Iran

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Iran
Iran
Auf der Erde gab es Wege, es gab Gebirge, es gab Wiesen, es
gab Quellen, einen lächelnden Himmel, brüderliche Menschen.
Es gab Länder, wo man die Fremden aufnimmt – sie wohnen in
Häusern ohne Dächer, denn es regnet dort nie.
Eugène Ionesco, Der Einzelgänger
Rubbish
28.4.03 – Grenze Türkei / Iran bei Barzargan auf iranischer Seite. Ich fahre allein, aber will
später zwei andere treffen: Florian und Christa. Die Grenze ist wuselig: bärtige Männer,
LKW, Baustellen, Dreck, Pfützen, Büros in Containern … Habe vergessen, die letzte Flasche
türkisches Bier wegzuschmeißen, big problem! Kein Alkohol im Iran! Ich sage, ich könne sie
ja eben fix austrinken. Das sollte ein Witz sein, kann aber keiner drüber lachen. Die Flasche
ist nun ein Zolldelikt, sie wird beschlagnahmt, viele Formulare müssen ausgefüllt und
unterschrieben werden, mehrere Herren in grauen Anzügen kümmern sich. Wenn ich nicht
länger als vier Wochen im Land bleibe, kriege ich die Flasche gegen Vorlage der Dokumente
bei der Ausreise zurück, sagen sie. Wäre die Verständigung nicht so mühselig, würde ich
ihnen sagen, sie können sie austrinken, ich werde woanders ausreisen.
Als der eine in mein Auto schaut, liegt auf dem Boden hinter dem Beifahrersitz noch
die vollgeschissene Tüte rum (ich habe eine Trockentoilette und kacke in Einkaufstüten). Ich
befördere sie erschrocken in den Müllbeutel, hoffentlich will er nicht sehen, was drin ist. Er
schaut mir neugierig hinterher. Ich fuchtel etwas gehetzt mit den Händen: „Rubbish, rubbish,
only rubbish!”
Zum Beten
29.4.03 – Meinen alten Freund Rualla besucht. Mit ihm war ich 1975 zum ersten Mal in
Teheran. Er wohnt in einem Dorf, nahe Teheran, durch das ein Bach plätschert. Er hat vier
Hektar wildes Land, drei flache Häuser, einen Mercedes 170, der sogar noch fährt und zwei
afghanische Familien, die für ihn arbeiten. Einer von ihnen heißt „Heyda”, den ruft er immer
von einem Haus zum anderen. Rualla versteht nicht, was ich daran lustig finde. Außerdem
gibt’s eine kleine Schafherde, zwei Kettenhunde und eine schöne, braune Stute, auf der er
gelegentlich ausreitet. Das tröste ihn darüber hinweg, ohne Frau leben zu müssen, sagt er. Er
versteht wieder nicht, warum ich lache.
Rualla ist ein alter, freundlicher Landlord mit vollem, grauen Haar und weißem
Schnurrbart. Sein Vater hatte 17 Frauen. Er ist der Sohn der letzten, sie war 14 und der Vater
57, als sie heirateten. Da ist er mir um einiges voraus.
Heydas Schwester heißt Salame und ist sehr hübsch. Die Familie möchte, dass sie es
mal besser hat im Leben, sie soll einen deutschen Mann heiraten. Ich stelle mich zur
Verfügung. Der Altersunterschied wäre wie bei Ruallas Eltern. Sie ist 15, ich 58. Also dürfte
das kein Problem sein.
Ich sehe mich schon auf der Titelseite der BILD: „Hochzeit: Deutscher Opa und
minderjährige Afghanin”. Ich breit grinsend mit meinem üblichen Fünftagebart und Salame
auf meinen Armen, ihr Gesicht verborgen unter einer Burka. Das würde mir gefallen. Leider
hat Salame weder einen iranischen, noch einen afghanischen Pass. Sie müsste erst mal in ihre
Heimat, einen Pass beantragen. Und ich glaube, Salame ist auch nicht besonders begeistert
von der Idee. Schade!
Ein dicker Typ von der Stadtverwaltung kommt zu Besuch und will was mit Rualla
bereden. Mit wenigen Handgriffen bereitet er ein Lager auf dem Teppich: „Zum Beten”, sagt
er. Dann lässt er seine Hose runter, darunter trägt er die weite persische Pluderhose. Er bringt
Holzkohle zum Glühen, verbuddelt sie in feine, graue Asche, wie die von einer Einäscherung
und stopft ein zuckerstückgroßes, schwarzes Stück Opium, das wie Teer aussieht, in eine
trichterförmige Holzpfeife. Mit einer Zange hält er ein Stück Kohle daran und pafft …
Sandler
30.4.03 – Während wir in einem Internet Café sitzen, wird Florians Bus aufgebrochen und
seine teure Kamera geklaut. Für die Versicherung müssen wir zur Polizei und Anzeige
erstatten. In der Polizeistation sitzt eine junge Iranerin neben uns auf der Wartebank. Nach
ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen muss sie etwas ganz Schreckliches erlebt haben.
