EWHA Womans University, 2013-14
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EWHA Womans University, 2013-14
Erfahrungsbericht Name: A n d r e a D r o t l e f f Austauschjahr: Spring Semester 2014 Gastuniversität: Ewha Womans University Stadt: Seoul Land: Südkorea Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Mein Auslandssemester an der Ewha Womans University in Seoul, Südkorea 1. Ankunft Das Frühjahrssemester an der Ewha beginnt bereits Anfang März. Meinen Flug buchte ich eine Woche vorher, um genug Zeit zu haben mich im Wohnheim einzurichten und einen ersten Eindruck von Seoul zu gewinnen. Direktflüge von Frankfurt nach Incheon sind mit Korean Air oder Lufthansa bei rechtzeitiger Buchung um etwa 800€, mit anderen Airlines und Zwischenstopp allerdings günstiger, um etwa 600€ (beides return), zu ergattern. Ein Direktflug dauert etwa 12 Stunden. Am Flughafen Incheon hatte ich mir gleich koreanische Won mit meiner Kreditkarte aus dem ATM gezogen. Ich empfehle die Kreditkarte der DKB, da diese kostenlos ist und bei Bargeldabhebungen im Ausland keine Gebühren anfallen. Direkt vor dem Flughafengebäude befindet sich der Airport Shuttle Bus Nr.6002, den ich damals genommen hatte. Er kostet etwa 4€ und die Haltestelle heißt Ewha Womans University und ist damit nicht zu verfehlen. Mit dem Bus sieht man natürlich gleich mehr als mit der U-Bahn, allerdings empfehle ich die Airport Railroad Line, da diese günstiger und je nach Verkehr auch schneller ist. Diese Linie ist am Flughafen gut ausgeschildert. Am besten kauft ihr euch gleich eine T-money Card (mehr dazu später). Ausstieg ist Hongdae (Hongik University), wo ihr zur grünen Linie 2 Richtung City Hall umsteigen müsst. Nach 2 Stationen seid ihr an der Ewha-Haltestelle angekommen. Außerdem wird ein Buddy-Pick-up von der Universität angeboten. Jeder Austauschstudent wird einem Buddy, einer koreanischen Studentin, zugewiesen, die euch mit Rat und Tat zur Seite steht und die zusammen viele tolle Abendessen und Ausflüge organisieren. Dieser Buddy holt euch dann auf Wunsch auch vom Flughafen ab. Mein Buddy war zur Zeit meiner Ankunft noch nicht in Seoul und konnte mich deshalb nicht abholen, was aber wirklich nicht tragisch ist, ihr schafft den Weg auch alleine! Nach einer Welcoming Ceremony zum Anfang des Semesters gibt es eine Campusführung der Buddies, die in der Regel auch diverse Semester Opening Events organisieren, wobei es leicht fällt neue Bekanntschaften zu schließen. Ich hatte mich von Anfang an sehr gut aufgehoben, informiert und betreut gefühlt. 2. Unterbringung Gewohnt habe ich während des Semesters im Wohnheim auf dem Campus. Für die Austauschstudenten gibt es das Samsung International House und das International House 2. Für das gesamte Semester (4 Monate) habe ich etwa 1000€ bezahlt (Doppelzimmer). Dazu kommt noch eine Campus Health Center Gebühr, die ist allerdings sehr gering (keine 40€ soweit ich mich erinnern kann). Dafür bekommt ihr aber sämtliche Behandlungen (oncampus) und Medikamente umsonst. Ich hatte bspw. eine Ohrenentzündung und habe alle Schmerzmittel und Antibiotika umsonst erhalten. Die Ärztin war sehr freundlich und sprach gutes Englisch. Die Wohnheime sind wirklich sehr schön, neu, modern. Die Zimmer enthalten alle notwendigen Möbel, Lampen, Internetkabel etc. Ob man ein Zimmer mit eingebautem Bad oder geteiltem Bad auf dem Flur erhält, ist gewissermaßen ein Glücksspiel. Ich hatte darauf jedenfalls keinen Einfluss. In jedem Stockwerk gibt es eine Wohnheimsküche, die allerdings keine Kochplatten, sondern nur Mikrowelle und Grill/Toaster enthält. Was aber nicht schlimm ist, da ich fast jeden Tag auswärts essen war, da dies vor allem in Universitätsvierteln meist preiswerter ist als kochen. Wer dennoch kochen möchte, dem steht im Keller eine riesige voll ausgestattete Küche mit zahlreichen Kochplatten und Backöfen zur Verfügung, die zu Stoßzeiten zwar sehr voll werden kann, sich aber gut eignet um gemeinsam mit Freunden zu