine Teilnehmer
Holger Jungandreas – Gesundheitspark Trier, Verein für Herzsport und Bewegungstherapie Trier e.V.
Der Gesundheitpark Trier bietet viele verschiedene, breit gefächerte Kurse an, bei denen man
gemeinsam mit anderen Teilnehmern Sport treiben kann. Das macht nicht nur mehr Spaß und
ist motivierender als sich alleine zu bewegen, anleitende Übungsleiter und Ärzte können auch
auf die individuelle Erkrankung jeden einzelnen Teilnehmers eingehen.
S
chon das umfangreiche Programmheft mit dem Slogan:
„Ihre Gesundheit liegt uns am
Herzen!“ klingt einladend. Der „Verein für Herzsport und Bewegungstherapie Trier e.V.“ wurde 1982 gegründet. Bereits im Oktober 1980 wurden
die ersten beiden Herzgruppen in
Trier eröffnet.
Heute zählen die 27 Herzgruppen
des Vereins mit über 500 Teilnehmern
zur größten Gruppierung ihrer Art in
Rheinland-Pfalz. 1989 erweiterte sich
das Herzsportangebot durch den „Gesundheitspark Trier“ als Abteilung mit
breit gefächerten präventiven (vorbeugenden) und kurativen (heilenden)
12
Kursen. Die Ziele sind zum einen die
effektive Bekämpfung in der Regel
mehrfach vorhandener Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, Übergewicht,
zu hohe Blutfette und Stressbelastung,
zum anderen die Überwindung der
Folgen von Herzinfarkt, koronarer
Herzkrankheit, operierten Herzklappenfehlern oder einer Herzleistungsschwäche. Zusätzlich werden – ganz
nach dem Grundsatz „für jede Erkrankung eine Sportgruppe“ – in entsprechenden Gruppierungen Durchblutungsstörungen, die Folgen eines Schlaganfalls, aber auch Rückenprobleme,
chronische Schmerzen („Sanfte Gym-
nastik bei Fibromyalgie“) und Lungenerkrankungen angegangen.
Die Struktur des Vereins
ist zweigeteilt:
Offene Kurse
In den „offenen Kursen“ werden bei
kontinuierlicher, ganzjähriger Teilnahme eine aktive Krankheitsbewältigung und Gesundheitsvorsorge angestrebt. Hier besteht die Möglichkeit, sogar wöchentlich nach Lust,
Laune und Zeit an den jeweiligen gesundheitssportlichen Kursprogrammen teilzunehmen. Die TeilnehmerInnen werden hierzu Mitglieder
DRUCKPUNKT 3/2013
Bewegung
im Verein und können darüber hinaus an einem Rahmenprogramm
mit vier Wanderungen jährlich,
Feierlichkeiten, zwei
Winter-Freizeiten (z. B.
2014 in den Schwarzwald) teilnehmen.
Die Kosten für die Teilnahme an den
Angeboten der „offenen Kurse“ (Mitgliedsbeitrag) betragen 22 Euro pro
Monat.
© Gesundheitspark Trier
Geschlossene Kurse
Die „geschlossenen Kurse“ finden innerhalb eines bestimmten Zeitraumes
statt. Sie bieten eine Fülle von Hilfen
zur Selbsthilfe an, angefangen mit
Stressbewältigungsmaßnahmen, Fragen zur gesunden Ernährung, dem
Adipositas-Programm, Heilfasten, progressiver Muskelentspannung und dem
autogenem Training bis hin zur Raucherentwöhnung. Die „geschlossenen
Kurse“ innerhalb der drei Säulen – Gesundheitssport, Ernährungsberatung
und Stressbewältigung – finden nur bei
entsprechender Teilnehmerzahl statt,
sodass eine gesonderte Anmeldung erforderlich ist.
Ganz nach dem Motto „Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen“ bietet der
Gesundheitspark Trier ein ganzheitliches Konzept an, in dem die TeilnehmerInnen aktiv etwas gegen ihre individuellen gesundheitlichen Probleme unternehmen können. Dabei gibt
DRUCKPUNKT 3/2013
es jederzeit die Möglichkeit zu kostenlosen Schnupperstunden.
Tipps beim Sport mit
Herzerkrankungen
Mit über 500 Herzsportlern und
Herzsportlerinnen in 27 Gruppen ist
die Herzgruppe Trier, die dem Verein
angegliedert ist, die Größte in Rheinland-Pfalz. Die Teilnehmer kommen
nach der in der Regel stationären Rehabilitation („Anschlussheilbehandlung“), aber auch nach sonstigen stationär oder ambulant behandelten
Herz-Kreislauf-Erkrankungen in die
„Ambulante Herzgruppe“ (AHG).
Hier soll der derweil „antrainierte“
Leistungsstand gehalten oder gar weiter ausgebaut werden. Speziell ausgebildete ÜbungsleiterInnen und ein
Arzt/Ärztin sorgen für die praktische
Umsetzung der Gruppenstunden.
Die Trainingsstunden im Herzsport
sind speziell gegliedert: einleitend führt
ein Übungsleiter (oder Arzt) eine kurze Umfrage zum aktuellen gesundheitlichen Befinden der Teilnehmer durch;
es folgen ein strukturiertes Aufwärmen und eine Gymnastikphase, in der
gekräftigt, gedehnt, die Koordination
und/oder die Ausdauer trainiert wird.
Die Hauptphase ist die Ausdauerphase: ein moderates Herz- und Kreislauftraining. Dabei wird standardisiert
und auf den Punkt trainiert. Vor allem in dieser Phase soll das Herz-Kreislauf-System die notwendigen Anpassungserscheinungen entwickeln. Die
Weitere Informationen zu unseren
Gruppenangeboten finden Sie im
Internet unter www.gesundheitspark-trier.de
folgenden Phasen innerhalb der Übungsstunde dienen der Entspannung. Viel
dazu beitragen können Spiel und Kommunikation untereinander sowie die
richtigen Atemtechniken.
Herzgruppe gibt Kraft
und Selbstvertrauen
Entscheidend für Herzpatienten, die
durch ein regelmäßiges körperliches
Training auch zuhause ihr Leistungsvermögen verbessern wollen, ist es,
dies ohne Stress oder Leistungsdruck
anzugehen. Während eines Ausdauertrainings (Joggen, Walking, Nordic
Walking, Radfahren oder Wandern)
sollte sich das Sauerstoffangebot und
der Sauerstoff verbrauch innerhalb des
sogenannten „Steady State“ befinden,
d. h. Verbrauch und Angebot stehen
im Gleichgewicht. Dies äußert sich am
einfachsten dadurch, dass man sich
während der Belastung bequem unterhalten kann. Es handelt sich um sogenannte aerobe Ausdauersportarten,
die durch ein ausreichendes Angebot
an Sauerstoff während der Belastung
gekennzeichnet sind.
Auch ein moderates Krafttraining ist
zu empfehlen, um eine schwache Haltemuskulatur entsprechend zu kräftigen und den Gesamtkörper zu stabilisieren. Nicht zu empfehlen sind hochintensive Belastungen, die mit einem
starken Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg und mit einer verminderten
Sauerstoffaufnahme einhergehen wie
Liegestütze, Klimmzüge, Sprints usw.
Insgesamt hilft die Herzgruppe den Patienten wieder auf die Beine, gibt Selbstvertrauen und Kraft für die Anforderungen des Alltages. Auch nicht zu verkennen ist, dass die Gemeinschaft mit
„Gleichbetroffenen“ die eigene Situation zunehmend positiv betrachten lässt.
13
Hirsch
Zubereitung:
+
+
+
+
+
Hirschrücken kurz unter kalten Wasser waschen und mit einer Küchenrolle trocken
tupfen. Unmittelbar vor dem Anbraten mit etwas Pfeffer und Salz würzen. Mit
einem Pinsel etwas Rapsöl in der heißen Pfanne verstreichen.
Hirschrücken für eine Minute kräftig einseitig anbraten. Hitze auf die Hälfte reduzieren und 3–4 Minuten weiter braten. Hitze wieder erhöhen, das Fleisch wenden
und eine Minute bei höchster Hitze kräftig anbraten.
Bei halbierter Hitzezufuhr das gewürfelte Gemüse, Zwiebelwürfel, Ingwerscheiben,
Prise Salz, in Scheiben geschnittene Tomate oder Tomatenmark, Rosmarin, Zitronenschale, Orangenschale und leicht angedrückte Wacholderbeeren dazugeben
und 3–4 Minuten mit den Fleisch weiter braten.
Fleisch aus der Pfanne nehmen und im vorgeheizten Backofen bei 140°C auf das
Gitter der mittleren Schiene legen. Fleisch mit eingestecktem Bratenthermometer
garen, bis das Thermometer 75–60°C anzeigt. Backofen ausschalten und Fleisch
noch weitere 5 Minuten bei halb offener Backofentüre rasten lassen.
Gemüse und Kräuter noch ein wenig in der Pfanne weiterrösten, bis diese etwas
Farbe annehmen. Rotwein und Portwein zugeben und auf 1/3 einkochen lassen.
Brühe dazu gießen und die Sauce weiter auf die gewünschte Konsistenz einköcheln
lassen. Bei Bedarf noch etwas salzen und durch einen Sieb gießen.
Tipps:
Sie können nach dem Aufgießen des Gemüses mit Wein und Brühe noch eine halbe
rohe Kartoffel hinein reiben und 20 Minuten mitköcheln lassen. Dies gibt der Sauce
eine leichte Bindung. Zusammen mit Rotkraut und Selleriepüree ist dies ein echter
Klassiker und ein wahrer Festtagsschmaus.
Zutaten:
1 kg Hirschrücken (ohne Knochen,
vom Metzger bereits zugeputzt)
½ Karotte
½ Sellerie
½ Zwiebel
3 Scheiben Ingwer (3 mm dick)
Fleur de Sel
1 Msp. Tomatenmark oder 1 Tomate
1 Zweig Rosmarin
je ½ Zitrone und Orange (Schale)
3 Wacholderbeeren
125 ml Rotwein
125 ml Portwein
125 ml Fleisch- oder Gemüsebrühe
Lachsfilet mit Krenkruste
Zubereitung:
Lachsfilet:
+
+
Lachs mit etwas Olivenöl bestreichen und auf einen großen, flachen Teller legen.
Mit Klarsichtfolie überspannen und ca. 20 Minuten bei 80°C statischer Hitze im
Backofen ziehen lassen.
In der Zwischenzeit die Krenkruste zubereiten. Der Lachs wird bei dieser Methode
sehr zart und es tritt kein Eiweiß auf der Seite aus.
Krenkruste:
+
Zutaten:
4 Lachsfilets á 150 g (ohne Haut)
Olivenöl
Hibiskussalz, Meersalz, Piment d´Espelette
1 EL Butter
½ Knoblauchzehe
2–3 El frisch geriebener Kren (Meerrettich)
50 g Toastbrot ohne Rinde
1 Zweig Rosmarin
14
+
+
+
Für die Krenkruste Butter kurz in der Pfanne erwärmen, klein gehackten Knoblauch
dazugeben und ganz kurz mit rösten. Pfanne wegziehen und geriebene Kren dazugeben.
Mit Piment d´Espelette und Meersalz würzen.
Toastbrot im Cutter zu Bröseln verarbeiten, mit ein paar gehackten Rosmarinnadeln
würzen und die Butter-Krenmischung dazugeben. Sehr kurz mixen. Wenn die Masse
zu trocken ist, noch ein wenig geschmolzene Butter und 1 EL Olivenöl dazugeben.
Fisch mit Hibiskussalz oben betreuen und die Krenkruste auf den Fisch streichen.
Das Fischfilet mit Oberhitze im Backofen gratinieren, bis die Kruste eine goldgelbe
Farbe hat. Durch das Gratinieren bei Oberhitze, zieht der Fisch durch.
Tipp:
Dazu passt Lauch-Kartoffelgemüse
DRUCKPUNKT 3/2013
Rezepte
Scharfe Kürbissuppe
Zubereitung:
+
+
+
+
+
Butter und Öl im heißen Topf zergehen lassen.
Fein geraspelten Kürbis und Zwiebel dazugeben und bei nicht zu starker Hitze glasig dünsten.
Prise Rohrzucker, Curry, Knoblauch, entkernte und klein geschnittene Chilischote und Prise
Salz dazugeben und ganz kurz mitrösten.
