Schwerpunkt - Johannes Gutenberg
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Schwerpunkt - Johannes Gutenberg
LUST 8 2016 Magazin zu Lehre und Studium Johannes GutenberG-Universität Mainz Schwerpunkt: Universität mitgestalten Porträt: Geschwister Brahmst Lupe: Buddy-Projekt Man kann dafür sorgen, dass man die Uni, an der man ist, zu der Uni macht, die man haben möchte. Jonathan Brahmst LUST 8_2016 Inhalt Impressum L|u|ST Magazin zu Lehre und Studium Ausgabe: #8 2016 Herausgeber: Die Vizepräsidentin für Studium und Lehre der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Mechthild Dreyer, 55099 Mainz Redaktionsleitung: Martina Stöppel, Kommunikation und Presse Redaktion: Gerd Blase, Kommunikation und Presse Mitarbeit: Dr. Bernhard Einig, Abteilung Studium und Lehre; Prof. Dr. Uwe Schmidt, Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung; Petra Giegerich, Kommunikation und Presse Grafik: Beate Moser, Ralf Moser, Moser.Design Bildnachweis: S. 1 ©Peter Pulkowski, S. 2 ©Thomas Hartmann, S. 4 ©Thomas Hartmann (l), ©Peter Pulkowski (lu), ©Peter Pulkowski (r), S. 5 ©Gutenberg-Museum Mainz (l), ©Peter Pulkowski (r), S. 6 ©Peter Pulkowski (l), ©Andreas Etter (r), S. 7 Sophie Seidler (lu), Porträts von lo nach ru: ©Universitätsarchiv Mainz, ©Foto Rimbach, Mainz, ©Axel Stephan, ©Reiner Wierick, ©Universitätsarchiv Mainz, ©Universitätsarchiv Mainz, ©Universitätsarchiv Mainz, ©Reiner Wierick, ©Universitätsarchiv Mainz, ©Universitätsarchiv Mainz, ©Universitätsarchiv Mainz, ©Foto Rimbach, Mainz, ©Hanns Tschira, ©Reiner Wierick, ©Foto Rimbach, Mainz, S. 8 ©Rawpixel.com-fotolia. com, S. 9 ©william87-fotolia.com (r), S. 10 ©Thomas Hartmann (l), ©Peter Kiefer (r), S. 11 ©@Fotolia – Gstudio group und vata@shutterstock (lu), ©MBWWK (ro), ©Thomas Hartmann (ru), S. 12 ©Privat (l), ©Peter Pulkowski/Unimedizin (r), S. 13 ©Stefan F. 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Dafür hat sie eine Kooperationsvereinbarung mit dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband, den Olympiastützpunkten Hessen und Rheinland-Pfalz/Saarland, den Landessportbünden Hessen und Rheinland-Pfalz sowie dem Studierendenwerk Mainz unterzeichnet. Als „Partnerhochschule des Spitzensports“ wird die JGU auch die studienfachspezifische Förderung im Einzelfall anbieten. > www.adh.de/projekte/partnerhochschule-des-spitzensports.html Der „Tag der Archive“ setzte in diesem Jahr an der JGU ganz auf die Universitätsgeschichte: Die Mainzer Archive präsentierten in der „Schule des Sehens“ auf dem Gutenberg-Campus eine Ausstellung mit Dokumenten und Objekten zur Geschichte der vor 70 Jahren wiedereröffneten Universität. Vorträge, Fotos, historische Filme und Führungen durch die Magazine des Universitätsarchivs boten weitere spannende Einsichten in die Entwicklung der JGU. Zudem erinnerte das Theaterstück „Und sie bewegt dich noch!“ an Hanns Dieter Hüsch, der in der Nachkriegszeit in Mainz studierte und hier seine kabarettistische Karriere startete. > www.ub.uni-mainz.de/universitaetsarchiv/ 04_ 05 Gart der Gesundheit Der Botanische Garten der JGU ist um eine Attraktion reicher: Verschiedene Fachrichtungen arbeiteten zusammen, um einen Themengarten ins Leben zu rufen, der dem im Jahr 1485 in Mainz entstandenen Kräuterbuch „Gart der Gesundheit“ gewidmet ist. Dieser Band war eines der einflussreichsten und erfolgreichsten Werke des frühen Buchdrucks. Der Themengarten zeigt eine Auswahl von etwa 70 Pflanzen aus dem „Gart“ und stellt exemplarisch einige Pflanzenporträts aus dem Kräuterbuch ausführlich vor. Die Beete im Zentrum des Gartens sind mit Natursteinplatten eingefasst, in die Motive aus dem Kräuterbuch eingemeißelt wurden. > www.botgarten.uni-mainz.de/1631.php LUST 8_2016 Highlights Night of the Profs im Staatstheater In Zukunft: Mainz Geschichte nonstop – von den Großprojekten Kaiser Neros bis zur Annexion der Krim. In spannenden Kurzvorträgen präsentierten Professorinnen und Professoren der JGU das breite Spektrum ihrer aktuellen historischen Forschung. Unter dem Motto „Varieté historique – Geschichten am Abend“ erwartete die Besucherinnen und Besucher im Großen Haus des Staatstheaters Mainz ein buntes Kaleidoskop lebendiger und anschaulicher Geschichten aus der Geschichte. In Vorträgen von 25 Minuten Dauer erzählten die Geschichtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler von Bonifatius, der Ruinenstadt Ninfa oder von Boehringer Ingelheim im Nationalsozialismus. > www.night-of-the-profs.uni-mainz.de In einem viermonatigen futurologischen Kongress im Theater, an der Universität und an verschiedenen Orten in Mainz ging das Projekt Fragen zur Zukunft unseres Zusammenlebens nach. Mit Lesungen, Performances, Konzerten, Workshops, Picknicks, thematischen Fahrradtouren u.v.a.m. wurde Zukunft erdacht und gemacht. Eine große performative Festivalkonferenz von und mit Studierenden der JGU auf dem Campus der JGU vom 8. bis 10. Juli 2016 bildete den Höhepunkt und Abschluss dieses Kongresses. Auf einem performativen Spaziergang erkundeten die Besucherinnen und Besucher den Campus, bewegten sich hörend, sehend und gehend durch verschiedene mögliche Zukunftswelten. > www.staatstheater-mainz.com 06_ 07 Gutenberg Biographics Mit Gutenberg Biographics präsentiert die Universitätsbibliothek Mainz Informationen zu Professorinnen und Professoren der JGU. Bisher sind alle Rektoren und Gründungsprofessoren mit Volleinträgen vorhanden. Viele weitere Professorinnen und Professoren wurden mit Basisdaten aufgenommen. Die erste Bearbeitungsstufe umfasst den Zeitraum bis 1973. Der Datenbestand wird ständig ausgebaut. Gutenberg Biographics ist ein Projekt der JGU, der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur, des Forschungsverbunds Universitätsgeschichte und des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. > http://gutenberg-biographics.ub.uni-mainz.de Universitas der Name ist Programm LUST 8_2016 S chaut man auf ihre Anfänge im 11./12. Jahrhundert in Westeuropa, so wurde die Universität als umfassende Bildungseinrichtung verwirklicht, als Korporation von Lehr- und Lerngemeinschaften – oder anders: als Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden (universitas magistrorum et scholarium). Zu den Besonderheiten der universitas magistrorum et scholarium gehörte es über lange Zeit, dass man an ein und derselben Universität Student und Professor sein konnte: Die Professoren der Artes liberales, der sogenannten niederen Fakultät, waren in der Regel zugleich Studenten an einer der drei höheren Fakultäten, der juristischen, medizinischen oder theologischen. Von Anfang an spielten Studierende in der Universität also eine zentrale Rolle. Die Universität Bologna, die zu den ältesten der Welt zählt, vielleicht sogar die älteste ist, war in ihren Anfängen sogar studentisch dominiert. Die in Verbänden organisierten Studenten bestimmten wichtige Teile der Lehre, alimentierten die Professoren und wählten den Rektor. Die vorliegende achte Ausgabe unseres Magazins Lehre und Studium (LuST) stellt Ihnen – dieser Traditionslinie folgend – studentisches Engagement an unserer Universität vor. Nicht Editorial Studierende als Lernende stehen im Mittelpunkt, sondern Studierende als die, die unsere Universität mitgestalten. Hierzu gehört beispielsweise das Engagement im AStA und im ZeFaR, aber auch in den Gremien der Institute, Fachbereiche und künstlerischen Hochschulen sowie im Senat und seinen Ausschüssen. Aber genauso zählen dazu auch die Aktivitäten der Studierenden in der Lehre und bei der Gestaltung des Alltags auf unserem Campus, womit sie zur Attraktivität des Studiums beitragen. Das Porträt in LuST 8 ist gleich zwei Personen gewidmet: den Geschwistern Siglinde und Jonathan Brahmst. Beide setzen sich in den Gremien der JGU intensiv für die Belange ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen ein. Jonathan Brahmst hat diesen Einsatz perfekt auf den Punkt gebracht: „Man kann dafür sorgen, dass man die Uni, an der man ist, zu der Uni macht, die man haben möchte.