kochen. Außerdem sind die Wohnheime mit diversen (Dach-)Terrassen, Lounges, Computerräumen, Fitnessraum, Waschküchen (mit Trocknern), Fernsehern, Tischtennisplatte, Coffee-Shop, Kiosk, Getränkeautomaten, Study- und Seminarräumen etc ausgestattet. Das Leben mit einer Zimmernachbarin kann sehr schön und unterhaltsam sein, allerdings habe ich auch von Mädels gehört, die sich so überhaupt nicht verstanden haben. Mit meiner Zimmernachbarin bin ich recht gut ausgekommen, allerdings waren unsere Schlafzeiten sehr unterschiedlich. Da ich gerne abends lerne und mich für die Seminare vorbereite, musste ich oft in den Computerraum des Wohnheims ausweichen, da mein Roomie meistens bereits vor 22Uhr ins Bett ging. Wer einen leichten Schlaf hat oder eben wie ich ungewöhnliche Schlafzeiten, sollte sich vielleicht überlegen ein Einzelzimmer zu nehmen. Die Regeln im Wohnheim sind recht streng. So ist es weder erlaubt Alkohol zu konsumieren oder gar zu besitzen, noch Freunde mit auf sein Zimmer zu nehmen. Die Zimmer wurden während meines Aufenthalts zwei mal kontrolliert. Theoretisch sind nicht einmal Haartrockner (muss man sich im Office leihen) und schon garkeine Glätteisen (aus Brandschutzgründen) erlaubt. Ich besaß dennoch beides und hatte damit keine Probleme. Außerdem gilt von 22-6Uhr strenge Nachtruhe. Wer sich nicht an die Regeln hält, sammelt Punkte und wird im schlimmsten Fall aus dem Wohnheim geworfen. Wen all das stört oder wer länger als ein Semester bleibt, der könnte sich mal nach Zimmern off-campus erkundigen. Nach dem Semester blieb ich zwei Monate länger, um zu reisen und nebenher arbeitete ich an einem Forschungsprojekt meiner koreanischen Professorin mit. Während dieser zwei Monate habe ich mir ein Appartement mit einem koreanisch-amerikanischem Mädchen mitten in Sinchon (Viertel direkt neben Ewha) geteilt, was sehr groß und schön war, allerdings auch fast doppelt so teuer wie das Wohnheim. Mein Zimmer dort hatte ich über „A Home in Sinchon“ gefunden, die gezielt an Austauschstudenten vermieten und lediglich eine Monatsmiete an Kaution verlangen, was in Korea meist eine Seltenheit ist. 3. Universität und Campus Ewha Womans University ist eine hochmoderne Universität, deren beeindruckende Architektur selbst Touristen auf den Campus lockt. Das Hauptgebäude, ECC, ist teilweise unterirdisch und beinhaltet neben Hörsälen und Seminarräumen, Leseräume, ein IT-Center, einen Souvenirladen, einen Buchladen, ein Schreibwarengeschäft, Restaurants und Bäckereien, einen Convenience Store, ein Fitnessstudio, ein Kino, eine Bank, Starbucks und diverse andere Geschäfte. Im ECC befindet sich zudem das International Office, das euch bei Fragen zur Seite steht. Auf dem Campus gibt es eine tolle Bibliothek und je nach Fakultät unterschiedliche Gebäude. Es gibt mehr als vier Mensen und ebenso viele Cafés. Diese differieren in ihrer Preisspanne, die Mensa direkt neben den Wohnheimen bietet allerdings zahlreiche Gerichte für etwa 2€ an. Neben Reis-, Nudel- und Fleischgerichten gibt es Eintöpfe, Suppen und sehr leckere frische Waffeln für gerade einmal 1€. Das Essen ist ansonsten lokal und hat zumindest mir sehr gut geschmeckt. Im Posco Gebäude gibt es frisches Kimbab, eine Art Sushirolle, allerdings ohne den rohen Fisch. Außerdem befinden sich auf dem Campus das Health Center, eine Postfiliale sowie zahlreiche Bankautomaten. Der Campus ist relativ groß, weshalb man sich zwischen zwei Kursen schon mal beeilen muss, um rechtzeitig anzukommen. Es fahren zwei Buslinien ausschließlich auf dem Campus, ich persönlich habe diese aber nie in Anspruch genommen. Der Campus ist wirklich eindrucksvoll und besonders zur Kirschblütenzeit atemberaubend schön. Mir hat es bis zum Schluss jeden Tag Spaß gemacht über diesen zu spazieren. Auch die Räume sind bis auf die Ausnahme der etwas älteren Gebäude alle sehr modern und gut ausgestattet. Was mir besonders aufgefallen ist und was Ewha meiner Meinung nach von der Uni Augsburg unterscheidet, ist die Einstellung und Haltung der Studenten, die sehr stolz sind auf diese Schule gehen zu können, die diesen Stolz auch nach außen tragen und hart arbeiten. Ewha hat eine lange Tradition und ausgezeichnete Professoren und man sollte das Privileg verstehen, das es bedeutet diese Universität besuchen zu dürfen. 