Oktober 2011

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Ausschnitt aus dem Programm:
Freitag, 21.10.2011, 20:00 „Mehr als ich kann“
Filmausschnitte und Diskussion mit Bärbel Danneberg
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Wir freuen uns auf Barbara Duden, Federica Girardini, Ruth Klüger,
: WeiteEva Geber, Bärbel Danneberg,
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Irmtraud Voglmayr, Grit Höppner u. a. sowie das Zusammenkommen
vieler frauenbewegter Frauen
Streit
und feministischer Theoretikerinnen anlässlich unserer Tagung!
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Samstag, 22. Oktober, 10:00
Barbara Duden: Feministische Theoriegenerationen
Sonntag, 23. Oktober 2011, 13:30
Federica Giradini: Anerkennung, Frauen, Generationen
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Sonntag, 23. Oktober 2011, 19:00:
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Ruth Klüger – Lesung aus „Unterwegs
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Details ab Oktober»
2011 unter www.frauenhetz.at sowie als Aussendung auf Anfrage unter [email protected].
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Die Frauenhetz wird u.a. unterstützt von:
Frauenhetz –
Feministische Bildung,
Kultur und Po l i t i k
Untere Weißgerberstr. 41
1030 Wien, Austria
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www.frauenhetz.at
Die Räumlichkeiten der Frauenhetz sind rollstuhltauglich.
Politik
06 >>> an.riss politik
08 >>>
Hausarbeiter_innen dieser Welt ...
Die arbeitsrechtliche Organisierung findet endlich statt
10 >>>
Auch die Straßen-Szene ist männerdominiert
Obdachlosigkeit stellt Frauen vor ganz eigene Probleme
12 >>>
Verniedlichter Aufstand
Die Wortführerin der Bildungsproteste in Chile wird vor allem als Schönheit gefeiert
12 >>>
Undenkbares passiert
Die zentrale Rolle von Frauen bei den Protesten in Israel verändert die Gesellschaft
14 >>>
an.riss international
Thema: Borrow a Belly
17 >>> Geburtshilfe
Ist Leihmutterschaft eine Idealisierung oder Entnaturalisierung von Mutterschaft?
20 >>> Mutterschaftsverherrlichung
Interview: Gerlinde Mauerer hält Leihmutterschaft für ganz und gar nicht emanzipatorisch
21 >>>
Birthing a Mother
Elly Teman hat in Israel zu Leihmutterschaft geforscht, ihre Ergebnisse überraschen
Gesellschaft
26 >>>
an.riss arbeit wissenschaft
28 >>>
Little Miss Sexy
Die Mode- und Kosmetikindustrie hat die Pre-Teens entdeckt
30 >>>
Emanzipierte Zwillingsschwestern
Ohne Frauen war und ist in China keine Revolution zu machen
Kultur
34 >>>
Poetischer Widerstand
Trinh Thi Minh-ha sprengt die Grenzen zwischen Wissenschaft und Kunst
36 >>>
Fröhliche Messerstiche
Interview: Die Musikerin Tonia Reeh über Widerstand und Windeln wechseln
an.sage: In Sluts We Trust?
sprechblase: Sager des Monats
plusminus: Oben Ohne & Oberweitenkontrolle
an.frage: Wie viel sollte ich verdienen?
medienmix: Mslexia, Fuckmothers,
Feministfrequency.com
an.sprüche: Gleichberechtigung und andere
Ausflüchte
an.lesen: Regina Matuschek, Edeltraud Aubele &
Gabriele Pieri, Renate M. Schönfeldinger, Mieze
Meduza & Markus Köhle, Markus Gamper, Nina
Pauer, Sabine Gruber
an.klang: Lea W. Frey, Matana Roberts, Camilla
de Rossi Romana
an.sehen: Alice und Axel
an.künden: Termine & Tipps
05
06
06
07
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Kolumnen
an.riss kultur
Rubriken
Rubriken
32 >>>
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feminist superheroine
neuland
zeitausgleich
heimspiel
lebenslauf
lesbennest
bonustrack: vera kropf 40
katzenpost
43
zappho des monats
46
41
42
43
Oktober 2011 an.schläge l 03
editorial
Die an.schläge-Redaktion befindet sich in einer großen feministischen Bürogemeinschaft. Alle anderen Büros wurden in den
vergangenen zwei Jahren renoviert, zuletzt waren nur noch
unsere Räume übrig. Sie sahen aus wie wahrscheinlich die allermeisten alternativmedialen Arbeitsplätze einer bestimmten
Ära. Eingerichtet mit vor allem nach funktionellen Erfordernissen ausgewählten und über die Jahrzehnte zusammengetragenen Büromöbeln, Covern aller Layoutphasen an den Wänden, Zetteln, Aufklebern und Plakaten auf den verbleibenden
freien Flächen sowie einem Archivschrank, der sich nur öffnen
ließ, indem eine mit dem Fuß dagegentrat.
Über den Sommer wurde nun auch die Redaktion renoviert.
Die Wände sind jetzt nackt und strahlend weiß. Zum Öffnen
des Rollladenschranks braucht es immer noch Gewalt, dafür
passen die neu erworbenen Schreibtisch-Accessoires farblich
zum an.schläge-Schriftzug, alles ist aufgeräumt und wohlorganisiert, wir haben schicke neue Drehstühle und sogar ein neues
Radio. Wir fühlen uns sehr wohl hier. Und dennoch beobachten
wir uns gegenseitig verstohlen, wer wohl den Bann bricht und
endlich einen Zettel an die jungfräulichen Wände pinnt oder
den ersten Papierstapel abseits des ausgetüftelten neuen Ablagesystems anlegt. Denn auf Dauer kann man so ja natürlich
nicht arbeiten.
Die Redaktion
Feminist Superheroines
DOROTHY ARZNER
(1897-1979) war eine der wenigen Frauen, die als Regisseurin in Hollywood Karriere machte.
Ihre eigene Erfolgsgeschichte klingt selbst fast wie ein Hollywoodstreifen: Als Kellnerin, die im Lokal ihres Vaters arbeitete,
schaffte sie nach dem 1. Weltkrieg den Sprung in die Filmbranche. Sie begann als Stenografin bei Paramount Pictures, stieg
jedoch schnell zur Cutterin und schließlich zur erfolgreichen
Regisseurin auf und wurde zum ersten weiblichen Mitglied der
Directors Guild of America. Einige der insgesamt 16 Spielfilme,
die sie zwischen 1927 und 1943 inszenierte, gelten retrospektiv
als Meilensteine des feministischen Kinos. In ihnen wird nicht
nur eine Kritik an der patriarchalen Gesellschaft formuliert,
auch Klassenverhältnisse und lesbische Begehrensformen werden implizit thematisiert. Arzner selbst verheimlichte ihre jahrzehntelange Beziehung zur Choreografin und Tänzerin Marion
Morgan nie. isaga
Illustration: Lina Walde
an.schläge werden gefördert von:
impressum
Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik. A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76, E-Mail: [email protected], [email protected],
www.anschlaege.at l Koordinierende Redakteurinnen: Sylvia Köchl, [email protected], T.01/920 16 76, Lea Susemichel, [email protected], T. 01/920 16 78 l Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, [email protected], [email protected] l Termine, Tipps: Anita Weidhofer, [email protected] l Inserate: Michèle Thoma, [email protected] l Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Andrea Heinz/
han, Leonie Kapfer/leka, Sylvia Köchl/sylk, Silke Pixner/pix, Fiona Sara Schmidt/fis, Lea Susemichel/les, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu l Praktikum: Isabelle Garde l Texte: Lisa Bolyos,
Mirjam Bromundt, Christiane Erharter, Denice Fredriksson, Isabelle Garde, Beate Hammond, Regina Himmelbauer, Kathrin Ivancsits/kaiv, Mia Kager/miak, Birge Krondorfer, Vera Kropf,
Myriam Levoy, Alice Ludvig, Bärbel Mende-Danneberg, Christina Mohr, Paula Riveros Ahumada, Alexandra Siebenhofer, Elly Teman, Anita Welzmüller/nita l Layoutkonzept & Layout: Lisa
Bolyos l Coverfoto: ostill/123rf.com l Cartoons & Illustrationen: Paula Bolyos, Nadine Kappacher, Lisa Max, Bianca Tschaikner, Lina Walde l Fotos: an.schläge-Archiv, Autonomes Frauenzentrum Linz,
Karin Bayerle, Jean-Paul Bourdier, Clouds Hill Ltd., Ronen Frieman, Manuela Hämmerle, Kendiala/flickr, Roberto Lavarello B., Lunafilm, MA8, JC McIlwaine, Museum für Kommunikation
Frankfurt, Plataforma der Migrantinnen und Flüchtlinge, Thomas Richter, Kurt Riha, soundboy/photocase, Hilde Vanstraelen, www.dasrotewien.at l Homepage: Mirjam Bromundt,
www.anschlaege.at l Druck: H.R.G. Druckerei © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. l ISSN 1993-3002
04 l an.schläge Oktober 2011
an.sage
In Sluts We Trust?
Ein Kommentar von Vina Yun
Seit im April dieses Jahres der erste Slutwalk in Toronto
initiiert wurde, sind die „Schlampenmärsche“ zu einem globalen Phänomen herangewachsen: Von Berlin bis Neu Delhi
versammeln sich Feminist_innen auf der Straße, um „gegen
Sexismus, sexualisierte Gewalt, Vergewaltigungsmythen und
-verharmlosungen“ zu protestieren, wie es etwa in den DemoAufrufen aus Deutschland heißt.
Wir erinnern uns: Auslöser für den Slutwalk in Toronto war
der „Ratschlag“ eines Sprechers der kanadischen Polizei,
sich „nicht wie Schlampen anzuziehen, um nicht Opfer sexueller Gewalt zu werden“. Für die wohlbekannte Strategie, die
Betroffenen selbst für die Übergriffe verantwortlich zu machen, gibt es im Englischen eine eigene Bezeichnung: Victim
Blaming. Ganz oben auf der
Liste der „Selber Schuld“-Mythen: „aufreizende“ Kleidung.
In „provokanter“ Aufmachung erscheinen daher auch
zahlreiche Demonstrant_innen
zu den Schlampendemos – was
die deutschen Slutwalk-Organisator_innen wiederholt dazu
veranlasst, den „performativen“ Charakter einer solchen
Selbstdarstellung zu betonen.
Noch schwieriger stellt sich die
(teils selbst forcierte) mediale
Inszenierung als neue feministische Protestkultur dar: Da wird etwa deren dezentrale
Organisationsform bestaunt, und einige genieren sich nicht, die
junge feministische Generation einmal mehr in Opposition zur
angeblich männerhassenden und verschnarchten Frauenbewegung der Mütter zu stellen.
Was die (un-)mögliche Aneignung des Begriffs „Slut“ angeht,
beziehen sich viele Aktivist_innen im deutschsprachigen
Raum auf die Riot-Grrrl-Bewegung der 1990er Jahre. Doch
die Strategie dieses Reclaimings ist noch älter – lange vor
den Riot Grrrls rappte etwa Roxanne Shanté 1984: „I am
one bad bitch.“ Anfang der 1990er gingen afroamerikanische
female Rap-Crews wie Bitches with Problems oder Hoes with
Attitude in die Offensive und präsentierten sich selbst als
„Superschlampen“ – eine Hardcore-Tradition, wie sie später
von Lil’ Kim, Foxy Brown und anderen fortgeführt wurde. Von
„Performativität“ war/ist hier allerdings nie die Rede, lieber
wurde ihre Hypersexualisierung essenzialisiert.
„Schlampen“ nannten sich übrigens auch die lesbischen Aktivist_innen der „Schlampagne“, die sich in Deutschland Ende
der 1990er als Kritik an der „Homoehe“ bildete und die
Vision eines „Schlamputopia“ formulierte, in der Selbstbe-
stimmung nicht nur Sexualität, sondern auch z.B. reproduktive Rechte und Bewegungsfreiheit umfasst.
Zwar wird bei den Slutwalks pflichtbewusst auf DifferenzKategorien wie Klasse und Race hingewiesen – eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Kritik von Women
of Color, die der politischen Wirksamkeit des Begriffs
„Schlampe“ oder „Hure“ angesichts von rassistisch-kolonialen und klassenspezifischen Implikationen eher skeptisch
gegenüberstehen, ist bislang jedoch ausgeblieben. Während
weiße Mittelschicht-Frauen mit der ironisch-hedonistischen
Affirmation des Schimpfwortes „Slut“ versuchen, gängige Weiblichkeitsbilder zu stören, sind z.B. Schwarze oder
Roma-Frauen bereits von vornherein mit der Zuschreibung
einer „wilden“, devianten
Sexualität konfrontiert. Die
Grenzüberschreitung des
„Anständigen“ bleibt daher
vornehmlich privilegierten
(weißen, heterosexuellen)
Frauen vorbehalten, die, wie
es etwa eine Blog-Autorin
des „Crunk Feminist Collective“ formuliert, „nach wie vor
damit rechnen können, mit
Würde und Respekt behandelt
zu werden“.
Auch zahlreiche Aktivist_innen aus der Sexarbeiter_innen-Bewegung formulieren Kritik: „In dieser Bewegung spielen konkrete Forderungen für die Rechte von Prostituierten
bisher keine Rolle – obwohl doch der Begriff ‚Schlampe‘ seit
Jahrhunderten sexuell selbstbestimmte und durch Promiskuität oder Kleidung aus der Rolle fallende Frauen in die Nähe
der stigmatisierten Prostituierten rücken soll“, erklärte etwa
Juanita Henning vor kurzem in der „Jungle World“.
Ob Sluts, Bitches oder Hoes – Subjektpositionen, die sich
vornehmlich über eine sexuelle Selbstdefinition in den herrschenden Diskurs einzuschreiben versuchen, sind schon immer
zweischneidig gewesen. Denn sie sind nicht entweder hegemonial oder subversiv – sondern beides zugleich. Dass sich
einige Mainstream-Medien mit Freude auf die Miniröcke und
Dekolletés bei den Slutwalks stürzen, widerspricht demnach
nicht unbedingt der Tatsache, dass das Anliegen durchwegs
angekommen ist.
„Slut“ ist keine universelle Erfahrungskategorie, weil ihr
sowohl befreiende als auch repressive Momente innewohnen
– für unterschiedliche Personengruppen. An diesem Widerspruch weiterzuarbeiten, wäre eine Herausforderung für die
kommenden – auch in Wien geplanten – Schlampen-Demos. l
Oktober 2011 an.schläge l 05
an.riss politik
kassiererInnen
Mehr zahlen, bitte!
studie
Migrantinnen: Arbeitslos und ungebildet?
Die burgenländische Kassiererin hat den Rechtsstreit gewonnen: Sie
wurde jahrelang in der zu niedrigen „Verwendungsgruppe 2“ geführt und
wird nun gemäß der besser
bezahlten „Verwendungsgruppe 3“ entlohnt. Das bedeutet
nicht nur für diese Frau eine
merkbare Verbesserung von
bis zu 150 Euro mehr im
Monat, das Urteil könnte auch
wegweisend für andere sein.
In Österreich sind ca. 50.000
Menschen als KassiererInnen
tätig. Ein Großteil davon sind
Frauen, da sich dieser Job
oft als Teilzeitarbeit mit der
Familienarbeit verbinden lässt.
Von ihnen könnte ein Drittel
oder sogar die Hälfte falsch
eingestuft worden sein (auch
weil Lohndumping im Handel
Bild: © Sophie Tröndle, aus der Postkartenserie
des Gestaltungswettbewerb ver.di.„fair-verkaufen“
gang und gäbe ist), schätzt die
GPA. Sie alle können jetzt die
bessere Einstufung verlangen bzw. sogar rückwirkend mehr Gehalt einfordern. Aus dem Handel, v.a. von Möbelhäusern, hieß es nach dem Bekanntwerden des Urteils, die Verträge würden überprüft. trude
Der Österreichische Integrationsfonds hat im August die Publikation
„fe‑migration“ herausgebracht, die Zahlen, Daten und Fakten zu Bildung,
Arbeit sowie Gesundheit und Familie von Migrantinnen zusammenfasst.
Die zentralen Ergebnisse: Migrantinnen sind weniger oft erwerbstätig oder
arbeiten unter ihrem Qualifikationsniveau. Anfang 2011 lebten 753.200
Frauen ohne österreichische Staatsbürgerinnenschaft in Österreich, damit
machen sie mit 17,5 Prozent beinahe ein Fünftel der weiblichen Bevölkerung aus. 57 Prozent der Migrantinnen kommen aus Drittstaaten, d.h.
nicht aus dem EU/EWR-Raum. Die größte Einwanderinnen-Gruppe kommt
allerdings aus Deutschland. Die Studie stellt fest, dass mit 59 Prozent
weniger Migrantinnen erwerbstätig sind als Österreicherinnen (68 Prozent), und es sind auch mehr Migrantinnen arbeitslos gemeldet. Besonders
oft sind es Türkinnen, die keine Arbeit finden, unter ihnen beträgt die Arbeitslosenquote 13,9 Prozent. Die erwerbstätigen Migrantinnen sind zum
Großteil in der sogenannten „Unternehmensdienstleistung“ beschäftigt,
d.h. als Reinigungspersonal oder als Leiharbeiterinnen. Oft arbeiten sie
weit unter ihrem Qualifikationsniveau. Migrantinnen sind in den höchsten
und den niedrigsten Bildungsschichten überproportional vertreten, es gibt
unter ihnen mehr Akademikerinnen (20 Prozent) als bei den Österreicherinnen (15 Prozent). Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache werden in
Österreich besonders oft in Sonderschulen gesteckt, sie machen
dort fast 30 Prozent aus. Ein besonderes Problem sind im Ausland erworbene Bildungsabschlüsse: Dass so viele Zuwanderinnen unter ihrem Qualifikationsniveau arbeiten, liegt nicht zuletzt an der fehlenden
Anerkennung. trude
Infos für Betroffene gibt es bei der Gewerkschaft der Privatangestellten: www.gpa-djp.at, Tel.:
05 03 01/301, E-Mail: [email protected]
Publikation zum Download unter: http://integrationsfonds.at/de/publikationen/zahlen_und_fakten/femigration_integration_2011
„Auch
Schlampern
den öffentlichen
Raum geben“
Harald Martenstein, „Zeit“-Kolumnist mit
der Mission „Männer zu verteidigen“, fordert
einen Slutwalk für den „Schlamper“. Denn
diese männliche Gattung würde „von ihren
Partnerinnen oder ihren Müttern“ wahrlich
terrorisiert, da sie „ihr Zeug überall herumliegen lassen, nie aufräumen“.
Lieber Herr Martenstein! Ja, es nervt, wenn
Männer denken, Haushalt sei Frauensache.
Und es nervt noch viel mehr, wenn jemand
eine Demonstration gegen sexuelle Gewalt
derart ignorant kommentiert. leka
06 l an.schläge Oktober 2011
plus
Oben Ohne (+)
Oberweitenkontrolle (-)
Den Sommer haben wir also hinter uns
gebracht. Ständige Begleiter dieser Jahreszeit waren wie üblich nackte Männerbrüste.
Die maskuline Brust war wieder omnipräsent.
Und während es für Männer kein Problem
ist, ihre Brüste im öffentlichen Raum zu
präsentieren, ist diese Art der Freikörperkultur Frauen vielerorts untersagt. Gegen
diese Ungleichbehandlung machten nun
einige Amerikanerinnen mobil und ernannten
den 21. August zum „Go Topless Day“:
Denn unser Busen ist kein Sexobjekt. leka
Durch einen unschönen Umgang mit weiblichen Brüsten ist auch eine indonesische
Airline aufgefallen. „Gardua Indonesia“
überprüfte Stewardess-Anwärterinnen auf
Brustimplantate. Die Bewerberinnen mussten
sich ausziehen, um sich der fragwürdigen
Untersuchung zu unterziehen. Laut Fluggesellschaft handelte es sich dabei um eine
„Sicherheitsmaßnahme“, denn die Implantate
könnten platzen. Ob nun auch Passagierinnen
auf solche „Risiken“ untersucht werden,
bleibt abzuwarten. leka
an.frage
eingetragene partnerInnenschaft
Recht auf queere Familienzusammenführung
Eineinhalb Jahre nach der Einführung der Eingetragenen PartnerInnenschaft (EP) in Österreich ist diese nun auch im „Fremdenrecht“ gleichgestellt: Binationale Paare haben ab sofort das Recht auf die sogenannte
„Familienzusammenführung“. Laut einem Erlass des Innenministeriums
Mitte August sind nun alle im Ausland geschlossenen Ehen und PartnerInnenschaften als EPs anzuerkennen. Bisher war ihnen das verwehrt
worden, die Paare hätten sich in Österreich erneut verpartnern müssen.
Das heißt aber auch, dass im Ausland eingegangene Zivilehen mit all ihren
Rechten in Österreich zu EPs mit eingeschränkten Rechten werden. Das ist
dem Sprecher des Rechtskomitees Lambda, Helmut Graupner, ein Dorn im
Auge, er kritisiert es als „unfaires Downgrading“. Noch einen Schritt weiter geht die Plattform 20.000 Frauen: Sie fordert eine Gleichstellung aller
Lebensgemeinschaften, seien es nun hetero- oder homosexuelle Paare
oder andere, wie etwa Geschwister oder WG-KollegInnen. trude
Wie viel sollte
ich verdienen?
Am 4. Oktober ist wieder „Equal-Pay-Day“, d.h. ab
diesem Tag arbeiten Frauen bis zum Jahresende quasi
gratis, weil sie immer noch deutlich weniger verdienen
als Männer. Das Frauenministerium präsentiert zu diesem
Anlass einen Online-Gehaltsrechner für Frauen. Gabi Horak fragte Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen
und Familie in der Arbeiterkammer Wien, wie sinnvoll so
ein Rechner sein kann.
www.rklambda.at, www.20000frauen.at
medienbilder
Medien-Charta gegen Rollenklischees
Keine Schwimmbad-Schönheiten mehr im Sommer? Und keine Artikel über
Gehaltshöhen, die ganz selbstverständlich „Sekretärin“ und „Unternehmer“
auflisten? So könnten Medien in Zukunft aussehen, geht es nach „Frau in
der Wirtschaft“, der Unternehmerinnenvertretung in der Wirtschaftskammer, und dem „Frauennetzwerk Medien“. Die beiden Initiativen haben gemeinsam eine „Charta für rollenbildneutrale Mediendarstellung“ verfasst.
Sie soll sexistische Rollenbilder in der österreichischen Berichterstattung
reduzieren, und möglichst viele Redaktionen bzw. deren ChefredakteurInnen
sollen sie unterschreiben. Folgende Bereiche sind in der Charta genannt:
Sowohl Männer als auch Frauen sollen als Eltern vorkommen, genauso
sollen beide in verschiedenen Berufssparten und in Führungspositionen
repräsentiert werden. Die Liste der UnterzeichnerInnen war bei Redaktionsschluss noch nicht sehr lang und umfasste v.a. Regionalmedien. trude
www.unternehmerin.at, www.frauennetzwerk.at
deutschland
Wissen von 1,5 Mio. Müttern liegt brach
In Deutschland klagt die Wirtschaft über einen Fachkräftemangel, es
wird versucht, ArbeitnehmerInnen aus dem Ausland anzuwerben. Dabei
liegt das Arbeitspotenzial von 1,5 Millionen gut ausgebildeten Frauen
brach und wartet darauf, genutzt zu werden, so eine Studie des Instituts
zur Zukunft der Arbeit. In Deutschland werden Frauen einerseits durch
Benachteiligung im Steuerrecht, namentlich Ehegattensplitting, und durch
die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie am Arbeiten gehindert. Viele gut ausgebildete Frauen hängen zudem in der Teilzeitfalle
fest: Sie üben geringfügige, schlecht bezahlte Tätigkeiten aus, die unter
ihrem Ausbildungsniveau liegen und ihnen auch keinerlei Aufstiegschancen
bieten. Die StudienautorInnen fordern, Ehegattensplitting sowie Teilzeitjobs abzuschaffen und im Gegensatz dazu flexible Arbeitszeitmodelle und
Betriebskindergärten o.Ä. zu fördern. Damit, so die ForscherInnen, könnte
auch das Budget um 22,5 Milliarden Euro im Jahr entlastet werden. trude
Report 39 „Aktivierung von Fachkräftepotenzialen: Frauen und Mütter“
www.iza.org/files/report39.pdf
Beim Online-Gehaltsrechner kann frau Kriterien wie Alter, Ausbildung u.Ä. eingeben und bekommt dann eine Orientierung, wie viel
sie in einem Job etwa verdienen sollte. Ist das grundsätzlich eine
gute Sache?
Ja, auf jeden Fall. Alles, was mehr Transparenz in Sachen Einkommen
bringt, ist hilfreich, um die Lohnschere zu verringern. Die Arbeiterkammer hat sich auch mehrfach für einen Gehaltsrechner ausgesprochen.
Kann das Ergebnis dieser Online-Berechnung bei Gehaltsverhandlungen helfen, das Selbstbewusstsein stärken?
Ein Gehaltsrechner bietet eine Orientierung, wie viel für eine Tätigkeit bezahlt wird, und kann daher Grundlage für Verhandlungen über
eine Gehaltserhöhung sein. Der Gehaltsrechner ist aber darüber hinaus
unter Umständen hilfreich, wenn es um die Berufswahl oder berufliche
Veränderung geht.
In welchen Branchen sind die Einkommensschere bzw. die niedrige
Bezahlung von Frauen besonders problematisch?
Die Kombination geringes Einkommen und hohe Schere betrifft die
Branche „Erbringung sonstiger Dienstleistungen“ – darunter fallen
Dienstleistungen von Wäschereien und chemischen Reinigungen, Kosmetik- und Frisörsalons und Bestattungsunternehmen. Hier kommt das
mittlere Jahreseinkommen ganzjährig vollzeitbeschäftigter Frauen auf
22.758 Euro, damit verdienen Frauen hier nur 60 Prozent des Einkommens von Männern. Besonders niedrig sind die Einkommen in der
Branche Beherbergung und Gastronomie, da ist das mittlere Jahreseinkommen mit Vollzeit bei nur 19.258 Euro, allerdings ist hier die Schere
zu den Männern mit 87 Prozent des Männereinkommens nicht so hoch.
Was wäre sonst gegen die Gehaltsschere zu tun – die wichtigsten
nächsten Schritte?
Die Arbeiterkammer hat sich bei den Verhandlungen zum Gleichbehandlungsgesetz für betriebliche Einkommensberichte und für die Bekanntgabe des Einkommens bei Jobausschreibungen eingesetzt. Aus AK-Sicht
sind diese Maßnahmen wichtige Neuerungen, weil damit ArbeitgeberInnen bei der Frage der Einkommenstransparenz in die Verantwortung
genommen werden. Nun geht es darum, dass diese gesetzlichen Neuerungen auf betrieblicher Ebene auch tatsächlich umgesetzt werden.
www.lohngerechtigkeit.at
Oktober 2011 an.schläge l 07
hausarbeit
Hausarbeiter_innen
dieser Welt …
Im Juni 2011 hat die International Labor Organization
eine Konvention zum Schutz der Arbeitsrechte von
Hausarbeiter_innen verabschiedet. Die Ratifizierung lässt
auf sich warten, Organisierung findet trotzdem statt.
Ein Überblick von Lisa Bolyos
sene Arbeit“ zusammenfasst. Absurde
63 Jahre nach dem Erstentwurf ist die
Konvention nun am 16. Juni 2011 abgesegnet worden – als Folge gemeinsamer
Kämpfe und Kampagnen von Gewerkschaften und migrantischen (Frauen-)
Bewegungen weltweit.
Cover einer Informationsund Wahlwerbebroschüre
der SP aus dem Jahr 1932,
Quelle: www.dasrotewien.at
1 Im Interview mit Kathambi Kinoti, AWID/Association
for Women's Rights in
Development, 12.8.2011,
www.trust.org/trustlaw/
blogs/the-word-on-women/
after-decades-of-struggledomestic-worker-rights-getinternational-protection
2 www.scoop.co.nz/stories/
WO1109/S00105/spotlightinterview-with-gabriel-delrio-casc.htm
3 www.hrw.org/
news/2011/06/23/victorydomestic-workers
4 ebd.
08 l an.schläge Oktober 2011
„Geschichte wird gemacht“, stellte
der Generaldirektor der International
Labor Organization (ILO), Juan Somavia, mit sichtbarer Rührung über sich
selbst und die Größe dieser Aussage
fest. Soeben hatte die lang erwartete
Konvention „Concerning Decent Work
for Domestic Workers“ bei der 100.
Jahreskonferenz der ILO erfolgreich
das Programm passiert.
„Decent Work“ ist ein Programm der
ILO, das auf Basis von Konventionen
(die nach der Ratifizierung durch einen
Mitgliedsstaat jeweils zehn Jahre
bindend sind) und Empfehlungen das
Recht auf Arbeit und gute Arbeitsbedingungen, auf Schutz am Arbeitsplatz
und auf Organisierung als „angemes-
Reproduktiv = unproduktiv. Ellene
Sana vom Center for Migrant Advocacy
auf den Philippinen hat eine einleuchtende Begründung dafür, warum die
Kämpfe so zäh und ausdauernd sein
mussten: „Hausarbeit, die normalerweise als Frauenarbeit betrachtet wird,
wird unterbewertet, dereguliert und
als Arbeit nicht anerkannt. Sie wird als
etwas verstanden, was Frauen ‚natürlich‘ machen. Auf den Philippinen nennt
man sie reproduktive, im Gegensatz zu
produktiver oder entlohnter Arbeit.“1
Dergleichen Widersprüche gibt es auch
innerhalb der Gewerkschaften. So
spricht Gabriel del Rio von der Dominikanischen Gewerkschaft CASC davon,
dass nicht nur die Hausarbeiter_innen
selbst Angst haben, bei Gewerkschafts­
eintritt ihre Arbeit zu riskieren, sondern
auch die Gewerkschaften Hausarbeiter_
innen oft „nicht als Angestellte, sondern
als Untergebene“ ansehen würden – und
damit nicht als vertretbare Klientel.2
Von 52 bis 100 Millionen Menschen
geht Human Rights Watch (HRW) aus,
die weltweit als Haus-, Reinigungs- und
Care-Arbeiter_innen tätig sind – 83
Prozent davon sind Frauen, ein Großteil
von ihnen wiederum minderjährig.3
Die größten Probleme, die HRW dem
Hausarbeitssektor attestiert, sind
Kinderarbeit, Misshandlung, sexualisierte Gewalt und eine unglaublich hohe
Selbstmordrate unter den prekär im
Haushalt Beschäftigten – am Beispiel
Libanon spricht HRW von einer Person
pro Woche, die sich entweder das Leben
nimmt oder bei einem Fluchtversuch
ums Leben kommt.4 Eine Studie der
britischen NGO Kalayaan über arbeitsrechtliche Missstände bei Haushaltsanstellungen ergab, dass von 340 befragten migrantischen Arbeitnehmerinnen
86 Prozent mehr als 16 Stunden pro
Tag arbeiten, 71 Prozent nicht genug zu
essen bekommen, 23 Prozent physischem Missbrauch ausgesetzt sind und
56 Prozent kein eigenes Schlafzimmer
haben.5
Der Verrat der „Perle“. Auch unter
weniger drastischen Umständen sind
die Arbeitsverhältnisse in privaten
Haushalten schwierig, schon wegen
der fehlenden Öffentlichkeit und des
schwammigen Verhältnisses zwischen
Arbeitgeber_in und Arbeitnehmer_in. In
ihrer filmischen Arbeit „Lotería“, die in
der Ausstellung „Jenseits des Helfersyndroms II/III“ in Berlin und Wien zu
sehen war, dokumentiert Janina Möbius
das Arbeits- sowie das soziale Verhältnis von Kinderfrauen und ihren weißen
Arbeitgeber_innen in Mexiko: „Zur
Familie gehören“ wird hier zum arbeitsrechtlichen Problem – die 24 Stunden
zur Verfügung stehende „Perle“6
begeht mit jedem Arbeitskampf Verrat
an ihren Liebsten. „Die Konvention ist
ein großer Schritt für die Rechte von
im privaten Haushalt Beschäftigen,
hausarbeit
da endlich einheitliche Standards wie
Höchstarbeitszeiten, Deklarierung
der Arbeitsbereitschaft, Mindestruhezeiten, Erhalt der Entlohnung etc.
klar verankert sind“, erklärt Michaela
Guglberger von der Bundesfachgruppe
Soziale Dienste der Gewerkschaft vida
gegenüber den an.schlägen. „Ebenso
wichtig sind die Regelungen bezüglich
Unterkunft und Wahrung der Privatsphäre auch für Arbeitnehmerinnen,
die im Haushalt wohnen. Der Verweis
auf Einhaltung aller Menschenrechte
sowie der Schutz von jugendlichen
Arbeitnehmerinnen wird klar hervorgehoben.“
Mit gutem Beispiel geht die Selbstorganisierung von Pflegearbeiter_innen in
der Türkei voran, die vor einem Jahr als
werkschaft der Angolanischen Arbeiter_innen“ unter Berufung auf die ILO
zur Implementierung von Gesetzen auf,
die Hausarbeiter_innen zu juristischer
Handhabe verhelfen.10 Und die tansanische Regierung hat – als erste neben
Brasilien – bereits angekündigt, die
ILO-Konvention zu ratifizieren. Was
nach zufriedener Aussage der Gewerkschaftsvertreterin im tansanischen
Parlament, Angella Kairuki, zur Folge
hat, dass das nationale Arbeitsrecht
an die Forderungen der ILO angepasst
werden muss.11
Adelheid Popp auffrischen. Und hierzulande? „Für Österreich ergibt sich
bei der Ratifizierung auch ein gewisser
Handlungsbedarf. Daher arbeiten wir
„Zur Familie gehören“ wird hier zum
arbeitsrechtlichen Problem – die 24 Stunden
zur Verfügung stehende „Perle“ begeht
mit jedem Arbeitskampf Verrat an ihren
Liebsten.