“ Ergänzt werden die Beiträge des Schwerpunktthemas der vorliegenden Ausgabe von LuST wie immer um Highlights und Nachrichten aus der JGU rund um das Thema Lehre und Studium sowie um Berichte über innovative Lehrprojekte und interessante Studienangebote. Unter die „Lupe“ nehmen wir ein studentisches Projekt, bei dem es darum geht, aufeinander zu achten und für einander da zu sein. Die Redaktion von LuST wünscht Ihnen eine anregende Lektüre Ihre Prof. Dr. Mechthild Dreyer Vizepräsidentin für Studium und Lehre 08_ 09 LUST 8_2016 Nachrichten Neues +++ Kollegiales Audit stärkt Qualitätssicherung Der Akkreditierungsrat hat das „Kollegiale Audit“ der JGU als Projekt im Rahmen der Experimentierklausel angenommen. Damit ermöglicht der Rat eine Weiterentwicklung der Qualitätssicherung an der Universität und eine Ausgestaltung des Verfahrens der Systemakkreditierung. „Wir freuen uns sehr über das positive Gutachtervotum, in dem wir auch eine Bestätigung unseres als ‚Mainzer Modell‘ bekannt gewordenen Wegs des Qualitätsmanagements sehen“, erklärt die Vizepräsidentin für Studium und Lehre der JGU, Prof. Dr. Mechthild Dreyer. „Die Umsetzung des Projekts des Kollegialen Audits mit dem Ausbau eines Systems des kollegialen und reflektierenden Austauschs sowohl innerhalb der Universität als auch mit externen Partnerhochschulen wird zu einer weiteren Stärkung der Qualitätskultur an unserer Universität führen.“ > www.zq.uni-mainz.de/1726.php aus Studium und +++ Gutenberg-Akademie begrüSSt elften Jahrgang Die Gutenberg-Akademie begrüßt zehn neue Juniormitglieder in ihren Reihen. Dies ist bereits der elfte Jahrgang, der aufgenommen worden ist. Bis zu 25 herausragende Doktorandinnen und Doktoranden sowie Künstlerinnen und Künstler können sich in der Akademie über Fächergrenzen hinaus mit etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern austauschen. Die Gutenberg-Akademie bietet den Juniormitgliedern ein anregendes intellektuelles Umfeld für ihre wissenschaftliche Entwicklung. Zentraler Aspekt der Förderung ist die Patenschaft durch ein Seniormitglied der Akademie sowie ein Mentoringprogramm mit renommierten Personen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Zudem profitieren die Juniormitglieder von der finanziellen Unterstützung der Akademie, etwa beim Besuch von Tagungen oder renommierten Labors. Die GutenbergAkademie stellt ein wertvolles Forum dar, um eigene Ideen und Projekte zu präsentieren und gemeinsam zu diskutieren. > www.gutenberg-akademie.uni-mainz.de 10_ 11 lehre +++ GLK schreibt Videowettbewerb Aus In Kooperation mit dem Medienzentrum schreibt das GutenbergLehrkolleg (GLK) zum dritten Mal einen Videowettbewerb für Studierende der JGU aus, diesmal zum Thema: „INTERDISZIPLINÄR – Studium und Lehre an der JGU“. Interdisziplinäre Denk- und Arbeitsweisen nehmen kontinuierlich an Bedeutung zu. Daher ist es wichtig, entsprechende Inhalte in Studium und Lehre zu verankern. Mit welchen Fächern der JGU sollte es interdisziplinäre Lehrveranstaltung oder fachübergreifende Angebote geben? Wie könnte die Lehrveranstaltung aussehen? Wo liegen Chancen, wo Herausforderungen interdisziplinärer Lehre? Originelle und kreative Videobeiträge zu diesen Fragen können bis zum 30. August 2016 eingereicht werden. Die drei besten Beiträge werden anlässlich des DIES LEGENDI am 27. Oktober 2016 prämiert. > www.glk.uni-mainz.de/videowettbewerb.php +++ Drei Landeslehrpreise für JGU Das rheinland-pfälzische Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (seit Mai 2016 Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur) hat die Preisträgerinnen und Preisträger des Landeslehrpreises 2014/2015 gekürt. Gleich drei von ihnen arbeiten an der JGU: Jun.-Prof. Dr. Matthias Schott (Institut für Physik), Julia-Maria von Schenck zu Schweinsberg (EvangelischTheologische Fakultät) sowie PD Dr. Julia Weinmann-Menke (I. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz). Der Preis wird für herausragende Leistungen im Bereich der Lehre vergeben – und zwar auf der Grundlage von Nominierungen durch Fachbereiche und Fachschaften, die in Form von Studierendenbefragungen evaluiert werden. „Die Auszeichnung ist eine großartige Anerkennung engagierter Lehre“, so der Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch. Für die Universität sei die Prämierung von gleich drei Lehrenden eine Bestätigung ihrer Anstrengungen im Bereich der Lehre. LUST 8_2016 Nachrichten +++ Tag der offenen Tür an der Universitätsmedizin Mainz +++ Gutenberg Teaching Award 2016 geht an Nobelpreisträger Carl Wieman Der Physik-Nobelpreisträger Carl Wieman erhält den Gutenberg Teaching Award 2016. Das Gutenberg Lehrkolleg (GLK) der JGU zeichnet damit einen herausragenden Wissenschaftler aus, der sich über seine Forschungserfolge in der Quantenoptik hinaus um die Vermittlung von Wissen und die akademische Lehre in außergewöhnlicher Weise verdient gemacht hat. Wieman beschäftigt sich insbesondere mit der Vermittlung von naturwissenschaftlichem, technischem und mathematischem Wissen. Der Gutenberg Teaching Award wird Wieman im Frühjahr 2017 bei einem offiziellen Festakt verliehen, wenn der Preisträger zu einem Gastaufenthalt an die Mainzer Universität kommt. Dabei werden Lehrende der Physik und aus allen anderen Fächern Gelegenheit haben, sich mit Professor Wieman über seine didaktischen Konzepte auszutauschen. > www.glk.uni-mainz.de Für einen Tag öffneten sich viele Türen, die Besucherinnen und Besuchern sonst verschlossen bleiben: Interessierte konnten die zahlreichen Facetten der Universitätsmedizin Mainz hautnah miterleben und aus erster Hand erfahren, was alles hinter einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung, innovativen Forschungsprojekten und einer spannenden Lehre steckt. Dabei gab es für große wie für kleine Gäste viel Neues zu entdecken. Wer hätte beispielsweise gewusst, dass jeder Mensch mit rund 300 Knochen geboren wird, sich die Anzahl aber im Laufe des Lebens auf 200 verringert? Doch nicht nur verblüffende Antworten aus der Medizin begeisterten die Besucherinnen und Besucher. Bei dem umfangreichen Programm aus Mitmachaktionen, Vorträgen und lebendig gestalteten Angeboten für Kinder war für jeden etwas dabei, und der historische Park lud zwischendurch zum Verweilen und Entspannen ein. > www.unimedizin-mainz.de JG 12_ 13 +++ Wettbewerb zum Universitätsjubiläum +++ Vierte Nacht der Hausarbeiten Zur bundesweiten „Langen Nacht der Hausarbeiten“ öffnete die Universitätsbibliothek Mainz (UB) auch in diesem Jahr wieder ihre Pforten. Sie bot eine Vielzahl an Veranstaltungen zum akademischen Schreiben an: Die Studierenden konnten in der Zentralbibliothek und dem benachbarten Georg Forster-Gebäude zwischen Vorträgen, Gesprächen und Übungen zu den Themen wissenschaftliches Schreiben, Literatursuche, korrektes Zitieren von fremden Texten, Entspannungstechniken, Zeitmanagement und Brainfood wählen. Auch Dozentinnen und Dozenten erwartete ein speziell auf sie ausgerichtetes Programm mit Infoständen der „Prüfungswerkstatt“ und Workshops. Mit der „Nacht der Hausarbeiten“ macht die UB auf die vielfältigen Angebote aufmerksam, die die Universität Mainz ganzjährig zu Fragen des akademischen Schreibens anbietet. > www.ub.uni-mainz.de Vor 70 Jahren wurde die JGU auf dem Gelände einer ehemaligen Flakkaserne wiedereröffnet. Der Verein der Freunde der Geschichtswissenschaft und das Historische Seminar der JGU nahmen dieses Jubiläum zum Anlass, einen Wettbewerb auszuschreiben: Gesucht wurden die besten Plakate, Flyer oder Filme, die das Jubiläum der Universität „bewerben“. Die prämierten Arbeiten wurden im Foyer des Mainzer Rathauses ausgestellt und fanden dort große Aufmerksamkeit. Eine Jury aus Mitgliedern des Historischen Seminars, des Vereins und der Stabsstelle Kommunikation und Presse der JGU wählte die besten Arbeiten aus. > http://freunde-der-geschichtswissenschaften-uni-mainz.de Auf dem Foto von links nach rechts: Simon Sporenberg, Florian Heine und Clara-Sophie Vogel, die den zweiten Preis erhalten haben, Katharina Zwick und Daniel Fröb, die ersten Preisträger, und Alexander Henkel sowie Florian Lehmann, Gewinner des dritten Preises Universität Mitgestalten LUST 8_2016 Schwerpunkt 14_ 15 Studierende spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Studium und Lehre an der JGU. Über den AStA nehmen sie Einfluss auf wichtige Weichenstellungen. Sie engagieren sich in den universitären Gremien und bringen sich auch anders ein. Studierende arbeiten als Tutorinnen und Tutoren oder organisieren Lerngruppen, um das Studium attraktiver zu machen. LUST 8_2016 Schwerpunkt „Ich kann hier wirklich was bewegen“ Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) I m verwinkelten Flur vor den AStA-Büros windet sich eine Schlange von Studierenden. Sie alle kommen zur kostenlosen Rechtsberatung, die der Allgemeine Studierendenausschuss der JGU jeden Dienstag anbietet. „Das ist ein Service, der sehr stark nachgefragt wird“, erzählt Jonas-Luca König. „Es heißt ja immer, dass viele Studierende den AStA gar nicht kennen. Aber wenn sie Hilfe brauchen, wissen sie, dass sie sich an uns wenden können.