Mit Brühe nach und nach aufgießen. Prise Rosenpaprika zugeben und auf kleiner Flamme
weichköcheln lassen.
Prise Piment d´Espelette, Ingwer, gegebenfalls noch etwas Salz und Zitronensaft dazugeben,
eine Minute aufkochen, durchrühren und servieren.
Die Asiatische Variante: Sie reduzieren die Menge der Hühnerbrühe um 200 ml und ersetzen
diese mit Kokosmilch. Suppe mit 4–5 Tropfen Chiliöl und Korianderblättern garnieren.
Tipps:
Zutaten:
400 g Kürbis
1 EL Butter
1 EL Olivenöl
1 kleine Zwiebel
Rohrzucker
1 TL roter Curry
2 Knoblauchzehen
1 kleine Chilischote
Meersalz
800 ml Hühnerbrühe
Rosenpaprika
Piment d´Espelette
1 El fein geriebener
Ingwer
1 Zitrone (Saft)
Mögen Sie die Suppe von der Konsistenz feiner, mixen Sie sie am Ende mit dem Pürierstab durch.
Zutaten:
1 Zweig Rosmarin
250 ml Gemüsebrühe
250 ml Milch
100 g Maisgrieß
Pfeffer aus der Mühle
Meersalz
80 g Parmesan
Paprika edelsüß
2–3 EL Olivenöl
200 g Pfifferlinge
2 EL Butter
1 Zwiebel
Pfeffer aus der Mühle
Meersalz
2 EL Petersilie
Paprika edelsüß
4 EL Parmesanspäne
Polenta mit Pfifferlingen
und Parmesan
Zubereitung:
+
+
+
+
+
+
+
Rosmarinzweig in Gemüsebrühe und Milch aufkochen und 5
Minuten bei kleiner Flamme köcheln lassen. Rosmarinzweig
wieder herausnehmen.
Maisgrieß einrühren, bei geringer Hitze unter ständigem Rühren10 Minuten köcheln lassen. Auf der ausgeschalteten Herdplatte noch ein paar Minuten nachquellen lassen.
Pfeffer, Salz, Parmesan und Prise Paprika einrühren.
Bei Bedarf etwas Gemüsebrühe zugießen und Olivenöl unterrühren.
Pfifferlinge säubern und in schäumender Butter braten.
Gehackte Zwiebel mitrösten. Sobald die Zwiebel etwas Farbe
annimmt, pfeffern und etwas salzen. Gehackte Petersilie und
eine Prise Pabrika zu den Pilzen geben. Gut durchschwenken.
Polenta auf den Tellern anrichten. Pfifferlinge und gehobelte
Parmesanspäne oben darauf setzen.
Feines aus der 5-Elemente-Küche
Mit dem Buch „Feines aus der 5-Elemente-Küche“
leisten die Autoren Stefanie und Ekkehart Hamma
sowie Wolfgang Radi einen Beitrag zu einer bewussteren, nachhaltigeren und die Sinne ansprechenden
Ernährung. Mit ihren Rezeptvorschlägen ermöglichen sie dem Leser, dem Vorsatz, etwas zum Besseren zu verändern, auch Taten folgen zu lassen. Sich
täglich mit vertretbarem zeitlichem und finanziellem Aufwand mindestens zwei Mahlzeiten zuzubereiten, die schmecken und dabei dem Körper er-
DRUCKPUNKT 3/2013
möglichen, sich aus den gegessenen Lebensmitteln
kräftigend zu ernähren.
Spaß an der Zubereitung und Genuss beim Essen
stehen in diesem Buch im Gleichgewicht mit Zeitökonomie und Nachhaltigkeit.
Stefanie & Ekkehart Hamma und Wolfgang Radi,
Feines aus der 5-Elemente-Küche
Hannover: Tinto-Verlag; 2. Auflage, 288 S.
Preis: 34,95 ; ISBN: 978-3-94 1684-11-9
15
© istockphoto
Pasta, Burger und Süßigkeiten
Kann Essen krank machen?
Richtig zu essen ist für Sie eine Wissenschaft? Falls Sie von ständig wechselnden Ernährungsempfehlungen verunsichert sind, seien Sie zunächst unbesorgt: Sich krank zu essen ist bei einer nicht
allzu einseitigen Ernährung kaum möglich. Einige Empfehlungen haben wir trotzdem für Sie.
G
laubt man ernst zu nehmenden Ernährungswissenschaftlern, gibt es kein
ungesundes Essen, sondern nur ungesundes Essverhalten. Aber natürlich gibt es Nahrungsmittel, die dem
Organismus nicht besonders gut tun
wie mit Giften belastetes Gemüse,
schimmelige Brotwaren oder Substanzen, die wie beispielsweise Alkohol in hoher Konzentration den inneren Organen zusetzen. Doch immer
wieder hört man von wissenschaftlichen Erkenntnissen, die zum Beispiel
im Verzehr von zu viel rotem Fleisch,
von ungesunden Fettarten und „falschen“ Kohlenhydraten eine Gefahr
16
für Leib und Leben sehen. Gerade im
Bereich der Ernährung kommen allerdings viele wissenschaftliche Untersuchungen nur zu vagen Vermutungen: Weil einige Menschen, die an
Krebs erkrankten, viele Jahre zuvor
angaben, viel rotes Fleisch zu essen,
muss dies doch auch mit dafür verantwortlich sein, oder? Nicht immer
sind diese Beobachtungen auch beweiskräftig, wie jeder weiß, der aufgrund einer Medienmeldung sein
Essverhalten umgestellt hat und dem
kurze Zeit später vielleicht das Gegenteil empfohlen wird. Je mehr
Menschen in ihrem Ernährungsverhalten beobachtet werden, desto eher
deuten Indizien auf ein bestimmtes
Verhalten oder einen bestimmten
Nahrungsbestandteil. Aber Hand
aufs Herz: Wer kann verlässlich seine
Ernährungsgewohnheiten benennen? Wer weiß wirklich, was er im
Laufe einer Woche alles gegessen hat?
Selbst wenn genau darüber Buch geführt wird: Ist dies eine Garantie dafür, dass auch alles wirklich richtig
dokumentiert wird?
Nach verlässlichen
Daten schürfen
Für Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ist
es daher wichtig, „Leitlinien“ zu erDRUCKPUNKT 3/2013
Ernährung
Gibt es ungesunde
Kohlenhydrate?
Der Begriff der „gesunden“ und der
„leeren“ Kohlenhydrate geistert schon
lange durch die Ernährungswissenschaft. Was aber lässt sich im Hinblick auf die Ernährung dazu sagen?
Macht eine zuckerhaltige Ernährung
eher krank als eine, bei der die Kohlenhydrate aus Vollkorn und Obst
stammen? Die gute Nachricht zuerst:
Ob nun viele oder wenige Kohlenhydrate zugeführt werden, macht sich
zwar vermutlich auf der Waage bemerkbar, zunächst aber nicht beim
Gesundheitszustand.
Sogar eine krankhafte Fettsucht oder
Adipositas, wie ein starkes Übergewicht genannt wird, führt nicht gleich
zu gesundheitlichen Problemen. Zudem steigt nicht bei jedem mit einer
hohen Kohlenhydratzufuhr auch das
DRUCKPUNKT 3/2013
Folsäure & Co. von Schwangeren oft falsch dosiert
Mit der Schwangerschaft wächst meist der Appetit, weil auch das heranwachsende Kind seinen Anteil fordert. Eine abwechslungsreiche Ernährung genügt in
der Regel, um für ein gesundes Wachstum des ungeborenen Kindes zu sorgen.
Doch bei einigen Mineralien wie Jod und Eisen sowie beim Vitamin Folsäure steigt
der Bedarf deutlich: Hier ist eine Mangelversorgung in der Schwangerschaft nicht
auszuschließen. Aber halten sich Schwangere an die Empfehlung ihrer Frauenärztinnen und -ärzte, diesen Mangel mithilfe von Nahrungsergänzungspräparaten
auszugleichen? Zwar schlucken die meisten Schwangeren entsprechende Nahrungsergänzungsmittel, doch oft nicht die richtigen. So wird Folsäure, die Missbildungen wie Spina bifida (offener Rücken) beim Kind verhindern kann, oft erst
viel zu spät eingenommen. Ein Folsäuremangel zum Schwangerschaftsbeginn
und sogar schon vor diesem Zeitpunkt kann jedoch bereits Auswirkungen auf
die Entwicklung des Kindes haben. Eine Überdosierung in den späteren Schwangerschaftswochen kann dies nicht mehr ausgleichen. Eisenpräparate dagegen
werden oft eingenommen, obwohl überhaupt kein Eisenmangel vorliegt. Auch
ein Jodmangel ist dank der Jodisierung von Speisesalz eher selten geworden. „In
Anbetracht der unklaren Forschungslage zu Nebenwirkungen von überdosierten
Supplementen gilt in der Schwangerschaft bei bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln womöglich: Weniger ist mehr“, fasst der Studienleiter, Prof. Dr. Hans
Hauner, ärztlicher Direktor des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München, die Ergebnisse zusammen.
Gewicht: Es ist eine Frage, wie viele
Kalorien aufgenommen werden und
wie viele davon der Körper durch körperliche Aktivität wieder verbraucht.
Relativ wahrscheinlich ist allerdings
bei Ernährungsweisen mit vielen schnell
verwertbaren Kohlenhydraten (also
Süßes, Nudeln und Weißmehlprodukte), dass der Fettstoff wechsel dadurch
negativ beeinflusst wird. Nicht nur das
Gesamt-Cholesterin sinkt, sondern
auch der Spiegel des gefäßschützenden HDL-Cholesterins. Vor allem aber
steigt der Anteil der Fette, die man als
Triglyzeride bezeichnet. Sie wiederum macht man für verstopfte und „verkalkte“ Gefäße verantwortlich.
Zu viel Zucker veranlasst die Bauchspeicheldrüse, besonders viel Insulin
zu produzieren. Die Körperzellen reagieren dadurch langfristig weniger
empfindlich auf das Insulin. Man
spricht dann von einer Insulinresistenz, die letztendlich zur Zuckerkrankheit, dem Diabetes
mellitus Typ 2 (früher Altersdiabetes genannt), führt.
Erschreckend ist, dass
in den letzten Jahren
häufiger auch junge Menschen diese
Art der Zuckerkrankheit bekommen.
Für Einfachzucker (meist Traubenoder Fruchtzucker) besteht zudem der
Verdacht, dass ein hoher Anteil in der
Nahrung möglicherweise zu einem
Bauchspeicheldrüsenkrebs führen kann.
Ballaststoffreiche Ernährung
beugt Bluthochdruck vor
Eine kohlenhydratbetonte Ernährung, die zugleich viele Pflanzenfasern und Kleieanteile enthält (also
Vollkornprodukte und faserreiches
Gemüse) hilft, ein allzu großes Übergewicht zu vermeiden.
Auch auf den Fettstoff wechsel des
Körpers hat sie einen güns-
17
© Ana Vasileva / fotolia.de
arbeiten, die eben keine Erkenntnisse verbreiten, die auf dem Ergebnis
einer einzelnen Studie beruhen und
damit die Verbraucher verschrecken,
die vielleicht eine Woche vorher etwas völlig anderes gehört haben.
Vielmehr sollen möglichst viele Studien auf ihren Gehalt und die Aussagekraft hin untersucht werden – ein
Verfahren, das in der Medizin als
verlässliche Methode gilt, um die
Wirksamkeit bestimmter Behandlungsmethoden genau bewerten zu
können. In der Medizin bekommt
dazu eine ausgewählte Patientengruppe einen bestimmten Wirkstoff,
der in den gleich aussehenden Tabletten der anderen, in Alter, Geschlecht und Krankheitsbild vergleichbaren Gruppe nicht enthalten
ist, und weder Ärzte noch Patienten
wissen, wer nun was bekommt (doppelblind randomisiert).
Im Ernährungsbereich lassen sich
die „Evidenzen“ (Beweise für die Wirksamkeit) wegen des beobachtenden
Charakters der meisten Untersuchungen nicht ganz so eindeutig fi nden.
Hier sollen die langen Beobachtungszeiträume und die große Anzahl an
Studienteilnehmern garantieren, dass
die Empfehlungen auf einer soliden
Basis begründet sind.
tigen Einfluss. Daneben lässt sich, den
Auswertungen der Studien zufolge
auch das Risiko für Bluthochdruck
und eine koronare Herzkrankheit einschränken. Auch Krebsgeschwüre im
Darm sind bei ballaststoff reicher Ernährung weniger wahrscheinlich.
