Stadt-Wissen: Überlegungen zu Stadkonstruktionen in der

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Stadt-Wissen: Überlegungen zu Stadkonstruktionen in der
Dossier
Karen Struve
Stadt-Wissen: Überlegungen zu Stadkonstruktionen
in der Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des
Sciences, des Arts et des Métiers (1750-1772)
1. Brisantes Stadt-Wissen
Im Winter 1757/58 wird das große Wissensprojekt der französischen Aufklärung,
die Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers
unter der Herausgabe von Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d’Alembert,
von einer der schwersten Krisen ihrer Geschichte erschüttert. Auslöser ist der von
d’Alembert verfasste Eintrag über die Stadt Genf, welcher hitzige Debatten und
zahlreiche empörte Briefe nach sich zieht und beide Herausgeber schließlich entzweien sollte. Warum lässt sich über einen Eintrag in einer Enzyklopädie über die
objektive Beschreibung einer realen Stadt so vortrefflich streiten? Der unauflösliche Dissens zwischen Diderot und d’Alembert, der nicht zuletzt von Voltaire ausgelöst und befeuert wird,1 gründet auf einen ersten Blick auf inhaltlich-faktischen
Streitpunkten: Die Herausgeber sind sich über die Qualität und vor allem die Richtigkeit der Aussagen im „GENEVE“-Eintrag über die Priester und Pastoren und die
Kunstwelt uneinig. Ein Blick auf die strukturelle Anlage des Disputs zeigt aber vielmehr, dass es hier nicht um objektive oder gar neutrale Beschreibungen geht und
selbst der Referent der Stadt Genf weniger disponibel und intelligibel ist, als er zu
sein scheint. An dieser Auseinandersetzung lässt sich nachvollziehen, in welchem
Maße die Encyclopédie ein Politikum und damit eine intentionale Konstruktion darstellt. Denn selbst in einem Artikel über eine Stadt, welcher vordergründig nicht die
philosophischen Kernthemen der Aufklärung behandelt, ist die diskursive Konstruktion des Wissens – und hier: der zeitgenössischen Welt mit ihren Städten – im
Rahmen der Encyclopédie als eines der Schlüsselwerke der Aufklärung erkennbar.
Die in der Encyclopédie angestrebte Kartografierung (des Wissens) der Welt in
einer „mappemonde“2 (so d’Alembert in seinem Discours préliminaire), hebt zwar,
gestützt durch die geografische Metaphorik, auf die Neutralität und Objektivität der
Wissensbeschreibung ab, lässt aber bei genauerem Hinsehen den Konstruktcharakter des Diskurses, d.h. die Bewertungen und diskursiven Ein- und Ausschließungsmechanismen, umso deutlicher aufscheinen. Damit ist die Perspektive
des folgenden Beitrags benannt: der diskursive Zusammenhang von Wissens- und
Stadtkonstruktionen.3
Der Zusammenhang von Wissensformationen und Stadtbeschreibungen in der
Encyclopédie erschöpft sich dabei keineswegs, wie dies noch anhand des Artikels
„GENEVE“ gezeigt wird, in der politisierten bzw. philosophisch-pädagogischen
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Schilderung verschiedener Städte der Vergangenheit und Gegenwart. Die Stadt
bietet sich überdies als Allegorie für eine bestimmte Systematisierung von Wissen
innerhalb des enzyklopädischen Projektes selbst an. Um diese Beschreibung der
Herstellung/Gestaltung von Wissen – Wissen als Stadt –, das mittels urbaner Metaphorik exemplifiziert, aber eben auch plausibilisiert werden soll, wird es im ersten
Teil des vorliegenden Beitrags gehen.
Im zweiten Teil soll die diskursive Konstruktion von Stadtdarstellungen in der Encyclopédie näher in den Blick genommen werden. Die faktische wie rhetorische
Vermittlung des zeitgenössischen Wissens über Stadt wird zunächst anhand der
Einträge zu den Lemmata „PARIS“ und „VILLE“ skizziert und strukturell analysiert.
Dabei werden die Wissenskonstruktionen in der Encyclopédie nicht als mimetische, objektive oder gar neutrale Abbildungen von Wirklichkeit verstanden, sondern ihre diskursive Gemachtheit in den Blick genommen. In einem weiteren
Schritt wird der Artikel zur Stadt Genf herangezogen, um die diskursive Konstruktion des Stadtbildes im Sinne der politischen und aufklärerischen Ziele der Enzyklopädisten aufzuzeigen. Schließlich werden Artikel zu Städten untersucht, die
nicht nur selbst Konstruktionen darstellen, sondern sich sogar auf konstruierte, d.h.
imaginierte Städte beziehen und die Dimension der Referenzialität als Narrativ von
Wirklichkeit im 18. Jahrhundert außer Kraft setzen.
2. Stadt-Wissen: Wissen als Stadt
Der Aufbau und die Formierung einer Enzyklopädie, so schreibt Diderot im gleichnamigen Eintrag, sind wie die Planung und Gründung einer Stadt:
Il n’en faudroit pas construire toutes les maisons sur un même modele, quand on auroit
trouvé un modele général, beau en lui-même & convenable à tout emplacement.