“ König soll vom AStA erzählen, von seinen Aufgaben, den zahlreichen Arbeitsbereichen, Referaten und Arbeitskreisen. Er grinst. „Damit können Sie ein ganzes Heft füllen“, meint der dritte Stellvertreter des aktuellen AStA-Vorsitzenden. (Stand Mai 2016) So viel kurz vorweg: Der AStA ist das zentrale Organ, das die Studierenden vertritt und für ihre Interessen streitet – nicht nur an der Universität, sondern weit darüber hinaus. Er wird im Jahresturnus vom Studierendenparlament gewählt. Im AStA geht es um große Themen wie Finanzen und Soziales, aber auch um wichtige Details wie das Semesterticket, um die Kommunikation mit verschiedensten Gremien und Institutionen, um Interessenvertretung von Studierendengruppen, um Feste auf dem Campus und vieles mehr. König wendet sich zuerst der Hochschulpolitik zu. Er beginnt mit den großen Herausforderungen: „Eines unserer Hauptziele ist die Ausfinanzierung des Hochschulsystems. Dass es da in Mainz Handlungsbedarf gibt, ist offensichtlich. Es fehlt zum Beispiel überall an Räumlichkeiten, an Hörsälen. Wir brauchen eine solide Grundfinanzierung, damit alle Studis anständig studieren können. Das geht jeden an.“ Der AStA tritt für einen ganzen Katalog an Forderungen ein. Mal richtet er sich an die Politik: „Wir wollen eine Ausweitung des Semestertickets auf ganz Rheinland-Pfalz. Das hat sich die neue Landesregierung jetzt auch in ihr Programm geschrieben.“ Mal wendet er sich an die JGU-Leitung: „Wir brauchen eine weitere Demokratisierung 16_ 17 Nur meckern, aber nichts verbessern reicht mir nicht. Jonas-Luca König im Senat.“ Dort stellen die Hochschullehrerinnen und -lehrer mehr als 50 Prozent der Mitglieder. „Wir wollen, dass alle Gruppen paritätisch vertreten sind. Die Professorinnen und Professoren argumentieren, dass sie auf Lebenszeit berufen sind und damit die Universität am besten entwickeln können. Aber was sollten sie entwickeln, wenn es die mehr als 32.000 Studierenden nicht gäbe?“ Die Anwesenheitspflicht bei Lehrveranstaltungen will der AStA kippen. „Nordrhein-Westfalen hat sie schon abgeschafft, ohne dass der Lehrbetrieb zusammengebrochen ist. Es geht an der Universität nicht darum, seine Zeit abzusitzen, sondern wirklich etwas zu lernen, zu diskutieren und zu forschen.“ Darüber hinaus engagiert sich der AStA ganz konkret, wenn es um gute Lebensbedingungen für Studierende geht. So schließt er Verträge mit verschiedensten Institutionen: mit Verkehrsbetrieben etwa oder dem Staatstheater, dessen Vorstellungen Studierende kostenlos besuchen können. Bei sozialen Engpässen kann er Darlehen oder Beihilfen vergeben. Immer wieder bringt er die Wohnraumsituation zur Sprache, und er meldet sich bei der Stadtentwicklung allgemein zu Wort. Dann kehrt König zur Universität zurück: „Für uns ist ein lebendiger Campus mit vielen verschiedenen Angeboten sehr wichtig. Wir brauchen weiter das Kulturcafé und das Haus Mainusch. Die Universität ist nicht nur ein Ort zum Lernen und Forschen, sondern eine Lebenswelt.“ So könnte es weitergehen, bis das Heft voll ist. Vieles kann König kaum anschneiden in diesem Gespräch. Was treibt ihn an, sich zu engagieren? „Ich will etwas Sinnvolles machen. Ich möchte im Interesse der Studierenden die Universität und die Stadt mitgestalten. Nur meckern, aber nichts verbessern reicht mir nicht. Bildungspolitik hat mich schon in der Schule interessiert. Themen wie Chancengleichheit, BAföG oder bezahlbarer Wohnraum sind zu wichtig, um sie anderen zu überlassen.“ ZUR PERSON Jonas-Luca König ist 22 Jahre alt. Er studiert im sechsten Semester Politikwissenschaft und Publizistik. Vor knapp zwei Jahren wurde er zum ersten Mal in den AStA der JGU gewählt, wo er momentan dritter Stellvertreter des Vorsitzenden ist. König gehört zur Hochschulgruppe CampusGrün. König hat zwar erlebt, dass sein Engagement zu Lasten des Studiums gehen kann. „Das kostet einfach Zeit, und nicht alle Professorinnen und Professoren zeigen Verständnis, wenn ich wegen meines AStAAmts mal Fehlstunden habe.“ Aber er ist zufrieden: „Ich habe viele einmalige Erfahrungen gemacht und Kontakte geknüpft. Ich denke, ich kann hier wirklich etwas bewegen.“ AStA im Internet: > www.asta-jgu.de LUST 8_2016 Schwerpunkt Unterstützung auf Augenhöhe PHILIS-Tutor M ichael Enders hat im Laufe seines Lehramt-Studiums bereits öfter mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet. Das funktionierte auch einwandfrei. „Aber ich merke, dass mich das Unterrichten von Erwachsenen noch mehr reizt. In der Arbeit mit ihnen entwickle ich ganz andere Fähigkeiten. Es ist spannend, Menschen auf Augenhöhe zu unterstützen – und das nicht mit dem Ansatz, sie irgendwie erziehen zu wollen.“ Enders engagiert sich bei der PHILIS-Schreibwerkstatt „Schreibzeit“ und dem „inFORM-Tutorium“ für internationale Studierende. Beide Angebote sind noch recht neu. Sie entstanden im Zuge des großen JGU-Projekts „Lehren – Organisieren – Beraten“ (LOB) im Jahr 2012, das im Rahmen des Qualitätspakts Lehre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Enders war von Anfang an dabei. Bei PHILIS, dem Service- und Beratungszentrum des Fachbereichs Philosophie und Philologie an der JGU, tut der 25-Jährige genau das: Er greift Kommilitoninnen und Kommilitonen auf ganz unterschiedlichen Gebieten unter die Arme. „Wir wollen, dass sie in Zukunft ohne Hilfe auskommen, dass sie ihre Probleme selbstständig lösen können. Unser Ansatz ist: Wir müssen uns möglichst überflüssig machen.“ Die „Schreibzeit“ beginnt mit Semesterende, wenn die Hausarbeitsthemen vergeben sind und sich die Studierenden an die Arbeit machen. Sie dauert drei bis vier Wochen. „Schreibzeit wendet sich vor allem an Schreibanfänger“, erzählt Enders. „Es geht dabei viel um Zeitmanagement und darum, wie sich eine Hausarbeit am besten strukturieren lässt, um den Aufbau einzelner Abschnitte oder um die Eingrenzung von Fragestellungen. 18_ 19 Wir müssen uns möglichst überflüssig machen. Michael Enders Wir beschäftigen uns aber auch mit der Literatursuche und mit formalen Aspekten.“ im deutschen Universitätsbetrieb aber eher nicht zu raten. Die Gruppen, die von einer Tutorin oder einem Tutor betreut werden, sind bewusst klein gehalten. „Es sind sieben, acht Leute. Meine Aufgabe ist es, die Gruppendynamik zu lenken, damit ein Austausch stattfindet.“ Ein wichtiges Kriterium ist, dass sich die Studierenden auch untereinander helfen. Verschiedenste Bildungs- und Wissenschaftskulturen treffen an der JGU aufeinander. „Viele wissen einfach nicht: Was muss ich mir darunter vorstellen, wenn ich in Deutschland in einem Seminar sitze oder an einer Vorlesung teilnehme? Es geht uns im Grunde um eine kulturelle Sensibilisierung. Wir sagen den Studierenden zu ihren Erfahrungen an der JGU und ganz allgemein in Deutschland: Darauf müsst ihr euch einlassen.“ Aber auch hier gilt immer: „Wir verhandeln die Dinge auf Augenhöhe. Das ist wichtig.“ „Die Schreibzeit ist ein geschützter Raum. Deswegen kommen auch Themen zur Sprache, die Studierende in einem regulären Seminar vielleicht nicht erwähnen würden. Hier können sie offen reden, auch über persönliche Schwächen oder private Probleme.“ Enders ist überzeugt: „Mit diesen Tutorien fangen wir viel methodisches Nicht- und Halbwissen auf. Das entlastet den regulären Lehrbetrieb.“ Um Nicht- und Halbwissen geht es auch beim „inFORM-Tutorium“, allerdings in einem viel weiteren Sinn: Dieses Angebot wendet sich an Studierende, die aus dem Ausland an die JGU kommen. InFORM steht dabei für „International in Form“. „Wir vermitteln einen bunten Mix. Das können ganz praktische Sachen sein wie: Bin ich ordentlich angemeldet? Habe ich alle Gebühren bezahlt? Oder: Wie schreibe ich eine Mail an einen Prof – und zwar so, dass er sie auch liest?