Oktober 2011
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€ 3,80 (Ö) € 4,80 (D) sfr 9,00 l l an.schläge das feministische monatsmagazin. oktober 2011 e k c ü t s s g n Liebli He bst und Winte ! fü einen fa benf ohen · rg Deerbe GmbH d Versan 35 t Vel gen Han sted 2 D-2 958 · 9,95 Me · ennu Artikel- Best.-N ch Einfar Post pe 0 Bezeich us und arte herat. Pos Bestellk ach die tellung per Sie einf Bes Trennen en Sie Ihre versend Größe Farbnr. r. 423 a“ „Malik ) ine (36 auberg ben e Far Weiter e 22. auf Seit ch Einfaxen fa 04* 15 V 25 gebot Titelan . Unser Seite 177 ist auf JAH Ihre /Faxkart 5 auch einfach Bes tell0180 der- und die en nen uns nen Sie e die Vor Sie kön Dazu tren uns bitt Wir benötig faxen. und senden. Achtung: heraus te per Fax Rücksei chrift! Ihre Ans ferung. n Abse Nam ehauseig erem kompein uns Sie terinnen r beraten hten Artikel, en ente Mitarbei ausgesuc l oder geb e Unsere denservice-C eria huh rkeit der nen Kun r Lieferba form und MatDeerberg-Sc tent übe en zu Pass ge Ihrer bei FragTipps zur Pfle n Ihne ilien. 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Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M 11HWA404 PLZ Name, zen amt) Einsät erb chen romgeg melastis r (ch ausneh tte mit Ziegenlede t). Her e. PassA MALIK e Stiefelerial aus lich gegerbLatexsohl Cream. BequemObermate er (pflanzmpfende n Leather (54), Schaft. bslederfutt trittdä ge: Fashio jeansblau ), und Pfle (41 mit Kal Fußbett ie pin Weite. bares normale ine (36), ,90 € : is: 149 form : auberg rz (70). Pre wa Farben(66), sch 74 ½ Gr.) taupe r. 12.352 (auch in Best.-N 37 – 43 Größe: * 05 / 77 00 0 Uhr ame e, Vorn Straße, Rufen Sie uns kostenlos an: ch Einfarufen an chen freima per Bitte fach oder ein den an Fax sen77 0004 01805/ Verniedlichter Aufstand Die Berichterstattung über die Proteste in Chile hat einen Schönheitsfehler RE / 77 00 Bestellung e EN. plettlie . GOGREhe die Kom € inkl nsc en 5,95 Ja, ich wü betrag en. sten 14 Tag sandko ine Ver erhalb von sen. 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Katalog-R preis auf der Gesamt en Sie er find eis Kun umm denn Einzelpr Ihre Kun ahl € er: Meine dennumm 12.9 H erb Thema: Borrow a Belly Feministische Debatten über Leihmutterschaft Little Miss Sexy Die Mode - und Kosmetikindustrie hat die Pre -Teens entdeckt Plus: Trinh Thi Minh - ha >> Tonia Reeh >> Hausarbeiter_innen >> Israel >> Obdachlose Frauen >> Warten auf das Wunderland >> Chinesische Dissidentinnen >> In Sluts We Trust >> und vieles mehr jungeWelt überall online lesen! Die Tageszeitung Bestellen Sie un ter: www.jungewelt .de/ online und nutzen Sie die Vorteile. Die junge Welt präsentiert sich im Internet noch attraktiver und übersichtlicher. 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Vo in Brok kette 4 Türkei 6 Debat app 9 : rf t ent, ve rlamen 50 Proz rheit im Pa meh drittel engasi te uf neut: A zeigt er rlaß Ve ist kein ung ngsbild Regieru on n a t der im Lib aten ha nf Mon ierung. eg Nach fü Beirut. wieder eine R terstützte un n Libano der Hisbollah am Montag e n Der vo Mikati stellt dem die b in Nadschi Kabinett vor, ündete rb das neue und deren Ve er stellen. lah inist Hisbol r 30 M ch dem sten de na die mei ar im Januar aus dem w h i la at ol ik isb M der iri mit g der H Rückzu von Saad Har ierung t eg Kabinet einer neuen R ser für die lö g us Bildun t worden. A en eines UNag beauftr en Ermittlung des früheng ar Krise w s zur Ermordu Rafik Hariri al ten Tribun äsiden iri sich isterpr ad Har ren Min 05. Weil Sa arbeit mit 20 en im Jahr , die Zusamm kündigte n, rte de ge en ei be w Allianz ericht zu lah die dem G sche Hisbol wurde mit iti er die schi ige Tage spät sunnitische r en de Reauf. W erstützung mit der P/jW) nt Mikati (AF ihrer U tsmann ut. Geschäf bildung betra gs gierun Frauenhetz – Feministische Bildung, Kultur und Politik , llen ab n Rebe bysche li i e in b Schwem such« Von Uli ungsbe n auf. errasch s Hilfe n »Üb in e rl tt e a B st el en d Nieb d stock elle un üro un Westerw Verbindungsb s he deutsc ehr cht m Ge elt.de ngew www.ju erkauf Opel-V s rspiel Verwir über möglichenGeneral Motor t kn rfolg gspartei erreichtZweiWahleRe er gierun ehlt ab B r ü f e k schen Die Anw en Journalis f Anhörung tiert n au a hoffe Becerr 3 · P V St be za hl el t · En tg 11 00 2 Ka ben rmann Das Le lers He und ungen hriftstel und Sc t te, Hoffn Konflik ert nich e nd di hu ohne 20. Jahr Jahre im n 85 lage wird er Nieder 10/11 Heute Seiten ldern. hi sc zu er Kai Köhl alt. Von en eröffn Symposium „Frauen, Alter, Generationen“ ill ni arüber D land w eutsch kommen. st minde ät . zu sp man sich zu zu sein t schein ierung einig Guido desreg enminister nen un B r ei uß A g in de alb hat Monta ch in sh am de DP) Und besu elle (F chungs diWesterw ten Überras der Aufstän g nn m sogena der Hochbur e von Mua im at si, Benga gen das Reg byen, abgest te ge afi in Li ern bieder schen r tgeb l-Ghadd mar A seinen Gas d Partner de un an « nd tet. Bei s »Freund La al rat fte im ch rä gs si K an er rg en ratisch : »Der Übe s libyok m de de te etung rkünde cht und ve gitime Vertr utscher Si le de n« ist die lkes.« Aus Legitimatio Vo e ten Wie icherte, i »jed schen rs af geplan ve edizin dd ha le im otz der arbeiten am ft il mit M von rt. Tr habe G . 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Indirekt des Bün ontag auf N pd mit. »hum lsi illione iebel sa e Ents O- M ng am Benga er das künftig ebellen geha teiligu rweigert habe andere NAT r gangenen haddafis di n nicht aus- von 7,5 M rwelle und N ilfe auf 15 am M agentur da « nach 21 t: R hten er H und gene si Freitag Weste eine nd ve oldate zes G büro, üb takt zu den s ausgedrück Nachric ahn hatte am Sitzung n La Deutschland Ende vergan ister Stur undeswehrs land würde iv haben, Umfang dies hen. Benga i er Kon hö kt in r re n licher n ll. And darauf, mit de Die B tlichen von B Deutsch onstru ungsm e re ündete dafü zu, de n Euro zu er n wissen. D den so t rorden gekündigt, am s ße rteidig harf kriti- geschlossen. Anfrage »k obwohl rb ne ten wer land legt Wer diplomatisch ge au de Ve r io Ve di h San iten sc er eine Mill nU ie nde zière, Besuc zu wür ektträg Bauarbe r: Brüssel oche vo Deutsch so etwas w alten. zuvor de Mai tspreche te das rte der s. Abe der Proj Dienstag die inisterprän e- W rt Gates in rh r- en en«, erklärte eiche Frage ortet dürf n nur daue espann be .M en Rebelle ngen zu unte d, forderte W euem Pa gl prüf heutig ehmen mann (GrüStunde n Ministerg nicht viele , g Ro worden. n sein le die gativ beantw r en hu un rie el te vo lg ie fz is r »K fo rw ez t au ch in he ht B sier Weste Logik seinen elle, de wieder infried Krets gesspiegel ungsm deutsc n haben noch iker versuc der ne Dieser haddafi auf, « sofort zu Ta W Westerw d Entwickl de, führte in immer wie ter hatr ihne Spitzenpolit ebellen einsident der Bahn im eit vor. Das le G Volk enn nd un n Minis engasi Vo t wur f hk sterwel s eigene ische tte. utsche »Die M he teifreu bel begleite n Gespräche chen R ne) war tag Unredlic zum Ergebda n, ha ie beiden de zbesuch in B äck, ropä i den libys ic ie vo treten. s nn gegen be ep D d abzu n eine friedl d- Dirk N eine Reihe ur Rebelle G K ch r un am So hätte bi si m im n de . re Bau ch beende Libyen wolle nft ohne Gha r Bengasi nehmen ts auf weite n. bei ihre e Hilfsgüter trägern tschland na häuser zuschleimen er n ns en nt te U tio nk se es te t in Streßt Seite 8 en müs ter izinisch iedene Kra rversion, schen he Zuku Außenminis it Funk oten, wie Deu ins Geschäf s r ht ic m ed de ta ic itl s m en rz ni r eihe versch llen. Die Pe en ve will Komm ister Pe e mit ist auch um auszul in Libyen l hm e an s und fr hauptete de in ie as na eh e en sp sm so Si aß »D di n hr m r rt: be m Bei ende rdner Liby werde sverke verteidigte di ek- u dafi«, mit Pathos fo r steht auf de Kriegs könnte. Zu für das no Bunde verteilt il der Einwoh euer einzud n. In to SU) hr en terten nf Arbeite uer (C und fu el. Der Dikta ichte.« komm Polizis einen Te en. Wes Bombe Ramsa ufnahme der (DienstagZi r Gesch sregielin dann Land ausbild e nicht nur Granat- und ra ng unser rSeite de d die Bunde e aus Ber Wiede arter Zeitu ag che , en Fr is er m die Ve ch an er an si ls tg un fa er zude r Regieelle r Stut m, daß prak- afrik steht in dies r US-Amerik rw de rte le te ße es ob te äu W ar le de e) en s Pr , wel dem Druck ausgab daß die Stuttg en suchen, ben da in Liby rung ha nen Sicht kommen sind unter utung, ien nach Weg te Volksm ge ege ei B spät che arte plan ihrer end rungsp n Herbst ge Projekt »zu hon zu militäris Sonnab nde ) tisch sc die direkte s chten am r rund 340 die für ung zum Bah (dapd/jW e de ce geda dschef m seit si der In Lidi Menschen abstim n«. Verban saktion« . Dan 0 es te ng 00 de d n 1 111 ru 2 lta ei a be ue ben vo 1). verm »Säu ungen n Gre g die etw ni 1942 en usgege nd 25. Mai 201 Ju de ne er ra ei ß he im ch u (Sta rd an na zer pfer dbod lt wi pg eÄ nossen Jahre ren Anf h- O schen Besat orf dem Er r erjunge Wennen und Ge jungewelt.de/l istisch D dem 69 en sind, an de chen zum Fü ne deut Genossi tionen: www. revanch ch de das tet, Einwoh gslager deteneuts Informa der Su urg verstri r Sudetend Demut erwar r bei wur macht, die n über ichtun de sb e de ge treffens hechie in Vern des Tschesc habe er ivorsitzende ch gleich Pfings abend in Aug pö- Lieb T er , s od d« de in ende pnn ng nung , spra für Em hossen rer stan . Der Parte itskäm am So Vorsitz ek ch Filip tag des deutschen in Tschechien ng in den Freihe Empöru z«. sc bracht. Die Jahres s der warnte in ih so Has isten, Vojte r Arrogan gu te Bunde ch ge chuldi kers in t, sorg l de es mun enhafchnet am vá, usgere chen Massa r Bun- hiel . »Eine Ents gs der grau ern, Kom nem »Gipfe en hätten au , chischen a Dvoráko s Land el en is ta rd ng ihre detenei ch de st ng iff nd es fo ru t ts n hi ru A gr hr ie ha eu sc vo r, zu be Ja fa ag t fe detend noch nicht die Reg n an die Su cher Lidice ös e bei Pr tendeutschen Tagen des Su tli el n ed ce en sg vo ie R se di D Li rord rer n de g au dnis hren ödie ) der Su z Pany, vo n auße nbelehrbar- nach 60 Ja ten Weltkrie eutschen gestän n Trag (dapd/jW vor Zu an U uck vo e- te eD sitzende letz desvor annschaft, Fr rung eine G r ist Ausdr gkeit und v Klaus »wer den sich daran di m Gebiet deutschen. ie si de t Václa bLandsm hischen Reg das »Leid de - Gefühllo te Präsiden f der tsche- hat und wie n, die auf akei le är ec ow be he r l sl de kl ch fü ec ha er ha ts ho iz Su , r ic ns gt it« er de M ten er V beteili aligen Tschec h- ke Sonntag. 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Schnupperabo (3 Hefte): 10 / 12* Euro Jahresabo (10 Hefte): 35 (ermäßigt 29) / 45* Euro Unterstützungsabo (10 Hefte): 43 * gültig für Europa, weitere Ausla / 53* Euro ndspreise auf Anfrage Infos und Bestellungen unter [email protected] oder auf www.anschlaege.at Samstag, 22. Oktober, 10:00 Barbara Duden: Feministische Theoriegenerationen Sonntag, 23. Oktober 2011, 13:30 Federica Giradini: Anerkennung, Frauen, Generationen g ldigun Sonntag, 23. Oktober 2011, 19:00: ntschu E n r e d r Ruth Klüger – Lesung aus „Unterwegs he« fo verloren“ tsc endeu t e d u S Details ab Oktober» 2011 unter www.frauenhetz.at sowie als Aussendung auf Anfrage unter [email protected]. A Die Frauenhetz wird u.a. unterstützt von: Frauenhetz – Feministische Bildung, Kultur und Po l i t i k Untere Weißgerberstr. 41 1030 Wien, Austria Tel/Fax +43-1-715 98 88 www.frauenhetz.at Die Räumlichkeiten der Frauenhetz sind rollstuhltauglich. Politik 06 >>> an.riss politik 08 >>> Hausarbeiter_innen dieser Welt ... Die arbeitsrechtliche Organisierung findet endlich statt 10 >>> Auch die Straßen-Szene ist männerdominiert Obdachlosigkeit stellt Frauen vor ganz eigene Probleme 12 >>> Verniedlichter Aufstand Die Wortführerin der Bildungsproteste in Chile wird vor allem als Schönheit gefeiert 12 >>> Undenkbares passiert Die zentrale Rolle von Frauen bei den Protesten in Israel verändert die Gesellschaft 14 >>> an.riss international Thema: Borrow a Belly 17 >>> Geburtshilfe Ist Leihmutterschaft eine Idealisierung oder Entnaturalisierung von Mutterschaft? 20 >>> Mutterschaftsverherrlichung Interview: Gerlinde Mauerer hält Leihmutterschaft für ganz und gar nicht emanzipatorisch 21 >>> Birthing a Mother Elly Teman hat in Israel zu Leihmutterschaft geforscht, ihre Ergebnisse überraschen Gesellschaft 26 >>> an.riss arbeit wissenschaft 28 >>> Little Miss Sexy Die Mode- und Kosmetikindustrie hat die Pre-Teens entdeckt 30 >>> Emanzipierte Zwillingsschwestern Ohne Frauen war und ist in China keine Revolution zu machen Kultur 34 >>> Poetischer Widerstand Trinh Thi Minh-ha sprengt die Grenzen zwischen Wissenschaft und Kunst 36 >>> Fröhliche Messerstiche Interview: Die Musikerin Tonia Reeh über Widerstand und Windeln wechseln an.sage: In Sluts We Trust? sprechblase: Sager des Monats plusminus: Oben Ohne & Oberweitenkontrolle an.frage: Wie viel sollte ich verdienen? medienmix: Mslexia, Fuckmothers, Feministfrequency.com an.sprüche: Gleichberechtigung und andere Ausflüchte an.lesen: Regina Matuschek, Edeltraud Aubele & Gabriele Pieri, Renate M. Schönfeldinger, Mieze Meduza & Markus Köhle, Markus Gamper, Nina Pauer, Sabine Gruber an.klang: Lea W. Frey, Matana Roberts, Camilla de Rossi Romana an.sehen: Alice und Axel an.künden: Termine & Tipps 05 06 06 07 15 27 38 Kolumnen an.riss kultur Rubriken Rubriken 32 >>> 11 28 33 04 37 11 41 26 44 29 47 33 50 37 feminist superheroine neuland zeitausgleich heimspiel lebenslauf lesbennest bonustrack: vera kropf 40 katzenpost 43 zappho des monats 46 41 42 43 Oktober 2011 an.schläge l 03 editorial Die an.schläge-Redaktion befindet sich in einer großen feministischen Bürogemeinschaft. Alle anderen Büros wurden in den vergangenen zwei Jahren renoviert, zuletzt waren nur noch unsere Räume übrig. Sie sahen aus wie wahrscheinlich die allermeisten alternativmedialen Arbeitsplätze einer bestimmten Ära. Eingerichtet mit vor allem nach funktionellen Erfordernissen ausgewählten und über die Jahrzehnte zusammengetragenen Büromöbeln, Covern aller Layoutphasen an den Wänden, Zetteln, Aufklebern und Plakaten auf den verbleibenden freien Flächen sowie einem Archivschrank, der sich nur öffnen ließ, indem eine mit dem Fuß dagegentrat. Über den Sommer wurde nun auch die Redaktion renoviert. Die Wände sind jetzt nackt und strahlend weiß. Zum Öffnen des Rollladenschranks braucht es immer noch Gewalt, dafür passen die neu erworbenen Schreibtisch-Accessoires farblich zum an.schläge-Schriftzug, alles ist aufgeräumt und wohlorganisiert, wir haben schicke neue Drehstühle und sogar ein neues Radio. Wir fühlen uns sehr wohl hier. Und dennoch beobachten wir uns gegenseitig verstohlen, wer wohl den Bann bricht und endlich einen Zettel an die jungfräulichen Wände pinnt oder den ersten Papierstapel abseits des ausgetüftelten neuen Ablagesystems anlegt. Denn auf Dauer kann man so ja natürlich nicht arbeiten. Die Redaktion Feminist Superheroines DOROTHY ARZNER (1897-1979) war eine der wenigen Frauen, die als Regisseurin in Hollywood Karriere machte. Ihre eigene Erfolgsgeschichte klingt selbst fast wie ein Hollywoodstreifen: Als Kellnerin, die im Lokal ihres Vaters arbeitete, schaffte sie nach dem 1. Weltkrieg den Sprung in die Filmbranche. Sie begann als Stenografin bei Paramount Pictures, stieg jedoch schnell zur Cutterin und schließlich zur erfolgreichen Regisseurin auf und wurde zum ersten weiblichen Mitglied der Directors Guild of America. Einige der insgesamt 16 Spielfilme, die sie zwischen 1927 und 1943 inszenierte, gelten retrospektiv als Meilensteine des feministischen Kinos. In ihnen wird nicht nur eine Kritik an der patriarchalen Gesellschaft formuliert, auch Klassenverhältnisse und lesbische Begehrensformen werden implizit thematisiert. Arzner selbst verheimlichte ihre jahrzehntelange Beziehung zur Choreografin und Tänzerin Marion Morgan nie. isaga Illustration: Lina Walde an.schläge werden gefördert von: impressum Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik. A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76, E-Mail: [email protected], [email protected], www.anschlaege.at l Koordinierende Redakteurinnen: Sylvia Köchl, [email protected], T.01/920 16 76, Lea Susemichel, [email protected], T. 01/920 16 78 l Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, [email protected], [email protected] l Termine, Tipps: Anita Weidhofer, [email protected] l Inserate: Michèle Thoma, [email protected] l Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Andrea Heinz/ han, Leonie Kapfer/leka, Sylvia Köchl/sylk, Silke Pixner/pix, Fiona Sara Schmidt/fis, Lea Susemichel/les, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu l Praktikum: Isabelle Garde l Texte: Lisa Bolyos, Mirjam Bromundt, Christiane Erharter, Denice Fredriksson, Isabelle Garde, Beate Hammond, Regina Himmelbauer, Kathrin Ivancsits/kaiv, Mia Kager/miak, Birge Krondorfer, Vera Kropf, Myriam Levoy, Alice Ludvig, Bärbel Mende-Danneberg, Christina Mohr, Paula Riveros Ahumada, Alexandra Siebenhofer, Elly Teman, Anita Welzmüller/nita l Layoutkonzept & Layout: Lisa Bolyos l Coverfoto: ostill/123rf.com l Cartoons & Illustrationen: Paula Bolyos, Nadine Kappacher, Lisa Max, Bianca Tschaikner, Lina Walde l Fotos: an.schläge-Archiv, Autonomes Frauenzentrum Linz, Karin Bayerle, Jean-Paul Bourdier, Clouds Hill Ltd., Ronen Frieman, Manuela Hämmerle, Kendiala/flickr, Roberto Lavarello B., Lunafilm, MA8, JC McIlwaine, Museum für Kommunikation Frankfurt, Plataforma der Migrantinnen und Flüchtlinge, Thomas Richter, Kurt Riha, soundboy/photocase, Hilde Vanstraelen, www.dasrotewien.at l Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at l Druck: H.R.G. Druckerei © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. l ISSN 1993-3002 04 l an.schläge Oktober 2011 an.sage In Sluts We Trust? Ein Kommentar von Vina Yun Seit im April dieses Jahres der erste Slutwalk in Toronto initiiert wurde, sind die „Schlampenmärsche“ zu einem globalen Phänomen herangewachsen: Von Berlin bis Neu Delhi versammeln sich Feminist_innen auf der Straße, um „gegen Sexismus, sexualisierte Gewalt, Vergewaltigungsmythen und -verharmlosungen“ zu protestieren, wie es etwa in den DemoAufrufen aus Deutschland heißt. Wir erinnern uns: Auslöser für den Slutwalk in Toronto war der „Ratschlag“ eines Sprechers der kanadischen Polizei, sich „nicht wie Schlampen anzuziehen, um nicht Opfer sexueller Gewalt zu werden“. Für die wohlbekannte Strategie, die Betroffenen selbst für die Übergriffe verantwortlich zu machen, gibt es im Englischen eine eigene Bezeichnung: Victim Blaming. Ganz oben auf der Liste der „Selber Schuld“-Mythen: „aufreizende“ Kleidung. In „provokanter“ Aufmachung erscheinen daher auch zahlreiche Demonstrant_innen zu den Schlampendemos – was die deutschen Slutwalk-Organisator_innen wiederholt dazu veranlasst, den „performativen“ Charakter einer solchen Selbstdarstellung zu betonen. Noch schwieriger stellt sich die (teils selbst forcierte) mediale Inszenierung als neue feministische Protestkultur dar: Da wird etwa deren dezentrale Organisationsform bestaunt, und einige genieren sich nicht, die junge feministische Generation einmal mehr in Opposition zur angeblich männerhassenden und verschnarchten Frauenbewegung der Mütter zu stellen. Was die (un-)mögliche Aneignung des Begriffs „Slut“ angeht, beziehen sich viele Aktivist_innen im deutschsprachigen Raum auf die Riot-Grrrl-Bewegung der 1990er Jahre. Doch die Strategie dieses Reclaimings ist noch älter – lange vor den Riot Grrrls rappte etwa Roxanne Shanté 1984: „I am one bad bitch.