Neben den Pflanzenfasern, der Zellulose, gibt es allerdings auch wasserlösliche Ballaststoffe, die der Körper
nicht verwerten kann, etwa das Pektin in Äpfeln oder Inulin, das beispielsweise in Topinambur, Chicoree oder
Radicchio enthalten ist, zugleich aber
auch vielen Joghurts und Wurstwaren zugesetzt wird.
Jetzt kommt’s Fett
fettsäuren zu begrenzen. Darüber hinaus sollte bei einem deutlichen Übergewicht die Fettzufuhr verringert werden, da dadurch das Gewicht am ehesten reduziert werden kann und das
Übergewicht oft mit einer Fettstoffwechselstörung einhergeht.
Das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen und Schlaganfall steigt.
Was darf es denn sein?
Die Empfehlung, die sich aus den Studienergebnissen herauslesen lässt,
kommt den meisten sicher bekannt
vor: Vollkornprodukte und fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag sowie fettarme Milch und Milchprodukte als Grundlage des Speisezettels.
So falle es leichter, meinen die Autoren, Fett zu sparen. Vor allem, wenn
Fleisch und Wurst nur mäßig und in
fettarmer Form auf dem Speiseplan
stehen. Dafür sollten besser mehr pflanzliche Öle wie Raps- oder Walnussöl
eingesetzt werden und ein- bis zweimal pro Woche fetter Seefisch auf dem
Speisenplan stehen.
Volker Schuck
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Fett liefert mehr Kalorien als die
gleiche Menge Kohlenhydrate oder
gar Eiweiß. Daher wird eine fettarme Ernährung bei Übergewicht allgemein empfohlen. Da Fett aber
auch ein wichtiger Geschmacksträger ist, ist eine solche Diät oft unbefriedigend.
Ohne Fett kommt der Körper jedoch
nicht aus; Fett zu sich zu nehmen, ist
also wichtig; aber das richtige Fett sollte es sein. Nüsse oder fettreiche Fische
wirken sich günstiger auf den Fettstoff-
wechsel aus als Schweinshaxen oder
Salami. Wichtig sind auch die in Fischen und manchen Pflanzenölen vorkommenden Fette, die man „essenzielle Fettsäuren“ nennt, da sie im Gegensatz zu anderen nicht vom Körper gebildet werden können.
Grundsätzlich unterscheidet man
darüber hinaus bei Fettsäuren in der
Nahrung zwischen einfach ungesättigten Fettsäuren (z. B. im Olivenöl),
mehrfach ungesättigten Fettsäuren
(z. B. im Fisch sowie im Raps- und
Leinöl), gesättigten Fettsäuren (z. B.
im Fleisch und in Milchprodukten)
sowie Transfettsäuren, die eine besondere Beobachtung verdienen.
Transfettsäuren entstehen beispielsweise beim Härten von Fett oder bei
zu starkem Erhitzen von Pflanzenölen. Sie gelten als eher gesundheitsschädlich. Sie erhöhen, ebenso wie
größere Mengen an gesättigten Fettsäuren, das Risiko von Herzerkrankungen und Bluthochdruck.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher, bei der Nahrung vermehrt auf den Verzehr von
ungesättigten Fettsäuren, also Pflanzenölen, zu setzen, und den Anteil
gesättigter Fettsäuren sowie der Trans-
18
DRUCKPUNKT 3/2013
Leserbriefe
Experten der Hochdruckliga
beantworten Ihre Fragen
Monika P. aus Weinheim fragt:
Professor Brass antwortet:
Ein Frühstadium der sogenannten essentiellen Hypertonie bei familiärer Belastung
tritt in seltenen Fällen (1–3%) bereits im Kindesalter auf und könnte für die erhöhten Blutdruckwerte Ihrer Tochter verantwortlich sein. Speziell bei Jugendlichen
ist aber auch an eine sekundäre Hypertonie zu denken, etwa Störungen des
Gefäßsystems (Nierenarterien-Stenosen), Hormonstörungen (z. B. im Renin-Aldosteron-Kortison-Bereich oder im Plasma-Metanephrine-Spiegel). Bei den Untersuchungen, die Ihr Arzt angeordnet hat, wurde dies wahrscheinlich bereits
abgeklärt.
Bei einer Hypertonie im Kindesalter ist in jedem Fall auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Eine medikamentöse Therapie muss vorsichtig angegangen
werden, ist aber angezeigt – z. B. mit einem ACE-Hemmer oder Sartan. Dies müssen die behandelnden Ärzte vor Ort entscheiden.
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DRUCKPUNKT 3/2013
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© [M] fotolia.c
om
Im Rahmen einer Routineuntersuchung stellte unser Hausarzt bei unserer Tochter Unregelmäßigkeiten beim Blutdruck fest. Zur weiteren Abklärung veranlasste
er eine 24-Stunden-Blutdruckmessung. Diese ergab, dass der obere, systolische
Wert unserer Tochter nicht nur kurzzeitig oder bei körperlicher Belastung, sondern
länger anhaltend im Bereich um 180–185 mmHg liegt. Es folgten umfangreiche
Untersuchungen von Blut- und Hormonwerten sowie der Organe; diese blieben
aber ohne Befund. Mein Mann hat Bluthochdruck, der medikamentös behandelt
wird. Unser Internist empfiehlt, dass auch meine Tochter Medikamente zur Blutdrucksenkung nehmen soll. Da sie erst 15 Jahre alt ist, bin ich mir unsicher, ob wir
dieser Therapie zustimmen sollen. Ist die Medikamenteneinnahme unvermeidbar
– oder gibt es noch andere Behandlungsmöglichkeiten?
DAS HERZ-KREISLAUF-TELEFON
Noch Fragen? Am Herz-Kreislauf-Telefon stehen Experten der Deutschen Hochdruckliga Rede und Antwort: Telefon 06221 / 5 88 555, Montag bis Freitag 9.00
bis 17.00 Uhr. Auch Anfragen per Post oder E-Mail ([email protected]) sind
willkommen. Ein Gespräch mit Ihrem Hausarzt können die Antworten jedoch
nicht ersetzen.
19
Leserbriefe
Susanne M. aus München fragt:
© [M] fotolia.c
om
Vor einigen Jahren diagnostizierte mein Arzt bei mir Bluthochdruck; der systolische Wert lag um 160 mmHg. Für mich, damals gerade 50 Jahre alt geworden, kam
das überraschend: Ich rauche nicht, habe Normalgewicht und treibe regelmäßig
Sport (1–2 Mal pro Woche Fitness-Training). Mein Beruf als Sachbearbeiterin macht
mir Spaß und ich arbeite Vollzeit in einer großen Firma.
Mit der folgenden Medikation liegt mein Blutdruck nun in der Regel stabil
bei etwa 130/85 mmHg. Nach dem Frühstück nehme ich eine halbe Tablette Metoprolol 100, vor dem Mittagessen eine Tablette Zanipress 10 (Enalapril + Lercanidipin).
Allerdings gibt es immer wieder Phasen, in denen meine Werte entgleisen.
Über mehrere Tage hält sich der Blutdruck dann im Bereich von 190/105 mmHg.
Mir geht es während dieser Zeit gar nicht gut und ich leide unter starkem Herzklopfen. Genau so plötzlich, wie die Werte steigen, normalisieren sie sich auch
wieder, ohne dass ich dafür eine Erklärung habe.
Mich interessiert, welche Ursachen zu den Entgleisungen führen können –
und was ich dagegen unternehmen kann?
Der Blutdruck ist eine variable Kreislaufgröße, die z. B. durch Emotionen, aber auch
durch Stress, Alkohol und nächtliches Schnarchen beeinflusst wird. Ich würde vorschlagen, bei Ihnen eine 24-Stunden-Blutdruckmessung mit begleitendem Protokoll durchzuführen.
Damit wird der zeitliche Verlauf Ihrer Werte sichtbar und es sind Rückschlüsse auf potenzielle Einflussgrößen möglich, wie die Zeit der Tabletteneinnahme.
Vorsorglich könnte auch eine Hormonbestimmung erfolgen – dies wird in Einzelfällen empfohlen, wenn starke „Ausreißer-Werte“ in Verbindung mit Symptomen
wie Herzklopfen und Schwitzen auftreten. Ihre Hausärzte vor Ort können die nötigen Maßnahmen am besten einschätzen.
© [M] fotolia.com
Professor Brass antwortet:
Hinweis: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Die Beiträge geben nicht die Meinung der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL®, der Schriftleitung oder der Redaktion wieder.
Einzelne personenbezogene Daten wurden aus Datenschutzgründen verändert.
Professor Dr. med. Horst Brass ist Hypertensiologe DHL® und Regionalbeauftragte und war vor seinem Ruhestand viele Jahre Direktor der Medizinischen Klinik
A im Klinikum Ludwigshafen. Er beantwortet regelmäßig Anfragen von Betroffenen und Interessierten.
20
DRUCKPUNKT 3/2013
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DRUCKPUNKT 3/2013
21
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Neues Verfahren zur Behandlung der therapieresistenten Hypertonie
Die renale Denervation – zwischen
Risiken und Chancen
Sebastian Ewen1 (links), Felix Mahfoud1, Sebastian Potthoff2 (rechts), Oliver Vonend2 –
1
Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar; 2Klinik für Nephrologie, Universitätsklinikum Düsseldorf
Manchmal reichen selbst mehrere Medikamente nicht aus, um den
Blutdruck auf den Zielwert zu senken – eine sogenannte therapieresistente Hypertonie kann der Grund dafür sein. Mittlerweile gibt
es ein neues Verfahren, das in diesen Fällen weiterhelfen kann: die
renale Denervation. Doch was passiert bei diesem Eingriff eigentlich? Und für wen kommt die renale Denervation in Frage?
22
DRUCKPUNKT 3/2013
Forschung
B
luthochdruck (arterielle Hypertonie) gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in den westlichen Industrienationen. Weltweit ist ein erhöhter Blutdruck für etwa sieben Millionen
Todesfälle pro Jahr verantwortlich. In
Deutschland sind fast 30 Millionen
Menschen von dieser Erkrankung betroffen.
Trotz Gewichtsabnahme, gesunder
Ernährung, Sport und einer Vielzahl
wirksamer und gut verträglicher blutdrucksenkender Medikamente erreichen lediglich ein Viertel der behandelten Patienten die von den Fachgesellschaften vorgeschriebenen Zielblutdruckwerte (<140/90 mmHg).
Bluthochdruck erhöht deutlich das
Risiko, einen Herzinfarkt, eine Herzschwäche, einen Schlaganfall oder eine
Nierenerkrankung zu entwickeln. Eine
besonders gefährliche Bluthochdruckform stellt die sogenannte therapieresistente arterielle Hypertonie dar. Sie
ist bei bis zu 20 Prozent der Patienten
nachzuweisen.
Eine Therapieresistenz wird vereinfacht definiert als eine unzureichende
Blutdruckeinstellung (Blutdruck höher als 140/90 mmHg) trotz der kontinuierlichen Einnahme von mindestens drei blutdrucksenkenden Substanzen (inklusive eines Diuretikums,
also eines harntreibenden Medikaments).
Die Ursachen für eine therapieresistente Hypertonie sind zahlreich. Studien haben gezeigt, dass ein Ungleichgewicht des vegetativen Nervensystems
zusammen mit einer Überaktivität des
sympathischen Nervensystems (Stressnervensystem) bei der Entwicklung
von übergeordneter Bedeutung ist.
Wie wird ein therapieresistenter
Bluthochdruck diagnostiziert?
Der Blutdruck unterliegt großen
Schwankungen. Besteht dauerhaft –
auch in Ruhe – ein Blutdruck mit
durchschnittlichen Werten von über
140/90 mmHg, liegt eine arterielle Hypertonie vor.
Diese Diagnose sollte immer auf zahlreichen Messergebnissen beruhen, also
mindestens auf zwei verschiedenen
DRUCKPUNKT 3/2013
Abb. 1 Schematische Darstellung
der Nierenarterienanatomie inklusive Nierenarteriendenervationskatheter und sympathischen
Nervenfasern.
Abb. 2. Nierenarteriendenervation
unter Röntgenkontrolle.
