Landraub – Boden wird wieder Zentralressource, Dr. Martin Held

Transcrição

Landraub – Boden wird wieder Zentralressource, Dr. Martin Held
17.04.2013
Landraub – Boden wird
wieder Zentralressource
Flächensparen/Flächenmanagement.
Boden gut machen
12. Internationale Jahrestagung
Europäisches Bodenbündnis
Nürnberg, 25.-26. April 2013
Martin Held
Evangelische Akademie Tutzing
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Begriff Land Grabbing / Landnahme:
„Ich benutze ihn [den Begriff Land Grabbing/Landnahme]
in diesem Buch für alle Formen der umstrittenen
Aneignung von Landrechten durch Ausländer oder andere
>Außenstehende<, unabhängig davon, ob die Übertragung
auf legalem Weg verläuft oder nicht. Nicht jedes dieser
Geschäfte ist schlecht, aber alle verdienen
Aufmerksamkeit.“
Fred Pearce 2012: Land Grabbing. Der globale Kampf um Grund und Boden.
München: Kunstmann, S. 8.
1
17.04.2013
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Andere Begriffsverwendung beispielhaft:
• “Interest in farmland is rising.“ (Beginn Vorwort
Studie The World Bank 2011: Rising Global Interest in
Farmland. Can it Yield Sustainable and Equitable
Benefits?)
• Weltbank verwendet nicht Begriff Land
Grabbing, sondern:
“large-scale agricultural land acquisition and
investment“ (Vorwort, S. xiv)
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Unabhängig von unterschiedlichen Bewertungen
(positiv Investitionen in Entwicklung – negativ
Landraub/Landnahme), erkennbare Haupttreiber für neue
Welle Investitionen in Land:
• Klimawandel
• Wachsende Weltbevölkerung und steigender Fleischbedarf
• Ernährungssicherung für Länder, die auf Importe
angewiesen sind
• Urbanisierung und Industrialisierung
• Wachsende Nachfrage Biotreibstoffe
Beispiele etwa: Soja, Raps, Sonnenblumen, Ölpalmen, aber
auch Mais etc. – zumeist in Monokulturen, große Flächen
2
17.04.2013
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Vorrangige Themen in
Debatte insbesondere:
• Enteignung und Vertreibung
der bisherigen Landbesitzer
/ Nutzer
• Abgraben Wasser
• Zerstörung traditioneller
Dorfgemeinschaften
• Monokulturen, Abholzung,
ökologische Verwüstung
• Bodendegradation (wird nur
gelegentlich angesprochen)
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Größenordnung/worüber sprechen wir:
• Es gibt keine wirklich belastbaren Daten, aber Tendenzen.
• Landkauf im großen Stil ist nicht neu – Weltbank nennt
z.B. durchschnittlich 1,9 Mio ha/Jahr Neukultivierung
Fläche für Ackerbau 1990-2007 im Saldo (d.h. Abnahme
Ackerbauflächen etwa durch Urbanisierung etc.
kompensierend)
• Seit 2008: “The 2008 commodity boom dramatically
increased interest in agricultural land as a potential
investment“ (World Bank)
• Kapital getriebener “land rush“ (Institut für Weltwirtschaft Kiel;
Kiel Policy Brief 31/Juni 2011)
3
17.04.2013
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Landraub und kommunaler
Bodenschutz in Mitteleuropa:
• Ist das nicht alles im wahren
Wortsinn weit weg von uns,
Ernährungssicherung,
Landrechte und sowas?
• Warum sollte das für uns hier in
Deutschland Thema sein?
• Warum könnte es für
kommunales Bodenbündnis,
kommunale Akteure Thema
sein?
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Grundthese:
• Verstärkte Landnahme ist ein
erstes Anzeichen dafür, dass
Boden in Zukunft wieder zur
Zentralressource wird.