L’uniformité des édifices, entraînant l’uniformité des voies publiques, répandroit sur la
ville entiere un aspect triste & fatiguant. Ceux qui marchent ne résistent point à l’ennui
d’un long mur, ou même d’une longue forêt qui les a d’abord enchantés.4
Interessanterweise folgt Diderot hier nicht den Beschreibungen einer idealen Stadt,
die, wie weiter unten ausgeführt wird, auf Symmetrie und Gleichförmigkeit geradezu
besteht, sondern betont den Charakter der Abweichung von einem grundlegenden
Modell, um die Leserschaft nicht zu langweilen. Neben dem Anspruch den Leser
zu unterhalten mag die Ablehnung der Uniformität der Artikel vermutlich auch dem
Ziel geschuldet sein, die Encyclopédie nicht wie ein ideales und damit realitätsfernes Projekt aussehen zu lassen, sondern durch eine facettenreiche Rhetorik und
Stilistik die Referenzialität zu unterstreichen. Die Diskrepanz zwischen der Stadt
als Strukturmodell und der Stadt als partikulare Variante wird in der Analyse der
Artikel „VILLE“ und „PARIS“ noch näher untersucht.
Die Stadt als Allegorie für die Formierung des Wissens in der Enzyklopädie
scheint mir keineswegs willkürlich für die Wissenskonstruktion gewählt; die Meta-
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phorik für die Konstruktion des Wissens ist in der Encyclopédie oftmals raumaffin
und weist in gewisser Weise „eine Neigung, Segmente des Wissens kartographisch zu umreißen und räumlich darzustellen“ auf, wie Robert Darnton es formuliert5 – nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der enzyklopädischen Tradition, der
Memoria-Lehre bzw. Mnemotechnik.6 Die Stadt bietet sich in besonderem Maße
für die Erläuterung der ‚Architektur des Wissens‛ an, denn sie entstammt zum Ersten der Erfahrungswelt der Leserschaft und zielt damit auf eine allgemeinverständliche Anschaulichkeit. Die Stadt mit ihrer urbanen Lebens- und Arbeitswelt dient
folglich als Bildspender: etwa mit ihren sozialen Komponenten der Menschenmasse, der arbeitsteiligen Organisation des Handwerks, der Markt- und Gerichtstätigkeiten etc.
Im Besonderen fungiert die Stadt auch als ‚Motor der Zivilisation’ und damit –
wie im Falle von Paris – als intellektuelles Epizentrum der französischen und europäischen Aufklärung. Zum Zweiten wird also neben einer soziokulturellen und sozioökonomischen Dimension der ideologische, politische und generell aufklärerische
Hintergrund aufgerufen, vor dem die Texte der Enzyklopädie entstehen. Die Allegorie der Stadt bezieht sich folglich auf die intellektuellen Schauplätze der französischen und europäischen Aufklärung, die eben nicht auf dem Lande zu finden sind.
Die Stadt verweist zum Dritten auf die im Werk erstmals intendierte Verquickung
von handwerklichem und intellektuellem Wissen, d.h. die rationale wie künstlerische Architektur von Menschenhand. Daran metaphorisch anschließend werden
auch die ‚Bauprinzipien’ der Artikel innerhalb der Encyclopédie von Diderot und
d’Alembert an unterschiedlichen Stellen thematisiert; dabei geht es weitestgehend
um den argumentativen Aufbau, die rhetorische Finesse und nicht zuletzt um die
thematische Einpassung in dieses Vorzeigeprojekt der Vernunft und des modernen
Menschen.
Die Stadt-Metaphorik dient neben der Illustration der Wissensvermittlung innerhalb des Enzyklopädieprojektes auch der Erläuterung seiner rhetorischen Stilmittel
wie etwa der Metapher selbst (als Figur der Verknüpfung von Wissensinhalten).
Während zunächst im Eintrag „METAPHORE“ das Bild des Schlüssels eingeführt
wird, um zu erklären, wie vorgelagerte Einsichten („connoissances préliminaires“)
zu tieferen Erkenntnissen und zur Wissenschaft („sciences plus profondes“) führen, kommt der Stadt eine ähnliche Bedeutung für den Zutritt und Schutz des Königreichs zu: „On dit aussi d’une ville fortifiée qui est sur une frontiere, qu’elle est la
clé du royaume, c’est-à-dire que l’ennemi qui se rendroit maître de cette ville, seroit à portée d’entrer ensuite avec moins de peine dans le royaume dont on
parle.“7 Hier dringt das aufklärerische Credo abermals durch: Wer Wissen besitzt,
kann die Welt erobern.
3. Stadt-Wissen: Wissen über die Stadt
Städte- und Stadtbeschreibungen stellen einen nicht zu unterschätzenden Teil des
von den Herausgebern als relevant erachteten, zeitgenössischen Wissens dar. Die
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Suche nach dem Wort „ville“ führt zu über 50 Einträgen und insgesamt 10.000 Fundstellen in der gesamten Encyclopédie. Die Artikel über europäische (etwa Paris,
Amsterdam oder Berlin) oder außereuropäische (etwa Mexiko, Moskau oder Peking)
Städte sind dabei insofern aufschlussreich, als sie Wissensbestände und -systematisierungen dokumentieren, die ganz im Zeichen des aufklärerischen Projektes
stehen. Dieser Konstruktcharakter ist interessanterweise besonders in jenen Artikeln augenfällig, die sich gerade durch einen starken Realitätsbezug bzw. eine vermeintlich eindeutige Referenzialität auszeichnen.
Der Herstellung und Darstellung von Wissen über Städte kann man sich bspw.