Reaktion auf den tätlichen Angriff auf
eine privat angestellte Krankenpflegerin begründet wurde. Nachdem Nilgün
Oğuz, die zwei Patient_innen in einem
Haushalt pflegte, von einem Angehörigen der Arbeitgeber_innen schwer
verletzt wurde, mobilisierte eine Reihe
von Kolleginnen mit Unterstützung der
Hausarbeiter_innenkommission der Gewerkschaft Genel İş zu einer Kampagne,
die neben einer öffentlichen Solidaritätsbekundung konkrete Forderungen
an staatliche Institutionen stellte:
Versicherung, Arbeitszeitreduktion
auf acht Stunden, freie Feiertage und
Wochenenden, frisches Essen, Absicherung gegen Missbrauch, Gewalt und
Vergewaltigung, Arbeitserlaubnis für
Migrant_innen und Lohnerhöhung alle
sechs Monate. Ein Jahr später wurde in
der Türkei eine Hausarbeiter_innengewerkschaft gegründet.7
In Zambia wurden Hausarbeiter_innen
im August 2011 zum ersten Mal in das
Mindestlohngesetz aufgenommen – ihr
gesetzlicher Lohn wurde damit auf
einen Schlag um 50 Prozent erhöht.8
In Jamaica wurde der Mindestlohn für
Hausarbeiter_innen um zehn Prozent
erhöht.9 In Angola fordert die „Ge-
zurzeit die ILO-Konvention gemeinsam
mit der Arbeiterkammer in Bezug auf
die österreichischen Gesetze durch
und werden dann mit den zuständigen
Ministerien in Kontakt treten“, kündigt
Michaela Guglberger von der Gewerkschaft vida an. René Schindler, Bundessekretär für Soziales und Recht der
Produktionsgewerkschaft PRO-GE, sagt
in einer Diskussion des Arbeitskreises
für Undokumentiertes Arbeiten in Wien
mit einem Augenzwinkern in Richtung
vida: „Wenn’s um Hausangestellte geht,
habt ihr eine historische Erfahrung von
der Adelheid Popp her, die müsste man
wahrscheinlich ein bisserl auffrischen,
nehm’ ich an.“ So unrecht hat er da
nicht. In der Webgasse 25 in Wien VI,
wo heute die JL Personalmanagement
GmbH „Qualität in Personalvermittlung
und -entwicklung“ anbietet, war bis
1934 die Zentrale des „Vereins der
Heim- und Hausarbeiterinnen Oesterreichs“. Am Gebäude findet sich heute
kein Hinweis darauf. Der Verein, der
1902 gegründet wurde, ging aus dem
sozialdemokratischen „Verein der
Näherinnen“ hervor und vereinigte sich
später mit dem Verband der Hausgehilfinnen – nicht zuletzt aufgrund der
geringen Mitgliederzahlen, die Mitgründerin Adelheid Popp sich mit der
schwierigen Erfassung der vereinzelt
in Wohnungen tätigen Frauen erklärte:
„Sie sind abgeschlossen von den anderen Arbeiterinnen ihrer Branchen und
werden viel schwerer vom Gefühl der
Zusammengehörigkeit erfasst.“12
Slavery back again? Bis heute stellt die
Vereinzelung in Privathaushalten für
die gewerkschaftliche Arbeit eine Herausforderung da. Die Verteilung der Informationen über Rechte und mögliche
Unterstützung müsse über die Communitys laufen, in denen die Hausangestellten sich aufhalten, so Guglberger.
Mit der Legalisierung vieler Hausarbeitsverhältnisse über den „Dienstleistungsscheck“ wurde zwar das
Illegalisierungsproblem – nicht zuletzt
für die Arbeitgeber_innen – behoben,
aber weil die Arbeitnehmer_innen nun
als Selbstständige gelten, unterliegen
sie keinen Arbeitnehmer_innen(schutz)
bestimmungen. Außerdem werden laut
Guglberger die Gewerbeberechtigungen
für Pflegedienste von selbst ernannten
Agenturen für viel Geld vermittelt. „Wir
als Gewerkschaft haben nun beschlossen,
auch diese ‚ArbeitnehmerInnengruppe‘
in Form eines Projektes in Zusammenarbeit mit der Slowakischen Gewerkschaft
Interpro zu betreuen und bieten erstmalig ab Oktober ein Mitgliedsangebot auch
für sogenannte selbstständige PersonenbetreuerInnen.“
In Großbritannien wird unterdessen
protestiert: Nicht nur hat die Regierung
die ILO-Konvention nicht mit der nötigen Unterschrift unterstützt, darüber hinaus will sie die hart erkämpften „Overseas Domestic Worker“-Visa durch
kurzfristige 6-Monats-Visa ersetzen, die
an den Goodwill der Arbeitgeber_innen
geknüpft sind. Dieser Tage soll darüber
entschieden werden – am 4. September
versammelten sich vorsorglich hunderte
Migrant_innen vor dem Parlamentsgebäude: „Justice for Migrant Workers“,
stand auf ihren Transparenten und,
wenig subtil: „1807: Slavery abolished
– 2011: Back again?“ Kämpfe, wo du
putzt! l
Lisa Bolyos ist unter anderem im Organisationsbündnis 1.März – Transnationaler
Migrant_innenstreik und im Arbeitskreis
Undokumentiertes Arbeiten in Wien aktiv.
5 R.E.S.P.E.C.T Network,
2009: Acting Together for
the Protection of the Rights
of Migrant Domestic Workers, Amsterdam, Website:
www.kalayaan.org.uk
6 „Die Perle“ ist ein 2010
produzierter chilenischer
Kinofilm von Sebastián
Silva, der mit trockenem
Humor von Arbeitsplatz und
Sozialleben einer Haushaltsangestellten (Catalina
Saavedra) erzählt.
7 http://en.firatnews.com/
index.php?zupel=article&
nuceID=709
8 www.southerntimesafrica.com/article.
php?title=Zambian%20
workers%20not%20
happy%20with%20
new%20minimum%20
wage&id=5455
9 http://jamaica-gleaner.
com/gleaner/20110126/
lead/lead3.html
10 www.portalangop.co.ao
11 Guardian on Sunday:
21.8.2011
12 Adelheid Popp 1929:
Der Weg zur Höhe, 94f
(Adelheid Popp, 1869–1939,
Sozialistin, Frauenrechtlerin, Journalistin, Nationalratsabgeordnete)
Links:
www.domesticworkerrights.org
www.respectnetworkeu.org/
http://dwglobalcampaign.
mfasia.org/
Konvention ILO 189,
http://www.ilo.org
Domestic Worker
Research Network:
http://www.uni-kassel.de
Oktober 2011 an.schläge l 09
obdachlosigkeit
Auch die Straßen-Szene
ist männerdominiert
Frauen versuchen Obdachlosigkeit
so lange wie möglich zu verbergen.
Wohnungslosigkeit
stellt sie außerdem vor
ganz eigene Probleme,
erfuhr Silke Pixner.
Bei der Aufnahme im FrauenWohnZentrum, Foto: Kurt Riha
1 http://www.bawo.at/fileadmin/user_upload/public/
Dokumente/Publikationen/
Berichte_Studien/Frauen/
Broschuere...schlaeft_die_
Marie08.pdf
2 http://derstandard.
at/1263706782865/37000Menschen-in-Oesterreichobdachlos
3 www.bawo.at/fileadmin/
user_upload/public/Dokumente/Publikationen/
Berichte_Studien/Frauen/
Broschuere...schlaeft_die_
Marie08.pdf
10 l an.schläge Oktober 2011
„Es ist immer wieder erschreckend
zu sehen, wie schnell das Kartenhaus
zusammenbrechen kann“, erzählt Elvira
Loibl, Leiterin des FrauenWohnZentrums (FWZ) der Caritas Wien. „Wir
hatten einmal eine Bewohnerin, nennen
wir sie Marie, die mit ihrem Partner in
einer Genossenschaftswohnung gelebt
und ihm immer das Geld für die Miete
gegeben hat. Sie hat ihr ganzes Leben
gearbeitet und bezog auch eine Pension.
Nun, er hat die Miete nie gezahlt und
die Mahnbriefe scheinbar abgefangen.
Plötzlich stand die Frau dann ohne
Wohnung da.“
Geschichten wie diese hören Elvira
Loibl und ihr Team vom FWZ immer
wieder. Seit 2005 können obdachlose
Frauen hier Unterschlupf finden und
bekommen die Chance, sich in einem
stabilen und sicheren Umfeld wieder zu
fangen, um schlussendlich auf eigenen
Beinen zu stehen. Seit der Gründung bis
Ende 2010 haben 166 Einzüge stattgefunden – und 134 Auszüge. Im Schnitt
bleiben die Bewohnerinnen ungefähr
zwei Jahre an einem der insgesamt 32
Wohnplätze. Zielgruppe der Einrichtung
sind dabei jene wohnungslosen Frauen,
die besondere soziale und/oder psychi-
sche Probleme haben und/oder ein Haustier besitzen. In den meisten Einrichtungen ist nämlich kein Platz für die Tiere,
dabei haben sie eine wichtige Funktion
im Leben ihrer Besitzerinnen. „Sie können so ihre Sehnsüchte nach Kuscheln
und einer Begleitung, mit der man sich
aber auch nicht zu viel auseinandersetzen muss, befriedigen“, so Loibl.
Der öffentliche Raum ist kein Frauenraum. „Dass Marie durch die Delogierung obdachlos wurde, hat sie sehr lange
vor ihren beiden erwachsenen Kindern
verheimlicht“, erzählt Elvira Loibl und
spricht damit zwei Kernthemen weiblicher Obdachlosigkeit an: die versteckte
Wohnungslosigkeit und die Scham der
Frauen, die sie aufgrund des Verlusts
der Wohnung empfinden. Viele Frauen
versuchen so lange wie möglich, zu verbergen, dass sie kein eigenes Zuhause
mehr haben. „Frauen suchen die Fehler
mehr bei sich, üben mehr Selbstkritik
und fragen sich öfter als Männer: ‚Was
habe ich falsch gemacht?‘“, so Loibl. In
diesem Zusammenhang habe sie auch
beobachtet, dass oft versucht wird, das
äußere Erscheinungsbild weiterhin so
gepflegt zu halten, dass man die Obdach-
losigkeit nicht erkennt. „Das Äußere hat
für Frauen einen anderen Stellenwert,
da es für Frauen in unserer Gesellschaft
ein wichtiges Bewertungsmerkmal ist.“
Um ein Dach über dem Kopf zu haben,
begeben sich Frauen in verschiedenste
Abhängigkeiten. „Für eine Wohnmöglichkeit ertragen sie häusliche Gewalt,
sexuellen Missbrauch, Demütigungen.
Prostitution spielt auch eine Rolle“,
erklärt Regina Daurer von der Einrichtung P7, Wiens erster und zentraler
Anlaufstelle für erwachsene obdachlose
und wohnungslose Menschen. Hier
werden auch die Nachtnotquartiers­
plätze der Stadt Wien verwaltet. Ein
Leben auf der Straße ist für Frauen
ungleich schwieriger als für Männer,
denn die Szene ist überwiegend männlich. Männer dominieren die Straßengesellschaft. „Obdachlose Frauen sind
leicht angreifbar, werden zu Opfern von
Gewalt, sexueller Ausbeutung und Vergewaltigungen“, so Daurer. Neben den
Gefahren, denen obdachlose Frauen auf
der Straße ausgesetzt sind, ist es aber
auch noch eine andere Komponente, die
Frauen in die versteckte Wohnungslosigkeit statt auf die Straße führt: „Der
öffentliche Raum ist kein Raum, der
in Frauenhänden ist. Ein ganz banales
Beispiel: Eine Frau wird sich nie in der
Öffentlichkeit hinsetzen können, um zu
pinkeln. Für Männer hingegen ist das
selbstverständlich“, sagt Elvira Loibl.
Zahlen. Statistisch gesehen, soweit Zahlenmaterial vorhanden ist, gibt es deutliche Unterschiede zwischen wohnungslosen Männern und Frauen. Auffällig ist
z.B., dass wohnungslose Frauen deutlich
jünger sind als wohnungslose Männer.
Der Altersdurchschnitt bei Frauen liegt
bei 36 Jahren, bei Männern sind es 44
Jahre.1 Und der Alterschnitt der Frauen
scheint weiter im Sinken begriffen zu
sein. So fällt Elvira Loibl auch bei den
Wohnungslosigkeit eingestehen. Im
P7 kommt man auf einen ähnlichen
Anteil. Ingesamt sprachen im Jahr
2010 rund 6.000 Personen vor, etwa
20 Prozent der Anfragen kommen
dabei von Frauen. Allgemeingültige und
seriöse Zahlen für ganz Österreich seien
laut Regina Daurer nicht vorhanden.
„Was jedoch sehr gut beobachtbar ist:
Je besser und breiter das Angebot ausgebaut ist, desto mehr Frauen werden
erreicht.“ Und da hat sich in den letzten
Jahren einiges getan. Neben einem
breiten Angebot an Beratungs- und Anlaufstellen, wie etwa dem P7 und dem
FWZ, haben sich sozial betreute Wohnformen entwickelt. Außerdem haben
Um ein Dach über dem Kopf zu haben,
begeben sich Frauen in verschiedenste
Abhängigkeiten.
Bewohnerinnen des FWZ eine deutliche
Verjüngung auf. Vor vier Jahren waren
die Hälfte der Frauen jünger als 43 Jahre, heute sind 50 Prozent bereits unter
37 Jahren. Regina Daurer zufolge kann
Wohnungslosigkeit grundsätzlich alle
Frauen treffen. „Die meisten kommen
zwar aus den unteren sozialen Schichten, aber auch Frauen aus gehobeneren
Kreisen sind nicht vor dem Verlust ihrer
Wohnung gefeit. Hier spielen dann
meist psychische Erkrankungen oder
Suchtproblematiken eine ausschlaggebende Rolle.“
Wie viele Frauen in Österreich von
Obdachlosigkeit bzw. Wohnungslosigkeit betroffen sind, ist sehr schwer zu
erfassen. Die Gesamtzahl von Männern
und Frauen beläuft sich laut einer Erhebung der Bundesarbeitsgemeinschaft
Wohnungslosenhilfen (Bawo) aus dem
Jahr 2007 auf fast 10.000 Menschen,
die von der Wohnungslosenhilfe betreut
wurden.2 Regina Daurer schätzt, dass in
Wien derzeit einige hunderte Menschen
akut obdachlos sind, also kein Dach über
dem Kopf haben und im Freien oder in
Nachtnotquartieren schlafen müssen.
Doch die versteckte Wohnungslosigkeit
scheint in keiner Statistik auf und macht
es deshalb auch extrem schwierig,
die Anzahl von obdachlosen Frauen in
Österreich zu erheben. Es wird jedoch
geschätzt, dass rund 25 Prozent aller
wohnungslosen Menschen weiblich sind.3
inzwischen auch wohnungslose Menschen die Möglichkeit, eine Gemeindewohnung zu bekommen. Wichtig ist es,
weiter am Ball zu bleiben und vor allem
das niederschwellige Angebot konstant
auszubauen. Denn gerade Frauen fällt
es oft schwer, Hilfsangebote anzunehmen und damit ihre Wohnungslosigkeit
einzugestehen. Wichtig wären deshalb
auch Angebote, die den geschlechtsspezifischen Aspekt von Armut und
Wohnungslosigkeit berücksichtigen.
Genau hier hat das FWZ angesetzt. Das
Haus gliedert sich in drei Bereiche: den
Wohnbereich, das Tageszentrum und
eine Nachtnotunterbringung, die drei
Frauen in akuter Not eine Nacht lang
Platz bietet. Diese Kombination nur
für wohnungslose Frauen ist in Österreich bisher einzigartig. „Wir haben
beschlossen, dass wir ein Tageszentrum ausschließlich für Frauen machen
wollen, um deren Wohnungslosigkeit
sichtbar zu machen. Auch in den Köpfen
derer, die es selbst sind, sich aber
vielleicht nicht so bezeichnen würden“,
erklärt Elvira Loibl. Frauen sollen hier
die Möglichkeit bekommen, sich eine
Identität als obdachlose Frau aufzubauen, denn erst wenn frau sich selbst so
wahrnimmt, können Ansprüche geltend
gemacht und am Hilfesystem angedockt
werden. Elvira Loibl: „Es geht darum,
dass die Frauen sagen können: ‚Ja, ich
darf obdachlos sein!‘“ l
neuland
entdeckungen im alltag
Beate Hammond
Du oder du?
„Ich finde, diese Schuhe sehen bei dir am besten aus,“
sagte die Stimme hinter mir. Sie hatte Recht. Die Verarbeitung war gut, und der Schuh verlieh mir das gewisse, hippe
Etwas. Ebenfalls nicht ganz unwichtig war der Preis, diese
Schuhe kosteten immerhin 30 Euro weniger als die anderen, die ich anprobiert hatte. Nur eine Sache störte mich,
und sie hatte mit den Schuhen nichts zu tun: das „Du“
der Verkäuferin. Zwar hatte ich bemerkt, dass in diesem
Geschäft alle KundInnen geduzt wurden, aber es gefiel mir
trotzdem nicht. Ja, ich weiß, auch Werbungen schwedischer
Möbelhäuser oder deutscher Elektrohandelsketten duzen
auf Plakaten ihre KundInnen, aber eben nur auf Plakaten,
nicht, wenn man die Geschäfte betritt und tatsächlich dort
einkauft.
Allerdings duze ich auch nicht gerade wenige.
Nicht nur Familienmitglieder oder FreundInnen, sondern
auch deren FreundInnen, selbst wenn ich ihnen zum ersten
Mal begegnete. Ich duze die meisten meiner KollegInnen
und Chefs bei der Arbeit und grundsätzlich alle Leute beim
Sport. Ich duze alle auf der Universität, obwohl ich vom
Alter her den Lehrenden näherstehe als den Studierenden.
Was hatte es mich deprimiert, als mich eine Studentin einmal gesiezt hatte! Und wie hatte ich mich geehrt gefühlt,
als ich einmal über einen Freund einen semiprominenten
Schauspieler kennenlernte, der mich gleich duzte, so als
kenne er mich seit Jahren. Auch bei Friseuren habe ich
schon spontan geduzt.
Asymmetrisch Duzen ist gewissen Familien in gewissen
Kreisen vorbehalten, wo Kinder ältere Verwandte siezen, aber von diesen geduzt werden. Oder Leuten, die ihr
schwaches Selbstwertgefühl dadurch stärken, dass sie ihre
angestellten Putzfrauen oder BabysitterInnen, die meist
aus dem Ausland stammen, duzen und von diesen gesiezt
werden wollen. In dieser Anrede schwingt ein Hauch von
Beleidigung mit, ebenso wie bei Kindern, die wahllos alle
Leute duzen, weil sie angeblich kein Sie lernen können.
Die Schuhe habe ich übrigens gekauft.
Beate Hammond macht ihre Entdeckungen in Wien.
Oktober 2011 an.schläge l 11
chile
Verniedlichter Aufstand
Wortführerin der chilenischen Massenproteste gegen die neoliberale Bildungspolitik ist eine Frau.
Doch der Erfolg der Mobilisierung wird immer häufiger mit ihrem guten Aussehen statt mit der Überzeugungskraft
der Forderungen begründet. Von Paula Riveros Ahumada
Gegenwärtig entwickelt sich in Chile
eine der größten sozialen Bewegungen
seit der Rückkehr zur Demokratie. Die
chilenische Studierendenbewegung
formierte sich im Mai dieses Jahres
gegen die strukturellen Missstände im
gegenwärtigen Bildungssystem, das
noch ein Erbe von Augusto Pinochet
ist. Dieser hatte die Basis für breite
Privatisierungen im Bildungssektor
geschaffen, womit ansehnliche Gewinne erzielt, gleichzeitig jedoch zwei
wesentliche Bedingungen für eine gute
Bildungsentwicklung im Land vernachlässigt wurden: die Qualität und die
Bildungsgerechtigkeit.
Foto: Roberto Lavarello B.
Übersetzung aus dem
Spanischen: Jens Kastner
12 l an.schläge Oktober 2011
Strukturell ungelöst. Seit 1990 hatte
es immer wieder Demonstrationen aufgrund dieser Bildungspolitik gegeben,
allerdings mit weit weniger Vehemenz.
Es waren damals nur die Studierenden
der Universitäten, die eine staatliche
Finanzierung der höheren Bildungseinrichtungen forderten und es nicht nur
für unzureichend, sondern auch für ungerecht hielten, dass nur denjenigen der
Zugang zu höherer Bildung offensteht,
die sich eine universitäre Laufbahn
auch leisten können. Erst 2006 mit der
sogenannten „Revolution der Pinguine“
(in Anspielung auf die schwarz-weißen
Schuluniformen), einer von SchülerInnen initiierten Bewegung während der
Regierungszeit von Michelle Bachelet,
organisierte sich eine Arbeitskommission, die sämtliche betroffene AkteurInnen miteinbezog. Als Ergebnis wurde
das noch aus der Diktatur stammende
Bildungsgesetz (Ley Orgánica Constitutional de Enseñanza, LOCE) durch ein
neues ersetzt (Ley General de Educación, LGE). Substanzielle Reformen
des Bildungssystems wurden damit aber
leider nicht umgesetzt.
Dass diese strukturellen Probleme im
Bildungssystem weiter unverändert
bestehen blieben und sich trotz eines
gesetzlichen Verbots offensichtlich
weiterhin viel Gewinn mit der Bildung
machen ließ sowie auch die enorme
Verschuldung, in die viele Familien
deshalb gerieten, waren der Anlass für
die Gründung der Konföderation der
Studierenden Chiles (Conferderación de
Estudiantes de Chile, Confech). Dieser
schlossen sich auch die SchülerInnen,
die privaten Universitäten und andere
wichtige Teile der Zivilgesellschaft an.
Irrelevante Aspekte. Eine der auffälligsten Figuren dieser Bewegung ist Camila
Vallejos. Sie ist Vorsitzende der chilenischen Studierendenföderation (FECh),
Geografiestudentin und Aktivistin der
Kommunistischen Jugend. Sie ist erst die
zweite Frau, die den Posten der Vorsitzenden innehat. Ihr Erscheinen macht
nun unleugbar deutlich, dass eine Frau
mittlerweile solch einen durch Macht und
Entscheidungsgewalt ausgezeichneten Ort
besetzen kann. Dennoch hat die Figur Camila Vallejos in Chile, einer durch die Dominanz von Männern in Machtpositionen
gekennzeichneten Kultur, nicht nur wegen
ihrer Führungsstärke, ihrer Verdienste
und ihrer Intelligenz die Aufmerksamkeit
der Medien auf sich gezogen. Stattdessen
präsentierte die Presse diese Frau vor allem als außergewöhnliche Schönheit und
führte allein darauf auch den Erfolg der
Bewegung zurück. Mit anderen Worten:
Sie erklärten die große Unterstützung,
die die Bewegung gewinnen konnte,
einzig und allein mit Camila Vallejos
Charisma und gutem Aussehen.
Den vollkommen irrelevanten Aspekt,
dass Vallejos sehr hübsch ist, derart
zu lancieren, garantierte den Medien besondere Aufmerksamkeit, und
nachdem sich gleich mehrere Boulevardblätter nur noch auf Berichte über
ihre äußere Erscheinung verlegt hatten,
wurde der eigentliche Gegenstand der
Debatte vollständig aus dem Fokus der
Öffentlichkeit verdrängt. Eine ähnliche
Dynamik konnte bereits 2006 beobachtet werden, als Michelle Bachelet
Präsidentin wurde und in den Medien
nur ihr Aussehen, ihr Kleidungsstil und
ihre Frisur diskutiert wurden. Undenkbar, dass einem männlichen Präsidenten
so etwas passieren würde.
Nun bleibt es selbstverständlich jedem/r
selbst überlassen, sich ein Urteil über
die Attraktivität von Camila Vallejos zu
bilden. Aber diese Form der Bericht­
erstattung, die Vallejos führende Rolle in
der Bewegung – wie auch die Bewegung
selbst – derart bagatellisiert, entspricht
genau der Art von Bildung, die wir
in Chile erhalten: einer Bildung ohne
Ernsthaftigkeit, bei der Themen nur noch
oberflächlich behandelt werden und bei
der eine gründliche Reflektion und Analyse nicht mehr vorgesehen ist. Dies muss
unweigerlich zu einer Trivialisierung der
Kultur, der Politik, der Ideen und des Sozialen führen. Die eigentlichen Ursachen
des Konflikts und der darin verhandelten
Themen werden verschleiert. So wird die
Chance auf tatsächliche Veränderungen
in Chile nicht nur bei der gegenwärtigen
Bildungspolitik vertan, sondern auch
was Reformen im Wirtschaftssystem, die
Rolle des Staates oder der Verfassung
anlangt. Und wir werden damit außerdem
um die Gelegenheit gebracht, irgendwann
in einer Gesellschaft größtmöglicher
sozialer Gleichheit zu leben. l
Paula Riveros Ahumada ist Psychologin
und lehrt an der Universität von Santiago
de Chile.
israel
Undenkbares
passiert
Die israelische „Tentifada“ hat die Gesellschaft
schon jetzt verändert, nicht zuletzt
aufgrund der zentralen Rolle,
die Frauen in der Protestbewegung einnehmen.
Von Sylvia Köchl
Der Rothschild-Boulevard in Tel Aviv am 5. August, Foto: Ronen Frieman
„Darauf habe ich mein Leben lang
gewartet.“ Hannah Safran, 61-jährige
Veteranin der israelischen Frauenbewegung und feministische Wissenschaftlerin
aus Haifa, erzählte bei ihrem Wienbesuch am 8. September mit glänzenden
Augen von der gegenwärtigen Protestbewegung, die ihresgleichen in der israelischen Geschichte sucht. Am 12. Juli
hatte sich die 25-jährige Videocutterin
Daphne Leef entschieden, im Zentrum
von Tel Aviv ein Zelt aufzustellen, weil
sie sich ihre Wohnungsmiete nicht mehr
leisten konnte. Mit ein paar FreundInnen
startete sie via Facebook einen ProtestAufruf, dem immer mehr Menschen mit
eigenen Zelten folgten – am 3. September waren dann sogar 450.000 auf den
Straßen, die ihre vielen verschiedenen
Forderungen formulierten und ihrem Ärger über die Sozial- und Bildungspolitik
freien Lauf ließen.
Neue Beziehungen. Das Themenspektrum der Bewegung, die sich zunächst
auf die unmittelbarsten Probleme wie
Lebenshaltungskosten, Arbeitslosigkeit
und das erodierte Sozialsystem bezog,
wird praktisch täglich erweitert. Und
die Form, wie marginalisierte Gruppen,
vor allem Frauen und arabische Israelis,
inzwischen eingebunden sind, verändere
die Gesellschaft schon jetzt: „Es war
davor schlicht undenkbar“, so Hannah
Safran, „dass ein Araber oder eine
Palästinenserin auf einer israelischen
Demo spricht oder sich Israelis positiv
auf ein arabisches Land beziehen, wie
etwa mit den Plakaten, auf denen ,Das
ist unser Tahrir-Platz‘1 steht. Genauso begeistert bin ich von den jungen
Frauen, die als Sprecherinnen auftreten
und dabei feministisch argumentieren,
obwohl sie sich selbst nicht als Feministinnen bezeichnen.“
Auch anderen, wie dem Schriftsteller
Assaf Gavron, fällt das auf: „Bemerkenswert ist die zentrale Rolle der
Frauen – und das in unserer machogeprägten, militaristischen Gesellschaft.
Bislang sprechen auf den Demonstrationen vor allem Frauen“, schreibt er in
einem Kommentar für die „Süddeutsche
Zeitung“.
Die Protestkultur ist insgesamt sehr ungewöhnlich. „Die Leute gehen einfach
auf die Straße, stehen in Gruppen zusammen und diskutieren“, schildert Safran.
„Dabei lassen sie sich gegenseitig ausreden – eine durch und durch un-israelische
Angewohnheit.“ Für größere Versammlungen wurde eine Zeichensprache von
anderen Bewegungen, z.B. in Spanien,
übernommen, dadurch lassen sich Zustimmung, Ablehnung und Kritik am Gesagten
auf eine Weise äußern, die kaum Streit
und keine Wortgefechte zulässt.
Neue Sichtbarkeiten. Die Frauenbewegung in Israel sei eher schwach,
sehr zersplittert und habe nur wenige
gemeinsame Themen, so Hannah Safran, und auch die bekannte Friedensbewegung „Peace Now“ habe sich immer
sehr resistent gegen feministische Einflüsse gezeigt. Der alles beherrschende
und vorwiegend von Männern geführte
Sicherheitsdiskurs führe zur Unsichtbarkeit von Frauen in der Öffentlichkeit.
Daphne Leef selbst, erzählt Safran,
musste sich dafür rechtfertigen, warum
sie ihren Militärdienst nicht abgeleistet
hatte, und war sehr wütend, dass sie
öffentlich erklären musste, sie leide an
Epilepsie und habe stattdessen einen
Sozialdienst absolviert.
Im Jahr 2000, als die zweite Intifada
ausbrach, verschwand jegliche Hoffnung
auf Veränderung. Die Menschen seien
völlig desillusioniert gewesen, erschüttert davon, dass ein solcher Rückschritt
im Friedensprozess überhaupt möglich
war, beschreibt Hannah Safran die
Ausgangslage. In den letzten Jahren
habe die Regierung Netanyahu zudem
„den Staat komplett ausverkauft“.
Sie sei sich aber sicher, dass es der
Protestbewegung um weit mehr als nur
Wohnungsprobleme geht, eben durchaus
auch um eine neue politische Kultur
im Land. Der große Protest-Slogan,
der sich von „Das Volk verlangt soziale
Gerechtigkeit“ in „Soziale Gerechtigkeit für alle“ gewandelt hat, zeige, so
Safran, dass jene 20 Prozent arabischer
Israelis, die von den sozialen Problemen besonders stark betroffen sind,
ganz selbstverständlich dazugehören.
Eine Einschätzung, die von zahlreichen
anderen KommentatorInnen geteilt
wird, etwa von der Journalistin Dahlia
Scheindlin: „In der Vergangenheit waren
es Kriege und Sicherheitsfragen, die die
Gesellschaft zusammengebracht haben,
aber hier entsteht ein neues, kraftvolles
Band, das diese polarisierte Gesellschaft
zusammenführen kann.“ Das Mindeste,
das sich viele erwarten, ist ein ziviles
Leben, das es überhaupt wert ist, militärisch verteidigt zu werden.
Wie geht es weiter? In der Nacht auf
den 7. September wurde ein Teil der
Zeltstadt am Rothschild-Boulevard in
Tel Aviv – „Da kannst du 20 Minuten
lang an den Zelten entlanggehen“, so
Hannah Safran – polizeilich geräumt.
Doch egal, was passiert, hinter diese
kollektive Erfahrung könne niemand
mehr zurück. l
1 Nach dem Sturm auf die
israelische Botschaft in Kairo am 9. September könnte
sich das geändert haben.
Quellen:
www.boell.de
www.haaretz.com
www.juedische.at
Oktober 2011 an.schläge l 13
an.riss international
afrika
Gender und Medien
Im Studio von UN Radio, Foto: UN Photo/JC McIlwaine
thailand
Premierministerin in Diskussion
Es kommt einer schon bekannt vor: Die Tatsache, dass Thailand mit
Yingluck Shinawatra seit ihrer Angelobung am 8. August die erste Premierministerin hat, muss in Bezug auf Frauenrechte oder Feminismus
nichts heißen. Schon im Wahlkampf habe die Schwester des gestürzten
Ex-Premiers Thaksin Shinawatra kein Wort über frauenrelevante Themen
verloren, berichtet Sutada Mekrungruengkul, Direktorin des Gender and
Development Research Institute of Thailand gegenüber dem Blog „Siam
Voices“. Dabei gäbe es genug zu tun, speziell was die Gewalt gegen
Frauen und ihre gesellschaftliche Diskriminierung anbelange. Andere
Feministinnen bewerten die Wahl Shinawatras bei aller Vorsicht doch als
Zeichen des Aufbruchs. Kornvipa Villas vom Women’s Power Network for
Reform z.B. verweist auf den mit 15 Prozent extrem niedrigen Anteil an
weiblichen Abgeordneten und hofft nun auf eine Vorbildwirkung für junge
Frauen, sich in die Politik einzumischen.
Ganz anders sieht das laut „Siam Voices“ die Sozialwissenschaftlerin Pinkaew Lueangaramsri. Sie kritisiert die traditionelle Frauenbewegung für
ihre verengte Sicht auf Gender und Politik in Thailand. Da es hier kein Bewusstsein für Klassenunterschiede und keine Verbindung zu den ländlichen
Frauen gebe, werde die hohe Beteiligung von Grassroots-Aktivistinnen an
der Lokalpolitik gar nicht wahrgenommen. Diese relativ neue Strömung
in der Frauenbewegung werde meist als „unpolitisch“ abgewertet, obwohl
dort ein hoher Wissensstand über Bürger- und Frauenrechte existiere. Ihnen werde unterstellt, sie seien als Anhängerinnen von Thaksin Shinawatra
diesem wie die Schafe gefolgt.
