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Abschlussbericht Potential der Früherkennung von Darmkrebs bei familiärem bzw. hereditärem Risiko, insbesondere durch Identifikation von Risikogruppen durch einen Fragebogen („Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“; Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Dr. rer. nat. Annika Waldmann – Prof. Dr. med. Alexander Katalinic Prof. Dr. med. Dr. phil. Heiner Raspe Mai 2008 (1. Revision Februar 2009) Institut für Krebsepidemiologie e.V. Beckergrube 43-47, 23552 Lübeck Direktor: Prof. Dr. A. Katalinic Tel.: 0451 7992550, Fax: 0451 7992551 Internet: www.krebsregister-sh.de Institut für Sozialmedizin Beckergrube 43-47, 23552 Lübeck Direktor: Prof. Dr. Dr. H. Raspe Tel.: 0451 7992520, Fax: 0451 7992522 Internet: www.sozmed.uni-luebeck.de Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ____________________________________________________________ 1 2 Hintergrund: Kolorektale Karzinome ________________________________________ 3 2.1 Epidemiologie _____________________________________________________ 3 2.2 Tumorgenese _____________________________________________________ 4 2.3 Histologie und Lokalisation ___________________________________________ 4 2.4 Risikofaktoren _____________________________________________________ 5 2.5 Hereditäre Nichtpolypöse Kolorektale Karzinome __________________________ 5 3 Methoden ___________________________________________________________ 10 3.1 Systematische Literatursuche ________________________________________ 10 3.2 Hochrechnungen, Schätzungen und Modellierungen ______________________ 12 3.3 Typ I- und Typ II-Risiko _____________________________________________ 14 3.4 Kenngrößen diagnostischer Test______________________________________ 15 4 Ergebnisse __________________________________________________________ 17 4.1 Frage 1: Ausmaß der Klassifikation von Risikopatienten ___________________ 17 4.1.1 Ergebnisse der systematischen Literatursuche ________________________ 17 4.1.2 Abschätzung der Antwortprävalenz für den Fragebogen auf Basis empirischer Überlegungen __________________________________________________ 22 4.2 Frage 2: Absolutes Risiko („Inzidenz“) für das Vorhandensein eines kolorektalen Karzinoms _______________________________________________________ 29 4.2.1 Ergebnisse der systematischen Literatursuche ________________________ 29 4.2.2 Abschätzung des absoluten Risikos für das Vorhandensein eines kolorektalen Karzinoms auf Basis empirischer Überlegungen _______________________ 32 4.3 Frage 3: Risiko („kumulative Inzidenz“) für die Entwicklung eines kolorektalen Karzinoms _______________________________________________________ 36 4.3.1 Ergebnisse der systematischen Literatursuche ________________________ 36 4.3.2 Abschätzung des absoluten Risikos für die Entwicklung eines kolorektalen Karzinoms auf Basis empirischer Überlegungen _______________________ 39 4.4 Frage 4: Ausmaß der Risikoerhöhung (Relatives Risiko) ___________________ 42 4.4.1 Ergebnisse der systematischen Literatursuche ________________________ 42 4.4.2 Abschätzung der Risikoerhöhung auf Basis empirischer Überlegungen _____ 42 4.5 Frage 5: Koloskopische Surveillance __________________________________ 45 -I- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4.5.1 Ergebnisse der systematischen Literatursuche ________________________ 45 4.5.2 Abschätzung des absoluten Risikos für die Entwicklung eines CRC auf Basis empirischer Überlegungen ________________________________________ 47 4.6 Frage 6: Effektivität der Identifikation von Risikopersonen __________________ 49 5 Diskussion und Fazit ___________________________________________________ 51 6 Zusammenfassung ____________________________________________________ 64 7 Anhang I ____________________________________________________________ 66 8 Anhang II____________________________________________________________ 68 8.1 Frage 1: Ergebnis der Extraktion______________________________________ 68 8.2 Frage 2: Ergebnis der Extraktion______________________________________ 80 8.3 Frage 3: Ergebnis der Extraktion______________________________________ 93 8.4 Frage 5: Ergebnis der Extraktion______________________________________ 98 9 Literaturverzeichnis ___________________________________________________ 108 - II - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Abkürzungsverzeichnis AC I Amsterdam I-Kriterien AC II Amsterdam II-Kriterien AR Absolutes Risiko CRC Colorectal Carcinoma = kolorektales Karzinom FA Familiär FAP Familiäre Adenomatöse Polyposis FDR First Degree Relative = Verwandte ersten Grades (Eltern, Geschwister, Kinder) Hered. Hereditär HNPCC Hereditäres Nichtpolypöses Kolorektales Karzinom MMR Mismatch Repair (Gene) MSI Mikrosatelliteninstabilität NNS number needed to screen = Anzahl zu der screenenden Personen PLCO Prostate, lung, colorectal and ovarian = Prostata, Lunge, Kolorektal, Ovar PPW Positiver prädiktiver Wert RCT Randomized controlled trial = Randomisierte kontrollierte Studie RR Relatives Risiko SDR Second Degree Relative = Verwandte zweiten Grades (Großeltern, Großkinder) SIR Standardized Incidence Ratio = Standardisiertes Inzidenzverhältnis TNM Tumor, Nodulus, Metastase 1+ ein oder mehr 2+ zwei oder mehr 60+ 60 Jahre oder älter 70+ 70 Jahre oder älter - III - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 1 Einleitung Im November 2007 erteilten die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der Bundesverband der AOK dem Institut für Krebsepidemiologie e.V. und dem Institut für Sozialmedizin den Auftrag, das Potential der Früherkennung von Darmkrebs bei Personen mit familiärem bzw. hereditärem (erblichem, syndromalem) Risiko abzuschätzen. Zur Identifikation von Risikopersonen sollte der Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V. eingesetzt werden. Die dem Vertrag beigefügte Version des Fragebogens sieht vier Fragen vor: 1. In meiner Familie ist ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) an Darmkrebs erkrankt. 2. In meiner Familie ist ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) vor dem Alter von 45 Jahren an Darmkrebs erkrankt. 3. In meiner Familie wurde bei einem direkten Verwandten (Eltern, Geschwister oder Kinder) ein Darmpolyp (Adenom) vor dem Alter von 40 Jahren erkannt. 4. In meiner Familie sind drei oder mehr Verwandte an Darmkrebs, Magenkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs, Nierenbecken- oder Harnleiterkrebs erkrankt. Die Beantwortung der Fragen (ja / nein) erlaubt folgende Klassifizierung: 1. Kein erhöhtes Risiko (alle Fragen mit „Nein“ beantwortet). 2. Erhöhtes Risiko für Darmkrebs (Frage 1 mit „Ja“ beantwortet). (Im Folgenden als familiäres Risiko, familiäre Belastung bezeichnet.) 3. Stark erhöhtes Risiko für Darmkrebs, Risiko für erbliche Form von Darmkrebs in der Familie (eine oder mehrere der Fragen 2 bis 4 mit „Ja“ beantwortet). (Im Folgenden als hereditäres Risiko bezeichnet.) Vertraglich waren die folgenden sechs Fragestellungen vereinbart: 1. In welchem Ausmaß werden mit Fragen, wie sie der Fragebogen des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V. vorsieht, Personen in den Altersgruppen 30-35 Jahre, 35-40 Jahre, 40-45 Jahre, 45-50 Jahre in die Risikogruppe für eine familiäre bzw. hereditäre Belastung klassifiziert (differenziert nach Geschlecht)? 2. Wie hoch ist das absolute Risiko für das Vorhandensein eines Darmkrebses in durch den Fragebogen identifizierten Risikogruppen für eine familiäre bzw. hereditäre -1- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Belastung (Altersgruppen 30-35 Jahre, 35-40 Jahre, 40-45 Jahre, 45-50 Jahre; differenziert nach Geschlecht)? 3. Wie hoch ist das absolute Risiko für die Entwicklung eines Darmkrebses in durch den Fragebogen identifizierten Risikogruppen für eine familiäre bzw. hereditäre Belastung (Altersgruppen 30-35 Jahre, 35-40 Jahre, 40-45 Jahre, 45-50 Jahre; differenziert nach Geschlecht) bis zum 50. bzw. 55. Lebensjahr (Beginn der bestehenden Darmkrebsvorsorge)? 4. In welchem Ausmaß ist das Risiko für Darmkrebs bei durch den Fragebogen identifizierten Risikopersonen im Vergleich zu 55- bzw. 65-jährigen Personen ohne Risikoerhöhung erhöht? 5. Wie viele Risikopatienten, identifiziert durch den Fragebogen (Fragebogen des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V., ggf. validere Fragebögen; Alter bei Fragebogenausfüllung 30 Jahre), müssten mittels koloskopischer Surveillance bis zum Alter von 50 Jahren verfolgt werden, um einen Tumor zu entdecken, und wie viele Koloskopien (orientiert an den Vorgaben der deutschen Leitlinie; absolute Anzahl an Koloskopien) wären dafür erforderlich? 6. Gibt es aussagekräftige Studien zur Effektivität einer Identifikation von Risikopersonen für familiären Darmkrebs mittels anamnestischer Fragen/Fragebögen bei Personen zwischen 30 und 50 Jahren hinsichtlich der Senkung von Darmkrebsinzidenz, –morbidität und –mortalität? Erweisen sich in diesem Zusammenhang bestimmte Fragebögen/Konstellationen von Fragen als besonders effektiv? Die Beantwortung der Fragestellungen sollte nicht durch „Feldforschung“ im eigentlichen Sinne geschehen, sondern im ersten Schritt durch eine systematische Literatursuche und Datenextraktion. In einem zweiten Schritt sollte unter Zuhilfenahme der extrahierten Daten sowie der verfügbaren epidemiologischen Daten zum kolorektalen Karzinom eine Abschätzung des Früherkennungspotentials vorgenommen werden. -2- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 2 Hintergrund: Kolorektale Karzinome 2.1 Epidemiologie Etwa 37.000 Männer und 36.000 Frauen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Darmkrebs. Kolorektale Tumoren sind damit die zweithäufigste Krebserkrankung. Im europaweiten Vergleich gehört Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Neuerkrankungsraten und die jährliche rohe Inzidenzrate des kolorektalen Karzinoms beträgt etwa 92,3 (Männer) bzw. 85,4 (Frauen) pro 100.000 (die standardisierten Raten nach Europastandard liegen bei 72,6 bzw. 49,3 pro 100.000). Der Erkrankungszeitpunkt wird für Männer durchschnittlich mit 69 Jahren und für Frauen im Mittel mit 75 Jahren angegeben. 1 2 Das Auftreten der Darmtumoren zeigt eine deutliche Altersabhängigkeit. Vor dem 50. Lebensjahr wird die Diagnose selten gestellt. Danach steigt die Häufigkeit stetig an und erreicht ihr Maximum in der Altersspanne 80-84 Jahre. 1 Im Gebiet der Europäischen Union sind ca. 3 % der Todesfälle durch das kolorektale Karzinom bedingt, sieben von zehn daran Verstorbenen sind über 65 Jahre. Die Regionen mit der höchsten Darmkrebsmortalität sind im diagonalen Gürtel von Großbritannien bis nach Österreich zu finden. Innerhalb dieser Länder weisen Dänemark und Deutschland die höchsten Mortalitätsraten auf. 3 In Deutschland stellen Kolonkarzinome mit jeweils etwa 14.000 Todesfällen die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern und Frauen dar. Im Jahr 2004 lag die altersstandardisierte Mortalitätsrate in Deutschland (Europastandard) bei 26,9 (Männer) bzw. 17,0 (Frauen) pro 100.000. 1 Die 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit liegt bei rund 60 %, wobei mit günstigeren Stadien eine höhere und entsprechend mit ungünstigeren Stadien eine geringere 5-JahresÜberlebenswahrscheinlickeit einhergeht. 4 Für die Gesamtbevölkerung beträgt das Lebenszeitrisiko, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, etwa 6-7 %. 5 Dieses erhöht sich auf bis zu 11 % 6 7 8 , wenn ein erstgradiger 8 Verwandter betroffen ist, und steigt weiter auf bis zu 25 % , wenn zwei oder mehr erstgradig verwandte Personen am Kolonkarzinom erkrankt sind. Das Lebenszeitrisiko erreicht schließlich 70-100 % bei bestimmten hereditären Kolonkarzinomsyndromen wie zum Beispiel HNPCC (Hereditäres Nichtpolypöses Kolorektales Karzinom) oder FAP (Familiäre Adenomatöse Polyposis). 9 10 11 12 -3- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 2.2 Tumorgenese Die Entstehung des kolorektalen Karzinoms ist ein multifaktorielles Geschehen. Heute wird davon ausgegangen, dass sich ein Großteil der kolorektalen Karzinome aus gutartigen Neubildungen (adenomatösen Polypen) über epitheliale Dysplasien zum Karzinom entwickelt. 4 Diese so genannte Adenom-Karzinom-Sequenz bildet die Grundlage der Tumorgenese und basiert hauptsächlich auf den Arbeiten von Vogelstein et al. (1993) und Muto et al. (1975). 13 14 Adenome gehören zur Gruppe der neoplastischen Polypen. Sie sind epithelialer Herkunft und weisen unterschiedlich ausgeprägte Zellatypien und teilweise eine aufgehobene Zellstruktur auf. Histologisch werden sie in drei Unterformen eingeteilt: • Tubuläre Adenome • Tubulovillöse Adenome • Villöse Adenome Bei dem mehrheitlichen Teil der Adenome handelt es sich um tubuläre Adenome (ca. 6580 %). Sie treten in sessiler oder gestielter Form auf, sind zumeist im Rektosigmoid lokalisiert und zeigen drüsig-tubuläre Auswüchse der Kryptenschläuche. In ca. 20 % der Fälle treten gemischte, die so genannten tubulovillösen Adenome auf. Bei 8-10 % der Adenomträger finden sich villöse Adenome. Sie sind überwiegend breitbasig mit zottiger Oberflächenstruktur. Die fingerförmig ausgestülpten Schleimhautzotten neigen vermehrten Schleimbildung. Villöse Adenome entstehen am häufigsten im Rektum. zur 2 Die zunächst gutartigen Kolon- und Rektumadenome zeigen ein unterschiedliches Entartungspotential. Villöse Adenome sind für gewöhnlich größer, weisen häufiger Atypien auf und transformieren eher in eine maligne Neoplasie. 13 Das heute gültige Tumorprogressionsmodell basiert auf der Feststellung, dass der Tumorentstehung nicht nur eine Mutation vorausgeht, sondern dass eine Akkumulation mehrerer Mutationen, die nach der Geburt auftreten, vorliegt. Hieraus resultiert die Aktivierung bestimmter Onkogene bei zumeist gleichzeitigem Verlust von Tumorsuppressorgenen. Es wird angenommen, dass genetische Veränderungen für die Entstehung von adenomatösen Polypen verantwortlich Genmutationen die Progression zu Tumoren initiieren. sind und dass weitere 4 14 15 2.3 Histologie und Lokalisation 85-90 % der bösartigen Darmtumore sind Adenokarzinome des Dickdarms, die sich aus den Drüsen der Darmschleimhaut ableiten, aus tubulären, kribiformen, azinären und papillären -4- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Strukturen bestehen und abhängig vom Differenzierungsgrad des Tumors auch eine Schleimsekretion aufweisen können. Histologisch kommen neben Adenokarzinomen vor allem muzinöse Adenokarzinome (5-10 %; massive Schleimproduktion) und Siegelringkarzinome (1 %; intrazelluläre Schleimansammlung) vor. 2 Kolorektale Tumore bilden sich ungleich verteilt in den einzelnen Darmabschnitten. So befinden sich rund 60 % der Tumore im linken deszendenten Anteil des Dickdarms und 25 % sind im Caecum und dem rechten, aszendenten Dickdarm lokalisiert. Von den linksseitigen Tumoren befinden sich etwa 55 % in der Sigmaschlinge (Colon sigmoideum) und im Rektum. 2 4 2.4 Risikofaktoren Die wichtigsten Risikofaktoren sind hohes Alter, das Vorkommen von Darmpolypen und eine (Fehl-)Ernährung. 16 Weitere Risikofaktoren sind genetische Vorbelastung (familiäre Häufung) sowie genetische Syndrome 2, die zwar selten sind, jedoch mit einem stark erhöhten Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs einhergehen (siehe Kapitel 4.2.1 und Kapitel 4.4). Die Unterscheidung in familiäre Häufung (keine einheitliche genetische Veränderung) und syndromale Erkrankung (hereditär, Vorliegen entsprechender Keimbahnmutationen, steigende Prädisposition) ist von großer Relevanz für die betroffene Person, die Risikoeinstufung und die Frequenz der Kontrolluntersuchungen (Intensität der Surveillance). So ist das Ausmaß der Risikoerhöhung bei familiärer Häufung für eine Indexperson einerseits von der Anzahl der betroffenen Verwandten und andererseits vom Alter der Familienangehörigen bei Diagnosestellung abhängig. 16 17 Zu den syndromalen Erkrankungen, die mit einem erhöhten Malignitätspotential einhergehen, gehören insbesondere die Familiäre Adenomatöse Polyposis und das Hereditäre Nichtpolypöse Kolorektale Karzinom (HNPCC). 2.5 Hereditäre Nichtpolypöse Kolorektale Karzinome Das HNPCC wurde erstmals bereits 1895 von Aldred Warthin beobachtet und als Familienkrebssyndrom beschrieben. Erst viele Jahre später befasste sich der amerikanische Chirurg Henry Lynch intensiver mit dieser Erkrankung und führte ab 1966 detaillierte Beobachtungen an betroffenen nordamerikanischen Familien durch. Ihm gelten heute die wissenschaftlichen Ursprünge des HNPCC, weshalb es auch als Lynch-Syndrom bezeichnet wird. Es ist durch einen autosomal-dominanten Erbgang gekennzeichnet. Mit einem Anteil -5- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) von bis zu 5 % an allen Kolonkarzinomen zählt es zu den häufigsten Erbkrankheiten überhaupt. 18 19 Heute wird davon ausgegangen, dass der Anteil der HNPCC-Tumoren an allen malignen kolorektalen Neoplasien geringer ausfällt, da in die früheren Schätzungen auch Daten der so genannten Gründerpopulationen (founder population; z. B. in Finnland) mit höherer Sensibilität und Prävalenz für genetische Mutationen eingegangen sind. 20 21 22 Erhebungen mit Patienten, die in Krebsregistern registriert sind, deuten auf einen Anteil der HNPCC-Tumore an allen Darmkarzinomen von rund 1 % hin. 21 23 HNPCC-Genträger entwickeln schon früh kolorektale Karzinome (mittleres Erkrankungsalter: 45 Jahre) und ihr Lebenszeitrisiko für kolorektale Tumore liegt bei 70-100 %. Neuere Studien weisen auf eine bisherige Überschätzung des Risikos hin und beziffern das Lebenszeitrisiko mit 40-60 %. 23 24 25 Das HNPCC-assoziierte kolorektale Karzinom ist mehrheitlich im rechten Hemikolon (proximales Colon; rund 70 %) lokalisiert. Klassischerweise ist mit dem Lynch-Syndrom ein breites Spektrum an extraintestinalen Tumoren assoziiert, die im Endometrium, im Ovar, im Magen, in den Gallenwegen, Nieren, in der Blase, in den Uretern oder der Haut und im Gehirn entstehen können. Diese Tumoren treten sowohl synchron als auch metachron auf. 26 27 28 29 30 31 Das Fehlen eindeutiger krankheitsspezifischer phänotypischer Merkmale stellt das Hauptproblem in der Diagnostik der HNPCC-Erkrankung dar. der „Amsterdamer Kriterien“ (AC I), die Charakterisierung und Kategorisierung dienen. 32 einer 18 Dies führte zur Entwicklung standardisierten internationalen Die Kriterien umfassen folgende Merkmale, die zur Diagnosefindung vollständig erfüllt sein müssen: Tabelle 1: Amsterdam I–Kriterien (alle Kriterien müssen erfüllt sein) 1. mindestens drei Familienangehörige mit histologisch gesichertem Kolon-/Rektumkarzinom 2. einer davon Verwandter ersten Grades der beiden anderen 3. Erkrankungen in mindestens zwei aufeinander folgenden Generationen 4. mindestens ein Patient mit der Diagnose des Kolon-/Rektumkarzinoms vor dem 50. Lebensjahr 5. Ausschluss einer familiären Adenomatosis polyposis coli (FAP) 1999 wurden die Amsterdam-Kriterien erweitert und berücksichtigen nun auch die HNPCCassoziierten Tumoren für die Diagnosestellung. 33 -6- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Tabelle 2: Amsterdam II–Kriterien (alle Kriterien müssen erfüllt sein) 1. mindestens drei Familienangehörige mit histologisch gesicherten kolorektalen Karzinomen oder Karzinom des Endometriums, Magens, Dünndarms, Nierenbeckens oder des Ureters 2. einer davon Verwandter ersten Grades der beiden anderen 3. Erkrankungen in mindestens zwei aufeinander folgenden Generationen 4. mindestens ein Patient mit der Diagnose eines kolorektalen Karzinoms vor dem 50. Lebensjahr 5. Ausschluss einer FAP (Familiäre Adenomatöse Polyposis) Allerdings berücksichtigen die Amsterdam-Kriterien keinerlei histologische Abstufungen. Zudem zeigte sich, dass nur wenige Patienten die Kriterien voll erfüllen und der Verdacht auf HNPCC zum Teil bestehen bleibt. Dieser Umstand führte zur Entwicklung der BethesdaKriterien im Jahr 1996. 34 Bei Vorliegen der Bethesda-Kriterien sollten die Tumoren auf das Vorliegen einer Mikrosatelliten-Instabilität untersucht werden. 18 Tabelle 3: Bethesda–Kriterien (mind. ein Punkt muss erfüllt sein) 1. Patienten mit positiver Familienanamnese entsprechend den Amsterdam-Kriterien (AC I) 2. Patienten mit synchronen oder metachronen kolorektalen Karzinomen oder HNPCCassoziierten Tumor-Erkrankungen (Endometrium, Ovar, Magen, Gallengang, Dünndarm, Nierenbecken, Ureter) 3. Patienten mit kolorektalem Karzinom und einem erstgradigen Verwandten mit kolorektalem Karzinom und/oder HNPCC-assoziierter Tumorerkrankung (einer davon <45. Lebensjahr) und/oder kolorektalem Adenom <40. Lebensjahr 4. Patienten mit Kolon- oder Endometriumkarzinom <45. Lebensjahr 5. Patienten mit rechtsseitigem, histologisch undifferenzierten kolorektalen Karzinom <45. Lebensjahr 6. Patienten mit kolorektalem Karzinom vom Siegelring-Zell-Typ <45. Lebensjahr 7. Patienten mit kolorektalem Adenom <40. Lebensjahr -7- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Weitere Forschungsergebnisse machten eine Revision dieser Kriterien erforderlich. Die revidierte Fassung der Bethesda-Kriterien 35 ist in Tabelle 4 aufgeführt. Tabelle 4: Revidierte Bethesda–Kriterien (mind. ein Punkt muss erfüllt sein) 1. Diagnose eines kolorektalen Karzinoms vor dem 50. Lebensjahr 2. synchrones oder metachrones kolorektales Karzinom oder Karzinom aus dem HNPCCSpektrum (Endometrium, Ovar, Magen, Pankreas, Gallengang, Nierenbecken, Ureter, Gehirn) 3. Diagnose eines kolorektalen Karzinoms vor dem 60. Lebensjahr mit einer Histologie typisch für hoch instabile Tumoren (Tumorgewebe zeigt mindestens 2 von 5 Mikrosatellitenmarkern Instabilität) 4. Diagnose eines kolorektalen Karzinoms bei mindestens einem erstgradigen Familienangehörigen mit einer Tumorerkrankung aus dem HNPCC-Spektrum, wobei einer der Betroffenen vor dem 50. Lebensjahr erkrankt sein muss 5. Diagnose eines kolorektalen Karzinoms in mindestens zwei Verwandten ersten oder zweiten Grades mit Tumorerkrankungen aus dem HNPCC-Spektrum unabhängig vom Alter Die Häufigkeit der HNPCC-Tumoren an allen kolorektalen Tumoren schwankt in Abhängigkeit der zugrunde liegenden Definition: Werden die enger gefassten Amsterdam IKriterien herangezogen, fällt der Anteil geringer aus, wohingegen die weiter gefassten Amsterdam II-Kriterien zu einer höheren Prävalenzschätzung führen. 36 Auch die Familiengröße und die verfügbaren Informationen zur Krankheitsgeschichte von (entfernten) Familienmitgliedern beeinflussen die Häufigkeit der Diagnosestellung, wenn hierbei auf die Amsterdam-Kriterien (oder ähnliche Kriterien) zurückgegriffen wird. 19 37 In jüngster Zeit wird zunehmend die Forderung gestellt, dass die Diagnose HNPCC durch den Nachweis entsprechender genetischer Mutationen abgesichert werden sollte. 38 Die genetische Grundlage für das HNPCC bildet eine Keimbahnmutation in den DNA mismatch repair (MMR) Genen. Momentan sind 6 Gene identifiziert: hMSH2 (Mutation bei 30-70 % aller Patienten mit Darmkrebs), hMLH1 (30-70 %), hPMS1 (<10 %), hPMS2 (<10 %), hMSH6 und hMLH3. 7 39 Diese Gene gehören zur Gruppe der so genannten DNA- Mismatch-Reparatur-Gene, deren Aufgabe es ist, eventuelle Fehler bei der Replikation der DNA im Rahmen der Zellteilung zu erkennen und zu beseitigen. Bei HNPCC-Patienten findet man innerhalb eines betroffenen Individuums eine Sequenzlängendifferenz zwischen Tumor und gesundem Gewebe als Hinweis auf eine fehlerhafte DNA-Replikation. Man bezeichnet dieses Phänomen als Mikrosatelliteninstabilität. 7 29 40 -8- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Berichtete Raten zur Mikrosatelliteninstabilität sind inkonsistent und schwierig zu interpretieren. Methodologische Probleme ergeben sich durch die Wahl der Loci und die Anzahl der untersuchten Marker, die je nach Untersucher variieren können. 39 Momentan kann davon ausgegangen werden, dass bei mehr als 50 % der unter 35-jährigen, bei rund 50-60 % der unter 40-jährigen Patienten mit kolorektalem Karzinom und bei 13 % aller sporadischen Tumoren eine Mikrosatelliteninstabilität nachweisbar ist (MSI-positive Tumoren). Insgesamt weist ca. ein Viertel der Patienten mit MSI-positiven Tumoren MMRKeimbahnmutationen auf, dieser Anteil steigt bei den unter 35-jährigen Patienten auf 40 %. 19 37 7 In einer Übersichtsarbeit von Lynch und de la Chapelle wird der Anteil MSI-positiver Tumoren an allen HNPCC-Tumoren mit 85-90 % deutlich höher beziffert und o.a. methodologische Probleme werden als Grund für die andernorts publizierten geringeren Raten angeführt. 37 Bei Patienten mit HNPCC und MMR-Keimbahnmutation treten gehäuft kolorektale Tumoren (Standardisiertes Inzidenzverhältnis (SIR) 6,1), Endometrium- (SIR 4,1) und Magenkarzinome (SIR 4,6), Tumoren des Dünndarms (SIR 7,6) und des Ureters (SIR 9,0) auf. Personen, auf die die Amsterdam I-Kriterien zutreffen, die aber keine MMRKeimbahnmutation aufweisen, haben hingegen lediglich ein moderat erhöhtes Risiko (SIR 2,3) für kolorektale Tumoren. 