“ Anfang der 1990er gingen afroamerikanische female Rap-Crews wie Bitches with Problems oder Hoes with Attitude in die Offensive und präsentierten sich selbst als „Superschlampen“ – eine Hardcore-Tradition, wie sie später von Lil’ Kim, Foxy Brown und anderen fortgeführt wurde. Von „Performativität“ war/ist hier allerdings nie die Rede, lieber wurde ihre Hypersexualisierung essenzialisiert. „Schlampen“ nannten sich übrigens auch die lesbischen Aktivist_innen der „Schlampagne“, die sich in Deutschland Ende der 1990er als Kritik an der „Homoehe“ bildete und die Vision eines „Schlamputopia“ formulierte, in der Selbstbe- stimmung nicht nur Sexualität, sondern auch z.B. reproduktive Rechte und Bewegungsfreiheit umfasst. Zwar wird bei den Slutwalks pflichtbewusst auf DifferenzKategorien wie Klasse und Race hingewiesen – eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Kritik von Women of Color, die der politischen Wirksamkeit des Begriffs „Schlampe“ oder „Hure“ angesichts von rassistisch-kolonialen und klassenspezifischen Implikationen eher skeptisch gegenüberstehen, ist bislang jedoch ausgeblieben. Während weiße Mittelschicht-Frauen mit der ironisch-hedonistischen Affirmation des Schimpfwortes „Slut“ versuchen, gängige Weiblichkeitsbilder zu stören, sind z.B. Schwarze oder Roma-Frauen bereits von vornherein mit der Zuschreibung einer „wilden“, devianten Sexualität konfrontiert. Die Grenzüberschreitung des „Anständigen“ bleibt daher vornehmlich privilegierten (weißen, heterosexuellen) Frauen vorbehalten, die, wie es etwa eine Blog-Autorin des „Crunk Feminist Collective“ formuliert, „nach wie vor damit rechnen können, mit Würde und Respekt behandelt zu werden“. Auch zahlreiche Aktivist_innen aus der Sexarbeiter_innen-Bewegung formulieren Kritik: „In dieser Bewegung spielen konkrete Forderungen für die Rechte von Prostituierten bisher keine Rolle – obwohl doch der Begriff ‚Schlampe‘ seit Jahrhunderten sexuell selbstbestimmte und durch Promiskuität oder Kleidung aus der Rolle fallende Frauen in die Nähe der stigmatisierten Prostituierten rücken soll“, erklärte etwa Juanita Henning vor kurzem in der „Jungle World“. Ob Sluts, Bitches oder Hoes – Subjektpositionen, die sich vornehmlich über eine sexuelle Selbstdefinition in den herrschenden Diskurs einzuschreiben versuchen, sind schon immer zweischneidig gewesen. Denn sie sind nicht entweder hegemonial oder subversiv – sondern beides zugleich. Dass sich einige Mainstream-Medien mit Freude auf die Miniröcke und Dekolletés bei den Slutwalks stürzen, widerspricht demnach nicht unbedingt der Tatsache, dass das Anliegen durchwegs angekommen ist. „Slut“ ist keine universelle Erfahrungskategorie, weil ihr sowohl befreiende als auch repressive Momente innewohnen – für unterschiedliche Personengruppen. An diesem Widerspruch weiterzuarbeiten, wäre eine Herausforderung für die kommenden – auch in Wien geplanten – Schlampen-Demos. l Oktober 2011 an.schläge l 05 an.riss politik kassiererInnen Mehr zahlen, bitte! studie Migrantinnen: Arbeitslos und ungebildet? Die burgenländische Kassiererin hat den Rechtsstreit gewonnen: Sie wurde jahrelang in der zu niedrigen „Verwendungsgruppe 2“ geführt und wird nun gemäß der besser bezahlten „Verwendungsgruppe 3“ entlohnt. Das bedeutet nicht nur für diese Frau eine merkbare Verbesserung von bis zu 150 Euro mehr im Monat, das Urteil könnte auch wegweisend für andere sein. In Österreich sind ca. 50.000 Menschen als KassiererInnen tätig. Ein Großteil davon sind Frauen, da sich dieser Job oft als Teilzeitarbeit mit der Familienarbeit verbinden lässt. Von ihnen könnte ein Drittel oder sogar die Hälfte falsch eingestuft worden sein (auch weil Lohndumping im Handel Bild: © Sophie Tröndle, aus der Postkartenserie des Gestaltungswettbewerb ver.di.„fair-verkaufen“ gang und gäbe ist), schätzt die GPA. Sie alle können jetzt die bessere Einstufung verlangen bzw. sogar rückwirkend mehr Gehalt einfordern. Aus dem Handel, v.a. von Möbelhäusern, hieß es nach dem Bekanntwerden des Urteils, die Verträge würden überprüft. trude Der Österreichische Integrationsfonds hat im August die Publikation „fe‑migration“ herausgebracht, die Zahlen, Daten und Fakten zu Bildung, Arbeit sowie Gesundheit und Familie von Migrantinnen zusammenfasst. Die zentralen Ergebnisse: Migrantinnen sind weniger oft erwerbstätig oder arbeiten unter ihrem Qualifikationsniveau. Anfang 2011 lebten 753.200 Frauen ohne österreichische Staatsbürgerinnenschaft in Österreich, damit machen sie mit 17,5 Prozent beinahe ein Fünftel der weiblichen Bevölkerung aus. 57 Prozent der Migrantinnen kommen aus Drittstaaten, d.h. nicht aus dem EU/EWR-Raum. Die größte Einwanderinnen-Gruppe kommt allerdings aus Deutschland. Die Studie stellt fest, dass mit 59 Prozent weniger Migrantinnen erwerbstätig sind als Österreicherinnen (68 Prozent), und es sind auch mehr Migrantinnen arbeitslos gemeldet. Besonders oft sind es Türkinnen, die keine Arbeit finden, unter ihnen beträgt die Arbeitslosenquote 13,9 Prozent. Die erwerbstätigen Migrantinnen sind zum Großteil in der sogenannten „Unternehmensdienstleistung“ beschäftigt, d.h. als Reinigungspersonal oder als Leiharbeiterinnen. Oft arbeiten sie weit unter ihrem Qualifikationsniveau. Migrantinnen sind in den höchsten und den niedrigsten Bildungsschichten überproportional vertreten, es gibt unter ihnen mehr Akademikerinnen (20 Prozent) als bei den Österreicherinnen (15 Prozent). Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache werden in Österreich besonders oft in Sonderschulen gesteckt, sie machen dort fast 30 Prozent aus. Ein besonderes Problem sind im Ausland erworbene Bildungsabschlüsse: Dass so viele Zuwanderinnen unter ihrem Qualifikationsniveau arbeiten, liegt nicht zuletzt an der fehlenden Anerkennung. trude Infos für Betroffene gibt es bei der Gewerkschaft der Privatangestellten: www.gpa-djp.at, Tel.: 05 03 01/301, E-Mail: [email protected] Publikation zum Download unter: http://integrationsfonds.at/de/publikationen/zahlen_und_fakten/femigration_integration_2011 „Auch Schlampern den öffentlichen Raum geben“ Harald Martenstein, „Zeit“-Kolumnist mit der Mission „Männer zu verteidigen“, fordert einen Slutwalk für den „Schlamper“. Denn diese männliche Gattung würde „von ihren Partnerinnen oder ihren Müttern“ wahrlich terrorisiert, da sie „ihr Zeug überall herumliegen lassen, nie aufräumen“. Lieber Herr Martenstein! Ja, es nervt, wenn Männer denken, Haushalt sei Frauensache. Und es nervt noch viel mehr, wenn jemand eine Demonstration gegen sexuelle Gewalt derart ignorant kommentiert. leka 06 l an.schläge Oktober 2011 plus Oben Ohne (+) Oberweitenkontrolle (-) Den Sommer haben wir also hinter uns gebracht. Ständige Begleiter dieser Jahreszeit waren wie üblich nackte Männerbrüste. Die maskuline Brust war wieder omnipräsent. Und während es für Männer kein Problem ist, ihre Brüste im öffentlichen Raum zu präsentieren, ist diese Art der Freikörperkultur Frauen vielerorts untersagt. Gegen diese Ungleichbehandlung machten nun einige Amerikanerinnen mobil und ernannten den 21. August zum „Go Topless Day“: Denn unser Busen ist kein Sexobjekt. leka Durch einen unschönen Umgang mit weiblichen Brüsten ist auch eine indonesische Airline aufgefallen. „Gardua Indonesia“ überprüfte Stewardess-Anwärterinnen auf Brustimplantate. Die Bewerberinnen mussten sich ausziehen, um sich der fragwürdigen Untersuchung zu unterziehen. Laut Fluggesellschaft handelte es sich dabei um eine „Sicherheitsmaßnahme“, denn die Implantate könnten platzen. Ob nun auch Passagierinnen auf solche „Risiken“ untersucht werden, bleibt abzuwarten. leka an.frage eingetragene partnerInnenschaft Recht auf queere Familienzusammenführung Eineinhalb Jahre nach der Einführung der Eingetragenen PartnerInnenschaft (EP) in Österreich ist diese nun auch im „Fremdenrecht“ gleichgestellt: Binationale Paare haben ab sofort das Recht auf die sogenannte „Familienzusammenführung“. Laut einem Erlass des Innenministeriums Mitte August sind nun alle im Ausland geschlossenen Ehen und PartnerInnenschaften als EPs anzuerkennen. Bisher war ihnen das verwehrt worden, die Paare hätten sich in Österreich erneut verpartnern müssen. Das heißt aber auch, dass im Ausland eingegangene Zivilehen mit all ihren Rechten in Österreich zu EPs mit eingeschränkten Rechten werden. Das ist dem Sprecher des Rechtskomitees Lambda, Helmut Graupner, ein Dorn im Auge, er kritisiert es als „unfaires Downgrading“. Noch einen Schritt weiter geht die Plattform 20.000 Frauen: Sie fordert eine Gleichstellung aller Lebensgemeinschaften, seien es nun hetero- oder homosexuelle Paare oder andere, wie etwa Geschwister oder WG-KollegInnen. trude Wie viel sollte ich verdienen? Am 4. Oktober ist wieder „Equal-Pay-Day“, d.h. ab diesem Tag arbeiten Frauen bis zum Jahresende quasi gratis, weil sie immer noch deutlich weniger verdienen als Männer. Das Frauenministerium präsentiert zu diesem Anlass einen Online-Gehaltsrechner für Frauen. Gabi Horak fragte Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen und Familie in der Arbeiterkammer Wien, wie sinnvoll so ein Rechner sein kann. www.rklambda.at, www.20000frauen.at medienbilder Medien-Charta gegen Rollenklischees Keine Schwimmbad-Schönheiten mehr im Sommer? Und keine Artikel über Gehaltshöhen, die ganz selbstverständlich „Sekretärin“ und „Unternehmer“ auflisten? So könnten Medien in Zukunft aussehen, geht es nach „Frau in der Wirtschaft“, der Unternehmerinnenvertretung in der Wirtschaftskammer, und dem „Frauennetzwerk Medien“. Die beiden Initiativen haben gemeinsam eine „Charta für rollenbildneutrale Mediendarstellung“ verfasst. Sie soll sexistische Rollenbilder in der österreichischen Berichterstattung reduzieren, und möglichst viele Redaktionen bzw. deren ChefredakteurInnen sollen sie unterschreiben. Folgende Bereiche sind in der Charta genannt: Sowohl Männer als auch Frauen sollen als Eltern vorkommen, genauso sollen beide in verschiedenen Berufssparten und in Führungspositionen repräsentiert werden. Die Liste der UnterzeichnerInnen war bei Redaktionsschluss noch nicht sehr lang und umfasste v.a. Regionalmedien. trude www.unternehmerin.at, www.frauennetzwerk.at deutschland Wissen von 1,5 Mio. Müttern liegt brach In Deutschland klagt die Wirtschaft über einen Fachkräftemangel, es wird versucht, ArbeitnehmerInnen aus dem Ausland anzuwerben. Dabei liegt das Arbeitspotenzial von 1,5 Millionen gut ausgebildeten Frauen brach und wartet darauf, genutzt zu werden, so eine Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit. In Deutschland werden Frauen einerseits durch Benachteiligung im Steuerrecht, namentlich Ehegattensplitting, und durch die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie am Arbeiten gehindert. Viele gut ausgebildete Frauen hängen zudem in der Teilzeitfalle fest: Sie üben geringfügige, schlecht bezahlte Tätigkeiten aus, die unter ihrem Ausbildungsniveau liegen und ihnen auch keinerlei Aufstiegschancen bieten. Die StudienautorInnen fordern, Ehegattensplitting sowie Teilzeitjobs abzuschaffen und im Gegensatz dazu flexible Arbeitszeitmodelle und Betriebskindergärten o.Ä. zu fördern. Damit, so die ForscherInnen, könnte auch das Budget um 22,5 Milliarden Euro im Jahr entlastet werden. trude Report 39 „Aktivierung von Fachkräftepotenzialen: Frauen und Mütter“ www.iza.org/files/report39.pdf Beim Online-Gehaltsrechner kann frau Kriterien wie Alter, Ausbildung u.Ä. eingeben und bekommt dann eine Orientierung, wie viel sie in einem Job etwa verdienen sollte. Ist das grundsätzlich eine gute Sache? Ja, auf jeden Fall. Alles, was mehr Transparenz in Sachen Einkommen bringt, ist hilfreich, um die Lohnschere zu verringern. Die Arbeiterkammer hat sich auch mehrfach für einen Gehaltsrechner ausgesprochen. Kann das Ergebnis dieser Online-Berechnung bei Gehaltsverhandlungen helfen, das Selbstbewusstsein stärken? Ein Gehaltsrechner bietet eine Orientierung, wie viel für eine Tätigkeit bezahlt wird, und kann daher Grundlage für Verhandlungen über eine Gehaltserhöhung sein. Der Gehaltsrechner ist aber darüber hinaus unter Umständen hilfreich, wenn es um die Berufswahl oder berufliche Veränderung geht. In welchen Branchen sind die Einkommensschere bzw. die niedrige Bezahlung von Frauen besonders problematisch? Die Kombination geringes Einkommen und hohe Schere betrifft die Branche „Erbringung sonstiger Dienstleistungen“ – darunter fallen Dienstleistungen von Wäschereien und chemischen Reinigungen, Kosmetik- und Frisörsalons und Bestattungsunternehmen. Hier kommt das mittlere Jahreseinkommen ganzjährig vollzeitbeschäftigter Frauen auf 22.758 Euro, damit verdienen Frauen hier nur 60 Prozent des Einkommens von Männern. Besonders niedrig sind die Einkommen in der Branche Beherbergung und Gastronomie, da ist das mittlere Jahreseinkommen mit Vollzeit bei nur 19.258 Euro, allerdings ist hier die Schere zu den Männern mit 87 Prozent des Männereinkommens nicht so hoch. Was wäre sonst gegen die Gehaltsschere zu tun – die wichtigsten nächsten Schritte? Die Arbeiterkammer hat sich bei den Verhandlungen zum Gleichbehandlungsgesetz für betriebliche Einkommensberichte und für die Bekanntgabe des Einkommens bei Jobausschreibungen eingesetzt. Aus AK-Sicht sind diese Maßnahmen wichtige Neuerungen, weil damit ArbeitgeberInnen bei der Frage der Einkommenstransparenz in die Verantwortung genommen werden. Nun geht es darum, dass diese gesetzlichen Neuerungen auf betrieblicher Ebene auch tatsächlich umgesetzt werden. www.lohngerechtigkeit.at Oktober 2011 an.schläge l 07 hausarbeit Hausarbeiter_innen dieser Welt … Im Juni 2011 hat die International Labor Organization eine Konvention zum Schutz der Arbeitsrechte von Hausarbeiter_innen verabschiedet. Die Ratifizierung lässt auf sich warten, Organisierung findet trotzdem statt. Ein Überblick von Lisa Bolyos sene Arbeit“ zusammenfasst. Absurde 63 Jahre nach dem Erstentwurf ist die Konvention nun am 16. Juni 2011 abgesegnet worden – als Folge gemeinsamer Kämpfe und Kampagnen von Gewerkschaften und migrantischen (Frauen-) Bewegungen weltweit. Cover einer Informationsund Wahlwerbebroschüre der SP aus dem Jahr 1932, Quelle: www.dasrotewien.at 1 Im Interview mit Kathambi Kinoti, AWID/Association for Women's Rights in Development, 12.8.2011, www.trust.org/trustlaw/ blogs/the-word-on-women/ after-decades-of-struggledomestic-worker-rights-getinternational-protection 2 www.scoop.co.nz/stories/ WO1109/S00105/spotlightinterview-with-gabriel-delrio-casc.htm 3 www.hrw.org/ news/2011/06/23/victorydomestic-workers 4 ebd. 08 l an.schläge Oktober 2011 „Geschichte wird gemacht“, stellte der Generaldirektor der International Labor Organization (ILO), Juan Somavia, mit sichtbarer Rührung über sich selbst und die Größe dieser Aussage fest. Soeben hatte die lang erwartete Konvention „Concerning Decent Work for Domestic Workers“ bei der 100. Jahreskonferenz der ILO erfolgreich das Programm passiert. „Decent Work“ ist ein Programm der ILO, das auf Basis von Konventionen (die nach der Ratifizierung durch einen Mitgliedsstaat jeweils zehn Jahre bindend sind) und Empfehlungen das Recht auf Arbeit und gute Arbeitsbedingungen, auf Schutz am Arbeitsplatz und auf Organisierung als „angemes- Reproduktiv = unproduktiv. Ellene Sana vom Center for Migrant Advocacy auf den Philippinen hat eine einleuchtende Begründung dafür, warum die Kämpfe so zäh und ausdauernd sein mussten: „Hausarbeit, die normalerweise als Frauenarbeit betrachtet wird, wird unterbewertet, dereguliert und als Arbeit nicht anerkannt. Sie wird als etwas verstanden, was Frauen ‚natürlich‘ machen. Auf den Philippinen nennt man sie reproduktive, im Gegensatz zu produktiver oder entlohnter Arbeit.“1 Dergleichen Widersprüche gibt es auch innerhalb der Gewerkschaften. So spricht Gabriel del Rio von der Dominikanischen Gewerkschaft CASC davon, dass nicht nur die Hausarbeiter_innen selbst Angst haben, bei Gewerkschafts eintritt ihre Arbeit zu riskieren, sondern auch die Gewerkschaften Hausarbeiter_ innen oft „nicht als Angestellte, sondern als Untergebene“ ansehen würden – und damit nicht als vertretbare Klientel.2 Von 52 bis 100 Millionen Menschen geht Human Rights Watch (HRW) aus, die weltweit als Haus-, Reinigungs- und Care-Arbeiter_innen tätig sind – 83 Prozent davon sind Frauen, ein Großteil von ihnen wiederum minderjährig.3 Die größten Probleme, die HRW dem Hausarbeitssektor attestiert, sind Kinderarbeit, Misshandlung, sexualisierte Gewalt und eine unglaublich hohe Selbstmordrate unter den prekär im Haushalt Beschäftigten – am Beispiel Libanon spricht HRW von einer Person pro Woche, die sich entweder das Leben nimmt oder bei einem Fluchtversuch ums Leben kommt.4 Eine Studie der britischen NGO Kalayaan über arbeitsrechtliche Missstände bei Haushaltsanstellungen ergab, dass von 340 befragten migrantischen Arbeitnehmerinnen 86 Prozent mehr als 16 Stunden pro Tag arbeiten, 71 Prozent nicht genug zu essen bekommen, 23 Prozent physischem Missbrauch ausgesetzt sind und 56 Prozent kein eigenes Schlafzimmer haben.5 Der Verrat der „Perle“. Auch unter weniger drastischen Umständen sind die Arbeitsverhältnisse in privaten Haushalten schwierig, schon wegen der fehlenden Öffentlichkeit und des schwammigen Verhältnisses zwischen Arbeitgeber_in und Arbeitnehmer_in. In ihrer filmischen Arbeit „Lotería“, die in der Ausstellung „Jenseits des Helfersyndroms II/III“ in Berlin und Wien zu sehen war, dokumentiert Janina Möbius das Arbeits- sowie das soziale Verhältnis von Kinderfrauen und ihren weißen Arbeitgeber_innen in Mexiko: „Zur Familie gehören“ wird hier zum arbeitsrechtlichen Problem – die 24 Stunden zur Verfügung stehende „Perle“6 begeht mit jedem Arbeitskampf Verrat an ihren Liebsten. „Die Konvention ist ein großer Schritt für die Rechte von im privaten Haushalt Beschäftigen, hausarbeit da endlich einheitliche Standards wie Höchstarbeitszeiten, Deklarierung der Arbeitsbereitschaft, Mindestruhezeiten, Erhalt der Entlohnung etc. klar verankert sind“, erklärt Michaela Guglberger von der Bundesfachgruppe Soziale Dienste der Gewerkschaft vida gegenüber den an.schlägen. „Ebenso wichtig sind die Regelungen bezüglich Unterkunft und Wahrung der Privatsphäre auch für Arbeitnehmerinnen, die im Haushalt wohnen. Der Verweis auf Einhaltung aller Menschenrechte sowie der Schutz von jugendlichen Arbeitnehmerinnen wird klar hervorgehoben.