Diese sehr unterschiedlichen Sichtweisen von thailändischen Feministinnen
weisen auf die politische Spaltung hin, die das Land unter der Herrschaft
von Thaksin Shinawatra erlebt hat. Er hatte erfolgreich mit „Nationalisierungskampagnen“, mit denen z.B. Landbesitz und Firmenbeteiligungen für
AusländerInnen stark eingeschränkt wurden, die ärmere Bevölkerung auf
seine Seite gezogen (die nach seinem Sturz 2006 als „Rothemden“ für ihn
demonstrierte), während diese Politik gleichzeitig von Korruption geprägt
war und die „Gelbhemden“ auf den Plan rief, die sich aus der Ober- und
Mittelschicht rekrutierten. Yingluck Shinawatra hatte sich in ihrem Wahlkampf ausdrücklich in die Tradition der Politik ihres Bruders gestellt und
ansonsten gern betont, sie werde ihre Weiblichkeit einsetzen, um das Land
voranzubringen. sylk
http://asiancorrespondent.com/author/siamvoices/
14 l an.schläge Oktober 2011
Ende August fand in Kigali/Ruanda eine afrikaweite Konferenz zu Gender
und Medien statt. Geladen hatte die Föderation Afrikanischer JournalistInnen (FAJ), die mehr als 50.000 JournalistInnen in 38 afrikanischen
Staaten vertritt. Die Konferenz unter dem Motto „Selbstermächtigung
afrikanischer Journalistinnen: die Herausforderung Gender-Gerechtigkeit
angehen“ verabschiedete eine umfangreiche Deklaration, die in erster
Linie die FAJ selber in die Pflicht nimmt. Ihre von Männern dominierten
Strukturen sollen verändert und unter ihren Mitgliedern Bewusstseins­
arbeit geleistet werden, um auf diesem Weg das Thema Gleichberechtigung auch in die Redaktionen zu tragen. Die Rolle von Gewerkschaften sei
tatsächlich besonders wichtig, sagte Mounia Belafia von der Internationalen JournalistInnen-Föderation (IFJ) während der Konferenz, da eines
der Hauptprobleme der Gender Pay Gap und die unsichere Arbeitsplatz­
situation der Journalistinnen sei. Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten würden ihnen vielfach verweigert. Faith Mbabazi von der Vereinigung
ruandischer Frauen in Medien (ARFEM) forderte, dass mit der weitverbreiteten Ansicht von Chefredakteuren aufgeräumt werden müsse, wonach
Frauen unmöglich dieselben Leistungen erbringen könnten wie Männer.
Torwon Sulonteh Brown, eine Journalistin aus Liberia, pflichtete ihr mit
einigen Beispielen bei. So habe sie oft zu hören bekommen, sie als Frau
könne größere Aufgaben wie die Übertragung von Parlamentsdebatten
einfach nicht bewältigen. Außerdem, so Brown weiter, berichte man ihr
nicht allein in Liberia davon, dass Chefredakteure die Zuteilung von
„guten“ Storys von der sexuellen Verfügbarkeit ihrer Reporterinnen
abhängig machten. Das Thema Gleichberechtigung gehe jedoch weit über
Probleme im Arbeitsrecht und am Arbeitsplatz hinaus. Die Diskriminierungen innerhalb der Medienbetriebe, stellte der Präsident der FAJ, Omar
Faruk Osman, fest, wirkten sich auch auf die Berichterstattung und die
Auswahl und Darstellung der Themen aus. sylk
http://africa.ifj.org/
uno
30 Jahre CEDAW
Am 3. September vor 30 Jahren ist das Übereinkommen der UNO zur
Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) in Kraft
getreten. Es bestehe zwar weiterhin in vielen Bereichen akuter Handlungsbedarf, resümiert Beate Rudolf, Direktorin des Deutschen Instituts für
Menschenrechte, in einer Aussendung – und das durchaus auch in europäischen Staaten –, dennoch habe CEDAW Bedeutendes zur Geschlechtergerechtigkeit beigetragen. „Als erster rechtsverbindlicher Text“, so Rudolf,
„erfasst die Konvention auch ausdrücklich Diskriminierung im privaten
Bereich und benennt diskriminierende Strukturen, z.B. im Berufsleben,
und starre Rollenbilder als Hindernisse, die zu überwinden sind.“
Der Text der Konvention mag zwar fortschrittlich sein, an der Umsetzung
hapert es aber seit ihrer Verabschiedung. 187 Staaten haben die Konvention unterzeichnet, viele allerdings mit Vorbehalt. Auch ist die finanzielle
Ausstattung des CEDAW-Ausschusses vergleichsweise dürftig, weshalb
die Bearbeitung von Eingaben sehr lange dauert. Noch dazu sind keine
Sanktionsmöglichkeiten bei Verstößen vorgesehen, und viele Staaten kommen ihrer Berichtspflicht gar nicht erst nach. Eine offene Streitfrage ist
außerdem, inwieweit die in CEDAW definierten Diskriminierungsverbote
„westliche Werte“ transportieren bzw. inwieweit die Konvention tatsächlich auf die weltweit unterschiedlichen Bedürfnisse und Probleme von
an.riss international
Frauen eingeht. Dennoch stelle CEDAW einen bedeutenden Bezugsrahmen
für Frauenrechtsorganisationen auf der ganzen Welt dar, meint Barbara
Unmüßig, Vorständin der Heinrich-Böll-Stiftung. Dort, wo die Konvention
wie ein reiner Papiertiger wirke, sorge das Engagement der Aktivistinnen
dafür, dass daraus ein Tiger wird. sylk
www2.ohchr.org/english/law/cedaw.htm
Regelungen wie Unterhalt oder Sorgerecht zurückgreifen zu können, was
die Frauen besonders hart traf. Eine Ehe konnte bislang nur in einer aufwändigen jahrelangen Prozedur aufgehoben werden. Das neue Scheidungsrecht ist dennoch vergleichsweise restriktiv: Erst wenn die Eheleute vier
Jahre getrennt gelebt haben und keine Aussicht auf Versöhnung besteht,
wird die Ehe gelöst. sylk
malta
Ein Ja zur Todsünde
chile
Netze flicken
Was hatten Malta, die Philippinen, Andorra und der Vatikanstaat bis vor
kurzem noch gemeinsam? Das Verbot der Ehescheidung. Ab 1. Oktober
jedoch tritt in Malta nun endlich das hart erkämpfte Recht auf Scheidung
in Kraft, das schlussendlich nicht nur im Parlament eine klare Mehrheit
bekam, sondern zuvor schon in einem Referendum von erstaunlichen 53
Prozent der MalteserInnen positiv bewertet wurde. Erstaunlich deshalb,
weil Malta in jeder Hinsicht streng katholisch ist und dem Referendum
eine wüste Propagandaschlacht der katholischen Kirche vorausgegangen
war. Deborah Schembri, Anwältin für Familienrecht, war nach einer
Fernsehsendung zum Gesicht der „Ja“-Kampagne geworden. Selbst für
sie war das Ergebnis eine große Überraschung angesichts des Drucks, den
die Kirche ausgeübt hatte. Es sei eine Todsünde, mit Ja zu stimmen, tönte
es von den Kanzeln. Viele WählerInnen versuchten, so Schembri in einem
„Kurier“-Interview, sich vor der Abstimmung die Absolution, also die
Erlaubnis der Priester zu holen, um mit Ja stimmen zu können – die diese
natürlich nicht gewährten.
Schon bisher sind auf Malta 24 Prozent der Ehen gescheitert, die ExPartnerInnen konnten jedoch nur getrennt leben, ohne dabei auf rechtliche
Einen bemerkenswerten Schritt hat die evangelische Kirche in Chile
gesetzt. In einem ökumenischen Zentrum in der Hauptstadt Santiago
wurde Ende August die Gruppe Remendando Redes („Netze flicken“)
gegründet. Sie macht es sich zur Aufgabe, innerhalb der Kirchen und bei
den Gläubigen Vorurteile gegenüber sexuellen Orientierungen und GenderIdentitäten abzubauen. Gleichzeitig sollen Lesben, Schwule, Bisexuelle
und Trans*personen darin bestärkt werden, dass es möglich ist, ihre Religion zu leben, ohne die sexuelle Orientierung oder Identität verleugnen
zu müssen. Remendando Redes arbeitet dabei mit Movilh – Movimiento
Chileno De Lesbianas, Gays, Bisexuales, Transgeneros Y Transexuales –
zusammen. In einem ersten Schritt wurden Vertreter_innen von Movilh als
Expert_innen eingeladen, um sich zum Thema sexuelle Vielfalt weiterzubilden. Danach wurde eine Kooperation beschlossen. Movilh wertet die
Bildung der Gruppe als „großen Schritt gegen Homophobie und Transphobie in Chile“. Wenn auch 15 Prozent evangelische BürgerInnen rund
70 Prozent katholischen gegenüberstehen, sei das dennoch ein wichtiges
Signal. sylk
www.movilh.cl
medienmix
Frauenwörter
Das britische Literaturmagazin Mslexia
erscheint viermal im Jahr und richtet sich an
Frauen, die schreiben. Das literarische Pendant
zur Legasthenie sei bei Autorinnen die häufig
auftretende Störung, nicht gedruckt zu werden,
wogegen das Magazin nun mit bereits
50 Ausgaben aktiv vorgehen will. Eigene
Wettbewerbe, Interviews, Gegenwartsliteratur,
Buchmarkt und Neuerscheinungen richten sich
an erfolgreiche Autorinnen genauso wie an
Anfängerinnen. Bestellung oder Online-Abo
unter http://mslexia.co.uk. fis
Mutterschaft
(Queer-)Feminismus hört am Kinderbett nicht
auf! Seit einem halben Jahr beleuchten die
Fuckermothers Mutterschaft feministisch.
Die Autorinnen (mit und ohne Kinder) dekonstruieren das Mutterideal, indem sie aus ihrem
Alltag berichten, auf interessante Veröffentlichungen hinweisen oder sich satirisch mit
dem auferlegten Mutter-Perfektionismus
auseinandersetzen. Der Blog bestärkt undogmatisch und humorvoll unterschiedlichste
Lebensmodelle von Müttern.
http://fuckermothers.wordpress.com. fis
Mediencheck
Ein Zwiegespräch mit Popkultur führt die
US-amerikanische Medienkritikerin und
bekennende Serienjunkie Anita Sarkeesian
mit ihren Clips. Auf Feministfrequency.com
präsentiert sie unakademisch und kritisch
Gedanken zu Gender und Popkultur. Über
Youtu­be wurde so etwa der Bechdel-Test zu
Frauen in Kinofilmen einem jungen Publikum
bekannt, in der Reihe „Tropes vs. Women“ für
das Bitch Magazine erläutert sie z.B. anschaulich das Hollywood-Prinzip „Schlumpfine“ in
TV und Film. fis
Oktober 2011 an.schläge l 15
Borrow
a Belly
Foto: soundboy/photocase
thema: leihmutterschaft
Geburtshilfe
Nicht allein unter Feministinnen wird Leihmutterschaft heftig diskutiert. Werden Frauen dabei ausgebeutet und Mutterschaft idealisiert? Oder wird Mutterschaft stattdessen entnaturalisiert und eine Alternative zur heterosexuellen Paarfortpflanzung geschaffen? Lea Susemichel hat sich Fakten und Diskurse
angesehen und dabei herausgefunden: Es ist alles noch viel komplizierter.
In die Medien schaffen es vor allem die
spektakulären Fälle: In Israel trägt eine
Leihmutter* die befruchtete Eizelle
einer Frau aus, die zu diesem Zeitpunkt
bereits zwei Jahre tot ist. Der Witwer
und Spermaspender erfüllt der Verstorbenen damit einen letzten Wunsch
und wird das Kind nun mit seiner neuen
Lebensgefährtin großziehen.
Ein deutsches Paar darf die von einer
indischen Leihmutter geborenen Zwillinge nicht mit nach Hause nehmen,
weil Deutschland ihnen das Visum verweigert und das Paar nicht als Eltern
anerkennt. Nach indischem Recht hingegen gilt die Leihmutter nicht als tatsächliche Mutter, die Kinder bekommen
also auch nicht die indische Staatsbürgerschaft und sind staatenlos.
Der sehnsüchtige Kinderwunsch eines
schwulen Mexikaners wird diesem von
seiner Mutter erfüllt, die ihm somit ihr
eigenes Enkelkind austrägt – die Eizelle
kam von einer guten Freundin.
Aufmerksamkeit erregen auch die Familiengeschichten diverser Prominenter:
Wie glücklich Elton John oder Sarah
Jessica Parker mit ihren von Leihmüttern ausgetragenen Kindern sind,
berichtet nicht nur die Klatschpresse.
Oder wie abfällig sich Nicole Kidman
vermeintlich über die Frau geäußert
habe, die für sie ein Kind zur Welt
brachte. Kidman gebrauchte den Ausdruck „Gestational carrier“ (wörtlich:
„Schwangerschaftsausträgerin“), was
ihr den Zorn der australischen Medien
einbrachte, die die Leihmutter durch
diesen Begriff zur „Brutmaschine“
degradiert sahen.
Doch genau solch eine Diskussion um
adäquate Bezeichnungen verweist auf
eine Ebene der Auseinandersetzung
mit dem Phänomen Leihmutterschaft,
die in der medialen Debatte allenfalls
im Subtext vorkommt. Warum ist eine
bloße „Funktionsbeschreibung“ in
diesem Zusammenhang so skandalös?
Und ist es denn tatsächlich angemessen,
dass stattdessen das Wort „Mutter“ in
der Bezeichnung enthalten ist, obwohl
Frauen, die den Dienst einer Leihmutterschaft anbieten, der hegemonialen
Vorstellung von Mutterschaft in nahezu
jeder Hinsicht widersprechen? Und
wieso ist es ganz grundsätzlich mit der
gängigen Idee von Mutterschaft so
vollkommen unvereinbar, dass Frauen
Kinder, die sie geboren haben, einfach
an andere abgeben – meist auch noch
gegen Bezahlung?
mitverdienen wollten, und um 1980
entstanden so die ersten Agenturen.
Seither steigt die Zahl der jährlich auf
diesem Weg geborenen Kinder rasant
an, zehntausende sind es inzwischen
weltweit jedes Jahr, so wird geschätzt.
Die Gesetzeslage ist sehr unterschiedlich, in den meisten EU-Staaten ist
Leihmutterschaft verboten, so auch
in Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Dort, wo sie erlaubt ist – in
Großbritannien, Spanien, Belgien, den
Niederlanden und Dänemark –, darf
kein Gewinn mit ihr erzielt werden.
Viele EuropäerInnen weichen deshalb
nach Indien oder Osteuropa, vor allem
in die Ukraine, aus, wo sich immer
Wieso ist es ganz grundsätzlich mit der
gängigen Idee von Mutterschaft so vollkommen unvereinbar, dass Frauen Kinder, die sie
geboren haben, einfach an andere abgeben –
meist auch noch gegen Bezahlung?
Rahel & die Rechtslage. Auch wenn die
Berichterstattung diesen Eindruck erwecken mag: Leihmutterschaft ist keine
neue Erscheinung. Bereits in der Bibel
wird sie erwähnt: Sowohl Rahel als
auch Lea ließen sich von ihren „Leibmägden“ Söhne gebären. Später war
das Verhältnis zwischen AuftraggeberIn
und Leihmutter nicht mehr zwangsläufig
ein hierarchisches: In den USA gab es
die ersten Leihmutterschafts-Vereinbarungen im ArbeiterInnenmilieu, oft
unter miteinander bekannten oder
befreundeten Frauen, und nicht immer
wurde dafür auch eine (finanzielle) Gegenleistung verlangt. Schnell witterten
jedoch Dritte ein Geschäft, an dem sie
mehr Kliniken und Agenturen auf die
Vermittlung von Leihmüttern spezialisieren. In den USA hat Kalifornien diesbezüglich die liberalste Gesetzgebung.
Dort haben die AuftraggeberInnen sogar die Möglichkeit, sich noch vor dem
Geburtstermin als offizielle Eltern in
die Geburtsurkunde eintragen zu lassen
(auch in Indien und der Ukraine gelten
sie automatisch als Eltern), während
andere US-Bundesstaaten wiederum
Gesetzesreformen verabschiedet haben,
damit Leihmutterschafts-Verträge dort
rechtlich nichtig werden. Auch in Kanada, Australien, Russland, Südafrika
und Israel (zur spezifischen Situation in
Israel siehe S. 21) ist Leihmutterschaft
* Anmerkung zum Begriff
Leihmutter siehe Seite 21
Oktober 2011 an.schläge l 17
thema: leihmutterschaft
legal, in vielen anderen Ländern ist die
Rechtslage uneindeutig.
Vollkommen uneinheitlich sind auch die
Anforderungen, denen die Wunscheltern
und Leihmütter genügen müssen. In
Kalifornien etwa dürfen auch Alleinstehende oder homosexuelle und unverheiratete Paare auf diesem Weg ein
Kind bekommen, anderswo steht er nur
heterosexuellen Ehepaaren offen. Wie
alt die künftigen Eltern höchstens sein
dürfen, variiert stark, und nicht überall
müssen Wunschmütter einen Nachweis
über die eigene Unfruchtbarkeit vorlegen. Auch die erforderlichen Qualifikationen der Leihmütter sind jeweils
andere: Fast überall müssen sie bereits
Kinder geboren (und behalten) haben,
ist: Die Leihmutter ist dann auch in
biologischer Hinsicht nicht die Mutter
des Kindes. (In anderen Ländern, so
etwa auch in Deutschland, gilt hingegen
diejenige, die das Kind geboren hat,
als Mutter, völlig unabhängig von der
DNA.) Im Extremfall können also bis
zu fünf Personen an dem Prozedere
beteiligt sein: Neben den zukünftigen
Eltern sowie der Leihmutter auch
noch Sperma- und EizellenspenderIn,
bei schwulen Paaren werden immer
wieder auch gemischte Samenspenden
verwendet.
Die Kosten für ein von einer Leihmutter
ausgetragenes Kind sind in den USA
sehr hoch, zwischen 60.000 und
100.000 Dollar und mehr müssen
Wie bei der Beurteilung von Prostitution
ist der Haupttenor auch hier: Aus freien
Stücken würde keine Frau sich auf diese
Art und Weise verdingen, Abhängigkeit und
ökonomische Not trieben sie in dieses
Ausbeutungsverhältnis.
damit soll das Risiko von Komplikationen bei der Schwangerschaft wie
auch bei der Kindsübergabe minimiert
werden. Doch während in manchen
Staaten unbedingt verlangt wird, dass
sie in einer aufrechten Ehe leben, dürfen anderswo (in Israel etwa) generell
nur Unverheiratete Leihmütter werden.
Wie streng die Gesundheitstests und
medizinischen Ausschlusskriterien
sind, ist ebenfalls sehr unterschiedlich
geregelt.
Spendenmix & Lohngefälle. Grundsätzlich unterschieden wird zwischen
„partieller“ und „voller“ Leihmutterschaft. Bei der vollen stammt nur das
Sperma vom zukünftigen Vater oder
einem anderen Spender, die Eizelle ist
die der Leihmutter selbst. Bei einer
partiellen Leihmutterschaft wird der
Leihmutter die befruchtete Eizelle
der zukünftigen Mutter oder die einer
anderen Spenderin eingesetzt. In diesem Fall existiert zwischen Leihmutter
und Kind keinerlei genetische Verwandtschaft. Insbesondere in den USA
werden inzwischen fast ausschließlich
partielle Leihmutterschaften angeboten,
weil damit die Rechtslage eindeutiger
18 l an.schläge Oktober 2011
aufgebracht werden. Den Löwenanteil erhält die Vermittlungsagentur,
die Leihmütter bekommen im Schnitt
maximal ein Drittel des Gesamtbetrags.
In der Ukraine verdienen Leihmütter
höchstens 10.000 bis 20.000 Euro,
zwischen 2.500 und 7.500 Euro sind es
in Indien, auch die Gesamtkosten sind
dann entsprechend niedriger.
Idealisierung von Mutterschaft. Die
feministische Diskussion über Leihmutterschaft verläuft über weite Strecken
analog zur Debatte um Reproduktionstechnologie, es gibt klare Lagerbildungen zwischen BefürworterInnen und
GegnerInnen. Die GegnerInnen
betrachten Fortpflanzungsmedizin
insgesamt als männliche Aneignung des
weiblichen Reproduktionsvermögens
und damit als Inbesitznahme des einzigen originär weiblichen Privilegs: neues
Leben geben zu können. Technologie
triumphiere hier über Natur, männliche
Allmachtsphantasie über natürliche
weibliche Gebärfähigkeit. Menschliches
Leben zu kommerzialisieren stünde
nicht nur im ethischen Widerspruch zur
Würde der Leihmutter, sondern auch zu
der des Neugeborenen. Wie bei anderen
reproduktionsmedizinischen Maßnahmen bestehe außerdem die Gefahr einer
eugenischen Auslese, denn auch hier
können die Leihmutter bzw. jene Personen, von denen Eizelle oder Sperma
stammen, potenziell nach Kriterien wie
Aussehen, Bildungsniveau und Gesundheit ausgewählt werden.
Indem dabei Nachwuchs um jeden
Preis ermöglicht wird, finde eine
Idealisierung von Mutterschaft statt,
so ein weiterer Einwand (siehe auch
Interview mit Gerlinde Mauerer, S. 20),
und Frauen würden erneut in erster
Linie auf ihre Fortpflanzungsfunktion
festgeschrieben.
Eine andere Argumentationslinie
hingegen erinnert stark an die feministische Auseinandersetzung zum Thema
Sexarbeit. Ein derart intimer und elementarer Einsatz des eigenen Körpers,
so argumentieren die KritikerInnen von
Leihmutterschaft, kann nicht als Dienstleistung wie jede andere verstanden
werden, denn sie sei mit keiner anderen
Form von Arbeit vergleichbar. Vielfach
wird überdies davon ausgegangen, dass
der engen körperlichen Verbundenheit
von Fötus und Schwangeren zwangsläufig auch eine emotionale Bindung entspricht, die Weggabe des Säuglings für
die Leihmutter also unweigerlich eine
schmerzvolle Erfahrung sein müsse.
Wie bei der Beurteilung von Prostitution ist der Haupttenor auch hier: Aus
freien Stücken würde keine Frau sich
auf diese Art und Weise verdingen, Abhängigkeit und ökonomische Not trieben
sie in dieses Ausbeutungsverhältnis.
Die Kritik an den oftmals höchst ungleichen Positionen von Wunscheltern und
Leihmutter wird auch von Feministinnen geteilt, die Leihmutterschaft sonst
weniger skeptisch gegenüberstehen.
In Indien etwa gibt es für Leihmütter
kaum Schutzbestimmungen. Die Bezahlung ist im internationalen Vergleich
sehr dürftig (entspricht dort aber oft
dem Durchschnittseinkommen mehrerer
Jahre), und das meiste Geld machen
überdies nicht sie selbst, sondern die
Vermittlungsagenturen und Kliniken, für
die sie arbeiten. Gleichzeitig müssen sie
sich enorme Eingriffe und rigide Einschränkungen gefallen lassen. Diverse
Voruntersuchungen und Hormonbehandlungen gehören überall weitgehend zum
Standard, ein gesunder Ernährungs- und
Lebensstil ohne Alkohol, Medikamen-
thema: leihmutterschaft
ten- und Zigarettenkonsum während der
Schwangerschaft ist oft obligatorisch.
Je nach Institution und Zahlungsfähigkeit der künftigen Eltern wird überdies
auch eine ständige Kontrolle der Leihmutter und des Schwangerschaftsverlaufs angeboten.
Dekonstruktion von Mutterschaft.
Wenngleich es also auch für feministische Befürworterinnen von Leih-
gegen Bezahlung, ohne dass darüber unter Feministinnen moralische Empörung
losgebrochen sei.
Das vielleicht zentralste Argument der
Verteidigerinnen: Leihmutterschaft sei
keine Idealisierung, sondern stattdessen
eine Dekonstruktion von Mutterschaft
(vgl. den Text von Elly Teman, S. 21).
Denn Mutter- und Elternschaft wird dabei nicht länger als biologische Tatsache
definiert. Was als Familie gilt, wer die
In aller Regel haben Leihmütter keine
Probleme, die Kinder anderen zu über­lassen, und legen meist einen erstaunlich
unsentimentalen Umgang mit dem Vorgang
an den Tag.
mutterschaft außer Frage steht, dass
gegen solche ausbeuterischen Arbeitsbedingungen vorgegangen werden
muss, die pauschale Beurteilung von
Leihmutterschaft als unmenschliche
Ausbeutung steht für sie keineswegs
außer Diskussion. Im Gegenteil: Sie
sehen in dieser Gleichsetzung eine
Viktimisierung von Frauen, denen jedes
Recht auf Selbstbestimmung genommen und jede Entscheidungsautonomie
abgesprochen wird, indem sie einfach
zu Opfern der Verhältnisse erklärt
werden. So tritt etwa Carmel Shalev in
ihrem Buch „Birth Power. The Case for
Surrogacy“ für die Legalisierung von
Leihmutterschaft ein, weil patriarchale
Beschränkungen ihrer Ansicht nach nur
dann überwunden werden können, wenn
Frauen „als autonome Handlungsträgerinnen angesehen werden, die für ihre
reproduktiven Entscheidungen selbst
verantwortlich sind“. Reproduktionsmedizin ist für viele BefürworterInnen
auch kein männliches, gegen Frauen
gerichtetes Instrument, sondern grundsätzlich einfach ein Mittel, das Frauen
mehr (Wahl-)Freiheiten einräumt und
Alternativen der Lebens- und Familienplanung jenseits heterosexueller
Paarfortpflanzung zulasse.
Auch das Argument der Kommerzialisierung von Leben lassen sie nicht gelten. Leihmutterschaft sei nicht mit dem
„Verkauf von Babys“ gleichzusetzen.
Was verkauft würde, sei vielmehr ein
körperliches Vermögen – und schließlich
dürften Männer auch Sperma spenden
Mutter- oder Vaterpositionen innehat,
ist bei diesen Vereinbarungen ausschließlich sozial bestimmt. Mit dieser
Pluralisierung von Verwandtschaftsbeziehungen gehe außerdem eine radikale
Infragestellung „natürlicher Mutterinstinkte“ einher. Indem Leihmütter die
von ihnen zur Welt gebrachten Kinder
gegen Geld freiwillig abgeben, wird der
Glaube an eine natürliche und bereits
pränatal gereifte Mutter-Kind-Beziehung nachhaltig erschüttert.
Eine Art Amme. Studien scheinen
diese These zu bestätigen, der Fall
„Baby M“, der 1987 in den USA
für Schlagzeilen sorgte, bleibt
tatsächlich die seltene Ausnahme.
Die Leihmutter hatte sich damals
nach der Geburt geweigert, das
Kind herzugeben, ein jahrelanger
Rechtsstreit folgte. In aller Regel haben
Leihmütter jedoch keine Probleme, die
Kinder anderen zu überlassen, und legen
meist einen erstaunlich unsentimentalen
Umgang mit dem Vorgang an den Tag.
Von psychischen Problemen aufgrund
dieser Erfahrung berichtet der Großteil
der Frauen auch in Langzeitstudien nicht
(vgl. Teman). Viele Leihmütter erleben
sie sogar als sehr bereichernd und
definieren sich selbst als eine Art Amme
und Babysitterin oder sie vergleichen
das eigene Empfinden mit der Befriedigung, die eine altruistische Organspende
wohl hinterlassen muss.
Auch auf die Kinder hat Leihmutterschaft laut einer Studie des Centre for
Family Research der Universität Cambridge keine negativen Auswirkungen.
„Bei den unterschiedlichen Familientypen gab es keinen Unterschied in der
Intensität und Qualität der Beziehungen
zwischen Eltern und Kindern“, schlussfolgert die Studienautorin Polly Casey,
die knapp 200 Familien miteinander
verglichen hat.
Fakt ist: Die Nachfrage nach Leihmutterschaft steigt. Für viele ist sie – nicht
zuletzt wegen der äußerst restriktiven
Adoptionsgesetze in vielen Ländern, die
etwa Alleinstehende und Homosexuelle
ausschließen – der einzige Weg, sich
einen Kinderwunsch zu erfüllen. Für
andere scheint sie eine durchaus akzeptable Verdienstmöglichkeit zu sein.
Statt einzelner Promi- oder Skandalfälle sollte sich die öffentliche Debatte
also lieber der Frage widmen, inwieweit
Leihmutterschaft unter für alle daran
Beteiligten gleichermaßen zufriedenstellenden Bedingungen vonstattengehen kann. Feministische Überlegungen
in diese Diskussion einzubeziehen, kann
dabei – trotz oder vielleicht gerade
wegen ihrer kontroversen Positionen zu
diesem Thema – nur von Vorteil sein. l
n
e
m
Femen ist eine feministische Organisation,
die seit knapp drei Jahren mit aufsehenerregenden Aktionen in der Ukraine für
Frauenrechte kämpft. Internationale Bekanntheit erreichte die Gruppe vor allem
deshalb, weil die, meist überaus attraktiven,
Aktivistinnen fast immer barbusig in Erscheinung
treten. Nach eigenen Angaben wollen sie auf diese Weise sexistische Spielregeln nutzen, um gegen Sexismus aufzutreten. Auf
ihrer Agenda steht auch der Protest gegen die Ausbeutung von
ukrainischen Leihmüttern. Ende Mai dieses Jahres organisierte Femen eine Demonstration auf dem Bahnhof von Kiew, bei
der eine hochschwangere Aktivistin mit nacktem Oberkörper
und einem hochgehaltenen „For Sale“-Schild vorgab, ihr Baby
an die Bestbietenden verkaufen zu wollen. „Die Regierung versucht, die Gebärfähigkeit der Ukrainerinnen zu privatisieren,
indem sie geschickt die Armut, Verzweiflung und Unbildung der
Frauen ausnutzt. Die Ukrainerinnen sind für sie ebenso eine
Ware wie die Kohle des Donbass (ein großes Steinkohle- und
Industriegebiet in der Ukraine, Anm.)“, ist auf der Homepage
von Femen über die Aktion zu lesen. les
Fe
Oktober 2011 an.schläge l 19
thema: leihmutterschaft
Mutterschaftsverherrlichung
Leihmutterschaft,
wie auch die
Reproduktionsmedizin allgemein,
ist für die Soziologin
Gerlinde Mauerer
alles andere als
emanzipatorisch.
Ein Interview von
Lea Susemichel
an.schläge: Bei der Reproduktionstechnologie scheiden sich die feministischen
Geister. Befürworterinnen sehen darin
einen Autonomie-Gewinn von Frauen
sowie eine Entnaturalisierung von
Mutterschaft. Kritikerinnen betrachten sie hingegen vor allem als eine
biopolitische Instrumentalisierung
von Frauenkörpern. Wie beurteilst du
Leihmutterschaft in diesem Kontext?
Gerlinde Mauerer: Gerade Mutterschaft
und die Vergesellschaftung von Frauen
als (potenzielle) Mütter hat sich historisch betrachtet als Falle oder „Fußangel“ für Frauen erwiesen – nachzulesen
schon bei Simone de Beauvoir. Die
Vergesellschaftung von Frauen über ihren Körper als den „anderen“, gebärfähigen, die theoretische und „praktische“
Materialisierung des weiblichen Körpers
und seine objektivierte und objektivierende Besetzung, die auch in Selbstbetrachtungen von Frauen übernommen
wird, erfährt in der Leihmutterschaft
eine Umsetzung par excellence.
Während GegnerInnen Technologie in
diesem Zusammenhang als männliches Machtinstrument begreifen,
betrachten FürsprecherInnen die
technologischen Möglichkeiten als
emanzipatorisches Mittel (Stichwort
„Cyborg-Feminismus“), das gerade
Frauen mehr Macht verleiht.
Mehr Möglichkeiten: Ja. Mehr
Macht-, Spiel- und Denkraum: Nein.
Auf politischer Ebene verführen die
Möglichkeiten reproduktiver Technologien zur Reinstallierung und neuen
Verherrlichung der Mutterfigur. Es fällt
mir schwer, dies als gesellschaftlichen
Gewinn zu betrachten. Auf persönlicher
Ebene mag das (auch) für Frauen einer
sein; auf gesellschaftspolitischer Ebene
wäre anderes weit dringlicher. Denn in
anderen Gebieten fallen die Unterstützungsleistungen für Frauen weiterhin
sehr dürftig aus. Es ist nach wie vor
weitgehend Sache jeder einzelnen Frau,
wie sie Beruf und Kinder vereinbart und
organisiert.
20 l an.schläge Oktober 2011
Im Interview mit dieStandard.at sagst
du, dass deiner Ansicht nach beide
Frauen benutzt werden – sowohl
Leihmutter als auch Auftraggeberin.
Inwiefern?
Weil in der „traditionellen“ Leihmutterschaft ein Norm-Paar (sprich ein verheiratetes Mann-Frau-/Ehepaar) mit einem
Kind oder Kindern „bedient“ wird. Das
sehe ich kritisch, weil eine Frau, krass
formuliert, zur „Krücke“ der anderen
Frau qua geliehener Reproduktionskraft
wird. Das bedingt keineswegs eine
Aufwertung von reproduktiven Tätigkeiten, denn – so Luce Irigaray – der Preis
für ein Kind ist eigentlich unbezahlbar.