41 -9- Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 3 Methoden 3.1 Systematische Literatursuche Die Literatursuche wurde in der Datenbank MEDLINE realisiert. Gesucht wurde nach deutsch- und englischsprachigen Veröffentlichungen, die im Publikationszeitraum 1997 – 2007 erschienen waren. Es wurden Such-Module entwickelt (Anhang I), die in unterschiedlichen Kombinationen (Verknüpfung durch die Boolschen Operatoren AND bzw. OR) für die Suche nach geeigneter Literatur genutzt wurden. Aus den oben angeführten sechs Fragen konnten ein allgemeiner Fragenbereich und drei Kernfragen formuliert werden. Diese Fragen wurden der Literatursuche zugrunde gelegt. 1. Epidemiologie des familiären, hereditären Kolonkarzinoms (Inzidenz, Prävalenz, gesamt und altersspezifische Raten) Æ Module: (1 und 2) und (3 und 4) 2. Reliabilität und Validität von Fragebögen zur Ermittlung von familiärer bzw. hereditärer Belastung hinsichtlich Darmkrebs (Gesamt und altersspezifische Raten, getrennt nach Geschlecht, getrennt nach familiär / hereditär) Æ Module: (1 und 2) und (6 und 7) und (9 oder 10) 3. Effektivität der Identifikation von Risikogruppen zur Senkung der Darmkrebsinzidenz und –mortalität (Gesamt und altersspezifische Raten, getrennt nach Geschlecht, getrennt nach familiär / hereditär) Æ Module: (1 und 2) und (4) und (9 oder 10) 4. Effektivität der koloskopischen Surveillance bei Risikopersonen (= familiär / hereditär) (Gesamt und altersspezifische Raten, getrennt nach Geschlecht, getrennt nach familiär / hereditär) Æ Module: (1 und 2) und (3) und (5) und (8) und (9 oder 10) Die endgültige Suche und der Import der Trefferliste in eine Endnote-Datenbank erfolgten am 10.12.2007. Es folgte ein Titelscreening, ein Abstractscreening und schließlich ein Volltextscreening. Relevante Daten aus den Studien der Volltextsuche wurden in eine Access-Datenbank überführt. Die Referenzlisten relevanter (eingeschlossener) Publikationen wurden sorgfältig auf weitere in Frage kommende Veröffentlichungen überprüft (Titelscreening II). Auch diese Literaturstellen wurden einem Abstract- und Volltextscreening sowie einer Datenextraktion unterzogen (Anhang II). Zusammengefasst wurden 973 Abstracts und 244 Volltexte gescreent. 106 Volltexte enthielten relevante Daten, die sich für die Datenextraktion eigneten (Abbildung 1). - 10 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Abbildung 1: Flussdiagramm der systematischen Literatursuche Die Bewertung der Studienqualität und die Bestimmung der Evidenzgrade erfolgten nach einem modifizierten Schema der Canadian Task Force on the Periodic Health Examination (Tabelle 5). Tabelle 5: Studiendesignhierarchie – modifiziert nach: Canadian Task Force on the Periodic Health Examination I Evidenz aus mindestens einer gut geplanten kontrollierten, randomisierten Studie, systematische Übersichtsarbeiten II-1 Evidenz aus gut geplanten kontrollierten, nicht-randomisierten Studien II-2 Evidenz aus gut geplanten Kohortenstudien oder analytischen Fall-Kontroll-Studien; vorzugsweise von mehr als einem Zentrum oder einer Gruppe durchgeführt II-3 Evidenz aus Daten aus unterschiedlichen Zeitverläufen und von unterschiedlichen Orten mit oder ohne Intervention; Aufsehen erregende Ergebnisse von unkontrollierten Studien III Meinung von Autoritäten, basierend auf klinischer Erfahrung, deskriptiven Studien oder Berichten von Expertenkommissionen - 11 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 3.2 Hochrechnungen, Schätzungen und Modellierungen Die extrahierten Daten der Literatursuche zu den einzelnen Fragestellungen wurden als Grundlage für verschiedene Hochrechnungen, Schätzungen und Modellierungen herangezogen. Die Methodik und Vorgehensweise für die jeweiligen Fragestellungen werden in den jeweiligen Abschnitten ausführlich erläutert. Epidemiologische Basiszahlen zur Inzidenz des kolorektalen Karzinoms wurden der aktuellen Broschüre „Krebs in Deutschland 2003-4“ entnommen. 1 Tabelle 6 zeigt die altersspezifischen Inzidenzen der aktuellen Deutschlandschätzung. Die Altersgruppe 30-34 Jahre ist in „Krebs in Deutschland“ nicht explizit ausgewiesen. Auf Basis der Daten des Krebsregisters Saarland wird für Männer eine Inzidenz von 4,3 / 100.000 und für Frauen von 5,0 /100.000 angenommen. Für die Altersgruppe 15-29 werden 1,4 bzw. 1,0 für Männer respektive Frauen eingesetzt. Tabelle 6: Alterspezifische Inzidenz – Fälle pro 100.000 Altersgruppe (Jahre) Männer Frauen 0 0 1,5 1,9 15-29 (Saarland) 1,4 1,0 30-34 (Saarland) 4,3 5,0 35 bis unter 40 6,9 7,6 40 bis unter 45 15,5 13,3 45 bis unter 50 28,5 26,3 50 bis unter 55 60,1 54,8 55 bis unter 60 130,5 80,7 60 bis unter 65 215,5 122,7 65 bis unter 70 317,7 169,3 70 bis unter 75 427,7 246,2 75 bis unter 80 481,8 358,8 80 bis unter 85 539,1 460,9 85 und älter 524,3 469,3 bis unter 15 15 bis unter 35 Aus Tabelle 6 wurde die kumulative Inzidenz bis zum jeweiligen Alter abgeleitet (Tabelle 7). Die kumulative Inzidenz kann als Wahrscheinlichkeit interpretiert werden, bis zum angegebenen Alter an Darmkrebs zu erkranken. Sie berechnet sich aus der Summe der altersspezifischen Inzidenzen bis hin zum jeweils interessierenden Alter. - 12 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Tabelle 7: Kumulative Inzidenz in Prozent I Altersgruppe (Jahre) Männer Frauen bis 15 0,00% 0,00% bis 30 0,02% 0,02% bis 35 0,04% 0,04% bis 40 0,08% 0,08% bis 45 0,15% 0,14% bis 50 0,30% 0,28% bis 55 0,60% 0,55% bis 60 1,25% 0,95% bis 65 2,33% 1,57% bis 70 3,92% 2,41% bis 75 6,05% 3,64% bis 80 8,46% 5,44% bis 85 11,16% 7,74% 16,0% kumulierte Wahrscheinlichkeit 14,0% 12,0% 10,0% 8,0% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% bis 30 bis 35 bis 40 bis 45 bis 50 bis 55 bis 60 bis 65 bis 70 bis 75 bis 80 bis 85 >=85 Jahre Männer Frauen Abbildung 2: Kumulierte Inzidenz kolorektaler Karzinome in Deutschland differenziert nach Geschlecht I Berechnungen beruhen auf den Daten aus Tabelle 6. - 13 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Für einige Fragestellungen wurden die Ergebnisse auf die bundesdeutsche Bevölkerung bezogen. Dazu wurde die durchschnittliche Bevölkerung des Jahres 2006 verwendet. 42 3.3 Typ I- und Typ II-Risiko Der Berechnung von relativen Risiken können zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen zugrunde liegen: (1) Typ I-Risiko = Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person (2) Typ II-Risiko = Das Vorhandensein der Erkrankung in einer Index-Person ist ein Risikofaktor für (gesunde) Verwandte Das relative Risiko Typ I ist eine Maßzahl des Überschussrisikos (excess risk) für eine Erkrankung bei einer Index-Person in Abhängigkeit von der Verteilung dieser Krankheit in ihrer Verwandtschaft (positive/negative Familienanamnese). Wenn das Typ I-Risiko geschätzt wird, werden Personen unabhängig von ihrem Expositionsstatus (Erkrankungsstatus der Familienangehörigen) rekrutiert und dann zu diesem befragt. Das relative Risiko Typ II ist eine Maßzahl des Überschussrisikos (excess risk) für eine Erkrankung bei einem Individuum in Abhängigkeit von dem Vorhandensein dieser Krankheit bei einer verwandten Index-Person. Für die Schätzung des Typ II-Risikos geschieht die Rekrutierung von Personen in Abhängigkeit von der Exposition, d. h. es werden gezielt Verwandte einer erkrankten Person gesucht (CAVE: keine Unabhängigkeit der Individuen gegeben, viele Standardfehlerschätzungen setzen aber eine Unabhängigkeit voraus!). Es resultiert eine Unterschätzung der Standardfehler, deren Ausmaß abhängig von dem Grad der Familienzusammengehörigkeit (strength of the family aggregation), der Größe und der Struktur der Familien innerhalb der Kohorte ist. 43 - 14 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 3.4 Kenngrößen diagnostischer Test Die Validität eines diagnostischen Tests beschreibt sein Vermögen, zwischen Erkrankten und Gesunden oder auch Personen mit und ohne Risiko zu differenzieren. Die Validität eines Tests hängt ab von der Sensitivität und der Spezifität des Verfahrens (siehe auch Abbildung 3). 44 Die Sensitivität beschreibt die Fähigkeit des Tests, erkrankte Personen als erkrankt zu identifizieren und berechnet sich über die Division der Anzahl der „richtig positiven“ Personen durch die Anzahl der Personen „mit vorhandenem Risiko“ (aller tatsächlich erkrankten Personen). Dieser Wert gibt Antwort auf die Frage: „Wie viele von den erkrankten Personen werden durch den Test als erkrankt erkannt?“ 44 Die Spezifität hingegen beschreibt das Vermögen, gesunde Personen als gesund zu identifizieren und beantwortet damit die Frage: „Wie viele von den gesunden Personen (nicht exponierten Personen, Personen ohne Risiko) werden zu recht als gesund (nicht risikoexponiert) identifiziert?“ Die Spezifität errechnet sich durch die Division der Anzahl der „richtig negativen“ durch die Anzahl aller Personen „ohne Risiko“ (aller gesunden Personen). 44 Für die Public Health-Perspektive wird eine andere Betrachtung relevant. Hier stehen die Fragen „Wie viele von den durch den Test identifizierten Personen weisen tatsächlich die Erkrankung auf (sind „richtig positiv“)?“ und „Wie viele von den als gesund eingestuften Personen sind tatsächlich gesund („richtig negativ“)?“ im Fokus. Antworten auf diese Fragen liefern die positiven und negativen prädiktiven Werte. Der positive prädiktive Wert errechnet sich durch die Division der Anzahl der „richtig positiven“ Personen durch die Anzahl der im Fragebogen als Risikopersonen eingestuften Menschen. Die Division der Anzahl der „richtig negativen“ durch die Anzahl der im Fragebogen als „ohne Risiko“ eingestuften Personen ergibt den negativen prädiktiven Wert. 44 Beträgt die Prävalenz einer Erkrankung oder der Anteil von Risikopersonen an einer Gesamtpopulation 10 % und liegen Sensitivität und Spezifität des diagnostischen Tools (hier: Fragebogen des Netzwerks gegen Darmkrebs) bei 70 bzw. 97 % (vgl. Kapitel 4.1.1), werden beim Einsatz des Fragebogens bei 1.000 Personen rund 10 % der befragten Personen als Risikopersonen eingestuft. Allerdings weisen nur rund 72 % der identifizierten Personen tatsächlich eine familiäre Belastung für Darmkrebs (= positiver prädiktiver Wert) auf. Durch den Anteil an „falsch positiven“ Personen, die ein „normales“, also kein erhöhtes Erkrankungsrisiko aufweisen, unter den als Risikopersonen Eingestuften fällt das - 15 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Erkrankungsrisiko dieser Kohorte geringer aus, als es in den folgenden Auswertungen angenommen wird. II Abbildung 3: Auswirkungen von Sensitivität und Spezifität auf die Verteilung Personen mit und ohne Risiko in einer Vierfeldertafel II In der überwiegenden Mehrzahl der Veröffentlichungen, die für die Identifikation der absoluten und relativen Risiken berücksichtigt wurden (siehe 4.2 und 4.4), unterliegen die Kollektive ebenfalls den genannten „Verdünnungseffekten“, da die Familienanamnese nur selten über Register, Krankenakten oder Kontakt zu betreuenden Ärzten oder den erkrankten Personen validiert wurde. Aus diesem Grund werden die Auswirkungen auf die Hochrechnugen als gering eingestuft. - 16 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4 Ergebnisse 4.1 Frage 1: Ausmaß der Klassifikation von Risikopatienten In welchem Ausmaß werden mit Fragen, wie sie der Fragebogen des „Netzwerks gegen Darmkrebs e.V.“ vorsieht, Personen in den Altersgruppen 30-35 Jahre, 35-40 Jahre, 40-45 Jahre, 45-50 Jahre in die Risikogruppe für eine familiäre bzw. hereditäre Belastung klassifiziert (differenziert nach Geschlecht)? 4.1.1 Ergebnisse der systematischen Literatursuche Zur Beantwortung dieser Frage können und müssen zwei Aspekte berücksichtigt werden. Zum einen interessiert die Prävalenz der familiären bzw. hereditären Fälle, zum anderen spielt das Wissen um die Erkrankung bei erstgradigen Familienangehörigen eine entscheidende Rolle (Validität von Fragebogenangaben). Validität von Fragebogenangaben: Die Evidenzlage für diesen Teilaspekt ist insgesamt als eher dürftig zu bezeichnen. Durch die systematische Literatursuche konnten sechs relevante Publikationen identifiziert werden (3mal Evidenzgrad II-2 45 46 47 , 1mal II-3 48 und 2mal III 49 50 ; siehe auch Anhang II, Kapitel 8.1). Sensitivität – wie viele von den erstgradigen Verwandten mit kolorektalem Karzinom werden bei Befragung einer Index-Person als „Fälle“ identifiziert? Je nach Quelle werden 57-78 % der tatsächlich erkrankten erstgradigen Angehörigen von Patienten mit kolorektalem Karzinom als erkrankt eingestuft. 45 46 49 Dieser Anteil liegt bei den Männern (71 %) etwas niedriger als bei den Frauen (78 %). 49 Werden Patienten einer Krankenstation mit gastroenterologischem Schwerpunkt gefragt, ob sie irgendeinen Angehörigen mit kolorektalem Karzinom haben, geben 72 % richtigerweise eine positive und 28 % zu Unrecht eine negative Familienanamnese an. 48 Werden gesunde Kontrollpersonen befragt, liegt die Sensitivität der Antwort auf einem vergleichbarem Niveau: Rund 53-81 % der betroffenen Familienangehörigen werden als Tumorpatienten identifiziert und 19-47 % werden fälschlicherweise als gesund eingestuft. 45 46 Vor dem Hintergrund der vorhandenen Literatur kann davon ausgegangen werden, dass Fragebögen zur Familienanamnese eine mittlere Sensitivität in Höhe von etwa 70 % aufweisen. - 17 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Spezifität – wie viele von den gesunden erstgradigen Verwandten werden bei Befragung einer Index-Person als gesund eingestuft? Im Gegensatz zur eher geringen Kenntnis, dass Familienangehörige erkrankt sind, stufen 99,0 % aller Patienten mit kolorektalem Karzinom und 94-99,5 % aller gesunden Personen ihre erstgradigen Verwandten richtig als gesund ein. 45 46 Werden Patienten einer Kranken- station mit gastroenterologischem Schwerpunkt gefragt, ob sie irgendeinen Angehörigen mit kolorektalem Karzinom haben, geben 77 % richtigerweise eine negative und 23 % zu Unrecht eine positive Familienanamnese an. 48 Anhand der vorhandenen Literaturdaten kann von einer hohen Spezifität (im Mittel: 97 %) von Fragebögen zur Familienanamnese ausgegangen werden. Positiver prädiktiver Wert – Wie viele von den Familienangehörigen, die von Indexfällen als erkrankt definiert werden, haben tatsächlich einen Zustand nach kolorektalem Karzinom? Werden gesunde Kontrollen befragt, weisen 52-64 % der als betroffen bezeichneten Familienangehörigen tatsächlich ein kolorektales Karzinom auf. 45 46 Patienten mit kolorektalem Karzinom nur leicht höher (52-70 %). Dieser Anteil liegt bei 45 46 Werden gesunde Personen mit einer „strong family history“ – definiert als zwei oder mehr erst- oder zweitgradige Verwandte mit kolorektalem Karzinom bzw. einem erstgradigen Verwandten <55 Jahre bei Diagnosestellung – befragt, zeigt sich mit 95 % (erstgradige Verwandte) bzw. 84 % (zweitgradige Verwandte) ein hoher positiver prädiktiver Wert. 50 Bei der Befragung von Patienten mit kolorektalem Karzinom hinsichtlich von HNPCC-Tumoren in der erstgradigen Verwandtschaft ergibt sich aus den Fragebogenangaben und dem Abgleich mit Todesbescheinigungen, Patientenakten und Registerangaben ein positiver prädiktiver Wert von 0,786. 47 Negativer prädiktiver Wert – Wie viele von den Familienangehörigen, die als gesund definiert werden, sind tatsächlich nicht von einem kolorektalen Karzinom betroffen? Unabhängig davon, ob gesunde Kontrollen (98-99 %) oder ob Patienten mit kolorektalem Karzinom (87-98 %) befragt werden, liegt der negative prädiktive Wert hoch 45 46 48 , wohingegen die Angabe zu HNPCC-Tumoren in der erstgradigen Verwandtschaft weniger valide berichtet wird (negativer prädiktiver Wert: 0,390). 47 Für die weitere Betrachtung der Ergebnisse und die spätere Diskussion ist der Aspekt der Validität einer Personenbefragung zur Kenntnis von Tumoren (oder Adenomen) bei Familienangehörigen im Hinterkopf zu behalten. Die Sensitivität von Fragebögen zur - 18 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Familienanamnese von etwa 70 % bedeutet, dass 30 % der tatsächlichen Risikopatienten nicht als Risikopatienten eingestuft werden. Die Spezifität der Fragebögen von etwa 97 % bedeutet, dass unter den Befragungs-Positiven eben auch Personen ohne Risiko sind (siehe auch Abbildung 3). Insgesamt dürften dadurch insbesondere die Modellrechnungen als geringfügig zu optimistisch zeigen, da hier modellhaft von 100 % Sensitivität und Spezifität ausgegangen wird. Die geschätzen Darmkrebsinzidenzen der Fragebogen positiven Personen dürften in der Modellierung um etwa 20 % höher liegen als es sich später durch die Verdünnung durch falsch positve Personen ergeben wird. Die Inzidenz der Fragebogen negativen Personen müsste etwa 10 % niedriger liegen als es später zu beobachten sein dürfte. Die den Berechnungen zu Grunde liegenden Risikoschätzer entstammen überwiegend aus Studien, in denen die Familienanamnese lediglich über einen Fragebogen oder ein Interview erhoben wurde. Nur in der Studie von Andrieu et al. (Publikationen aus dem Jahr 2003 und 2004) 51 52 wurde die Familienanamnese durch einen Abgleich mit lokalen Tumorregister und medizinischen Akten aus Krankenhäusern und Arztpraxen gesichert. Daher liegt den in der Literatur beschriebenen Risikoschätzer ebenfalls die oben beschriebene „Verdünnung“ zu Grunde und die diskutierten Abweichungen sind eher als Extremfall zu interpretieren. Prävalenz familiärer / hereditärer Merkmalsträger: Die Evidenzlage für diesen Aspekt ist als etwas besser zu bezeichnen. Durch die systematische Literatursuche konnten 21 relevante Originalarbeiten identifiziert werden, in denen Gesunde zur familiären Belastung befragt wurden (2mal Evidenzgrad I 53 54 , 1mal II-1 8 , 13mal II-2 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67, 5mal III 26 68 69 70 71). In 20 Veröffentlichungen wird die Prävalenz familiärer Merkmalsträger in Kohorten von Patienten mit kolorektalem Karzinom berichtet (1mal Evidenzgrad I 72, 17mal II-2 19 39 55 58 59 60 73 74 75 76 77 78 79 80 51 81 82 , 2mal III 26 68 ). In sieben Publikationen finden sich Hinweise zum Anteil von HNPCC-Patienten. 22 36 39 80 81 83 84 Werden gesunde Personen aus der Allgemeinbevölkerung befragt, so liegt die Prävalenz einer positiven Familienanamnese (mindestens ein Verwandter ersten Grades mit kolorektalem Karzinom) überwiegend im Bereich 5-13 %. 8 53 55 58 59 61 65 66 68 Lediglich die Teilnehmerinnen der E3N-Studie aus Frankreich berichten eine höhere Prävalenz einer positiven Familienanamnese (23 %), allerdings wurde in dieser Studien nach „irgendeinem“ betroffenen Verwandten gefragt und die Angabe schließt demnach auch zweit-, drittgradige oder weiter entfernte Angehörige ein. 64 In einer Studie aus Italien wurde der Anteil familiärer - 19 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Merkmalsträger mit 3,5 % beziffert, wobei das familiäre Risiko durch Verwandte ersten Grades und Halbgeschwister mit kolorektalem Karzinom definiert wurde. 60 Wird nach dem Alter bei Diagnose des kolorektalen Karzinoms gefragt, so geben 7,7 % aller Befragten an, der/die Verwandte sei bei Diagnosestellung 45 Jahre oder älter gewesen, und nur 0,5 % geben an, die betroffene Person sei jünger als 45 gewesen. 8 Werden die befragten (gesunden) Personen nach ihrem Alter in Klassen eingeteilt, so zeigt eine niederländische Studie eine Abhängigkeit zwischen der Familienanamnese und dem Alter der Befragten: 9 % der 45 bis 49-jährigen, 10 % der 50 bis 54-jährigen, 12 % der 55 bis 59-jährigen, 12,5 % der 60 bis 64jährigen und 13 % der 65-jährigen oder älteren Personen geben eine positive Familienanamnese an. 68 Werden die Personen über Hausärzte oder Krankenhäuser rekrutiert und befragt, streuen die Prävalenzraten in einem größeren Bereich (1,5-17 %). 54 57 62 63 70 71 Die Prävalenz familiärer Merkmalsträger unter Patienten mit kolorektalem Karzinom liegt überwiegend höher und im Bereich von 10-36 %. 19 26 39 51 55 58 59 60 68 76 77 78 79 80 72 81 Lediglich zwei Studien aus den USA deuten auf eine noch höhere Prävalenz hin (63-69 %) 74 75 und Sijmons et al. berichten, dass 53 % der Patienten bei einer genetischen Beratung angaben, einen erst-, zwei-, dritt- oder viertgradigen Verwandten mit kolorektalem Karzinom zu haben. 73 Lediglich Neagoe et al. (7,2 %) 82 und Negri et al. (9,6 %) 60 weisen auf eine Prävalenz von weniger als 10 % in Italien hin. De la Chapelle kommt in seiner narrativen Übersichtsarbeit zu dem Schluss, dass auf bevölkerungsbezogener Basis 1-3 % Personen ein Lynch-Syndrom aufweisen (= Prävalenz hereditärer Merkmalsträger). 84 Eine Studie aus China zeigt auf, dass 1,3 % bzw. 2,2 % der Patienten zweier Pekinger Krankenhäuser entsprechend der Amsterdam-Kriterien I bzw. II als HNPCC-Merkmalsträger eingestuft werden können. 36 Bei Patienten mit kolorektalem Karzinom aus den USA, UK und Schweden liegt der Anteil hereditärer Merkmalsträger in vergleichbarer Höhe (0,3-2,5 %) mit Darmkrebs beziffert. 39 80 81 und wird mit 2,1 % für die unter 65-jährigen Patienten Für Spanien wird ein Anteil an Merkmalsträgern von 1-5 % angenommen, der je nach Klassifikationsgrundlage (Amsterdam I-, Amsterdam II- oder Bethesda-Kriterien) variiert. 83 Grover et al. erfragten die Häufigkeit von erstgradigen Angehörigen mit HNPCC-assoziierten Tumoren und berichten, dass 45 % der Patienten einer Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Onkologie eine positive Familienanamnese haben. 76 - 20 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Hinweise zum Anteil von HNPCC-Tumoren an allen kolorektalen Tumoren finden sich auch in drei Studien, deren Probanden über Krebsregister identifiziert wurden. Hier liegt der Anteil der HNPCC-Tumoren bei weniger als 1 % der registrierten Tumoren. 21 23 Fante et al. berichten, dass 38 % aller kolorektalen Tumoren, die vor dem 40. Lebensjahr diagnostiziert wurden, als HNPCC-Tumoren eingestuft werden können. Dieser Anteil sinkt mit steigendem Alter der Verwandten bei Diagnose: 41-50 Jahre: 17 %, 51-55 Jahre: 10 % und 55 Jahre oder älter: 3,5 %. 85 Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass 5-13 % der Allgemeinbevölkerung als familiäre Merkmalsträger gelten können. Dieser Anteil liegt etwas höher (8-17 %), wenn die Befragungen in Arztpraxen oder Kliniken mit gastroenterologischem bzw. onkologischem Schwerpunkt durchgeführt werden, und steigt deutlich an (10-36 %), wenn Darmkrebspatienten befragt werden. Eine Altersabhängigkeit im Sinne von „je älter der Befragte, desto häufiger Risikoperson“ kann gezeigt werden. Bei der Erhebung der Familienanamnese kann davon ausgegangen werden, dass die Angabe, keinen erkrankten Familienangehörigen zu haben, mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig / zutreffend ist (Spezifität: >94 %, im Mittel 97 %). Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass durch einen Fragebogen zur Familienanamnese (1) nicht alle „Risikopersonen“ identifiziert werden, da rund 19-47 % der gesunden Kontrollpersonen nicht wissen, dass ein Verwandter ersten Grades an einem kolorektalen Karzinom erkrankt ist (Sensitivität: 53-81 %; im Mittel rund 70 %). (2) nicht alle als „Risikopersonen“ identifizierten Personen tatsächlich eine familiäre Belastung aufweisen. Der Anteil der fälschlicherweise als erkrankt Bezeichneten liegt bei rund 36-48 % (positiver prädiktiver Wert: 52-64 %). - 21 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4.1.2 Abschätzung der Antwortprävalenz für den Fragebogen auf Basis empirischer Überlegungen Die in der Literatur identifizierte Prävalenz familiärer bzw. hereditärer Merkmalsträger in einer Spannweite von 5-13 % 53 55 bzw. 1-2 % 36 sollte durch eine auf empirischen Überlegungen basierende Abschätzung abgesichert werden. Die Abschätzung wurde für familiären und hereditären Darmkrebs getrennt durchgeführt. Familiäres Darmkrebsrisiko: Abgeschätzt werden soll hier die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person, die den Fragebogen ausfüllt, einen direkten (erstgradigen) Verwandten (Eltern, Geschwister, Kinder) hat, welcher Darmkrebs hat(te). Folgende Annahmen wurden zu Grunde gelegt: - Die Person ist zwischen 30 und 50 Jahre alt. - Die Person hat, neben Vater und Mutter, durchschnittlich ein Geschwisterteil und 1,4 Kinder (entsprechend vergangener und aktueller Geburtenziffern). - Die Eltern sind etwa 25 Jahre älter und die Kinder etwa 25 Jahre jünger. Das Geschwisterkind ist gleich alt wie die betreffende Person. - Für die Erkrankungswahrscheinlichkeiten (kumulative Inzidenzen) der direkten Verwandten werden die aktuellen deutschen Inzidenzraten 1 (über Geschlecht gemittelt) herangezogen. Für eine 30- bis 34-jährige Person, die den Fragebogen ausfüllt, gilt demnach modellhaft: Vater und Mutter sind 54-59 Jahre alt, das Geschwisterteil 30-34 Jahre und die Kinder 5-9 Jahre alt. Eine 45- bis 49-jährige Person hätte demnach Eltern im Alter von 69-74 Jahren, ein Geschwisterteil im Alter von 45-49 Jahre und Kinder im Alter von 20-24 Jahre. Für die einzelnen Verwandten kann nun die Erkrankungswahrscheinlichkeit für Darmkrebs bis zum jeweiligen Alter berechnet werden. Anschließend wird die Wahrscheinlichkeit berechnet, dass mindestens einer der direkten Verwandten an Darmkrebs erkrankt ist. Tabelle 8 zeigt die Ergebnisse für die 5-Jahres-Altersklassen bis 54 Jahre. Während für eine 30- bis 34-jährige Person die Wahrscheinlichkeit für einen betroffenen Verwandten bei 2,3 % liegt, steigt sie bei 50- bis 54-Jährigen auf 14,0 % an. - 22 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Tabelle 8: Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mindestens einen Verwandten mit Darmkrebs hat, differenziert nach 5-Jahres-Altersgruppen Altersgruppe: 30-34 Jahre Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs bis zum Alter von Vater 59 Jahren 1,25% Mutter 59 Jahren 0,95% Geschwister 34 Jahren 0,08% Kinder 9 Jahren <0,001% Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Verwandter betroffen ist 2,3% Altersgruppe: 35-39 Jahre Vater 64 Jahren 2,33% Mutter 64 Jahren 1,57% Geschwister 39 Jahren 0,08% Kinder 14* Jahren <0,01% Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Verwandter betroffen ist 3,9% Altersgruppe: 40-44 Jahre Vater 69 Jahren 3,92% Mutter 69 Jahren 2,41% Geschwister 44 Jahren 0,15% Kinder 19* Jahren 0,03% Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Verwandter betroffen ist 6,4% Altersgruppe: 45-49 Jahre Vater 74 Jahren 6,05% Mutter 74 Jahren 3,64% Geschwister 49 Jahren 0,29% Kinder 24* Jahren 0,03% Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Verwandter betroffen ist 9,8% Altersgruppe: 50-54 Jahre Vater 79 Jahren 8,46% Mutter 79 Jahren 5,44% Geschwister 54 Jahren 0,57% Kinder 29* Jahren 0,03% Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Verwandter betroffen ist 14,0% * Kumulative Inzidenz bis 30 Jahre angenommen - 23 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Die populationsgewichtete Antwortprävalenz für familiäre Belastung beträgt für die Altersgruppe 30-49 Jahre 5,7 % und für die Altersgruppe 30-54 Jahre 7,2 %. Tabelle 9: Anzahl von Personen, bei denen der Fragebogen ein familiäres Risiko anzeigen würde, für Hochrechnung und Literaturschätzung unter Berücksichtigung von verschiedenen Teilnahmeraten Bevölkerung (Männer und Frauen) Anteil mit „positivem“ Fragebogen – Frage 1 Teilnahmeraten (Ausfüllen des Fragebogens) Hochrechnung Altersgruppe (Jahre) 100% 90% 50% 10% 30-34 4.857.768 2,3% 110.144 99.130 55.072 11.014 35-39 6.006.064 3,9% 236.191 212.572 118.095 23.619 40-44 6.706.381 6,4% 429.125 386.213 214.563 42.913 45-49 5.662.389 9,8% 552.674 497.406 276.337 55.267 50-54 5.284.795 14,0% 737.759 663.983 368.879 73.776 Summe 28.517.397 2.065.893 1.859.304 1.032.946 206.589 Literatur – Szenario 1 (gemittelte Prävalenz) Altersgruppe (Jahre) 100% 90% 50% 10% 30-34 4.857.768 10,0% 485.777 437.199 242.888 48.578 35-39 6.006.064 10,0% 600.606 540.546 300.303 60.061 40-44 6.706.381 10,0% 670.638 603.574 335.319 67.064 45-49 5.662.389 10,0% 566.239 509.615 283.119 56.624 50-54 5.284.795 10,0% 528.480 475.632 264.240 52.848 Summe 28.517.397 2.851.740 2.566.566 1.425.870 285.174 100% 90% 50% 10% Literatur – Szenario 2 (altersspezifische Prävalenz) Altersgruppe (Jahre) 30-34 4.857.768 2,0% 97.155 87.440 48.578 9.716 35-39 6.006.064 5,0% 300.303 270.273 150.152 30.030 40-44 6.706.381 7,0% 469.447 422.502 234.723 46.945 45-49 5.662.389 9,0% 509.615 458.654 254.808 50.962 50-54 5.284.795 12,0% 634.175 570.758 317.088 63.418 Summe 28.517.397 2.010.696 1.809.626 1.005.348 201.070 Je nach Modell und Teilnahmerate an einem systematischen Einsatz des Fragebogens zur Identifikation des familiären Darmkrebsrisikos werden in der Altersgruppe von 30-54 Jahren bis zu 2,85 Millionen Personen mit familiärem Risiko identifiziert werden. - 24 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Hereditäres Darmkrebsrisiko: Die Abschätzung des hereditären Risikos setzt sich aus den drei Komponenten des Fragebogens zusammen. Für jede einzelne gilt es, ein separates Risiko abzuschätzen. Frage 2 des Fragebogens (In meiner Familie ist ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) vor dem Alter von 45 Jahren an Darmkrebs erkrankt.) ist methodisch wie beim familiären Risiko (siehe oben) zu beantworten, nur dass hier lediglich die Erkrankungswahrscheinlichkeiten bis 44 Jahre einzusetzen sind. Eine Untergliederung nach Altersgruppen fällt hier nicht ins Gewicht. Die Modellierung ergibt für alle Altersgruppen ein vergleichbares Risiko in Höhe von 0,4 %. Zu Frage 3 des Fragebogens (In meiner Familie wurde bei einem direkten Verwandten (Eltern, Geschwister oder Kinder) ein Darmpolyp (Adenom) vor dem Alter von 40 Jahren erkannt.) liegen keine belastbaren Daten oder Überlegungen vor. Die Wahrscheinlichkeit, dass Adenome vor dem 40. Lebensjahr tatsächlich bekannt sind, wird aber als sehr selten (<0,1 % = <1 von 1.000) eingeschätzt. Dies dürfte eine wenig konservative Schätzung sein, d.h. der wahre Wert dürfte noch darunter liegen. Frage 4 des Fragebogens (In meiner Familie sind drei oder mehr Verwandte an Darmkrebs, Magenkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs, Nierenbecken- oder Harnleiterkrebs erkrankt.) wird erneut über bestimmte Annahmen und empirische Erkrankungswahrscheinlichkeiten der aufgeführten Krebsformen abgeschätzt: Wir gehen davon aus, dass eine Person im Alter von 30-54 Jahren durchschnittlich zehn ältere Verwandte (einen Vater und eine Mutter, je zwei Großelternpaare, je zwei Onkel und Tanten; entsprechend fünf Männern und fünf Frauen) mit relevantem kumulativen Risiko für die genannten Tumoren aufweist. Angenommen wurde die kumulative Inzidenz bis 70 Jahre (ein 30- bis 54-Jähriger hat Eltern, Onkel, Tanten im Alter von 50-74 Jahren). Die kumulativen Inzidenzen bis 70 Jahre betragen für Darmkrebs 3,9 % bzw. 2,4 %, für Magen 1,0 % bzw. 0,5 % (Männer/Frauen), für das Ovar etwa 0,9 %, und für das Nierenbecken etwa 0,1 % (entspricht etwa 10 % von Nierenkarzinom), für Gebärmutterkrebs etwa 1,7 %. Insgesamt ergibt sich für Männer ein Risiko von 5 %, für Frauen von 5,5 %. Damit lässt sich über den Binominalsatz die Wahrscheinlichkeit ermitteln, dass von zehn Verwandten mindestens drei an einem der genannten Tumoren erkrankt waren/sind. Als Ergebnis zeigt sich, dass etwa 1,3 % der Personen ein solches Risiko aufweisen müssten. - 25 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Fasst man Fragen 2-4 des Fragebogens zusammen, ergibt sich, dass etwa 1,8 % der Personen mindestens eine Frage positiv beantworten müssten. Bezogen auf die bundesdeutsche Population ergäben sich bei 100 % Teilnahme an der Fragebogennutzung rund 516.000 Personen mit mindestens einem positiven Befund bei den Fragen 2-4. Tabelle 10: Anzahl von Personen, bei denen der Fragebogen ein hereditäres Risiko anzeigen würde, auf Basis der Hochrechnung unter Berücksichtigung von verschiedenen Teilnahmeraten Anteil mit „positivem“ Bevölkerung Fragebogen (Männer – Frage 2-4 und Frauen) (Her. Risiko) Hochrechnung Altersgruppe (Jahre) Teilnahmequote (Ausfüllen des Fragebogens) 100% 90% 50% 10% 30-34 4.857.768 1,8% 87.876 79.089 43.938 8.788 35-39 6.006.064 1,8% 108.649 97.784 54.324 10.865 40-44 6.706.381 1,8% 121.318 109.186 60.659 12.132 45-49 5.662.389 1,8% 102.432 92.189 51.216 10.243 50-54 5.284.795 1,8% 95.601 86.041 47.801 9.560 Summe 28.517.397 515.876 464.289 257.938 51.588 - 26 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Zusammenfassung familiäres und hereditäres Risiko Tabelle 11 zeigt die abgeschätzten Anteile für einen positiven Fragebogen nach familiärem und hereditärem Risiko sowie Gesamtrisiko. Da sich Frage 1 und 2 und Frage 1 und 4 des Fragebogens zum Teil überschneiden, wurde das Gesamtergebnis um den Anteil des Risikos der hereditären Merkmalsträger gekürzt. Tabelle 11: Prozentualer Anteil „positiver“ Fragebögen (Risikoperson) 30-34 Jahre 2,3% 1,8% Gesamtanteil positiv beantworteter Fragebögen* 2,3% 35-39 Jahre 3,9% 1,8% 4,9% 40-44 Jahre 6,4% 1,8% 7,3% 45-49 Jahre 9,8% 1,8% 10,7% 50-54 Jahre 14,0% 1,8% 14,8% Altersgruppe Anteil „familiäres Risiko“ Anteil „hereditäres Risiko“ * Wegen Überscheidung und Abhängigkeit der Fragen 1, 2 und 4 um insgesamt 0,8 % gekürzt. III Wird der Fragebogen in der deutschen Allgemeinbevölkerung eingesetzt, ergibt sich insgesamt für die Altersgruppe 30-54 Jahre ein Anteil von 8,2 % positiver Fragebögen und für die 30- bis 49-jährigen Personen ein Anteil von etwa 6,7 % (jeweils populationsgewichtet nach Altersgruppe). Bezieht man das Gesamtergebnis erneut auf die bundesdeutsche Bevölkerung, ergäben sich bei maximaler Teilnahme rund 2,3 Millionen Personen (von etwa 28 Millionen Zielpopulation), die durch den Fragebogen als Personen mit familiärem oder hereditärem Risiko eingestuft würden. III Wer Frage 2 ankreuzt, muss auch Frage 1 ankreuzen. Damit ist die Antworthäufigkeit von Frage 2 in Frage 1 beinhaltet, der Anteil von 0,4 % (= Frage 2) wird zunächst gekürzt. Wer in Frage 4 ankreuzt wird auch Frage 1 ankreuzen, wenn der Verwandte aus Frage 4 ein direkter Verwandter mit Darmkrebs ist. Dieser Anteil wurde auf ebenfalls auf 0,4 % geschätzt und abgezogen. - 27 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Tabelle 12: Anteil der Bevölkerung, die durch den Fragebogen als Risikoperson identifiziert werden Bevölkerung (Männer und Frauen) Altersgruppe (Jahre) GesamtRisiko Teilnahmequote (Ausfüllen des Fragebogens) 100% 90% 50% 10% 30-34 4.857.768 2,3% 158.047 142.242 79.024 15.805 35-39 6.006.064 4,9% 294.408 264.967 147.204 29.441 40-44 6.706.381 7,3% 492.462 443.216 246.231 49.246 45-49 5.662.389 10,7% 604.230 543.807 302.115 60.423 50-54 5.284.795 14,8% 783.638 705.274 391.819 78.364 Summe 28.517.397 2.332.785 2.099.507 1.166.393 233.279 Diskussion der Hochrechnungen Für alle Abschätzungen gilt zu berücksichtigen, dass hierbei die „wahre“ Antwortprävalenz modelliert wurde. D. h. diese Ergebnisse würden sich bei einer Anwendung des Fragebogens nur ergeben, wenn eine 100 %ige Validität des Instruments vorliegen würde (100 % Sensitivität und Spezifität). Nach Literatur liegen jedoch sowohl Sensitivität (im Mittel rund 70 %) als auch Spezifität niedriger. Da die Spezifität im Mittel bei etwa 97 % liegt, dürften die „falsch positiven“ die „falsch negativen“ Personen in etwa ausgleichen, so dass eine vergleichbare Antwortprävalenz zu erwarten ist (siehe Abbildung 3, S. 15). Insgesamt scheint die in den Studien empirisch ermittelte Prävalenz von familiärem Risiko durchaus plausibel. Grob gesehen, kann bei den 35 bis 49-Jährigen eine Antwortprävalenz des Fragebogens in Höhe von bis zu 10 % angenommen werden. Diese beschriebenen Zahlen wären beim erstmaligen systematischen Einsatz des Fragebogens zu erwarten. Bei einem systematischen Einsatz des Fragebogens gälte es zu berücksichtigen, dass jedes Jahr neue Risikopersonen hinzukommen, und zwar sowohl aus den Altersnachrückern (die „neuen“ Dreißigjährigen) als auch aus Personen, die zunächst negativ waren, bei denen aber zwischenzeitlich ein Verwandter ersten Grades neu an Darmkrebs erkrankt ist. - 28 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4.2 Frage 2: Absolutes Risiko („Inzidenz“) für das Vorhandensein eines kolorektalen Karzinoms Wie hoch ist das absolute Risiko für das Vorhandensein eines Darmkrebses in durch den Fragebogen identifizierten Risikogruppen für eine familiäre bzw. hereditäre Belastung (Altersgruppen 30-35 Jahre, 35-40 Jahre, 40-45 Jahre, 45-50 Jahre; differenziert nach Geschlecht)? 4.2.1 Ergebnisse der systematischen Literatursuche Zur Beantwortung dieser Frage wurden zum einen Studien, in denen absolute Risiken für das Vorhandensein von kolorektalen Karzinomen bei gesunden Personen mit positiver Familienanamnese berichtet wurden (Typ I-Risiko), gesucht. Zum anderen wurden Studien, in denen relative Risiken (ggf. Odds Ratios) für die Exposition positive bzw. negative Familienanamnese berechnet und berichtet wurden, identifiziert. Insgesamt wurden 21 Publikationen gefunden. 5 8 9 10 29 30 43 51 52 57 59 60 65 86 87 88 89 90 91 92 93 Ein Drittel dieser Arbeiten waren systematische Übersichtsarbeiten mit Meta-Analyse gepoolter Studiendaten 43 86 87 (Evidenzgrad I) bzw. narrative Übersichtsarbeiten 5 9 10 88 (Evidenzgrad III), die z.T. die Meta-Analysen aus den systematischen Übersichtsarbeiten zitieren (siehe auch Anhang II, Kapitel 8.2). In einer populationsbezogenen Querschnittsuntersuchung aus Großbritannien wurden die absoluten Risiken für das Vorhandensein eines kolorektalen Karzinoms bei Personen mit einem betroffenen erstgradigen Angehörigen abgeschätzt. IV Frauen in der Altersgruppe 50-59 Jahre haben demnach ein absolutes Risiko (AR) von 0,5 % für das Vorhandensein von Darmtumoren, in der Altersgruppe 60-69 Jahre beträgt es 1,4 % und im Alter von 70-79 Jahren 2,1 %. Bei vorliegender Familienanamnese weisen Männer im Alter von 50-59 Jahren ein AR in Höhe von 0,4 %, im Alter von 60-69 Jahren ein AR in Höhe von 0,7 % und im Alter von 70-79 Jahren ein AR von 3,7 % auf. 65 In einer Meta-Analyse wurde das relative Risiko für das Vorhandensein eines kolorektalen Karzinoms bei Personen mit einem betroffenen erstgradigen Angehörigen im Vergleich zu Personen ohne Familienanamnese ermittelt (Typ I-Risiko). IV EPIC-Norfolk: Angaben im Rahmen eines Fragebogen, die nicht durch einen Abgleich mit einem Register, medizinischen Akten oder Kontakt zu den als betroffen bezeichneten Angehörigen abgesichert worden sind. Insgesamt wurden ca. 30.000 Personen im Alter von 45-74 Jahren befragt (Prävalenz von FDR mit CRC: 6,8 %). - 29 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Das relative Risiko wird mit 1,85 86 beziffert (= globale Einschätzung, die weder das Alters der befragten Person noch das Alter des betroffenen Verwandten berücksichtigt). Die Risikoerhöhung ist von der Anzahl der betroffenen Familienmitglieder abhängig: Sind ein oder mehr erstgradig Verwandte erkrankt, wird das relative Risiko mit 2,24 4,25 87 3,95 43 86 , 2,26 43 bzw. angegeben. Sind zwei Personen betroffen, so steigt das relative Risiko auf 2,75 , 5,44 86 30 , 8 bzw. 5,7 . Sind drei oder mehr erkrankte erstgradige Familienmitglieder bekannt, erhöht sich das relative Risiko auf 8,52. 86 Männer mit mindestens einem erkrankten Familienangehörigen haben ein relatives Risiko in Höhe von 2,02, während das relative Risiko von Frauen mit 2,10 angegeben wird. 43 Die relativen Risiken werden in der Literatur zusätzlich auch altersspezifisch angegeben: (1) Entsprechend des Alters des erkrankten Verwandten (2) Entsprechend des Alters der gesunden Person mit positiver Familienanamnese Ad (1) Trat die Darmkrebserkrankung bei Verwandten vor dem Alter von 50 Jahren auf, so liegt das relative Risiko bei 3,55 (Erkrankung ab dem 50. Lebensjahr: RR = 2,18; Evidenzgrad I). 86 Die Meta-Analyse von Johns und Houlston differenziert die drei Altersgruppen <45, 45-59 und >59 Jahre und zeigt ebenfalls eine Altersabhängigkeit – mit der größten Risikosteigerung in der jüngsten Klasse (RR = 3,87) und der geringsten Steigerung in der höchsten Altersgruppe (RR = 1,82). 87 In der Übersichtsarbeit von Dove-Edwin und Thomas wird ein relatives Risiko von 5 angegeben, sofern der Verwandte ersten Grades vor dem 45. Lebensjahr erkrankt ist. 9 Und Kolligs et al. berichten ein RR in Höhe von 4,4 (Erkrankung vor dem 55. Lebensjahr) bzw. 34 (Erkrankung vor dem 60. Lebensjahr) in ihrer narrativen Übersicht. 5 Ad (2) Die zweite Betrachtungsweise hat das Alter der gesunden Person mit positiver Familienanamnese im Fokus. Laut der Meta-Analyse von Butterworth et al. (Studien bis Januar 2004 wurden berücksichtigt) hat eine Person vor dem 50. Lebensjahr mit erkrankten Verwandten ein RR in Höhe von 3,17, danach wird es mit 1,90 beziffert. 86 Die Meta-Analyse von Baglietto et al. (Publikationen der Jahre 1966-2003) differenziert in vier Altersstufen. Hat eine Person mindestens einen erkrankten Verwandten und ist selbst im Alter von 40 Jahren, so beträgt ihr relatives Risiko 3,73. Im Alter von 50 Jahren beträgt das relative Risiko dieser Person 2,81 und fällt im Alter von 60 Jahren auf 2,11 bzw. im Alter von 70 Jahren auf 1,59 ab. 43 In einer italienischen Fall-Kontroll-Studie weisen befragte Personen mit einer positiven Familienanamnese im Alter von <45 Jahren ein RR von 5,3 (95% Konfidenzintervall: 2,3-12) - 30 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) auf. In der Altersspanne 45-59 Jahre liegt das RR bei 2,9 (2,0-4,2) und im Alter von 60 oder mehr Jahren fällt das RR auf 2,6 (1,9-3,5) ab. 60 In einer Publikation von Schoen et al. werden Ergebnisse der beiden bedeutendsten amerikanischen Kohortenstudien zum Thema „Gesundheit“ zusammengetragen. In der Professionals Health Study zeigt sich für Männer, die einen erstgradigen Verwandten mit kolorektalem Karzinom aufweisen, ein RR von 3,35 (Alter bei Befragung: 40-49 Jahre) bzw. 3,98 (50-59 Jahre). Frauen, die an der Nurses Health Study teilgenommen haben, weisen bei positiver Familienanamnese im Alter von 30-44 Jahre ein RR von 4,34 und im Alter von 45-49 Jahre ein RR von 4,48 für Darmkrebs auf. 30 Das relative Risiko für Personen, in deren erstgradiger Verwandtschaft HNPCC-Tumoren oder APC (= Adenomatosis coli) diagnostiziert wurde, wird in einer narrativen Übersichtsarbeit mit 7-9 angegeben. 10 Personen mit familiärer Belastung weisen folgende absolute Risiken (AR) für Darmkrebs auf: Männer im Alter von 50-59 Jahren: AR = 0,4 % (ohne Risiko: AR= 0,4 %) Männer im Alter von 60-69 Jahren: AR = 0,7 % (ohne Risiko: AR = 0,9%) Männer im Alter von 70-79 Jahren: AR = 3,7 % (ohne Risiko: AR = 0,9 %) Frauen im Alter von 50-59 Jahren: AR = 0,5 % (ohne Risiko: AR = 0,2 %) Frauen im Alter von 60-69 Jahren: AR = 1,4 % (ohne Risiko: AR = 0,5 %) Frauen im Alter von 70-79 Jahren: AR = 2,1 % (ohne Risiko: AR = 1,1 %). Für die nachfolgenden Analysen können anhand der Literatursuche folgende relative Risiken (RR) zugrunde gelegt werden: - Alter der befragten Person 40 Jahre: RR = 4 - Alter der befragten Person 50 Jahre: RR = 3 - Alter der befragten Person 60 Jahre: RR = 2 1 erkrankter Verwandter (jedes Erkrankungsalter): RR der befragten Person = 2 2 erkrankte Verwandte (jedes Erkrankungsalter): RR der befragten Person = 4 1 erkrankter Verwandter, Diagnose vor dem 45. Lebensjahr: RR der befragten Person = 4-5 1 Verwandter mit HNPCC: RR der befragten Person = 8 - 31 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4.2.2 Abschätzung des absoluten Risikos für das Vorhandensein eines kolorektalen Karzinoms auf Basis empirischer Überlegungen Tabelle 13: Inzidenz (AR in Normalbevölkerung) nach Altersgruppen in Deutschland – Fälle pro 100.000 Altersgruppe Männer Frauen bis 14 Jahre 0 0 15-34 Jahre 1,5 1,9 15-29 (Saarland) 1,4 1,0 30-34 (Saarland) 4,3 5,0 35-39 Jahre 6,9 7,6 40-44 Jahre 15,5 13,3 45-49 Jahre 28,5 26,3 50-54 Jahre 60,1 54,8 Für die Abschätzung der absoluten Inzidenz in den interessierenden Altersgruppen wird zunächst von der empirischen altersspezifischen Inzidenz ausgegangen, wie sie laut „Krebs in Deutschland“ vorliegt. 1 Die jeweilige Inzidenz entstammt hypothetisch zwei Kollektiven: Der Gruppe (Kohorte) von Personen mit familiärem (bzw. hereditärem) Hintergrund und der Gruppe von Personen ohne dieses Risiko. Aus erstgenannter Gruppe entwickeln sich die familiären (bzw. hereditären = syndromalen) Darmtumoren, aus der zweiten Gruppe die anderen, spontanen oder ätiologisch ungeklärten Darmtumoren. Aus der Literatur lässt sich Anhalt gewinnen, um wie viel das Darmkrebsrisiko der Gruppe mit familiärem bzw. hereditärem Risiko gegenüber der anderen Gruppe erhöht ist, ausgedrückt durch das relative Risiko (bzw. Odds Ratio als Schätzer des RR). Kennt man nun den Anteil von Personen mit und ohne familiäres (bzw. hereditäres) Risiko, lässt sich über diese Anteile und das relative Risiko die Inzidenz in beiden Gruppen abschätzen. Für das familiäre Risiko (Frage 1 des Fragebogens mit „Ja“ beantwortet) lassen sich aus der Literatur geeignete Risikoschätzer extrahieren. Für unsere Hochrechnungen wurde die Größe der Kohorte unter familiärem Risiko anhand der altersspezifischen Anteile an positiven Fragebögen aus den Hochrechnungen zu der ersten Frage angenommen (Kapitel 4.1, siehe Tabelle 8). Tabelle 14 zeigt die modellierten altersspezifischen Inzidenzen für die Kohorten mit und ohne familiäres Risiko. - 32 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Tabelle 14: Modellierte altersspezifische Inzidenzen für die Kohorten mit und ohne familiäres Risiko – Fälle pro 100.000 Anteil mit FARisiko* Inzidenz Gesamt RR Inzidenz für Kohorte ohne FA-Risiko Inzidenz für Kohorte mit FA-Risiko 30-34 Jahre 2,3% 4,3 4 4,0 16,1 35-39 Jahre 3,9% 6,9 4 6,2 24,7 40-44 Jahre 6,4% 15,5 4 13,0 52,0 45-49 Jahre 9,8% 28,5 4 22,0 88,2 50-54 Jahre 14,0% 60,1 3 47,0 140,9 30-34 Jahre 2,3% 5 4 4,7 18,7 35-39 Jahre 3,9% 7,6 4 6,8 27,2 40-44 Jahre 6,4% 13,3 4 11,2 44,6 45-49 Jahre 9,8% 26,3 4 20,3 81,4 50-54 Jahre 14,0% 54,8 3 42,8 128,5 Altersgruppe Männer Frauen * Familiäres (FA) Risiko aus Frage 1 (siehe Tabelle 8) Altersspezifische Inzidenz: Frauen 160 160 140 140 Fälle pro 100.000 Fälle pro 100.000 Altersspezifische Inzidenz: Männer 120 100 80 60 40 20 120 100 80 60 40 20 0 0 30-34 35-39 ohne 40-44 45-49 30-34 50-54 Jahre 35-39 ohne mit familiärem Risiko 40-44 45-49 50-54 Jahre mit familiärem Risiko Abbildung 4: Modellierte altersspezifische Inzidenzen für die Kohorten mit und ohne familiäres Risiko Besonders interessant ist hier der Vergleich der Inzidenz der Risikokohorte mit der Inzidenz der Kohorte ohne Risiko (siehe auch Abbildung 4). So haben 30- bis 34-jährige Männer mit familiärem Risiko etwa das Darmkrebsrisiko wie 40- bis 44-jährige Männer ohne familiäres Risiko. Dieser „Zeitversatz“ von 10 Jahren nach vorne für Personen mit Risiko zeigt sich auch bei den Frauen und für andere Altersklassen. D. h. Personen mit familiärem Risiko haben ungefähr das Darmkrebsrisiko von Personen ohne Risiko, die 10 Jahre älter sind. - 33 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Für die Fragen 2-4 des Fragebogens ist eine Abschätzung der Inzidenzen mit und ohne entsprechendes Risiko schwierig, da die Fragen eine Kombination aus verschiedenen Risiken darstellen. Belastbare Risikoschätzer lassen sich der Frage 2 zuordnen, hier kann ein relatives Risiko in Höhe von 4-5 angenommen werden. 5 9 Für Frage 3 des Fragebogens ist das relative Risiko unklar. Für Frage 4 des Fragebogens kann eine weitere Risikosteigerung angenommen werden. Die Risikosteigerung kann konservativ mit einem Schätzer des relativen Risikos von 8 10 oder aber als deutlich gesteigert mit einem RR von 80 94 angenommen werden. Die Abschätzung des Vorhandenseins für kolorektale Tumoren in der Gruppe mit hereditärem Risiko gestaltet sich auf Grund der uneinheitlichen Datenlage schwierig. Zusammenfassend zeigt sich für die Gruppe mit hereditärem Risiko ein deutliches, stark erhöhtes Darmkrebsrisiko mit hohen absoluten Risiken, die deutlich über den absoluten Inzidenzen von Personen ohne hereditäres Risiko liegen. Der Anteil an hereditären Merkmalsträgern in der Gesamtbevölkerung ist aber relativ gering (~2 %). Hinzu kommt, dass diese Personen Zugang zu einer strengen koloskopischen Surveillance gemäß der Leitlinie haben. Insgesamt wird bei positiver Beantwortung mindestens einer der drei Fragen eine Risikoerhöhung um den Faktor 8 (konservatives Szenario) bzw. 80 (deutlich erhöhtes Risikoszenario) angenommen (Tabelle 15). Für beide Szenarien gilt, dass die altersspezifische Darmkrebsinzidenz bei Risikopersonen deutlich über der Inzidenz kolorektaler Tumoren entsprechender Personen ohne hereditäres Risiko liegt. Bei Betrachtung des konservativen Szenarios zeigt sich, dass bereits Risikopersonen in der Altersgruppe 30-34 Jahre ein höheres Risiko aufweisen als Personen ohne Risiko mit einem Alter von 50-54 Jahren (Abbildung 5). Altersspezifische Inzidenz: Frauen 400 350 350 Fälle pro 100.000 Fälle pro 100.000 Altersspezifische Inzidenz: Männer 400 300 250 200 150 100 50 0 300 250 200 150 c 100 50 0 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 Jahre ohne (RR=8) mit Familienanamnese (RR=8) ohne (RR=80) mit Familienanamnese (RR=80) 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 Jahre ohne (RR=8) mit Familienanamnese (RR=8) ohne (RR=80) mit Familienanamnese (RR=80) Abbildung 5: Modellierte altersspezifische Inzidenzen pro 100.000 für die Kohorten ohne und mit familiären Risiko (bei RR von 8 bzw. 80) - 34 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Tabelle 15: Modellierte altersspezifische Inzidenzen pro 100.000 für die Kohorten mit und ohne hereditäres Risiko Anteil mit hered. Risiko* Inzidenz Gesamt RR Inzidenz für Kohorte ohne hered. Risiko Inzidenz für Kohorte mit hered. Risiko 30-34 Jahre 0,4% 4,3 8 3,8 30,5 35-39 Jahre 0,4% 6,9 8 6,1 49,0 40-44 Jahre 0,4% 15,5 8 13,8 110,1 45-49 Jahre 0,4% 28,5 8 25,3 202,4 50-54 Jahre Frauen RR = 8 0,4% 60,1 8 53,3 426,8 30-34 Jahre 0,4% 5 8 4,4 35,5 35-39 Jahre 0,4% 7,6 8 6,7 54,0 40-44 Jahre 0,4% 13,3 8 11,8 94,4 45-49 Jahre 0,4% 26,3 8 23,3 186,8 50-54 Jahre Männer RR = 80 0,4% 54,8 8 48,6 389,1 30-34 Jahre 0,4% 4,3 80 1,8 141,6 35-39 Jahre 0,4% 6,9 80 2,8 227,2 40-44 Jahre 0,4% 15,5 80 6,4 510,5 45-49 Jahre 0,4% 28,5 80 11,4 938,6 50-54 Jahre 0,4% 60,1 80 24,7 1.979,3 30-34 Jahre 0,4% 5 80 2,1 164,7 35-39 Jahre 0,4% 7,6 80 3,1 250,3 40-44 Jahre 0,4% 13,3 80 5,5 438,0 45-49 Jahre 0,4% 26,3 80 10,8 866,2 50-54 Jahre 0,4% 54,8 80 22,6 1.804,8 Altersgruppe Männer RR = 8 Frauen RR = 80 * hereditäres (hered.) Risiko aus Frage 1 (Tabelle 8) - 35 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4.3 Frage 3: Risiko („kumulative Inzidenz“) für die Entwicklung eines kolorektalen Karzinoms Wie hoch ist das absolute Risiko für die Entwicklung eines Darmkrebses in durch den Fragebogen identifizierten Risikogruppen für eine familiäre bzw. hereditäre Belastung (Altersgruppen 30-35 Jahre, 35-40 Jahre, 40-45 Jahre, 45-50 Jahre; differenziert nach Geschlecht) bis zum 50. bzw. 55. Lebensjahr (Beginn der bestehenden Darmkrebsvorsorge)? 