Dezember - Johanneswerk

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Dezember - Johanneswerk
Unser Werk
Z E I T S C H R I F T F Ü R F R E U N D E U N D F Ö R D E R E R D E S E VA N G E L I S C H E N J O H A N N E S W E R K E S E . V.
NR. 4
DEZEMBER 2007
GEMEINSAM MACHEN
SIE ES MÖGLICH
Zu Weihnachten erfüllt die Stiftung mitLeidenschaft Wünsche
von Menschen, die sich eigentlich keine leisten können
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Liebe Freunde
und Förderer,
zu Weihnachten erinnern wir uns daran, dass Gott Mensch geworden ist und uns in Jesu neuer Art zu leben den Weg zu einem
erfüllten Leben gezeigt hat. Der Wunsch des Menschen nach einem erfüllten Leben liegt hinter all den Wünschen, die zu Weihnachten geäußert und häufig erfüllt werden.
Aber nicht für alle ist Weihnachten auch die Zeit der erfüllten Wünsche. Immer mehr Menschen können es sich nicht leisten, sich
oder anderen einen Wunsch zu erfüllen, und sei er noch so dringend oder wichtig. In Bielefeld steht die diesjährige Weihnachtsspendenaktion der Stiftung mitLeidenschaft des Ev. Johanneswerkes unter dem Motto “Ich wünsch Dir was!“.
Kinder malen, was sie anderen wünschen. Erwachsene spenden für die Wünsche. Und die Stiftung mitLeidenschaft erfüllt sie.
Eine prominente Jury wählt die schönsten und bewegendsten 24 Bilder aus: Ein Adventskalender der Wünsche und Bedürfnisse, den Sie in der Adventszeit im Internet bewundern können. Auch in den anderen Johanneswerk-Regionen in Nordrhein-Westfalen sammeln wir Wünsche, die wir gerne erfüllen möchten. Helfen Sie uns, damit Weihnachten auch für bedürftige Familien ein
schönes Fest wird. Ziehen Sie mit uns an einem Strang.
In der neuen Ausgabe von Unser Werk finden Sie noch mehr fröhliche Gesichter: Beim 2. Lüdenscheider Lachsack wurde der
Sieger gekürt. Die Veranstaltung war Teil der erfolgreichen Kulturwoche „Augenschmaus und Ohrenweide“, mit der die Integrative Kulturwerkstatt Alte Schule des Johannes-Busch-Hauses immer wieder zeigt, wie wegweisende Arbeit mit Menschen mit
geistiger Behinderung aussehen kann.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit mit ein wenig Zeit und Raum für Entspannung und Besinnung.
Gesegnete Weihnachten und ein frohes neues Jahr.
Herzlichst
Ihr
Pastor Dr. Udo Krolzik
[Vorsitzender des Vorstands]
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Lüdenscheider
Lachsack verliehen
Die jährlich stattfindende Kulturwoche
„Augenschmaus und Ohrenweide“ der
Integrativen Kulturwerkstatt Alte Schule des Johannes-Busch-Hauses war
wieder ein voller Erfolg. (4-5)
Riesiges Interesse
an ebay-Versteigerung
Unglaubliche Resonanz erhielt die
Versteigerung von Jimi-Hendrix-Autogramm und Konzertticket zu Gunsten
der Demenzarbeit im Altenzentrum
Bethesda. Eine Flut von Bietern und
Besuchern auf der ebay-Seite und von
Medienberichten kam ins Rollen. (36)
UNSER WERK Dezember 2007
Politiker besuchen Johanneswerk im Stadtteil
Anspruchsvolles Ehrenamt
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12-13
Offene diakonische Arbeit
GalerieGold geht an den Start
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Hilfe für Medikamentenabhängige
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Bei Anruf Hilfe
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Interkultureller Garten gegen Heimweh
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Bahnhofsmission hat neues Zuhause
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Nordpark-Bewohner besuchen Documenta
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Behindertenarbeit
Lions-Club im Haus Regenbogen
Osteuropa zu Gast
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Gesundheit
Internationale Tagung in Rhein-Klinik
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Neue Traumaklinik eingeweiht
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Fortbildung
FHdD startet ins neue Semester
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Neues Mentoringkonzept in Gütersloh
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Generationen Treff startet durch
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Personalien
Dr. Krolzik neuer DEKV-Vorsitzender
Theaterstück im Theodor-Fliedner-Heim
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Personalien
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24-25
Rummelplatz für Tagesgruppe Ubbedissen
Altenarbeit
Zivis sorgen für Spaß und Unterhaltung
Buchenhof feiert 50-Jähriges
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Impressum
JETZT UNTER WWW . JOHANNESWERK . DE
Freude schenken
Svenja sitzt im Rollstuhl und ihre Eltern können sich keine Rampe für die
Treppe zur Wohnung leisten. Hier und
in ähnlichen Fällen erfüllt die Stiftung
mitLeidenschaft zu Weihnachten Wünsche. Zwei Spendenprojekte helfen
Menschen in ganz NRW, denen es oft
am Nötigsten fehlt. (17-20)
U NSER W ERK
TITELFOTO: STEPHAN WEMHÖNER
TITEL
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32-33
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Unser Werk ist auf 100-Prozent-Recycling-Papier gedruckt.
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Johanneswerk-Einrichtung für behinderte Menschen vergibt Preis
Die Gewinner hatten gut lachen: (v.l.) Mozzarella von Zottel, Knut & Hilde, Clown
Klikusch, Jennifer Müske und Rike Eckhoff
FOTOS: ULLA EMIG
Stuttgarter gewinnt
Lüdenscheider Lachsack
LÜDENSCHEID. Ausgezeichneter Humor – der mit 500
Euro dotierte 2. Lüdenscheider Lachsack ist vergeben:
Gewinner ist Alexander Geiger aus Stuttgart, der als
Clown Klikusch mit rasanter Jonglage, feuriger Artistik und meisterlicher Situationskomik den KleinkunstWettbewerb für sich entschied. Ausgerichtet wurde
der komische Wettstreit wieder von der Integrativen
Kulturwerkstatt Alte Schule im Johannes-Busch-Haus
in Lüdenscheid, eine Wohneinrichtung für Menschen
mit geistiger Behinderung des Ev. Johanneswerkes.
Der Wettbewerb ist Teil der dort jährlich stattfindenden Kulturwoche „Augenschmaus und Ohrenweide“. Clown Klikuschs zwerchfellstrapazierende Auftritte waren ins Programm des gut besuchten Sommerfestes der Einrichtung eingebettet,
genau wie die Shows seiner Konkurrenten. Neben der ausdrucksstarken „Clownin
Mozzarella von Zottel“, die den vierten Platz belegte, trieb auch das Duo „Knut &
Hilde“ (2. Platz) mit seiner turbulenten Mutter-Sohn-Parodie den behinderten und
nicht behinderten Zuschauern unzählige Lachtränen in die Augen.
Ganz feinen und leisen Humor dagegen präsentierten die drittplatzierten „2 Clowns“
Jennifer Müske und Rike Eckhoff aus Hamburg. Ohne Worte, aber mit viel Körpersprache zauberten die als Ballerina und Clownin agierenden Hanseatinnen vielfaches Lächeln ins Publikum.
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Die „2 Clowns“ (v.l.) Rike Eckhoff und Jennifer Müske kommunizierten mit Körpersprache
SCHWIERIGE ENTSCHEIDUNG
FÜR JURY UND BESUCHER
So hatte es die Fachjury um Organisator Thomas Wewers zum Schluss auch nicht
ganz leicht in der Entscheidung um die Vergabe des 2. Lüdenscheider Lachsacks.
Zum Glück wurden sie von den Sommerfest-Besuchern unterstützt, die ebenfalls
eine Bewertung abgeben konnten. Mit einem besonderen Bonbon: Unter allen abgegebenen Stimmzetteln wurden drei „Candle-Light-Dinner“ verlost.
Letztendlich fiel die Entscheidung auf Clown Klikusch, so Thomas Wewers bei
der feierlichen Übergabe des Lachsackes, weil „Klikusch auf so wunderbare Art
und Weise das Publikum in seine Show mit einbezogen hat“. Der clowneske Artist
wiederum freute sich tierisch über die Ehrung und schwenkte ausgelassen den kichernden Lachsack. „Ich bin zwar schon zehn Jahre im Geschäft, habe aber noch
nie an einem Wettbewerb teilgenommen, deshalb freu ich mich jetzt ganz besonders“. Neben dem Preisgeld winkt ihm nun auch ein Engagement bei der Kulturwoche „Augenschmaus und Ohrenweide“ 2008. [ULLA EMIG]
L Ü D E N S C H E I D E R K U LT U R WOCHE WIEDER EIN ERFOLG
Die Verleihung des Lüdenscheider
Lachsacks war einer der Höhepunkte der diesjährigen Kulturwoche „Augenschmaus & Ohrenweide“ der Integrativen Kulturwerkstatt Alte Schule.
Mit einem Programm von Mord à la
carte über Wilma Tell bis Rockmusik
ließ die renommierte Veranstaltung
auch in diesem Jahr keine Unterhaltungswünsche offen. Das ImproTheater Emscherblut servierte einen
Krimi nach den Menüvorschlägen
des Publikums, darüber hinaus gab
es Musik von der Samba-Band Balancao und Rock mit Feuer & Flamme, Kleinkunst, Kurzfilm, Comedy,
Workshops und Ferienangebote für
Kinder. Da war für jeden Geschmack
was dabei!
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MdB Silvia Schmidt besucht Johanneswerk im Stadtteil
„Hilfebedürftige müssen Wohnform frei wählen können“
BIELEFELD. „Hilfebedürftige Menschen müssen selber entscheiden können, wie und wo sie leben wollen“, erklärte die Bundestagsabgeordnete
(MdB) Silvia Schmidt bei ihrem Besuch im Ev. Johanneswerk in Bielefeld.
Ihre Vorstellung sah die Gründerin der Initiative ‚Daheim statt Heim’ im
Angebot Johanneswerk im Stadtteil verwirklicht. Mitinitiator Ottmar Miles-Paul bestätigte: „Bielefeld hat sich einen Namen gemacht. Hier ist es
gelungen, wieder in Gemeinwesen zu denken“.
„Für uns ist es wichtig, Unterstützung aus der Politik zu bekommen“, unterstrich
Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Johanneswerk-Vorstands. „Wir benötigen
tragfähige Rahmenbedingungen. Nur so können wir unser Ziel verwirklichen, hilfebedürftigen und gesunden Menschen in gemeinschaftlichen Wohnanlagen eine flexible Lebensgestaltung bei 24-stündiger Versorgungssicherheit zu ermöglichen“.
Die Gründerin der „Daheim statt
Heim“-Initiative zu Gast im Johanneswerk: (v.l.) Silvia Schmidt, Dr. Bodo
de Vries, Norbert Müller (Bielefelder
Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) und Dr. Udo Krolzik
In den Wohnanlagen gibt es ein Servicebüro, dessen Angebote – von der Unterstützung bei kleinen Alltagsdingen wie Hilfe im Haushalt bis zur Betreuung bei Pflegebedürftigkeit – die Bewohner der Nachbarschaft in Anspruch nehmen können.
„Diese Arbeit unterscheidet sich von der stationärer Einrichtungen und ambulanter Pflegedienste. Hier ist ein völlig neues Angebot entstanden“, betonte Dr. Bodo
de Vries, Johanneswerk-Geschäftsführer für Soziale Arbeit und Gesundheit. „Wir
müssen z. B. unsere Leistung bündeln können. Wichtig ist außerdem, dass wir die
Frage des Verbraucherschutzes klären. Es muss einen Vertreter geben, der die Interessen der Bewohner vertritt und nicht bei den Kostenträgern angesiedelt ist“.
Krolzik prognostizierte, dass die Entwicklung von alternativen Wohnformen noch
nicht abgeschlossen sei. Um die bestmöglichen Angebote entwickeln zu können,
hat das Johanneswerk ein Kompetenzzentrum gegründet und sammelt auf internationaler Basis Fachwissen. „Für die Politik ist solch ein Kompetenzzentrum wichtig“, erklärte Schmidt, die Behindertenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion in
Berlin ist. „Wir wollen sicherstellen, dass die Menschen transparente und qualitativ
hochwertige Angebote bekommen. Das hat natürlich seinen Preis. Aber dieser Herausforderung muss sich die Gesellschaft solidarisch stellen.“ [AK]
Solidere Finanzierung ist wichtig
BIELEFELD. „Besser einmal etwas gesehen als zehn Mal darüber gelesen
haben“, bedankte sich Willi Zylajew, pflegepolitischer Sprecher der CDUBundestagesfraktion, gestern Abend für die Gelegenheit, die Arbeit von
Johanneswerk im Stadtteil vor Ort kennen zu lernen. In Berlin werde er
sich dafür einsetzen, dass diese Art der modernen Wohnformen noch solider finanziert werden könnten, versprach er Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Johanneswerk-Vorstands, den Bewohnern der Wohnanlage
Heinrichstraße in Bielefeld sowie Werner Stede vom Bauträger BGW.