Messzeitpunkte. Die Blutdruckmessungen können sowohl in der Arztpraxis/Klinik als auch vom Patienten
durch Selbstmessung zuhause oder automatisch mithilfe einer 24-StundenLangzeitmessung stattfinden. Die Einzelmessung sollte im Sitzen in einer
ruhigen Atmosphäre geschehen. Dabei muss man darauf achten, dass für
den jeweiligen Patienten eine passende Messmanschette ausgewählt wird.
Ist die arterielle Hypertonie diagnostiziert und eine medikamentöse
Behandlung eingeleitet, so ist das Behandlungsziel, das individuelle Risiko
des Patienten, Folgeerkrankungen des
Bluthochdrucks zu bekommen, zu reduzieren. Dieses Ziel ist nur mit einer
ausreichenden Blutdrucksenkung gewährleistet: Der Blutdruck sollte Werte unter 140/90 mmHg erreichen.
Kann dieses Ziel trotz der Einnahme von drei oder mehr Blutdruckmedikamenten nicht erreicht werden, liegt
eine therapieresistente Hypertonie vor.
Nicht selten liegt bei Patienten mit therapieresistentem Bluthochdruck eine
potenziell reversible Ursache des Bluthochdrucks vor. Hier spricht man von
einer sogenannten sekundären Form
der Hypertonie.
Die häufigsten Formen der sekundären Hypertonie sind kurzzeitige Phasen von Sauerstoffmangel aufgrund
von Atemaussetzern während des Schlafs
(obstruktives Schlafapnoe-syndrom),
chronische Nierenerkrankungen bzw.
Nierenfunktionsstörungen, eine Überfunktion der Nebennierenrinde (primärer Hyperaldosteronismus, auch
„Conn-Syndrom“ genannt) sowie Verengungen der blutzuführenden Nierengefäße (Nierenarterienstenose).
Neben einem ausführlichem ArztPatienten-Gespräch (inklusive einer
Medikamentenanamnese), einer körperlichen Untersuchung und der ambulanten Langzeit-Blutdruckmessung
sollten bei Patienten mit therapieresistentem Bluthochdruck laborchemi23
sche Analysen der Blutelektrolyte, des
Blutzuckers und der Nierenparameter
sowie eine Urindiagnostik durchgeführt werden. Mit diesen Tests lässt
sich auch eine sekundäre Ursache des
Bluthochdrucks ausschließen.
Kriterien für eine renale Denervation
Was passiert bei der
renalen Denervation?
+
+
+
+
+
24
© markus dehlzeit / fotolia.de
Die renale Denervation ist ein Verfahren, bei welchem die Aktivität der
sympathischen Nervenfasern reduziert wird. Die Grundsätze der renalen Denervation sind bereits in der
ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts
entdeckt worden. Schon in den 1950er
Jahren galt die operative Durchtrennung der sympathischen Nervenfasern als Reserveverfahren zur Behandlung eines therapieresistenten
Bluthochdrucks. Mithilfe des chirurgischen Eingriffes konnte man den
Blutdruck drastisch senken. Die radikale Durchtrennung dieser Nerven
führte jedoch sehr häufig zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie
Schwindel, kurzfristige Bewusstlosigkeit, Inkontinenz, Potenzstörungen
und Nebenwirkungen im MagenDarm-Trakt.
Seit 2010 ist es jedoch möglich, die
Stressnervenfasern der Niere durch ein
minimalinvasives, kathetergestütztes
Verfahren gezielt zu veröden und damit auszuschalten (auch „Ablation“ genannt). Diese sogenannte interventionelle renale Sympathikusdenervation erfolgt über einen Zugang im Bereich der Leiste, wobei ein spezieller
Ablationskatheter in das jeweilige Nierengefäß eingebracht wird (Abb. 1 und
2). Dieser Ablationskatheter besitzt an
seiner Spitze eine oder mehrere Elektroden, mit deren Hilfe die Wand der
Nierengefäße an ausgewählten Punkten bis zu 75° Celsius erhitzt werden
kann.
Hierdurch werden die netzartig um
das Nierengefäß verlaufenden Stressnervenfasern verödet und somit die
Aktivität des gesamten Stressnervensystems des Körpers reduziert. Die Prozedur dauert etwa 45 Minuten und
wird an beiden Nierengefäßen durchgeführt. Währenddessen ist der Patient wach und erhält eine örtliche Be-
Der Eingriff kommt in Frage, wenn der Patient
eine therapieresistente Hypertonie aufweist,
er konsequent ≥3 antihypertensive Substanzen in adäquater Dosis und geeigneter
Kombination (inkl. Diuretikum) einnimmt,
eine sekundäre Ursache für den Bluthochdruck ausgeschlossen ist,
die Nierenfunktion (eGFR >45 ml/min/1,73
m2) erhalten ist und
wenn die Nierenarterienanatomie
geeignet ist, also
keine signifikante Nierenarterienstenose
keine vorherige Nierenarterienintervention
+
+
täubung im Bereich der Leiste. Da die
zu verödenden Stressnervenfasern von
Schmerzfasern begleitet werden, treten während des Eingriffs kurzzeitig
und nur für die Dauer der Verödung
Schmerzen auf. Daher besteht währenddessen auch immer eine Schmerzbehandlung.
In der Regel kann der Patient das
Krankenhaus bereits einen Tag nach
dem Eingriff verlassen. Im Anschluss
finden regelmäßige Nachuntersuchungen statt, normalerweise alle drei bis
sechs Monate im ersten Jahr nach dem
Eingriff. Bei dieser Nachsorge wird der
Behandlungserfolg kontrolliert und,
falls notwendig, die medikamentöse
Bluthochdrucktherapie angepasst. Zudem werden die Nierengefäße und die
Nieren mittels Ultraschall untersucht,
um eine Veränderung nach dem Eingriff auszuschließen.
Die renale Denervation ist als risikoarm anzusehen und vergleichbar
mit einer Herzkatheteruntersuchung.
Welche Auswirkungen
hat der Eingriff?
Nach dem Eingriff sinkt der Blutdruck bei etwa 85 Prozent der behandelten Patienten um größer oder
gleich 10 mmHg (im Durchschnitt 20
bis 25 mmHg). Langzeituntersuchungen ergaben, dass dieser Effekt über
einen Beobachtungszeitraum von
mindestens 36 Monate anhält. Daneben konnten aktuelle Untersuchungen feststellen, dass die renale Dener-
vation auch die Herzfrequenz, den
Blutzucker- und Insulinhaushalt, die
Herzdicke und die körperliche Belastbarkeit günstig beeinflussen kann.
Trotz ihres erfolgreichen Einsatzes ist
die renale Denervation allerdings
nicht dazu da, die Zahl der einzunehmenden blutdrucksenkenden Medikamente einschränken zu können,
sondern vielmehr dazu, das Risiko
für die mit Bluthochdruck assoziierten Erkrankungen zu minimieren.
Deshalb ist es nötig, die medikamentöse Therapie nach dem Eingriff kontinuierlich fortzuführen. Lediglich bei
ungefähr 20 Prozent der Patienten
konnte in Zulassungsstudien die Anzahl der Medikamente reduziert werden, da bei ihnen Schwindel und Unwohlsein in Zusammenhang mit Blutdruckwerten systolisch kleiner als
120 mmHg vorkamen.
Erst mal auf Herz und
Nieren prüfen
Damit die renale Denervation sicher
und erfolgreich eingesetzt werden
kann, ist eine umfassende interdisziplinäre Abklärung der Erkrankung
nötig. Dabei sollte eine sekundäre Ursache des Bluthochdrucks ausgeschlossen und das individuelle mit
dem Bluthochdruck verbundene Risiko des Patienten eingeschätzt werden. Daher muss der Patient meist zu
mehreren Spezialisten gehen. Und
nicht jeder Patient kommt für eine renale Denervation in Frage. Deshalb
DRUCKPUNKT 3/2013
Forschung
EINER WIE
+ Zentrum mit Hypertonie-Schwerpunkt
+ Abklärung aller Formen der sekundären Hypertonie (inkl. Labordiagnostik)
+ Mindestens zwei Hypertonieexperten
+ Bereitstellung von 24h-Blutdruckmessung
+ Duplex-Sonografie
(Nieren-Duplex-Sonografie)
+ CT- oder MR-Angiografie
+ Angiografie-Einheit
+ Expertise für interventionelle Eingriffe an Nierenarterien (>25 pro Jahr)
+ Interventionelle Angiografiebereitschaft
+ Dialysebereitschaft
+ Anbindung an ein gefäßchirurgisches Zentrum
haben nationale und internationale
medizinische Gesellschaften Empfehlungen ausgesprochen, nach denen
Patienten für die renale Denervation
ausgewählt werden sollten (Kasten
S. 24). Ob man für den Eingriff in Frage kommt, kann man zum Beispiel
bei einem Bluthochdruckspezialisten
(Hypertensiologen) oder in einem
spezialisierten Hypertonie-Zentrum
abklären. Auch Kardiologen und Nephrologen sollten die Patienten im
wahrsten Sinne des Wortes auf „Herz
und Nieren“ prüfen und so die Bluthochdruckdiagnostik
ergänzen.
Kommt der Patient für die renale Denervation in Frage, sollte der Eingriff an
einem Zentrum mit ausreichender Erfahrung und guten Voraussetzungen
erfolgen. Für die strukturellen Bedingungen eines solchen Zentrums sprechen die Fachgesellschaften Empfeh-
lungen aus (Kasten S. 25). Die ausführliche interdisziplinäre Abklärung eines Patienten mit therapieresistenter
Hypertonie und die Vorstellung in einem Zentrum mit Hypertonieschwerpunkt stellen sicher, dass die Diagnose einer therapieresistenten Bluthochdruckerkrankung korrekt gestellt ist,
der Patienten für die renale Denervation in Frage kommt und die Sicherheit und der Erfolg des Eingriffes soweit wie möglich gewährleistet sind.
Dr. Sebastian Ewen
Klinik für Innere Medizin III
Kardiologie, Angiologie und
Internistische Intensivmedizin
Universitätsklinikum des Saarlandes
Kirrberger Str., Geb. 40
66421 Homburg/Saar, Germany
Tel. +49 6841 16 21346
Fax. +49 6841 16 13211
E-Mail: [email protected]
Fazit
Die renale Denervation ist ein potentes, minimalinvasives und komplikationsarmes
Verfahren zur Behandlung eines medikamentös nicht einstellbaren Bluthochdrucks.
Trotz des erfolgreichen Einsatzes liegen bisher nur eingeschränkt Daten zum
Langzeiterfolg vor. Deshalb ist das Verfahren zum jetzigen Zeitpunkt nur Patienten
mit nachgewiesenem therapieresistenten Bluthochdruck vorbehalten. Laufende
Untersuchungen werden in den nächsten Jahren sicherlich klären, ob die renale
Denervation nicht nur den Blutdruck effektiv senken kann, sondern auch die
Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks günstig beeinflusst. Inwiefern Patienten
mit bereits bestehenden schweren Folgeerkrankungen von diesem Verfahren
profitieren, ist bisher nicht geklärt und wird noch in Studien untersucht.
DRUCKPUNKT 3/2013
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Arztbesuch passé?
Telemonitoring bei Bluthochdruck
Professor Dr. med. Heinrich Holzgreve – Internist – München
Smartphones & Co machen es möglich – im Zeitalter moderner digitaler Kommunikationsmittel können medizinische Messdaten bequem von zuhause direkt dem Arzt
elektronisch übermittelt werden. Kann damit wirklich die Blutdruckeinstellung verbessert werden?
S
eit jeher steht die hausärztliche
Betreuung auf zwei Säulen: im
Regelfall auf dem Gang des Patienten in die Arztpraxis oder seltener
dem Hausbesuch des Arztes beim Patienten. In beiden Fällen begegnen
sich Patient und Arzt persönlich, was
lange als unersetzlich galt. Bei der
ärztlichen Betreuung von Astronau26
ten im Weltall hat man gesehen, dass
Patienten auch über weite Entfernungen – telemedizinisch – wirksam und
erfolgreich behandelt werden können.
Heute werden Flugbegleiter und Ärzte an Bord von Flugzeugen bei Notfällen über Radio- und Satellitentelefon
von Notärzten mit Erfahrung in Flugmedizin und Telemedizin am Boden
beraten. Inzwischen sind die Möglichkeiten der audiovisuellen Kommunikation und Datenübertragung per Telefon oder Internet technisch verbessert worden und in der Bevölkerung
weit verbreitet. Damit wurden die Voraussetzungen für die breite Anwendung der „Telemedizin“ geschaffen.