Leihmutterschaft ist Biopolitik innerhalb
einer Gesellschaft, in der das Leben „an
sich“ wenig zählt. Vorherrschend ist
auch der (historisch männlich initiierte)
Gedanke, am Projekt „Lebensproduktion“ teilzuhaben. Gerade zu Beginn
wurden die Reproduktionsmediziner ja
wie Väter verehrt. Das Kind hat quasi
zwei Väter, einen Samenspender und
einen, der die technologische Erzeugung
geleistet hat. Ein wichtiger Punkt ist
zudem, dass Fortpflanzungstechnologie
ein reines Männerprojekt ist. Es wird
immer so getan, als ob es in erster
Linie um den Kinderwunsch der Frauen
gehe. Das stimmt nicht, tatsächlich ist
es ein zutiefst patriarchales Projekt.
Frauen erfüllen hier eine Rolle, die sehr
gewünscht wird.
Homosexuelle Paare etwa sind in den
allermeisten Staaten weiterhin vom
Adoptionsrecht und oft auch von
anderen reproduktionsmedizinischen
Möglichkeiten ausgeschlossen, für
viele bleibt Leihmutterschaft die
einzige Option. Wieso sollte ihnen das
verwehrt werden?
Auffällig ist meines Erachtens, dass ein
Vorteil, den Frauen in diesem Bereich
haben, in der aktuellen öffentlichen
Diskussion nicht gesehen und angesprochen wird. Warum wird – zumindest
im politischen „Mainstream“ – nicht
zwischen lesbischen und schwulen
Paaren unterschieden? Bräuchten lesbische Paare nicht eher einen „Samenspender“ als eine Leihmutter? Gegen
Kinderwunsch ist nichts zu sagen, mich
beschäftigt hier dennoch primär die
Frage, warum das Wort „homosexuell“
oft „geschlechtsneutral“ verwendet
wird, als ob das „Etikett“ Paar (egal
welches) vorrangig wäre. Das halte ich
für bedenklich.
Kritisiert du Leihmutterschaft, wie
sie unter den gegebenen ökonomischen und teilweise ausbeuterischen
Verhältnissen praktiziert wird, oder
grundsätzlich Schwangerschaft als
Dienstleistung?
Ich kritisiere das grundsätzlich, und zwar
in Bezug auf das Mutterideal, dem ja die
„Auftraggeberin“ unterworfen ist. Sie
muss dieses Ideal erfüllen – samt den
damit verbundenen Anforderungen, die
stetig zunehmen. Immer mehr Frauen
entscheiden sich quasi in allerletzter Minute doch noch für ein Kind. Erst müssen
sie sich in ihren Berufen beweisen, und
dann wird erwartet, dass frau doch noch
die Mutterrolle übernehmen soll bzw.
dass sie das will. Kinder zu bekommen
ist nach wie vor eine zentrale Anforderung, während alternative Lebensstile
unsichtbar bleiben. Viele Frauen haben
keine Kinder, sie werden von diesem
Ideal in ihren Lebensentwürfen massiv
beleidigt. Für mich ist Leihmutterschaft
deshalb völlig jenseits. Alle Frauen
müssen gemäß normierter Rollenbilder
Kinder kriegen – und wollen das dementsprechend auch. Elisabeth Badinter
hat diese „gefühlten Normen“ und
„normierten Gefühle“ sehr anschaulich
beschrieben. Diese konstruierte Norm
zeitigt bis heute Nachwirkungen auch im
sogenannten „Modell der Abweichung“,
etwa indem Frauen, die keine Kinder
haben, dies oft „erklären“ müssen. l
Gerlinde Mauerer ist Sozialwissenschaftlerin und Universitätslektorin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Gesundheits- und
Medizinsoziologie, feministische Theorien,
Gender Studies.
thema: leihmutterschaft
Birthing a Mother
Elly Teman hat acht Jahre lang in Israel zu Leihmutterschaft geforscht,
um den üblicherweise rein theoretischen Diskurs mit konkreten Befunden zu überprüfen.
Die Ergebnisse überraschen.
Frauen bekommen heute immer später
Kinder, die Unfruchtbarkeit nimmt zu,
und auch Alleinstehende und gleichgeschlechtliche Paare drängen auf mehr
Alternativen bei der Familienplanung.
Angesichts dieser Entwicklungen erlebt
das Phänomen Leihmutterschaft* einen
enormen Aufschwung, und aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Nachfrage
zukünftig sogar weiter sprunghaft
ansteigen.
Es gibt eine Fülle fächerübergreifender
wissenschaftlicher Untersuchungen zum
Thema Leihmutterschaft und somit
auch eine komplexe und nuancierte
kritische Debatte über deren ethische,
religiöse, gesetzliche und soziale Implikationen.
Im Allgemeinen zeigt die Wissenschaft
ein Unbehagen gegenüber Leihmutterschaft. Bedenken hinsichtlich der
Vermarktung von Frauen und Kindern
werden artikuliert und die klassen- und
geschlechtsspezifische Ausbeutung
von Frauenkörpern, der Eingriff in die
Natur und die Entwertung von menschlichem Leben sowie der reproduktiven
Arbeit von Frauen werden angeklagt.
Doch trotz der großen Aufmerksamkeit, die Leihmutterschaft in akademischen Kreisen erfahren hat, bleiben
die allermeisten Beschäftigungen mit
dem Gegenstand rein theoretisch. Sie
beziehen sich nur äußerst vage auf die
tatsächlichen Erfahrungen derjenigen,
die bei diesem Arrangement beteiligt
sind: die Leihmütter und die zukünftigen Eltern, die sich zusammengetan haben, um neue Menschen und damit auch
neue verwandtschaftliche Beziehungen
zur Welt zu bringen. Besonders befremdlich dabei ist: Trotz des enormen
anthropologischen Interesses am Thema
Reproduktionstechnologien mangelt es
an ethnografischen Untersuchungen zu
Leihmutterschaft.
„Unnatürlich“ und „abnormal“. Wie
in den wissenschaftlichen Debatten
zeigt sich auch im Alltagsdiskurs ein
Unbehagen dem Thema gegenüber. So
wird etwa unterstellt, dass Leihmutterschaft nur eine weitere Möglichkeit für
ökonomisch Privilegierte sei, um sozial
Schwächere auszubeuten, indem Reiche
einfach die Gebärmütter armer Frauen
„mieten“. Derselbe anklagende Tenor
kennzeichnet auch die mediale Berichterstattung über diverse Prominente,
die mithilfe von unsichtbar bleibenden
sen individuellen Entscheidungen stehen
sowie die Erfahrungen, die die einzelnen
damit machen, sind also weit komplexer,
als uns die einseitigen Schilderungen
von technologischer und kommerzieller
Ausbeutung suggerieren wollen.
Ebenso unerzählt bleiben in wissenschaftlichen und medialen Beschäftigungen mit dem Gegenstand meist
die Geschichten jener Frauen, die sich
hinter den Gebärmüttern verbergen –
jene Frauen, die vertraglich zugestimmt
haben, für andere ein Baby auszutragen.
Leihmütter werden als finanziell verzweifelte, habgierige, emotional instabile oder übertrieben – bis zu einem Grad
psychischer Gestörtheit – altruistische
Menschen dargestellt.
„Brutmaschinen“ Eltern werden, sowie
die Reportagen über „outgesourcte“
Leihmutterschaft in Indien.
Diese Verallgemeinerungen werden
jedoch der Mehrheit jener, die eine
Leihmutterschaft in Auftrag geben,
keineswegs gerecht: Sie wählen diese
Möglichkeit nicht leichtfertig, etwa aus
Angst vor Schwangerschaftsstreifen,
noch folgen sie einem bloßen Modetrend. Wenn heterosexuelle Paare sich
für eine Leihmutterschaft entscheiden,
dann in aller Regel erst, nachdem sie
lange mit Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten
oder anderen medizinischen Problemen
zu kämpfen hatten. Für andere Personen, die das Gesetz vom Adoptionsrecht
ausschließt, entweder weil sie zu alt
oder Single sind oder weil sie in einer
gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, ist Leihmutterschaft oft die einzige
Möglichkeit, um überhaupt Eltern zu
werden. Die Geschichten, die hinter die-
Im Fernsehen, im Film und im Mainstream-Journalismus werden Frauen,
die sich dafür entscheiden, ein Kind auszutragen und gegen Bezahlung an fremde Menschen abzugeben, in einer Weise
porträtiert, die allem anderen als dem
Ideal einer „guten Mutter“ entspricht.
Eine Analyse dieser Berichterstattung
zeigt das Bestreben zu belegen, dass
nur unnatürliche und abnormale Frauen
solch eine Entscheidung treffen können. Leihmütter werden als finanziell
verzweifelte, habgierige, emotional instabile oder übertrieben – bis zu einem
Grad psychischer Gestörtheit – altruistische Menschen dargestellt. Indische
Leihmütter werden als bitterarm und
hilfsbedürftig gezeichnet, während Ehefrauen von US-Militärs, die für andere
ein Kind austragen, beschuldigt werden,
die Krankenversicherung zu betrügen,
weil diese die Kosten für ihre Leihmutterschaft übernehmen muss.
* Ein Wort zur Terminologie: Das englische Wort
„surrogacy“ wurde als in
mehrfacher Hinsicht problematisch diskutiert, weil
es einen bloßen „Ersatz“
suggeriert. Der augenblickliche Trend, stattdessen von
„gestational carriers” (etwa
„Schwangerschaftsausträgerin“) zu sprechen, ist
genauso problematisch, weil
diese Bezeichnung eine bloß
instrumentelle Rolle der
Leihmutter impliziert und
ihren Beitrag herabwürdigt.
Meine Entscheidung für die
Bezeichnung „surrogate“
fiel hauptsächlich zugunsten
größtmöglicher Klarheit,
weil „surrogate“ der im
Englischen am häufigsten
gebrauchte Begriff ist.
Meine Verwendung von
„surrogate“ statt von „surrogate mother“ soll dabei
jedoch die Überzeugung
dieser Person widerspiegeln,
dass sie nicht die Mutter
des Kindes ist. Ich verwende
für die künftige Mutter
außerdem die Bezeichnung
„intended mother“ statt
„commissioning mother”,
um zu betonen, dass es eine
ganze Reihe bewusster und
absichtsvoller Handlungen
einschließt, um mithilfe
von „surrogacy“ Mutter zu
werden.
Anmerkung der Übersetzerin: Die Bezeichnung
„Surrogat-Mutter“ gibt es
im Deutschen auch, sie ist
aber sehr ungebräuchlich.
Nur das Wort „Surrogat“
wird im Zusammenhang
mit Leihmutterschaft auf
Deutsch – anders als im
Englischen – aber nie verwendet. Mangels überzeugender Alternativen wurde
deshalb bei der Übersetzung
und in den anderen Texten
auf die gängige Bezeichnung
„Leihmutter“ zurückgegriffen – trotz der sehr
berechtigten Einwände, dass
das Wort „Mutter“ (wie
im übrigen auch „leihen“)
eigentlich falsch gewählt ist.
Oktober 2011 an.schläge l 21
thema: leihmutterschaft
„Im normalen Bereich“. Die spärlichen
empirischen Studien, die es zu Leihmutterschaft gibt, gehen gewöhnlich
ebenfalls davon aus, dass Leihmütter
von der Norm abweichen, indem sie
unterstellen, dass sich diese Frauen hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsstruktur,
ihren moralischen Grundsätzen und/oder
ihrer psychologischen Vorgeschichte von
der Mehrheit der Bevölkerung unterscheiden. Doch trotz dieser Vorannahmen mussten nahezu alle diese Studien
letztlich zu dem Schluss kommen,
dass Leihmütter keinerlei signifikante
Unterschiede zeigen und absolut „im
normalen Bereich“ dessen sind, was als
psychische Stabilität, Intelligenz und
moralischer Standard gilt.
Ein weitverbreitetes Unbehagen existiert auch hinsichtlich der vertraglichen
Verpflichtung der Leihmutter, das Kind
nach der Geburt abzugeben. Es wird
angenommen, dass eine Leihmutter
unweigerlich eine Bindung zu dem Kind
aufbauen wird und seine Weggabe deshalb ein traumatisches Ereignis für sie
bedeuten muss. Diese Vorstellung gründet sich auch auf der breiten medialen
dessen zu denken, was wir für wahr
halten. In meinem Buch „Birthing a
mother“ geht es mir nicht darum, für
oder gegen Leihmutterschaft zu argumentieren oder mich an der Debatte
darüber zu beteiligen, ob diese Praxis
richtig oder falsch ist. Stattdessen
will ich einen neuen Blick auf diese
Reproduktionspraxis werfen und versuchen, neu zu denken, was wir über sie
wissen, indem ich die Erfahrungen jener
Personen ernst nehme, die unmittelbar
darin involviert sind, und zu verstehen
versuche, was Leihmutterschaft für sie
bedeutet – in ihren eigenen Worten.
Ich habe die Geschichten analysiert, die
Leihmütter und die zukünftigen Eltern
über eine Reise erzählen, die sie in dem
Moment beginnen, in dem sie sich für
eine „Fremdfortpflanzung“ entscheiden
und sich dadurch mit der schwierigen
Aufgabe konfrontiert sehen, den vorher
für selbstverständlich gehaltenen
Konzepten von Mutterschaft und Verwandtschaft neuen Sinn zu verleihen.
Diese Reise bringt es mit sich, dass
eine völlige neue Form von Beziehung
eingegangen wird, die eine intime Ver-
Die Leihmütter tragen das Risiko, als
abweichend und abnormal stigmatisiert
zu werden, weil sie den kulturellen Erwartungen nicht entsprechen, dass Frauen die
Kinder, die sie gebären, auch großziehen.
1 Der Fall „Baby M“ sorgte
1987 in den USA für einen
Rechtsstreit. Die Leihmutter
weigerte sich, das von
ihr ausgetragene Kind
abzugeben.
22 l an.schläge Oktober 2011
Diskussion des Falles „Baby M“1 – sie
entspricht jedoch keineswegs der Realität. Tatsächlich geht man davon aus,
dass über 99 Prozent aller Leihmütter
das Kind bereitwillig abgeben und
weniger als 0,1 Prozent aller Leihmutterschaftsfälle vor Gericht landen. Der
Großteil aller Leihmütter berichtet im
Nachhinein, dass der Vorgang zu ihrer
größten Zufriedenheit vonstatten ging
und sie keinerlei psychische Probleme
durch die Abgabe des Kindes hatten.
Langzeitstudien zeigen außerdem, dass
diese positive Einstellung auch langfristig erhalten bleibt. Die meisten Leihmütter bekunden außerdem Interesse,
noch einmal Leihmutter zu werden.
Neuverhandlungen. Genau an dieser
Stelle muss die Arbeit der Anthropologie darin bestehen, gegen den Strich
bindung zwischen Individuen schafft, die
sonst nie miteinander interagiert hätten,
und die Neuverhandlungen über persönliche Grenzen und verwandtschaftliche
Beziehungen erforderlich macht. Leihmüttern und zukünftigen Eltern wird ein
komplexer und komplizierter Balanceakt abverlangt, um diese Beziehung zu
meistern. Sie ist geprägt von Risiken,
Missverständnissen, aber auch von sehr
heiteren Augenblicken.
Meine Ethnografie konzentriert sich
auf solche Übereinkommen, bei denen
In-vitro-Fertilisation (IVF) angewendet wird. In einer Petrischale wird die
Eizelle der zukünftigen Mutter oder
die einer anderen Spenderin mit dem
Sperma des zukünftigen Vaters oder
dem eines Spenders befruchtet, und der
Embryo wird danach in die Gebärmutter der Leihmutter eingesetzt.
Ich untersuche, wie Leihmütter und
künftige Mütter die auftauchenden
Fragen hinsichtlich Mutterschaft,
Familie, Körper und gegenseitige
Grenzziehungen verhandeln. Besondere
Aufmerksamkeit widme ich dabei der
Beziehung, die zwischen den beiden
Frauen entsteht. Die sekundäre Rolle,
die der künftige Vater dabei spielt, spiegelt die distanzierte Position wider, die
er in den meisten von mir beobachteten
Fällen in der Beziehung zwischen den
Frauen eingenommen hat.
Kartografie des Körpers. Die Einsätze
bei diesem gemeinschaftlichen, aber
beileibe nicht einfachen Vorhaben sind
für beide daran beteiligten Frauen sehr
hoch. Die Leihmütter tragen das Risiko,
als abweichend und abnormal stigmatisiert zu werden, weil sie den kulturellen
Erwartungen nicht entsprechen, dass
Frauen die Kinder, die sie gebären, auch
großziehen.
Die künftige Mutter muss mit der
Tatsache leben, dass eine andere
Frau ihr Baby austrägt und dass diese
andere Frau größeren Anspruch darauf
erheben kann, als sozial anerkannte
Mutter des Kindes zu gelten. Auch
was die wechselseitige Kontrolle und
Abhängigkeit betrifft, vollführen beide
Frauen einen Balanceakt. Jede von
ihnen hat gute Gründe, sich vor einem
Kontrollverlust zu fürchten, beide haben
nachvollziehbare Gründe, die jeweils
andere zu beschuldigen, ihre Macht zu
missbrauchen.
Meine Studie zeigt, wie Leihmütter
darauf verzichten, sich als Mutter des
Kindes in ihrem Bauch zu begreifen.
Sie tun dies sowohl durch sprachliche
wie auch durch verkörperte Praxen.
Leihmütter vollziehen eine bewusste
Aufteilung ihres Körpers und stellen so
sicher, dass ihre Mutterschaft einzig ihren eigenen Kindern vorbehalten bleibt.
Sie ziehen symbolische Grenzlinien und
produzieren so eine Kartografie des
Körpers, mit deren Hilfe sie zwischen
unterschiedlichen körperlichen Bereichen unterscheiden: solchen, mit denen
sie sich identifizieren, und solchen, die
sie auf Abstand halten wollen, sowohl
auf einer kognitiven als auch auf einer
emotionalen Ebene. Auf der Grundlage dieser Karte erleben die Frauen
verschiedene Körperteile als jeweils
unterschiedlich stark von ihrem eigenen
thema: leihmutterschaft
Foto: Hilde Vanstraelen
Körper losgelöst oder mit ihm verbunden – aber auch als verbunden mit dem
Körper der zukünftigen Mutter. Denn
Leihmütter nutzen diese Karte auch,
um eine Vernetzung und Verbindung mit
der zukünftigen Mutter für die Dauer
der Schwangerschaft herzustellen.
Gleichzeitig unternehmen die Wunschmütter starke Anstrengungen, um
das Anrecht, als Mutter zu gelten, zu
erlangen, und kompensieren ihr Nichtschwangersein, indem sie etwa die Last
der mit der Schwangerschaft einhergehenden Bürokratie „tragen“.
Die Wunschmütter betreiben verschiedene „Praktiken der Inanspruchnahme“, um ihre Rolle, ihren Status und
ihre Identität als Mutter zu etablieren
und das Recht auf den Fötus für sich
zu reklamieren. Beide Frauen sind
außerdem in gemeinsame Praktiken
involviert, um die Schwangerschaft
symbolisch von der Leihmutter zu lösen
und dem Körper der zukünftigen Mutter
anzuheften. Die künftige Mutter bildet
dadurch eine „schwangere Identität“
aus und verkörpert die Schwangerschaft
dabei sogar stellvertretend, d.h. auch
ihr Körper reagiert auf diese Schwangerschaft. In manchen Fällen beschrieben die beiden Frauen die Intensität
dieser körperlichen Verbindung als
wechselseitigen Austausch, als „Ehe“
oder als das Verschmelzen zu einer
Einheit.
Nationalisierung der Körper. Meine
eingehende Feldforschung fand über einen Zeitraum von acht Jahren in Israel
statt. Israel ist dabei nicht zufällig gewählt. Es ist eines der wenigen Länder
weltweit, in denen Leihmutterschaft
legal ist und wo die entsprechenden
Verträge auch vor Gericht anerkannt
werden. Die überschaubare geografische Größe des Landes ermöglicht es,
die bislang wenig beachtete Beziehung
zwischen Leihmutter und zukünftiger
Mutter genauer zu untersuchen. Denn
die beiden können intensiver miteinander interagieren als anderswo, wo sie
oft in großer Entfernung voneinander
leben, etwa in verschiedenen Bundesstaaten der USA oder sogar in unterschiedlichen Ländern.
Israel ist zudem ein besonders passender Kontext, um zu untersuchen, wie
kulturelle Elemente die ganz persönlichen Erfahrungen von Frauen mit
Leihmutterschaft beeinflussen. Denn
jene Konzepte, die in diesen Vereinbarungen verhandelt werden, sind sowohl
in der jüdischen Religion als auch im
Diskurs um die israelische Nation stark
verankert. Mutterschaft, Familie und
der Notwendigkeit, Kinder zu gebären,
wurde historisch eine zentrale Bedeutung für das Überleben der jüdischen
Bevölkerung zugesprochen. Im Kontext
des israelisch-palästinensischen Konflikts hat die pronatalistische Ideologie
und Bevölkerungspolitik die Mutterschaft mit größter nationaler Bedeutung durchtränkt und dadurch ein frei
gewähltes Leben ohne Kinder zu einer
unüblichen und sozial wenig tolerierten
Alternative werden lassen. Der Körper
jüdischer Frauen wurde in diesem
Oktober 2011 an.schläge l 23
thema: leihmutterschaft
Zusammenhang ein symbolischer Ort,
an dem religiöse und nationale Grenzen
gefestigt werden, insbesondere deshalb,
weil die meisten orthodoxen Rabbiner
ein Kind, das aus der Gebärmutter
einer israelischen Frau stammt –
abhängig davon, von wem Eizelle oder
Sperma kommen – als jüdisch ansehen und demzufolge als israelische/n
StaatsbügerIn.
Statt als unmoralisch angesehen zu
werden und mit Abtreibungspolitik
in Verbindung gebracht zu werden,
wie in den USA und Europa, wurde Leihmutterschaft in israelischen
Parlamentsdebatten als erfreuliche
Lösung für Unfruchtbarkeit behandelt.
Dies geschieht in Analogie dazu, dass
dieses mächtige Fortpflanzungsgebot
auch der Legalisierung von Reproduktionsmedizin insgesamt den Weg
bereitet hat. Gleichzeitig offenbart sich
derungen, die Leihmutterschaft an das
Konzept von Mutterschaft und Familie
richtet, indem es diese beiden Konzepte
sauber und rigide definiert.
Leihmutterschaft als kulturelle
Anomalie. Angesichts der breiten
und vielfältigen Gegnerschaft und der
Kontroverse, die um Leihmutterschaft
entstanden ist, überrascht es nicht, dass
Umfragen in verschiedenen Ländern
gezeigt haben, dass die Mehrheit der
Befragten dieser Praxis ablehnend gegenübersteht und dass Leihmutterschaft
als die am wenigsten akzeptierte aller
Reproduktionstechnologien gilt. Die
allgemeine Ablehnung sowie die Stereotypisierungen und Fehlinformationen,
durch die sich die öffentliche Darstellung von Leihmutterschaft auszeichnet,
verraten mehr über die kulturelle
Angst, die die Idee von Leihmutter-
Heterosexuelle Paare entscheiden sich in
aller Regel erst für eine Leihmutterschaft,
nachdem sie lange mit Unfruchtbarkeit,
Fehlgeburten oder anderen medizinischen
Problemen zu kämpfen hatten.
Der Text ist ist eine stark
gekürzte und überarbeitete
Version der Einleitung aus:
Elly Teman: Birthing a
Mother. The Surrogate Body
and the Pregnant Self
University of California
Press, 2010
24 l an.schläge Oktober 2011
in diesen Leitsätzen jedoch ein höchst
konservatives Verständnis von Familie,
das ganz im Gegensatz zur Kultivierung
neuer Verwandtschaftsbeziehungen
und alternativer Familienformen steht,
wie sie Leihmutterschaft in den USA
zunehmend ermöglicht. Obwohl sich die
israelische Politik im allgemeinen sehr
liberal hinsichtlich der Nutzung von
Reproduktionsmedizin durch alleinstehende und lesbische Frauen gezeigt
und etwa die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare legalisiert hat,
schließt das Leihmutterschaftsgesetz
diese Personen aus – einzig verheiratete oder verpartnerte heterosexuelle
Paare dürfen eine Leihmutterschaft in
Anspruch nehmen. Die einzigen Familien, denen das Gesetz hilft, sind heteronormative Kernfamilien, unter völligem
Ausschluss gleichgeschlechtlicher Paare
und Alleinstehender. Dieses konservative Verständnis von Familie mag als eine
Reaktion auf die potenzielle Konfusion
interpretiert werden, die das Phänomen
Leihmutterschaft mit sich bringt. Das
Gesetz antwortet auf die Herausfor-
schaft in sich birgt, als dass sie etwas
über tatsächliche Probleme aussagen.
Dieser Angst liegt die subversive Natur
von Leihmutterschaft zugrunde, die eine
fundamentale kulturelle Anomalie und
Unvereinbarkeit darstellt. Anomalien
sind Abweichungen von der natürlichen
Ordnung oder gewohnten Vorgängen;
kulturelle Anomalien tauchen auf,
wenn die kulturelle Konvention einer
bestimmten Ordnung und Klassifikation
eines Objekts, einer Person, einer Erfahrung oder eines Ereignisses infrage
gestellt wird. Kulturen markieren all
jene Phänomene, die bestehende Ordnungen herausfordern, als Anomalien,
um die soziale Struktur und die moralischen Maßstäbe zu schützen.
Geburt, argumentiert die Kulturanthropologin Robbie Davis-Floyd, wird in den
USA als kulturelle Anomalie behandelt,
weil sie aufgrund ihrer Unberechenbarkeit den amerikanischen Glauben an
die Überlegenheit der Technik über die
Natur untergräbt. Vertraglich geregelte
Leihmutterschaft, die die fundamentalsten Strukturen moderner Gesell-
schaften herausfordert – Familie und
Mutterschaft –, stellt ein sogar noch
schockierenderes anomales Phänomen
dar. In einer Zeit, in der die Struktur
der Kernfamilie zunehmend bröckelt, in
der die Scheidungsraten zunehmen und
alternative Familienmodelle gedeihen, markiert Leihmutterschaft den
Höhepunkt einer Infragestellung des
Konzepts der Familie. Leihmutterschaft
erschüttert die moralischen Rahmenbedingungen, wonach Fortpflanzung als
„natürliche Tatsache“ angesehen wird,
die sich auf Liebe, Ehe und Geschlechtsverkehr gründet. Leihmutterschaft
macht Familie zu einer Angelegenheit
von Wahlfreiheit statt von Schicksal.
Indem das Verständnis von Familie als
biologischer Tatsache bedroht wird,
wird zugleich enthüllt, dass Familien
soziale Konstrukte sind.
Die durch Leihmutterschaft provozierten kulturellen Ängste werden weiter
verstärkt durch die Ängste vor dem Verlust mütterlicher Ganzheit. Denn durch
Leihmutterschaft wird die angenommene Einheit von Mutterschaft dekonstruiert und nun unter drei potenziellen
Müttern aufgeteilt: der genetischen, der
austragenden und der sozialen Mutter.
Ein Kind zur Welt zu bringen mit der
Absicht, es abzugeben, widerspricht
außerdem gängigen Annahmen, wonach
Schwangerschaft gleichgesetzt wird mit
dem darauffolgenden Projekt lebenslanger sozialer Mutterschaft. Und es
bedroht die dominante Ideologie vieler
Kulturen, die von einer unauflöslichen
Mutter-Kind-Bindung ausgehen. Diese
„Ideologie von Mutterschaft“ direkt herausfordernd, demonstriert Leihmutterschaft außerdem, dass auch der Glaube
an Mutterschaft als das natürliche,
begehrte und ultimative Ziel von Frauen
im Allgemeinen nur konstruiert ist. l
Übersetzung aus dem Englischen:
Lea Susemichel
Elly Teman ist Medizinanthropologin, ihre
Arbeitsschwerpunkte sind u.a. Reproduktions- und Körperanthropologie.
an.sprüche
Gleichberechtigung
und andere
Ausflüchte
Myriam Levoy ist für einen Job
vorübergehend ins Ausland gegangen.
Doch offenbar dürfen das nur Väter.
Illustration: Bianca Tschaikner
Im Frühjahr 2011 habe ich meine Kinder verlassen. Das hatte persönliche
und berufliche Gründe: Das Verhältnis zu meinen Ex-Mann, von dem ich
zu diesem Zeitpunkt bereits über ein Jahr getrennt war und mit dem ich
mir die Betreuung der Kinder von Anfang an geteilt hatte, war noch immer
katastrophal. Zudem musste ich nach Jahren der Unabhängigkeit wieder
meine Eltern um Geld fragen, weil es vorn und hinten nicht reichte. Dann
bot sich mir überraschend die Möglichkeit, im Ausland eine Zeit lang
genau den Job zu machen, den ich immer machen wollte, und bei dem
ich mich darüber hinaus genau dafür einsetzen konnte, was mir politisch
wichtig war. Ich dachte viel nach, drei, vier Wochen lang. Ich habe eine
Entscheidung getroffen. Ich habe sie mir gut überlegt, ich finde bis heute,
dass sie richtig ist und bin glücklich dort, wo ich bin.
Ich hatte mich mit dem Thema Mutterschaft und den damit verbundenen
gesellschaftlichen Ansprüchen schon die Jahre zuvor herumgeschlagen,
war jung und unbekümmert Mutter geworden, ohne jede Ahnung, mit
welch eisernem Griff einen die gesellschaftlichen Normen, Rollenbilder, eigene und fremde Ansprüche packen, wenn man das unbeschwerte
Studentinnenleben verlässt und nicht mehr länger eine Frau ist, die Rechte
hat, sondern eine Mutter, die Pflichten erfüllen muss. Die Erfahrungen
der Jahre zuvor waren allerdings harmlos im Vergleich mit den Reaktionen, die ich bekam, als ich Familie und FreundInnen meine Entscheidung
mitteilte, zumindest vorübergehend ins Ausland zu gehen – und die Kinder,
von denen ich wusste, dass es ihnen bei meinem Ex-Mann und in ihrem
gewohnten Umfeld besser gehen würde, nicht mitzunehmen. Ich war auf
Diskussionen und Kontroversen gefasst gewesen, aber nie hätte ich gedacht,
was für ungebändigte Emotionen, ja welcher Hass mir aufgrund dieser Entscheidung entgegenschlagen würden. Schließlich kannte ich genug Männer,
die verheiratet oder getrennt, für einige Monate zum Arbeiten ins Ausland
gingen oder von Anfang an ihre Kinder aufgrund einer Arbeit in einer anderen Stadt – oder auch schlicht wegen zu viel Arbeit – nur am Wochenende
sahen, ohne dass irgendjemand die Beziehung zu ihren Kindern oder ihre
„Vaterschaft“ infrage stellte. Meine Eltern, die mich mein Leben lang ermuntert hatten, auch als Frau selbstständig meinen Weg zu gehen, brachen
den Kontakt zu mir ab, nachdem sie mich als „Schande der Familie“ und
„furchtbare Egoistin“ bezeichnet und beschimpft hatten.
Noch geschockter war ich jedoch darüber, wie mein (größtenteils linksradikales) Umfeld reagierte: nämlich kein bisschen anders. FreundInnen, die
mich bisher immer unterstützt hatten, weigerten sich, mit mir über „dieses
Thema“ oder überhaupt weiter zu reden: Dies sei einfach eine absolut
unmoralische und egoistische Entscheidung, und ich solle mich nicht vor
meiner Verantwortung drücken, indem ich immer mit „Gleichberechtigung“ oder ähnlichen Ausflüchten käme. Leute, die ich kaum kannte, die
aber von meinen Plänen gehört hatten, schrieben mir E-Mails, in denen
sie mich dazu aufriefen, diese Entscheidung noch mal zu überdenken und
an die Kinder zu denken. Manche andere brachen vor mir in Tränen aus
und baten mich, bei den „armen Kindern“ zu bleiben. Die Anschuldigungen
gingen bis hin zu „geisteskrank“ und „gestört“.
Niemand hörte mir zu, fragte mich nach Gründen, niemand unterstützte
mich oder respektierte zumindest meine Entscheidung, niemand konnte
sachlich mit mir darüber reden. Ich fühlte mich, als hätte ich jemanden umgebracht und nicht, als wäre ich zum Arbeiten für eine Weile weggegangen,
in der Sicherheit, dass es meinen Kindern gut ging, sie liebevoll betreut
waren und ich regelmäßig Kontakt mit ihnen hatte. Niemand glaubte mir,
dass diese Entscheidung auch für mich nicht leicht war, dass ich die Kinder
sehr liebe und manchmal schrecklich vermisse. Wenn ich sie lieben würde,
wenn ich sie vermissen würde, hieß es, dann wäre ich bei ihnen.
Diese Anschuldigungen, ich würde meine Kinder nicht lieben, haben mich
über Monate furchtbar gequält, und sie tun das teils heute noch. Aber
ich bin ein politischer Mensch, ich habe mich viele Jahre intensiv mit
Rollenmustern, mit Frauen- und Mutterbildern auseinandergesetzt. Und
aus diesem Blickwinkel war es erschreckend zu erkennen, was für ein
unglaublich konservatives Frauen- und Familienbild in meinem theoretisch
so progressiven Umfeld herrschte. Die Mutter hat bei den Kindern zu sein.
Dass das Wohlergehen der Kinder nicht an die physische Präsenz der Mutter geknüpft ist, dass es vielleicht andere Familienkonstellationen gibt, die
ebenfalls denk- und lebbar sind, stand nicht mehr zur Debatte.
Das Argument „Kindswohl“ macht jeden Versuch, alternative Rollenmuster zu leben oder auch nur zu diskutieren, unmöglich. Haben Frauen sich
nicht mühevoll über Jahrzehnte hinweg von einem Verständnis von Mutterschaft befreit, das Liebe mit Selbstaufopferung gleichsetzt? Ich weiß
aus eigener Erfahrung, was für belastende psychische Folgen eine solche
permanente Unterdrückung eigener Bedürfnisse „für die Kinder“ auf eben
diese hat.
