Aufgabe 1
Transcrição
Aufgabe 1
Gemeinsame Abituraufgabenpools der Länder Aufgabensammlung Aufgabe für das Fach Deutsch Kurzbeschreibung Aufgabenart Materialgestütztes Verfassen informierender Texte Aufgabentitel Haltungen expressionistischer Dichter zum Ersten Weltkrieg Anforderungsniveau erhöht Standardbezug Die Schülerinnen und Schüler können ♦ anspruchsvolle Aufgabenstellungen in konkrete Schreibziele und Schreibpläne überführen und komplexe Texte unter Beachtung von Textkonventionen eigenständig […] strukturieren […] (KMK, 2012, 2.2.1, S. 16) ♦ aus […] Informationsquellen Relevantes für die eigene Textproduktion auswählen und in geeigneter Form aufbereiten (KMK, 2012, 2.2.1, S. 16) ♦ eigenes Wissen über literarische, sprachliche und andere Sachverhalte geordnet und differenziert darstellen (KMK, 2012, 2.2.2, S. 17) ♦ Inhalte und Argumentationen komplexer Texte zusammenfassen, exzerpieren und referieren (KMK, 2012, 2.2.2, S. 17) ♦ diachrone und synchrone Zusammenhänge zwischen literarischen Texten ermitteln und Bezüge zu weiteren Kontexten herstellen (KMK, 2012, 2.4.1, S. 19) ♦ […] sich literarische und pragmatische Texte unterschiedlicher medialer Form unter reflektierter Nutzung von fachlichem Wissen [erschließen] (KMK, 2012, 2.4.1, S. 18) Aufgabenstellung Zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs (1914–1918) hat Ihr Kurs eine Ausstellung unter dem Titel „Die expressionistischen Dichter und der Krieg“ gestaltet. Diese Ausstellung präsentiert literarische und dokumentarische Texte sowie veranschaulichendes Bildmaterial. Zur Eröffnung der Ausstellung sollen Sie – im Anschluss an die Begrüßung durch den Schulleiter – einen einführenden Vortrag halten. Verfassen Sie einen Vortragstext, der die anwesenden Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern über die Auseinandersetzung der expressionistischen Dichter mit dem Thema Krieg informiert. Gehen Sie dabei auf Veränderungen in der Haltung zum Krieg ein. Kurzbeschreibung Nutzen Sie zur Gestaltung des Vortrags Ihre für die Themenstellung relevanten Kenntnisse über den literarischen Expressionismus sowie Informationen bzw. Kerngedanken aller Materialien. Zitate aus den Materialien werden dem Stil des Vortrags entsprechend ohne Zeilenangabe nur unter Nennung des Autors und ggf. des Titels zitiert. Ihr Vortragstext soll etwa 1000 Wörter umfassen. Grundlegende Voraussetzungen AFB I/II/III ♦ Erfahrungen mit dem Verfassen von Vortragstexten ♦ grundlegende Kenntnisse der Epoche des Expressionismus ♦ Die Erfahrungen und Auseinandersetzungen der Schriftsteller mit dem Ersten Weltkrieg, die im Materialdossier enthalten sind, sollten nicht bekannt sein. Material 8 Materialien, insgesamt 942 Wörter ♦ 1 Abbildung ♦ 7 lineare Texte ♦ 1 nichtlinearer Text Hilfsmittel Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung Quellenangaben ♦ Material 1: Kubin, A. Der Krieg [Grafik]. In: A. Hobert (Hrsg.). Alfred Kubin. München 2008, S. 21. ♦ Material 2: Czech, A. (2007). Apokalyptische Landschaften. Krieg in Gedichten und Bildern des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Deutschmagazin, Jg. 4, Heft 2, 34. ♦ Material 3: Heym, G. [Tagebucheintrag vom 6. Juli 1910]. In: Ders. Dichtungen und Schriften. Gesamtausgabe. Hrsg. von Karl Ludwig Schneider, Bd. 3: Tagebücher, Träume, Briefe. Hamburg u. a.: Heinrich Ellermann, 1960, S. 138–139. ♦ Material 4: Stramm, A. [Brief an Nell und Herwarth Walden vom 14. 