Hildegard Braun lud MdB Willi
Zylajew zur Wohnungsbesichtigung
ein
FOTOS: WERNER KRÜPER
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Mit seiner kölschen Sprache und seinem Humor kam Zylajew, der stellvertretendes
Mitglied im Bundestagsausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist,
gut bei den Bewohnerinnen an. Sie luden ihn gleich herzlich ein, einen Blick in ihre
Wohnungen zu werfen, um sich ein genaues Bild von der Wohnanlage machen zu
können. Der 57-jährige CDU-Politiker war begeistert, dass Gemeinwesen, in denen
alte und junge, kranke und gesunde Menschen zusammen leben, eine Alternative
zu den ambulanten und stationären Angeboten bieten. Er gratulierte den rüstigen
Bewohnerinnen, dass sie bereits frühzeitig vorgesorgt und sich eine Wohnung gesucht hätten, in der sie später bei Bedarf auf 24-stündige Versorgungssicherheit
zurückgreifen könnten. [AK]
In ethischer Verantwortung Reformen kritisch begleiten
Dr. Udo Krolzik ist neuer DEKV-Vorsitzender
Der Vorstand des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV) hat eine neue Spitze: Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks, ist zum neuen Vorsitzenden des DEKV gewählt worden. Krolzik (59), der
bisher stellvertretender Vorsitzender war, löst damit den langjährigen DEKV-Vorsitzenden Otto Buchholz ab. Beschlossen wurde dies auf der DEKV-Jahrestagung,
die unter dem Motto „Wer alt wird, hat Zukunft“ stand. Das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden besetzt Oberin Andrea Trenner, Ordensoberin im Johanniterorden
und Vorstandsvorsitzende der Johanniter-Schwesternschaft.
In seinem Amt als Vorsitzender des Krankenhausverbandes möchte Krolzik sein
Augenmerk besonders auf die Förderung des diakonischen Profils evangelischer
Einrichtungen legen. „Unser Markenkern ist das diakonische Profil, da wir uns in
hoher ethischer Verantwortung unserem christlichen Menschenbild verpflichtet fühlen. Vor diesem Hintergrund werden wir die Reformen im Gesundheitswesen kritisch begleiten“, so Krolzik. [DEKV/AJU]
Pastor Dr. Udo Krolzik
FOTO: WERNER KRÜPER
Guter Erfolg der ersten Ausstellung – viele Kunstwerke noch zu kaufen
Begegnungszentrum
Pellahöhe als goldene Galerie
BIELEFELD. Die Premiere ist geglückt: Die erste GalerieGold im Begegnungszentrum Pellahöhe inspirierte nicht nur zahlreiche Künstler ab 50
Jahren. Auch eine Vielzahl an Besuchern machte einen Abstecher in die
besondere Ausstellung. „Es war eine wundervolle und sehr motivierende
Ausstellung“, resümiert Claudia Domke, Leiterin der Einrichtung des Ev.
Gemeindedienstes im Johanneswerk.
Rund einen Monat hingen und standen die mehr als 100
Bilder und vielfältigen Skulpturen in den Räumen des Begegnungszentrums Pellahöhe. Ende September wurden
die Kunstwerke wieder abgenommen. Mit der GalerieGold
wollten die Mitarbeiter der Einrichtung die künstlerischen
Fähigkeiten älterer Menschen anerkennen, fördern und sinnvoll einsetzen – ein Plan, der voll aufging. Mitmachen konnte jeder ab 50 Jahren. „Unsere jüngste Teilnehmerin war 45
Jahre“, erzählte Claudia Domke. Ganz genau wurde das Alter
nicht genommen. Die GalerieGold wurde in Anlehnung an die
StartGalerie – ein Projekt des Kinderschutzbundes – ins Leben gerufen.
Eine Jury wählte die schönsten Werke aus. Während der Ausstellung und auch jetzt noch können zahlreiche der Kunstwerke käuflich erworben werden. Der Erlös geht zur Hälfte
an die Künstler, die andere Hälfte teilen sich der Kinderschutzbund und das Begegnungszentrum. Mit ihrem Viertel des Erlöses möchte Claudia Domke die soziale
Arbeit mit älteren Menschen in ihrer Einrichtung unterstützen.
Künstlerin Heidi Schardt beteiligte
sich bei der GalerieGold
FOTO: WERNER KRÜPER
Für das neue Jahr planen Claudia Domke und die Leiterin der Kreativangebote im
Begegnungszentrum, Heidi Schardt, eine Fortsetzung der GalerieGold. Bis zu fünf
Kunstwerke pro Künstler können ab Mai 2008 abgegeben werden. [LAW]
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Ev. Gemeindedienst bietet Unterstützung für Medikamentenabhängige
Aus der Suchtspirale ausbrechen
BIELEFELD. „Ich habe es geschafft. Ich habe den Teufelskreis durchbrochen“, sagt Heinrich Lehmann* mit
festem Blick. Was der 56-Jährige erreicht hat, erfüllt
ihn mit Stolz: Er hat seine über zehn Jahre andauernde Medikamentensucht besiegt. Für diesen hart erkämpften Sieg, so berichtet Lehmann, waren drei Dinge unerlässlich: eiserne Disziplin, Rückhalt durch die
Familie – und professionelle Hilfe, zum Beispiel von
der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle des Ev.
Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk.
Einmal in der Suchtspirale gefangen,
erhöht sich die Dosis zumeist
kontinuierlich
FOTO: WERNER KRÜPER
Zwar äußerte der gelernte Elektriker selbst den Wunsch, das Beruhigungsmittel Diazepam abzusetzen, als er 2006 in einer psychosomatischen Fachklinik behandelt
wurde. Doch als er nach der Kur versuchte, den Entzug auf eigene Faust weiterzuführen, stellte er schnell fest: „Ohne Hilfe geht es nicht“. Depressionen, Angst- und
Spannungszustände – die Beschwerden, die das Diazepam ursprünglich lindern
sollte – wurden bei niedrigerer Dosierung stärker, Entzugserscheinungen kamen
hinzu. Lehmanns Tochter recherchierte für ihren Vater im Internet – und fand unter anderem das Angebot des Ev. Gemeindedienstes. Zusätzlich zur Beratung wird
Lehmann medizinisch betreut.
DOPPELT UND DREIFACH BELOHNT
„Unser Spektrum reicht von Beratungsgesprächen bis hin zur Therapie“, erklärt Diplom-Psychologe Ulrich Oppel vom Ev. Gemeindedienst. „Dabei versuchen wir, die
Suchtkranken ständig aufs Neue zum Entzug zu motivieren und in allen Lebenslagen zu unterstützen“, so Oppel. Ein Angebot, das für Heinrich Lehmann seit einem
Jahr unentbehrlich ist: „Bielefeld ist mein Rettungsanker“, erzählt der gebürtige
Herforder, der auch nach über einem halben Jahr ohne Diazepam noch an leichten
Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen und Kopfschmerzen leidet. Er ist sich
jedoch sicher: „Egal, wie viel Kraft der Entzug kostet – ich werde doppelt und dreifach dafür belohnt. Ich entdecke die Welt jeden Tag neu“.
K O N TA K T :
Evangelischer Gemeindedienst,
Tel.: 0521/801-03, E-Mail:
[email protected]
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Dass mehr suchtkranke Menschen den Mut aufbringen, sich in Behandlung zu
begeben, das wünschen sich Heinrich Lehmann und Ulrich Oppel. Denn: Bei fast
jedem neunten der 50- bis 59-Jährigen liegt ein problematischer Medikamentengebrauch vor. Trotzdem sind weniger als fünf Prozent der Ratsuchenden in der
Suchtberatungs- und -behandlungsstelle medikamentenabhängig – 95 Prozent
sind alkohol- und glücksspielsüchtig. „Medikamentensucht wird auch die ‚stille
Sucht‘ genannt. Die Dunkelziffer ist sehr hoch“, erklärt Oppel. Oft gestehen sich
die Menschen erst nach Jahren ihre Abhängigkeit ein – so auch Heinrich Lehmann.
Durch seinen erfolgreichen Entzug hat er nun jedoch so viel Kraft gewonnen, dass
er anderen Suchtkranken helfen will: „Ich möchte eine Selbsthilfegruppe ins Leben
rufen“, berichtet er. „Wer abhängig und verzweifelt ist, soll wissen: Es gibt Hilfe.“
[AJU]
*Alle Angaben zur Person wurden von der Redaktion geändert.
Neues Krisentelefon – der Ev. Gemeindedienst hilft schnell
Bei Anruf Hilfe
BIELEFELD. „Ich kann nicht mehr!“ – das Leben liegt in
Scherben, die Situation scheint ausweglos. Der Punkt
ist erreicht, an dem es ohne Unterstützung von anderen nicht mehr geht. Schnelle und unbürokratische
Hilfe in Bielefeld bietet jetzt das neue Krisentelefon
des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk unter
Tel. 0521/801-4800.
Angesprochen sind Menschen, die
akute Krisensituationen in Familie
oder Partnerschaft erleben, mit Trauer
und anderen Verlusterlebnissen konfrontiert sind, suizidgefährdete Personen sowie alle, die mit einer Situation
überfordert sind. „Wenn sich im Gespräch herausstellt, dass der Anrufer
unverzüglich Hilfe braucht, wird diese
unbürokratisch und rasch erfolgen“,
verspricht die Sozialarbeiterin Monika
Willuweit, die das Konzept für das Krisentelefon entwickelt hat.
PERSÖNLICHE
FOLGEGESPRÄCHE
Der telefonische Bereitschaftsdienst
wird abwechselnd von den dafür eigens geschulten Mitarbeitenden der
Erziehungs-, Familien- und Krisenberatungsstelle übernommen. Der Anrufer hat die Möglichkeit, über seine
Wenn das Geschirr zerschlagen ist, bleibt oft Hilflosigkeit
Probleme zu sprechen, darüber, welzurück
che persönliche Geschichte dahinter
FOTO: WERNER KRÜPER
steht und in welcher sozialen Situation
er sich befindet. „Im ersten Gespräch
vereinbaren wir wenn nötig kurzfristige telefonische oder persönliche Folgegespräche mit dem gleichen Mitarbeiter“, erklärt Willuweit. „Darüber hinaus schlagen wir
weitere interne und externe Hilfsangebote vor und vermitteln diese“, so die 56-Jährige, die seit 25 Jahren in der Krisenberatung des Ev. Gemeindedienstes tätig ist.
Das Krisentelefon ist ein Angebot der Erziehungs-, Familien- und Krisenberatung
des Ev. Gemeindedienstes im Weidenhof auf dem Johannesstiftsgelände. Hierher
sind im vergangenen Jahr auch die beiden Beratungsstellen Elsa-Brändström-Straße und Johanneswerkstraße umgezogen.
In Krisen aufgrund von medizinischen und psychiatrischen Notfällen können die
Mitarbeiter des Krisentelefons nicht helfen, sondern nur auf entsprechende Dienste
und Einrichtungen verweisen.
Das Krisentelefon ist von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und Freitag von
9 bis 16 Uhr unter Tel. 0521/801-4800 erreichbar. Das Angebot kann kostenlos und
unter Wahrung von Vertrautenschutz und Anonymität in Anspruch genommen werden. [AK]
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FOTO: WERNER KRÜPER
(V.l.) Sefagül Islak, Erol Islak und Yungeun Choi freuen sich auf frisches Gemüse aus dem Interkulturellen
Garten
Spende ermöglicht Ausstattung des Interkulturellen Gartens
Selbst angebauter
Chinakohl hilft bei Heimweh
BIELFELD. Das Grundstück an der Beckhausstraße in Bielefeld ist kaum
wiederzuerkennen: Wo vor einem halben Jahr ein paar einsame Kohlköpfe
aus dem Boden ragten, reihen sich im Interkulturellen Garten nun Paprika, Sesamblätter und Chinakohl dicht an dicht. Vor allem der koreanische Garten blüht und gedeiht. Bewirtschaftet wird er von Tea Woon Jung
und Yungeun Choi, beide Sänger am Bielefelder Stadttheater. „Meine Frau
und ich haben oft Heimweh. Dagegen hilft eine Suppe mit koreanischen
Kräutern oder ein Kimtschi mit selbst angebautem Chinakohl“, erklärt der
39-jährige Jung, der seit dem Start des Interkulturellen Gartens dabei ist.
Unterstützt wird das Projekt von der Integrationsagentur des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk.
„Die Menschen sollen sich ein Stück Heimat in den Garten holen und hier Wurzeln
schlagen können“, erklärt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Annedore Hof, die das
Projekt mit Dörte Kanzler im letzten Jahr ins Leben gerufen hat. Im Interkulturellen
Garten bewirtschaften Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern gemeinsam das Land und sollen dabei kulturelle und soziale Grenzen überwinden. Sieben
Teilnehmer aus Korea, der Türkei, dem Libanon und Deutschland arbeiten inzwischen regelmäßig auf dem Grundstück. Und helfen sich gegenseitig: Der erfahrene
Hobby-Gärtner Tea Woon Jung gibt sein Wissen an die Türkin Sefagül Islak weiter,
die erst seit einer Woche stolze Gartenbesitzerin ist.