Diese neue Sparte der Medizin umfasst
DRUCKPUNKT 3/2013
Praxis
Telemonitoring
ersetzt den Arztbesuch
Eine Teildisziplin der Telemedizin ist
das Telemonitoring (Fernüberwachung), das heißt die Übermittlung
von Beschwerden und Messwerten
vom Aufenthaltsort des Patienten
zum Arzt.
So können Patienten neue Beschwerden oder deren Veränderung melden,
beispielsweise über Atemnot, Herzschmerzen, Schwindel und Krämpfen. Vor allem aber können Messwerte wie Körpergewicht, Atemfrequenz,
Blutdruck und Blutzucker, aber auch
das EKG, Lungenwassergehalt und
Hirnstromkurven übertragen werden.
Telemedizin
Die Telemedizin ermöglicht es, größere Distanzen bei medizinischen Fragestellungen zu überbrücken. Mithilfe moderner Informations- und Kommunikationsmittel werden Daten zu körperlichen Funktionen des Patienten zwischen
Patient und Arzt oder zwischen zwei
konsultierenden Ärzten ausgetauscht.
So lässt sich die räumliche Trennung
zwischen Patient und Arzt überwinden.
Die Informationen können zur Prävention, Diagnose, Behandlung und Weiterbetreuung des Patienten eingesetzt
werden.
Die Hoffnung: Mit der Telemedizin soll
die medizinische Versorgung verbessert
werden. Und auch dem demografischen
Wandel will man mit der Telemedizin
begegnen.
(vsc)
Die Erwartungen an die
Fernüberwachung sind hoch
Die Lebenserwartung ist in den letzten
Jahrzehnten deutlich gestiegen. Mit
dem Alter werden chronische Erkrankungen, die regelmäßige Arztbesuche
erfordern, immer häufiger. Gleichzeitig
nimmt die Mobilität der Patienten ab,
und für viele Senioren ist der regelmäßige Arztbesuch mit erheblichen Belastungen verbunden oder sogar unmöglich. Diese Veränderungen erschweren
Reicht es, wenn der Patient seine selbst gemessenen
Blutdruckwerte sorgfältig protokolliert und bei seinen
Praxisbesuchen vorlegt?
Die Daten werden entweder von den
Patienten selbst gemessen (z. B. Blutdruck, Blutzucker, Körpergewicht),
oder automatisch von Kleingeräten am
oder im Patienten generiert, zum Beispiel von einem fortlaufend registrierten EKG, von einem implantierten
Herzschrittmacher oder einem Gerät
zur Ableitung der Hirnstromkurve.
Die Werte werden sofort nach der
Messung per Telefon, Modem, Internet oder E-Mail an einen Empfänger,
dem behandelnden Arzt oder einem
kompetenten Zentrum übermittelt.
DRUCKPUNKT 3/2013
© Andy Dean / fotolia.de
nicht nur die Telekommunikation zwischen Patient und Arzt, sondern auch
zwischen Ärzten, beispielsweise die audiovisuelle Beratung von Ärzten in Klinik und Praxis mit auswärtigen Experten bei komplizierten Krankheitsfällen (z. B. Schlaganfällen) oder schwer
deutbaren Befunden (z. B. Computertomografien) per Telefon oder Videokonferenz.
Die Techniken und Methoden zeichnen sich durch eine ungeheure Vielfalt
aus und betreffen das ganze Spektrum
der Medizin, sodass heute praktisch
alle Facharztdisziplinen „telemedizinisch“ aktiv sind.
und verteuern die herkömmliche Form
der hausärztlichen Patientenbetreuung. Mit der Fernüberwachung und
-beratung kann man die Zahl der Arztbesuche verringern.
Mindestens ebenso wichtig ist aber
ein anderer Gesichtpunkt, der Patienten aller Altersgruppen betrifft: Mit der
Fernüberwachung sollen frühzeitig,
evtl. noch bevor Patienten es an ihren
Beschwerden, etwa an einer Gewichtszunahme oder an einer Beschleunigung
der Atmung selbst merken, drohende
Verschlechterungen frühzeitig erkannt
werden. Dann können rechtzeitig per
Telefon oder Hausbesuch durch Arzt
oder Pflegekraft Maßnahmen eingeleitet oder Medikamente verordnet und
weiteren Verschlechterungen des Krankheitszustandes vorgebeugt werden. So
können Komplikationen, Arztbesuche,
kostspielige Notfallbehandlungen und
Krankenhausaufnahmen verhindert
werden (Tab. 1).
Krankheitsspezifische
Konsequenzen
Die Krankheiten, bei denen am Patienten Symptome und Messwerte erhoben werden, sind unterschiedlich und
vielfältig. Deshalb unterscheidet sich
auch das Grundmuster der Maßnahmen, das aus diesen Daten abgeleitet
wird. Dies soll an einigen Beispielen
exemplarisch erläutert werden.
Sofortreaktion durch den Arzt
Sowohl langsame, evtl. unbemerkte
Verschlechterungen bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz) als auch akute,
vom Patienten nicht bemerkte Herzrhythmusstörungen (z.B. neues Vorhofflimmern, ventrikuläre Tachykardien) oder neue Krampfpotentiale bei
einem Epileptiker bedürfen einer
schnellen ambulanten oder stationären ärztlichen Intervention. Da diese
Veränderungen gefährlich, potenziell
27
Tab. 1 Erwartete Vorteile
des Telemonitoring
Verbesserung der Therapietreue
Frühzeitige Erfassung von drohenden
Verschlechterungen
Rechtzeitige Therapieänderungen (per Telefon,
Hausbesuch durch Arzt oder Pflegekraft)
Verhinderung von kostspieligen Notfallbehandlungen und Krankenhausaufnahmen
Verhinderung von Komplikationen
der Erkrankung
Verlängerung der Lebenserwartung
Verringerung der Zahl der Arztbesuche
sogar lebensbedrohlich sind, müssen
die Messwerte des Patienten sofort
übertragen, kontinuierlich empfangen und zeitnah interpretiert werden.
Denn nur so ist eine notwendige ärztliche Intervention rund um die Uhr
sofort gewährleistet. Das Spektrum
möglicher Maßnahmen ist breit: es
reicht vom Telefonanruf mit der Empfehlung zur zusätzlichen Einnahme
eines bestimmten Medikamentes bis
zum sofortigen Transport des Patienten in eine Klinik. Denkbar, wenn auch
noch nicht realisiert, ist folgendes Szenario: Bei einem allein lebenden Patienten wird ein Herzstillstand (Kammerflimmern) gemeldet, über GPS der
Aufenthalt des Patienten geortet und
ein Notfallteam alarmiert (Handelt es
sich um ein Hochhaus, wird man zukünftig sicher auch mit neuen Techniken erkennen können, auf welcher
Etage sich der Patient befindet!).
Hypertensiver Notfall
Ein hypertensiver Notfall wird als ein krisenhafter Blutdruckanstieg verbunden
mit akuten Endorganschäden definiert. Es ist also nicht die absolute Blutdruckhöhe für die Diagnose entscheidend, sondern ob durch den Blutdruckanstieg
Organschäden entstehen oder sich verschlechtern. Die Beschwerden können
sehr unterschiedlich sein und äußern sich recht unspezifisch. Die Patienten klagen
über Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Nasenbluten, Palpitationen (bewusste
Wahrnehmung des eigenen Herzschlages), Brustenge, Atemnot, Lähmungen
sowie Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma.
Den hypertensiven Notfall von einer hypertensiven Krise, also einer Blutdruckentgleisung ohne drohende Endorganschäden sowie gegen vorübergehende Blutdruckerhöhungen, beispielsweise bei Angstzuständen, abzugrenzen, gestaltet
sich schwierig. Die Blutdruckhöhe, die Geschwindigkeit des Blutdruckanstieges
und der Grad der Vorschädigung des Gefäßsystems und der Organe geben Hin(vsc)
weise, welche Gefährdung von dem hypertensiven Notfall ausgeht.
© jb
ehr
Sofort-Reaktion
durch den Patienten
Wenn Diabetiker mit Selbstmessung
des Blutzuckers einen stark erhöhten
Wert oder eine schwere Unterzuckerung (Hypoglykämie) messen, muss
sofort gehandelt werden.
Das gleiche gilt, wenn beispielsweise Patienten mit bestimmten Herzerkrankungen, einer Lungenembolie oder
einer tiefen Beinvenenthrombose eine
Blutverdünnung (z. B. mit Marcumar)
erhalten und mit ihrem Selbstmessgerät eine zu starke oder ungenügende
Hemmung der Blutgerinnung (INRoder Quick-Wert) messen.
Auf solche Hypo- und Hyperglykämien oder auf zu hohe und zu niedrige INR- bzw. Quick-Werte können
Diabetiker und Patienten unter Medikamenten zur Gerinnungshemmung
bzw. deren Angehörige nach Schulung
und mithilfe strukturierter Handlungsanweisungen selbst adäquat reagieren (zum Beispiel durch Zufuhr
von geeigneten Kohlenhydraten, durch
Gabe von Insulin, durch Verzicht oder
zusätzlicher Einnahme einer Tablette).
In solchen Fällen ist die Selbstüberwachung des Patienten sehr sinnvoll.
Die Datenübertragung an den Hausarzt oder ein Zentrum erübrigt sich,
weil der Patient nach Aufk lärung und
Schulung und mithilfe strukturierter
Handlungsanweisungen gelernt hat,
die Situation selbst zu beherrschen.
Reaktion bei erhöhten
Blutdruckwerten
Wie ist es bei Bluthochdruck? Eine
Sofort-Reaktion auf einzelne erhöhte
selbst gemessene Blutdruckwerte ist
durch den Arzt oder den Patienten in
der Regel nicht erforderlich.
Bei Hypertonie erzwingt nur die –
heute seltene – Blutdruckerhöhung mit
Notfallcharakter (hypertensiver Notfall) eine sofortige ärztliche Intervention. Sie geht definitionsgemäß mit Beschwerden und Symptomen einher, die
in der Regel dramatisch sind und die
der Patient bemerkt. Dabei handelt es
sich um Folgeerscheinungen wie Hochdruckenzephalopathie (starke Kopfschmerzen, Schwindel), Beschwerden
wie bei Schlaganfall (Lähmungen und
Gefühlstörungen), Sehstörungen durch
frische Blutungen und/oder Schwellung am Augenhintergrund (Fundus
hypertonicus III und IV), starke Atemnot bei Lungenödem oder Herzschmerzen (Angina Pectoris oder Myokardinfarkt). Der Notfall ist durch diese
Beschwerden und nicht allein durch
einen hohen Blutdruck charakterisiert.
Mit anderen Worten: Wenn diese Beschwerden auftreten, muss der Patient
sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus,
unabhängig davon, ob der Blutdruck
erhöht oder normal ist.
Andererseits hat jeder Patient, der
seinen Blutdruck regelmäßig misst,
schon häufiger stark erhöhte Werte gemessen, vor allem wenn nicht in kör-
/ fo
to l i
a . co
28
DRUCKPUNKT 3/2013
m
Praxis
Tab. 2 Mögliche Co-Interventionen bei Blutdruckselbstmessung
mit und ohne Telemonitoring
Patientenschulung
Telefonkontakte
allgemein zur Motivation
zeitnah bei Problemwerten
Selbstmedikation nach Schema
Hausbesuche
als Routine
zeitnah bei Problemwerten
Verhaltenstherapie
Automatische Erinnerungen
(Messung, Tabletteneinnahme)
perlicher Ruhe und im entspannten
Zustand, sondern bei Aufregungen,
im Stress und nach körperlichen Anstrengungen gemessen wurde. Und er
hat auch bemerkt, dass diese Werte
sich rasch wieder ohne Behandlung
normalisieren. Das Blutdruck-Telemonitorung für die Diagnose eines hypertensiven Notfalls erübrigt sich also, weil
er an den oben genannten Beschwerden
erkannt wird. Es besteht vielmehr die
Gefahr, dass durch die Übertragung situationsbedingter oder emotional ausgelöster Blutdruckspitzen ohne Notfallcharakter und ohne Indikation zu Sofortmaßnahmen häufige Fehlalarme
ausgelöst werden.