4. Kurse Zur Zeit meines Auslandssemesters habe ich Sozialwissenschaften im 6.Semester studiert. Da mir nur noch wenige Credit Points fehlten, war ich in der Auswahl meiner Kurse relativ frei. Die Bachelorarbeit wollte ich dann in meinem 7.Semester, zurück in Augsburg, schreiben. Ich hatte mir über das Online Portal Eureka diverse Kurse ausgesucht und mich ebenfalls online für diese eingetragen. In den ersten zwei Wochen kann man dann die Kurse besuchen und sehen, welche einem taugen und diese dann behalten oder sich gegebenenfalls eben wieder aus diesen austragen. Zum Schluss entschied ich mich für die Kurse International Relations in East Asia, Development Cooperation, Religion and Culture in Modern Korea und den Korean Language Course. Der Kurs International Relations in East Asia war inhaltlich sehr interessant und vor allem für Sozialwissenschaftler mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen empfehlenswert. Zu kritisieren habe ich lediglich den Professor der Veranstaltung, dessen Akzent so stark war, dass ich Mühe hatte etwas zu verstehen. Anders sah es bei Development Cooperation aus. Die Professorin war sehr lebhaft und regte zu vielen spannenden Diskussionen an. Es handelte sich um einen Graduate Course, allerdings um eine Einführung in die Entwicklungszusammenarbeit, weshalb ich keine Probleme hatte dem Stoff zu folgen. Beide Kurse setzten extrem viel Lektüre voraus, jede Woche teilweise mehrere hundert Seiten, in Dev. Coop. zusätzlich ein Referat. Den Kurs Religion and Culture in Modern Korea empfehle ich jedem, der an der koreanischen Kultur interessiert ist. Der Kurs macht kaum Arbeit, es werden Filme vorgeführt, sowie religiöse Stätten besichtigt. Lediglich eine kurze Präsentation und eine Abschlussprüfung verlangen einen kleinen Aufwand ab. Die Auswahl englischsprachiger Kurse empfand ich im Bereich der Sozialwissenschaften befriedigend. Neben den Einführungskursen ist die Auswahl in Soziologie und Politik begrenzt. Wer sich aber in seinem Nebenfach vertiefen oder etwas über den Tellerrand schauen möchte, kann spannende Kurse wie z.B. Einführung in das Internationale Recht oder eben Entwicklungszusammenarbeit belegen. Bei der Zusammenstellung des Stundenplans überschneiden sich leider oft Kurse, da diese nicht wie bei uns einmal, sondern zweimal wöchentlich (für jeweils 75min) stattfinden. Die Prüfungen empfand ich im Großen und Ganzen als sehr fair und im Gegensatz zur Uni Ausgburg wurde im Vorfeld genau mitgeteilt, welche Inhalte relevant sind. Wer sich also wöchentlich auf die Kurse vorbereitet, sollte es meiner Meinung nach schaffen 1er Noten zu erzielen. In der Regel gibt es sowohl Midterms (Mitte April), als auch Finals (Mitte Juni), weshalb nicht der ganze Stoff erst zum Ende des Semesters gepaukt werden muss. Einzig im März hatte ich etwas Stress, da ich neben meinen Kursen an der Ewha noch Hausarbeiten für die Uni Augsburg sowie mein Lehrforschungsprojekt zu beenden hatte. Ich rate jedem, der sich schlaflose Nächte ersparen will, dringlichst sich seine Zeit vor dem Auslandssemester besser als ich einzuteilen! Mein Stundenplan war selbst mit vier Kursen recht voll. Da Koreanisch 11h und alle weiteren Kurse etwa 3h pro Woche einnehmen, solltet ihr euch nicht überfordern, da eben auch die Vor- und Nachbereitung viel Zeit in Anspruch nimmt. Nicht zu vergessen: Es herrscht strenge Anwesenheitspflicht, die kontrolliert wird (drei Verspätungen zählen als einmal Nichterscheinen, drei Fehlstunden lassen euch den Kurs nicht bestehen)! Ich hätte noch einen Kurs dazunehmen können, war aber auch so schon von 8Uhr morgens bis zum späten Nachmittag in der Uni. Den Freitag hatte ich