2. 1915]. In: Ders. Gedichte, Dramen, Prosa, Briefe. Hrsg. von Jörg Drews. Stuttgart: Reclam, 1997, S. 181–182. ♦ Material 5: Anz, T. (2004). Literatur der Moderne und Erster Weltkrieg. Rausch des Gefühls und pazifistische Kritik. Zugriff am 02.01.2014 von www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id =7306&ausgabe=200408 ♦ Material 6: Toller, E. Den Müttern. In: Ders. Sämtliche Werke: Kritische Ausgabe. Hrsg. u. a. von der Ernst-Toller-Gesellschaft, Band 5: Lyrik, Erzählungen, Hörspiele, Film. Göttingen: Wallstein, 2015, S. 73. ♦ Material 7: Klabund. Bußpredigt. In: Ders. Werke in acht Bänden. Hrsg. von Christian v. Zimmermann, Bd. 8: Aufsätze und verstreute Prosa. Hrsg. von Joachim Grage und Christian von Zimmermann. Berlin 2003, S. 205. 2 1 Material für Schülerinnen und Schüler 1 Material für Schülerinnen und Schüler Aufgabenstellung Zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs (1914–1918) hat Ihr Kurs eine Ausstellung unter dem Titel „Die expressionistischen Dichter und der Krieg“ gestaltet. Diese Ausstellung präsentiert literarische und dokumentarische Texte sowie veranschaulichendes Bildmaterial. Zur Eröffnung der Ausstellung sollen Sie – im Anschluss an die Begrüßung durch den Schulleiter – einen einführenden Vortrag halten. Verfassen Sie einen Vortragstext, der die anwesenden Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern über die Auseinandersetzung der expressionistischen Dichter mit dem Thema Krieg informiert. Gehen Sie dabei auf Veränderungen in der Haltung zum Krieg ein. Nutzen Sie zur Gestaltung des Vortrags Ihre für die Themenstellung relevanten Kenntnisse über den literarischen Expressionismus sowie Informationen bzw. Kerngedanken aller Materialien. Zitate aus den Materialien werden dem Stil des Vortrags entsprechend ohne Zeilenangabe nur unter Nennung des Autors und ggf. des Titels zitiert. Ihr Vortragstext soll etwa 1000 Wörter umfassen. Material 1: Alfred Kubin: Der Krieg (1901/02) Diese Schwarz-Weiß-Grafik des österreichischen Künstlers Alfred Kubin (1877–1959) ist auf dem Informationsplakat zu Ihrer Ausstellung abgebildet. Den Zuhörern des Vortrags ist das Bild also bekannt. Das Bild kann aus rechtlichen Gründen nicht abgedruckt werden. Es ist online verfügbar. Kubin, A. Der Krieg [Grafik]. In A. Hobert (Hrsg.). Alfred Kubin. München 2008, S. 21. Material 2: Alfred Czech: Apokalyptische Landschaften. Krieg in Gedichten und Bildern des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit In der ersten Strophe seines viel zitierten Gedichts Der Krieg ließ Georg Heym (1887–1912) den Krieg als einen finsteren Koloss auftreten. Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, Aufgestanden unten aus Gewölben tief. 5 In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt, (…) (Georg Heym, Erste Strophe aus: Der Krieg, veröffentlicht in Umbra vitae 1912) 10 Ähnlich hatte Alfred Kubin ihn als überdimensionale Gestalt in einer Zeichnung (1901/02) personifiziert: Ein antikisch-nackter Krieger von gigantischen Ausmaßen zertrampelt ein anrückendes Heer unter seinen Hufen. Die Kriegsvisionen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren zwiespältig: Einerseits sehnten junge Künstler wie Heym die reinigende Kraft der Katastrophe herbei. Andererseits suchten Kriegsskeptiker wie