Vielleicht ist ihr Sohn ermordet worden? Aber sie gehöre zur ”privaten” Polizei, sagt sie. Da
alle anderen offenbar auch Polizisten sind, sind wir die einzigen „Kunden”.
Keiner hat was zu tun, hinten im Hof spielen sie Fußball. So können sie sich ausgiebig
mit unserem Fall beschäftigen.
Es wird ein Übersetzer geholt, den ich zuerst für den Täter halte. Er sieht aus wie ein
„Sandler“, wie die Österreicher zu Pennern sagen. Ein uraltes, dünnes Männchen in
dunkelbrauner Lederhaut. Seine Klamotten sind alt und abgetragen, und seine nackten Füße
stecken in viel zu großen, schmutzigen Halbschuhen. Er hinkt, weil ein Bein deutlich kürzer
ist als das andere, und seine linke Schulter scheint irgendwie verkrüppelt. Er spricht
tatsächlich Englisch und Deutsch, aber beides so schlecht, dass er das meiste, was Florian ihm
erklärt, nicht versteht. Er sagt stotternd, die Polizisten werden den Täter am nächsten Tag
fassen, und Florian bekomme seine Kamera zurück. So etwas möchten wir natürlich allzu
gerne glauben, aber wir wissen von Rualla: die Polizei macht gar nichts.
Florian muss seine Geschichte mindestens dreimal verschiedenen Leuten vortragen,
und jedes Mal machen sie sich Notizen. Für das richtige Protokoll benötigt der Chef am Ende
eine Viertelstunde. Mir scheint, sie alle waren froh, endlich mal mit einem echten Fall
beschäftigt zu werden. Alle anderen Fälle machen die Iraner wahrscheinlich lieber unter sich
aus.
Alien’s Affairs
1.5.03 – Wir stehen in Mamarsand an einem Park und werden von Polizei kontrolliert. Nichts
Besonderes, das kommt häufig vor. Aber diesmal sind drei in Zivil dabei, wir vermuten
Geheimpolizei oder so was. Sie sagen uns nicht, wer sie sind. Sie schauen in unsere Autos,
sind übertrieben freundlich und interessieren sich besonders für unsere Notebooks. Ich soll
mal anmachen und meine Fotos vom Iran zeigen.
Sie behalten Florians Pass, sie behaupten, wir seien keine Touristen, sondern
Journalisten, das hätte ihnen die iranische Botschaft in Ankara mitgeteilt. Wir sollen
mitkommen und die Computer irgendwo abgeben. Ich denke mit Schrecken an meine
Pornofilme. Wenn wir uns weigern, kommen wir ins Gefängnis, sagen sie.
Also sitzen wir eingezwängt zu Dritt mit unseren Laptop-Taschen auf dem Schoß im
Fond eines Polizeiautos und warten. Nach 10 Minuten dürfen wir wieder aussteigen. Wir
sollen schlafen gehen, am nächsten Morgen wollen sie uns abholen und nach Teheran
bringen. Drei Autos mit Besatzung bleiben bei uns: eins vor, eins hinter und eins neben
unseren Wohnmobilen. Geht einer von uns raus in den Park zum pinkeln, wird er von einem
Beamten begleitet. Ich lösche die Pornofilme.
Am Morgen sind unsere Bewacher weg, war ihnen wohl zu langweilig, aber Florians
neue Freundin Somija holt uns ab. Die Polizei habe sie beauftragt, uns nach Teheran zu
bringen, ins „Department of Alien’s Affairs”, wie es wörtlich über dem Eingang steht. Florian
ist verliebt in sie und besorgt um ihre Sicherheit. Sie sei Afghanin und habe keinen iranischen
Pass. Sie könne nun durch die Bekanntschaft mit uns vielleicht ausgewiesen werden, meint er.
Wir fahren mit Florians Bus hin, Florian lässt zum Teheraner Höllenverkehr irgendein
Drum&Bass-Gerappel laufen. Gegen 9:00 kommen wir an, die Rechner werden
beschlagnahmt, und wir werden nach langer Wartezeit einzeln in einen der umliegenden
Räume gebeten. Somija muss auch rein. Zum Glück wollen sie nicht mit Christa sprechen, die
oft beängstigend aufmüpfig ist an unpassender Stelle. Kürzlich fing sie an, mit einem
Polizisten die iranische Kleiderordnung zu diskutieren.
Als ich an der Reihe bin, frage ich den Beamten, der Deutsch spricht, wo wir hier sind
und wer die Herren sind, die um mich herum sitzen. Er sagt, das seien alles Freunde von mir.
Solche Auskünfte schaffen Vertrauen! Dann entwickelt sich mein Verhör eher zur
Plauderstunde über meine jetzige und meine zwei letzten Reisen durch den Iran. Er will
wissen, wen ich dabei so alles kennen gelernt habe, und ob ich eine eigene Webseite habe.