über den abstrakten Eintrag zum Begriff „Stadt“ nähern. Die Stadt stellt, so im Eintrag „VILLE“ von de Jaucourt, eine von Mauern umgrenzte Entität dar, deren
Mauern, Häuser und Plätze, „[p]our qu’une ville soit belle“,8 Symmetrie und Uniformität einhalten müssen. Diese ästhetischen Kriterien, die unmittelbar am Anfang
des Eintrages stehen und in der Folge noch durch Kriterien des römischen Architekten Vitruv ergänzt werden, flankieren die Ausführungen zum idealen und geschlossenen Charakter der Stadt. Der nahezu anachronistische Verweis auf Vitruv,
auf den schon Jean Ehrard hingewiesen hat, zeugt einerseits von der Editionsgeschichte der Encyclopédie: Der Band mit dem Artikel „VILLE“ erscheint weit nach
vielen anderen alphabetisch vorgängigen Stadt-Artikeln und will daher vermutlich
einen gewissen Abstraktionsgrad für sich in Anspruch nehmen. Die ahistorische,
abstrakte und synthetisierende Funktion liegt dabei auf der Hand – und weniger
eine „anticomanie“ des Autors.9 Andererseits aber zeigt sich an der vermeintlich
zeitlosen Ästhetisierung der Stadt das Projekt der Aufklärung mit seiner utopischen10 Prägung des Stadtbildes. „[C]’est de myopie intellectuelle qu’il faut parler“,
schreibt Ehrard sogar ironisch, „sur l’image réelle de la ville l’Encyclopédie paraît
projeter une image mentale, des plus désuètes.“11 Diese Überlagerung der Bilder
ist m.E. nicht so sehr einer intellektuellen Kurzsichtigkeit geschuldet als vielmehr
einer intendierten diskursiven Konstruktion, in der einerseits die Vorstellung eines
‚realen Bildes‛ nicht mehr haltbar ist und andererseits die Stadt unter Verweis auf
Vitruv und einer – durchaus auch aus der Ikonografie inspirierten12 – idealen Architektur als Stadt der Aufklärung generiert wird.
Die (Un-)Sichtbarkeit der ‚realen‛ Stadt, die weniger in der notwendigen Komplexitätsreduktion durch die Verschriftlichung begründet ist, sondern vielmehr der
Überlagerung mit Stadtbildern einer idealen, aufgeklärten Stadt entspringt, ist analog auch im Eintrag etwa zur Stadt Paris unmittelbar nachzuvollziehen. In den
Einträgen zu konkreten Städten generiert sich das Wissen über die Stadt u.a. über
ihre geografische Positionierungen und Kartierungen durch die genaue Angabe
der Längen- und Breitengrade. Der Positionierung der Stadt Paris wird im
gleichnamigen Eintrag allerdings die Beschreibung ihrer Lage in Relation zu anderen europäischen Städten wie etwa Amsterdam, London aber auch Stockholm,
Konstantinopel und Moskau hinzugefügt. Auf diese Weise ist Paris aber keineswegs relativ lokalisiert, sondern bildet vielmehr vor dem inneren Auge des Lesers
das Zentrum, auf welches in unterschiedlichen Entfernungen andere europäische
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Städte schauen. Die Zentralität dieser Perspektive verstärkt sich durch die Fortsetzung des Artikels, in der die historische Verankerung, die bedeutende Bevölkerungsdichte sowie der intellektuelle Einfluss betont werden. Diese Stadt hat nämlich maßgeblich zur Wissensproduktion beigetragen: Als Ort des politischen, intellektuellen bzw. philosophischen und künstlerischen Wissens brachte sie „plus de
grands personnages, plus de savans, plus de beaux esprits que toutes les autres
villes de France réunies ensemble“13 hervor. Damit sind vermutlich auch die Enzyklopädisten selbst gemeint, die zu einem großen Teil in Paris lebten.
An der Länge des Artikels sowie der begeisterten Beschreibung der Stadt wird
deutlich, dass Paris und das Projekt der Encyclopédie immanent miteinander verbunden sind. Paris ist, so Philip Blom, „die Bühne, auf der die gesamte Geschichte
der Encyclopédie spielte“.14
Im Hinblick auf die diskursive Konstruktion
von Paris ist die Studie von Blom insofern
interessant, als er für seine Beschreibung
der Enzyklopädisten die Schilderung der
Zustände in Paris wählt und sich mit dem
berühmten Pariser Stadtplan der Zeit, dem
„Plan Turgot“ von 1739, auseinandersetzt.15
Blom zeigt anhand des Stadtplanes, wie augenfällig die Diskrepanz zwischen einer vermeintlich objektiven, mimetischen Darstellung der Straßenzüge und der ländlichen angrenzenden Dörfer auf der Landkarte einerseits und den Schilderungen von Zeitgenossen andererseits ist. Für die im vorliegenden Beitrag angelegte Perspektive auf die
Konstruktionen der Stadt ist zwar der Abgleich mit anderen diskursiven Konstruktionen der Stadt in Reiseberichten der Zeit nicht zentral, interessant aber ist die
angedeutete Idealisierung der Straßenzüge. Sie drückt sich darin aus, dass diese
leuchtend weiß erscheinen und in geschwungener Schrift die Straßennamen darauf zu lesen sind, und die Stadt menschenleer und unbelebt ist.16 Damit ist hier
eine bildliche Darstellung der idealen Stadt gegeben, die vermutlich auch auf die
physiokratische Gesinnung des Planers verweist. Blom erklärt, dass der „Plan Turgot“ zwar „das erste umfassende graphische Inventar der Hauptstadt“17 darstellt,
aber durch diese künstliche Leere und das Feststellen mehr verhüllt als er sich zu
zeigen anschickt.18 Der Konstruktcharakter der Stadtbeschreibung – und damit die
Herstellung des idealen Wissens im Gegensatz zu einer Darstellung des erfahrenen Wissens – wird hier ebenso deutlich wie in den textuellen Einträgen zu den
einzelnen Städten19 in der Encyclopédie selbst.