allerdings frei. Außerdem habt ihr vielleicht Interesse einem Club beizutreten. Im Student Union Building könnt ihr euch über zahlreiche Clubs informieren, wie etwa den Bergsteiger Club, Taekwondo, Tanzgruppen (schwer aufgenommen zu werden) oder das Erlernen eines traditionellen koreanischen Instruments. Ich kann nur empfehlen, auch selbst auf koreanische Kommilitoninnen zuzugehen, da diese meist etwas schüchterner sind. Es wäre schade, wenn ihr das ganze Semester nur unter Austauschstudenten verbringt, was, wenn man nichts dagegen unternimmt, schnell passieren kann! 5. Koreanisch Kurs Die koreanische Sprache oder zumindest die Basics zu erlernen, halte ich für nützlich, wenn nicht gar notwendig. Zum einen spricht bis auf Studenten und einige Geschäftsleute wirklich kaum einer Englisch und zum anderen hilft es ein besseres Gespür für die koreanische Kultur zu erlangen. Dazu belegte ich den Korean Language Course, der kostenlos im Ewha Language Center angeboten wird. Der Kurs findet viermal wöchentlich von 8.00 bis 10.45Uhr statt. Man sollte also Motivation und Freude am Erlernen des Koreanischen mitbringen, sonst könnte der Kurs schnell zur Qual werden. Das Tempo ist relativ zügig und wer nicht jeden Tag seine Hausaufgaben macht sowie Vokabeln lernt, verliert den Anschluss. Allerdings macht der Kurs wirklich Spaß und ich empfehle ihn sehr gerne weiter! Die Lehrerinnen sind meist jung und humorvoll, der Kurs ist logisch aufgebaut und verbindet Schreib-, Leseund Sprechübungen. Zudem wird täglich in Rollenspielen das freie Sprechen geübt, was nicht gerade leicht fällt. Das koreanische Alphabet lässt sich innerhalb weniger Tage erlernen und ist für eine korrekte Aussprache notwendig. Obwohl ich zwar jeden Morgen mindestens zwei Kaffee benötigte, hatte ich jeden Tag Spaß in Korean Class. Zu kritisieren habe ich lediglich, dass in Level 1 ausschließlich die Höflichkeitsformen gelehrt werden. Wenn ich also an meinen koreanischen Freunden das Erlernte ausprobierte, sagten diese nur „So spricht kein Mensch“, bzw. konnte ich mit der von ihnen angewandten Grammatik kaum etwas anfangen. Für Alltagssituationen wie Einkaufen, Essen bestellen, nach dem Weg fragen und vor allem Taxifahrten ist der Kurs aber doch hilfreich. Außerdem finde ich die Sprache einfach sehr schön und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Koreaner es lieben, wenn man ihre Sprache spricht! Man wird gleich viel offener empfangen, auch wenn man nur einzelne Wörter und unzusammenhängende Sätze stammeln kann. 6. Leben in Seoul Vorneweg kann ich sagen, dass ich von Seoul absolut begeistert bin und schon jetzt meine Rückkehr plane! Seoul ist unglaublich vielfältig, jedes Viertel hat seinen eigenen Charme. Ewha ist in Idae gelegen, direkt nebendran befinden sich Sinchon und Hongdae. In Idae findet ihr alles, was (Mädchen-)Herzen höher schlagen lässt: Kosmetikläden, Klamotten- und Schuhgeschäfte, aber auch und vor allem zahlreiche Restaurants, Coffeeshops und Street Food. Das beste ist, dass die Preise deutlich an die Studenten angepasst sind. So verhält es sich auch in Sinchon und Hongdae, allerdings ist hier die Atmosphäre etwas anders. Vor allem in Hongdae ist immer etwas los, es gibt Straßenmusik, Kunstausstellungen und die Bars und Clubs haben auch unter der Woche bis in die Morgenstunden geöffnet. Wer es lieber etwas schicker mag, sollte auf jeden Fall auch einmal einen Club in Gangnam besuchen. Diese sind sehr populär, haben allerdings auch ihren Preis und die U-Bahnfahrt dauert ca.45 Minuten von Idae aus. Sehr westlich geht es in Itaewon zu. Da sich hier die Base der U.S.Army befindet, wimmelt es von Pubs, Bars und internationalen Restaurants. In keinem anderen Viertel trifft man so viele Ausländer und weniger Koreaner. Als Abwechslung ist das schon ganz nett, ich präferiere aber die typisch koreanischen Viertel, auch weil die etwas preiswerter sind. Downtown, in der Area um die City Hall, lassen sich moderne Hochhäuser neben traditionellen