Kubin ihre Ängste und schlimmen Vorahnungen mit Hilfe der Kunst zu bannen. […] 3 1 Material für Schülerinnen und Schüler 15 Als der Erste Weltkrieg im August 1914 ausbrach, konnte sich kaum einer der allgemeinen Kriegsbegeisterung entziehen. Sie erfasste traditionelle wie avantgardistische Künstler gleichermaßen. So gratulierte Kokoschka seinem Malerkollegen Marc 1 „zu der Auszeichnung für Deutschland in den Kampf zu kommen“. Marc begrüßte den Krieg, sah ihn als notwendige Katastrophe zur Erneuerung der europäischen Kultur: „Es gibt keinen anderen Durchgang zur Zeit des Geistes. Der Stall des Augias 2, das alte Europa, konnte nur so gereinigt werden, oder gibt es einen einzigen Menschen, der diesen Krieg ungeschehen wünscht?“ […]. 1 Oskar Kokoschka (1886–1980): österreichischer Maler und Schriftsteller des Expressionismus; Franz Marc (1880–1916): deutscher Maler des Expressionismus, Anfang März 1916 vor Verdun in Frankreich 2 gefallen. Stall des Augias: Eine der Aufgaben des griechischen Helden Herakles bestand darin, den Rinderstall des Königs Augias von Unmengen an Kot zu befreien. 201 Wörter Czech, A. (2007). Apokalyptische Landschaften. Krieg in Gedichten und Bildern des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Deutschmagazin, Jg. 4, Heft 2, 34. Material 3: Georg Heym1: Tagebucheintrag vom 6. Juli 1910 […]. Es ist immer das gleiche, so langweilig, langweilig, langweilig. Es geschieht nichts, nichts, nichts. Wenn doch einmal etwas geschehen wollte, was nicht diesen faden Geschmack von Alltäglichkeit hinterläßt. Wenn ich mich frage, warum ich bis jetzt gelebt habe. Ich wüßte keine Antwort. […]. 5 Geschähe doch einmal etwas. Würden einmal wieder Barrikaden gebaut. Ich wäre der erste, der sich darauf stellte, ich wollte noch mit der Kugel im Herzen den Rausch der Begeisterung spüren. Oder sei es auch nur, daß man einen Krieg begänne, er kann ungerecht sein. Dieser Frieden ist so faul ölig und schmierig wie eine Leimpolitur auf alten Möbeln. […] ______________________________ 1 Georg Heym (1887–1912): deutscher Schriftsteller des Expressionismus, beim Schlittschuhlaufen tödlich verunglückt. 100 Wörter Heym, G. [Tagebucheintrag vom 6. Juli 1910]. In: Ders. Dichtungen und Schriften. Gesamtausgabe. Hrsg. von Karl Ludwig Schneider, Bd. 3: Tagebücher, Träume, Briefe. Hamburg u. a.: Heinrich Ellermann, 1960, S. 138–139. Material 4: August Stramm1, Brief an seine Freunde Nell und Herwarth Walden vom 14. Februar 1915 5 10 Ihr Lieben Lieben! Die Welt braust. Mein Kopf mir ist alles platzt. Ich habe jetzt sechs schwere Gefechtstage hinter mir. Der furchtbarste war gestern der 13. Du hast mal gesagt man kann sich alles vorstellen. Du hast Recht. Alles. Aber vorstellen und das vorgestellte erleben das sind zweierlei. Vorstellen aber fühlen kann man es nicht. Ich bin nicht furchtsam. Ich habe keine Furcht gefühlt. Das war mir zu lächerlich kleinlich. Zum fürchten war alles zu furchtbar. Aber ein Grauen ist in mir ein Grauen ist um mich wallt wogt umher, erwürgt verstrickt, es ist nicht mehr rauszufinden. Entsetzlich. Ich habe kein Wort. Ich kenne kein Wort. Ich muß immer nur stieren, stieren um mich stumpf zu machen. um all das Gepeitschte niederzuhalten. Denn ich fühle es, ich fühle es ganz deutlich das das peitscht und krallt nach meinem Verstand. Gott sei Dank. daß ich roh bin daß ich so viel Rohheit