“ Ein „Hello Peter“ etwa ist als Anschreiben im angloamerikanischen Raum durchaus üblich, ZUR PERSON Michael Enders ist 25 Jahre alt. Er studiert Englisch und Französisch auf Lehramt an der JGU. Bei einem einjährigen Gastaufenthalt in Maryland, USA, unterrichtete er an der dortigen Universität Deutsch für Anfänger. Für PHILIS ist er als Schreibzeit-Tutor und als Tutor für ausländische Studierende tätig. Enders empfindet seine Arbeit als Tutor und die damit verbundenen PHILIS-Fortbildungen als Bereicherung. „Ich bekomme die Gelegenheit, vieles noch mal für mich selbst zu durchdenken, ich entdecke Dinge, die ich im regulären Studium vielleicht übersehen würde. Außerdem macht es einfach Spaß, ausländische Studierende kennenzulernen. Im vorigen Semester hatte ich eine Gruppe, die zur Hälfte aus Italienern und zur Hälfte aus Koreanern bestand. Das war extrem spannend und manchmal sehr lustig, sie zueinander zu bringen.“ PHILIS im Internet: > www.philis.uni-mainz.de LUST 8_2016 Schwerpunkt Mathe in der Mensa Lernwerkstatt U mut Ekren wandert von Tisch zu Tisch. „Kommst du klar?“, fragt er einen Erstsemester, der über einem Blatt mit Formeln brütet. Der zuckt die Schultern. „Ich weiß nicht, wie ich das angehen soll. Da ist irgendein Trick dabei.“ Ekren schaut genauer hin. „Wir suchen nach einer Inversen. Probieren wir es mal anders. Was passiert, wenn du den ggT …?“ Es entwickelt sich ein Dialog, eine Art intellektuelles Ping-Pong-Spiel. Allmählich hellt sich die Miene des jungen Studenten auf. Es dämmert ihm. Er übernimmt, kommt zu einer Lösung und staunt. Ekren meint nur: „Das muss man einfach mal gesehen haben, dann läuft‘s.“ Seit rund drei Jahren gibt es die Lernwerkstatt Mathematik. Sie wurde vom Projekt „Lehren – Organisieren – Beraten“ (LOB) und dem Institut für Mathematik ins Leben gerufen. Ein Anlass für diese Initiative war der hohe Anteil von Studienabbrecherinnen und -abbrechern in den Fächern Mathematik und Informatik. Deutlich über 65 Prozent der Studierenden werfen bereits in der Anfangs- phase das Handtuch, denn die Mathematik-Vorlesungen im ersten Semester haben es in sich. An den ausgeteilten Übungsbögen scheitern viele – zumindest, wenn sie es im Alleingang versuchen. „Mathematik ist nichts für Einzelkämpfer“, sagt Ekren. „Wenn man sich nicht mit den Leuten unterhält, ist das Studium nicht zu schaffen.“ Er war von Anfang an als Tutor bei der Lernwerkstatt dabei und hat einiges an Erfahrungen gesammelt. „Meine Aufgabe ist es, die Erstsemester zusammenzuführen, damit sie über ihre verschiedenen Ansätze diskutieren können. Ich kann auch mal selbst einen Ansatz in die Runde werfen oder eine neue Strategie vorschlagen, wenn ich merke, dass sie gar nicht weiterkommen. Aber vor allem geht es darum, dass sich die Leute zusammentun.“ Die Lernwerkstatt Mathematik bietet breite Unterstützung. Sie ist Montag bis Donnerstag jeweils von 15 bis 18.45 Uhr geöffnet. „Zu Beginn hatten wir mehrere kleine Seminarräume, auf die wir 20_ 21 Mathematik ist nichts für Einzelkämpfer Umut Ekren ZUR PERSON Umut Ekren die Lernwerkstatt verteilten. Damals war es auch noch so, dass ich vorn saß und die Studierenden zu mir gekommen sind, wenn sie eine Frage hatten. Es bildete sich dann immer eine Schlange, die ich abgearbeitet habe.“ Seitdem hat sich einiges verändert. Die Lernwerkstatt ist so beliebt, dass die zur Verfügung stehenden Säle nicht mehr ausreichten. Bei der Suche nach neuen Räumen kam man auf die Uni-Mensa, die dankenswerterweise ihre Türen für die Werkstatt öffnete. Nun kann es durchaus sein, dass sich hier in den Stoßzeiten – etwa kurz vor Abgabe der Übungsblätter – bis zu hundert Studierende zum Büffeln und Diskutieren einfinden. Neben den Räumlichkeiten hat sich auch der Stil geändert. Ekren sitzt nicht mehr vorn, er macht lieber die Runde und fragt, ob Hilfe nötig ist. Die Atmosphäre in der Lernwerkstatt ist zwar konzentriert, bleibt aber locker und offen. „So was wie eine Anwesenheitspflicht oder feste Zeiten für die Studierenden gibt es nicht“, stellt Ekren klar. „Sie können kommen, wann immer sie wollen, und so lange bleiben, wie es nötig ist.“ Acht studentische Tutorinnen und Tutoren arbeiten in der Lernwerkstatt Mathematik. Mindestens zwei sind immer anwesend. „Daneben kommen auch schon mal Übungsleiterinnen und Übungsleiter oder die Professorinnen und Professoren, um zu helfen.“ Rund 45 Prozent der Mathematik- und InformatikStudierenden nehmen das Angebot wahr. Die Lernwerkstatt Mathematik hat sich derart bewährt, dass sie demnächst auf die Fächer Physik und Meteorologie ausgedehnt werden soll. ist 23 Jahre alt. Die ersten fünf Semester studierte er Mathematik und Philosophie auf Lehramt an der JGU, dann wechselte er in den Bachelor of ScienceStudiengang Mathematik mit Nebenfach Philosophie. Er engagierte sich von Beginn an als Tutor bei der Lernwerkstatt Mathematik, außerdem ist er Übungsleiter am Institut für Mathematik. „Wenn die Leute erst mal Wind davon bekommen haben, was wir hier machen, dann schauen sie öfter vorbei“, meint Ekren. „Ich sehe immer viele bekannte Gesichter. Manche bleiben sogar hängen“, meint er lächelnd und deutet auf eine Gruppe. „Die hier sind im vierten oder fünften Semester und kommen immer noch her, um gemeinsam zu lernen. Ich könnte ihnen gar nicht mehr helfen. Dafür müsste ich mich extra vorbereiten.“ Für Ekren selbst ist die Lernwerkstatt nicht nur ein Nebenjob, sondern eine Bereicherung. „Es ist spannend zu sehen, wie viele eigene Ideen die Studierenden einbringen“, meint der 23-Jährige. „Als ich mit meinem Studium begann, gab es solch ein Angebot noch nicht. Ich musste noch Freundschaften schließen, ohne dass mir ein extra Raum dafür geboten wurde.“ Die Lernwerkstatt Mathematik findet während des Semesters Montag bis Donnerstag von 15 bis 18.45 in der Zentralmensa statt. Die Universität könnte sehr viel progressiver sein. Siglinde Brahmst LUST 8_2016 Porträt 22_ 23 Universität mitgestalten Ob in der Fachschaft oder im Senat, im AStA-Vorstand oder im Hochschulrat: Siglinde und Jonathan Brahmst haben in unterschiedlichen Gremien an der Gestaltung der JGU mitgewirkt. Sie haben erfahren, dass Studierende einiges bewegen können. Nur machen die wenigsten davon Gebrauch. Die Geschwister Brahmst wünschen sich mehr Engagement – weil es sich lohnt: für die Studierenden und die Universität. LUST 8_2016 D Porträt er Satz klingt sehr optimistisch, aber Jonathan Brahmst steht dazu. 2014 hat er ihn formuliert, damals übernahm er den AStA-Vorsitz: „Man kann dafür sorgen, dass die Uni, an der man ist, zu der Uni wird, die man haben möchte.“ Wer unzufrieden ist mit einer Prüfungsordnung oder mit der Berufungspraxis von Professorinnen und Professoren, der kann etwas daran ändern, auch als Studentin oder Student. Er kann sich in universitären Gremien engagieren, kann die studentische Selbstverwaltung stärken. Das ist Brahmsts Credo. Er schaut hinüber zu seiner Schwester. Ein wenig scheint er fragen zu wollen: „Stimmt doch, oder?“ Die beiden blicken keineswegs mit der rosa Brille auf die Möglichkeiten der Studierenden, wenn es um Mitbestimmung geht. Sie erzählen viel davon, was noch passieren müsste. „Die Universität könnte sehr viel progressiver in Richtung Gleichstellung der Geschlechter sein“, meint Siglinde Brahmst. Diskriminierung generell sieht sie als großes Thema, und sie würde sich einen stärkeren Fokus auf das Thema Antirassismus wünschen. „Ich denke auch, dass mehr passieren könnte“, sagt Jonathan Brahmst. Als Mitglied des Senats hat er sich dafür eingesetzt, dass die JGU über die Normierung einer Zivilklausel, einer Selbstverpflichtung, ausschließlich für zivile Zwecke zu forschen, in der Grundordnung diskutiert. „In Mainz wäre das durchaus möglich“, bekräftigt er. Es gebe viele Stimmen dafür. Jedoch werden solch wichtige Themen in mehreren Gremien beraten – um zu Ergebnissen zu kommen, bedarf es großer Geduld. 24_ 25 Es ist erfreulich, wie positiv die Hochschulleitung vielen studentischen Forderungen gegenübersteht. In anderen Bereichen geschieht einiges auf Drängen von Studierenden. „In der Zusammenarbeit mit dem Studierendenwerk hat sich viel verändert“, nennt Jonathan Brahmst Siglinde Brahmst ein Beispiel. „Die Qualität des Mensa-Essens ist besser geworden. Es gibt weniger Fleisch, dafür vegane Menüs.