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Der Placebo-Bluff: Medizin ohne Wirkung
TCM, Gebete, Homöopathie, Akupunktur, ...
Alternativmedizin boomt, doch ist eigentlich
wirkungslos. Sie hilft bloß auf Basis von Einbildung
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Immer mehr seriöse Studien
zeigen, dass die Wirkung der
Alternativmedizin auf dem
Placeboeffekt beruht. Das Ende
eines großen Bluffs – oder für die
Schulmedizin nutzbar?
Schmerz, lass nach! Akupunktur auf
Krankenschein gibt es in Deutschland
seit dem Vorjahr für alle Patienten mit
Knie- oder Rückenschmerzen. Damit
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wurde ein jahrelanger Streit beigelegt
– basierend auf einer von den Kassen
finanzierten Serie von Studien. Mehr als 3000
Schmerzpatienten wurden einer von drei Gruppen zugeteilt.
Entweder erhielten sie eine Behandlung nach den strikten
Regeln der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) oder eine
herkömmliche schulmedizinische Behandlung mit
Medikamenten, Massagen und Krankengymnastik. Für die dritte
Gruppe ließen sich die Organisatoren der Studie etwas
Besonderes einfallen: eine Scheinakupunktur, wo die Nadeln
systematisch falsch gesetzt wurden, und zwar mehrere
Zentimeter neben den vorgesehenen Punkten. Dieser
„Schwindel“ fungierte als Placebogruppe (placebo, lateinisch „ich
werde gefallen“).
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Das Ergebnis verstörte Skeptiker und gläubige Anhänger der
Akupunktur gleichermaßen. Denn Akupunktur wirkt. Viel besser
sogar als die schulmedizinische Standardtherapie. Bei der
konventionellen Schmerzbehandlung verspürte nur ein Viertel
der Patienten nach zehn bis fünfzehn Terminen eine Linderung
der Beschwerden. Bei der Akupunktur lag die Erfolgsrate
doppelt so hoch. Die wirkliche Überraschung lieferte jedoch die
dritte Gruppe. Denn die Scheinakupunktur schnitt praktisch
gleich gut ab wie das chinesische Original.
„Das Ergebnis zeigt, dass Akupunktur ein hervorragendes
Placebo ist“, interpretiert der Wiener Pharmakologe Michael
Freissmuth die Studie. „Wo man hinsticht, ist aber egal.“
Wahrscheinlich, so Freissmuth, habe der komplizierte
theoretische Überbau der TCM mit Meridianen und
Akupunkturpunkten nur die Funktion einer Berufseintrittshürde.
„Damit nicht jeder Akupunkteur werden kann, der grad Lust
hat“ (siehe Interview auf Seite 114).
Kritiker der Kostenübernahme durch die Kassen merkten an,
der Effekt der Akupunktur habe vor allem damit zu tun, dass
die meisten der Studienteilnehmer mit der konventionellen
Therapie schon jahrelange Erfahrungen hatten, die Akupunktur
aber schlicht neu und ungewohnt war. Tatsächlich hatten
zahlreiche Schmerzpatienten ihre Teilnahme sogar
zurückgezogen, als sie nicht – wie von ihnen erhofft – in die
Akupunkturgruppe gelost worden waren.
Obwohl die Ergebnisse bei Migräne und Kopfschmerz ähnlich
gut für die Akupunktur ausfielen, stiegen die deutschen Kassen
hier jedoch auf die Bremse. Wohl auch, um von den Millionen
Kopfschmerzpatienten nicht endgültig in den Ruin getrieben zu
werden.
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Österreich zog bei keiner der deutschen Regelungen mit.
Allenfalls werden Zuschüsse gezahlt, meist ist jedoch eine
spezielle Zusatzversicherung nötig.
Während Schmerz immer schon die Domäne der
Placebowirkung war, ging ein anderer Versuch, die Heilwirkung
der traditionellen TCM-Technik zu beweisen, in die Hose. Und
das trotz des affirmativen Studientitels „Schluss mit
Bluthochdruck durch Akupunktur“ („Stop Hypertension with the
Acupuncture Research Program“).
Blamage. Akupunktur wird zur Behandlung von Bluthochdruck
und der damit verwandten Symptome schon seit mehr als 2500
Jahren eingesetzt. Anhänger dieser Therapieform vermuteten,
dass die Nadeln über die damit verbundene Entspannung des
vegetativen Nervensystems wirken. Insgesamt wurden 192
Hypertoniker mit Werten jenseits von 140/90 mm/Hg in die
Studie aufgenommen. Ein Drittel der Teilnehmer erhielt eine
individuell abgestimmte Therapie nach den Kriterien der TCM.