in mir habe. physi4 1 Material für Schülerinnen und Schüler 15 sche Rohheit die ich sonst immer niederhalte, jetzt soll sie kommen, jetzt rufe ich sie, und klammere mich daran. Hast Du schon mal einen Fleischerladen gesehen, in dem geschlachtete Menschen zu Kauf liegen. und dazu stampfen mit ungeheurem Getöse die Maschinen und schlachten immer neue in sinnreichem Mechanismus. Und Du stumpf darin gottlob stumpf Schlächter und Schlachtvieh. […]. ______________________________ 1 August Stramm (1874–1915): deutscher Schriftsteller des Expressionismus, Anfang September 1915 an der Ostfront gefallen 211 Wörter Stramm, A. [Brief an Nell und Herwarth Walden vom 14. 2. 1915]. In: Ders. Gedichte, Dramen, Prosa, Briefe. Hrsg. von Jörg Drews. Stuttgart: Reclam, 1997, S. 181–182. Material 5: Thomas Anz: Literatur der Moderne und Erster Weltkrieg Die Kriegsbegeisterung mancher junger Künstler hatte oft nur wenige Monate, manchmal wenige Tage gedauert. Die neue Realität der Materialschlachten und das Massensterben an der Front stimmten nicht mehr mit den überlieferten Kriegs- und Heldenklischees überein. […]. 5 10 15 Die desillusionierenden Bilder des Todes weiten sich in der expressionistischen Lyrik immer wieder zu Visionen über kollektive Katastrophen, über den Untergang des Abendlandes und einer Welt aus, deren grauenhafter Zustand vom Tod Gottes zeugt. Auch in solchen Zusammenhängen wird der Krieg zur Metapher, und zwar nicht mehr für den quasi revolutionären Aufbruch in einen neuen Zustand, sondern für die Agonie eines Zeitalters, für den Abschluß einer geschichtlichen Entwicklung, in der die Erfahrungen der Absurdität und Angst kaum noch Zukunftsperspektiven zulassen. […]. Wenn die expressionistische Lyrik nach 1916 dem Kriegsgeschehen überhaupt noch einen Rest von positiven Bedeutungsmöglichkeiten zuerkennen wollte, dann entweder als läuterndem Strafgericht für die Sünden der zivilisierten Menschheit oder als notwendigem Durchgangsstadium zu einer völlig neuen Ära des Friedens und der Mitmenschlichkeit […]. 157 Wörter Anz, T. (2004). Literatur der Moderne und Erster Weltkrieg. Rausch des Gefühls und pazifistische Kritik. Zugriff am 02.01.2014. Verfügbar unter www.literaturkritik.de/ Material 6: Ernst Toller1: Den Müttern 5 10 Mütter, Eure Hoffnung, Eure frohe Bürde Liegt in aufgewühlter Erde, Röchelt zwischen Drahtverhauen, Irret blind durch gelbes Korn. Die auf Feldern jubelnd stürmten, Torkeln eingekerkert, wahnsinnschwärend, Blinde Tiere durch die Welt. Mütter! Eure Söhne taten das einander. Grabt Euch tiefer in den Schmerz, Laßt ihn zerren, ätzen, wühlen, Recket gramverkrampfte Arme, 5 1 Material für Schülerinnen und Schüler 15 Seid Vulkane, glutend Meer: Schmerz gebäre Tat! Euer Leid, Millionen Mütter, Dien als Saat durchpflügter Erde, Lasse keimen Menschlichkeit. ______________________________ 1 Ernst Toller (1893–1939): deutscher Schriftsteller, meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger, entwickelte dann jedoch eine pazifistische und revolutionär-sozialistische Einstellung. 