“ Das hatte sie seinerzeit mit angeregt. „Ich weiß nicht, ob das vielen Studierenden klar ist, wenn sie beispielsweise an der Müsli-Bar stehen: Das ist auf Initiative Studierender passiert.“ „Es ist erfreulich, wie positiv die Hochschulleitung vielen studentischen Forderungen gegenübersteht“, sagt Jonathan Brahmst. „Der persönliche Kontakt bringt eine Menge, man kann viel erreichen, und das auf einem recht kurzen Weg. Nur ist das den Studierenden oft nicht leicht zu vermitteln.“ Jonathan Brahmst sieht das auch als strukturelles Problem. „Es gibt nur geringe ZUR PERSON Möglichkeiten, über Senatssitzungen zu berichten: Pressemitteilungen und Social Media Siglinde Brahmst scheiden aufgrund der lediglich hochschulist 30 Jahre alt. Sie studiert öffentlichen Sitzungen aus, und Sitzungen der Pädagogik sowie Englisch Senatsausschüsse sind in der Regel nicht öffentund Geographie auf Lehramt. Für vier Jahre saß sie lich.“ So dringe wenig zu den Studierenden, im Senat der JGU, von dort auch wenn viel geschehe. ging es in den Hochschulrat. Unter anderem war sie Vizepräsidentin des Studierendenparlaments, engagierte sich im Fachbereichsrat und in diversen Ausschüssen. Sie ist Mitglied der Hochschulgruppe CampusGrün. Siglinde Brahmst sieht ein Problem im Einstieg: „Wenn man einmal so etwas gemacht hat, wenn man sich etwa in den Fachschaftsrat hat wählen lassen, dann ist der Zugang zu anderen Gremien leichter.“ Wer sich in dem Maße engagiert wie die Geschwister Brahmst, wird irgendwann merken: Das Studium leidet. „Die Semesterzahl erhöht sich automatisch, wenn man ernsthaft Gremienarbeit betreibt“, sagt Jonathan Brahmst. „Man muss sich vorbereiten auf die Themen. Gerade in den Ausschüssen kann das aufwändig sein.“ Aber in diesen Ausschüssen bewege sich eben auch viel. „Es ist einfach eine Frage, wo man seine Prioritäten setzt“, sagt Siglinde Brahmst. „Ich empfinde das längere Studium nicht als Einbuße oder Nachteil. Ich habe viel in meiner politischen Arbeit gelernt und nehme das ins Berufsleben mit.“ ZUR PERSON Jonathan Brahmst ist 27 Jahre alt. Er studiert Rechtswissenschaften. Von 2013 bis 2015 sowie seit 2016 gehört er dem Senat der JGU an. Er war AStA-Referent und AStA-Vorsitzender. Seit 2012 ist er Abgeordneter im Studierendenparlament, 2013 und 2016 als Vizepräsident. Zudem ist er Mitbegründer der Refugee Law Clinic Mainz. Er ist Mitglied von CampusGrün. Bald werden die Geschwister die JGU verlassen und ihre Ämter in andere Hände legen. „Es ist schon ein bisschen frustrierend, wenn ich sehe, dass sich immer weniger Studierende engagieren“, meint Siglinde Brahmst mit Blick auf diesen Abschied. Sie vermutet eine Ursache in der Ausrichtung der Studiengänge. „Es herrscht heute eine gewisse Verwertungslogik.“ Wer ist später wie zu gebrauchen im Job? „Persönlichkeitsentwicklung wird eher zum Luxus. Die Wirtschaft tut das gern unter der Rubrik Soft Skills ab. Aber diese Soft Skills sind wichtige Fähigkeiten für die Lebenszufriedenheit und das gesellschaftliche Miteinander.“ Die beiden regen auch an, Sitzungsgelder für in der Selbstverwaltung tätige Studierende einzuführen, Credit Points oder Ehrenamtszertifikate zu vergeben und die Infrastruktur in diesem Bereich generell zu verbessern. „Wir haben ja Wertschätzung erfahren“, räumt Siglinde Brahmst ein. „Aber es wäre gut, sie auch auf dieser Ebene zu spüren.“ „Campusradio“ Simone Matheis Lea Utz Maja Davydov „Kulturkurse“ Carolin Steck LUST 8_2016 „Skills Lab“ Christiane Leidinger Andreas Solheid S E Die Universität ist nicht nur ein Ort für Lehre und Forschung, sondern auch vielgestaltiger Lebensraum. Studierende machen sie mit ihren Initiativen, wie den Kulturkursen oder dem Campusradio, bunter. Sie treten aber auch an, um die Lehre zu ergänzen, um das Studium selbst zu bereichern. Das Skills Lab ist ein Paradebeispiel dafür. 26_ 27 LUST 8_2016 Impulse Frische Ideen für offene Ohren Campusradio A n der Seite der Alten Mensa führt eine schmale Treppe ins Tiefparterre. Im Gebäude selbst geht es über eine weitere Treppe aufwärts, durch eine Tür, wieder eine Treppe hoch, dann durch eine zweite Tür. Ein Zettel an der Wand macht Mut: „Du bist auf dem richtigen Weg zum CampusradioRedaktionsraum.“ Noch ein paar Stufen – und da ist er: „Geschafft!“, steht auf der letzten Tür, die in zwei niedrige Räume führt. Hier warten Simone Matheis, Lea Utz und Maja Davydov. Sie wollen erzählen, wo es hingehen soll mit dem Campusradio Mainz. „In den letzten zwei Jahren ist ungeheuer viel passiert“, sagt Matheis. Das Team von Campusradio Mainz wuchs gewaltig und umfasst mittlerweile 40 Studierende der Johannes GutenbergUniversität Mainz. „Unsere Räume hier sind für unsere Redaktionssitzungen längst zu klein geworden. Wir müssen jedes Mal schauen, wo auf dem Campus wir uns treffen können.“ Etwas Ungeduld und viel Aufbruchsstimmung ist zu spüren. Mit den drei Studentinnen über die Geschichte dieser Institution zu reden, ist gar nicht so einfach. Sie schauen lieber in deren Zukunft. Als Campusradio Mainz im Jahr 2002 das erste Mal über das Bürgerradio Rheinwelle auf Sendung ging, waren Einzelkämpfer am Start. Jeder brachte seine eigene Musik mit, setzte sich vor das Mikro, und los ging‘s. Das war sicher kreativ und abwechslungsreich, führte aber nicht unbedingt dazu, Campusradio ein Profil zu geben. Vor zwei Jahren entstanden dann Redaktionen, die sich um verschiedene Bereiche kümmern. „Wir haben zum Beispiel eine sehr engagierte Musikredaktion“, erzählt Utz. „Sie hört die vielen Promos durch, die wir bekommen, und bewertet sie.“ Die Musikredaktion organisiert Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Region, aber auch mit überregional bekannten Bands wie Moderat oder Rappern wie Casper. 28_ 29 Simone Matheis Lea Utz Maja Davydov 1 Utz selbst rief die Redaktion Aktuelles ins Leben. „Mir war wichtig, dass wir mehr Campusthemen bringen und mehr vom Studentenleben berichten“, sagt sie. Nun gibt es regelmäßig Berichte, Reportagen oder Interviews dazu. Es sind auch feste Rubriken wie die Umfrage der Woche entstanden. Eine große Filmredaktion stellt neueste Kinoproduktionen vor und nimmt sie unter die Lupe. Campusradio bietet Features zu verschiedensten Bereichen, einen Check der JGU-Mensen und auch mal Beiträge zu Themen wie der jüngsten Landtagswahl oder dem Fall Böhmermann. Das alles ist nur ein Ausschnitt von dem, was Campusradio zu bieten hat. Doch gerade diese Vielfalt und diese Produktivität bereiten Probleme. Sie lassen die Radiomacherinnen und -macher seit einiger Zeit schmerzhaft ihre Grenzen fühlen. „Wir haben beim Bürgerradio Rheinwelle wöchentlich nur zwei Stunden Sendezeit zur Verfügung und einmal im Monat eine Stunde zusätzlich“, sagt Matheis. „Da können wir unmöglich alles unterbringen.“ Für 40 kreative, engagierte Studierende ist das frustrierend. „Außerdem müssen wir von Wiesbaden aus senden“, ergänzt Utz, „das ist umständlich.“ Das alles könnte sich demnächst ändern. „Wir haben bereits Gespräche mit dem Universitätspräsidenten geführt“, sagt Matheis. Z U R P ER S ON Z U R P ER S ON Z U R P ER S ON Simone Matheis, 24, studiert Kommunikationswissenschaften im vierten Semester (Masterstudiengang). Sie ist Chefredakteurin und erste Vorsitzende von Campusradio Mainz e.V. Lea Utz, 22, studiert im sechsten Semester Politikwissenschaft und Publizistik im Nebenfach. Sie gründete die Redaktion Aktuelles, ist stellvertretende Chefredakteurin und zweite Vorsitzende von Campusradio Mainz e.V. Maja Davydov, 22, studiert im vierten Semester Wirtschaftswissenschaften. Sie leitet die Filmredaktion und ist Schatzmeisterin von Campusradio Mainz e.V. Das Radio wünscht sich eigene Räume auf dem Campus, ein eigenes Studio. Möglicherweise ließe sich Vieles über das Institut für Publizistik regeln. „Auch da haben wir schon Gespräche geführt und sind auf offene Ohren gestoßen“, sagt Matheis. Campusradio möchte längere Sendezeiten, möchte aus der Mitte der Mainzer Studierenden senden – und gern auch weiter wachsen. Anfang Mai gründete sich der gemeinnützige Verein Campusradio Mainz e.V. „Das macht vieles einfacher“, sagt Davydov, „wir können zum Beispiel leichter Spenden einwerben.