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Ausgabe 4 – August 2008
Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW
Interview
Rückblick
Gerd Ruge
zum 80.
Internationaler
Filmkongress
Setbericht
Schwerpunkt
Filmmusik
Vorstadtkrokodile
1
Auf der Location-Seite des
Newsletter finden Sie in
jedem Heft einen bebilderten
Gruß aus der Region.
Location-Scouts aus NRW
wählen die Motive aus. Alle
Bilder und noch viele weitere
most wanted
Tel. (0700) 75747372;
[email protected]
finden Sie auch in der Datenbank www.locationnrw.de.
Sandra Stromeyer
Mobil: 0178-5593317.
[email protected]
Tobias Roelin,
Tel. (0201) 492826,
Mobil 0172-5324331;
[email protected]
Realisierte Filme (Auswahl):
„Der zehnte Sommer“,
„Vorstadtkrokodile“ (1977 u. 2008),
„Mein Führer“
Pia Esten
Mobil: 0178-5417906
[email protected]
Treffer in der Motivdatenbank:115
Kontakte
Kevelaer
Ruth Keuken, Tel. (02832) 95370;
[email protected]
Grüße vom Niederrhein
Viersen
Axel Greuvers, Tel. (02162) 101463;
[email protected]
Nettetal
Christoph Kamps,
Tel. (02153) 8988002;
[email protected]
ZeitRaumRechercheLocation
Tel. (0177) 8223742;
[email protected]
2
newsletter 4/2008
Udo Wüllenweber,
Tel. (0211) 15770474
[email protected]
– Location
Inhalt
Schwerpunkt: Filmmusik
4
Meldungen
Branche, Kinos, Festivals, Preise
Der Klang
der Bilder
10
Der Internationale Filmkongress
Rückblick auf die Diskussionen und Veranstaltungen
14
Auf dem Sprung
Die Seite für den Filmnachwuchs
16
„Ein bisschen Vernunft, das wär´s“
Interview Gerd Ruge
17
MEDIA
Schwerpunkt: Filmmusik
m nächsten Jahr etwas mehr in der Kasse“,
versprach NRW-Minister Andreas Krautscheid
der Filmstiftung NRW auf ihrem moving.nrwEmpfang im Juni in der Flora. Wie viel das sein
wird? Noch sind keine konkreten Zahlen
bekannt, aber schon das Signal ist wichtig für das Filmland NRW und die Menschen, die hier für den Film arbeiten.
Dazu gehören auch die Filmkomponisten, deren Arbeit wir dieses Mal den
Schwerpunkt des Newsletter widmen.
„Gute Filmmusik hört man nicht“, heißt
es oft, und das ist natürlich kompletter
Unsinn. Genauso gut könnte man sagen,
nur ein Kameramann, dessen Bilder man
nicht bemerkt, ist ein guter Kameramann. Das Gegenteil gilt: Wer seinen
Kopf im Kino nicht an der Popcorn-Theke abgibt, freut sich an guten Einstellungen genauso wie an einem intelligenten
Score, der die Bilder verstärkt, kontert
oder einfach für sich sprechen lässt. Die
Musik ist unverzichtbarer Teil des Mediums, nicht umsonst konnte schon der
Stummfilm zwar gut auf Sprache verzichten, nicht aber auf den Mann am Klavier.
Spricht man mit Komponisten, so
nehmen sie – trotz der Versuche, ihre Honorare zu drücken – eine Aufwertung ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit wahr. Ähnlich geht es übrigens in letzter Zeit auch
anderen Key-Departments, wie etwa
dem Schnitt. Für den hat die Kölner ifs gerade
einen eigenen Studiengang „Editing“ aufgelegt,
und für die Filmmusik verkündete die Neue Zürcher Zeitung jüngst sogar „Die Befreiung der
Musik vom Film“ angesichts eines wachsenden
Marktes an Soundtrack-Sammlern.
Im aktuellen Heft reden wir mit den Filmkomponisten Joachim Dürbeck & René Dohmen, die in Saarbrücken für ihren Score zu
„Selbstgespräche“ mit dem Max Ophüls-Preis
ausgezeichnet wurden, und dem Deutschen
Filmpreis-Sieger Ali N. Askin über ihr Berufsbild.
In einem Gastbeitrag lenkt der Kölner Anwalt
Stephan Benn den Blick auf die Tücken der Filmmusikrechte, und den Filmjournalisten und Filmmusikexperten Jörg Gerle haben wir gebeten,
uns zwei Filmmusikkritiken deutscher Produktionen zu schreiben: Seine Auswahl mit „Der
Schuh des Manitu“ und „Nichts als Gespenster“
könnte unterschiedlicher kaum sein, und doch
steht für ihn die Musik in beiden Filmen für ge-
I
lungene Arbeiten der Komponisten Ralf Wengenmayr und Martin Todsharow. Eine Übersicht
über die rege Szene in Nordrhein-Westfalen, ein
Porträt des Bonner Filmmusik-Labels Normal Re-
18
Zwischen Künstler und Dienstleister
Interview Joachim Dürbeck und René Dohmen
18
Die Qualität wird immer besser
Interview Ali N. Askin
20
Nichts als Musik
Zwei Filmmusikkritiken von Jörg Gerle
21
Die Lizenz zum Tönen
Filmmusikrechte
22
Eine Frage der Zeit
NRW-Orchester spielen Filmmusik
22
Hier spielt die Musik
Die Filmmusikszene an Rhein und Ruhr
24
Gegen die Schallmauer
Gastkommentar von Daniel Kothenschulte
25
Neues entdecken
Das Bonner Soundtrack-Label Normal Records
26
Titel: „NoBody’s Perfect“
(Kinostart: 11. September). Foto: Ventura Film
cords und ein Überblick über die Orchester im
Land, die trotz Terminnot Filmmusik einspielen,
runden den Schwerpunkt ab.
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die
bewährten Informationen aus der und über die
Branche in NRW mit Meldungen, aktuellen
Dreharbeiten und einem vierseitigen Rückblick
auf den diesjährigen Internationalen Filmkongress der Filmstiftung NRW. Außerdem waren
wir zu Gast bei den Dreharbeiten zu „Vorstadtkrokodile“, besuchten das Kino Drehwerk 17/19
und befragten Gerd Ruge, Namensgeber des
Gerd Ruge-Projekt-Stipendiums für junge Dokumentarfilmer, anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstags zu seiner Karriere, China
und der Fernsehlandschaft im Wandel.
45 Plätze Glück
Kinoporträt Drehwerk 17/19
26
Rückkehr in den Pott
Setbesuch „Vorstadtkrokodile““
28
Dreharbeiten in NRW
30
Mit besten Empfehlungen
Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Sweet Mud“,
„Beautiful Bitch“, NoBody´s Perfect“, „Finnischer Tango“,
„Die Entdeckung der Currywurst“, „Dr. Aléman“,
„Selbstgespräche“, „Mr. Average“
9
Impressum
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Schwerpunkt September-Heft:
Rüdiger Bertram
Chefredakteur
Editorial – newsletter 4/2008
Frankreich
2008 ist das Frankreich-NRW-Jahr, in dessen Rahmen die Filmstiftung NRW das Filmland an Rhein und Ruhr im Oktober in Paris vorstellt. Der Newsletter nimmt die Veranstaltungen in der französischen
Hauptstadt zum Anlass, in seiner September-Ausgabe nach 2006
erneut einen Frankreich-Schwerpunkt aufzulegen, der sich dieses Mal
vor allem den ästhetischen Wechselwirkungen zwischen deutschen
und französischen Filmemachern widmet. Ab dem 12. September
ist das neue Heft online unter www.filmstiftung.de zu finden.
3
Neu: Eastart Pictures
Mit Eastart Pictures gibt es in Köln eine neue
Produktionsfirma, deren Profil die Entwicklung
von Projekten mit osteuropäischem Bezug vorsieht. „Unsere Stoffe“, so Mitinhaberin und Produzentin Ewa Borowski, „spiegeln das Interesse an Geschichten zwischen den Kulturen wider.“ Die Firma, die Borowski gemeinsam mit
dem Filmemacher Dennis Todorovic betreibt,
hat zur Zeit drei Projekte in der Entwicklung. Die
tragikomische und im Migrationsmilieu angesiedelte Familiengeschichte „Sascha“, die Todorovic nach eigenem, beim Kölner Drehbuchwettbewerb lobend erwähntem Buch im Sommer
2009 drehen will, erhielt jüngst eine Vorbereitungsförderung der Filmstiftung NRW, wäh-
rend Autor Andreas Gäßler für das Spielfilmprojekt „Amselfeld“ bereits eine Drehbuchförderung erhalten hat. Im September wird Borowski das Projekt auf der Independent Film
Week in New York vorstellen (siehe Seite 6).
Noch in der Treatment-Phase befindet sich das
dritte Projekt: Holger Borggrefes Kinderfilm
„Eine Ziege namens Papa“.
Ewa Borowski und Dennis Todorovic haben
sich während ihres Studiums an der ifs internationale filmschule köln kennen gelernt,
wo sie gemeinsam zwei Kurzfilme realisierten.
Eastart Pictures,
Tel. (0221) 25971586;
[email protected]
Ester.Reglin.Film
Nachdem Roswitha Ester und Torsten Reglin bei der GFF Geißendörfer Film- und
Fernsehproduktion gemeinsam die Abteilung Movie Development aufgebaut und dort
u.a. als Producer André Erkaus „Selbstgespräche“ verantworteten, gründeten sie zu Jahresbeginn ihre eigene Firma. „Der Entschluss ist lange gereift“, so Torsten Reglin über den Wunsch,
gemeinsam etwas Eigenes aufzubauen. Mit dem
Schwung des aktuellen Stipendiums am AVGründerzentrum NRW geht die
Ester.Reglin.Film Produktionsgesellschaft mbH mit Sitz in Köln die ersten Projekte an. Den Anfang soll die Realisierung von „Die Abseitsfalle“ machen.
Béatrice Meier hat die Sozialkomödie
rund um die geplante Schließung eines
Konzernwerks im Ruhrgebiet im Rahmen
des Autorenprogramms der ifs internationale filmschule köln entwickelt
und wird sie mit André Erkau, der die Regie übernimmt, weiter ausbauen. Daneben entwickeln Ester.Reglin.Film mit dem
Regisseur Iain Dilthey („Das Verlangen“)
ebenso einen neuen Kinofilm wie mit dem
Absolventen der ifs-Drehbuchklasse Ben Braeunlich. Erim Giresunlu schließlich, Absolvent der Kunsthochschule für Medien, will
mit den beiden Produzenten seinen Debütfilm
realisieren. Neben diesen tief in NRW verwurzelten Kinoprojekten seien außerdem Fernsehformate in der Planung, so Torsten Reglin.
Ester.Reglin.Film,
Tel. (0221) 16925195;
[email protected]
Virtuelle
Besetzungscouch
Mit DieBesetzungsCoach.de
ist Mitte April eine neu entwickelte Schauspielerdatenbank online
gegangen, die nutzergerecht
nach den Anforderungen des
Bundesverbandes Casting
e.V. konzipiert wurde. Dank zahlreicher Optionen soll das Portal
schnell und praktisch Schauspieler, Besetzer und Agenturen zusammen bringen. Die Vorteile der
neuen Datenbank bestehen vor
allem in der deutschlandweit umfangreichsten Kriteriensuche nach
professionellen Schauspielern.
Darüber hinaus sorgt die vorgesehene Eigeneditierung der entsprechenden Angaben für ein hohes Maß an Aktualität. Angeboten wird dieser praktische Service von der
DieBesetzungsCoach GmbH, die derzeit
am Stipendiatenprogramm des AV-Gründerzentrums NRW teilnimmt. Die drei Firmengründer bringen unterschiedliches Know-how
mit ein: Besitzt Klaus Neumann den Hintergrund von Schauspiel und Medienmanagement,
Schauspieler-Suchmaschine XXL, Foto: Screenshot
kann Dana Cebulla viel Erfahrung im Bereich
Casting und Christian Zineker im Bereich ITProjektleitung vorweisen. Gemeinsam mit zwei
Angestellten realisieren sie das Projekt von Köln
aus.
DieBesetzungscouch.de,
Tel. (0221) 16252570;
[email protected]
Firmengründer Roswitha Ester und
Torsten Reglin, Foto: Ester.Reglin.Film
Neu: Hupe Film
Moderne und ungewöhnliche Filmprojekte mit
jungen Regisseuren zu verwirklichen, für dieses
Ziel gründeten Andreas Brauer, Martin Roelly und Erik Winker im April ihre neue Firma Hupe Film. Als Plattform für starke Ideen
wollen die drei Produzenten, die eine enge Zusammenarbeit mit den Filmhochschulen anstreben, ein enges und professionelles Netzwerk für
deren Umsetzung bieten. Erik Winkler schloss
2003 sein Aufbaustudium an der KHM ab und
sammelte seitdem Erfahrungen im Dokumentarfilm, u.a. als Regieassistent bei Andres Vei-
els „Die Spielwütigen“. Bis 2007 war er Producer bei der Kölner Lichtblick. Auch Martin Rolley studierte an der KHM und war danach als
Produktionsleiter und Producer für Kurzfilme und
Musikvideos tätig. Seit Oktober 2007 ist er außerdem Theaterleiter des Kölner Odeon-Kinos.
Andreas Brauer schließlich absolvierte 2003 eine Weiterbildung zum Regieassistenten am Kölner Filmhaus und arbeitet seitdem als Regieassistent.
Hupe Film, Tel. (0221) 27799971,
[email protected]
Bergsteigerdrama „Nordwand“ in Locarno: Benno Fürmann und Florian Lukas auf dem Gipfel des
Mühlsturzhorns. Foto: Nadja Klier/Majestic
Locarno: Die Alpen im Blick
Starke NRW-Präsenz auf dem 61. Film Festival Locarno: Gleich acht geförderte Filme der Filmstiftung NRW erhielten eine Einladung in die Schweiz. Mit „Herbst“ von Özcan Alper und
„33 Szenen aus dem Leben“ von Malgorzata Szumowska gehen gleich zwei Filme im Wettbewerb des Festivals, das vom 6. bis 16. August stattfindet, ins Rennen um die Leoparden. Vor
beeindruckender Open-Air-Kulisse mit rund 1.000 Besuchern auf der Piazza sind das geförderte
Bergsteigerdrama „Nordwand“ von Philipp Stölzl und Hannes Stöhrs Musikfilm „Berlin Calling“ zu sehen. In weiteren Reihen laufen Michel Houellebecqs „Die Möglichkeit einer Insel",
die Dokumentationen „Stolperstein“ von Dörte Franke und „NoBody´s Perfect“ von Niko von
Glasow sowie der Oscar-prämierte Kurzfilm „Auf der Strecke“ von Reto Caffi.
Personalie Nobeo: Welcome Back
André van Eijden ist neuer Geschäftsführer
der Hürther TV-Dienstleisterin Nobeo GmbH.
Er löst René Delwel ab, der seit Oktober 2007
als Interimsmanager die Geschäfte geführt hat.
Van Eijden war bereits von 1996 bis 2004 Nobeo-Geschäftsführer.
Damals firmierte das Unternehmen noch als
4
NOB Deutschland. Van Eijden wird unterstützt von Friedhelm Bixschlag, der als Leiter Account Management und Leiter Produktionsmanagement für das operative Geschäft verantwortlich zeichnet.
Nobeo, Tel. (02233) 9690;
[email protected]
Jondral hoch drei
Gleich drei Gründe zu feiern gibt es derzeit für
die Kölner Firma Jondral Künstler-Management, die u.a. Bernd Herzsprung, Martin
Semmelrogge, Peter Nottmeier und Liz
Baffoe vertritt. Jondral feiert in diesem Som-
newsletter 4/2008
– Meldungen
mer nicht nur das zehnjährige Bestehen, sondern auch den Einzug in die neuen Räume in
der Alten Schirmfabrik (Wilhelm-Mauser-Str.1416, 50827 Köln) sowie den Relaunch der Internetseite www.jondral.de.
Jondral Künstler-Management,
Tel. (0221) 78872610; [email protected]
Workshop: Sprache
und Doku
Festival:
Cologne 47elf
Die Sprache und das Sprechen im Dokumentarfilm sind Thema eines Workshops, zu dem
die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW (dfi) vom 18. bis 20. September
nach Köln einlädt. Im Filmforum NRW soll mit
vielen Filmbeispielen die Verbindung von Wort
und Bild vergegenwärtigt und Lücken in der
praktischen wie theoretischen Auseinandersetzung geschlossen werden. „Dabei geht es nicht
um eine erneute Bestätigung des gängigen Paradigmas: beobachtender Dokumentarfilm versus auktoriale Erzählhaltung. Im Mittelpunkt der
dreitägigen Veranstaltung werden die vielfältigen Formen des Einsatzes von Sprache stehen
mit dem erklärten Wunsch, die Eintönigkeit des
Einsatzes von Kommentaren und der Authentizität heischenden ‚talking heads’ aufzubrechen“, vermeldet die dfi. Für die Praxis des dokumentarischen Arbeitens werden Anregungen,
Neu-Sichtungen und Übungen im Hin-Hören
präsentiert. Zu den Teilnehmern gehören u.a.
Bettina Blümner („Prinzessinnenbad“), Christoph Hübner („Wandersplitter“), Karin Jurschick („Danach hätte es schön sein können“),
Rainer Komers, Klaus Wildenhahn, Angélique Dubois und Susanne Schönberg
(KHM). Anmeldeformulare für die Veranstaltung, die in Kooperation mit AG DOK, Haus
des Dokumentarfilms und Filmbüro NW
durchgeführt wird, sind ab Anfang August unter www.dokumentarfilminitiative.de
abrufbar.
dfi, Tel. (0208) 471934;
[email protected]
28 Teams hatten sich angemeldet, um bei der
dritten Ausgabe von Cologne 47elf mitzumachen. Die Teilnehmer bekamen 47 Stunden
und elf Minuten Zeit, um jeweils einen Film nach
festen Vorgaben zu drehen, die sie erst am Beginn der Deadline erfuhren. So lautete das Motto in diesem Jahr „Der letzte Zug“, außerdem
mussten die Requisiten Nackenhörnchen, Wodkaflasche, Verbandskasten, Schwimmflügel und
Luftpumpe in möglichst kreativer Form im Film
auftauchen. Am 28. Juni wurden die Ergebnisse im Filmforum NRW dem Publikum präsentiert und die fünf Jurypreise vergeben. Als
besten Beitrag und damit als Gewinner des „Silbernen Doms“ zeichnete die aus Mitgliedern der
Kölner Film- und Fernsehszene bestehende Jury den Film „Akazienweg“ vom Team Gipsy
Productions aus. Weitere Auszeichnungen
gab es in den Kategorien „Die bewegendste
Schweigeminute“, „Das spannendste Duell“,
„Die schönste Bollywoodszene“ und „Der beste Gruselfilm“. Alle Filme können unter
www.cologne47elf.de angeschaut werden.
Bielefeld schämt
sich: Wettbewerb
„Schickt uns beschämende, schamlose oder
schamhafte Filme“, fordert das Filmhaus Bielefeld die Filmemacher auf, denn „Scham“ ist
das Thema des 19. Bielefelder Film- und
Videowettbewerbs (Einsendeschluss: 15.
11.). Die Preise werden am 5. Dezember im
Theaterlabor Bielefeld verliehen. Der Wettbewerb ist bundesweit ausgeschrieben und wird
gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes
NRW. Veranstalter sind das WDR Studio
Bielefeld und das Filmhaus. Alle weiteren Infos unter www.filmhaus-bielefeld.de.
Filmhaus Bielefeld, Tel. (0521)
177757; [email protected]
Autorenwerkstatt
im Filmhaus
Die Nacht der FH im Medienhafen:
kleine Geschichten über Düsseldorf.
Foto: Filmwerkstatt Düsseldorf
Düsseldorf:
Freiluftkunst
im Hafen
Vom 1. bis zum 9. August veranstaltet
die Filmwerkstatt Düsseldorf auf
dem Uecker-Platz vor dem Medienzentrum in der Kaistraße ihre „7. Hafenlichtspiele“. Werkstatt-Leiter Heinz Holzapfel hat sich für die Open Air-Abende einen
Countdown einfallen lassen. 80: Am 6. August
wäre Andy Warhol 80 Jahre alt geworden.
Ihm zu Ehren läuft in einer „Langen KunstNacht“ (06.08.) ein Spezial-Programm. 40: Vor
40 Jahren kam „Bullitt“ mit Steve McQueen
in die Kinos. Peter Yates´ Action-Film mit seiner legendären Autoverfolgungsjagd ist am 8.
August zu sehen. 24: In der „Nacht der FH Düsseldorf“ (07.08.) laufen als Uraufführung Kurzfilme von 24 Absolventen des Fachbereichs 2
der FH Düsseldorf. 1: Reto Caffi erhielt für
seinen Kurzfilm „Auf der Strecke“ den Studenten-Oscar 2008. Der Film läuft am 4. August im
„open.khm“-Programm der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM). Gestartet wird
am 1. August mit der „Nacht der Filmstiftung
NRW“. Dann läuft Jan Bonnys preisgekrönter Kurzfilm „Gegenüber“. Das vom Inter-media art institute Düsseldorf ausgewählte Kurzfilmvorprogramm des Abends ist der in
diesem Jahr verstorbenen Medienkünstlerin
Nan Hoover gewidmet. Hoover war von
1986 bis 1996 Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf. Gefördert werden die Hafenlichtspiele von der Staatskanzlei NRW,
dem Kulturamt der Stadt Düsseldorf und der
Filmstiftung NRW. Der Eintritt ist frei. Das
komplette Programm unter www.filmwerkd.de.
Filmwerkstatt, Tel. (0211) 4080701;
[email protected]
dok you: Dokus
von und für Kids
Das Projekt dok you will Kinderfernsehen,
Filmkultur und Filmbildung miteinander vernetzen. Dabei sollen erfahrene Filmemacher gemeinsam mit Kindern Dokumentarfilme entwikkeln und umsetzen. Zunächst dürfen 15 ausgewählte Schulen aus Nordrhein-Westfalen mitmachen und Workshops für Kinder im Alter von
10 bis 13 Jahren ausrichten, in denen sie mit
Filmprofis Ideen für Dokumentarfilme entwikkeln. Eine Fachjury wird dann im März 2009 die
spannendsten Stoffe auswählen, die im Anschluss von Filmemachern in Zusammenarbeit
mit den Kindern realisiert werden. Für die fertigen Filme sind Fernsehausstrahlungen und Kinovorführungen sowie eine Zusammenstellung
auf DVD geplant. Dok you wird initiiert von der
Dokumentarfilminitiative im Filmbüro
NW (dfi) und doxs!, der Kinderfilmsektion der
Duisburger Filmwoche. Unterstützt wird
das Projekt unter anderem von der Staatskanzlei des Landes NRW, der Filmstiftung NRW und dem WDR. Zudem wird es
bei der Realisierung der Filme Kooperationen mit
der ifs internationale filmschule köln, der
Kunsthochschule für Medien sowie der
FH Dortmund geben.
dfi, Tel. (0208) 471934;
[email protected]
Highlights für den Herbst
Am 6. und 7. August können sich Kinobetreidom. Die Veranstaltung ist die Fortsetzung der
ber bei der Film-Messe Köln 2008 gründim letzten Jahr gestarteten „Indie-Film-Messe“.
lich über das Filmangebot im zweiten Halbjahr
Mehr Infos: www.mmmedia-kino.de.
MMmedia, Tel.: (040) 675 991-17;
informieren. An den beiden Tagen präsentieren
[email protected]
die wichtigsten deutschen Verleiher sowie der
US-Verleiher Universal Pictures International zeitversetzt in verschiedenen Sälen des Kölner Cinedom die
Höhepunkte aus ihrer herbstlichen Verleihstaffel. Auf
dem Programm stehen 21 Filme, darunter etwa der ActionFilm „Wanted“, die Komödie
„Geschichten vom Brandner
Kaspar“ von Joseph Vilsmaier, das Drama „Grace is
gone“ und einige Überraschungsfilme. Gleich am 6.
August gibt es auch Gelegenheit, sich bei einem Get Together über das Programm auszutauschen. Ausrichter der
Film-Messe sind im Auftrag
der Verleiher die Agentur
MMmedia und der Cine- John Cusack in „Grace is gone“, Foto: Central Film Verleih
Bitte vormerken
Programmprämien in Neuss
Christine Diersing, Ron Kellermann, Arne Ludwig und Surk-ki Schrade sind die
Dozenten einer Autorenwerkstatt, die das Kölner Filmhaus eröffnet. An zehn mal zwei
Workshoptagen entwickeln die Teilnehmer über
einen Zeitraum von elf Monaten ihre eingereichten Ideen über das Exposé zum professionellen,
verkaufsreifen Treatment. Der erste Workshop
findet vom 12. bis 14. September statt. Mehr
Info: www.koelner-filmhaus.de.
Kölner Filmhaus,
Tel. (0221) 222710-52;
[email protected]
Premiere bei der Vergabe der Jahresfilmprogramm-Prämien der
Filmstiftung NRW: Erstmals werden die Prämien an engagierte Kinobetreiber aus Nordrhein-Westfalen in Neuss vergeben, wo am 19. November prominente Paten aus der Filmbranche die Urkunden im Rheinischen Landestheater überreichen werden. Bis zur Verleihung bleibt
die Höhe der einzelnen Prämien wie auch in den Vorjahren geheim.
2007 vergab die Filmstiftung insgesamt 397.000 Euro an 55 NRWKinos für ihr herausragendes Programmangebot.
Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; [email protected]
Bühne frei für die Programmprämien im Rheinischen Landestheater,
Foto: Rheinisches Landestheater Neuss
Meldungen – newsletter 4/2008
5
Christian Dorsch (Geschäftsführer German Films) mit
Int. Einkäufern und Verkäufern, Simona Calcagni
(Archibald Enterprise Film),
Philipp Hoffmann
(The Match Factory) und
Ben Friedman
(The Weinstein Company)
Einkäufer aus Frankreich:
Sarah Chazelle (Jour 2 Fete),
Ines Prados und Idoia Serrano
Azcona (beide Medula Films),
Fotos: Filmstiftung NRW
Network vergibt
den Movie-Star
Dokumentarfilm
lernen bei Kubny
Die Kölner Network Movie stiftet einen neuen Medienpreis. Der mit 10.000 Euro dotierte
Network Movie-Star werde an herausragende Leistungen in den Bereichen Drehbuch,
Regie oder Schauspiel gehen, so die Geschäftsführer Jutta Lieck-Klenke und Reinhold
Elschot. In der Jury sitzen die Schauspielerinnen Anja Kling und Natalia Wörner, der
Regisseur Matti Geschonneck und ZDFFernsehfilmchef Hans Janke. Der Network
Movie-Star soll den Autoren-Preis ersetzen, mit
dem in den vergangenen Jahren u.a. Florian
Henckel von Donnersmarck und Hannah Hollinger bedacht wurden. Die Preisverleihung findet am 10. Oktober im Rahmen des
Fernseh- und Filmfestivals Cologne Conference (08.-13.10.) statt. Am darauf folgenden
Tag wird in Köln der Deutsche Fernsehpreis
vergeben, die Federführung liegt turnusmäßig
in diesem Jahr beim ZDF.
Network Movie, Tel. (0221) 948880;
[email protected]
Die neue Dokumentarfilmschule von Filmemacher Werner Kubny bietet auch im Sommer und Herbst Kurse an. Am 29. August startet ein fünftägiger Grundkurs, der die Grundlagen des Dokumentarfilms vermitteln und Fragen
wie „Wo stehe ich? Was brauche ich?“ beantworten soll. Anfang Oktober schließt sich ein dreitägiges Modul zum Thema Bildgestaltung an, das
sich vor allem an Kameraleute und Dokumentarfilmer mit Bildvisionen richtet. Ende Oktober bietet die Dokumentarfilmschule eine Werkstatt an,
in der an fünf Tagen an den Projekten der Teilnehmer gearbeitet wird. Alle Details zu den Inhalten
und Teilnahmebedingungen unter www.dokumentarfilmschule. de.