Wahrscheinlich haben sie die längst entdeckt. Die anderen Männer gehen vorzeitig raus,
meine Reiseerlebnisse interessieren sie nicht.
Zwischendurch kommt Florian rein und setzt sich eloquent für Somija ein. Der
Beamte soll ihm sein Ehrenwort geben, dass Somija nichts passiert. Aber was soll das Wort
dieses Mannes wert sein, vielleicht ist er nur Dolmetscher? Und selbst wenn er der
Geheimdienstchef persönlich ist, was hindert ihn daran, sein Wort zu brechen? Außerdem
sagte mir Somija im Warteraum, ihr könne nichts passieren, sie stehe unter Gottes Schutz, und
der ist ja wohl mächtiger als wir.
Ich habe inzwischen sogar den Verdacht, dass Somija für die Polizei arbeitet und uns
in deren Auftrag schon die ganze Zeit ausspioniert. Dafür spricht, dass sie als Afghanin
„Internationale Politik” studiert, was erstens zu einem solchen Job passen würde, und
zweitens hörten wir von anderen Afghanen, dass man ohne iranischen Pass gar keinen
Studienplatz kriegt, nicht mal die Grundschule besuchen darf. Sein Auftritt wird ihr aber
trotzdem helfen. Er belegt, dass Somija gute Arbeit geleistet hat.
Nach einer weiteren Stunde kriegen wir die Rechner zurück. Scheinbar haben sie nicht
reingeschaut, wir finden keine Spuren, aber die Akkus sind voll.
Später fällt mir ein, woher der Verdacht, wir seien Journalisten, kommen könnte: Wir
haben unterwegs manchmal gesagt, ich sei Journalist, weil Taxifahrer so armselig klingt.
They masturbate
3.5.03 – In einem Lebensmittelladen in Abadeh-Tashkt spricht uns Merjdad an, er ist
Englisch-Lehrer. Die jungen Männer, die draußen auf ihn warten, sind seine Schüler. Alle
zusammen führen sie uns zu einem Internet Café. Dort zeige ich ihnen Fotos von meiner
Freundin Malika – auch ein paar scharfe. Im Iran dürfen die Jungs keine Freundinnen haben,
sagt Merjdad und flüstert mir ins Ohr: „They masturbate”. Was natürlich auch verboten ist.
Ich sage, ich tue es jeden Tag mindestens ein Mal, und in Deutschland sagen die Ärzte, es sei
gesund. Das übersetzt er seinen Schülern, worauf großes, freudiges Geschrei folgt. Als
Florian mit seiner Internet-Sitzung fertig ist, stellt Merjdad ihm die Frage aller Fragen: „Do
you masturbate?” Das habe nicht einmal ich ihn bisher gewagt zu fragen. Jetzt weiß ich es.
Gott will es
5.5.03 – Sitze in einem „CafeNet” in der Ferdosi Ave in Esfahan. Mir gegenüber sehe ich
hinter dem Bildschirm die Hälfte eines hübschen Gesichtes. Unsere Blicke treffen sich, und
sie lächelt mich an. Schon ist‘s um mich geschehen. Aufgeregt wie ein 16jähriger schreibe ich
auf einen Zettel: ‚May I invite you for restaurant?‘ Sie schreibt, sie muss zur Uni, aber gibt
mir ihre E-Mail. Also schreiben wir Mails von Computer zu Computer. Ich kann sie aber
nicht überreden, mit mir auszugehen. Denke dabei daran, welche Strecke unsere Nachrichten
wohl zurücklegen, um dann im 50 cm entfernten Computer zu erscheinen.
Zwei Stunden später treffen wir uns zufällig auf der Straße, und nun habe ich ein
starkes Argument: „Gott will es!“* Wir gehen zum Teehaus auf einem der Dächer des ImanMeydan-Platzes, der schönste Platz dieser Stadt. Bei Tee und Gebäck plaudern wir über die
Liebe. Sie heißt Narges, das bedeutet Narzisse, und sie sei verlobt, und ich der älteste Mann,
den sie kennt. Mit ihrem Verlobten dürfe sie nicht reden, mit einem Touristen sei das was
anderes, das dürfe sie sogar ihren Eltern erzählen. Für mich habe sie nun die Uni geschwänzt.
Zum schwarzen Gewand (Chador und Maghnae), das nur ihr Gesicht frei lässt, trägt
sie weiße Handschuhe, die ihr etwas Geisterhaftes geben. Diese Handschuhe seien das
Zeichen dafür, dass sie eine Haddsch, eine Pilgerreise nach Mekka hinter sich hat. Immerhin
ist es ihr so erlaubt, meine Hand auf dem Rücksitz des Taxis zu halten. Wir gehen sogar 100
Meter weit Hand in Hand durch Esfahan. Es sei das erste Mal, sagt sie.
