Apothekenkurier 1/02
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Apothekenkurier 1/02
Informationsblatt der Apotheke des Klinikums der Universität Mainz für die Stationen APOTHEKENKURIER 19. Jahrgang 2002 Mainz Notfalldepots in Rheinland-Pfalz Der rheinland-pfälzische Innenminister Walter Zuber übergab Anfang Januar 2002 der Mainzer Berufsfeuerwehr Arzneimittel, Medizinprodukte und aufblasbare Zelte für Großschadensereignisse. Mit den Arzneimitteln im Wert von 125.000 EUR werden die 8 Notfalldepots im Land ausgestattet, während für 75.000 EUR Zelte mit Zubehör und jeweils einem PKWAnhänger in die 5 Oberzentren des Landes und an den Standort des Hilfszuges des Deutschen Roten Kreuzes im rheinhessischen Sprendlingen gehen. „Damit beugen wir noch besser als bisher großen Schadenslagen vor“, betonte Zuber. Die Notfalldepots bei den Berufsfeuerwehren in Mainz, Kaiserslautern, Ludwigshafen und Trier, der Rettungsleitstelle Landau, den Krankenhäusern in Idar-Oberstein und Mayen sowie dem Deutschen Roten Kreuz in Wirges waren bisher für je 150 Betroffene, davon 50 Versorgungsbedürftige, ausgelegt. Nunmehr können insgesamt etwa 5000 Personen mit Arzneimitteln und Medizinprodukten behandelt werden. Bereits 1995 hatte sich der Bund völlig aus der Arzneimittelbevorratung verabschiedet. Die nun vollzogene Aufstockung der Depots ist ein Teil des nicht-polizeilichen Sicherheitspakets der Landesregierung zur Gefahrenabwehr, das sich auf insgesamt 500.000 EUR beläuft. Die Auswahl und Beschaffung der Arzneimittel und Medizinprodukte wurde Hand in Hand mit Experten aus dem Gesundheitsministerium organisiert. Die logistische Abwicklung der Bereitstellung der Arzneimittel und Apothekenkurier 1/02 Medizinprodukte hatte die Apotheke der Universitätskliniken Mainz übernommen. Die Bevorratung beinhaltet u.a. Verbandsmaterialien, Infusions- und Intubationszubehör, Arzneimittel wie Anäthestika, Analgetika, Antidota für CWaffen und Infusionen zur Versorgung von Brandopfern. Eine Besonderheit sind spezielle Notfalltaschen für Kinder. „Nicht alle Instrumente und Hilfsmittel wie beispielsweise Kanülen - sind für ihre kleinen Körper geeignet und ihre Arznei muss geringer dosiert sein“, erläuterte der Innenminister diese besondere Vorsorgemaßnahme. Alle Materialien sind in stabile Behältnisse verpackt, mit Packlisten versehen, die Inhalt und Verfallsdaten angeben. Den Krankenhausapothekern an den jeweiligen Standorten obliegt wie schon bei den bisherigen Depots die Überwachung der Vorräte. Sie sorgen für den ordnungsgemäßen Zustand und die Vollständigkeit der Depots. Darüber hinaus tragen sie dafür Sorge, dass vor Erreichen der Verfallsdaten die Arzneimittel und Medizinprodukte in den Krankenhausbetrieb eingeschleust und verwendet werden. Nur wenn ein Verbrauch hier nicht möglich ist, erfolgt eine mit Kosten verbundenene Ergänzung. Frau PD Dr. I. Krämer, Direktorin der Apotheke der Universitätskliniken Mainz, nahm den Dank des Innenministers für die versorgungs- und Überwachungsleistung gerne an, betonte aber, dass dieser ihren Mitarbeitern und den Krankenhausapothekern an den 8 Standorten gebühre, die diese Aufgaben