Feministinnen, scheint es, dürfen nicht Mutter werden, oder wenn sie Mutter sind, sind sie keine Feministinnen mehr. Muss nicht genau dieser Bruch
zum Thema für alle Linken (Frauen) werden? l
Myriam Levoy arbeitet seit mehreren Jahren als freie Journalistin.
Oktober 2011 an.schläge l 25
zeitausgleich
arbeitsfragen in allen
lebenslagen
studie
Räumliches Denken
Es ist eine Tatsache: Frauen sind weniger in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen sowie in der Mathematik vertreten. Auf der Suche nach
dem „Warum“ haben bis heute viele Forscher_innen die Antwort in der Biologie vermutet. Männer hätten sich im Laufe der Evolution als Jäger zurechtfinden müssen und würden deswegen über eine besser ausgebildete Fähigkeit
zum dreidimensionalen und räumlichen Denken verfügen. Nun wird diese
These endlich auf den Kopf gestellt. Eine Studie von drei Forscher_innen der
University of California in San Diego und der University of Chicago liefert
nun einen klaren Hinweis auf kulturelle Faktoren. Die Wissenschaftler_innen
fanden beim Vergleich von zwei nordostindischen bäuerlichen Gemeinden
heraus, dass in einer weiblich dominierten Gesellschaft die Unterschiede in
der räumlichen Wahrnehmung zwischen Mann und Frau verschwinden. Die
Forscher_innen ließen die Testpersonen in möglichst kurzer Zeit ein Puzzle
aus vier Würfeln zusammensetzen und stellten fest, dass in der patriarchal
organisierten Gemeinde die Männer um durchschnittlich 34,6 Prozent
schneller waren, die Frauen der matriarchal organisierten Gemeinde hingegen lösten die Aufgabe im Schnitt genauso schnell wie die Männer. pix
www.pnas.org/content/108/36/14786
Bärbel Mende-Danneberg
Alt und geil
Da staune ich aber. Im Morgenjournal dringt die Kulturnachricht an
mein müdes Ohr, die „Feuchtgebiete“-Autorin Charlotte Roche werde
irgendwo lesen. Na und? Ach ja, 1,3 Millionen Mal verkaufte Schlüpfrigkeit, das ist eine Meldung im ORF-Hauptprogramm wert. Auch die
Sex-Beichte der 80-jährigen Elfriede Vavrik, Autorin von „Nacktbadestrand“, brachte es zu medialen Orgasmen: Ist doch geil, dass eine alte
Frau DAS noch kann. DAS ist ein Medienhype. DAS, sächlich, bezeichnet die Sache: „Durch welchen Spiralgang sind wir dahin gelangt, zu
bejahen, dass der Sex verneint wird, ostentativ zu zeigen, dass wir ihn
verbergen, zu sagen, dass wir ihn verschweigen – und das gerade dadurch, dass wir explizit darüber reden, dass wir ihn in seiner nacktesten
Realität zu enthüllen suchen und dass wir ihn in der Positivität seiner
Macht und seiner Wirkung affirmieren?“ (Michel Foucault)
Ich sehe einen kausalen Zusammenhang zwischen öffentlicher Entblößung und offensichtlicher sexueller Verarmung. Sexualität, als Ware
im Politischen und Ökonomischen, unterwirft sich keinen neoliberalen
Dogmen. Die mediale und politische Macht versucht aber, diesen Zugriff
auf das Intimste in ihre Waagschale zu legen. Das steigert die Auflagen,
das steigert das Ansehen. Damit ist Geld zu machen.
Ich behaupte, dass es bei der medialen Zurschaustellung der Unterleibsberichte von Roche, Vavrik & Co. nicht um Sexualität geht, sondern um
eine weiblich aufgeladene Marktlücke. Doch niemand, schon gar nicht
Feministinnen, wagen zu zweifeln am Motiv, das mit Mut bezeichnet
wird – dass Geschlechtsgenossinnen ihr Geschlecht derart monströs zur
Schau stellen.
Ich schlafe wieder ein, träume von was ganz anderem, das nicht in der
sexualisierten Warenwelt vermarktbar ist: Wo bist DU? Wo bin ICH?
DAS ist die Frage, männlich oder weiblich, auf jeden Fall nicht sächlich.
Bärbel Mende-Danneberg, Journalistin für u.a. die „Volksstimme“, Herausgeberin und Autorin verschiedener Bücher, aktiv bei der Plattform 20.000
Frauen.
26 l an.schläge Oktober 2011
einspruch abgelehnt
Gynäkologinnen für Kärnten
„Die Kriterien für die Reihung der BewerberInnen um Einzelverträge mit
den Krankenversicherungsträgern sind (…) bei im Sonderfach ‚Frauenheilkunde und Geburtshilfe‘ ausgeschriebenen Einzelverträgen die durch das
weibliche Geschlecht zusätzlich vermittelbare besondere Vertrauenswürdigkeit.“ Für die Kärntnerinnen bedeutet dieser amtsdeutsche Satz konkret,
dass sie endlich auch in ihrem Bundesland Gynäkologinnen mit Krankenkassen-Vertrag konsultieren können (siehe an.schläge 2/2010), die es bisher
schlicht nicht gab. Eine Beschwerde der Kärntner Ärztekammer gegen die
neue Verordnung wurde nun vom Verfassungsgerichtshof abgewiesen. Die
Gynäkologin und SPÖ-Landesrätin Beate Prettner begrüßt diese Entwicklung: „Gerade im Fach der Gynäkologie kann man die Intimsphäre der
Patientinnen nicht einfach ausblenden, und es ist nun einmal so, dass sich
unzählige Frauen eine Frau als Gynäkologin wünschen würden, sich eine
Privatpraxis aber nicht leisten können.“ Ein flächendeckendes Angebot an
Kassen-Frauenärztinnen soll zukünftig sichergestellt werden. kaiv
word-add-in
Automatische Sprache
Wer sich das neue Add-In zum Gendering von Textdokumenten herunterlädt, erhält künftig nach Erstellen von Dokumenten in Microsoft-Word Vorschläge zu geschlechtergerechter Sprache. Markiert werden weibliche und
männliche Endungen, Titel und Fachausdrücke. Das Verfassen von Texten,
die alle BürgerInnen gleichermaßen ansprechen, soll künftig durch dieses
Hilfsmittel auch in Bundeskanzleramt und Frauenministerium vorangetrieben werden – weil auch in der sprachlichen Realität Frauen und Männer
gleichermaßen sichtbar sein sollen, sagte Ministerin Gabriele HeinischHosek bei der Präsentation mit Microsoft Österreich. Bleibt bloß die
Frage, ob durch diese Automatisierung auch die Akzeptanz geschlechtergerechter Sprache steigt. Ein anderer Ansatz wäre die Schaffung freiwilliger Standards: Eine ÖNORM zum Thema Gendering in der schriftlichen
Kommunikation, herausgegeben vom Austrian Standards Institute, wurde
an.riss arbeit wissenschaft
erst kürzlich auf Eis gelegt. Offenbar waren keine auf diesem Gebiet anerkannten ExpertInnen eingebunden worden. Somit bleibt der Leitfaden des
Unterrichtsministeriums vorerst die einzige offizielle Orientierungshilfe. fis
Download (kostenlos): http://gendering.codeplex.com
Leitfaden: www.bmukk.gv.at/medienpool/7108/PDFzuPubID403.pdf
studie
Noch 98 Jahre bis zur Lohngleichheit
Eine neue britische Studie des Chartered Management Insitute (CMI) in London prognostiziert die Schließung der Lohnschere für das Jahr 2109, d.h. in 98
Jahren. Vorausgesetzt, die Gehaltssteigerung verläuft weiterhin kontinuierlich
(Frauen verzeichnen dabei ein Plus von 2,8 Prozent, Männer nur von 2,5 Prozent). Aus einer Analyse der Einkommenssituation von 35.000 Angestellten in
ganz Großbritannien ging hervor, dass Frauen derzeit sogar ein etwas höheres
Einstiegsgehalt als ihre männlichen Kollegen erhalten. Doch ab der nächsten
Lohnstufe dreht sich dieses Verhältnis dramatisch um: Männer erhalten dann
im Durchschnitt deutlich mehr als ihre gleich qualifizierten Kolleginnen.
Am größten ist der Gender-Pay-Gap übrigens in Nordirland, am geringsten
sind die Gehaltsunterschiede in Wales. Kritische Stimmen fordern Transparenz
und staatliche Sanktionen in gehaltsdiskriminierenden Unternehmen, damit es
nicht tatsächlich noch knapp hundert Jahre bis zum Gleichstand dauert. miak
www.managers.org.uk/news/female-junior-execs-break-down-gender-pay-barrier
frankreich
Genderforschung in Biologiebüchern
„Das biologische Geschlecht identifiziert uns als männlich oder weiblich,
aber das ist nicht der Grund, weshalb wir uns als Mann oder Frau qualifizieren können.“ Sätze wie diesen finden Frankreichs Gymnasialschüler_innen von nun an in ihren Biologiebüchern. Denn gemäß dem neuesten Lehrplan sollen nicht mehr nur biologische Aspekte, sondern unter dem Titel
„Mann oder Frau werden“ auch soziokulturelle Aspekte der Geschlechts­
identität und der sexuellen Orientierung gelehrt werden. Dagegen laufen
nun Politiker_innen und Bürger_innen Sturm: Es existieren bereits Listen
mit Unterschriften von zehntausenden Kritiker_innen. Zu Schulbeginn forderten 80 Abgeordnete der konservativ-liberalen Regierungskoalition von
Unterrichtsminister Luc Chatel, er solle die Bücher zurückziehen. Auch
Jean-François Copé (Chef der Präsidentenpartei UMP) stellte sich hinter
die Proteste, Christine Boutin (Präsidentin der Christdemokratischen Partei) will die Bücher boykottieren. Chatel zeigt sich indessen von der Kritik
unbeeindruckt. Frankreichs Schüler_innen werden davon profitieren. be
studie
Prostatagewebe bei Frauen nachgewiesen
Das häufigste Krebsleiden bei Männern ist das Prostatakarzinom. Doch
auch Frauen können Karzinome im Drüsengewebe rund um die Harnleiter
entwickeln. Wiener Wissenschaftler_innen untersuchten deshalb, ob dieses
Drüsengewebe der Frauen dem Prostatagewebe der Männer entspricht.
Das Ergebnis: Bei 14 von 25 untersuchten Proben wurden Gewebe-Charakteristika nachgewiesen, die denen der „männlichen“ Prostata entsprechen. Konklusio der Studienautor_innen: „Eine ‚weibliche Prostata‘ wurde
in dieser Studie bei jeder zweiten Frau gefunden. Mögliche (bösartige,
Anm.) Neubildungen aus diesem Gewebe heraus könnten daher als ‚weibliche Prostatakarzinome‘ bezeichnet werden.“ be
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1743-6109.2011.02408.x/abstract
rechnungshofkritik
Universitäre Gehaltsschere
Je höher die Karrierestufe, desto niedriger der Frauenanteil. Zu diesem
Ergebnis kommt auch der österreichische Rechnungshof (RH) in seinem
Bericht zur Frauenförderung an Universitäten. Überprüft wurden die
Universitäten Linz und Wien sowie die TUs Graz und Wien. Trotz der 2009
verabschiedeten Novelle zum Universitätsgesetz 2002, die eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent für bestimmte Leitungs- und KollegialOrgane vorsieht, schwankt ihr Anteil zwischen 5,6 Prozent an der TU Graz
und 25 Prozent an der Universität Wien. Auch signifikante Gehaltsunter­
schiede bei neu besetzten Professuren stellt der RH fest. Berichte zur
Entlohnung bzw. Lohnunterschieden von Frauen und Männern sind in den
Frauenförderungsplänen – mit Ausnahme der Universität Wien – ausdrücklich vorgesehen. Veröffentlicht wurden diese bislang nicht. nita
www.rechnungshof.gv.at
Veranstaltungen & Calls
 Ringvorlesung: „For Future Innovations: Gender in Science and Technology“
Linz, ab 5.10., mittwochs 16.30-18.00, http://genderstudies.jku.at/images/stories/ringvlgendersciencetechnologyflyer.pdf
 Vortrag von Joan W. Scott: „French Seduction Theory“, Konstanz, 11.10., 18.00
www.kalender.uni-konstanz.de/index.php?id=11888&uc_event_id=1093&height=500&width=700
 Vortrag von Raewyn Connell: „Gender Theory on a World Scale“, Wien, 13.10., 18.00, www.univie.ac.at/gender/index.php?id=401#c2137
 Männertagung 2011: „Diversität von Männlichkeiten“, Graz, 20.–21.10., http://maennertagung2011.mur.at/
 18. Jahrestagung des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF):
„Gesichter der Frauengesundheit: Diskussionen und Standpunkte“, Berlin, 5.–6.11., http://akf2011.wordpress.com/
 Konferenz: „Sexual Cultures: Theory, Practice, Research“, Proposals bis 31.10., www.onscenity.org/conf1/
 Konferenz: „Taking Liberties: Sex, Pleasure, Coercion“, Proposals bis 1.11., http://call-for-papers.sas.upenn.edu/node/42339
Oktober 2011 an.schläge l 27
kindermoden
Little Miss Sexy
Ob Push-Up-BH oder High-Heels, die Mode- und Kosmetikindustrie
hat die Pre-Teens entdeckt. Von Leonie Kapfer
Abbildungen: Pumps für
Babys – „Extremely funny“
findet die Firma „Heelarious“ nach eigenen Angaben
ihre Idee, High-Heels für
Baby herzustellen.
Wer sich im Katalog oder Internet auf
die Suche nach Mädchenmode macht,
muss feststellen: Der Lolita-Look ist im
Kindergarten angekommen. Denn die
Models für Kindermode unterscheiden sich in ihren Posen
nur noch selten von ihren
erwachsenen Vorbildern.
Hände sexy in die Hüfte
stemmen, Brust raus und
Schnute ziehen, selbst
bei Sechsjährigen.
Auch die Bezeichnungen der Kleidungsstücke
lassen nicht wirklich auf
Mode für junge Mädchen schließen. „Rock
in süßer Mini-Länge“,
„Leggins in Netzoptik“
oder „Kleid, tail­liert mit
Spitzen“, alles bereits ab Größe 98 (für ca. Dreijährige) erhältlich. Ab Größe 140 (für ca. Zehnjährige) gibt es dann auch ein vierteiliges
Mädchen-Unterwäsche-Set: BH, Slip,
Top und Panty, falls gewünscht auch
xy Se hen
ic
Ze trick
1 Samantha M. Goodin,
„Putting on“ sexiness:
A Content Analysis of the
Presence of sexualizing
Characteristics in Girls’
Clothing“, 2011
2 www.mumsnet.com/
campaigns/let-girls-be-girls
3 Report of the APA Task
Force on the Sexualization
of Girls, 2007
28 l an.schläge Oktober 2011
mit der Aufschrift „Beautyqueen“. Auf
Webseiten US-amerikanischer Modeketten werden sogar Stoff-High-Heels
für Babys oder Push-Ups für Sechsjährige beworben.
Samantha Goodin, Absolventin des
Kenyon College und Initiatorin
einer Studie über sexualisierende Mädchenmode, kritisiert
die Bekleidungsunternehmen
für ihre Produkte scharf.
„Diese Art sich zu
kleiden kann dazu
beitragen, dass
sehr junge
Mädchen in
die Rolle
eines Sexualobjekts
gedrängt
werden“,
so Goodin.
In ihrer Studie untersuchte sie die 15
beliebtesten US-amerikanischen Modeketten auf deren Angebot an sexualisierender Kleidung für junge Mädchen.
Die Sexualisierung der Kleinsten macht auch vor der Comicwelt keinen Halt. So musste sich die 80er-Jahre-ComicIkon e Regina Regenbogen erst kürzlich einem „Makeover“ unterziehen. Regina – früher mit
kindlich-pummeliger Figur und verträumtem Blick – gibt sich nun sexy und lasziv.
Sie ist größer und dünner geworden und
nun stolze Besitzerin einer vollen blonden
Regina Regenbogen
vorher – nachher
Mähne. Auch ihren coolen Zauber-Regenbogengürtel, der früher locker um das Kinderbäuchlein hing, musste sie gegen einen sexy Tailliengurt tauschen, der deutlich
ihre neuen Barbie-Körpermaße offenbart. Selbst im Gesicht ist die neue Regina
kaum wiederzuerkennen – markante Gesichtszüge plus schwarz geschminkte blaue
Augen hat sie plötzlich. Die Herstellerfirma „Hallmark“ gibt an, sie wolle Regina
„ein modernes Image“ verpassen. Von einer Sexualisierung der Comic-Heldin will
sie hingegen nichts wissen. „Mode ändert sich nunmal im Laufe der Jahre.“
Zuvor hatte sich schon die amerikanische Zeichentrick-Ikone „Strawberry Shortcake“ einem sexy Relaunch unterziehen müssen. Auch hier lässt sich kein Babyspeck mehr finden. Gute Nachrichten kommen dafür von den „Glücksbärchis“
– diese durften trotz Make-over ihre Bäuchlein behalten. Selbst die weiblichen
„Bärchis“ dürfen weiterhin glücklich bewampt über Regenbögen rutschen und
auf Wolken hüpfen. leka
Das Ergebnis: 30 Prozent der online
erhältlichen Kleidungsstücke sind sexy
oder geschlechtsbetont. 25 Prozent der
Kleidungsstücke zeigten sowohl sexualisierende als auch kindliche Merkmale.
Goodin sieht darin ein Problem, da es
die „Selbst-Objektifizierung“ der Mädchen vorantreibt. Dabei kann Kleidung
die Art und Weise beeinflussen, wie
Mädchen sich selbst definieren. Die
Mädchen lernen so schon früh, einem
Klischee weiblicher Attraktivität zu
entsprechen.1
Lukratives Geschäft. Doch nicht nur
die Modeindustrie, auch die Kosmetikindustrie kann sich über neue
Konsumentinnen freuen. In den USA
haben fast zwei Drittel der sechs- bis
neunjährigen Mädchen lackierte Nägel,
und sechzig Prozent benutzen regelmäßig Parfüms, Körpersprays, Lipgloss
oder Lippenstift. Selbst Cellulitecreme
ist bei dieser Zielgruppe im Kommen.
„Meine jüngsten Kundinnen sind zwei
Jahre alt“, berichtet Nancy Robinson,
Betreiberin eines Beauty-Salons für
Kinder in der Nähe von Washington.
Leicht sei die Arbeit mit den Kleinen
jedoch nicht, denn „sie verschmieren
immer den Nagellack“.
Auch in österreichischen Wellness­
hotels sind Schönheitsbehandlungen für
Kinder keine Seltenheit mehr. So bietet das „Wellnesshotel Lacknerhof“ im
österreichischen Flachau eine „Pure
Rückenbehandlung“ für Sechsbis Zwölfjährige an. Denn „wenn
sich der Rücken mal nicht von seiner
schönsten Seite zeigt“, kann „durch
Ausreinigen und mit speziellen Wirkstoffen der Fetthaushalt reguliert,
die Poren verfeinert und Irritationen
gemindert“ werden. So können Eltern
für nur 41 Euro sichergehen, dass
auch der Rücken ihres Kindes fettfrei
entzückend ist.
Für die Schönheitsindustrie stellt dies
einen komplett neuen und gewinnbringenden Absatzmarkt dar. Die Strategie,
mit zuvor erst geschaffenen Bedürf-
heimspiel
leben mit kindern
nissen oder Komplexen Milliarden zu
verdienen, deckte Naomi Wolf bereits
1991 mit ihrem Buch „The Beauty
Myth“ auf. Der frühe Schönheitsterror
erzieht die Mädchen zu dem, was die
Industrie haben will: kaufwillige
Konsumentinnen.
Let girls be girls! In Großbritannien
formiert sich nun Widerstand gegen
diese fortschreitende Sexualisierung von
Kindern. Dort rief die Mütterinitiative
„Mumsnet“ die Kampagne „Let girls be
girls“ ins Leben. „Wir wollen Mädchen
wieder zeigen, dass nicht ‚Sexiness‘,
sondern ‚Cleverness‘ von Bedeutung
ist. Außerdem wollen wir den Kindern
Spätfolgen? Auf die Frage, welchen
Einfluss die „sexy Mode“ auf die
Entwicklung von Kindern hat, weiß
Eileen Zurbriggen, Mitarbeiterin der
Amerikanischen Psychologischen Vereinigung und bekennende Feministin,
eine Antwort: „Die Konsequenzen der
Sexualisierung von Minderjährigen sind
heute Realität, samt allen negativen
Konsequenzen. Schon Erstklässlerinnen
sind auf Diät, weil sie ihre Kinderbäuche loswerden wollen.“
In einer von ihr durchgeführten Studie3
benennt sie die Folgen der permanenten
Sexualisierung: Essstörungen, geringes
Selbstbewusstsein und Depressionen.
Auch eine gestörte Sexualität der Mäd-
„Meine jüngsten Kundinnen sind zwei
Jahre alt“, berichtet Nancy Robinson,
Betreiberin eines Beauty-Salons. Leicht
sei die Arbeit mit den Kleinen jedoch
nicht, denn „sie verschmieren immer
den Nagellack“.
klarmachen, dass weibliche Sexualität
nichts mit ‚anderen gefallen‘ zu tun hat“,
so eine Initiatorin der Aktion. Wichtig
ist den Betreiberinnen von „Mumsnet“
auch, dass ihre Initiative nicht aus
„moralischer Panik“ geboren ist. „Wir
wollen die Sexualität unserer Kinder
nicht leugnen oder behaupten, dass
Kinder noch keine besäßen. Wir wollen
nur, dass sie eine gesunde Sexualität
jenseits bestehender Geschlechternormen entwickeln“, heißt es
auf der Homepage.2
Auch der britische
Premierminister David
Cameron spricht sich
für Verbote von
sexualisierenden
Kleidungsstücken oder
Spielsachen für
Mädchen aus.
Ob es in Großbritannien wirklich
zu einem staatlichen Verbot kommen
wird, ist bis jetzt allerdings noch nicht
klar. Für die Frauen von „Mumsnet“
wäre dies jedoch das einzige wirksame
Mittel, um Kinder vor sexualisierenden
Einflüssen zu schützen.
chen zählt zu den Spätfolgen. „Mädchen, die stark sexualisierten Darstellungen von Weiblichkeit ausgesetzt sind,
zeichnen sich durch geringe sexuelle
Selbstbehauptung aus.“
Die Sexualisierung der
Mädchen zeigt, so
Zurbriggen weiter,
unser gestörtes
Verhältnis zu
Weiblichkeit.
„Die Mädchen
werden adultisiert, wohingegen erwachsene
Frauen infantilisiert
werden.“
Auch auf die Frage,
was Erwachsene oder
Eltern nun angesichts der
medial omnipräsenten Sexualisierung von Mädchen tun können, weiß Zubriggen eine Antwort:
„Eltern sollten sich der Sexualisierung
bewusst werden und diese auch offen
mit ihren Kindern besprechen. Außerdem sollten sie ihren Kindern alternative Medien anbieten, wie feministische
‚zines‘ oder ‚blogs‘“. l
Text: Alice Ludvig, Illustration: Nadine Kappacher
Wie machst du
das eigentlich?
Als Alleinerzieherin eines mittlerweile Zweijährigen falle ich
weiterhin nicht auf. Wochentags in einem stark frequentierten Wiener Schwimmbad kann ich die amtlich bestätigten
14 Prozent nicht ausfindig machen, die sogenannten „EinEltern-Familien“ mit Kindern unter 15. Ich sehe jedenfalls
bis zum Badeschluss eine ganze Masse von mindestens
98 Prozent Frauen im Kinderbereich. Ich werde auch nur
noch selten gefragt: „Sag, wie machst du das eigentlich?“,
denn die Mütter in meinem Bekanntenkreis sind selbst sehr
beschäftigt. Zugegeben, ich spreche hier über AkademikerInnen mit Wohnsitz innerhalb des Gürtels bzw. in gentrifizierten Bezirken. Also echt nicht der Durchschnitt. Von
dieser Gruppe bekommen jene, die bisher ohne Job nur ihr
Kind betreuten, demnächst das zweite oder haben begonnen,
wieder zwei, drei Tage die Woche zu arbeiten. Ich habe mich
schon öfters gefragt, wie machen die das eigentlich? Nur
Kind wäre mir nämlich viel zu anstrengend gewesen, wenn
ich sehe, wie ausgebucht diese Mütter waren: Die Termine
führten sie von der Osteopathin über die Beikostberatung
in die Elternabende der Pikler-Gruppe und zurück. (Emmi
Pikler war die Gründerin einer Bewegungsphilosophie im
Ungarn der 1950er Jahre.) Dazwischen gab es noch BabySchwimmkurse, und die aktivsten meiner Bekannten haben
zudem sogar Gehörlosensprachkurse besucht. Ehrlich, das ist
jetzt total in, damit kann frau nämlich mit dem Nachwuchs
schon vor der Spracherlernung kommunizieren!
Für den Baby-Schwimmkurs war ich zugegeben zu faul,
außerdem fand ich ihn unverschämt teuer. Und wie mache
ich das eigentlich? Ich arbeite 31 Stunden, mein Sohn ist
im Kindergarten und lebt jeweils zwei Tage pro Woche bei
meinen Eltern. Die restliche Zeit ist „quality-time“ für uns,
womit ich sehr zufrieden bin. Einige meiner Freundinnen
aus „Zwei-Eltern-Familien“ waren unlängst zum ersten Mal
abends wieder im Kino. In diesen Kreisen aber eine Frage
der Prioritäten und nicht des Geldes.
Alice Ludvig ist seit über zwei Jahren aus freien Stücken Alleinerzieherin und lebt in Wien.
Nadine Kappacher gibt es da www.salon-nadine.at
und dort http://meerweh.tumblr.com
Oktober 2011 an.schläge l 29
china
Emanzipierte
Zwillingsschwestern
Vor genau 100 Jahren endete in China
die Herrschaft des letzten Kaiserhauses.
Dass diese Revolution nur mit politischen
Frauen zu haben war, hat auch nachfolgende
Generationen entscheidend geprägt.
Eine Rückschau von Alexandra Siebenhofer
Qiu Jin
Am 10. Oktober 1911 löste im chinesischen Wuhan ein Unfall beim Bombenbasteln eine Kettenreaktion revolutionärer Agitation aus, die den Fall des
letzten chinesischen Kaiserhauses zur
Folge hatte. Die Ereignisse kamen für
wenige überraschend. Zu lange schon
war klar, dass die angesichts zunehmender Krisen als unerlässlich empfundene
Modernisierung Chinas nur über einen
Bruch mit dem alten System erreicht
werden konnte. Frauenemanzipation
war Teil dieser notwendigen Erneuerung, aber damit auch von Anfang
an Zwillingsschwester eines antiimperialistischen und nationalistischen
Diskurses.
Link:
http://chrdnet.org/ (Chinese
Human Rights Defenders)
30 l an.schläge Oktober 2011
Qiu Jin. Diese nicht ganz unproblematische Allianz brachte als positiven
Nebeneffekt eine hohe Akzeptanz
emanzipierter Frauen mit sich. Qiu Jin
war eine der ersten, die sich aufmachte,
um die so entstandenen Freiräume zu
nutzen. 1904, im Alter von 29 Jahren,
verließ sie die arrangierte Ehe und ihre
zwei kleinen Kinder, um in Japan zu
studieren. Dort verfasste sie Essays, in
denen sie die gesellschaftliche Situation von Frauen kritisierte, und wurde
Mitglied der Revolutionsallianz Sun
Yat-sens.
1906 kehrte Qiu Jin aus Japan zurück,
lehnte die angebotene Versöhnung
mit ihrem Mann ab und gründete eine
Schule für Mädchen in ihrer Heimatprovinz Zhejiang – damals eine der
wenigen Möglichkeiten, als progressive
Frau ein Auskommen zu finden. Sie trug
westliche Männerkleidung und ermunterte ihre Schülerinnen zu militärischen
Übungen, gleichzeitig arbeitete Qiu Jin
weiter im politischen Untergrund. 1907
wurde sie nach einem misslungenen
Umsturzversuch verhaftet und am 15.
Juli 1907 hingerichtet.
Xiang Jingyu. Qiu Jin erlebte den Sturz
des Kaiserhauses 1911 nicht mehr. Doch
er brachte ohnehin wenig Erleichterung.
Statt einer durchsetzungskräftigen
Zentral­regierung etablierten sich konkurrierende Kriegsherren. Politische Aktivist_innen reagierten auf die Desillusionierung des republikanischen Gedankens
mit zunehmender Radikalisierung.
Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten, die in diesem Klima der Enttäuschung und Frustration politisch
aktiv wurde, war Xiang Jingyu. Mit 24
Jahren bereits eine bekannte politische
Aktivistin, entging sie einer arrangierten Heirat, indem sie 1919 zu einem
Studienaufenthalt nach Frankreich
aufbrach. Dort heiratete sie Cai Hesen,
späteres Gründungsmitglied der kommunistischen Partei Chinas (KPCh).
Nach ihrer Rückkehr wurde Xiang Jingyu 1922 beim zweiten Parteikongress
der KPCh zur Leiterin des Frauenbüros
ernannt. Als 1925 eine Protestwelle
das Land erfasste, war es Xiang Jingyus
Mobilisierungsarbeit, die zahlreiche
Frauen auf die Straße brachte. Die
Chance, mit Xiang eine Galionsfigur der
chinesischen Arbeiterinnenbewegung
zu schaffen, nutzte die kommunistische
Partei allerdings nicht: Als wegen
interner Machtkämpfe ihr Mann Cai
Hesen in Ungnade fiel, verlor auch Xiang Jingyu ihre wichtigsten politischen
Ämter. Nachdem 1927 die Allianz zwischen kommunistischer und nationalistischer Partei auseinanderbrach, wurden kommunistische Aktivitäten immer
brutaler verfolgt. Vor allem auf dem
Land zeigte sich das in einer Welle der
Gewalt gegenüber Frauen, die sich als
Zeichen ihrer Unterstützung der KPCh
die Haare kurz geschnitten hatten. In
china
diesem politischen Klima wurde Xiang
Jingyu verhaftet und 1928 im Alter von
33 Jahren hingerichtet.
Ding Ling. Yu Manzhen war Klassenkollegin und eine der frühesten Mitstreiterinnen Xiang Jingyus. Ihre Tochter,
Jiang Bingzhi, nannte sich später Ding
Ling und wurde zu einer der wichtigsten
Autorinnen des modernen Chinas. Der
Situation von Frauen in der sich rapide
verändernden Gesellschaft der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts galt dabei
ein großer Teil ihrer schriftstellerischen
Aufmerksamkeit. Nach der Verhaftung
und Hinrichtung ihres Partners Hu Yepin aufgrund seiner Arbeit für die KPCh
trat Ding Ling ebenfalls der Partei bei,
litbüros z.B., dem Gremium des Landes
mit der größten Entscheidungsmacht,
findet sich unter den neun Mitgliedern
keine einzige Frau. Selbst unter den
übrigen 16 Mitgliedern des Politbüros
der KPCh befindet sich nur eine einzige
Frau, und von insgesamt 27 Minis­
ter_innen sind nur drei Frauen.
Zumindest den Frauenanteil von etwa
20 Prozent haben Chinas Dissident_innen mit ihren politischen Gegner_innen
gemeinsam. Unter ihnen ist etwa die
Bloggerin Liu Di, die 2002 bis 2003 für
ihre regierungskritischen Blog-Einträge
ein Jahr im Gefängnis saß und sich seither als selbstständige Autorin und Übersetzerin durchschlägt, weil möglichen
Arbeitgeber_innen nahegelegt wird, sie
Heute ist Ding Ling eine der großen Ikonen
chinesischer Literatur wie auch chinesischer
Feministinnen. Über Xiang Jingyus Erbe
wacht der „Allchinesische Frauenverband“
der KPCh mit hagiografischer Definitionsmacht. Qiu Jin wiederum eignet sich wie
keine andere zur romantischen Verklärung.
wurde im Gefolge aber auch eine der
frühesten Kritikerinnen der patriarchalen Strukturen innerhalb der KPCh.
Bereits 1942 brachte ihr das harsche
Disziplinierungsmaßnahmen durch die
Partei ein.
Heute ist die 1986 verstorbene Ding
Ling eine der großen Ikonen chinesischer Literatur wie auch chinesischer
Feministinnen. Über Xiang Jingyus
Erbe wacht der „Allchinesische Frauenverband“ der KPCh mit hagiografischer Definitionsmacht und ignoriert
dabei gerne, dass ihr von ihren Parteikollegen keinerlei offiziell gewählter
Repräsentantinnen-Status zuerkannt
wurde. Qiu Jin wiederum eignet sich
wie keine andere zur romantischen
Verklärung.
Liu Di, Zeng Jinyan, Li Tiantian. Frauen bekleiden in China heute immerhin
rund 20 Prozent aller politischen Ämter.
Diese Zahl stagniert allerdings schon
seit Mitte der 1990er Jahre und sagt
außerdem nichts darüber aus, welche
Ämter es sind, die von Frauen besetzt
werden. Im ständigen Ausschuss des Po-
nicht anzustellen. Oder die Bloggerin
und Aids-Aktivistin Zeng Jinyan, die
gemeinsam mit ihrem seit 2006 wiederholt inhaftierten Mann 2007 einen
Film über ihren Hausarrest gedreht hat
und immer wieder mit sozialpolitischen
Themen bei der Regierung aneckt.