Dokumentarfilmschule,
Tel. (02266) 3757;
[email protected]
Independent Film
Week: Pitchen im
Big Apple
Zum 80. Geburtstag des Kölner Kinos Rex am
Ring lief Billy Wilders „Manche mögen’s
heiß“. Dementsprechend las Ehrengast Hellmuth Karasek aus seinem Buch „Billy Wilder – Eine Nahaufnahme“. 1928 war das Haus
unter dem Namen „Lichtspiele des Westens“
der letzte große Kinoneubau der Stummfilmzeit. Ein Jahr später liefen hier die ersten Tonfilme. Nach dem Krieg übernahm Herbert
Strate das Rex und baute es in den 70er Jahren zum Schachtelkino um. Catherine Laakmann, die auch das Metropolis am Kölner
Ebertplatz betreibt, erfüllte 2000 Strates Wunsch
und erwarb nicht nur das Kino, sondern das
ganze Haus. Laakmann: „Ich hatte große Visionen, wollte das Haus komplett umbauen, aber
auch mit Kredit war klar, dass das nicht geht.“
Was ging: überall neue Sitze und Teppichböden
einzubauen. Allein in die Lüftungsanlage investierte Laakmann 60.000 Euro. Inzwischen ist
das Rex mit bislang über 1,77 Millionen Besuchern das erfolgreichste „One-Dollar-Kino“ der
Republik – und das letzte. Laakmann: „Unser
Publikum ist aber kein Billigpublikum. Zum Eintrittspreis von 2,99 Euro probieren die Leute einfach mehr aus.“
Rex, Tel. (0221) 97262-97;
[email protected]
Vom 14. bis 19. September feiert die Independent Film Week, vormals bekannt als Independent Film Market, in New York ihren 30. Geburtstag, und die NRW-Produzenten Markus
Halberschmidt von der Düsseldorfer Busse & Halberschmidt Filmproduktion und
Ewa Borowski von der Kölner eastart pictures sind dabei. Auf dem Internationalen Koproduktionsmarkt No Borders werden sie ihre
Projekte „Heaven on Earth“ und „Fields of Blackbirds“ vorstellen und dafür um internationale
Partner werben. Vorgeschlagen wurden die beiden Produzenten von der Filmstiftung
NRW, die den Filmmarkt im Big Apple sponsert. Mehr Infos: www.ifp.org.
Michael Schmid-Ospach,
Staatssekretär für Kultur
Hans-H. Grosse-Brockhoff
und Alfred Hürmer
(Aufsichtsratsvorsitzender
German Films)
German Films Previews: Kölner Lichter
Es gibt kleine, aber feine Veranstaltungen, von
denen die breite Öffentlichkeit kaum Notiz
nimmt, die aber ungemein wichtig für die Wirtschaft sind. Dazu gehört im Filmbereich die Verkaufsmesse German Films Previews, die die
German Films Service + Marketing
GmbH mit Unterstützung der Filmstiftung
NRW im Juli zum zweiten Mal in Köln veranstaltete. Dabei ging es auch in diesem Jahr wieder ausschließlich um deutsche Filme und internationale Koproduktionen mit mehrheitlich
deutscher Beteiligung. So gesehen ist das DreiTage-Ereignis durchaus ein Gradmesser für den
Erfolg, den das Label Deutscher Film im Ausland
genießt. Dessen derzeit gutem Ruf folgten 80
Einkäufer von Verleihfirmen aus 24 Ländern an
den Rhein. Zum ersten Mal waren auch Einkäufer aus Nord- und Südamerika sowie aus Asien
dabei. Allein aus den USA und Großbritannien
kamen 17 Teilnehmer, aus Frankreich 11. China war dreimal vertreten, darunter auch Hoi
Wong, Executive Director der Hongkonger
First Distributors. Im Cinedom traf die
Kundschaft auf zwölf Weltvertriebe, von denen
sie die Filmrechte für ihre Territorien erwerben
konnten. Auf dem Programm standen 23 Filme,
darunter zahlreiche Premieren, die in drei Kino-
6
sälen gezeigt wurden oder in der DVD-Library
zur Verfügung standen. Michael Weber, Geschäftsführer des Kölner Weltvertriebs The
Match Factory, schätzt, dass bei solchen
Meetings 15 bis 20 Verkäufe getätigt werden.
Nach Angaben der stellvertretenden German
Films-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek wurden in Köln u.a. „Berlin Calling“,
„Friedliche Zeiten“ und „Falco“ verkauft. Auch
Filme wie „Wolke 9“, „Das Fremde in mir“ und
„Tulpan“, die schon in Cannes zu sehen waren,
fanden ihre Käufer. Dass das noch nicht alles
war, weiß German Films-Geschäftsführer Christian Dorsch: „Auch wenn die Unterschrift
nicht sofort geleistet wird, kommt es zu weiteren Verträgen.“ Voraussetzungen für die guten
Geschäfte waren die gute Logistik und ein luftiges Rahmenprogramm. Zweimal ging es auf
die – neben dem Dom – höchsten Türme am
Platz: Vom KölnTurm konnten die Gäste aus aller Welt die „Kölner Lichter“ verfolgen, als sei
das Großfeuerwerk nur ihnen zuliebe veranstaltet worden. Die Stadt Köln würde das augenzwinkernd bestätigen. Neben dem Land NRW
unterstützte auch die Stadt die Previews.
German Films, Tel. (089) 599787-0;
[email protected]
NRW: Crash-Kurs
für Cluster
Mit Mitteln aus dem NRW-Ziel 2-Programm (EFRE) 2007-2013 will die Landesregierung NRW Innovationen und Kooperationen fördern sowie die Wettbewerbsfähigkeit an Rhein und Ruhr entwickeln. Die insgesamt verfügbaren Gelder in Höhe von 1,28
Milliarden Euro werden über Wettbewerbe verteilt. Der entsprechende Wettbewerb „Medien.NRW“ startet am 14. August. Damit sich
potenzielle Teilnehmer in den recht komplexen
Wettbewerbsstrukturen zurechtfinden können,
findet vom 19. bis 21. August in Köln, Dortmund und Düsseldorf je eine Informationsveranstaltung statt – jeweils in den örtlichen IHKs.
Auskunft geben jeweils Rainer Weiland, in
der Staatskanzlei Leiter des Referats Medienwirtschaft, Werner Schwaderlapp, Direktor des
Kölner Memi-Instituts, und Michael Knappe als Ansprechpartner der NRW Bank. Vorabinfos gibt es auch unter www.medien.
nrw.de und www.ziel2-nrw.de.
Staatskanzlei NRW,
Tel. (0211) 837-1473;
[email protected]
newsletter 4/2008
– Meldungen
Rex Kino: Glückwunsch zum 80.
Catherine Laakmann und
Geburtstagsgast Hellmuth Karasek,
Foto: Metropolis Lichtspieltheater
FilmSchauPlätze
trotzen dem Regen
Preise aus Serbien für „Love and other Crimes“ der Kölner Coin Film, Foto: Coin Film
Preise für geförderte Filme
In Fröndenberg sorgten auf dem Golfplatz Gut
Neuenhof wenigstens die Boxen der Driving Rag
für trockenen Filmgenuss: Die Besucher der
FilmSchauPlätze, bei denen die Filmstiftung NRW bereits zum elften Mal kostenlos
Open-Air-Kino an außergewöhnlichen Orten
präsentiert, standen in diesem Jahr häufig im Regen. Seit dem 9. Juli tourt die Freiluftfilmreihe,
die unter der Schirmherrschaft von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers steht, durch
die Region, ohne die Hoffnung auf besseres
Wetter aufzugeben, denn bis zum Abschluss am
2. August mit „Hände weg von Mississippi“ in
Leverkusen-Opladen stehen noch einige Höhepunkte auf dem Programm: So ist am 24. Juli
auf dem ADAC-Übungsgelände in Grevenbroich
der Rennklassiker „Grand Prix“ zu sehen, und
nur einen Tag später folgt in der ehemaligen NSOrdensburg Vogelsang als Kontrapunkt zu dem
Der Oscar-Gewinner „Die Fälscher“
im ehemaligen Nazi-Schulungszentrum
in Vogelsang, Foto: Karl Pauly
geschichtsbelasteten Ort eine Aufführung von
Stefan Ruzowitzkys KZ-Drama „Die Fälscher“.
Das komplette Programm mit allen verbleibenden Spielorten und Filmen unter
www.filmschauplaetze.de.
Ludwigshafen, Monte Carlo,
München und Serbien
Dominik Graf erhielt im Juni auf dem 4. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen den Filmkunstpreis 2008 für seinen Film „Das
Gelübde“. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis
ging zu gleichen Teilen an den Regisseur sowie
die Produzenten Winka Wulff und Michael Hild. Die Colonia Media-Produktion, die
im Münsterland gedreht wurde, ist der erste
Fernsehfilm, der in der kurzen Geschichte des
Festivals den Hauptpreis in Ludwigshafen gewinnen konnte.
Ebenfalls im Juni durfte sich Katharina
Wackernagel beim 48. Monte-Carlo Television Festival über eine Goldene Nymphe
für ihre Rolle in „Contergan” freuen. Bei der Verleihung des Robert-Geisendörfer Preises
erhält der WDR für seinen Themenschwerpunkt
„Contergan“ den Sonderpreis der Jury. Die Intendantin des WDR, Monika Piel, und Regis-
seur Adolf Winkelmann werden die Auszeichnung am 17. September in München in
Empfang nehmen.
Regisseur Stefan Arsenijevic wurde für
seinen Film „Love and other Crimes“ Ende Juni mit dem Serbischen Filmpreis Ibis ausgezeichnet. Außerdem gewann die Produktion
der Kölner Coin Film Anfang Juli beim Sofest
Film Festival im serbischen Sopot den Preis
für das Beste Drehbuch und Anica Dobra die
Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin.
Beim Filmfest München schließlich erhielten Peter Sehr und Marie Noëlle Anfang Juli für ihre gemeinsame Regie bei dem Kinofilm „Die Frau des Anarchisten“ den mit
10.000 Euro dotierten Bernhard Wicki Filmpreis Die Brücke – Der Friedenspreis
des Deutschen Films.
„Arbeit für alle“: Kurzfilm von Matthias Vogel und Thomas Oberlies, Foto: Fantasy Filmfest
Fantasy Filmfest in Köln und Dortmund
Vom 20. bis 27. August gastiert das Fantasy Filmfest im Kölner Cinedom und im Dortmunder
Cinestar. „Die Zeit des Happyends im Genrefilm scheint vorbei. Der Einfluss gesellschaftlicher Zustände ist in diesem Jahr spürbar wie selten zuvor“, charakterisieren die Veranstalter ihr Programm,
das in diesem Jahr den Freunden des Fantasy-Films rund 70 Langfilme bietet. Alle Filme und Termine unter www.fantasyfilmfest.com.
Zehn Jahre
„Afrika in Köln“
Marx auf dem Petersberg
Auf dem Petersberg nahmen Helgard Haug und Daniel Wetzel, auch bekannt als Künstlergruppe Rimini Protokoll, am 2. Juni den Hörspielpreis der Kriegsblinden /Preis für Radiokunst entgegen. Sie sind die 57. Preisträger und erhielten die renommierte Auszeichnung,
die vom Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. und der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen getragen wird, für ihr Hörspiel „Karl Marx: Das Kapital, Erster Band“. Die Laudatio hielt die Jury-Vorsitzende Anna Dünnebier. Auf dem Foto (v.l.) Michael Schmid-Ospach, Anna Dünnebier,
Dieter Renelt, Helgard Haug und Daniel Wetzel. Foto: Filmstiftung NRW
Meldungen – newsletter 4/2008
Bereits zum zehnten Mal wird dieses Jahr in Köln
das Afrikanische Filmfestival zu Gast sein.
Wie es der Titel „Jenseits von Europa“ vermuten lässt, werden vom 7. bis 26. Oktober ausschließlich afrikanische Produktionen auf dem
bunten Programm stehen. Ein Highlight der Veranstaltung wird die Retrospektive zehn filmhistorischer Raritäten aus 50 Jahren afrikanischen
Filmschaffens sein. Anlässlich des 10-jährigen
Bestehens werden zehn Regisseure aus Afrika
ihre aktuellen Produktionen mit dem Publikum
besprechen. Das Programm beinhaltet auch eine Auswahl der besten Spiel-, Dokumentar und
Kurzfilme, die auf dem 30. panafrikanischen
Filmfestival FESPACO in Ouagadougou (Burkina Faso) präsentiert wurden. Organisiert wird
das Festival mit Förderung der Filmstiftung NRW
alle zwei Jahre von FilmInitiativ Köln. Erste
Infos unter www.filminitiativ.de.
Im Oktober in Köln: das Afrikanische
Filmfestival, Foto: FilmInitiativ Köln
7
Berufsgeheimnisse Nicola Pandel und
Sarah Wirtz
International Emmys zu Gast in Köln
In Köln fiel Ende Juni die Vorentscheidung des
International Emmy Award 2008. Fünf
Jurys, jeweils besetzt mit zehn Branchenexperten, entschieden in fünf Kategorien über das
Weiterkommen der 60 verbliebenen Wettbewerbsbeiträge aus ganz Europa. Im Anschuss
an die Jury-Sitzungen baten Academy-Botschafter Leopold Hoesch (Broadview TV), das
Academy-Mitglied Michael Smeaton
(Smeaton Entertainment) und ZDF Enterprises als Mitveranstalterin die Jury und weitere Branchenvertreter zum Cocktail in die Kölner Marienburg. Unterstützt wurden die Semi-
Final Judgings u.a. von der NRW-Bank, der
Landesanstalt für Medien NRW und der
Filmstiftung NRW. Die finalen Emmy-Nominierungen werden am Rande der Mipcom
(13.-17.10.) in Cannes bekannt gegeben. Die
Gewinner erhalten die Auszeichnung bei einer
festlichen Gala am 24. November in New York.
Die International Academy of Television Arts & Sciences ist der weltweit größte
Zusammenschluss von Sendern mit Mitgliedern
aus nahezu 70 Ländern und mehr als 400 Unternehmen.
Weitere Infos unter www.iemmys.tv.
Messerstich in Nahaufnahme (oben), Nachgebauter Silikonhals (unten), Fotos: White Rabbit FX
Berufsgeheimnisse, 3. Folge
White Rabbit FX
n unserer Reihe Berufsgeheimnisse wird es
dieses Mal blutig: Nicola Pandel und Sarah
Wirtz von der Kölner White Rabbit FX verraten, wie man in einer Naheinstellung zeigen kann, dass eine Messerklinge tief in
menschliche Haut eindringt und die Wunde
von innen heraus blutet.
Normalerweise verwendet man für einen
Einstich ein so genanntes „Retractable Knife“, ein Messer also, dessen Klinge im Griff
verschwindet. Danach wird die blutende
Wunde gezeigt. Das funktioniert gut für die
Ferne. Möchte man jedoch in einer Nahaufnahme zeigen, wie etwas in Haut eindringt,
benötigt man einen
Nachbau der entsprechenden Körperstelle.
In diesem Fall ist es ein
Einstich seitlich in den
Nicola Pandel
(rechts) und
Hals eines Schauspielers
Sarah Wirtz
Foto: White Rabbit FX für den Thriller „Butchered, keiner kann entkommen“. Pandel und Wirtz nahmen dafür
einen Teilabguss des betreffenden Halses und
bauten diesen in einem sehr hautähnlichen
Material, so genanntem Silikongel, nach.
Dann malten sie einen Bartschatten, stachen
einige Brusthaare und bauten ein Ballonschlauch ein, der die Bewegung der Halsschlagader imitiert, sowie ein Bloodbag mit
Schlauch, das ausreichend Blut aus der Wunde fließen lässt.
Sticht nun das echte Messer in den Nachbau, gibt die Haut sehr realistisch nach; wird
die Klinge herausgezogen, platzt die Wunde bei einer leichten Dehnung des Halses auf,
und Blut strömt heraus. Da sich das Silikongel sehr gut wieder verschließt, kann man
den Take mehrfach wiederholen.
„Die heutigen Techniken und Materialien
ermöglichen uns eine viel authentischere Darstellung von Dummies und Charakter-Makeups, die wir in enger Zusammenarbeit mit
Chefmaskenbildnern, Kameraleuten, Be-
I
8
„Cowboy Angels“ von Kim Massee siegte beim Publikum in Köln, Foto: IFFF
leuchtern sowie auch Computeranimation
und Schnitt ins rechte Licht rücken”, so Pandel und Wirtz, die dem Newsletter auch noch
ein Rezept für geronnenes Blut verraten. Die
Zutaten: Kaffeepulver, Filmblut und schwarzes Pigment.
Im Januar 2008 gründeten die beiden
Frauen die Firma White Rabbit FX Nicola Pandel & Sarah Wirtz Gbr, nachdem das Team,
das zehn Jahre Berufserfahrung vorweisen
kann, bereits im Mai 2007 ein eigenes Atelier in Köln eröffnet hatte. Zu „WRFX“ gehören außer den Firmengründerinnen als freie
Mitarbeiter die Special Make-up Artists Uta
Bucklitsch, Anna Kagerbauer, Johanna Koch,
Jörg Runk und Vanessa Schneider, die jegliche 3D-Teile für Make-ups, Dummies, aber
auch kleinere Nachbauten von Props erstellen und je nach Bedarf am Set betreuen. Ihr
Können bewiesen die Make-up-Künstler unter anderem bei „Emmas Glück“, „Running
Scared“, „Tarragona“ und „Switch Reloaded
II+III“.
White Rabbit FX
Nicola Pandel & Sarah Wirtz Gbr,
Tel. (0221) 99390447;
[email protected]
Wenn auch Sie uns Ihre Tricks
und Berufsgeheimnisse verraten
möchten und sich und Ihre Arbeit
im Newsletter der Filmstiftung
NRW vorstellen wollen, senden
Sie uns einfach eine Mail an
[email protected]
Rückblick Frauenfilmfestival
Mit dem Länderfokus China traf das Internationale Frauenfilmfestival im April mitten
ins Schwarze. Nicht nur auf filmästhetischer, sondern auch auf politischer Ebene ergaben sich in
Köln zahlreiche spannende Begegnungen mit
Gästen wie den Regisseurinnen Ning Ying und
Fang Yan sowie der Pekinger Filmwissenschaftlerin Jinhua Dai, die auch Mitglied der
Internationalen Jury war. Gemeinsam mit Barbara Buhl und Nina Menkes entschied sie
sich für „L’homme qui marche“ als Gewinner des
Debüt-Spielfilmwettbewerbs. Den mit 10.000
Euro dotierten Preis nahm die Regisseurin Aurélia Georges bei der Verleihung persönlich
entgegen. Der von der Zeitschrift Choices mit
1.000 Euro dotierte Publikumspreis hingegen
ging an Kim Massee für ihren Film „Cowboy
Angels“. Zwei Neuerungen des diesjährigen Festivals erlauben ein nachträgliches Studium der
Aktivitäten: Studierende des Studiengangs Online-Redakteur der FH Köln und Studierende
der TU Dortmund haben gemeinsam ein Festival-Blog gepflegt, der nachträglich ebenso auf
der Website nachzulesen ist, wie die Festivalnews, ein gedruckter Festival-Daily, den die Website nun in PDF-Form zum Download anbietet
(www.frauenfilmfestival.eu).
Int. Frauenfilmfestival Dortmund|Köln,
Tel. (0231) 5025162;
[email protected]
Aachener Drehbuchpreis
Der Aachener Wolfgang Quest ist der Gewinner des Aachener Drehbuchpreises, den die
Stadt Aachen erstmals ausgelobt hat. Für einen 200-Sekunden-Kurzfilm sollten die soziokulturellen Unterschiede, die Vielfalt und das daraus resultierende Potenzial in der Euregio MaasRhein thematisiert werden.
Aus den 18 Wettbewerbsbeiträgen wählte die Jury (Dieter Zeppenfeld, Georg
Maas und Günter Jekubzik) Quests Projekt
„Das Euregio-Orchester“ als Sieger aus. Die Plätze zwei und drei belegten Silvia Szymanski mit „Herr Kulessa“ und Sarah Wedler mit
„Hate/Love/Football“. Eine lobende Erwähnung
newsletter 4/2008
– Meldungen
ging an Michelle Philippen für ihren Beitrag
„Grenzerfahrung“.
Zusätzlich zu den Preisgeldern von 1.500
Euro für den Sieger und 750 Euro für den Zweiten und Dritten, erhält der Erstplatzierte 2.000
Euro und die Zweit- und Drittplatzierten jeweils
1.000 Euro für die Produktion. Die EuRegionale 2008 beteiligt sich außerdem mit 16.000
Euro an den Kosten für die filmische Umsetzung,
die anlässlich des diesjährigen Dreiländertages
am 25. Oktober im Kerkrader Schloss Rolduc
(Niederlande) präsentiert werden soll.
Stadt Aachen, Tel. (0241) 4327623;
[email protected]
Im Mai besuchte NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
die Sam Spiegel Film and Television School in Jerusalem.
Nikolaj Nikitin, Herausgeber des Kölner Filmmagazins Schnitt,
war dabei und berichtet für den Newsletter von dem Treffen.
Großer Preis der Stadt Oberhausen für „Chainsaw“ von Dennis Tupicoff, Foto: Dennis Tupicoff
Besuch bei
Freunden
Rückblick Kurzfilmtage
Trotz besten Frühlingswetters strömte das Publikum im Mai in die aus 430 Filmen bestehenden Sonderprogramme und Wettbewerbe der 54. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, zusammen gestellt aus knapp 6.000 Einreichungen. Auffallend am Internationalen Wettbewerb war in diesem Jahr die mehr als ohnehin in Oberhausen herrschende Überzahl dokumentarischer Erzählformen,
deren Grenzen von den Filmemachern umfangreich ausgelotet wurden. Diese Tatsache spiegelte sich
denn auch in der Vergabe der Preise: Mit „Die Tragöden aus der Stadt“ von Eva Könnemann gewann ein Dokumentarfilm den Deutschen Wettbewerb, während den Großen Preis der Stadt Oberhausen Dennis Tupicoffs dokumentarisch-experimentelle Arbeit „Chainsaw“ für sich entscheiden
konnte. Alle Preisträger sowie weitere Informationen unter www.kurzfilmtage.de.
Kurzfilmtage Oberhausen, Tel. (0208) 8252652; [email protected]
Wuppertal ist in diesem Jahr Gastgeber des diesjährigen Nordrhein-Westfalen-Tages, der vom 29.
bis 31. August im Schatten der Schwebebahn stattfindet. Aus ganz NRW werden über eine halbe Million Besucher erwartet, denen unter dem Motto „Wuppertal bewegt. Sich. Mich. Dich“ ein riesiges Info- und Unterhaltungsprogramm geboten wird. Auch die Filmstiftung NRW, die sich und ihre Arbeit in einem Pavillon auf der Friedrich-Ebert-Straße präsentiert, kommt nicht mit leeren Händen. Bereits am 28. August lädt sie zur Premiere des geförderten Films „Elli Makra – 42277 Wuppertal“ ins Cinemaxx ein. Regisseur Athanasios Karanikolas drehte den Film 2006 in Wuppertal mit vielen Laienschauspielern aus der großen griechischen Gemeinde der bergischen Metropole. Mehr Infos zum
kompletten Programm unter www.nrwtag-2008.de.
Personalie Filmstiftung NRW
Impressum
Herausgeber:
Michael Schmid-Ospach,
Tanja Güss
der Kaistraße übernimmt Susanne Steube ([email protected]), die bereits in den
letzten Jahren bei der Vorbereitung und Durchführung des Filmkongresses mitgearbeitet hat. Aktuell steht dabei u.a. die Beteiligung der Filmstiftung
am Frankreich-NRW-Jahr im Oktober in Paris an.
Mehr Details dazu in der September-Ausgabe des
Newsletter.
Gestaltung/Layout:
inrhein, düsseldorf,
alfred friese
Chefredakteur:
Rüdiger Bertram
Titel:
„NoBody’s Perfect“
Foto: Ventura Film
CvD:
Stefanie Hadding
Redaktionsschluss:
21. Juli 2008
Redaktion:
Oliver Baumgarten,
Katharina Blum,
Peter Hanemann (A.R.T.)
Wolfgang Hippe (A.R.T.)
Anzeigenbetreuung:
Sonja Steinberg
Tel. (0211) 9305024
Mitarbeiter
dieser Ausgabe:
Günter Jekubzik, Uwe Mies, Tatjana Kimmel, Michael Dlugosch,
Jörg Gerle, Daniel Kothenschulte, Heike Meyer-Döring (MEDIA)
Redaktionsassistenz:
Sonja Steinberg
twas abgelegen, im Industriegebiet von
Jerusalem, findet sich eine der aktivsten
und erfolgreichsten Filmhochschulen der
Welt. 1989 wurde die Sam Spiegel Film
and Television School gegründet und hat
seitdem viele bekannte und erfolgreiche
Filmschaffende ausgebildet und etliche
Preise auf wichtigen Filmfestivals gewonnen. Der momentane Boom der israelischen Filmindustrie ist zum Teil auch dieser Schule zu verdanken, die ihre Studenten in den Fächern Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt und Produktion unterrichtet.
Jüngst gewann die studentische Arbeit
„Anthem“ die Cinefondation in Cannes.
Die Schule befindet sich im dritten Stock
eines älteren Hochhauses. Der Balkon ist
voll gestellt mit Blumen – der Erholungsraum für die Studenten zwischen den Seminaren. Eine strikte Hierarchie ist in den
Gängen der Schule kaum zu spüren, viele Türen stehen offen, etliche Studenten
sind am Abend noch eifrig bei der Arbeit.
Doch heute, an einem warmen Sommerabend Ende Mai, steht ein besonderer
Besuch an, und dafür wurde ein Stockwerk
höher ein Raum festlich hergerichtet. NRWMinisterpräsident Jürgen Rüttgers hat sich
angekündigt und besucht die Schule im
Rahmen seiner Israel-Reise – es ist der erste Halt für ihn. Begleitet wird er von Filmstiftung NRW-Geschäftsführer Michael
Schmid-Ospach und einer hochrangigen
Entourage aus Politik und Presse. Der Grund
für den hohen Besuch an der Schule ist die
Präsentation des Gemeinschaftsprojektes
„A triangle dialogue“ zwischen der Sam
Spiegel School, der Andrzej Wajda Master
School of Film Directing in Warschau und
der ifs internationale filmschule köln. Initiatorin des Projektes war im Sommer 2007
die Filmstiftung NRW, die das Projekt auch
finanziell unterstützt. Die Idee dahinter ist,
dass Studenten und Absolventen aller drei
Schulen an sechs gemeinsamen Dokumentarfilmprojekten (à 30 Minuten) arbeiten.
In ihren einführenden Reden plädierten
Rüttgers und Schmid-Ospach für eine ver-
E
NRW-Tag in Wuppertal
Perfektes Timing: Unmittelbar nach dem diesjährigen Internationalen Filmkongress der Filmstiftung NRW ging Katharina Blum, bei der Düsseldorfer Filmförderung nicht nur für den Filmkongress, sondern auch für Kongresse und ausländische Kontakte verantwortlich, in den Mutterschutz.
Der Redaktion des Newsletter bleibt sie in der
Zeit erhalten. Ihre Vertretung bei den Projekten in
VON NIKOLA J NIKITIN
Anzeigenschluss
für die nächste Ausgabe:
15. August 2008
Der newsletter ist kostenlos
und kann bei der Filmstiftung
NRW wahlweise als Print-Version
oder als PDF abonniert werden.
Sobald das PDF zum Download
zur Verfügung steht, werden Sie
per Mail informiert.
Die Berücksichtigung von
Terminen richtet sich
nach dem Erscheinen des
Newsletters im Internet.
Das kann leider dazu führen,
dass Termine bereits überholt
sind, wenn die Druckausgabe
des Newsletter ausgeliefert
wird, bietet aber die größtmögliche Aktualität für die
Download-Nutzer. Wir bitten
dafür um Verständnis.
Danke an alle Produzenten,
Sender & Verleiher für
ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen.
Tel.: (0211) 93 05 00
Fax: (0211) 93 05 085
Kaistraße 14
D – 40221 Düsseldorf
[email protected]
Meldungen – newsletter 4/2008
stärkte zukünftige Zusammenarbeit zwischen dem Filmland Israel und Deutschland.
Auch der Rektor der Sam Spiegel School,
Renen Schorr, äußerte Begeisterung über
die Kooperation mit den Partnern und das
Projekt. Im Mittelpunkt steht der soziokulturelle Austausch zwischen den drei Ländern, denn die Teilnehmer haben jeweils in
einem anderen Land gearbeitet und dadurch eine andere Geschichte und Kultur
kennen gelernt. Aber nicht nur auf dem Level dieser studentischen Initiative wird zwischen NRW und Israel seit einiger Zeit intensiv zusammengearbeitet. SchmidOspach führte als erfolgreiches Beispiel für
die zahlreichen Koproduktionen Eran Riklis
„Lemon Tree“ an, der bei der diesjährigen
Berlinale den Panorama-Zuschauerpreis gewann und im Oktober in Deutschland ins
Kino kommt. Besonders eng ist dabei die
Kooperation mit dem Israeli Film Fund. Deren Direktor, Katriel Schory, eine Galionsfigur der israelischen Filmindustrie, hat
durch seinen Einsatz und durch Reformen
vieles zum Erfolg des heimischen Kinos beigetragen.