70 Wörter Toller, E. Den Müttern. In: Ders. Sämtliche Werke: Kritische Ausgabe. Hrsg. u. a. von der Ernst-Toller-Gesellschaft, Band 5: Lyrik, Erzählungen, Hörspiele, Film. Göttingen: Wallstein, 2015, S. 73. Material 7: Klabund1: Bußpredigt 5 10 […]. Millionen Ich … sind schuld, sind schuld. Die Geißel Gottes knallt. Ich kenne, bekenne mich: zur Pflicht, zur Verpflichtung, zur Wahrheit, zum Geständnis. Es gilt, unsere Schuld in die Welt zu pauken, zu posaunen, zu läuten, zu zischeln, zu heulen: daß man uns, Geistige oder zum Geiste doch Gewillte, nicht für Söldner eines Machtgedankens, des Räuberrevolvers, mehr halte. Der Krieg wäre nie ein so widerlicher Koloß geworden, hätte er sich nicht an gewissen eitrigen Abszessen unserer Seele gemästet. Reißt das Hemd auf. Schlagt euch an die Brust: bekennt: ich, ich bin schuldig. Will es büßen. Durch Wort und Tat. Durch gutes Wort und bessere Tat. Dünke sich niemand zu niedrig, seine Schuld zu bekennen. Niemand zu hoch. […] bekennt. aus falscher Scham bisher nur schweigend, daß dieser Traum ein Trugbild war, daß ihr Narren (und manche von euch, die sich für den Krieg als Krieg einsetzten, Schlimmeres als Narren) wart […]. […] Bäumt euch! Zum neuen Willen einer neuen Zeit! Schnellt auf aus eurer Passivität wie ein lang angezogener Bogen zur Aktivität: der Anklage, der Buße, der Besserung. […]. ______________________________ 1 Klabund (Pseudonym Alfred Henschkes, 1890–1928): ein dem Expressionismus nahestehender deutscher Schriftsteller. 175 Wörter Klabund. Bußpredigt. In ders. Werke in acht Bänden. Hrsg. von Christian v. Zimmermann, Bd. 8: Aufsätze und verstreute Prosa. Hrsg. von Joachim Grage und Christian von Zimmermann. Berlin 2003, S. 205. Material 8: Fakten zum Ersten Weltkrieg mobilisierte Soldaten 65 Millionen weltweit militärische und zivile Todesopfer 20 Millionen weltweit Verwundete 21 Millionen weltweit Zahlen für das Deutsche Reich 1,8 Millionen getötete Soldaten; 4,2 Millionen Verwundete 28 Wörter 6 2 Erwartungshorizont 2 Erwartungshorizont Verstehensleistung Standardbezug 1 Die Schülerinnen und Schüler können anspruchsvolle Aufgabenstellungen in konkrete Schreibziele und Schreibpläne überführen und komplexe Texte unter Beachtung von Textkonventionen eigenständig […] strukturieren […] (KMK, 2012, 2.2.1, S. 16) Operationalisierung ♦ Erfassen der kommunikativen Rahmenbedingungen (z. B. der Tatsache, dass die Schwarz-Weiß-Grafik „Der Krieg“ des österreichischen Künstlers Alfred Kubin auf dem Informationsplakat zur Ausstellung abgebildet und deshalb den Zuhörern des Vortrags bekannt ist) ♦ Hieraus abgeleitete Erarbeitung einer sinnvollen Vortragsstruktur, z. B. 1. Begrüßung und kurze Einführung in die Ausstellung 2. Überblick über die Auseinandersetzung der expressionistischen Dichter mit dem Thema Krieg im Umfeld des Ersten Weltkriegs 2.1 Vorherrschen von Kriegssehnsucht und Kriegsbegeisterung im Vorfeld des Kriegsausbruchs 1914 2.2 Ernüchterung und Traumatisierung angesichts der tatsächlichen Kriegserfahrung 2.3 Ablehnung des Kriegs und Neuausrichtung 3. Resümee (auch unter Einbeziehung eigenen Vorwissens) und Wunsch nach anregendem Besuch der Ausstellung Standardbezug 2 - 5 Die Schülerinnen und Schüler können ♦ aus […] Informationsquellen Relevantes für die eigene Textproduktion auswählen und in geeigneter Form aufbereiten (KMK, 2012, 2.2.1, S. 16) ♦ Inhalte und Argumentationen komplexer Texte zusammenfassen, exzerpieren und referieren (KMK, 2012, 2.2.2, S. 17) ♦ diachrone und synchrone Zusammenhänge zwischen literarischen Texten ermitteln und Bezüge zu weiteren Kontexten herstellen (KMK, 2012, 2.4.1, S. 19) ♦ […] sich literarische und pragmatische Texte