Rund 16 Prozent Frauenanteil weist die
Liste all jener auf, die diesen Frühling
verhaftet wurden, als in China kurze
Zeit Proteste nach dem Vorbild der
ägyptischen Revolution aufflammten.
Die Shanghaier Anwältin Li Tiantian
ist eine dieser Verhafteten. In einem
ihrer letzten Blogeinträge berichtet sie
davon, wie die Polizei sie von ihrem Arbeitsplatz weg zu einem Verhör brachte: „Die Polizei sagte, wenn ich noch
einmal solche Dinge schreiben würde,
würde meine Familie von ihnen hören
und mein Freund könnte seinen Job
verlieren. ‚Wenn Sie uns nicht in Ruhe
unsere Arbeit machen lassen‘, sagten
sie, ‚werden wir Sie auch nicht in Ruhe
Ihre Arbeit machen lassen. Kommen
Sie uns nicht mit dem Gesetz, das hier
ist die Welt der kommunistischen Partei
Chinas.‘“1
Ni Yulan, Wang Lihong und Cheng
Jianping. Auch Ni Yulan und Wang Lihong sind seit diesem Frühling in Haft.
Beide kämpfen bereits seit einigen Jahren unter großem persönlichen Einsatz
für die Rechte von Bürger_innen, die
beispielsweise von Zwangsräumungen
betroffen sind. Ni Yulan wurde während
einem ihrer Gefängnisaufenthalte so
schwer verprügelt, dass sie seither nur
mehr mit Krücken gehen kann.
Obwohl sie also zahlenmäßig in der
Minderheit sind, verschaffen sich Chinas
Dissidentinnen immer wieder lautstark
Gehör. Mitunter stehen sie sogar im
Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn
sich eine Eskalation mit den Behörden
abzeichnet. So wie im Fall Cheng Jianpings. Sie sitzt seit letztem Jahr wegen
eines ironischen Tweets im Gefängnis.
Mit den Worten „zum Angriff, wütende
Jugendliche“ hatte sie einen Tweet
ihres Freundes kommentiert, der zum
Ziel hatte, nationalistische Demonstrant_innen zu veräppeln, die wieder
einmal lautstark gegen Japan mobil
machten. Am 14. November dieses
Jahres soll sie ihre Strafe für den von
den Behörden absichtlich als Aufruf
zum Aufruhr missverstandenen Tweet
abgesessen haben.
Das beträchtliche Medienecho im Fall
Cheng Jianpings bleibt allerdings die
Ausnahme. Dabei beurteilt die verhaftete Anwältin Li Tiantian die Rolle
ausländischer Medien durchaus positiv.
Sie meint dazu in einem ihrer Blogeinträge: „Mein Eindruck ist, dass sich der
Sicherheitsdienst doch vor dem Einfluss
ausländischer Medien fürchtet. Sie
kommen mir vor wie Schauspieler_innen, die eine Rolle spielen, die sie nicht
verstehen.“
Von den sieben im April verhafteten
Frauen sind mittlerweile vier wieder
aufgetaucht, nachdem sie bis zu drei
Monate verschwunden waren. Gegen
eine Aktivistin, Liu Huiping, wurde
Anklage erhoben, Wang Lihong wurde
am 9. September zu neun Monaten
Haft verurteilt, zwei Aktivistinnen, Ni
Yulan und Liang Haiyi, sind weiterhin in
Haft. l
Alexandra Siebenhofer hat in Wien, Leiden
und Nanjing Sinologie studiert und arbeitet in einem Übersetzungsbüro. In ihrem
Blog http://salx.posterous.com/ schreibt
sie u.a. über politischen Protest in China.
1 http://chinadigitaltimes.net/
2011/03/li-tiantian-today-thedsd-took-me-for-a-chat-again/
Oktober 2011 an.schläge l 31
an.riss kultur
dem heutigen Alltag von Lotte Brainin mit Erzählsequenzen, wodurch die
Gegenwärtigkeit der KZ-Verbrechen schmerzlich verdeutlicht wird. sylk
Beiträge zur Geschichte weiblicher Erfahrung von politischer und „rassischer“ Verfolgung,
3.10., 19.00, Café Sperlhof, 1020 Wien, Große Sperlgasse 41
http://rassismusfreiezonen.wordpress.com/aktionswoche-2011/, www.ravensbrueck.at
ausstellung
Mit den Dingen fließen
Womanbomb, Foto: Thomas Richter
performance
Vor der Explosion
In nicht einmal 13 Minuten wird sich die Selbstmordattentäterin in die
Luft jagen. Die kroatische Autorin und Theatermacherin Ivana Sajko will
herausfinden, was in dieser Frau vorgeht, und sie beginnt zu recherchieren: Sie sammelt Material aus Zeitungsartikeln, Forschungsberichten und
Beiträgen internationaler Zentren zur Bekämpfung des Terrorismus, holt
die Meinungen eines Psychiaters und eines Terrorexperten ein, lässt Angehörige von SelbstmordattentäterInnen sprechen. Auch die Geliebte eines
namenlosen Politikers, Mona Lisa, Gott, Freunde der Autorin und ein Chor
von Engeln kommen in der szenisch-konzertanen Performance „Womanbomb“ zu Wort. Deren sehr heterogene Meinungen und Überzeugungen
verdichten sich zu einem Gedankenstrom, Fakten und Fiktionen vermischen
sich. Ivana Sajko gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Südosteuropas. In der österreichischen Erstaufführung von Womanbomb führt
Dora Schneider Regie. han
Womanbomb. 1.,4.,7.–9.,13.,15.–17.10, 19.30. Salon5 im Brick-5, 1150 Wien, Fünfhausgasse
5. [email protected], www.salon5.at
erinnerungskultur
Weil wir frei sind, es zu lesen
„Aber diese Frauen mußten es aus-halten, und deswegen müssen wir
dieses Buch lesen. Wir sind nicht frei, es zu lesen oder nicht, weil wir frei
sind, es zu lesen“, postulierte Elfriede Jelinek in einem Vortrag 2004
anlässlich der Präsentation des Buches „Sexualisierte Gewalt. Weibliche Erfahrungen in NS-Konzentrationslagern“ von Helga Amesberger,
Katrin Auer und Brigitte Halbmayr. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe
„Rassismusfreie ZoneN“ wird diese Rede nun von der Schauspielerin
Gabriela Schmoll gelesen. Schmoll ist, ebenso wie die Buchautorinnen,
Aktivistin der Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen, die einen
Abend mit „Beiträgen zur Geschichte weiblicher Erfahrung von politischer
und ‚rassischer’ Verfolgung“ gestaltet. Dazu gehört auch das Porträt von
Lotte Brainin im Film „Leben mit Eigenwillen und Mut“ von Bernadette
Dewald. Thema ist nicht nur Lotte Brainins Widerstands- und Leidensgeschichte in Wien, Belgien, Auschwitz und Ravensbrück, sondern auch die
Form, wie sich diese Geschichte in das Leben ihrer Familie eingeschrieben
hat. Der Film beeindruckt besonders durch die Montage von Szenen aus
32 l an.schläge Oktober 2011
„Mich den Dingen, ihrer Natur, ihren ureigensten Bedingungen anzuverwandeln, gleichsam mitzufließen“, sagt Ulrike Ottinger, „dies war schon immer
mein künstlerisches Prinzip.“ Die Künstlerin wurde vor allem durch ihre
Filme, aber auch durch Fotoarbeiten international bekannt. Sie war an großen Kunstausstellungen wie der Biennale di Venezia (1980), der documenta
(1997/2002) und der Berlin Biennale (2004/2010) beteiligt, ihre Arbeiten
waren im Museum of Modern Art (2000), dem Museo Nacional Centro de
Arte Reina Sofía in Madrid (2004) und im Centre Pompidou (2010) zu
sehen. Das Haus der Kulturen der Welt in Berlin zeigt nun die Einzelausstellung „Floating Food“: Zwei für den Menschen elementaren Dingen, dem
Wasser und dem Essen, nähert sich die 1942 in Konstanz geborene Künstlerin in allegorischen Installationen, Filmen und Fotografien. han
Ulrike Ottinger: Floating Food. Bis 30.10. Haus der Kulturen der Welt, 10557 Berlin, JohnFoster-Dulles-Allee 10, +49/303 978 70, [email protected], www.hkw.de
ausstellung
Von Budapest bis nach Amsterdam
Gemeinsam mit ungarischen Kollegen wie Kertesz oder Capa war es auch
Eva Besnyö, die in den 1920er und 1930er Jahren einen entscheidenden
Beitrag zur neuen europäischen Fotografie leistete, und es ist diese moderne Ästhetik der 1920er Jahre, die immer Maßstab ihrer Fotografie blieb.
1910 in eine bürgerlich-jüdische Familie in Budapest geboren, kehrte sie
dem faschistischen Ungarn 1930 für immer den Rücken und ging nach
Berlin. Vor der nationalsozialistischen Verfolgung floh sie im Herbst 1932
nach Amsterdam, wo sie sich nach dem Einmarsch der deutschen Truppen
im Mai 1940 im Untergrund versteckt halten musste. Während der 1970er
Jahre war sie Aktivistin der niederländischen Frauenbewegung „Dolle
Mina“, setzte sich für Gleichberechtigung ein und dokumentierte mit der
Kamera Demonstrationen und Straßenproteste. 2003 starb die niederländische Grande Dame der Fotografie. 120 Vintage-Prints sind nun in einer
Retrospektive des Verborgenen Museums – zu Gast in der Berlinischen
Galerie – erstmals in Deutschland zu sehen. han
Eva Besnyö. Fotografin 1910–2003. Budapest – Berlin – Amsterdam. 28.10.–27.2.2012.
Berlinische Galerie, 10969 Berlin, Alte Jakobstraße 124-128, www.berlinischegalerie.de,
[email protected]
doris!
„The Day“ is back
Aus dem öffentlichen Leben hat Doris Day sich seit langem zurückgezogen,
was ihrem Status als Hollywood-Legende – man denke an Marlene Dietrich
– nicht unbedingt geschadet hat. Selbst wenn man sie nur anschauen will,
muss man sich mit Archivbildern begnügen; die 87-jährige Day lässt keine
neuen Fotografien von sich zu. Zumindest akustisch aber ist Doris Day nun
zurück: „My Heart“, das am 5. September erschienen ist, ist das erste
neue Album seit den 1993 erschienenen „Greatest Hits“. Zu hören ist
darauf neben digital aufbereiteten alten Songs und Coverversionen auch
neues Material. „Hurry, It’s Lovely Up Here“, heißt der erste Track – na
dann los! han
lebenslauf
auch feministinnen altern
bühne
Rot-weiß-rotes Allerlei
Ulrike Beimpold, Ensemble-Mitglied des Burgtheaters, beschreitet mit
dem CrossNova Ensemble neue Wege: „Zuwanderer Fantasie – ein rotweiß-rotes ‚Quo vadis‘ zwischen Ahnen-Polka und Döner-Walzer“ serviert
ein internationales Menü weitab von Behörden, Quoten oder Ortstafelfragen. Zu Texten von Friedrich Torberg, Robert Schneider oder Roda Roda
gibt es die Klassiker Schubert, Haydn, Brahms und Liszt, koschere „nichtarische Arien“, aber auch Arabisches und Afrikanisches. han
Zuwanderer Fantasie – ein rot-weiß-rotes „Quo vadis“ zwischen Ahnen-Polka und Döner-Walzer.
13.10., 19.30. Theater Akzent, 1040 Wien, Theresianumgasse 18, www.akzent.at
ausstellung
Silberne Zukunft
Die Salzburger Galerie5020 widmet sich noch bis 22. Oktober einer spezifischen Krisendynamik: Sobald es kracht, wird nach mehr Sicherheit verlangt. Weil es aber trotzdem wieder kracht, braucht man mehr Sicherheit
und so könnte sich dieses Spiel ins Unendliche fortsetzen. Die Ausstellung
„Living on the Edge of a Silver Future“ will diesen Kreislauf aufbrechen
und neue Umgangsweisen mit der Krise finden. Statt der Flucht in vorgefasste, starre Deutungen und Lösungen werden neue Sichtweisen gezeigt,
u.a. von Katrina Daschner, Monika Goetz oder Gunda Gruber. han
Living on the Edge of a Silver Future, bis 22.10, Galerie5020, 5020 Salzburg,
Sigmund-Haffner-Gasse 12/1, www.galerie5020.at
Dies & Das
 Am 17. November erhält Christine Nöstlinger in München die
Corine für ihr Lebenswerk. Am 13. Oktober feiert sie zudem ihren
75. Geburtstag. Wir freuen uns und gratulieren ganz herzlich!
 Der diesjährige outstanding artist award in der Sparte Literatur des
österreichischen Kunstministeriums geht an Barbara Hundegger. Sie
„vermag die unterschiedlichsten Themen wie den Tod des Papstes,
Fußball oder die soziale Lage und die Produktionsbedingungen
von Autorinnen – um nur einige zu nennen – lässig-leicht, präzisepointiert, atmosphärisch dicht und anspielungsreich in Sprache zu
fassen“, heißt es in der Begründung der Jury. Wir gratulieren!
 Der Anne-Klein-Frauenpreis der Heinrich-Böll-Stiftung zeichnet herausragende Frauen aus, die sich mutig und hartnäckig für
Geschlechterdemokratie und gegen die Diskriminierung aufgrund
des Geschlechts oder der geschlechtlichen Identität einsetzen.
Ausgezeichnet werden Frauen aus dem In- und Ausland, der Preis
ist mit 10.000 Euro dotiert. Anne Klein (1950-2011) hatte sich als
Rechtsanwältin und Politikerin dem Kampf für die Durchsetzung von
Frauen- und Freiheitsrechten verschrieben. Wer eine Person für den
Preis vorschlagen möchte, kann dies bis 15. Oktober tun.
Details unter www.boell.de/annekleinfrauenpreis
 Das Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur fördert
österreichische AutorInnen in der Sparte Kinder- und Jugendliteratur, besonders den literarischen Nachwuchs mit fünf Stipendien.
Informationen unter www.bmukk.gv.at
Christiane Erharter
375 absolvierte
Menstruationen
Ich menstruiere, seit ich zwölf bin. Das sind jetzt 25 Jahre, und
ich habe, grob geschätzt, noch 15 Jahre monatliche Menstruation vor mir. Bei einem Zyklus von durchschnittlich 25,1 Tagen
stehen momentan 375 absolvierte Regeln 225 noch kommenden
gegenüber.
Zu Beginn konnte ich keine Tampons verwenden. Ich fand sie
unangenehm und kratzig und habe die Dinger nicht in meine
Vagina bekommen. Sobald es aber einmal geklappt hatte, verwendete ich jahrelang nur noch Tampons, lediglich unterbrochen
durch ein Experiment mit dem „Menstruationskäppi“: Schaut
aus wie ein Diaphragma, nur ist es für Blut statt gegen Sperma
und hat mich nicht überzeugt. Mit Menstruationsschwämmchen
habe ich es noch nie getan, obwohl sie in all den coolen USamerikanischen Feministinnen-Magazinen beworben werden.
Seit einigen Jahren trage ich nun wieder fast ausschließlich
Binden, außer es ist im Sommer wahnsinnig heiß. So wird es
vermutlich die restlichen 225 Male auch sein. Es sei denn, ich
versuche es doch noch mit den wiederverwendbaren naturweißen Hygiene-Einlagen aus Biobaumwolle, die mir eine Freundin
angedreht hat. Die „GOTS-zertifizierten Damenslipeinlagen“
sind jedoch umständlich im Gebrauch und werden in erster
Linie zur Müllvermeidung empfohlen. Doch um wie viel Müll
geht es da? Um bei Hygieneartikeln zu bleiben, stelle ich dem
Windelverbrauch eines Kindes, das drei Jahre Windeln trägt,
meinen Binden- und Tamponverbrauch gegenüber und komme
auf 6.570 Windeln gegenüber 14.400 Binden und Tampons. Ich
habe eine einfache Rechnung gemacht – je sechs Stück Windeln
bzw. Binden und Tampons pro Tag. Inkontinenz-Einlagen und
SeniorInnen-Windeln, die ich später vielleicht tragen muss,
habe ich dabei vernachlässigt. Die Berge, die da entstehen, sind
ungefähr gleich hoch, denn Binden und Tampons sind ja deutlich
kleiner als volle Windeln. Das Argument der Müllvermeidung
ist also nicht wirklich überzeugend, vom Energieverbrauch
ganz abgesehen, da die Bio-Binden bei 95° gewaschen werden
müssen.
Christiane Erharter steigt bis zur Menopause wohl nicht auf Bio um.
Oktober 2011 an.schläge l 33
trinh thi minh-ha
Poetischer
Widerstand
Mit ihrem Buch „Women Native Other“ sprengte Trinh Thi Minh-ha
1989 die Grenzen zwischen Wissenschaft und Kunst.
Von Isabelle Garde
www.trinhminh-ha.com
www.frauensolidaritaet.org
Trinh Thi Minh-ha: Woman
Native Other. Writing Postcoloniality and Feminism,
Indiana University Press
1989, 14,99 Euro
Trinh Thi Minh-ha: Woman
Native Other. Postkolonialität und Feminismus
schreiben. Turia und Kant
2010, 29,00 Euro
Veranstaltungshinweise
14.10., 13–14.30, Vortrag
von Trinh T. Minh-ha:
„Miles of Strangeness“
Im Rahmen des friday
lecture day im Center for
Teaching and Learning
(CTL), Universität Wien,
Porzellangasse 33a (Eingang Fürstengasse), 1090
Wien
17.10., 19.00, Buchpräsentation, Lesung und Diskussion mit Trinh T. Minh-ha
Es lesen, referieren und
diskutieren: Trinh T. Minhha, University of California
Berkeley, Kathrina Menke,
Übersetzerin, Köln, Anna
Babka, Literaturwissenschaftlerin, Universität
Wien, Moderation: Hanna
Hacker, Institut für Internationale Entwicklung und
Frauensolidarität
C 3 – Centrum für Internationale Entwicklung, AloisWagner-Saal, Sensengasse
3, 1090 Wien
34 l an.schläge Oktober 2011
Wissenschaftliche Texte folgen meistens
dem gleichen Muster: Titel, Forschungsfrage, Thesen, Conlusio. Die Filmemacherin, Komponistin, Feministin und
postkoloniale Theoretikerin Trinh Thi
Minh-ha widersetzt sich mit ihrem Werk
den (androzentrischen) Normen wissenschaftlichen Arbeitens und verfolgt eine
Herangehensweise, bei der die Trenn­
linien zwischen Wissenschaft und Kunst
verschwimmen.
Ihr Buch „Woman Native Other“
(1989) ist längst zum Klassiker eines
sogenannten postkolonialen Postfeminismus geworden. Zwanzig Jahre nach
seinem Erscheinen unternahm Katharina Menke das schwierige Unterfangen,
diesen Text in all seiner Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit ins Deutsche zu
übersetzten. Im Oktober kommt Trinh
T. Minh-ha nun gemeinsam mit ihrer
Übersetzerin nach Wien, um das Buch
zu präsentieren.
Sprachliche Subversion. „Woman
Native Other“ ist eine Abhandlung
über kulturelle Hybridität und globale
Dominanzverhältnisse, der es gelingt,
die Verschränkung von postkolonialen
und (post-)feministischen Perspektiven in ihrer vollen Komplexität zu
beleuchten. Trinh T. Minh-ha stellt
dabei grundlegende Fragen nach der
Repräsentation und den Handlungsmöglichkeiten von „Dritte-Welt-Frauen“,
indem sie sich mit der Verschränkung
von Ethnizität und Weiblichkeit sowie
mit Differenz(en) und Identität auseinandersetzt.
Das Buch bewegt sich damit an der
Schnittstelle von Anthropologie,
Cultural Studies, Literaturkritik und feministischer Theorie und entwirft auch
auf sprachlicher Ebene einen Gegendiskurs zu androzentrischer Literatur
und Theorie. Denn Sprache ist für Trinh
ein zentraler Bestandteil ihres widerständigen Projekts. Klare Sprache,
Foto: Jean-Paul Bourdier, © MOONGIFT FILMS
lineare Texte, stringente Erzählweisen
und Autorität identifiziert sie als Mittel
der Dominanz, durch die schreibende
Frauen marginalisiert werden. Dies gilt
umso mehr für „Dritte Welt-Frauen“.
Doch paradoxerweise müssen auch
sie sich dieser Sprache bedienen, um
gehört zu werden. Trinh sucht deshalb
nach alternativen Strategien und Erzählweisen, die sprachliche Subversion
ermöglichen.
„Finding a voice, searching for words
and sentences: say something, one thing,
or no thing; tie/untie, read/unread, discard their forms; scrutinize the grammatical habits of your writing and decide for
yourself whether they free or repress.
Again, order(s). Shake syntax, smash the
myths, and if you lose, slide on, unearth
some new linguistic paths.“
Der Text macht es den Leser_innen
nicht leicht, die Autorin will nicht klar
und eindeutig sein, sondern arbeitet
stattdessen mit Mitteln der De- und
Rekontextualisierung. Sie verschiebt
Bedeutungen, schafft so neue Signifikanz, lässt Fragen offen oder greift sie
an ganz anderer Stelle wieder auf. Ihr
Werk ist oft collagenartig, kombiniert
Poesie mit analytischem Text und ist
durchsetzt von zahlreichen Bildern aus
ihren eigenen Filmen. Es ist multivokal,
viele Stimmen kommen darin zu Wort,
was es ist mitunter schwer macht, Trinh
T. Minh-has eigene Position zu identifizieren. Aber genau diese Offenheit für
Interpretationen ist gewollt.
Orientierungen. Neben ihren Büchern
wurde Trinh T. Minh-ha vor allem durch
ihre vielfach ausgezeichneten Filme
bekannt. Ihr erstes und berühmtestes
filmisches Werk ist „Reassemblage“
von 1982. Der im Senegal gedrehte
Film wirkt im ersten Moment wie eine
enthnografische Dokumentation, ist
aber eine Kritik eben jenes anthropologischen Blickes, den er zitiert. Im
Gegensatz zu klassischen ethnografischen Dokumentationen möchte sie
keinen Film „über“ Kultur machen. „I
do not intend to speak about, just speak
nearby“, sagt sie gleich zu Beginn des
Filmes. Die scheinbar zusammenhanglosen Szenen, die manchmal von Musik
unterlegt sind, werden deshalb weder
erklärt noch kommentiert und hinterlassen eine gewisse Orientierungslosigkeit
bei den Zuschauer_innen. Eine Orientierungslosigkeit, die sie auch mit ihren
Texten ganz gezielt hervorrufen will und
die so ihr gesamtes Schaffen auszeichnet. Denn nur so wird Neuorientierung
möglich. l
Isabelle Garde studiert Internationale Entwicklung an der Uni Wien und macht
gerade ein Praktikum bei den an.schlägen.
tonia reeh
Fröhliche Messerstiche
Tonia Reeh über ihre beiden musikalischen Ichs,
Kreativität zwischen Stillen und Windeln wechseln
und die Notwendigkeit, Musikerinnen weiterhin zu
fördern. Ein Interview von Christina Mohr.
Unter ihrem Künstlerinnennamen
Monotekktoni zelebriert die Berliner
Musikerin Tonia Reeh brachialen,
experimentellen Lärm aus verzerrten
Elektroniksounds mit sloganhaften
Texten. Auf ihrem aktuellen Album
„Boykiller“, das Ende September
erscheint, firmiert Tonia Reeh nun als
Tonia Reeh – und macht schon durch
die Namenswahl deutlich, dass die
neuen Songs ganz anders klingen als
Monotekktonis Musik. Reeh arbeitet
auf ihren elf neuen Stücken fast ausschließlich mit Klavier und Stimme, und
doch ist „Boykiller“ von zerbrechlichen
Singer-/Songwriterinnenklängen meilenweit entfernt. Denn ob Monotekktoni
oder Tonia Reeh, die charakteristische
Mischung aus Eigensinn, Emotionalität,
Intensität, AufrührerInnentum und
Dekonstruktionswillen bleibt dieselbe.
Tonia Reeh greift jetzt auf ihre klassische Klavier- und Gesangsausbildung
zurück, präsentiert ihre voluminöse
Opernstimme und ihr kompositorisches
Können. Die Songstrukturen sind so
komplex wie eingängig, die Lyrics mehr
als verstörend: Wo Monotekktoni mit
den gesellschaftlichen Verhältnissen
abrechnet, bohrt Tonia Reeh eher
im Privat-Persönlichen. Weh tut es
immer: „Please hand me the dynamite,
there’s a lot to do outside“, heißt es bei
Monotekktoni. Tonia Reeh singt: „Your
dick is not dignified, so I can cut it off“
(„Happy Knife“). Auch wenn Tonia
Reeh betont, man solle alles, was sie
sagt und singt, nicht so todernst nehmen, ist es „Boykiller“ ganz besonders
zu gönnen, dass genau hingehört wird.
an.schläge: Die naheliegendste Frage
gleich am Anfang: Warum jetzt ein
Album unter deinem „bürgerlichen“
Namen? Braucht Monotekktoni eine
Pause?
© Clouds Hill Ltd.
Tonia Reeh: … weil ich, Gott sei Dank,
endlich aufgehört habe, mit dieser
Krachmusik die Umwelt zu verpesten.
Nee, natürlich Quatsch: Es hat sich so
ergeben. Weil das Label Clouds Hill
meine Platte jetzt rausbringen wollte,
hatte ich vermehrt damit zu tun. Gäbe
es jetzt ein neues Monotekktoni-Album,
würde ich vielleicht mit dem Klavierzeug Pause machen. Ich habe früher
immer beides gleichzeitig verfolgt, aber
das geht gerade nicht, weil ich jetzt
eine kleine Tochter habe und mich erst
daran gewöhnen muss, zwischen Stillen
und Windeln wechseln, kreativ zu sein.
Du bist mit klassischer Musik sozialisiert worden: Deine Eltern sind
OpernsängerInnen, du selbst hast sehr
früh Klavier gelernt. Ist Monotekktoni diejenige, die das „Schöne“ und
Klassische zerstört, und Tonia Reeh
diejenige, die sich auf ihre klassischen
Wurzeln besinnt?
Ja, meine Eltern sind OpernsängerInnen
gewesen, wobei das nicht heißt, dass
ich aus einem traditionell bürgerlichen
Haushalt komme. Ich habe Klavier
gelernt und sehr früh gesungen, andere
Instrumente habe ich mir später selbst
beigebracht. Spielt deine Frage darauf
an, dass es schizophren ist, zwei Soloprojekte nebeneinander zu machen, also
zwei verschiedene Ichs zu haben? Aber
das ist keine Schizophrenie. Ich habe
immer Lust zu dekonstruieren, und ich
Tonia Reeh: Boykiller
(Clouds Hill)
www.toniareeh.de
Oktober 2011 an.schläge l 35
tonia reeh
Klaviermusik bedeutet noch lange
keine Klassik: Im Song „Hate Entertainment“ schlägt deine harte Elektroseite durch, an anderen Stellen gibt
es Jazz- und Soulelemente und sogar
tanzbare Grooves. Wie arbeitest du?
Setzt du dich zum Komponieren ans
Klavier?
Ja, genau, ich setze mich ans Klavier
und lasse erst mal alles kommen. Dann
nehme ich die Grundidee grob auf und
arbeite irgendwann weiter daran, wenn
ein bisschen Zeit vergangen ist. Manchmal vergesse ich auch, dass ich etwas
aufgenommen habe. „Hate Entertainment“ ist Punk. Nur mit mehr als drei
Akkorden.
© Clouds Hill Ltd.
liebe auch die Schönheit – auf meine
Art und Weise. Monotekktoni arbeitet
nur mit anderen Mitteln. Bei ihr kommt
es zum Beispiel auch auf Tanzbarkeit
an – und natürlich auf Lautstärke,
die es bei Tonia Reeh so nicht gibt.
„Boykiller“ bedeutet aber keineswegs
eine Versöhnung mit dem „Bürgerlichen“. Die Hassliebe zum Klavierspiel
entstand, weil es durch den Drill in
der Jugend so negativ besetzt war. Die
zeitweilige Aufgabe des Klaviers war
eine Befreiung für mich.
Künstlerin am Klavier – das setzt Assoziationen frei: Diamanda Galás, Tori
Amos, Kate Bush … Fühlst du dich
diesen Musikerinnen verbunden?
Ich fühle mich ihnen zwar verbunden,
bin aber von keiner ein richtiger Fan.
Ich habe sozusagen an allen etwas
herumzumäkeln, obwohl ich von ihnen
inspiriert worden bin.
Als wir uns vor einigen Jahren zum
Interview trafen, sagtest du, dass du
zwar viele MusikerInnen gut findest,
aber keine Vorbilder hättest – gilt das
auch heute noch?
Ja, das gilt auch heute noch. Es gilt
für männliche und weibliche Musiker,
dieses Verehren und Anhimmeln ist mir
fremd.
36 l an.schläge Oktober 2011
Auf „Boykiller“ verarbeitest du
„typisch weibliche“, negativ besetzte
Eigenschaften: Hysterie, Monstrosität
… Und überhaupt herrscht auf dem
Album eine lauernde, unterschwellige
Gefährlichkeit. Songs wie „Warning“,
„Histeric“, „I Am A Monster“ oder
„Happy Knife“ behandeln Dinge, an
denen sich zum Beispiel Tori Amos
ein Leben lang abarbeitet, und dabei
selbst ziemlich hysterisch wirkt. Kam
sie dir bei der Arbeit an „Boykiller“
jemals in den Sinn?
Ja, kam sie, sie erschien mir rechts
neben meinem Kopf in einem rosa
Nebel, und aus ihren Augen sprühten
Funken. Aber ich wollte mich nicht an
ihr orientieren, ich musste manchmal
lachen, wenn ich leise Anklänge von ihr
bei mir entdeckt hatte. Und mir war
auch selber bewusst, wie schwer es ist,
solche tiefgehenden Themen zu behandeln, ohne selbst hysterisch zu werden,
und gleichzeitig diese fiesen Energien
zuzulassen.
Der Albumtitel in Kombination mit
dem Cover wirkt ziemlich gruselig –
eine (werdende) Mutter, die ihr Kind
mit Saft in verheißungsvoll rotem
Geschirr um die Ecke bringen will …
Oder phantasiere ich mir da jetzt nur
was zusammen?
Das soll auch gruselig wirken, aber
wenn man das Video sieht, bekommt alles eine ganz andere Wendung. Ansonsten stimmt das schon, die „Boykiller“
sind wohl meistens die Mütter. Weil sie
wollen, dass ihre Töchter die gleichen
Fehler machen und sich auch in eine
Abhängigkeit vom anderen Geschlecht
und der Kosmetikindustrie begeben.
Das machen sicherlich nicht alle Mütter,
aber zumindest von meiner habe ich ein
Bild vorgelebt bekommen, das mich früh
angekotzt hat. Das möchte ich natürlich
bei meiner Tochter nicht wiederholen.
Im Interview auf deiner Website sagst
du, dass du dich als Kind als „Boy“
gefühlt, irgendwann aber begriffen
hast, dass das nicht so ist, und dann
„Schluss mit lustig“ war. Ist das so
für dich: Junge sein bedeutet Spaß,
Mädchen/Frau sein nicht?
(Lacht.) Das Interview auf der Website
ist gar nicht echt! Ich habe mich nicht
wirklich als Boy gefühlt, hatte aber
immer das Gefühl, dass Jungs viel mehr
Freiheiten genießen und ihnen mehr
zugestanden wird, auch Wut, Unbändigkeit und Wildheit. Begriffen habe ich
das noch vor meiner ersten Menstruation. Mädchen/Frau sein ist dann kein
Spaß, wenn du merkst, dass an dich
andere Erwartungen gestellt werden,
als die, die du gerne erfüllen möchtest, und dass deine Träume nichts mit
Prinzessinnen, Pferden und anderem
rosafarbenem Schleim zu tun haben,
du aber nicht stark genug bist, um dich
durchzusetzen. Oder wenn die Sanktionen seitens der Eltern und FreundInnen zu krass werden. Aber wenn
du später merkst, dass genau solche
„typisch“ weiblichen Eigenschaften in
dir stecken – ich meine jetzt nicht so
was Kitschiges, sondern die behütende,
gebende Seite. Wenn man sich denkt:
„Hilfe, ich bin ja wie meine Mutter,
ich kann nicht nein sagen, ohne mich
scheiße zu fühlen“, dazu der Wahn,
allen gefallen zu wollen und, total
paradox, die Herrschsucht gegenüber
dem Freund. Die Rachegedanken. All
das tritt ungewollt in den Vordergrund,
wenn du schwanger bist oder dann dein
Kind stillst.
Auf deiner Website steht der Satz
„Be Happy That I’m Not In A High
Position“ – eine Warnung? Vor dir?
Was würdest du tun, wenn du in einer
„hohen Position“ wärst?
(Lacht.) Das ist der Chorus aus „I Am A
Monster“, einem lustigen Lied, das dir
die Antworten auf diese Fragen geben
wird. Allerdings als Kanon, deshalb
kann man den Text nicht mehr genau
verstehen … Versteckte Botschaften
sind da drin, aber nehmt nicht alles
so ernst! Zu deiner Frage: Ich würde
genau dieselbe Scheiße bauen wie alle
anderen und mir dabei einen runterholen: „I would send my servants with
crack and games to make your kids to
addicts.“
Das Private ist bei dir immer auch
politisch, zumindest kann man diesen
Eindruck bekommen, wenn man die
Monotekktoni-Platten hört – wie
sieht das konkret aus?