Blutdruckselbstmessung: ohne
und mit Telemonitoring?
Die Blutdruckselbstmessung hat vor
allem zwei Vorteile: sie liefert zahlreiche Messungen im Alltag des Patien-
mit Telemonitoring
ja
ohne Telemonitoring
ja
ser verhindert oder die Lebenserwartung günstiger beeinflusst als die Selbstmessung ohne telemetrische Übertragung der Werte.
ja
ja
ja
ja
nein
ja
Ohne zusätzliche
Maßnahmen geht es nicht
ja
ja
ja
ja
nein
ja
ja
ja
fristig weniger Folgeschäden des Blutdrucks auftreten.
Die entscheidende Frage lautet: Reicht
es, wenn der Patient seine selbst gemessenen Blutdruckwerte sorgfältig protokolliert und bei seinen vereinbarten
oder – bei wiederholt bestätigten Anstiegen oder Senkungen – vorzeitigen
Praxisbesuchen vorlegt oder führt die
Blutdruckselbstmessung mit sofortiger
telemetrischer Übermittlung aller Werte zu einer besseren Einstellung des Blutdrucks, zu einer stärkeren Abnahme
von Folgeschäden an Herz, Gehirn, Gefäßen und Nieren oder evtl. zu anderen Vorteilen?
Diese Frage kann man bis heute nicht
zuverlässig beantworten. Einige Studien zeigen zwar, dass die telemetrische
Übertragung der selbst gemessenen
Blutdruckwerte – erwartungsgemäß –
die gleichen Vorteile hat wie die übliche Selbstmessung, nämlich größere
Führt die Blutdruckselbstmessung mit telemetrischer
Übermittlung zu einer besseren Einstellung des Blutdrucks, zur stärkeren Abnahme von Folgeschäden
oder zu anderen Vorteilen?
ten, die zuverlässiger als die seltenen
Messungen in der Arztpraxis sind. Es
hat sich auch gezeigt, dass Patienten,
die ihren Blutdruck regelmäßig selbst
messen, auch regelmäßiger ihre Medikamente einnehmen. Deshalb kann
man zuversichtlich darauf hoffen,
dass der Blutdruck bei solchen Patienten besser eingestellt ist und langDRUCKPUNKT 3/2013
Therapietreue und bessere Einstellung
des Blutdrucks. Es gibt aber noch keine zuverlässigen (randomisierten, kontrollierten) Studien, die – wie etwa bei
neuen Blutdrucksenkern für die Zulassung gefordert – nachweisen, dass die
Selbstmessung mit sofortiger Übertragung der Werte Folgeerkrankungen an
Herz, Gehirn, Nieren und Gefäßen bes-
Die Selbstmessung ist nur eine wichtige Maßnahme bei der Behandlung
des Bluthochdrucks. Sie sollte daher
– ohne und mit sofortiger telemetrischer Übertragung der Werte – mit
zusätzlichen Maßnahmen (Co-Interventionen) verknüpft werden (Tab. 2).
Es ist gut möglich, dass die Kombination mit Patientenschulung, Telefonkontakten, Selbstmedikation nach
vorgegebenem Schema, Verhaltenstherapie und automatischen Erinnerungen für Blutdruckmessung und Tabletteneinnahme die Behandlungsergebnisse verbessert.
Deshalb bleibt das Telemonitoring
eine vielversprechende Technik bei
Bluthochdruck, auch wenn seine Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaft lichkeit noch nicht mit der wünschenswerten wissenschaft lichen Zuverlässigkeit nachgewiesen sind.
Noch gibt es ein paar
grundsätzliche Probleme
Viele grundsätzliche Probleme zum
Telemonitoring sind derzeit für die
einzelnen Krankheiten noch nicht
ausreichend geklärt. Welche Meldungen müssen von einem Arzt bzw. von
einem fachlich kompetent besetzten
Zentrum kontinuierlich rund um die
Uhr gesichtet und bewertet werden?
Bei welchen Werten reicht eine Sichtung, Bewertung und evtl. die Einleitung einer Maßnahme während bzw.
nach den ärztlichen Sprechstunden
aus? Wie kann gewährleistet werden,
dass auf akut bedrohliche Meldungen
durch Telefonat, Hausbesuch oder Klinikeinweisung sofort reagiert wird?
Kann ein Hausarzt diese Aufgaben
technisch und zeitlich bewältigen?
Wie werden diese Leistungen nach
dem Gebührenkatalog honoriert?
Der telemedizinisch betreute Patient muss mit den elektronischen Techniken vertraut sein und wird seinem
Arzt seltener begegnen.
29
© istockphoto
Jahrestagung der europäischen Gesellschaft für Hypertonie
“Es kommt fast alles auf den
systolischen Blutdruck an“
„Es kommt fast alles auf den systolischen Blutdruck an“ – diese Aussage fiel auf der diesjährigen Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie. Warum aber wird ausgerechnet dem systolischen Blutdruck so viel Beachtung geschenkt?
W
as ist wichtiger bei der
Beurteilung des Blutdrucks: der obere (systolische) oder der untere (diastolische) Wert?“ Diese Frage wurde von
den Hochdruckforschern in der Vergangenheit lange unterschiedlich beantwortet. Auf der diesjährigen Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie wurden neue
Erkenntnisse zu diesem Thema diskutiert. Professor Bryan Williams aus
30
London und Stéphane Laurent aus
Paris fassten den gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand so zusammen:
„Systolic blood pressure is (almost) all
that matters“ (Es kommt fast alles auf
den systolischen Blutdruck an). Wie
kommt es zu dieser Aussage?
Bis auf seltene Ausnahmen ist
der obere Wert immer erhöht
Bei Hypertonikern ist der systolische
Druck – mit seltenen Ausnahmen –
immer erhöht. Denn entweder sind
gleichzeitig der untere und der obere
Wert erhöht, oder aber es ist nur der
obere Wert erhöht, der untere aber
normal oder sogar niedrig. Die erste
Form, der systolisch-diastolische
Bluthochdruck (z. B. 160/100 mmHg)
kommt vor allem bei Patienten im
jüngeren und mittleren Lebensalter
vor. Die zweite Variante, der isolierte
systolische Bluthochdruck (z. B.
175/75 mmHg) kommt in der Regel
DRUCKPUNKT 3/2013
Aktuelles
Der systolische
Bluthochdruck ist gefährlicher
Der isolierte systolische Bluthochdruck ist mindestens ebenso gefährlich, wenn nicht sogar gefährlicher als
die Erhöhung beider, des oberen und
des unteren Wertes. Deshalb müssen
beide Spielarten des Bluthochdrucks
mit Allgemeinmaßnahmen und Blutdrucksenkern behandelt werden, um
Folgeschäden an Herz, Gehirn, Nieren und Gefäßen zu verhindern. Hier
ergibt sich nun ein Problem: es ist viel
schwerer, den systolischen als den
diastolischen Blutdruck mit MedikaDRUCKPUNKT 3/2013
menten zu normalisieren und den gewünschten Zielblutdruck zu erreichen. Professor Giuseppe Mancia aus
Mailand hat zahlreiche Behandlungsstudien bei Hypertonikern ausgewertet und gefunden, dass der diastolische Blutdruck fast immer, der systolische Blutdruck nur selten normalisiert werden konnte.
Zusammenfassend kann man feststellen: der systolische Blutdruck
ist häufiger erhöht als der diastolische,
er ist genauso oder sogar gefährlicher als der diastolische und
er ist schwieriger zu behandeln
und deshalb – trotz bestmöglicher
Verordnung von Blutdrucksenkern – häufig nicht ausreichend
zu senken.
+
+
+
Aufgrund dieser Tatsachen lautet die
Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Die Behandlung des systolischen
Blutdrucks erfordert mehr Aufmerksamkeit und größerer Anstrengungen
auf Seiten der Ärzte und der Patienten
als der diastolische Druck, der natürlich auch normalisiert werden muss.
So erklärt sich auch die Aussage: es
kommt – fast – alles auf den systolischen Blutdruck an!
ten werden. Das gilt jetzt auch für Patienten mit Zuckerkrankheit (Diabetes),
mit Durchblutungsstörungen des Herzens (koronare Herzkrankheit), mit Nierenkrankheiten und nach einem Schlaganfall. Allerdings wird es Ärzte geben,
die in der Vergangenheit bei Patienten
mit Bluthochdruck und einer der genannten Erkrankungen auch Zielwerte zwischen 130–140 mmHg angestrebt
und langfristig gute Erfahrungen gemacht haben.
Beim Altershochdruck gibt es weniger strenge Zielwerte für den systolischen
Blutdruck: Bei körperlich und geistig regen, kooperationsfähigen Senioren über
80 Jahren sollte ein systolischer Blutdruck über 160 mmHg behandelt und
auf Werte zwischen 140 bis 150 mmHg
eingestellt werden. In diesem Alter sollte man sich aber nicht sklavisch an die
genannten Zahlen halten, sondern bei
jedem Patienten individuell über die Indikation und die Art der Behandlung
entscheiden.
Prof. Heinrich Holzgreve
Quelle: 23. European Meeting on Hypertension & Cardiovascular Protection, Mailand,
14.–17.6.2013
Zielwerte beim Altershochdruck sind weniger streng
Welcher systolische Wert sollte
unter Behandlung erreicht
werden, damit zukünftige Folgen des Bluthochdrucks möglichst weit gehend verhindert
werden? Solche Zielwerte
müssen zwangsläufig immer
wieder einmal neuen wissenschaftlichen Ergebnissen angepasst werden. Auf der Tagung in Mailand haben die europäischen Gesellschaften für
Hypertonie und Kardiologie aktuelle Empfehlungen für Ärzte zum Bluthochdruck vorgestellt.
Für den systolischen
Blutdruck soll unter
Behandlung die
Grenze von 140
mmHg unterschrit-
© Hemera
jenseits des 60. Lebensjahres vor und
ist eine typische Alterserscheinung.
Deshalb wird diese Form des Bluthochdrucks häufig auch als „Altershochdruck“ bezeichnet. Die Ursache
ist eine Abnahme von Dehnbarkeit
und Elastizität der Hauptschlagader
und der großen Arterien, d. h. mit
dem Alter werden diese Gefäße immer mehr zu steifen, unelastischen
Röhren. Diese Form des Bluthochdrucks kann mit physikalischen Gesetzen erklärt werden: Wenn eine
Pumpe – regelmäßig wie das Herz –
Luft in einen Ballon mit kleinen Löchern stößt, entstehen Druckschwankungen. Bei einem gut dehnbaren
Ballon liegen der untere und obere
Druck nahe beieinander. Je dickwandiger und steifer der Ballon aber ist,
um so weiter entfernen sich oberer
und unterer Wert voneinander.
Diese Überlegungen und die oben
genannten Beispiele verdeutlichen ein
wichtiges Merkmal, durch das sich die
beiden Formen des Bluthochrucks voneinander unterscheiden: die Differenz
bzw. Amplitude zwischen oberen und
unterem Blutdruck, die auch als Pulsdruck bezeichnet wird. Dieser ist bei
isolierter systolischer Hypertonie größer als bei der diastolisch-systolischen
Form. In den oben genannten Beispielen 175 minus 75 = 100 mmHg bzw. 160
minus 100 = 60 mmHg. Viele Experten sind der Meinung, dass der Schweregrad einer isolierten systolischen Hypertonie besser durch diesen Pulsdruck
als durch den systolischen Wert angezeigt wird.
31
Hochdruckliga
Im DRUCKPUNKT-Interview der neue Geschäftsführer der DHL®
„Die DHL soll Ansprechpartner für Gesellschaft, Politik und Gesundheitswesen sein“
Maximilian Guido Broglie ist seit Februar 2013 neuer Geschäftsführer
der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®. Der in Wiesbaden lebende
Fachanwalt für Medizin- und Sozialrecht führt damit die Geschäfte
des Vereins in der Bundesgeschäftsstelle in Heidelberg. Seit mehr
als 30 Jahren ist Broglie als Geschäftsführer medizinischer Verbände und Fachgesellschaften tätig. Im Interview berichtete er, wie er
diese langjährige Erfahrung in seine neue Funktion als Geschäftsführer der DHL® einbringen möchte, welche Herausforderungen er
für die Zukunft sieht und welche Ziele er verfolgt.
Was hat Sie am meisten motiviert,
der Deutschen Hochdruckliga als
Geschäftsführer zur Verfügung zu
stehen?