Weitere Teilnehmer sind herzlich willkommen, Anfragen an: Dörte Kanzler
(Tel.: 0521/152290), Annedore Hof
(0521/61547) und an die Integrationsagentur des Ev. Gemeindedienstes (Tel.: 0521/801-2737).
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Neues Werkzeug und ein Gartenhäuschen, das Stauraum bietet, erleichtern den
Teilnehmern nun die Arbeit. Möglich wurden die Anschaffungen und die Rekultivierung des Landes durch eine großzügige Spende von Bielefelder Kirchenbesuchern,
die an einem Sonntag in mehreren Gemeinden gesammelt wurde. Über 4.000 Euro
kamen dabei zusammen. „Die Spende hat uns den Start ungemein erleichtert“, freut
sich Hof. Mit dem restlichen Spendengeld wird unter anderem der Gemeinschaftstreff in der Mitte des Gartens weiter ausgestaltet. Hier können die Mitarbeiter Kontakte knüpfen, ins Gespräch kommen – und die Früchte ihrer Arbeit gemeinsam genießen. In diesem Sommer gab es schon ein Kaffeekränzchen mit Pflaumenkuchen
aus selbst geernteten Pflaumen. [AJU]
Einweihungsfeier mit zahlreichen Mitarbeitern und Gästen
Bahnhofsmission ist wieder „zu Hause“
BIELEFELD. Die Rückkehr in ihre renovierten Räumlichkeiten im
Hauptbahnhof feierte jetzt die Bielefelder Bahnhofsmission, die vom
Ev. Gemeindedienst im Ev. Johanneswerk und der Caritas getragen
wird. Nach einem fünfjährigen Exil
in einem Container auf dem Bahnhofsvorplatz und einer Ladenzeile an der oberen Bahnhofstraße
können die Mitarbeiter der Bahnhofsmission wieder in ihrem frisch
renovierten „Zuhause“ ihrer Arbeit
nachgehen.
Zahlreiche Gäste waren bei der Einweihungsfeier im Hauptbahnhof dabei,
FOTO: WERNER KRÜPER
darunter SPD-Landtagsabgeordneter
Günter Garbrecht, Gabriele Walczak
(Geschäftsführerin der Region Johannesstift), Christian Bakemeier (Geschäftsführer der Bundesgeschäftsstelle der Bahnhofsmission), Pfarrer Hermann Rottmann
(Vorstandsvorsitzender Ev. Gemeindedienst), Mitarbeiter des Ev. Gemeindedienstes sowie Vertreter der Polizei und verschiedener Organisationen wie der AIDS-Hilfe. „Eine sehr gelungene und atmosphärische Veranstaltung“, lobt Susanne Haber,
Abteilungsleiterin Integrative Hilfen des Ev. Gemeindedienstes. „Die Mitarbeiter haben sich bei der Vorbereitung und Dekoration viel Mühe gegeben.“ [AJU]
Feierten die Einweihung der renovierten Räumlichkeiten der Bahnhofsmission: (v.l.) Hermann Rottmann,
Gabriele Walczak, Günter Garbrecht,
Elisabeth Mösenmeier (Geschäftsführerin der Bielefelder Caritas) und
Marcel Bohnenkamp (Leiter Bahnhofsmission)
Besuch der Documenta:
Kunst und
Straffälligkeit in Berührung
BIELEFELD/KASSEL. Kunst und Straffälligkeit hatten schon immer unterschiedliche Berührungspunkte. So verwundert es nicht, dass das Haus
Nordpark, eine stationäre Rehabilitationseinrichtung für aus der Haft entlassene Frauen und Männer des Ev. Johanneswerks in Bielefeld, mit einigen Bewohnern der Weltausstellung der Kunst einen Besuch abstattete.
Freundlicherweise wurden uns Freikarten von der Ausstellungsleitung zur Verfügung
gestellt und so fuhren wir an einem verregneten Vormittag nach Kassel. Parken, im
Regen in der Schlage stehen und die Taschen abgeben – an den Knast erinnert
werden, wieder in der Schlange stehen und dann auf zur „Besichtigung“.
Es war ungewöhnlich, welche unterschiedlichen Wirkungen die Kunstwerke erzeugten. Manchmal kam ein Gespräch zustande und dann war Schweigen die Reaktion,
ein anderes Mal erfolgte ein Kopfschütteln und dann wieder hatte man das Gefühl,
zu erkennen, was gemeint sein könnte.
Einige Stunden später auf der Rückfahrt waren sich alle einig: ein toller Tag mit
vielen ungewöhnlichen Erfahrungen. Übrigens: Wussten Sie, dass Bildung eine der
wirksamsten Möglichkeiten der Prävention und Resozialisierung von Straffälligkeit
ist? [ECKHARD TARNER, PÄDAGOGISCHE LEITUNG HAUS NORDPARK]
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EHRENAMT
„Was ist Glück?“ – das ist nur ein Thema, mit dem Arno Dehle Bewohner in seinen
Bann zieht
FOTO: WERNER KRÜPER
Arno Dehle leitet seit neun Jahren Gesprächsrunde im Lutherstift
Ehrenamtliches
Engagement hält geistig fit
BIELEFELD. Wenn Arno Dehles
fröhliches Hallo durch die Gänge
des Lutherstifts schallt, blicken
alle erfreut auf, grüßen und winken. Die griechische Pflegerin erwidert sein freundliches „Kalimera“, einer älteren Dame ruft er im
Vorbeigehen einen kleinen Witz
zu. Den Bewohnern und Mitarbeitern der Alteneinrichtung des Ev.
Johanneswerks ist Dehle bestens
bekannt, denn der lebenslustige
Rentner engagiert sich schon seit
fast zehn Jahren ehrenamtlich im
Lutherstift.
Die regelmäßigen Besuche des gelernten Kaufmanns begannen 1996, als er die
Pflege seiner erkrankten Frau an die Lutherstift-Mitarbeiter übergeben musste.
Täglich versorgte er seine literatur- und kulturinteressierte Frau mit geistiger Nahrung, brachte Opern- und Ballettaufführungen auf Videokassette und Bücher zum
Vorlesen mit. „Irgendwann kamen einige ältere Damen dazu und fragten schüchtern, ob sie mithören dürften“, erzählt Dehle. „Natürlich durften sie. So ergab sich
mit der Zeit eine regelmäßige Gesprächsrunde im Musikzimmer.“
Noch heute ist das Musikzimmer, das Arno Dehle liebevoll miteingerichtet hat, Ort
der donnerstags stattfindenden Gesprächsrunde. Als seine Frau vor etwa sieben
Jahren starb, fingen die heutige Hausleitung Monika Rister und Sozialarbeiterin Elke Steinbach den Rentner auf – und baten ihn darum, den Gesprächskreis fortzusetzen. „Da habe ich sofort ja gesagt“, betont Dehle. An Ideenreichtum mangelt es
ihm nicht: Ganz unterschiedliche Themen wie „Was ist Glück?“, „Die Zauberflöte“
oder „Traditionelle Bielefelder Geschäfte“ bereitet er jede Woche neu vor. Wichtig ist
ihm dabei, dass die Themen anspruchsvoll sind: „Ich will die Leute geistig fordern“,
so Dehle, für den das Lutherstift die „gemütlichste Alteneinrichtung Bielefelds“ ist.
Zusätzlich zur Gesprächsrunde bietet Arno Dehle einmal wöchentlich eine Zeitungsrunde an, arbeitet bei der Hauszeitung „Lutherstift-Kurier“ mit und organisiert
mit Elke Steinbach Fotoausstellungen, unter anderem von seiner Tochter Christine
Dehle. „Unentbehrlich und unermüdlich“ nennt Monika Rister sein Engagement,
von dem Arno Dehle betont, wie gut es ihm selbst und seiner geistigen Fitness tut.
Wie er sich auch körperlich in Form hält, verrät der Rentner mit einem Lächeln: „Jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen – und dann gleich ins Schwimmbad.“ [AJU]
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Musikalischer Studientag bereichert Arbeit
EHRENAMT
BIELEFELD. Den richtigen Ton getroffen hat der Studientag mit dem Thema
„Musik mit Bewohnerinnern und Bewohnern“ für ehrenamtliche Mitarbeitende des Johanneswerks. Das Jochen-Klepper-Haus, Alteneinrichtung
für Menschen mit Demenz in Bielefeld, und der Pastorale Dienst hatten
gemeinsam eingeladen und das Interesse bei den Ehrenamtlichen der Alteneinrichtungen war riesengroß. 40 Teilnehmer aus Bielefeld, Herford und
Gütersloh kamen zur Fortbildung.
Einen ganzen Tag nahmen sich die Ehrenamtlichen Zeit, um sich unter der versierten Leitung von Elke Dohna, Kirchenmusikerin und Gesangslehrerin, intensiv
mit der Bedeutung vertrauter Lieder und Melodien für alte Menschen auseinanderzusetzen. Musik hat besonders für Menschen mit Demenz, die häufig mit Worten
nicht mehr erreicht werden, eine große emotionale Bedeutung. Der Nachmittag begann mit Atem- und Bewegungsübungen und was wäre ein Studientag zum Thema
Musik ohne Gesang? Selbstverständlich wurden an diesem Tag auch viele Musikstücke eingeübt oder wieder entdeckt, die die Generation der Altenheimbewohner
aus ihrer Jugendzeit kennt.
Am Ende beurteilten die ehrenamtlichen Mitarbeitenden den Studientag als große
Bereicherung und Unterstützung für ihre Arbeit in den Alteneinrichtungen. Bei soviel positiver Resonanz wird das Johanneswerk diesen Studientag wohl im nächsten Jahr wieder anbieten. [MARION PLASS, MARKETINGBEAUFTRAGTE]
Geduld allein
reicht nicht aus
MARL. In einem Kooperationsprojekt des Philipp-Nicolai-Hauses
und der AWO-Beratungsstelle Demenz und Pflege in Marl werden
ehrenamtlich Mitarbeitende im
Umgang mit demenzkranken Menschen geschult.
Ihr Engagement steht auf einer fundierten Basis: die Teilnehmenden der Demenzschulung
FOTO: PRIVAT
Wer mit alten Menschen zu tun hat, die an Demenz erkrankt sind, der muss nicht
nur Umsicht und Geduld mitbringen. Diese Schulung soll dazu beitragen, den Umgang mit demenzkranken Menschen zu lernen. Sie umfasst 6 Module mit insgesamt 34 Stunden, die sich schwerpunktmäßig mit den Themen Altwerden in der
Gesellschaft, Beschäftigungsangebote für Menschen mit Demenz, der Situation der
pflegenden Angehörigen und dem Umgang mit Pflegehilfsmitteln und Notfallsituationen beschäftigt. Durch eine Förderung des Kreises Recklinghausen ist es möglich
geworden, für zwei Kompaktwochenenden zum Thema Integrative Validation und
Biografiearbeit Fachdozentinnen einladen zu können. 17 freiwillig Engagierte aus
Marl und der näheren Umgebung nehmen an der Schulung teil. [KIRSTEN BIELEMEYER,
HAUSLEITUNG PHILIPP-NICOLAI-HAUS]
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Im Hermann-Geibel-Haus sind
Zivildienstleistende „Unterhaltungbeauftragte“
Täglich eine große
Portion Spaß
GÜTERSLOH. Wenn im Hermann-Geibel-Haus die
„Tabu“-Karten ausgepackt werden, müssen sich die
Zivildienstleistenden Christoph Diekötter und Alexander Wilczek warm anziehen. Denn die 85-jährige
Bewohnerin Luise Beckmann gilt in der Alteneinrichtung des Ev. Johanneswerks als unschlagbare Meisterin des Gesellschaftsspiels, bei dem Begriffe schlau
umschrieben werden müssen. Doch die beiden jungen
Männer haben genügend Zeit für eine Revanche – sie
sind zwei der drei Zivis im Hermann-Geibel-Haus, die
sich speziell um Freizeitangebote kümmern.
Zivildienstleistender Arkadi Isaak macht eine Spazierfahrt
mit Bewohner Roland Schmidt
FOTOS: HENRIK MARTINSCHLEDDE
Zusammen mit dem 20-jährigen Arkadi
Isaak sind Diekötter (19) und Wilczek
(20) zuständig für die Bereiche VerwalSorgen für gute Unterhaltung: (v.l.) Alexander Wilczek,
tung und Unterhaltung. Den Vormittag
Christoph Diekötter und Arkadi Isaak.
widmen sie Verwaltungstätigkeiten,
nachmittags haben sie ausreichend
Zeit, um ein attraktives Unterhaltungsprogramm für die Bewohner zu gestalten – ein
Bereich, der in vielen Alteneinrichtungen wegen Zeit- und Personalmangel zu kurz
kommt. Jede Woche stellen die drei der insgesamt neun Zivis im Geibel-Haus neue
Angebote auf die Beine, zum Beispiel Hörbuch- und Gedichtnachmittage, Stadtbummel, Bastel- und Diskussionsrunden. Um möglichst viele der älteren Menschen
zu erreichen, gehen die engagierten jungen Männer auch zu bettlägerigen Bewohnern auf die Zimmern.