4.3.1 Zur Ergebnisse der systematischen Literatursuche Beantwortung der dritten Frage wurden Publikationen gesucht, in denen Lebenszeitrisiken bzw. kumulative Inzidenzen für Personen mit familiärem Risiko bzw. syndromalen Tumoren in der Verwandtschaft berichtet sind. Ein Lebenszeitrisiko beschreibt die Wahrscheinlichkeit bis zu einem bestimmten Alter an einer bestimmten Erkrankung zu erkranken. Es wird berechnet, indem die Anzahl der Neuerkrankungen in einem bestimmten Zeitraum durch die Anzahl aller Personen, die zu Beginn der Beobachtung frei von der Erkrankung waren, dividiert wird. Der betrachtete Zeitraum (z. B. bis zum Alter von 60, 70 oder 75 Jahren) kann variieren und sollte bei der Nennung des Lebenszeitrisikos (der kumulativen Inzidenz) spezifiziert werden. Für Deutschland wird das Lebenszeitrisiko für Darmkrebs bis zum Alter von 75 Jahren (ohne Berücksichtigung des Risikos) für Männer auf 6,1 % und Frauen auf 3,6 % geschätzt (Tabelle 7). In sechs Publikationen Gesamtbevölkerung, Evidenzgrades III finden darunter 5 9 95 96 sich befinden Angaben sich vier zum Lebenszeitrisiko narrative in der Übersichtsarbeiten des 24 bzw. und zwei Publikationen beruhen auf niederländischen französischen Krebsregisterdaten. 8 Lebenszeitrisiken für kolorektale Karzinome bei familiärer Belastung sind in vier Veröffentlichungen angegeben 6 7 8 97 und elf Publikationen listen Angaben zur Penetranz bzw. zum Lebenszeitrisiko von HNPCC-Mutationsträgern auf. 9 10 11 12 23 24 40 98 99 100 101 Das Lebenszeitrisiko für die Gesamtbevölkerung in den Niederlanden wurde über Daten aus einem Krebsregister abgeschätzt und mit 3,7 % angegeben. 24 Ein Lebenszeitrisiko in gleicher Höhe für Großbritannien führen Dove-Edwin und Thomas in ihrer narrativen Übersichtsarbeit 95 96 9 an, während das Lebenszeitrisiko in den USA mit rund 6 % beziffert wird. Kolligs et al. gehen von einem Lebenszeitrisiko in Höhe von 6-7 % für die deutsche Bevölkerung aus. 5 Anhand der Daten eines bevölkerungsbezogenen Registers für Tumoren - 36 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) des Verdauungstraktes zeigen Benhamiche-Bouvier et al. auf, dass das Lebenszeitrisiko für die Entwicklung von kolorektalen Tumoren bei Männern (4,4 %) höher liegt als bei Frauen (2,5 %). 8 In der gleichen Publikation wird aufgezeigt, dass das Lebenszeitrisiko bei familiärer Belastung von der Art und der Anzahl der betroffenen Verwandten sowie vom Geschlecht der gesunden Index-Person abhängt. So weisen Männer mit einem erkrankten erstgradigen Verwandten ein Lebenszeitrisiko von 8,7 % auf (FDR mit Diagnose vor dem 45. Lebensjahr: 16,4 %, Diagnose im Alter von 45 Jahren oder später: 7,7 %) und sind zwei erstgradige Angehörige betroffen, steigt das Lebenszeitrisiko auf 25,6 %. Die entsprechenden Lebenszeitrisiken für Frauen liegen bei je ca. 50 % des Risikos der Männer: Die Diagnose kolorektales Karzinom bei einem erstgradigen Verwandten führt bei Frauen zu einem Lebenszeitrisiko von 4,9 % (Diagnose vor dem 45. Lebensjahr: 9,1 %, danach: 4,3 %) und sind zwei erstgradige Angehörige erkrankt, steigt das Risiko auf 14,3 %. 8 In zwei narrativen Übersichtsarbeiten wird das Lebenszeitrisiko mit 10 bzw. 11 % angegeben, sofern ein Verwandter ersten Grades vor dem 45. Lebensjahr erkrankt ist. 6 7 Hinweise auf altersspezifische Lebenszeitrisiken bei familiärer Belastung liegen aus einer 97 retrospektiven Kohortenstudie (Abbildung 6) und bei vorliegender Keimbahnmutation aus einer Querschnittsstudie vor. 99 Lebenszeitrisiko in Prozent Lebenszeitrisiko für kolorektale Karzinome im Alter von... 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 30 35 40 45 50 55 60 56 70 75 Jahren Abbildung 6: Altersspezifisches Lebenszeitrisiko für die Entwicklung von kolorektalen Tumoren bei familiärer Belastung (1 FDR mit Diagnose vor dem 55. Lebensjahr) [Quelle: Johns et al. 2002] Hinsichtlich des Lebenszeitrisikos für kolorektale Karzinome bei HNPCC-Patienten gestaltet sich die Datenlage uneinheitlicher. Zum einen wird das Lebenszeitrisiko bis zu verschiedenen Altersgrenzen angegeben (60., 70. oder 75. Lebensjahr bzw. nicht berichtete - 37 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Altersgrenze), zum anderen wird differenziert nach Personen, auf die die Amsterdam Iund/oder Amsterdam II- Kriterien zutreffen, und solchen mit nachgewiesener KeimbahnMutation. In einer systematischen Übersichtsarbeit aus Kanada wird das Lebenszeitrisiko bis zum 60. Lebensjahr bei HNPCC-Patienten mit 70 % angegeben. 11 Vergleichbar hohe oder höhere Lebenszeitrisiken (ohne Altersangaben) werden in den narrativen Übersichtsarbeiten von Dove-Edwin und Thomas (Penetranz: 80 %) sowie Anwar et al. (Penetranz: 70-80 %) genannt. 9 12 In der narrativen Übersichtsarbeit von Ahnen und Lynch wird die Penetranz mit 80-90 % angegeben, das Lebenszeitrisiko von Männern mit 70-80 % und das der Frauen mit 30-40 % beziffert. 10 Ein geringeres Lebenszeitrisiko für Frauen zeigt sich auch in den Arbeiten von Aarnio et al., Lin et al., Dunlop et al. und Hampe et al. 40 98 99 101 Voskuil et al. 24 berichten ein Lebenszeitrisiko bis zum 75. Lebensjahr in Höhe von 40,5 % für Personen, auf welche die Amsterdam I-Kriterien (AC I) zutreffen, und Bermejo et al. 23 beziffern dieses auf 57 % (AC I) bzw. auf 41 % für Personen mit Zutreffen der Amsterdam IIKriterien. Neuere Studien weisen auf eine bisherige Überschätzung des Risikos hin und beziffern das Lebenszeitrisiko in Höhe von 40-60 %. 23 24 25 Aussagen zur kumulativen Darmkrebsinzidenz bis zum Alter von 50 bzw. 55 Jahren sind auf Basis der vorhandenen Literaturdaten nur begrenzt – in Form von Abschätzungen – möglich, da oftmals das Lebenszeitrisiko bis zu höheren Altersstufen angegeben ist oder die Altersangabe gar fehlt. Zusammenfassend gilt: Bei Personen mit hereditärem Risiko wird das Lebenszeitrisiko bis zum Alter von 60 Jahren allgemein mit 70 % angegeben, wobei Männer ein höheres Risiko als Frauen aufweisen. Neuere Schätzungen deuten auf ein insgesamt geringeres Risiko in Höhe von 40-60 % hin. Auch bei familiärem Risiko weisen Männer ein höheres Lebenszeitrisiko als Frauen auf: Ist ein Verwandter ersten Grades erkrankt, beträgt das Lebenszeitrisiko (keine Spezifizierung der Altersgrenze) von Männern rund 9 % und das von Frauen rund 5 %. Ist der Verwandte vor dem Alter von 45 Jahren erkrankt, steigt das Lebenszeitrisiko auf rund 16 bzw. 9 %. - 38 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4.3.2 Abschätzung des absoluten Risikos für die Entwicklung eines kolorektalen Karzinoms auf Basis empirischer Überlegungen Tabelle 16: Kumulative Risiken der deutschen Normalbevölkerung für die Entwicklung eines kolorektalen Karzinoms (in Prozent bis zum jeweiligen Alter) Männer Frauen Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 30 Jahre 0,28% 0,58% 0,26% 0,54% 35 Jahre 0,25% 0,56% 0,24% 0,51% 40 Jahre 0,22% 0,52% 0,20% 0,47% 45 Jahre 0,14% 0,44% 0,13% 0,41% CRC= kolorektales Karzinom Tabelle 16 zeigt zunächst die kumulative Inzidenz auf Basis der bundesdeutschen Darmkrebszahlen, ab einem bestimmten Alter bis zum 50. bzw. 55. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken. 1 Da die Allgemeinbevölkerung sowohl aus Personen mit als auch aus Personen ohne Risiko besteht und da die hier aufgezeigten kumulativen Risiken ebenfalls „Mischrisiken“ darstellen, wurden weitere Abschätzungen für die Gruppen mit und ohne Risiko vorgenommen (siehe auch Abbildung 7). Die Abschätzung der kumulativen Risiken für die Kohorten mit und ohne Risiko, gemessen mit dem Fragebogen des Netzwerkes gegen Darmkrebs e.V., basiert im Prinzip auf den Hochrechnungen zum absoluten Erkrankungsrisiko (s. Frage 2). Da die absoluten Inzidenzen für das hereditäre Risiko über die Fragebogenfragen 2-4 nur sehr unpräzise abschätzbar waren, wurden an dieser Stelle zwei Szenarien gerechnet, wobei als Risikopopulation alle durch die Fragebogenfragen 1-4 identifizierten Personen angesehen werden. Das erste Szenario (Tabelle 17) legt ein vierfaches Erkrankungsrisiko (RR = 4) zu Grunde (s. Frage 2 / familiäres Risiko; positive Beantwortung der ersten Frage des Fragebogens). Das zweite Szenario (Tabelle 18) legt ein relatives Risiko von 8 für den Gesamtfragebogen (mind. zwei positive Beantwortungen der Fragebogenfragen 1 bis 4, d. h. familiäres und hereditäres Risiko; konservative Schätzung) zu Grunde. Insgesamt zeigen die Modellrechnungen – wie erwartet – ein deutlich erhöhtes kumulatives Erkrankungsrisiko für Darmkrebs bis zum Alter von 50 bis 55 Jahren, wenn ein familiäres bzw. hereditäres Risiko vorliegt (Abbildung 7). - 39 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Tabelle 17: Kumulative Risiken für Risikopersonen – Szenario familiäres Risiko Szenario 1: RR = 4 Ohne familiäres Risiko Männer Frauen Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 30 Jahre 0,22% 0,43% 0,21% 0,40% 35 Jahre 0,20% 0,41% 0,19% 0,38% 40 Jahre 0,17% 0,38% 0,15% 0,34% 45 Jahre 0,11% 0,32% 0,10% 0,29% Mit familiärem Risiko Männer Frauen Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 30 Jahre 0,88% 1,72% 0,84% 1,60% 35 Jahre 0,81% 1,64% 0,75% 1,51% 40 Jahre 0,69% 1,52% 0,62% 1,37% 45 Jahre 0,43% 1,26% 0,40% 1,16% CRC= kolorektales Karzinom Tabelle 18: Kumulative Risiken für Risikopersonen – Szenario familiäres/hereditäres Risiko Szenario 2: RR = 8 Ohne hereditäres Risiko Männer Frauen Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 30 Jahre 0,18% 0,32% 0,17% 0,30% 35 Jahre 0,16% 0,31% 0,15% 0,28% 40 Jahre 0,13% 0,28% 0,12% 0,25% 45 Jahre 0,08% 0,23% 0,08% 0,21% Mit hereditärem Risiko Männer Frauen Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 Risiko CRC bis 50 Risiko CRC bis 55 30 Jahre 1,41% 2,59% 1,34% 2,42% 35 Jahre 1,27% 2,45% 1,18% 2,26% 40 Jahre 1,06% 2,24% 0,95% 2,03% 45 Jahre 0,65% 1,83% 0,60% 1,68% CRC= kolorektales Karzinom - 40 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Männer: kumuliertes Risiko bis 50 Jahre Frauen: kumuliertes Risiko bis 50 Jahre 2,0% 1,8% 1,6% 1,4% 1,2% 1,0% 0,8% 0,6% 0,4% 0,2% 0,0% 2,0% 1,8% 1,6% 1,4% 1,2% 1,0% 0,8% 0,6% 0,4% 0,2% 0,0% 30 Jahre 35 Jahre Allgemeinbevölkerung 40 Jahre 45 Jahre mit Risiko ohne Risiko 30 Jahre 35 Jahre Allgemeinbevölkerung Männer: kumuliertes Risiko bis 55 Jahre 40 Jahre 45 Jahre mit Risiko ohne Risiko Frauen: kumuliertes Risiko bis 55 Jahre 2,0% 1,8% 1,6% 1,4% 1,2% 1,0% 0,8% 0,6% 0,4% 0,2% 0,0% 2,0% 1,8% 1,6% 1,4% 1,2% 1,0% 0,8% 0,6% 0,4% 0,2% 0,0% 30 Jahre 35 Jahre Allgemeinbevölkerung 40 Jahre 45 Jahre mit Risiko ohne Risiko 30 Jahre 35 Jahre Allgemeinbevölkerung 40 Jahre 45 Jahre mit Risiko ohne Risiko Abbildung 7: Kumulative Risiken für die Allgemeinbevölkerung sowie Personen mit und ohne familiäres Risiko (Szenario 1 RR = 4) - 41 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4.4 Frage 4: Ausmaß der Risikoerhöhung (Relatives Risiko) In welchem Ausmaß ist das Risiko für Darmkrebs bei durch den Fragebogen identifizierten Risikopersonen im Vergleich zu 55- bzw. 65-jährigen Personen ohne Risikoerhöhung erhöht? 4.4.1 Ergebnisse der systematischen Literatursuche Siehe Kapitel 4.2.1. 4.4.2 Abschätzung der Risikoerhöhung auf Basis empirischer Überlegungen Bei den angeführten Hochrechnungen kommen zwei Sichtweisen zum Tragen: Einerseits kann die absolute Risikoerhöhung und andererseits die relative Risikoerhöhung betrachtet werden. Außerdem müssen wieder die zwei Szenarien der Risikoerhöhung aus Kapitel 4.3 berücksichtigt werden. Tabelle 19: Absolute Inzidenzen (AR) der Normalbevölkerung der 55- bzw. 65-Jährigen im Vergleich zur altersspezifischen absoluten Inzidenz von Personen unter Risiko (ohne Unterteilung in familiäres/hereditäres Risiko) AR 55-59 AR 65-69 AR mit Jähriger Jähriger Risiko BRD BRD AR 55-59 AR 65-69 AR mit Jährige Jährige Risiko BRD BRD Szenario RR = 4 Männer Frauen 30-34 Jahre 15,7 130,5 317,7 18,2 80,7 169,3 35-39 Jahre 24,1 130,5 317,7 26,5 80,7 169,3 40-44 Jahre 50,8 130,5 317,7 43,6 80,7 169,3 45-49 Jahre 86,4 130,5 317,7 79,7 80,7 169,3 50-54 Jahre 166,4 130,5 317,7 151,7 80,7 169,3 Szenario RR = 8 Männer Frauen 30-34 Jahre 28,0 130,5 317,7 32,6 80,7 169,3 35-39 Jahre 41,1 130,5 317,7 45,3 80,7 169,3 40-44 Jahre 81,9 130,5 317,7 70,3 80,7 169,3 45-49 Jahre 130,5 130,5 317,7 120,4 80,7 169,3 50-54 Jahre 235,9 130,5 317,7 215,1 80,7 169,3 - 42 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Ad (1): Den Inzidenzen der Normalpopulation für 55- bzw. 65-Jährige können die altersspezifischen Inzidenzen (absolute Erkrankungsrisiken) der interessierenden Altersgruppen mit Risiko gegenübergestellt werden. Diese Betrachtungsweise findet sich in Tabelle 19. Aufgeführt sind die Szenarien mit einer relativen Risikoerhöhung von 4 für familiäres Risiko und einer Erhöhung um den Faktor 8 für hereditäre Fälle. Beim konservativen Szenario mit RR = 4 haben 45-jährige Risiko-Frauen bereits etwa das absolute Erkrankungsrisiko wie 55 bis 59-jährige Frauen aus der Normalbevölkerung (ohne Unterteilung in mit bzw. ohne familiäres/hereditäres Risiko). Geht man wie in Szenario 2 von einem höheren Risiko (Erhöhung um den Faktor 8) aus, weisen hier die 45-jährigen Männer bereits ein vergleichbares Erkrankungsrisiko wie 55 bis 59-jährige Männer aus der Normalbevölkerung auf. Bei den 45-jährigen Frauen übersteigt das Erkrankungsrisiko bereits deutlich das Risiko der 10 Jahre älteren Frauen aus der Normalbevölkerung. Das deutlich höhere Risiko in der Altersgruppe der 65 bis 69-Jährigen wird nur in Szenario 2 von Frauen der Altersgruppe 60 bis 64 Jahren überschritten. Ad (2) Tabelle 20 zeigt den relativen Vergleich der absoluten Erkrankungsrisiken unter Fragebogenrisiko mit dem absoluten Risiko der Altersklasse 55 Jahre der Normalbevölkerung auf Basis der Ergebnisse aus Tabelle 19. Tabelle 20: Berechnung von Relativen Risiken für die Personen unter Risiko im Vergleich zu Normal-Personen der Altersklasse 55-59 Jahre (Referenz, Risiko = 1) Männer Frauen 30-34 Jahre 0,12 0,23 35-39 Jahre 0,19 0,34 40-44 Jahre 0,40 0,55 45-49 Jahre 0,68 1,01 50-54 Jahre 1,08 1,59 30-34 Jahre 0,23 0,44 35-39 Jahre 0,38 0,67 40-44 Jahre 0,84 1,17 45-49 Jahre 1,55 2,31 50-54 Jahre 3,27 4,82 RR = 4 RR = 8 - 43 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Ein Tabellenwert (= relatives Risiko) von 0,12 (Männer, 30-34 Jahre, Szenario mit vierfacher Risikoerhöhung, RR = 4) bedeutet, dass Männer der Risikogruppe aus der betroffenen Altersgruppe um den Faktor 0,12 seltener (also etwa 8 mal seltener) an Darmkrebs erkranken als Männer der Normalbevölkerung aus der Altersgruppe 55-59 Jahre). Ein Tabellenwert um den Wert „1“, z. B. 1,01 bei Frauen mit Risko der der Altersklasse 45-49 Jahre (Szenario 1, RR = 4) bedeutet ein vergleichbares Risiko wie in der Normalbevölkerung (Frauen, 55-59 Jahre). Auch bei dieser Betrachtungsweise zeigt sich eine Verschiebung des Erkrankungsrisikos um ca. 10 Jahre nach vorne für Risikopatienten: Bereits 40- bis 44-jährige weibliche und 45- bis 49-jährige männliche Risikopersonen, ermittelt durch den Fragebogen, weisen ein vergleichbares Darmkrebsrisiko wie 55 bis 59-jährige Personen aus der Normalbevölkerung auf (Szenario 2, RR = 8). - 44 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4.5 Frage 5: Koloskopische Surveillance Wie viele Risikopatienten, identifiziert durch den Fragebogen (Fragebogen des Netzwerkes gegen Darmkrebs, ggf. validere Fragebögen; Alter bei Fragebogenausfüllung 30 Jahre), müssten mittels koloskopischer Surveillance bis zum Alter von 50 Jahren verfolgt werden, um einen Tumor zu entdecken, und wie viele Koloskopien (orientiert an den Vorgaben der dt. Leitlinie; absolute Anzahl an Koloskopien) wären dafür erforderlich? 4.5.1 Ergebnisse der systematischen Literatursuche Es wurden Veröffentlichungen gesucht, in denen Personen ohne und mit familiärem Risiko für Darmkrebs sowie HNPCC-Patienten mittels koloskopischer Surveillance auf fortgeschrittene Neoplasien und Karzinome untersucht wurden. Eine Studie, die exakt auf die oben angeführte Frage zutrifft, konnte nicht identifiziert werden, jedoch konnte eine Reihe von Publikationen zum Thema Screening-Koloskopie bzw. koloskopische Surveillance identifiziert werden (19mal Evidenzgrad II-2 117 118 119 , 13mal III 61 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 50 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 ), wobei in zwei Publikationen auf denselben Datensatz zurückgegriffen wurde. 122 123 Bei den Längsschnittsdaten stellt sich die Schwierigkeit dar, dass die Befunde unter Surveillance nicht bezogen auf Personenjahre angegeben werden. Unterschiedlich lange Surveillance-Zeiträume und differierende Frequenzen der Koloskopie in diesen Zeiträumen erschweren die Extraktion und den Vergleich der Daten (siehe Anhang II, Kapitel 8.4). Befunde einer einmaligen Koloskopie (Querschnittsdaten) sind für den direkten Vergleich besser geeignet und daher im folgenden Abschnitt aufgeführt. Bei der Koloskopie von gesunden Kontrollpersonen (ohne familiäres Risiko, ohne hereditäre Belastung) werden in 0-3,3 % aller Koloskopien Karzinome entdeckt. 125 127 50 107 108 109 110 113 122 123 Koloskopische Untersuchungen von Personen mit familiärer Belastung entdecken in 0,4-3,3 % der Fälle ein kolorektales Karzinom. 107 108 110 122 123 124 126 Levi et al. führen sogar eine Karzinomrate von 11,5 % aller durchgeführten Koloskopien an. 127 Die einmalige koloskopische Untersuchung von HNPCC-Patienten ergibt bei 4,7 % einen Tumorbefund. 113 Die Entdeckungsrate für Adenome liegt sowohl bei Personen ohne (1,7-10,5 %) 110 113 122 123 125 131 110 122 123 124 128 als auch bei Personen mit familiärer Belastung (1,7-14,9 %) sowie bei HNPCC-Patienten (23,3 %) 113 61 107 108 109 50 61 107 108 109 höher. Pezzoli et al. berichten von Adenombefunden bei 25,5 % aller untersuchten Kontrollen und liegen damit deutlich über den übrigen Literaturhinweisen. 126 - 45 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Im direkten Vergleich von nach Alter und Geschlecht gematchten Fällen (Personen mit FDR mit CRC) und Kontrollen, wird eine zwei- bis vierfach höhere Prävalenz von Karzinomen und Adenomen bei familiärer Belastung deutlich. 61 108 110 113 Ein altersdifferenzierter Vergleich von Personen mit bzw. ohne familiäres Risiko findet sich bei Sieg (2003). In der Altersklasse 50-54 Jahre weisen Personen mit bzw. ohne familiäres Risiko jeweils in rund 1 % der Fälle Karzinome auf. In der Altersgruppe 55-59 Jahre beträgt das Verhältnis rund 6:1. Für das Vorhandensein von Adenomen zeigt sich bei Personen mit Verwandten ersten Grades mit Darmkrebs im Vergleich zu Kontrollpersonen in etwa eine Verdoppelung der Rate der prävalenten fortgeschrittenen Neoplasien (50-54 Jahre: 15,1 vs. 8,9 %, 55-59 Jahre: 21,5 vs. 10,4 %). 111 In einer Arbeit aus Deutschland, für die insgesamt 448 Personen im Alter von 40-50 Jahren untersucht wurden, wird die Anzahl der Personen mit familiärem Risiko, die gescreent werden muss, um ein Karzinom zu entdecken, mit 41-9.009 V angegeben, d. h. dass im günstigsten Fall nur 41 Personen gescreent werden müssten (absolute Risikoreduktion um 2,4 %) und dass im ungünstigsten Fäll 9.009 Screening-Untersuchungen (Reduktion um 0,01 %) notwendig wären, um ein Karzinom zu entdecken. Die Anzahl der zu screenenden Personen für die Entdeckung einer fortgeschrittenen Neoplasie („high risk adenoma“) beträgt bei Personen mit familiärer Belastung 11-33, bei offensichtlich gesunden Kontrollpersonen ohne familiäres Risiko sind es hingegen 19-100, die gescreent werden müssten. 107 Da Personen sowohl von der frühen Entdeckung eines Karzinoms als auch von der Abtragung von fortgeschrittenen Neoplasien profitieren, können beide Ereignisse zusammenbetrachtet werden und die number needed to screen (NNS) abgeschätzt werden. Werden die vorhandenen (internationalen) Literaturdaten zu den Karzinom- und Adenomfunden bei einmaliger Koloskopie entsprechend umgerechnet, ergibt sich eine Anzahl von 29-50 109 110 113 109 110 113 Personen ohne familiäres Risiko und eine Anzahl von 8-30 108 Personen mit familiärem Risiko, die gescreent werden müssten, um ein Karzinom oder eine fortgeschrittene Neoplasie zu diagnostizieren. Werden HNPCC-Patienten mit Patienten mit familiärem Risiko verglichen, zeigt sich überwiegend ein ebenfalls zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko für Karzinome und fortgeschrittene Neoplasien unter koloskopischer Surveillance 102 103 , welches einem vier- bis sechzehnfach erhöhtem Risiko im Vergleich zu Personen ohne Risiko entspricht. V Auf Grund der großen Spannweite werden diese Daten im Folgenden nicht weiter berücksichtigt. - 46 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Daten aus Deutschland: Anzahl an Personen, die gescreent werden müssen, um ein Karzinom zu entdecken: 419.009 Anzahl an Personen, die gescreent werden müssen, um eine fortgeschrittene Neoplasie zu entdecken: - 11-33 Personen mit familiärer Belastung - 19-100 Personen ohne familiäres Risiko Internationale Daten: Anzahl an Personen, die gescreent werden müssen, um ein Karzinom oder ein Adenom zu diagnostizieren: - bei familiärem Risiko: 8-30 - ohne entsprechendes Risiko: 29-50 Personen mit hereditärem Risiko zeigen ein zwei- bis vierfach höheres Risiko für die Diagnose eines Karzinoms oder Adenoms bei Koloskopie im Vergleich zu Personen mit familiärem Risiko auf, so dass NNS im Bereich 2-15 resultieren. 4.5.2 Abschätzung des absoluten Risikos für die Entwicklung eines CRC auf Basis empirischer Überlegungen Für die Beantwortung dieser Frage wird erneut eine Modellrechnung durchgeführt, welcher die oben ermittelten Inzidenzen für die durch den Fragebogen identifizierten Personen mit Risiko zu Grunde liegt. Weiter wird angenommen, dass die erste Koloskopie nach erster Fragebogenausfüllung für die positiven Personen im Alter von 30 Jahren und anschließend erneut im Alter von 40 Jahren erfolgt. Dabei geht die Modellrechnung davon aus, dass mit den beiden Koloskopien jeweils 60-80 % aller prävalenten bzw. im folgenden 10-Jahres-Intervall auftretenden Darmtumoren entdeckt werden, und zwar entweder als manifester Darmtumor oder als entsprechende Vorstufe (die sich in den folgenden 10 Jahren zum Darmkrebs entwickelt hätte). Die Anzahl der Risikopatienten, die bis zum Alter von 50 Jahren untersucht werden muss, um einen Tumor zu entdecken, ergibt sich dann aus „1“ dividiert durch das kumulative Darmkrebsrisiko für den Zeitraum 30 bis 49 Jahre. - 47 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Die Modellrechnung wird wieder für die beiden oben angeführten Szenarien (RR = 4 und RR = 8) durchgeführt. Tabelle 21: Number needed to screen (NNS) zur Entdeckung eines Karzinoms bei unterschiedlichen Sensitivitäten der Koloskopie Sensi.: Kumulatives Risiko 30 bis 50 Sensi.: Sensi.: 80% NNS 70% NNS 60% NNS Szenario 1 (RR = 4) Männer 0,88% 0,71% 141 0,62% 162 0,53% 188 Frauen 0,84% 0,67% 149 0,59% 170 0,50% 198 Männer 1,41% 1,13% 89 0,99% 101 0,84% 118 Frauen 1,34% 1,07% 93 0,94% 106 0,81% 124 Szenario 2 (RR = 8) Sensi.: Angenommene Sensitivität der Koloskopie für Tumore Nach der Modellrechnung aus Tabelle 21 müssten im Risikoszenario 1 (relatives Risiko von 4 bei familiärer Belastung) je nach angenommener Entdeckungsrate 141 bis 198 Personen ab 30 Jahren zweimalig gescreent werden, um einen Tumor zu entdecken. Unter Annahme eines höheren relativen Risikos von Personen mit familiärem Risiko (RR = 8), müssten 89 bis 124 Personen ab 30 Jahren zweimalig koloskopiert werden, um einen Tumor zu entdecken. - 48 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 4.6 Frage 6: Effektivität der Identifikation von Risikopersonen Gibt es aussagekräftige Studien zur Effektivität einer Identifikation von Risikopersonen für familiären Darmkrebs mittels anamnestischer Fragen/Fragebögen bei Personen zwischen 30 und 50 Jahren hinsichtlich der Senkung von Darmkrebsinzidenz, -morbidität und –mortalität? Erweisen sich in diesem Zusammenhang bestimmte Fragebögen/Konstellationen von Fragen als besonders effektiv? Studien, die die Effektivität der Identifikation von Risikopatienten mittels Fragebogen hinsichtlich Senkung der Inzidenz von Darmkrebs oder der Morbidität und Mortalität zeigen, wurden nicht identifiziert. Lediglich eine Studie aus Großbritannien, in welcher der Einsatz eines postalisch versendeten Fragebogens zur Identifikation von Risikopersonen und ein anschließendes Screening evaluiert wurden und in welcher der verwendete Fragebogen näher beschrieben wurde, wurde gefunden. 