Bauten bestaunen. Das Hanok Village und der Gyeongbokgung Palace versetzen einen in das historische Korea zurück. In der Nähe befinden sich auch der Cheonggyecheon Stream und der Jogyesa Tempel, den ich zusammen mit Bongeunsa in Gangnam am eindrucksvollsten fand. Außerdem gut gefallen haben mir Sinsa, was nahe Gangnam gelegen ist, und die Café Street in Jeongja, da es in beiden zahlreiche stylische Geschäfte, süße Restaurants und Cafés gibt. Auf keinen Fall verpassen sollte man den Hangang Park, den Seoul Tower auf dem Namsan (vor allem bei Dunkelheit), Yeouido (vor allem zur Kirschblüte) oder den Noryangjin Fischmarkt. Zur Unterhaltung empfehle ich 4D-Kinos, Konzerte traditioneller koreanischer Musik oder Tanz, das Lee Samsung Museum of Art für Kunstinteressierte oder ein Baseballmatch live mitzuerleben, bei denen in Korea lautstark angefeuert und gesungen wird. Außerdem war ich bei der Aufführug „Jump“, eine Mischung aus Taekwondo, Akrobatik und Comedy. Auch Musicals gibt es viele oder für die K-Pop Fans unter euch sollte Seoul sowieso ein Paradies sein. Über Buddhas Birthday im Mai ist die Stadt und vor allem die Tempel im ganzen Land mit bunten Laternen geschmückt. Wer über das Frühjahr da ist, sollte das Lantern Festival nicht verpassen. Shoppen lässt es sich am günstigsten und vor allem durchgehend bis 5 Uhr morgens in Dongdaemun Market, wo es wirklich alles gibt. Westliche Marken und Kaufhäuser gibt es in Myoengdong. Durch die Spezialitätenabteilung des Shinsegae Kaufhauses zu schlendern lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und wer sich nach einem „anständigen“ Brot oder Käse sehnt, ist hier an der richtigen Adresse. Das Leben in Seoul ist also abwechslungsreich und aufregend und bietet für jeden Geschmack Aktivitäten. Ewha University ist zudem sehr günstig gelegen, alles notwendige ist zu Fuß, die Hauptsehenswürdigkeiten durch guten Anschluss der Green Line meist in wenigen Stationen zu erreichen. 7. Öffentliche Verkehrsmittel Die U-Bahn in Seoul ist wirklich ausgezeichnet. Man kommt überall hin und das Netz und die Linien sind sehr übersichtlich (im Gegensatz zu Tokyo!!). Außerdem war ich sehr überrascht wie sauber und geordnet es zugeht. Zwar ist die U-Bahn auf bestimmten Linien zur Rush Hour gerammelt voll, den Rest des Tages bekommt man aber sogar meist einen Sitzplatz. Am besten kauft ihr euch, wie bereits erwähnt, eine T-money Card. Das ist eine aufladbare Transitkarte, bei der ihr 100 Won je Strecke spart. Nachdem ihr die Karte am Automaten gekauft und aufgeladen habt, müsst ihr diese dann nur noch bei Betreten und Verlassen der UBahn über einen Sensor halten und das Geld wird automatisch abgebucht. Dies ist auch mit einer koreanischen Kreditkarte oder mit eurem Studentenausweis möglich, sofern ihr ein koreanisches Konto eröffnet habt. Wirklich sehr praktisch und vor allem preiswert: umgerechnet 70 Cent für 10km, jede weitere 5km 7 Cent! Auch die Busverbindungen sind gut. Zwar sind die Fahrpläne nur auf Koreanisch, aber sobald man dies lesen kann und sich ein bisschen mit den Stationen auskennt, ist es für bestimmte Strecken eine gute Alternative, da man bspw. nicht umsteigen muss. Taxis sind ebenfalls sehr günstig und auf diese werdet ihr in der Nacht zurückgreifen müssen, denn die U-Bahnen fahren nur bis etwa Mitternacht. Taxifahrer verstehen nach meiner Erfahrung wirklich überhaupt kein Englisch, also lernt eure gewünschten Stationen in Koreanisch zu sagen oder, falls es sich um komplizierte Adressen handelt, habt diese in koreanischer Schrift dabei. Die T-money Card könnt ihr übrigens in allen Städten Koreas nutzen, allen U-Bahnen, Bussen und sogar Taxen! 