Beim zweiten Drittel wurden auch Akupunkturnadeln gesetzt,
jedoch waren die Einstichstellen vorgegeben. Das restliche
Drittel fungierte wieder als Kontrollgruppe mit Stechpunkten
weit abseits jeglicher Meridiane.
Ausgerechnet in dieser Gruppe zeigte sich aber das einzige
halbwegs positive Ergebnis. Die beiden China-Techniken
schnitten hingegen erbärmlich ab. Sie vermochten den
Blutdruck im Schnitt gerade einmal um 3 mm/Hg zu senken.
Damit war ihr Effekt sogar schwächer als jener, der in Studien
mit herkömmlichen Blutdruck-Arzneien in den Placebogruppen
beobachtet wird: Dort schaffte der Placeboeffekt immerhin eine
Reduktion um 5 bis 10 mm/Hg. Sobald der relativ „weiche“
Wert der subjektiv empfundenen Schmerzreduktion durch einen
„harten“ Messwert ersetzt wurde, sah es für den Primus der
Alternativmedizin also ähnlich schlecht aus wie für die
Homöopathie, die Bachblüten- oder Magnetfeld-Therapie.
Die von Forschern der Harvard-Universität in Boston
organisierte Arbeit ist Teil einer ganzen Testserie, mit der die
US-Behörden die Untiefen der Alternativmedizin möglichst
objektiv ausloten wollen. Zu diesem Zweck wurde vor neun
Jahren innerhalb des Nationalen Gesundheitsinstituts (NIH) das
Nationale Zentrum für Komplementär- und Alternativmedizin
geschaffen. Bisher wurden mehr als 1200 Forschungsprojekte
durchgeführt oder co-finanziert. Von der Wirkung der Echinacea
bei Erkältungen, schamanischem Beistand bei
Kiefergelenksentzündungen bis zur Anwendung von
Haifischknorpel-Extrakten in der Krebstherapie. Die jeweils auf
höchstem Beweisniveau nach den Kriterien der evidenzbasierten
Medizin (EBM) durchgeführten Studien ergaben,
• dass Echinacea Erwachsene nicht vorbeugend vor einer
Infektion mit Erkältungsviren schützt,
• mehrere Sessions beim Schamanen die subjektiv
empfundenen Schmerzen deutlich lindern
• und die Haifisch-Kapseln zwar teuer sind, eine im letzten
Sommer publizierte Studie über den Einsatz bei Lungenkrebs
aber keinerlei Effekt zeigte. Zuvor waren die über einen
deutschen Versand unter dem Namen „Haifit“ auch bei uns
erhältlichen Präparate schon bei Darm- und Brustkrebs als
vollständig wirkungslos entlarvt worden.
Alternativ-Waffe. Äußerst radikal muten dem gegenüber die
Projekte des vom US-Verteidigungsministerium mitfinanzierten
Samueli-Instituts für Informationsbiologie in Alexandria,
Virginia, an. Dort wurde beispielsweise geprüft, ob sich
Homöopathie als Waffe gegen Bioterrorismus einsetzen lässt,
wenn man extrem verdünnte Gifte wie das berüchtigte
Botulinum-Toxin zu Globuli verarbeitet. Dieses kuriose Projekt
verlief aber im Sand. Nun beschäftigen sich die Strategen des
Instituts mit der etwas allgemeineren Frage, wie der
Stoffwechsel der Soldaten so gestärkt werden kann, dass
jegliche Biowaffen an ihnen abprallen. Weitere Forschungsfelder
sind Geistheilungen, die Wirksamkeit von Gebeten und die
Beantwortung so essenzieller Fragen wie jener, ob
Bäderlandschaften und Thermen ein optimales Heilungsumfeld
abgeben. Die Antwort lautet übrigens: „Ja, wenn die
Angestellten bemüht und achtsam sind.“
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Gebetstherapie. Die Effekte von Gebeten werden in den USA
generell sehr ernst genommen, gelten sie doch als am
weitesten verbreitete Methode der Alternativmedizin. Deshalb
nimmt sich auch das NIH dieser Frage gleich mehrfach an.
Derzeit laufen fünf Studien zu Gebeten in allen
Krankheitsfragen. Ein heftiger Disput entspann sich, ob
Patienten, für die gebetet wurde, davon erfahren durften.
Mitchel Krucoff, Kardiologe an der privaten Duke University in
Durham, North Carolina, entschied sich in der von ihm
geleiteten Studie dagegen, um, wie er sagt, „den Placeboeffekt
zu minimieren“.