“ Mit gutem Beispiel geht die Selbstorganisierung von Pflegearbeiter_innen in der Türkei voran, die vor einem Jahr als werkschaft der Angolanischen Arbeiter_innen“ unter Berufung auf die ILO zur Implementierung von Gesetzen auf, die Hausarbeiter_innen zu juristischer Handhabe verhelfen.10 Und die tansanische Regierung hat – als erste neben Brasilien – bereits angekündigt, die ILO-Konvention zu ratifizieren. Was nach zufriedener Aussage der Gewerkschaftsvertreterin im tansanischen Parlament, Angella Kairuki, zur Folge hat, dass das nationale Arbeitsrecht an die Forderungen der ILO angepasst werden muss.11 Adelheid Popp auffrischen. Und hierzulande? „Für Österreich ergibt sich bei der Ratifizierung auch ein gewisser Handlungsbedarf. Daher arbeiten wir „Zur Familie gehören“ wird hier zum arbeitsrechtlichen Problem – die 24 Stunden zur Verfügung stehende „Perle“ begeht mit jedem Arbeitskampf Verrat an ihren Liebsten. Reaktion auf den tätlichen Angriff auf eine privat angestellte Krankenpflegerin begründet wurde. Nachdem Nilgün Oğuz, die zwei Patient_innen in einem Haushalt pflegte, von einem Angehörigen der Arbeitgeber_innen schwer verletzt wurde, mobilisierte eine Reihe von Kolleginnen mit Unterstützung der Hausarbeiter_innenkommission der Gewerkschaft Genel İş zu einer Kampagne, die neben einer öffentlichen Solidaritätsbekundung konkrete Forderungen an staatliche Institutionen stellte: Versicherung, Arbeitszeitreduktion auf acht Stunden, freie Feiertage und Wochenenden, frisches Essen, Absicherung gegen Missbrauch, Gewalt und Vergewaltigung, Arbeitserlaubnis für Migrant_innen und Lohnerhöhung alle sechs Monate. Ein Jahr später wurde in der Türkei eine Hausarbeiter_innengewerkschaft gegründet.7 In Zambia wurden Hausarbeiter_innen im August 2011 zum ersten Mal in das Mindestlohngesetz aufgenommen – ihr gesetzlicher Lohn wurde damit auf einen Schlag um 50 Prozent erhöht.8 In Jamaica wurde der Mindestlohn für Hausarbeiter_innen um zehn Prozent erhöht.9 In Angola fordert die „Ge- zurzeit die ILO-Konvention gemeinsam mit der Arbeiterkammer in Bezug auf die österreichischen Gesetze durch und werden dann mit den zuständigen Ministerien in Kontakt treten“, kündigt Michaela Guglberger von der Gewerkschaft vida an. René Schindler, Bundessekretär für Soziales und Recht der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, sagt in einer Diskussion des Arbeitskreises für Undokumentiertes Arbeiten in Wien mit einem Augenzwinkern in Richtung vida: „Wenn’s um Hausangestellte geht, habt ihr eine historische Erfahrung von der Adelheid Popp her, die müsste man wahrscheinlich ein bisserl auffrischen, nehm’ ich an.“ So unrecht hat er da nicht. In der Webgasse 25 in Wien VI, wo heute die JL Personalmanagement GmbH „Qualität in Personalvermittlung und -entwicklung“ anbietet, war bis 1934 die Zentrale des „Vereins der Heim- und Hausarbeiterinnen Oesterreichs“. Am Gebäude findet sich heute kein Hinweis darauf. Der Verein, der 1902 gegründet wurde, ging aus dem sozialdemokratischen „Verein der Näherinnen“ hervor und vereinigte sich später mit dem Verband der Hausgehilfinnen – nicht zuletzt aufgrund der geringen Mitgliederzahlen, die Mitgründerin Adelheid Popp sich mit der schwierigen Erfassung der vereinzelt in Wohnungen tätigen Frauen erklärte: „Sie sind abgeschlossen von den anderen Arbeiterinnen ihrer Branchen und werden viel schwerer vom Gefühl der Zusammengehörigkeit erfasst.“12 Slavery back again? Bis heute stellt die Vereinzelung in Privathaushalten für die gewerkschaftliche Arbeit eine Herausforderung da. Die Verteilung der Informationen über Rechte und mögliche Unterstützung müsse über die Communitys laufen, in denen die Hausangestellten sich aufhalten, so Guglberger. Mit der Legalisierung vieler Hausarbeitsverhältnisse über den „Dienstleistungsscheck“ wurde zwar das Illegalisierungsproblem – nicht zuletzt für die Arbeitgeber_innen – behoben, aber weil die Arbeitnehmer_innen nun als Selbstständige gelten, unterliegen sie keinen Arbeitnehmer_innen(schutz) bestimmungen. Außerdem werden laut Guglberger die Gewerbeberechtigungen für Pflegedienste von selbst ernannten Agenturen für viel Geld vermittelt. „Wir als Gewerkschaft haben nun beschlossen, auch diese ‚ArbeitnehmerInnengruppe‘ in Form eines Projektes in Zusammenarbeit mit der Slowakischen Gewerkschaft Interpro zu betreuen und bieten erstmalig ab Oktober ein Mitgliedsangebot auch für sogenannte selbstständige PersonenbetreuerInnen.“ In Großbritannien wird unterdessen protestiert: Nicht nur hat die Regierung die ILO-Konvention nicht mit der nötigen Unterschrift unterstützt, darüber hinaus will sie die hart erkämpften „Overseas Domestic Worker“-Visa durch kurzfristige 6-Monats-Visa ersetzen, die an den Goodwill der Arbeitgeber_innen geknüpft sind. Dieser Tage soll darüber entschieden werden – am 4. September versammelten sich vorsorglich hunderte Migrant_innen vor dem Parlamentsgebäude: „Justice for Migrant Workers“, stand auf ihren Transparenten und, wenig subtil: „1807: Slavery abolished – 2011: Back again?“ Kämpfe, wo du putzt! l Lisa Bolyos ist unter anderem im Organisationsbündnis 1.März – Transnationaler Migrant_innenstreik und im Arbeitskreis Undokumentiertes Arbeiten in Wien aktiv. 5 R.E.S.P.E.C.T Network, 2009: Acting Together for the Protection of the Rights of Migrant Domestic Workers, Amsterdam, Website: www.kalayaan.org.uk 6 „Die Perle“ ist ein 2010 produzierter chilenischer Kinofilm von Sebastián Silva, der mit trockenem Humor von Arbeitsplatz und Sozialleben einer Haushaltsangestellten (Catalina Saavedra) erzählt. 7 http://en.firatnews.com/ index.php?zupel=article& nuceID=709 8 www.southerntimesafrica.com/article. php?title=Zambian%20 workers%20not%20 happy%20with%20 new%20minimum%20 wage&id=5455 9 http://jamaica-gleaner. com/gleaner/20110126/ lead/lead3.html 10 www.portalangop.co.ao 11 Guardian on Sunday: 21.8.2011 12 Adelheid Popp 1929: Der Weg zur Höhe, 94f (Adelheid Popp, 1869–1939, Sozialistin, Frauenrechtlerin, Journalistin, Nationalratsabgeordnete) Links: www.domesticworkerrights.org www.respectnetworkeu.org/ http://dwglobalcampaign. mfasia.org/ Konvention ILO 189, http://www.ilo.org Domestic Worker Research Network: http://www.uni-kassel.de Oktober 2011 an.schläge l 09 obdachlosigkeit Auch die Straßen-Szene ist männerdominiert Frauen versuchen Obdachlosigkeit so lange wie möglich zu verbergen. Wohnungslosigkeit stellt sie außerdem vor ganz eigene Probleme, erfuhr Silke Pixner. Bei der Aufnahme im FrauenWohnZentrum, Foto: Kurt Riha 1 http://www.bawo.at/fileadmin/user_upload/public/ Dokumente/Publikationen/ Berichte_Studien/Frauen/ Broschuere...schlaeft_die_ Marie08.pdf 2 http://derstandard. at/1263706782865/37000Menschen-in-Oesterreichobdachlos 3 www.bawo.at/fileadmin/ user_upload/public/Dokumente/Publikationen/ Berichte_Studien/Frauen/ Broschuere...schlaeft_die_ Marie08.pdf 10 l an.schläge Oktober 2011 „Es ist immer wieder erschreckend zu sehen, wie schnell das Kartenhaus zusammenbrechen kann“, erzählt Elvira Loibl, Leiterin des FrauenWohnZentrums (FWZ) der Caritas Wien. „Wir hatten einmal eine Bewohnerin, nennen wir sie Marie, die mit ihrem Partner in einer Genossenschaftswohnung gelebt und ihm immer das Geld für die Miete gegeben hat. Sie hat ihr ganzes Leben gearbeitet und bezog auch eine Pension. Nun, er hat die Miete nie gezahlt und die Mahnbriefe scheinbar abgefangen. Plötzlich stand die Frau dann ohne Wohnung da.“ Geschichten wie diese hören Elvira Loibl und ihr Team vom FWZ immer wieder. Seit 2005 können obdachlose Frauen hier Unterschlupf finden und bekommen die Chance, sich in einem stabilen und sicheren Umfeld wieder zu fangen, um schlussendlich auf eigenen Beinen zu stehen. Seit der Gründung bis Ende 2010 haben 166 Einzüge stattgefunden – und 134 Auszüge. Im Schnitt bleiben die Bewohnerinnen ungefähr zwei Jahre an einem der insgesamt 32 Wohnplätze. Zielgruppe der Einrichtung sind dabei jene wohnungslosen Frauen, die besondere soziale und/oder psychi- sche Probleme haben und/oder ein Haustier besitzen. In den meisten Einrichtungen ist nämlich kein Platz für die Tiere, dabei haben sie eine wichtige Funktion im Leben ihrer Besitzerinnen. „Sie können so ihre Sehnsüchte nach Kuscheln und einer Begleitung, mit der man sich aber auch nicht zu viel auseinandersetzen muss, befriedigen“, so Loibl. Der öffentliche Raum ist kein Frauenraum. „Dass Marie durch die Delogierung obdachlos wurde, hat sie sehr lange vor ihren beiden erwachsenen Kindern verheimlicht“, erzählt Elvira Loibl und spricht damit zwei Kernthemen weiblicher Obdachlosigkeit an: die versteckte Wohnungslosigkeit und die Scham der Frauen, die sie aufgrund des Verlusts der Wohnung empfinden. Viele Frauen versuchen so lange wie möglich, zu verbergen, dass sie kein eigenes Zuhause mehr haben. „Frauen suchen die Fehler mehr bei sich, üben mehr Selbstkritik und fragen sich öfter als Männer: ‚Was habe ich falsch gemacht?‘“, so Loibl. In diesem Zusammenhang habe sie auch beobachtet, dass oft versucht wird, das äußere Erscheinungsbild weiterhin so gepflegt zu halten, dass man die Obdach- losigkeit nicht erkennt. „Das Äußere hat für Frauen einen anderen Stellenwert, da es für Frauen in unserer Gesellschaft ein wichtiges Bewertungsmerkmal ist.“ Um ein Dach über dem Kopf zu haben, begeben sich Frauen in verschiedenste Abhängigkeiten. „Für eine Wohnmöglichkeit ertragen sie häusliche Gewalt, sexuellen Missbrauch, Demütigungen. Prostitution spielt auch eine Rolle“, erklärt Regina Daurer von der Einrichtung P7, Wiens erster und zentraler Anlaufstelle für erwachsene obdachlose und wohnungslose Menschen. Hier werden auch die Nachtnotquartiers plätze der Stadt Wien verwaltet. Ein Leben auf der Straße ist für Frauen ungleich schwieriger als für Männer, denn die Szene ist überwiegend männlich. Männer dominieren die Straßengesellschaft. „Obdachlose Frauen sind leicht angreifbar, werden zu Opfern von Gewalt, sexueller Ausbeutung und Vergewaltigungen“, so Daurer. Neben den Gefahren, denen obdachlose Frauen auf der Straße ausgesetzt sind, ist es aber auch noch eine andere Komponente, die Frauen in die versteckte Wohnungslosigkeit statt auf die Straße führt: „Der öffentliche Raum ist kein Raum, der in Frauenhänden ist. Ein ganz banales Beispiel: Eine Frau wird sich nie in der Öffentlichkeit hinsetzen können, um zu pinkeln. Für Männer hingegen ist das selbstverständlich“, sagt Elvira Loibl. Zahlen. Statistisch gesehen, soweit Zahlenmaterial vorhanden ist, gibt es deutliche Unterschiede zwischen wohnungslosen Männern und Frauen. Auffällig ist z.B., dass wohnungslose Frauen deutlich jünger sind als wohnungslose Männer. Der Altersdurchschnitt bei Frauen liegt bei 36 Jahren, bei Männern sind es 44 Jahre.1 Und der Alterschnitt der Frauen scheint weiter im Sinken begriffen zu sein. So fällt Elvira Loibl auch bei den Wohnungslosigkeit eingestehen. Im P7 kommt man auf einen ähnlichen Anteil. Ingesamt sprachen im Jahr 2010 rund 6.000 Personen vor, etwa 20 Prozent der Anfragen kommen dabei von Frauen. Allgemeingültige und seriöse Zahlen für ganz Österreich seien laut Regina Daurer nicht vorhanden. „Was jedoch sehr gut beobachtbar ist: Je besser und breiter das Angebot ausgebaut ist, desto mehr Frauen werden erreicht.“ Und da hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Neben einem breiten Angebot an Beratungs- und Anlaufstellen, wie etwa dem P7 und dem FWZ, haben sich sozial betreute Wohnformen entwickelt. Außerdem haben Um ein Dach über dem Kopf zu haben, begeben sich Frauen in verschiedenste Abhängigkeiten. Bewohnerinnen des FWZ eine deutliche Verjüngung auf. Vor vier Jahren waren die Hälfte der Frauen jünger als 43 Jahre, heute sind 50 Prozent bereits unter 37 Jahren. Regina Daurer zufolge kann Wohnungslosigkeit grundsätzlich alle Frauen treffen. „Die meisten kommen zwar aus den unteren sozialen Schichten, aber auch Frauen aus gehobeneren Kreisen sind nicht vor dem Verlust ihrer Wohnung gefeit. Hier spielen dann meist psychische Erkrankungen oder Suchtproblematiken eine ausschlaggebende Rolle.“ Wie viele Frauen in Österreich von Obdachlosigkeit bzw. Wohnungslosigkeit betroffen sind, ist sehr schwer zu erfassen. Die Gesamtzahl von Männern und Frauen beläuft sich laut einer Erhebung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfen (Bawo) aus dem Jahr 2007 auf fast 10.000 Menschen, die von der Wohnungslosenhilfe betreut wurden.2 Regina Daurer schätzt, dass in Wien derzeit einige hunderte Menschen akut obdachlos sind, also kein Dach über dem Kopf haben und im Freien oder in Nachtnotquartieren schlafen müssen. Doch die versteckte Wohnungslosigkeit scheint in keiner Statistik auf und macht es deshalb auch extrem schwierig, die Anzahl von obdachlosen Frauen in Österreich zu erheben. Es wird jedoch geschätzt, dass rund 25 Prozent aller wohnungslosen Menschen weiblich sind.3 inzwischen auch wohnungslose Menschen die Möglichkeit, eine Gemeindewohnung zu bekommen. Wichtig ist es, weiter am Ball zu bleiben und vor allem das niederschwellige Angebot konstant auszubauen. Denn gerade Frauen fällt es oft schwer, Hilfsangebote anzunehmen und damit ihre Wohnungslosigkeit einzugestehen. Wichtig wären deshalb auch Angebote, die den geschlechtsspezifischen Aspekt von Armut und Wohnungslosigkeit berücksichtigen. Genau hier hat das FWZ angesetzt. Das Haus gliedert sich in drei Bereiche: den Wohnbereich, das Tageszentrum und eine Nachtnotunterbringung, die drei Frauen in akuter Not eine Nacht lang Platz bietet. Diese Kombination nur für wohnungslose Frauen ist in Österreich bisher einzigartig. „Wir haben beschlossen, dass wir ein Tageszentrum ausschließlich für Frauen machen wollen, um deren Wohnungslosigkeit sichtbar zu machen. Auch in den Köpfen derer, die es selbst sind, sich aber vielleicht nicht so bezeichnen würden“, erklärt Elvira Loibl. Frauen sollen hier die Möglichkeit bekommen, sich eine Identität als obdachlose Frau aufzubauen, denn erst wenn frau sich selbst so wahrnimmt, können Ansprüche geltend gemacht und am Hilfesystem angedockt werden. Elvira Loibl: „Es geht darum, dass die Frauen sagen können: ‚Ja, ich darf obdachlos sein!‘“ l neuland entdeckungen im alltag Beate Hammond Du oder du? „Ich finde, diese Schuhe sehen bei dir am besten aus,“ sagte die Stimme hinter mir. Sie hatte Recht. Die Verarbeitung war gut, und der Schuh verlieh mir das gewisse, hippe Etwas. Ebenfalls nicht ganz unwichtig war der Preis, diese Schuhe kosteten immerhin 30 Euro weniger als die anderen, die ich anprobiert hatte. Nur eine Sache störte mich, und sie hatte mit den Schuhen nichts zu tun: das „Du“ der Verkäuferin. Zwar hatte ich bemerkt, dass in diesem Geschäft alle KundInnen geduzt wurden, aber es gefiel mir trotzdem nicht. Ja, ich weiß, auch Werbungen schwedischer Möbelhäuser oder deutscher Elektrohandelsketten duzen auf Plakaten ihre KundInnen, aber eben nur auf Plakaten, nicht, wenn man die Geschäfte betritt und tatsächlich dort einkauft. Allerdings duze ich auch nicht gerade wenige. Nicht nur Familienmitglieder oder FreundInnen, sondern auch deren FreundInnen, selbst wenn ich ihnen zum ersten Mal begegnete. Ich duze die meisten meiner KollegInnen und Chefs bei der Arbeit und grundsätzlich alle Leute beim Sport. Ich duze alle auf der Universität, obwohl ich vom Alter her den Lehrenden näherstehe als den Studierenden. Was hatte es mich deprimiert, als mich eine Studentin einmal gesiezt hatte! Und wie hatte ich mich geehrt gefühlt, als ich einmal über einen Freund einen semiprominenten Schauspieler kennenlernte, der mich gleich duzte, so als kenne er mich seit Jahren. Auch bei Friseuren habe ich schon spontan geduzt. Asymmetrisch Duzen ist gewissen Familien in gewissen Kreisen vorbehalten, wo Kinder ältere Verwandte siezen, aber von diesen geduzt werden. Oder Leuten, die ihr schwaches Selbstwertgefühl dadurch stärken, dass sie ihre angestellten Putzfrauen oder BabysitterInnen, die meist aus dem Ausland stammen, duzen und von diesen gesiezt werden wollen. In dieser Anrede schwingt ein Hauch von Beleidigung mit, ebenso wie bei Kindern, die wahllos alle Leute duzen, weil sie angeblich kein Sie lernen können. Die Schuhe habe ich übrigens gekauft. Beate Hammond macht ihre Entdeckungen in Wien. Oktober 2011 an.schläge l 11 chile Verniedlichter Aufstand Wortführerin der chilenischen Massenproteste gegen die neoliberale Bildungspolitik ist eine Frau. Doch der Erfolg der Mobilisierung wird immer häufiger mit ihrem guten Aussehen statt mit der Überzeugungskraft der Forderungen begründet. Von Paula Riveros Ahumada Gegenwärtig entwickelt sich in Chile eine der größten sozialen Bewegungen seit der Rückkehr zur Demokratie. Die chilenische Studierendenbewegung formierte sich im Mai dieses Jahres gegen die strukturellen Missstände im gegenwärtigen Bildungssystem, das noch ein Erbe von Augusto Pinochet ist. Dieser hatte die Basis für breite Privatisierungen im Bildungssektor geschaffen, womit ansehnliche Gewinne erzielt, gleichzeitig jedoch zwei wesentliche Bedingungen für eine gute Bildungsentwicklung im Land vernachlässigt wurden: die Qualität und die Bildungsgerechtigkeit. Foto: Roberto Lavarello B. Übersetzung aus dem Spanischen: Jens Kastner 12 l an.schläge Oktober 2011 Strukturell ungelöst. Seit 1990 hatte es immer wieder Demonstrationen aufgrund dieser Bildungspolitik gegeben, allerdings mit weit weniger Vehemenz. Es waren damals nur die Studierenden der Universitäten, die eine staatliche Finanzierung der höheren Bildungseinrichtungen forderten und es nicht nur für unzureichend, sondern auch für ungerecht hielten, dass nur denjenigen der Zugang zu höherer Bildung offensteht, die sich eine universitäre Laufbahn auch leisten können. Erst 2006 mit der sogenannten „Revolution der Pinguine“ (in Anspielung auf die schwarz-weißen Schuluniformen), einer von SchülerInnen initiierten Bewegung während der Regierungszeit von Michelle Bachelet, organisierte