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* „Gott will es!“ war der Schlachtruf der Franken in den Kämpfen der Kreuzfahrer gegen die
Araber im heiligen Land.
Ergreifend und komisch
Mechdi Azizi, Geigenspieler und Straßenmusiker, spricht mich auf dem Imam-Meydan-Platz
an, begleitet mich dann zum Schneider, bei dem ich einen Nadelstreifenanzug in Auftrag
gegeben habe. Stoff und Arbeit für 80 Dollar. Wir steigen in den ersten Stock neben der
ehemaligen Karawanserei. Die Schneiderei sieht eher aus wie eine Schreinerei, mit Werkbank
und Werkzeugschränken. Ich stehe mitten im Raum, die Hose runtergelassen für die Anprobe,
als Mechdi anfängt, auf seiner Geige zu kratzen, als wolle er für eine Hochzeit aufspielen. Es
ist ergreifend und komisch zugleich: ich möchte lachen und auf die Knie fallen vor Rührung.
Love is like snow
6.5.03 – Sitze mit Wida, Fatima und Marzie im Teehaus und schaue auf den Iman-MeydanPlatz hinunter. In dem Teich in Platzmitte schwammen zu Zeiten des Shah Abassi nackte
Schönheiten herum, erzählt mir Fatima, die schönste meiner Freundinnen. Von seinem
Balkon aus habe er sie beobachtet. Frage sie, ob sie Lust haben, das nachzustellen, sie
schwimmen im Teich, und ich beobachte sie. Ja, war prima, Shah zu sein. Heute gibt's dort
nur noch einen Springbrunnen zu sehen, und auf einem Randstein steht : „Down with USA“.
Ich darf Fatimas Hand halten. Sie hat lange, weiß lackierte Fingernägel, wie ich sie
aus Pornofilmen kenne. Ich halte den schwarz verhüllten Damen einen Vortrag über die
Liebe. Fatima sagt: „Love is like snow“. Ich schreibe in ihr Schulheft: „Meine Liebe schmilzt
nicht wie Schnee, wenn ich liebe, dann für immer, und dich liebe ich für immer.“ Sie wollen
mich aber mit der Mutter von Wida verkuppeln, weil der Vater früh gestorben ist.
Englische Filme
7.5.03 – Sitze in der esfahaner Mercedes-Werkstatt im Empfangsraum an einem der
Schreibtische und werde von „Mr. Nospeaking”, einem Taubstummen, mit Tee versorgt.
Habe hier relativ schnelles WLan, Strom und freundliche Leute, die anscheinend alle nichts
zu tun haben. Der eine installiert neue Programme auf sein privates Laptop. Eine hübsche
Dame löst Kreuzworträtsel, die andere schläft mit dem Kopf auf dem Schreibtisch. Werde sie
wohl mal mit meinem Wohnmobil beschäftigen, die Mechaniker, nicht die Mädels, für die
wüsste ich was anderes …
Ein LKW-Fahrer spricht mich an in erstaunlich gutem Englisch. Er sagt, er besuche
einen Kurs und höre während der Fahrt in seinem Axor Lektionen von CD. Ob ich englische
Musik auf meinem Laptop habe, will er wissen. Woraufhin „You really got me” von Van
Halen durch den Raum schallt, was er, glaube ich, nicht so toll findet. Zweimal zeigt er mir
das Foto seiner Frau auf seinem Handy. Er liebe sie über alles. Ich tät meine Freundin auch
lieben, sage ich und zeige ihm und einer Angestellten eine Reihe Fotos von Malika. Eins
davon muss ich hastig weiterklicken, aber es schien ihm besser zu gefallen als Van Halen.
Nachher zeigt er mir seinen Axor und ich ihm mein Wohnmobil. Nun unter vier
Augen streckt er mir einen USB-Stick hin und fragt nach englischen Filmen. „Unfortenately”
hätte ich aber nur Pornos dabei. Ob er verstehe, was ich meine? Jaja, das wär okay, sagt er,
und ich meine, ein Leuchten in seinen Augen gesehen zu haben. Vermutlich hat er genau die
mit „englische Filme“ gemeint. Habe ihm also den Stick vollkopiert mit schönen Filmen aus
meiner Sammlung.
Will abends draußen was einkaufen. Drei Typen geben sich als Polizisten aus, und ich
Blödmann steige in ihr Auto. Leon hatte mich kurz zuvor noch vor falschen Polizisten
gewarnt. Im Auto greifen sie mich an, der eine packt mir sogar an den Sack. Ich sah mich
schon tot aus dem Auto fliegen. Im Handgemenge geht meine Brille verloren, und sie klauen
mir Kamera und Geldbörse. Sind eben nicht alle Perser nett und freundlich.
Fazit: Ich lebe noch, bin sogar unverletzt. Habe als Ersatz eine uralte Brille dabei, mit
der ich kaum besser sehe als ohne. In der Geldbörse waren einige Rial-Scheine, umgerechnet
etwa 30 Euro. Leider auch die EC-Karte, mit der sie hier gar nichts anfangen können.