unentgeltlich übernehmen. PD DR. I. KRÄMER Nummer 1 / 02 In dieser Ausgabe Organisation Notfalldepots in RheinlandPfalz Seite 1 Praxishinweise Mehrfachentnahme von Parenteralia Seite 2 Pharmakotherapie Arzneimittel und Licht Seite 3 Organisation Entsorgung auf Station Seite 4 Arzneimittelkommission Neueinführungen Seite 4 Hinweise für die Praxis Vorsicht Phenylpropanolamin Seite 4 Impressum Seite 4 Seite 1 Mehrfachentnahme von Parenteralia D ie Hygienekommission befasste sich in der Sitzung vom 4. Dezember 2001 mit der Mehrfachentnahme aus Parenteraliabehältnissen. Anlass waren die im Herbst 2001 in der Laienpresse publizierten Todesfälle nach intrathekaler Injektion eines Kontrastmittels, das mehrere Tage im Anbruch war. Mehrfachentnahme von Parenteralia Die mehrfache Entnahme aus Durchstechflaschen ist auf das absolut notwendige Maß zu beschränken. Angebrochene Ampullen müssen immer verworfen werden. Bei der mehrfachen Entnahme aus Parenteraliabehältnissen kann es zur mikrobiellen Kontamination des Inhalts und nachfolgender Applikation von verkeimten Lösungen kommen. Diese Applikation kann unter Umständen eine Infektion verursachen. Ist eine Mehrfachentnahme unumgänglich, so ist folgendes zu beachten: Das Risiko ist für konservierte und nicht konservierte Flüssigkeiten unterschiedlich zu bewerten. — — — Im klinischen Alltag wird sich die Mehrfachentnahme aus Parenteraliabehältnissen unter praktischen und ökonomischen Aspekten nicht vollständig ausschließen lassen (z.B. Intensivstation, Pädiatrie). Gesetzlich verpflichtende Vorgaben zur Vorgehensweise in solchen Fällen gibt es derzeit allerdings nicht. Der Klinikvorstand hat auf Empfehlung der Hygienekommission folgende Regelungen für unser Klinikum beschlossen: — Mehrfachentnahme nur bei gesicherter physikalisch-chemischer Stabilität über den Entnahmezeitraum Entnahme nur durch Spikes,keine Mehrfachentnahme durch Kanülen Erstentnahmedatum und -uhrzeit deutlich lesbar auf der Flasche vermerken Aufbrauchsfristen beachten: • Lösungen ohne Konservierungsmittel maximal 8 Stunden bei Raumtemperatur bzw. 24 Stunden im Kühlschrank (2-8 °C). • Lösungen mit Konservierungsmittel maximal 72 Stunden im Kühlschrank (2-8 °C). Merke Parenteraliabehältnisse, bei denen Erstentnahmedatum und -uhrzeit sowie Aufbewahrungsbedingung nicht zweifelsfrei nachzuvollziehen sind, müssen ohne weitere Entnahme sofort entsorgt werden. Wir empfehlen, diese Seite auszudrucken und gut sichtbar auszuhängen, so dass sie im Klinikalltag jederzeit eingesehen werden kann! Apothekenkurier 1/02 Seite 2 mittel Arzneimittel und Licht D as Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat letzten Herbst im Bundesanzeiger eine Stellungnahme der Strahlenschutzkommission mit dem Titel „Schutz des Menschen bei Sonnenbestrahlung und bei Anwendung von UV-Bestrahlungsgeräten“ bekannt gemacht. In dieser Empfehlung wird auch auf die Gefahren durch Wechselwirkungen von Arzneimitteln und Licht eingegangen. Da diese Interaktionen teilweise gravierende Schäden beim Patienten anrichten können, seien im Folgenden einige Wirkstoffe aufgeführt, bei denen nach Einnahme und Exposition von Sonnenlicht oder