Nach einem halben Jahr fand sich in der Studiengruppe mit 750
Herzpatienten keine Wirkung, ob nun für sie gebetet wurde
oder nicht. Weder Entlassungs-, noch Sterbequoten zeigten
Unterschiede. Immerhin wurden auch keine Nebenwirkungen
beobachtet.
Krucoff wehrt sich dennoch gegen die Interpretation, dass
Gebete nunmehr der Wirkungslosigkeit überführt seien. Denn
immerhin hätten ja mit Sicherheit auch Angehörige und
Freunde der Patienten mitgebetet, die als Störfaktoren nicht
erfasst werden konnten. „Bisher hat noch niemand einen
gebetsdichten Raum erfunden“, erklärte er, „und deshalb gibt
es auch keine Nullgebetsgruppe.“
Derselbe Nichteffekt zeigte sich in einer kürzlich publizierten
Studie über die Wirksamkeit der Fernheilung bei 156 AidsPatienten. Weder ein Team professioneller Geistheiler noch eine
Gebetsrunde von Krankenschwestern brachte einen messbaren
Gesundheitsvorteil gegenüber der nicht fernbehandelten
Patientengruppe zustande.
2,3 Millionen US-Dollar hat das NIH bisher in derartige
Gebetsprojekte investiert. Und langsam werden die Stimmen
lauter, die derartige Investitionen von Steuergeld für
rausgeschmissen halten. „Das hat definitiv nichts mit
Wissenschaft zu tun“, schimpfte etwa der Harvard-Psychologe
Richard McNally. Aber auch die Verteidiger der Gebetsforschung
geben zu, dass die Aufgabe schwierig ist. Das beginnt schon
damit, dass niemand wirklich definieren kann, was nun genau
eine gültige „Dosis“ darstellt. Wie viele Menschen sollen wie
lange und wie intensiv beten? Und welche Religion wirkt am
besten?
Ein innovatives Projekte setzt nun auf eine interkonfessionelle
Gebetsrunde, in der neben Christen auch Buddhisten, Rabbis
und New-Age-Heiler vertreten sind. Diesmal wurde auch der
Placeboeffekt in Kauf genommen: Das aktuelle Ziel der
telepathischen Zuwendung, Frauen nach Brustkrebsoperationen,
gaben ihr Einverständnis, dass für sie gebetet werden darf.
Ergebnisse sind noch ausständig.
Ebenso intensiv wurden alle nur möglichen Aspekte der
Homöopathie getestet. Nachdem zuletzt in Journalen vor einem
möglichen hemmenden Effekt homöopathischer Präparate auf
Krebszellen berichtet wurde, schritt ein Team der US-Behörden
ins Labor und setzte menschliche Brustkrebs- und
Prostatakrebszellen sechs verschiedenen homöopathischen
Wirkstoffen aus. Weder im Wachstum der Zellen noch in der
Aktivität der Gene ergab sich irgendeine Reaktion. Damit
schließt der Großteil der auf höherem Niveau durchgeführten
Studien an die Ergebnisse einer Übersichtsarbeit an, die der
Schweizer Epidemiologe Matthias Egger vor zwei Jahren im
Journal „Lancet“ präsentiert hatte (profil 37/05): Die Wirkung
der Homöopathie unterscheidet sich nicht von der eines
Placebos.
Kaufanreiz. An der Zuneigung der Österreicher zur
Alternativmedizin haben all diese Erkenntnisse wenig geändert.
Laut einer im September präsentierten Gesundheitsstudie der
Generali-Versicherung haben zwei Drittel Erfahrung mit
Homöopathie, knapp 60 Prozent wendeten Bachblüten an, und
jeder dritte Befragte hat sich bereits mit Akupunkturnadeln
traktieren lassen. Traditionelle chinesische Medizin (TCM) und
Shiatsu-Massage folgen mit jeweils sieben Prozent auf den
Rängen. Eingesetzt werden alternative Heilmethoden bei
gestörtem Wohlbefinden (79 Prozent), leichten (78 Prozent) und
chronischen Krankheiten (61 Prozent). Vor allem „wegen der
schonenden Wirkung auf den Körper“.