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4. Stadt-Wissen: Politisiertes Wissen im Eintrag „GENEVE“ und vom citoyen
Besonders deutlich kommt die Gestaltung, Bewertung und Einordnung von Wissen
über Stadt und citoyenneté im bereits erwähnten, brisanten Eintrag zur Stadt
„Genf“ zum Ausdruck.
Im Folgenden soll und kann die Diskussion um den Eintrag „GENEVE“ nicht rekonstruiert werden, wie sie sich in zahlreichen Briefwechseln etwa zwischen Diderot, d’Alembert, Voltaire oder Rousseau entwickelt; vielmehr wird der Eintrag unter
der Perspektive der Wissensrepräsentation der Stadt untersucht.
Der Artikel zur Stadt Genf von d’Alembert zeichnet sich zunächst durch seine
ungewöhnliche Länge und damit durch die Ausführlichkeit der Stadtbeschreibung
aus, ist er doch um ein Vielfaches länger als viele andere Einträge zu Städten oder
gar Ländern (der Eintrag zu „FRANCE“ etwa ist nicht einmal ein Fünftel so lang).
Bereits zu Beginn des Artikels zeigt sich der kritische, teilweise überhebliche Ton
des französischen Enzyklopädisten: d’Alembert erläutert etwa das Stadtwappen
und beurteilt die dargestellte Symbolik als falsch tradiert:
La ville de Genève a conservé ces armes après avoir renoncé à l’église romaine, elle
n’a plus de commun avec la papauté que les clés qu’elle porte dans son écusson ; il
est même assez singulier qu’elle les ait conservées, après avoir brisé avec une espece
de superstition tous les liens qui pouvoient l’attacher à Rome ; elle a pensé apparemment que la devise post tenebras lux, qui exprime parfaitement, à ce qu’elle croit, son
état actuel par rapport à la religion, lui permettoit de ne rien changer au reste de ses
armoiries.20
Und ähnlich wie das Wappen erscheint ihm auch die Inschrift auf dem Genfer Rathaus als falsch und nicht mehr zeitgemäß:
On voit encore entre les deux portes de l’hôtel-de-ville de Genève, une inscription
latine en mémoire de l’abolition de la religion catholique. Le pape y est appellé
l’antechrist; cette expression que le fanatisme de la liberté & de la nouveauté s’est permise dans un siecle encore à demi-barbare, nous paroît peu digne aujourd’hui d’une
ville aussi philosophe. Nous osons l’inviter à substituer à ce monument injurieux &
grossier, une inscription plus vraie, plus noble, & plus simple. Pour les Catholiques, le
pape est le chef de la véritable église, pour les Protestans sages & modérés, c’est un
souverain qu’ils respectent comme prince sans lui obéir: mais dans un siecle tel que le
nôtre il n’est plus l’antechrist pour personne.21
Doch d’Alembert findet für die Stadt nicht nur rügende Worte. Er schildert historische Schlachten um Genf sowie deren Abwehr der militärischen Angriffe, erklärt
mit Bewunderung die Unabhängigkeit und Neutralität der Stadt, die sich aufgrund
der geografischen Lage und ihres Reichtums zwar in Allianzen mit Frankreich und
England ausdrückt, ohne sich jedoch in Konflikte verwickeln zu lassen. Der Autor
lobt die demokratische Verfasstheit, beschreibt die rechtlichen Regelungen zu
Eheschließungen, Erbrecht und Luxus bzw. Besitztümern.
Am Ende des Artikels nimmt d’Alembert schließlich zwei Themenkomplexe in
den Blick, die für die eingangs erwähnten Diskussionen mit Diderot, besonders
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aber für entschiedene und erboste Kritik unterschiedlichster Parteien sorgt: Er beschreibt die Theateraufführungspraxis und die Religion – allerdings eingebettet in
einer recht sprunghaften Argumentationsführung. Gemäß d’Alembert werden in
Genf Aufführungen von Komödien unterbunden, so dass er den instruktiven, persönlichkeitsbildenden Charakter der Komödie dagegen in Anschlag bringt. Dabei
greift er Genf in einer zivilisations- bzw. aufklärungskritischen Argumentationsfigur
an:
Une autre considération digne d’une république si sage & si éclairée, devroit peut-être
l’engager à permettre les spectacles. Le préjugé barbare contre la profession de comédien, l’espece d’avilissement où nous avons mis ces hommes si nécessaires au
progrès & au soûtien des Arts, est certainement une des principales causes qui contribue au déréglement que nous leur reprochons: ils cherchent à se dédommager par les
plaisirs, de l’estime que leur état ne peut obtenir.22
Damit kommt d’Alembert zu den Insignien der akademischen Bildung der Stadt,
nämlich dem Universitätswesen der Stadt und zur gut ausgestatteten Bibliothek,
um direkt im Anschluss auf die grassierende Syphillis hinzuweisen. Wiederum in
einem argumentativen Sprung führt der Autor aus, dass die Stadt – und hier ließe
sich eine Parallele zur Beschreibung von Paris ziehen – viele „Savans“ und „artistes“ hervorgebracht hat; auch ausländische Denker kommen hier zu Ruhm.