Im Anschluss an die Reden wurden die
ersten bewegten Bilder des Projektes vorgeführt. Die anwesenden Gäste waren beeindruckt von der Präsentation zweier Filmausschnitte von Yael Reuveny (Sam Spiegel School) und Felix Hassenfratz (ifs). Schon
jetzt bestehe großes Interesse an der Aufführung des fertigen Filmwerks, so SchmidOspach. Nach der Präsentation und während eines gemeinsamen Essens entwickelten sich zahlreiche Gespräche, und so kam
an diesem Abend ein intensiver Diskurs zwischen den Nationen zustande. Der Ministerpräsident und Bildungsministerin Barbara Sommer hatten inzwischen die Schule verlassen, aber sicherlich spannende Eindrücke gewonnen, die sie auch mit zurück
nach NRW nehmen. Für die Beteiligten war
es nicht das letzte Treffen, denn im November folgt ein gemeinsamer „triangle dialogue“-Workshop in Köln. Shalom und Toda NRW.
9
• letter408_10-13
28.07.2008
12:56 Uhr
Seite 10
„global:digital:regional“ war das Motto des Internationalen Filmkongresses,
den die Filmstiftung NRW vom 6. bis 10. Juni im Rahmen des medienforum.nrw
FILMKONGRESS RÜ
Kongressleiterin Katharina Blum
(Filmstiftung NRW), Züli Aladag,
Sonia Mikich, Helga Trüpel,
Jürgen Vogel, Nursel Köse und
Hans-Christian Schmid (v.l.)
Michael Schmid-Ospach und Simon Perry
vom Irish Film Board mit dem Kooperationsabkommen.
Kooperation
mit Irland
m die kulturelle und wirtschaftliche
Zusammenarbeit der Produktionsfirmen in NRW und Irland zu intensivieren,
unterzeichneten Simon Perry vom Irish Film
Board und Filmstiftungschef Michael
Schmid-Ospach auf dem Filmkongress ein
Kooperationsabkommen. Im Rahmen der
Vereinbarung sollen Spiel- und Dokumentarfilme fürs Kino entstehen, an denen Produzenten aus beiden Ländern beteiligt
sind. Dabei sollen beide Partner gleichermaßen von dem Abkommen profitieren.
Die Unterstützung der Herstellung eines
Filmes durch einen Produzenten aus der
einen Region mit minoritärer Beteiligung
eines Produzenten aus der anderen Region soll abwechselnd zur Unterstützung der
Herstellung eines Filmes mit umgekehrter
Koproduzentenstruktur erfolgen.
In Köln warb Perry für Irland: „Irland ist
offen für Koproduktionen.“ Zwar sei das
Preisniveau hoch, dafür bekämen Produktionen aber ein Tax Break, eine Steuererstattung von 20 Prozent, der ab dem 1.
Drehtag freigegeben werde. Unterzeichnet wurde das Abkommen im Rahmen eines Workshops, den die Filmstiftung NRW
mit dem Irish Film Board, der MEDIA Antenne Düsseldorf und ACE veranstaltete.
U
Filmkongress-Panel
Wir sind Deutschland – Was kann die Kunst?
ünf Jahre war Züli Aladag, als er 1973 aus der Türkei nach
Deutschland kam. Seit Vater schaffte im Porsche-Werk in Stuttgart, „die neue Umgebung empfand ich zunächst als feindselig“,
erinnert sich der Regisseur („Wut“). Ein Jahr später war der kleine
Züli Mitglied eines Musikvereins und pflegte in Tracht das Brauchtum der Schwaben. Als der Vater von Schauspielerin Nursel Köse
(„Auf der anderen Seite“) zum ersten Mal seine Tochter in Deutschland besuchte, erwischte der Türke ausgerechnet einen Rosenmontag in der Karnevalshochburg Düsseldorf. Wen wundert’s, dass sein
erstes Urteil vernichtend ausfiel?
Die privaten Migrationsgeschichten der Panel-Teilnehmer trafen
die Kernfrage der Diskussion „Wir sind Deutschland – Was kann die
Kunst?“ (Moderation: Sonia Mikich): Hat der Film eine besondere
Verantwortung angesichts der Tatsache, dass jeder Fünfte in Deutschland einen Migrationshintergrund hat oder mit einem Zuwanderer
verheiratet ist? Man müsse über das Thema Quote nachdenken, konstatierte die Grüne Europapolitikerin Helga Trüpel: „Schließlich spie-
F
gelt sich diese gesellschaftliche Realität in den Produktionen nicht
wider.“ Nursel Köse glaubt nicht an die Heilkraft der Quote, auch
wenn „ich immer wieder die unterdrückte türkische Mutter geben
muss und vom Kostümbildner gefragt werde, ob ich mein Kopftuch
selber binden will“. Als „Migrant aus Hamburg-Schnelsen“ solidarisierte sich Jürgen Vogel und beschrieb, dass er es als Kind aus einer Arbeiterfamilie in der Filmbranche anfangs auch schwer gehabt
habe und über Rollen als Arbeiterkind und krimineller Jugendlicher
nicht hinausgekommen sei. „Das mit der Quote erledigt sich irgendwann von selbst“, prophezeite Aladag, und auch Hans-Christian
Schmid („Lichter“) sah in Reglementierungen keinen Sinn. Die Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem Thema Migration müsse kommen, forderte der Regisseur: „Fatih Akins Filme sind schließlich nicht Sozialarbeit, sondern Kunst.“ Darin waren sich
alle einig: Eine Entkrampfung und Normalisierung des
Themas Migration in der Kunst ist Voraussetzung für das
Entscheidende – einfach gute Filme.
moving nrw in der Flora
Glamouröse Sommer na
Günter Rohrbach (Präsident der Deutschen Filmakademie),
Jutta Müller (Müller & Seelig) und Wolf-Dietrich Brücker (WDR) genossen
gemeinsam den Sommerabend in der Flora.
Drehen bald mit Lars von Trier in NRW: Peter Garde, Tine Möller und
Peter Aalbeck Jensen von Zentropa
Kamen direkt vom „Laura“-Set:
Senta Berger mit Christiane Paul
Gipfeltreffen: die Regisseure Tom Tykwer
und Sönke Wortmann
10
newsletter 4/2008
– Rückblick Int. Filmkongress
• letter408_10-13
28.07.2008
12:56 Uhr
Seite 11
in Köln veranstaltete. Der Newsletter fasst die wichtigsten
Diskussionen und Ereignisse für Sie noch einmal zusammen.
Wim Wenders mit
seinem Produzenten
Jean Piero Ringel im
Cinenova
SS RÜCKBLICK
Die KinoSpecials
Maria Schrader,
Dieter Wellershoff,
Bettina Oberli,
Mario Adorf,
Gesine Lübben,
Max Färberböck
und Annette
Dittert (v.r.)
ch wollte einen Film machen, in dem es um etwas geht. Häufig geht
man heute ins Kino, und es geht um gar nichts.“ Wim Wenders ließ
sich nach der Eröffnung der Filmreihe KinoSpecials durch seinen Film „Palermo Shooting“ im Kölner Cinenova viel Zeit, die Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Er sprach dabei auch über seine persönliche Todeserfahrung, die ihn dazu bewegt hatte, einen Film über den Tod zu
machen. Ähnlich persönlich waren auch die Vorführungen der anderen
Filme der KinoSpecials, wie Lars von Triers „The Boss of it all“ Open Air
in der Kölner Radrennbahn, Eran Riklis´ „Lemon Tree“, „Selbstgespräche“
und „Mr. Average“.
I
medienforum.nrw
iel arbeiten und gute Ergebnisse schaffen, ohne groß darüber zu reden“, so charakterisierte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in seiner
Eröffnungsrede beim medienforum.nrw die Medienbranche an Rhein und
Ruhr. Zumindest eines soll in Zukunft besser werden. „Wir müssen anfangen, im Ausland und anderswo über unsere Stärken zu reden. Deshalb sind die internationalen Produktionen in NRW wichtig.“ Rüttgers’
Rede war der Auftakt für das 20. medienforum.nrw, bei dem sich 3.000
Teilnehmer und mehr als 350 Medienexperten über das Motto „Vom Wert
der Medien“ sowie über Trends und Tendenzen in den Bereichen Rundfunk, Film, Print, Online und Telekommunikation diskutierten. Fürs Auge bot das Festival Großes Fernsehen die neuesten TV-Produktionen aus
dem In- und Ausland.
2009 findet das medienforum.nrw vom 22. bis 24. Juni wieder
in Köln statt.
V
Filmkongress-Panel: Literaturverfilmung
n den USA tritt der Verlag Random House bereits als Filmproduzent auf“, berichtete Anna Katharina Werdnik, bei
der Frankfurter Buchmesse für alle Filmaktivitäten zuständig. So weit sei man in Deutschland noch nicht, relativierte Gesine Lübben vom Diogenes Verlag. Sie versuche bislang erfolglos, ihre Chefs zu überzeugen, die Rechtezahlungen in den Film zu investieren und dafür an den Gewinnen
teilzuhaben. Zu unterschiedlich seien die Branchen noch.
Was sie vereint, ist die Begeisterung für gute Geschichten, da war für alle Panel-Teilnehmer (Moderation: Annette Dittert) Konsens. Regisseur Max Färberböck erzählte von
seinen Erfahrungen bei „Aimée und Jaguar“: „Ich habe das
Buch einmal gelesen und dann versucht, aus
der Erinnerung das Drehbuch zu
schreiben.“ Allerdings habe jedes
Buch seine Poetik und erfordere eine andere Herangehensweise. Ma-
I
ria Schrader, Hauptdarstellerin in „Aimée“, hat mit „Liebesleben“ ihr Regie-Debüt mit einer Literaturverfilmung abgeliefert: „Die Autorin hatte Vertrauen zu mir und ließ mir immense Freiheiten. Zum Glück sind wir immer noch befreundet.“ Auch Regisseurin Bettina Oberli, die gerade „Tannöd“
verfilmt, betonte: „Wir müssen für den Film viel weglassen,
aber auch viel dazu erfinden.“
Weil vom Regisseur zu viel dazu erfunden wurde, hat der
Kölner Buchautor Dieter Wellershoff schon vor langer Zeit
das Drehbuchschreiben aufgegeben, die damals erlernte Filmdramaturgie helfe ihm aber auch heute noch bei seinen Romanen. Anekdotisches konnte Mario Adorf von den Dreharbeiten zur „Blechtrommel“ erzählen: „Schlöndorff hatte großen Respekt vor Grass. Am Anfang kam er oft zum Drehort.
Grass hat uns Schauspielern erklärt, die Romanfiguren seien eigentlich alles negative Figuren, aber jeder habe seinen
heldischen Moment, den wir erkennen müssten.“
Max Färberböck hat zum Thema Literaturverfilmung übrigens noch viel
mehr zu erzählen, als in seinem Interview in der Juni-Ausgabe des Newsletters, in der wir versehentlich eine unvollständige Version abdruckten. Das
vollständige, lesenswerte Interview finden Sie unter www.filmstiftung.de/
newsletter/ faerberboeck.pdf
Nachlese
er Flora
mer nacht
ine „Trendumkehr“ kündigte ein gut gelaunter NRW-Minister auf dem Flora-Empfang
der Filmstiftung NRW an. Europa-Minister Andreas Krautscheid dankte dem Team der Düsseldorfer Filmförderung und zeigte sich zuversichtlich, dass die Filmstiftung NRW im nächsten Jahr „etwas mehr in der Kasse hat“. Die
rund 900 Gäste und Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach hörten es gerne. Als „Abend
der großen Regisseure“ taufte Schmid-Ospach
den moving.nrw-Empfang, zu dem u.a. Heinrich Breloer, Tom Tykwer, Sönke Wortmann,
Sherry Horman, Malgorzata Szumowska und
direkt aus LA der Sieger des Student Academy
Awards Reto Caffi angereist waren. Auch Senta Berger, die mit ihrer Kollegin Christiane Paul
vom „Laura“-Set in die Flora kam, zeigte sich
von NRW begeistert: „Für mich ist die Filmstiftung eine echte Anstifterin.“
E
Der stolze Oscar-Gewinner Reto Caffi („Auf der Strecke“) freute sich mit
NRW-Minister Andreas Krautscheid und Michael Schmid-Ospach
Vom Set in die Flora: die „Wüstenblume“- Schauspieler Juliet Stevenson,
Liya Kebede, Sally Hawkins und Craig Parkinson (v.l.)
Christine Ruppert (Tatfilm)
mit Meinolf Zurhorst (ZDF/Arte)
Rückblick Int. Filmkongress – newsletter 4/2008
Schauspielerin Christine Urspruch zu
Gast in Köln
11
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28.07.2008
12:57 Uhr
Seite 12
„Wer soll das
bezahlen?“,
diskutierten die
Panel-Teilnehmer,
als es um die
Umrüstung der
Kinos ging.
Filmkongress-Panel: Film digital
n drei Teilen widmete sich die Gesprächsreihe „Film digital“, die in Kooperation mit
dem film & fernseh produzentenverband
nrw veranstaltet wurde, der Verwertungskette von Filmen.
Nach einem Referat von Dr. Frank Eickmeier (Anwaltskanzlei Unverzagt von Have) über die aktuellen gesetzlichen Entwicklungen in Bezug auf „neue Nutzungsarten“
(siehe auch Newsletter 3/2008) richtete sich
die Diskussion auf „Chancen und Gefahren
der digitalen Filmauswertung“ (Moderation: Dirk Dotzert). Dass hier an Gesprächsbedarf kein Mangel herrscht, bewies die
von Produzent Tom Spieß (Little Shark Entertainment) eingeworfene Zahl von
350.000 illegalen Downloads, die etwa
„Deutschland – ein Sommermärchen“ bereits drei Tage nach Kinostart zu verzeichnen hatte. Verschiedene Wege zeichnen
sich ab, um diese alarmierenden Verluste,
die von der Filmbranche hinzunehmen sind,
abzumildern. Der direkteste scheint jener zu
sein, die Filme überhaupt erst einmal legal
anzubieten. Mag auch die Schließung des
Filmportals „in2movies“ bekümmern, immerhin gemeinsam von den Riesen Bertelsmann und Warner getragen, so verbreitet
ein anderes, unabhängiges Projekt Hoffnung. Der Filmemacher C. Cay Wesnigk
stellte das Projekt www.onlinefilm.org vor,
ein Zusammenschluss von Urhebern, die ihre Filme (zumeist Dokumentarfilme) erfolg-
I
reich selbst online vertreiben – ein Zukunftsmodell? Während sich beim Online-Vertrieb
der Markt also erst nach und nach aufzustellen beginnt, steht die Entscheidung eines ganz anderen Grundsatzes noch gänzlich aus: die digitale Umrüstung der 3.700
deutschen Leinwände. „Wer soll das bezahlen?“, fragte das Panel, das Andreas Kramer
(Hauptverband deutscher Filmtheater) mit
einer Kurzpräsentation der bis dato vorgeschlagenen Modelle einleitete und der mit
Nachdruck schloss: „Wenn wir bis Herbst
keine Einigung erzielen und ein Konzept
vorlegen, dann wird man uns eins vorsetzen.“ Dass man sich aber trotz der gebotenen Eile wie Kalle Somnitz (Düsseldorfer
Filmkunst Kinos) noch „wie am Pokertisch“
fühlt, wurde in der Diskussion schnell klar.
So scheinen die Kinobetreiber zu befürchten, von Seiten der Filmverleiher, für die Johannes Klingsporn (Verband der Filmverleiher) sprach, gewissermaßen übervorteilt zu
werden, während die Filmverleiher wiederum nicht bereit sind, unwirtschaftliche Leinwände (Filmkunst) mitzufinanzieren, sondern hier die Verantwortung beim Staat sehen. Das Knäuel von Interessen und Ängsten scheint nach wie vor dicht – vielleicht
aber liegt der Königsweg gar in Somnitz’ Alternative, bei der die Kinos die kompletten
Kosten dank eines speziellen Darlehenssystems selbst schultern und dafür neu über
Verleihmodalitäten verhandelt wird?
Filmkongress-Panel
FFG-Novellierung
inen Verlust an Referenzmitteln, höhere und längere Rückführungen durch die Produzenten sowie eine Verkürzung der
Sperrfrist, die eine Auswertung im Pay-TV unmöglich mache – X
Filme-Produzentin Manuela Stehr hatte auf dem Panel (Moderation: Frank Olbert) einiges am neuen Filmförderungsgesetz, das
2009 in Kraft tritt, zu kritisieren. Auch NFP-Produzent Alexander
Thies bemängelte, dass durch die Reduzierung der Referenzmittel der Anreiz für Erfolge an der Kinokasse geschwächt wird und
vermisste klare Regeln bei den Einzahlern: „Die einen müssen zahlen, die anderen zahlen freiwillig.“ Für Karin Knöbelspies, Mitglied
des Verwaltungsrates der FFA, ist der Entwurf nicht der große Wurf,
sie betonte aber auch, dass nicht nur wegen der anstehenden
Digitalisierung die Kinos schon bei den Vorgesprächen im Mittelpunkt standen: „Sie sind die schwächsten in einer Kette, die
nicht reißen darf.“ Ex-FFA-Vorstand Rolf Bähr erinnerte noch einmal an die Anfänge des FFG, das angesichts einbrechender Besucherzahlen in den 60er Jahren als Hilfe zur Selbsthilfe gegründet wurde. Das neue Gesetz brächte nun kein neues Geld, im Gegenteil, durch Zinsverluste würde der FFA-Etat sogar schrumpfen.
Was die Fristen anging, müsste vielleicht noch einmal diskutiert
werden, regte er an. Das sah auch SPD-Medienpolitikerin Angelika Krüger-Leißner so: „Ich nehme die Kritik der Produzenten
ernst.“ Sie betonte aber auch, dass man die Neuregelungen des
FFG nicht unabhängig von den jährlich 60 Millionen aus dem Deutschen Filmförderfonds betrachten dürfe.
E
Bettina Böttinger und Annette
Dittert feierten mit in der Flora
Christoph Girardet,
Marita Quaas,
Barbara Engelbach,
Sabine Rollberg ,
Sylke Gottlebe,
Margaret von Schiller
und Hanno
Olderdissen (v.l.).
Rolf Bähr, Bettina Brokemper, Stefan Paul (Arsenal)
Claudia Droste-Deselaers
(Filmstiftung NRW) mit Oliver Keymis
(Vizepräsident NRW-Landtag)
Anatol Nitschke und Christoph
Müller (Senator)
12
NRW-Filmemacher Jan Schomburg
und Jan Bonny (Regisseur „Gegenüber“)
newsletter 4/2008
– Rückblick Int. Filmkongress
„33 Szenen aus dem Leben“:
Julia Jentsch mit ihrem Produzenten
Raimond Goebel (Pandora)
Anita Elsani und L
• letter408_10-13
28.07.2008
Frank Olbert,
Manuela Stehr,
Alexander Thieß,
Angelika Krüger-Leißner,
Rolf Bähr und
Karin Knöbelspies (v.l.)
12:57 Uhr
Seite 13
Filmkongress-Panel: Kurzfilm
ancher Filmemacher sieht den Kurzfilm als „Durchgangsstadium“ auf dem Weg zum Langfilm, wie etwa ifs-Absolvent Hanno Olderdissen („Robin“). Andere, wie Christoph
Girardet, sträuben sich dagegen, kurze Filme als Teil eines längeren Kinoprogramms zu zeigen. Der Autor müsse die Kontrolle darüber behalten, in welchem Kontext sein Film zu sehen sei. Girardets Filme laufen deshalb u.a. im Museum. Dort
muss die Präsentation freilich den besonderen Bedingungen
des Ausstellungsraumes angepasst werden, so Barbara Engelbach, Kuratorin am Museum Ludwig Köln. Das Haus verfügt
inzwischen über eine Sammlung von rund 400 Titeln, Videos
inklusive. Die „besondere Leidenschaft“ von Marita Quaas, Leiterin des Kölner Festivals Unlimited, gilt Kurzfilmen indes wegen ihres Überraschungspotenzials. Auch Sabine Rollberg, Arte-Beauftragte des WDR, begeistert sich für die „Freiheit der
Gestaltung“ der kurzen Stücke: „Der Kurzfilm verlässt das Format, während die Rundfunkanstalten zur Formatierung neigen.“ Neben dem Fernsehen – WDR/Arte kaufen pro Jahr rund
30 Titel – sind Kurzfilme vor allem auf Festivals zu sehen. Das
neue Filmförderungsgesetz (FFG) werde wohl die Rahmenbedingungen für Kurzes weiter verbessern, gab sich Sylke Gottlebe von der AG Kurzfilm auf der Podiumsdiskussion „Wohin
mit dem Kurzfilm?“ (Moderation: Margaret von Schiller) im Kino im Museum Ludwig optimistisch. Kinos, die regelmäßig
Kurzfilme zeigen, sollen einen finanziellen Zuschuss von der
FFA erhalten. Bisher schafften etwa 300 bis 400 der jährlichen
rund 2.000 deutschen Produktionen den Weg zum Publikum.
Ein Drittel davon wird von den Filmhochschulen produziert.
M
Katty Salié, Nadine
Haase, Erica von
Moeller und Jutta
Krug (vorne v.l.)
sowie Jürgen Fabritius,
Joachim Kühn, Felix
Neunzerling, Bernd
Wilting, Sascha Lobo
und Sven Zimmermann (hinten v.l.)
Schauspieler-Trio: Katharina Schubert, Sabine Postel
und Lars Gärtner
Dieter Gorny, Rafaela Wilde (film & fernseh produzentenverband nrw e.V.)
und Tom Spieß (Little Shark Entertainment)
Anita Elsani und Leonard Lansink
Horst-Peter Koll (film-dienst),
Tanja Güß (Filmstiftung) und
Frank Olbert (Kölner Stadtanzeiger)
Filmkongress-Panel
Marketing analog und digital
nhand der Produktion „Fräulein
Stinnes fährt um die Welt“ entbrannte eine Diskussion über den
Stand des digitalen Marketings in
Deutschland. Nach der Vorstellung
des Filmprojekts über die automobile Weltumrundung der Clärenore
Stinnes im Jahr 1927 gab Nadine
Haase, Marketingassistentin der produzierenden Taglicht Media, ein umfassendes Bild der Online-Marketingaktivitäten ab, die sich um die Website www.fraeulein-stinnes.de herum
bewegen.
Die darauf folgende Diskussionsrunde (Moderation: Katty Salié) eröffnete Internetberater Sascha Lobo
provokativ: „Das Online-Marketing
im Bereich der Film- und Werbebranche befindet sich noch nicht einmal
in den Kinderschuhen, es läuft eher
sogar noch barfuß!“ Es herrsche, so
Lobo weiter, „eine faszinierende Mutlosigkeit“ und „Minderkenntnis“ der
technologischen Möglichkeiten.
Sven Zimmermann (Panorama 3000)
stieß ins selbe Horn, als er davon
A
Jürgen Vogel und Maria Schrader
genossen den Abend
Die „Buddenbrooks“ zu Besuch bei moving.nrw: Schauspieler
Mark Waschke, Heinrich Breloer (Regisseur)
und WDR-Redakteurin Barbara Buhl mit Michael Schmid-Ospach
Rückblick Int. Filmkongress – newsletter 4/2008
sprach, wie wenig die Filmbranche jene „riesige Spielwiese“ zu nutzen verstehe, und auch Marketingexperte
Felix Neunzerling (Zoom Medienfabrik) rät: „Mut haben und Etats verschieben!“ Jürgen Fabritius, Geschäftsführer der 3Rosen GmbH und
erfahren im Verleihgeschäft, wollte
die Euphorie nicht komplett teilen.
„Film ist ein Unikat, keine Marke!“,
warnte er davor, Äpfel mit Birnen zu
vergleichen, und sprach sich dringlich
dafür aus, Maßnahmen des OnlineMarketings immer direkt am Produkt
zu überprüfen. Gekoppelt am Filminhalt müsse man jedes Tool individuell abwägen. Einen grundsätzlichen
Appell für die Medienkonvergenz
richtete schließlich WDR-Filmredakteurin Jutta Krug an die Runde, musste aber als Vertreterin der ÖffentlichRechtlichen vom momentan noch
durch Druck von außen gebremsten
Elan ihres Hauses berichten, sich beim
Cross-Marketing unterstützter Kinoproduktionen zu weit nach vorne zu
wagen.
Filmemacher Philip Gröning
Bastian Pastewka kam mit Produzent
Douglas Welbat
13
in Ehepaar in einem kleinen Gärtchen auf
der Rückseite eines Mehrfamilienreihenhauses: Gut gelaunt sitzen die Eheleute auf
ihren Gartenstühlen an einem Tisch, vor sich
zwei Getränke, geschützt vor Insekten durch
eine eigens dafür vorgesehene neckische Abdeckvorrichtung, und hinter sich ein blühender Garten – eine richtige Kleinfamilienidylle.
Dieses Glück haben Louis und Christina sich
hart erkämpfen müssen: Nachdem sie 17 Jahre zusammen waren, haben sie sich gemeinsam auf Louis’ harten und langen Weg der
Geschlechtsumwandlung eingelassen, weil er
sich in seinem Frauenkörper einfach nicht zuhause fühlte. Jetzt sind sie endlich eine glückliche Familie: eine „Transfamily“.
Im Jahre 2005 trat Sabine Bernardis Dokumentarfilm „Transfamily“ über zwei Paare
mit transsexuellem Hintergrund seine erfolgreiche Reise über internationale Filmfestivals
an, wo seine einfühlsame Erzählweise und die
Nähe zu den Figuren vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurden. Auf der Regensburger Kurzfilmwoche gewann der Film
den BMW-Kurzfilmpreis, u.a. dank der „konsequenten Stilistik“ und der „dramaturgischen
Spannung“, wie es in der Jurybegründung
hieß. Sabine Bernardi selbst scheint noch heute über den Erfolg ihres 29-minütigen Films
überrascht: „Der Film entstand durch reines
Ausprobieren“, erzählt sie. „Er war sehr erfolgreich, aber ich finde trotzdem, man sieht ihm
an, dass er ohne die ganz große Kenntnis, wie
man einen Dokumentarfilm dreht, gemacht
wurde.“ Immerhin war es ihre erste praktische
Begegnung mit der dokumentarischen Form,
eine Begegnung, die sie das komplette Studium hindurch begleiteten sollte.
In München geboren und aufgewachsen,
zog es Sabine Bernardi 1994 nach Köln, um
dort ein Studium der Film- und Fernsehwissenschaften zu beginnen. Parallel dazu knüpfte sie
zunächst am Kölner Schauspielhaus an ihre
Vergangenheit in der freien Münchner Theaterszene an und arbeitete als Regieassistentin.
Durch ein Praktikum zog es sie schon schnell
zum Film, wo sie die klassische Laufbahn am
Set hinlegte und Regieassistenz und Script Continuity in Kombination übernahm. Die Praxis
hatte sich damit für sie durchgesetzt: Nach Abschluss des Grundstudiums konzentrierte sie
sich für fünf Jahre auf die Arbeit am Set. „Ich
habe in dieser Zeit sehr viel über das Handwerk
und über die Drehorganisation gelernt“, erzählt
Sabine Bernardi rückblickend. „Einstellungen,
Brennweiten, Einschätzung von Zeitabläufen,
Drehpläne ausarbeiten – all diese Kenntnisse
haben mir später eine große Sicherheit gegeben.“
Im Jahre 2002 bewarb sich Sabine Bernardi mit dem Konzept zu „Transfamily“ für den
ersten Jahrgang des Regiestudiums an der Internationalen Filmschule und wurde angenommen. „Zur ifs wollte ich, um mich künstlerisch
zu entwickeln und Dinge auszuprobieren.
Nach den Jahren am Set musste ich außerdem
wieder neu lernen, freier zu sein, wieder Fehler machen zu dürfen – da erwies sich zu Anfang meine Praxiserfahrung durchaus auch mal
als Nachteil.“ Ein Jahr später drehte sie die ersten Bilder für „Transfamily“, was sich so lange hinzog, dass sie den Film erst 2005, parallel zu ihrer Abschlussarbeit „Ludmilla möchte tanzen gehen“, schneiden konnte. „Der
Film“, sagt sie, „ist während meines Studiums
praktisch nebenbei entstanden“.
