Kapitel 3 - Die Schriftart
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Kapitel 3 - Die Schriftart
Kapitel 3 - Die Schriftart Buchstabenelemente Die Innenräume der Zeichen werden Punze genannt. Es gibt Schriften mit deutlichen Unterschieden zwischen Grund- und Haarstrichen. Grundstriche können extrem fett sein und die Haarstriche fein. Es gibt auch Schriften ohne Unterschied zwischen Grund- und Haarstrichen. Diese Schriften haben eine gleich bleibende Schriftstärke. Serifen sind die gerundeten oder eckigen Enden der Striche. Sie verbessern die Lesbarkeit, da sie das Auge des Betrachters in der Zeile führen. Es gibt vielfältige Formen und Ausprägungen von Serifen. Schriften mit Serifen nennt man Antiqua-Schriften, Schriften ohne Serifen nennt man serifenlose Antiqua. Höheneinteilung der Schrift Die Schriftgrundlinie ist die Linie auf der die Buchstaben einer Zeile ausgerichtet sind. Selbst Zeichen unterschiedlicher Schriftgrade oder Schriftarten müssen auf einer Linie stehen. Die Unterlänge ist der Wert, um den ein Zeichen über die Schriftlinie nach unten hinausragt. Die Mittellänge ist der Teil eines Zeichens zwischen der Schriftlinie und der Höhe der Kleinbuchstaben (ohne die Oberlänge der Schrift). Die Oberlänge ist der über die Mittellänge hinausragende Teil eines Zeichens. Die Versalhöhe ist die Höhe der Grossbuchstaben (Versalien) einer Schrift. Als Messwert wird die Höhe des H von der Schriftlinie bis zur Zeichenoberkante benutzt. Das Alphabet Unser heutiges Alphabet besteht aus Groß- und Kleinbuchstaben. Als Versalien bezeichnet man die Grossbuchstaben einer Schrift. Auch der Begriff Majuskel wird dafür verwendet. Als Minuskeln bezeichnet man die Kleinbuchstaben einer Schrift. Kleinbuchstaben werden auch Gemeine genannt. Kapitälchen sind Grossbuchstaben in der Höhe der Mittellänge einer Schrift oder mit einer 20% geringeren Versalhöhe. Benutzt man Kapitälchen, werden die Großbuchstaben mit Versalien und die Kleinbuchstaben mit Kapitälchen gesetzt. Die Schriftfamilie Eine Schriftfamilie ist eine Gruppe zusammengehöriger Schriftschnitte, die den gleichen Namen tragen. Zu ihnen gehören mindestens eine Grundschrift, ein kursiver und ein fetter Schnitt. Function Regular Function Bold Function Oblique Function Bold Oblique Function Condensed Regular Function Condensed Oblique Function Condensed Bold Function Condensed Bold Oblique Function Condensed Light Function Condensed Light Oblique Schriftfamilie Function Function Condensed Light Heavy Function Condensed Light Heavy Oblique Function Light Function Light Oblique Function Light Heavy Function Light Heavy Oblique Function Display Function Light Small Caps Function Small Caps In einer Schriftfamilie kommen unterschiedliche Schriftbreiten, Schriftstärken und Schriftlagen vor. In der Bezeichnung der einzelnen Schriftschnitte begegnen uns durch die deutsche und englische Definition unterschiedliche Bezeichnungen. Schriftbreite Schriftstärke Schriftlage Ultraleicht Ultralight Normal Regular Extraleicht Extralight Kursiv Leicht Mager Light Italic Oblique Slanted Extraschmal Extra Condensed Thin Schmal Condensed Compressed Narrow Normal Normal Regular Buch Normal Breit Expanded Extended Halbfett Semibold Medium Extrabreit Extra Expanded Fett Bold Heavy Extrafett Extrabold Black Heavy Ultrafett Black Roman Book Regular Schriftfamilie – Die Kursive Eine Kursivschrift ist eine leicht nach rechts geneigte Schrift. Die meisten Schriften, die im DTP-Bereich verwendet werden, verfügen über einen eigenen kursiven Schnitt. Diese echten Kursiven haben einen handschriftlichen Charakter und fügen sich harmonisch in den Gesamttext ein. Ist dieser Schnitt nicht vorhanden hat man die Möglichkeit, den vorhandenen Font elektronisch schräg zu stellen. Eine digital schräggestellte Schrift ist optisch nicht korrekt und wirkt unharmonisch und verzogen. Es wird nur der Neigungswinkel (12 bis 17 Grad) aber nicht die Buchstabenform verändert. Schrift ist vielseitig anwendbar. Schrift ist vielseitig anwendbar. Grundschrift und echte Kursive Schrift ist vielseitig anwendbar. Schrift ist vielseitig anwendbar. Grundschrift und unechte Kursive Schriftfamilie - Sonderzeichensätze und Opentypesätze Für typografisch anspruchsvolle Texte benötigt man zusätzlich noch weitere Zeichen und Schnitte: Opentypesätze und Sonderzeichensätze. Opentypesätze enthalten zum Beispiel Bruchziffern, Kapitälchen, Minuskelzahlen, Titelschriften, Typosignale und Ligaturen. BCDEFGHIJK lmnopqrt RSTUVWXYZ[ :;<=>?