69 Der Fragebogen bestand aus zehn Fragen (s. u.) und erlaubte die Differenzierung von Personen mit hohem, moderatem, niedrigem Risiko sowie Personen ohne familiäres Risiko. Der Fragebogen wurde an alle Personen der Altersklasse 30-69 Jahre aus einem Register eines General Practitioner geschickt. Bei fehlender Rückantwort wurde der Fragebogen nach vier Wochen erneut an die Patienten gesendet. Von den 4.195 Patienten mit ausgefülltem Fragebogen (Responserate von 84,7 %) wurde bei 250 Personen (6 %) ein familiäres Risiko festgestellt. Von diesen wurden 52 (1,2 %) in die Hochrisikogruppe, 104 (2,5 %) in die Gruppe mit moderatem und 94 (2,2 %) in die Gruppe mit niedrigem familiärem Risiko eingestuft. Von den Personen der Hochrisikogruppe wurde 30 Personen eine Koloskopie angeboten, die von 27 Personen wahrgenommen wurde. Als Befunde ergaben sich zwei Adenomkarzinome, zwei adenomatöse Polypen, zwei metaplastische Polypen und ein nicht näher bezeichneter Polyp (fehlende Histologie). Aus der Gruppe mit moderatem Risiko wurde 97 Personen ein Hämokkult-Test angeboten, der von 65 % durchgeführt wurde und in einem Fall positiv ausfiel. Die nachfolgende Koloskopie zeigte jedoch weder ein Karzinom noch eine fortgeschrittene Neoplasie. Während der Studienlaufzeit traten bei drei Patienten aus dieser Gruppe rektale Blutungen auf (ein Patient mit Colitis ulcerosa, ein Patient mit Kolonkarzinom des Stadiums Dukes’ B, ein Patient mit Lebermetastasen hervorgerufen durch ein kolorektales Karzinom). Der Gruppe mit geringem Risiko wurde keine ScreeningMaßnahme angeboten. Während der Studienlaufzeit zeigte kein Patient dieser Gruppe Darmkrebs-assoziierte Symptome. - 49 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) The questionnaire Your own previous health (1) Have you ever had a polyp of the colon or rectum (large bowel or back passage)? (2) Have you ever had a growth or cancer of the colon or rectum (large bowel or back passage)? (3) Have you ever had radiotherapy (deep x ray treatment)? (4) Have you ever had any bowel operations? Your close family’s health: father, mother, brothers, sisters, sons, and daughters only (5) Has any of your close family (living or dead) had a polyp of the colon or rectum (large bowel or back passage)? (6) Has any of your close family (living or dead) had a growth of cancer of the colon or rectum (large bowel or back passage)? (7) If the answer is yes to either of the above questions 5 or 6, please tell us which of your close family have been affected and indicate the approximate age of diagnosis if known. (8) Has any of your close family (living or dead) had cancer of the breast, ovary, womb or pancreas? (9) If the answer is yes to question 8 above, please tell us which of your close family have been affected and indicate the site of the cancer. (10) If you wish to explain anything, please write here and continue overleaf if you have a lot to say. (For each question, the respondents were asked to indicate: Yes/No/Unsure) High risk group = (i) Single FDR with CRC at age <=50 yrs (ii) Two FDR with CRC at any age Intermediate risk group = Single FDR with CRC at age 51-69 yrs Low risk group = Single FDR with CRC at age >=70 yrs Abbildung 8: Fragebogen zur Identifikation von Personen mit hohem, moderatem, niedrigem familiärem Risiko (House et al. 1999) Alle weiteren Studien zur Effektivität der koloskopischen Surveillance bei Risikopersonen enthielten keine näheren Angaben zur Erhebung der Familienanamnese. Befunde von Screening-Koloskopien bzw. koloskopischer Surveillance bei vorhandenem bzw. fehlendem familiären Risiko wurden bereits in Kapitel 4.5.1 aufgeführt (siehe auch Anhang II, Kapitel 8.4) und zeigen eine zwei- bis vierfach höhere Entdeckungsrate für Karzinome und fortgeschrittene Neoplasien bei familiärer Belastung (mind. 1 FDR mit CRC). Aussagen zur Senkung der Darmkrebsmortalität durch eine koloskopische Surveillance konnte für Lynchsyndrom-Familien aus den Niederlanden gezeigt werden. 132 Allgemein kann festgehalten werden, dass nicht die Art der Fragestellung sondern die Tatsache, dass eine Familienanamnese erhoben wird, relevant ist. Eine erhöhte Rate an Karzinom- und Adenombefunden bei Risikopersonen konnte gezeigt werden. Es ist anzunehmen, dass die als Risikopersonen identifizierten Personen von der koloskopischen Surveillance (inkl. der Abtragung von Präkanzerosen und ggf. Befunde mit günstigeren Tumorstadien) profitieren werden. - 50 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 5 Diskussion und Fazit Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das Potential der Früherkennung von Darmkrebs bei Personen mit familiärem bzw. hereditärem (erblichem, syndromalem) Risiko abzuschätzen. Zur Identifikation von Risikopersonen soll der Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V. eingesetzt werden, der folgende Fragen umfasst: 1. In meiner Familie ist ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) an Darmkrebs erkrankt. 2. In meiner Familie ist ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) vor dem Alter von 45 Jahren an Darmkrebs erkrankt. 3. In meiner Familie wurde bei einem direkten Verwandten (Eltern, Geschwister oder Kinder) ein Darmpolyp (Adenom) vor dem Alter von 40 Jahren erkannt. 4. In meiner Familie sind drei oder mehr Verwandte an Darmkrebs, Magenkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs, Nierenbecken- oder Harnleiterkrebs erkrankt. Je nach Antwortverhalten wird das Risiko einer Person eingestuft. Bei vier „Nein“-Antworten wird von einem normalen, nicht gesteigerten Risiko ausgegangen. Ein erhöhtes Risiko (familiäres) Risiko wird angenommen, wenn die erste Frage bejaht wird. Eine „Ja“-Antwort bei mindestens einer der übrigen drei Fragen wird als Indikator eines stark erhöhten Risikos gewertet (hereditäres Risiko). Vor der Diskussion der einzelnen untersuchten Fragestellungen soll zunächst auf einige „Probleme“, die mit dem Fragebogen verbunden sind, hingewiesen werden, da diese sowohl die Interpretation unserer Ergebnisse, als auch eine mögliche spätere flächendeckende Anwendung des Instruments beeinflussen könnten. (1) Während in den Fragebogenfragen 1-3 von direkten Verwandten gesprochen wird und diese näher definiert sind, wird in Frage 4 lediglich von Familie und Verwandten gesprochen. Hier zeigt sich das erste Problem: Was genau bedeuten die Begriffe „Familie“ und „Verwandte“ und wie werden sie letztendlich durch die Befragten interpretiert? Sind damit auch Halbgeschwister oder angeheiratete Verwandte wie z. B. die Schwiegereltern gemeint? Eine differenzierte Beschreibung oder Konkretisierung dieser Begriffe wäre wünschenswert, da die Risikosteigerung bei familiärer Belastung mit der Enge der Verwandtschaftsbeziehung assoziiert ist. 86 Allerdings bleiben auch die Amsterdam II-Kriterien in diesem Punkt unpräzise und sprechen lediglich von „Familienangehörigen“. 33 Im Rahmen unserer Hochrechnungen wurde davon ausgegangen, dass mit dem Begriff Verwandte erst- und zweitgradige - 51 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Verwandte („Blutsverwandte“) gemeint sind, während „angeheiratete Verwandte“ nicht als relevante Fälle angesehen werden. Sieht man „Familienangehörige“ bzw. „Verwandte“ breiter, wie das wahrscheinlich von Befragten auch gesehen würde, müsste von einer höheren Antwortprävalenz als von uns abgeschätzt ausgegangen werden. (2) Ein weiterer Einflussfaktor auf die Identifikation eines familiären bzw. hereditären Darmkrebsrisikos ist in der (sinkenden) Familiengröße zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit, eine der Fragen des Fragebogens positiv zu beantworten, ist neben dem Alter der Verwandten u. a. auch von der Größe der Familie, d. h. der Anzahl der erstgradig und zweitgradig verwandten Personen abhängig. Dies bedeutet konkret: Je weniger Verwandte eine Person hat, desto geringer ist die Chance, dass ein Angehöriger auch erkrankt ist, und desto geringer ist die Chance, den Fragebogen positiv zu beantworten (obwohl tatsächlich ein familiäres Risiko vorliegen würde).133 In zwei US-amerikanischen Studien wird eine Anzahl von 18,5 erst- und zweitgradigen Angehörigen bzw. sieben erst- und weiteren 19 zweitgradigen Verwandten angegeben. 75 134 De Jong und Vasen berichten eine mittlere Anzahl von vier Geschwistern (exklusive der befragten Person) innerhalb einer Familie. 68 Eine weitere Studie aus Finnland beziffert die Anzahl erstgradiger Verwandter mit acht (exklusive der befragten Person). 78 Und eine Publikation aus Frankreich weist auf das Vorhandensein von sieben Verwandten ersten Grades und sechs Angehörigen zweiten Grades hin. 52 Dies bedeutet, dass eine Person neben zwei Elternteilen mindestens fünf weitere erstgradige Verwandte hat (z. B. zwei Geschwister und drei Kinder). Derzeit muss in Deutschland von einer geringeren Familiengröße ausgegangen werden (aktuelle Geburtenrate 1,4 Kinder pro Frau, vor ca. 25 Jahren waren es zwei Kinder pro Frau). Für die Hochrechnungen wurde davon ausgegangen, dass eine 30-jährige Person in Deutschland im statistischen Mittel 4-5 (genauer: 4,4) direkte Angehörige hat. Letztendlich könnten die angenommenen geringeren Familiengrößen in Deutschland zu einer Verminderung der Sensitivität des Fragebogens führen. Unabhängig von der Sensitivität ist anzumerken, dass –sofern der Fragebogen positiv beantwortet wird– auf Grund des relativ hohen positiven prädiktiven Werts, ein erhöhtes Darmkrebsrisiko vorliegt. (3) Nicht zuletzt stellt auch die Gesprächskultur über Krebserkrankungen innerhalb von Familien ein Problem dar. Während Tumore in der Verwandtschaft deutlich häufiger korrekt von jüngeren als von älteren Personen, häufiger korrekt für und von direkten Verwandten als für und von zweitgradigen Verwandten Männern 45 46 49 46 und nur etwas häufiger korrekt von Frauen als von berichtet werden, hängt das Wissen um die Erkrankung auch von der Art der Krebserkrankung ab. Eine hohe Sensitivität (hoher Anteil korrekt identifizierter Erkrankter mit entsprechender Erkrankung) wurde für Tumore der Brust, des Darms und der Prostata - 52 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) gezeigt. 46 75 135 Dies betrifft Tumore, die in den letzten Jahren zunehmend in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt sind (u. a. durch Maßnahmen wie die Ernennung eines „Darmkrebsmonats“, die Diskussionen um das Mammographie- und auch das PSAScreening). Krebserkrankungen des Ovars, Uterus, Cervix, Endometriums, Magens sowie der Blase bei Angehörigen sind seltener bekannt. 46 75 135 Allerdings sind dies Karzinome, die für Frage 4 des Fragebogens relevant sind. Im Rahmen der Hochrechnungen wurde davon ausgegangen, dass alle Tumore unabhängig von ihrer Lokalisation und unabhängig von Verwandtschaftsgrad, Alter und Geschlecht der befragten Person bekannt sind. (4) Der vorangehend angesprochene Punkt dürfte auch für Fragebogenfrage 3 (Adenome in der Familie) relevant sein. Die Kenntnis über einen solchen Befund bei einem Verwandten und damit die Sensitivität der Frage dürfte gering sein (Anmerkung: Spezifität und damit der positive prädiktive Wert dürften aber hoch sein). (5) Ein weiteres Problem im verwendeten Fragebogen wird in der Überschneidung der einzelnen Fragebogenfragen 1, 2 und 4 gesehen. Insbesondere in Frage 4 wird erneut nach Darmkrebserkrankungen gefragt. Ein Befragter, bei dem ein direkter Verwandter vor dem Alter von 45 Jahren an Darmkrebs erkrankt ist, muss Frage 1 und 2 ankreuzen. Kommen noch zwei weitere Verwandte oder Familienangehörige mit einem der in Frage 4 genannten Tumoren hinzu, muss auch Frage 4 angekreuzt werden. Damit gibt es einen Teil von Personen, die entsprechend ihrer Angaben sowohl ein familiäres, als auch ein hereditäres Risiko aufweisen. Die Abhängigkeit der Fragen untereinander ist methodisch zu berücksichtigen, wenn familiäres und hereditäres Risiko gemeinsam betrachtet werden sollen. Die positive Antwortprävalenz (= ein erhöhtes Darmkrebsrisiko liegt vor), ist um die Schnittmenge aus beiden Risikoformen zu bereinigen, ansonsten würde die Antwortprävalenz überschätzt werden. Diskussion Frage 1: Durch die vorliegende Arbeit sollte zunächst abgeschätzt werden, in welchem Ausmaß Personen in den Altersgruppen 30-35 Jahre, 35-40 Jahre, 40-45 Jahre, 45-50 Jahre in die Risikogruppe für eine familiäre bzw. hereditäre Belastung klassifiziert (differenziert nach Geschlecht) werden, wenn Fragen, wie sie der Fragebogen des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V. vorsieht, zur Risikoeinstufung genutzt werden. Entsprechend der Daten aus der internationalen Literatur kann davon ausgegangen werden, dass 5-13 % der Bevölkerung ein familiäres Risiko für Darmkrebs aufweisen. 68 8 53 55 58 59 61 65 Werden Personen befragt, die in einer Praxis mit gastroenterologischem oder auch - 53 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) onkologischem Schwerpunkt vorstellig werden, steigt die Prävalenz auf bis zu 17 %. 54 57 62 63 70 71 Da der Fragebogen des Netzwerks gegen Darmkrebs e. V. in Arztpraxen eingesetzt werden soll, muss mit einer Prävalenz im oberen der aufgezeigten Bereiche gerechnet werden. Wie oben angeführt, unterscheidet sich jedoch die Familiengröße, die derzeit für Deutschland angenommen werden kann, von der Familiengröße in den zitierten Veröffentlichungen. Bei einem Unterschied von 2-3 erstgradigen Verwandten kann davon ausgegangen werden, dass die Prävalenz familiärer Merkmalsträger in Deutschland etwas geringer liegen müsste, als es in Studien aus Ländern mit höheren Geburtenraten der Fall ist (Überschätzung der Prävalenz bei Übertragung der Rate auf Deutschland). Bezogen auf die insgesamt zu befragende Bevölkerung in Deutschland (im Alter von 35-50 Jahren) wird eine Prävalenz familiärer Merkmalsträger von 10 % angenommen. In der Altergruppe 30-34 Jahre liegt die Prävalenz bei 2,3 % und steigt auf rund 4 % in der Altersgruppe 35-39 Jahre. In der Altersgruppe 40-44 Jahre werden 6,4 % einen positiven Fragebogen aufweisen. Dieser Anteil steigt in den beiden folgenden 5-Jahres-Altersgruppen noch weiter auf 9,8 % (45-59 Jahre) bzw. 14 % (50-54 Jahre). Bezogen auf die Personen der Altersgruppe 30-49 Jahre werden entsprechend der eigenen Hochrechnungen 5,7 % als Risikopersonen eingestuft. Wird die Altersgruppe 30-54 befragt, werden 7,2 % Frage 1 des Fragebogens positiv beantworten und ein familiäres Risiko aufweisen. Die Prävalenz von Personen mit hereditärem Risiko wird in der Literatur mit 1-2 % angegeben. 21 23 36 Die eigenen Hochrechnungen bestätigen diese Größenordnung für Deutschland. Da sich Frage 1 und 2 und Frage 1 und 4 des Fragebogens zum Teil überschneiden, darf der Anteil der HNPCC-Merkmalsträger von 2 % nicht in vollem Umfang zu dem Anteil der Personen mit familiärem Risiko addiert werden, vielmehr muss das Gesamtergebnis um die sich überschneidenden Teilmengen bereinigt werden. Entsprechend der eigenen Hochrechnungen wird angenommen, dass sich bei dem Einsatz des Fragebogens in der deutschen Allgemeinbevölkerung ein Anteil von 8,2 % positiven Fragebögen (familiäres und hereditäres Risiko) insgesamt für die Altersgruppe 30-54 Jahre und für die 30- bis 49-jährigen Personen ein Anteil von etwa 6,7 % zeigen wird (30-34 Jahre: 2,3 %, 35-39 Jahre: 4,9 %, 40-44 Jahre: 7,3 %, 45-49 Jahre: 10,7 %, 50-54 Jahre: 14,8 %). Wird das Gesamtergebnis auf die bundesdeutsche Bevölkerung bezogen, ergäben sich bei 100 %iger Teilnahme und optimalem Wissen um Tumorerkrankungen und Adenome in der Familie rund 2,3 Millionen Personen (von etwa 28 Millionen Zielpopulation), die durch den Fragebogen als Personen mit familiärem oder hereditärem Risiko eingestuft werden würden. - 54 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Wie in Kapitel 4.1.1 angeführt, muss davon ausgegangen werden, dass (auf Grund der fehlenden Kenntnis, Familienanamnese des mangelnden Wissens) durch einen Fragebogen zur (1) nicht alle „Risikopersonen“ auch als Risikopersonen identifiziert werden (Sensitivität: 53-81 %, im Mittel rund 70 %) und (2) nicht alle als „Risikopersonen“ identifizierten Personen tatsächlich eine familiäre Belastung aufweisen (Anteil der fälschlicherweise als erkrankt Bezeichneten: 36-48 %; positiver prädiktiver Wert: 52-64 %). 46 48 49 45 50 Bei einer angenommenen Prävalenz von 10 % familiärer Merkmalsträger an der Gesamtbevölkerung, einer Sensitivität von 70 % und einer Spezifität von 97 % gleichen sich die Anteile an „falsch positiven“ und „falsch negativen“ Angaben jedoch in etwa aus. Die Gesamtzahl positiv beantworteter Fragebögen bei maximaler Teilnahme sollte daher trotzdem bei etwa 2,3 Millionen Personen liegen. Für die eigenen Hochrechungen wurde in der Folge davon ausgegangen, dass alle als Risikopersonen identifizierten Personen tatsächlich ein entsprechend erhöhtes Risiko aufweisen. Die Hochrechnungen stellen damit das hypothetische Antwortverhalten bei optimalem Kenntnisstand der Befragten dar. Wie oben erläutert, trifft dies wegen der Prämisse des PPW <100 % nicht exakt zu. Die letztendlich durch den Fragebogen identifizierte Kohorte dürfte durch die enthaltenen Personen mit günstigerem Risikoprofil (tatsächlich nicht familiär belastete Personen = falsch positive Antworten) in Richtung eines insgesamt etwas niedrigeren Erkrankungsrisikos verzerrt sein. Die Ergebnisse der Literatursuche hingegen dürften dem realen Einsatz des Fragebogeninstruments weitgehend entsprechen, da die hier identifizierten Kohorten den beschriebenen Sensitivitäts- und Spezifitätsverlusten unterworfen sind. Diskussion Frage 2 und 4 Wie hoch ist das absolute Risiko (= Inzidenz) für das Vorhandensein eines Darmkrebses in durch den Fragebogen identifizierten Risikogruppen für eine familiäre bzw. hereditäre Belastung (Altersgruppen 30-35 Jahre, 35-40 Jahre, 40-45 Jahre, 45-50 Jahre; differenziert nach Geschlecht)? In der Literatur wird das absolute Risiko für Männer und Frauen der Altersgruppe 50-59 Jahre bei familiärer Belastung nahezu gleich hoch mit 0,4 bzw. 0,5 % beziffert. 65 Auch die Zahlen zur Inzidenz kolorektaler Karzinome in Deutschland zeigt ein vergleichbares Risiko von Frauen und Männern in den jüngeren Altersgruppen bis ca. 50-55 Jahre. Auch die Angaben zur relativen Risikoerhöhung bei Männern und Frauen – sofern sie angegeben werden – gleichen sich in den jüngeren Altersgruppen überwiegend 51 43 60 , so dass für die weiteren Hochrechnungen keine Geschlechterdifferenzierung vorgenommen wurde. Die Höhe des relativen Risikos für das Vorhandensein von - 55 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Darmtumoren wird für Personen mit familiärem Risiko im Vergleich zu Personen ohne Risiko mit rund 2 angegeben. 86 Ist die befragte Person jünger als 40 (50) Jahre und weist einen erstgradigen Verwandten mit kolorektalem Karzinom auf, liegt das relative Risiko mit 4 (3) darüber. 43 Ein um den Faktor 4 erhöhtes Risiko wird ebenfalls angenommen, sofern der erstgradige Angehörige im Alter vor 45 Jahren erkrankt ist erstgradige Verwandte erkrankt sind. relative Risiko deutlich an (RR = 8). 8 30 43 86 87 bzw. wenn zwei oder mehr Liegt ein hereditäres Risiko vor, steigt das 10 Generell kann festgestellt werden, dass in den jüngeren Jahren die Risikosteigerung bei familiärer Belastung ausgeprägter ist und dass mit steigendem Alter die Inzidenzunterschiede zwischen Personen mit und ohne familiäres Risiko geringer werden. 43 60 Für die eigenen Hochrechnungen wurde deshalb ein relatives Risiko von 4 bis zum Alter von 50 Jahren und ein relatives Risiko von 3 für die höchste relevante Altersgruppe angenommen. Die eigenen Hochrechnungen lassen darauf schließen, dass die Inzidenz bei Männern mit familiärem Risiko in der Altersgruppe 30-34 Jahre bei 16,1 pro 100.000 Fällen liegt und in den darauf folgenden 5-Jahres-Altersgruppen weiter ansteigt (35-39: 24,7, 40-44: 52,0, 4549: 88,2, 50-54 Jahre: 140,9 pro 100.000 Fälle). Die korrespondierenden Raten für Frauen liegen in den unteren Altersklassen höher und in den oberen Altersklassen darunter (30-34: 18,7, 35-39: 27,2, 40-44: 44,6, 45-49: 81,4, 50-54 Jahre: 128,5 pro 100.000 Fälle). Besonders interessant ist hier der Vergleich der Inzidenz der Risikokohorte mit der Inzidenz der Kohorte ohne Risiko (siehe auch Abbildung 4). So haben 30- bis 34-jährige Männer mit familiärem Risiko etwa das Darmkrebsrisiko wie 40- bis 44-jährige Männer ohne familiäres Risiko. Dieser „Zeitversatz“ von 10 Jahren für Personen mit Risiko zeigt sich auch bei den Frauen und für andere Altersklassen. D.h. Personen mit familiärem Risiko haben ungefähr das Darmkrebsrisiko von Personen ohne Risiko, die 10 Jahre älter sind. Das Risiko der 65 bis 69-jährigen Personen ohne familiäres Risiko (Männer: 317,7, Frauen: 169,3 pro 100.000 Fälle) wird von Personen mit familiärem Risiko der Altersspanne 30-54 Jahre nicht erreicht, so beträgt das Risiko 45-49 Jahre alter Männer mit familiärem Risiko rund 27 % und das von 50- bis 54-Jährigen Männern mit Risiko rund 53 % der 65 bis 69-Jährigen. Das Risiko von Frauen mit familiärem Risiko beträgt in der Altersklasse 45-49 Jahre 47 % und in der Altersklasse 50-54 Jahre 89 % der 65 bis 69jährigen Frauen ohne Risiko. Wird ein hereditäres Risiko (und eine Risikoerhöhung um den Faktor 8) angenommen, zeigt sich eine Verschiebung des Erkrankungsrisikos um ca. 10-15 Jahre: Bereits 40- bis 44-jährige weibliche und 45- bis 49-jährige männliche Risikopersonen, ermittelt durch den Fragebogen, weisen ein vergleichbares Darmkrebsrisiko wie 55 bis 59-jährige Personen aus der Normalbevölkerung auf. Im Vergleich zum Darmkrebsrisiko 65 bis 69-jähriger Personen - 56 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) ohne Risiko liegt das Risiko 45-49 Jahre alter Männer mit hereditärem Risiko bei 41 % und das der Männer im Alter 50-54 Jahre liegt bei 74 %. Erneut ist die relative Risikoerhöhung bei Frauen deutlicher ausgeprägt, so weisen Frauen mit hereditärem Risiko der Altersgruppe 45-49 Jahre bereits 71 % des Risikos der 65 bis 69-jährigen Frauen ohne Risiko auf. In der Altersgruppe 50-54 Jahre übersteigt das Risiko der Frauen mit hereditärem Risiko das der 65 bis 69-jährigen Frauen ohne Risiko um 27 %. Diskussion Frage 3 Auf die Frage zum kumulierten Risiko (Risiko für die Entwicklung eines Darmkrebses) bis zum Beginn der bestehenden Darmkrebsvorsorge, also bis zum 50. bzw. 55. Lebensjahr lassen sich anhand der Literaturdaten nur begrenzte Aussagen treffen, da vielfach das Lebenszeitrisiko definiert als Risiko bis zum 60., 70. oder 75. Lebensjahr angegeben wird. 23 40 99 100 In der Literatur wird das Lebenszeitrisiko mit 6-7 % für die deutsche Bevölkerung beziffert. 5 Außerdem finden sich Hinweise, dass das Lebenszeitrisiko bei familiärer Belastung von der Art und der Anzahl der betroffenen Verwandten sowie vom Geschlecht der gesunden Index-Person abhängt. So weisen Männer mit einem erkrankten erstgradigen Verwandten ein Lebenszeitrisiko von 8,7 % auf. Ist der Angehörige bereits vor dem 45. Lebensjahr erkrankt, steigt das Lebenszeitrisiko für Darmkrebs auf 16,4 %. Die entsprechenden Lebenszeitrisiken für Frauen liegen bei je ca. 50 % des Risikos der Männer: Die Diagnose kolorektales Karzinom bei einem erstgradigen Verwandten führt bei Frauen zu einem Lebenszeitrisiko von 4,9 % bzw. bei Diagnose vor dem 45. Lebensjahr von 9,1 %. 8 Andere Quellen gehen von einem geringeren Risiko (10-11 %) aus, sofern der Verwandte ersten Grades vor dem 45. Lebensjahr erkrankt ist. 6 7 Das Lebenszeitrisiko (bis zum 60. bzw. 70. Lebensjahr) bei hereditärem Risiko wird mit 70-80 % beschrieben. 9 11 12 Geschlechterspezifische kumulative Risiken zeigen ein geringeres Risiko für Frauen (30-63 %) als für Männer (70-100 %) auf. 10 40 98 99 Carayol et al. 25 diskutieren eine Überschätzung der Lebenszeitrisiken und führen u. a. folgende Argumente an. (1) Familiengröße: Familien, auf welche die Amsterdam-Kriterien zutreffen, weisen nur wenige nicht-erkrankte Personen auf (Überschätzung des Risikos). Personen mit bestehendem Risiko (Keimbahnmutation), die aus kleineren Familien kommen, werden bei Identifizierung über die Amsterdam-Kriterien möglicherweise nicht berücksichtigt (Unterschätzung des Risikos). Durch beide Faktoren steigt das Risiko einer Verzerrung der Risikoschätzer. Eine Abhilfe stellen Simulationen dar, in denen die Familiengröße bei Zutreffen der Amsterdam-Kriterien modelliert (vergrößert) wird, um den Anteil gesunder Personen zu erhöhen. (2) Die Bereitschaft zur genetischen Testung: Entsprechend der - 57 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Mendelschen Gesetze sind nicht alle Personen aus HNPCC-Familien tatsächlich auch Mutationsträger. Aus anderen Studien ist bekannt, dass sich nur rund 20-50 % der vermuteten HNPCC-Träger einer genetischen Testung unterziehen. 