“ Campusradio steht in den Startlöchern. Die Ideen sind da – die Studierenden auch: Sie freuen sich auf die neuen Herausforderungen. Campusradio ist jeden Mittwoch von 11 bis 12 Uhr und von 14 bis 15 Uhr in Mainz und Wiesbaden über Radio Rheinwelle auf 92,5 MHZ oder weltweit auf www.radio-rheinwelle.de zu hören. Einiges ist auf der Campusradio-Website zu sehen und zu hören: www.campusradio.uni-mainz.de. Zusätzlich werden die Sendungen auch über den Bürgersender OK:TV Mainz donnerstags von 18.30 bis 19.30 Uhr und freitags von 19 bis 20 Uhr ausgestrahlt. LUST 8_2016 Impulse GroSSes Programm jenseits des Studiums Kulturkurse W ie wäre es, einmal Neo-Tango zu tanzen, sich in arabischer Kalligrafie zu versuchen oder beim Lachyoga zu entspannen? All das und vieles mehr bieten die Kulturkurse an der JGU. Hier geben vor allem Studierende ihre Kenntnisse an Kommilitoninnen und Kommilitonen weiter. Sie unterrichten so unterschiedliche Dinge wie „Improtheater für Anfänger“, „Südamerikanisches Spanisch“ oder „Deutsche Gebärdensprache“. Seit drei Semestern koordiniert Carolin Steck die Kulturkurse des Vereins Campus Mainz, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Leben auf dem Campus durch verschiedenste Initiativen bunter und interessanter zu machen. Das Kursangebot startete im Wintersemester 2014/2015. „Die Idee war, dass Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uni, aber auch Leute von außerhalb ihr Wissen an andere weitergeben. Es gab schon vorher viele Aushänge mit Kursangeboten auf dem Campus. Wir wollten das bündeln und den Leuten die Organisation abnehmen.“ Vorbild für die Initiative waren die Kulturkurse der Universität Hamburg. „Da läuft das schon seit Jahren“, erzählt Steck. „Die bieten rund 100 Kurse an.“ An der JGU sind es nicht ganz so viele, aber auch dort startete das Angebot gewaltig durch. Im ersten Semester liefen 14 Kurse, im Sommer darauf waren es bereits 40. „Dass die Resonanz so groß ist, hat uns selbst überrascht. Heute sind wir bei 43 Kursen mit rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das ist eine Größenordnung, die wir noch gut organisieren können.“ Das Programm ist breit, die Palette der Anbieter ebenfalls. „Oft sind unsere Kursleiterinnen und Kursleiter Leute, die einfach ein Hobby haben, das sie teilen wollen. Die meisten sind Studierende, viele haben keine Lehrausbildung, manche haben noch nie unterrichtet. Unsere Kurse sind also nicht immer superprofessionell, aber die Leute sind mit Leidenschaft dabei.“ 30_ 31 Carolin Steck 29 Euro kostet eine Kursteilnahme für Studierende, alle anderen zahlen 45 Euro. In der Regel werden je zehn Termine à zwei Stunden angeboten „Das ist sehr preiswert. Campus Mainz will daran nicht verdienen, die Kulturkurse sollen sich nur selbst tragen. Für die Leiterinnen und Leiter ist es ein Nebenverdienst, aber nicht ihr Antrieb.“ Die Kurse selbst sollen klein bleiben. „Wir lassen maximal 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu, in manchen Bereichen sogar weniger. Wir wollen keine Massenveranstaltungen.“ Die Räume stellt die JGU. „Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar.“ Die Kurse finden oft abends statt, wenn die meisten regulären Lehrveranstaltungen gelaufen sind – oder morgens zu Zeiten, zu denen Studierende im Allgemeinen eher schwer aus den Federn kommen. Das Klischee vom viel beschäftigten Studierenden, der sich in Rekordzeit durch sein Bachelor- oder Masterstudium arbeitet und nicht nach links oder rechts schaut, scheint sich hier nicht zu bestätigen. „Vielleicht sind unsere Kurse so beliebt, weil man völlig freiwillig lernt und mal was ganz anderes machen kann“, meint Steck. „Die Universität soll ein Ort sein, wo man mit vielen verschiedenen 2 Z U R P ER S ON Carolin Steck ist 25 Jahre alt. Sie studiert im siebten Semester Kulturanthropologie und Politikwissenschaft an der JGU und bereitet sich auf ihre Bachelor-Arbeit vor. Im Frühjahr 2015 übernahm sie bei Campus Mainz die Koordination der Kulturkurse. Themen in Berührung kommt. Wir unterstützen das, wollen aber keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten sein. Bevor wir zum Beispiel unsere Sprachkurse ins Programm genommen haben, haben wir beim Sprachenzentrum der Uni nachgefragt, ob das in Ordnung ist.“ Eine Stärke der Kulturkurse ist die Flexibilität. Hier muss nichts zertifiziert werden, kein langer Vorlauf ist nötig, und wenn möglich werden bei hoher Nachfrage Zusatzkurse ins Programm genommen. Steck und der Verein können natürlich keine Garantie für die Qualität des Angebots übernehmen. „Ich treffe schon jede Leiterin und jeden Leiter vorher, aber ich kann nicht überprüfen, wie ihre Kurse laufen.“ Bisher waren die Rückmeldungen allerdings rundum positiv. Steck räumt ein: „Es ist ein enormer Aufwand, die Kulturkurse zu organisieren. Aber es ist ein Job, wo man wirklich etwas Sinnvolles zu tun hat, wo man nicht einfach rumsitzt. Es ist toll, was Neues geschaffen zu haben, mit so wenig Leuten ein so großes Programm auf die Beine zu stellen.“ Die Kulturkurse im Internet: > www.campus-mainz.net/kulturkurse/ LUST 8_2016 Wir spielen mit euch +:-) Skills Lab Impulse die tiefgekühlt bereit liegen: An ihnen werden die grundlegenden Naht- und Knotentechniken durchexerziert, die jede Chirurgin und jeder Chirurg beherrschen sollte. „Die Nahtkurse sind mit unser beliebtestes Angebot“, sagt der angehende Mediziner. Jedes Semester kommen rund 150 Studierende, um sich mit Nadel und Faden an den Schweinefüßen zu versuchen. W Im Skills Lab Mainz lernen Studierende all das, was im Regelstudium manchmal zu kurz kommt. Mehr als 40 verschiedene Kurse stehen allein im aktuellen Semester zur Auswahl. Meist werden sie mehrfach angeboten. „Ich schätze, dass 80 bis 85 Prozent der Studierenden das Skills Lab nutzen“, sagt Christiane Leidinger, die wie Solheid zu dem Team aus zwölf Studierenden gehört, welches das Skills Lab leitet und alle Aktivitäten koordiniert. Die Tour führt vorbei an Gummiarmen, die für Punktionsübungen herhalten müssen. Solheid zeigt einen Bronchoskopietrainer und ein Ultraschallgerät – und er berichtet von den Schweinefüßen, 2003 schrieb das Dekanat des Fachbereichs Medizin einen Wettbewerb zur Verbesserung der Lehre aus. Damals reichten Studierende den Entwurf fürs Skills Lab ein. Sie hatten festgestellt, dass es ihnen an Möglichkeiten fehlte, praktische Fähigkeiten zu trainieren, die sie später für den Beruf brauchen würden. Das wollten sie ändern. Sie überzeugten mit ihrer Idee. ir machen nicht nur Kleinigkeiten“, meint Andreas Solheid, während er durch die Räume des Skills Lab der Universitätsmedizin Mainz führt. „Das hier ist zum Beispiel unser Laparoskopietrainer.“ Er präsentiert ein Gerät, mit dem sich komplizierte Eingriffe in die Bauchhöhle simulieren lassen. Mit winzigen, sehr präzisen Schnitten geht es dabei zum Ziel. Das will gelernt sein. 32_ 33 Christiane Leidinger Andreas Solheid Z U R P ER S ON Z U R P ER S ON Christiane Leidinger ist 23 Jahre alt und studiert im siebten Semester Humanmedizin. Sie stieß im Wintersemester 2015/2016 zum zwölfköpfigen Organisationsteam des Skills Lab Mainz. Andreas Solheid ist 29 Jahre alt. Er studiert im sechsten Semester Humanmedizin. Seit dem Sommersemester 2015 gehört er zum Organisationsteam des Skills Lab Mainz. Mit der Gründung des Skills Lab betraten die Mainzer Neuland und setzten Maßstäbe. Viele Universitätskliniken folgten in den Jahren darauf ihrem Vorbild. In einer Hinsicht allerdings bleibt die Mainzer Einrichtung einzigartig: Hier liegt alles in der Hand von Studierenden. „Wir entscheiden eigenständig, was gemacht wird“, erzählt Leidinger. „Uns redet niemand rein.“ Sie selbst besuchte seinerzeit einen der Hygienekurse. „Das Konzept des Skills Lab hat mich damals überzeugt. Ich mag die Zusammenarbeit in unserem Team. Es gibt bei uns keinen Stillstand. Wir arbeiten ständig an Verbesserungen und neuen Angeboten.“ Der Ton ist locker im Skills Lab. Humorvolle Slogans wie „Punktionskurs: Erfahrungen, die unter die Haut gehen“ finden sich überall. Ein Poster verkündet: „Wir spielen mit euch.“ Tatsächlich aber ist das Skills Lab im Herzen des Universitätsklinikums viel mehr als nur eine Spielerei. „Unsere Angebote sind fast alle praktisch orientiert – oder pragmatisch“, meint Solheid. „Ein Kurs beschäftigt sich zum Beispiel damit, wie ich an eine Doktorarbeit herangehe, wie ich einen Doktorvater finde.