sich eine Arbeitskommission, die sämtliche betroffene AkteurInnen miteinbezog. Als Ergebnis wurde das noch aus der Diktatur stammende Bildungsgesetz (Ley Orgánica Constitutional de Enseñanza, LOCE) durch ein neues ersetzt (Ley General de Educación, LGE). Substanzielle Reformen des Bildungssystems wurden damit aber leider nicht umgesetzt. Dass diese strukturellen Probleme im Bildungssystem weiter unverändert bestehen blieben und sich trotz eines gesetzlichen Verbots offensichtlich weiterhin viel Gewinn mit der Bildung machen ließ sowie auch die enorme Verschuldung, in die viele Familien deshalb gerieten, waren der Anlass für die Gründung der Konföderation der Studierenden Chiles (Conferderación de Estudiantes de Chile, Confech). Dieser schlossen sich auch die SchülerInnen, die privaten Universitäten und andere wichtige Teile der Zivilgesellschaft an. Irrelevante Aspekte. Eine der auffälligsten Figuren dieser Bewegung ist Camila Vallejos. Sie ist Vorsitzende der chilenischen Studierendenföderation (FECh), Geografiestudentin und Aktivistin der Kommunistischen Jugend. Sie ist erst die zweite Frau, die den Posten der Vorsitzenden innehat. Ihr Erscheinen macht nun unleugbar deutlich, dass eine Frau mittlerweile solch einen durch Macht und Entscheidungsgewalt ausgezeichneten Ort besetzen kann. Dennoch hat die Figur Camila Vallejos in Chile, einer durch die Dominanz von Männern in Machtpositionen gekennzeichneten Kultur, nicht nur wegen ihrer Führungsstärke, ihrer Verdienste und ihrer Intelligenz die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen. Stattdessen präsentierte die Presse diese Frau vor allem als außergewöhnliche Schönheit und führte allein darauf auch den Erfolg der Bewegung zurück. Mit anderen Worten: Sie erklärten die große Unterstützung, die die Bewegung gewinnen konnte, einzig und allein mit Camila Vallejos Charisma und gutem Aussehen. Den vollkommen irrelevanten Aspekt, dass Vallejos sehr hübsch ist, derart zu lancieren, garantierte den Medien besondere Aufmerksamkeit, und nachdem sich gleich mehrere Boulevardblätter nur noch auf Berichte über ihre äußere Erscheinung verlegt hatten, wurde der eigentliche Gegenstand der Debatte vollständig aus dem Fokus der Öffentlichkeit verdrängt. Eine ähnliche Dynamik konnte bereits 2006 beobachtet werden, als Michelle Bachelet Präsidentin wurde und in den Medien nur ihr Aussehen, ihr Kleidungsstil und ihre Frisur diskutiert wurden. Undenkbar, dass einem männlichen Präsidenten so etwas passieren würde. Nun bleibt es selbstverständlich jedem/r selbst überlassen, sich ein Urteil über die Attraktivität von Camila Vallejos zu bilden. Aber diese Form der Bericht erstattung, die Vallejos führende Rolle in der Bewegung – wie auch die Bewegung selbst – derart bagatellisiert, entspricht genau der Art von Bildung, die wir in Chile erhalten: einer Bildung ohne Ernsthaftigkeit, bei der Themen nur noch oberflächlich behandelt werden und bei der eine gründliche Reflektion und Analyse nicht mehr vorgesehen ist. Dies muss unweigerlich zu einer Trivialisierung der Kultur, der Politik, der Ideen und des Sozialen führen. Die eigentlichen Ursachen des Konflikts und der darin verhandelten Themen werden verschleiert. So wird die Chance auf tatsächliche Veränderungen in Chile nicht nur bei der gegenwärtigen Bildungspolitik vertan, sondern auch was Reformen im Wirtschaftssystem, die Rolle des Staates oder der Verfassung anlangt. Und wir werden damit außerdem um die Gelegenheit gebracht, irgendwann in einer Gesellschaft größtmöglicher sozialer Gleichheit zu leben. l Paula Riveros Ahumada ist Psychologin und lehrt an der Universität von Santiago de Chile. israel Undenkbares passiert Die israelische „Tentifada“ hat die Gesellschaft schon jetzt verändert, nicht zuletzt aufgrund der zentralen Rolle, die Frauen in der Protestbewegung einnehmen. Von Sylvia Köchl Der Rothschild-Boulevard in Tel Aviv am 5. August, Foto: Ronen Frieman „Darauf habe ich mein Leben lang gewartet.“ Hannah Safran, 61-jährige Veteranin der israelischen Frauenbewegung und feministische Wissenschaftlerin aus Haifa, erzählte bei ihrem Wienbesuch am 8. September mit glänzenden Augen von der gegenwärtigen Protestbewegung, die ihresgleichen in der israelischen Geschichte sucht. Am 12. Juli hatte sich die 25-jährige Videocutterin Daphne Leef entschieden, im Zentrum von Tel Aviv ein Zelt aufzustellen, weil sie sich ihre Wohnungsmiete nicht mehr leisten konnte. Mit ein paar FreundInnen startete sie via Facebook einen ProtestAufruf, dem immer mehr Menschen mit eigenen Zelten folgten – am 3. September waren dann sogar 450.000 auf den Straßen, die ihre vielen verschiedenen Forderungen formulierten und ihrem Ärger über die Sozial- und Bildungspolitik freien Lauf ließen. Neue Beziehungen. Das Themenspektrum der Bewegung, die sich zunächst auf die unmittelbarsten Probleme wie Lebenshaltungskosten, Arbeitslosigkeit und das erodierte Sozialsystem bezog, wird praktisch täglich erweitert. Und die Form, wie marginalisierte Gruppen, vor allem Frauen und arabische Israelis, inzwischen eingebunden sind, verändere die Gesellschaft schon jetzt: „Es war davor schlicht undenkbar“, so Hannah Safran, „dass ein Araber oder eine Palästinenserin auf einer israelischen Demo spricht oder sich Israelis positiv auf ein arabisches Land beziehen, wie etwa mit den Plakaten, auf denen ,Das ist unser Tahrir-Platz‘1 steht. Genauso begeistert bin ich von den jungen Frauen, die als Sprecherinnen auftreten und dabei feministisch argumentieren, obwohl sie sich selbst nicht als Feministinnen bezeichnen.“ Auch anderen, wie dem Schriftsteller Assaf Gavron, fällt das auf: „Bemerkenswert ist die zentrale Rolle der Frauen – und das in unserer machogeprägten, militaristischen Gesellschaft. Bislang sprechen auf den Demonstrationen vor allem Frauen“, schreibt er in einem Kommentar für die „Süddeutsche Zeitung“. Die Protestkultur ist insgesamt sehr ungewöhnlich. „Die Leute gehen einfach auf die Straße, stehen in Gruppen zusammen und diskutieren“, schildert Safran. „Dabei lassen sie sich gegenseitig ausreden – eine durch und durch un-israelische Angewohnheit.“ Für größere Versammlungen wurde eine Zeichensprache von anderen Bewegungen, z.B. in Spanien, übernommen, dadurch lassen sich Zustimmung, Ablehnung und Kritik am Gesagten auf eine Weise äußern, die kaum Streit und keine Wortgefechte zulässt. Neue Sichtbarkeiten. Die Frauenbewegung in Israel sei eher schwach, sehr zersplittert und habe nur wenige gemeinsame Themen, so Hannah Safran, und auch die bekannte Friedensbewegung „Peace Now“ habe sich immer sehr resistent gegen feministische Einflüsse gezeigt. Der alles beherrschende und vorwiegend von Männern geführte Sicherheitsdiskurs führe zur Unsichtbarkeit von Frauen in der Öffentlichkeit. Daphne Leef selbst, erzählt Safran, musste sich dafür rechtfertigen, warum sie ihren Militärdienst nicht abgeleistet hatte, und war sehr wütend, dass sie öffentlich erklären musste, sie leide an Epilepsie und habe stattdessen einen Sozialdienst absolviert. Im Jahr 2000, als die zweite Intifada ausbrach, verschwand jegliche Hoffnung auf Veränderung. Die Menschen seien völlig desillusioniert gewesen, erschüttert davon, dass ein solcher Rückschritt im Friedensprozess überhaupt möglich war, beschreibt Hannah Safran die Ausgangslage. In den letzten Jahren habe die Regierung Netanyahu zudem „den Staat komplett ausverkauft“. Sie sei sich aber sicher, dass es der Protestbewegung um weit mehr als nur Wohnungsprobleme geht, eben durchaus auch um eine neue politische Kultur im Land. Der große Protest-Slogan, der sich von „Das Volk verlangt soziale Gerechtigkeit“ in „Soziale Gerechtigkeit für alle“ gewandelt hat, zeige, so Safran, dass jene 20 Prozent arabischer Israelis, die von den sozialen Problemen besonders stark betroffen sind, ganz selbstverständlich dazugehören. Eine Einschätzung, die von zahlreichen anderen KommentatorInnen geteilt wird, etwa von der Journalistin Dahlia Scheindlin: „In der Vergangenheit waren es Kriege und Sicherheitsfragen, die die Gesellschaft zusammengebracht haben, aber hier entsteht ein neues, kraftvolles Band, das diese polarisierte Gesellschaft zusammenführen kann.“ Das Mindeste, das sich viele erwarten, ist ein ziviles Leben, das es überhaupt wert ist, militärisch verteidigt zu werden. Wie geht es weiter? In der Nacht auf den 7. September wurde ein Teil der Zeltstadt am Rothschild-Boulevard in Tel Aviv – „Da kannst du 20 Minuten lang an den Zelten entlanggehen“, so Hannah Safran – polizeilich geräumt. Doch egal, was passiert, hinter diese kollektive Erfahrung könne niemand mehr zurück. l 1 Nach dem Sturm auf die israelische Botschaft in Kairo am 9. September könnte sich das geändert haben. Quellen: www.boell.de www.haaretz.com www.juedische.at Oktober 2011 an.schläge l 13 an.riss international afrika Gender und Medien Im Studio von UN Radio, Foto: UN Photo/JC McIlwaine thailand Premierministerin in Diskussion Es kommt einer schon bekannt vor: Die Tatsache, dass Thailand mit Yingluck Shinawatra seit ihrer Angelobung am 8. August die erste Premierministerin hat, muss in Bezug auf Frauenrechte oder Feminismus nichts heißen. Schon im Wahlkampf habe die Schwester des gestürzten Ex-Premiers Thaksin Shinawatra kein Wort über frauenrelevante Themen verloren, berichtet Sutada Mekrungruengkul, Direktorin des Gender and Development Research Institute of Thailand gegenüber dem Blog „Siam Voices“. Dabei gäbe es genug zu tun, speziell was die Gewalt gegen Frauen und ihre gesellschaftliche Diskriminierung anbelange. Andere Feministinnen bewerten die Wahl Shinawatras bei aller Vorsicht doch als Zeichen des Aufbruchs. Kornvipa Villas vom Women’s Power Network for Reform z.B. verweist auf den mit 15 Prozent extrem niedrigen Anteil an weiblichen Abgeordneten und hofft nun auf eine Vorbildwirkung für junge Frauen, sich in die Politik einzumischen. Ganz anders sieht das laut „Siam Voices“ die Sozialwissenschaftlerin Pinkaew Lueangaramsri. Sie kritisiert die traditionelle Frauenbewegung für ihre verengte Sicht auf Gender und Politik in Thailand. Da es hier kein Bewusstsein für Klassenunterschiede und keine Verbindung zu den ländlichen Frauen gebe, werde die hohe Beteiligung von Grassroots-Aktivistinnen an der Lokalpolitik gar nicht wahrgenommen. Diese relativ neue Strömung in der Frauenbewegung werde meist als „unpolitisch“ abgewertet, obwohl dort ein hoher Wissensstand über Bürger- und Frauenrechte existiere. Ihnen werde unterstellt, sie seien als Anhängerinnen von Thaksin Shinawatra diesem wie die Schafe gefolgt. Diese sehr unterschiedlichen Sichtweisen von thailändischen Feministinnen weisen auf die politische Spaltung hin, die das Land unter der Herrschaft von Thaksin Shinawatra erlebt hat. Er hatte erfolgreich mit „Nationalisierungskampagnen“, mit denen z.B. Landbesitz und Firmenbeteiligungen für AusländerInnen stark eingeschränkt wurden, die ärmere Bevölkerung auf seine Seite gezogen (die nach seinem Sturz 2006 als „Rothemden“ für ihn demonstrierte), während diese Politik gleichzeitig von Korruption geprägt war und die „Gelbhemden“ auf den Plan rief, die sich aus der Ober- und Mittelschicht rekrutierten. Yingluck Shinawatra hatte sich in ihrem Wahlkampf ausdrücklich in die Tradition der Politik ihres Bruders gestellt und ansonsten gern betont, sie werde ihre Weiblichkeit einsetzen, um das Land voranzubringen. sylk http://asiancorrespondent.com/author/siamvoices/ 14 l an.schläge Oktober 2011 Ende August fand in Kigali/Ruanda eine afrikaweite Konferenz zu Gender und Medien statt. Geladen hatte die Föderation Afrikanischer JournalistInnen (FAJ), die mehr als 50.000 JournalistInnen in 38 afrikanischen Staaten vertritt. Die Konferenz unter dem Motto „Selbstermächtigung afrikanischer Journalistinnen: die Herausforderung Gender-Gerechtigkeit angehen“ verabschiedete eine umfangreiche Deklaration, die in erster Linie die FAJ selber in die Pflicht nimmt. Ihre von Männern dominierten Strukturen sollen verändert und unter ihren Mitgliedern Bewusstseins arbeit geleistet werden, um auf diesem Weg das Thema Gleichberechtigung auch in die Redaktionen zu tragen. Die Rolle von Gewerkschaften sei tatsächlich besonders wichtig, sagte Mounia Belafia von der Internationalen JournalistInnen-Föderation (IFJ) während der Konferenz, da eines der Hauptprobleme der Gender Pay Gap und die unsichere Arbeitsplatz situation der Journalistinnen sei. Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten würden ihnen vielfach verweigert. Faith Mbabazi von der Vereinigung ruandischer Frauen in Medien (ARFEM) forderte, dass mit der weitverbreiteten Ansicht von Chefredakteuren aufgeräumt werden müsse, wonach Frauen unmöglich dieselben Leistungen erbringen könnten wie Männer. Torwon Sulonteh Brown, eine Journalistin aus Liberia, pflichtete ihr mit einigen Beispielen bei. So habe sie oft zu hören bekommen, sie als Frau könne größere Aufgaben wie die Übertragung von Parlamentsdebatten einfach nicht bewältigen. Außerdem, so Brown weiter, berichte man ihr nicht allein in Liberia davon, dass Chefredakteure die Zuteilung von „guten“ Storys von der sexuellen Verfügbarkeit ihrer Reporterinnen abhängig machten. Das Thema Gleichberechtigung gehe jedoch weit über Probleme im Arbeitsrecht und am Arbeitsplatz hinaus. Die Diskriminierungen innerhalb der Medienbetriebe, stellte der Präsident der FAJ, Omar Faruk Osman, fest, wirkten sich auch auf die Berichterstattung und die Auswahl und Darstellung der Themen aus. sylk http://africa.ifj.org/ uno 30 Jahre CEDAW Am 3. September vor 30 Jahren ist das Übereinkommen der UNO zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) in Kraft getreten. Es bestehe zwar weiterhin in vielen Bereichen akuter Handlungsbedarf, resümiert Beate Rudolf, Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, in einer Aussendung – und das durchaus auch in europäischen Staaten –, dennoch habe CEDAW Bedeutendes zur Geschlechtergerechtigkeit beigetragen. „Als erster rechtsverbindlicher Text“, so Rudolf, „erfasst die Konvention auch ausdrücklich Diskriminierung im privaten Bereich und benennt diskriminierende Strukturen, z.B. im Berufsleben, und starre Rollenbilder als Hindernisse, die zu überwinden sind.“ Der Text der Konvention mag zwar fortschrittlich sein, an der Umsetzung hapert es aber seit ihrer Verabschiedung. 187 Staaten haben die Konvention unterzeichnet, viele allerdings mit Vorbehalt. Auch ist die finanzielle Ausstattung des CEDAW-Ausschusses vergleichsweise dürftig, weshalb die Bearbeitung von Eingaben sehr lange dauert. Noch dazu sind keine Sanktionsmöglichkeiten bei Verstößen vorgesehen, und viele Staaten kommen ihrer Berichtspflicht gar nicht erst nach. Eine offene Streitfrage ist außerdem, inwieweit die in CEDAW definierten Diskriminierungsverbote „westliche Werte“ transportieren bzw. inwieweit die Konvention tatsächlich auf die weltweit unterschiedlichen Bedürfnisse und Probleme von an.riss international Frauen eingeht. Dennoch stelle CEDAW einen bedeutenden Bezugsrahmen für Frauenrechtsorganisationen auf der ganzen Welt dar, meint Barbara Unmüßig, Vorständin der Heinrich-Böll-Stiftung. Dort, wo die Konvention wie ein reiner Papiertiger wirke, sorge das Engagement der Aktivistinnen dafür, dass daraus ein Tiger wird. sylk www2.ohchr.org/english/law/cedaw.htm Regelungen wie Unterhalt oder Sorgerecht zurückgreifen zu können, was die Frauen besonders hart traf. Eine Ehe konnte bislang nur in einer aufwändigen jahrelangen Prozedur aufgehoben werden. Das neue Scheidungsrecht ist dennoch vergleichsweise restriktiv: Erst wenn die Eheleute vier Jahre getrennt gelebt haben und keine Aussicht auf Versöhnung besteht, wird die Ehe gelöst. sylk malta Ein Ja zur Todsünde chile Netze flicken Was hatten Malta, die Philippinen, Andorra und der Vatikanstaat bis vor kurzem noch gemeinsam? Das Verbot der Ehescheidung. Ab 1. Oktober jedoch tritt in Malta nun endlich das hart erkämpfte Recht auf Scheidung in Kraft, das schlussendlich nicht nur im Parlament eine klare Mehrheit bekam, sondern zuvor schon in einem Referendum von erstaunlichen 53 Prozent der MalteserInnen positiv bewertet wurde. Erstaunlich deshalb, weil Malta in jeder Hinsicht streng katholisch ist und dem Referendum eine wüste Propagandaschlacht der katholischen Kirche vorausgegangen war. Deborah Schembri, Anwältin für Familienrecht, war nach einer Fernsehsendung zum Gesicht der „Ja“-Kampagne geworden. Selbst für sie war das Ergebnis eine große Überraschung angesichts des Drucks, den die Kirche ausgeübt hatte. Es sei eine Todsünde, mit Ja zu stimmen, tönte es von den Kanzeln. Viele WählerInnen versuchten, so Schembri in einem „Kurier“-Interview, sich vor der Abstimmung die Absolution, also die Erlaubnis der Priester zu holen, um mit Ja stimmen zu können – die diese natürlich nicht gewährten. Schon bisher sind auf Malta 24 Prozent der Ehen gescheitert, die ExPartnerInnen konnten jedoch nur getrennt leben, ohne dabei auf rechtliche Einen bemerkenswerten Schritt hat die evangelische Kirche in Chile gesetzt. In einem ökumenischen Zentrum in der Hauptstadt Santiago wurde Ende August die Gruppe Remendando Redes („Netze flicken“) gegründet. Sie macht es sich zur Aufgabe, innerhalb der Kirchen und bei den Gläubigen Vorurteile gegenüber sexuellen Orientierungen und GenderIdentitäten abzubauen. Gleichzeitig sollen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*personen darin bestärkt werden, dass es möglich ist, ihre Religion zu leben, ohne die sexuelle Orientierung oder Identität verleugnen zu müssen. Remendando Redes arbeitet dabei mit Movilh – Movimiento Chileno De Lesbianas, Gays, Bisexuales, Transgeneros Y Transexuales – zusammen. In einem ersten Schritt wurden Vertreter_innen von Movilh als Expert_innen eingeladen, um sich zum Thema sexuelle Vielfalt weiterzubilden. Danach wurde eine Kooperation beschlossen. Movilh wertet die Bildung der Gruppe als „großen Schritt gegen Homophobie und Transphobie in Chile“. Wenn auch 15 Prozent evangelische BürgerInnen rund 70 Prozent katholischen gegenüberstehen, sei das dennoch ein wichtiges Signal. sylk www.movilh.cl medienmix Frauenwörter Das britische Literaturmagazin Mslexia erscheint viermal im Jahr und richtet sich an Frauen, die schreiben. Das literarische Pendant zur Legasthenie sei bei Autorinnen die häufig auftretende Störung, nicht gedruckt zu werden, wogegen das Magazin nun mit bereits 50 Ausgaben aktiv vorgehen will. Eigene Wettbewerbe, Interviews, Gegenwartsliteratur, Buchmarkt und Neuerscheinungen richten sich an erfolgreiche Autorinnen genauso wie an Anfängerinnen. Bestellung