@A}~ !"# ( ) * + - PQ \ ] èéêìîïðñòóôõ Expertzeichensatz der Garamond Sonderzeichensätze enthalten zeitgemäße Bildzeichen für verschiedene Anwendungszwecke. Sie können zum Beispiel zur Gliederung eines Absatzes eingesetzt werden. Ihr Einsatz sollte jedoch immer sinnvoll und sparsam erfolgen. ℡ 012345678 Sonderzeichensatz Wingdings2 DIN-Klassifikation Die Auswahl der Schrift erfolgt nach der Lesbarkeit und dem Charakter. Um Hilfestellung bei der Schriftwahl zu geben, wurde die DIN 16 518 eingeführt, welche die über 10000 Schriften klassifiziert. Diese Klassifikation ordnet die Schriften nach ihren Gestaltungsmerkmalen, der historischen Entstehung der Schrift, der Form der Serifen, den Strichstärkenunterschieden und der Stellung der Schattenachse in elf Gruppen ein. Palatino Garamond Französische Renaissance-Antiqua Clarendon Serifenbetonte Linear-Antiqua Arioso Centaur Venezianische Renaissance-Antiqua Baskerville Times Barock-Antiqua Function Arial Gill Sans Schreibschrift Bodoni Walbaum Klassizistische Antiqua Serifenlose Linear-Antiqua Odine Handschriftliche Antiqua Arnold Boecklin Antiqua-Varianten Fette Fraktur Fremde Schriften Gebrochene Schriften Die Venezianische Renaissance-Antiqua Die Venezianische Renaissance-Antiqua geht auf die Minuskelschriften des 15. Jahrhunderts zurück, die mit schräg angestellter Breitfeder im Wechselzug geschrieben wurde. 1 geringe Strichstärkenunterschiede 2 konkave Serifen mit gerundeten Übergängen zum Grundstrich 3 die Achse der Rundungen ist nach links geneigt 4 der Querstrich des e liegt meist schräg 5 die Kleinbuchstaben weisen schräge Ansätze auf Die Französische Renaissance-Antiqua Die Französische Renaissance-Antiqua geht auf die französischen Schriften des 16. Jahrhunderts zurück. Charakteristische Merkmale der französischen Renaissance-Antiqua sind: 1 ausgeprägtere Strichstärkenkontraste 2 Serifen zum Schaft hin gekehlt 3 schräge Ansätze und Endstriche der Kleinbuchstaben 4 Symmetrieachse nähert sich der Senkrechten an 5 kleines Auge beim e und kleiner Bauch beim a Die Barock-Antiqua Die Barock-Antiqua entwickelte sich Ende des 18. Jahrhundert. Sie stellt den Übergang zwischen der Renaissance und dem Klassizismus dar. Die Barock-Antiqua weist Merkmale beider Gruppen auf und wird deshalb auch als Übergangsantiqua bezeichnet. 1 große Unterschiede in den Strichstärken 2 Serifen oben schräg und unten gerade angesetzt 3 wenig ausgerundete Serifen 4 Achse der Rundungen ist steht fast senkrecht Die Klassizistische Antiqua Die Klassizistische Antiqua greift klassizistische Stilelemente auf und entstand Ende des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Merkmale der federgeschriebenen Schriften sind verschwunden, die Schriften dieser Gruppe wirken stärker konstruiert. Klassizistische Schriften zeichnen sich durch vornehme Eleganz aus, was sie für Werbung und Zeitgeist-Magazine interessant macht. 