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Als einziger Nachteil der Alternativmedizin werden laut Studie
die „relativ hohen Kosten“ empfunden. Wenn diese ersetzt
würden, wäre das für 78 Prozent der Befragten der
entscheidende Anreiz für den Abschluss einer
Zusatzversicherung. Dafür würden sie im Schnitt eine
Monatsprämie von 46 Euro investieren, keinesfalls jedoch mehr
als 63 Euro. „Den Österreichern ist also die Vorsorge für ihr
Wohlbefinden nicht einmal so viel wert wie eine Tankfüllung
Benzin“, gibt sich Generali-Vorstand Franz Meingast von der
Knausrigkeit seiner potenziellen Kunden überrascht.
Doch das ist ungerecht. Denn zusammengenommen lassen sich
die Landsleute nicht lumpen. Etwa ein Drittel der gesamten
Gesundheitsausgaben von jährlich rund 23 Milliarden Euro
bezahlen die Patienten aus eigener Tasche. Zwar zählen dazu
auch Brillen, Zahnersatz und diverse Selbstbehalte. Der Großteil
fließt aber in das weite Feld, das sich zwischen Medizin und
Wellness auftut: von Homöopathie bis TCM, von der Magnetfeldbis zur Ozontherapie, von Ginsengkapseln und Ginkgotee bis zu
Kuriositäten wie der Eigenurin-Kur oder dem Aderlass mit
Blutegeln.
Wenn auch der Großteil dieser Therapien auf dem Placeboeffekt
beruht, so bedeutet dies noch lange nicht, dass deshalb keine
Wirkung vorliegt. Im Gegenteil. 35 Prozent der
Asthmapatienten reagieren auf die orale Einnahme von Placebos
mit einer objektiv messbaren Reduktion der Beschwerden. Bei
Injektion eines Placebos zeigen sogar mehr als die Hälfte eine
Linderung. Ähnliche Ergebnisse werden auch bei Magen-DarmStörungen, Rheuma, multipler Sklerose, Angina Pectoris,
Neurosen und Psychosen erzielt. „Entscheidend ist der Kontext,
in dem die Behandlung eines Patienten stattfindet“, sagt der
Turiner Neurobiologe Fabricio Benedetti. Schon das Versprechen
des Arztes kann die Hirnchemie so stark verändern, dass sich
dies auf den ganzen Organismus positiv auswirkt.
Schrotflinte. „Das Gehirn ist der selbstständige, eigenwillige
Apotheker des Körpers“, erklärt Irving Kirsch, PsychologieProfessor an der britischen Universität Hull. „Je nach
individueller Erwartung und nahezu ohne Kontrollmöglichkeit
durch den bewussten Verstand verteilt es seine Drogen im
Organismus.“ So zielgenau und in so minimaler Dosierung, dass
daneben ein pharmazeutischer Wirkstoff wie ein Schuss mit der
Schrotflinte anmutet. Doch auch ein Medikament mit echten
Wirkstoffen ist nie für sich allein wirksam, sondern wird vom
menschlichen Organismus mit der Ausschüttung von Hormonen
und Botenstoffen begleitet.
„Wir müssen deshalb Acht geben, dass wir diesen Mechanismus
nicht von außen gefährden“, erklärt der Essener
Verhaltensimmunbiologe Manfred Schedlowski, der die Creme
der internationalen Placeboforschung für Mittwoch bis Freitag
dieser Woche zu einem Symposium in die Evangelische
Akademie Tutzing am deutschen Starnberger See geladen hat.
„Wir legen viel zu viel Wert auf Technik, anonyme Messwerte
und die alles regulierenden Leitlinien. Wir müssen endlich die
sprechende Medizin viel besser honorieren.“ Ansonsten, so
Schedlowski, drohe der Nocebo-Effekt (von lateinisch „ich werde
schaden“), weil ein missmutiger, hektischer oder depressiv
wirkender Arzt sogar den erwiesenen Nutzen von Heilmitteln
zerstören kann. „Schon an den Universitäten muss die
Studenten gelehrt werden, dass sie selbst als Ärzte ein
wichtiger Teil der Therapie sind“ (siehe Kasten „Schamanen in
Weiß“ auf Seite 115). „Ein effektiv genutzter Placeboeffekt führt
zu glücklichen und gesunden Patienten“, ergänzt Brian
Olshansky, Kardiologe und Placeboexperte der Universität Iowa.