Neuer ifs-Studiengang: Editing
Bild und Ton
E
14
Szene aus „Transfamily“ von Regisseurin Sabine Bernardi, Fotos: Sabine Bernardi
Sabine Bernardi, Absolventin der ifs internationale filmschule köln,
hat sich beruflich in der Domstadt eingerichtet und entwickelt hier
zur Zeit ihr Langfilmdebüt.
Porträt Sabine Bernardi
Zwischen
Gender
und Genre
Im März 2009 startet ein neuer dreijähriger Bachelor-Studiengang, Editing Bild und Ton, an der
ifs internationale filmschule köln. Der
grundständige Studiengang vermittelt das Storytelling auf der Ebene der Montage. Den angehenden Bild- und Toneditoren wird eine Bildund Tondramaturgie nahe gebracht, die die
emotionale Bandbreite und Komplexität des
Films entfalten hilft. Neben Seminaren, u.a. zu
Bild- und Tongestaltung, Erzählstrukturen oder
Filmgeschichte, und zahlreichen praxisorientierten Projektarbeiten unterstützt ein besonderes
Kommunikations- und Kreativitätstraining die
Studierenden bei der Entfaltung ihres künstlerischen und persönlichen Potenzials.
„Mit der Einführung des neuen und in der
Republik einzigartigen Studiengangs zeigt die
ifs wieder, wie nah sie an den Branchenbedürfnissen ist. Wir freuen uns, dies gewohnt innovativ in Köln umsetzen zu können“, begrüßt ifsGeschäftsführer Martin Schneider den neuen Studiengang, mit dem die ifs auf die fortschreitende Digitalisierung der Filmherstellung
reagiert. Die Lehrinhalte basieren auf den Erfahrungen mit dem bisherigen Weiterbildungsprogramm Filmmontage und der Postgraduiertenausbildung Sound Design/Film der ifs und wurde gemeinsam mit dem Bundesverband
Filmschnitt Editor e.V. und renommierten
Bild- und Toneditoren entwickelt. Die Ausbildung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den
Nachwuchsregisseuren und -produzenten des
Studiengangs Film. Weitere Infos und Bewerbungsunterlagen unter www.filmschule.de.
ifs, Tel. (0221) 9201880;
[email protected]
VON OLIVER BAUMGARTEN
Neues aus der KHM
„Transfamily“ hat Sabine Bernardi nicht allein die erste praktische Begegnung mit der dokumentarischen Form beschert, sondern auch
nachhaltig ihr Interesse an der Diskussion von
Geschlechterfragen geschärft. So hat sie nicht
nur die Koregie von „Powerful Punch“ übernommen, Conny Beißlers Diplomfilm für Kamera an der FH Dortmund über indische Boxerinnen; auch ihr zur Zeit wichtigstes Projekt,
ihr Langfilmdebüt „Gay Romeos“, behandelt
das Thema. „Der Stoff ist ein bisschen inspiriert von ‚Transfamily’ und spielt in der Kölner
Schwulenszene“, erzählt Sabine Bernardi. Das
Treatment zu „Gay Romeos“ gewann den vom
FilmInitiativ ins Leben gerufenen Kölner Drehbuchpreis, der von der Imhoff Stiftung mit
15.000 Euro dotiert ist. „Der Preis hat mir damals sehr geholfen, in Ruhe an dem Stoff zu
arbeiten“, so Sabine Bernardi, die kürzlich die
dritte Drehbuchfassung fertig gestellt hat.
„Gay Romeos“ entwickelt sie zusammen
mit der Kölner Enigma Film und damit gemeinsam mit einer ehemaligen Kommilitonin an der
ifs. Produzentin Janna Velber gehört zu einer
ganzen Reihe von Kontakten, die Sabine Bernardi mit ehemaligen ifs-Studenten pflegt, wodurch sich ihr regionales Netzwerk kontinuierlich ausbaut. Doch so wichtig Kontakte und
Netzwerke auch sind, lassen sie andererseits
newsletter 4/2008
auch doppelt deutlich werden, wie
eng der Markt für
Filmemacher ist.
„Die Konkurrenz ist
absolut zu spüren,
und der Druck, seine Stoffe durchzubringen, ist enorm.
Aber das hält mich
Sabine Bernardi
nicht ab“, sagt sie
selbstbewusst. „Ich habe gelernt, gelassener
zu werden und all das nicht ganz so persönlich zu nehmen.“
Erstes Ziel für sie und Janna Velber ist es
im Moment, „Gay Romeo“ weiter zu entwikkeln und sich an die Finanzierung zu machen,
damit das Projekt realisiert werden kann. „Danach“, sagt sie lachend, „habe ich das Gender-Thema dokumentarisch und fiktional dann
aber wirklich erst einmal abgearbeitet. Krimi
und Thriller reizen mich total.“ Parallel zum Debütfilm setzte sie sich bereits intensiv mit Genrefilm auseinander und kann sich vorstellen,
durchaus verstärkt auch als Autorin zu arbeiten, ohne ihre Bücher dann zwingend selbst
inszenieren zu müssen. Und dabei, so viel ist
klar, kann ein gutes Netzwerk nur von Nutzen
sein.
– Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs
Erst bekam Reto Caffi für „Auf der Strecke
den Studenten-Oscar, jetzt nahm der Absolvent
der Kunsthochschule für Medien Köln
(KHM) weitere Auszeichnungen für seinen Abschlussfilm entgegen. Anlässlich der 11. Verleihung der Lutins du Court métrage bekam
er in Paris den „Lutin“ für den besten europäischen Film. In Valencia gewann er beim 23. Festival Internacional de Cine („Cinema Jove“) den Luna de Valencia de Plata (Silber). Der
Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. Zuvor war Caffi bereits u.a. beim Filmfestival Aspen, USA,
dem 11th Brooklyn International Filmfestival 2008, New York, dem Krakow International Filmfestival 2008 und dem
24. Internationalen KurzFilmFestival
Hamburg ausgezeichnet worden. In „Auf der
Strecke“ zeichnet Caffi für die Regie und gemeinsam mit Philippe Zweifel für das Buch
verantwortlich.
Arbeiten weiterer KHM-Studenten sind im
August im Rahmen der diesjährigen c/o-pop
in der „Visual Music Lounge“ der KHM (RheinTriadem, Konrad-Adenauer-Ufer, Köln) zu sehen.
Vom 14. bis 16. August kann man dort ein abwechslungsreiches Programm rund um das Thema Musik erleben. Die außergewöhnlichen und
teilweise preisgekrönten Filme und Videoclips
widmen sich u.a. Chet Baker und Beethoven. Mehr Infos unter www.khm.de.
KHM, Tel. (0221) 201890;
[email protected]
Neues aus der ifs
ifs-Begegnung Faulheit
KHM: Neue Strukturen
Weiterbildung
Kostümbild
Die ifs und das Magazin Schnitt präsentieren
im Filmforum NRW im Kino im Museum
Ludwig Köln am 13. August um 19 Uhr den Film
„DoppelPack“. Danach steht Regisseur Matthias Lehmann in der „ifs-Begegnung Schnitt“
Rede und Antwort zum Thema „Faulheit im
Film“. Der Eintritt ist frei.
Die Kunsthochschule für Medien Köln
(KHM) will sich neu strukturieren. Nach einer ersten Skizze, die Rektorin Marie-Luise Angerer in der Kölner Lokalpresse zeichnete, will man
sich auf die Bereiche Kunst, Film und Wissenschaft/Forschung konzentrieren. Die Mediengestaltung wird reorganisiert und nach inhaltlichen
Schwerpunkten in die Bereiche Kunst, Film und
Wissenschaft/Forschung überführt. Angerer begründete dies u.a. damit, dass es Angewandte Mediengestaltung in Köln „viel besser“ an der
International School of Design der FH
Köln gebe. Grundlage der Neustrukturierung
ist das Kunsthochschulgesetz. Danach kann die
Im November startet an der ifs ein weiteres Mal
eine sechsmonatige Weiterbildung Kostümbild.
Das Programm vermittelt den Teilnehmern die
gestalterischen und organisatorischen Grundlagen für ein eigenständiges Arbeiten in der Kostümabteilung von Film- und Fernsehproduktionen. Gegen Ende des Programms realisieren die
Teilnehmer unterschiedliche Kostümbilder für
Kurzfilmprojekte der Hamburg Media
School. Exkursionen nach London und Berlin
zu zahlreichen Kostümhäusern und -werkstätten sind weitere Höhepunkte des Programms.
Unterstützt werden die angehenden Kostümbildner von zwei Programmpatinnen: Maria
Lucas (Mode- und Kostümdesignerin, Kostümdesign für Marius Müller-Westernhagen,
Michael Mittermaier u.a.) und Lucia
Faust (Kostümbildnerin u.a. für „Contergan“,
„Teufelsbraten“ und „Dresden“).
Glatzen und Falten
Das „Herstellen individueller Glatzen“ und die
„Alterung mit Silikon-Gesichtsteilen“ sind zwei
der Themen aus dem Weiterbildungsangebot
der ifs internationalen filmschule köln in diesem Herbst. Am
6. und 7. September demonstriert
Barney Nikolic, dessen wohl bekanntestes Werk die Maske der Figur
„Mad Eye Moody“ aus der Harry-Potter-Reihe ist, wie Menschen schnell
älter werden. Am 21. September
widmet sich Bernd-Uwe Staatz,
Chefmaskenbildner der Deutschen
Oper Düsseldorf, in seinem Workshop „Air-Hair“ ganz der Behaarungstechnik „aus der Pistole“. Im Gegenzug beseitigt Maskenbildner Birger
Laube am 8. und 9. November das
Haupthaar und führt in das „Herstellen individueller Glatzen“ ein. Dazwischen klärt Isabelle Voinier am 18.
und 19. Oktober über „Make-up für
HDTV-Aufnahmetechnik“ auf. Anmeldungen sind bis jeweils 14 Tage vor
Workshop-Beginn möglich. Bis zum
15. August gibt es einen günstigen
Frühbucherrabatt.
Preise für „Robin“
Regisseur Hanno Olderdissen und Produzentin Kathrin Hohendahl haben für ihren Kurzfilm „Robin“ (Buch: Clemente FernandezGil) im Rahmen der Babelsberger Medienpreise den Förderpreis für den besten Absolventenfilm (Spielfilm) erhalten. Der Preis ist mit
18.000 Euro dotiert. „Im zeitlich beschränkten
Rahmen eines kurzen Films wird eine gesellschaftlich relevante Frage – nach dem Woher
tödlicher Gewalt – souverän verhandelt“, so die
Jury. „Robin“ ist der Abschlussfilm von Olderdissen/Hohendahl an der ifs.
Weitere Infos zu allen Programmen unter
www.filmschule.de.
ifs, Tel. (0221) 9201880;
[email protected]
Schneller altern: eine Arbeit
von Barney Nikolic, Foto: ifs
KHM weiterhin einen
grundständigen achtsemestrigen Diplomstudiengang anbieten. Angerer
kündigte an, dass das
Postgraduierten-Studium
zum Wintersemester
2009/2010 auf zwei MaMarie-Luise Angerer,
sterstudiengänge im BeFoto: KHM
reich Film/Bild und Art/Research umgestellt werden
soll.
KHM, Tel. (0221) 201890
[email protected]
new talents ...
ist der Name der jungen biennale köln, die vom 16. bis 24. August Nachwuchskünstler aus den
Sparten Medien, Kunst, Film, Musik und Design im Kölner Rheinauhafen präsentiert. Mit der Premiere der Biennale erhalten Absolventen der Kölner Kunsthochschule für Medien, Hochschule für Musik Köln, ifs internationale filmschule köln, Köln International School
of Design sowie der Kunstakademie Düsseldorf eine Bühne für ihre Arbeiten.
Der neu gestaltete Rheinauhafen bietet für das vom Fuhrwerkswaage Kunstraum e.V.
und der Media Kultur Köln GmbH veranstaltete Projekt den architektonischen Rahmen. Entlang eines Boulevards sollen die Besucher neue Möglichkeiten künstlerischer Präsentation und Kommunikation entdecken können. Bühnenprogramme, lange Filmnächte, Live-Performances sowie
Symposien und Fachdiskussionen laden zum gemeinsamen Austausch ein. Mehr Infos unter:
www.newtalents-cologne.de.
new talents, Tel. (0221) 99559978; [email protected]
new talents: ein Hafen für den Nachwuchs, Foto: new talents
Ideen gesucht: „Wir lieben Kino“
Matthias Schweighöfer
im „Wir lieben
Kino“-Spot, Foto: Tele 5
Mit einem neuen Preis für Filmhochschüler wollen der Sender Tele 5 und
die Filmstiftung NRW den Nachwuchs inspirieren, sich Gedanken über
die Einzigartigkeit des Kinos zu machen.
Unter dem Motto „Wir lieben Kino“ sind die Filmstudenten aufgerufen,
noch bis zum 31. Dezember ein Konzept für einen Film zum Thema einzureichen. Der Gewinner, der von einer
prominent besetzten Jury ausgewählt
wird, bekommt bis zu 100.000 Euro für
die Realisierung. 50.000 Euro kommen
dabei von Tele 5, die übrigen Produktionskosten bis zur Obergrenze trägt die
Filmstiftung. Im Juni 2009 soll der Film
fertig sein, um dann auf dem 21. medienforum.nrw seine Premiere fei-
Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 4/2008
ern zu können. Schon bei den Director’s Cut-Veranstaltungen zur Berlinale und zum Filmfest München präsentierte Tele 5 Kurzfilme, die eine freie
Umsetzung des Themas „Wir lieben Kino“ zeigten: Für die Hauptrollen der im
Auftrag des Spielfilmsenders produzierten Image-Spots konnten Matthias
Schweighöfer, Matthias Brandt‚
Bernd Stegemann und Alexander Beyer als Hauptdarsteller gewonnen werden.
Filmstiftung NRW,
Tel. (0211) 930500;
[email protected]
Tele 5,
Tel. (089) 649568172;
[email protected]
15
Herr Ruge, man hat das
Gefühl, Sie seien überall schon
einmal gewesen. Gibt es Weltgegenden, wo Sie noch nicht
waren?
Aber sicher. Dazu gehören beispielsweise weite Teile Südamerikas. Ich muss
aber auch nicht mehr an den oberen
Amazonas. Lieber besuche ich Länder, in
denen ich schon mal war. Dann kann ich
dort Veränderungen feststellen und vielleicht auch etwas ganz Neues entdecken.
Am 9. August feiert Gerd Ruge seinen 80. Geburtstag. Seit 2002 schreibt die
Filmstiftung NRW einmal jährlich das Gerd Ruge Projekt-Stipendium aus.
Ruge selbst hat den Vorsitz der achtköpfigen Jury. Das nächste Mal kommt
sie am 25. August in Düsseldorf zusammen. Tags drauf werden die diesjährigen Projekt-Stipendien erstmals im Festsaal der Kölner Wolkenburg vergeben.
Der Newsletter erreichte den Weitgereisten in seinem deutschen Domizil in
München.
Wie hängen Reiselust und
Journalismus zusammen?
Reiselust hat viel mit Neugier zu tun.
Als junger Reporter habe ich versucht, die
Auslandreisen zu machen, die man als
Deutscher, damals kurz nach dem Zweiten
Weltkrieg, nicht bekommen konnte. Als erstes war ich in Jugoslawien, dann in Korea
und Indochina und später in Amerika.
Erinnern Sie sich an Ihre
erste Auslandsreportage?
Schwer zu sagen, was die erste war.
Das erste längere Stück hieß jedenfalls
„Gottes eigenes Panoptikum“ – kleine Vignetten einer Tramptour durch die Südstaaten. Ich bin in die seltsamsten Gegenden verschlagen worden.
Gerd Ruge Projekt-Stipendium
„Ein bisschen
Vernunft,
das wär’s“
Sie und Peter von Zahn
waren die Pioniere der Auslandreportage im deutschen
Fernsehen. Hat sich an Ihrer
Arbeitsweise mit Interviewpartnern grundlegend etwas
geändert?
Die Leute selbst haben sich verändert. Inzwischen haben die allermeisten
schon so viele Interviews gesehen, dass
sie wissen, wie man sich aufführt und was
man sagen muss. Zumindest hierzulande
ist das so. Wenn ich aber Leute in Kamtschatka frage, antworten sie noch ganz
normal – weil sie nicht glauben, dass das
bei ihnen auch gezeigt wird. Es arbeitet
sich umso angenehmer, je weiter man von
zuhause weg ist.
Braucht man heute, wo
jeder selbst reisen kann, wohin
er will, überhaupt noch Journalisten als Aufklärer?
Ich finde schon. Es ist ein Unterschied, ob ich in den Ferien an einen
Strand fahre oder ob ich in der gleichen
Gegend arbeite. Der Tourist bewegt sich
normalerweise nur in einem schmalen
und untypischen Ausschnitt, glaubt aber,
das ganze Land zu kennen. Der Korrespondent muss sich dazu zwingen, von
neuem hinzugucken und zu überprüfen,
was man zu wissen glaubt. Das sind zwei
unterschiedliche Blickwinkel.
Gibt es heute noch konzentriertes Fernsehgucken –
wie damals beim „Weltspiegel“?
Schwer zu sagen. Ich sehe ein programmliches Massenangebot, gegen das
sich die Auslands- und auch die aktuelle
Berichterstattung durchsetzen müssen.
Man neigt dazu, die Berichte leichter, far-
16
muss die China-Berichterstattung zeigen,
sonst führt sie in die Irre. Ansonsten ist Berichterstattung etwas anderes als Protest.
Die Zusammenstöße bei den Fackelläufen
haben den Chinesen wieder das Gefühl
gegeben, die ganze Welt sei gegen sie.
Das glauben sie seit Jahrhunderten.
Gilt das auch für das Thema Tibet?
Selbstverständlich. Das Tibet-Problem ist sehr kompliziert. Wahrscheinlich
hat der Dalai Lama Recht, wenn er sehr
vorsichtig agiert, um einen Sinneswandel
der chinesischen Politik zu erreichen. Darüber kann man auch berichten, dann aber
vollständig und nicht nur über einzelne Zusammenstöße.
Glauben Sie, dass Sie mit
Ihren Reportagen von den
Brennpunkten des Geschehens
– von Washington über Moskau bis Peking – zum Weltfrieden beigetragen haben?
Das geht ein bisschen weit. Da gefällt mir schon eher eine Bemerkung des
verstorbenen Bundespräsidenten Gustav
Heinemann. Er meinte einmal, ich hätte ein
bisschen Vernunft und Nachdenklichkeit in
die damals aufgeheizte Debatte über die
Ostpolitik gebracht. Das hat mir sehr gefallen. Ein bisschen Vernunft…das wär`s.
Seit 2002 unterstützen Sie
zusammen mit der Filmstiftung
NRW junge Dokumentaristen.
Worauf legen Sie bei der Nachwuchsförderung besonderen
Wert?
Ich bin nicht die ganze Jury, die aus
ganz unterschiedlichen Gesichtswinkeln
diskutieren kann. Aber mir kommt es darauf an, dass es Themen sind, die den Zuschauer auf etwas Neues hinweisen, und
dass es sehr persönliche Stücke sind, in denen sich die Filmemacher selbst in eine Situation hineinbegeben haben, um einen
Vorgang mitzuerleben und darstellen zu
können. Ebenso bedeutsam ist eine künstlerische, überlegte Formgebung.
biger und auch gefühliger anzulegen. Ich
fände es schade, wenn sich das auf die
Dauer durchsetzen würde.
Sie waren 1972 der erste
deutsche Fernsehjournalist, der
aus China berichtet hat. Was
geben Sie Ihren Kollegen, die in
diesen Tagen rund um Olympia
chinesischen Alltag einfangen
sollen, mit auf den Weg?
Sie sollten nicht allzu sehr auf Tiefgang gehen und versuchen, die ganze chinesische Geschichte von Konfuzius bis Mao
zu verbraten. Auch Chinas Rolle in der
Weltpolitik gehört nicht unbedingt in die
Olympia-Berichterstattung. Stattdessen sollten die Kollegen sehen, wie sich die Menschen verhalten, wenn sie einem solchen
Welt-Event begegnen – so die Kollegen
einfachen Menschen während der Olympiade überhaupt begegnen können.
1993 in der Tundra:
Gerd Ruge und
Kameramann Dieter
Perschke steckten
dreieinhalb Tage
in Eis und Schlamm
fest. Foto: WDR
Sie sind Mitgründer der
deutschen Sektion von Amnesty International. Amnesty
weist immer wieder auf Menschenrechtsverletzungen in
China hin. Was erwarten Sie
aktuell von der hiesigen ChinaBerichterstattung?
China ist kein Land, wo die Leute frei
ihre Entscheidungen treffen können. Das
newsletter 4/2008
– Gerd Ruge zum 80.
Auch als Pensionär waren
Sie überaus produktiv und haben immer wieder spannende
Reportagen abgeliefert – aus
Sibirien oder den Rocky Mountains. Auf was dürfen wir uns
in diesem Jahr freuen?
Ich habe das ganze letzte Jahr damit verbracht, an einem Buch zu schreiben – über die komplexen inneren Beziehungen zwischen den Deutschen und den
Russen. Das ist gerade fertig geworden.
Die Arbeit erscheint in der Reihe „Deutschland und seine Nachbarn“, die von ExBundeskanzler Helmut Schmidt und ExBundespräsident Richard von Weizsäcke
herausgegeben wird.
Sind Sie jetzt zum Schriftsteller geworden?
Das glaube ich nicht. Mit anderen
zusammen einen Film zu machen, ist viel
spannender als am Schreibtisch zu sitzen.
ie Abkürzung EAVE steht für Entrepreneurs de l’Audiovisuel Européen und
ist eine der führenden europäischen Trainingsprogramme für unabhängige Produzenten von Spiel- oder Dokumentarfilmen,
die ihr Wissen über europäische Koproduktionen und zugleich ihr Netzwerk in Europa
erweitern wollen. 2008 wurden für das Programm 51 Filmschaffende aus 27 Ländern
ausgewählt – auch aus Nicht-EU-Ländern
wie Kroatien, Serbien, Mazedonien und Kanada. „Die kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit von Filmproduzenten weltweit zu erleichtern, ist eine der aufregendsten Herausforderungen für EAVE in den
nächsten zehn Jahren“, so EAVE-Leiter Alan
Fountain. In drei Intensivworkshops im
März, Juni und November wurden und
werden sämtliche Aspekte einer europäischen Koproduktion behandelt – von Stoffentwicklung und Entwicklung, Budgetplanung und Finanzierung über rechtliche Fragen und Pitching bis zu Vermarktungs- und
Vertriebsstrategien. Die EAVE-Experten sind
erfahrene Produzenten, Redakteure, Vertreter von Förderungen, Weltvertrieben und
Verleihunternehmen.
Aus Nordrhein-Westfalen nimmt derzeit
Melanie Andernach von der Kölner MADE
IN GERMANY mit ihrem Spielfilm „Stille Taten“ an EAVE teil. Die ersten zwei Workshops besuchte sie gemeinsam mit Andreas Köhler, Autor und Regisseur des Projekts.
Für die MEDIA-Seite des Newsletter berichten Andernach und Köhler über ihre Erfahrungen.
D
Seit wann gibt es MADE IN
GERMANY und wo liegen die
Schwerpunkte Ihrer Firma?
Melanie Andernach: MADE IN
GERMANY ist eine junge, unabhängige
Filmproduktion mit Sitz in Köln, die Spielund Dokumentarfilme für das deutsche, europäische und internationale Publikum entwickelt und produziert. Mein Kollege Knut
Losen und ich haben die Firma Anfang
2007 gegründet – mit Unterstützung des
AV-Gründerzentrums. Bei der Auswahl unserer Filme legen wir viel Wert auf Geschichten mit gesellschaftlichem, politischem oder
sozialem Bezug, die starkes visuelles Potenzial versprechen. Wir begeistern uns für Filmemacher mit einer authentischen Vision
und starker künstlerischer Ausrichtung.
Sie nehmen am EAVE-Programm mit Ihrem Spielfilmprojekt „Stille Taten“ teil. Worum
geht es dabei?
MA: In „Stille Taten“ geht es um etwas, das auf den ersten Blick überhaupt
nicht still scheint. Es geht um Terror. Wenn
man an Terror denkt, denkt man derzeit vermutlich an Anschläge im Irak oder Afghanistan. Doch Terror ist mehr als das. Daher
haben wir unsere Geschichte in Deutschland, in einem beschaulichen und vor allem
friedlichen Dorf angesiedelt. Eines Tages explodiert mitten auf dem Marktplatz eine
Bombe. Viele Menschen werden verletzt,
darunter sogar ein Kind, das später an den
Folgen stirbt. Während die Dorfbewohner
versuchen, wieder ins normale Leben zurückzufinden, dringt der Terror endgültig in
das Leben von Anna und Jürgen ein. Sie fin-
Melanie Andernach bei EAVE 2008
Trainingslager
für Produzenten
den heraus, dass ausgerechnet ihr Sohn den
Anschlag begangen hat – und das nicht aus
politischen oder religiösen Gründen: Er missbraucht die Angst der Menschen, um seinem Traum ein bisschen näher zu kommen.
Die Eltern müssen nun entscheiden, ob sie
ihren Sohn schützen oder verraten sollen.
Sie sind bereit, mit ihm einen weiten Weg
zu gehen und zu Mitteln zu greifen, von denen sie nicht dachten, dazu fähig zu sein.
Warum haben Sie sich für
das Thema Terrorismus entschieden?
MA: Vor Jahren habe ich einen Bombenanschlag in Südafrika miterlebt. Ich denke, dass mir deswegen das Thema so am
Herzen liegt. Aber auch unabhängig davon,
ist der Terrorismus eines der wichtigsten
Themen des 21. Jahrhunderts. In dem Film
„Stille Taten“ geht es uns darum, die Konsequenzen des Terrors zu zeigen, die auch
in unserer Gesellschaft angekommen sind.
Eingebettet in ein politisches Thema erzählen wir vor allem aber ein intimes, emotionales Porträt einer Elternliebe, die bereit ist,
alles zu relativieren – sogar Terror.
EAVE hilft Ihnen bei der Entwicklung des Stoffes. Wie ist das
Programm strukturiert?
MA: Über das ganze Jahr verteilt gibt
es drei Workshops an verschiedenen Orten.
Die Teilnehmer werden einer von vier Gruppen zugeteilt. Während der ersten beiden
Workshops arbeiten die Teilnehmer eng in
ihren Gruppen. Sie besprechen vor allem die
von den Teilnehmern eingebrachten Projekte, sowohl inhaltlich als auch das gesamte Package. Zusätzlich gibt es Einzelgespräche mit Dramaturgen, Experten für Filmfinanzierung, Marketing, Pitching, rechtliche
Aspekte der Koproduktion und Packaging.
Beim dritten Workshop werden so genannte Decision Makers eingeladen. Das sind
Vertreter von Filmförderungen, Weltvertrieben, Verleihern, Fernsehsendern und so
weiter. Dadurch hat man die Möglichkeit,
in einem informellen Rahmen mit wichtigen
Persönlichkeiten des Filmbusiness in Kontakt zu treten.
Wer nimmt teil?
MA: Teilnehmen können Produzenten von Spiel- oder Dokumentarfilmen, aber
auch sonstige Vertreter des Filmschaffens.
Man kann ein Projekt einbringen oder ohne Projekt kommen bzw. gegebenenfalls
zum zweiten Workshop sein Projekt nachreichen. Insgesamt gibt es dieses Jahr 51
Teilnehmer aus verschiedensten Ländern
MEDIA – newsletter 4/2008
Andreas
Köhler und
Melanie
Andernach,
Foto: Nina Icks
Europas, wovon der Großteil Produzenten
sind. Von denen haben 35 Teilnehmer ein
Projekt eingereicht.
Und wer sind die Experten
bei EAVE?
MA: Jede Gruppe wird von einem mit
Koproduktionen erfahrenen Produzenten
geleitet. Mein Gruppenleiter ist z.B. Danny
Krausz von Dor Film, mit dem ich sehr glücklich und zufrieden bin. Die anderen Gruppenleiter sind Lise Lense-Moller, Peter Rommel und Patrick Sobelman. Jedes Projekt bekommt einen Dramaturgen zugeteilt. In unserem Fall ist das Jacques Akchoti, der uns
bislang sehr geholfen hat. Ansonsten gibt
es noch hochkarätige Experten wie Roberto Olla von Eurimages, Sibylle Kurz als Pitching-Expertin und Linda Beath als Finanzierungsexpertin, um nur einige zu nennen.
Wie ist die Betreuung zwischen den Seminaren?
