Verkabelung von Datenübertragungsanlagen 12 - vh
Transcrição
Verkabelung von Datenübertragungsanlagen 12 - vh
12 Verkabelung von Datenübertragungsanlagen Verbinden der Teilsysteme Die Teilsysteme können entweder passiv, d. h., mit Rangierkabeln, oder durch aktive Geräte miteinander verbunden werden. Mit aktiven Geräten lassen sich auch logische Netzwerktopologien wie Bus, Stern oder Ring realisieren. Zentraler Verteiler, Collapsed Backbone Zentralisierte Verkabelungsstrukturen (überwiegend mit LWL) kombinieren primäre/sekundäre und tertiäre Übertragungsstrecken. Die Übertragungsstrecken werden durch passive Verbindungen in den Verteilern zur Verfügung gestellt. Die Verbindungen werden durch Rangierkabel oder Durchverbindungen (Spleiß) hergestellt. Die Collapsed Backbone-Struktur reicht vom Standortverteiler (SV) oder Gebäude-Verteiler (GV), welche sich im Normalfall an einem zentralen Punkt im System befinden, bis hin zum Übergabepunkt an den Teilnehmeranschlüssen (TA). In Bild 9 ist die zentralisierte Verkabelungsstruktur dargestellt. Dargestellt werden in der Praxis oft Längenbegrenzungen von 90 m für die Verkabelungsstrecke mit Kupfer-TP-Kabeln, 100 m für die Übertragungsstrecke mit Kupfer-TP-Kabeln sowie maximal 2 000 m für Übertragungsstrecken mit LWL. 2000 m Radius mit LWL Hinweis Auch wenn die neueren Ausgaben der DIN EN 50173 keine strikte Längenbegrenzung mehr enthalten, sondern nur die Grenzwerte der übertragungstechnischen Anforderungen eingehalten werden müssen, sollten die zuvor genannten Längen in der Praxis nicht überschritten werden. Aufgabe 4: Welchen englischen Fachbegriff verwendet man für das Verkabelungskonzept mit einem zentralen Verteiler? 100 m Radius KupferÜbertragungsstrecke Zweiter Gesprächstermin – Planung Verteilerraum 90 m Radius KupferVerkabelungsstrecke Bild 9: Verkabelungsstruktur mit zentralem Verteiler (Für Hochgeschwindigkeitsanwendungen wie Gigabit Ethernet (GbE) über LWL-Gradientenindexfaser ist die max. Reichweite geringer als 2000 m.) Aufgabe 3: Welche Längenbegrenzungen kennen Sie für Kupferund LWL-Strecken in LAN-Datennetzen nach DIN EN 50173? Belegen Sie diese Kenntnisse durch Internetrecherche. Elektro03_30.indb 12 Um in der Maschinenfabrik Wilhelms GmbH das Konzept einer anwendungsneutralen Verkabelungsanlage für das Datennetzwerk planen und installieren zu können, treffen sich Meister, Lehrling und Geselle einige Tage später mit dem EDV-Leiter Herrn Bandur. In einem Besprechungsraum im Erdgeschoss des Bürogebäudes liegen schon die Gebäudepläne bereit. Für die Aufnahme der Netzwerktechnik schlägt der EDVLeiter einen EDV-Verteilerraum im 1. OG vor. Alle Büroräume im Verwaltungsgebäude sind von hieraus direkt und mit kürzesten Leitungslängen erreichbar. Etagenverteiler sind in diesem Konzept nicht erforderlich, sodass der Betrieb des Datennetzwerks zukünftig von einer zentralen Stelle aus möglich ist. Bei der Wahl des EDV-Verteilerraumes ist zu berücksichtigen: 05.08.2014 08:43:32 Verkabelung von Datenübertragungsanlagen – Durch geschickte Wahl des Verteilerstandortes kann bei den meisten Gebäuden unter Einhaltung der für den Tertiärbereich geltenden Längenrestriktionen auf den Sekundärbereich verzichtet werden. Die Kabel des Tertiärbereiches werden direkt an den Gebäudeverteiler angeschlossen. – Ein EDV-Verteilerraum sollte nicht in der Nähe von