Solarien Hautschäden nicht auszuschließen sind. Ein „/A“ bedeutet photoallergische Reaktion (nicht dosisabhängige, Antigen-Antikörper-Reaktion), ein „/T“ bedeutet phototoxische Reaktion (meist dosisabhängige, unerwünschte Wirkung). Liste phototoxischer und photoallergischer Arzneimittel und Duftstoffe Innerliche Anwendung Stoffgruppe Wirkstoff/Stoffklasse Antibiotika/ Chemotherapeutika Ciprofloxacin Co-Trimoxazol Dapson Doxycyclin Flucytosin Griseofulvin Lincomycin Minocyclin Norfloxacin Ofloxacin Pyrazinamid Sulfonamide Tetracyclin Trimethoprim Glibenclamid Tolbutamid Cyproheptadin Diphenhydramin Azapropazon Goldsalze Ibuprofen Indometacin Ketoprofen Naproxen Piroxicam Tiaprofensäure Captopril Antidiabetika Antihistaminika Antirheumatika Bluthochdruck- Apothekenkurier 1/02 Handelsname Ciprobay Bactrim u.a. Dapson-Fatol Vibramycin N u.a. /T Ancotil Fulcin S u.a. /A Albiotic /A Klinomycin u.a. /T Barazan u.a. Tarivid Pyrafat u.a. /A z.B. Longum u.a./A /T Tefilin u.a. /T Trimanyl u.a. Euglucon N u.a. /A Rastinon u.a. /A Peritol /A Benadryl N u.a. /A Tolyprin z.B. Tauredon /A Brufen u.a. Amuno u.a. /A Alrheumun u.a. Proxen u.a. /T Felden u.a. /A /T Surgam /T Lopirin u.a. /T Diuretika Krebsmittel Malariamittel Psychopharmaka Sonstige Diltiazem Dilzem u.a. Methyldopa Presinol u.a. Minoxidil Lonolox Nifedipin Adalat u.a. Amilorid in Moduretik u.a. Acetazolamid Diamox u.a. Chlortalidon Hygroton u.a. /A Furosemid Lasix u.a. /T Thiaziddiuretika wie Bendroflumethiazid in Docidrazin u.a. /A Hydrochlorothiazid Esidrix u.a. /A Polythiazid Polypress /A Trichlormethiazid Esmalorid /A Dacarbazin Detimedac /T Fluorouracil Ribofluor u.a. /T Flutamid Fugerel Methotrexat Methotrexat Lederle Vinblastin Velbe u.a. /T Chinin Chininum HCl u.a. /A Chloroquin Resochin u.a. /A Mefloquin Lariam /A Alprazolam Tafil u.a. Barbiturate z.B. Luminal /A Haloperidol Haldol u.a. Phenothiazin-Neuroleptika wie Fluphenazin Dapotum u.a. /A Levomepromazin Neurocil u.a. /T Perphenazin Decentan /A Promethazin Atosil u.a. /A Thioridazin Melleril /A /T Triflupromazin Psyquil /A /T trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin Saroten /A Clomipramin Anafranil u.a. /A Desipramin Pertofran u.a. /A Doxepin Aponal u.a. /A Imipramin Tofranil u.a. /A Maprotilin Ludiomil u.a. /A Nortriptylin Nortrilen /A Trazodon Thombran /A Trimipramin Stangyl u.a. /A Azathioprin Imurek u.a. /A Benzydamin Tantum /A /T Carbamazepin Tegretal u.a. /A Chinidin Chinidin duriles /A Disopyramid Rythmodul u.a. Fibrat-Lipidsenker wie Fenofibrat Lipanthyl u.a. orale Kontrazeptiva /A orale Antikoagulanzien /T Procain Novocain /A Pyritinol Encephabol u.a. /A /T Retinoide wie Acitretin Neotigason Isotretinoin Roaccutan Äußerliche Anwendung etherische Öle wie Bergamott-, Lavendel-, Zedern-, Zitronenöl Benzocain Benzoylperoxid Desoximetason Hexachlorophen in Methoxypsoralen Moschus in Tretinoin Steinkohlenteer Limonen-, Sandelholz-, Anästhesin u.a. /A PanOxyl u.a. Topisolon Aknefug simplex Meladinine /T Parfums Airol u.a. Berniter u.a. NACH EINEM ARTIKEL VON M. SCHMIDT IN PTA HEUTE #1, 1/02 Seite 3 Die Apotheke informiert Aus gegebenem Anlass bittet die Apotheke um Beachtung