8. Lebenshaltungskosten Dieser Punkt ist schwer pauschal zu beantworten. Die größten Kosten, die auf euch zukommen sind die Flüge und Miete. Die Bücher und Reader für die Kurse musste ich mir alle selbst kaufen. Außerdem müsst ihr euch mit ein paar Haushaltswaren (auch Geschirr) selbst eindecken. Lediglich Bettwäsche wird gestellt. Hierfür empfehle ich Daiso, dort gibt es wirklich alles von Küchen- und Badutensilien über Wasch- und Reinigungsmittel bis hin zu Schreibwaren zum Spottpreis. Auswärts lässt sich günstig essen, doch wer sich hin und wieder im Wohnheim einen Snack zubereitet kann deutlich Geld sparen. Wer zusammen kocht, spart ebenfalls Geld. Leider sind die kleinen Supermärkte und Convenience Stores in der Regel überteuert und hier würde sich meiner Meinung nach Kochen nicht lohnen. Wenn ihr mit der Green Line aber zwei Stationen weiter nach Hapjeong fahrt, gibt es dort einen Home Plus, der eine tolle Auswahl hat. Hier lohnt es sich mit Freunden hinzugehen, da es oft 3 zum Preis von 2 Angebote gibt. Frisches Obst/Gemüse und Fleisch ist auch hier trotzdem sehr teuer und besser auf Märkten zu kaufen. Ebenso alles Importierte ist praktisch unbezahlbar. Auch westliche Restaurants sind meist dreimal so teuer wie die koreanischen. Es lohnt sich also sich lokal zu ernähren. Manche Dinge, wie eben Klamotten und öffentliche Verkehrsmittel, sind wirklich günstiger als in Deutschland. Doch lasst euch nicht täuschen, manch andere Produkte werden euch völlig überteuert vorkommen und das Preisniveau hängt stark von dem Viertel ab, in dem ihr euch befindet. So verhält es sich auch beim Ausgehen. In den Studentenvierteln bekommt ihr koreanisches Bier um die 2€, den Eintritt in Clubs für etwa 7€. In Gangnam dagegen kostet der Eintritt allein schon etwa 20€. Zusätzlich müsst ihr Geld für Ausflüge und Freizeitaktivitäten einplanen. Außerdem solltet ihr die Chance nicht verpassen Korea auch außerhalb Seouls zu erkunden oder einen Trip in ein Nachbarland zu wagen. Wer sich für jeden Monat im Durchschnitt 1000€ zusammenspart und bewusst mit dem Geld umgeht, sollte meiner Meinung nach auf der sicheren Seite sein und kann dabei das Auslandssemester voll auskosten. Denkt daran, dass es eine einmalige Erfahrung ist und es nicht am Geld scheitern sollte, möglichst viele neue Gerichte oder Orte zu entdecken. Also nehmt euch bei der Arbeit lieber eine extra Schicht bevor es ins Ausland geht ;) Wer sich vor Ort etwas Geld dazuverdienen möchte, kann bspw. privat deutsch oder je nach Sprachniveau sogar Englisch unterrichten, was in Korea gut bezahlt wird. Wer eine bestimmte Stundenzahl nicht überschreitet, kann sich im Prinzip jeden Job suchen ohne Probleme mit dem Visum zu bekommen. Für die meisten Jobs sind allerdings Koreanischkenntnisse erforderlich! Hilfe bei der Jobsuche bietet Ewhas International Office oder auch die Deutsche Botschaft. Wer nach dem Semester gerne ein Praktikum in Seoul machen möchte, sollte sich am besten schon Anfang des Semesters informieren und rechtzeitig bewerben. Wer den Aufenthalt verlängert, kann außerdem weiter an seinem Koreanisch arbeiten. Ich hatte damals einen Sprachkurs in der Nähe der Korea University gemacht. Und zwar einmal wöchentlich jeden Samstag für monatlich nur 10000 Won (7€). Solche günstigen Kurse werden oft privat angeboten. Meist wird man euch als Ausländer auf der Straße ansprechen und zu einer ersten Stunde kostenlos einladen. Natürlich könnt ihr euch auch koreanische Studentinnen suchen, die euch Nachhilfe geben und ihr ihnen im Gegenzug vielleicht sogar Deutsch beibringt. 9. Klima Korea hat wie Deutschland vier ausgeprägte Jahreszeiten, allerdings sind diese meines Empfindens nach etwas extremer als hier. So war der Winter erbärmlich kalt, dafür aber trocken, und die Kälte zog sich bis Ende April. Damit hatte ich nicht gerechnet und musste mich vor Ort mit warmen Klamotten eindecken. Ab Mai wurde es dann angenehm warm und auch der Juni war sehr schön. Im Juli und August wird es in der Regel heiß und sehr schwül. Die Luftfeuchtigkeit ist wirklich drückend, zudem regnet es in der Regenzeit fast täglich. Im Sommer kühlt es auch in den Nächten nicht ab. Zum Glück funktionieren im Wohnheim sowohl Heizung als auch Klimaanlage gut. Die restlichen Monate kann ich leider nicht beurteilen. 