„Soweit ich weiß, sind wir die einzige Einrichtung in der Region, die drei Zivildienstleistende nur zu diesem Zweck beschäftigt“, berichtet Mathilde Wiengarten, Zivildienstbeauftragte der Johanneswerk-Einrichtung. Das Konzept geht auf: Die Bewohner werden nicht nur unterhalten, sondern auch körperlich und geistig gefordert – und die drei „Unterhaltungszivis“ möchten viele der älteren Menschen nicht
mehr missen. [AJU]
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Rainer Scheele, Udo Landwehr und Dozentin Kerstin Koch (v.l.) freuen sich auf den
EDV-Kurs im Generationen Treff
FOTO: ANDREAS ZOBE
Erweitertes Programm in Räumlichkeiten des Ev. Johanneswerks
Generationen Treff
startet jetzt richtig durch
BIELEFELD. „Als Rentner zu Hause Däumchen zu drehen ist nicht mein
Ding“, erklärt Udo Landwehr sein ehrenamtliches Engagement im Generationen Treff. Wie der 73-Jährige denken auch die meisten Besucher – denn
bei den zahlreichen neuen Angeboten in den Räumlichkeiten des Ev. Johanneswerks an der Paulusstraße ist vor allem Mitmachen gefragt. „Früher wurden ältere Menschen im Freizeitbereich oft berieselt, heute wollen
besonders die ‚jüngeren Älteren‘ selbst aktiv sein, Ideen einbringen. Der
Generationen Treff ist die Antwort auf diese veränderten Bedürfnisse“, berichtet Rainer Scheele, Geschäftsführer der Region Bielefeld Altenheime
des Johanneswerks.
Als Günter Niermann, Gründer des Generationen Treffs in Enger, Landwehr vor über
zwei Jahren um Hilfe beim Aufbau eines Bielefelder Seniorennetzwerks bat, ging
es eigentlich nur um dessen Engagement im EDV-Bereich. „Mit der Zeit ergaben
sich aber immer neue spannende Aufgaben – zum Beispiel Busreisen, Generationenfrühstück, Tanzen für Demenzkranke“, erzählt der Computerexperte. Die Programmpunkte plant und gestaltet Landwehr mit Ehrenamtlichen und Mitarbeitern
der Johanneswerk-Regionalgeschäftsstelle Bielefeld Altenheime.
Die Angebote stoßen vor allem bei den Generationen 50 bis 90 auf reges Interesse.
„Wir können uns aber gut vorstellen, in Zukunft zum Beispiel Hausaufgabenbetreuung für Kinder aus sozialen Brennpunkten anzubieten – wenn sich jemand dazu
bereit erklärt“, so Scheele.
Vorerst haben die Organisatoren jedoch alle Hände voll zu tun: Zum neuen Programm des Generationen Treffs, dessen Träger das Ev. Johanneswerk und der
Verein Alt und Jung sind, gehören unter anderem Vortragsreihen und ein regelmäßig stattfindendes Kaffeetrinken. Die großen und hellen Räume in der Regionalgeschäftsstelle, die der Generationen Treff vor kurzem bezogen hat, haben sich seit
dem Sommer mit jeder Menge Leben, Lachen und kreativen Ideen gefüllt. [AJU]
Mehr Infos unter [email protected] oder Tel. 05 21/520 21 05.
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Ehrenamt wird im Haus Regenbogen groß geschrieben
Lions-Club engagiert
sich seit mehr als 30 Jahren
RECKLINGHAUSEN. Das diesjährige Sommerfest im Haus Regenbogen in
Recklinghausen, eine Johanneswerk-Einrichtung für Menschen mit Behinderungen, stand ganz unter dem Motto des ehrenamtlichen Engagements.
Ein besonderer Punkt auf der Tagesordnung war die 34-jährige Zusammenarbeit vom Haus Regenbogen und dem Lions-Club Recklinghausen.
Der Lions-Club gründete sich im Jahr
1958 unter dem Leitsatz „We serve“
und schrieb sich die Unterstützung
und Entwicklung in sozialen, kulturellen und bürgerlichen Bereichen auf
die Fahnen. Aus Persönlichkeiten der
verschiedensten Berufsgruppen entwickelte sich eine der heute weltweit
größten wohltätigen Service-Organisationen.
Eröffnet wurde das Fest mit einem
Gottesdienst, der unter freiem Himmel
auf dem Außengelände des Hauses
Regenbogen mit allen Bewohnern,
Mitarbeitern, Angehörigen und Gästen
gefeiert wurde. Highlight des Gottesdienstes waren das symbolische „Geschenkeauspacken“ der Bewohner
und zahlreiche Darstellungen aus den
Urlaubserinnerungen der Gruppenfreizeiten.
Nach der Gesprächsrunde erfrischten sich (v.l.) Pastor Dr. Udo Krolzik, Wolfgang
Pantförder, Andreas Eckhardt und Bernd Tinkloh mit einem alkoholfreien Cocktail
Nach dem Gottesdienst luden die Hausleitungen Andrea Frank und Anja Strohmann zu
einer Presserunde. Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstandes des Ev. Johanneswerkes, Andreas Eckhardt, Regionalgeschäftsführer Recklinghausen, Wolfgang Pantförder, Bürgermeister der Stadt Recklinghausen und Bernd Tinkloh, Präsident des LionsClub Recklinghausen, diskutierten eifrig zum Thema Ehrenamt.
Krolzik lobte die Kontinuität in der Ehrenamtlichkeit des Lions-Clubs, denn es sei nicht
selbstverständlich, dass sich Institutionen über so einen langen Zeitraum engagierten.
„Es vollzieht sich ein Wandel in der Gesellschaft, Einrichtungen werden offener und Teil
der Gesellschaft", erläuterte Pantförder. „Wir sind auf ehrenamtliche Helfer angewiesen
und profitieren von dieser Arbeit“, betonte Eckhardt und zeigte damit die Wichtigkeit von
ehrenamtlichen Helfern auf. Zum Abschluss der Talkrunde gab es einen erfrischenden
Cocktail, der von einem Vertreter des Heimbeirates überreicht wurde und bei den sommerlichen Temperaturen sichtlich gut tat. [DANIELA JAZY, MARKETINGBEAUFTRAGTE RECKLINGHAUSEN]
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FOTO: DANIELA JAZY
mitLeidenschaft
Die Stiftung mitLeidenschaft wurde
2001 gegründet als Stiftung des Ev.
Johanneswerks zur Förderung und
Unterstützung innovativer Projekte in
der Diakonie. Die Stiftung hilft vor allem älteren Menschen und Familien,
die in Armut leben müssen. Sie fördert
Projekte für Kinder und Menschen mit
Behinderung sowie Projekte auf dem
Gebiet der Demenz. Vorsitzender des
Vorstands ist Pastor Dr. Udo Krolzik,
sein Stellvertreter Karsten Gebhardt.
Geschäftsführerin der kirchlichen Stiftung ist Ulrike Posch.
(V.l.) Beate Stegemann und Stefan Rischer nahmen den Snoezel-Wagen für das
Altenzentrum Katharina-Luther-Haus entgegen, Matthias Weindorf, Stefan Wilke,
Tanja Schreve und Nicolai Janzen haben die Wagen in den Märkischen Werkstätten in Lüdenscheid gebaut
FOTO: ROLF BIRKHOLZ
Stiftung mitLeidenschaft schließt das Projekt Traum-Raum ab
Snoezelen beruhigt,
belebt, bereichert
SCHNÜFFELN
UND SCHLUMMERN
Das Wort Snoezelen (sprich: Snuseln)
kommt aus dem Niederländischen
und setzt sich aus den Begriffen für
Schnüffeln und Schlummern zusammen. Düfte können ebenso wie Licht
anregen oder entspannen. Gegenstände berühren, spielen – all das
steigert die Wahrnehmungsfähigkeit,
aktiviert den Bewegungssinn und
ermuntert den Menschen, sich an
sich selbst und seine Fähigkeiten zu
erinnern. Sinnesreize regen das Gedächtnis an zu arbeiten. Weil Träume
oft auch Erinnerungen an früher sind,
wird das Pflegepersonal für die biografische Arbeit geschult.
BIELEFELD. „Durch die Lichter und Farbspiele erzeugen wir Aufmerksamkeit“, erklärt Stefan Rischer, Wohnbereichsleiter im Katharina-LutherHaus, bei der Übergabe des Snoezel-Wagens. Die Alteneinrichtung des
Ev. Johanneswerks ist eine von 20, die durch zahlreiche Spenden an das
Projekt Traum-Raum der Stiftung mitLeidenschaft eine mobile SnoezelEinheit bekommen haben. Die Stiftung hat die Wagen eigens für das Projekt in den Märkischen Werkstätten anfertigen lassen. Diese haben die
Wagen jetzt ausgeliefert, und damit ist das Projekt, das die Stiftung für
das Ev. Johanneswerk durchgeführt hat, abgeschlossen.
Für die Einrichtungen, die jetzt einen Snoezel-Wagen einsetzen können, ergeben
sich völlig neue Möglichkeiten, Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen, die
sonst nicht ohne Weiteres am Alltag teilnehmen könnten. Je nach Bedarf vermittelt
Snoezelen Ruhe und Harmonie, kann aber auch belebend wirken. „Mit sphärischen
Klängen und Musik kann man auch Erinnerungen wecken“, sagt Rischer. Snoezelen soll Menschen helfen, die körperlich und geistig eingeschränkt oder krank
und bettlägerig sind. Mit verschiedenen sensorischen Reizen wie Lichtprojektionen,
Geräuschen oder Düften können für sie Wohlfühl-Räume geschaffen werden. Der
mobile Snoezel-Wagen wird – im Gegensatz zu sonst üblichen Snoezel-Räumen
– direkt in die Zimmer der Menschen gebracht. So kann Snoezelen in das Lebensund Wohnumfeld alter oder kranker Menschen integriert werden, ein wichtiger Baustein, um größtmögliche Lebensqualität zu erhalten. [SO]
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mitLeidenschaft gestaltet Weihnachten in Bielefeld und Nordrhein-Westfalen
Armut bekämpfen,
Freude schenken
NORDRHEIN-WESTFALEN. Viele
Wünsche hat die Stiftung mitLeidenschaft in den vergangenen vier
Jahren mit dem Weihnachtsspendenprojekt „Armut zum Fest“ schon
erfüllt. Menschen und vor allem Familien, denen es oft am Nötigsten
fehlt, hat die Stiftung mit konkreter
Unterstützung und kleinen Freuden
geholfen.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Ev. Johanneswerks leiten die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Klienten an
die Stiftung weiter und sorgen später
dafür, dass die Hilfe genau dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Diana
Kemski vom Ev. Gemeindedienst in
Bielefeld hat 2006 die Spendenaktion begleitet: „Diese Familien können
wirklich jede Hilfe gebrauchen. Ohne
Unterstützung fällt Weihnachten für sie
spärlich aus.“
„Armut zum Fest“ hat jedes Jahr das
gleiche Ziel. Projektpartner und neue
Ideen geben der Aktion aber immer
wieder ein anderes Gesicht. So hat
2005 die Bielefelder Tageszeitung
Neue Westfälische das Projekt unter dem Motto „Bielefelder helfen Bielefeldern“ mit regelmäßigen Berichten in der
Adventszeit begleitet, 2006 hat die Grundschule Ubbedissen zusätzlich eine Geschenkaktion von Kindern für Kinder beigesteuert. Die Stiftung mitLeidenschaft
hatte Wunschzettel von Kindern in Armut gesammelt. Die Zettel hingen im Dezember am Weihnachtsbaum der Grundschule, wo Schülerinnen und Schüler sie mitgenommen und erfüllt haben.
In diesem Jahr weitet die Stiftung „Armut zum Fest“ auf weitere Einrichtungen des
Ev. Johanneswerks in Nordrhein-Westfalen aus. So werden sich in der Johanneswerk-Region Wittgenstein das Diakonische Werk und das Haus am Sähling darum
kümmern, dass die Stiftung Menschen in Armut unterstützen kann. In Bielefeld wird
es wieder eine Wunschzettelaktion geben, weitere Grundschulen beteiligen sich mit
der Aktion „Ich wünsch Dir was!“ (s. nächste Seite). [SO]
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FOTO: WERNER KRÜPER
Ich wünsch Dir was!