Genf hat demnach
quelques fois l’avantage de posséder des étrangers célebres, que sa situation agréable, & la liberté dont on y joüit, ont engagés à s’y retirer; M. de Voltaire, qui depuis trois
ans y a établi son séjour, retrouve chez ces républicains les mêmes marques d’estime
& de considération qu’il a reçûes de plusieurs monarques.23
Der Beschreibung der Uhrenfabriken, der Architektur der Steinhäuser und dem
Krankenhauswesen folgt der letzte, besonders heikle Abschnitt über die Ausübung
und Definition der Religion in Genf, „c’est la partie de cet article qui intéresse peutêtre le plus les philosophes.“24 Der Verweis auf weitere, zur Semantik der Religion
gehörige, kontextualisierende Artikel in der Encyclopédie, die Schilderung des Klerus und der Beerdigungsmodalitäten münden schließlich in einer Diagnose der
Genfer Gottesmänner, die d’Alembert erbosten Widerstand und vehemente Kritik
einbringen sollte: der Sozinianismus. Diese Lehre, nach der die Pastoren der Stadt
nicht an die Dreifaltigkeit glaubten, wird von d’Alembert im Folgenden zwar durchaus positiv bewertet, geht sie doch mit einer vorbildlichen und fortschrittlichen Toleranz einher, ist aber für die Genfer Geistlichen ein nicht hinnehmbarer Vorwurf.25
D’Alembert schließt seinen Artikel mit einer Begründung für dessen Ausführlichkeit. Hier führt er einerseits das Wissensprojekt der Enzyklopädie an, das in seiner
Anlage Wissensbestände weder hierarchisch systematisiert noch quantitativ hierarchisiert: „Nous ne donnerons peut-être pas d’aussi grands articles aux plus
vastes monarchies ; mais aux yeux du philosophe la république des abeilles n’est
pas moins intéressante que l’histoire des grands empires.“26 Andererseits stellt
d’Alembert nochmals explizit den Vorbildcharakter der Stadt aus: „ce n’est peut142
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être que dans les petits états qu’on peut trouver le modele d’une parfaite administration politique.“ Eine Einschränkung stellen allein die Religion dar: „Si la religion
ne nous permet pas de penser que les Génevois ayent efficacement travaillé à leur
bonheur dans l’autre monde, la raison nous oblige à croire qu’ils sont à-peu-près
aussi heureux qu’on le peut être dans celui-ci: O fortunatos nimiùm, sua si bona
norint !“27
Anhand dieses Artikels lässt sich sowohl auf der Ebene der Inhalte als auch auf
der Ebene der politisierten Rhetorik die Verbindung zwischen der textuellen
Gestaltung der Stadt und der Wissenskonstruktion unter den politisierten Zeichen
der Aufklärung nachvollziehen. Zwar gibt d’Alembert vermeintlich faktisches Wissen zur städtischen Geschichte, Gerichtsbarkeit, Verwaltung oder wirtschaftlichem
Wohlstand wieder, dennoch fallen unmittelbar die wertenden Aussagen ins Auge,
die sich besonders in den Bemerkungen um Religionsfreiheit und den Konnex zwischen der Stadt und dem Stadtbewohner, dem Genfer als citoyen, ausdrücken.
Damit ist die Stadt nicht nur ein Raum, in dem sich eine spezifisch lokale Geschichte niederschlägt, sondern neben ihrer Kartografierung spielen auch deren
Auswirkungen auf die Mentalität der Stadtmenschen eine wichtige Rolle. Insbesondere geht es hier um die Differenzierung zwischen der Stadt als „ville“ und „cité“
und damit um die anthropologische und politische Hinwendung zum Stadtbewohner als Bürger. „Fonder une ville“, heißt es in diesem Sinne bei Ehrard, „c’est créer
en même temps une cité, donc des citoyens.28
Der Zusammenhang zwischen der Stadt und der Bildung und dem Verhalten
ihrer Bewohner lässt sich etwa im Eintrag zum Lemma „URBANITE ROMAINE“
nachvollziehen, in dem der Autor Jaucourt nicht mit harscher Kritik an den sprachunbegabten und oberflächlichen Franzosen spart („il est vraisemblable que les
François qui examinent rarement les choses à fond, n’ont pas jugé ce mot fort
nécessaire“29). Er betont zudem die synonyme Verwendung des Wortes Urbanität
mit der galanten, höflichen, ja edlen Sprache und Haltung der Stadtbewohner (hier:
Roms):
URBANITE ROMAINE, (Hist. rom.) ce mot désignoit la politesse de langage, de l’esprit
& des manieres, attachée singulierement à la ville de Rome. [...] & parmi nous, la politesse n’est le privilege d’aucune ville en particulier, pas même de la capitale, mais uniquement de la cour. [...] Pour me recueillir en peu de paroles, je crois que la bonne
éducation perfectionnée par l’usage du grand monde, un goût fin, une érudition fleurie,
le commerce des savans, l’étude des lettres, la pureté du langage, une prononciation
délicate, un raisonnement exact, des manieres nobles, un air honnête, & un geste
propre, constituoient tous les caracteres de l’urbanité romaine.30
In dieser Passage kommt nicht nur die Hypostasierung des antiken Roms zum
Ausdruck, sondern Jaucourt betont auch den immanenten Zusammenhang zwischen der Beschaffenheit einer Stadt und der Persönlichkeitsstruktur ihrer Bewohner, die durch Bildung verfeinert und veredelt wird und die stets, so eingangs im
Eintrag „CITOYEN“ betont, in einem kollektiven Zusammenhang stehen.31 Das in
der Encyclopédie aufzunehmende Wissen über die Stadt konstruiert diese somit
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als „cité“, als Ort des politischen Handelns und der ‚zivilisierten‛ Umgangsformen.