der folgenden Regelung: Wohin mit Leergut und Anbrüchen von Eigenherstellungen der Apotheke? Bitte direkt auf Station entsorgen! Unzerbrechliche Behältnisse in die roten Säcke, zerbrechliche Behältnisse in die viereckige schwarze Tonne! Warum? Es werden für die Eigenherstellung ausschließlich neue Einmalbehältnisse eingesetzt. Ergebnisse der Arzneimittelkommission In der Sitzung der Arzneimittelkommission vom 23. Januar 2002 wurden folgende Arzneimittel neu in die Arzneimittelliste aufgenommen: — Comtess Tbl. 200 mg — Fosamax einmal wöchentlich Tbl. 70 mg — Tetanol Td Amp. 0,5 ml Weitere Informationen sind dem 2. Nachtrag der 12. Auflage zu entnehmen, der in die Arzneimittelliste eingelegt werden kann. Die nächste Sitzung findet am Mittwoch, dem 26. Juni 2002 in der Bibliothek der Apotheke statt. Apothekenkurier 1/02 Warnung vor Phenylpropanolamin B ereits 1997 wurde der Wirkstoff Phenylpropanolamin (D,L-Norephedrin) der Verschreibungspflicht unterstellt, da einige Fallberichte über Hirnblutungen und erhöhtes Schlaganfallrisiko dokumentiert worden waren. In einer amerikanischen Studie wurde beobachtet, dass vor allem Frauen zwischen 18 und 49 Jahren, die Phenylpropanolamin-haltige Arzneimittel einnahmen, deutlich häufiger einen Schlaganfall infolge Hirnblutung erlitten. Dabei korrelierte das Schlaganfallrisiko mit der Wirkstoffdosis und der Einnahmedauer. Schlankheitsmittel, die zumeist höhere Dosen der Substanz enthalten, führten wesentlich häufiger zu den Nebenwirkungen, als die niedriger dosierten Erkältungspräparate. Inzwischen forderte die amerikanische FDA die betroffenen Hersteller auf, sämtliche Phenylpropanolamin-haltigen Produkte vom Markt zu nehmen oder den Inhaltsstoff auszutauschen. Das mit dem Wirkstoff in Verbindung gebrachte Schlaganfallrisiko sei zwar gering, der Nutzen stehe jedoch in keinem Verhätlnis zum Risiko. Die deutschen Behörden (BfArM) forderten betroffene Unternehmen der rezeptfreien Erkältungsmittel Contac® H, Rhinotussal®, Wick® DayMed u.ä. und der rezeptpflichtigen Appetitzügler Boxogetten® S auf, alle ihnen vorliegenden Erkenntnisse zur Häufung dieser Nebenwirkungen vorzulegen und zu einschränkenden Maßnahmen oder einem Widerruf der Zulassung Stellung zu nehmen. Von den 3 Präparaten Recatol® mono, Fugoa® N und Boxogetten® S ist inzwischen nur das Letztgenannte übriggeblieben. Die betroffenen Erkältungsmittel enthalten in der Regel geringere Mengen Phenylpropanolamin als die Schlankheitsmittel. Laut BfArM sollten Patienten aber auf alle Fälle die Packungsbeiliage lesen und Anwendungsverbote beachten. NACH EINER MITTEILUNG VON DR. PALLENBACH VILLINGENSCHWENNINGEN Impressum Redaktion Dr. rer. nat. Alfred Goldinger und Layout: Fachapotheker für Klinische Pharmazie Auflage: 600 Exemplare Erscheinungsweise: Zweimal pro Jahr Anschrift: Apotheke des Klinikums der Johannes Gutenberg-Universität • Langenbeckstraße 1 • 55131 Mainz Telefon: 06131/17 72 09 Telefax: 06131/17 66 52 E-mail: [email protected] URL: http://www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Apotheke/ homepage/index.html Intranet: http://www.klinik.uni-mainz.de/Apotheke/Intranet/ Forum.html Seite 4