unterschiedlicher medialer Form unter reflektierter Nutzung von fachlichem Wissen [erschließen] (KMK, 2012, 2.4.1, S. 18) Operationalisierung Sachgerechtes Informieren der Ausstellungsbesucher über die wesentlichen Aspekte der Materialien, z. B.: ♦ Vorherrschen von Kriegssehnsucht und Kriegsbegeisterung im Vorfeld des Kriegsausbruchs 1914: ♦ pathetische Überhöhung auch der technischen Möglichkeiten, Personalisierung des Kriegs (M1, M2), ♦ Krieg als notwendige Katharsis und als Neubeginn für die Kultur Europas; pathetischer, auch auf dem Gefühl existentieller Leere oder gesellschaftlichen Stillstands beruhender Wunsch nach Veränderung (M2, M3, M5), 7 2 Erwartungshorizont ♦ Sehnsucht nach unmittelbarem, rauschhaftem Erleben bzw. patriotisch gefärbter Wunsch, sich für eine Gemeinschaft einzusetzen (M2, M3, M6), ♦ z. T. aggressive Grundhaltung, aber auch Vorhandensein von Skepsis und Ängsten (M2), ♦ Ernüchterung und Traumatisierung angesichts der tatsächlichen Kriegserfahrung: ♦ Verdeutlichung der Intensität der Kriegserfahrung durch Darstellung des Kriegs aus der Perspektive des vom Tode bedrohten Soldaten und durch expressionistisches Pathos (M4, M6), ♦ Entmenschlichung durch den technisierten Krieg in Form von Verrohung, Abstumpfung, Selbstentfremdung (M4), ♦ blankes Entsetzen und Anflüge von Wahnsinn angesichts der das Fassungsvermögen übersteigenden Kriegserfahrungen (M4, M5, M6, M8), ♦ Ablehnung des Kriegs und Neuausrichtung: ♦ Neubewertung des Kriegs als Ausdruck eines Totalversagens humaner Werte und Errungenschaften (M5, M8), ♦ selbstkritische Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung für die Kriegsereignisse (M6, M7), ♦ Aufforderung zum Neubeginn, diesmal mit pazifistischer Grundhaltung und unter dem Leitmotiv der „Menschlichkeit“ (M5, M6) Standardbezug 6 Die Schülerinnen und Schüler können eigenes Wissen über literarische, sprachliche und andere Sachverhalte geordnet und differenziert darstellen (KMK, 2012, 2.2.2, S. 17) Operationalisierung Nutzung eigener Wissensbestände, z. B.: ♦ Kritik an Autoritäten und am Untertanengeist der wilhelminischen Gesellschaft, Auseinandersetzung mit rasanter Entwicklung von Wissenschaft und Technik, ♦ Aufbruchsstimmung und Untergangsvisionen; intensivierte Auseinandersetzung mit Krankheit, Tod, Zerstörung, Krieg; Erfahrung der Sinnleere, Entfremdung; Sehnsucht nach Ich, ♦ Entgrenzung und Vision des „neuen Menschen“ (Anspielungen darauf finden sich auch in einigen Materialien), ♦ Auffassung von Kunst als subjektiv-visionärer Möglichkeit, intensives Erleben zu gestalten; Bruch mit inhaltlichen, formalen und sprachlichen Konventionen Aufgabenspezifische Aspekte der Darstellungsleistung Erwartet werden ein sach- und situationsgerechter Sprachstil, ein durchgängiger Adressatenbezug, ein ausreichendes Maß an Strukturhinweisen und Redundanzen, die das Zuhören erleichtern, und der situationsgerechte Einbau von Zitaten, deren Funktion als Veranschaulichung (Briefe, Gedichte, Tagebucheinträge) oder begriffliche Durchdringung (Fachtexte) der referierten Phänomene benannt wird. 8 3 Bewertungshinweise 3 Bewertungshinweise Andere als im Erwartungshorizont ausgeführte Lösungen werden bei der Bewertung der Prüfungsleistung als gleichwertig gewürdigt, wenn sie der Aufgabenstellung entsprechen, sachlich richtig und nachvollziehbar sind. Verstehensleistung (ca. 60 % der Gesamtleistung) gute Leistung (11 Punkte) ausreichende Leistung (05 Punkte) ♦ differenzierte, sachgerechte Auswertung ♦ Berücksichtigung einiger wichtiger Aspekte der Materialien durch funktionale Integration der Materialien durch insgesamt funktionale von Referenzen auf die Materialien in den Integration von Referenzen auf die Materiaeigenen Text, sachliche und auftragsbezolien in den eigenen Text, in Grundzügen gene Verarbeitung von aus unterschiedlisachliche und auftragsbezogene Verarbeichen Perspektiven geschriebenen Beiträtung von aus unterschiedlichen Perspektigen und eigenständiges Verknüpfen von reven geschriebenen Beiträgen und ein nachlevanten Informationen mit eigenen Kenntvollziehbares Verknüpfen von Informationen nissen mit eigenen Kenntnissen ♦ differenzierte und schlüssige Entfaltung des ♦ die im Allgemeinen überzeugende EntfalThemas unter Einbezug fundierten fachlitung des Themas unter Einbezug fachlichen chen Kontextwissens und unter BerücksichKontextwissens und unter erkennbarer Betigung von Situation und Adressaten rücksichtigung von Situation und Adressarten; unnötige inhaltliche Redundanzen Darstellungsleistung (ca. 40 % der Gesamtleistung) „gute“ Leistung (11 Punkte) „ausreichende“ Leistung (05 Punkte) Der vorliegende Text zeigt… Aufgabenbezug, Textsortenpassung und Textaufbau 3 ♦ eine stringente und gedanklich klare, auf- ♦ eine erkennbare aufgaben- und textsortengaben- und textsortenbezogene Strukturiebezogene Strukturierung, das bedeutet rung, das bedeutet ♦ eine Darstellung, die die Vorgaben der ♦ eine Darstellung, die die Vorgaben der geforderten Textform bzw. Textsorte in geforderten Textform bzw. Textsorte siGrundzügen umsetzt, cher und eigenständig umsetzt, ♦ eine Darstellung, die die primäre Text♦ 3 eine Darstellung, die die primäre Textfunktion berücksichtigt (etwa durch den klar erkennbaren Ausweis von Analysebefunden, ihre nachvollziehbare Verknüpfung mit Interpretationshypothesen oder die erkennbare Entfaltung von Be- funktion in Grundzügen berücksichtigt (etwa durch noch erkennbaren Ausweis von Analysebefunden, ihre noch nachvollziehbare Verknüpfung mit Interpretationshypothesen oder die noch erkennbare Entfaltung von Begründungszu- Standardbezüge: Die Schülerinnen und Schüler können ♦ „[…] komplexe Texte unter Beachtung von Textkonventionen eigenständig […] strukturieren […]“(Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (2012). Bildungsstandards im Fach Deutsch für die Allgemeine Hochschulreife, 2.2.1, S. 16. Köln: Carl Link.) ♦ „[…] die Ergebnisse in kohärenter Weise darstellen“ (KMK, 2012, 2.2.2, S. 17) ♦ „aus […] Informationsquellen Relevantes in geeigneter Form aufbereiten“ (KMK, 2012, 2.2.1, S. 16) 9 3 Bewertungshinweise gründungszusammenhängen mentierenden Texten), in argu- sammenhängen Texten), in argumentierenden ♦ eine erkennbare und schlüssig gegliederte Anlage der Arbeit, die die Aufgabenstellung und ggf. die Gewichtung der Teilaufgaben berücksichtigt, ♦ eine im Ganzen noch schlüssig gegliederte Anlage der Arbeit, die die Aufgabenstellung und ggf. die Gewichtung der Teilaufgaben ansatzweise berücksichtigt, ♦ eine kohärente und eigenständige Gedanken- und Leserführung. ♦ eine in Grundzügen erkennbare Gedanken- und Leserführung. Fachsprache 4 ♦ eine sichere Verwendung der Fachbegriffe. ♦ eine teilweise und noch angemessene Verwendung der