„Sehen Sie dagegen, wohin sich unsere Medizin entwickelt mit
ihrer gesichtslosen kalten Armee von Protokoll-Sklaven, wo
Apparate und Pillen die menschliche Wärme ersetzen.“
Medizinerfrust. Wie ernst die Lage speziell in den Kliniken
bereits ist, zeigte eine im vergangenen September präsentierte
Studie, an der Ärzte aus sieben Ländern teilnahmen. Österreich
war nicht darunter. Doch Deutschland fiel besonders auf, weil
nirgendwo sonst die Mediziner ihr eigenes Arbeitsumfeld so
negativ und kritisch bewerteten. Das korrespondiert auffällig
mit der Unzufriedenheit der Patienten. Sie bekommen zwar im
internationalen Vergleich ihre Behandlung besonders zügig und
müssen wenig zuzahlen, doch die Hälfte der Patienten gibt an,
sie fühlten sich von ihrem Arzt nicht ernst genommen, seien
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unzureichend aufgeklärt worden und wüssten wenig über Sinn
und Zweck ihrer Therapie. In Holland und England sagen das
nur 30 Prozent. „Die Beherrschung des Placeboeffekts“, sagt
der Wiener Pharmakologe Michael Freissmuth, „ist integraler
Bestandteil der ärztlichen Kunst.“ Wie nun dieser Effekt auf
Molekülebene im Organismus genau wirkt, sei dabei
nebensächlich.
Dennoch gibt es eine Reihe von Wissenschaftern, die das
Placebo über die Erforschung seiner Wirkmechanismen selbst zu
einem Medikament machen wollen. Der Essener Schedlowski,
einer der Pioniere dieser Bewegung, hatte schon vor zehn
Jahren im Rattenversuch gezeigt, dass ein Placebo in der Lage
ist, die Abstoßung eines transplantierten Herzens zu
unterdrücken. Zu diesem Zweck verabreichte er den Tieren so
lange eine Zuckerlösung gemeinsam mit dem
immunsupprimierenden Medikament Cyclosporin, bis die Tiere
so weit konditioniert waren, dass allein das Zuckerwasser
reichte, um dieselbe Wirkung auszulösen.
Mittlerweile ist Schedlowski in seinen Tests längst beim
Menschen angelangt, wo das Prinzip genauso funktioniert.
Verabreicht man einen ungewöhnlichen Stimulus – etwa eine
grellgrüne, seltsam schmeckende Flüssigkeit – zugleich mit
einem Wirkstoff, so übernimmt das Placebo selbst recht bald die
Impulsfunktion, und das Gehirn ahmt die erwartete Wirkung
mit seinen eigenen Arzneimitteln täuschend nach. Wie sich
Gehirn und Immunsystem über diese Effekte austauschen, ist
derzeit die brennende Frage der Placeboforschung. „Wir wissen
bereits, wie die Lernprozesse im Gehirn ablaufen“, sagt
Schedlowski, „nun interessiert uns, wie das Immunsystem
konkret das Gehirn informiert.“
Einen überraschenden Beitrag in diesem Bereich hat der Turiner
Placeboforscher Fabrizio Benedetti geliefert – das
Scheinmedikament als wirksames Dopingmittel im Sport.
Benedetti teilte 40 junge Freiwillige in vier Teams ein und ließ
sie für einen fiktiven Wettkampf trainieren. Es galt, eine
belastende sportliche Übung so lange wie möglich durchzuhalten
und den Schmerzen zu trotzen. Also ein Szenario, wie es beim
Langstreckenlauf oder im dopinggebeutelten Radsport zum
Standard gehört.
Morphium. Team C erhielt während der zwei Trainingswochen
eine Morphiuminjektion, die das Schmerzempfinden
unterdrückt, die Leidensbereitschaft steigert und die körperliche
Performance erhöht. Eine Methode, die nach den Kriterien der
internationalen Anti-Doping-Agentur WADA im Training erlaubt,
im Wettkampf aber streng verboten ist.
Eine Stunde vor dem Wettkampf wurde die „Morphiumspritze“
nun neben Team C auch Team B verabreicht. Allerdings
handelte es sich in beiden Fällen um eine neutrale Salzlösung.
Die Teilnehmer der beiden Teams glaubten also an ein echtes
Doping. Allein Team C hatte die echte Substanz zuvor aber
schon kennen gelernt. Und so wie bei Schedlowskis
Experimenten hatte das genügt, um das Gehirn auf die
Morphiumwirkung zu trainieren. Die Teilnehmer der nicht
beeinflussten Gruppen A und D hielten die Übung im
Wettkampf im Schnitt 15,5 Minuten durch. Die Placebospritze
für Team B brachte eine Steigerung auf 16,7 Minuten. Mit
großem Abstand Erster wurde das „placebogedopte“ Team C
mit einem Schnitt von 20,8 Minuten. Harte Zeiten für die
Doping-Fahnder stehen bevor.
Von Bert Ehgartner
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