MA: Zwischen den Seminaren gibt es
recht umfangreiche Hausaufgaben, die zum
Teil auch von den Gruppenleitern und Experten begutachtet und kommentiert werden. Ansonsten gibt EAVE uns die Möglichkeit, auf Festivals und Koproduktionsmärkten eingeladen zu werden, zum Beispiel zu
Producers Network Cannes, Cinemart Rotterdam, CineLink Sarajevo und Paris Project.
Von welchen Inhalten haben Sie bislang am meisten profitiert?
MA: Ich habe tatsächlich das Gefühl,
einen umfassenden und fundierten Einblick
in das Feld der Koproduktionen zu bekommen. Man wird für Probleme sensibilisiert,
bekommt aber direkt auch eine Lösung präsentiert. In den Vorlesungen erhält man in
der Regel einen generellen Eindruck, den
man dann in den Gruppenarbeiten und
schließlich in Individual Meetings konkret
auf sein Projekt bezogen vertiefen kann. Für
mein Projekt „Stille Taten“ waren natürlich
die Sitzungen mit unserem Dramaturgen
sehr hilfreich. Aber auch die Finanzierungsund Marketingaspekte waren äußerst interessant.
Was versprechen Sie sich
vom 3. Workshop und wie geht
es im Anschluss an EAVE weiter?
MA: Der 3. Workshop wird natürlich
sehr spannend. Dort wird das Projekt das
erste Mal dem realen Markt ausgesetzt und
auch an diesem gemessen. Die Decision
Makers werden über die Projekte informiert
und können dann Meetings mit den Teilnehmern vereinbaren. Natürlich hoffe ich,
gute Meetings zu bekommen, die für das
Projekt aber auch für meine weiteren Arbeiten als Produzentin interessant sein könnten. Bislang ist die Resonanz auf unser Projekt sehr gut. Das Thema ist sehr aktuell und
stark, dennoch ist die Erzählweise sehr emotional und ergreifend. Ich bin daher optimistisch, dass es zur Realisierung kommt.
Wem würden Sie EAVE
empfehlen?
MA: Ich würde EAVE allen Produzenten empfehlen, die am Anfang ihrer Karriere stehen und eine internationale Ausrichtung ihrer Arbeit wünschen.
An den ersten beiden Workshops können auch die Autoren
teilnehmen. Was hat Ihnen die
Teilnahme an EAVE als Autor
und Regisseur gebracht?
Andreas Köhler: Obwohl EAVE
ganz klar auf die Produzenten ausgerichtet
ist, ist man als Autor und Regisseur sehr eingebunden, da die Projektentwicklung wichtiger Bestandteil der Workshops ist. Ich fand
die Teilnahme an den EAVE-Workshops aber
auch insofern gut, dass ich einen Einblick
in die Arbeit eines Produzenten bekommen
konnte. EAVE hilft, die Produzenten und
Kreativen aneinander zu binden und gegenseitiges Verständnis aufzubauen.
Wie wurde bei der Drehbuchanalyse vorgegangen?
AK: Unser Dramaturg Jacques Akchoti stellte am Anfang vor allem Fragen: Warum will man das schreiben, und was will
man erzählen? In der weiteren Arbeit sind
wir sehr von den Charakteren als wichtigsten Baustein der Geschichte ausgegangen.
Aus den Charakteren hat sich der Plot entwickelt.
Wie hat sich das Projekt
weiterentwickelt?
AK: Die Arbeit am Buch mit den Dramaturgen war sehr intensiv. Das Buch hat
sich seit dem ersten Workshop erstaunlich
schnell entwickelt. Der Ausgangspunkt dieses Buches war ein intellektueller Gedanke:
Terror hat auch immer seine Wurzeln in der
eigenen Gesellschaft. Mir war es aber immer wichtig, dass es kein Thesenfilm wird.
„Stille Taten“ ist vielmehr ein intimes, emotionales Familiendrama. Ein Vater und eine
Mutter müssen eine schreckliche Entscheidung treffen: Sie müssen ihren Sohn verraten oder schützen. Dabei haben beide ganz
unterschiedliche Art und Weisen, mit diesem Konflikt umzugehen, was am Ende zur
Katastrophe führt.
Die Anmeldefrist für EAVE 2009
läuft noch
bis zum 1. Oktober 2008.
17
Joachim Dürbeck und René
Dohmen machen seit ihrer
Jugend gemeinsam Musik.
Der eine mehr durch Punk, der
andere eher durch Jazz geprägt,
spielten sie jahrelang in Bands
und tourten durch Europa.
Vor knapp zehn Jahren gründeten sie ihre Firma Dürbeck &
Dohmen (www.ddmusik.de)
und komponieren seither
Interview Dürbeck & Dohmen
Zwischen
Künstler und
Dienstleister
erfolgreich für Werbung und
Spielfilm, zuletzt gewann ihre
Musik zu „Selbstgespräche“
den Max-Ophüls-Preis 2008.
Joachim Dürbeck (links) und René Dohmen,
Foto: Dürbeck & Dohmen
Der Komponist und Musiker
für seinen Filmscore in „Leroy“
mit dem Deutschen Filmpreis
Interview Ali N. Askin
Im Gespräch äußert er sich
Die Qualität
nimmt zu
über Trends der Szene,
Anforderungen der Genres
und den Wunsch nach mehr
Muße für die Projekte.
Welche ästhetische Funktion
nimmt die Musik im Film ein?
Dohmen: Oft heißt es: „Filmmusik ist
dann gut, wenn man sie nicht wahrnimmt.“ Das
sehe ich nicht generell so. Natürlich sollte sie oft
nur unbewusst wahrgenommen werden. Filmmusik kann aber genauso grandios sein, wenn
sie mal eine Führungsposition übernimmt oder
wenn sie mal nicht unterstützend eingesetzt
wird, sondern versucht, etwas anderes zu erzählen als das, was gerade im Bild zu sehen ist.
Es muss eben nicht immer Mickey-Mousing
sein, also: Jemand fällt die Treppe herunter, und
du machst den entsprechenden Polter-Sound.
Das ist eins zu eins und mag manchmal gut und
richtig sein, aber eben nicht immer. Das Spannende ist, sich in jeder Szene neu zu fragen: Versuche ich hier dem Bild zu helfen, arbeite also
motivisch, oder arbeite ich an einem Thema,
Sie haben an der Münchner
Musikhochschule Komposition und
damit Musik von der Pike auf studiert. Welche weiteren Fähigkeiten
muss man mitbringen bzw. erlernen, um erfolgreich Filmmusik zu
komponieren?
Das Komponieren für Film hat ganz besondere Anforderungen, denen extra Studiengänge etwa in München oder Ludwigsburg mittlerweile auch gerecht werden. Dabei handelt
es sich um Aspekte, die im klassischen Kompositionsstudium, wie ich es noch absolviert habe, gar nicht anfallen. Das beginnt mit technischen Aspekten, etwa dass man als Filmkomponist auch in der Lage sein sollte, SurroundMischungen anzufertigen, oder dass man ein
Verständnis entwickelt dafür, wie genau die Arbeitsabläufe im Schnitt aussehen. Auch: Wie
denkt überhaupt ein Editor, wie denkt ein Regisseur, wenn er inszeniert – über all diese Bereiche und die Aufgaben der verschiedenen Gewerke des Films Bescheid zu wissen, ist absolut sinnvoll.
Ali N. Askin ist in diesem Jahr
ausgezeichnet worden.
Worin bestand für Sie der entscheidende Wechsel weg von der
Bühne, weg von den Songstrukturen und hin zum Komponieren für
den Film?
Dohmen: Beim Songschreiben musst du
immer alles, deine Motivation, deine Einfälle aus
dir selbst herausziehen. Du bist der Motor für
alles. Bei der Filmmusik finde ich es spannend,
sich in etwas anderes hineinzudenken, zu versuchen, etwas anzunehmen, zu adaptieren, was
ein Regisseur oder Drehbuchautor sich ausgedacht hat. Daran mitzuarbeiten, meine Kreativität mit einzubringen, das gefällt mir.
VON OLIVER BAUMGARTEN
Wie wichtig ist ein dramaturgisches Gespür?
Das ist eine sehr wichtige Fähigkeit, die
sich mit der Erfahrung im Laufe der Zeit ausentwickelt. Man muss lernen, Situationen zu beurteilen und zu entscheiden: Wann setzt Musik ein, wann hört sie auf, wie groß darf sie werden, wie sehr muss sie sich zurück nehmen?
Ali N. Askin bei der Verleihung des
Deutschen Filmpreises, Foto: Roman Babirad
18
newsletter 4/2008
– Schwerpunkt
oder versuche ich, einen Kontrapunkt zu schaffen, um herauszuarbeiten, dass der Typ im Bild
zwar vordergründig fröhlich, aber auch voller
Traurigkeit ist?
Ist das nicht zu einem gewissen
Teil auch eine Stilfrage, welche Lösung man eher bevorzugt?
Dohmen: Unser Spektrum ist groß. Das
zeigt auch ein Blick auf unsere Filmographie. Ich
würde aber jetzt schon behaupten wollen, dass
wir etwas Spezielles anbieten, was sicherlich
auch bedeutet, dass wir nicht jeden Job machen
können.
Dürbeck: „Herr der Ringe“ müssten wir
z.B. ablehnen. 13 Stunden Orchesterwerk, das
ist nicht unsere Baustelle.
Dohmen: Stimmt, wir sind nicht die großen Orchestratoren und stehen da auch zu. Wir
versuchen verstärkt, unser künstlerisches Profil klar herauszuarbeiten. Es gibt sehr gute Komponisten in Deutschland, immer mehr, und darunter gibt es viele Leute, die ihr Handwerk verstehen. Insofern kannst du dich auf dem Markt
nur positionieren, indem du deine spezielle Herangehensweise an Musik oder deinen bestimmten Charakter herausstellst. Aber natürlich sind
wir auch Dienstleister, das ist ja keine Frage. Nur
wir möchten auch, dass man unseren Sound erkennt, wenn er auch in Filmen wie „Selbstgespräche“ oder „Up! Up! To the Sky“ vordergründig verschieden wirken mag.
Auch: Wie entwickelt sich eine Figur im Film,
macht es Sinn, mit einer Leitmotivik zu arbeiten? Was soll, was darf man in einer Szene unterstützen? Das alles sind sehr elementare Dinge, die ein Filmkomponist beherrschen sollte.
Sie waren am Beginn Ihrer Karriere als Assistent von Frank Zappa
Teil seines Ensembles Modern – wie
sehr prägt Sie das bis heute?
Ich war bereits in jungen Jahren ein großer Zappa-Fan, insofern ohnehin schon vorgeprägt, wenn man so will. Was ich dort gelernt
habe, waren eher persönliche Dinge, zum Beispiel zu entdecken, was alles in mir steckt, was
man alles so kann, wenn man mal wirklich gefordert wird.
Neben der reinen Komposition
beschäftigen Sie sich sehr gerne
auch mit dem Sounddesign.
Ja, das schlägt sich zum Beispiel auch in
der Hörspielarbeit nieder, in die ich sehr viele Geräusche einbeziehe. Bei manchen Filmen benutze ich sehr gerne Elemente, die eigentlich aus
der Tonspur kommen bzw. auch vom Sounddesigner, und baue die in die Musik ein. Zum
Beispiel in „VogelMenschen“, ein Dokumentarfilm von Eduard Erne über die Leute, die die Vögel aus „Nomaden der Lüfte“ groß gezogen
und ihnen als Bezugspersonen gedient haben.
Dabei habe ich sehr viele Vogelgeräusche aus
den Originaltonspuren genommen und weiterverwendet. Aber ohnehin gehen Komposition
und Sounddesign zunehmend Hand in Hand,
nur die Arbeitsumstände sind leider oft nicht ide-
Dürbeck: Wir haben gar keine Wahlmöglichkeit. So war das schon bei unserer Band: Wir
sind so und können uns nicht verstellen. Wir haben es schon mal versucht, aber dann fehlt die
Authentizität. Musik oder Kunst braucht aber
Wahrhaftigkeit. Und so versuchen wir uns zu
positionieren zwischen Dienstleister – wir wollen dem Film helfen, wir wollen dem Regisseur
helfen, den Schauspielern ja auch und der Story – und Künstler.
Wann ist für Sie der ideale Moment, in ein Projekt einzusteigen?
Dohmen: Wir steigen gern bereits dann
ein, wenn ausschließlich ein Drehbuch existiert.
Es geht dann gar nicht sofort ums Komponieren, sondern darum, Geschichte und Figuren im
Kopf zu haben. Gerade arbeiten wir am Hamburger „Tatort – Auf der Sonnenseite““, ein toller Film, der wiederum schon komplett abgedreht und geschnitten ist. Das gibt es also auch.
Wie sehr überschneidet sich Ihre Arbeit eigentlich mit dem des Sounddesigners?
Dohmen: Gerade dieser sehr innovative
„Tatort“ von Richard Huber ist ein gutes Beispiel,
da wird es große Überschneidungen geben zwischen Sounddesign und Musik. Das ist wirklich
nicht immer ganz klar, und man muss sich konkret mit dem Regisseur oder Sounddesigner besprechen, wann man vielleicht lieber eine musikalische Sounddesign-Lösung versuchen würde und wann nicht. Es muss ja nicht immer das
al. Eigentlich müssten von Anfang an die Editoren, die Sounddesigner und Komponisten zusammen arbeiten, um sich gemeinsam auf Lösungen die Tonspur betreffend zu einigen. In
der Regel bekommt man als Komponist einen
fertig geschnittenen Film und weiß dazu oft genug nicht, wer den Sound macht. Und dann
komponiert man die Musik für eine Szene, von
der sich später heraus stellt, dass da ein Hubschrauber drüber fliegen soll und man von der
Musik rein gar nichts mehr hört. Es wäre schön,
mehr Zeit zu haben…
Was würde ein Mehr an Zeit
außerdem bewirken?
Ich habe gerade zur Vorbereitung einen
Kinofilm, bei dem ich mit dem Editor schon zu
Anfang des Drehs in Kontakt stehe, wir also gemeinsam darüber nachdenken, wie die Musik
an welcher Stelle sein könnte. Zudem werde ich
dem Editor bereits jetzt für seinen Schnitt viel
Musik geben, damit auch nicht dieses ewige
Problem mit der Temp-Musik auftaucht, also der
Musik, die vorübergehend genommen wird, damit man beim Schneiden ein Gefühl dafür bekommt, wie die Szene mit Musik funktionieren
könnte. Dass solche Musiken angelegt werden,
bevor der Komponist überhaupt zu komponieren angefangen hat, ist für Komponisten oft eine schwierige Praxis. So wirst du mit einer Musik konfrontiert, in die sich alle verliebt haben
und die man dann womöglich adaptieren soll.
Denn ist die Temp-Musik gut ausgewählt, dann
Schwerpunkt – newsletter 4/2008
„Wusch“ sein, sondern du kannst zum Beispiel
mit einem Bogen ein Becken spielen und den
Hall dann rückwärts laufen lassen, das ist dann
auch Sounddesign. Da muss man schon miteinander kommunizieren.
Ein Komponist erhält für eine
Komposition zum einen ein Honorar
für seine Arbeit am Projekt und zum
anderen als künstlerischer Urheber
Tantiemen durch die GEMA …
Dohmen: …was essentiell wichtig ist.
Ohne die GEMA könnten wir nicht existieren,
das ist für uns eine Einnahmequelle von extremer Bedeutung.
Wird diese Art der „Doppelvergütung“ als Argument in Honorarverhandlungen angebracht?
Dürbeck: Ja, das wird immer wieder versucht. Der Sinn und Zweck der GEMA gerät dabei in Vergessenheit. Die Leute sehen sie als Bonusgeschäft für die Komponisten. Der eigentliche Sinn der GEMA aber, dass nämlich, wer
ein Kulturgut benutzt und sich, bzw. sein Projekt damit aufwertet, auch dafür zahlen muss,
wird manchmal vergessen.
Dohmen: Ich habe auch schon erlebt,
dass jemand sagte: „Du kriegst die GEMA, das
habe ich mir ausgerechnet: Die ist so gut, da
zahle ich Dir kein Honorar.“ Die GEMA steht
dem Komponisten zu, das ist eine urheberrecht-
liche Leistung. Aber das sind zum Glück nur wenige schwarze Schafe, die Honorar und GEMA
manchmal vermengen.
Wird das GEMA-freie und damit für Auftraggeber vordergründig
günstigere Arbeiten von jungen
Komponisten genutzt, um einen Fuß
in die Branche zu bekommen?
Dohmen: Die, die ganz neu sind im Geschäft, lassen sich so manche Pistole auf die
Brust setzen. Du willst da reinkommen, du willst
den Job. Da macht man vielleicht solchen Mist
mit.
Dürbeck: Du hast ja auch noch nicht diese Weitsicht am Anfang. Was das bedeutet,
dass du dir nämlich selber damit langfristig schadest, das vermutet ja keiner.
Dohmen: Aber klar, das ist natürlich eine Gefahr, denn durch die immer günstiger werdende Computertechnologie kann sich jeder die
tollsten Libraries (digitales Soundarchiv, Anm.
der Redaktion) zulegen. Das heißt noch nicht,
dass man auch komponieren kann, aber du
klingst schon mal gut. Und dann kann es heißen: „Ach, dann lass uns den Nachwuchstypen
nehmen, der macht das für umsonst.“ Die kleinen oder teilweise auch mittleren Jobs in der
Werbung, die sind für uns weggebrochen, weil
wir dafür zu teuer sind. Aber auf der anderen
Seite haben Spielfilme so ein hohes Qualitätsanforderungsprofil, da nutzt es auch nicht, die
beste Library der Welt zu haben, da musst du
komponieren können und einfach gute Arbeit
abliefern.
geht sie immer auch eine Verbindung ein mit
den Bildern, und dann ist es ganz schwer, sich
mit einem anderen Ansatz durchzusetzen.
Ich fühlte mich also bei der Arbeit, als würde
ich nach Hause kommen. Es war für mich wirklich ein Traum, so etwas machen zu dürfen.
Welche Entwicklung sehen Sie
innerhalb der letzten Jahre in der
deutschen Filmmusik-Szene?
Ähnlich wie bei anderen Gewerken wie
Schnitt und Kamera, wird die Qualität der Komponistinnen und Komponisten, die hier arbeiten, immer besser. Die Lehrstätten entlassen
Leute, die viel mehr wissen als zum Beispiel noch
in der Zeit, als ich studierte. Das Niveau der Musik ist also wesentlich besser als noch vor 15 Jahren. Was ich auf der anderen Seite aber bedenklich finde ist, dass immer weniger Geld für unsere Arbeit zur Verfügung steht und die Qualität letzten Endes darunter leidet. Man bekommt immer weniger Zeit und immer kleinere Budgets zur Verfügung, so dass zum Beispiel
ein Orchesterscore immer seltener wirklich auch
mit Orchester eingespielt werden kann, sondern
digital erzeugt wird – und entsprechend klingt
das dann leider auch.
Sie mussten sich also gar nicht
weiter vorbereiten?
Natürlich haben wir da unser Gedächtnis
auch ein wenig aufgefrischt und uns ganz konkret Sachen angehört und auch neuere musiklastige Filme angeschaut wie „Hustle & Flow“,
um uns ein bisschen inspirieren zu lassen. Aber
die Stilistik war natürlich klar, ich musste nicht
erst versuchen nachzuvollziehen, was zum Beispiel Isaac Hayes bei „Shaft“ gemacht hat.
Der Preis gekrönte Score von
„Leroy“ dagegen klingt sehr knakkig. Hier haben Sie bewusst den
Blaxploitation-Funk der 70er imitiert. Durften Sie sich richtig austoben?
Ich bin jemand, der früher sehr viel Funk
und Jazz in Bands gespielt hat, und diese Art von
Musik ist ein sehr wichtiger Teil nicht nur meiner Vergangenheit, sondern auch meiner Gegenwart und hoffentlich auch meiner Zukunft.
Kinofest Lünen
Filmkomponisten erklären, wie es geht: Mit
einem praxisnahen Konzept will Festivalleiter Mike Wiedemann beim 19. Kinofest Lünen (13.-16.11.) den Besuchern die diffizile Kunst der Filmmusik näher bringen. Wiedemanns Wunschkandidat für die Premiere im November ist Komponist Ali N. Askin.
Bereits seit dem vergangenen Jahr vergibt
das Kinofest einen Filmmusikpreis, der auch
in diesem Jahr verliehen und erneut von Jürgen und Andrea Skok aus Lünen mit 2.500
Euro dotiert wird. Der Sieger der Premiere
2007 hieß Thomas Mehlhorn, der die Auszeichnung für seine Musik zu „Blindflug“ gewann.
19
Für den Newsletter haben
wir den Filmkritiker und Filmmusikexperten Jörg Gerle
gebeten, zwei Filmbesprechungen zu schreiben, die sich
nur um die Musik drehen.
Mit „Der Schuh des Manitu“
und „Nichts als Gespenster“
hat er zwei sehr unterschiedliche
Beispiele ausgewählt.
illionen hören, aber niemand weiß, wie
viele zuhören!“ Aaron Copland, einer der
bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts
und zudem Filmkomponist traf diese Einschätzung über die „Empfangseigenschaften“ der Kinozuschauer vor gut 60 Jahren – gerade zwanzig Jahre, nachdem die Filmmusik untrennbar
mit dem Zelluloidstreifen verschweißt wurde.
Heute kann man hinzufügen: Egal ob Millionen
zuhören oder hören – es wirkt! Ein Film ist mindestens die Summe aller seiner Teile. So plakativ diese Erkenntnis ist, so wenig ist sie verinnerlicht. Einen Film „sieht“ man nicht, man erlebt ihn! Das fängt mit Marginalien wie dem
Schlangestehen an der Kinokasse oder dem
Gang zum Kühlschrank an und hört mit Essenziellem wie einer funktionierenden Tonanlage
lange nicht auf.
M
Der Schuh des Manitu
ichael „Bully“ Herbig trifft im aktuellen
Jahrtausend den Massengeschmack der
Kino-Nation wie kaum ein anderer. Nun kann
man nicht zu unrecht behaupten, es läge an
seiner anarchischen Art, Blödelkomik mit Sinn
und Verstand zu paaren und könnte damit den
Brückenschlag zwischen ihm und den MarxBrothers wagen. Doch Sinn und Verstand beschränken sich im Falle Herbigs nicht nur auf
das Timing von Slapstick und Pointen, sondern
auch auf das sich Vergegenwärtigen formalen
Handwerks. Herbig ist sicherlich der ambitionierteste Filmemacher der aktuellen deutschen
Unterhaltungsindustrie, betrachtet man sich die
Perfektion, mit der hier „ein Komiker“ mit Kameraeinstellung, Schnitt, Spezialeffekten und
Sounddesign umgeht. Wie jeder gute Handwerker unter den Regisseuren hat auch er einen Seelenverwandten im Sounddepartment.
Von „Erkan & Stefan“ bis „Wicki und die
starken Männer“ zeichnet Ralf Wengenmayr für
das musikalische Underscoring aller Herbigs im
Kino verantwortlich. Gerade sein bislang größter Erfolg „Der Schuh des Manitu“ ist aus musiktechnischer Hinsicht beachtenswert. Nun
könnte man unken, es sei schließlich nicht son-
M
20
derlich schwer, einen Western zu vertonen. Immerhin ist sie, seit man Westernmusik als solche wahrnimmt, in Wesen, Form und Ausprägung nahezu unverändert geblieben: Peitschende Gitarrenriffs im Rhythmus des Pferdegalopps,
abgelöst von breit angelegten Streicherformationen, tunlichst bemüht, die unnachahmlich
schöne Weite der Prärie in sanfte Klangteppiche zu knüpfen; vereinzelt klassische, nordamerikanisch besetzte Instrumente wie das Banjo
in getragener Rhythmik des Pferdetrabs, schließlich das Pianola, die Harmonika oder die Maultrommel.
Vom Prolog an, bis endlich der Vorspann
das befreiend weite „Wir sind jetzt im Western“Hauptthema intoniert, gibt Wengenmayr ein
vorgezogenes Divertissement aller nur erdenklichen Klischees zum Besten. Da wir uns in einer Komödie befinden, zumal in einer, die speziell auf die Winnetou-Filme referiert, ist es Komponistenpflicht, den epischen Schmalzklassikern
von Martin Böttcher Reverenz zu erweisen, was
der 43-jährige Augsburger derart kompetent
tut, dass es Böttcher mitnichten wehtun dürfte. Doch das Team Herbig/Wengenmayr ist sich
wohl bewusst, dass eine Persiflage von musikalischen Zitaten und dessen Brüchen lebt. So
ertönt beim Entree des Erzbösewichtes Santa
Maria nicht gleich das mitunter durch Choräle unterstützte kurze Höllenthema, sondern erst
ein paar Subwoofer-lastige Heavy Metal-Riffs.
Ist man Zuhause bei Winnetouch an der Bar,
perlt Cocktailmusikleichtigkeit à la Henry Mancini, Winnetouchs Crashkurs im „richtig Indianersein“ ist ganz im Bigbandsound des Automagazinklassikers „Der 7. Sinn“ gehalten, und
Filmmusik in der Praxis: zwei Beispiele
Nichts als Musik
VON JÖRG GERLE
newsletter 4/2008
– Schwerpunkt
Nichts als Gespenster
ie ersten zwei Minuten sind Stille! Erst
wenn der Vorspann ansetzt, um
während der nächsten sechs Minuten
ganz beiläufig die fünf Schauplätze mit
ihren fünf stillen, gänzlich autarken Beziehungstragödien aneinander zu binden,
reichen Martin Todsharow nicht viel mehr
als fünf Töne eines Tasteninstruments.
„Fernweh“ nennt er diese „Titelmelodie“,
die dann im Film nie mehr auftauchen
wird. Der 40-jährige Berliner ist kein Traditionalist. Unter den Filmkomponisten
sucht Todsharow seine Wurzeln bei jenen,
die dem Film die epische Orchesterpracht
mit ihrer Leitthemendeklamation genommen und dafür die Macht des Klanges
und des Rhythmus’ geschenkt haben. Regisseur Martin Gypkens hat den richtigen
ausgesucht für ein kunstvoll verschachteltes Episoden-Beziehungsleid-Roadmovie.
Bevor die fünf Töne des Vorspanns für
immer verschwinden, schweißt sie Todsharow noch mit ein paar losen Gitarrenakkorden und schließlich mit der rhythmischen Wucht des Schlagzeuges zusammen: Hiermit ist die Fusion der fünf narrativen Einzelteile zu einem Ganzen bereits
nach acht Minuten vollbracht.
Auch wenn die Musik in „Nichts als
Gespenster“ eine tragende Hauptrolle
spielt, spielt sie keine Rolle, denn sie dient
lediglich dazu, das emotionale Erleben des
Zuschauers zu kanalisieren – und das passiert grundsätzlich eher kaum über das pure Handeln der Akteure. Diese Art von
„dienlich sein“ fordert eine Musik, die sich
nicht in schwelgerischen Melodien ergeht,
sondern in konzentrierten Momentaufnahmen, die einen Blick vertiefen, eine
Enttäuschung zementieren oder eine Beziehung für beendet erklären.
Eine solche Musik hat keine sonderlich große Lobby und wird bei deutschen
Filmpreisen gerne überhört. Aaron Copland kannte sie noch nicht und konnte daher auch nicht wissen, dass sie es ist, die
den Zuschauer auch ohne Zuhören erreicht. Wenn man es aber dennoch tut,
erlebt man einen Film auf ganz exzeptionelle Art, in der Handlung plötzlich ein wenig von seiner überschätzten Bedeutung
verliert. Film ist so viel mehr als Sehen!
Der Kölner Medienanwalt Stephan Benn hat sich auf Musik-
D
die kriegerischen Schoschonen kriegen ein
dekuvrierendes Polkathema angehängt.
Es ist erfrischend, wenn sich Spaß und
Verstand zu einem guten Ergebnis paaren.
Während Wengenmayrs Musik per
definitionem explizit sein muss und sein
Sujet offensiv auf Händen trägt, ist Martin Todsharows genau das Gegenteil – sie
brennt sich ins Unterbewusstsein, egal ob
man hört oder zuhört.
Soundtrack
Cologne 5.0
In diesem Jahr findet der Kölner Kongress für Musik und Ton in Film und
Medien vom 20. bis zum 23. November statt. Zu den Schwerpunkten der
bereits fünften Ausgabe zählen neben
der Verleihung des Europäischen Filmmusikpreise u.a. Musik im Animationsund Dokumentarfilm sowie das Thema Musikberatung. „Manitu“-Komponist Ralf Wengenmayr wird auf dem
Festival einen seiner Filme mit Audiokommentar begleiten. Ständig aktualisierte Infos unter der Festivalwebsite www.soundtrackcologne.de.