Fachbegriffe. Umgang mit Bezugstexten und Materialien 5 ♦ eine angemessene sprachliche Integration ♦ eine noch angemessene Integration von von Belegstellen bzw. Materialien im Sinne Belegstellen bzw. Materialien im Sinne der der Textfunktion, Textfunktion, ♦ ein angemessenes, funktionales und kor- ♦ ein noch angemessenes, funktionales und rektes Zitieren bzw. Paraphrasieren. korrektes Zitieren bzw. Paraphrasieren. Ausdruck und Stil 6 ♦ einen der Darstellungsabsicht angemesse- ♦ einen in Grundzügen der Darstellungsabnen funktionalen Stil und stimmigen Aussicht angepassten funktionalen Stil und insgesamt angemessenen Ausdruck, druck, ♦ präzise, stilistisch sichere, lexikalisch diffe- ♦ im Ganzen verständliche, stilistisch und lexikalisch noch angemessene und um Disrenzierte und eigenständige Formulieruntanz zur Textvorlage bemühte Formuliegen. rungen. Standardsprachliche Normen 7 ♦ eine sichere Umsetzung standardsprachli- ♦ eine erkennbare Umsetzung stancher Normen, d. h. dardsprachlicher Normen, die den Lesefluss bzw. das Verständnis nicht grundle♦ eine annähernd fehlerfreie Rechtschreigend beeinträchtigt, trotz bung, 4 5 6 7 ♦ wenige oder auf wenige Phänomene beschränkte Zeichensetzungsfehler, ♦ fehlerhafter Rechtschreibung, die verschiedene Phänomene betrifft, ♦ wenige grammatikalische Fehler trotz komplexer Satzstrukturen. ♦ Zeichensetzungsfehlern, die verschiedene Phänomene betreffen, ♦ grammatikalischer Fehler, die einfache und komplexe Strukturen betreffen. Standardbezug: Die Schülerinnen und Schüler können „Texte […] fachsprachlich präzise [….] verfassen“ (KMK, 2012, 2.2.1, S. 16) Standardbezug: Die Schülerinnen und Schüler können „Textbelege und andere Quellen korrekt zitieren bzw. paraphrasieren“ (KMK, 2012, 2.2.1, S. 16) Standardbezug: Die Schülerinnen und Schüler können „Texte […] stilistisch angemessen verfassen“ (KMK, 2012, 2.2.1, S. 16) Standardbezug: Die Schülerinnen und Schüler können „Texte orthographisch und grammatisch korrekt […] verfassen“ (KMK, 2012, 2.2.1, S. 16) 10 4 Hinweise zur Aufgabe 4 Hinweise zur Aufgabe Die Aufgabe eignet sich für das erhöhte Niveau durch die Heterogenität der Materialien. Vor allem die autobiografischen Zeugnisse und die literarischen Texte müssen verstanden, begrifflich gefasst und mit Hilfe passender Zitate und Paraphrasen zur Veranschaulichung genutzt werden. Zentral für die Durchdringung und historische Verortung dieser Materialien ist der Ankertext von Thomas Anz. Inhaltliche Überlappungen wie zwischen den Materialien 1, 2 und 5 sichern einerseits die Analyseergebnisse der Prüflinge ab und liefern andererseits Redundanzen, die bei der Textproduktion zusammengeführt werden müssen. Die Aufgabe ist halbjahresübergreifend angelegt. Zu ihrer Bearbeitung sind Kompetenzen erforderlich, die über die gesamte Qualifikationsphase hinweg – im Sinne des kumulativen Lernens – erworben worden sind. Dies betrifft vor allem die Beherrschung der Methoden der Textanalyse und -interpretation und die Fähigkeit, gewonnene Untersuchungsergebnisse aufgabenadäquat, konzeptgeleitet, sprachlich variabel und stilistisch stimmig darzustellen. Darüber hinaus berührt die vorliegende Aufgabe unterschiedliche Aspekte des Faches Deutsch in der gymnasialen Oberstufe, wie etwa Erfahrungen mit dem Verfassen von Vortragstexten und grundlegende Kenntnisse der Epoche des Expressionismus. 11