Meinst du wirklich? Ich fühle mich
gerade ziemlich unpolitisch. Ich habe
zum Beispiel vorübergehend damit
solche frauenspezifischen Projekte
heute noch nötig und sinnvoll?
Ja, das sind sie, denn in den letzten
Jahren hat sich für Musikerinnen nicht
so viel verändert. Frauenspezifische
Förderung ist immer noch notwendig.
Wenn man sich zum Beispiel die Programme von Festivals ansieht, gibt es
da noch einiges auszugleichen. Projekte wie „4 Women No Cry“ sind auch
deshalb nötig, weil manchen Frauen das
Selbstbewusstsein fehlt, überhaupt an
die Öffentlichkeit zu treten. In einem
frauenspezifischen Rahmen fühlt man
sich besser aufgehoben und findet
leichter ein offenes Ohr beim Publikum.
„Auf jedem kleinen Pupsfestival hat
man Eiersalat auf der Bühne, sprich,
die Künstler sind zu 80 bis 90 Prozent
Männer. Ich habe aber das Gefühl, dass
der Kampf etwas nützt und es langsam
besser wird.“
aufgehört, mich aktiv im linken Berliner
Kulturverein „Schokoladen“ zu engagieren. Aber wenn du damit meinst,
dass man durch seine Lebensweise
versucht, andere zu beeinflussen, trifft
es vielleicht zu. Ich merke jetzt aber
schon, wie schwierig es ist. Mit Kind
wird alles anders. Doch gerade das
ist auch spannend: Wie kann man der
Falle des wohlig-bürgerlichen Familienlebens entgehen? Bei uns, meinem
Freund und mir, ist das sehr einfach,
da wir wirtschaftlich eher prekär leben
und deshalb viel über Solidarität läuft.
Außerdem stellt sich mir die Frage, was
denn politisch ist – ich fühle mich sehr
dem radikal linken Spektrum zugehörig.
Meine Freunde und ich versuchen zum
Beispiel, Sachen zu tauschen, anstatt
alles neu zu kaufen. Wir lassen uns
nicht unter Druck setzen, was materielle „must haves“ betrifft, insofern
sabotieren wir die kapitalistische Gesellschaft. Und ich will auch weiterhin
dafür kämpfen, dass individuelle oder
neue gemeinschaftliche Lebensentwürfe
eine Chance haben.
Vor einigen Jahren warst du als Monotekktoni auf dem Monika-Sampler
„4 Women No Cry“ vertreten – sind
Man könnte zwar sagen, „Hm, dann
brauchen die Männer auch so was“,
aber das ist Quatsch, weil auf jedem
kleinen Pupsfestival hat man Eiersalat
auf der Bühne, sprich, die Künstler sind
zu 80 bis 90 Prozent Männer. Ich habe
aber das Gefühl, dass der Kampf etwas
nützt und es langsam besser wird.
Wenn man sich die aktuellen Charts
anguckt, könnte man denken, dass
der Pop von Frauen regiert wird: Katy
Perry, Lady Gaga, Beyoncé, Colbie
Caillat ... Musizierende Männer kommen unter ferner liefen. Aber ist das
wirklich so?
Ach ja, der schöne Schein – ich glaube,
dass das früher auch schon so war, aber
ich gucke mir die Charts nicht an. Auch
nicht unter genderspezifischen Aspekten.
Monotekktoni tritt mit Masken und
Verkleidungen auf – wie präsentiert
sich Tonia Reeh?
Mit Lorbeerkranz und Dirndl! Natürlich
unmaskiert. l
Christina Mohr lebt in Frankfurt, arbeitet
hauptberuflich beim Campus Verlag und
widmet sich daneben den Themenfeldern
Popmusik und Feminismus, am liebsten
gleichzeitig.
lesbennest
the fabulous life
of a queer femme in action
denice
Meet Ze (green
eyed) Monsta
I have a chronic disease; I am suffering from hard-core envy of
cool people. The symptoms are belly-aches, shaking, panic and
sudden attacks of crying heavily and feeling sorry for myself as
soon as I think that somebody is much cooler than I could ever
be. I get a strong compulsive need to grab whatever it is that the
person in question possesses and run like hell, screaming, “it's
MINE now!! AAALL MINE!!” Luckily this never works out since
the things I so desperately WANT are of a non-grabbable nature.
So I start whining, which takes me onto the next level where I
feel ashamed and hate myself for not DOING instead of COMPLAINING. And I should use all the potential that I have; but hey!
Wait a minute; what if I actually suck?? What if it all turns out
to be poop?? Ok. It's better to not even try at all. At least I don't
have to live with the humilitation of public failure, and it’s safer
to just fantasize about all the greatness that I really will achieve
one day. And times goes by, and BOOM! One day I stand there at
some public event and see all these talented people doing great
stuff and I wantwantwantwant, face green and boiling with envy.
Just the past month I have experienced severe pain from envying the following people: girlsrockcamp-participants for being
younger and better, creative queer people in Berlin in general, two
friends leaving for a South America-trip that I’ve always wanted
to go on, a friend publishing a really great book, the band Austra,
ambitious and good looking 21-year old hipster queer-dykes who
make my 20ies look like a commercial for XXXLutz, Beth Ditto,
all the feminist artists who sit in the Fett & Zucker-café working
on their new awesome projects, my sister for doing great political
work and, finally, to put the icing on the self-pity-cake: Madonna's
daughter Lourdes. I “read” her blog and started crying because
she HAS EVERYTHING and on top of it all lives in New York.
That is when I did realize that I really have a problem.
Denice truly enjoys it when other people succeed and promises that
she has no voodoo dolls. At least not that many.
Oktober 2011 an.schläge l 37
an.lesen
Das hatte Linz
noch nicht
gesehen
Die Geschichte des Autonomen Frauenzentrums Linz
steht stellvertretend für Erfolge, Konflikte und
Misserfolge der österreichischen Frauenbewegung.
Nicht nur deshalb lohnt sich der Blick
in diesen Mikrokosmos, meint Sylvia Köchl.
„Das hat Linz noch nicht gesehen, dass
Frauen aufeinander stehen!“, tönte
es am 22. November 1980 durch die
Straßen von Linz. Und: „Frauen, Frauen
kommt heraus! Besetzen wir das nächste
Haus!“ Diese Frauendemo gilt als Initialzündung für das Entstehen des Autonomen Frauenzentrums Linz. Eine erste
autonome Frauengruppe hatte sich schon
1974 gegründet, und die Forderung nach
eigenen Frauenräumen begleitete die
Gruppe lange Zeit. Im Jänner 1980 wurde der Verein Frauenzentrum gegründet,
im November kam es zur erfolgreichen
Hausbesetzung.
Mit diesem historischen Markstein beginnt die Sozialwissenschafterin Regina
Matuschek ihr Buch und beschreibt
darin Gründung, Entwicklung und
Gegenwart des Autonomen Frauenzentrums aFz. Sie nutzte dafür nicht nur
schriftliche Quellen, sondern auch Interviews mit mehrheitlich Gründungsfrauen, deren Motive für ihr Engagement
zugleich die wesentlichen Themen der
autonomen Frauenbewegung in ihren
Anfängen bildeten: das Unbehagen mit
patriarchalen Rollenmustern, wie sie
in den Familien vorgelebt wurden; die
Sehnsucht nach „anderen“ Lebensentwürfen und nach ökonomischer Unabhängigkeit; am eigenen Leib erfahren
zu haben, was illegalisierte Abtreibung
bedeutet; die Erkenntnis, dass Männer
es verstehen, machterhaltende Netzwerke zu betreiben, während Frauen
auch innerhalb linker Parteien um
jedes Zugeständnis kämpfen mussten;
lesbisch zu sein in einer Zeit, als eine
eigene Vereinsgründung noch verboten
38 l an.schläge Oktober 2011
war; der Wunsch nach einer gerechten
Welt. Die jüngste Interviewpartnerin,
die noch studiert und die Geschichte des
aFz selbst nur aus Erzählungen kennt,
nennt neben ihrer Hoffnung, im aFz
lesbische Frauen kennenzulernen, noch
einen weiteren Grund: „… weil ich
einfach auch nach Frauenfiguren suche,
die älter sind als ich, an denen ich mich
orientieren kann.“
Um es vorwegzunehmen: Ein echter
Generationswechsel hat im aFz zum
Leidwesen der älteren Frauen noch
nicht stattgefunden, und die Interviews
belegen, dass sie dieser Frage, warum keine jungen Frauen ins Zentrum
kommen, recht hilflos gegenüberstehen:
Gibt es für die heutige Generation
nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen
lohnt? Sind reale Orte des Austauschs
gegenüber virtuellen Social Networks
uninteressant geworden?
Doch es waren sehr bewegte 30 Jahre,
in denen sich die Geschlechterbeziehungen, die Frauenbewegungen und die feministischen Inhalte und Analysen stark
verändert haben. Matuschek bringt
diese Verschiebungen zur Sprache, wie
auch jene Themen, die innerhalb des
aFz zu Konflikten geführt haben – sei es
die Frage der Autonomie, der Annahme
von Subventionen, der Institutionalisierung bestimmter Bereiche wie des
Notrufs oder des Frauenhauses, sei
es die „women only“-Strategie oder
die Militanz der „Lederlesben“. Für
die Lesben war das aFz aufgrund des
Vereinsverbots, das bis 1996 galt, der
einzige Ort, an dem sie sich organisieren konnten, manchen Hetera-Frauen
jedoch war das allein damals zu wenig
politisch. 1986 führte dieser Konflikt
zum vorübergehenden Ausschluss der
Lesbengruppe. Matuschek forschte hier
sehr beharrlich nach, denn so genau
scheinen es manche Zeitzeuginnen
nicht mehr zu wissen – oder nicht mehr
wissen zu wollen. Offenbar war es zum
Gutteil das Spiel der sogenannten „Lederlesben“ mit männlich und weiblich
besetzten Verhaltensweisen, das viele
auf die Palme brachte. Zum anderen
ging es aber auch um die damalige
Ansicht radikaler Lesbengruppen, heterosexuelle Frauen mit ihren Beziehungen zu den „Unterdrückern“ seien quasi
Zweite-Klasse-Feministinnen.
Regina Matuschek schafft es hervorragend, nicht nur die Geschichte des
Linzer aFz auf sehr lebendige Weise
nachzuerzählen, sondern diese auch
in größere Zusammenhänge einzubetten, indem sie an geeigneter Stelle
die zentralen Stationen, Diskussionen
und Einflüsse der letzten 30 Jahre
immer wieder erklärt. Gerade diese
notwendigen Erläuterungen (z.B. des
Gender-Konzepts oder der Queer Theory) machen aber auch deutlich, dass
die Generation der Gründerinnen hier
einiges verschlafen hat. Gleichzeitig hat
sie viel weiterzugeben – denn zu Recht
sieht sie manches, was erkämpft wurde,
in Gefahr. l
Hausbesetzung
im November 1980,
Fotos: aFz
Regina Brigitte Matuschek: … und immer wieder an der
„Ordnung der Welt“ rütteln! Ein Beitrag zur Geschichte
des Autonomen Frauenzentrums Linz
Trauner Verlag 2011 (Linzer Schriften zur Frauenforschung
Bd. 46), 22,50 Euro
an.lesen
Weibliche Migration l
Objekt der Migrationsforschung war lange Zeit der
männliche „Gastarbeiter“.
Frauen kamen fast nur als
abhängig Co-Migrierende
vor, die als Angehörige
nach- oder mitreisten.
Diese Sicht war schon in
der Vergangenheit falsch,
immer gab es auch selbstständig agierende
Frauen. Inzwischen jedoch ist bereits knapp die
Hälfte aller MigrantInnen weltweit weiblich,
und sie sind nicht selten Haupternährerinnen ihrer Familien und auch für einen erheblichen Teil
der Geldüberweisungen in die Herkunftsländer
verantwortlich. Dieser Tatsache wurde zuletzt
vermehrt Rechnung getragen, geschlechtsspezifische Formen von Migration wie etwa in die
Haus-, Care- oder Sexarbeit sowie frauenspezifische Fluchtgründe fanden zunehmend Berücksichtigung.
Den Fokus ausschließlich auf Frauen richtet
der Sammelband „Femina Migrans“ und will
mit einer dezidiert historischen Perspektive
einmal mehr deutlich machen, dass „Migration der Normalfall“ ist. Mit Untersuchungen
z.B. über jüdische Dienstmägde um 1800
oder zur geschichtspolitischen Repräsentation
des Themas Frauen und Migration – ein sehr
beachtenswerter Aufsatz widmet sich etwa der
Frage, wie „FrauenundKinder“ bei der Erinnerungspolitik deutscher „Heimatvertriebener“
instrumentalisiert werden – ist dieser historische
Blick auch durchaus sehr lohnend. Angesichts
der allgegenwärtigen „Integrationsdebatten“,
bei denen gerade Migrantinnen eine besondere
Rolle zukommt (Stichwort „Kopftuch“- oder
„Burkadebatte“), wären aufmerksame Analysen
dieser aktuellen Diskurse jedoch mindestens
genauso wichtig gewesen, fehlen aber leider fast
vollständig. Lea Susemichel
Edeltraud Aubele, Gabriele Pieri (Hg.):
Femina Migrans. Frauen in Migrationsprozessen
(18.-20. Jahrhundert)
Ulrike Helmer Verlag 2011, 19,95 Euro
„Wer EIN Leben rettet ...“l
Eines Tages stehen zwei
junge Männer da, erschöpft, ängstlich, offensichtlich auf der Flucht.
Zwei, die dem Todesmarsch nach Mauthausen
entkommen sind und jetzt
Unterschlupf brauchen.
Es ist März 1945, ein paar Wochen vor der
Befreiung. Die Bäuerin Gisela Legath, wohnhaft
im burgenländischen Deutsch Ehrensdorf/Némethásos/Nimški Hašaš, und ihre beiden Kinder
Martin und Frieda fassen sich ein Herz und
ein Hirn und verstecken die beiden auf ihrem
Heuboden. Auf ihrem Hof macht sich derweil die
Wehrmacht mit einer Feldküche breit, um den
letzten Kämpfen am von Zwangsarbeiter_innen
errichteten „Südostwall“ gegen die Rote Armee
mit Essen zuzuarbeiten. Giora Karny und Cundra, dessen Nachname nicht bekannt ist, haben
den Nationalsozialismus überlebt. In seiner
neuen Heimat Israel erwirkt Karny Jahrzehnte
später, dass seine Retter_innen zu „Gerechten
unter den Völkern“ ernannt werden: Denn „wer
ein LEBEN, wer EIN Leben rettet, rettet die
ganze Welt“. Renate Schönfeldinger hat die
Geschichte des Überlebens und der Solidarität
nachrecherchiert, mit Interviews und Übersetzungen aus Karnys autobiographischen Texten
ausstaffiert und in die gesamte Erzählung der
NS-Verbrechen in Ungarn eingebettet.
In Eberau wurde diesen Herbst mit ungarischen
und burgenländischen Schauspieler_innen ein
Stationentheater inszeniert, das die Geschichte
in der Gegend ihres Geschehens nachvollzieht.
Im Ort soll nun ein Gedenkstein für die
Zwangsarbeiter_innen der Nazi-Front aufgestellt werden. So gut eingebettet ist Schönfeldingers Recherche zu einem wertvollen Teil
eines verantwortungsvollen Ganzen geworden.
Lisa Bolyos
bis zu politisch-philosophisch. Die Texte reißen
mit, sind unterhaltsam und bringen so manche
Wortschatzerweiterung mit sich – einige schreien förmlich danach, laut vorgelesen zu werden.
Mal im Dialekt geschrieben, mal gereimt,
offenbart sich in diesem Büchlein eine wahre
Schatzkiste zeitgenössischer Prosa, die sich
aufgrund des Formats perfekt dafür eignet, die
eine oder andere Bus- oder Bahnfahrt zu begleiten. Der einzige Wermutstropfen: Autorinnen
sind in der Sammlung leider unterrepräsentiert.
Isabelle Garde
Mieze Meduza, Markus Köhle: Mundpropaganda. Slam Poetry erobert die Welt
Milena 2011, 15 Euro
Hybride Muslimas? l In
dieser empirisch-soziologischen Studie, erweitert
um religions- und identitätstheoretische sowie
postkoloniale Referenzen,
werden Frauen aus vier
muslimischen Frauenverbänden befragt: dem
Zentrum für Islamische
Frauenforschung/Köln, dem Netzwerk für
muslimische Frauen HUDA, dem Bildungs- und
Freizeitzentrum IMAN/Darmstadt sowie eine
Renate M. Schönfeldinger: „Sie werden leben!“
Das Schicksal eines jüdischen Zwangsarbeiters
aus Ungarn und seine Rettung durch eine
burgenländische Familie im Jahr 1945
Desch-Drexler Verlag 2010, 12,90 Euro
Wortschatzerweiterungen l
Seit einigen Jahren boomt
die österreichische Poetry
Slam-Szene. Sie zieht nicht
nur immer mehr Publikum
an, sondern auch immer mehr
Poet_innen aller Altersklassen und Herkünfte, die auf
der Bühne moderne Sprachkunst betreiben. Mieze Medusa und Markus
Köhle waren von Anfang an dabei und organisieren nun schon seit sieben Jahren regelmäßige
Slams in der Wiener Innenstadt. Nach der 2009
erschienen Sammlung „Textpresso“ liefern sie
jetzt auch mit „Mundpropaganda“ eine Anthologie der besten Poetry Slam-Texte zum Nachlesen. Die Stimmung der kurzen Beiträge ist
genauso vielfältig wie die Themen und reicht von
rotzig-rebellisch über melancholisch-moralisch
Oktober 2011 an.schläge l 39
an.lesen
nicht namentlich genannte Vereinigung. Gefragt
werden die Frauen nach ihren Motiven für eine
Vereinsgründung und den Mitgliederstrukturen,
nach ihrer subjektiv-praktischen Religiosität, ihren Stigmatisierungserfahrungen, den
Integrationsbemühungen, den Lebenszielen,
den Geschlechterrollen und der Bedeutung des
islamischen Feminismus. Grosso modo ist das
Ergebnis, dass diese engagierten Frauen, die
in ihrem Selbstverständnis religiös und liberal
sind, zwischen allen Stühlen leben und arbeiten und mit wütenden Diskriminierungen und
wachsenden Assimilierungszwängen konfrontiert
sind – und das nicht nur, weil in den MainstreamDebatten über „den“ Islam immer nur konservative Männer (z.B. Vorsitzende von muslimischen
Organisationen) und extrem islamkritische Autorinnen wahrgenommen werden. Die Kritik der
muslimischen Feministinnen betrifft die andround ethnozentrischen Wertkonservativen in vielen Communitys ebenso wie die anti-islamischen
Reflexe der Mehrheitsgesellschaft – westliche
Feministinnen inklusive. Eine Aufforderung,
mehr in Gespräche und politische Verbündungen
zu kommen, denn in Österreich ist die Situation
auch nicht anders.Birge Krondorfer
Markus Gamper: Islamischer Feminismus in
Deutschland? Religiosität, Identität und
Gender in muslimischen Frauenvereinen
Transcript 2011, 30,70 Euro
My Generation l
Eigentlich
geht es uns ja gut, aber nur
eigentlich. Denn hinter der
Fassade unserer perfekten
Facebook-Bilder verbirgt
sich pure Panik. Vor was?
Vor dem Klimawandel oder
dem gläsernen Menschen?
Nein. Wir haben Angst
vor uns selbst. Die wahren
Probleme ihrer Generation benennt Nina Pauer,
Jahrgang 1982, mit zwei Worten: Verpassen und
Versagen. „Wir wollen alles und zwar sofort.“
Selbstoptimierung, Social Networking, Soft
Skills und CV sind dabei Worte, die uns ständig
tinnitusartig verfolgen. Eindrücklich schildert
Pauer dieses Extrem anhand der beiden ProtagonistInnen Anna und Bastian. Anna gibt alles
für ihren beruflichen Erfolg, bis zur Selbstaufgabe. Bastian hängt rum, wechselt Studienfächer
und Beziehungspartnerinnen wie andere Socken.
Sie will nicht versagen, er nichts verpassen.
Auch wenn Pauer es nicht so benennt: Sie
beschreibt eben jene Generation, die das neoliberale Menschenbild verinnerlicht hat und lebt.
Politische Statements sowie ein anderer Blick
als der bürgerlicher AkademikerInnensprösslinge fehlen dem Buch leider, aber vielleicht auch
ganz bewusst. Leonie Kapfer
We’ve been friends for a long, long time / but I don’t know
how to make you mine (B. Cosentino)
bonustrack: Vera Kropf
In
ihrem neuen Roman widmet
sich die in Wien lebende
Südtirolerin Sabine Gruber
der Geschichte ihrer Heimat.
„Stillbach oder Die Sehnsucht“ handelt vordergründig
von den beiden Südtiroler
Freundinnen Clara und Ines,
wobei die Erzählung mit dem Tod der Letzteren beginnt. Von hier aus führt der raffiniert
konstruierte Roman zurück in die Vergangenheit
und erzählt die Geschichte nicht nur der beiden
Frauen, sondern auch von Ines’ ehemaliger
Chefin Emma Manente. Im Mittelpunkt steht
aber immer die wechselhafte Geschichte Südtirols, „zwischen den Stühlen“ von Österreich,
Deutschland und Italien, und das Schicksal der
SüdtirolerInnen vor, während und nach dem
Zweiten Weltkrieg. Es ist eine immense Flut an
Fakten, die Gruber hier ausgießt. Das macht den
Roman zum einen sehr lesenswert – erfährt man
schließlich selten so viel über Geschichte und
Lebensgefühl der SüdtirolerInnen –, zum anderen ist die Geschichtslast aber bisweilen auch
erdrückend und umrahmt von einer mitunter arg
bemüht wirkenden Handlung. Andrea Heinz
Sabine Gruber: Stillbach oder Die Sehnsucht
C.H. Beck 2011, 20,60 Euro
Nina Pauer: Wir haben keine Angst
Fischer-Verlag 2011, 14,40 Euro
k
c
a
l
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h
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r
o
f
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e
s
s
Dre
Zeig mir deinen Goldesel und ich sage
dir, wer du bist. Ist es Erfolg, wenn ich
meine Miete zahlen kann? Lässt sich
das Maß der Anerkennung eigentlich
immer in Zahlen angeben? Welche
Rolle spielen Glück und Zufall im großen
Weltenplan? Was, wenn ich Pech im Spiel
und in der Liebe habe? Wieso stinkt Eigenlob, aber Geld nicht? Was ist
etwas wert, um das einen niemand beneidet? Dürfen selbst gesteckte
Ziele im Prozess ihres (Nicht-)Erreichens umgesteckt werden? Entstehen die Wege wirklich im Gehen, wie Altkanzler Gusenbauer in seinen
Memoiren behauptet? Mag sein, aber, wende ich ein: Entsteht die Autobahn auch im Fahren? Was, wenn die Aufmerksamkeit beim Dreieck
Spreewald kurzfristig abgelenkt ist, wir unbemerkt an Cottbus vorbeifahren und plötzlich alle Schilder auf polnisch sind – eine Sprache, in der ich
nicht mal das Wort Bahnhof verstehe? Woran, bitteschön, kann ich mei-
ne Ziele „überprüfen“. Wie lang und frisch
muss der Atem sein, auch noch nach Verzehr
eines Zwiebelschmalzbrotes? Wann wird die
Medizin zur Droge, und geht es auch ohne Doping?
Ist Gewinnen einfach das Gegenteil von Aufgeben,
ein Sammeln von Blechmedaillen und Plastikpokalen, die sie dir irgendwann nachwerfen,
wenn du lange genug nervig genug gewesen bist
und dich weigerst Ruhe zu geben, bis sie dich auf
den Olymp hieven, und sei es auch nur Nachbars
Laubhaufen? Warum schmerzt das Schulterblatt,
gibt es den gefürchteten „Zwang der Fakten“
und untrügliche Zeichen, die verkünden, dass die Zeit zum Loslassen gekommen ist? Irgendwo zwischen athletischem Durchhaltevermögen und
anorektischer Verbissenheit schlängelt sich ein goldener Weg entlang der
malerischen Ufer der Selbstausbeutung, vorbei am Katastrophenfall und
den Burnout-Bergen. Wenn ich oben angekommen bin, kann ich sagen:
Ich bin einmal ganz unten gewesen. Aber wo ist es denn nun besser? Die
Frage steht uns ins Gesicht geschrieben.
Vera Kropf schreibt Texte und Songs für Luise Pop und alle, die sich angesprochen fühlen.
Illustration: Lina Walde, http://evaundeva.blogspot.com
40 l an.schläge Oktober 2011
Zwischen den Stühlen l
an.klang
Sound-Sprachen
Erstaunliche Coverversionen, ein live eingespieltes Klangprojekt und
eine fast vergessenen Komponistin – Regina Himmelbauer
war immer wieder zu Tränen gerührt.
Die Berliner Sängerin Lea W. Frey
hat so unterschiedliche Songs wie
„Running up that hill“ von Kate Bush,
„Video Killed the Radio Star“ von The
Buggles, „Isolation“ von Joy Division
oder den Jazz-Standard „Autumn Leaves“ auf ihrer CD We Can’t Rewind
(Traumton 4554) versammelt. Die zerbrechliche, zurückhaltende Stimme, die
jedem Wort gedankenvoll Klang gibt,
erinnert an so manche Songs von Björk,
dennoch sind diese Coverversionen ganz
anders: Das ergibt sich aus dem zumeist
meditativen, jedem Ton nachspürenden
und sich entwickelnden Klangteppich,
der jeden vordergründig „pushenden“
Rhythmus meidet. Die Brüder Peter und
Bernhard Meyer schaffen mit reduziertem Instrumentarium (v.a. Gitarre und
e-Bass) ein weitreichendes Tempospektrum, das von Stillstand bis hin zu einem
treibenden Pulsieren reichen kann, wie
z.B. beim beeindruckenden „Autumn
Leave“: Man hört gleichsam, wie die
Natur sich zurückzieht und wie damit
auch das innere Feuer erlöscht. „Oh my
Love“ von John Lennon verschwindet
förmlich im Staunen um den neuen
Blick aufs Leben. Somit verklingt, ja
entschwebt eine der erstaunlichsten
Neuerscheinungen der letzten Monate,
um aber noch lange nachzuklingen.
antique objects of human existence,
mostly because of the variety of story
that can be created, factual or not, from
the possibility of their being.“ Aber
hinter den Geistern stehen tatsächliche
Menschen: Das Projekt „COIN COIN“
entstand und entsteht aus der Auseinandersetzung mit der afroamerikanischen
Geschichte – in „Chapter One“ beschäftigt sie sich mit Marie Thérèze Coincoin
(1742-1816), einer Sklavin, die sich
nach ihrer Freilassung erfolgreich
als Medizinerin, Trapperin und in der
Landwirtschaft betätigte. Die CD wurde
mit 13 weiteren, v.a. jüngeren MusikerInnen live vor einem kleinen Publikum
eingespielt. Matana Roberts spielt
dabei nicht nur das Saxophon, sondern
singt und spricht, hörbar ihre Musikgruppe antreibend. Es sind weniger
einzelne Nummern als sich auftürmende
Klangobjekte, die dabei entstehen. Diese können „grooven“, statisch um sich
selbst kreisen oder auf einfachen Lieder
gründen – jede Sekunde ist selbst beim
bloßen Hören intensiv, sodass man
wünscht, man wäre dabei gewesen, um
die audible Gestik auch zu sehen. Eine
expressive CD – dass das Live-Publikum
am Ende erschöpft und zu Tränen
gerührt gewesen sein soll, ist selbst bei
dieser Fassung leicht nachvollziehbar.
Ganz anders die kraftvolle, ja rebellische CD COIN COIN Chapter One:
Gens de couleur libre (Constellation /
Cargo Records) von Matana Roberts.
Matana Roberts sagt dazu: „COIN
COIN is a compositional sound language, that I have been developing since
2006. My initial interest in creating
this work came from my childhood
fascination with ghosts, spirits, spooks,
and the faint traces of what they leave
behind. I have a deep interest in old,
Zu Tränen rühren kann auch das Oratorium Santa Beatrice d’Este (1707)
der Komponistin Camilla de Rossi
Romana. Über die italienische Komponistin, die sich mehrere Jahre lang
am Wiener Hof aufgehalten und dort
mehrere großartige Oratorien geschrieben hat, ist nach wie vor fast nichts
bekannt – keine Lebensdaten, nicht ihre
Herkunft oder Ausbildung, oder was mit
ihr geschah, als der Auftraggeber ihrer
Kompositionen, der Habsburger Kaiser
Matana Roberts
Joseph I, 1711 überraschend starb.
Geschrieben wurden die schönsten
Arien für den Kastraten Gaetano Orsini,
der dafür auch fürstlich bezahlt wurde
– ob die Komponistin selbst jemals Geld
aus den kaiserlichen Kassen erhalten
hat, ist fraglich, da bis heute noch kein
Dokument aufgetaucht ist, das solche
Geldflüsse belegen würde. Es bleibt also
nur ihre Musik: Sie schmückt die Geschichte der Hl. Beatrice aus, die trotz
Drohungen auf ihrem Keuschheitsgelübde besteht. Unterstützt wird sie dabei
von ihrer Vertrauten, der Hl. Giuliana
(einer Kastratenrolle). Dem Ensemble
Musica Fiorita unter Daniela Dolci
gebührt Anerkennung, dieses Werk in
der österreichischen Nationalbibliothek
ausgegraben und auf CD veröffentlicht
zu haben (ORF Edition Alte Musik CD
3092). Wenn auch die SängerInnen
nicht restlos zu überzeugen vermögen,
so ist doch insgesamt eine stimmige Aufnahme gelungen, die die Qualität dieses
Stückes nachdrücklich belegt. l
Links:
www.leawfrey.de
www.myspace.com/
matanaroberts
Oktober 2011 an.schläge l 41
an.sehen
Alice und Axel
Eine Welt ohne Geschlechtsidentitäten und mit guter Musik:
Der Film „Warten auf das Wunderland“ empfiehlt, auf Wunder nicht zu warten, sondern Utopien zu leben.
Von Mirjam Bromundt
„Utopie“ bedeutet laut Wikipedia
im alltäglichen Sprachgebrauch
etwa „Konzept“ oder „Vision“. Zuversichtlicher und mit einer gehörigen Portion mehr Alltagsrelevanz
gebrauchen die ProtagonistInnen in
Clarissa Lempps und Sonja Klümpers Dokumentarfilm „Warten auf
das Wunderland“ den Begriff, der
sich ursprünglich als „der Entwurf
einer fiktiven Gesellschaftsordnung“ definiert, „die nicht an
die zeitgenössischen historischkulturellen Rahmenbedingungen
gebunden ist“. Die Dokumentation
entstand im Rahmen eines GenderStudies-Projektstudiums an der
Berliner Humboldt-Universität und
wurde als No-Budget-Produktion
mit einfachsten Mitteln umgesetzt:
Handkamera und selbstbewusste
DIY-Attitüde. Es ist nicht das erste
Filmprojekt der beiden Regisseurinnen. Sonja Klümper arbeitete
schon als Set-Aufnahmeleiterin für
Kurzfilmproduktionen, und auch
Clarissa Lempp ist im Bereich
Video-Installationen und Kurzfilm
tätig.
Alice Evermore sitzt in ihrem
Wohnzimmer. Sie ist vielleicht
Ende dreißig, erzählt, wie sie
damals aus Brüssel nach BerlinKreuzberg zog, und, Vorsicht!, die
Diele, wo die Regisseurin gerade
stehe, knarre ganz besonders.
Ihre private Utopie: Ihr Body
Project, das sie bereits ihr Leben
lang verfolgt. Alices biologisches
Geschlecht ist männlich, und schon
bei einer Korrektur der Vorhautbeschneidung mit drei Jahren war
ihr klar, dass sie lieber ohne Penis
weiterleben würde. Ihre erste
geplante geschlechtsangleichende
Operation Mitte zwanzig verschob
42 l an.schläge Oktober 2011
Filmstill aus „Warten auf das Wunderland“
sie sicherheitshalber noch einmal
um gute zehn Jahre, um jetzt, ohne
jeden Zweifel, die (2010 beim
Filmdreh noch) verlangten chirurgischen Schritte zu setzen, um zur
gesetzlich anerkannten Frau zu
werden. „Psychische und physische Harmonie“ nennt Alice ihr
persönliches Wunderland und hält
Berlin, wo sozialer Status, Geld
und Prestige unwichtiger seien als
anderswo, sowieso für den perfekten Ort für Utopien.
Ganz anders sieht das Axel H., der
seine Utopien bei starkem gesellschaftlichem Gegenwind nur schwer
leben kann. Axel kam vom Land
nach Berlin-Kreuzberg, „um was
zu erleben“, und ist Politaktivist
und Sozialarbeiter. Eine Welt ohne
Krieg wäre sein Wunsch, ohne
Identität, ohne Privateigentum
und mit guter Musik. Was anderen
vielleicht als theoretische Träumerei abtun, findet sich bei Axel
ganz oben auf der Prioritätenliste.
Ihm wird versuchte Brandstiftung
an Bundeswehrfahrzeugen vorgeworfen, und er wartet auf eine
Gerichtsentscheidung. Doch der
ruhige und unauffällige Axel erfüllt
eigentlich so gar nicht das Klischee
des Linksextremen.
Zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die auf den ersten Blick
wenig verbindet. „Als Sonja und
ich uns getroffen haben, wollte
eigentlich jede einen Film machen – Sonja über Axel, ich über
Alice“, erzählt Clarissa Lempp
über die Entstehungsgeschichte.