“ Die Teilnehmerzahl hält das Team absichtlich klein: Mit vier oder fünf Studierenden ist mancher Kurs bereits voll. „So können wir intensiver und individueller arbeiten, als es im Studium möglich ist.“ Die Dauer der Kurse richtet sich nach dem Thema: Viele sind nach zwei Stunden beendet, andere umfassen mehrere Sitzungen. Neben der reichen Auswahl an Kursen bietet das Skills Lab auch ein Selbstlernzentrum: Studierende können nach vorheriger Anmeldung vorbeikommen, um an den Geräten zu üben oder an Schweinefüßen zu nähen. Zudem hat das Team im vorigen Jahr begonnen, kurze Videoclips zu Themen wie Auskultation oder Sonographie zu produzieren. Diese neue Reihe wurde bereits mit dem Spektrum-Preis des Vereins zur Förderung der Medizinischen Ausbildung in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Ob Videos, Kurse oder Übungen: Meist sind es Studierende, die im Skills Lab Themen für Kommilitoninnen und Kommilitonen aufbereiten. Dieses Peer-to-Peer-Prinzip hat sich bewährt. Insgesamt engagieren sich knapp 40 Studierende im Skills Lab. „Wir bemühen uns aber auch, noch mehr Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, um unser Angebot zu erweitern“, meint Solheid. Im Moment lehren gut 20 Dozentinnen und Dozenten ehrenamtlich im Skills Lab. Dieser Bereich sei aber nach Ansicht des Studenten noch ausbaufähig. „Wir freuen uns über jeden, der sich meldet.“ Denn nicht nur Studierende sollen hier spielen. Skills Lab im Internet: > www.unimedizin-mainz.de/skillslab/home.html LUST 8_2016 Aus dem Studienangebot Tradition Innovation Improvisation Bachelor Jazz und Populäre Musik führt zum Schmelztiegel der Musik 1 J azz war und ist der Schmelztiegel der Musik im 20. und 21. Jahrhundert. Er vereint Gegensätze, er bringt Elemente aus Klassik, Pop und folkloristische Einflüsse bis hin zu Neuer Musik zusammen, er entsteht im Moment und spiegelt ihn wider: „Jazz is about capturing the moment“ (Herbie Hancock). Die Fähigkeit zu improvisieren – also auf Grundlage einer fundierten Ausbildung spontane Entscheidungen zu treffen – ist nicht nur musikalisch, sondern auch gesellschaftlich bedeutsam. Jazzmusikerinnen und -musiker haben diese Fähigkeit. Sie sind vielseitig, offen und anpassungsfähig, aber auch Querdenkerinnen und -denker sowie Individualisten – eine kraftvolle Kombination. Die Jazzabteilung der einzigen Musikhochschule in RheinlandPfalz hat sich dieser Vision des Jazz verschrieben. Der BachelorStudiengang Jazz und Populäre Musik vereint daher technische Grundlagen und „Handwerk“ mit künstlerischer Freiheit. Nach der erfolgreich bestandenen Aufnahmeprüfung vermitteln die ersten S teckbrief : beiden Studienjahre neben musikalischtechnischen Fertigkeiten in Haupt- und Nebeninstrument sowie theoretischem und musikhistorischem Basiswissen auch den Umgang mit Studiotechnik. Das dritte und das vierte Studienjahr rücken die Entwicklung einer künstlerischen Persönlichkeit in den Mittelpunkt. Durch eine intensive regionale, nationale und internationale Vernetzung haben die Studierenden schon früh Gelegenheit, auf renommierten Bühnen Praxiserfahrung zu sammeln. Spannende internationale Workshops runden das Studium ab. Weitere Infos > www.jazzuni.de Was muss ich mitbringen? Sehr gutes instrumentaltechnisches Niveau, gute Kenntnis der Jazz-Tradition, Fähigkeiten zur Improvisation. Die Zulassung wird in einer Eignungsprüfung erworben. Wie lange dauert’s? 8 Semester Was kann ich danach tun? Arbeiten als konzertierende Musikerin oder konzertierender Musiker in den Bereichen Jazz, Pop, Rock, Theatermusik, im Bereich Jazz- und Poparrangement und -komposition, im Bereich Musikpädagogik, Musikproduktion, Musikmanagement, Künstler-/Eventagentur, Kulturförderung, Jugendarbeit, Rundfunk, Journalismus, Coaching 34_ 35 K ünstlerinnen und Künstler führen ein in die Welt der Bildenden Kunst: Mit mehreren Malerei- und Bildhauerklassen, mit Klassen für Grafik, Zeichnung, Medienkunst, künstlerischem Film und Fotografie hält der Diplomstudiengang „Freie Bildende Kunst“ an der Kunsthochschule der JGU ein breites Angebot für künstlerisches Arbeiten bereit. Das Studium findet hauptsächlich in den künstlerischen Klassen der Hochschule statt. Dort steht die kreative Entwicklung der Studierenden im Mittelpunkt. Sie werden begleitet von Lehrenden, die selbst Künstlerinnen und Künstler sind. Daneben finden ergänzende kunsttheoretische Lehrveranstaltungen statt. Schlüssel zu einer erfolgreichen Bewerbung sind die Begabung und die Befähigung zum künstlerischen Studium. Voraussetzung zur Zulassung ist daher das Bestehen einer Eignungsprüfung. Sie beinhaltet eine Mappenprüfung, ein Gespräch und gegebenenfalls eine praktische Prüfung. Für die Mappenprüfung muss eine Mappe mit 20 bis 30 eigenen künstlerischen Arbeiten zur Begutachtung eingereicht werden. Die Auswahl der künstlerischen Arbeiten bleibt dabei den Bewerberinnen und Bewerbern überlassen. Es kann sich um Zeichnungen, Malerei, Druckgrafik, Filme, Videos, Fotografien oder Plastiken handeln. Dabei kann durchaus ein künstlerischer Schwerpunkt gesetzt werden. Wer die Mappenprüfung bestanden hat, wird danach zu einem Gespräch eingeladen. Der Studienverlauf richtet sich nach dem jeweils individuell bestimmten Grad und Charakter der persönlichen künstlerischen Entwicklung der Studierenden. Herausragende Studierende können in einem zweisemestrigen Postgraduiertenstudium ihre künstlerische Entwicklung vertiefen. Dieses Vertiefungsstudium schließt mit einer Abschlussausstellung ab. S teckbrief : Was muss ich mitbringen? Besondere Begabung und Befähigung zum Studiengang, eine Zulassung setzt die bestandene Eignungsprüfung voraus. Wie lange dauert’s? Etwa 9 Semester Was kann ich danach tun? Freiberufliche künstlerische Tätigkeit (mit Ausstellungen in Galerien, Kunstvereinen usw.), Erwachsenenbildung, Kunsttherapie oder Museumspädagogik Weitere Informationen: > www.kunsthochschule-mainz.de Zwei Mal pro Semester werden Informationsveranstaltungen zum Kunststudium angeboten: Termine unter > www.kunsthochschule-mainz.de/terminearchiv.html Künstlerinnen und Künstler als Lehrende Diplomstudiengang deckt die ganze Palette der Bildenden Kunst ab 2 LUST 8_2016 LUPE Buddy-Projekt Keine Baby- sitter, A sondern Kumpels uslandsaufenthalte gehören für Studierende längst zum Alltag. Sie bringen neue Erfahrungen und weiten den Horizont. Doch es ist nicht immer einfach, sich in einem anderen Land und an einer fremden Universität mit einer anderen Lehr- und Lernkultur zurechtzufinden. Die Buddy-Projekte sollen hier den Einstieg erleichtern. Es gibt sie in leicht variierender Form an vielen Hochschulen. bei Fragen zu Studium, Alltag oder Freizeit bereit oder vermittelt bei ernsteren Problemen die passenden Ansprechpartnerinnen und -partner. Ziel ist es, einen persönlichen Kontakt zwischen dem Tandem herzustellen. So lässt sich der englische Begriff „Buddy“ mit dem deutschen Wort „Kumpel“ umschreiben. Ein sehr erfolgreiches Buddy-Projekt ist am Germersheimer Fachbereich für Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der JGU entstanden. Eine Studentin oder ein Student vor Ort kümmert sich jeweils um einen Gast. Sie oder er hilft in verschiedensten Bereichen, steht Seit zwei Semestern betreut die Studentin Inga Griciute als wissenschaftliche Hilfskraft das Germersheimer Projekt, das 2009 ins 36_ 37 Leben gerufen wurde. Die Idee dazu war bei einem Seminar entstanden, das sich zwei Fragen widmete: „Wie gastfreundlich ist der FTSK?“ und „Wie können wir den Austauschstudierenden beim Start in Germersheim helfen?“ „Ich kam 2010 nach Germersheim und fand das Buddy-Projekt sofort toll“, erinnert sich Griciute. „Ich wollte einen Teil mitgestalten. Ich habe selbst im Ausland studiert und weiß, wie es ist, wenn man nicht sofort alles versteht, wenn die Orientierung fehlt.“ Da sie selbst auch Russisch studiert, bildete Griciute als Buddy überwiegend Tandems mit Gästen aus Russland. „Ich bin immer an sehr selbstständige Austauschstudierende geraten, die schon vor ihrem Auslandsaufenthalt viel vorbereitet hatten.“ Griciute zeigte ihnen die Stadt, die Universität. „In der Freizeit haben wir oft etwas miteinander unternommen.