BIELEFELD. Das Nachbarskind Svenja sitzt seit dem Unfall im Rollstuhl und
kann die Treppe zur Wohnung nicht mehr gehen – der Bau einer Rampe ist
für die Familie zu teuer. Erna Krause kann ihr Frühstücksbrötchen nicht mehr
kauen – den Zahnersatz kann sie sich nicht leisten. Kevin braucht dringend
ein Fahrrad für den Schulweg – seine Eltern können das Busticket nicht bezahlen.
In diesen oder ähnlichen Fällen kommt das Weihnachtsspendenprojekt „Ich wünsch
Dir was!“ der Stiftung mitLeidenschaft ins Spiel. Bielefelder Grundschülerinnen und
-schüler malen, was sie anderen wünschen. Etwas, das der oder die Andere dringend braucht. Eine prominente Jury wählt die schönsten und bewegendsten 24
Bilder aus: Ein Adventskalender der Wünsche und Bedürfnisse, den Sie in der Adventszeit im Internet bewundern können.
Die prominent besetzte Jury besteht aus Oberbürgermeister Eberhard David,
Arminia-Spieler Artur Wichniarek, der Leiterin der Musik- und Kunstschule Yael Niemeyer, Nicole Seidensticker-Delius aus dem Vorstand der Bielefelder Bürgerstiftung
und Karsten Gebhardt, stellvertretender Vorsitzender des Ev. Johanneswerks und
der Stiftung mitLeidenschaft.
Wenn auch Sie die Weihnachtsspendenaktion der Stiftung mitLeidenschaft unterstützen wollen: KD-Bank, Konto-Nr. 88 88 88 80. BLZ 350 601 90. [so]
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Neue Imagebroschüre der Stiftung mitLeidenschaft
„Stiftungen müssen eine
positive Strahlkraft entwickeln“
BIELEFELD. Engagiert und seriös, edel und informativ – endlich kann die
Stiftung mitLeidenschaft ihre Arbeit mit einer neuen Imagebroschüre
vorstellen. „Angesichts knapper werdender Kassen kommt den Stiftungen in Deutschland zunehmend die Aufgabe zu, positive Strahlkraft zu
entwickeln,“ sagt Ulrike Posch, Geschäftsführerin der Stiftung mitLeidenschaft. Mit der neuen Imagebroschüre möchte die Stiftung des Ev.
Johanneswerks Projektpartner ebenso erreichen wie Spender und Zustifter, die ihr Geld dauerhaft für gute Zwecke einsetzen möchten.
Da ein großer Teil der Stiftungsarbeit aus Projekten besteht, die sich nach Bedürfnissen und Anforderungen ändern, besteht die Imagebroschüre aus einzelnen, austauschbaren Seiten für jedes Thema. Dank der Ringbindung kann
die Imagebroschüre je nach Adressat und aktuellem Stand der Dinge immer
neu zusammengestellt werden – „Sparsamer Umgang mit Ressourcen der
Umwelt und dem Stiftungszweck zuliebe,“ erklärt Posch. [SO]
Wenn Sie sich für die Arbeit der Stiftung mitLeidenschaft interessieren,
senden wir Ihnen gerne ein Exemplar der Broschüre zu. Sie können sie telefonisch bestellen unter:
0521/136 44 44 oder per E-Mail an
[email protected].
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Dr. Prollius blickt auf fruchtbare Arbeit mit Pastor Pawlowski zurück
Gemeinsam prägten sie die
Architektur in der sozialen Arbeit
FOTO: ANGELIKA HORNIG
„Als ich Pastor Karl Pawlowski
kennen lernte, hatte er gerade
1951 das Ev. Johanneswerk in Bielefeld gegründet. Er erwies sich
auch als idealer Bauherr, ließ mir
bei den Bauvorhaben im sozialen Bereich viel Raum für eigene
Ideen“, erinnert sich der Architekt
Dr. Helffried Prollius aus Detmold
an die Zusammenarbeit.
Dr. Helffried Prollius lernte Pastor Karl Pawlowski 1951 kennen
Neulich hat sich der Architekt noch einmal auf den Weg gemacht, um zu sehen,
was noch steht von dem, was er vor mehr als 50 Jahren gebaut hat. Mit dem Ergebnis kann er zufrieden sein. Zwar haben die meisten der Gebäude, Kliniken und
Heime, die er für das Ev. Johanneswerk entwarf, hier und da Anbauten bekommen,
wurden innen grundsaniert. Doch behielten sie ihren unverwechselbaren Charakter,
der wegweisend war.
DEUTSCHLANDWEIT TÄTIG
Es gibt sicher nicht viele Menschen, die auf ein so ausgefülltes Leben zurückblicken können wie Dr. Helffried Prollius.
Der heute 95-Jährige mit dem noch immer sehr wachen Geist
war in der Nachkriegszeit einer der gefragtesten Architekten
in Ostwestfalen. Der Sohn eines Tabakkaufmanns wurde in
Herford geboren und ging dort zur Schule. „Meine ganze Liebe galt der Musik“, erzählt er. „Doch sollte ich etwas Solides
studieren. So schickte mich mein Vater nach München und
Berlin, wo ich zuerst Musik, dann Architektur studierte. Zu
meinem Studium gehörten Städtebau und Kunstgeschichte.
Ich war begeistert, hier konnte ich meine Kreativität ausleben.“
Die Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg entstand Ende der
50er Jahre
FOTO: ARCHIV JOHANNESWERK
Bis 1942 war er als Städteplaner in Berlin und Klagenfurt
tätig. Kurz nach dem Krieg ließ sich Dr. Prollius, inzwischen
verheiratet, in Detmold nieder. „Damals bestand ein enormer
Bedarf an sozialem Wohnraum“, so der Architekt rückblickend. „Viele familiäre Strukturen waren zerbrochen, unter
den Flüchtlingen befanden sich zahlreiche alte Menschen
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und Kinder.“ Die Not war groß, denn die meisten Alten- und Pflegeheime waren im
Krieg zerstört worden. So richtete das Hilfswerk der Ev. Kirche Notunterkünfte für
sie ein. Doch das war kein Dauerzustand.
SEIN RUHM KAM PAWLOWSKI ZU OHREN
Es herrschte eine lebendige Aufbruchstimmung. Schon bald
erhielt Dr. Prollius vom Kreis Detmold den Auftrag, ein Altenheim in Blomberg zu bauen. „Damals gab es noch keine Vorschriften. So konnte ich meine eigenen Ideen realisieren. Ich
wollte ganz abrücken von dem alten Modell“, sagt er. Für 150
alte Menschen entwarf er helle Zwei- bis Dreibettzimmer, auf
jedem Flur gab es Gemeinschaftsräume, große Badezimmer.
Es war ein Projekt, über das man sprach, das zum Modell
NRW erklärt wurde, und von dem bald auch Karl Pawlowski
hörte.
„Er fragte mich, ob ich für das Ev. Johanneswerk ein Mädchenwohnheim bauen könnte“, so Prollius. Einzige Bedingung: Er sollte für eine „heimelige“ Atmosphäre sorgen. Der
zweigeschossige Sonnenhof auf dem Gelände des Johanneswerks in Bielefeld wurde 1953 fertig gestellt. Und vermittelt noch heute Geborgenheit.
Von der Utopie zur wegweisenden
Einrichtung: die Tersteegen-Wehme in
Iserlohn
FOTOS: ARCHIV JOHANNESWERK
Mit diesem Haus war der Grundstein für eine jahrzehntelange Zusammenarbeit bis
zu Pawlowskis Tod 1964 gelegt. Prollius baute in dieser Zeit insgesamt acht Altenwohn- und Pflegeheime, eine Klinik, u. a. neben dem Mädchenwohnheim noch
das Jugendhaus Heidequell in der Senne und den Jugendhof Ruhrgebiet (heute
Goerdthof) in Bochum für das Ev. Johanneswerk. 1956 entstand das Altenwohnund Pflegeheim Präses-Koch-Wehme in Bad Oeynhausen an der Steinstraße und
1957 nach ähnlichem Modell das Melanchthon-Haus in Bad Driburg.
KONZEPT VON DER UNESCO VORGESTELLT
Im Kopf hatte Pawlowski aber schon ein ganz neues Konzept, das sogenannte
Dreistufenheim für ältere Menschen. Prollius war begeistert, so konnte diese utopische Idee 1957 in der Iserlohner Teerstegen-Wehme verwirklicht werden. Zum
ersten Mal befanden sich hier unterschiedliche Wohnmodelle unter einem Dach:
Das betreute Wohnen beinhaltete ein kleines Appartement mit Küche, Bad und
Möglichkeit zur eigenen Versorgung. Daneben die zweite Stufe bildete ein Zimmer
mit Hotelcharakter und gemeinsamen Speisesaal. Die dritte Stufe war der Pflegebereich mit Vollversorgung. Ziel des Konzepts war es, den Bewohnern Sicherheit
zu geben, bei Pflegebedürftigkeit nicht noch einmal umziehen zu müssen, in der
gewohnten Umgebung zu bleiben. Dieses Haus war bald über die Grenzen hinaus
bekannt. Die UNESCO stellte das Baumodell in Genf aus, später ging es auch nach
Oslo. Dr. Prollius arbeitete als Heimberater in Paris.
Ein Jahr später lud Pastor Pawlowski Prollius ein, in der Weihnachtszeit gemeinsam
mit seiner Frau eine Weile in einem Ferienhaus im Rothaargebirge zu verbringen.
Er sollte den Ort „auf sich wirken lassen“, um in Bad Berleburg das Altenzentrum
am Sähling und die Psychosomatische Klinik Wittgenstein zu bauen, die beide in
die Landschaft passen sollten. „Noch auf dem Rückweg skizzierte ich die ersten
Entwürfe“, erinnert sich Prollius.
Am Rande des Ruhrgebiets folgte 1959 das Altenwohnheim Philipp-Nicolai-Haus in
Marl mit 80 Plätzen und im ostwestfälischen Bünde, Am Nordring, 1962 das Jacobi-Haus mit 80 Plätzen. Zur gleichen Zeit baute Prollius ein Altenwohn- und Pflegeheim mit Altentagesstätte in Bielefeld an der Kreuzstraße. Auch hier ging er wieder
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gemeinsam mit Pawlowski neue Wege. Mitten in der Stadt
sollten die alten Menschen wohnen, sollten teilhaben am urbanen Leben. Um das zu erreichen, wurden erstmals ein für
alle geöffnetes Café und ein Restaurantbereich ins Haus integriert.
All diese Erfahrungen flossen in den folgenden Jahren in seine Tätigkeit als Fachhochschuldozent für Stadtforschung
und Raumgestaltung an der FH in Detmold ein. Auch als Städteplaner wurde ihm
Weitsichtigkeit attestiert. Schon 1961 plante er in Detmold die erste Fußgängerzone, die zehn Jahre später verwirklicht wurde.
Aus dem Jugendhof Ruhrgebiet in
Bochum wurde später der Goerdthof
Um sich Anregungen zu holen, war der Architekt ein Leben lang ein Weltenbummler. Noch vor drei Jahren reiste der vielseitig interessierte Mann im Alter von 92
Jahren für einige Wochen nach Indien, um sich näher über ayurvedische Medizin
zu informieren. Heute lebt Dr. Prollius in seinem Haus mitten in Detmold, das er natürlich selbst entworfen hat. „Die Jahre der Zusammenarbeit mit Pastor Pawlowski
von 1953 bis 1964 bleiben für mich unvergessen. Wir sind den richtigen, wenn auch
manchmal schwierigen Weg gegangen und konnten Zeichen setzen, die bis heute
Auswirkungen haben“, erinnert er sich gerne zurück. [ANGELIKA HORNIG]
Lebensnahes Theaterstück zu Demenz im Theodor-Fliedner-Heim
Gedanken, die sich drehen wie ein Kreisel
DORTMUND. Kreisel hieß das Theaterstück, das der Schauspieler Thomas
Borggrefe zum Weltalzheimertag in der Johanneswerk-Alteneinrichtung
Theodor-Fliedner-Heim in Dortmund auf die Bühne brachte. Für seine lebensnahe Darstellung bekam Borggrefe, der Schauspieler und Seelsorger
in einem Pflegeheim für Alzheimerpatienten in den Niederlanden ist, viel
Applaus.
Einfühlsam und emotional beschreibt das Theaterstück die Welt eines Demenzkranken. Dabei schlüpft der Schauspieler Borggrefe auch in die Rolle des Sohnes,
der seinen Vater nicht mehr wiedererkennt. Der Vater zieht sich mit fortschreitender
Demenz immer mehr in seine eigene Wirklichkeit zurück. Er erinnert sich nicht
mehr an den Tod seiner Frau, auch nicht an die Namen der Enkelkinder. Der
Sohn versucht verzweifelt, seinen Vater in diesem alten, verwirrten Mann
zu erkennen. „Langsam verliere ich dich/ immer mehr/ob du noch
mein Vater bist/ du bist nur noch eine hilflose Gestalt/ ein Irrer mit
einer hässlichen Fratze“. Solche Worte gehen unter die Haut.