Außerdem sind der nationale Führerschein und die Kfz-Zulassung weg. Zum Glück haben sie
mir den Pass gelassen. Ohne Pass hätte ich heimfahren können. Also nochmal Glück gehabt!
Ab jetzt kommen wieder die schönen Abenteuer: die lebensfeindliche Wüste, überfahrene
Kamele, im Sand festsitzende Autos, an Tankstellen um Diesel betteln, mit Leuten ohne
gemeinsame Sprache reden und so weiter.
Sharam
8.5.03 – In Marvdasht spricht mich ein junger Mann beim Brotkaufen an. Er ist gerade
unterwegs zur Abendschule, wo er Englisch lernt. Er heißt Sharam und nimmt mich mit in
seine Klasse. Die jungen Männer fragen mich, ob es wahr ist, dass in Deutschland Ehefrauen
fremd gehen dürfen. Ja, sage ich, eine von meinen habe das ständig gemacht.
Sharam ist 19 und arbeitslos und langweilt sich. Er ist mir sympathisch, also frage ich
ihn, ob er Lust hat, uns als Führer und Übersetzer zu dienen. Er ist einverstanden, seine Eltern
auch, die vielleicht sogar froh sind, ihn eine Weile los zu sein.
Für Elise
In Irans Städten hört man oft die sehr bekannte Beethoven-Melodie (ich Banause weiß nicht,
wie sie heißt) im Sound eines billigen Keyboards. Ich kann sie trällern: „Didadidadidadum...”
Ich frage Sharam, was das bedeutet. Er sagt, es sei die Müllabfuhr, die Melodie diene den
Leuten als Zeichen, den Müll rauszutragen. Da meckern die hier über dänische Karikaturen,
haben aber keine Skrupel, deutsches Kulturgut derart zu verhöhnen! Um ehrlich zu sein, es ist
mir egal. Es fällt mir wieder ein: Für Elise heißt das Stück.
From Apes
In einem kleinen, fensterlosen Raum hocken etwa 30 junge, schwarz verhüllte Damen eng
zusammen. Der Englischlehrer stellt mich kurz vor. Wir sollen selbst ein Thema vorschlagen,
über das wir reden wollen. Ich sage: „Relation between man and woman.” Das würgt der
Lehrer hastig ab, bevor es die Mädchen richtig verstanden haben. Eine schlägt „Kultur” vor.
Also reden wir über die Unterschiede europäischer und iranischer Kultur. Der Lehrer ist aber
eher an Politik interessiert, und bald reden wir über Mr. Bush, den er als einziger sympathisch
findet.
Dann hält er eine lange Rede in Persisch. Ich wedel mir mit meinem Tagebuch Luft
zu, fühle mich ein wenig überflüssig, lächle von einem dunklen Augenpaar ins andere. Gerade
will ich einer Hübschen ein paar Zeilen auf einen Zettel schreiben, als der Lehrer mich
unvermittelt fragt, wie ich über „Creation” denke. Ich vermute, er meint die Frage nach der
Erschaffung des Menschen. Ich sage, ich sei Atheist (er schreibt das Wort an die Tafel) und
glaube an die Evolutionstheorie von Charles Darwin. Er erklärt es den Mädchen nochmal
langsam: „This man thinks he comes from apes”, was nun wirklich nicht sehr schön klingt.
Zur Unterstützung mache ich „Uh-uh-uh”, wie ich es in einem Film über Affen gehört habe.
Beinahe hätte ich mir dabei noch den Bauch gekratzt. Nach langer Diskussion in Persisch sagt
er zu mir, die Mädchen hätten davon noch nie gehört.
Kaum ist der Lehrer mal kurz draußen auf dem Flur, werden die Mädchen lebendig,
alle wollen mich was fragen. Ich sage meinen einzigen Satz in Farsi: „Iran chobär!” (Der Iran
ist schön) Alle lachen, eine sagt auf Deutsch: „Danke schön!” Ich frage, woher sie das hat.
Ein Onkel wurde mit einer Kriegsverletzung in ein deutsches Krankenhaus geflogen, wo man
ihm wohl gut geholfen hat. Unter Tränen dankt sie mir. Auch ich bin den Tränen nahe.
Daneben benehmen
9.5.03 – Hafes ist im Iran ein hoch verehrter Dichter, der in der Zeit der mongolischen
Eroberung lebte. Auch Goethe soll ihn verehrt haben. Sharam führt mich in Shiraz zum
Mausoleum des Dichters. Wir warten in einer Schlange vorm Eingang. Ein Mann mit einem
Kanarienvogel an einer Kette drängt sich zu uns durch. Der Vogel ist anscheinend dressiert, er
hat einen Zettel im Schnabel, den er mir hinhält. Ich denke, es ist ein Lotterielos und werfe
den Zettel dem Mann verärgert hinterher.