„Wir haben uns zusammengesetzt
und Überschneidungen entdeckt:
Das Gesetz, das Alices und Axels
Handeln rahmt, die verstärkte Verknüpfung von Gender/Queer-Politik
und Kriegspolitik im öffentlichen
Raum, und schließlich, etwas
abstrakter, die Utopie, im Sinne
eines Gesellschaftszustandes bzw.
eines Selbstkonzeptes, das noch
nicht existiert.“ Diese Utopien als
Antrieb, als Eröffnen von Räumen
für konkrete emanzipatorische
wie realisierbare Lebensentwürfe
wurden das Leitmotiv von „Warten
auf das Wunderland“. „Kann ich
mir etwas anderes vorstellen?“,
und vor allem: „Wie weit gehe ich
für meine Utopie?“, sind zentrale
Fragen, die jeder und jedem zwischen alltäglichen Entscheidungen
und grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen Spielraum
lassen. „Die Freiheit opfern für die
Freiheit“ möchte ein Besucher des
Transgenialen CSD in Berlin, der
schwule Ire Craig kämpft gegen
die Diskriminierung von MuslimInnen in der Gay Community, und
Natalie wünscht sich neben mehr
Farbauswahl für das LebenspartnerInnenbuch in Deutschland auch
ein menschliches Miteinander ohne
Schubladen und Kategorien. Das
filmische Kleinod präsentiert alle
diese UtopistInnen und fordert so
mehr Mut und Einsatz für eine
bessere Welt. l
Warten auf das Wunderland/
Waiting for Wonderland
Deutschland 2011, 74 Minuten,
D/E (UT in D/E), Musik von
Sookee und Geigerzähler
http://wartenaufdaswunderland.
wordpress.com
an.künden
Redaktionsschluss Termine 11/11
11.10.2011 [email protected]
fest
musik
5.10., 19.00, Wien
EXIL: Vertriebene Komponisten.
Joseph Horovitz’ 5. Streichquartett,
Christine Lavant Quartett u.v.m.
Alte Schmiede – Kunstverein Wien,
1010 Wien, Schönlaterngasse 9,
T. 01/ 512 83 29, www.alte-schmiede.at
8.10., 22.00 Neubrandenburg
QUEER the PARTY, the party for
gays, bisexual, lesbian and friendly
BAZ HALLE, 17036 Neubrandenburg,
An der Hochstraße 6, www.baz-nb.de
10.10. – 5.11., Österreich und
Maribor
Salam.Orient Festival: 10 Jahre Musik, Tanz & Poesie aus orientalischen
Kulturen
Programm, Veranstaltungsorte und
Infos unter salam-orient.at
15.10., Wien
rampenfibrig mit Gina Young (USA)
und Miss Mimi & the Mysticals
(SWE), angefragt sind Rentothing
vom Girls Rock Camp
rhiz, 1080 Wien, U-Bahnbogen 37,
T. 01/4092505, http://rhiz.org/,
www.fibrig.net
19.10., 20.00, Wien
NAWAL, die Stimme der Komoren.
In Kooperation mit Salam.Orient,
Tickets: € 22
Sargfabrik – Verein für Integrative Lebensgestaltung, 1140 Wien,
Goldschlagstr. 169, T. 01/ 988 98 111,
www.sargfabrik.at
20.10., 20.00, Wien
Rocken für den Atomausstieg – Global
2000-Geburtstagsfest mit Bauchklang,
Heinz, Großstadtgeflüster sowie zahlreichen DJs und VJs, Eintritt:
€ 17/ VVK 15
WUK, Saal, 1090 Wien, Währinger
Straße 59, T. 01/401 210, www.wuk.at
28.10., 22.00, Wien
Club Burlesque Brutal: „Zum Diktat,
bitte!“; im Anschluss an die Performance legt das QUOTE-Kollektiv auf,
Tickets: € 16/10/8
Brut – Koproduktionshaus Wien
GmbH, 1010 Wien, Konzerthaus,
Karlsplatz 5, T. 01/ 587 87 74,
www.brut-wien.at
film
11.10., ab 17.00, Hamburg
Lesbenfilm-Abend „Es muss nicht
immer Tränen geben“
JungLesbenZentrum, Lesbenverein Intervention, 20357 Hamburg, Glashüttenstraße 2, T. 0049 (0) 40 245002,
www.lesbenverein-intervention.de
11. u. 18.10., 21.00, Wien
Doris Uhlich: Sneak Preview. Eine
Koproduktion mit brut Wien in
Zusammenarbeit mit Stadtkino Wien,
Eintritt: € 5
Stadtkino Wien, 1030 Wien, Schwarzenbergplatz 7-8, www.stadtkinowien.
at, www.brut-wien.at
26.10., 19.00, Berlin
„Black Bus“ (Israel 2009) R: Anat
Yuta Zuria, Film und Gespräch mit Irit
Neidhardt
Im Rahmen d. Veranstaltungsreihe
Frauenblicke auf Religionen – Blicke
der Religionen auf Frauen: Judentum
Frauenkreise – soziokulturelles
Projekt, 10119 Berlin Mitte, Choriner
Straße 10, www.frauenkreise-berlin.de
jeden 3. Donnerstag im Monat, Wien
Kino5 – Screening der Plattform
für unabhängige Filmschaffende,
Kurzfilme
Schikaneder, 1040 Wien, Margaretenstraße 24, T. 01/5852867,
www.schikaneder.at
ab 28.10., Österreich
Hot Spot (A 2010) Dokumentarfilm,
Regie: Sabine Derflinger
div. Termine, Österreich
Whores’ Glory (A/D 2011), thai/benglische/spanische OmU, Regie: Michael
Glawogger, filmisches Triptychon über
Prostituierte in Thailand, Mexiko und
Bangladesh
bühne
1., 4., 7.–9., 13., 15.–17.10, 19.30, Wien
Ivana Sajko: 12 Minuten 36 Sekunden
bis zur Detonation – WOMANBOMB:
eine szenisch-konzertante Performance, Tickets: € 20/ erm. 10
Salon5 im Brick5, 1150 Wien, Fünfhausgasse 5, T. 01/8901758,
www.brick-5.at
1., 2., 7., 22., 31.10: 19.30, 23.10.:
15.00, Wien
Jacqueline Kornmüller: Die Reise
– Ein Projekt für 30 MigrantInnen,
eine Kooperation von Volkstheater mit
„wenn es so weit ist“
Volkstheater, 1070 Wien, Stiftgasse
1, T. 01/521110, www.volkstheater.at,
www.wennessoweitist.com
4.10.: 19.30, 5. u. 6.10.: 11 u. 19.30,
7.10.: 11.00, Wien
heimat.com: Die Geschichte einer
jungen Frau, die um ihr Bleiberecht
und um ihre Heimat kämpft. In Kooperation mit Guerilla Gorillas
Dschungel Wien, Museumsquartier,
Museumsplatz 1, 1070 Wien,
T. 01/552072020,
www.dschungelwien.at
10.10., 18.–20.10, 20.00, Wien
Regina Hofer: 1000 & ONE NIGHT
STAND, Kabarett, Tickets: € 18
KULISSE, 1170 Wien,
Rosensteingasse 39, T. 01/4853870,
www.kulisse.at
12.–29.10., 20.00, Wien
„Das kleine Zimmer am Ende der
Treppe“ von Carole Fréchette,
deutschspr. Erstaufführung, Eigenproduktion KosmosTheater, Regie:
Barbara Klein, Komposition/Musik:
Electric Indigo, Pia Palme, mit
Melanie Gemeiner, Julia Kneussel,
Anna Morawetz, Susanne Rader u.a.,
Tickets: € 16/13/10, Karten über
www.kosmostheater.at
12. u. 14.10: 14.30, 15. u. 16.10:
16:30, Wien
Die faule Prinzessin – Aufruf zum
Müßiggang, Erzähltheater mit LiveZeichnungen, katinka theater_projekte
Dschungel Wien, Museumsquartier,
1070 Wien, Museumsplatz 1,
T. 01/522072019,
www.dschungelwien.at
13.10., 19.30, Wien
Zuwanderer Fantasie – ein rot-weißrotes „Quo vadis“ zwischen AhnenPolka und Döner-Walzer
Theater Akzent, 1040 Wien, Theresianumgasse 18, T. 01/501653306,
www.akzent.at
in Budapest
Bildungshaus Schloss Puchberg, 4600
Wels, Puchberg 1, T. 07242/47537,
www.bildungshaus-puchberg.at
15.10., 9–16.00, Ebensee
Warum das Leben mit 46 Jahren
erst richtig beginnt! Ein Workshop
für Frauen, die sich selbst wichtig
nehmen, Referentin: Dr.in Danielle
Bidasio, Kursbeitrag: € 75/55
Frauenforum-Salzkammergut, 4802
Ebensee, Soleweg 7/3,
www.frauenforum-Salzkammergut.at
20.–21.10., Graz
Österreichische Männertagung zum Thema „Diversität von Männlichkeiten“,
Tagungspass: € 150/80, Tageskarte: €
80/50, Online-Anmeldung erforderlich
FH Joanneum, Anmeldung unter
www.maennertagung2011.mur.at
14.11., 9–17.00, Wien
Gender Mainstreaming Basisseminar,
Kosten: € 130, Anmeldung bis 14.10
an [email protected]
Seminarraum Sargfabrik, 1140 Wien,
Goldschlagstraße 169,
www.wuk.at/event/id/15289
21. u. 22.11., 9–17.00, Wien
Born this way? Seminar zu Theorie
und Praxis gendersensibler Mädchenund Bubenarbeit, Kosten: € 260 inkl.
Unterlagen und Pausengetränken,
Voranmeldung bis 20.10. an
[email protected]
Seminarraum Sargfabrik, 1140 Wien,
Goldschlagstraße 169,
www.wuk.at/event/id/15336
jeden Donnerstag, 17–18.15, Wien
„Lust mich zu spüren – Bewegungsgruppe für Frauen“ Bewegung, Entspannung, orientalischer Frauentanz
u.v.m., Kosten: € 50 für ein Semester,
Anmeldung unter T. 01/97945964
WAT, 1140 Wien, Kienmayergasse 41,
Infos unter www.ninlil.at
vortrag
diskussion
seminar
workshop
11.10., 18.00, Konstanz
Joan W. Scott: „Frensh Seduction Theory“, Kontakt: F. Girod,T. 0049 (0) 7531
363 04 11, [email protected]
Kulturwissenschaftliches Kolleg
Konstanz, Senatssaal, 78464 Konstenz,
Universitätsstraße 10
1.10., ab 14.00, Wels
ANTIFA Netzwerk-Treffen, verschiedene Workshops und Vortrag von
Gregor Mayer, „profil“-Korrespondent
12.10., 19.30, Ebensee
Spinnstube: 45plus, na und…?
Diskussion mit Dr.in Danielle Bidasio,
Jg. 1960, Gesundheitspsychologin,
systemische Psychotherapeutin, selbstständige Personal- und Organisationsberaterin, Eintritt frei
Frauenforum-Salzkammergut, 4802
Ebensee, Soleweg 7/3,
www.frauenforum-Salzkammergut.at
13.10., 18.00, Wien
Raewyn Connell: „Gender Theory on a
World Scale“
Universität Wien, genauer Ort
wird noch bekanntgegeben unter
www.univie.ac.at/gender/index.
php?id=401#c2137
13.10., 19.30, Wien
Erzählcafé: Die Anfänge. Mit Brigitta
Fritz und anderen Aktivistinnen der
ersten Stunde
FZ – FrauenLesbenMädchenZentrum,
1090 Wien, Währinger Straße 59/6,
Eingang Prechtlgasse, T. 01/4028754,
http://fz-bar.wolfsmutter.com
22.10., 15.00, Wien
„Keine halben Sachen, sondern ganze
Tiere“ – Zur Konstruktion hegemonialer
Männlichkeit durch Fleischkonsum, Vortrag und Workshop von Julia Gutjahr
Amerlinghaus, 1070 Wien, Stiftgasse 8,
T. 01/5236475, www.amerlinghaus.at
jeden 1. Montag im Monat, Linz
„Diskuthek“ – eine Diplomarbeit aus
dem feministischen Grundstudium (Rosa
Mayreder College) wird vorgestellt und
diskutiert
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Starhembergstraße 10, Ecke Mozartstraße, 2.Stock, T. 0732/602200,
www.frauenzentrum.at
ausstellung
30.9.–2.10., Linz
WearFair – Messe für faire und ökologische Mode und Design, Eintritt:
€ 3/ erm. 2
Tabakfabrik Linz, 4020 Linz,
Gruberstraße 1, T. 0732/795664,
Öffnungszeiten und Programm unter
www.wearfair.at
bis 2.10., Innsbruck
Ausstellung zum 32. Grafikwettbewerb, mit Werken von Nicole Six und
Paul Petritsch, Eintritt € 4/ erm. 2
Galerie im Taxispalais, Galerie des
Landes Tirol, 6020 Innsbruck,
Maria-Theresien-Straße 45, Di–So
11–18.00, Do 11–20.00,
T. 0512/5083171,
www.galerieimtaxispalais.at
ab 5.10., Wien
YOU ARE FREE – Arbeiten rund um
Oktober 2011 an.schläge l 43
an.künden
bis 23.10., Berlin
„chicks on speed – cultural workship
now“, Eintritt frei
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien,
10997 Berlin, Mariannenplatz
2, täglich 12–19.00, T. 0049/
(0)30/902981455,
www.kunstraumkreuzberg.de
Foto: Still aus „gODDESSES – We Believe We Were Born
Perfect“ von Sylvie Cachin, © Lunafilm
Merhaba, Queers!
Bereits zum 22. Mal findet in Hamburg das international queer film festival statt. Sechs Tage, fünf Kinos,
über 100 Filme und zwei Schwerpunkte: Die Filmreihe
„Merhaba LSF“ widmet sich der queeren Community
in der Türkei. Das Thema „30 Jahre HIV und Aids
– ein Blick zurück, ein Blick nach vorn“ bildet den
zweiten Schwerpunkt.
18. –23.10., Hamburg, Programm und Schauplätze
unter www.lsf-hamburg.de
den Begriff „Freiheit“, nur am 5. u.
6.10.: Performances von PerformerInnen, Musikbands und DJs
Kunsthalle Exnergasse, 1090 Wien,
Währinger Straße 59, 2. Stiege, 1.
Stock, Di–Fr 13–18.00, Sa 11–14.00,
T. 01/4012141,
kunsthalleexnergasse.wuk.at
bis 15.10., Wien
„Kampf der Amazonen –
Das Brustkrebsprojekt von
Uta Melle“
stilwerk Wien, 1020 Wien,
Praterstraße 1,
T. 01/212061050,
www.stilwerk.at
Foto: Die Frauen des Wiener Gemeinderats um 1919, © MA8
Emanzen, Ikonen
Noch immer hundert Jahre internationaler Frauentag! Am 19. März 1911 demonstrierten tausende
Frauen in Wien, um ihren Forderungen nach Bildung,
Wahlrecht, gerechter Entlohnung und vielen mehr
Nachdruck zu verleihen. Aus diesem Anlass gibt die
Ausstellung „Emanzen, Ikonen und andere Frauen“
Einblick in die Lebenswelten unterschiedlichster
Frauenbiografien von der Revolution 1848 bis in die
1990er Jahre.
Nur noch bis 28. Oktober, Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1110 Wien, Guglgasse 14, Zugang über
Gasometer A, Tel. 01 4000 84808, www.wien.gv.at/
kultur/archiv/veranstaltungen/frauen.html
44 l an.schläge Oktober 2011
ab 28.10., Berlin
Eva Besnyö. Fotografin 1910–2003.
Budapest – Berlin – Amsterdam.
Tageskarte: € 8/erm. 5
Berlinische Galerie, 10969 Berlin,
Alte Jakobstraße 124-128, Mi–Mo
10–18.00, T. 0049/(0)30/78902600,
www.berlinischegalerie.de
bis 30.10., Berlin
Ulrike Ottinger: Floating Food
Haus der Kulturen der Welt,
10557 Berlin, John-Foster-DullesAllee 10, Mi–Mo 11–19.00, T. 0049/
(0)30/39787175, www.hkw.at
bis 18.11., Klosterneuburg
Rosa Loy und Neo Rauch:
Hinter den Gärten.
Ausstellungshalle, Essl Museum –
Kunst der Gegenwart, 3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1, Di-So
10–18.00, Mi 10–21.00,
T. 02243/37050150,
www.sammlung-essl.at
bis 18.11., Wien
Anila Rubiku und Nina Höchtl:
About Translation, eine Kooperation
zwischen IG Bildende Kunst und artistin-residence
Galerie IG Bildende Kunst, 1060
Wien, Gumpendorferstraße 10-12,
T. 01/5240909, www.igbildendekunst.at
bis 15.11., Hainburg
„MODELLS – das perfekte Profil“.
Die LED-Installation von Nicole Pruckermayer und Elisabeth Schimana an
der Außenfassade des Hotels „Altes
Kloser“ und der „Insight Turm“ erlauben einen Blick hinter die Systematiken der „Google-Suchmaschinerie“
Kulturfabrik Hainburg, 2410 Hainburg/ Donau, Kulturplatz 1, Donaulände 33, Insight Turm: 9–18.00,
www.insight-turmima.or.at
bis 17.12., Wien
Barbara Rapp: Frauenbild zu
entsorgen, Eintritt frei
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/5231226,
geöffnet an Spieltagen ab 90 Min.
vor Vorstellungsbeginn
bis 31.12.., Graz
Communitas – Unter anderen.
Ausstellung rund um das Thema „Ausschließung“ mit Werken von Ursula
Biemann (CH), Shuruq Harb (PS)
u.a., in Kooperation mit steirischer
herbst, Eintritt: € 8/ erm. 3
Camera Austria, 8020 Graz, Lendkai
1, Di–So: 10–18.00, T. 0316/8155500,
www.camera-austria.at
bis 12.2.2012, Frankfurt a.M.
Do it yourself – Die Mitmach
Revolution
Museum für Kommunikation Frankfurt, 60596 Frankfurt a.M., Schaumainkai 53, Di–Fr 9–18.00, Sa u. So
11–19, T. 0049/(0)69/60600,
www.diy-ausstellung.de
bis 11.3.2012, Hittisau
Feste.Kämpfe. 100 Jahre Frauentag,
Eintritt: € 4
Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz
501, Do 15–20.00, Fr–Sa 10–12.00 u.
14–17.00 T. 05513/620930,
www.frauenmuseum.at
Foto: Plataforma der MigrantInnen und Flüchtlinge, 2008
Gefahrenanalyse
Welche Standards müssen erfüllt sein, damit
Betroffene des Frauenhandels bei einer freiwilligen
und sicheren Rückkehr ins Herkunftsland unterstützt
werden können? Welche Maßnahmen sind nötig,
um sie vor erneutem Menschenhandel bzw. anderen
Menschenrechtsverletzungen zu schützen? Die LEFÖInterventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels
lädt zu einer Diskussion über diese wichtigen
Qualitätsstandards.
27.10., 18.00: „Fragen zur Re-Integration von Betroffenen des Frauenhandels“ LEFÖ-IBF, 1040 Wien,
Floragasse 7a/7, Tel. 01/5811881, www.lefoe.at
lesung
3.10., 19.00, Wien
Beiträge zur Geschichte weiblicher
Erfahrung von politischer und
„rassischer“ Verfolgung
Café Sperlhof, 1020 Wien,
Große Sperlgasse 41,
rassismusfreiezonen.wordpress.com/
aktionswoche-2011
24.10, 19.00, Wien
Marlene Streeruwitz liest und kommentiert ausgewählte Gedichte Ilse
Aichingers
Alte Schmiede – Kunstverein Wien,
1010 Wien, Schönlaterngasse 9,
T. 01/5128329, www.alte-schmiede.at
28.–30.10., Wien
Literatur im Herbst 2011: Literatur
im Fluss – Via Donau, Eintritt frei
Theater Odeon, 1020 Wien,
Taborstraße 10,T. 01/2165127,
www.odeon-theater.at,
www.alte-schmiede.at
aktivitäten
6.10., 19.00, Hamburg
Politische Aktionsgruppe: Gleiche
Rechte für alle Lebensformen!
Kreative Lesbenpolitik
Lesbenverein Intervention, 20357
Hamburg, Glashüttenstraße 2,
T. 0049/(0)40/245002,
www.intervention-hamburg.de
15.10., 11–18.00, Berlin
BarCamp Frauen. Infos, Konzept, Anmeldung unter www.barcampfrauen.
mixxt.de, Teilnahme kostenlos
Kalkscheune Berlin, 10117
Berlin, Johannisgasse 2, T. 0049/
(0)30/59004340
21.–23.10, Lüneburger Heide
Lesben-Reise: Ein Wochenende in der
Lüneburger Heide. Gemeinsam mit anderen Lesben spazieren, diskutieren,
entspannen, Kosten: € 90, Anmeldung
erforderlich
Infos, Programm, Anmeldung unter
T. 0049/(0)40/245002,
[email protected]
29.10., 15.00, Münster
Slutwalk Münster
Startpunkt: Hindenburgplatz am
Münsteraner Schloss, Route und Infos:
http://slutwalkmuenster.blogspot.com
28.–30.10., Oktober, Zülpich
6. Praxistage des Netzwerkes Lesben
und Buddhismus. Mit Claudia Webinger. Übernachtung u. Vollpension:
200/180 €, Kontakt u. Anmeldung
unter: T. 0049/(0)7234/718767,
[email protected]
Frauenbildungshaus Zülpich,
Prälat-Franken-Straße 22,
53909 Zülpich
diverse Termine, Schweiz
Wen-Do – Selbstverteidigung und
Selbstbehauptung von Frauen, für
Mädchen und Frauen
Infos und aktuelles Kursangebot unter
www.wendo.ch
jeden 3. Freitag im Monat,
18–24.00, Wien
Vinyl-Abend im Frauencafé/ Feministische Kneipe
Frauencafé Wien, 1080 Wien, Lange
Gasse 11, genaue Termine unter:
www.frauencafe.at
an.künden
Mo 19–20.00, Oberösterreich
52 Radiominuten – Sendung von FIFTITU%, Vernetzungsstelle für Frauen
in Kunst und Kultur in OÖ
Radio FRO, 105.0 MHz (Linz), Live
Stream: http://fro.at, jeden 4. Mo
Mo 18–19.00, Kärnten
Frauenstimmen – Glas zena
Radio Agora 105.5 MHz (Dobrac),
Live Stream:
www.agora.at, wöchentlich
Di, 13–14.00, Wien
Globale Dialoge – Women on Air
Orange 94.0 MHz, Live Stream:
http://o94.at, wöchentlich
Foto: Kendiala/flickr
Feten im FZ
Das autonome FrauenLesbenMädchenZentrum Wien
feiert heuer sein 33-jähriges Bestehen. Frau darf
sich deshalb am 15.10. auf eine große Party mit
szenischen und musikalischen Überraschungen, einer
Ausstellung, DJs und vieles mehr freuen. Am 21.10.
lädt dann die ARGE Dicke Weiber zu einem Abend mit
Film, Diskussion und Infos zum Thema Gewichtsdiskriminierung und Dicken-Aktivismus, denn Dicksein ist
politisch!
15.10. ab 18.00 „33 Jahre FZ Fest“; 21.10. ab 19.00
„Dicksein ist politisch“, Autonomes FrauenLesbenMädchenZentrum, 1090 Wien, Währinger Straße
59/6, Eingang Prechtlgasse, Tel. 01/408 50 57,
http://fz-bar.wolfsmutter.com
jeden Donnerstag, ab 18.00, Wien
Freiräumchen: „Transfantastisch,
tuntenstark, amoralisch, zum Hausverstand abschalten und Revolutionen
planen, suberversiv, mit Flirtfaktor“
Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke
Wienzeile 102
jeden 2. u. 4. Freitag, 17.30, Wien
ARGE Dicke Weiber-Treffen – Feministische Initiative dicker Frauen
gegen Gewichtsdiskriminierung und
Schlankheitsterror – für die Vielfalt
und positive Selbstbilder, Infos:
http://argedickeweiber.wordpress.com,
[email protected]
FZ-Bar, 1090 Wien, Währingerstraße
59/6, Eingang Prechtlgasse
jeden Donnerstag ab 18.00, Graz
Offener Abend im „feel free“ der
„RosaLila Panterinnen“
Feel free – steirisches Schwulen- und
Lesbenzentrum, 8020 Graz, Annenstraße 26, T. 0316/366601, www.homo.at
jeden 2. Mittwoch, 17–19.30, Wien
Frauen-Empowerment-Gruppe für
Frauen mit Behinderung, Gespräche
und Aktivitäten, weitere Informationen und Anmeldung: Michaela
Neubauer T. 01/7143993
Ninlil, Bürogemeinschaft Frauenhetz,
1030 Wien, Untere Weißgerberstraße
41, www.ninlil.at
beratung
diverse Termine, Wien
Frauen beraten Frauen – Psychosoziale Beratung, Rechtsberatung, uvm.
1060 Wien, Lehargasse 9/2/17 oder
1010 Wien, Seitenstettengasse
5/7, Mo u. Mi 9.30–12.30, Di u. Do
13–16.00, T. 01/5876750,
www.frauenberatenfrauen.at
diverse Termine, Berlin
Frauenkreise – Beratungsangebot für
Frauen: Rechtsberatung, Beratung
und praktische Unterstützung für
Filmerinnen usw.
Frauenkreise – soziokulturelles
Projekt, 10991 Berlin Mitte, Choriner
Straße 10,
www.frauenkreise-berlin.de
jeden Donnerstag, Graz
Infotag ZAM Frauenservice
nowa, 8010 Graz, Jakominiplatz 16,
Steinfeldhaus, T. 0316/716022, www.
frauenservice.at
Di, 18–19.00, Wien
Weibertalk – Sendung des Autonomen
FrauenLesbenZentrums Innsbruck
Orange 94.0 MHz, Live Stream:
http://o94.at, jeden 2. Di
Di, 20–21.00, Deutschland
Mrs. Pepsteins Welt – FeminismusAllüren, und Musik, Musik, Musik
Radio Blau 99.2 MHz (Leipzig),
www.mrspepstein.de, jeden 4. Di
Di, 21–22.00, Wien
female:pressure – Feministisches
Magazin zu Musik- und Clubkultur
Orange 94.0 MHz, Live Stream:
http://o94.at, jeden 2. Di
Mi 18–18.30, Salzburg
Frauenzimmer – Plattform für eine
frauenspezifische Information
Radiofabrik 107.5 MHz (Salzburg
Stadt), Live Stream:
www.radiofabrik.at, wöchentlich
Mi 18–19.00, Wien
Bauch, Bein, Po – Die Sendung für die
ganze Frau
Orange 94.0 MHz, Live Stream:
http://o94.at, jeden 2. Mi
Do 18–19.00, Wien
Transgender Radio
Orange 94.0 MHz (in Kooperation
Radio ALEX, Berlin),
Live Stream: http://o94.at,
jeden 1. und 3. Do
Fr 18–19.00, Wien
Radio UFF – Sendung des Unabhängigen FrauenForums
Orange 94.0 MHz, Live Stream:
http://o94.at, jeden 1. Fr
Fr 19–20.00, Oberösterreich
SPACEfemFM Frauenradio
div. Termine, Wien, Graz, Innsbruck
Verschiedene therapeutische Gruppen
z.B. Young*Trans, Queer*Family,
SAPPHO u.a.
COURAGE – Beratungsstelle für
gleichgeschlechtliche und transGenderLebensweisen, Standorte und Termine
unter www.courage-beratung.at
Am 15. Oktober 2011 wird in Berlin wieder der
„PorYes“, der „Feministische Pornofilmpreis
Europa“ verliehen. Die Veranstaltung beweist nun
schon zum wiederholten Mal eindrücklich, dass es
inzwischen jede Menge feministischer Alternativen
zur herkömmlichen Pornoproduktion gibt.
Ausgezeichnet werden sexpositive, nicht-sexistische
Darstellungen weiblicher Lust. Nominiert sind heuer
Catherine Breillat, Rusty Cave, Emilie Jouvet u.a.
15.10., 19.45: Feministische PornofilmpreisVerleihung, Hakesche Höfe Kino, 10178 Berlin,
Rosenthalerstraße 40/41, Programm und Tickets
unter www.poryes.de
Radio FRO 105.0 MHz (Linz), Live
Stream: http://fro.at, jeden 1., 3. u.
4. Fr
Sa 12–13.00, Deutschland
Rainbow City – Radio für Lesben und
Schwule
97.2 MHz (Berlin), Live Stream:
www.radiorainbowcity.de, wöchentlich
Sa 19–20.00, Steiermark
Bertas Bücherstunde – Das feministische Literaturmagazin
Radio Helsinki 92.6 MHz (Graz), Live
Stream: www.helsinki.at, jeden 4. Sa
So 17–18.00, Steiermark
Genderfrequenz – Sozialpolitisch,
feministisch, unbeugsam
Radio Helsinki, 92.6 MHz (Graz), Live
Stream: www.helsinki.at, jeden 2. So
So, 19–20.00, Tirol
Weibertalk – Sendung des Autonomen
FrauenLesbenZentrums Innsbruck
FREIRAD 105.9 MHz (Innsbruck),
Live Stream: www.freirad.at,
jeden 1. So
Mitmach-Revolutionen
„DIY. Die Mitmach-Revolution“ nennt sich eine Ausstellung, die derzeit in Frankfurt zu sehen ist. „Do It Yourself“
war auch schon vor dem aktuellen feministischen Handarbeits-Hype eine wichtige politische Strategie, etwa bei
der Gründung von Medien. Die Schau bietet also bestimmt
auch für Feminist_innen die eine oder andere nützliche
Anregung, wie Revolutionen im Eigenbau funktionieren
können.
jeden Mo/Mi/Fr, 17–20.00, Wien
Lila Tip: Lesbenberatung: Beratung,
Information und Gruppenangebote
Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke
Wienzeile 102, T. 01/5868150,
www.villa.at/lilatip
radio
fixtermine
Mo 18–19.00, Wien
Khorschid Khanum –
Die persischsprachige Frauensendung
Orange 94.0 MHz, Live Stream:
http://o94.at, jeden 1. Mo
porno goes feminism!
Foto: Museum für
Kommunikation Frankfurt
Do It Yourself. Die Mitmach-Revolution
Bis 19.2.2012, Museum für Kommunikation Frankfurt,
60596 Frankfurt, Schaumainkai 53 (Museumsufer), Di–
Fr 9–18.00, Sa+So 11–19.00, www.diy-ausstellung.de
Oktober 2011 an.schläge l 45
Vorschau auf die November-Ausgabe:
Feminist Funeral
Best of Bestattung: Feministische Leichengräberinnen
an.schläge-Abopreise:
Schnupperabo (3 Hefte): 10/12* Euro
Jahresabo (10 Hefte): 35/ermäßigt 29/45* Euro
Unterstützungsabo (10 Hefte): 43/53* Euro
* Gültig für Europa, weitere Auslandspreise auf Anfrage.
Weitere Infos unter [email protected] oder auf
www.anschlaege.at.
auf OKTO
webstream:
www.okto.tv
puppenporno
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an.schläge gibt’s in folgenden Buchhandlungen:
Fachbuchhandlung ÖGB
Kuppitsch
Morawa Winter
Frick International
tiempo
Facultas
Lhotzkys Literaturbuffet
Südwind
Tabak Trafik Brosenbauch
Riedl
Löwenherz
Südwind
Infoladen Infomaden
Infoladen Treibsand
Kulturverein Waschaecht
Rupertusbuchhandlung
Wagnersche Buchhdlg.
Verein Amazone
Berta – Bücher & Produkte
KiG! Kultur_in_Graz
Hacek-Bücherei
1010
1010
1010
1010
1010
1010
1010
1020
1070
1070
1080
1090
1090
1110
4040
4600
5020
6020
6900
8020
8020
9020
Rathausstr. 21
Schottengasse 4
Wollzeile 11
Rathausstr. 18
Schulerstr. 1-3
Johannesgasse 16
Universitätsstr. 7
Taborstr. 28
Mariahilferstr. 8
Kaiserstr. 96
Alser Str. 39
Berggasse 8
Schwarzspanierstr. 15
Wielandgasse 2-4
Rudolfstr. 17
Dragonenstr. 22
Dreifaltigkeitsgasse 12
Museumstr. 4
Kirchstraße 39
Siebenundvierzigergasse 27
Feuerbachgasse 25
Paulitschgasse 5/7
und auch in vielen Städten in Deutschland.
Vollständige Liste der Verkaufsstellen auf:
www.anschlaege.at
www.myspace.com/an.schlaege
www.facebook.com/anschlaege
FRAUENHOTEL
artemisia
BERLIN
Zimmer zum Wohlfühlen
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Ab 39,- Euro.
Brandenburgische Str. 18,
10707 Berlin,
T 0049 30 8738905
[email protected]
www.frauenhotel-berlin.de
Stills aus „The Naked Punch“ –
Ein Kasperltheaterstück für Erwachsene (2006)
Konzept, Puppen, Ausstattung: Karin Bayerle
Puppenspiel: Karin Bayerle, Manuela Hämmerle
Videokamera & Schnitt: Manuela Hämmerle
46 l an.schläge Oktober 2011
jungeWelt
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n »Fundus«: Rezensionen, Kulturtipps, Ratgeber, Beilagen,
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Freitag, 21.10.2011, 20:00 „Mehr als ich kann“
Filmausschnitte und Diskussion mit Bärbel Danneberg
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Samstag, 22. Oktober, 10:00
Barbara Duden: Feministische Theoriegenerationen
Sonntag, 23. Oktober 2011, 13:30
Federica Giradini: Anerkennung, Frauen, Generationen
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