oder Online-Abo unter http://mslexia.co.uk. fis Mutterschaft (Queer-)Feminismus hört am Kinderbett nicht auf! Seit einem halben Jahr beleuchten die Fuckermothers Mutterschaft feministisch. Die Autorinnen (mit und ohne Kinder) dekonstruieren das Mutterideal, indem sie aus ihrem Alltag berichten, auf interessante Veröffentlichungen hinweisen oder sich satirisch mit dem auferlegten Mutter-Perfektionismus auseinandersetzen. Der Blog bestärkt undogmatisch und humorvoll unterschiedlichste Lebensmodelle von Müttern. http://fuckermothers.wordpress.com. fis Mediencheck Ein Zwiegespräch mit Popkultur führt die US-amerikanische Medienkritikerin und bekennende Serienjunkie Anita Sarkeesian mit ihren Clips. Auf Feministfrequency.com präsentiert sie unakademisch und kritisch Gedanken zu Gender und Popkultur. Über Youtube wurde so etwa der Bechdel-Test zu Frauen in Kinofilmen einem jungen Publikum bekannt, in der Reihe „Tropes vs. Women“ für das Bitch Magazine erläutert sie z.B. anschaulich das Hollywood-Prinzip „Schlumpfine“ in TV und Film. fis Oktober 2011 an.schläge l 15 Borrow a Belly Foto: soundboy/photocase thema: leihmutterschaft Geburtshilfe Nicht allein unter Feministinnen wird Leihmutterschaft heftig diskutiert. Werden Frauen dabei ausgebeutet und Mutterschaft idealisiert? Oder wird Mutterschaft stattdessen entnaturalisiert und eine Alternative zur heterosexuellen Paarfortpflanzung geschaffen? Lea Susemichel hat sich Fakten und Diskurse angesehen und dabei herausgefunden: Es ist alles noch viel komplizierter. In die Medien schaffen es vor allem die spektakulären Fälle: In Israel trägt eine Leihmutter* die befruchtete Eizelle einer Frau aus, die zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre tot ist. Der Witwer und Spermaspender erfüllt der Verstorbenen damit einen letzten Wunsch und wird das Kind nun mit seiner neuen Lebensgefährtin großziehen. Ein deutsches Paar darf die von einer indischen Leihmutter geborenen Zwillinge nicht mit nach Hause nehmen, weil Deutschland ihnen das Visum verweigert und das Paar nicht als Eltern anerkennt. Nach indischem Recht hingegen gilt die Leihmutter nicht als tatsächliche Mutter, die Kinder bekommen also auch nicht die indische Staatsbürgerschaft und sind staatenlos. Der sehnsüchtige Kinderwunsch eines schwulen Mexikaners wird diesem von seiner Mutter erfüllt, die ihm somit ihr eigenes Enkelkind austrägt – die Eizelle kam von einer guten Freundin. Aufmerksamkeit erregen auch die Familiengeschichten diverser Prominenter: Wie glücklich Elton John oder Sarah Jessica Parker mit ihren von Leihmüttern ausgetragenen Kindern sind, berichtet nicht nur die Klatschpresse. Oder wie abfällig sich Nicole Kidman vermeintlich über die Frau geäußert habe, die für sie ein Kind zur Welt brachte. Kidman gebrauchte den Ausdruck „Gestational carrier“ (wörtlich: „Schwangerschaftsausträgerin“), was ihr den Zorn der australischen Medien einbrachte, die die Leihmutter durch diesen Begriff zur „Brutmaschine“ degradiert sahen. Doch genau solch eine Diskussion um adäquate Bezeichnungen verweist auf eine Ebene der Auseinandersetzung mit dem Phänomen Leihmutterschaft, die in der medialen Debatte allenfalls im Subtext vorkommt. Warum ist eine bloße „Funktionsbeschreibung“ in diesem Zusammenhang so skandalös? Und ist es denn tatsächlich angemessen, dass stattdessen das Wort „Mutter“ in der Bezeichnung enthalten ist, obwohl Frauen, die den Dienst einer Leihmutterschaft anbieten, der hegemonialen Vorstellung von Mutterschaft in nahezu jeder Hinsicht widersprechen? Und wieso ist es ganz grundsätzlich mit der gängigen Idee von Mutterschaft so vollkommen unvereinbar, dass Frauen Kinder, die sie geboren haben, einfach an andere abgeben – meist auch noch gegen Bezahlung? mitverdienen wollten, und um 1980 entstanden so die ersten Agenturen. Seither steigt die Zahl der jährlich auf diesem Weg geborenen Kinder rasant an, zehntausende sind es inzwischen weltweit jedes Jahr, so wird geschätzt. Die Gesetzeslage ist sehr unterschiedlich, in den meisten EU-Staaten ist Leihmutterschaft verboten, so auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort, wo sie erlaubt ist – in Großbritannien, Spanien, Belgien, den Niederlanden und Dänemark –, darf kein Gewinn mit ihr erzielt werden. Viele EuropäerInnen weichen deshalb nach Indien oder Osteuropa, vor allem in die Ukraine, aus, wo sich immer Wieso ist es ganz grundsätzlich mit der gängigen Idee von Mutterschaft so vollkommen unvereinbar, dass Frauen Kinder, die sie geboren haben, einfach an andere abgeben – meist auch noch gegen Bezahlung? Rahel & die Rechtslage. Auch wenn die Berichterstattung diesen Eindruck erwecken mag: Leihmutterschaft ist keine neue Erscheinung. Bereits in der Bibel wird sie erwähnt: Sowohl Rahel als auch Lea ließen sich von ihren „Leibmägden“ Söhne gebären. Später war das Verhältnis zwischen AuftraggeberIn und Leihmutter nicht mehr zwangsläufig ein hierarchisches: In den USA gab es die ersten Leihmutterschafts-Vereinbarungen im ArbeiterInnenmilieu, oft unter miteinander bekannten oder befreundeten Frauen, und nicht immer wurde dafür auch eine (finanzielle) Gegenleistung verlangt. Schnell witterten jedoch Dritte ein Geschäft, an dem sie mehr Kliniken und Agenturen auf die Vermittlung von Leihmüttern spezialisieren. In den USA hat Kalifornien diesbezüglich die liberalste Gesetzgebung. Dort haben die AuftraggeberInnen sogar die Möglichkeit, sich noch vor dem Geburtstermin als offizielle Eltern in die Geburtsurkunde eintragen zu lassen (auch in Indien und der Ukraine gelten sie automatisch als Eltern), während andere US-Bundesstaaten wiederum Gesetzesreformen verabschiedet haben, damit Leihmutterschafts-Verträge dort rechtlich nichtig werden. Auch in Kanada, Australien, Russland, Südafrika und Israel (zur spezifischen Situation in Israel siehe S. 21) ist Leihmutterschaft * Anmerkung zum Begriff Leihmutter siehe Seite 21 Oktober 2011 an.schläge l 17 thema: leihmutterschaft legal, in vielen anderen Ländern ist die Rechtslage uneindeutig. Vollkommen uneinheitlich sind auch die Anforderungen, denen die Wunscheltern und Leihmütter genügen müssen. In Kalifornien etwa dürfen auch Alleinstehende oder homosexuelle und unverheiratete Paare auf diesem Weg ein Kind bekommen, anderswo steht er nur heterosexuellen Ehepaaren offen. Wie alt die künftigen Eltern höchstens sein dürfen, variiert stark, und nicht überall müssen Wunschmütter einen Nachweis über die eigene Unfruchtbarkeit vorlegen. Auch die erforderlichen Qualifikationen der Leihmütter sind jeweils andere: Fast überall müssen sie bereits Kinder geboren (und behalten) haben, ist: Die Leihmutter ist dann auch in biologischer Hinsicht nicht die Mutter des Kindes. (In anderen Ländern, so etwa auch in Deutschland, gilt hingegen diejenige, die das Kind geboren hat, als Mutter, völlig unabhängig von der DNA.) Im Extremfall können also bis zu fünf Personen an dem Prozedere beteiligt sein: Neben den zukünftigen Eltern sowie der Leihmutter auch noch Sperma- und EizellenspenderIn, bei schwulen Paaren werden immer wieder auch gemischte Samenspenden verwendet. Die Kosten für ein von einer Leihmutter ausgetragenes Kind sind in den USA sehr hoch, zwischen 60.000 und 100.000 Dollar und mehr müssen Wie bei der Beurteilung von Prostitution ist der Haupttenor auch hier: Aus freien Stücken würde keine Frau sich auf diese Art und Weise verdingen, Abhängigkeit und ökonomische Not trieben sie in dieses Ausbeutungsverhältnis. damit soll das Risiko von Komplikationen bei der Schwangerschaft wie auch bei der Kindsübergabe minimiert werden. Doch während in manchen Staaten unbedingt verlangt wird, dass sie in einer aufrechten Ehe leben, dürfen anderswo (in Israel etwa) generell nur Unverheiratete Leihmütter werden. Wie streng die Gesundheitstests und medizinischen Ausschlusskriterien sind, ist ebenfalls sehr unterschiedlich geregelt. Spendenmix & Lohngefälle. Grundsätzlich unterschieden wird zwischen „partieller“ und „voller“ Leihmutterschaft. Bei der vollen stammt nur das Sperma vom zukünftigen Vater oder einem anderen Spender, die Eizelle ist die der Leihmutter selbst. Bei einer partiellen Leihmutterschaft wird der Leihmutter die befruchtete Eizelle der zukünftigen Mutter oder die einer anderen Spenderin eingesetzt. In diesem Fall existiert zwischen Leihmutter und Kind keinerlei genetische Verwandtschaft. Insbesondere in den USA werden inzwischen fast ausschließlich partielle Leihmutterschaften angeboten, weil damit die Rechtslage eindeutiger 18 l an.schläge Oktober 2011 aufgebracht werden. Den Löwenanteil erhält die Vermittlungsagentur, die Leihmütter bekommen im Schnitt maximal ein Drittel des Gesamtbetrags. In der Ukraine verdienen Leihmütter höchstens 10.000 bis 20.000 Euro, zwischen 2.500 und 7.500 Euro sind es in Indien, auch die Gesamtkosten sind dann entsprechend niedriger. Idealisierung von Mutterschaft. Die feministische Diskussion über Leihmutterschaft verläuft über weite Strecken analog zur Debatte um Reproduktionstechnologie, es gibt klare Lagerbildungen zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen. Die GegnerInnen betrachten Fortpflanzungsmedizin insgesamt als männliche Aneignung des weiblichen Reproduktionsvermögens und damit als Inbesitznahme des einzigen originär weiblichen Privilegs: neues Leben geben zu können. Technologie triumphiere hier über Natur, männliche Allmachtsphantasie über natürliche weibliche Gebärfähigkeit. Menschliches Leben zu kommerzialisieren stünde nicht nur im ethischen Widerspruch zur Würde der Leihmutter, sondern auch zu der des Neugeborenen. Wie bei anderen reproduktionsmedizinischen Maßnahmen bestehe außerdem die Gefahr einer eugenischen Auslese, denn auch hier können die Leihmutter bzw. jene Personen, von denen Eizelle oder Sperma stammen, potenziell nach Kriterien wie Aussehen, Bildungsniveau und Gesundheit ausgewählt werden. Indem dabei Nachwuchs um jeden Preis ermöglicht wird, finde eine Idealisierung von Mutterschaft statt, so ein weiterer Einwand (siehe auch Interview mit Gerlinde Mauerer, S. 20), und Frauen würden erneut in erster Linie auf ihre Fortpflanzungsfunktion festgeschrieben. Eine andere Argumentationslinie hingegen erinnert stark an die feministische Auseinandersetzung zum Thema Sexarbeit. Ein derart intimer und elementarer Einsatz des eigenen Körpers, so argumentieren die KritikerInnen von Leihmutterschaft, kann nicht als Dienstleistung wie jede andere verstanden werden, denn sie sei mit keiner anderen Form von Arbeit vergleichbar. Vielfach wird überdies davon ausgegangen, dass der engen körperlichen Verbundenheit von Fötus und Schwangeren zwangsläufig auch eine emotionale Bindung entspricht, die Weggabe des Säuglings für die Leihmutter also unweigerlich eine schmerzvolle Erfahrung sein müsse. Wie bei der Beurteilung von Prostitution ist der Haupttenor auch hier: Aus freien Stücken würde keine Frau sich auf diese Art und Weise verdingen, Abhängigkeit und ökonomische Not trieben sie in dieses Ausbeutungsverhältnis. Die Kritik an den oftmals höchst ungleichen Positionen von Wunscheltern und Leihmutter wird auch von Feministinnen geteilt, die Leihmutterschaft sonst weniger skeptisch gegenüberstehen. In Indien etwa gibt es für Leihmütter kaum Schutzbestimmungen. Die Bezahlung ist im internationalen Vergleich sehr dürftig (entspricht dort aber oft dem Durchschnittseinkommen mehrerer Jahre), und das meiste Geld machen überdies nicht sie selbst, sondern die Vermittlungsagenturen und Kliniken, für die sie arbeiten. Gleichzeitig müssen sie sich enorme Eingriffe und rigide Einschränkungen gefallen lassen. Diverse Voruntersuchungen und Hormonbehandlungen gehören überall weitgehend zum Standard, ein gesunder Ernährungs- und Lebensstil ohne Alkohol, Medikamen- thema: leihmutterschaft ten- und Zigarettenkonsum während der Schwangerschaft ist oft obligatorisch. Je nach Institution und Zahlungsfähigkeit der künftigen Eltern wird überdies auch eine ständige Kontrolle der Leihmutter und des Schwangerschaftsverlaufs angeboten. Dekonstruktion von Mutterschaft. Wenngleich es also auch für feministische Befürworterinnen von Leih- gegen Bezahlung, ohne dass darüber unter Feministinnen moralische Empörung losgebrochen sei. Das vielleicht zentralste Argument der Verteidigerinnen: Leihmutterschaft sei keine Idealisierung, sondern stattdessen eine Dekonstruktion von Mutterschaft (vgl. den Text von Elly Teman, S. 21). Denn Mutter- und Elternschaft wird dabei nicht länger als biologische Tatsache definiert. Was als Familie gilt, wer die In aller Regel haben Leihmütter keine Probleme, die Kinder anderen zu überlassen, und legen meist einen erstaunlich unsentimentalen Umgang mit dem Vorgang an den Tag. mutterschaft außer Frage steht, dass gegen solche ausbeuterischen Arbeitsbedingungen vorgegangen werden muss, die pauschale Beurteilung von Leihmutterschaft als unmenschliche Ausbeutung steht für sie keineswegs außer Diskussion. Im Gegenteil: Sie sehen in dieser Gleichsetzung eine Viktimisierung von Frauen, denen jedes Recht auf Selbstbestimmung genommen und jede Entscheidungsautonomie abgesprochen wird, indem sie einfach zu Opfern der Verhältnisse erklärt werden. So tritt etwa Carmel Shalev in ihrem Buch „Birth Power. The Case for Surrogacy“ für die Legalisierung von Leihmutterschaft ein, weil patriarchale Beschränkungen ihrer Ansicht nach nur dann überwunden werden können, wenn Frauen „als autonome Handlungsträgerinnen angesehen werden, die für ihre reproduktiven Entscheidungen selbst verantwortlich sind“. Reproduktionsmedizin ist für viele BefürworterInnen auch kein männliches, gegen Frauen gerichtetes Instrument, sondern grundsätzlich einfach ein Mittel, das Frauen mehr (Wahl-)Freiheiten einräumt und Alternativen der Lebens- und Familienplanung jenseits heterosexueller Paarfortpflanzung zulasse. Auch das Argument der Kommerzialisierung von Leben lassen sie nicht gelten. Leihmutterschaft sei nicht mit dem „Verkauf von Babys“ gleichzusetzen. Was verkauft würde, sei vielmehr ein körperliches Vermögen – und schließlich dürften Männer auch Sperma spenden Mutter- oder Vaterpositionen innehat, ist bei diesen Vereinbarungen ausschließlich sozial bestimmt. Mit dieser Pluralisierung von Verwandtschaftsbeziehungen gehe außerdem eine radikale Infragestellung „natürlicher Mutterinstinkte“ einher. Indem Leihmütter die von ihnen zur Welt gebrachten Kinder gegen Geld freiwillig abgeben, wird der Glaube an eine natürliche und bereits pränatal gereifte Mutter-Kind-Beziehung nachhaltig erschüttert. Eine Art Amme. Studien scheinen diese These zu bestätigen, der Fall „Baby M“, der 1987 in den USA für Schlagzeilen sorgte, bleibt tatsächlich die seltene Ausnahme. Die Leihmutter hatte sich damals nach der Geburt geweigert, das Kind herzugeben, ein jahrelanger Rechtsstreit folgte. In aller Regel haben Leihmütter jedoch keine Probleme, die Kinder anderen zu überlassen, und legen meist einen erstaunlich unsentimentalen Umgang mit dem Vorgang an den Tag. Von psychischen Problemen aufgrund dieser Erfahrung berichtet der Großteil der Frauen auch in Langzeitstudien nicht (vgl. Teman). Viele Leihmütter erleben sie sogar als sehr bereichernd und definieren sich selbst als eine Art Amme und Babysitterin oder sie vergleichen das eigene Empfinden mit der Befriedigung, die eine altruistische Organspende wohl hinterlassen muss. Auch auf die Kinder hat Leihmutterschaft laut einer Studie des Centre for Family Research der Universität Cambridge keine negativen Auswirkungen. „Bei den unterschiedlichen Familientypen gab es keinen Unterschied in der Intensität und Qualität der Beziehungen zwischen Eltern und Kindern“, schlussfolgert die Studienautorin Polly Casey, die knapp 200 Familien miteinander verglichen hat. Fakt ist: Die Nachfrage nach Leihmutterschaft steigt. Für viele ist sie – nicht zuletzt wegen der äußerst restriktiven Adoptionsgesetze in vielen Ländern, die etwa Alleinstehende und Homosexuelle ausschließen – der einzige Weg, sich einen Kinderwunsch zu erfüllen. Für andere scheint sie eine durchaus akzeptable Verdienstmöglichkeit zu sein. Statt einzelner Promi- oder Skandalfälle sollte sich die öffentliche Debatte also lieber der Frage widmen, inwieweit Leihmutterschaft unter für alle daran Beteiligten gleichermaßen zufriedenstellenden Bedingungen vonstattengehen kann. Feministische Überlegungen in diese Diskussion einzubeziehen, kann dabei – trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer kontroversen Positionen zu diesem Thema – nur von Vorteil sein. l n e m Femen ist eine feministische Organisation, die seit knapp drei Jahren mit aufsehenerregenden Aktionen in der Ukraine für Frauenrechte kämpft. Internationale Bekanntheit erreichte die Gruppe vor allem deshalb, weil die, meist überaus attraktiven, Aktivistinnen fast immer barbusig in Erscheinung treten. Nach eigenen Angaben wollen sie auf diese Weise sexistische Spielregeln nutzen, um gegen Sexismus aufzutreten. Auf ihrer Agenda steht auch der Protest gegen die Ausbeutung von ukrainischen Leihmüttern. Ende Mai dieses Jahres organisierte Femen eine Demonstration auf dem Bahnhof von Kiew, bei der eine hochschwangere Aktivistin mit nacktem Oberkörper und einem hochgehaltenen „For Sale“-Schild vorgab, ihr Baby an die Bestbietenden verkaufen zu wollen. „Die Regierung versucht, die Gebärfähigkeit der Ukrainerinnen zu privatisieren, indem sie geschickt die Armut, Verzweiflung und Unbildung der Frauen ausnutzt. Die Ukrainerinnen sind für sie ebenso eine Ware wie die Kohle des Donbass (ein großes Steinkohle- und Industriegebiet in der Ukraine, Anm.)