Beeindruckend spielte Borggrefe den verwirrten alten Mann. Das
Stück regte nicht nur zum Nachdenken an, die Zuschauer wurden auch selbst einem Test unterzogen, der dem Testprogramm
auf Alzheimer-Krankheit entnommen wurde. Als „Herr Meyer“,
der kranke Vater, einige Gegenstände in seine Tasche packte,
wurde das Publikum gefragt, welches Teil an vorletzter Stelle
eingepackt wurde – eine Testfrage zur Überprüfung des Kurzzeitgedächtnisses.
Warum hieß das Stück „Kreisel“? Gabriele Rohrmann, Einrichtungsleiterin im Theodor-Fliedner-Heim erklärte: „Einem Demenzkranken
entgleitet die Welt jeden Tag ein bisschen mehr. Zuerst leidet das Kurzzeitgedächtnis und der Betroffene kann keine neuen Informationen speichern. Er oder sie ist in den eigenen Gedanken gefangen, die sich im Kreis
drehen. Wie ein Kreisel eben.“ Im Abschlusskreis konnten die Besucher dann ihre
Gedanken und Fragen loswerden und über die Krankheit und ihre Auswirkungen
auf den Kranken und seine Umwelt reflektieren. [LIA FENNER]
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FOTO: WERNER KRÜPER
EUROPA
Rumänische Politikerinnen
informieren sich über Soziale Arbeit
BIELEFELD. Trotz vollen Terminkalenders machten drei leitende Mitarbeiterinnen
aus dem rumänischen Kreis Alba auf ihrer Deutschlandreise jetzt Station beim Ev.
Johanneswerk. Ziel ist die Qualitätsverbesserung in der Sozialen Arbeit durch europäischen Austausch. Mariana Hurbean, Generalsekretärin Soziales (l.), Magdalena
Bene, Referentin Soziales (2.v.l.), und Finanzdezernentin Cornelia Orian (r.) informierten sich über den Bereich Altenarbeit des diakonischen Trägers. Mit großem
Interesse besuchten die drei Rumäninnen in Begleitung von Anja Zimmermann, Leiterin des Stabsbereichs Europa (2.v.r.), die Alteneinrichtung Dorothee-Sölle-Haus
auf dem Johannesstiftsgelände. Mit ihr sprachen sie über rumänisch-deutsche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Organisation der Arbeit mit älteren Menschen. [AJU]
Erste Schulung für niederländische
Pflegefachkräfte in Deutschland
SUDERWICK/DINXPERLO. Das Käthe-Kollwitz-Haus des Ev. Johanneswerks hat sich mit dem Dr. Jenny Woon-Zorgcentrum zusammengetan,
um das Leben von älteren Menschen in den benachbarten Orten Suderwick (Deutschland) und Dinxperlo (Niederlande) einfacher zu gestalten. In
einer grenzüberschreitende Wohnsorgezone werden sie versorgt, als gäbe
es keine Grenze.
Im Rahmen dieses Europaprojectes Dinxperlo-Suderwick hat jetzt erstmalig eine
Angleichungsschulung für niederländische Pflegefachkräfte in Deutschland stattgefunden. Seit Februar haben die Teilnehmerinnen sich in sieben Lerneinheiten mit
den Rahmenbedingungen der Pflege in Deutschland beschäftigt, unter anderem mit
dem Pflegeverständnis, den rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen und
mit den in Deutschland gebräuchlichen Wohnformen für pflegebedürftige Menschen.
Die Teilnehmerinnen haben sich mit Übereinstimmungen und Unterschieden, die es
in der Pflege in den Niederlanden und Deutschland gibt, auseinandergesetzt. Während eines Praktikums im Käthe-Kollwitz-Haus in Bocholt konnten sie erfahren, wie
sich diese Bedingungen auf die praktische Arbeit auswirken. Die Bezirksregierung
Münster hat für die ersten fünf Teilnehmerinnen die Gleichwertigkeit der Ausbildung
festgestellt und sie erhielten entsprechende Zertifikate. [ANDREAS JAKOB THEISEN, PROJECTCOORDINATOR]
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EUROPA
Materialien einer Johanneswerk-Einrichtung in Ungarn neu verbaut
Osteuropäer zu
Gast in Gelsenkirchen
GELSENKIRCHEN. Áldás ist das ungarische Wort für Segen. Áldás ist auch
der Name einer Initiative, in der sich seit 1995 Christen aus Deutschland
und Osteuropa engagieren, um drei zentrale Ziele zu verwirklichen: die Lebenslagen sozial benachteiligter Menschen in Ungarn und Osteuropa zu
verbessern, Bildungsperspektiven für die europäische Diakonie zu gestalten, die Schöpfung zu schützen und zu bewahren.
Acht Vertreter der Initiative hospitierten in unterschiedlichen diakonischen Arbeitsfeldern, um neue Konzepte – wie etwa selbstständigeres Leben von Menschen mit
Behinderungen – kennen zu lernen. In Gelsenkirchen besuchten die ungarischen
Gäste die Alteneinrichtung Amalie-Sieveking-Haus sowie die Wohnstätte für Menschen mit Behinderungen, Martin-Luther-Haus. Neben vielen Gemeinsamkeiten
gibt es auch große Unterschiede bei den Pflege- und Ausstattungsstandards sowie
der Finanzierung. Die immer noch sehr ungünstigen Bedingungen in den ungarischen Heimen erschweren das Leben der dort lebenden Menschen erheblich.
„Um unseren Bewohnern ein lebenswertes Zuhause zu gestalten, braucht es langen Atem und konkrete, unterstützende Maßnahmen", so Sousza Köver von der
Initiative Áldás. Sousza und Imre Köver leiten ein Wohnheim für 70 Menschen mit
Behinderungen in Sayosenje/Nordungarn und gehören zu den Mitbegründern des
Projektes. Ehrenamtliche demontieren wertvolle Baumaterialien aus Gebäuden in
Deutschland, bevor diese abgerissen werden. Sie sammeln auch Pflegehilfsmittel,
um beides nach Osteuropa zu transportieren. Dort werden sie in diakonischen Einrichtungen und Kirchengemeinden weiterverwendet. Auch ein
Personalwohnheim des Ev. Johanneswerkes wurde 2005 rückgebaut und in
einer ungarischen Einrichtung weiterverwendet.
FOTO: HOLGER LEITSCH
Inzwischen fördern die Deutsche Bundesstiftung und die Stiftung Arbeit
und Umwelt unter ökologischen Gesichtspunkten das Projekt Áldás, denn
die Transporte realisieren ökologisch
nachhaltige Kreislaufwirtschaft.
[HOLGER LEITSCH, MARKETINGBEAUFTRAGTER
REGION ESSEN UND GELSENKIRCHEN]
Die Mitglieder der ungarischen Initiative Áldás erhalten Fachwissen und Hilfsmittel
als Unterstützung
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Buchen-Hof feiert 50-jähriges Bestehen
„Hübsch, hell,
freundlich und farbig“
BOCHUM. Pastor Rolf Gräfe kann sich noch sehr gut
erinnern: Er hatte während seines Studiums in einem
Zimmer neben der Küche in der damaligen „BuchenWehme“ des Ev. Johanneswerks sein Zuhause. Das
Wohnheim für ältere Menschen hat jetzt als vor zwölf
Jahren neu gebauter „Buchen-Hof“ seinen 50. Geburtstag gefeiert. „Ich wurde, ganz ungewöhnlich für
Studenten, wegen des Küchenlärms immer sehr früh
wach. Aber als Ausgleich stand manchmal köstlicher
Schokoladenpudding vor meiner Tür“, schmunzelte
der heutige Leiter des Pastoralen Dienstes.
Pastor Dr. Arnulf Husmann, Regionalgeschäftsführer des Johanneswerks, begrüßte die zahlreichen Gäste und die Musiker Pfarrer Johannes Ditthardt, Inga Schulze-Steinen und
Susanne Baumgart. In seinem Grußwort als Gemeindepfarrer
nahm er Bezug auf die Musik und sagte, dass „das Zusammenspiel im Hause gut klappt“ und gab der Hoffnung Ausdruck, dass dies auch in Zukunft so sein möge. Walter Kobe, Vorsitzender des Heimbeirates, fand lobende Worte für
die liebevolle Betreuung der Menschen und für VertretungsHeimleiterin Anke Rother. „Hier fühlen sich alle wohl, weil sie
menschlich behandelt werden.“
Im Gründungsjahr 1957, so hatte Dr. Bodo de Vries, Geschäftsführer des Bereiches
Soziale Arbeit und Gesundheit, in seiner Festrede ausgeführt, war die 45 StundenWoche eingeführt worden, Konrad Adenauer zum dritten Mal Bundeskanzler geworden und die Bochumer Rundschau hatte den Zimmern im Wohnheim den Charakter „vornehmer Hotelzimmer“ attestiert: „Hübsch, hell, freundlich und farbig.“
LEBENSABEND IN DER HEIMATSTADT ERMÖGLICHT
Erste Bewohner waren ältere Menschen, die in den Kriegsjahren aus Bochum evakuiert worden waren. Mehr
als die Hälfte der Wohnungen war zerstört, viele Menschen mussten lange
warten, bis sie nach Bochum zurückkehren konnten. Das neu erbaute Haus
konnte rund 80 Evakuierte aufnehmen,
die nun ihren Lebensabend in der Heimatstadt verbringen konnten.
Der alte Buchenhof bot Evakuierten
ein Zuhause
FOTOS: ARCHIV
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Mehrmals wurde seit den Gründerjahren umstrukturiert, um mehr Pflegeplätze zu schaffen. Für modernere
Konzepte bzw. das angemessene Eingehen auf die Bedürfnisse demenziell
Erkrankter beschloss das Johanneswerk, an alter Stelle neu zu bauen. Die
Bewohner zogen vorübergehend nach
Bochum-Langendreer, 1996 dann in
das neue Haus.
Der Buchen-Hof gehörte zu den ersten Altenhilfe-Einrichtungen – nicht nur des
Ev. Johanneswerkes –, in denen nach neuesten gerontologischen Erkenntnissen
mit Wohngruppenkonzepten gearbeitet wurde: Hier gab es kleine Wohneinheiten
mit geräumigen Wohnküchen und einen Tagesablauf, der stärker an das gewohnte
häusliche Wohnen angelehnt war, als bisher in Altenheimen
möglich. Im Buchen-Hof sollten die Menschen ihren Alltag
weitestgehend selbstständig gestalten, ohne auf notwendige
Hilfen und Sicherheit verzichten zu müssen.
Heute gibt es acht Hausgemeinschaften, in denen je zwölf
Personen zusammenleben. Selbstbestimmtes Wohnen und
Entfaltung der individuellen Bedürfnisse und Wünsche stehen im Mittelpunkt. Und es gibt Karamellgebäck mit dem
Aufkleber „Buchen-Hof - DAS Plätzchen für Ihr Alter“. Ob
der Schokoladenpudding aber noch so gut ist wie früher, das
konnte man beim Jubiläum nicht prüfen. [EBERHARD FRANKEN]
1957 wurde eine der ersten Alteneinrichtungen ihrer Art eröffnet
Teilstationäre Tagesgruppe Ubbedissen feiert zehnjähriges Jubiläum
Fliegende Schokoküsse
bringen gute Laune
BIELEFELD. Ein eigener kleiner Rummelplatz – dieser
Kindertraum ging für die jungen Mitglieder der teilstationären Tagesgruppe Ubbedissen nun in Erfüllung.
Zum zehnjährigen Jubiläum der Tagesgruppe der heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtungen GrünauHeidequell des Ev. Johanneswerks stellten die Mitarbeiter ein Sommerfest unter dem Motto „Kirmes“ auf
die Beine. Neben den Kindern der Tagesgruppe, die
Erziehungshilfe bietet, waren auch deren Familien,
Mitarbeiter, Ehemalige und die Tagesgruppe BielefeldMitte unter den rund fünfzig gut gelaunten Gästen.
Auf dem Sommerfest war das ElternKind-Sackhüpfen sehr beliebt
Über dem Lagerfeuer konnten die
kleinen Gäste Stockbrot rösten
FOTOS: SABINE ROSENSTOCK
Auf der Hofanlage des Bauernhofs Dingerdissen, die die Tagesgruppe beherbergt,
hatten Kinder und Erwachsene genug Platz zum Spielen und Herumtoben. Und
den brauchten sie bei den vielfältigen Angeboten: Neben Sackhüpfen, Dosenwerfen und Stockbrotbacken konnten sich die Kinder auch im Schokokusswerfen üben
– mit einer extra dafür aufgestellten Maschine. „Die Wurfmaschine war der absolute
Renner bei den Kindern“, lacht Teamleiterin Sabine Rosenstock beim Gedanken an
einige gute Treffer. Die kleinen Preise, die als Lohn für den Einsatz winkten, sorgten
zusätzlich für Aufregung und Motivation bei den Kindern, während die Erwachsenen sich bei Würstchen, Kaffee und Kuchen entspannen konnten.