Dabei ist diese Akzentuierung durchaus unter aufklärerischen Vorzeichen zu lesen,
indem dem citoyen nach Gladstone als „homme de Lumières“32 die Möglichkeiten
des selbstbestimmten, ratio-geleiteten Lebens zugeschrieben wird und indem er
als „un idéal du citoyen, un citoyen modèle“33 fungiert. Wie die Stadt wird also auch
der konkrete Stadtbewohner von einem idealisierten, imaginierten citoyen überlagert, dessen Bild gar – wie im Falle der Stadt Genf – konträr zu den (Selbst-)Wahrnehmungen und dem Wissen der Beschreibungsobjekte stehen kann.
5. Stadt-Wissen: Fingiertes Wissen und imaginierte Städte
Ein weiterer Blick auf Einträge besonderer Städte enthüllt, dass in der Encyclopédie nicht nur Wissen aufgenommen und kartografiert worden ist, das (heutzutage)
als gesichert gilt, im Sinne von auf Tatsachen basierend oder ‚real‛. Das gesamte
Wissen der Zeit, das aufgezeichnet werden sollte, beinhaltete durchaus auch Wissen, das imaginären Ursprungs bzw. sogar fiktiven Charakters ist. Denn es haben
etwa Einträge zu imaginierten Städten Eingang in die Encyclopédie gefunden, die
zwar unmittelbar als fiktiv und damit als in der Realitätswahrnehmung inexistent
markiert werden, die aber sehr wohl – nach der Ansicht der Herausgeber und Enzyklopädisten – einen Teil des (mythischen und exotistischen) Imaginariums der
Aufklärung darstellen. Drei Einträge seien hier exemplarisch erläutert: jener zur
peruanischen, goldenen Stadt „MANAO & DORADO“, jener zur Region des ginnistanischen „SCHADUKIAM“ mit der Hauptstadt sowie jener, der die Tempelanlage „TINAGOGO“ nahe der asiatischen Stadt Meydur beschreibt.
Zunächst ist auffällig, dass die drei Einträge unterschiedlichen Wissensgebieten
zugeordnet werden. Während „Manoa & Dorado“ als geografischer Begriff ausgewiesen wird, gehört „Schadukiam“ in den Bereich der modernen Geografie; „Tinagogo“ wird indes als „terme de relation“34 bezeichnet und nahe der Stadt Meydur
im Land Brama verortet.
Manoa & Dorado wird als „ville imaginaire“35 apostrophiert, die als Zufluchtsort
der vor den Kolonialherren geflüchteten Peruaner gilt. Unterhalb des Äquators, am
Ufer des Parime-Sees, sollen sie hier eine Stadt errichtet haben, in der sie große
Schätze vor den Eroberern verbergen konnten. Diese imaginierte Stadt, deren Dächer und Mauern aus Gold bestehen sollen, wird als Fantasie gekennzeichnet und
es wird sogleich ihre Funktion benannt: Sie dient dazu, die Habgier der spanischen
Eroberer zu entlarven und ist also eine „chimere fondée sur la soif des richesses“.36 Während noch 1745 M. de la Condamines Mémoires de l’académie des
Sciences, année 1745, Vermutungen über den Ursprung des Mythos anstellt, ist
die Stadt zwar in den Erzählungen und in der Fantasie lebendig, aber von allen
Karten verschwunden: „Mais enfin cette ville fictive a disparu de toutes les anciennes cartes, où des géographes trop crédules l’avoient fait figurer autrefois, avec le
lac qui rouloit sans cesse des sables de l’or le plus pur.“37
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Während diese Stadt also als kolonialistisch-exotistischer Mythos Eingang in die
Encyclopédie findet, stellt die Stadt Schadukiam ein Imaginarium einer menschlichen Sünde dar. Die Übersetzung des aus dem Persischen stammenden Stadtnamens „Schadukiam“ verweist auf die Imagination der menschlichen Sünde:
„SCHADUKIAM, (Géog. mod.) c’est-à-dire le plaisir & le désir.“ Diese Gegend
entstammt orientalischen Romanen, ist von Feenwesen bewohnt und hat als „royaume des fées, une capitale imaginaire, qu’ils appellent Ghevher-Abad, mot persien, qui signifie la ville des joyaux.“38
„Tinagogo“ schließlich wird von Jaucourt als Name einer indischen Götze identifiziert, die der Fantasie Fernand Mendez Pintos entspringt. Hier geht also eine fiktive Gottheit, zu deren Ehren ein prunkvoller Tempel im Königreich Brama in der
Nähe der Stadt Meydur errichtet worden ist, auf einen Urheber zurück, der vermutlich aufgrund seiner Berühmtheit als portugiesischer Weltreisender (als ‚Entdecker‛) und Schriftsteller nicht weiter eingeführt wird. Bemerkenswert ist dabei
zum einen, dass auf Pintos Beschreibungen der Pilger und (die Techniken der)
Märtyrer hingewiesen wird, zum anderen wird kritisch angemerkt, dass die Erläuterungen zu eben diesen Praktiken Eingang in eines der Vorläuferprojekte der Encyclopédie gefunden haben. Jene Ausführungen „forment peut-être l’article le plus
long & le plus faux du dictionnaire de Trévoux.“39 Erneut wird auf die Fiktivität des
beschriebenen Ortes hingewiesen:
le lieu même de la scène est imaginaire. Les Géographes ne connoissent ni la ville de