“, ist auf der Homepage von Femen über die Aktion zu lesen. les Fe Oktober 2011 an.schläge l 19 thema: leihmutterschaft Mutterschaftsverherrlichung Leihmutterschaft, wie auch die Reproduktionsmedizin allgemein, ist für die Soziologin Gerlinde Mauerer alles andere als emanzipatorisch. Ein Interview von Lea Susemichel an.schläge: Bei der Reproduktionstechnologie scheiden sich die feministischen Geister. Befürworterinnen sehen darin einen Autonomie-Gewinn von Frauen sowie eine Entnaturalisierung von Mutterschaft. Kritikerinnen betrachten sie hingegen vor allem als eine biopolitische Instrumentalisierung von Frauenkörpern. Wie beurteilst du Leihmutterschaft in diesem Kontext? Gerlinde Mauerer: Gerade Mutterschaft und die Vergesellschaftung von Frauen als (potenzielle) Mütter hat sich historisch betrachtet als Falle oder „Fußangel“ für Frauen erwiesen – nachzulesen schon bei Simone de Beauvoir. Die Vergesellschaftung von Frauen über ihren Körper als den „anderen“, gebärfähigen, die theoretische und „praktische“ Materialisierung des weiblichen Körpers und seine objektivierte und objektivierende Besetzung, die auch in Selbstbetrachtungen von Frauen übernommen wird, erfährt in der Leihmutterschaft eine Umsetzung par excellence. Während GegnerInnen Technologie in diesem Zusammenhang als männliches Machtinstrument begreifen, betrachten FürsprecherInnen die technologischen Möglichkeiten als emanzipatorisches Mittel (Stichwort „Cyborg-Feminismus“), das gerade Frauen mehr Macht verleiht. Mehr Möglichkeiten: Ja. Mehr Macht-, Spiel- und Denkraum: Nein. Auf politischer Ebene verführen die Möglichkeiten reproduktiver Technologien zur Reinstallierung und neuen Verherrlichung der Mutterfigur. Es fällt mir schwer, dies als gesellschaftlichen Gewinn zu betrachten. Auf persönlicher Ebene mag das (auch) für Frauen einer sein; auf gesellschaftspolitischer Ebene wäre anderes weit dringlicher. Denn in anderen Gebieten fallen die Unterstützungsleistungen für Frauen weiterhin sehr dürftig aus. Es ist nach wie vor weitgehend Sache jeder einzelnen Frau, wie sie Beruf und Kinder vereinbart und organisiert. 20 l an.schläge Oktober 2011 Im Interview mit dieStandard.at sagst du, dass deiner Ansicht nach beide Frauen benutzt werden – sowohl Leihmutter als auch Auftraggeberin. Inwiefern? Weil in der „traditionellen“ Leihmutterschaft ein Norm-Paar (sprich ein verheiratetes Mann-Frau-/Ehepaar) mit einem Kind oder Kindern „bedient“ wird. Das sehe ich kritisch, weil eine Frau, krass formuliert, zur „Krücke“ der anderen Frau qua geliehener Reproduktionskraft wird. Das bedingt keineswegs eine Aufwertung von reproduktiven Tätigkeiten, denn – so Luce Irigaray – der Preis für ein Kind ist eigentlich unbezahlbar. Leihmutterschaft ist Biopolitik innerhalb einer Gesellschaft, in der das Leben „an sich“ wenig zählt. Vorherrschend ist auch der (historisch männlich initiierte) Gedanke, am Projekt „Lebensproduktion“ teilzuhaben. Gerade zu Beginn wurden die Reproduktionsmediziner ja wie Väter verehrt. Das Kind hat quasi zwei Väter, einen Samenspender und einen, der die technologische Erzeugung geleistet hat. Ein wichtiger Punkt ist zudem, dass Fortpflanzungstechnologie ein reines Männerprojekt ist. Es wird immer so getan, als ob es in erster Linie um den Kinderwunsch der Frauen gehe. Das stimmt nicht, tatsächlich ist es ein zutiefst patriarchales Projekt. Frauen erfüllen hier eine Rolle, die sehr gewünscht wird. Homosexuelle Paare etwa sind in den allermeisten Staaten weiterhin vom Adoptionsrecht und oft auch von anderen reproduktionsmedizinischen Möglichkeiten ausgeschlossen, für viele bleibt Leihmutterschaft die einzige Option. Wieso sollte ihnen das verwehrt werden? Auffällig ist meines Erachtens, dass ein Vorteil, den Frauen in diesem Bereich haben, in der aktuellen öffentlichen Diskussion nicht gesehen und angesprochen wird. Warum wird – zumindest im politischen „Mainstream“ – nicht zwischen lesbischen und schwulen Paaren unterschieden? Bräuchten lesbische Paare nicht eher einen „Samenspender“ als eine Leihmutter? Gegen Kinderwunsch ist nichts zu sagen, mich beschäftigt hier dennoch primär die Frage, warum das Wort „homosexuell“ oft „geschlechtsneutral“ verwendet wird, als ob das „Etikett“ Paar (egal welches) vorrangig wäre. Das halte ich für bedenklich. Kritisiert du Leihmutterschaft, wie sie unter den gegebenen ökonomischen und teilweise ausbeuterischen Verhältnissen praktiziert wird, oder grundsätzlich Schwangerschaft als Dienstleistung? Ich kritisiere das grundsätzlich, und zwar in Bezug auf das Mutterideal, dem ja die „Auftraggeberin“ unterworfen ist. Sie muss dieses Ideal erfüllen – samt den damit verbundenen Anforderungen, die stetig zunehmen. Immer mehr Frauen entscheiden sich quasi in allerletzter Minute doch noch für ein Kind. Erst müssen sie sich in ihren Berufen beweisen, und dann wird erwartet, dass frau doch noch die Mutterrolle übernehmen soll bzw. dass sie das will. Kinder zu bekommen ist nach wie vor eine zentrale Anforderung, während alternative Lebensstile unsichtbar bleiben. Viele Frauen haben keine Kinder, sie werden von diesem Ideal in ihren Lebensentwürfen massiv beleidigt. Für mich ist Leihmutterschaft deshalb völlig jenseits. Alle Frauen müssen gemäß normierter Rollenbilder Kinder kriegen – und wollen das dementsprechend auch. Elisabeth Badinter hat diese „gefühlten Normen“ und „normierten Gefühle“ sehr anschaulich beschrieben. Diese konstruierte Norm zeitigt bis heute Nachwirkungen auch im sogenannten „Modell der Abweichung“, etwa indem Frauen, die keine Kinder haben, dies oft „erklären“ müssen. l Gerlinde Mauerer ist Sozialwissenschaftlerin und Universitätslektorin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Gesundheits- und Medizinsoziologie, feministische Theorien, Gender Studies. thema: leihmutterschaft Birthing a Mother Elly Teman hat acht Jahre lang in Israel zu Leihmutterschaft geforscht, um den üblicherweise rein theoretischen Diskurs mit konkreten Befunden zu überprüfen. Die Ergebnisse überraschen. Frauen bekommen heute immer später Kinder, die Unfruchtbarkeit nimmt zu, und auch Alleinstehende und gleichgeschlechtliche Paare drängen auf mehr Alternativen bei der Familienplanung. Angesichts dieser Entwicklungen erlebt das Phänomen Leihmutterschaft* einen enormen Aufschwung, und aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Nachfrage zukünftig sogar weiter sprunghaft ansteigen. Es gibt eine Fülle fächerübergreifender wissenschaftlicher Untersuchungen zum Thema Leihmutterschaft und somit auch eine komplexe und nuancierte kritische Debatte über deren ethische, religiöse, gesetzliche und soziale Implikationen. Im Allgemeinen zeigt die Wissenschaft ein Unbehagen gegenüber Leihmutterschaft. Bedenken hinsichtlich der Vermarktung von Frauen und Kindern werden artikuliert und die klassen- und geschlechtsspezifische Ausbeutung von Frauenkörpern, der Eingriff in die Natur und die Entwertung von menschlichem Leben sowie der reproduktiven Arbeit von Frauen werden angeklagt. Doch trotz der großen Aufmerksamkeit, die Leihmutterschaft in akademischen Kreisen erfahren hat, bleiben die allermeisten Beschäftigungen mit dem Gegenstand rein theoretisch. Sie beziehen sich nur äußerst vage auf die tatsächlichen Erfahrungen derjenigen, die bei diesem Arrangement beteiligt sind: die Leihmütter und die zukünftigen Eltern, die sich zusammengetan haben, um neue Menschen und damit auch neue verwandtschaftliche Beziehungen zur Welt zu bringen. Besonders befremdlich dabei ist: Trotz des enormen anthropologischen Interesses am Thema Reproduktionstechnologien mangelt es an ethnografischen Untersuchungen zu Leihmutterschaft. „Unnatürlich“ und „abnormal“. Wie in den wissenschaftlichen Debatten zeigt sich auch im Alltagsdiskurs ein Unbehagen dem Thema gegenüber. So wird etwa unterstellt, dass Leihmutterschaft nur eine weitere Möglichkeit für ökonomisch Privilegierte sei, um sozial Schwächere auszubeuten, indem Reiche einfach die Gebärmütter armer Frauen „mieten“. Derselbe anklagende Tenor kennzeichnet auch die mediale Berichterstattung über diverse Prominente, die mithilfe von unsichtbar bleibenden sen individuellen Entscheidungen stehen sowie die Erfahrungen, die die einzelnen damit machen, sind also weit komplexer, als uns die einseitigen Schilderungen von technologischer und kommerzieller Ausbeutung suggerieren wollen. Ebenso unerzählt bleiben in wissenschaftlichen und medialen Beschäftigungen mit dem Gegenstand meist die Geschichten jener Frauen, die sich hinter den Gebärmüttern verbergen – jene Frauen, die vertraglich zugestimmt haben, für andere ein Baby auszutragen. Leihmütter werden als finanziell verzweifelte, habgierige, emotional instabile oder übertrieben – bis zu einem Grad psychischer Gestörtheit – altruistische Menschen dargestellt. „Brutmaschinen“ Eltern werden, sowie die Reportagen über „outgesourcte“ Leihmutterschaft in Indien. Diese Verallgemeinerungen werden jedoch der Mehrheit jener, die eine Leihmutterschaft in Auftrag geben, keineswegs gerecht: Sie wählen diese Möglichkeit nicht leichtfertig, etwa aus Angst vor Schwangerschaftsstreifen, noch folgen sie einem bloßen Modetrend. Wenn heterosexuelle Paare sich für eine Leihmutterschaft entscheiden, dann in aller Regel erst, nachdem sie lange mit Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten oder anderen medizinischen Problemen zu kämpfen hatten. Für andere Personen, die das Gesetz vom Adoptionsrecht ausschließt, entweder weil sie zu alt oder Single sind oder weil sie in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, ist Leihmutterschaft oft die einzige Möglichkeit, um überhaupt Eltern zu werden. Die Geschichten, die hinter die- Im Fernsehen, im Film und im Mainstream-Journalismus werden Frauen, die sich dafür entscheiden, ein Kind auszutragen und gegen Bezahlung an fremde Menschen abzugeben, in einer Weise porträtiert, die allem anderen als dem Ideal einer „guten Mutter“ entspricht. Eine Analyse dieser Berichterstattung zeigt das Bestreben zu belegen, dass nur unnatürliche und abnormale Frauen solch eine Entscheidung treffen können. Leihmütter werden als finanziell verzweifelte, habgierige, emotional instabile oder übertrieben – bis zu einem Grad psychischer Gestörtheit – altruistische Menschen dargestellt. Indische Leihmütter werden als bitterarm und hilfsbedürftig gezeichnet, während Ehefrauen von US-Militärs, die für andere ein Kind austragen, beschuldigt werden, die Krankenversicherung zu betrügen, weil diese die Kosten für ihre Leihmutterschaft übernehmen muss. * Ein Wort zur Terminologie: Das englische Wort „surrogacy“ wurde als in mehrfacher Hinsicht problematisch diskutiert, weil es einen bloßen „Ersatz“ suggeriert. Der augenblickliche Trend, stattdessen von „gestational carriers” (etwa „Schwangerschaftsausträgerin“) zu sprechen, ist genauso problematisch, weil diese Bezeichnung eine bloß instrumentelle Rolle der Leihmutter impliziert und ihren Beitrag herabwürdigt. Meine Entscheidung für die Bezeichnung „surrogate“ fiel hauptsächlich zugunsten größtmöglicher Klarheit, weil „surrogate“ der im Englischen am häufigsten gebrauchte Begriff ist. Meine Verwendung von „surrogate“ statt von „surrogate mother“ soll dabei jedoch die Überzeugung dieser Person widerspiegeln, dass sie nicht die Mutter des Kindes ist. Ich verwende für die künftige Mutter außerdem die Bezeichnung „intended mother“ statt „commissioning mother”, um zu betonen, dass es eine ganze Reihe bewusster und absichtsvoller Handlungen einschließt, um mithilfe von „surrogacy“ Mutter zu werden. Anmerkung der Übersetzerin: Die Bezeichnung „Surrogat-Mutter“ gibt es im Deutschen auch, sie ist aber sehr ungebräuchlich. Nur das Wort „Surrogat“ wird im Zusammenhang mit Leihmutterschaft auf Deutsch – anders als im Englischen – aber nie verwendet. Mangels überzeugender Alternativen wurde deshalb bei der Übersetzung und in den anderen Texten auf die gängige Bezeichnung „Leihmutter“ zurückgegriffen – trotz der sehr berechtigten Einwände, dass das Wort „Mutter“ (wie im übrigen auch „leihen“) eigentlich falsch gewählt ist. Oktober 2011 an.schläge l 21 thema: leihmutterschaft „Im normalen Bereich“. Die spärlichen empirischen Studien, die es zu Leihmutterschaft gibt, gehen gewöhnlich ebenfalls davon aus, dass Leihmütter von der Norm abweichen, indem sie unterstellen, dass sich diese Frauen hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsstruktur, ihren moralischen Grundsätzen und/oder ihrer psychologischen Vorgeschichte von der Mehrheit der Bevölkerung unterscheiden. Doch trotz dieser Vorannahmen mussten nahezu alle diese Studien letztlich zu dem Schluss kommen, dass Leihmütter keinerlei signifikante Unterschiede zeigen und absolut „im normalen Bereich“ dessen sind, was als psychische Stabilität, Intelligenz und moralischer Standard gilt. Ein weitverbreitetes Unbehagen existiert auch hinsichtlich der vertraglichen Verpflichtung der Leihmutter, das Kind nach der Geburt abzugeben. Es wird angenommen, dass eine Leihmutter unweigerlich eine Bindung zu dem Kind aufbauen wird und seine Weggabe deshalb ein traumatisches Ereignis für sie bedeuten muss. Diese Vorstellung gründet sich auch auf der breiten medialen dessen zu denken, was wir für wahr halten. In meinem Buch „Birthing a mother“ geht es mir nicht darum, für oder gegen Leihmutterschaft zu argumentieren oder mich an der Debatte darüber zu beteiligen, ob diese Praxis richtig oder falsch ist. Stattdessen will ich einen neuen Blick auf diese Reproduktionspraxis werfen und versuchen, neu zu denken, was wir über sie wissen, indem ich die Erfahrungen jener Personen ernst nehme, die unmittelbar darin involviert sind, und zu verstehen versuche, was Leihmutterschaft für sie bedeutet – in ihren eigenen Worten. Ich habe die Geschichten analysiert, die Leihmütter und die zukünftigen Eltern über eine Reise erzählen, die sie in dem Moment beginnen, in dem sie sich für eine „Fremdfortpflanzung“ entscheiden und sich dadurch mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert sehen, den vorher für selbstverständlich gehaltenen Konzepten von Mutterschaft und Verwandtschaft neuen Sinn zu verleihen. Diese Reise bringt es mit sich, dass eine völlige neue Form von Beziehung eingegangen wird, die eine intime Ver- Die Leihmütter tragen das Risiko, als abweichend und abnormal stigmatisiert zu werden, weil sie den kulturellen Erwartungen nicht entsprechen, dass Frauen die Kinder, die sie gebären, auch großziehen. 1 Der Fall „Baby M“ sorgte 1987 in den USA für einen Rechtsstreit. Die Leihmutter weigerte sich, das von ihr ausgetragene Kind abzugeben. 22 l an.schläge Oktober 2011 Diskussion des Falles „Baby M“1 – sie entspricht jedoch keineswegs der Realität. Tatsächlich geht man davon aus, dass über 99 Prozent aller Leihmütter das Kind bereitwillig abgeben und weniger als 0,1 Prozent aller Leihmutterschaftsfälle vor Gericht landen. Der Großteil aller Leihmütter berichtet im Nachhinein, dass der Vorgang zu ihrer größten Zufriedenheit vonstatten ging und sie keinerlei psychische Probleme durch die Abgabe des Kindes hatten. Langzeitstudien zeigen außerdem, dass diese positive Einstellung auch langfristig erhalten bleibt. Die meisten Leihmütter bekunden außerdem Interesse, noch einmal Leihmutter zu werden. Neuverhandlungen. Genau an dieser Stelle muss die Arbeit der Anthropologie darin bestehen, gegen den Strich bindung zwischen Individuen schafft, die sonst nie miteinander interagiert hätten, und die Neuverhandlungen über persönliche Grenzen und verwandtschaftliche Beziehungen erforderlich macht. Leihmüttern und zukünftigen Eltern wird ein komplexer und komplizierter Balanceakt abverlangt, um diese Beziehung zu meistern. Sie ist geprägt von Risiken, Missverständnissen, aber auch von sehr heiteren Augenblicken. Meine Ethnografie konzentriert sich auf solche Übereinkommen, bei denen In-vitro-Fertilisation (IVF) angewendet wird. In einer Petrischale wird die Eizelle der zukünftigen Mutter oder die einer anderen Spenderin mit dem Sperma des zukünftigen Vaters oder dem eines Spenders befruchtet, und der Embryo wird danach in die Gebärmutter der Leihmutter eingesetzt. Ich untersuche, wie Leihmütter und künftige Mütter die auftauchenden Fragen hinsichtlich Mutterschaft, Familie, Körper und gegenseitige Grenzziehungen verhandeln. Besondere Aufmerksamkeit widme ich dabei der Beziehung, die zwischen den beiden Frauen entsteht. Die sekundäre Rolle, die der künftige Vater dabei spielt, spiegelt die distanzierte Position wider, die er in den meisten von mir beobachteten Fällen in der Beziehung zwischen den Frauen eingenommen hat. Kartografie des Körpers. Die Einsätze bei diesem gemeinschaftlichen, aber beileibe nicht einfachen Vorhaben sind für beide daran beteiligten Frauen sehr hoch. Die Leihmütter tragen das Risiko, als abweichend und abnormal stigmatisiert zu werden, weil sie den kulturellen Erwartungen nicht entsprechen, dass Frauen die Kinder, die sie gebären, auch großziehen. Die künftige Mutter muss mit der Tatsache leben, dass eine andere Frau ihr Baby austrägt und dass diese andere Frau größeren Anspruch darauf erheben kann, als sozial anerkannte Mutter des Kindes zu gelten. Auch was die wechselseitige Kontrolle und Abhängigkeit betrifft, vollführen beide Frauen einen Balanceakt. Jede von ihnen hat gute Gründe, sich vor einem Kontrollverlust zu fürchten, beide haben nachvollziehbare Gründe, die jeweils andere zu beschuldigen, ihre Macht zu missbrauchen. Meine Studie zeigt, wie Leihmütter darauf verzichten, sich als Mutter des Kindes in ihrem Bauch zu begreifen. Sie tun dies sowohl durch sprachliche wie auch durch verkörperte Praxen. Leihmütter vollziehen eine bewusste Aufteilung ihres Körpers und stellen so sicher, dass ihre Mutterschaft einzig ihren eigenen Kindern vorbehalten bleibt. Sie ziehen symbolische Grenzlinien und produzieren so eine Kartografie des Körpers, mit deren Hilfe sie zwischen unterschiedlichen körperlichen Bereichen unterscheiden: solchen, mit denen sie sich identifizieren, und solchen, die sie auf Abstand halten wollen, sowohl auf einer kognitiven als auch auf einer emotionalen Ebene. Auf der Grundlage dieser Karte erleben die Frauen verschiedene Körperteile als jeweils unterschiedlich stark von ihrem eigenen thema: leihmutterschaft Foto: Hilde Vanstraelen Körper losgelöst oder mit ihm verbunden – aber auch als verbunden mit dem Körper der zukünftigen Mutter. Denn Leihmütter nutzen diese Karte auch, um eine Vernetzung und Verbindung mit der zukünftigen Mutter für die Dauer der Schwangerschaft herzustellen. Gleichzeitig unternehmen die Wunschmütter starke Anstrengungen, um das Anrecht, als Mutter zu gelten, zu erlangen, und kompensieren ihr Nichtschwangersein, indem sie etwa die Last der mit der Schwangerschaft einhergehenden Bürokratie „tragen“. Die Wunschmütter betreiben verschiedene „Praktiken der Inanspruchnahme“, um ihre Rolle, ihren Status und ihre Identität als Mutter zu etablieren und das Recht auf den Fötus für sich zu reklamieren. Beide Frauen sind außerdem in gemeinsame Praktiken involviert, um die Schwangerschaft symbolisch von der Leihmutter zu lösen und dem Körper der zukünftigen Mutter anzuheften. Die künftige Mutter bildet dadurch eine „schwangere Identität“ aus und verkörpert die Schwangerschaft dabei sogar stellvertretend, d.h. auch ihr Körper reagiert auf diese Schwangerschaft. In manchen Fällen beschrieben die beiden Frauen die Intensität dieser körperlichen Verbindung als wechselseitigen Austausch, als „Ehe“ oder als das Verschmelzen zu einer Einheit. Nationalisierung der Körper. Meine eingehende Feldforschung fand über einen Zeitraum