starken Störern, wie z. B. Transformatoren, Produktionsbereichen mit hohen Induktivitäten bzw. Frequenzumformern oder Schaltanlagen, aufgebaut werden. – Ein EDV-Verteilerraum sollte möglichst keine Fenster in Südrichtung haben, da er sich durch die Sonneneinstrahlungen erheblich aufheizen kann. – Ein EDV-Verteilerraum sollte einen Bodenbelag mit einem Ableitwiderstand < 108 Ω haben. – Datenschränke sollten von vorn und hinten zugänglich sein. Die Aufstellung sollte an einer Wand mit Schrank 1 beginnen. Der Meister schlägt die Aufstellung von zwei Datenschränken im EDV-Verteilerraum vor. Schrank 1 soll zur Aufnahme der Verteilerfelder dienen, in Schrank 2 soll die aktive Technik installiert werden. Außerdem rät der Meister schon jetzt, den Platz für einen weiteren Schrank vorzusehen, damit eine Erweiterung ohne erneute Umbaumaßnahmen möglich ist. Geprüft werden sollte, ob der Einbau eines Stelzenbodens zweckmäßig ist, um die Datenleitungen und Energiezufuhr in die Datenschränke von unten vornehmen zu können. Zweiter Gesprächstermin (Fortsetzung) – Konstruktionsabteilung und Produktionsbüro Der Aufbau einer anwendungsneutralen Kommunikationskabelanlage in der Maschinenfabrik Wilhelms GmbH kann nach Aussage von EDV-Leiter H. Bandur nur in mehreren Teilabschnitten durchgeführt werden. Da die höchste Dringlichkeit in der Konstruktionsabteilung und im Produktionsbüro vorliegt, kommen der Leiter der Konstruktionsabteilung H. Planer und der Leiter der Produktion Herr Bauer jetzt in den Besprechungsraum. Herr Planer beschreibt die Anforderungen der Konstruktionsabteilung: Jeder Mitarbeiter in der Konstruktionsabteilung nutzt zwei Rechner an seinem Arbeitsplatz, einen CAD-Rechner und einen Standard-Rechner. Da an den CAD-Arbeitsplätzen in der Konstruktionsabteilung sehr große Dateien bearbeitet werden, sollen zukünftig alle CAD-Rechner über Gigabit-Ethernet-Schnittstellen (GbE) angebunden werden. Um zusätzlich höchste Störsicherheit zu erzielen, hat sich der Leiter der Konstruktionsabteilung für eine Glasfaserverkabelung bis zum Arbeitsplatz (FTTD = Fiber to the Desk) für die CAD-Rechner entschieden. Die CAD-Rechner müssen dafür nach Fertigstellung der Verkabelung mit neuen LWL-Netzwerkkarten ausgestattet werden. Elektro03_30.indb 13 13 Alle Standardrechner in der Konstruktionsabteilung sollen auch zukünftig mit Standard-Cu-Netzwerkkarten ausgestattet sein und mit hochwertig geschirmten Rangierkabeln der Kategorie 6A, spezifiziert bis 500 MHz, angeschlossen werden. Der Meister empfiehlt für die Vernetzung dieser Rechner den Einsatz von LWL-Installationsswitches, die über einen Glasfaser-Uplink mit dem zentralen Verteiler verbunden werden. Dies ermöglicht eine einheitliche LWL-Verkabelung für die Konstruktionsabteilung in Verbindung mit der hohen Störsicherheit. EDV-Leiter Bandur ist überzeugt von den Vorteilen dieser Lösung. Der Konstruktionsleiter H. Planer hat jedoch die Befürchtung, dass die Montage sehr lange dauert und die Arbeit in der Abteilung erheblich gestört wird. Der Meister erklärt, dass in diesem Bereich vorkonfektionierte LWL-Kabel eingesetzt werden können, wodurch die Installationszeit in der Umgebung der Arbeitsplätze auf ein Minimum reduziert werden kann. Auch für den Bürobereich in der Produktion sieht der EDVLeiter das FTTO-Konzept als störsichere Lösung. Hier handelt es sich