Broglie: Die zentrale Zielsetzung der
Deutschen Hochdruckliga ist es, für
Bluthochdruckpatienten eine angemessene Versorgung zu gewährleisten und darüber hinaus mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung auf
dieses Thema zu lenken. Diesen
ökonomisch und menschlich wichtigen gesundheitspolitischen Auft rag
umzusetzen, hat mich besonders
gereizt. Meine langjährigen Erfahrungen als Geschäftsführer in mehreren ärztlichen Verbänden möchte
ich dafür nutzen, diese Ziele durch
einige organisatorische, effi ziente
Veränderungen im Interesse der
Mitglieder umzusetzen.
Wie verstehen Sie die Rolle als Geschäftsführer und was zählt in Ihren
Augen zu seinen wesentlichen
Aufgaben?
Broglie: Die wichtigste Aufgabe des
Geschäftsführers ist es sicher, eine
professionelle Geschäftsstelle zu organisieren, um die Aufgaben und
Zielsetzungen sowie die Vorstandsbeschlüsse umzusetzen. Das Expertennetzwerk der Deutschen Hochdruckliga zu koordinieren und zu
unterstützen, ist ein weiteres, wichti32
ges Anliegen, damit die DHL® auch
künftig als kompetenter Ansprechpartner in Gesellschaft, Politik und
Gesundheitswesen zum Thema Bluthochdruck fungieren kann.
Welche ersten Punkte haben Sie
seit Ihrem Amtsantritt bereits in
Angriff genommen?
Broglie: Wir haben gerade eine neue
Soft ware zur Optimierung der Verwaltungsaufgaben eingeführt und
sind dabei, die Mitgliederwerbung zu
forcieren. Außerdem haben wir für
unsere Mitgliederzeitschrift „Druckpunkt“ mit dem Springer-Verlag einen kompetenten Verlag als Partner
gefunden. Unsere Webseite wird
derzeit auf Optimierungsmöglichkeiten hin überprüft und wir wollen
andere elektronische Medien künftig
stärker als Kommunikationskanäle
nutzen.
Sie haben bereits jahrzehntelange
Erfahrungen als Geschäftsführer
medizinischer Verbände und Fachgesellschaften gesammelt und dadurch viele Höhen und Tiefen dieser
Branche erlebt. In welchem Bereich
sehen Sie künftig die größten Herausforderungen für die DHL®?
Broglie: Zu den größten Herausfor-
derungen zählen auch in Zukunft
zum einen auf medizinischer Seite
Maximilian Guido
Broglie
Fachanwalt für Medizin- und Sozialrecht,
neuer Geschäftsführer
der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®
die Prävention und optimale Behandlung des Bluthochdrucks mit
allen uns zur Verfügung stehenden
Mitteln zu fördern. Hierzu gehört
insbesondere, die Kompetenz der
Ärzte durch Weiterbildungen und
Zertifi zierungen zu stärken und somit ein Netzwerk aus Experten für
Bluthochdruck in Deutschland zu
etablieren. Die Arbeit der Deutschen
Hypertonie Akademie ist dabei sehr
wichtig. Zum anderen geht es darum,
in der Bevölkerung das Bewusstsein
für die Gefahren des Bluthochdrucks
und seiner Folgeerkrankungen zu
stärken und Betroffene beim richtigen Umgang mit Ihrer Erkrankung
zu unterstützen. Dafür spielt die
Öffentlichkeitsarbeit der Hochdruckliga, die wir dieses Jahr professionalisiert haben und künft ig weiter
ausbauen, eine wichtige Rolle.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Broglie: Zu meinen aktuellen The-
men gehört nach wie vor, ein kompetentes und motiviertes Mitarbeiterteam aufzubauen. Hier haben wir
uns in den vergangenen Monaten
bereits sehr gut entwickeln können.
Außerdem wird es darum gehen,
viele neue Kontakte zu knüpfen und
das bestehende Netzwerk zu Politik,
den Krankenkassen und den Selbsthilfegruppen zu intensivieren, auszubauen und zu pflegen.
DRUCKPUNKT 3/2013
Aus der Hochdruckliga
Hochdruckliga
Im DRUCKPUNKT-Interview der Vorsitzende der Deutschen Hypertonie Akademie
„Der Bedarf an Hypertensiologen ist
bei Weitem nicht gedeckt“
Professor Dr. med Rainer Kolloch ist Vorsitzender der Deutschen Hypertonie Akademie. Mit dieser Akademie soll die
Versorgung von Hypertoniepatienten verbessert und der
Entstehung von Bluthochdruck entgegengewirkt werden.
Warum dies eine so bedeutungsvolle Aufgabe ist und was
hier noch weiter zu tun ist, darüber spricht Kolloch im Interview.
Sie stehen der Deutschen Hochdruckliga bereits seit vielen Jahren
in verschiedenen Positionen zur
Verfügung. Nun führen Sie als
Vorsitzender die Deutsche Hypertonie Akademie. Was hat Sie zu
diesem Schritt bewogen?
Kolloch: Durch meine persönliche
langjährige Erfahrung in der klinischen und ambulanten Versorgung
von Bluthochdruckpatienten und
durch meine Vorstandstätigkeit bei
der Hochdruckliga und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, die DGIM, habe ich mich immer
sehr intensiv mit dem Thema Bluthochdruck beschäft igt und mich
insbesondere für Prävention und
Interdisziplinarität in diesem Bereich
eingesetzt.
In der Akademie sehe ich eine sehr
gute Möglichkeit, diese Ambitionen
weiterzuführen und auszubauen. Denn
die Akademie hat zwei wichtige Funktionen: Sie vermittelt einerseits die
Qualitätsansprüche in der flächendeckenden, bundesweiten Versorgung
von Hypertoniepatienten. Andererseits trägt sie maßgeblich dazu bei,
nicht nur Folgeschäden von Bluthochdruck zu vermeiden, sondern auch die
Entstehung von Bluthochdruck zu bekämpfen.
Rund 3500 Hypertensiologen
DHL® und 600 Hypertonieassistenten DHL® haben sich seit 2005 in
Deutschland zertifiziert. Das ist
DRUCKPUNKT 3/2013
ein großer Erfolg. Wie hoch schätzen Sie den weiteren künftigen
Bedarf an spezialisierten Ärzten
ein?
Kolloch: Jedes Jahr werden etwa 150
neue Hypertensiologen DHL® zertifiziert. Wir rechnen damit, dass in
den nächsten 5 Jahren rund 1000
neue zertifizierte Ärzte zur Verfügung stehen könnten. Das sieht auf
den ersten Blick zwar sehr positiv
aus. Doch der Bedarf steigt mit der
demografischen Entwicklung rasant
an. Derzeit haben wir rund 15 Millionen Hypertoniker in Deutschland, Tendenz steigend. Das bedeutet, dass jeder Hypertensiologe
DHL® rund 4500 Patienten betreuen
müsste.
Auch wenn nur die therapieresistenten Hypertoniker in fachärztlicher Behandlung wären, kommen auf jeden
zertifizierten Arzt immer noch 450 Patienten. Der Bedarf ist also bei Weitem nicht gedeckt.
Prof. Dr. med. Rainer
Kolloch
Vorsitzender der
Deutschen Hypertonie Akademie
Des Weiteren möchte ich die Akademie als Marke für Qualität und
Kompetenz etablieren. Die Fortbildungen der Akademie sollen breiter
wahrgenommen werden, in der Hypertonieversorgung flächendeckend
anerkannt werden und für höchste
Ansprüche stehen.
Schließlich ist die Identifi kation der
Hypertensiologen mit dem Anliegen
der Akademie und der Deutschen
Hochdruckliga von großer Bedeutung. Durch die jährliche Rezertifizierung sollen sich die betreffenden
Ärzte als kompetente Botschafter in
einem Netzwerk der Hypertonieversorgung verstehen und entsprechend
aktiv werden, um Nachwuchs zu gewinnen. Dieses Netzwerk soll wiederum dazu beitragen, die Patientenversorgung nachhaltiger und effektiver zu gestalten.
Welche Strategien möchten Sie
künftig angehen, um mehr Hypertensiologen DHL® zu gewinnen?
Kolloch: Zunächst ist es wichtig, die
Bedeutung der Hypertonie für die
individuelle und bevölkerungsweite
Gesundheit herauszustellen: Welchen Einfluss hat die Hypertonie auf
die gesundheitliche Entwicklung in
der Bevölkerung? Daraus ergibt sich
der steigende Bedarf an Fachärzten.
33
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Akademie und
wie möchten Sie diesen begegnen?
Kolloch: Die Akademie hat nicht nur
die Aufgabe, Wissen zu vermitteln.
Ebenso wichtig sind Know-how und
Kompetenz der behandelnden Ärzte.
Hierzu gehört ein nachhaltiges Patientenmanagement mit dem Ziel, die
Compliance der Patienten und Ärzte
zu verbessern.
Zudem ist das Managed-Care-System, das Behandlungskosten senkt
und die Versorgungsqualität verbessert, auch in der Hypertonieversorgung sehr bedeutsam. Hier braucht
man insbesondere die Unterstützung
der Hypertensiologen, um dieses System auszubauen und ihm Leben einzuhauchen.
Des Weiteren stehen wir vor einem
großen Strukturproblem: Patienten
werden von einem Spezialisten zum
nächsten geschickt, die wiederum nur
Teilaspekte des Bluthochdrucks behandeln. An dieser Stelle ist ein interdisziplinäres Konzept notwendig,
das mehr Behandlungseffi zienz garantiert. Genauer: Eine integrierte
Versorgung aller Schwerpunktdisziplinen, die mit Hypertonie zu tun haben – Kardiologie, Neurologie, Nephrologie, Pädiatrie, Diabetologie etc.
Hier soll die Zusammenarbeit effektiver werden. Genau an dieser Stelle
muss der Hypertensiologe künft ig
mehr als Netzwerker und Vermittler
zwischen den Disziplinen agieren, was
wiederum eine zentrale Aufgabe in
der Ausbildung durch die Akademie
sein sollte.
Warum ist der Kampf gegen Bluthochdruck nach wie vor so wichtig?
Kolloch: Es gibt zunächst zwei we-
sentliche Faktoren, warum die Zahl
der Hypertoniker künft ig noch zunehmen wird: Übergewicht – auch
schon bei Kindern und Jugendlichen
– und die demografische Entwicklung. Bereits heute haben 60 bis 80
Prozent der älteren Patienten Bluthochdruck und damit ein hohes Ri34
siko für Altersdemenz und andere
Folgeschäden. Hypertonie betrifft
also alle Altersgruppen, woraus sich
ein großes gesundheitspolitisches
Problem ergibt.
Warum sind immer noch so viele
Bluthochdruckpatienten unzureichend behandelt?
Kolloch: Der Grund dafür ist, dass
die Therapieoptionen für Bluthochdruckpatienten zwar ausreichend
sind, doch die Compliance und die
Nachhaltigkeit der Versorgung sind
unzureichend. Hier liegt die systemische Herausforderung der Akademie:
Mithilfe eines Managed-Care-Systems sollten Hypertensiologen künftig alle beteiligten Spezialisten vernetzen und Kompetenzen zusammenbringen, um den Patienten
leichter, schneller und wirksamer zu
behandeln.
Was sind Ihre nächsten Ziele in Ihrer
Arbeit für die DHL®?
Kolloch: Das nächste Ziel wird die
personelle Umgestaltung der Akademie sein. Um den Netzwerkgedanken personell deutlich zu machen,
möchte ich bis Ende des Jahres einen
wissenschaft lichen Beirat mit ausgewiesenen Hypertonieexperten aus
diversen Fachdisziplinen gründen.
Sie wiederum sollen den Gedanken
der integrierten Versorgung in ihre
jeweiligen Fachgesellschaften transportieren, dafür werben und schließlich auch Nachwuchs gewinnen.
Auch die wissenschaft liche Kommission der Akademie wird einige personelle Änderungen vollziehen und jüngere Kollegen aufnehmen. Des Weiteren startet die DGIM in Kooperation
mit dem Bundesverband Deutscher Internisten in Kürze ein Pilot-Projekt zur
Integrierten Versorgung der Hypertonie. Hier geht es darum, das Strukturproblem der Versorgung von Bluthochdruckpatienten zu analysieren, also wie
die Versorgungsrealität aussieht und
was man verbessern kann. Die Akademie unterstützt diese Arbeit.