von acht Jahren in Israel statt. Israel ist dabei nicht zufällig gewählt. Es ist eines der wenigen Länder weltweit, in denen Leihmutterschaft legal ist und wo die entsprechenden Verträge auch vor Gericht anerkannt werden. Die überschaubare geografische Größe des Landes ermöglicht es, die bislang wenig beachtete Beziehung zwischen Leihmutter und zukünftiger Mutter genauer zu untersuchen. Denn die beiden können intensiver miteinander interagieren als anderswo, wo sie oft in großer Entfernung voneinander leben, etwa in verschiedenen Bundesstaaten der USA oder sogar in unterschiedlichen Ländern. Israel ist zudem ein besonders passender Kontext, um zu untersuchen, wie kulturelle Elemente die ganz persönlichen Erfahrungen von Frauen mit Leihmutterschaft beeinflussen. Denn jene Konzepte, die in diesen Vereinbarungen verhandelt werden, sind sowohl in der jüdischen Religion als auch im Diskurs um die israelische Nation stark verankert. Mutterschaft, Familie und der Notwendigkeit, Kinder zu gebären, wurde historisch eine zentrale Bedeutung für das Überleben der jüdischen Bevölkerung zugesprochen. Im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts hat die pronatalistische Ideologie und Bevölkerungspolitik die Mutterschaft mit größter nationaler Bedeutung durchtränkt und dadurch ein frei gewähltes Leben ohne Kinder zu einer unüblichen und sozial wenig tolerierten Alternative werden lassen. Der Körper jüdischer Frauen wurde in diesem Oktober 2011 an.schläge l 23 thema: leihmutterschaft Zusammenhang ein symbolischer Ort, an dem religiöse und nationale Grenzen gefestigt werden, insbesondere deshalb, weil die meisten orthodoxen Rabbiner ein Kind, das aus der Gebärmutter einer israelischen Frau stammt – abhängig davon, von wem Eizelle oder Sperma kommen – als jüdisch ansehen und demzufolge als israelische/n StaatsbügerIn. Statt als unmoralisch angesehen zu werden und mit Abtreibungspolitik in Verbindung gebracht zu werden, wie in den USA und Europa, wurde Leihmutterschaft in israelischen Parlamentsdebatten als erfreuliche Lösung für Unfruchtbarkeit behandelt. Dies geschieht in Analogie dazu, dass dieses mächtige Fortpflanzungsgebot auch der Legalisierung von Reproduktionsmedizin insgesamt den Weg bereitet hat. Gleichzeitig offenbart sich derungen, die Leihmutterschaft an das Konzept von Mutterschaft und Familie richtet, indem es diese beiden Konzepte sauber und rigide definiert. Leihmutterschaft als kulturelle Anomalie. Angesichts der breiten und vielfältigen Gegnerschaft und der Kontroverse, die um Leihmutterschaft entstanden ist, überrascht es nicht, dass Umfragen in verschiedenen Ländern gezeigt haben, dass die Mehrheit der Befragten dieser Praxis ablehnend gegenübersteht und dass Leihmutterschaft als die am wenigsten akzeptierte aller Reproduktionstechnologien gilt. Die allgemeine Ablehnung sowie die Stereotypisierungen und Fehlinformationen, durch die sich die öffentliche Darstellung von Leihmutterschaft auszeichnet, verraten mehr über die kulturelle Angst, die die Idee von Leihmutter- Heterosexuelle Paare entscheiden sich in aller Regel erst für eine Leihmutterschaft, nachdem sie lange mit Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten oder anderen medizinischen Problemen zu kämpfen hatten. Der Text ist ist eine stark gekürzte und überarbeitete Version der Einleitung aus: Elly Teman: Birthing a Mother. The Surrogate Body and the Pregnant Self University of California Press, 2010 24 l an.schläge Oktober 2011 in diesen Leitsätzen jedoch ein höchst konservatives Verständnis von Familie, das ganz im Gegensatz zur Kultivierung neuer Verwandtschaftsbeziehungen und alternativer Familienformen steht, wie sie Leihmutterschaft in den USA zunehmend ermöglicht. Obwohl sich die israelische Politik im allgemeinen sehr liberal hinsichtlich der Nutzung von Reproduktionsmedizin durch alleinstehende und lesbische Frauen gezeigt und etwa die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare legalisiert hat, schließt das Leihmutterschaftsgesetz diese Personen aus – einzig verheiratete oder verpartnerte heterosexuelle Paare dürfen eine Leihmutterschaft in Anspruch nehmen. Die einzigen Familien, denen das Gesetz hilft, sind heteronormative Kernfamilien, unter völligem Ausschluss gleichgeschlechtlicher Paare und Alleinstehender. Dieses konservative Verständnis von Familie mag als eine Reaktion auf die potenzielle Konfusion interpretiert werden, die das Phänomen Leihmutterschaft mit sich bringt. Das Gesetz antwortet auf die Herausfor- schaft in sich birgt, als dass sie etwas über tatsächliche Probleme aussagen. Dieser Angst liegt die subversive Natur von Leihmutterschaft zugrunde, die eine fundamentale kulturelle Anomalie und Unvereinbarkeit darstellt. Anomalien sind Abweichungen von der natürlichen Ordnung oder gewohnten Vorgängen; kulturelle Anomalien tauchen auf, wenn die kulturelle Konvention einer bestimmten Ordnung und Klassifikation eines Objekts, einer Person, einer Erfahrung oder eines Ereignisses infrage gestellt wird. Kulturen markieren all jene Phänomene, die bestehende Ordnungen herausfordern, als Anomalien, um die soziale Struktur und die moralischen Maßstäbe zu schützen. Geburt, argumentiert die Kulturanthropologin Robbie Davis-Floyd, wird in den USA als kulturelle Anomalie behandelt, weil sie aufgrund ihrer Unberechenbarkeit den amerikanischen Glauben an die Überlegenheit der Technik über die Natur untergräbt. Vertraglich geregelte Leihmutterschaft, die die fundamentalsten Strukturen moderner Gesell- schaften herausfordert – Familie und Mutterschaft –, stellt ein sogar noch schockierenderes anomales Phänomen dar. In einer Zeit, in der die Struktur der Kernfamilie zunehmend bröckelt, in der die Scheidungsraten zunehmen und alternative Familienmodelle gedeihen, markiert Leihmutterschaft den Höhepunkt einer Infragestellung des Konzepts der Familie. Leihmutterschaft erschüttert die moralischen Rahmenbedingungen, wonach Fortpflanzung als „natürliche Tatsache“ angesehen wird, die sich auf Liebe, Ehe und Geschlechtsverkehr gründet. Leihmutterschaft macht Familie zu einer Angelegenheit von Wahlfreiheit statt von Schicksal. Indem das Verständnis von Familie als biologischer Tatsache bedroht wird, wird zugleich enthüllt, dass Familien soziale Konstrukte sind. Die durch Leihmutterschaft provozierten kulturellen Ängste werden weiter verstärkt durch die Ängste vor dem Verlust mütterlicher Ganzheit. Denn durch Leihmutterschaft wird die angenommene Einheit von Mutterschaft dekonstruiert und nun unter drei potenziellen Müttern aufgeteilt: der genetischen, der austragenden und der sozialen Mutter. Ein Kind zur Welt zu bringen mit der Absicht, es abzugeben, widerspricht außerdem gängigen Annahmen, wonach Schwangerschaft gleichgesetzt wird mit dem darauffolgenden Projekt lebenslanger sozialer Mutterschaft. Und es bedroht die dominante Ideologie vieler Kulturen, die von einer unauflöslichen Mutter-Kind-Bindung ausgehen. Diese „Ideologie von Mutterschaft“ direkt herausfordernd, demonstriert Leihmutterschaft außerdem, dass auch der Glaube an Mutterschaft als das natürliche, begehrte und ultimative Ziel von Frauen im Allgemeinen nur konstruiert ist. l Übersetzung aus dem Englischen: Lea Susemichel Elly Teman ist Medizinanthropologin, ihre Arbeitsschwerpunkte sind u.a. Reproduktions- und Körperanthropologie. an.sprüche Gleichberechtigung und andere Ausflüchte Myriam Levoy ist für einen Job vorübergehend ins Ausland gegangen. Doch offenbar dürfen das nur Väter. Illustration: Bianca Tschaikner Im Frühjahr 2011 habe ich meine Kinder verlassen. Das hatte persönliche und berufliche Gründe: Das Verhältnis zu meinen Ex-Mann, von dem ich zu diesem Zeitpunkt bereits über ein Jahr getrennt war und mit dem ich mir die Betreuung der Kinder von Anfang an geteilt hatte, war noch immer katastrophal. Zudem musste ich nach Jahren der Unabhängigkeit wieder meine Eltern um Geld fragen, weil es vorn und hinten nicht reichte. Dann bot sich mir überraschend die Möglichkeit, im Ausland eine Zeit lang genau den Job zu machen, den ich immer machen wollte, und bei dem ich mich darüber hinaus genau dafür einsetzen konnte, was mir politisch wichtig war. Ich dachte viel nach, drei, vier Wochen lang. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich habe sie mir gut überlegt, ich finde bis heute, dass sie richtig ist und bin glücklich dort, wo ich bin. Ich hatte mich mit dem Thema Mutterschaft und den damit verbundenen gesellschaftlichen Ansprüchen schon die Jahre zuvor herumgeschlagen, war jung und unbekümmert Mutter geworden, ohne jede Ahnung, mit welch eisernem Griff einen die gesellschaftlichen Normen, Rollenbilder, eigene und fremde Ansprüche packen, wenn man das unbeschwerte Studentinnenleben verlässt und nicht mehr länger eine Frau ist, die Rechte hat, sondern eine Mutter, die Pflichten erfüllen muss. Die Erfahrungen der Jahre zuvor waren allerdings harmlos im Vergleich mit den Reaktionen, die ich bekam, als ich Familie und FreundInnen meine Entscheidung mitteilte, zumindest vorübergehend ins Ausland zu gehen – und die Kinder, von denen ich wusste, dass es ihnen bei meinem Ex-Mann und in ihrem gewohnten Umfeld besser gehen würde, nicht mitzunehmen. Ich war auf Diskussionen und Kontroversen gefasst gewesen, aber nie hätte ich gedacht, was für ungebändigte Emotionen, ja welcher Hass mir aufgrund dieser Entscheidung entgegenschlagen würden. Schließlich kannte ich genug Männer, die verheiratet oder getrennt, für einige Monate zum Arbeiten ins Ausland gingen oder von Anfang an ihre Kinder aufgrund einer Arbeit in einer anderen Stadt – oder auch schlicht wegen zu viel Arbeit – nur am Wochenende sahen, ohne dass irgendjemand die Beziehung zu ihren Kindern oder ihre „Vaterschaft“ infrage stellte. Meine Eltern, die mich mein Leben lang ermuntert hatten, auch als Frau selbstständig meinen Weg zu gehen, brachen den Kontakt zu mir ab, nachdem sie mich als „Schande der Familie“ und „furchtbare Egoistin“ bezeichnet und beschimpft hatten. Noch geschockter war ich jedoch darüber, wie mein (größtenteils linksradikales) Umfeld reagierte: nämlich kein bisschen anders. FreundInnen, die mich bisher immer unterstützt hatten, weigerten sich, mit mir über „dieses Thema“ oder überhaupt weiter zu reden: Dies sei einfach eine absolut unmoralische und egoistische Entscheidung, und ich solle mich nicht vor meiner Verantwortung drücken, indem ich immer mit „Gleichberechtigung“ oder ähnlichen Ausflüchten käme. Leute, die ich kaum kannte, die aber von meinen Plänen gehört hatten, schrieben mir E-Mails, in denen sie mich dazu aufriefen, diese Entscheidung noch mal zu überdenken und an die Kinder zu denken. Manche andere brachen vor mir in Tränen aus und baten mich, bei den „armen Kindern“ zu bleiben. Die Anschuldigungen gingen bis hin zu „geisteskrank“ und „gestört“. Niemand hörte mir zu, fragte mich nach Gründen, niemand unterstützte mich oder respektierte zumindest meine Entscheidung, niemand konnte sachlich mit mir darüber reden. Ich fühlte mich, als hätte ich jemanden umgebracht und nicht, als wäre ich zum Arbeiten für eine Weile weggegangen, in der Sicherheit, dass es meinen Kindern gut ging, sie liebevoll betreut waren und ich regelmäßig Kontakt mit ihnen hatte. Niemand glaubte mir, dass diese Entscheidung auch für mich nicht leicht war, dass ich die Kinder sehr liebe und manchmal schrecklich vermisse. Wenn ich sie lieben würde, wenn ich sie vermissen würde, hieß es, dann wäre ich bei ihnen. Diese Anschuldigungen, ich würde meine Kinder nicht lieben, haben mich über Monate furchtbar gequält, und sie tun das teils heute noch. Aber ich bin ein politischer Mensch, ich habe mich viele Jahre intensiv mit Rollenmustern, mit Frauen- und Mutterbildern auseinandergesetzt. Und aus diesem Blickwinkel war es erschreckend zu erkennen, was für ein unglaublich konservatives Frauen- und Familienbild in meinem theoretisch so progressiven Umfeld herrschte. Die Mutter hat bei den Kindern zu sein. Dass das Wohlergehen der Kinder nicht an die physische Präsenz der Mutter geknüpft ist, dass es vielleicht andere Familienkonstellationen gibt, die ebenfalls denk- und lebbar sind, stand nicht mehr zur Debatte. Das Argument „Kindswohl“ macht jeden Versuch, alternative Rollenmuster zu leben oder auch nur zu diskutieren, unmöglich. Haben Frauen sich nicht mühevoll über Jahrzehnte hinweg von einem Verständnis von Mutterschaft befreit, das Liebe mit Selbstaufopferung gleichsetzt? Ich weiß aus eigener Erfahrung, was für belastende psychische Folgen eine solche permanente Unterdrückung eigener Bedürfnisse „für die Kinder“ auf eben diese hat. Feministinnen, scheint es, dürfen nicht Mutter werden, oder wenn sie Mutter sind, sind sie keine Feministinnen mehr. Muss nicht genau dieser Bruch zum Thema für alle Linken (Frauen) werden? l Myriam Levoy arbeitet seit mehreren Jahren als freie Journalistin. Oktober 2011 an.schläge l 25 zeitausgleich arbeitsfragen in allen lebenslagen studie Räumliches Denken Es ist eine Tatsache: Frauen sind weniger in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen sowie in der Mathematik vertreten. Auf der Suche nach dem „Warum“ haben bis heute viele Forscher_innen die Antwort in der Biologie vermutet. Männer hätten sich im Laufe der Evolution als Jäger zurechtfinden müssen und würden deswegen über eine besser ausgebildete Fähigkeit zum dreidimensionalen und räumlichen Denken verfügen. Nun wird diese These endlich auf den Kopf gestellt. Eine Studie von drei Forscher_innen der University of California in San Diego und der University of Chicago liefert nun einen klaren Hinweis auf kulturelle Faktoren. Die Wissenschaftler_innen fanden beim Vergleich von zwei nordostindischen bäuerlichen Gemeinden heraus, dass in einer weiblich dominierten Gesellschaft die Unterschiede in der räumlichen Wahrnehmung zwischen Mann und Frau verschwinden. Die Forscher_innen ließen die Testpersonen in möglichst kurzer Zeit ein Puzzle aus vier Würfeln zusammensetzen und stellten fest, dass in der patriarchal organisierten Gemeinde die Männer um durchschnittlich 34,6 Prozent schneller waren, die Frauen der matriarchal organisierten Gemeinde hingegen lösten die Aufgabe im Schnitt genauso schnell wie die Männer. pix www.pnas.org/content/108/36/14786 Bärbel Mende-Danneberg Alt und geil Da staune ich aber. Im Morgenjournal dringt die Kulturnachricht an mein müdes Ohr, die „Feuchtgebiete“-Autorin Charlotte Roche werde irgendwo lesen. Na und? Ach ja, 1,3 Millionen Mal verkaufte Schlüpfrigkeit, das ist eine Meldung im ORF-Hauptprogramm wert. Auch die Sex-Beichte der 80-jährigen Elfriede Vavrik, Autorin von „Nacktbadestrand“, brachte es zu medialen Orgasmen: Ist doch geil, dass eine alte Frau DAS noch kann. DAS ist ein Medienhype. DAS, sächlich, bezeichnet die Sache: „Durch welchen Spiralgang sind wir dahin gelangt, zu bejahen, dass der Sex verneint wird, ostentativ zu zeigen, dass wir ihn verbergen, zu sagen, dass wir ihn verschweigen – und das gerade dadurch, dass wir explizit darüber reden, dass wir ihn in seiner nacktesten Realität zu enthüllen suchen und dass wir ihn in der Positivität seiner Macht und seiner Wirkung affirmieren?“ (Michel Foucault) Ich sehe einen kausalen Zusammenhang zwischen öffentlicher Entblößung und offensichtlicher sexueller Verarmung. Sexualität, als Ware im Politischen und Ökonomischen, unterwirft sich keinen neoliberalen Dogmen. Die mediale und politische Macht versucht aber, diesen Zugriff auf das Intimste in ihre Waagschale zu legen. Das steigert die Auflagen, das steigert das Ansehen. Damit ist Geld zu machen. Ich behaupte, dass es bei der medialen Zurschaustellung der Unterleibsberichte von Roche, Vavrik & Co. nicht um Sexualität geht, sondern um eine weiblich aufgeladene Marktlücke. Doch niemand, schon gar nicht Feministinnen, wagen zu zweifeln am Motiv, das mit Mut bezeichnet wird – dass Geschlechtsgenossinnen ihr Geschlecht derart monströs zur Schau stellen. Ich schlafe wieder ein, träume von was ganz anderem, das nicht in der sexualisierten Warenwelt vermarktbar ist: Wo bist DU? Wo bin ICH? DAS ist die Frage, männlich oder weiblich, auf jeden Fall nicht sächlich. Bärbel Mende-Danneberg, Journalistin für u.a. die „Volksstimme“, Herausgeberin und Autorin verschiedener Bücher, aktiv bei der Plattform 20.000 Frauen. 26 l an.schläge Oktober 2011 einspruch abgelehnt Gynäkologinnen für Kärnten „Die Kriterien für die Reihung der BewerberInnen um Einzelverträge mit den Krankenversicherungsträgern sind (…) bei im Sonderfach ‚Frauenheilkunde und Geburtshilfe‘ ausgeschriebenen Einzelverträgen die durch das weibliche Geschlecht zusätzlich vermittelbare besondere Vertrauenswürdigkeit.“ Für die Kärntnerinnen bedeutet dieser amtsdeutsche Satz konkret, dass sie endlich auch in ihrem Bundesland Gynäkologinnen mit Krankenkassen-Vertrag konsultieren können (siehe an.schläge 2/2010), die es bisher schlicht nicht gab. Eine Beschwerde der Kärntner Ärztekammer gegen die neue Verordnung wurde nun vom Verfassungsgerichtshof abgewiesen. Die Gynäkologin und SPÖ-Landesrätin Beate Prettner begrüßt diese Entwicklung: „Gerade im Fach der Gynäkologie kann man die Intimsphäre der Patientinnen nicht einfach ausblenden, und es ist nun einmal so, dass sich unzählige Frauen eine Frau als Gynäkologin wünschen würden, sich eine Privatpraxis aber nicht leisten können.