Aber es war ein Gedicht des Hafes, das den Besuchern als Geleit für den Tag gereicht
wird. So leicht kann man sich daneben benehmen. Die Iraner, höflich wie sie sind, sagen
nichts dazu, schauen mich nur etwas verwirrt an.
Danach gehen wir in ein feines Hotel-Restaurant. Ich bestelle Fischkebap und bitte
den Kellner, die Musik etwas leiser zu stellen. Er weist stumm auf etwas in meinem Rücken.
Ich drehe mich um und sehe, es ist eine Band, das ist Live-Musik! Sänger, iranische Sitar und
Trommel, alles elektrisch verstärkt und verhallt, spielen folkloristische Weisen. Da wir die
einzigen Gäste sind, spielen sie also nur uns zu Ehren, und ich kann nun unmöglich
verlangen, dass sie aufhören. Will mich ja nicht schon wieder daneben benehmen.
Was für’n Arschloch
11.5.03 – Zwischen Tabas und Birjand sehe ich zwei überfahrene Kamele neben der Straße.
Ich fahre ein Stück in die Wüste hinein, um das eine gleich aus dem Seitenfenster heraus
fotografieren zu können. Leider ist der Boden sandiger als ich dachte – wir sitzen fest.
Ich schaufel Sand, Sharam schiebt, nichts geht mehr. LKW-Fahrer müssen her, die
ersten beiden halten auch an. Sie schieben – vergeblich. Ich gebe Gas, versuche die Flucht
nach vorn, um festeren Boden zu erreichen, was die Sache noch schlimmer macht. Leider bin
ich der einzige, der darüber lachen kann. Es ist 38 Grad im Schatten, und der
Verwesungsgestank der Kamele weht uns um die Nasen.
Als die beiden Fahrer hören, warum ich da reingefahren bin, sagen sie mehrmals
kopfschüttelnd: ‚Was für'n Arschloch!‘ Da haben sie wohl Recht. Aber nun muss schweres
Gerät heran. Der eine fährt seinen Dreiachser, dessen Räder mir bis zur Schulter reichen,
rückwärts heran. Ich suche im Bus nach meiner Abschleppstange. Im feuchten Spülbecken
haben sich inzwischen fette Fliegen niedergelassen, die vorher auf den toten Kamelen saßen.
Eine von ihnen scheint sich in meine Zahnbürste verliebt zu haben. Sind Fliegen nicht
Überträger von Krankheiten?
Mir will zum Verrecken nicht einfallen, wie das mit der Stange funktioniert. Die
Trucker denken nicht, sie handeln. Mir haben sie angedeutet, ich solle die Klappe halten und
am besten gar nichts machen. Eine Rolle, die schon immer gut zu mir gepasst hat. Ergebnis:
Der Haken am Bus bricht ab.
Wir halten weitere LKW an, einer muss doch ein festes Seil haben! An der Pritsche
des Dreiachsers entdecke ich ein Stahlseil. Damit ziehen sie mich raus auf die Straße. Alle
sind glücklich, jetzt lachen sie auch. Ich mache ein Gruppenfoto von meinen Rettern und
verteile Geschenke: Taxiwerbekugelschreiber und DHL-Feuerzeuge. Zum Abschied kriege
ich Wangenküsse.
Nur Sharam ist sauer, er will zurück zu seiner Mutter. Ich sage, so was passiert eben,
und irgendwie geht's immer weiter. Das glaubt er nicht. Es gebe Straßen in der Wüste, sagt er,
da komme den ganzen Tag kein einziges Auto vorbei. Das glaube ich nicht. Wir machen
Handschlag und Schwamm drüber!
Agreement
Sharam sagt, wenn ein Mann für ein paar Stunden oder Tage eine Frau heiraten will, kann er
zum Mullah gehen, der für eine Gebühr sowohl die Braut vermittelt, als auch Trauung und
anschließende Scheidung ausrichtet. Vorher vereinbart man ein angemessenes „Geschenk” für
die Frau. Es geht auch ohne Mullah. Wenn die beiden eine bestimmte Strophe aus dem Koran
gemeinsam lesen, sind sie verheiratet. Der Name für dieses „Agreement” sei: Sygeh oder so
ähnlich. Ich hätte das sehr gern mal ausprobiert, aber die Brautleute müssen Moslems sein.*
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* Allerdings ist das ein shiitischer Brauch, bei den Suniten sei er unbekannt, und inzwischen
auch unter Iranern in schlechten Ruf geraten.
Kalaschnikow
12.5.03 – Sehen bei Ferdows das Wrack eines Reisebusses vor einer eingezäunten
Militärstation. Wir fragen den Wachmann, ob wir den Schrott fotografieren dürfen. Der Chef
hat uns gesehen und kommt auf Schluffen rausgerannt, begrüßt uns lachend, wir sollen
reinkommen. Verhaftet? Nein, wir sollen auf den Stufen des Eingangs Platz nehmen, der Chef
ordert Tee. Andere Soldaten, insgesamt acht junge Männer in Camouflage, kommen hinzu,
aber müssen stehen.