Meydur, ni le royaume de Brama ; tout ce qu’on sait de cette partie de l’Asie où les
Européens n’ont pas encore pénétré, c’est qu’aux extrêmités des royaumes d’Ava & de
Pégu, il y a un peuple nommé les Bramas, qui sont doux, humains, ayant cependant
quelques loix semblables à celles du Japon; c’est à-peu-près tout ce que nous apprend
de ce pays le voyage des peres Espagnac & Duchalz, jésuites.40
Zusammenfassend ist zu bemerken, dass das Wissen über die Stadt und die Stadt
als Allegorie für das Wissen in der Encyclopédie diskursiv konstruiert werden und
selbstreferentiell an das große Projekt der französischen Aufklärung gebunden
sind. Damit dient die Stadt einerseits als Bildspender für den Aufbau der Encyclopédie und die Architektur der Artikel. Die Stadt fungiert andererseits in der Encyclopédie als ville idéale bzw. als Utopie, deren Beschreibungen sich weniger an zeitgenössischen Begebenheiten orientieren als vielmehr an idealisierenden, antiken
Vorbildern. Zu diesem Idealbild der Stadt, das sich auch in der Ikonografie der Zeit
wiederfindet, gesellt sich das Bild der Stadt der Aufklärung und damit eine politisierte, didaktische Darstellung der Stadt, wie sie sich aus dem Wissen der Menschen generiert. Damit ist die textuelle Repräsentation der Stadt weniger Abbild als
Neukonstruktion, die stets den Diskurslogiken der Aufklärung unterliegt und mit
deutlichen Wertungen der Autoren einhergeht. Dieses Wissen kann sogar so weit
gehen, dass auch fiktive Städte Eingang in die Encyclopédie finden und somit eine
Form von imaginiertem Wissen aufgenommen wird. An der Repräsentation der
idealisierten Stadt im Artikel „VILLE“, ähnlich wie im Stadtplan von Turgot, der ästhetisierten Imagination im Artikel „PARIS“, an dem politisch-intendierten Eintrag
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zur Stadt Genf und schließlich anhand der Artikel zu den fiktiven Städten zeigt sich,
dass die diskursive Konstruktion der Stadt stets im Kontext der Aufklärungsdiskurse um die vernunftgeleitete politische und philosophische Emanzipation der Zeit
steht. Die Wissenskonstruktionen, beziehen sie sich nun auf konkrete Städte oder
auf fiktive, haben in dieser Perspektive weniger mit dem Referenten zu tun als mit
den die Texte durchziehenden autoritätskritischen Diskurssträngen. So stehen
Stadt und Wissen in der Encyclopédie in einem unmittelbaren Zusammenhang, der
sich nicht durch die mimetische Nähe und die Referenzialität erschließt. In diesem
Blickwinkel wird auch die Brisanz eines scheinbar so eindeutigen Falles wie dem
der Darstellung der Stadt Genf augenfällig: Die Encyclopédie-Einträge stellen
(auch und gerade auf der Basis der menschlichen ratio) keine neutral-additiven
(und damit universalistischen) Deskriptionen sondern intentional-selektive
Konstruktionen in der Zeit der Aufklärung dar. Und um die philosophisch-politische
Ausrichtung dieser aufklärerischen Diskursformierung, um das Verhältnis von Wissen und Macht kann und muss sehr wohl gerungen werden.
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Vgl. dazu bspw. Philipp Blom: Das vernünftige Ungeheuer: Diderot, d’Alembert, de Jaucourt und die große Enzyklopädie, Frankfurt/M., Eichborn, 2005, S. 291sq.
Jean le Rond d’Alembert: Discours préliminaire de l’Encyclopédie (1751). Einleitung zur
Enzyklopädie von 1751, hg. und eingeleitet von Erich Köhler, Hamburg, Felix Meiner
Verlag, 1955, 86.
Dieser Ansatz verwendet eine am Foucault’schen Diskursbegriff geschulte Perspektive,
die den Zusammenhang von sprachlicher (Re-)Präsentation und Machtmechanismen –
hier im Sinne des aufklärerischen Projekts – in den Blick nimmt. Damit können weitere
Diskurse, die die Encyclopédie bedingen bzw. deren textuelle Gestaltung durchziehen, in
diesem Rahmen nicht berücksichtigt werden, wie bspw. in den Ausführungen von Thomas Cassirer, der die Stadtdarstellungen in der Encyclopédie zwischen den Diskursen
um Luxus und dem Nutzen der Zivilisation einerseits und um die architektonische Verschönerung der Städte andererseits verortet (vgl. Cassirer, Thomas: „Awareness of the
City in the Encyclopédie“, in: Journal of the History of Ideas, Vol. 24, N° 3, 1963, 387-396,
387. unter: www.jstor.org/stable/2708214. Stand: 08.06.2011).
Denis Diderot: „ENCYCLOPEDIE“, in: Ders./Jean Le Rond d’Alembert (eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM, 2000.
Robert Darnton: „Philosophen stutzen den Baum der Erkenntnis: Die erkenntnistheoretische Strategie der Encyclopédie“, in: Ders: Das große Katzenmassaker. Streifzüge durch
die französische Kultur vor der Revolution, München, Hanser 1989, 219-290, 222.