Mitglieder werben Mitglieder
Werben Sie neue Mitglieder für die
Deutsche Hochdruckliga!
Die Arbeit der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® - Deutsche Gesellschaft für
Hypertonie und Prävention ist nur möglich durch unsere Mitglieder, die uns mit
ihrem Engagement und einen finanziellen Beitrag unterstützen. Helfen Sie uns
mit einem ganz besonders wichtigen Beitrag: Werben Sie neue Mitglieder für
unsere Organisation. Bei allen erfolgreichen Werbern bedanken wir uns mit einem
kleinen Überraschungsgeschenk.
Mitglieder der Deutschen Hochdruckliga profitieren in zweifacher Weise:
1. Sie erhalten aktuelle Informationen zur Bekämpfung und zum Umgang mit
ihrer Krankheit.
2. Sie unterstützen die Arbeit der Deutschen Hochdruckliga und damit zahlreiche
Wissenschaftler und Ärzte, die Bluthochdruck erforschen und neue Behandlungsmöglichkeiten entwickeln.
Beitrittsformulare finden Sie im Internet unter www.hochdruckliga.de oder bei
der Geschäftsstelle der Deutschen Hochdruckliga, Berliner Straße 46, 69120
Heidelberg Tel. 06221/588550, [email protected]. Der Mindestbeitrag pro
Jahr beträgt EUR 16,- für Laien und EUR 26,- für Ärzte/Mitarbeiter im Gesundheitswesen.
Bitte achten Sie darauf, dass auf dem Formular oder im Begleitschreiben Ihr Name
und Ihre Kontaktdaten mit angegeben werden.
DRUCKPUNKT 3/2013
Hochdruckliga
Aus der Hochdruckliga
HYPERTONIE UND PRAVENTION
PRÄVENTION
MÜNSTER 2013
37.
Wissenschaftlicher Kongress der
Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® Deutschen Gesellschaft für Hypertonie
und Prävention in Münster
12. - 14. Dezember 2013
Leitthema des Kongresses
Gemeinsam für einen guten Blutdruck
Kongresspräsidenten
Dr. med. Siegfried Eckert
Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. med. Hermann-Joseph Pavenstädt
Medizinische Klinik D, UKM Münster
Weitere Informationen zum Programm und die Online
Teilnehmerregistrierung unter: www.hypertonie2013.de
DRUCKPUNKT 3/2013
35
Bluthochdruck geht alle an
Selbsthilfegruppe
Hypertonie Nürnberg
ist an Schulen aktiv
B
luthochdruck – das hat meine Oma, aber doch nicht
ich!“ In etwa mit solchen
Kommentaren rechnete Werner Eichbauer, als er zusammen mit seinen
Helfern die Blutdruckmessstation
beim Schulfest der Wilhelm-LöheSchule aufbaute. Der Leiter der Selbsthilfegruppe Hypertonie Nürnberg
und seine Truppe waren dann aber
positiv überrascht vom Interesse und
der Offenheit der Schüler für das Thema Bluthochdruck.
Aufklärungsarbeit
auch für Jüngere
Information und Aufk lärung über
Bluthochdruck, das ist ein wichtiges
Anliegen der Nürnberger Gruppe.
Und angesichts der wachsenden Zahl
übergewichtiger Kinder, die wegen ihres ungesunden Lebensstils von Diabetes und Bluthochdruck bedroht
sind, will die Selbsthilfegruppe (SHG)
bei ihrer Aufk lärungsarbeit jüngere
Altersgruppen nicht aussparen.
Die Einladung der Wilhelm-LöheSchule nahm Werner Eichbauer daher
gerne an. Und das Engagement findet
Anklang: Eine Nürnberger Grundschule hat bereits den nächsten Termin gebucht. Die beiden Schuleinsätze sind
aber nur zwei von vielen Terminen im
Programm der SHG. Das ganze Jahr
über sind die Helfer bei Messen, Gesundheits- und Aktionstagen aktiv –
mit Blutdruckmessstationen, Informationsmaterial und Gesprächsangeboten für Betroffene und interessierte Besucher. 2012 beispielsweise wurden bei
solchen Veranstaltungen rund 840 Messungen durchgeführt und dabei viele
auff ällige Werte im Bereich oberhalb
140/90 mmHg registriert.
Gegründet wurde die SHG Nürnberg 1995, initiiert von Ärzten des Klinikums Nürnberg Süd. In den Folgejahren wuchs die Mitgliederzahl stetig auf 120. Bis heute finden die Gruppentreffen in den Konferenzräumen
des Klinikums statt, die die Einrichtung kostenlos zur Verfügung stellt.
An jedem ersten Dienstag im Monat
lädt die SHG zur Zusammenkunft ein,
Fachleute halten regelmäßig Vorträge
über allgemeine Gesundheits- und aktuelle Bluthochdruck-Themen, etwa
über die Pulswellenanalyse oder die
renale Denervation.
Unterstützung im Umgang mit ihrer
Erkrankung finden SHG-Mitglieder
nicht nur durch Vorträge und Austausch
mit anderen Patienten. Die Sportgruppe „mit Spaß aktiv“ lädt jeden Dienstag zum gemeinsamen Bewegungstraining ein. An jedem dritten Freitag er-
kundet die Wandergruppe unter fachmännischer Führung die fränkische
Region – getreu ihrem Motto: „Wandern ist gesund für Geist und Seele!“.
Gesellige Zusammenkünfte und Ausflüge sorgen für Zusammenhalt und
positive Erlebnisse in der Gruppe und
dafür, dass die Freude am Leben nicht
zu kurz kommt.
Alexandra Tyroller
Selbsthilfegruppe Hypertonie Nürnberg
Die SHG Hypertonie Nürnberg trifft sich an jedem 1. Dienstag im Monat (außer im Januar) um 18:30 Uhr im Klinikum
Nürnberg Süd, Breslauer Str. 201, Konferenzräume A. EG
49/50. Weitere Informationen unter www.shg-hypertonienbg.seko-bayern.org.
36
DRUCKPUNKT
Aus der Hochdruckliga
© Michael S. Schwarzer / fotolia
Hochdruckliga
Impressum
Impressum DRUCKPUNKT
Herausgeber
Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL®
Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
Geschäftsführer:
Maximilian Guido Broglie (v. I. S. d. P.)
Geschäftsstelle:
Berlinerstr. 46, 69120 Heidelberg
Tel: (06221) 588 55-0, Fax: -25
Internet: www.hochdruckliga.de
E-Mail: [email protected]
Schriftleitung:
Prof. Dr. med. Rainer Düsing
Prof. Dr. med. Martin Paul
Verlag
Urban & Vogel GmbH
Aschauer Straße 30, 81549 München
Geschäftsführer: Harm van Maanen, Fabian Kaufmann, Dr.
Esther Wieland, Matthias Wissel
Redaktion
Redaktion: Dipl. Mol. Med. Veronika Schlimpert (vsc), Dr. rer.
nat. Ulrike Fortmüller
Tel. (0 89) 20 30 43-11 48, Fax -3 11 48
E-Mail: [email protected]
Ressortleiter Kardiologie: Dr. med. Dirk Einecke
Anzeigen
Ines Spankau (Anzeigenleitung, verantwortlich)
Wichtige Bekanntmachung
Gestaltung und Layout
für Mitglieder der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®
Vorstand der Deutschen Hochdruckliga:
Nadine Lameli, Springer-Verlag GmbH
Umstellung der Lastschrifteinzüge für DHL®Mitgliedsbeiträge auf SEPA-Lastschriften
Liebe DHL®-Mitglieder,
aufgrund einer gesetzlichen Regelung
der EU muss bis zum 01. Februar 2014 das
bisher gängige nationale Lastschriftverfahren eingestellt und durch einen SEPAZahlungsverkehr ersetzt werden. Dies
bedeutet unter anderem, dass zukünftig
der bargeldlose Zahlungsverkehr nicht
nur in Deutschland, sondern EU-weit getätigt werden kann.
Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL®
– Deutsche Gesellschaft für Hypertonie
und Prävention wird ihren Zahlungsverkehr zum 01. Januar 2014 auf das neue
SEPA-Lastschriftverfahren umstellen. Die
bisher erteilten Einzugsermächtigungen
werden als SEPA-Lastschriftmandate weitergenutzt und behalten dabei ihre Gültigkeit, sodass wir weiterhin wie gewohnt
die Mitgliedsbeiträge einziehen können.
die Mandatsreferenz (Ihre DHL®Mitgliedsnummer) und unsere Gläubiger-Identifikationsnummer
(DE72ZZZ00000381144).
Die notwendige Umstellung Ihrer Bankverbindungen auf die internationale
Kontonummer (IBAN) und auf den international standardisierten Bank-Code
(BIC/SWIFT-Code) wird durch uns erfolgen, Sie brauchen nichts weiter zu unternehmen.
Sie werden rechtzeitig vor der Abbuchung Ihre Mitgliedsbeitragsrechnung
mit dem Abbuchungstermin erhalten. So
haben Sie ausreichend Zeit, sich auf die
Kontobelastung einzustellen.
Bitte teilen Sie uns eine eventuelle
Änderung Ihrer Bankverbindung rechtzeitig mit.
Prof. Dr. med Ulrich Kintscher, Berlin
(Vorsitzender)
Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel, Köln
(stellv. Vorsitzender)
Dr. med. Siegfried Eckert, Bad Oeynhausen
Prof. Dr. med. Martin Hausberg, Karlsruhe
Prof. Dr. med. Reinhold Kreutz, Berlin
Prof. Dr. med. Thomas Mengden, Bad Nauheim
PD Dr. med. Anna Mitchell, Herne
Jürgen Weber, Groß Schenkenberg
Schirmherrin der Deutschen Hochdruckliga:
Dr. med. Marianne Koch, Tutzing
Druck
Stürtz GmbH
Alfred-Nobel-Straße 33, 97080 Würzburg
Bezug
DRUCKPUNKT kann bei der Bundesgeschäftsstelle der
DHL® für EUR 21,40 pro Jahr (inkl. MwST./Versandkosten) abonniert werden. Preis für Einzelheft: EUR 4,-.
Für DHL®-Mitglieder ist das Abonnement im jährlichen
Mindestbeitrag von EUR 16,- (Ärzte: EUR 26,-) enthalten. Als
Abo-Zeitraum gilt das Kalenderjahr. Der Bezug verlängert
sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn nicht 6 Wochen vor
Jahresende gekündigt wird.
DRUCKPUNKT erscheint max. viermal im Jahr in einer
Auflage von je 22.000 Exemplaren
Hinweise: Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren
verantwortlich. Die Beiträge geben nicht immer die Meinung der
Hochdruckliga wieder. Bei der Bezeichnung Hypertensiologe DHL®
handelt es sich nicht um eine nach Berufsordnung grundsätzlich führungsfähige Bezeichnung für Ärzte, sondern um eine nach nach dem
entsprechenden ärztlichen Berufsrecht einzuordnende Bezeichnung (z.
B. nach der Musterberufsordnung der deutschen Ärzte als „Tätigkeitsschwerpunkt“ bzw. nach den Berufsordnungen der Landesärztekammer). Soweit in der vorliegenden Ausgabe von „Weiterbildung“ die Rede
ist, handelt es sich dabei um Fortbildungsmaßnahmen der Deutschen
Hochdruckliga DHL® – die nicht mit den Weiterbildungsmaßnahmen
der Ärztekammern zu verwechseln sind.
Die Lastschriftmandate werden gekennzeichnet sein durch
RA Maximilian Guido Broglie
Geschäftsführer
Bankverbindung
Sparkasse Heidelberg, Kto-Nr. 920 620 5, BLZ 672 500 20
Postbank Karlsruhe, Kto-Nr. 206 704 758, BLZ 660 100 75
ISSN 1619 - 0637
DRUCKPUNKT 3/2013
37
WIR MÖCHTEN UNS
E I N FAC H S I C H E R S E I N .
RENATE, 61, UND MARKUS, 66.
2 KINDER, 3 ENKEL.
„Viele in unserem Alter haben hohen Blutdruck. Und natürlich denkt
man damit mehr an seine Gesundheit und wird schnell nervös –
wir tragen schließlich Verantwortung für die Familie. Auf das
OMRON M500 können wir uns aber verlassen – es liefert
hochpräzise, akkurate Messwerte und ist mit dem Prüfsiegel
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