um einen Bereich mit hoher EMV-Belastung durch Schweißroboter und Maschinenantriebe sagt Herr Planer. Im Bürobereich der Produktionshalle befinden sich zehn PC-Arbeitsplätze, von denen die Arbeitsplätze mit neueren Rechnern bereits über einen Ethernet-Switch miteinander vernetzt sind. Zukünftig sollen alle Rechner miteinander und mit dem zentralen Server vernetzt werden. Bei der Umstellung darf es nicht zu Ausfallzeiten im Produktionsbetrieb kommen. Für die Primärverkabelung als Verbindung zwischen dem Verteiler in der Produktionshalle und dem zentralen Verteilerraum im Bürogebäude kann dann ja das Lichtwellenleiterkabel auch in der Rohranlage verlegt werden, in dem bereits das Stromkabel verlegt ist, sagt Herr Data. Das ist richtig, sagt der Meister. Da es hier zu einer Beeinflussung durch elektromagnetische Felder nicht kommen kann, sind auch keine Mindestabstände zwischen LWLDatenkabel und Energiekabel einzuhalten. 2.1 FTTD-Konzept Wird Glasfaser bis zum Arbeitsplatz (FTTD) verlegt, werden die Endgeräte direkt über Glasfaser angeschlossen. Dafür müssen die Computer eine Netzwerkkarte mit Glasfaseranschluss (Bild 13, S. 14) haben. Geräte ohne Glasfaseranschluss wie Notebooks oder Drucker müssen über Medienkonverter angeschlossen werden. Empfohlen werden zwei SC-Duplex-Ports (vier Fasern) pro Arbeitsplatz. Im Datenschrank werden die LWL-Kabel auf Rangierfeldern abgeschlossen. Werden im Verteiler Switches mit LWL-Ausgängen eingesetzt, erfolgt die Verbindung mit LWL-Patchkabeln. Wird ein Switch mit Kupfer-RJ-45-Ports verwendet, so ist in der Zentrale der Einsatz von zusätzlichen Medienkonvertern erforderlich. Switches mit sog. SFP-Ports ermöglichen wahlweise die Bestückung mit LWL- oder Kupfer-RJ-45-Modulen. 05.08.2014 08:43:34 14 Verkabelung von Datenübertragungsanlagen Bild 10: Versorgung für einen Büroarbeitsplatz mit drei Steckdosen für allgemeine Geräte, drei Steckdosen für EDV-Geräte, TK-Anschlussdose und LWL-Anschluss für Datentechnik Bild 11: LWL-Datendose für den Einbau in den Installationskanal. Ein vorkonfektioniertes LWL-Kabel wird in der Dose angeschlossen und zur Zugentlastung am Gehäuse befestigt (Hager-Tehalit) In der in Bild 12 dargestellten LWL-Datendose können insgesamt vier LWL-Adern aufgelegt werden. Die Verbindung zum Stecker des Geräteanschlusskabels erfolgt über ein Mittelstück. Dargestellt ist die Verbindung von ST-Steckern der installierten Tertiärverkabelung auf SCDuplexstecker des Geräteanschlusskabels. Der SC-Duplexsteckverbinder wird nach DIN EN 50173 für die Anwenderseite empfohlen, da durch die mechanische Codierung eine Vertauschung der Adern durch den Anwender ausgeschlossen wird. Bild 12: LWL-Datendose (Hager-Tehalit) Aufgabe 5: Welche LWL-Steckverbindung fordert DIN EN 50173 für die Anwenderseite des Teilnehmeranschlusses (TA) bei einem FTTD-System? 2.2 FTTO-Konzept mit LWL-Installationsswitch In der Fiber to the Office-Lösung (FTTO) wird die Glasfaser bis in den Büroraum verlegt (Bild 14, S. 15). In einem Installationsswitch (Bild 15, S. 15) erfolgen die optoelektrische Umsetzung und die Verteilung auf mehrere RJ45-Kupferports. Der Installationsswitch kann im Brüstungskanal (Bild 16, S. 15), in einer Versorgungssäule oder im Bodentank montiert werden. Die FTTO-Lösung ermöglicht eine störsichere Verbindung zum zentralen Verteiler über den sog. Glasfaser-Uplink des Installationsswitches. Das Anschließen mehrerer PCs und anderer Netzwerkkomponenten, wie z. B. Netzwerkdrucker, IP-Kamera oder IP-Telefon, erfolgt über Standard-RJ-45-Ports. Bild 13: LWL-Netzwerkkarte mit RJ-45-Anschluss und LWL-Duplex-Anschluss (Agilent) Elektro03_30.indb 14 Es werden zwei, vier, sechs oder mehr RJ-45-Ports über einen LWL-Uplink versorgt. Mit PoE (Power over Ethernet) ist sogar die Energieversorgung von Endgeräten mit 48 V und max. 15,4 W pro Port möglich. 