Folgerung Einschätzung:
• Wirkt für uns hier noch weit weg,
räumlich und zeitlich. Aber
öffentliche Wahrnehmung von
Land Grabbing ist nutzbar dafür
zu machen, Bodenbewusstsein zu
fördern.
4
17.04.2013
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
In Zeiten billig und reichlich erscheinenden
Erdöls konnte Bodendegradation maskiert
werden:
„Obgleich entwickelte Länder derzeit auf der
Grundlage von fossilen Energieträgern
Düngemittel, Pestizide und Bewässerung
einsetzen, um Erosionsschäden zu maskieren
und die hohe Ertragsproduktivität aufrecht
zu erhalten, ist die große Abhängigkeit von
fossilen Energieträgern ein Risiko, da diese
endlich sind.“
David Pimentel et al. Environmental and Economic
Costs of Soil Erosion and Conservation Benefits.
Science 267 (1995), S. 1120 (Übersetzung Martin Held)
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Peak Oil / erreichen Ölfördermaximum bedeutet:
• Maskierungseffekt lässt jetzt nach, da das
Maximum der Ölförderung erreicht ist und Böden
aber bleibend degradiert sind.
• Ab jetzt von Jahr zu Jahr weniger Öl verfügbar.
• Nicht von Hype um Fracking – unkonventionel-les
Öl und Gas – verwirren lassen.
• Postfossile Landwirtschaft muss wieder
erneuerbar sein, kann nicht energetische
Zuschusswirtschaft bleiben.
5
17.04.2013
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
In postfossiler Zeit wird Boden wieder
Zentralressource.
Bei Debatte um Landnahme bisher Böden
nur am Rande Thema.
Bodenbündnis hat seinerseits etwas in
die anstehende Große Transformation
etwas Spezifisches einzubringen:
• Es geht um fruchtbare Böden, nicht
einfach um Land / Flächen als
Standorte.
• Bodenfunktionen
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Land Grabbing gut verwendbar für
Bodenbündnis, nicht einfach weit
weg:
•
Zusammenhang Boden – Wasser
•
Wechselwirkungen Boden –
Klimawandel
•
Wechselwirkungen Boden – Peak
Oil / Ressourcen
•
Wachsende Weltbevölkerung /
steigende Ansprüche Ernährung
(z.B. Fleisch in Schwellenländern)
– Urban Gardening kein Luxus,
sondern Beitrag zur
Ernährungssicherung –
Stadtböden
6
17.04.2013
Landraub – Boden wird wieder Zentralressource
Vertiefende Literaturhinweise (kleine Auswahl)
•
Arslan, Aslihan et al. (2011): Dealing with the Race for Agricultural Land. Kiel
Policy Brief No. 31/June 2011. Institut für Weltwirtschaft Kiel.
•
Kruchem, Thomas (2012): Der Große Landraub. Bauern des Südens wehren
sich gegen Agrarinvestoren. Hg. Misereor/ Brot für die Welt. Frankfurt
•
Liberti, Stefano (2012): Landraub. Reisen ins Reich des neuen Kolonialismus.
Berlin: Rotbuch.
•
Oxfam (2011): Land and Power. The growing scandal surrounding the new
wave of investments in land. 151 Osfam Briefing Paper. 22 September 2011.
•
Pearce, Fred (2012): Land Grabbing. Der globale Kampf um Grund und Boden.
München: Kunstmann.
•
The World Bank (2011): Rising Global Interest in Farmland. Can it yield
sustainable and equitable benefits? Autoren Klaus Deininger et al.
Washington D.C.: The International Bank for Reconstruction and
Development/The World Bank.
Boden gut machen
Portal zum Thema
• www.farmlandgrab.org
GRAIN u.a.
Organisationen:
• Oxfam, German Watch,
FIAN, Brot für die Welt,
Misereor u.a.
Bildnachweise:
Fabian Dosch, Reto Jenny
Herzlichen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit!
7
17.04.2013
8

Documentos relacionados