“ Heute als Koordinatorin des Projekts sucht sie einen Buddy aus, der im Idealfall an der Heimathochschule des Austauschstudierenden zu Gast war oder dort einen Aufenthalt plant. Auf jeden Fall aber schaut sie, dass es mit den Sprachen möglichst gut passt. Wie sich die Partnerschaft der Buddys entwickelt, liegt in deren Händen und orientiert sich zum großen Teil an den Bedürfnissen der Austauschstudierenden. „Das ist sehr individuell. Aber in jedem Fall ist ein Buddy kein Babysitter, der Tag und Nacht für den anderen da sein muss“, erläutert Griciute. „Die Studierenden sollen einfach jemanden haben, der ihnen weiterhelfen kann.“ In den allermeisten Fällen sind es kleinere Probleme: Wo ist der nächste Supermarkt? Wie komme ich an meine Bücher? Oft geht es auch um Behördengänge oder um Regularien zum Studium. Viele Germersheimer Studierende engagieren sich ehrenamtlich beim Buddy-Projekt. „Im Sommersemester kommen etwa 20 Austauschstudierende zu uns, da habe ich Wartelisten für die Buddys.“ Im Wintersemester sind es etwa 100. „Da kann es schon mal vorkommen, dass einem Germersheimer Buddy zwei Austauschstudierende zugeteilt werden.“ Bei einer Schulung in der ersten Semesterwoche bekommen die Buddys ihre Aufgaben erklärt. „Es wird ihnen auch ein bisschen die Angst genommen. Wir sagen ihnen, dass sie nicht für alles verantwortlich sind.“ Dann übernehmen sie die Regie. „Es gibt keine Vorschriften, wie oft sich die Buddy-Paare treffen müssen. Das entwickelt sich alles von selbst und funktioniert sehr gut.“ Seit einem Jahr bietet das Buddy-Projekt noch ein Extra: „Zu Beginn jedes Semesters suchen wir freiwillige Helfer, mit denen wir ein Freizeitprogramm organisieren.“ Das reicht mittlerweile vom Running-Dinner über den Longboard-Workshop bis zum Ausflug nach Heidelberg. Am Ende bekommen die Germersheimer Buddys ein Zertifikat für ihr Engagement. „Da erfahren wir auch, was aus den Buddys geworden ist. Viele erzählen, dass sich Freundschaften entwickelt haben – und manchmal haben wir sogar Pärchen darunter.“ Das aber ist die Ausnahme. Beim Buddy-Projekt reicht es vollkommen, ein guter Kumpel zu sein. Das Germersheimer Buddy-Projekt im Internet: > www.fb06.uni-mainz.de/ikk/248.php ZUR PERSON Inga Griciute ist 29 Jahre alt. Nach einer Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin absolvierte sie das Bachelorstudium „Sprache, Kultur, Translation“ am Fachbereich für Translations-, Sprachund Kulturwissenschaft der JGU in Germersheim. Zwischendurch führte sie ein Auslandsstudium nach Nottingham. Zurzeit studiert sie „Translation“ im Master. Griciute ist wissenschaftliche Hilfskraft am Arbeitsbereich Interkulturelle Kommunikation am FTSK. Sie koordiniert das Germersheimer Buddy-Projekt. LUST 8_2016 Kennen Sie...? Institutionen der JGU stellen sich vor GroSSes Budget und viele Zentraler Fachschaftenrat (ZeFaR) D as Büro ist nicht besonders groß. „Aber wir haben noch Glück“, meint Thorsten Hoffmann, „andere AStA-Referate müssen sich einen Raum teilen.“ Vor ihm liegt ein Stapel dicker DIN-A4-Hefte. Das ist der ZeFaR-Rundbrief Nummer 968 in mehrfacher Ausfertigung. Er enthält auf 74 Seiten allerlei Informationen für das am Abend anstehende Plenum des Zentralen Fachschaftenrats der JGU: Zu dieser wöchentlichen Sitzung schicken die 45 Fachschaften je eine Vertreterin oder einen Vertreter. „Diesmal wird es länger dauern“, prognostiziert Celina Schmuck. Vorige Woche schloss das Plenum bereits nach zwei Stunden, obwohl noch nicht alle Tagesordnungspunkte abgearbeitet waren. Kleinigkeiten Das muss nun nachgeholt werden. „Ich habe schon Sitzungen erlebt, die bis tief in die Nacht gingen“, erzählt Hoffmann. „Die längste dauerte acht Stunden.“ Zusammen mit Stephan Klose bilden Schmuck und Hoffmann den Vorstand des ZeFaR (Stand Mai 2016), der jedes Jahr neu gewählt wird und als autonomes Referat zum AStA gehört. Der ZeFaR-Vorstand stellt automatisch eine AStA-Vizepräsidentin oder einen Vizepräsidenten. In dieser Legislatur hat Schmuck die Aufgabe übernommen. Der ZeFaR ist das zentrale Organ der Fachschaften. Hier wird ihre Arbeit koordiniert, hier werden die strukturellen und finanziellen 38_ 39 Grundlagen für die Fachschaftsarbeit geschaffen. „Wir haben mehr mit den Basis-Studierenden zu tun als die meisten anderen Uni-Gremien“, meint Hoffmann. „Spätestens wenn sie ihr Sommerfest finanziert bekommen wollen, wenden sie sich an uns.“ Auch Veranstaltungen wie die Freizeitwochenenden für Erstsemester gehen im buchstäblichen Sinne auf das Konto des ZeFaR. Das weite Spektrum reicht hinunter bis zum Einkauf von Büromaterial oder ein paar schlichten Schrankschlüssel, die dringend nachgemacht werden müssen. All das läuft in dem kleinen Büro zusammen und findet Eingang in den ZeFaR-Rundbrief. Wenn eine Fachschaft einen Grill für ein Fest braucht oder ein Waffeleisen für einen Stand, dann kann sie das beim ZeFaR ausleihen. „Wir haben all die Sachen, deren Anschaffung sich für eine einzelne Fachschaft nicht lohnen würde“, sagt Hoffmann. Doch nicht nur mit solchen Wünschen kommen Studierende zum ZeFaR. „Wir kümmern uns um alle möglichen Anfragen“, sagt Schmuck. Mal geht es um die Zukunft der Buslinie 69, mal um die Berufung von Professorinnen und Professoren oder Probleme mit einer Prüfungsordnung. „Wir hatten auch schon den Fall, dass sich jemand meldete, der sich in seinem Fachbereich gemobbt fühlte. Wir haben daraufhin vermittelnde Gespräche geführt.“ – „Es gibt auch Situationen, in denen die Mitglieder eines Fachschaftsrats Nachteile befürchten, wenn sie selbst unangenehme Themen in ihrem Fachbereich ansprechen“, ergänzt Hoffmann. „Das übernehmen wir dann.“ Der ZeFaR-Vorstand ist zudem der heiße Draht zwischen AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss), StuPa (Studierendenparlament) und den Fachschaften. Der Informationsaustausch gehört zur festen Tagesordnung des ZeFaR-Plenums. Als Vorstand sind Hoffmann, Schmuck und Klose einerseits für große Summen verantwortlich, sie kümmern sich andererseits aber auch um eine Unzahl von Kleinigkeiten. Das kostet viele Stunden – nicht nur im wöchentlichen Plenum. „Mir macht der Verwaltungskram Spaß“, meint Schmuck dazu. „Seitdem ich im ZeFaR bin, verstehe ich, wie alles zusammenhängt auf dem Campus. Ich habe den Eindruck, dass unsere Arbeit nicht einfach so verraucht, sondern wirklich etwas bewirkt. Wir haben ein Budget, um das uns die Bürgermeister mancher Kleinstadt beneiden würden.“ „Wir lernen alle möglichen Leute auf dem Campus kennen“, nimmt Hoffmann den Faden auf, „die Verkehrsaufsicht, die Zentralen Dienste.“ Und natürlich Studierende aus den verschiedenen Fächern. „Mein Bekanntenkreis hat sich entschieden erweitert“, erzählt die Archäologiestudentin Schmuck. „Jetzt kenne ich sogar ein paar Chemiker“, meint sie mit Blick auf Hoffmann. Dann schaut sie aufs Handy: Es wird Zeit fürs Plenum. Die beiden schnappen sich den Stapel Rundbriefe und allerlei andere Unterlagen. Heute wird es also länger dauern – aber hoffentlich keine acht Stunden. Der ZeFaR im Internet: > www.zefar.uni-mainz.de ZUR PERSON Celina Schmuck ist 23 Jahre alt und studiert Archäologie an der JGU. Seit knapp einem Jahr ist sie im ZeFaR-Vorstand für das Finanzielle zuständig und ist zudem AStA-Vizepräsidentin. ZUR PERSON Thorsten Hoffmann ist 28 Jahre alt und studiert Chemie an der JGU. Seit knapp einem Jahr sitzt er im ZeFaR-Vorstand, wo er sich vor allem um den Rundbrief, das Plenumsprotokoll und den Einkauf kümmert. I do not sing because I’m happy – I’m happy because I sing William James Authentic Voices Die Authentic Voices sind ein Chor aus musikbegeisterten Studierenden und Lehrenden des Department of English and Linguistics, aber inzwischen auch anderer Fachbereiche. 1998 gegründet, singen sie mit viel Spaß unter der Leitung des Amerikanisten Prof. Manfred Siebald Lieder aus allen anglophonen Ländern – Madrigale, Folk Songs, Spirituals, Rock, Pop und Carols – und sind bei verschiedenen akademischen Anlässen zu hören. Jährliches Highlight ist das Benefizkonzert „Carols by Candlelight“, eine Mischung aus Weihnachtsliedern und Lesungen, die jedes Mal Hunderte von Zuhörerinnen und Zuhörern in das kerzengeschmückte Atrium Maximum lockt. Proben: im Semester immer donnerstags 16.30-18 Uhr in der Katholischen Hochschulgemeinde Nächstes Konzert: „Carols by Candlelight”, 22.12.2016, 20 Uhr, Atrium Maximum (JGU) Kontakt: [email protected] [email protected]