05.08.2014 08:43:34 Verkabelung von Datenübertragungsanlagen Eine Umrüstung der PCs auf LWL-Netzwerkkarten oder der Einsatz von Medienkonvertern für Drucker und Notebooks an den Arbeitsplätzen entfällt bei diesem Konzept. Durch das integrierte Netzteil ist die Stromversorgung von Endgeräten durch die Power over Ethernet-Funktion (PoE) möglich. 15 Der Anschluss des Installationsswitches erfolgt über zwei LWL-Adern. Üblich ist die Verbindung mit ST-Steckern, SC-Duplex-Steckern und LC-Duplex-Steckern. Außerdem ist eine Stromversorgung für den Miniswitch erforderlich. Die FTTO-Lösung ist doch auch für alle anderen Bürobereiche die ideale Lösung, sagt der EDV-Leiter. Sie ist, wie ich jetzt erfahren habe, störungsunempfindlich. Weitere Vorteile sind: – LWL-Kabel lassen sich platzsparend in die bereits vorhandenen Verlegesysteme der Büroräume installieren und es ergibt sich gleichzeitig eine geringe Brandlast. – Durch den Einbau von vorkonfektionierten LWL-Kabeln lässt sich die Montagezeit in den Büroräumen minimieren. – LWL-Installationsswitches lassen sich sowohl in die Installationskanäle als auch in die Tischversorgungsaufbauten integrieren und können über LWL-Patchkabel an einen LWL-Sammelpunkt oder an eine LWL-FTTDTeilnehmeranschlussdose angeschlossen werden. – Wenn gleichzeitig neue Netzwerkkomponenten für den zentralen Verteilerraum angeschafft werden müssen, können diese sofort mit LWL-Ports ausgestattet werden. 2.3 Auswahl der LWL-Komponenten für die FTTO-Lösung im Produktionsbüro Bild 14: Struktur für das FTTO-Konzept (MICROSENS) Im Betrieb angekommen, zeigt der Meister dem Lehrling wie die vorkonfektionierten Kabelstrecken und Anschlusskomponenten mit dem Konfigurationsprogramm seines Lieferanten konfiguriert werden. Es sollen LWL-Installationsswitches mit vier RJ-45-Ports in die Installationskanäle installiert werden. Bild 15: Installationsswitch für das FTTO-Konzept mit vier RJ-45 Ports für den Anschluss der Endgeräte, LWLUplink mit ST-Steckverbindern und 230-V-Anschluss für integrierte Stromversorgung (MICROSENS) Im Produktionsbüro soll ein kleines 19“-Verteilergehäuse als Gebäude-/Etagenverteiler hinter der Tür montiert werden. Es dient zur Aufnahme der Verteilerfelder für die ankommenden LWL-Kabel (Primärverkabelung) vom zentralen Verteiler aus dem Bürogebäude und die abgehenden LWL-Kabel (Tertiärverkabelung) sowie zur Aufnahme von aktiven Netzwerkkomponenten. Die LWL-Kabel sollen vom Verteilergehäuse direkt zu den Arbeitsplätzen in Installationskanälen verlegt werden. Aufgabe 6: Wie viele LWL-Installationsswitches mit jeweils 4 x RJ-45-Ports werden mindestens benötigt um alle Endgeräte im Produktionsbüro (Bild 6, S. 10) zu versorgen? Bild 16: Installationsswitch mit 4 RJ-45-Ports, LWL-Uplink und Anschluss an die 230-V-Stromversorgung im Installationskanal Elektro03_30.indb 15 05.08.2014 08:43:39