Schwerpunkt – newsletter 4/2008
recht spezialisiert. Für den Newsletter erläutert er den komplizierten Weg beim Erwerb von Filmmusikrechten.
Filmmusikrechte
Lizenz zum
Tönen
VON STEPHAN BENN
ls Filmkomponist steht man praktisch
immer mit einem Bein im Knast“,
sagt Andreas Schäfer, Vorstandsmitglied
des Verbandes mediamusic:nrw. Damit es
nicht so weit kommt, müssen sich Komponisten gut mit den Gesetzen auskennen – oder sich gut beraten lassen. Zunächst gilt es zu fragen: Wer hat die Rechte am Werk, und wer hat die Rechte an
der Aufnahme? Diese Frage muss auf der
Grundlage des deutschen Urheberrechtsgesetzes beantwortet werden. Die Nutzungsrechte an den Musikwerken liegen
danach bei den Urhebern, die zumeist mit
einem Musikverlag zusammenarbeiten.
Die Rechte an den Aufnahmen liegen bei
den Interpreten und deren Partnern, den
Tonträgerfirmen. Neben der direkten Lizenzierung der zur Nutzung eines Werkes oder einer Aufnahme erforderlichen
Rechte werden einige der Rechte auch
von den Verwertungsgesellschaften vergeben. Um die Nutzungsrechte der Urheber kümmert sich die Gesellschaft für
musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte GEMA, um
die Sende- und Wiedergaberechte der Interpreten und Tonträgerfirmen die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten GVL.
Im Rahmen der Produktion eines Filmwerkes erfährt das Musikwerk eine Bearbeitung, die als so genannte Verfilmung
oder Synchronisation durch den Urheber
bzw. den Musikverlag genehmigt werden
muss. Für die Erteilung dieser Bearbeitungsgenehmigung zahlt der Filmproduzent dem Urheber eine Synchronisationsgebühr. Die Höhe dieser Lizenzgebühr
wird zwischen den Beteiligten frei vereinbart. Von den für die Werknutzungen wie
die TV-Versendung des Filmes oder die
Vervielfältigung und Verbreitung auf DVD
an die GEMA gezahlten Lizenzentgelten
erhalten die Verlage 40 und die Urheber
60 Prozent.
Ähnlich verhält es sich mit den Rechten an den Aufnahmen. Auch hier muss
A
Macht des
Klanges:
Ina Weisse in
„Nichts als
Gespenster“,
Foto: Senator
Explizit und
offensiv: Michael
„Bully“ Herbig
in „Der Schuh
des Manitu“,
Foto: Constantin
Film Verleih
der Filmproduzent das Recht zur Verwendung der Aufnahme im Rahmen der Filmproduktion bei den Tonträgerfirmen bzw.
den Interpreten einholen und dafür ein Lizenzentgelt entrichten. Bei der Sendung
oder öffentlichen Wiedergabe des Filmes
wird dann wiederum ein Entgelt an die
GVL entrichtet, das diese unter den Interpreten und Tonträgerfirmen verteilt.
Nicht selten kommt es vor, dass Auftragsproduzenten am wirtschaftlichen Erfolg der Komponisten partizipieren wollen – obwohl ihre produzierende Leistung
vom Sender längst vergütet wurde. Dafür gründen sie einen Verlag, bei dem der
Komponist dann das im Rahmen der Filmproduktion verwendete musikalische
Werk verlegen soll. Folge: Der Produzent
bekommt neben der Vergütung für die
Ausführung der Produktion zusätzliche 40
Prozent der über die Rechtevergabe durch
die GEMA erwirtschafteten Lizenzentgelte. Um diese Praxis der „Zwangsinverlagnahme“ durch Musikverlage zu unterbinden, müssen die Verleger mittlerweile bei
Registrierung eines Verlagswerkes bei der
GEMA zusichern, dass die Inverlagnahme
des Werkes keine Voraussetzung für eine Verwendung im Rahmen der Filmerstellung war.
Wenn Produzenten – oder auch Regisseure – nun auf die Idee kommen, es
könnte billiger sein, bereits veröffentlichte Aufnahmen (sog. Source Music) bei der
Filmerstellung zu verwenden, statt speziell
für den Film neue Musiken komponieren
und einspielen zu lassen (sog. Score Music), müssen sie wiederum die für die Verwendung des musikalischen Werkes bzw.
der Aufnahme im Film erforderlichen
Rechte klären und lizenzieren. Bei den in
diesen Fällen verlangten Lizenzentgelten
könnten sie allerdings auch Überraschungen erleben. Ein Stück von Johnny Cash
beispielsweise ist nicht unter 50.000 Euro
zu haben. Die Verwendung einer Aufnahme der Beatles ist noch teurer.
21
Die Filmmusikszene in NRW ist
rege. In einem Streifzug durch das
Land stellen wir einige Institutionen vor und zeigen, wo man das
Handwerk erlernen kann.
enn die Wirtschaftsförderer von Clustern
sprechen, meinen sie damit Netzwerke von
Produzenten, Zulieferern, Forschungseinrichtungen
und Dienstleistern. Im Musikbereich bezeichnet das
Wort einen Akkord, dessen Töne unmittelbar nebeneinander liegen. Auch wenn Auftragsmusiker
an Rhein und Ruhr ganz unterschiedliche Töne produzieren, gibt es in NRW wahre FilmkomponistenCluster. Dabei spielt die Filmmusik selbst im Filmbereich meist nur eine Nebenrolle. In den Credits
werden ihre Urheber – mit Ausnahme des Abspanns – kaum benannt. Das soll nun zumindest
beim Grimme-Preis anders werden. Grimme-Referatsleiter Ulrich Spieß hat dem Verband mediamusic:nrw versprochen, dass mit dem 45. GrimmePreis 2009 auch die Komposition mit aufgenommen wird. Spieß: „Bild und Ton entfalten nur zusammen ihre Wirkung.“
Mit der Entscheidung befördert Spieß das zentrale Anliegen des 2005 in Köln gegründeten Verbandes. Für seinen Vorsitzenden Matthias Hornschuh ist die Filmmusik ein „mächtiger Miterzähler“. Hornschuh, dessen zusammen mit seinem Bruder Andreas komponierte Musik zur Dokumentation „Stolperstein“ im August beim Filmfestival Locarno zu hören ist, sieht sich und seine kreativen
Kollegen als „Teil des filmischen Autorenteams“. Obwohl mediamusic:nrw für alle Medienkomponisten
offen ist, arbeiten die meisten der rund 35 Mitglieder vorrangig für Film und Fernsehen. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt in der Region Köln.
Hier gibt es die meisten Ausbildungsangebote, die
meisten Auftraggeber und eine Musikszene auf internationalem Niveau. Diejenigen Komponisten, die
vorrangig für die Werbung arbeiten, firmieren in
Düsseldorf. Peter Riese, Regionalbeauftragter der
bundesweiten Komponistenvereinigung Composers
Club, bestätigt gern, dass auch Düsseldorf ein medienmusikalisches Cluster bildet.
Allerdings macht eine rein regionale Ausrichtung für einen Komponisten-Verband keinen
Sinn – Musik geht
W
Das WDR Sinfonieorchester Köln spielte für „Mein Führer“ von Dani Levy. Foto: WDR/Klaus Rudolph
Trotz nahezu ausgebuchten Terminplänen sorgen auch in NRW Orchester dafür, dass der Film
an Rhein und Ruhr volltönend klingt. Wir stellen die wichtigsten Musik-Ensembles vor.
NRW-Orchester spielen Filmmusik
Eine Frage der Zeit
VON WOLFGANG HIPPE
angweilig findet Dodo den Dschungel,
bis er unversehens eine Geige findet.
Er freundet sich mit dem komischen Ding
an und wird nach allerlei Irrungen und
Wirrungen zum Virtuosen. Inzwischen
begeistert der kleine Orang-Utan mit seinem Instrument auch die Kinozuschauer. Die Musik zum Soundtrack der Animation „Der kleine Dodo“ lieferten 64 Wuppertaler Sinfoniker unter dem Dirigenten
Heinz-Walter Florin. Das Sinfonieorchester spielte vergangenen August Stück für
Stück ohne Probe vom Blatt, noch im Studio wurde manches umarrangiert, Komponist Henning Lohner selbst sorgte am
Mischpult für den richtigen Klang. Die Terminierung im August war eine wesentliche Voraussetzung für das Engagement.
Die Orchesterferien waren eben vorbei,
die Spielzeit hatte noch nicht begonnen.
„Es ist nicht einfach, kurzfristig ein Spitzenorchester zu verpflichten“, sagt Albert
Jung, der das Projekt organisiert hat, aus
Erfahrung. Während die Filmbranche
kurzfristig plant und agiert, terminieren
Kulturorchester ihre Konzerte mindestens
zwei Jahre im Voraus und sind auch sonst
ausgebucht. Proben, Konzerte, Oper und
Gastspiele folgen dicht aufeinander, ein
passendes Zeitfenster für den Film zu finden, verlangt da gekonntes Management
L
22
und auch ein bisschen Glück. Was für die
Orchester gilt, trifft auch auf Konzertsäle zu. Die Kölner Philharmonie zum Beispiel verfügt zwar über eine qualifizierte
Aufnahmetechnik, allein ein freier Termin
lässt sich dort neben dem Tagesbetrieb
kaum finden. Das Gürzenich- und das
WDR Sinfonieorchester haben hier ihr Zuhause, die Restzeit belegt der Spielplan
mit Gastauftritten aller Art. Dafür gibt es
mit dem Studio Stolbergerstraße in Köln
einen anderen, für Orchester hinreichend
großen Raum. Hier entstand nicht nur der
„Dodo“-Sound, sondern einige Jahre zuvor auch die Musik zu „Dina – meine Geschichte“. Komponist und Arrangeur
Marco Beltrami arbeitete dabei mit dem
Gürzenich-Orchester zusammen. Dessen
Qualitäten glichen die geringe Erfahrung
Beltramis als Dirigent ohne Probleme aus.
Der Zeitfaktor verhinderte bisher, dass das
Orchester weitere Filme einspielte. Dabei
gilt sein Chef Markus Stenz durchaus als
Liebhaber von Filmen und Filmmusik. Einzelne Titel tauchen auch immer wieder in
seinen Konzerten auf, doch mehr ließ der
Terminplan bisher nicht zu.
Die Zuneigung zum Film teilt auch das
WDR-Rundfunkorchester. Neben Konzerten mit Stücken aus dem „Little Shop of
Horrors“ oder Tom Tykwers „Parfüm“ hat
es auch schon die Musik zu den 36 Folgen der Zeichentrick-Serie „Als die Tiere
den Wald verließen“ eingespielt. Die beiden anderen WDR-Klangkörper sind
ebenfalls aktiv. Das Sinfonieorchester spielte für „Mein Führer“ von Dani Levy, Komponist Niki Reiser hatte zuvor auch mit der
WDR-Big Band zusammengearbeitet. Sie
setzte Reisers Komposition für Dani Levys „Alles auf Zucker“ so hörbar um, dass
Komponist und Film 2005 den Deutschen
Filmpreis für die „Beste Filmmusik“ erhielten. Aktuelles Projekt der Band: Aufnahmen für „Hilde“. Regisseur Kai Wessel erzählt im Film die Lebensgeschichte von Hildegard Knef. Die deutsche Schauspielerin und Chansonette wird von Heike Makatsch gespielt, die auch einige Knef-Titel singen wird.
Ganz unabhängig davon, ob ein ganzes Orchester gefragt ist, bilden die einzelnen Orchestermusiker insgesamt einen
Pool, aus dem sich bei Bedarf ein Ensemble nach Maß zusammenstellen lässt. So
konnte Komponist Andreas Schäfer seine Musik für den TV-Zweiteiler „Teufelsbraten“ problemlos mit zwanzig Streichern und weiteren Solisten umsetzen.
Und Studios in angemessener Größe wie
das „Studio 301“ in Köln-Bickendorf gibt
es in NRW auch.
newsletter 4/2008
– Schwerpunkt
Die Filmmusikszene an Rhein und Ruhr
Hier spielt
die Musik
VON PETER HANEMANN
nun einmal um die ganze Welt. Zu den überregionalen Aktivitäten der Kölner Medienmusiker zählten die Mitorganisation des Filmmusik-Pavillons in Cannes (2007), die Beteiligung
an Short Scores International in Dresden, die alljährliche Veranstaltung Short Scores in Köln und
vor allem die Partnerschaft mit Soundtrack Cologne. Vom 20. bis 23. November widmet sich
der Kongress zur Film- und Medienmusik an der
Schnittstelle von Kunst und Kommerz zum fünften Mal ästhetischen und produktionspraktischen Themen. Inzwischen hat sich die Veranstaltung als führendes europäisches Forum für
Medienmusik etabliert. Dazu trägt auch der Europäische Filmmusikpreis bei, mit dem u.a. der
WDR und sein Rundfunkorchester herausragende Nachwuchstalente auszeichnen. Stargast im
letzten Jahr war Oscar-Preisträger Gabriel Yared
(„Der englische Patient“).
Einer der Kooperationspartner von Soundtrack Cologne ist die Kunsthochschule für Medien Köln und damit eine der Hochschulen, die
sich zwangsläufig mit Komposition beschäftigen. Denn für die Abschlussfilme angehender
Regisseure braucht es Musik, für die dann Kommilitonen verantwortlich zeichnen. So komponierte etwa Marek Goldowski die Musik für das
„Das weiße Rauschen“ von Hans Weingartner,
Gerriet K. Sharma intonierte „Lostage“ von Bettina Eberhard, und Martin Lesniak schuf das
Sounddesign für „Solange du hier bist“ von Stefan Westerwelle. Professoral zuständig für den
Bereich Klangkomposition und Sounddesign ist
Pink Floyd-Koautor Anthony Moore. Auch an
der Düsseldorfer Robert Schumann Musikhochschule kann man Komposition studieren. Ab
dem Wintersemester 2008/09 wird zusammen
mit der FH Düsseldorf ein achtsemestriger Studiengang „Musik und Medien“ angeboten, der
mit einem Bachelor of Music abschließt. An der
FH Dortmund wird der Studiengang „Film Fernsehen Kamera“ und damit der Bereich Sounddesign in den neuen Bachelor-Studiengang „Design Medien Kommunikation“ überführt. Der
entsprechende Bereich heißt nun „Ton Wort
Musik Sound“.
Im Unterschied zu den Hochschulen, wo
gleich zu Beginn ein hoher Anspruch herrscht,
beginnt die Ausbildung zum Filmkomponisten
der Deutschen Pop Akademie in Köln-Mülheim
bei Null. „Im Extremfall starten hier Studenten,
die noch nicht einmal Noten lesen können“,
sagt Akademieleiter Salvatore Chianta. Das erste Semester schließt man als Musikassistent ab,
das zweite als Musikarrangeur, das dritte als Musikkomponist und
das vierte und letzte Semester als Filmkomponist. Seit 2005 haben rund 260 Teilnehmer die
Kompositionskurse durchlaufen. Ende 2007 haben die ersten Absolventen des kompletten
Ausbildungsgangs Filmkomponist/in die Akademie verlassen.
Gelernten Musikern, Sounddesignern, Filmemachern, Produzenten und Autoren bietet
das Kölner Filmhaus immer wieder Orientierungshilfe. Aktuell macht Komponist Carsten
Rocker (u.a. „Prager Botschaft“, „Land gewinnen“) angehende Fiction-Producer mit den Feinheiten der Filmmusik vertraut. Sein Kollege Stefan Döring („Lost in Liberia“, „Chinas Größenwahn am Yangtse“) erläutert in SounddesignSeminaren Newcomern und Fortgeschrittenen
Wissenswertes über Miditracks und Sample-Orchester. Döring, wie Rocker bei mediamusic:nrw
aktiv, beantwortet im Filmhaus auch die wichtige Frage, wie sich mit Filmmusik Geld verdienen lässt.
c/o pop in Köln
Die Kölner Musikmesse c/o pop (13.-17.08.)
beschäftigt sich in diesem Jahr nicht nur mit
den aktuellen Trends bei Musiksendern, sondern auch wieder mit dem Verhältnis von
Musik und Film. Am 14. August präsentiert
die Messe Hannes Stöhrs neuen Film „Berlin Calling“, der auch auf dem Festival Locarno auf der Piazza zu sehen ist. In der von der
Filmstiftung NRW geförderten Kinoproduktion spielt der Berliner DJ Paul Kalkbrenner,
der auch die Filmmusik geschrieben hat, einen Electro DJ, der mit seiner Musik rund um
die Welt tourt. Am Freitag folgt auf der c/o
pop die Silent Movie Night, bei der der finnische Elektronikmusiker Vladislav Delay einen Lifesoundtrack zu Aki Kaurismäkis „I Hired a Contract Killer“ präsentiert. Dafür, dass
es während der Vorführung im Stadtgarten
tatsächlich still bleibt, sorgen 400 Kopfhörer, über die die Besucher dem Konzert lauschen können.
Open Air laufen während der Messe unter
dem Titel c/o pop on Screen in der Kölner
Radrennbahn Produktionen wie „Joe Strummer“, „Love, Peace & Beatbox“ sowie als Preview der Jubiläumsfilm zum 25. der Punkband Goldene Zitronen. Alle Termine unter
www.c-o-pop.de.
DJ Paul Kalkbrenner
in „Berlin Calling“,
Foto: Pola Sieverding,
Sabotage Films, Stoehrfilm
Schwerpunkt – newsletter 4/2008
23
Daniel Kothenschulte ist verantwortlich für die Filmredaktion der Frankfurter
Rundschau und arbeitet nebenbei als Stummfilmpianist. In Köln betreibt
er die Stummfilm-Veranstaltungsreihe „Silent Movie Theatre“. Die nächste
Aufführung findet am 8. August Open Air im Kölner Radstadion mit Harold
Lloyds Stummfilm „Speedy“ statt.
Die Rückkehr des Stummfilmpianisten
Gegen die
Schallmauer
VON DANIEL KOTHENSCHULTE
illian Gish, der frühe Star der ersten Griffith-Filme, gab ihrer jüngeren Kollegin
Jeanne Moreau einmal ein Fernsehinterview, in dem sie die Rückkehr des Stummfilms prophezeite: „So etwas Schönes wie
die Kombination von Bildern und Live-Musik kann nicht sterben“, schwärmte sie.
„Und ich bin sicher, es kommt zurück.“ Wo
Miss Gish recht hatte, hatte sie recht. Am
Ende ihres langen Lebens war die mädchenhafte Frau mit den großen Augen gefeierter Ehrengast bei Stummfilm-Events in
aller Welt. Die Ereigniskultur der Postmoderne hatte wiederentdeckt, was kaum ein
Filmfan noch erlebt und selbst die seriöse
Filmwissenschaft nahezu vergessen hatte:
die Wirkung eines Filmorchesters.
In der Eröffnungswoche der Kölner Philharmonie stand 1986 eine Aufführung von
Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ auf
dem Programm, begleitet mit der wiederentdecken Originalkomposition des Filmmusikpioniers Edmund Meisel. Für mich war es
einer dieser Augenblicke, die ein Leben verändern. Selbst der Filmhistoriker Enno Patalas, der gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Lothar Prox die Aufführung initiiert hatte und danach noch viele Jahre an
der Rekonstruktion dieses Klassikers arbeitete, meint heute, er habe die Wirkung der
damaligen Vorführungen nie mehr wiederholen können.
Ein einsamer Stummfilmpianist kann
von derartiger Wirkungsmacht natürlich nur
träumen. In einem Punkt aber glaube ich,
dass jeder Musiker, selbst der schlechteste,
ein Orchester ersetzen kann, und zwar mit
einem bescheidenen Wort: „Begleitung“.
Filmmusiker sorgen dafür, dass das Publikum mit dem Filmbild nicht alleine ist.
Schon die Gebrüder Lumière hatten begriffen, dass sich viele Menschen vor der Stille fürchten, die ja in keinem anderen Lebensmoment so sehr spürbar ist wie im Kino. Da hilft es durchaus, jemanden im Saal
zu haben, der etwas Krach macht. Aber
L
24
warum kann das ein Lautsprecher nicht genauso gut? Heute leben nur noch sehr wenige Menschen auf der Welt, die vor dem
Durchbruch des Tonfilms um 1930 Kinogänger waren und den Stummfilm noch erlebt haben. Die meisten Zuschauer haben
keine besondere Beziehung zum frühen Kino und begreifen dennoch intuitiv die Bedeutung von Live-Musik. Für sie bin ich als
Pianist im Saal so etwas wie der Busfahrer
auf einer Kaffeefahrt. Sie begegnen mir mit
dem gleichen Vertrauen. Weil sie wissen: Ich
lenke den alten Kasten schon irgendwo hin.
Und wenn ich einmal für eine Sekunde
stumm bin, fahren sie erschreckt von ihren
Sitzen hoch, als hätte jemand mit der Pistole geschossen. Vielleicht fürchten sie, ihr
Busfahrer sei in tödlichen Sekundenschlaf
verfallen...
Jeder Filmkomponist ist ein Busfahrer. Leider haben sie nicht das Glück, jede Vorführung persönlich leiten zu können, deshalb
werden sie auch manchmal vergessen. Erschwert wird ihre Arbeit dadurch, dass sie es
mit Reiseleitern auf dem Regiestuhl zu tun haben, die immer ein Wörtchen mitzureden haben. Oft wollen sie auch ganz wo anders hin.
Als sich der Komponist John Williams
1976 zu George Lucas in den Schneideraum
von „Star Wars“ setzte, konnte sich dieser
nicht von der Schallplatte trennen, die er bis
dahin an seine Bilder angelegt hatte: Erich
Wolfgang Korngolds Thema aus „Kings
Row“, einem der besten Filme mit Ronald
Reagan. Williams blieb nichts anderes übrig, als das Thema zu paraphrasieren und
noch etwas pathetischer klingen zu lassen
als das Original. Aber sein Budget war wenigstens groß genug für das London Symphony Orchestra, das keine Note unter den
Tisch fallen ließ.
Kurioserweise spielen Filmorchester
heute häufiger auf öffentlichen Veranstaltungen als in Filmstudios. Eine ganze Woche gastierte in diesem Juli die Berlin Film
Philharmonic Big Band in der Kölner Philhar-
Bonn: Stummfilmtage
mit Lloyd
Harold Lloyd liefert den Auftakt zu den Internationalen
Stummfilmtagen in Bonn. Sein Klassiker „Girl Shy“ von
1924 eröffnet die 24. Ausgabe des Bonner Sommerkinos, das sich mittlerweile zu Deutschlands wichtigstem
Stummfilmfestival gemausert hat. Begleitet wird die Vorführung von Aljoscha Zimmermann am Flügel und seiner Tochter Sabrina Zimmermann an der Violine. Zwischen dem 14. und 24. August lädt der Förderverein
Filmkultur Bonn in den Arkadenhof der Universität Bonn,
wo jeweils ab 21 Uhr restaurierte Filmschätze musikalisch begleitet über die große Leinwand flimmern. Das
genaue Programm des von der Filmstiftung NRW, der
Stadt Bonn, dem BKM, der Universität Bonn und dem
Rheinischen Landesmuseum unterstützten Festivals gibt
es ab Ende Juli unter www.film-ist-kultur.de.
Förderverein Filmkultur Bonn e.V.,
Tel. (0228) 478568;
[email protected]
newsletter 4/2008
– Schwerpunkt
monie mit Peter Thomas’ berühmter
„Raumpatrouille“. Die Begeisterung des Publikums ist groß: Man feiert die Handarbeit
am Kinoerlebnis. Die meisten deutschen
Filmkomponisten verkneifen sich die Arbeit
mit großen Orchestern. Sie müssen die Produktionskosten in der Regel von ihrem
knappen Honorar abzweigen, sodass man
immer wieder statt eines Himmels voller
Geigen nur ein einsames Keyboard hört, das
klingen will wie diese Geigen. Natürlich lässt
sich mit elektronischen Instrumenten auch
erstklassige zeitgenössische Filmmusik herstellen, aber manche populäre Genres verlangen nun einmal nach der unsterblichen
Spätromantik. Nach etwas, das eben klingt
wie Korngold.
Im vergangenen Jahr konnte ich dem
jungen niederländischen Komponisten Paul
van Vulpen dabei zusehen, wie er seinen
Harold Lloyds Klassiker „Girl Shy“ eröffnet die
Bonner Stummfilmtage, Foto: Lloyd Foundation
Preis einlöste, den er beim Festival „Soundtrack Cologne“ gewonnen hatte: einen Aufnahmetag mit dem Kölner Rundorchester.
Wie die meisten sinfonischen Scores, die
heute geschrieben werden, entstand er für
einen Animationsfilm. Für den Studenten
aus Utrecht war es zweifellos der größte,
aber auch der schweißtreibendste Tag seines Lebens.
Die Soundstages des alten Hollywoods
waren wahre Schweißfabriken. Die großen
Filmmusiken entstanden dort in Serie, geschrieben wurden sie manchmal in ein paar
Tagen. Doch vor der Leinwand blieb – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – lebendig,
wovon Lillian Gish schwärmte: Die Verlebendigung von Film durch die Anwesenheit
eines Orchesters. Lange war das Filmfestival von Ghent der einzige Ort, an dem auch
normale Soundtrack-Fans so etwas erleben
konnten. Hier dirigierten die großen Hollywoodkomponisten ihre Werke live im
Opernhaus. Dann folgte in den 1990er Jahren die inzwischen eingestellte FilmmusikBiennale in der Bonner Bundeskunsthalle.
Ein wahrer Festivalboom versucht derzeit, das Filmmusik-Erlebnis wieder zu beleben. Wenige Tage der nach der fünften
Ausgabe von Soundtrack Cologne (20.-23.
November) geht im englischen Cardiff das
„Soundtrack“-Festival an den Start (26.29.11.), ein finanziell üppig ausgestattetes
Großereignis. Ins dritte Jahr geht im Oktober das Rome Festival, das in Renzo Pianos
neuem Konzertsaal internationale Filme
zeigt und unter der inoffiziellen Schirmherrschaft des großen Ennio Morricones steht,
der die Preisverleihungen in opulente Konzerte verwandelt. Neu am Start waren im
vergangenen Juli die bayrischen „Musikfilmtage Oberaudorf“, weitere Filmmusikfeste
gibt es in Halle, Paris und Hamburg. Festivals in Barcelona und Prag haben sich auf
Musikdokumentationen spezialisiert.
Die dokumentarische Filmform ist für
Komponisten seit den 1920er Jahren von
Interesse – und bietet fast ähnliche Möglichkeiten zur freien Kommentierung wie der
Stummfilm. Die Schattenseite der Medaille ist die Omnipräsenz eines pseudo-kompositorischen Klangdesigns, wie es etwa für
die Fernsehfilme der ZDF-History-Schiene
typisch ist. Statt einer künstlerischen Kommentierung versucht diese Tongestaltung
einen Appell ans Unbewusste. Das dokumentarische Material wird klanglich derart
verfremdet, dass eine emotionale Lesart der
Geschichte vorgegeben wird. Jedoch nicht
mit den Mitteln der Kunst sondern des Effekts. Die Demokratisierung der Filmherstellung durch die Digitalisierung hat es zu einer einfachen Option gemacht, bereits beim
Filmschnitt Klangelemente einzufügen, die
musikalische Funktionen übernehmen. Das
verlockt zu einer Baumarkt-Mentalität, die
Filmemachern suggeriert, vollwertige
Filmberufe wie die Komposition gleich mit
ausüben zu können. Doppelbegabungen
jedoch wie die der komponierenden Regisseure John Carpenter, Clint Eastwood oder
Tom Tykwer sind selten. Und gerade die wären ja die letzten, die auf professionelle Musiker verzichten würden. Man vergisst leicht,
wie wichtig gerade die Vermittlungsfunktion von Komponisten in der Filmherstellung
ist. Sie sind die ersten Zuschauer, die den
fertig geschnittenen Film zu sehen bekommen. Manchmal auch die ersten Kritiker. Sie
interpretieren mit ihrer Musik das Gesehene, kommentieren es und setzen Akzente,
die nur von Außenstehenden gesetzt werden können.