Der Chef sagt, sie seien eine Spezialeinheit der Polizei zur Bekämpfung des
Drogenschmuggels aus Afghanistan. Hier kreuzt ein noch intakter Kamelpfad, den die
Schmuggler mit ihren Allrad-Autos befahren. Es sei bereits mehrmals zu Schießereien
gekommen.
Der Chef und einer der Soldaten fahren uns mit dem Toyo-Allrad ein Stück auf dem
Kamelpfad in die Wüste hinein zu einer gut erhaltenen Karawanserei. Gerade lagert darin eine
Nomadenfamilie mit ihrer Herde. Der Älteste ist etwa 1,50 groß, hat fast schwarze
Gesichtsfarbe und einen weißen Bart. Sie treiben die Ziegen nach draußen. Wir klettern auf
die Mauer, und ich darf für das Foto die Kalaschnikow des Chefs schultern. Zum ersten Mal
habe ich eine echte Waffe in der Hand.
Lolita
13.5.03 – Sharam möchte nicht mehr in der Wüste übernachten, den ganzen Abend in der
Einöde zu sitzen, das ist ihm zu langweilig, Also bleiben wir in Kashmar abends im
Stadtpark. Er führt mich in die Moschee. In der Gebetshalle plaudert er mit einer Frau, die im
Nebenraum Fußball guckt. Ich hocke mich in eine entfernte Ecke auf den Boden, hole das
Tagebuch raus, und versehentlich fällt ein Tropfen Schnodder aus meiner Nase auf den guten
Gebetsteppich (bin seit Tagen erkältet). Ich denke: Ups, nun habe ich den Raum wohl
entweiht, das tut mir leid, aber wenn ich schon mal dabei bin und es keiner sieht....‘ Und lasse
noch ein paar Tropfen fallen. Sharam hört nicht gut, ich muss ihm immer alles zweimal sagen,
aber er hat ein scharfes Auge. Ob ich kein Taschentuch habe, fragt er aus 10 Metern
Entfernung. Doch, schon, aber so macht's mehr Spaß.
Sitzen dann im Park, draußen vor der geöffneten Bustüre. Unter den Kiefern spielt
eine Mädchenklasse Ball. Es kommt, wie ich es mir dachte: Sie kommen immer näher, dann
stehen sie alle um uns herum, und ich führe ihnen meine „Wohnung” vor. Eine guckt in
sämtliche Schubladen, sie schnattern und kichern, dann schieben sie mir Zettel und Schulhefte
hin: Ich gebe Autogramme, irgendjemand macht Blitzaufnahmen, komme mir vor wie ein
Popstar und schreibe Widmungen für Najere, Furut, Mariam, Marsa, Fatima … Sharam
übersetzt.
Es wird dunkel. Eine Familie lädt uns zu ihrem Picknickplatz ein. Sie hocken wie
üblich im Schneidersitz auf einer großen Decke. Der Junge ist gestern beschnitten worden, er
hat Schmerzen, ich sehe einmal kurz seinen verbundenen Schniedel. Einer der Männer ist
offenbar geistig behindert, der andere hat eine Hasenscharte. Aber das Mädchen!: Sehr
aufregend, angeblich 12 Jahre alt und hocherotisch. Lolita hat die tiefste Stimme, die ich je
von einem Mädchen gehört habe. Sie hört sich an, als werde sie von einer Männerstimme
synchronisiert.
Sharam ist in seinem Element, erzählt unsere Abenteuer. Er sagt, ich hätte in
Deutschland eine Firma mit 100 Taxis. Gut, dass sie nicht wissen können, wie viel ich mit
100 Taxis verdienen würde. Die Frauen rauchen Wasserpfeife, ich tausche Blicke mit Lolita,
sie lächelt mich an mit blitzenden Augen.
Wir sollen mitkommen in ihr Haus, sagen sie, ich könne den Bus in ihren Hof stellen.
Diese Familie ist mir unheimlich, ich lehne ab. Sharam möchte mit, er scheint sauer zu sein
wegen meiner sturen Weigerung. Die Frauen sammeln alles zusammen, Sharam bringt die
Wasserpfeifen weg. Ich sage: „Godafes“ (Tschüss) in die Runde, aber Lolita und der
Behinderte folgen mir zum Bus. Sie machen beide das Zeichen für „Geld“ mit Daumen und
Zeigefinger, Lolita mit tänzerischem Schwung. Ich beschwere mich bei Sharam: ”These
people want money!” Er meint, es sei ein Missverständnis. Na gut. Er fährt mit ihnen, ich
wünsche ihm gute Nacht und ziehe meine Vorhänge zu.
Stelle mir vor, sie bringen ihn gegen vier Uhr gefesselt und geknebelt und verlangen
Lösegeld. Sie behaupten übereinstimmend, Sharam habe sich in der Nacht über Lolita
hergemacht, die nun keine Jungfrau mehr sei, und das sei eine große Schande für die Familie.