76 72 136 137 Daher ist es möglich, dass Tumore aus HNPCC-Familien fälschlicherweise als hereditäre Tumoren eingestuft werden, obwohl sie sporadische Tumoren sind. 25 Die Hochrechnungen zum kumulativen Darmkrebsrisiko bis zum 50. bzw. zum 55. Lebensjahr beruhen zum einen auf den durch die Literatur identifizierten Risikounterschieden zwischen Personen mit und ohne identifiziertes Risiko und zum anderen auf den empirischen Darmkrebsrisiken in Deutschland und den hieraus abgeleiteten alterspezifischen Inzidenzraten für Personen mit und ohne familiäres Risiko (siehe Frage 2). Ein 30-jähriger Mann hat (ohne Risikostratifikation) ein Risiko von 0,28 % bzw. 0,58 % bis zum 50. bzw. 55. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken. Nimmt man nun eine Risikoerhöhung um den Faktor 4 an (RR = 4) an, so sinkt das kumulative Erkrankungsrisiko für Männer ohne familiäres Risiko auf 0,22 % bzw. 0,43 % ab, für Männer mit Risiko steigt es deutlich auf 0,88 % bzw. 1,72 % an. Für Frauen gilt Vergleichbares (s. Tabelle 17). Da schon die altersspezifischen Inzidenzraten unter familiärem Risiko gegenüber der Gruppe ohne familiäres Risiko in allen betrachteten Altersgruppen deutlich erhöht waren, war auch eine deutlich erhöhte kumulative Inzidenz, wie oben beschrieben, zu erwarten. Diskussion Frage 5 Bei der Koloskopie von gesunden Kontrollpersonen (ohne familiäres Risiko, ohne hereditäre Belastung) werden in 0-3,3 % aller Koloskopien Karzinome entdeckt. 125 127 50 107 108 109 110 113 122 123 Koloskopische Untersuchungen von Personen mit familiärer Belastung entdecken in 0,4-3,3 % der Fälle ein kolorektales Karzinom. 107 108 110 122 123 124 126 Die einmalige koloskopische Untersuchung von HNPCC-Patienten ergibt bei 4,7 % einen Tumorbefund. 113 Der bei dieser Betrachtungsweise nicht erkennbare Unterschied zwischen Personen mit und ohne familiäres Risiko hinsichtlich der Raten an Karzinom- und Adenombefunden dürfte sich durch die Altersverteilung der Kollektive erklären. In der überwiegenden Anzahl der Studien wurden Personen mit einem Alter ab 40 bzw. 50 Jahre eingeschlossen und das mittlere Alter lag vielfach im Bereich 55 Jahre oder darüber 61 108 109 111 117 , so dass in dieser Altersgruppe der altersbedingte Anstieg prävalenter Fälle bei Personen ohne familiäre Belastung zum Tragen kommt. Zudem war eine Eigenanamnese mit CRC vielfach ein Ausschlusskriterium bei der Rekrutierung der Studienteilnehmer. Da bei Personen mit familiärem Risiko Karzinome schon in früheren Lebensjahren auftreten, stellen die Studienteilnehmer mit familiärem Risiko eine besonders selektierte Gruppe dar. Im direkten Vergleich von altersund geschlechts-gematchten Fällen (Personen mit FDR mit CRC) und Kontrollen wird eine - 58 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) zwei- bis vierfach höhere Prävalenz von Karzinomen und Adenomen bei familiärer Belastung deutlich. 61 108 110 113 Ein altersdifferenzierter Vergleich von Personen mit bzw. ohne familiäres Risiko findet sich bei Sieg (2003). In der Altersklasse 50-54 weisen Personen mit bzw. ohne familiäres Risiko jeweils rund 1 % Karzinome auf. In der Altersgruppe 55-59 beträgt das Verhältnis rund 6:1. 111 Laut Imperiale et al. müssen 250-1.000 Personen ohne familiäres Risiko im Alter von 40-49 Jahren einmalig gescreent werden, um ein kolorektales Karzinom zu entdecken. Für die Entdeckung einer fortgeschrittenen Neoplasie bedarf es 20-41 Koloskopien. 131 Werden die vorhandenen (internationalen) Literaturdaten zu den Karzinom- und fortgeschrittenen Neoplasiefunden bei einmaliger Koloskopie entsprechend umgerechnet, ergibt sich eine Anzahl von 29-50 109 110 113 Personen ohne familiäres Risiko, die gescreent werden müssten, um ein Karzinom oder eine fortgeschrittene Neoplasie zu diagnostizieren. Für HNPCC-Patienten zeigt sich im Vergleich zu Personen mit familiärem Risiko überwiegend ein ebenfalls zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko für Karzinombefunde unter koloskopischer Surveillance 102 103 , welches einem vier- bis sechzehnfach erhöhten Risiko im Vergleich zu Personen ohne Risiko entspricht. Ein Hinweis auf die Anzahl der zu koloskopierenden Risikopersonen zur Entdeckung eines Karzinoms findet sich in einer Arbeit aus Deutschland, für die Personen im Alter von 40-50 Jahren untersucht wurden. Die Anzahl der Personen, die gescreent werden muss, um ein Karzinom zu entdecken, ist mit 41-9.009 angegeben. Die Anzahl der zu screenenden Personen für die Entdeckung einer fortgeschrittenen Neoplasie beträgt bei Personen mit familiärer Belastung bei 11-33, bei offensichtlich gesunden Kontrollpersonen sind hingegen es 19-100 die gescrennt werden müssten. 107 Die eigenen Hochrechnungen liegen in dem (sehr weiten) Bereich, der in der deutschen Literatur genannt wird. Bei familiärer Belastung müssten 141 bis 198 Personen ab 30 Jahren zweimalig gescreent werden, um einen Tumor zu entdecken. Unter Annahme eines höheren relativen Risikos bei Personen mit hereditärem Risiko müssten 89 bis 124 Personen ab 30 Jahren zweimalig koloskopiert werden, um einen Tumor zu entdecken. Wie bereits oben aufgeführt, gehen die Hochrechnungen davon aus, dass alle als Risikopersonen identifizierten Personen tatsächlich ein erhöhtes Risiko aufweisen. In der Realität wird die Gruppe der Risikopersonen jedoch einen Anteil von Personen mit „normalem“ Risiko erhalten, woraus insgesamt eine geringere Wahrscheinlichkeit für Karzinomfunde in der zu screenenden Gruppe resultiert. Die genannte Anzahl zu screenender Personen kann demnach als eine Unterschätzung oder anders gesagt eine sehr optimistische Schätzung interpretiert werden. Als „worst case“ kann basierend auf - 59 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Simulierungen eine 20 %ige Unterschätzung angenommen werden. Da aber die den Berechnungen zu Grunde liegenden Risikoschätzer selber schon „verdünnt“ sind, (da sie ebenfalls über Kollektive errechnet wurden, in denen die Familienanamnese nicht validert wurde, und die damit ebenfalls einen Anteil falsch positiver Personen enthalten,) können die Hochrechnungen als wenig verzerrt betrachtet werden. Hinzu kommt, dass mehr als 5 % der durchgeführten Koloskopien nicht vollständig durchgeführt werden können (Pan- Koloskopien) und somit die Gefahr besteht, insbesondere Tumoren mit Lokalisation im Transversum oder aszendenten rechtsseitigen Darmabschnitt zu übersehen. 121 Je nach Erfahrung des koloskopierenden Arztes können die Raten unvollständiger Koloskopien schwanken und sogar bis zu 25 % erreichen. 138 Auch weisen Literaturdaten darauf hin, dass ein nicht unerheblicher Teil von Adenomen (27 % bei Adenomgröße <6 mm, 13 % bei Größe von 6-9 mm, 6 % bei einer Adenomgröße von >=10 mm) werden kann. Bressler et al. 140 139 bei der Koloskopie übersehen führen Raten neu aufgetretener bzw. übersehener Karzinome nach Koloskopie an. Nach rund 3,5 % aller durchgeführten Koloskopien treten im nachfolgenden Zeitraum von 6-36 Monate manifeste Darmtumoren auf. Eine ungenügende Darmentleerung (Präparation) und Visualisierung der Mukosa sowie eine Lokalisation des Karzinoms hinter einer Darmfalte oder schnell wachsende Karzinome werden als mögliche Gründe für das „Übersehen“ verantwortlich gemacht. 140 Diskussion Frage 6 Der Nutzen – im Sinne einer geringeren Darmkrebsmorbidität und –mortalität nach 10 oder mehr Jahren – einer koloskopischen Surveillance und Polypektomie ist durch Studien hoher Evidenzgüte belegt. Dies betrifft sowohl die Allgemeinbevölkerung als auch Personen mit familiärem und hereditärem Risiko. 50 55 58 95 102 107 111 132 141 142 143 Da das Erkrankungsrisiko bei Personen mit familiärem Risiko bereits im Alter von ca. 45 Jahren dem Risiko der Allgemeinbevölkerung der Altersklasse 55-59 Jahre entspricht (s. o.), erscheint die Forderung, das Screening bzw. die koloskopische Surveillance bereits 10 Jahre vor dem Beginn des üblichen Screeningalters zu beginnen, plausibel. 95 Die vertraglich festgelegte Frage „Gibt es aussagekräftige Studien zur Effektivität einer Identifikation von Risikopersonen für familiären Darmkrebs mittels anamnestischer Fragen/Fragebögen bei Personen zwischen 30 und 50 Jahren hinsichtlich der Senkung von Darmkrebsinzidenz, –morbidität und –mortalität? Erweisen sich in diesem Zusammenhang bestimmte Fragebögen/Konstellationen von Fragen als besonders effektiv?“ kann nicht definitiv mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden. Es wurde eine Publikation identifiziert, in der ein postalisch versendeter Fragebogen zur Identifikation von Risikopersonen näher beschrieben wurde. Der Fragebogen wurde mit einer hohen Responserate (rund 85 %) beantwortet und erlaubte die Differenzierung in Personen mit - 60 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) hohem, moderatem, niedrigem Risiko sowie Personen ohne familiäres Risiko. Personen mit hohem Risiko wurde eine Koloskopie angeboten (27 Personen nahmen diese in Anspruch). Als Befunde ergaben sich zwei Adenokarzinome, zwei adenomatöse Polypen, zwei metaplastische Polypen und ein nicht näher bezeichneter Polyp (fehlende Histologie). 69 Eine sehr grobe Abschätzung lässt vermuten, dass durch die Surveillance bei einer angenommenen 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit von rund 50-60 % ein Darmkrebs bedingter Todesfall verhindert werden konnte (Entfernung von kleinen Karzinomen, die erst in ungünstigeren Stadien symptomatisch und dann evtl. diagnostiziert worden wären; vgl. zur Methodik der Abschätzung auch: Sasieni et al. 144). Weiterhin wird angenommen, dass durch die Entfernung von adenomatösen Polypen zwei Darmkrebsfälle verhindert werden konnten (hohes Erkrankungsrisiko wird auf Grund der Adenom-Karzinom-Sequenz angenommen). Wie oben angeführt, ist der Nutzen einer koloskopischen Surveillance und Polypektomie bei Personen mit familiärem Risiko belegt. 50 55 58 102 107 111 132 141 Dabei scheint es primär nicht wichtig zu sein, wie (durch welche Fragen) das familiäre Risiko erhoben wird, sondern von Relevanz ist die Tatsache, dass das Risiko erhoben und dass bei vorhandener familiärer Belastung eine Surveillance angeboten und von den Betroffenen wahrgenommen wird. Befunde von Screening-Koloskopien bzw. koloskopischer Surveillance bei vorhandenem Risiko (mind. 1 FDR mit CRC) zeigen eine zwei- bis vierfach höhere Entdeckungsrate für Karzinome und fortgeschrittene Neoplasien bei familiärer Belastung. 61 108 110 113 Eine entsprechende Absenkung der Mortalität darf angenommen werden. Allerdings ist diese Frage ohne das Vorliegen randomisierter kontrollierter Studien mit genügend langem Follow up kaum valide zu beantworten. Die derzeitige Evidenzlage erlaubt nur die oben angeführten Abschätzungen. Diskussion Teilnahmeraten an Darmkrebs-Screeningmaßnahmen Die Beteiligung an Darmkrebs-Screeningmaßnahmen ist gering. Maximal 30 % der Allgemeinbevölkerung nehmen Screening-Koloskopien (10-20 %) 64 145 146 oder Sigmo- idoskopien 147 wahr. Auch die Beteilungsraten für den Hämokkult-Test liegen bei 20 %. 146 147 Eine Erhebung aus Norwegen und eine Erhebung aus Großbritannien deuten auf eine höhere Beteiligungsrate für das Darmkrebs-Screening mittels einer Kombination aus flexibler Sigmoidoskopie und/oder Hämokkult-Test hin (60-75 % aller eingeladenen Personen). 138 148 149 Personen mit familiärem Risiko nehmen Darmkrebs-Screeningmaßnahmen etwas häufiger wahr. Ein Hämokkult-Test wird von 22 %, eine Koloskopie von 51 % und eine flexible Sigmoidoskopie von 7 % für den Zeitraum der letzten sechs Jahre von Personen mit familiärem Risiko berichtet. 150 Die Studien von Pariente et al. (39 %) - 61 - 110 , Guillem et al. Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) (42 %) 19 und Clavel-Chapelon et al. (12,7 %) 64 weisen auf eine geringere Beteiligungsrate an Screening-Koloskopien bei Personen mit familiärem Risiko hin. Letztgenannte Studie verdeutlicht den Zusammenhang zwischen der Anzahl betroffener erstgradiger Angehöriger und der Wahrnehmung einer Screening-Koloskopie (1 FDR: 17,4 % mit Koloskopie, 2 FDR: 23,5 %, 3 FDR: 30,1 %). 64 Personen mit gesteigertem familiärem Risiko (aus HNPCC- Familien) zeigen eine höhere Teilnahme an Screeningmaßnahmen (99 %). Dennoch wichen rund 28 % von der vorgeschriebenen Frequenz ab und wiesen längere Screnningintervalle als vorgesehen auf. 151 Fazit und Bewertung Als erstes Fazit der vorliegenden Untersuchung kann zunächst festgestellt werden, dass die Identifikation von Personen mit familiärem bzw. hereditärem Risiko durch einen Fragebogen möglich ist. Rund 7 % bzw. 8 % der befragten Personen im Alter von 30-54 Jahren werden entsprechend ihrer Angaben im Screening-Fragebogen ein familiäres bzw. familiäres oder hereditäres Risiko aufweisen. Das Darmkrebsrisiko dieser Personen ist je nach Alter der befragten Person und je nach Alter des erkrankten Verwandten sowie der Anzahl der erkrankten Verwandten um den Faktor 2-8 erhöht. Das Darmkrebsrisiko der durch den Fragebogen identifizierten Personen liegt in der Größenordnung der etwa 10 bis 15 Jahre älteren Personen ohne Risiko. Eine 40- bis 44jährige „familiäre“ Risikoperson hat also ein Darmkrebsrisiko einer 55 bis 59-jährigen Person ohne Risiko. Bei gleichem Risiko hat bislang aber nur die 55 bis 59-jährige Person gesetzlichen Anspruch auf koloskopische Surveillance. Der Nutzen der Koloskopie hinsichtlich der Mortalitätssenkung kann als gegeben angenommen werden. Er dürfte auch auf die (jüngere) Gruppe mit durch den Fragebogen identifiziertem familiärem Risiko übertragen werden können. Bei familiärer Belastung müssten bis zu 198 Personen ab 30 Jahren zweimalig gescreent werden, um einen Tumor zu entdecken. Bei hereditärer Belastung wären es bis zu 124 Personen, die ab 30 Jahren zweimalig koloskopiert werden müssten. Eine Inzidenzsenkung kann durch die Abtragung von Karzinomvorstufen erreicht werden. Würde die gesamte Bevölkerung zwischen 35 und 50 Jahren den Fragebogen nutzen, so würden etwa 2,3 Millionen Risikopersonen identifiziert werden. Damit wären maximal 4,6 Millionen zusätzliche Koloskopien erforderlich (Teilnahmerate von 100 %, zwei Screeningrunden). Wie oben angesprochen, nehmen lediglich 50 % der Personen mit familiärem Risiko Screening-Koloskopien wahr, so dass eine maximale Anzahl von 2,3 Millionen zusätzlichen Koloskopien (in zwei Screeningrunden) resultieren dürfte. - 62 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Wird modellhaft davon ausgegangen, dass alle derzeit Anspruchsberechtigten im Alter von 55 bis 75 Jahren das Screening zweimal in Anspruch nehmen, so ergäben sich etwa 37,5 Millionen durchzuführende Koloskopien (100 %ige Inanspruchnahme, zwei Screeningrunden). Eine angenommene Teilnahmerate von rund 20 % resultiert in einer Anzahl von 7,5 Millionen Screening-Koloskopien (in zwei Screeningrunden), die derzeit in Deutschland in der betreffenden Altersgruppe durchgeführt werden müssten. - 63 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 6 Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, das Potential der Früherkennung von Darmkrebs bei Personen mit familiärem bzw. hereditärem (erblichem, syndromalem) Risiko abzuschätzen. Zur Identifikation von Risikopersonen soll der Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V. eingesetzt werden. Ausgehend von einer 10 %igen Prävalenz von Personen mit familiärem Risiko und einer Prävalenz von 2 % hereditärer Merkmalsträger in der Gesamtbevölkerung, werden 5,7 % der Personen in der Altersgruppe 30-49 Jahre durch den Fragebogen als Personen mit familiärem Risiko eingestuft. Wird die Altersgruppe 30-54 Jahre befragt, werden 7,2 % Frage 1 des Fragebogens positiv beantworten und als familiär belastet eingestuft. Bei der gemeinsamen Betrachtung von familiärem und hereditärem Risiko werden 6,7 % der Personen im Alter von 30-49 Jahren und 8,2 % der Altersgruppe 30-54 Jahre ein positives Fragebogenergebnis aufweisen. In den jüngeren Altersgruppen (Altersgruppen 30-35 Jahre, 35-40 Jahre, 40-45 Jahre, 45-50 Jahre) sind die absoluten Risiken von Männern und Frauen für das Vorhandensein eines Darmtumors nahezu identisch. Auch die Angaben zur relativen Risikoerhöhung bei Männern und Frauen gleichen sich in den jüngeren Altersgruppen überwiegend, so dass für die nachfolgenden Hochrechnungen keine Geschlechterdifferenzierung vorgenommen wurde. Personen mit familiärem Risiko, die jünger als 40 bzw. 50 Jahre sind, weisen im Vergleich zu Personen ohne Risiko ein relatives Risiko für das Vorhandensein von Darmtumoren von 4 bzw. 3 auf. Ein um den Faktor 4 erhöhtes Risiko wird ebenfalls angenommen, sofern der erstgradige Angehörige im Alter vor 45 Jahren erkrankt. Liegt ein hereditäres Risiko vor, steigt das relative Risiko deutlich um den Faktor 8 an. Generell kann festgestellt werden, dass in den jüngeren Jahren die Risikosteigerung bei familiärer Belastung ausgeprägter und dass mit steigendem Alter die Inzidenzunterschiede zwischen Personen mit und ohne familiäres Risiko geringer werden. Die eigenen Hochrechnungen bestätigen die Literaturdaten und zeigen an, dass Personen mit familiärem Risiko ungefähr das Darmkrebsrisiko von Personen ohne Risiko, die 10 Jahre älter sind, haben. Das Risiko der 65 bis 69-jährigen Personen ohne familiäres Risiko wird von Personen mit familiärem Risiko der Altersspanne 30-54 Jahre nicht erreicht. Wird ein hereditäres Risiko (und eine Risikoerhöhung um den Faktor 8) angenommen, zeigt sich eine Verschiebung des Erkrankungsrisikos um ca. 10-15 Jahre nach vorne: Bereits 40 bis 44-jährige weibliche und 45 bis 49-jährige männliche Risikopersonen, weisen ein vergleichbares Darmkrebsrisiko wie 55 bis 59-jährige Personen aus der Normalbevölkerung auf. In der Koloskopie zeigt sich im direkten Vergleich von alters- und geschlechtsgematchten Personen mit familiärem Risiko und Kontrollpersonen ohne Risiko eine zwei- bis vierfach - 64 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) höhere Prävalenz von Karzinomen und Adenomen. Für HNPCC-Patienten zeigt sich im Vergleich zu Personen mit familiärem Risiko überwiegend ein ebenfalls zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko für Karzinombefunde unter koloskopischer Surveillance. Bei familiärer Belastung müssten 141 bis 198 Personen ab 30 Jahren zweimalig gescreent werden, um einen Tumor zu entdecken. Bei Vorliegen eines hereditären Risikos sind es 89 bis 124 Personen ab 30 Jahren, die zweimalig koloskopiert werden müssten, um einen Tumor zu entdecken. Studien, die die Effektivität der Identifikation von Risikopatienten mittels Fragebogen hinsichtlich Senkung der Inzidenz von Darmkrebs oder der Morbidität und Mortalität zeigen, wurden nicht identifiziert. Gleichzeitig ist der Nutzen einer koloskopischen Surveillance und Polypektomie bei Personen mit familiärem Risiko vielfach belegt. Dabei scheint es primär nicht wichtig zu sein, wie (durch welche Fragen) das familiäre Risiko erhoben wird, sondern die Tatsache, dass das Risiko erhoben und dass bei vorhandener familiärer Belastung eine Surveillance angeboten und diese von den Betroffenen auch wahrgenommen wird. Würden die gesamte Bevölkerung zwischen 35 und 50 Jahren den Fragebogen nutzen, so würden etwa 2,3 Millionen Risikopersonen identifiziert werden. Damit wären maximal 4,6 Millionen Koloskopien erforderlich (Inanspruchnahme von 100 %, zwei Screeningrunden). Allerdings nehmen lediglich rund 50 % der Personen mit familiärem Risiko Screening-Koloskopien wahr, so dass eine maximale Anzahl von 2,3 Millionen zusätzlichen Koloskopien (bei insgesamt zwei Screeningrunden) resultieren dürfte. - 65 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 7 Anhang I Such-Modul 1 “Kolorektales Karzinom”: "Colorectal Neoplasms, Hereditary Nonpolyposis"[Mesh] OR "Colorectal Neoplasms"[Mesh] OR colorectal* [TIAB] OR “colon cancer*” [TIAB] OR “colon neoplasm” [TIAB] OR “colon tumor*” [TIAB] OR “colon tumour*” [TIAB] OR “colon carcinoma*” [TIAB] OR “colon carcinogen*” [TIAB] OR “colonic cancer*” [TIAB] OR “colonic neoplasm” [TIAB] OR “colonic tumor*” [TIAB] OR “colonic tumour*” [TIAB] OR “colonic carcinoma*” [TIAB] OR “colonic carcinogen*” [TIAB] OR “bowel* cancer*” [TIAB] OR “bowel* neoplasm” [TIAB] OR “bowel tumor*” [TIAB] OR “bowel tumour*” [TIAB] OR “bowel carcinoma*” [TIAB] OR “bowel carcinogen*” [TIAB] OR “rectal cancer*” [TIAB] OR “rectal neoplasm” [TIAB] OR “rectal tumor*” [TIAB] OR “rectal tumour*” [TIAB] OR “rectal carcinoma*” [TIAB] OR “rectum cancer*” [TIAB] OR “rectum neoplasm” [TIAB] OR “rectum tumor*” [TIAB] OR “rectum tumour*” [TIAB] OR “rectum carcinoma*” [TIAB] OR “sigmoid cancer*” [TIAB] OR “sigmoid neoplasm” [TIAB] OR “sigmoid tumor*” [TIAB] OR “sigmoid tumour*” [TIAB] OR “sigmoid carcinoma*” [TIAB] OR “anal cancer*” [TIAB] OR “anal neoplasm” [TIAB] OR “anal tumor*” [TIAB] OR “anal tumour*” [TIAB] OR “anal carcinoma*” [TIAB] OR “anus cancer*” [TIAB] OR “anus neoplasm” [TIAB] OR “anus carcinoma*” [TIAB] OR sarcoma* [TIAB] OR adenocarcinoma* [TIAB] OR adeno-carcinoma* [TIAB] OR adenom* [TIAB] OR CRC [TIAB] Such-Modul 2 “erblich”: "Family Characteristics"[Mesh] OR "Genetic Predisposition to Disease"[Mesh] OR hereditar* OR genetic OR genetics OR genetical* OR family OR familiar* OR familial* OR Peutz OR Lynch OR FAP OR HNPCC OR Cowden [TIAB] OR Amsterdam OR Bethesda OR “first-degree relative*” [TIAB] Such-Modul 3 “Epidemiologie”: "Epidemiology"[Mesh] OR "Incidence"[Mesh] OR "Prevalence"[Mesh] OR "Data Collection"[Mesh] OR "Cross-Sectional Studies"[Mesh] OR Epidemiology[TIAB] OR epidemiolog*[TIAB] OR Incidence[TIAB] OR inciden*[TIAB] OR Prevalence[TIAB] OR prevalen*[TIAB] OR "Data Collection"[TIAB] OR "CrossSection*"[TIAB] OR "Crosssection*"[TIAB] Such-Modul 4 “Morbidität, Mortalität, Survival”: "Morbidity"[Mesh] OR "Mortality"[Mesh] OR "Survival"[Mesh] OR "Survival Rate"[Mesh] OR "DiseaseFree Survival"[Mesh] OR "Survival Analysis"[Mesh] OR Morbidity [TIAB] OR Morbid* [TIAB] OR - 66 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Mortality [TIAB] OR Mortal* [TIAB] OR Death [TIAB] OR “Death Rate” [TIAB] OR “Case Fatality Rate” [TIAB] OR Survival [TIAB] OR Surviv* [TIAB] Such-Modul 5 “Risiko”: "Risk Assessment"[Mesh] OR "Risk Factors"[Mesh] OR "Risk Assessment" [TIAB] OR "Risk Factors" [TIAB] OR risk [TIAB] OR hazard* [TIAB] OR danger* [TIAB] Such-Modul 6 “Risiko-Fragebogen”: "Questionnaires"[Mesh] OR "Risk Assessment"[Mesh] OR "Risk Factors"[Mesh] OR Questionnaires [TIAB] OR Question* [TIAB] OR Form [TIAB] OR "Risk Assessment" [TIAB] OR "Risk Factors" [TIAB] OR risk [TIAB] OR hazard* [TIAB] OR danger* [TIAB] Such-Modul 7 “Validität / Reliabilität”: "Sensitivity and Specificity"[Mesh] OR "Predictive Value of Tests"[Mesh] OR "Reproducibility of Results"[Mesh] OR "Program Evaluation"[Mesh] OR Sensitivity [TIAB] OR Sensitiv* [TIAB] OR Specificity [TIAB] OR Specific* [TIAB] OR Valid* [TIAB] OR Predict* [TIAB] OR Reproducibil* [TIAB] OR Evaluat* [TIAB] Such-Modul 8 “Koloskopische Surveillance”: ("Colonoscopy"[Mesh] OR colonoscopy [TIAB]) AND ("Follow-Up Studies"[Mesh] OR "Follow-Up Study" [TIAB] OR "Follow-Up Studies" [TIAB] OR "Follow Up Study" [TIAB] OR "Follow Up Studies" [TIAB] OR “follow-up” [TIAB] OR “follow up” [TIAB] OR "Prospective Studies"[Mesh] OR "Prospective Study"[TIAB] OR "Prospective Studies"[TIAB] OR "Cohort Studies"[Mesh] OR "Cohort Study"[TIAB] OR "Cohort Studies"[TIAB] OR "Population Surveillance"[Mesh] OR "Population Surveillance" [TIAB]) Such-Modul 9 “Screening”: "Mass Screening"[Mesh] OR "Population Surveillance"[Mesh] OR "Mass Screening" [TIAB] OR "Population Surveillance" [TIAB] OR surveillance [TIAB] OR screen* [TIAB] OR Test [TIAB] OR tests [TIAB] OR testing [TIAB] OR tested [TIAB] OR “early detect*”[TIAB] Such-Modul 10 “Diagnose” (vorgefertigt): (sensitiv*[Title/Abstract] OR sensitivity and specificity[MeSH Terms] OR diagnos*[Title/Abstract] OR diagnosis[MeSH:noexp] OR diagnostic * [MeSH:noexp] OR diagnosis,differential[MeSH:noexp] OR diagnosis[Subheading:noexp]) - 67 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 8 Anhang II 8.1 Frage 1: Ergebnis der Extraktion Sensitivität Gesunde Kontrollen Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,529 (95 %CI: 0,310-0,738) 133 Kontrollen (Community controls), FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register familiär = 2 FDR mit CRC oder 1 FDR <45 Jahre Großbritannien Mitchell et al. 2004 45 II-2 0,81 (95 %CI: 0,54-0,95) 206 Kontrollen, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register 1 oder mehr FDR mit CRC USA Kerber und Slattery 1997 46 II-2 