Als Kritiker und Stummfilmpianist habe
ich oft das Gefühl, ein und denselben Beruf auszuüben. Am Klavier mache ich nichts
anderes, als Aussagen über Filme zu treffen, nur gebe ich meine Kommentare in Realzeit ab: Wie ist das Tempo einer Szene, wie
ist sie zu verstehen? Welche Epoche ist gemeint? Ist eine Figur, die die Leinwand betritt, ein Held oder ein Schurke? Ist das Ganze ernst gemeint oder ist es eine Parodie?
Sollen wir weinen oder lachen? All das kann
Filmmusik erklären, manchmal laut, manchmal leise, jedoch nie so aufdringlich und eindeutig wie ein Wort.
Schwerpunkt – newsletter 4/2008
Zwischen deutschem Arthouse und Bollywood – das Bonner
Label Normal Records hat sich auf Filmmusik-Soundtracks
spezialisiert. Für den Filmdienst vertreibt die Plattenfirma
außerdem die Edition Filmmusik.
Das Bonner Label Normal Records
Neues
entdecken
VON REINHARD KLEBER
enn man auf der Website der Bonner Musikvertriebsfirma Normal Records die News-Rubrik anklickt, dann trifft
man zunächst auf Soundtracks zu Bollywood-Filmen. „Im Monat bringen wir zwei
bis drei neue Titel heraus“, sagt Marketingleiter Stefan Werner. Zuletzt erschien die
Doppel-CD zu der indischen Sommerkomödie „Bachna Ae Haseeno“ und zu dem Kinohit „Salaam Namaste“, beide mit Musik
des Duos Vishal Shekhar.
Doch der große Bollywood-Boom von
2004/2005, als Spitzentitel sich mehr als
100.000 Mal verkauften und der Soundtrack des Kinohits „Sometimes Happy, Sometimes Sad“ eine Goldene Schallplatte gewann, ist wieder abgeflaut. Zu viele Anbieter seien auf den Zug aufgesprungen und
hätten so die Erfolgschancen auf dem Nischenmarkt
verringert, berichtet Werner. Normal Records profitiere aber noch vom starken Back-Katalog. Unter
dem Label Bollywood Records hat das Bonner Unternehmen bisher 21 eigene Lizenztitel herausgebracht, für den Kölner
Filmvertrieb Rapid Eye Movies (REM) sogar 30 CDs.
Ein zweites wichtiges
Standbein sind Soundtracks zu deutschen und
internationalen ArthouseKinofilmen. Mit den
Soundtracks erwirtschaftet
das Bonner Label, das
1982 mit einer CD der britischen Rockformation
„The Work“ seinen ersten
Tonträger veröffentlichte,
im Schnitt etwa 90 Prozent
seines Umsatzes. Werner,
der ursprünglich Platten
aus dem Alternativ-RockSegment veröffentlichte,
hofft auch weiterhin auf
seine Spürnase für neue
Trends: „Wir haben immer
davon gelebt, dass wir et-
W
Soundtracks aus
dem Hause
Normal
Records,
Foto: Normal
Records
was Neues entdeckt haben.“ Allerdings setzt
die allgemeine Krise der Musikindustrie, die
unter Tauschbörsen, Musikpiraten und Privatkopien leidet, auch Normal Records zu.
Im Segment der Original Soundtracks
veröffentlichten die Bonner dieses Jahr die
CDs zu „Märzmelodie“ und „Chico“. Rechtzeitig zum Filmstart bringt das Bonner Unternehmen in Kürze die Soundtracks zu „Der
finnische Tango“ von Buket Alakus und
„Räuber Kneißl“ von Markus H. Rosenmüller heraus. Als nächstes Projekt ist voraussichtlich die Produktion der CD zu „Lulu und
Jimi“ von Oskar Roehler geplant.
Für die Original Soundtracks sucht Werner nach „guten, anspruchsvollen Filmen
mit solidem Musikanteil, bei denen die Qualität im Vordergrund steht“. Allerdings mangele es in diesem Segment seit Jahren an
Verkaufsschlagern. Dass sich deutsche oder
europäische Filmmusik-CDs in fünfstelliger
Zahl absetzen ließen, liegt schon Jahre zurück, konstatiert Werner. Als Beispiele nennt
er die Soundtracks von „Wer früher stirbt
ist länger tot“ und „Wie im Himmel“.
Als Hindernis erweist sich dabei, dass
deutsche Produktionsfirmen anders als in
Hollywood meist erst kurz vor Kinostart auf
die Idee kommen, dass man auch einen
Soundtrack veröffentlichen könnte. „Das
führt dann oft zu unnötigen Schnellschüssen“, bedauert Werner. Eine positive Ausnahme sei die Münchner Firma
Claussen+Wöbke, die etwa bei „Jenseits der
Stille“ und den Filmen von Hans-Christian
Schmid frühzeitig solide vorbereitete Musikveröffentlichungen einplanten.
Beteiligt ist Normal Records auch an
dem Projekt „Edition Filmmusik – Komponiert in Deutschland“. Seit der Startschuss
dafür im April 2007 auf dem Internationalen Frauenfilmfestival in Dortmund fiel, fungiert das Bonner Unternehmen als Vertriebspartner der Bonner Fachzeitschrift Filmdienst, die das Projekt initiiert hat. In der Edition sind seitdem acht Titel mit Werken
deutschsprachiger Filmmusik-Komponisten
erschienen, darunter zuletzt eine CD mit
Kompositionen von Angelika Niescier aus
dem Film „Drei Wünsche, drei Frauen, ein
Jahr“.
25
Das kleine Örtchen Wachtberg-Adendorf liegt idyllisch im Rhein-Sieg-Kreis und ist stolz auf sein
traditionelles Töpferhandwerk. In seiner Mitte gedeiht das Kulturzentrum „Drehwerk 17/19“ mit
einer Kleinkunstbühne, einem Bistro und vor allem mit einem schönen Kino, in dem auf weichen,
roten Ledersitzen 45 Besucher Platz finden.
Kino Drehwerk 17/19
45 Plätze Glück
VON TATJANA KIMMEL
m Drehwerk sollen sich Künstler verwirklichen, interessante Filme laufen und die
Besucher aufs Beste unterhalten werden“,
sagt die Besitzerin Ille Knorr selbstbewusst.
Gemeinsam mit ihrem Sohn Philipp und ihrem Mann Rudi Knorr hat sie das Kulturzentrum im Oktober 2007 eröffnet. Ein gewagtes Unternehmen, doch die ersten
zehn Monate liefen erfolgreich. Wie so oft
im Leben von Ille Knorr hat sich das Eine
aus dem Anderen ergeben. Die gelernte
Krankenschwester arbeitete schon seit Jahren in der 1999 gegründeten Knorr Werbung OHG, die sich auf Kinowerbung für
lokale Händler spezialisiert hat. Rudi Knorr
führte die Geschäfte und Ille Knorr brachte sich als Mediengestalterin ein und wurde Produktionsleiterin für Kinospots. Was
sie kann, hat sie durch Erfahrung und durch
das tägliche Machen gelernt.
2003 suchten die Knorrs neue Räume
für ihre Agentur und fanden eine alte Töpferei in Adendorf. Es war Liebe auf den ersten Blick, auch wenn das Gebäude stark
renovierungsbedürftig war. Von Anfang an
war klar, dass die Anlage eigentlich viel zu
groß ist. Zunächst zog die Agentur in ihre
neuen Räume und die Familie ins Vorderhaus. Doch um die nötige Renovierung des
gesamten Komplexes zu finanzieren, mussten andere Geschäftsmodelle her. Die Bank
riet den Knorrs, die Werkstätten in Wohnungen auszubauen, doch das wollten sie
nicht. Dann entstand die Idee, ein Kulturzentrum zu gründen. Davon wollte wiederum die Bank nichts wissen und verweigerte die Hilfe. Ille Knorr nennt sich und ihren
Mann ein „Pionierpaar, das anpackt und
Neues wagt“ – und genau so schafften sie
es mit eigenen Mitteln und der Hilfe der
Filmstiftung NRW. Aus der alten Töpferei
wurde das “Drehwerk 17/19“. In den
Schaukästen an der Straße, wo früher Vasen und Krüge dargeboten wurden, hängen jetzt bunte Kinoplakate. Im Eingangsbereich erinnert noch ein alter Ofen an die
Ursprünge des Gebäudes. Ansonsten wurde alles modernisiert, mit braunem Holz,
I
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schwarzen und roten Elementen. Rudi Knorr
führt weiterhin die Werbeagentur, Sohn
Philipp leitet als gelernter Koch und Hotelfachmann das Bistro, und Ille Knorr kümmert sich um den Kulturbetrieb, also die
Kleinkunstbühne mit 70 Plätzen und das Kino. Das Filmtheater ist das
Zugpferd des „Drehwerk
17/19“. Den Projektor haben
die Knorrs aus einem stillgelegten Filmtheater erworben,
ein erfahrener Vorführer sorgt
für den reibungslosen Ablauf.
Ille Knorr steht bei fast jeder Vorstellung an der Kasse,
unterhält sich mit den Besuchern. Zum einen erwarten
die Besucher des kleinen Kinos diesen persönlichen
Kontakt, zum anderen möchte Knorr herausfinden, was das Publikum
mag. „Wir erproben noch unsere Zielgruppe“, erklärt die umtriebige Kinobetreiberin.
Nach den ersten Monaten ist schon klar,
dass viele Senioren kommen und dass sie
anspruchsvolle, aber keine allzu traurigen
Filme mögen. Durch die geografische Nähe leben in der Region viele Menschen, die
in den Ministerien, Botschaften oder in
Bonn ansässigen Firmen tätig waren und
sind. Es ist eine Gegend, in der gebildete
Bürger wohnen, die es für das Kino zu begeistern gilt. Die Adendorfer Kinogänger
wollen sich gut unterhalten, aber auf hohem Niveau. „Pilgern auf französisch“ läuft
schon in der dritten Staffel, „Kirschblüten
Hanami“ war ein Erfolg, aber „Juno“ floppte ebenso wie „Jelly Fish“. Knorr findet es
immer noch schwierig, die Vorlieben der
Kunden auszuloten, aber sie ist zuversichtlich, dass sie ein „noch glücklicheres Händchen“ entwickeln wird. Das Stammpublikum erhält einen kostenlosen newsletter mit
immerhin schon 700 Abonnenten. Das ist
beachtlich für ein Kino in einem Ort mit
knapp 1.700 Einwohnern. Durch unterschiedliche Veranstaltungen versucht
Knorr die Leute aus der Umgebung in das
kleine Kino zu locken. So lädt sie an jedem
letzten Dienstag im Monat um halb vier
nachmittags zum FKK. Dabei lassen die Altendorfer nicht die Hüllen fallen, FKK steht
vielmehr für Film, Kaffe und Kuchen. Das
gesamte Paket kostet nur 7,90 Euro. Der
Vorher/
nachher:
Aus der
alten
Töpferei
wurde das
Kino im
Drehwerk,
Foto: Drehwerk 17/19
Plan geht auf: FKK ist meistens ausgebucht.
Ebenso erfolgreich holt Knorr sonntags Eltern mit einem Brunch ins Bistro und ihre
Kinder mit einem Film ins Kino. „Beim Thema Kinder und Jugendliche geht noch Manches“, ist Knorr sich sicher. Deshalb will sie
noch mehr mit den lokalen Schulen zusammenarbeiten und am Vormittag Sondervorführungen von Filmen wie „Die Welle“ oder
„Unsere Erde“ anbieten. Während der Ferien wird sich Knorr beim Filmverleih DVDs
besorgen und sie auf der großen Leinwand
in der Kleinkunstbühne zeigen. Kinder und
Jugendliche bekommen dann nachmittags
zu einem festen Preis ein Filmerlebnis inklusive Getränk.
Mit 45 Plätzen hat das Kino im Drehwerk 17/19 genau die richtige Größe, findet Ille Knorr. Und sie ist sicher, dass es noch
viele Möglichkeiten birgt.
newsletter 4/2008
– Kino-Porträt
ir sind noch zu haben. Wir haben
noch keine Freundinnen!“ Die Möchtegernjungstars wissen, was sie wollen und
was ihre Fans und die Presse hören wollen
– kein Wunder, ist doch mit Fabian Halbig,
dem Schlagzeuger der Band „Killerpilze“,
ein Boy-Group-Sternchen unter ihnen. Es
wimmelt und wuselt an diesem heißen
Nachmittag auf dem Minigolfplatz unweit
vom Schloss Rheydt. Ein Team von 80 Leuten dreht hier eine Szene des Kinderfilms
„Vorstadtkrokodile“. Die Geschichte
schrieb Max von der Grün 1977, um seinem Sohn, der im Rollstuhl saß, zu helfen.
Im gleichen Jahr strahlte der WDR seine
Fernsehfassung aus, die seitdem europaweit mehr als 180 Mal gesendet wurde.
Der Roman verkaufte sich mehr als
800.000 Mal, erschien als Hörbuch und
dient bundesweit als Unterrichtslektüre.
Nun werden sie auf die Leinwand losgelassen, die „Vorstadtkrokodile“. Die Geschichte folgt weitgehend dem Original: Der
zehnjährige Hannes (Nick Romeo Reiman)
lebt bei seiner jungen, allein erziehenden
Mutter (Nora Tschirner) und will von der
coolen Jugendbande, den „Vorstadtkrokodilen“, aufgenommen werden. Bei der Mut-
W
Am Set von
„Vorstadtkrokodile“
Rückkehr
in den Pott
probe gerät er in Lebensgefahr und wird
erst in letzter Minute von Kai (Fabian Halbig) gerettet. Auch Kai will zur Bande, aber
er sitzt im Rollstuhl und ist für die Kinder
nur der „Spasti“. Doch dann beobachtet
Kai einen nächtlichen Einbruch und ist
plötzlich interessant für die Krokodile.
Den klassischen Kinderstoff adaptierte erst Martin Ritzenhoff („Was nicht
passt, wird passend gemacht“) und dann
Regisseur Christian Ditter in moderner Version. „Wir machen ein neues Original, in
die Jetztzeit adaptiert“, erklärt der Krefelder Produzent Christian Becker. Und was
wird anders? „Beispielsweise sind die Namen heute anders, weil sich verändert hat,
wie wir Ausländer sehen: Damals waren
Ausländer ‚die Itaker’, heute gibt es auch
einen Griechen in der Gruppe. Das haben
wir auf alle Themen angewandt und uns
gefragt: Wo ist jetzt, 30 Jahre später, die
Entsprechung? So auch bei der Rolle der
Frau, der starken Maria“, sagt Koautor
und Regisseur Christian Ditter.
Dass der Dreh in Nordrhein-Westfalen stattfinden würde, war von Anfang an
klar: „Das ist ein Ur-Ruhrgebietsbuch, den
Film kann man nicht verlegen“, lässt Bek-
In Mönchengladbach war
VON GÜNTER H. JEKUBZIK
ein Minigolfplatz Kulisse für
den Dreh mit Mini-Darstellern eines Maxi-Films: Nach
mehr als dreißig Jahren
wird aus dem erfolgreichen
WDR-Fernsehfilm „Vorstadtkrokodile“ ein Kinofilm für
kleine und große Zuschauer.
„Vorstadtkrokodile“,
Foto: Constantin Film Verleih
Setbericht – newsletter 4/2008
ker, der selbst aus Krefeld stammt, keinen
Zweifel. Die 46 Drehtage finden von Juni bis August in Viersen, Dortmund, Duisburg, Mönchengladbach und Umgebung
statt. Becker schwärmt von der Unterstützung vor Ort: „Alle, die von den ‚Vorstadtkrokodilen’ hören, sind total begeistert.
Es gibt super Schauplätze und eine super
Akzeptanz für den Dreh!“
Produziert werden die „Vorstadtkrokodile“ von der Westside Filmproduktion
und Rat Pack Filmproduktion in Koproduktion mit Constantin Film Produktion. Das
kreative Team zeichnete bereits für Filmerfolge wie „Bang Boom Bang“, „Hui Buh
das Schlossgespenst“, „Französisch für
Anfänger“ sowie „Die Welle“ verantwortlich.
Wie fast alle Beteiligten ist auch der
Regisseur Ditter mit den „Vorstadtkrokodilen“ aufgewachsen und hat den WDR-
Fernsehfilm geliebt. Bei „Französisch für
Anfänger“ zeigte er bereits sein Talent, mit
jungen Darstellern für junge Zuschauer zu
inszenieren. Wenn sich der junge Regisseur mit verschmitztem Lächeln zu den
jungen Schauspielern setzt, wirkt er eher
wie ihr Kumpel.
Die Kids vom Golfplatz mit mächtig
Durchblick im Filmgeschäft und Marketing
haben selbst Ausschnitte des Vorgängerfilms auf YouTube gesehen, aber Fabian
Halbig, (Laut-)Sprecher der Gruppe, meint:
„Ich erkenne mich nicht darin.“ Sein Training für den Rollstuhl dagegen hat sich
ausgezahlt, selbst auf der Wiese zwischen
den Golfhindernissen bewegt er sich gekonnt, sogar auf zwei Rädern. Die Drahtesel der Krokodile drehen das Rad der Zeit
zurück: Ein Bonanza-Rad strahlt orange
mit Triptrop-Aufkleber. Aber auch Figuren
leisten ihre Reminiszenz an die verehrte
Vorlage. Martin Semmelrogge zum Beispiel spielt als Besitzer des Minigolfplatzes die Rolle, die einst sein Vater Willy
Semmelrogge hatte – was einige der damaligen Kinderdarsteller, die auch zum Set
gekommen sind, mit viel Wohlgefallen registrieren.
27
Unter Bauern
Marleen Lohse und Jörg Pohl in „Diamantenhochzeit“,
Foto: aquafilm
Diamantenhochzeit
Bei der Kölner aquafilm haben am 1. Juli die
Dreharbeiten für die Kinokomödie „Diamantenhochzeit“ begonnen. Am Hochzeitstag
von Alex und Julia bereiten sich auch die Eltern
des Paares auf die Feierlichkeiten vor. Manfred,
Alex Vater, muss vor der Trauung noch rasch ein
kleines Geschäft erledigen. Das entwickelt sich
allerdings ganz anders als erwartet.
Die erste Klappe fiel in einer Wohnung in
Köln-Nippes. Bis zum 9. August bilden normale Wohngegenden ebenso wie Klöster und Kirchen als reizvolle Drehorte in Aachen und Köln
den Hintergrund für die schwarze Komödie.
Temporeich wie in Billy Wilders „Eins, Zwei,
Drei“ wird der Zuschauer Zeuge einer turbulenten Realzeit-Komödie. Das Buch schrieben der
aus Aachen stammende Georg Piller und Tilman Warnke aus Bremen. Mit „Diamantenhochzeit“ realisiert Produzent Peter Kreutz
eine seiner Lieblingsideen: eine Geschichte umzusetzen, die ohne nennenswerte Zeitsprünge
auskommt und quasi live abläuft. Regie führt der
Lüner Regisseur Michael Kupczyk („Nordstadt“). Kein Unbekannter ist für Kupczyk der
Darsteller des Alex, Jörg Pohl, der bereits bei
Kupczyks Abschlussfilm dabei war. Die weitere Besetzung von „Diamantenhochzeit“ besteht
aus Marleen Lohse, Martin Brambach
und Anja Franke.
Koproduzent ist das ZDF/Das Kleine
Fernsehspiel (Redaktion: Christian Cloos).
Den Kinoverleih übernimmt – wahrscheinlich im
Sommer 2009 – alpha Medienkontor.
aquafilm, Tel. (0221) 73 28 178;
[email protected]
Marcel Reich-Ranicki (Matthias
Schweighöfer) erzählt Kawalerowicz
(Sylvester Groth) die Geschichte seines
Lebens. Foto: WDR/Thomas Kost
Mein Leben
Die bewegende Lebensgeschichte
des 1920 geborenen Literaturkritikers
Marcel Reich-Ranicki erzählt der
Fernsehfilm „Mein Leben“, der seit
Anfang Juli an 22 Drehtagen auch in NRW realisiert wird. Die Verfilmung der Bestseller-Autobiografie übernahm der israelische Regisseur
Dror Zahavi nach einem Drehbuch von Michael Gutmann. Produzentin ist Katharina
Trebitsch, die verantwortliche WDR-Redakteurin Barbara Buhl. In der Koproduktion der
Trebitsch Entertainment mit dem WDR
steht Matthias Schweighöfer als Reich-Ranicki vor der Kamera. Weitere Rollen übernahmen
Katharina Schüttler, Maja Maranow, Joachim Król, Alexander Khuon und Sylvester
Broadview TV
Für WDR und NDR (Redaktion: Matthias Kremin, WDR / Christoph Mestmacher, NDR)
realisiert die Kölner Produktionsfirma Broadview
TV (Produzent: Leopold Hoesch, Producerin:
Julia Melchior) „Soviel lebst du“, die deutsche Version von „Human Footprint“. Ein Leben – wie viel ist das eigentlich in Kilo, in Litern,
in Träumen oder in Kartoffeln gerechnet? Und wie
wäre es, wenn man sein ganzes Leben auf einmal sehen könnte? In spektakulären Bildern dokumentiert der Film die Summen des menschlichen Lebens in Zahlen, auf Meter und Sekunden
genau und doch nicht als trockene Statistik, sondern in einer poetischen Bilderreise durch das Le-
Der Vorleser
Nach den ersten NRW-Drehs zu Ostern schloss
die Crew von „Der Vorleser“ Anfang Juni mit
zwei weiteren Wochen in den Kölner MMCStudios die Aufnahmen ab. Kate Winslet
und David Kross spielen die Hauptrollen in
der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers
von Bernhard Schlink. Den neuen Film von
28
Groth. Die Kamera führt Gero Steffen (Deutscher Filmpreis für „Frau 2 sucht Happy End“),
das Casting übernahm Simone Bär.
Die Dreharbeiten laufen noch bis Mitte August 2008, wobei die Sets in Köln (u.a. Alter
Wartesaal, Alte Bahndirektion, Villa Oppenheim),
Essen und auf Schloss Ehreshofen bei Engelskirch bereits abgedreht sind. Als Sendedatum
ist der 15. April 2009 im Ersten anvisiert.
Trebitsch Entertainment,
Tel. (040) 361 667 60;
[email protected]
ben. Für die 75-minütige deutsche Version von
„Soviel lebst Du“, die am 3. Oktober im Ersten gezeigt wird, starteten Anfang Juli die Drehs
für zahlreiche neue Szenen in der Eifel und in Köln.
Die Aufnahmen werden im September abgeschlossen sein.
„4711 – Echt Kölnisch Wasser“ wird
die Doku-Reihe „Dynastien in NRW“ im
WDR-Fernsehen (Redaktion: Matthias Kremin)
fortsetzen. Vom 17. Juli bis zum 3. August dreht
der Regisseur und Autor Veit Bentlage die
Broadview-Produktion (Leopold Hoesch, Sebastian Dehnhardt) in Köln, Königswinter, Düsseldorf, Stolberg und der Eifel.
Broadview TV, Tel. (0221) 5796430;
[email protected]
Regisseur Stephen Daldry („Billy Elliot“),
der in den fünfziger Jahren spielt, produzieren
die Kölner Central Scope NRW in Kooperation mit der Bonner Senfkorn Film,
Neunte Babelsberg Film sowie Mirage
und The Weinstein Company. Senator
wird das Drama in die deutschen Kinos bringen.
Senfkorn Film, Tel. (0228) 18467880;
[email protected]
Drehpause am Set der „Wilden Hühner“.
Foto: Constantin Film Verleih
Die Wilden Hühner
Mit der Mädchenclique „Die Wilden Hühner“ macht neben den „Vorstadtkrokodilen“ eine weitere Jugendbande die Locations
in NRW unsicher: Von Mitte Juni bis zum 16.
August dreht Vivian Naefe den dritten Teil
der erfolgreichen Jugendfilmreihe. Im Mittelpunkt steht wieder die Mädchenbande „Die
Wilden Hühner“ und die Jungenbande „Die Pygmäen“ – und die werden langsam erwachsen.
Auf der anstehenden Klassenfahrt nehmen die
Irrungen und Wirrungen der Liebe zu: Sprotte,
die Anführerin der Mädchenbande, durchleidet
zum ersten Mal richtigen Liebeskummer, während die anderen Hühner mit ihrer eigenen Gefühlswelt ringen. „Die Wilden Hühner“ spielen
Michelle von Treuberg, Lucie Hollmann,
Zsa Zsa Inci Bürkle und Jette Hering, die
„Pygmäen“ sind wieder Jeremy Mockridge,
Philip Wiegratz, Martin Kurz und Vincent Redetzki. Weitere Hauptrollen übernehmen Veronica Ferres, Benno Fürmann,
Jessica Schwarz und Doris Schade. Das
Drehbuch schrieben Thomas Schmid, Produzentin Uschi Reich und Vivian Naefe in enger Zusammenarbeit mit Cornelia Funke, auf
deren Bestsellern die Filmreihe basiert. Die Produktion der Bavaria Filmverleih- und Produktion in Koproduktion mit Peter Zenk,
Constantin Film Produktion, und dem
ZDF wird in Recklinghausen, Benrath, Köln und
Umgebung gedreht. Der Kinostart ist für Anfang 2009 geplant.
Bavaria Film, Tel. (089) 64990;
[email protected]
Im Herbst beginnen in NRW die Dreharbeiten
für den Film „Unter Bauern – Retter in der
Nacht“. Es ist die Verfilmung der Erinnerungen
von Marga Spiegel. Die Tante von Paul Spiegel, dem verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden, erzählt dort von ihrer Flucht vor
den Nazis. Um der drohenden Deportation zu
entgehen, verließ sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter 1943 ihren damaligen Wohnort Ahlen in Westfalen und floh aufs Land, wo sie von
Bauernfamilien versteckt wurden und so den
Krieg überlebten. Die Namen ihrer Retter sind
heute in Yad Vashem, der Gedenkstätte des
Staates Israel, verewigt.
Regie wird Ludi Boeken führen. In den
Hauptrollen spielen voraussichtlich Veronica
Ferres und Armin Rohde. Neben FilmForm (Joachim von Mengershausen) sind
die Kölner Pandora Film (Karl Baumgartner) und die Pariser Acajou Films als Koproduzenten im Boot. Der Film wird von August
bis Oktober 2008 komplett in NRW gedreht, die
Schauplätze liegen im Münsterland und in Ostwestfalen. Drehbuchautoren sind der Schriftsteller Otto Jägersberg und Heidrun Schleef.
Der Film- und Theaterregisseur, Autor und
Auschwitz-Überlebende Imo Moszkowicz
steht ihm als Koautor zur Seite. Nach der Kinoauswertung durch den 3L Filmverleih werden der WDR (Redaktion: Michael André)
und Arte den Film ausstrahlen.
FilmForm Köln, Tel. (0221) 388835;
[email protected]
Lara
Bernd Schadewald führt Regie bei der Low
Budget-Kinoproduktion „Lara“ (AT), in der
Christiane Paul und Benno Fürmann mitspielen. Der Film erzählt von einer Mutter, die
nach der Geburt ihrer behinderten Tochter Lara nach Hause kommt und unter postnataler
Depression leidet. Bald taucht bei dem jungen
Elternpaar der Gedanke auf, sich der Last, die
das Kind für das Leben der Eltern bedeutet,
durch dessen Tötung zu entledigen. Das Kinopsychodrama nach einem Buch von Franz
Manfred Liersch wird im August in Köln und
Düsseldorf für die Düsseldorfer EM+COX
Filmproduktion (Elisabeth Müller und
Edgar Cox) gedreht, die Kamera übernimmt
Ralf Leistl.
EM+COX Filmproduktion, Tel. (0211)
32 85 87; [email protected]
Julia-Maria Köhler, Katharina Schubert und
Christiane Paul in „Laura“ (v.l.), Foto: Martin Menke
Laura
Die letzte Klappe für die emotionale Komödie
„Laura“ nach einem Drehbuch von Karin Howard und Katja Kittendorf fiel Ende Juni in
Köln. Die Niederländer Ben Verbong (Regie)
und Theo Bieskens (Kamera) realisierten für
Elsani Film aus Köln und die Dortmunder 3L
Filmproduktion die Geschichte, in welcher
nicht einmal der bevorstehende Tod Lauras verhindern kann, dass in der Familie alte Auseinandersetzungen wieder aufbrechen. Christiane Paul, Senta Berger, Katharina Schubert, Julia Maria Köhler, Katharina
newsletter 4/2008
– Dreharbeiten
Schubert und Anna Böger spielen die
Hauptrollen. Die Kinoauswertung übernimmt
der 3L Filmverleih.
Elsani Film, Tel. (0221) 5108585;
[email protected]
Cologne Film
Piano Encounters
Die Fernsehkrimireihe „Marie kann zaubern“ mit Mariele Millowitsch als Kölner
Kommissarin Marie Brand wurde mit der Folge „Familienbetriebe“ fortgesetzt. Vom 16.