Wenn ich nicht zahle, müsse ich sie heiraten und zum Islam übertreten. Sonst rufen sie die
Sittenpolizei, und dann käme ich ins Gefängnis. Ich sage, ich nehme Lolita, aber nur, wenn
wir gleich jetzt die Hochzeitsnacht hinter uns bringen, das sei in Deutschland so üblich, dafür
gebe es ein Sprichwort: Man kauft die Katze nicht im Sack, und für sie sei das ja jetzt egal, da
sie eh keine Jungfrau mehr sei.
In solche Phantasien kann ich mich schön reinsteigern, die Fortsetzung kann man sich
vorstellen. Ich muss sie aber irgendwann verscheuchen, sonst kann ich nicht einschlafen.
Es kommt wie üblich alles anders, ich bin ein dilettantischer Drehbuchautor meines
Lebens. Morgens bringen sie Sharam auf einem Moped, sie sitzen zu Dritt da drauf: Sharam
zwischen dem Mann mit der Hasenscharte und seiner Frau.
Wir fahren los. Sharam erzählt, das Ehepaar habe ihn in der Nacht entjungfert. Zuerst
hätten sie Wodka getrunken, dann Pornofilme geguckt, und dann seien alle drei ins Ehebett
gewechselt. Der Ehemann habe angefangen, seine Frau zu vögeln und Sharam aufgefordert
mitzumachen. Viermal habe er sie dann gefickt, es sei das erste Mal für ihn gewesen. Sie habe
sein Sperma in ein Tuch laufen lassen, das sie danach gewaschen und ihm als Souvenir
mitgegeben habe. Er zeigt es mir. Es sei der beste Sex ihres Lebens gewesen, habe die Frau
gesagt. Er solle bald mal wieder kommen (buchstäblich).
Was wäre passiert, wäre ich mitgegangen? Seltsam, sonst gehe ich immer mit allen
mit, die mich einladen. Habe ich was verpasst? Hätten sie auch mich ins Ehebett eingeladen?
Stelle es mir vor: Im Bett mit einer Iranerin und zwei anderen Männern – geil!
Oder hat sich auch Sharam in eine Phantasie reingesteigert, und gibt mit der Story an
wie bei den Iranern mit meinen 100 Taxis?
Rücken abschrubben
14.5.03 – Beim Einparken hört Florian ein Knirschen aus der Hinterachse meines
Wohnmobils. Ich bock das Auto hoch und stelle fest: Sämtliche Radmuttern am rechten
Zwillingsrad sind locker, hab sie beim letzten Radwechsel wohl nicht fest genug angezogen.
Eine Unterlegscheibe ist gebrochen, eine Mutter lässt sich nicht mehr ganz abdrehen. Die
Schraubenlöcher in den Felgen haben sich geweitet und die Form einer 8 angenommen. Kann
ich damit überhaupt noch fahren?
Zum Trost stehe ich in der Nacht mit mehreren hübschen Iranerinnen unter der
Dusche, lasse mir den Rücken abschrubben und lutsche an ihren Brustwarzen. Leider nur im
Traum, war aber trotzdem schön. Am Tag ist weniger möglich. Im Hotel nebenan lässt man
mich nicht mal allein duschen, nicht mal für 1 Khomeni (10 Tausender Schein = 80 Cent).
Gomschar
15.5.03 – Auf der iranischen Grenzstation kriegt der Zöllner beim Anblick meiner
Gepäckstücke plötzlich ein heftiges Zucken des linken Augenlides und schreibt 10 $ auf einen
meiner Pappkartons. Der kann mich mal! Ich verstehe nichts.
Der Helfer, der für mich die Formulare ausfüllt, ist der widerlichste Typ, der mir je an
einer Grenze begegnet ist. Er kann kein Wort Englisch und will mir weismachen, ich müsse
50 Dollar Gebühren zahlen. Ich krakele rum, und es stellt sich raus, es sind nur 6 Dollar. Ich
schreie ihn an, er soll sich verpissen, das Wort dafür habe ich gelernt: „Gomschar!” Aber er
ist anhänglich wie ein Knösel.
Spatzenhirn
Während ich in der Halle der Grenzstation darauf warte, dass mein Carnet de Passage für die
Ausreise abgestempelt wird, entdecke ich ein Schwalbennest unter der Decke. Die beiden
Vögel fliegen aus und ein und füttern ihre Jungen. Die Halle hat aber eine Automatik-Türe,
und zuerst denke ich, sie warten, bis einer dadurch geht und fliegen dann hinterher. Aber sie
öffnen die Türe selbst. Sie fliegen an dem Bewegungsmelder vorbei, fliegen eine Runde durch
den Raum, exakt so lang, bis die Türe ganz auf ist und sie durchhuschen können. Erstaunliche
Leistung für ein Spatzenhirn!

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