Die teilstationäre Tagesgruppe Ubbedissen umfasst neun Kinder zwischen acht
und 14 Jahren, deren persönliche sowie schulische Entwicklung und/oder familiäre
Situation durch unterschiedliche Probleme belastet ist. In der Tagesgruppe werden sie während der Schulwoche von mittags bis abends von Sozialpädagoginnen
betreut. Als Arbeitsschwerpunkte stehen dabei soziale Gruppenarbeit, schulische
Förderung und Elternarbeit im Vordergrund. [AJU]
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Hochkarätige Experten referieren in Rhein-Klinik
Trauma-Tagung stößt
international auf großes Interesse
BAD HONNEF. Die von der Rhein-Klinik in Zusammenarbeit mit dem Psychotraumatology Institute Europe
(PIE) ausgerichtete internationale Fachtagung zum
Thema „Trauma – Dissoziation – Persönlichkeitsstörung“ ist auf große Resonanz gestoßen. 400 Interessierte aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und
Norwegen nahmen im September an der zweitätigen
Veranstaltung in Bad Honnef teil.
16 Experten aus Deutschland, den Niederlanden und den USA referierten über
neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der Behandlung psychischer Traumatisierungen und ihrer Folgen. Einladende waren Privatdozent Dr. Wolfgang Wöller, Leitender Arzt der Abteilung II der Rhein-Klinik mit Schwerpunkt Traumafolgeerkrankungen, Helga Matheß, Psychoanalytikerin und Traumatherapeutin in freier Praxis
in Duisburg und Leiterin des PIE, sowie Ellert Nijenhuis vom Psychiatrisch-psychotherapeutischen Zentrum Drenthe in Assen/Niederlande, international renommierter
Forscher auf dem Gebiet der dissoziativen Störungen.
Dr. Wolfgang Wöller
FOTO: FRANK HOMANN
Nach einer Begrüßung durch den Ärztlichen Direktor der Rhein-Klinik, Dr. med.
Eduard Häckl, folgten Grußworte von Staatssekretär Prof. Dr. Stefan F. Winter vom
NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie von Karsten Gebhardt,
stellvertretender Vorsitzender des Vorstands des Ev. Johanneswerks und Präsident
der Krankenhausgesellschaft NRW. Privatdozent Dr. Wolfgang Wöller stimmte die
Teilnehmer inhaltlich auf die Tagung ein. Mit dem ersten Hauptvortrag setzte Prof.
Dr. Luise Reddemann, Traumaspezialistin und ehemalige Leiterin der Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin des Ev. Johannes-Krankenhauses (heute Ev. Krankenhaus Bielefeld), einen Akzent, der für die Tagung und
ihre inhaltliche Ausrichtung wegweisend war. Ellert Nijenhuis stellte ein neuartiges
Konzept zum Verständnis komplexer Traumafolgestörungen vor, das er mit Prof. Dr.
Onno van der Haart, Utrecht/Niederlande, entwickelt hat.
FOTO: DR. ROLAND VANDIEKEN
Nach den Hauptvorträgen konnten die Teilnehmer zwischen
drei Parallelsektionen wählen. Dazu gehörten unter anderem
Vorträge von Privatdozentin Dr. med. Ursula Gast, Leitende Ärztin der Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin des Ev. Krankenhauses Bielefeld, und
Peter Liebermann, Vorsitzender der Traumafachgesellschaft
EMDRIA. Einen Höhepunkt bildete der Vortrag von Maggie
Phillips aus Oakland/Kalifornien, die auf überzeugende Weise neuere traumatherapeutische Ansätze präsentierte.
Referierte auf der Trauma-Tagung in
Bad Honnef: der renommierte Forscher Ellert Nijenhuis
Der gesellige Abend wurde als Benefizveranstaltung von
Trauma-AID (HAP Deutschland) ausgerichtet, einer gemeinnützigen humanitären Organisation, die internationale
Traumaprojekte unterstützt.
Die Durchführung der Tagung und der anschließenden Symposien wäre nicht möglich gewesen ohne die Mithilfe vieler Mitarbeiter der Rhein-Klinik, vor allem nicht ohne die hervorragenden organisatorischen Leistungen von Diplompsychologe Guido
Hertel und Anke Kleffmann aus der Rhein-Klinik sowie Dr. Klaus Mattheß vom PIE.
Wie Rückmeldungen und die Ergebnisse der Evualuation zeigten, empfanden viele
Teilnehmer die Tagung als echte Bereicherung. [PD DR. WOLFGANG WÖLLER]
28|
Einweihung der neuen Traumaklinik
Land lobte Behandlungskonzept
BIELEFELD. Das Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) hat
Ende September die neue Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin eingeweiht.
Der Neubau im Johannesstift mit insgesamt 60 Behandlungsplätzen kostete rund 5,5 Millionen Euro, den
Großteil finanzierte das Land NRW.
Die bundesweit anerkannte Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin gehörte zu den ersten in Deutschland, die ein spezifisches Konzept
für Traumafolgestörungen entwickelt haben. Arndt Winterer, Vertreter des Landesministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales, beglückwünschte auf der Eröffnungsfeier das Team um Chefärztin PD Dr. Ursula Gast zu dem gelungen Bau.
Gleichzeitig überbrachte er die Grüße des Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann. Die Architektur passe jetzt zur Atmosphäre in der Klinik, so Winterer. „Man
bekommt beim Rundgang eine Ahnung von der Empathie, Akzeptanz und Geborgenheit, die grundlegend für die Behandlung der Patienten sind“.
Weihten die neue Traumaklinik ein
(v.l.): Prof. Dr. Martin Driessen, Dr.
Heiner Meyer zu Lösebeck, Thomas
Oelkers, PD Dr. Ursula Gast, Arndt
Winterer und Karsten Gebhardt
FOTO: EVKB
NEUBAU NACH 25 JAHREN
Die Klinik verließ nach 25 Jahren ihre bisherigen Räumlichkeiten im Bielefelder
Westen. „Die bauliche Substanz in der Graf-von-Galen-Straße war nicht geeignet
für Menschen mit Traumafolgeerkrankungen“, erklärte Karsten Gebhardt, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des EvKB. Enge Räumlichkeiten und die Unterbringung in Doppelzimmern seien bei der Behandlung von psychosomatischen
Krankheiten nicht von Vorteil, sagte Gebhardt im Rückblick. Die Architektur der
Klinik überzeuge jetzt durch Helligkeit, Luftigkeit und Offenheit. Insgesamt 35 Einzelzimmer mit eigenen Bädern bieten allen stationär aufgenommenen Patientinnen
und Patienten den notwendigen Freiraum und Rückzugsmöglichkeiten. Eine Teeküche sowie Ruhe- und Aufenthaltsräume sorgen für eine wohnliche Atmosphäre;
dies ist auch ein wichtiger Gestaltungsaspekt im Hinblick auf die 25 Patientenplätze der integrierten Tagesklinik.
ARCHITEKTUR UNTERSTÜTZT TRAUMATHERAPIE
Am neuen Standort stehen nun zehn stationäre Behandlungsplätze zusätzlich zur
Verfügung – eine Erweiterung, die für EvKB-Geschäftsführer Dr. Heiner Meyer zu
Lösebeck notwendig war: „Die Klinik ist mehr als ausgelastet. Die vielen Therapieanfragen belegen die hohe Qualität der Behandlung. Die mit dem Neubau einhergehende Kapazitätsausweitung vermindert nun hoffentlich die langen Wartelisten“.
Das Grundstück des ehemaligen Klinikstandortes in der Graf-von-Galen-Straße
wird an einen Investor verkauft. Dort entstehen zukünftig Privatwohnungen.
Mitte Juni haben Dr. Ursula Gast und ihr Behandlungsteam ihre Arbeit in dem neuen Gebäude aufgenommen. „Wir fühlen uns hier wohl“, berichtete Gast. Für die
Ärztin haben sich nun Therapiekonzept und Architektur vereinheitlicht: „Wir können
hier aufmerksame, behutsame und zarte Begleiter sein, damit unsere Patienten ihr
positives Lebensgefühl zurückgewinnen.“ [SANDRA GRUSS]
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Beratungsfirma BearingPoint spendet zahlreiche Möbel
Neue Büroeinrichtung fürs Ev. Johanneswerk
BIELEFELD. „Wir wissen diese tolle Spende für das Ev. Johanneswerk zu
schätzen und sind sehr froh darüber“, betont Madlen Wolf aus dem Büromanagement der proService GmbH, die sich um die Organisation der
Spendenübergabe und -verteilung kümmert. Grund zur Freude haben
auch zahlreiche Mitarbeiter des Ev. Johanneswerks: Dank der großzügigen Spende des Beratungsunternehmens BearingPoint, einer Tochterfirma des Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsunternehmens KPMG,
stehen bald neue Möbel in ihren Büroräumen.
Auszubildende Elena Roßmann und
Michael Gehrmann helfen beim Transport der Büroeinrichtungen
FOTO: WERNER KRÜPER
IN KÜRZE
Weil die weltweit agierende Firma einen Teil ihres Standorts Düsseldorf verlagert
und das Büroinventar nicht in die Frankfurter Niederlassung mitnimmt, waren plötzlich zahlreiche gut erhaltene Möbelstücke übrig. In einem Gespräch zwischen Udo
Ellermeier, Geschäftsführer der Johanneswerk-Region Bad Driburg, und Dirk Melzig, der als Senior Manager bei BearingPoint arbeitet, entstand die Idee einer Möbelspende für das Johanneswerk. Dirk Melzig setzte sich in seiner Firma für die
Spendenidee ein und überzeugte auch den Vorstand. „Es ist toll, dass ein Mensch,
der noch nicht viele Berührungspunkte mit dem Ev. Johanneswerk hatte, sich so für
uns stark macht“, freut sich Madlen Wolf.
Nach dem ersten Möbeltransport sind noch zwei weitere Lieferungen aus Düsseldorf nötig – immerhin gehören zu der Spende unter anderem 100 Schreibtische mit
60 Anbauteilen, 100 Sideboards, 25 Regale, etwa 50 Rollcontainer und 45 Stühle.
Die Mitarbeiter der proService GmbH sind nun dabei, die Möbel zu sortieren und
die Bedarfslage der Mitarbeiter festzustellen. „Wir schauen jetzt danach, wo der
Bedarf am größten ist – schließlich sollen die Möbel gerecht verteilt werden“, erklärt
Wolf. [AJU]
+++ Neues Zuhause +++ Bis zuletzt stieg die Spannung: Wird der erste Bauabschnitt des JohannesHauses in Herford zum geplanten Zeitpunkt fertig? Das Ergebnis der Kernsanierung übertrifft alle Erwartungen: Entstanden ist rechtzeitig ein neues, freundliches
Zuhause für vierzig Bewohner der Johanneswerk-Alteneinrichtung. Aus dem klassischen Alten- und Pflegeheim der zweiten Generation ist eine moderne Einrichtung der vierten Generation geworden. Der zweite Bauabschnitt soll bis zum Jahresende fertig gestellt werden. Die nächsten vierzig Bewohner warten schon auf
ihren Einzugstag. [SANDRA KNOP, MARKETINGBEAUFTRAGTE]
+++ Aktionswoche Demenz +++ Eine Aktionswoche zum Thema Demenz veranstaltete der Ausschuss Altenarbeit des Kirchenkreises Recklinghausen im September. Mit Christoph Mihm vom Sozialdienst war auch ein Mitarbeiter des Philipp-Nicolai-Hauses
in Marl vertreten. Zur Aktionswoche gehörten ein Gottesdienst, ein Theaterstück,
eine Filmvorführung sowie Veranstaltungen für Betroffene und Angehörige. Durch
Gruppenarbeit zum Thema „Demenz und Spiritualität“ wurden auch die Mitglieder
der Pfarrkonferenz im Kirchenkreis gezielt angesprochen. Die Mitarbeit im Ausschuss ist ein wichtiger Beitrag zur Zusammenarbeit mit der Kirche vor Ort und ein
Baustein der Lobbyarbeit für ältere Menschen. [CHRISTOPH MIHM, SOZIALDIENST]
+++ Neue Außenwohngruppe +++ Nach einem erfüllten Arbeitstag in den eigenen vier Wänden den
Feierabend genießen zu können, ist für Menschen mit geistiger Behinderung keineswegs selbstverständlich. Auf einen ganz normalen Alltag können sich jedoch
jetzt 14 geistig behinderte Erwachsene freuen: In der neuen Außenwohngruppe
des Goerdthofs des Ev. Johanneswerks haben sie trotz eingeschränkter Selbstständigkeit ein eigenes Zuhause. In der Blumenstraße leben die Bewohner in fünf
Wohnungen zu zweit oder zu viert zusammen. Die meisten von ihnen arbeiten
tagsüber in den Altenbochumer Werkstätten. Partner des Ev. Johanneswerks für
das Projekt ist die Bochumer Wohnungsbaugesellschaft VBW. [AJU]
30|
Gütersloh bereitet Weg für Karriereberatung und Laufbahnplanung
Mentoringkonzept macht
frühzeitiges Planen möglich
GÜTERSLOH. „Das Entscheidende an unserem neuen Mentoringkonzept
ist die individuelle Ausrichtung“, erklärt Siegfried Wolff, Personalreferent
der Johanneswerk-Region Gütersloh. Das innovative Programm, das Wolff
mit der Pflegemanagerin für Gütersloh, Sabine Keller, entwickelt hat, baut
auf einem Konzept zur Führungskräftegewinnung in den Gütersloher Johanneswerk-Einrichtungen auf. Doch auch in anderen Johanneswerk-Regionen stößt das Konzept schon auf positive Resonanz.