1 klarer Kontrast zwischen Grund- und Haarstrichen 2 zierliche, feine, rechtwinklig verlaufende Serifen mit keiner oder kleiner Kehlung zum Schaft 3 rechtwinklig verlaufende Ansätze und Endungen 4 Achse der Rundungen steht senkrecht Die Serifenbetonte Linear-Antiqua Die Serifenbetonte Linear-Antiqua entstand im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Die Schriften dieser Gruppe werden häufig als Titelschriften benutzt, als Brotschriften sind sie nicht gut lesbar. Sie werden nach Art und Kehlung der Serifen in Untergruppen unterteilt. Charakteristische Merkmale der Serifenbetonten sind: 1 einheitliche Strichstärke 2 deutliche, relativ große, rechtwinklige oder mit gerundeter Kehlung angesetzte Serifen 3 Serifen haben fast die gleiche oder sogar stärkere Strichstärken wie die Grundstriche Die serifenlose Linear-Antiqua Auch die serifenlose Linear-Antiqua entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die serifenlose Schrift wurde von den Menschen damals als grotesk empfunden. Aus diesem Grund nennt man sie auch Groteskschriften oder eben auch Sans Serif. Die Schriften dieser Gruppe wirken durch ihre geometrischen Grundformen technisch konstruiert, sie gehören heute zu den meist verwendeten Schriften. Charakteristische Merkmale der Serifenlosen sind: 1 ohne serifenförmigen Abstrich 2 gleichmäßiger Strich mit geringem oder gar keinem Unterschied in den Strichstärken Antiqua-Varianten Hier werden alle Antiquaschriften eingeordnet die nicht den Merkmalen der anderen Antiqua- Schriften zugeordnet werden können. Die Schriften dieser Gruppe zeichnen sich durch eine originelle Strichführung und vielfältige Verzierungen aus. Häufig findet man schraffierte, ausgesparte, schattierte, perspektivische Formen vor. Die Schreibschriften Zu den Schreibschriften zählen alle Schriften, die sich von der ursprünglichen lateinischen Handschrift ableiten lassen. Die Schriften dieser Gruppe zeigen deutliche Merkmale des ursprünglichen Schreibwerkzeuges. Die Buchstaben sind geschwungen und häufig durch Verbindungsstriche verbunden. Die Handschriftliche Antiqua Die Schriften dieser Gruppe zählen zu den Druckschriften, die an die Antiqua- Formen angelehnt sind, jedoch in Richtung einer Schreibschrift abgewandelt worden. Die Schriften dieser Gruppe zeichnen sich durch bewegte Antiqua-Formen aus. Oft ist das ursprüngliche Schreibwerkzeug (Feder, Pinsel, Kreide) zu erkennen. Die Gebrochenen Schriften Die Gebrochenen Schriften entstanden nach dem Vorbild der gotischen Schrift des 15. Jahrhunderts. Die Schriften dieser Gruppe waren bis ins 20. Jahrhundert als Grundschriften im deutschsprachigen Raum verbreitet. Heute werden sie nur noch selten verwendet. Die Zeichen folgen eigenen Gestaltungsprinzipien, die eine Identifizierung der Buchstaben erschweren. 1 geknickte Stellen. 2 unterschiedliche Strichstärken 3 verzierte Großbuchstaben Fremde Schriften Fremde Schriften nennt man alle Schriften, die nicht in die anderen 10 Gruppen passen. Zu ihnen gehören japanische, chinesische und arabische Schriften. Der Schriftcharakter Wie wir bereits im Kapitel Schriftklassifikation gesehen haben, hat jede Schrift einen bestimmten Ausdruck, einen ihr eigenen Charakter. Das beruht auf dem bildhaften Sehen, welches parallel zum Lesevorgang abläuft. Die wahrgenommenen Schriftbilder lösen beim Leser Assoziationen und Emotionen aus. Unterschiedliche Schriftcharaktere wecken unterschiedliche Gefühle. Durch den Ausdruck einer Schrift kann man bewusst die Stimmung einer Drucksache beeinflussen. Die Schrift sollte immer zum Inhalt des Textes passen und dessen Ausdruck verstärken. elegant Schriftcharakter verspielt Schriftcharakter massiv Schriftcharakter modisch Schriftcharakter individuell Schriftcharakter zurückhaltend, seriös Schriftcharakter dynamisch Schriftcharakter auffällig Schriftcharakter Ziffern Versalziffern sind Ziffern in der Höhe der Großbuchstaben der zugehörigen Schrift. Durch ihre gleichmäßige Höhe sind sie leicht zu überschauen und einzuordnen. Verwendung finden sie für Tabellen und Formeln mit mathematisch-technischem Hintergrund. Sie sollten nicht für Zahlenangaben im Fließtext verwendet werden, da sie sich durch die fehlenden Ober- und Unterlängen nicht harmonisch in den Text einfügen. 1234567890 dDEFGHIJK VERSAL Minuskel Minuskelziffern weisen unterschiedliche Ober- und Unterlängen und individuelle Breiten auf. Die meisten Fonts enthalten als Standard keine Minuskelziffern. Sie eignen sich für eine Verwendung im laufenden Text, da die Rhythmik der Ober- und Unter- und Mittellängen für ein harmonisches Textbild sorgt.