10. Kulturelle Erfahrungen Auch wenn es kitschig klingen mag: Ich habe mich in dieses Land verliebt! Vor meiner Anreise wusste ich wirklich wenig über Korea und dessen Kultur, weshalb mein Auslandssemester unglaublich spannend war. Es ist immer wieder schön, wenn einen Dinge noch überraschen können und nicht alles wie Zuhause ist. Behaltet das in Erinnerung, lasst euch auch mal treiben und nicht gleich von allem Ungewohnten aus der Ruhe bringen. In Korea könnt ihr euch sicher fühlen, nie wurde ich angepöbelt oder habe mich bedroht gefühlt. Man sollte natürlich immer aufpassen, aber ich glaube die Koreaner wären einfach zu gutmütig um einem etwas anzutun. Ich hatte bspw. mein Handy in einem Restaurant an der Südküste liegen lassen und blöderweise erst nach einigen Stunden Busfahrt bemerkt, dass ich es nicht mehr hatte. Ein koreanischer Freund hatte in dem Restaurant angerufen, sie hatten mein Handy gefunden und es mir per Post nach Seoul geschickt. Ich war wirklich überwältigt von soviel Hilfsbereitschaft. Auch meine Zimmernachbarin verlor zweimal ihr Handy und unseren Zimmerschlüssel und beides wurde von Findern abgegeben. Koreaner sind aufgrund ihrer Erziehung sehr höflich und bedacht, bescheiden und zuvorkommend. Respekt vor Älteren und Vorgesetzten, Familie und Gemeinschaft werden sehr groß geschrieben. Das merkt man bspw. schon im Alltag beim Essen mit koreanischen Freunden: So teilt einer Stäbchen und Servietten für alle aus, der andere schenkt für alle Wasser ein etc. Typisch koreanisch zu essen ist ein Erlebnis für sich. In der Regel wird Essen geteilt, das steht dann mittig und alle können sich bedienen. Dazu gibt es eine Vielzahl an Beilagen, wie bspw. das berühmte Kimchi oder eingelegten Rettich, was Koreaner wirklich zu allem essen. Was ebenfalls kein Cliché ist, ist das Koreaner unglaublich viel Soju trinken und das durch jedes Alter und jede Gesellschaftsschicht hinweg. Nach dem Abendessen gibt es meist eine zweite Runde, Kaffee oder Nachtisch an einem anderen Ort und dann geht man mit Freunden zur Noraebang (Karaoke). Auch das ist ein Cliché, das sich für mich bewahrheitet hat: Koreaner lieben Karaoke und Noraebangs gibt es an jeder Ecke. Ein zweites spätes Abendessen ist nicht unüblich. Eine weitere Sache, die ich an Korea liebe, ist Street Food! Diese Buden auf der Straße bieten meist die ganze Nacht über köstliches koreanisches Essen für wenig Geld. Es gibt ganze Street Food Märkte, bei denen ihr euch unbedingt mal durchprobieren müsst. Wer Vegetarier ist oder kein scharfes Essen verträgt, ist in seiner Auswahl allerdings etwas eingeschränkt. Eine weitere tolle Sache in Seoul sind die Öffnungszeiten. Vieles hat 24h geöffnet, Convenience Stores gibt es haufenweise. So kann man sich am Wochenende problemlos die ganze Nacht um die Ohren hauen ohne sich je zu langweilen. Leider trifft man in der Nacht schon ziemlich viele betrunkene Koreaner, diese sind allerdings friedlich und schlafen teilweise am Straßenrand. Genial finde ich dagegen Jimjilbangs! Das sind Saunen, in denen man auch übernachten kann. Für etwa 7€ bekommt man einen Zweiteiler, mehrere kleine Handtücher und einen Spind, kann in heißen Becken und Saunen entspannen und sich dann auf dünnen Matratzen auf dem geheizten Fußboden schlafen legen. Wirklich ein tolles Konzept, das einem auch beim Reisen im Land eine teure Unterkunft ersparen kann. Koreaner sind wie bereits erwähnt sehr freundlich, doch im hektischen Alltag können vor allem Ajummas (ältere Damen) etwas angebunden sein. Wer auf Koreanisch bestellt, wird definitiv netter behandelt. Ajummas sind sehr selbstbewusste Powerfrauen, die sich im Gedränge auch gerne mal durchboxen. Ich war anfangs etwas irritiert, wenn ich in der U-Bahn von fremden Damen geschubst oder aus dem Weg gedrängt wurde. Auch muss man aufpassen nicht in andere Passanten zu laufen, weil ungelogen fast jeder unentwegt mit seinem Smartphone beschäftigt ist. Nie zuvor habe ich Menschen so oft zusammenstoßen