Juni bis zum 11. Juli drehte Manuel Siebenmann in Köln und Umgebung nach dem Buch
von Nils-Morten Osburg und Ecki Ziedrich. Für Cologne Film (Produzentin: Micha Terjung) und das ZDF (Redaktion: Klaus
Bassiner, Wolfgang Feindt) stehen neben
Mariele Millowitsch Hinnerk Schönemann,
Stefan Reck, Thomas Heinze, Meret
Becker, Marek Harloff und Harald
Schrott vor der Kamera von Daniel Koppelkamm.
Für die TV-Komödie „Alter vor Schönheit“
nach einem Buch von Stefan Rogall wird
man vom 14. Juli bis zum 15. August Fritz
Wepper, Rita Russek, Wanja Mues, Leslie Malton, Barbara Focke und Hans
Jörg Assmann in Köln und Umgebung sehen können. Regie bei der Cologne Film-Produktion (Produzentin: Micha Terjung) für das
ZDF (Redaktion: Martin R. Neumann) wird
Thomas Nennstiel führen.
Cologne Film, Tel. (0221) 9347080;
[email protected]
Im Juni begannen die Dreharbeiten für eine
Langzeitstudie mit jugendlichen Musikschülern
der Folkwangschule in Essen, denen berühmte Solisten und ein englischer Trainer ungewöhnliche Kniffe beibringen, mit denen man
es zur Meisterschaft auf den 88 Tasten bringen
kann. Vier Jahre lang will Enrique Sánchez
Lansch („Rhythm is it!“) für die Eikon-Produktion (Ulli Pfau) „Piano Encounters“
die jungen Talente begleiten und beobachten,
was die Musik aus ihnen macht. Realisiert wird
das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Klavier
Festival Ruhr in Essen.
Eikon Media, Tel. (030) 6953720;
[email protected]
Vision – Aus dem
Leben der Hildegard von Bingen
Margarethe von Trotta wird nach „Die
bleierne Zeit” und „Rosa Luxemburg“ ein
weiteres Mal mit der Schauspielerin Barbara
Sukowa drehen. Sukowa soll in Trottas „Vision“ des Mittelalters die christliche Mystikerin Hildegard von Bingen (1098-1179) spielen. Außerdem sind Joachim Król, Alexander Held und Hannah Herzsprung in
Hauptrollen dabei, wenn in diesem Sommer unter anderem in NRW gedreht wird.
Produzent für Herbert Kloibers Clasart Filmproduktion, die zur Tele München
Gruppe gehört, ist dabei Markus Zimmer
(„Die Wolke”, „Rosenstraße“). Der Concorde Filmverleih bringt den Film 2009 ins
Kino.
Tele München Gruppe,
Tel. (089) 290930; [email protected]
Der Vulkan
Das Schreckensszenario eines Vulkanausbruchs
in der Eifel und die damit verbundenen Folgen
für die Menschen in dem Katastrophengebiet
erzählt der Event-Zweiteiler „Der Vulkan“, den
teamWorx (Nico Hofmann, Klaus Zimmermann und Jürgen Schuster) in Zusammenarbeit mit RTL (Barbara Thielen, Andrea Klüver) mit einem Budget von knapp
neun Millionen Euro produziert. Die Dreharbeiten zu „Der Vulkan“ finden diesen Sommer
in der Eifel statt. Regie führt Uwe Janson, für
das Drehbuch zeichnet Alexander M. Rümelin verantwortlich. Die Starbesetzung trumpft
mit Yvonne Catterfeld, Katja Riemann,
Katharina Wackernagel, Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht auf.
teamWorx, Tel. (0221) 8006940;
[email protected]
Woche für Woche
Vom 4. Juni bis zum 4. Juli wurde in Wuppertal und Umgebung der Fernsehfilm „Woche
für Woche“ gedreht. Regisseur Martin Gies
erzählt nach einem Buch von Silke Zertz die
Geschichte vom siebenjährigen Felix Weingarten, dessen getrennt lebende Eltern den Sohn
„Woche für Woche“ tauschen. Die Hauptrollen spielen Tanja Wedhorn (Mutter), HansJochen Wagner (Vater) und Jannis Michel
(Sohn). Cinecentrum Berlin produzierte im
Auftrag des WDR (Redaktion: Katja de
Bock), der den Film Oktober 2008 senden will.
Cinecentrum Berlin,
Tel. (030) 2699490;
[email protected]
Antichrist
Der extrem reisescheue Lars von Trier konnte durch gute Beziehungen ins Rheinland bewegt
werden, erstmals in Deutschland zu drehen. Seinen neuen Kinofilm „Antichrist“ realisiert der
Cannes-Sieger („Dancer in the Dark“) im Spätsommer an insgesamt 25 von 35 Drehtagen in
NRW. Der Film beschäftigt sich mit einem Ehepaar, das den Tod des dreijährigen Sohnes verkraften muss. Die Mutter verfällt aufgrund von
Schuldgefühlen in eine lähmende Angstneurose.
Der Vater, ein erfahrener Psychologe, scheint den
Tod des einzigen Kindes leichter zu verkraften. Um
seiner Frau zu helfen, fährt er mit ihr in eine einsame Blockhütte, die in einem alten Wald liegt.
Das therapeutische Experiment startet Erfolg versprechend. Allerdings wendet sich bald die Situation und beunruhigende Ereignisse spielen sich
in der Einöde ab.
Trier schrieb das Buch zusammen mit Anders Thomas Jensen, hinter der Kamera
steht sein vertrauter „Operateur“ Anthony
Dod Mantle, die restliche Crew kommt zum
Großteil aus NRW. Die internationale Koproduktion wird von Bettina Brokemper mit der
Zentropa International Köln gemeinsam
mit der dänischen Zentropa Entertainments8 ApS, der französischen Liberator2/Slot Machine und der italienischen
Lucky Red produziert. MFA+ Filmdistribution übernimmt den Verleih, TrustNordisk den Vertrieb von „Antichrist“. Als Serviceproduktion fungiert die Heimatfilm.
Zentropa International Köln,
Tel. (0221) 9777990;
[email protected]
[email protected]
Dreharbeiten – newsletter 4/2008
Johanna Wokalek ist
„Die Päpstin“,
Foto: Constantin
Die Päpstin
Wie sich im 9. Jahrhundert ein
hochbegabtes Mädchen als
Mann ausgibt, erzählt der Roman
„Die Päpstin“ der Autorin
Donna Woolfolk Cross. Der
Weg der Johanna von Ingelheim
führt von Deutschland bis nach
Rom, wo sie zum Leibarzt und Berater des Papstes aufsteigt und
schließlich selbst auf den Heiligen
Stuhl gewählt wird. Der Bestseller wird in diesem Sommer von
Regisseur Sönke Wortmann für die Kinoleinwand verfilmt. Er adaptierte den Roman gemeinsam mit Drehbuchautor Heinrich Hadding für die Constantin (Produzent: Martin
Moszkowicz). Die Dreharbeiten der deutschitalienisch-spanischen Koproduktion finden in
Sachsen-Anhalt, Marokko und ab August an 17
Drehtagen auch in Nordrhein-Westfalen statt.
Wüstenblume
In „Wüstenblume“ schildert das somalische
Model Waris Dirie seine Lebensgeschichte.
Mit fünf Jahren wird sie beschnitten. Als sie acht
Jahre später für den Preis von fünf Kamelen einen alten Mann heiraten soll, flieht das Nomadenmädchen in die Hauptstadt Mogadischu,
von wo sie ein Onkel als Dienstmädchen mit
nach London nimmt. Dort wird sie von einem
Modefotografen angesprochen. Ihre erstaunliche Karriere als Model und Schauspielerin nutzt
Waris Dirie schließlich zum Kampf gegen die
weibliche Beschneidung.
Regie bei der Verfilmung, deren europäische
920 Sacramento
Mit Wayne Wang („Smoke“) entscheidet
sich ein weiterer internationaler Top-Regisseur
für einen Dreh in Nordrhein-Westfalen. „920
Sacramento“ erzählt die Geschichte einer
Frau, die ihre Berufung in der brutalen Realität
San Franciscos Chinatown findet. Der Stoff, den
Autor Mark Finguerra schrieb, basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem 19. Jahrhun-
Hilde
Heike Makatsch spielt in „Hilde“ die 2002
verstorbene Schauspielerin, Chanson-Sängerin
und Buchautorin Hildegard Knef. Das Biopic wird unter der Regie von Grimme-Preisträger Kai Wessel („Die Flucht“) vom 24. Juni bis zum 26. August gedreht. Wessel setzt das
Drehbuch von Fred Breinersdorfer und
Maria von Heland im Sommer auch in Nordrhein-Westfalen in Szene. Drehorte werden die
Waldklinik in Rossbach, Bonn, Hagen und Gummersbach sein. Erzählt wird das beeindruckende Leben einer beeindruckenden Frau: Von ih-
Johanna Wokalek („Der Baader Meinhof Komplex“, „Barfuss“) spielt die Titelrolle. Neben der Kinofassung, die Constantin Film
2009 herausbringt, soll aus dem Stoff auch ein
Zweiteiler für das Fernsehen entstehen.
Constantin Film AG,
Tel. (089) 4444600;
[email protected]
Szenen Mitte Juli im Kasten waren, führt Sherry Horman („Helen, Fred und Ted“), die
auch das Drehbuch nach dem gleichnamigen Roman von Waris Dirie schrieb. Liya Kebede spielt
die Rolle der Waris Dirie. Nach Drehtagen auch
in NRW ist das Team nun zu Aufnahmen nach
New York weitergereist. Im Winter 2008 bringt
Majestic den Film von Desert Flower Filmproductions (Peter Herrmann, Benjamin
Herrmann) in Koproduktion mit Majestic
Filmproduction, MTM west, Dor Film und
Mr. Brown Entertainment ins Kino.
Desert Flower Filmproductions,
Tel. (089) 72997860;
[email protected]
dert. Die Hauptrollen in der deutsch-irischen Koproduktion spielen Sienna Miller und Annette Benning. Der US-amerikanische Regisseur,
der aus Hongkong stammt, wird an 35 Drehtagen in NRW arbeiten. Die Produktion von
Pandora Film Köln und Double Feature
Films wird der Pandora Film Verleih 2010
in die Kinos bringen.
Pandora Film, Tel. (0221) 973320;
[email protected]
ren Anfängen mit Filmen wie „Unter den
Brücken“ und „Die Mörder sind unter
uns“ über die vermeintliche Skandal-Produktion „Die Sünderin“ bis zu ihrer Karriere als Sängerin. Neben Heike Makatsch stehen u.a. Monica Bleibtreu, Michael Gwisdek, Johanna Gastdorf und Henry Hübchen vor der
Kamera von Hagen Bogdanski. Produziert
wird „Hilde“ von der Egoli Tossell Film Köln.
Der Verleih Warner Bros. wird den Film 2009
in die Kinos bringen.
Egoli Tossell Film Köln,
Tel. (0221) 5891151;
[email protected]
29
Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW
Michelle Pfeiffer in
„Chéri“,
Foto: H2O Motion Pictures
Chéri
Bereits Ende Mai fand in den MMC-Studios
Köln der erste NRW-Drehtag für die ColetteVerfilmung „Chéri“ statt. Regisseur Stephen
Frears („The Queen“) dreht mit Michelle Pfeiffer, Kathy Bates und Rupert
Friend in den Hauptrollen. In Biarritz und Pa-
Fahr zur Hölle
Gott!
Martin Semmelrogge als Satan und Uwe
Fellensiek als Gott stehen sich in der LowBudget-DVD-Produktion „Fahr zur Hölle
Gott!“ der Wuppertaler JAM-TV (Produzent:
Rüdiger Humpert) gegenüber. Vom 5. August bis zum 2. September wird hauptsächlich
im Studio in Mönchengladbach gedreht, drei
Außenaufnahmen finden in Wuppertal statt.
Tannöd
Im blauschwarzen Tannenwald liegt der abgelegene Bauernhof, auf dem die Familie Danner
brutal mit der Spitzhacke erschlagen wurde. Dieser Mordhof und die reale Geschichte wird im
Herbst von Wüste Film West in der Eifel inszeniert. Die Schweizer Regisseurin Bettina
Oberli („Die Herbstzeitlosen“) adaptierte
dazu den Bestseller „Tannöd“ von Andrea
Maria Schenkel. Oberli setzt den Stoff für die
Wüste Film West (Produzenten: Hajo Emons
und Kristina Löbbert) in Koproduktion mit
This is Love
Im Juli fiel in Saigon/Vietnam die erste Klappe
zum Kinofilm „This is Love“. Unter der Regie von Matthias Glasner („Der freie Wille“) spielen Corinna Harfouch („Das Parfum“), der dänische Charakterdarsteller Jens
Albinus („Idioten“) und die Newcomerin
Duyen Pham die Hauptrollen. In weiteren
Rollen sind Jürgen Vogel, Jördis Triebel
und Devid Striesow zu sehen. Für Corinna
Harfouch, Jürgen Vogel und Regisseur Matthias Glasner ist „This is Love“ nach dem Kultfilm „Sexy Sadie“ bereits die zweite Zusammenarbeit. Nach den Dreharbeiten in Vietnam
wird noch bis zum 13. September 2008 in Berlin und Umgebung sowie in Nordrhein-Westfalen rund um Duisburg, in Düsseldorf und in
Essen gedreht. „This is Love“ ist die erste Produktion der Ende 2007 gegründeten Bad-
30
ris wurden weitere Szenen gedreht. Das Drehbuch adaptierte Christopher Hampton
(„Der stille Amerikaner“). Produziert wird
„Chéri“ als Koproduktion von der Kölner MMC
Independent.
Colettes Buch spielt in den Zwanzigern in
Paris, wo ein vermögender junger Mann von
einer Freundin ihrer Mutter in die Kunst der Liebe eingeführt wird. Nachdem er gezwungen
ist, die sechs Jahre andauernde Beziehung zu
beenden, kann der junge Mann seine ältere
Geliebte nicht vergessen und zieht sich in eine Fantasiewelt zurück. Das internationale Filmprojekt mit einem Budget von rund 36 Millionen US-Dollar wird von der Filmstiftung NRW
und dem Deutschen Filmförderfond (DFFF) unterstützt. Den Vertrieb des Films in den Vereinigten Staaten wird Miramax übernehmen.
Magic Media Company,
Tel. (02233) 5103; [email protected]
Regisseur Joachim Mais inszeniert die Geschichte, die zwischen Fantasy, Mystery, Horror und Brecht’schem V-Effekt liegt und stereoskopisch aufgenommen wird. In der Geschichte von Gott gegen Teufel, Gut gegen Böse sind
auch Christine Kaufmann, Claude Oliver Rudolph, Jochen Schweitzer, Sabine von Maydell, Wilma Elles, Sarah
Liu und Eva Buzar als Schauspieler dabei.
JAM-TV, Tel. (0202) 52709935;
[email protected]
der Constantin Film Produktion und Hugofilm Productions aus Zürich in Szene. Das
Drehbuch über den brutalen Mord hat Oberli gemeinsam mit Petra Lüschow verfasst. Bei den
Bildern verlässt die Regisseurin sich auf Kameramann Stéphane Kuthy, mit dem sie schon
in der Vergangenheit zusammen gearbeitet hat.
Die Besetzungsvorschläge liefert Ritter Casting. Der Constantin Film Verleih wird den
Film ins Kino bringen.
Wüste Film West,
Tel. (0221) 5105067;
[email protected]
lands Film (Matthias Glasner, Lars
Kraume und Jürgen Vogel) in Koproduktion mit Schwarzweissfilm und cine plus
Filmproduktion (Ausführender Produzent:
Jörg Schulze), WDR (Redaktion: Andrea
Hanke) und ARTE (Redaktion: Andreas
Schreitmüller). Das Drehbuch schrieb Matthias Glasner. Die Kamera führt Sonja
Rom („Crazy“). Gefördert wird das Projekt
von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, vom
Medienboard Berlin-Brandenburg, dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
Medien (BKM) und dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF). „This is Love“ startet 2009 im Verleih der Kinowelt. Nach dem Erfolg von „Der
freie Wille“ (Silberner Bär Berlinale 2006) ist
es der zweite Film von Matthias Glasner, den
die Kinowelt im Verleih hat.
Badlands Film, Tel. (030) 47986810;
[email protected]
Mit besten Empfeh
Sweet Mud –
Im Himmel
gefangen
Kinostart: 7. August
Verleih: W-film Filmproduktion
& Filmverleih
srael, ein Kibbuz im Sommer 1974.
Schlafen muss der 12-jährige Dvir
in einem Kinderhaus, nicht bei der
Mutter – nur eine von vielen Regeln
im Kibbuz. Erziehung ist Gemeinschaftssache, genauso wie die Aufgabenverteilung: Dvir fährt Marmelade aus, seine Mutter Miri arbeitet
in der Wäscherei. Miri ist von einer psychischen
Erkrankung nie restlos genesen und kommt mit
den strengen Vorgaben im Kibbuz immer weniger zurecht. Die Konflikte mit den Mitbewohnern mehren sich.
Regisseur und Drehbuchautor Dror Shaul
wurde selber in einem Kibbuz geboren und ist
dort aufgewachsen. In seinem Film kritisiert er
die starr strukturierten Verhältnisse im Kibbuz.
So „stellt sich mein Film einem kollektiven Gedächtnis entgegen, dass der Kibbuz ein Lebens-
I
Beautiful Bitch
Kinostart: 14. August
Verleih: Farbfilm Verleih
on Bukarest nach Düsseldorf – Bica ist
schon weit herumgekommen. Zufall ist der
Ortswechsel an den Rhein aber nicht. Die 15Jährige folgte den Versprechen des ehemaligen
Polizisten Cristu, der vom goldenen Westen erzählte, wo es ein leichtes sei, viel Geld zu verdienen. Die Arbeit aber ist eine andere, als gedacht. Bica geht für einen organisierten Ring
von Taschendieben auf Raubzug.
Eines Tages trifft sie dabei die
gleichaltrige Milka und erfährt
erstmals, was es heißen kann, ein
unbeschwertes Teenager-Dasein zu führen.
Die Schlagzeilen über die Aktivitäten von Klaukids sind nur die
eine Seite der Medaille. Ein Schicksal hinter den reißerischen Meldungen verdichtet Martin Theo
Krieger in seinem eindringlichen
Teen-Drama, das auf seiner internationalen Festival-Tour bereits
zahlreiche Preise einstreichen
V
raum für pittoreske Landschaften und die magischen Düfte der Natur ist“. „Sweet Mud“ wurde mit dem israelischen Academy Award als Bester Film ausgezeichnet. Auf der Berlinale 2007
gewann er den Gläsernen Bären im Rahmen des
Jugendfilm-Wettbewerbs 14plus.
Deutschland / Israel / Japan 2006
Regie & Drehbuch: Dror Shaul; Darsteller: Tomer
Steinhof, Ronit Yudkevitch, Henri Garcin, Shai Avivi, Gal Zaid, Sharon Zuckerman; Produktion: Sweet
Mud Ltd., Heimatfilm in Zusammenarbeit mit Pictorion Pictures / Das Werk; www.sweetmud.de
konnte; u.a. den Preis als bester ausländischer
Film beim Santa Barbara Film Festival. Der stimmige Einsatz von Originalschauplätzen in Bukarest und Düsseldorf untermauert die authentische
Erzählweise des Films, aber die wahre Sensation ist Katharina Derr, die in der Titelrolle als schöne Zicke Bica schon jetzt zu den großen Entdekkungen dieses Kinojahres gezählt werden muss.
Deutschland 2007
Regie & Drehbuch: Martin Theo Krieger; Darsteller:
Katharina Derr, Patrick von Blume, Sina Tkotsch,
Lucien le Rest, Igor Dolgatschew; Tom Lass, Aljosha Horvat; Produktion: Riva Filmproduktion;
www.farbfilm-verleih.de
Selbstgespräche
Mr. Average
Kinostart: 31. Juli
Verleih: Filmlichter
Kinostart: 4. September
Verleih: Alpha Medienkontor
Infos zu beiden Filmen finden Sie im Newsletter 3/2008, Seite 11.
newsletter 4/2008
– Dreharbeiten / Kinovorschau
hlungen
Dr. Alemán
Kinostart: 14. August
Verleih: Zorro Film
er Alltagsroutine deutscher Arztpraxen
möchte Marc (August Diehl) entfliehen.
Seine Abenteuerlust treibt ihn ausgerechnet in
eine der gefährlichsten Städte Südamerikas,
Santiago de Cali in Kolumbien, bekannt für das
berüchtigte Cali-Drogenkartell. Der 26-jährige
Medizinstudent will hier sein praktisches Jahr
absolvieren. Schnell ist er in der Favela Siloé als
„Dr. Alemán“ bekannt, als der Arzt aus Deutschland. Im Krankenhaus gilt es, vor allem Schuss-
D
wunden zusammenzuflicken. Aber auch privates Glück findet er dort: Marc verliebt sich in die
Kioskbesitzerin Wanda (Marleyda Soto). Als
Marc den nötigen Abstand zu Drogenbanden
verliert, gerät Wandas Leben in Gefahr.
Regisseur Tom Schreiber, der mit seinem Debütspielfilm „Narren“ bekannt geworden ist, verfilmte frei die authentischen Erlebnisse eines
Schulfreundes. Der echte Marc verwickelte sich
ebenfalls in gefährliche Situationen, als er in Cali mit Drogen experimentierte. So erzählt der in
Köln und Kolumbien gedrehte Film laut Regisseur Schreiber von der Gier nach Leben und Erfahrung, „von der Lust alles auszuprobieren und
weit weg von der persönlichen Sozialisierung
jedes Risiko einzugehen“.
Bereits 2006 – lange vor
den Dreharbeiten – erhielt
„Dr. Alemán“ eine Auszeichnung: Der Deutsche Drehbuchpreis ging an Oliver Keidel. Im Juli 2008 war „Dr.
Alemán“ im Wettbewerb
des 43. Internationalen Filmfestivals in Karlovy Vary zu
sehen.
Deutschland 2008
Regie: Tom Schreiber; Drehbuch: Oliver Keidel; Darsteller:
August Diehl, Marleyda Soto,
Hernán Mendez, Victor Villegas, Andrés Parra; Produktion: 2Pilots Filmproduction,
Antorcha Film in Koproduktion mit dem Bayerischen
Rundfunk; www.draleman.com
Kinostart: 11. September
Verleih: Schwarz-Weiss Filmverleih
amburg ist im Frühjahr 1945 Zielscheibe alliierter Luftangriffe. Lena Brücker, eine Frau
von knapp 50 Jahren, arbeitet in einer Kantine. Ihr Mann kämpft an der Ostfront, ihr Sohn
ist im Ruhrgebiet stationiert. Vor einem Kino
lernt sie den jungen Soldaten Hermann kennen,
der sich dem sinnlosen Einsatz im letzten Aufgebot entziehen will. Lena versteckt den jungen Mann in ihrem Haus, und zwischen beiden
entspinnt sich eine leidenschaftliche Liaison. Um
ihn zu halten, verschweigt Lena ihrem Geliebten das Kriegsende, obwohl sie weiß, dass Hermann Familie hat und ihr eigener Mann bald
zurück nach Hause kommen wird.
Weltgeschichte, leidenschaftliche Gefühle
und ein kulinarischer Zufall gehen in Ulla Wagners zweiter Regiearbeit nach „Anna Wunder“
H
eine gelungene Verbindung ein. Die aus Düren
stammende Filmautorin adaptierte ihr Drehbuch
nach Uwe Timms gleichnamiger Novelle aus
dem Jahr 1993. Barbara Sukowa zeigt darin wieder einmal große Schauspielkunst in der Hauptrolle und bestreitet damit das wohl faszinierendste Leinwand-Comeback des Jahres. An ihrer
Seite glänzt in seiner ersten großen Kinorolle der
29-jährige Theaterschauspieler Alexander
Khoun, der mit seinen Auftritten in Köln („Hamlet“), Berlin („Wer hat Angst vor Virginia Woolfe?“) und Salzburg („Die Verwirrungen des Zöglings Törless“) kometenhaft in den deutschen
Schauspielhimmel aufgestiegen ist. Gedreht
wurde „Die Entdeckung der Currywurst“ außer
in Riga u.a. in Köln, Krefeld, Essen, Duisburg,
Hennef und Düsseldorf.
Deutschland 2008
Regie & Drehbuch: Ulla Wagner
Darsteller: Barbara Sukowa, Alexander Khuon,
Wolfgang Böck, Branko Smarovski
Produktion: TAG/TRAUM Filmproduktion in Koproduktion mit Känguruh Film unter Senderbeteiligung des NDR
www.schwarzweiss-filmverleih.de
NoBody’s Perfect
Finnischer Tango
Kinostart: 11. September
Verleih: Ventura Film
Kinostart: 28. August
Verleih: Neue Visionen
lex (Christoph Bach) tourt mit einer TangoBand erfolglos durch Deutschland. Als er
einer Death Metal Combo den Tourbus klaut,
kommt es zu einem Unfall. Einer seiner beiden
Kumpels stirbt, mit dem anderen überwirft sich
Alex. Nun steht er mit seinem Akkordeon alleine auf der Straße, mit Schulden, ohne Wohnung, und die Metaller, die ihren Tourbus ersetzt haben wollen, sind ihm auch auf den Fersen. Rettung naht durch eine Theatergruppe bestehend aus Behinderten, die für eine Inszenierung noch einen Mitspieler brauchten. Alex
klaut einem Behinderten den Ausweis und wird
von der Gruppe tatsächlich als Epileptiker akzeptiert. Die Behinderten nehmen ihn mit viel
Liebe auf. Damit hat Alex nicht gerechnet. Doch
noch sind nicht alle Probleme gelöst …
Nach „Anam“ und „Eine andere Liga“ ist
„Finnischer Tango“ der dritte Spielfilm von Buket Alakus. Die Regisseurin schildert, wie ein
Egoist mit der Zuneigung von Behinderten konfrontiert wird, was ihn dazu bewegt, sich selbst
zu öffnen. Dies wünscht sich die türkischstämmige Filmemacherin auch von den Kinogängern:
„Es wäre schön, wenn die Zuschauer, nachdem
Die Entdeckung
der Currywurst
er mich zum ersten Mal sieht oder trifft,
reagiert darauf, wie ich aussehe. Wenn
sie auch nichts sagen: Sie starren oder sie schauen weg. Die Gesellschaft muss sich an unseren
Anblick gewöhnen und davon wegkommen,
uns wie Wesen von einem anderen Planeten zu
sehen.“
Deshalb möchte Niko von Glasow, dass die
„normalen“ Menschen richtig hinsehen. Der Kölner Filmemacher, der unter anderem als Produktionsassistent für Rainer Werner Fassbinder gearbeitet hat und für „Edelweißpiraten“ als Regisseur und Produzent verantwortlich zeichnete, ist ein so genanntes „Contergankind“. Der
Dokumentarfilm „NoBody’s Perfect“ beschreibt
von Glasows Suche nach elf Schicksalsgefährten. Sein Vorhaben: Von Glasow und die elf anderen sollen sich als Fotomodelle nackt für einen Kalender ablichten lassen. Fotografien, auf
denen die Behinderungen gut sichtbar sind. Herausgekommen ist ein Porträt von zwölf Persönlichkeiten, die mit Neugierde, Enthusiasmus oder
mit Schrecken an das Projekt herangingen. Die
fertigen Fotos wurden vor dem Kölner Dom ausgestellt. Die unerwarteten Reaktionen der Passanten sind Teil des Films.
W
A
sie ‚Finnischer Tango‘ gesehen haben, ein wenig ihre Vorurteile sausen lassen, sich von dem
Witz des Filmes mitreißen lassen und erst die
Menschen sehen und dann ihre Besonderheiten.“ Gedreht wurde in Köln, Bremen und Niedersachsen.
Regie: Buket Alakus; Drehbuch: Marcus Hertneck,
Jan Berger; Darsteller: Christoph Bach, Fabian
Busch, Mira Bartuschek, Nele Winkler, Michael
Schumacher; Produktion: Geisberg Studios Eike Besuden Filmproduktion GmbH in Kooperation mit
Pinguin Film und Norddeutscher Rundfunk;
www.finnischertango.de
Kinovorschau – newsletter 4/2008
Deutschland 2008
Regie: Niko von Glasow
Drehbuch: Andrew Emerson, Kiki von Glasow, Niko
von Glasow
Produktion: Palladio Film, WDR
www.ventura-film.de
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