T wie Team und Talents - Gesundheitsindustrie BW

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T wie Team und Talents - Gesundheitsindustrie BW
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T wie Team und Talents
Die Personalmarketing Plattform T5 Interface hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen
und Arbeitssuchende im Healthcare & Life Science Markt dabei zu unterstützen, den
passenden Mitarbeiter beziehungsweise den passenden Job zu finden. Im Interview mit der
BIOPRO Baden-Württemberg erklären die beiden Geschäftsführer Peter Linde und KlausPeter Kaas, wie sie auf die Idee zur Gründung ihres Unternehmens kamen, welche
Besonderheiten der Healthcare & Life Science Arbeitsmarkt hat und was es mit dem
Dilemma der Ausbildung auf sich hat.
Sie haben sich vor elf Jahren mit Dienstleistungen rund um die
Personalbeschaffung im Healthcare-Bereich selbstständig gemacht.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Kaas: Es gab damals schon einige „Broadliner“ im Bereich Personaldienstleistungen wie
monster.de, aber kaum Anbieter, die sich in Nischenmärkten wie dem Healthcare- oder LifeScience-Markt engagiert haben. Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen im internationalen
Management von Hewlett Packard, einem IT-Großunternehmen, wussten wir aber, dass die
Personalbeschaffung gerade in der Nische problematisch ist. Denn bei HP war es damals
ähnlich: der „Broadliner“ war die Computerei. Daneben gab es aber auch noch zwei attraktive
Nischen – die Messtechnik und die Medizin. Und damals haben wir gemerkt, wie schwierig es –
auch in einem Großkonzern - ist, als interessanter Arbeitgeber in diesen Nischen
wahrgenommen zu werden und die richtigen Leute an Bord zu bekommen.
Das führte zum Grundgedanken unserer Unternehmensidee, wir wollten unsere eigenen
Erfahrungen auch für eine breitere Masse an Kunden in Programme zur Personalbeschaffung
und Employer Branding umsetzen.
Linde: Genau. Folgende Erfahrung lag dem zugrunde: Es gibt Branchen, zum Beispiel die ITBranche, die am Arbeitsmarkt attraktiv sind. Branchenimage und die Attraktivität der „Brands“
helfen also entscheidend, Mitarbeiter zu gewinnen. Bei HP mussten wir aber auch feststellen,
dass Unternehmensbereiche wie etwa die Medizintechnik und Analytische Messtechnik von
diesem Vorteil viel weniger profitierten. Die Aufwendungen für die Personalbeschaffung waren
ungleich teurer. Konnten wir jedoch den Bewerbern das Arbeitsplatzangebot und -umfeld
dieser innovativen Bereiche vorstellen, blieb der Erfolg nicht aus.
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Klaus-Peter Kaas, Geschäftsführer von T5 Interface, hat seine eigenen Erfahrungen mit Globalisierung und
Outsourcing aus seiner Zeit als Hewlett-Packard-Manager und ist Spezialist für internationale Personalbeschaffung.
© T5 Interface
Manager anderer Unternehmen bestätigten unsere Erfahrungen und bestärkten uns darin,
Lösungen anzudenken und ein Angebot für diesen attraktiven, aber fokussierten Markt
anzubieten.
Die Absolventen der Natur- und Lebenswissenschaften bekommen an
den Hochschulen oft keine Perspektiven aufgezeigt. Zu meiner Zeit
wurden die Studenten zu Hochschulforschern ausgebildet. Bekannt
war noch, dass große Pharma- oder Chemieunternehmen als
Arbeitgeber infrage kommen. Heute sind die Informationen über
potenzielle Arbeitgeber dank Internet verfügbarer. Hat sich Ihr
Geschäft damit verändert?
Linde: Es gibt keine umfassende Transparenz, dafür aber möglicherweise ein Überangebot an
Information. Wir stellen oft überrascht fest, dass zum Beispiel Naturwissenschaftler nicht
ausreichend wissen, wo welches Arbeitsangebot in der Wirtschaft angeboten wird. Vielleicht
liegt es auch daran, dass sich etwa Mediziner nur unzureichend vorstellen können, in
Industrieunternehmen hervorragende Beiträge zu leisten.