Patienten mit kolorektalem Karzinom Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,566 (95 %CI: 0,433-0,690) 199 CRC-Fälle, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register familiär = 2 FDR mit CRC oder 1 FDR <45 Jahre Großbritannien Mitchell et al. 2004 45 II-2 0,65 (95 %CI: 0,39-0,85) 125 CRC-Patienten, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register 1 oder mehr FDR mit CRC USA Kerber und Slattery 1997 46 II-2 0,710 (Männer) bzw. 0,782 (Frauen) CRC-Fälle, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Angaben FDR familiär = 1 FDR mit CRC (Eltern, Geschwister, Kinder; je Mindestalter 18 Jahre) USA (Hawaii) Glanz et al. 1999 49 III Patienten – Krankheit nicht näher bezeichnet Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,719 (irgendein Angehöriger) 196 Patienten, die auf eine gastroenterologische OP warten irgendein Angehöriger mit CRC USA Church und McGannon 2000 48 II-3 - 68 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Spezifität Gesunde Kontrollen Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,94 206 Kontrollen, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register 1 oder mehr FDR mit CRC USA Kerber und Slattery 1997 46 II-2 0,995 (95 %CI: 0,989-0,998) 133 Kontrollen (community controls), FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register familiär = 2 FDR mit CRC oder 1 FDR <45 Jahre Großbritannien Mitchell et al. 2004 45 II-2 Patienten mit kolorektalem Karzinom Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,91 125 CRC-Patienten, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register 1 oder mehr FDR mit CRC USA Kerber und Slattery 1997 46 II-2 0,990 (95 %CI: 0,983-0,994) 199 CRC-Fälle, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register familiär = 2 FDR mit CRC oder 1 FDR <45 Jahre Großbritannien Mitchell et al. 2004 45 II-2 Patienten – Krankheit nicht näher bezeichnet Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,770 (irgendein Angehöriger) 196 Patienten, die auf eine gastroenterologische OP warten irgendein Angehöriger mit CRC USA Church und McGannon 2000 48 II-3 - 69 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) positiver prädiktiver Wert (PPW) Gesunde Kontrollen Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,52 206 Kontrollen, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register 1 oder mehr FDR mit CRC USA Kerber und Slattery 1997 46 II-2 0,643 (95 %CI: 0,388-0,837) 133 Kontrollen (community controls), FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register familiär = 2 FDR mit CRC oder 1 FDR <45 Jahre Großbritannien Mitchell et al. 2004 45 II-2 Patienten mit kolorektalem Karzinom Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,52 125 CRC-Patienten, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register 1 oder mehr FDR mit CRC USA Kerber und Slattery 1997 46 II-2 0,698 (95 %CI: 0,549-0,814) 199 CRC-Fälle, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register familiär = 2 FDR mit CRC oder 1 FDR <45 Jahre Großbritannien Mitchell et al. 2004 45 II-2 0,952 (FDR) bzw. 0,835 (SDR) 232 gesunde Personen mit „strong family history“, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register, Todesbescheinigungen, Patientenakten “strong fam history”= 2+ FDR/SDR mit CRC oder 1 FDR mit CRC <55 Jahren Australien Dowling et al. 2000 50 III 0,786 CRC-Patienten, Angaben zu HNPCC in FDR, dann Abgleich mit Register, Todesbescheinigungen, Patientenakten HNPCC = AC I und AC II Dänemark Katballe et al. 2001 47 II-2 Patienten – Krankheit nicht näher bezeichnet Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,594 (irgendein Angehöriger) 196 Patienten, die auf eine gastroenterologische OP warten irgendein Angehöriger mit CRC USA Church und McGannon 2000 48 II-3 - 70 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) negativer prädiktiver Wert (NPW) Gesunde Kontrollen Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,98 206 Kontrollen, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register 1 oder mehr FDR mit CRC USA Kerber und Slattery 1997 46 II-2 0,992 (95 %CI: 0,985-0,996) 133 Kontrollen (community controls), FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register familiär = 2 FDR mit CRC oder 1 FDR <45 Jahre Großbritannien Mitchell et al. 2004 45 II-2 Patienten mit kolorektalem Karzinom Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,94 125 CRC-Patienten, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register 1 oder mehr FDR mit CRC USA Kerber und Slattery 1997 46 II-2 0,982 (95 %CI: 0,973-0,988) 199 CRC-Fälle, FB-Angaben zu FDR, dann Abgleich mit Register familiär = 2 FDR mit CRC oder 1 FDR <45 Jahre Großbritannien Mitchell et al. 2004 45 II-2 0,390 CRC-Patienten, Angaben zu HNPCC in FDR, dann Abgleich mit Register, Todesbescheinigungen, Patientenakten HNPCC = AC I und AC II Dänemark Katballe et al. 2001 47 II-2 Patienten – Krankheit nicht näher bezeichnet Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,870 (irgendein Angehöriger) 196 Patienten, die auf eine gastroenterologische OP warten irgendein Angehöriger mit CRC USA Church und McGannon 2000 48 II-3 - 71 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Prävalenz familiäre / hereditäre Merkmalsträger in einer gesunden Kohorte Allgemeinbevölkerung Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 22,8 % (Frauen) 72.710 Teilnehmerinnen der E3N (EPIC-Substudie; populationsbezogen); 40-65 Jahre Familienanamnese mit CRC (Verwandtschaftsgrad nicht näher spezifiziert) Frankreich Clavel-Chapelon et al. 1999 64 II-2 12,8 % 8.202 Teilnehmer des SCORE trials (RCT); 55-64 Jahre, 54,8 % Männer 1 FDR mit CRC Italien Bonelli et al. 2006 53 I 12,7 % 860 asymptomatische Personen mit Screening-Koloskopie; mittleres Alter: 54,4 Jahre, 54,8 % Männer (multinationales, multizentrisches Setting) 1 FDR mit CRC Asien (Korea, China, Philippinen uvm.) Byeon et al. 2007 61 II-2 11,2 % (441/3.943) 1 FDR darin: 32 (0,8 %) mit 2 FDR 10 (0,3 %) mit 3+ FDR 399 mit nur 1 FDR (10,1 %) Alter der gesunden Indexperson= 45-49 Jahre: 9,1 % 50-54 Jahre: 10 % 55-59 Jahre: 11,6 % 60-64 Jahre: 12,5 % 65-69 Jahre: 13,1 % 3.943 Kontrollen einer populationsbezogenen Querschnittsstudie (retrospektive Einteilung Fälle und Kontrollen) aus Coeverden; 45-70 Jahre, 48,9 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC Niederlande de Jong und Vasen 2006 68 III 11 % 1.944 Kontrollen; Fall-KontrollStudie aus Ontario, Kanada; 20-74 Jahre, 52-53 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC Kanada Cotterchio et al. 2005 58 II-2 - 72 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Prävalenz familiäre / hereditäre Merkmalsträger in einer gesunden Kohorte Allgemeinbevölkerung Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 9,8 % 1.049 Kontrollen einer populationsbezogenen Fall-KontrollStudie; 40-79 Jahre, 50 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC USA Keku et al. 2003 59 II-2 9,4 % 160 Kontrollen aus zwei FallKontroll-Studien, 30-70 Jahre 1 oder mehr FDR mit CRC Großbritannien Mitchell et al. 2005 66 II-2 8,2 % (1 FDR) 7,7 % (1 FDR >= 45 Jahre) 0,5 % (1 FDR <45 Jahre) 0,1 % (2 FDR) verschiedene Datenquellen (Registerstudie, Fall-KontrollStudie) 1 FDR mit CRC Frankreich Benhamiche-Bouvier et al. 2000 8 II-1 7,8 % 241 Personen aus dem Populationsregister Telemark, Norwegen; 50-59 Jahre, 54 % Männer 1 FDR mit CRC Norwegen Thiis-Evensen et al. 1999 56 II-2 6,8 % 30.353 Personen aus Norfolk (EPIC Norfolk; populationsbezogene Studie); 45-74 Jahre, 45 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC Großbritannien Sandhu et al. 2001 65; zitiert in Hakama 2006 II-2 6,08 % (Männer) 7,42 % (Frauen) 30.353 Personen aus Norfolk (EPIC Norfolk; populationsbezogene Studie); 45-74 Jahre, 45 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC Großbritannien Sandhu et al. 2001 65 II-2 5% 263 Kontrollen mit Brust- oder Magentumoren, 45-80 Jahre (Mittel: 61,8 Jahre), 12,9% Männer 1 oder mehr FDR mit CRC Deutschland Brenner et al. 2001 55 II-2 2-10 % narrative Übersichtsarbeit, gesunde Kontrollen 1 oder mehr FDR mit CRC Burt 1997 26 III 3,5 % 4.154 Kontrollen (medianes Alter: 58 Jahre) 1 oder mehr FDR (Eltern, Geschwister, Kinder) oder Halbgeschwister mit CRC Negri et al. 1998 60 II-2 67 - 73 - Italien Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Prävalenz familiäre / hereditäre Merkmalsträger in einer gesunden Kohorte Allgemeinbevölkerung Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 1,2 % (mit 1 FDR mit CRC <=50 Jahren oder 2 FDR mit CRC) 2,5 % (1 FDR mit CRC 5169 Jahre) 2,2 % (1 FDR mit CRC >=70 Jahre) 4.195 Patienten von GPPraxislisten aus Süd-West-England „high risk“: mit 1 FDR mit CRC <=50 Jahren oder 2 FDR mit CRC „moderate risk“: 1 FDR mit CRC 51-69 Jahre „low risk“: 1 FDR mit CRC >= 70 Jahre Großbritannien House et al. 1999 69 III Personen, die über Krankenhäuser oder Ärzte rekrutiert wurden Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 17,1 % (Kontrollen; 1 FDR) 0,8 % (Kontrollen; 2+ FDR) 606 Personen aus drei UniversitätsKoloskopie-Praxen in New York City; 35-84 Jahre; 47,9% Männer FDR mit CRC USA Ahsan et al. 1998 57 II-2 Group 1: 11,8% (FDR) Group 2: 7,75% (FDR) 4.010 Patienten der Scripps Clinic; 40-89 Jahre, 57,8 % Männer FDR oder SDR mit CRC USA Strum 2003 62 II-2 9,4 % 0,7 % (>= 2 Angehörige) 149.332 Teilnehmer des “prostate, lung, colorectal, and ovarian (PLCO; RCT) cancer screening trial”; 55-74 Jahre, 49,3 % Männer 1 oder mehr FDR (Eltern, Geschwister, Kinder) oder Halbgeschwister mit CRC USA Pinsky 2003 54 I 7,9 % (FDR / SDR) 7.620 GP-Patienten; 30-65 Jahre FDR oder SDR mit CRC, Mamma- oder Ovarialkarzinom Großbritannien (Scottland) Wallace et al. 2004 70 III 18 % (Pat. mit Adenomen; 1 FDR) 6,2 % (Pat. mit Adenomen; 2+ FDR) - 74 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Prävalenz familiäre / hereditäre Merkmalsträger in einer gesunden Kohorte Personen, die über Krankenhäuser oder Ärzte rekrutiert wurden Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 6,67 % 3.147 Patienten mit flexibler Sigmoidoskopie des Green Hospital of Scripps Clinic; 40-89 Jahre, 49 % Männer 1 FDR mit CRC USA Strum 2006 63 II-2 1,5 % 666 Personen aus Registern der General Practitioner; 35-65 Jahre, 37,8 % Männer Familienanamnese mit CRC (nicht weiter spezifiziert) Großbritannien Leggatt et al. 1999 71 III Prävalenz familiäre / hereditäre Merkmalsträger in einer Kohorte von Patienten mit kolorektalem Karzinom Patienten mit CRC Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 68,8 % (Erstbefragung) 86,5 % (Nachbefragung) 231 CRC-Patienten, Diagnosealter <=40 Jahre 1 FDR oder SDR mit CRC USA Ruo et al. 2001 74 II-2 62,9 % 318 CRC-Patienten, die einem Krebs-Familien-Register gemeldet sind und persönlich befragt wurden 1 oder mehr FDR mit CRC USA Ziogas und AntonCulver 2003 75 II-2 53,2 % (im Interview) 47,5 % (nach Abgleich) 129 Familien mit genetischer Beratung in einer “familial cancer clinic” in Groningen; Abgleich mit Register, medizinischen Akten FDR, SDR, Third DR, Fourth DR; jede Entität Niederlande Sijmons et al. 2000 73 II-2 36 % (1 FDR oder 1 SDR) 459 CRC-Patienten, Diagnosealter <=60 Jahre; RCT 1 FDR oder 1 SDR mit CRC USA Loader et al. 2002 72 I - 75 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Prävalenz familiäre / hereditäre Merkmalsträger in einer Kohorte von Patienten mit kolorektalem Karzinom Patienten mit CRC Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 31 % 971 Fälle mit CRC; Fall-KontrollStudie aus Ontario, Kanada, 20-74 Jahre, 52-53 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC Kanada Cotterchio et al. 2005 58 II-2 23,4 % (mind. 1 FDR) 17,9 % (1 FDR) 4,6 % (2 FDR) 0,9 % (3+ FDR) 766 CRC-Patienten aus der CCREF Studie; 25-95 Jahre, 57,8 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC Frankreich Andrieu et al. 2003 51 II-2 23-11 % narrative Übersichtsarbeit, Patienten mit CRC 1 oder mehr FDR mit CRC Burt 1997 26 III 20 % 10 % (1 FDR) 10 % (2+ FDR) 30 Fälle (CRC-Patienten) einer populationsbezogenen Querschnittsstudie (retrospektive Einteilung Fälle und Kontrollen); Coeverden; NL; 45-70 Jahre, 48,9 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC Niederlande de Jong und Vasen 2006 68 III 20 % 1.134 Patienten mit CRC, identifiziert über ein Krebsregister, Angaben über FB erhoben 1 oder mehr FDR mit CRC oder 2 oder mehr SDR mit CRC USA Peel et al. 2000 39 II-2 18,8 % 676 Kontrollen einer populationsbezogenen Fall-KontrollStudie; 40-79 Jahre, 50 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC USA Keku et al. 2003 59 II-2 16 % 387 CRC-Patienten, erster Besuch in Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Onkologie; Altersspanne: 19-82 Jahre, 49 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC USA Grover et al. 2004 76 II-2 - 76 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Prävalenz familiäre / hereditäre Merkmalsträger in einer Kohorte von Patienten mit kolorektalem Karzinom Patienten mit CRC Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 16 % 509 CRC-Patienten 1 oder mehr FDR mit CRC oder Endometriumkarzinom Finnland Aaltonen et al. 1998 77 II-2 15,8 % 1.042 CRC-Patienten 1 oder mehr FDR mit CRC Finnland Aaltonen et al. 2007 78 II-2 15 % 320 CRC-Patienten, 45-80 Jahre (65,5 Jahre), 58,8 % Männer 1 oder mehr FDR mit CRC Deutschland Brenner et al. 2001 55 II-2 13,5 % 921 CRC-Patienten des Scripps Green Hospital 1 FDR mit CRC USA Strum 2005 79 II-2 11 % 146 CRC-Patienten, Diagnosealter <=40 Jahre; 43,8 % Männer 1 FDR mit CRC USA Guillem et al. 1999 19 II-2 11 % 1.137 konsekutive CRC-Patienten aus einem Krankenhaus (Trafford General Hospital) in Manchester 1 FDR / SDR mit CRC Großbritannien Evans et al. 1997 80 II-2 9,82 % 63.698 Eltern und 3.695 Nachkommen mit CRC 1 FDR mit CRC (hier FDR: Eltern-Kinder-Relation) Schweden Hemminki und Li 2001 II-2 9,6 % 1.953 CRC-Patienten (medianes Alter: 62 Jahre) 1 oder mehr FDR (Eltern, Geschwister, Kinder) oder Halbgeschwister mit CRC Italien Negri et al. 1998 60 II-2 7,2 % 333 CRC-Patienten; 53,4 % Männer 1 oder mehr FDR / SDR mit CRC Italien Neagoe et al. 2004 82 II-2 - 77 - 81 Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Prävalenz familiäre / hereditäre Merkmalsträger in einer Kohorte von Patienten mit kolorektalem Karzinom Patienten mit CRC Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 45 % (HNPCC-assoziierte Tumoren in Familie) 387 CRC-Patienten, erster Besuch in Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Onkologie; Altersspanne: 19-82 Jahre, 49% Männer 1 oder mehr FDR mit HNPCCassoziiertem Tumor USA Grover et al. 2004 76 II-2 0,3 % (HNPCC, AC I) 1,4 % (HNPCC, AC II) 1.137 konsekutive CRC-Patienten aus einem Krankenhaus (Trafford General Hospital) in Manchester, Großbritannien HNPCC = AC I und AC II Großbritannien Evans et al. 1997 80 II-2 1,7 % (AC I), 2,5 % (AC II) 19,2 % (Bethesda) 1.872 konsekutive CRC-Patienten aus 25 Krankenhäusern HNPCC = AC I , AC II oder Bethesda Spanien Pinol et al. 2004 83 II-2 1,3 % (HNPCC, AC I) 2,2 % (HNPCC, AC II) konsekutive CRC Patienten aus zwei Krankenhäusern in Peking HNPCC = AC I und AC II China Zhang et al. 2005 36 II-3 1-2,5 % (HNPCC, AC I) 63.698 Eltern und 3.695 Nachkommen mit CRC HNPCC = AC I Schweden Hemminki und Li 2001 II-2 1,7 % 95 %CI: 1,0-2,4 % Konsekutive CRC-Patienten, Nachweis von Mutation MLH1 / MSH2 HNPCC = AC I und AC II Dänemark Katballe et al. 2002 22 II-2 0,9 % (HNPCC, AC I) 2,1 % (<65-Jährige, HNPCC, AC I) 1.134 Patienten mit CRC, identifiziert über ein Krebsregister, Angaben über FB erhoben HNPCC = AC I USA Peel et al. 2000 39 II-2 1-3 % narrative Übersichtsarbeit HNPCC = AC I und AC II USA de la Chapelle 2005 84 III - 78 - 81 Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Prävalenz familiäre / hereditäre Merkmalsträger in einer Kohorte von Patienten mit kolorektalem Karzinom Patienten, die in Krebsregistern registriert sind Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,21 % (AC II) 0,15 % (AC I) 46.223 registrierte Fälle HNPCC = AC I oder AC II Schweden Bermejo et al. 2005 23 III 38,4 % aller CRC diagnostiziert <40 Jahre sind HNPPC-Tumoren 17,1 % aller CRC 41-50 Jahre 10,2 % aller CRC 51-55 Jahre 3,5 % aller CRC >55 Jahre 1.298 registrierte Fälle HNPCC = AC I Italien Fante et al. 1997 85 III 0,86 % HNPCC 1.066 Fälle mit CRC und MSIAnalyse HNPCC = MSI und identifizierte Mutation (MLH1 MSH2) USA Samowitz et al. 2001 21 II-2 - 79 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 8.2 Frage 2: Ergebnis der Extraktion Absolutes Risiko für CRC in einer gesunden Kohorte ohne Familienanamnese (= Allgemeinbevölkerung ohne Familienanamnese) AR Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad Männer: 40-49 AR: 0,04 % 50-59 AR: 0,43 % 60-69 AR: 0,86 % 70-79 AR: 0,94 % 28.284 Personen aus Norfolk (EPIC Norfolk; populationsbezogene Studie); 45-74 Jahre, 45 % Männer; Angaben aus Fragebogen, kein Abgleich mit Register, Akten, Kontakt zu Verwandten 1 oder mehr FDR mit CRC Großbritannien Sandhu et al. 2001 65 II-2 Frauen: 40-49 AR: 0,03 % 50-59 AR: 0,16 % 60-69 AR: 0,47 % 70-79 AR: 1,1 % Absolutes Risiko für CRC in einer gesunden Kohorte mit Familienanamnese (= Allgemeinbevölkerung mit Familienanamnese) AR Stichprobe Definition familiär / HNPCC Land Autor, Jahr Evidenzgrad Männer: 50-59 AR: 0,4 % 60-69 AR: 0,7 % 70-79 AR: 3,7 % 2.069 Personen aus Norfolk (EPIC Norfolk; populationsbezogene Studie); 45-74 Jahre, 45 % Männer; Angaben aus Fragebogen, kein Abgleich mit Register, Akten, Kontakt zu Verwandten 1 oder mehr FDR mit CRC Großbritannien Sandhu et al. 2001 65 II-2 Frauen: 50-59 AR: 0,5 % 60-69 AR: 1,4 % 70-79 AR: 2,1 % - 80 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad Gepoolte Relative Risiken 1 FDR = 1,85 (1,54-2,22) 1+ FDR = 2,24 (2,06-2,43) 2 FDR = 5,44 (4,34-6,82) 2+ FDR =3,97 (2,60-6,06) 3+ FDR = 8,52 (5,8512,41) Meta-Analyse von 47 Studien (erschienen bis Januar 2004), systematische Übersichtsarbeit Erkrankte Verwandte mit CRC vs. keine Familienanamnese Großbritannien Butterworth et al. 2006 I Affected relative >=50 Jahre = 2,18 (1,563,04) <50 Jahre = 3,55 (1,846,83) Alter des Individuums „at risk“ >=50 Jahre = 1,90 (1,592,28) <50 Jahre = 3,17 (2,374,25) - 81 - 86 Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad Relatives Risiko 1 FDR mit CRC: 2,25 (95 %CI: 2,00-2,53) 1 Elternteil mit CRC: 2,26 (1,87-2,72) 1 Geschwisterteil mit CRC: 2,57 (2,19-3,02) 1+ FDR mit CRC: 4,25 (3,01-6,02) 1 FDR mit CRC <45 Jahre: 3,87 (2,40-6,22) 1 FDR mit CRC 45-59 Jahre: 2,25 (1,85-2,72) 1 FDR mit CRC >59 Jahre: 1,82 (1,47-2,25) Meta-Analyse (pooled estimates von insg. 27 Studien, 1958-1999), systematische Übersichtsarbeit Erkrankte Verwandte mit CRC vs. keine Familienanamnese Großbritannien Johns und Houlston 2001 87 I - 82 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Meta-Analyse (pooled estimates Relatives Risiko von insg. 20 Studien, 1966-1999), 1 FDR mit CRC: 2,03 systematische Übersichtsarbeit (95 %CI: 1,66-2,49) 1 Elternteil mit CRC: 2,15 (1,74-2,65) 1 Geschwisterteil mit CRC: 2,52 (2,01-3,15) 1+ FDR mit CRC: 2,26 (1,86-2,73) 2+ FDR mit CRC: 3,95 (2,49-6,26) Männer: 1+ FDR mit CRC: 2,02 (1,61-2,53) Frauen: 1+ FDR mit CRC: 2,10 (1,79-2,46) RR für CRC im Alter von … 40 Jahren: 3,73 (2,71-5,14) 50 Jahren: 2,81 (2,16-3,66) 60 Jahren: 2,11 (1,64-2,71) 70 Jahren: 1,59 (1,20-2,10) Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. negative Familienanamnese Frankreich Baglietto et al. 2006 43 I - 83 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad Relatives Risiko Vater mit CRC: 1,8 (95 %CI: 1,2-2,4) Mutter mit CRC: 1,3 (0,7-1,9) Register-Studie; Anzahl insg. registrierter CRC Fälle nicht genannt (keine Befragung von Personen/Verwandten) Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. negative Familienanamnese Schweden Hemminki und Vaittinen 1997 91 II-2 Odds Ratio 1 FDR mit CRC: 1,77 (95 % CI: 1,47-2,13) Diagnose im Alter von … 30-66 Jahren: 1,91 (1,43-2,54) 67-79 Jahren: 1,65 (1,29-2,11) DARCC-Studie: bevölkerungsbezogene FallKontroll-Studie; 1.987 Tumor-Patienten (div. Entitäten) und 2.400 Kontrollen – insg. 310 CRC-Patienten mit FDR mit CRC und 228 Kontrollen mit FDR mit CRC; Selbstangaben, keine Validierung der Familienanamnese Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese (1 oder mehr FDR mit CRC) vs. negative Familienanamnese USA Kerber et al. 1998 92 II-2 Relatives Risiko FDR mit CRC: 1,74 (95 % CI: 1,24-2,45) 606 Personen aus drei UniversitätsKoloskopie-Praxen in New York City; 35-84 Jahre; 47,9 % Männer; Selbstangaben, keine Validierung der Familienanamnese Risiko für CRC bei FDR von Patienten mit Adenom vs. FDR mit endoskopisch unauffälligen Kontrollen USA Ahsan et al. 1998 57 II-2 - 84 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad Relatives Risiko 2 FDR: 2,75 (95 % CI: 1,34-5,63) 1 FDR mit CRC: 30-44 J.: 5,37 (1,98-17,4) 45-49 J.: 3,85 (1,93-7,68) 50-54 J.: 2,54 (1,45-4,46) 55-59 J.: 1,66 (1,00-2,78) 60-64 J.: 1,35 (0,81-2,25) 65-69 J.: 1,09 (0,52-2,28) 70+ J.: 1 (0,36-2,79) Männer 1 FDR mit CRC: 40-49 J.: 3,35 (0,79-14,2) 50-59 J.: 3,98 (1,87-8,47) 60-69 J.: 1,11 (0,51-2,42) 70+ J.: 1,08 (0,38-3,03) Frauen 1 FDR mit CRC: 30-44 J.: 4,34 (1,37-13,8) 45-49 J.: 4,48 (2,15-9,34) 50-54 J.: 2,22 (1,14-4,32) 55-59 J.: 1,40 (0,78-2,51) 60+ J.: 1,35 (0,82-2,22) Nurses Health Study (121.700 Frauen, 30-55 Jahre; seit 1976) & Professionals Health Study (51.269 Männer, 40-75 Jahre; seit 1980) Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. Risiko für CRC bei negativer Familienanamnese USA Fuchs et al. 1994 152; zitiert in: Schoen et al. 2000 30 II-2 2-jährliche Befragung, Fragen zur Familienanamnese 1982, 1988, 1990; Fragebogenangaben, keine Validierung der Familienanamnese (Alter und Geschlecht der Studienteilnehmer, NICHT das der FDR bei Diagnose) altersadjustierte RR - 85 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad Odds Ratio Männer: 2,9 (95% CI: 2,1-4,1) Frauen: 2,9 (2,1-4,0) Proband <45 Jahre: 5,3 (2,3-12) 45-59 Jahre: 2,9 (2,0-4,2) >=60 Jahre: 2,6 (1,9-3,5) (OR adjustiert für Alter, Geschlecht, Bidlung, Anzahl der Geschwister, Zentrum) Fall-Kontroll-Studie; 1.953 CRC-Patienten (medianes Alter: 62 Jahre, 9,6 % mit Familienanamnese) und 4.154 Kontrollen (Medianes Alter: 58 Jahre, 2,6 % positive Familienanamnese); Fragebogenangaben, keine Validierung der Familienanamnese Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese (1 oder mehr FDR mit CRC) vs. negative Familienanamnese Italien Negri et al. 1998 60 II-2 Odds Ratio 1 FDR+ mit CRC: 2,4 (95 % CI: 1,8-3,1) (OR adjeustiert für Alter und Ethnik) populationsbezogene Fall-KontrollStudie (NCCCS study); 40-79 Jahre, 50 % Männer; Interviewangaben, keine Validierung der Familienanamnese 1 oder mehr FDR mit CRC vs. Keine Familienanamnese USA Keku et al. 2003 59 II-2 Odds Ratio 1 FDR mit CRC: 2,1 (95 % CI: 1,1-3,7) 1 FDR <45 Jahre: 3,7 (1,5-9,1) 1 FDR 45+ Jahre: 1,8 (1,2-2,9) 2 FDR: 5,7 (1,7-19,3) bevölkerungsbezogene Kohortenstudie (verschiedene Datenquellen / -register); Interviewangaben, keine Validierung der Familienanamnese Risiko von Personen mit FDR mit CRC verglichen mit dem Risiko der Allgemeinbevölkerung Frankreich Benhamiche-Bouvier et al. 2000 8 II-2 - 86 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad Relatives Risiko 1 FDR mit CRC Diagnose <=50 Jahre: 2,07 (95 % CI: 0,99-3,80) 51-60 J.: 1,67 (0,97-2,68) 61-70 J.: 1,28 (0,85-1,85) >70 J.: 1,60 (1,19-2,10) 1 männlicher FDR mit Diagnose im Alter von: <=50 J.: 2,38 (0,87-5,18) 51-60 J.: 2,12 (1,09-3,70) 61-70 J.: 1,16 (0,63-1,95) >70 J.: 1,46 (0,92-2,22) 1 weiblicher FDR mit Diagnose im Alter von: <=50 J.: 1,72 (0,46-4,41) 51-60 J.: 1,11 (0,36-2,60) 61-70 J.: 1,43 (0,78-2,40) >70 J.: 1,72 (1,16-2,45) bevölkerungsbezogene Studie (Alter und Geschlecht der Verwandten bei Diagnose); Fragebogenangaben, validiert durch Abgleich mit lokalen TumorRegistern und medizinischen Akten aus Krankenhäusern und von (Haus-)Ärzten Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. Risiko für CRC bei negativer Familienanamnese Frankreich Andrieu et al. 2003 51 II-2 - 87 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad KolonCA in “offspring”: KolonCA bei Eltern SIR: 1,89 (1,60-2,20) KolonCA bei Geschwistern SIR: 4,05 (2,62-5,99) RektumCA bei Eltern SIR: 1,65 (1,31-2,05) RektumCa bei Geschwistern SIR: 3,54 (1,82-6,21) RektumCA in “offspring”: KolonCA bei Eltern SIR: 1,66 (1,30-2,10) KolonCA bei Geschwistern SIR: 2,20 (0,87-4,55) RektumCA bei Eltern SIR: 1,77 (1,28-2,39) RektumCa bei Geschwistern SIR: 2,24 (0,58-5,79) Swedish Family-Cancer Registry: insg. sind 5.520.756 Männer mit 27.557 Tumoren, 2.687.382 Frauen mit 43.867 Tumoren, Eltern von 2.211.616 Familien mit 435.000 Tumoren registriert; Register-Studie Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. Risiko für CRC bei negativer Familienanamnese Schweden Dong und Hemminki 2001 89 II-2 - 88 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad Tumor bei Eltern: invasives CA RR: 1,8-3,2 in situ CA RR: 1,9-5,0 Tumor bei Geschwistern: invasives CA RR: 2,2-3,7 in situ CA RR: 2,4-6,2 846.448 CRC-Patienten und ihre Nachkommenschaft (n=1.677.722), die im Krebsregister registriert sind; Register-Studie Spannweite bedingt durch unterschiedliche Risiken je nach Zeitabstand zur Diagnose bei den Verwandten Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. Risiko für CRC bei negativer Familienanamnese Schweden Bermejo und Hemminki 2005 29 II-2 SIR für KolonCa: FDR mit CRC: 1,7 (1,6-1,9) Eltern mit CRC >= 50 Jahre: 1,5 (1,4-1,7) <50 Jahre: 3,6 (2,4-5,0) Eltern & Geschwister >=50 Jahre: 3,9 (1,9-6,7) <50 Jahre: 18,2 (11,9-26,6) 204.358 Nachkommen von 102.814 HNPCC-Patienten (CA Kolon, Rektum, Dünndarm, Gebärmutter, ...), die in einem der vier genannten schwedischen bevölkerungsbezogenen Register erfasst sind (Swedish Cancer Registry, Swedish Fertility Register, Swedish National Censuses, Swedish Population Registers); 54 % Männer; Register-Studie Risiko von Verwandten von HNPCC-Patienten vs. Allgemeinbevölkerung Schweden Ericson et al. 2004 90 II-2 SIR für RektumCa: FDR mit CRC: 1,6 (1,5-1,7) Eltern mit CRC >=50 Jahre: 1,4 (0,1-1,6) <50 Jahre: 3,8 (2,3-5,8) Eltern & Geschwister >=50 Jahre: 2,2 (0,6-5,6) <50 Jahre: 9,2 (4,0-18,1) - 89 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad SIR FDR mit CRC: 1,71 (95 % CI: 1,26-1,86) SDR mit CRC: 1,22 (0,82-1,76) Verwandter mit CRC <60 J.: 1,81 (1,28-2,48) >=60 J.: 1,43 (1,11-1,80) männlicher Verwandter: 1,53 (1,15-2,00) weibliche Verwandte: 1,55 (1,16-2,03) bevölkerungsbezogene Studie; Fragebogenangaben, validiert durch Abgleich mit lokalen TumorRegistern und medizinischen Akten aus Krankenhäusern und von (Haus-)Ärzten Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. negative Familienanamnese Frankreich Andrieu et al. 2004 52 II-2 Relative Risiken: 50-59 Jahre: 1,65 60-69 Jahre: 1,83 70-79 Jahre: 2,66 Männer: 50-59 Jahre: 0,85 60-69 Jahre: 0,87 70-79 Jahre: 3,9 Frauen: 50-59 Jahre: 3 60-69 Jahre: 3,1 70-79 Jahre: 1,9 30.353 Teilnehmer der EPICStudie, Norfolk-Kohorte; Alter und Geschlecht der befragten (gesunden) Personen Angaben aus Fragebogen, kein Abgleich mit Register, Akten, Kontakt zu Verwandten Risiko bei 1 oder mehr FDR mit CRC vs. Risiko bei negativer Familienanamnese Großbritannien Sandhu et al. 2001 65 II-2 - 90 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Relatives Risiko FDR mit CRC: 1,5-2 FDR mit CRC <55 Jahre: 3 2 FDR mit CRC: 3-5 3+ FDR mit CRC: 6-8 APC/HNPCC in FDR: 7-9 narrative Übersichtsarbeit Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. negative Familienanamnese USA Relatives Risiko 1 FDR <60 Jahre: 3-4 1 FDR <50 Jahre: 4,4 narrative Übersichtsarbeit Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. negative Familienanamnese Relatives Risiko 1 FDR mit CRC: 2,25 (95 % CI: 2,00-2,53) FDR <45 Jahre: 3,87 (2,40-6,22) FDR 45-59 Jahre: 2,25 (1,84-2,72) FDR >59 Jahre: 1,82 (1,47-2,25) 2 FDR mit CRC: 3,76 (2,56-5,51) 2+ FDR mit CRC: 4,25 (3,01-6,02) narrative Übersichtsarbeit Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. negative Familienanamnese - 91 - Autor, Jahr Evidenzgrad Ahnen und Lynch 2001 III Deutschland Kolligs et al. 2002 5 III Spanien Ferrandez und DiSario 2003 88 III 10 Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Relatives Risiko / Odds Ratio für CRC (Vgl. einer gesunden Kohorte ohne vs. mit Familienanamnese) TYP I-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung bei Verwandten ist ein Risikofaktor für eine (gesunde) Index-Person) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad Relatives Risiko 1 FDR >45 Jahre: 2 1 FDR <=45 Jahre oder 2 FDR: 5 3 FDR all >50 Jahre: >5 narrative Übersichtsarbeit Risiko für CRC bei positiver Familienanamnese vs. negative Familienanamnese Großbritannien Dove-Edwin und Thomas 2001 9 III TYP II-Risiko (Das Vorhandensein der Erkrankung in einer IndexPerson ist ein Risikofaktor für (gesunde) Verwandte) Stichprobe Definition der Gruppen Land Autor, Jahr Evidenzgrad SIR Gesamt: 1,41 (1,30-1,53) Männer: 1,44 (1,28-1,62) Frauen: 1,39 (1,23-1,55) populationsbezogene Kohorte aller CRC-Fälle in Island seit 1955 (Erkrankung der Index-Person als Risiko für FDR); Register-Studie Risiko für FDR von CRC Patienten vs. Risiko der Allgemeinbevölkerung Island Stefansson et al. 2006 II-2 Patient <60 Jahre = Gesamt: 2,16 (1,68-2,73) Männer: 2,34 (1,66-3,21) Frauen: 1,97 (1,34-2,80) - 92 - 93 Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 8.3 Frage 3: Ergebnis der Extraktion Lebenszeitrisiko (Kumulatives Risiko) für Kolonkarzinome in Allgemein- / Gesamtbevölkerung Lebenszeitrisiko Stichprobe / Quelle Definition Land Autor, Jahr Evidenzgrad 3,7 % Abschätzung über KrebsregisterDaten; NL Lebenszeitrisiko bis zum Alter von 75 Jahren Niederlande Voskuil et al. 1997 24 II-2 Männer: 4,4 % Frauen: 2,5 % Daten aus dem bevölkerungsbezogenen Register für Tumoren des Verdauungstraktes in der Cote D’Or (Region Burgund, Frankreich) Lebenszeitrisiko (0-74 Jahre) Frankreich Benhamiche-Bouvier et al. 2000 8 II-2 3,7 % narrative Übersichtsarbeit Lebenszeitrisiko, ohne Altersangabe Großbritannien Dove-Edwin und Thomas 2001 9 III Männer: 5,9 % Frauen: 5,54 % narrative Übersichtsarbeit (hier: SEER-Daten bis 2001) Lebenszeitrisiko, ohne Altersangabe USA Jatoi 2005 95 III 5,95 % narrative Übersichtsarbeit (hier: SEER-Daten bis 1998) Lebenszeitrisiko, ohne Altersangabe USA Anderson et al. 2003 96 III 6-7 % narrative Übersichtsarbeit Lebenszeitrisiko, ohne Altersangabe Deutschland Kolligs et al. 2002 5 III 30 Jahre: 0,02 % 35 Jahre: 0,04 % 40 Jahre: 0,08 % 45 Jahre: 0,2 % 50 Jahre: 0,4 % 55 Jahre: 0,7 % 60 Jahre: 1,2 % 65 Jahre: 1,9 % 70 Jahre: 2,9 % 75 Jahre: 4,3 % Retrospektive Kohortenstudie, Eltern und Geschwister von 205 CRC-Patienten <55 Jahre bei Diagnosestellung Lebenszeitrisiko in der Allgemeinbvölkerung Großbritannien (Northern Ireland) Johns et al. 2002 97 II-2 - 93 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Lebenszeitrisiko (Kumulatives Risiko) für Kolonkarzinome bei familiärer Belastung Lebenszeitrisiko Stichprobe / Quelle Definition Land Autor, Jahr Evidenzgrad Männer: Allgemeinbevölkerung: 4,4 % 1 FDR mit CRC: 8,7 % 1 FDR <45 J.: 16,4 % 1 FDR 45+ J.: 7,7 % 2 FDR: 25,6 % Daten aus dem bevölkerungsbezogenen Register für Tumoren des Verdauungstraktes in der Cote D’Or (Region Burgund, Frankreich) Lebenszeitrisiko (0-74 Jahre): Kumulatives Risiko für CRC in FDR von CRC-Patienten Frankreich Benhamiche-Bouvier et al. 2000 8 II-2 Retrospektive Kohortenstudie, Eltern und Geschwister von 205 CRC-Patienten <55 Jahre bei Diagnosestellung Lebenszeitrisiko in FDR von CRC-Patienten <55 Jahre bei Diagnosestellung Großbritannien (Northern Ireland) Johns et al. 2002 97 II-2 Frauen: Allgemeinbevölkerung: 2,5 % 1 FDR mit CRC: 4,9 % 1 FDR <45 J.: 9,1 % 1 FDR 45+ J.: 4,3 % 2 FDR: 14,3 % 30 Jahre: 0,2 % (0,08-0,7) 35 Jahre: 0,6 % (0,3-1,3) 40 Jahre: 0,6 % (0,3-1,3) 45 Jahre: 1,4 % (0,9-2,3) 50 Jahre: 1,8 % (1,2-2,3) 55 Jahre: 2,8 % (2,0-4,0) 60 Jahre: 3,6 % (2,6-4,9) 65 Jahre: 5,8 % (4,4-7,7) 70 Jahre: 6,9 % (5,3-9,0) 75 Jahre: 8,5 % (6,4-11,1) - 94 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Lebenszeitrisiko (Kumulatives Risiko) für Kolonkarzinome bei familiärer Belastung Lebenszeitrisiko Stichprobe / Quelle Definition Land Autor, Jahr Evidenzgrad 11 % narrative Übersichtsarbeit Lebenszeitrisiko bei positiver Familienanamnese = 1 FDR mit CRC <45 Jahre: Schweiz Burchert und Schmassmann 1998 6 III 10 % narrative Übersichtsarbeit Lebenszeitrisiko bei positiver Familienanamnese = 1 FDR mit CRC <45 Jahren: Großbritannien Houlston 1999 7 III - 95 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) Lebenszeitrisiko (Kumulatives Risiko) für Kolonkarzinome bei HNPCC-Mutationsträgern Lebenszeitrisiko Stichprobe / Quelle Definition Land Autor, Jahr Evidenzgrad 70 % systematische Übersichtsarbeit (1966-2001) Lebenszeitrisiko bis zum Alter von 65 Jahren (HNPCCPatienten) Kanada McLeod 2001 11 I Männer: 68,7 % (58,6-78,9) 373 FDR von CRC, mit Frauen: 52,2 % (37,6-66,9) nachgewiesener MLH1 oder MSH2 Lebenszeitrisiko bis zum Alter von 70 Jahren Finnland Hampel et al. 2005 101 II-2 40,5 % 51 HNPCC-Familien (AC I; 313 CRC Patienten und 1.108 CA-freie FDR) Lebenszeitrisiko bis zum Alter von 75 Jahren Niederlande Voskuil et al. 1997 24 II-2 Kumulative Inzidenz: 82 % CUM Männer: 100 % CUM Frauen: 54 % SIR Mutationsträger: 68 (56-81) SIR für 50 % Risiko Mutationsträger zu sein: 19 (13-25) SIR für 25 % Risiko Mutationsträger zu sein: 9,8 (6,5-14) 1.763 Familienmitglieder aus 50 gen. diagnostizierten Familien; 50,7 % Männer; 47 Familien mit MLH1-Mutation, 3 Familien mit MSH2-Mutation Kontrollen: Allgemeinbevölkerung aus Finnland Lebenszeitrisiko bis zum 70. Lebensjahr und SIR Finnland Aarnio et al. 1999 98 II-2 AC I: 57,1 % (46,0-68,8) AC II: 41,2 % (33,3-50,1) Swedish Family-Cancer Database Lebenszeitrisiko bis zum Alter von 75 Jahren Schweden Bermejo et al. 2005 23 III MSH2 Keimbahnmutation Männer: 96 % Frauen: 39 % MLH1 Keimbahnmutation: Männer: 94 % Frauen: 63 % n=105; 49 MSH2-Mutationsträger und 56 MLH1-Mutationsträger Lebenszeitrisiko bis zum Alter von 60 Jahren USA Lin et al. 1998 40 III - 96 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Lebenszeitrisiko (Kumulatives Risiko) für Kolonkarzinome bei HNPCC-Mutationsträgern Lebenszeitrisiko Stichprobe / Quelle Definition Land Autor, Jahr Evidenzgrad Männer: Alter 0 Jahre: 74 % 30 Jahre: 73 % 40 Jahre: 68 % 50 Jahre: 48 % 60 Jahre: 20 % Frauen: Alter 0 Jahre: 30 % 30 Jahre: 29 % 40 Jahre: 24 % 50 Jahre: 13 % 60 Jahre: 3,5 % 67 Genmutationsträger (Verwandte von 27 Indexfällen, die im Scottish National Cancer Registry erfasst sind) MMR Keimbahnmutationsträger: Lebenszeitrisiko bis zum Alter von 70 Jahren Großbritannien Dunlop et al. 1997 99 II-2 MMR Mutationsträger: 80-82 %, SIR: 68 Männer: 74-100 %, SIR: 83 Frauen: 30-83 %, SIR: 48 narrative Übersichtsarbeit Lebenszeitrisiko bis zum Alter von 70/75 Jahren USA Watson und Lynch 2001 III 70-80 % (Männer) 30-40 % (Frauen) Penetranz: 80-90 % narrative Übersichtsarbeit Lebenszeitrisiko, ohne Altersangabe USA Ahnen und Lynch 2001 III Penetranz: 80 % narrative Übersichtsarbeit Penetranz, ohne Altersangabe Großbritannien Dove-Edwin und Thomas 2001 9 III Penetranz: 70-80 % narrative Übersichtsarbeit Penetranz, ohne Altersangabe Großbritannien Anwar et al. 2000 12 III - 97 - 100 10 Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 8.4 Frage 5: Ergebnis der Extraktion Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittener Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad HNPCC: 0,9 % Karzinome (5/554) 5,2 % fortg. Neoplasie (29/554) moderates Risiko: 0,1 % Karzinome (1/1.124) 2,6 % fortg. Neoplasie (29/1.124) 1.678 FDR von CRC-Patienten, medianes Alter: 41 Jahre Surveillance über 16 Jahre, Koloskopie alle 3-5 Jahre HNPCC= AC moderates Risiko = 1-3 FDR mit CRC fortg. Neoplasie = fortg. Adenome: >10 mm und/oder villöse Komponente und/oder hochgradige Dysplasie Großbritannien Dove-Edwin et al. 2005 II-2 HNPCC: 2,8 % Karzinome (3/108) 36,1 % Adenome jeglichen Typs (39/108) Fam. Belastung: 0,7 % Karzinome (1/136) 16,2 % Adenome jeglichen Typs (22/136) 244 Personen davon: 108 HNPCC (AC II) und 136 mit fam. Belastung CRC in 2 FDR oder 1 FDR <45 Jahre) Patienten aus der Manchester Royal Infirmary HNPCC: 1- bis 2-jährliche Koloskopie (insg. 217 Koloskopien) Fam. Belastung: 3- bis 5jährliche Koloskopie (insg. 200) Großbritannien Mak et al. 2007 103 II-2 HNPCC mit Surveillance: 3,5 % Karzinome (7/199) 5,5 % Adenome jeglichen Typs (11/199) kein CRC-Todesfall HNPCC ohne Surveillance: 3,7 % Karzinome (5/132) 0,75 % (1/132) CRCTodesfall konsekutive HNPCC-Patienten (incl. FDR), die zur Diagnostik, Behandlung, Nachsorge oder genetischen Beratung an die Division of Gastroenterology, Department of Oncology, S.G.A.S. Hospital, Turin, überwiesen worden waren. 199 mit und 132 ohne koloskopische Surveillance zweijährliche Koloskopie, mittlere Follow-up Zeit: 48 Monate Italien Arrigoni et al. 2005 104 II-2 Familien, die in der Cancer Research UK family cancer clinic am St. Mark’s Hospital registriert sind - 98 - 102 Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittener Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad AC I/II + MMR-Mutation = Lynchsyndrom 4,4 % Karzinome (4/91) 7,7 % Adenome (7/91) AC I/II, keine MMR-Mutation kein Karzinom (0/197) 7,6 % Adenome (15/197) gesunde FDR von registrierten CRC-Patienten (Cancer Research UK Family Cancer Clinic am St. Mark’s Hospital, London (UK); The Netherlands Foundation for the Detection of Hereditary Tumours) Surveillance, Koloskopie alle 1-3 Jahre Surv.-Programm: 15 Jahre Großbritannien / Niederlande Dove-Edwin et al. 2006 II-2 Screeninggruppe: 6 % Karzinome (8/133) [nur Mutation+ 18 % (8/44)] Kontrollgruppe: 16 % Karzinome (19/119) [nur Mutation+ 41 % (19/46)] 252 asymptomatische HNPCCPatienten, Alter: 20-66 Jahre, (133 mit Screening und 119 Kontrollen, die ScreeningKoloskopie verweigerten) 3-Jahres-Intervall, Koloskopie (insg. 15 Jahre) Finnland Järvinen et al. 2000 106 II-2 Fam. Belastung: 0,4 % Karzinome (1/228) 5,3 % (12/228) mit “high-risk” Adenomen Kontrollen: 0,5 % Karzinome (1/220) 2,3 % (5/220) mit “high-risk” Adenomen NNS für 1 “high-risk” Adenom: 11-33 bei fam. Belastung 19-100 in Kontrollen NNS für Karzinom: 41-9.009 448 Personen davon: 228 mit FDR CRC (erkrankte Verwandte registriert im Krebsregister Saarland) und 220 Kontrollen), 40-50 Jahre, mittleres Alter: 44,8 vs. 45,6 Jahre. 42,1 vs. 50,9 % Männer. einmalige Koloskopie fortgeschrittene Neoplasien = „high-risk“ Adenome: >10 mm und/oder villöse Komponente und/oder schwere Dysplasie Deutschland Menges et al. 2006 107 II-2 - 99 - 105 Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittener Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad 1 % Karzinome (9/860) 4,5 % (39/860) fortg. Neoplasien davon: 7,3 % (8/109) bei FDR mit CRC 4,1 % (31/751) ohne fam. Risiko 860 asymptomatische konsekutive Patienten aus elf asiatischen Krankenhäusern, die zur Screening-Koloskopie anstanden; mittleres Alter: 54,4 Jahre (65,7 % >50 Jahre), 54,8 % Männer einmalige Koloskopie Asien (Korea, China und weitere) Byeon et al. 2007 61 II-2 fam. Risiko: 1,7 % Karzinome (4/234) 7,3 % (17/234) „high-risk“Adenome Kontrollen: kein Karzinom (0/468) 1,7 % (8/468) “high-risk”Adenome 234 FDR von CRC-Patienten, mittleres Alter: 65,5 Jahre, 47 % Männer) 468 geschlechts-, alters- und symptomgematchte Kontrollen ohne fam. Belastung chang Gung Memorial Hospital Koloskopie (Frequenz unklar, ein- bis mehrmals möglich) Taiwan Tung und Wu 2000 108 II-2 FDR mit Adenom: 3 % Karzinome (5/168) 7,2 % fortg. Neoplasie (12/168) Kontrollen: 1 % Karzinome (3/307) 4,2 % fortg. Neoplasie (13/307) 168 FDR von Patienten mit Adenomen >= 10 mm, 40-75 Jahre; medianes Alter: 53 Jahre, 45 % Männer 307 alters-, geschlechts- und geographisch gematchte Kontrollen mit Koloskopie aufgrund von leichten Beschwerden, medianes Alter: 57 Jahre 18 gastronenterol. Zentren einmalige Koloskopie fortg. Neoplasie = fortg. Adenome: >10 mm und/oder villöse Komponente und/oder hochgradige Dysplasie und/oder CA in situ Frankreich Cottet et al. 2007 109 II-2 (GEADE-study) - 100 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittener Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad familiäres Risiko: 3,2 % Karzinome (6/185) 10,8 % Adenome (20/185) Kontrollen: kein Karzinom (0/370) 4,9 % Adenome (18/370) 185 Personen mit FDR mit CRC; 40-70 Jahre, 47,6 % Männer 370 alters- und geschlechtsgematchte Kontrollen einmalige Koloskopie fortg. Neoplasie= fortg. Adenome: >10 mm und/oder tubulo-villöse, villöse Komponente Frankreich Pariente et al. 1998 110 II-2 Karzinome: fam. Risiko 50-54 Jahre: 1,2 % (1/86) 55-60 Jahre: 2,7 % (4/149) ohne Risiko 50-54 Jahre: 0,9 % (1/112) 55-60 Jahre: 0,5 % (1/210) fortg. Neoplasien: fam. Risiko 50-54 Jahre: 15,1 % (13/86) 55-60 Jahre: 21,5 % (32/149) ohne Risiko 50-54 Jahre: 8,9 % (10/112) 55-60 Jahre: 10,4 % (22/210) 557 Personen aus 24 Zentren; zw. 50-60 Jahren, 37,3 % Männer 235 Personen mit familiärem Risiko (FDR mit CRC) 322 Personen ohne familiäres Risiko einmalige Koloskopie fortg. Neoplasie= fortg. Adenome: >10 mm und/oder villöse Komponente und/oder hochgradige Dysplasie (Grad III) Deutschland Sieg 2003 111 II-2 - 101 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittenen Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad 5,1 % Adenome (9/176) alle Personen <50 Jahre: 5,0 % (6/121) Adenome HNPCC und <50 Jahre: 11,8 % (4/34) Adenome fam. Risiko und <50 Jahre: 2,3 % (2/87) Adenome asymptomatische Patienten des South East Scotland Genetic Service (2-Jahres-Kohorte) einmalige Koloskopie HNPCC = AC II fam. Risiko = (1) 1 FDR mit CRC <45 Jahre (2) 2 FDR davon 1 <55 Jahre (3) 2 FDR davon 1 <55 Jahre oder 3 FDR mit CRC oder Endometriumkarzinom, FDR untereinander oder (und mind. 1 ist FDR) zu dem Proband Großbritannien Bradshaw et al. 2003 112 II-2 FDR von HNPCC: 4,7 % Karzinome (4/86) 23,3 % (20/86) Adenome Sympt. Kontrollen: 1,2 % Karzinome (1/86) 10,5 % (9/86) Adenome 86 asymptomatische FDR von HNPCC Patienten; Alter: 30-70; 60,5 % Männer alters- und geschlechtsgematchte symtomatische Kontrollen; Alter: 27-68, 60,5 % Männer (Verstopfung, Krämpfe, leichte rektale Blutungen, abdomin. Unwohlsein) HNPCC Patienten sind registriert am CRC Register, Health Care District of Modena (Norditalien) zweijährliche Koloskopie (hier Ergebnisse der ersten Screening-Runde) Italien Ponz de Leon et al. 1998 113 II-2 - 102 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittener Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad fam. Risiko 1,6 % Karzinome (3/186) 6,1 % Adenome (21/186) 168 Patienten der Colorectal Cancer Family Clinic in Guildford, Surrey, mit 1 FDR <45 Jahre oder 2 FDR mit CRC Surveillance, Koloskopien im Abstand von 45 Jahren, insg. 295 Koloskopien Großbritannien Clark et al. 2003 114 II-2 6,5 % (4/62) Karzinome 25,8 % (16/62) Mukosadysplasien 62 Personen mit initial negativer Screening-Koloskopie, bekannte MMR-Genmutation; Personen werden betreut in der Colorectal Surgery Unit und der Division of Human Genetics, University of Cape Town zweijährliche Koloskopie medianes SurveillanceIntervall: 1,6 Jahre, insg. 168 Koloskopien Südafrika Anderson et al. 2007 115 II-2 erste Screening-Runde: 55,3 % (484/875) Adenome innerhalb von 5 Jahren: 37 % (181/484) rezidivierende Adenome 18,7 % (73/391) inzidente Adenome 875 konsekutive Patienten des Hines Veterans Affairs Hospital; mittleres Alter: 68-69 Jahre, 9899 % Männer Koloskopie-Screening, 1. Runde 2. Untersuchung mit 1-5 Jahren Abstand USA Avidan et al. 2002 116 II-2 8 % fortg. Adenome (8/100) 100 konsekutive Patienten des National Naval Medical Center, Bethesda mit fam. Belastung für CRC und unauffälliger ScreeningKoloskopie vor 5 Jahren. Mittleres Alter: 56,2 Jahre, 54 % Männer einmalige Koloskopie 5 Jahre nach unauffälliger Koloskopie fortg. Neoplasie = fortg. Adenome: >10 mm und/oder villöse Komponente und/oder hochgradige Dysplasie USA Schoenfeld und Fincher 2003 117 II-2 - 103 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittener Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad 2 % Karzinome (6/304) bzw. 2,6 % (6/231) bei HNPCC Patienten 304 Patienten (HNPCC, fam. Risiko) der Cancer Family Clinic, Karolinska Hospital zweijährliche Koloskopie Surveillance-Intervall: 1-10 Jahre, insg. 765 Koloskopien Schweden Lindgren et al. 2002 118 II-2 HNPCC: 2,4 % Karzinome (21/887) 887 HNPCC-Patienten unter Surveillance, mittleres Alter bei erster Untersuchung: 37 Jahre, 47,5 % Männer National registry for famiiles with HNPCC Koloskopie mittlere Follow Up-Zeit: 6,6 Jahre HNPCC = AC II oder MMRMutation Niederlande de Vos tot Nederveen Cappel et al. 2002 119 II-2 0,28 % Karzinome (5/1.818) 4,3 % (77/1.809) fortg. Neoplasie 1.818 asymptomatische Personen >= 50 Jahre, mittleres Alter: 62 Jahre, 49,2 % Männer einmalige flexible Sigmoidoskopie, nachgeschaltete Koloskopie bei auffälligen Befunden fortg. Neoplasie= fortg. Adenome: >10 mm und/oder >=25 % villöse Komponenten und/oder hochgradige Dysplasie Kanada Shapero et al. 2007 120 III einmalige Koloskopie Kanada Cotterill et al. 2005 121 III Querschnittsanalyse von konsekutiven Patienten aus einem community based screnning program 0,7 % Karzinome (1/152) 152 Patienten, 50-75 Jahre oder FDR mit CRC - 104 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittener Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad 0,86 % Karzinome (2/232) 1,7 % Adenome (4/232) 232 Patienten mit 2+ FDR/SDR mit CRC oder 1 FDR <55 Jahren; medianes Alter: 47 Jahre, 37 % Männer Personen registriert im Familial Bowel Cancer Service einmalige Koloskopie fortg. Neoplasie = fortg. Adenome: >10 mm und/oder tubulo-villöse, villöse Komponente und/oder hochgradige Dysplasie Australien Dowling et al. 2000 50 III 1 % Karzinome (30/3.121) bzw. 1,9 % (7/370) bei Personen mit familiärer Belastung (CRC) 9,6 % (299/3.121) fortg. Neoplasien bzw. 14,9 % (55/370) bei familiärer Belastung (CRC) 3.121 zufällig ausgewählte, asymptomatische Patienten aus 13 “Veteran Affairs Medical Centers”, 50-75 Jahre, mittleres Alter: 62,9 Jahre, 96,8 % Männer einmalige Koloskopie fortg. Neoplasie = fortg. Adenome: >10 mm und/oder villöse Komponente und/oder hochgradige Dysplasie USA Lynch et al. 2003 122/ Lieberman et al. 2000 Je III 1,98 % Karzinome (5/252) 5,5 % fortg. Neoplasien (14/252) 252 Personen mit familiärer Belastung für CRC; mittleres Alter: 57,7 Jahre, 46,2 % Männer Beilinson-Hospital (Tel Aviv) einmalige Koloskopie fortgeschrittene Neoplasie = adenomatöse Polypen mind. 10 mm und/oder villöse Komponente und/oder hochgradige Dysplasie Israel Levi et al. 2006 124 III 2,2 % Karzinome (2/91) 2,2 % (2/91) “high-grade” Neoplasien 58 % (53/91) neoplastische Polypen 91 asymptomatische Patienten, des Cleveland Clinic Hospitals; 50-59 Jahre, 49,5 % Männer einmalige Koloskopie high-grade = villöse und/oder tubulovillöse Komponente USA Mehran et al. 2003 125 III - 105 - 123 Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittener Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad 2,5 % Karzinome (12/478) 25,5 % Adenome (122/478) 478 asymptomatische Personen (750 mit FDR mit CRC, 26 mit FDR mit Adenom <60 Jahre); 4575 Jahre, mittleres Alter: 55 Jahre, 48,3 % Männer einmalige Koloskopie (hier: „Pan-Koloskopie“) Italien Pezzoli et al. 2007 126 III 3,3 % Karzinome (3/90) bzw. 11,5 % (3/26) bei familiärer Belastung 90 Angestellte des BeilinsonHospital (Tel Aviv) im Alter >50 Jahre mit positiver Familienanamnese (CRC oder verwandte Tumore; n=26) oder Symptomen (n=64) einmalige Koloskopie Israel Levi et al. 2007 127 III 11 % neoplastische (adenomatöse) Polypen (27/249) 249 asymptomatische konsekutive Personen (mit 1 (85 %) oder 2 FDR (15 %) mit CRC); mittleres Alter: 44 Jahre, 43 % Männer Retrospektive Analyse: Krankenakten einmalige Koloskopie Großbritannien Syrigos et al. 2002 128 III - 106 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) FORTSETZUNG: Koloskopische Surveillance Anteil entdeckter Tumore und fortgeschrittener Neoplasien Stichprobe / Quelle Frequenz und Modus der Surveillance ggf. Definition: fortgeschrittene Neoplasien Land Autor, Jahr Evidenzgrad Männer: 0,6 % Karzinome (42/6.620) 2,1 % Adenome >=10 mm (141/6.620) Frauen: 0,7 % Karzinome (43/5.740) 1,2 % Adenome >=10 mm (71/5.740) 12.360 „high-risk“-Patienten (1 FDR mit CRC <45 Jahre oder 2 FDR mit CRC oder Eigenanamnese CRC, Adenom >10mm, Adenom mit villöser Komponente, chron. entz. Darmerkrankung); 50-74 Jahre, 53,5 % Männer Patienten aus 89 Health Examination Centres einmalige Koloskopie Frankreich Steinmetz et al. 2006 129 III Adenomprävalenz: (42/121) 50-54 Jahre: 9/33 (27 %) 55-59 Jahre: 9/29 (31 %) 60-64 Jahre: 7/24 (29 %) 65-75 Jahre: 17/35 (49 %) 121 asymptomatische AfroAmerikaner; Alter: 50-75 Jahre, 43 % Männer div. Rekrutierungsstrategien: Zeitung, Radio, Werbung auf Kongressen, in Kirchen, Kontakt mit ärztlicher Vereinigung einmalige Koloskopie USA Rex et al. 2000 130 III 3,5 % fortg. Neoplasien (32/906) NNS für ein Karzinom: Prävalenz 0,4 %= 250 Prävalenz 0,2 %= 500 Prävalenz 0,1 %= 1000 NNS für eine fortg. Neoplasie: 28 (95 % CI: 20-41) 906 asymptomatische Personen (einer Firma – employer based screening program); 40-49 Jahre, mittleres Alter: 44,8 Jahre, 61 % Männer einmalige Koloskopie fortg. Neoplasie = fortg. Adenome: tubuläres Adenom >10 mm und/oder villöse Komponente und/oder hochgradige Dysplasie USA Imperiale et al. 2002 131 III - 107 - Fragebogen „Testen Sie Ihr persönliches Darmkrebsrisiko“ (Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.) 9 Literaturverzeichnis 1. Robert Koch-Institut und Gesellschaft der Epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. Krebs in Deutschland 2003-2004. Häufigkeiten und Trends. 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