sehen...Auch vor dem Verkehr sollte man sich hüten, Regeln werden nicht immer befolgt und rote Ampeln werden eher als Empfehlung statt Pflicht angesehen. Korea hat eine spannende aber auch schwere Vergangenheit hinter sich. Lasst euch nicht entgehen euch in Museen, Ausstellungen oder Filmen darüber zu informieren, um vor allem den Nationalstolz der Koreaner besser verstehen zu können. Außerdem gibt es in Seoul viele Möglichkeiten, koreanische Kulturgüter wie Musik, Tanz oder auch Architektur zu bewundern. Generell habe ich mich sehr wohl und willkommen gefühlt. Wir Deutschen haben einen guten Ruf in Korea und wenn man erzählt, dass man an der Ewha studiert, sind die meisten begeistert und meinen, dass das eine berühmte und gute Uni sei. 11. Reiseziele Korea ist ein tolles Land und hat mehr als nur Seoul zu bieten. Selbst mit der U-Bahn gibt es einige Ausflugsziele, die in kurzer Zeit zu erreichen sind. Wie bspw. Suwon südlich Seouls, wo es ein beeindruckendes Fortress gibt (besonders schön bei Nacht). Mit dem Bus seid ihr außerdem in knapp 2h im Seoraksan Nationalpark, der mit seinen rauen Felsen atemberaubend schön ist und vom Gipfel aus einen tollen Blick aufs Meer bietet. Wandern ist Nationalsport in Korea! Die Routen sollten jedoch nicht unterschätzt werden und erinnern oft mehr an „rock climbing“ als „hiking“. Die Südküste bietet süße Fischerdörfchen, wie bspw. Tongyeong, von wo aus man mit der Fähre die Inselwelten bewundern und auf Bergen umrundet von Meer wandern kann. Wer das Inland erkunden möchte, dem empfehle ich sich ein 3Tages-Ticket für den O- und V-Train zu besorgen. Die Zugstrecken haben gerade erst geöffnet und sind ein echter Geheimtipp (wir waren damals die einzigen Ausländer im Zug). Es handelt sich dabei um restaurierte alte Züge, die durch 3 Provinzen nach dem hop-on hop-off Prinzip fahren. Dabei geht es durch die Berge, wilde Schluchten und Valleys, vorbei an Flüssen und kleinen Dörfern, wo zwar niemand Englisch spricht, dafür aber umso herzlicher ist. Ebenfalls nett und nicht allzu weit entfernt ist das Hanok Village in Jeonja, der Ort ist allerdings ziemlich überfüllt mit koreanischen Touristen. Besonders gut hat mir Busan gefallen, weshalb ich sogar ein zweites Mal dort war. Es herrscht eine ganz andere Atmosphäre als in Seoul, entspannter, grüner, mehr Platz..Vor allem am Haeundae Beach kommen Urlaubsgefühle hoch. Mein zweiter Favorit ist die Insel Jeju, die mit Kratern, schwarzem Vulkangestein und überraschend weißen Stränden lockt. Besorgt euch vor euer Abreise einen internationalen Führerschein, denn mit dem Auto lässt sich die Insel weitaus besser erkunden! Wer sonst noch genügend Zeit (und Geld) hat, der kann günstig nach Japan oder China fliegen. Ich hatte nach dem Semester einen 10-tägigen Japantrip mit Kommilitoninnen gebucht, nach Kyoto, Nara, Osaka und Tokyo. Außerdem einen 5-Tages-Trip nach Shanghai. Beides hatte mir sehr gut gefallen, China war deutlich günstiger, dafür gefiel mir die Kultur und Küche Japans besser. Andere Kommilitonen haben Trips zu den Philippinen, Bali, Laos, Vietnam, Kambodscha oder Thailand gemacht. Man sollte sich aber nicht zuviel vornehmen. Ich hatte während des Semesters ausschließlich Trips innerhalb Korea gemacht und dann gesehen wieviel Geld am Ende für weitere Reisen übrig blieb. 12. Fazit Zusammenfassend möchte ich sagen, dass meine Zeit in Korea und an der Ewha Womans University wunderschöne, beeindruckende, lustige, auch mal harte, überraschende und manchmal fast magische Momente enthielt. Ich möchte jeden ermuntern, eine ähnliche Erfahrung zu machen und sich auf das Abenteuer Seoul einzulassen. Es gibt gefühlte 1000 Aspekte, auf die ich, um den Rahmen des Berichts nicht zu sprengen, nicht eingehen konnte, es mag sogar manch Wichtiges fehlen. Für weitere Fragen und Informationen stehe ich deshalb gerne zur Verfügung. Ansonsten hoffe ich, dass euch dieser Bericht bereits einen guten ersten Eindruck (meiner Erfahrungen) verschaffen konnte.