Kaas: Das ist doch heute immer noch so: Wenn wir zum Beispiel auf die Verpackungen von
Medikamenten schauen, hat man den Namen des Medikaments viel eher im Kopf als den der
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Peter Linde, Geschäftsführer und Gründer von T5 Interface, nutzte seine umfassenden Erfahrungen aus dem
Personalmarketing eines Großunternehmens, um dies KMUs und Großunternehmen aus dem Healthcare-Bereich als
Dienstleistung anzubieten. © T5 Interface
Firma, die dahinter steht. Am bekanntesten ist noch Aspirin, da weiß man, das hat mit Bayer
zu tun. Aber dann hört es schon meistens auf. Oder Mobilat kennt jeder, aber das
Unternehmen, das dahinter steht - in diesem Fall STADA - ist kaum bekannt. Das ist die eine
Seite des Problems. Die andere Seite: Es gibt sehr bekannte Unternehmen, die super
Medizintechnik- oder Biotechniksparten haben, die als potenzieller Arbeitgeber überhaupt
nicht bekannt sind. Ein Test: Wissen Sie, welcher Automobilzulieferer mit Sitz in Stuttgart in der
Telemedizin weltweit führend ist?
Telemedizin? Nicht wirklich.
Kaas: Der Automobilzulieferer Robert Bosch. Und auch bei Siemens, wenn man heute Siemens
bei Google aufruft, sieht man Energie, Industrie und HealthCare. Die Telefonsparte ist verkauft,
und die Computersparte ist nicht mehr primärer Fokus. Heute ist Siemens Health Care
Kernkompetenz, aber noch vor fünf Jahren war dieser Unternehmensteil strategisch dem
Konzern nicht so wichtig wie heute. Oder Agfa HealthCare: Das Unternehmen steht für
Krankenhausinformationssysteme mit Sitz in Bonn und radiologischen oder kardiologischen
Imaginglösungen in München - ein prosperierendes Unternehmen. Aber als Arbeitgeber im
HealthCare ist das Unternehmen vielen noch nicht bekannt.
Linde: Sie haben mit Ihrer Frage nur eine Dimension angesprochen, nämlich die der Bewerber,
die wissen sollten, welche Perspektiven in der Industrie angeboten werden. Die andere
Dimension ist die der Arbeitgeber, die sich fragen, warum sie als tolles Unternehmen oder auch
als innovativer Konzernzweig am Arbeitsmarkt unzureichend wahrgenommen werden, und was
zu tun ist, damit Bekanntheit hergestellt wird.
Wir unterstützen beide Seiten und haben deshalb eine Plattform von Leistungen aufgebaut, die
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über die Bereitstellung von Information, Beratung bis zur konkreten Messeveranstaltung geht.
Wie definieren Sie Ihre Zielbranche?
Kaas: Unsere Zielbranche exakt zu definieren ist nicht leicht. Der Begriff Healthcare wird im
Deutschen oft mit dem Begriff „Gesundheitswesen“ interpretiert. Nimmt man jedoch die
exakte Bedeutung aus dem Englischen, verbirgt sich hinter Healthcare Pharma, Chemie,
Medizintechnik, Biotechnologie und Umwelttechnik. Wir ergänzen unsere
Zielbranchendefinition noch mit dem Begriff Life Science.
Linde: In anderen Worten sind unsere Target Customer die Arbeitgeber, deren Produkte und
Dienstleistungen der Gesundheit und dem Schutz von Mensch und Umwelt dienen. Wir
glauben, dies ist ein Markt mit Wachstumschancen angesichts des steigenden Bedarfs an
medizinischer Versorgung und Pflege, größerem Umweltbewusstsein etc.
Unternehmen sind sicherlich froh, wenn Sie mit Ihnen einen Partner
an ihrer Seite haben, der auch weiß, wo Personen mit den
entsprechenden Qualifikationen ausgebildet werden. Schauen Sie sich
die Hochschulen an und platzieren Sie gezielt Ihre Angebote?