Die Verbindung von Raum und Wissen ist nicht erst in der Aufklärung so virulent. In der
Tradition der Enzyklopädien, die schon im Wort den Kreis und den Raum des Theaters in
sich tragen, werden Raumstrukturen, Bilder vom Baum des Wissens oder dem Labyrinth
reflektiert (vgl. dazu bspw. Darnton 1989, S. 222ff. oder d’Alembert: Discours préliminaire, S. 84,86); in der Rhetorik ist der Konnex zwischen Raum und Gedächtnis im Sinne
der Memoria-Lehre bzw. als Mnemotechnik etabliert.
Nicolas Beauzée: „METAPHORE”, in: Denis Diderot/Jean le Rond d’Alembert (eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM,
2000.
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Louis de Jaucourt: „VILLE”, in: Denis Diderot/Jean Le Rond d’Alembert (eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM, 2000.
Vgl. dazu bereits die Ausführungen von Cassirer 1963, bes. 391.
Vgl. Jean Ehrard: „La ville dans l’Encyclopédie: ville fermée, ville ouverte?“, in: Ders.
(ed.): Etudes sur le XVIIIe siècle, Paris, 1979, 31-39, 32.
Vgl. Ibid., 34.
Ibid., 32.
Vgl. dazu den Beitrag von Gisela Febel in diesem Dossier.
Louis de Jaucourt: „PARIS“, in: Denis Diderot/Jean Le Rond d’Alembert (eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM, 2000.
Blom 2005, 30.
„Plan Turgot”. Kyoto University Library, Documents of French architectures and topography „Plan de Paris“ [19/24]. http://edb.kulib.kyoto-u.ac.jp/exhibit-e/f28/image/01/f28l0019/
f28l0019_3_2.html. Stand: 14.06.2011
Vgl. Blom 2005, 43.
Ibid., 30.
Vgl. Ibid., 41. Tatsächlich gibt es doch einige Darstellungen von Menschen auf dem
Stadtplan: Diese sind allerdings überraschenderweise nur auf den Schiffen und Kähnen
auf der Seine zu sehen.
In den Kupferstichen der Encyclopédie sind keine zeitgenössischen Stadtdarstellungen
zu finden; Stadtansichten sind als antike Bauten (wie bei „ANTIQUITES“), kartografische
Beispiele für die Kupferstichkunst bei „GRAVURE“ oder eingebettet in Landschaftsansichten bspw. bei „HISTOIRE NATURELLE“ sind in den Planches vertreten. Vgl. dazu die
entspr. Planches in: Denis Diderot/Jean le Rond d’Alembert (eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers. CD-ROM, 2000.
Jean Le Rond d’Alembert: „GENEVE“, in: Denis Diderot/Ders. (eds.): Encyclopédie ou
Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM, 2000. Denis Diderot/Jean le Rond d’Alembert (eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM, 2000.
Ibid.
Ibid.
Ibid.
Ibid.
Vgl. Blom 2005, 289.
Jean Le Rond d’Alembert: „GENEVE“, in: Denis Diderot / Ders. (eds.): Encyclopédie ou
Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM, 2000.
Ibid.
Ehrard 1979, 34.
Louis de Jaucourt: „URBANITE ROMAINE“, in: Denis Diderot/Jean le Rond d’Alembert
(eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers.
CD-ROM, 2000.
Ibid.
Tatsächlich wird im Eintrag „CITOYEN“ nicht die Zugehörigkeit zu einer Stadt als primäres Merkmal des citoyen genannt sondern ihre Einbindung in die Gemeinschaft/Gesellschaft: „c’est celui qui est membre d’une société libre de plusieurs familles, qui partage
les droits de cette société, & qui joüit de ses franchises.“ Diderot, Denis: „CITOYEN“, in:
Ders./Jean le Rond d’Alembert (eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM, 2000. Vgl. dazu auch die Ausführungen von
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Gladstone, Clovis: „Le citoyen dans l’Encyclopédie“, in: Dix-Huitième Siècle, 42, 2010,
581-597.
Ibid., 582.
Ibid., 592.
Louis de Jaucourt: „TINAGOGO“, in: Denis Diderot/Jean le Rond d’Alembert (eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM,
2000.
Louis de Jaucourt: „MANOA & DORADO“, in: Denis Diderot/Jean le Rond d’Alembert
(eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers,
CD-ROM, 2000.
Ibid.
Ibid.
Louis de Jaucourt: „SCHADUKIAM“, in: Denis Diderot/Jean le Rond d’Alembert (eds.):
Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM,
2000.
Louis de Jaucourt: „TINAGOGO“, in: Denis Diderot/Jean le Rond d’Alembert (eds.): Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, CD-ROM,
2000.
Ibid.
Résumé: Karen Struve, Le savoir-ville dans l’Encyclopédie, vise à éclaircir la relation entre la construction du savoir et la représentation de la ville dans l’Encyclopédie de Diderot et
de d’Alembert. Dans cet ouvrage-clé des Lumières, la ville remplit plusieurs fonctions: elle sert
d’allégorie de la structure des entrées dans l’Encyclopédie même; elle est également représentée dans des articles consacrés à des villes concrètes et imaginées. L’analyse des articles
consacrés à la „VILLE“, „PARIS“, „GENEVE“, ainsi que ceux portant sur plusieurs endroits
fictifs permet de conclure que l’image de la ville dans L’Encyclopédie est moins une
reproduction mimétique et objective d’une ville réelle qu’une production intentionnelle, intégrée dans les mécanismes discursifs philosophiques et politiques du XVIIIe siècle.
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