Frühzeitig erkannten die Mitarbeiter der Region Gütersloh, dass dem zukünftigen
Mangel an Pflegefachkräften ein Mangel an Führungskräften im mittleren Management vorausgehen würde. Um dem entgegenzuwirken, wurde vor sechs Monaten
ein Personalentwicklungskonzept verabschiedet, über das alle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter informiert wurden. Mitarbeiterinnen mit besonderen Entwicklungspotenzialen wurden über das gesetzte Verfahren ausgesucht. In der Folge gab es
eine ganze Reihe von Personalentwicklungsgesprächen mit Mitarbeiterinnen, die
an einer neuen Herausforderung interessiert und bereit sind, sich höherwertigen
Aufgaben zu stellen sowie ein qualifiziertes Training zu durchlaufen. „Mit diesem
Programm stellen wir nun die Weichen für einen Weg vom Talent zur Führungskraft“, erklärt Sabine Keller.
GUT DURCHDACHTE PERSONALENTWICKLUNG
Voraussetzung für das Angebot ist eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung als Pflegefachkraft und eine mindestens zweijährige Berufserfahrung
nach dem Examen. Je nach Berufserfahrung, bereits besuchten Weiterbildungen und Zusatzqualifizierungen
setzt das Mentoringkonzept beim aktuellen Wissensstand und Erfahrungswert des sogenannten Mentees ein.
So kann die Personalentwicklungsmaßnahme zwischen zwei und vier
Jahren dauern.
„Das fachliche Fundament haben
Entwickelten das Mentoringkonzept: Sabine Keller und
wir mit dem Konzept gesetzt und die
Siegfried Wolff
Bausteine haben wir in der Mitarbeiterschaft gefunden“, freut sich Sabine
FOTO: PRIVAT
Keller, die jetzt für die Qualifizierung der zukünftigen Führungskräfte verantwortlich
ist. Das gut durchdachte Konzept ermöglicht dem Gütersloher Personalreferenten
in Zukunft frühzeitiges Planen: „Heute weiß ich schon, welche leitende Mitarbeiterin in vier Jahren in Altersteilzeit geht und welcher Mentee diese Stelle einnehmen
könnte“, erläutert Wolff. „Davon träumt jeder Personaler.“
Zur Region Gütersloh im Ev. Johanneswerk gehören das Hermann-Geibel-Haus
und das Katharina-Luther-Haus in Gütersloh, das Altenzentrum Eggeblick in Halle,
das Matthias-Claudius-Haus in Steinhagen sowie das Julie-Hausmann-Haus in Beckum/Kreis Warendorf. [SIEGFRIED WOLFF]
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Fachhochschule der Diakonie startet ins neue Semester
Kritisch die sozialen Bedingungen hinterfragen
BIELEFELD. „Mit Lust den Dingen auf den Grund gehen“, das
wünschte Prof. Dr. Martin Sauer,
Rektor der Fachhochschule der
Diakonie (FHdD) bei der Immatrikulationsfeier den 79 neuen Studierenden.
Zur Semestereröffnung gratulierten
auch NRW-Wissenschaftsminister
Prof. Dr. Andreas Pinkwart und Diakonie-Präsident Kottnik per Videobotschaft. „Es ist ein anspruchsvolles
und modernes Angebot, für das Sie
sich entschieden haben“, so der Wissenschaftsminister. Das Konzept des
berufsbegleitenden Studierens, das
die Fachhochschule biete, sei sowohl
inhaltlich als auch organisatorisch eine
zukunftsweisende Art der Qualifizierung.
Die soziale Praxis zu erforschen, ist
ein Schwerpunkt der FHdD in Bielefeld, deren Träger unter anderem das
Johanneswerk ist. Sie setzt dabei auf erfahrene Mitarbeitende, die die Situation
im Sozialwesen kennen. Aus diesem Grunde sind die Studierenden an der FHdD
durchschnittlich 35 Jahre alt und bringen Berufs- und Lebenserfahrung mit. Sie
lernen mit wissenschaftlichen Forschungsmethoden, die derzeitigen sozialen Bedingungen zu prüfen und alternative Konzepte zu entwickeln. Die kirchliche FHdD
sieht dieses bewusst als ihre Aufgabe an. Christliche Werte – wie die bedingungslose Würde eines jeden Menschen – sind die Richtschnur für den Umgang mit armen,
kranken und in Not geratenen Menschen. Prof. Dr. Martin Sauer ermutigte die Neuen deshalb, sich im Studium eine eigene Position zu erarbeiten. Studieren bedeute:
sich nicht vom „heiligen Schein“ täuschen zu lassen, sondern eifrig und kritisch
vermeintliche Autoritäten und Bedingungen zu hinterfragen. [FHDD/AK]
Studieren neben dem Beruf: die Neuen der FHdD
FOTO: PAUL SCHULZ
IN EIGENER SACHE
Unser Werk berichtet hautnah aus den Regionen
Unser Werk ist direkt vor Ort und berichtet hautnah von
der Arbeit des Johanneswerks. Das ist eine große Aufgabe,
denn die 6.000 Mitarbeitenden sind in mehr als 70 Einrichtungen tätig, die in ganz NRW verstreut liegen; weitere sind in
anderen europäischen Ländern hinzugekommen.
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Um alle Regionen in Unser Werk regelmäßig abbilden zu können, haben wir den Redaktionskreis erweitert. Zu den Mitgliedern, die uns seit Jahren unterstützen, sind jetzt noch die Marketingbeauftragten der Johanneswerk-Regionen hinzugekommen.
Sie sind mittendrin im Geschehen vor Ort und liefern uns wichtige
Informationen über Neues, Besonderes und Alltägliches aus ihrem
Arbeitsumfeld. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!
Ihre Redaktion
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Neues Bewerbungssystem
verbessert die Chancen
Birgit König, die maßgeblich an der Entwicklung der jonetStellenbörse beteiligt war, im Gespräch mit Lars Bieneck
vom jonet-Team
FOTO: MICHAEL ELBERS
BIELEFELD. Das Internet hält jetzt ein neues und komfortables Bewerbungssystem für Johanneswerker und alle, die es
werden wollen, bereit: Der Bewerber, der sich auf der Internetseite des Johanneswerks umschaut, hat zwei Möglichkeiten: Entweder er bewirbt sich auf eine ausgeschriebene
Stelle oder initiativ. In beiden Fällen wird er durch ein neues
und gut strukturiertes Formular geführt, in dem alle wichtigen
Informationen abgefragt werden. Der Initiativ-Bewerber landet dann – natürlich nur mit seiner Zustimmung – in einem
„Pool“, auf den alle Personaler im Johanneswerk zugreifen
können. Bei Bedarf kann so jede Einrichtung nach einem
passenden Kandidaten suchen und jeder Bewerber hat mit
einer einzigen Bewerbung die Chance, mehrmals in Betracht
gezogen zu werden.
Nicht nur für den Bewerber, auch für den Personaler im Johanneswerk ist der Bewerbungsprozess nun unkomplizierter
und schneller – und kostengünstiger. [CLAUDIA HERRMANN]
Impressum
Unser Werk
Zeitschrift für Freunde und Förderer
des Ev. Johanneswerks e.V.
Postfach 10 15 53; 33515 Bielefeld
Herausgeber: Pastor Dr. Udo Krolzik (v.i.S.d.P.)
Redaktion
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Ev. Johanneswerks
Ulrike Posch [UP] (Leiterin)
Anne Kunzmann [AK] (Redakteurin)
Sabine Ohnesorge [SO] (PR-Redakteurin)
Anika Jurkuhn [AJu] (Volontärin)
Herstellung
Fotos: Rolf Birkholz, Michael Elbers, Ulla Emig, EvKB, Eberhard Franken, Daniela Jazy, Frank Homann, Angelika Hornig,
Werner Krüper, Holger Leitsch, Henrik Martinschledde, Sabine Rosenstock, Paul Schulz, Dr. Roland Vandieken, Stephan
Wemhöner, Andreas Zobe
Grafik und Satz: Wienold deSign
Druck: Werbedruck Zünkler
Versand: Lettershop Integra, Lüdenscheid
www.johanneswerk.de
Redaktionsanschrift: Ev. Johanneswerk e.V.,
Schildescher Straße 101-103, 33611 Bielefeld
Telefon 0521. 801-2563; Telefax 0521. 801-2569
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Bestellung und Abmeldung bitte unter dieser Adresse.
Beratender Redaktionskreis: Burkhardt Bensiek, Michael
Brinkmann, Carmen Coers, Delf Dunker, Katja Grzybinski,
Marcus Fischer, Susanne Haber, Sandra van den Heuvel, Dr.
Bernhard Janta, Daniela Jazy, Sandra Knop, Holger Leitsch,
Ditha Menzel, Erich Mischer, Wolfgang Müller, Pastor Günter Niemeyer, Marion Plaß, Jürgen Puhlmann, Karin Schreiber-Willnow, Katrin Sonnenberg, Wilhelm Strohmeier, Bärbel
Thau, Heike von Loh, Gabriele Walczak, Silvia Wiechers,
Siegfried Wolff, Anja Zimmermann
Unser Werk steht allen Lesern für Beiträge und Meinungsäußerungen offen. Anonyme Beiträge können nicht veröffentlicht werden. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Aus
Gründen der Lesbarkeit wird bei den meisten geschlechtsspezifischen Bezeichnungen die männliche Form gewählt.
Sie können das Johanneswerk durch Spenden an die Stiftung mitLeidenschaft unterstützen. Spendenkonto KD-Bank
Münster: 888 888 888 (BLZ 350 60 190). Spenden anlässlich
eines Geburtstags, Jubiläums oder aufgrund eines Trauerfalls helfen uns sehr. Bei Fragen zu Spenden oder Vermächtnissen können Sie sich mit Geschäftsführerin Ulrike Posch in
Verbindung setzen, Tel. 0521/801-2560.
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FOTO: FRANK ELSCHNER
Der 12-jährige Jimi Oduntan, der den Vornamen des berühmten Gitarristen trägt und gerne selbst schon
in die Saiten greift, und die 73-jährige Christel Scholz, haben mitgefiebert
Erlös von 4.132 Euro fließt in die Arbeit mit Demenzkranken
Versteigerung auf ebay stößt
auf riesiges Medieninteresse
„Die Resonanz in den Medien hat uns fast umgehauen. Über die ebayVersteigerung für einen guten Zweck wurde in Zeitungen, Radio und
Online-Medien deutschlandweit berichtet“, ist Udo Ellermeier begeistert.
Der Regionalgeschäftsführer hatte gemeinsam mit dem Förderverein der
Johanneswerk-Einrichtung Altenzentrum Bethesda die richtige Idee: Ein
Jimi-Hendrix-Konzertticket und ein -Autogramm von 1967, die ein Mitglied
des Fördervereins aufbewahrt hatte, versteigerten sie online.
Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Johanneswerks hatte deutschlandweit
Hunderte von Medien informiert, mit Text und Fotos versorgt und mit Journalisten
gesprochen. So bekam durch diese Aktion ein wichtiges Thema viel Aufmerksamkeit: Die Arbeit des Johanneswerks mit Menschen, die von Demenzerkrankungen
wie Alzheimer betroffen sind. In Deutschland leiden mehr als eine Millionen Menschen unter den Symptomen wie Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit. Der
Erlös von 4.132 Euro fließt jetzt in den Aufbau des Demenzgartens im Altenzentrum
Bethesda in Bad Salzuflen.
JIMI HENDRIX SPIELTE 1967 IN HERFORD
Autogramm und Konzertticket stammen von einem legendären Konzert: Im Mai
1967 spielte Jimi Hendrix im Herforder Jaguar Club. Hendrix war gerade auf dem
Weg, einer der bedeutendsten Gitarristen der Rockmusik zu werden, als er mit
seiner Band The Experience Station in Herford machte. „Damals wusste ich noch
nicht, dass auf der Bühne ein künftiger Mega-Star stand“, erinnert sich Marion von
Canstein, die das große Glück hatte, dabei gewesen zu sein. Sie ist Vorstandsmitglied des Fördervereins Stiftung Altenzentrum Bethesda und hat die Memorabilia
gespendet.
Während der einwöchigen Versteigerung wurde die Aktion sogar auf der ebayStartseite beworben, insgesamt haben knapp 43.000 Interessierte die ebay-Seite
besucht. [AK]
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