Kaas: Ja. Unter anderem mit T5 HealthCare Insight, unserer umfangreichen, einmal im Jahr
erscheinenden Publikation. Dort zeigen wir jungen Absolventen auf, wo man in der Healthcare
& Life Science Branche Arbeitgeber findet, was die Trends dieser Branche sind. Arbeitgeber
haben dort die Möglichkeit ein Porträt zu veröffentlichen. Und damit diese teure
Dokumentation nicht im Papiercontainer der Unis landet, erkundigen wir uns im Vorfeld sehr
genau - und das beantwortet dann auch Ihre Frage -, wo die geeigneten Lehrstühle und damit
die geeigneten Absolventen sind, die zu unseren Kunden passen. Wir haben eine sehr gute,
umfangreiche Datenbank und gute Kontakte in die Lehrstühle. Das heißt, wir wissen eigentlich
sehr genau, welche Fachrichtung an welcher Hochschule ausgebildet wird und wie viele
Absolventen einen Job suchen.
Linde: Unternehmen wissen, angesichts demografischer Entwicklung und Konkurrenzsituation
ist ein kontinuierliches Personalmarketing notwendig. Großunternehmen bemühen sich
darum, kleinere und mittlere Unternehmen unterschätzen diese Notwendigkeit
beziehungsweise haben nicht die Erfahrung und Zeit, das richtige zu veranlassen. Sie brauchen
Hilfe, die sie dann auch von uns bekommen.
Unsere Branche ist ja keine Endanwender-Branche. Einen Porsche oder
ein Handy kann man kaufen, die potenziellen Arbeitnehmer sind hier
oft auch Kunden. Aber wer kauft sich schon einen
Computertomografen? Muss hier der Aufbau von Image und
Bekanntheit tatsächlich mehr über die Personalabteilungen geleistet
werden?
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T5 Jobmesse 2011 in Stuttgart: Erste Bewerbungsgespräche am Stand der BIOPRO Baden-Württemberg © BIOPRO
Linde: In Bezug auf die Personalbeschaffung, ja. Bekanntheitsgrad und Arbeitgeberattraktivität
sind Erfolgsfaktoren beim Rekrutieren. Da muss mehr vermittelt werden als
Hochglanzbroschüren aussagen. Und das im beidseitigen Interesse. Es ist zum Beispiel
kontraproduktiv, wenn Arbeitgeber auf Online-Stellenportale setzen und nur noch E-MailBewerbungen akzeptieren, die Systeme aber zu komplex sind und die Eingabe nicht
verständlich ist. Das frustriert Bewerber schon bei der ersten Kontaktaufnahme.
Kaas: Das sind oft keine Online-Portale, sondern Online-Hürden!
Linde: Bewerbungsverfahren sind administrative Prozesse. Es ist verständlich, dass
Unternehmen IT- Lösungen zur Unterstützung nutzen. Sie dürfen aber nicht abschrecken. Wir
wissen: Bewerber entscheiden sich für Unternehmen, weil sie den Job, die Kollegen und
Kolleginnen, das Arbeitsumfeld, die Führungs- und Unternehmenskultur,
Entwicklungsperspektiven, Entgelt etc. positiv einschätzen. Dies gilt es in der
Mitarbeiterwerbung glaubhaft zu vermitteln. Hochglanzprospekte oder Stellenportale leisten
das nur eingeschränkt. Wir schaffen deshalb Foren wie zum Beispiel Jobmessen, wo Mitarbeiter
und Führungskräfte als „Botschafter“ auftreten. Stellensuchende erhalten hier die wichtigen
Informationen aus erster Hand, im persönlichen Kontakt und Austausch. Dieser emotionale
Aspekt in der Personalwerbung ist wichtig. Denn: Bewerber entscheiden darüber, an welcher
Arbeitsstätte künftig ein wesentlicher Teil ihres Lebens stattfinden wird.
Fachbeitrag
16.05.2011
Barbara Jonischkeit
BIOPRO
© BIOPRO Baden-Württemberg GmbH
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