“ Ein flächendeckendes Angebot an Kassen-Frauenärztinnen soll zukünftig sichergestellt werden. kaiv word-add-in Automatische Sprache Wer sich das neue Add-In zum Gendering von Textdokumenten herunterlädt, erhält künftig nach Erstellen von Dokumenten in Microsoft-Word Vorschläge zu geschlechtergerechter Sprache. Markiert werden weibliche und männliche Endungen, Titel und Fachausdrücke. Das Verfassen von Texten, die alle BürgerInnen gleichermaßen ansprechen, soll künftig durch dieses Hilfsmittel auch in Bundeskanzleramt und Frauenministerium vorangetrieben werden – weil auch in der sprachlichen Realität Frauen und Männer gleichermaßen sichtbar sein sollen, sagte Ministerin Gabriele HeinischHosek bei der Präsentation mit Microsoft Österreich. Bleibt bloß die Frage, ob durch diese Automatisierung auch die Akzeptanz geschlechtergerechter Sprache steigt. Ein anderer Ansatz wäre die Schaffung freiwilliger Standards: Eine ÖNORM zum Thema Gendering in der schriftlichen Kommunikation, herausgegeben vom Austrian Standards Institute, wurde an.riss arbeit wissenschaft erst kürzlich auf Eis gelegt. Offenbar waren keine auf diesem Gebiet anerkannten ExpertInnen eingebunden worden. Somit bleibt der Leitfaden des Unterrichtsministeriums vorerst die einzige offizielle Orientierungshilfe. fis Download (kostenlos): http://gendering.codeplex.com Leitfaden: www.bmukk.gv.at/medienpool/7108/PDFzuPubID403.pdf studie Noch 98 Jahre bis zur Lohngleichheit Eine neue britische Studie des Chartered Management Insitute (CMI) in London prognostiziert die Schließung der Lohnschere für das Jahr 2109, d.h. in 98 Jahren. Vorausgesetzt, die Gehaltssteigerung verläuft weiterhin kontinuierlich (Frauen verzeichnen dabei ein Plus von 2,8 Prozent, Männer nur von 2,5 Prozent). Aus einer Analyse der Einkommenssituation von 35.000 Angestellten in ganz Großbritannien ging hervor, dass Frauen derzeit sogar ein etwas höheres Einstiegsgehalt als ihre männlichen Kollegen erhalten. Doch ab der nächsten Lohnstufe dreht sich dieses Verhältnis dramatisch um: Männer erhalten dann im Durchschnitt deutlich mehr als ihre gleich qualifizierten Kolleginnen. Am größten ist der Gender-Pay-Gap übrigens in Nordirland, am geringsten sind die Gehaltsunterschiede in Wales. Kritische Stimmen fordern Transparenz und staatliche Sanktionen in gehaltsdiskriminierenden Unternehmen, damit es nicht tatsächlich noch knapp hundert Jahre bis zum Gleichstand dauert. miak www.managers.org.uk/news/female-junior-execs-break-down-gender-pay-barrier frankreich Genderforschung in Biologiebüchern „Das biologische Geschlecht identifiziert uns als männlich oder weiblich, aber das ist nicht der Grund, weshalb wir uns als Mann oder Frau qualifizieren können.“ Sätze wie diesen finden Frankreichs Gymnasialschüler_innen von nun an in ihren Biologiebüchern. Denn gemäß dem neuesten Lehrplan sollen nicht mehr nur biologische Aspekte, sondern unter dem Titel „Mann oder Frau werden“ auch soziokulturelle Aspekte der Geschlechts identität und der sexuellen Orientierung gelehrt werden. Dagegen laufen nun Politiker_innen und Bürger_innen Sturm: Es existieren bereits Listen mit Unterschriften von zehntausenden Kritiker_innen. Zu Schulbeginn forderten 80 Abgeordnete der konservativ-liberalen Regierungskoalition von Unterrichtsminister Luc Chatel, er solle die Bücher zurückziehen. Auch Jean-François Copé (Chef der Präsidentenpartei UMP) stellte sich hinter die Proteste, Christine Boutin (Präsidentin der Christdemokratischen Partei) will die Bücher boykottieren. Chatel zeigt sich indessen von der Kritik unbeeindruckt. Frankreichs Schüler_innen werden davon profitieren. be studie Prostatagewebe bei Frauen nachgewiesen Das häufigste Krebsleiden bei Männern ist das Prostatakarzinom. Doch auch Frauen können Karzinome im Drüsengewebe rund um die Harnleiter entwickeln. Wiener Wissenschaftler_innen untersuchten deshalb, ob dieses Drüsengewebe der Frauen dem Prostatagewebe der Männer entspricht. Das Ergebnis: Bei 14 von 25 untersuchten Proben wurden Gewebe-Charakteristika nachgewiesen, die denen der „männlichen“ Prostata entsprechen. Konklusio der Studienautor_innen: „Eine ‚weibliche Prostata‘ wurde in dieser Studie bei jeder zweiten Frau gefunden. Mögliche (bösartige, Anm.) Neubildungen aus diesem Gewebe heraus könnten daher als ‚weibliche Prostatakarzinome‘ bezeichnet werden.“ be http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1743-6109.2011.02408.x/abstract rechnungshofkritik Universitäre Gehaltsschere Je höher die Karrierestufe, desto niedriger der Frauenanteil. Zu diesem Ergebnis kommt auch der österreichische Rechnungshof (RH) in seinem Bericht zur Frauenförderung an Universitäten. Überprüft wurden die Universitäten Linz und Wien sowie die TUs Graz und Wien. Trotz der 2009 verabschiedeten Novelle zum Universitätsgesetz 2002, die eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent für bestimmte Leitungs- und KollegialOrgane vorsieht, schwankt ihr Anteil zwischen 5,6 Prozent an der TU Graz und 25 Prozent an der Universität Wien. Auch signifikante Gehaltsunter schiede bei neu besetzten Professuren stellt der RH fest. Berichte zur Entlohnung bzw. Lohnunterschieden von Frauen und Männern sind in den Frauenförderungsplänen – mit Ausnahme der Universität Wien – ausdrücklich vorgesehen. Veröffentlicht wurden diese bislang nicht. nita www.rechnungshof.gv.at Veranstaltungen & Calls Ringvorlesung: „For Future Innovations: Gender in Science and Technology“ Linz, ab 5.10., mittwochs 16.30-18.00, http://genderstudies.jku.at/images/stories/ringvlgendersciencetechnologyflyer.pdf Vortrag von Joan W. Scott: „French Seduction Theory“, Konstanz, 11.10., 18.00 www.kalender.uni-konstanz.de/index.php?id=11888&uc_event_id=1093&height=500&width=700 Vortrag von Raewyn Connell: „Gender Theory on a World Scale“, Wien, 13.10., 18.00, www.univie.ac.at/gender/index.php?id=401#c2137 Männertagung 2011: „Diversität von Männlichkeiten“, Graz, 20.–21.10., http://maennertagung2011.mur.at/ 18. Jahrestagung des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF): „Gesichter der Frauengesundheit: Diskussionen und Standpunkte“, Berlin, 5.–6.11., http://akf2011.wordpress.com/ Konferenz: „Sexual Cultures: Theory, Practice, Research“, Proposals bis 31.10., www.onscenity.org/conf1/ Konferenz: „Taking Liberties: Sex, Pleasure, Coercion“, Proposals bis 1.11., http://call-for-papers.sas.upenn.edu/node/42339 Oktober 2011 an.schläge l 27 kindermoden Little Miss Sexy Ob Push-Up-BH oder High-Heels, die Mode- und Kosmetikindustrie hat die Pre-Teens entdeckt. Von Leonie Kapfer Abbildungen: Pumps für Babys – „Extremely funny“ findet die Firma „Heelarious“ nach eigenen Angaben ihre Idee, High-Heels für Baby herzustellen. Wer sich im Katalog oder Internet auf die Suche nach Mädchenmode macht, muss feststellen: Der Lolita-Look ist im Kindergarten angekommen. Denn die Models für Kindermode unterscheiden sich in ihren Posen nur noch selten von ihren erwachsenen Vorbildern. Hände sexy in die Hüfte stemmen, Brust raus und Schnute ziehen, selbst bei Sechsjährigen. Auch die Bezeichnungen der Kleidungsstücke lassen nicht wirklich auf Mode für junge Mädchen schließen. „Rock in süßer Mini-Länge“, „Leggins in Netzoptik“ oder „Kleid, tailliert mit Spitzen“, alles bereits ab Größe 98 (für ca. Dreijährige) erhältlich. Ab Größe 140 (für ca. Zehnjährige) gibt es dann auch ein vierteiliges Mädchen-Unterwäsche-Set: BH, Slip, Top und Panty, falls gewünscht auch xy Se hen ic Ze trick 1 Samantha M. Goodin, „Putting on“ sexiness: A Content Analysis of the Presence of sexualizing Characteristics in Girls’ Clothing“, 2011 2 www.mumsnet.com/ campaigns/let-girls-be-girls 3 Report of the APA Task Force on the Sexualization of Girls, 2007 28 l an.schläge Oktober 2011 mit der Aufschrift „Beautyqueen“. Auf Webseiten US-amerikanischer Modeketten werden sogar Stoff-High-Heels für Babys oder Push-Ups für Sechsjährige beworben. Samantha Goodin, Absolventin des Kenyon College und Initiatorin einer Studie über sexualisierende Mädchenmode, kritisiert die Bekleidungsunternehmen für ihre Produkte scharf. „Diese Art sich zu kleiden kann dazu beitragen, dass sehr junge Mädchen in die Rolle eines Sexualobjekts gedrängt werden“, so Goodin. In ihrer Studie untersuchte sie die 15 beliebtesten US-amerikanischen Modeketten auf deren Angebot an sexualisierender Kleidung für junge Mädchen. Die Sexualisierung der Kleinsten macht auch vor der Comicwelt keinen Halt. So musste sich die 80er-Jahre-ComicIkon e Regina Regenbogen erst kürzlich einem „Makeover“ unterziehen. Regina – früher mit kindlich-pummeliger Figur und verträumtem Blick – gibt sich nun sexy und lasziv. Sie ist größer und dünner geworden und nun stolze Besitzerin einer vollen blonden Regina Regenbogen vorher – nachher Mähne. Auch ihren coolen Zauber-Regenbogengürtel, der früher locker um das Kinderbäuchlein hing, musste sie gegen einen sexy Tailliengurt tauschen, der deutlich ihre neuen Barbie-Körpermaße offenbart. Selbst im Gesicht ist die neue Regina kaum wiederzuerkennen – markante Gesichtszüge plus schwarz geschminkte blaue Augen hat sie plötzlich. Die Herstellerfirma „Hallmark“ gibt an, sie wolle Regina „ein modernes Image“ verpassen. Von einer Sexualisierung der Comic-Heldin will sie hingegen nichts wissen. „Mode ändert sich nunmal im Laufe der Jahre.“ Zuvor hatte sich schon die amerikanische Zeichentrick-Ikone „Strawberry Shortcake“ einem sexy Relaunch unterziehen müssen. Auch hier lässt sich kein Babyspeck mehr finden. Gute Nachrichten kommen dafür von den „Glücksbärchis“ – diese durften trotz Make-over ihre Bäuchlein behalten. Selbst die weiblichen „Bärchis“ dürfen weiterhin glücklich bewampt über Regenbögen rutschen und auf Wolken hüpfen. leka Das Ergebnis: 30 Prozent der online erhältlichen Kleidungsstücke sind sexy oder geschlechtsbetont. 25 Prozent der Kleidungsstücke zeigten sowohl sexualisierende als auch kindliche Merkmale. Goodin sieht darin ein Problem, da es die „Selbst-Objektifizierung“ der Mädchen vorantreibt. Dabei kann Kleidung die Art und Weise beeinflussen, wie Mädchen sich selbst definieren. Die Mädchen lernen so schon früh, einem Klischee weiblicher Attraktivität zu entsprechen.1 Lukratives Geschäft. Doch nicht nur die Modeindustrie, auch die Kosmetikindustrie kann sich über neue Konsumentinnen freuen. In den USA haben fast zwei Drittel der sechs- bis neunjährigen Mädchen lackierte Nägel, und sechzig Prozent benutzen regelmäßig Parfüms, Körpersprays, Lipgloss oder Lippenstift. Selbst Cellulitecreme ist bei dieser Zielgruppe im Kommen. „Meine jüngsten Kundinnen sind zwei Jahre alt“, berichtet Nancy Robinson, Betreiberin eines Beauty-Salons für Kinder in der Nähe von Washington. Leicht sei die Arbeit mit den Kleinen jedoch nicht, denn „sie verschmieren immer den Nagellack“. Auch in österreichischen Wellness hotels sind Schönheitsbehandlungen für Kinder keine Seltenheit mehr. So bietet das „Wellnesshotel Lacknerhof“ im österreichischen Flachau eine „Pure Rückenbehandlung“ für Sechsbis Zwölfjährige an. Denn „wenn sich der Rücken mal nicht von seiner schönsten Seite zeigt“, kann „durch Ausreinigen und mit speziellen Wirkstoffen der Fetthaushalt reguliert, die Poren verfeinert und Irritationen gemindert“ werden. So können Eltern für nur 41 Euro sichergehen, dass auch der Rücken ihres Kindes fettfrei entzückend ist. Für die Schönheitsindustrie stellt dies einen komplett neuen und gewinnbringenden Absatzmarkt dar. Die Strategie, mit zuvor erst geschaffenen Bedürf- heimspiel leben mit kindern nissen oder Komplexen Milliarden zu verdienen, deckte Naomi Wolf bereits 1991 mit ihrem Buch „The Beauty Myth“ auf. Der frühe Schönheitsterror erzieht die Mädchen zu dem, was die Industrie haben will: kaufwillige Konsumentinnen. Let girls be girls! In Großbritannien formiert sich nun Widerstand gegen diese fortschreitende Sexualisierung von Kindern. Dort rief die Mütterinitiative „Mumsnet“ die Kampagne „Let girls be girls“ ins Leben. „Wir wollen Mädchen wieder zeigen, dass nicht ‚Sexiness‘, sondern ‚Cleverness‘ von Bedeutung ist. Außerdem wollen wir den Kindern Spätfolgen? Auf die Frage, welchen Einfluss die „sexy Mode“ auf die Entwicklung von Kindern hat, weiß Eileen Zurbriggen, Mitarbeiterin der Amerikanischen Psychologischen Vereinigung und bekennende Feministin, eine Antwort: „Die Konsequenzen der Sexualisierung von Minderjährigen sind heute Realität, samt allen negativen Konsequenzen. Schon Erstklässlerinnen sind auf Diät, weil sie ihre Kinderbäuche loswerden wollen.“ In einer von ihr durchgeführten Studie3 benennt sie die Folgen der permanenten Sexualisierung: Essstörungen, geringes Selbstbewusstsein und Depressionen. Auch eine gestörte Sexualität der Mäd- „Meine jüngsten Kundinnen sind zwei Jahre alt“, berichtet Nancy Robinson, Betreiberin eines Beauty-Salons. Leicht sei die Arbeit mit den Kleinen jedoch nicht, denn „sie verschmieren immer den Nagellack“. klarmachen, dass weibliche Sexualität nichts mit ‚anderen gefallen‘ zu tun hat“, so eine Initiatorin der Aktion. Wichtig ist den Betreiberinnen von „Mumsnet“ auch, dass ihre Initiative nicht aus „moralischer Panik“ geboren ist. „Wir wollen die Sexualität unserer Kinder nicht leugnen oder behaupten, dass Kinder noch keine besäßen. Wir wollen nur, dass sie eine gesunde Sexualität jenseits bestehender Geschlechternormen entwickeln“, heißt es auf der Homepage.2 Auch der britische Premierminister David Cameron spricht sich für Verbote von sexualisierenden Kleidungsstücken oder Spielsachen für Mädchen aus. Ob es in Großbritannien wirklich zu einem staatlichen Verbot kommen wird, ist bis jetzt allerdings noch nicht klar. Für die Frauen von „Mumsnet“ wäre dies jedoch das einzige wirksame Mittel, um Kinder vor sexualisierenden Einflüssen zu schützen. chen zählt zu den Spätfolgen. „Mädchen, die stark sexualisierten Darstellungen von Weiblichkeit ausgesetzt sind, zeichnen sich durch geringe sexuelle Selbstbehauptung aus.“ Die Sexualisierung der Mädchen zeigt, so Zurbriggen weiter, unser gestörtes Verhältnis zu Weiblichkeit. „Die Mädchen werden adultisiert, wohingegen erwachsene Frauen infantilisiert werden.“ Auch auf die Frage, was Erwachsene oder Eltern nun angesichts der medial omnipräsenten Sexualisierung von Mädchen tun können, weiß Zubriggen eine Antwort: „Eltern sollten sich der Sexualisierung bewusst werden und diese auch offen mit ihren Kindern besprechen. Außerdem sollten sie ihren Kindern alternative Medien anbieten, wie feministische ‚zines‘ oder ‚blogs‘“. l Text: Alice Ludvig, Illustration: Nadine Kappacher Wie machst du das eigentlich? Als Alleinerzieherin eines mittlerweile Zweijährigen falle ich weiterhin nicht auf. Wochentags in einem stark frequentierten Wiener Schwimmbad kann ich die amtlich bestätigten 14 Prozent nicht ausfindig machen, die sogenannten „EinEltern-Familien“ mit Kindern unter 15. Ich sehe jedenfalls bis zum Badeschluss eine ganze Masse von mindestens 98 Prozent Frauen im Kinderbereich. Ich werde auch nur noch selten gefragt: „Sag, wie machst du das eigentlich?“, denn die Mütter in meinem Bekanntenkreis sind selbst sehr beschäftigt. Zugegeben, ich spreche hier über AkademikerInnen mit Wohnsitz innerhalb des Gürtels bzw. in gentrifizierten Bezirken. Also echt nicht der Durchschnitt. Von dieser Gruppe bekommen jene, die bisher ohne Job nur ihr Kind betreuten, demnächst das zweite oder haben begonnen, wieder zwei, drei Tage die Woche zu arbeiten. Ich habe mich schon öfters gefragt, wie machen die das eigentlich? Nur Kind wäre mir nämlich viel zu anstrengend gewesen, wenn ich sehe, wie ausgebucht diese Mütter waren: Die Termine führten sie von der Osteopathin über die Beikostberatung in die Elternabende der Pikler-Gruppe und zurück. (Emmi Pikler war die Gründerin einer Bewegungsphilosophie im Ungarn der 1950er Jahre.) Dazwischen gab es noch BabySchwimmkurse, und die aktivsten meiner Bekannten haben zudem sogar Gehörlosensprachkurse besucht. Ehrlich, das ist jetzt total in, damit kann frau nämlich mit dem Nachwuchs schon vor der Spracherlernung kommunizieren! Für den Baby-Schwimmkurs war ich zugegeben zu faul, außerdem fand ich ihn unverschämt teuer. Und wie mache ich das eigentlich? Ich arbeite 31 Stunden, mein Sohn ist im Kindergarten und lebt jeweils zwei Tage pro Woche bei meinen Eltern. Die restliche Zeit ist „quality-time“ für uns, womit ich sehr zufrieden bin. Einige meiner Freundinnen aus „Zwei-Eltern-Familien“ waren unlängst zum ersten Mal abends wieder im Kino. In diesen Kreisen aber eine Frage der Prioritäten und nicht des Geldes. Alice Ludvig ist seit über zwei Jahren aus freien Stücken Alleinerzieherin und lebt in Wien. Nadine Kappacher gibt es da www.salon-nadine.at und dort http://meerweh.tumblr.com Oktober 2011 an.schläge l 29 china Emanzipierte Zwillingsschwestern Vor genau 100 Jahren endete in China die Herrschaft des letzten Kaiserhauses. Dass diese Revolution nur mit politischen Frauen zu haben war, hat auch nachfolgende Generationen entscheidend geprägt. Eine Rückschau von Alexandra Siebenhofer Qiu Jin Am 10. Oktober 1911 löste im chinesischen Wuhan ein Unfall beim Bombenbasteln eine Kettenreaktion revolutionärer Agitation aus, die den Fall des letzten chinesischen Kaiserhauses zur Folge hatte. Die Ereignisse kamen für wenige überraschend. Zu lange schon war klar, dass die angesichts zunehmender Krisen als unerlässlich empfundene Modernisierung Chinas nur über einen Bruch mit dem alten System erreicht werden konnte. Frauenemanzipation war Teil dieser notwendigen Erneuerung, aber damit auch von Anfang an Zwillingsschwester eines antiimperialistischen und nationalistischen Diskurses. Link: http://chrdnet.org/ (Chinese Human Rights Defenders) 30 l an.schläge Oktober 2011 Qiu Jin. Diese nicht ganz unproblematische Allianz brachte als positiven Nebeneffekt eine hohe Akzeptanz emanzipierter Frauen mit sich. Qiu Jin war eine der ersten, die sich aufmachte, um die so entstandenen Freiräume zu nutzen. 1904, im Alter von 29 Jahren, verließ sie die arrangierte Ehe und ihre zwei kleinen Kinder, um in Japan zu studieren. Dort verfasste sie Essays, in denen sie die gesellschaftliche Situation von Frauen kritisierte, und wurde Mitglied der Revolutionsallianz Sun Yat-sens. 1906 kehrte Qiu Jin aus Japan zurück, lehnte die angebotene Versöhnung mit ihrem Mann ab und gründete eine Schule für Mädchen in ihrer Heimatprovinz Zhejiang – damals eine der wenigen Möglichkeiten, als progressive Frau ein Auskommen zu finden. Sie trug westliche Männerkleidung und ermunterte ihre Schülerinnen zu militärischen Übungen, gleichzeitig arbeitete Qiu Jin weiter im politischen Untergrund. 1907 wurde sie nach einem misslungenen Umsturzversuch verhaftet und am 15. Juli 1907 hingerichtet. Xiang Jingyu. Qiu Jin erlebte den Sturz des Kaiserhauses 1911 nicht mehr. Doch er brachte ohnehin wenig Erleichterung. Statt einer durchsetzungskräftigen Zentralregierung etablierten sich konkurrierende Kriegsherren. Politische Aktivist_innen reagierten auf die Desillusionierung des republikanischen Gedankens mit zunehmender Radikalisierung. Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten, die in diesem Klima der Enttäuschung und Frustration politisch aktiv wurde, war Xiang Jingyu. Mit 24 Jahren bereits eine bekannte politische Aktivistin, entging sie einer arrangierten Heirat, indem sie 1919 zu einem Studienaufenthalt nach Frankreich aufbrach. Dort heiratete sie Cai Hesen, späteres Gründungsmitglied der kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Nach ihrer Rückkehr wurde Xiang Jingyu 1922 beim zweiten Parteikongress der KPCh zur Leiterin des Frauenbüros ernannt. Als 1925 eine Protestwelle das Land erfasste, war es Xiang Jingyus Mobilisierungsarbeit, die zahlreiche Frauen auf die Straße brachte. Die Chance, mit Xiang eine Galionsfigur der chinesischen Arbeiterinnenbewegung zu schaffen, nutzte die kommunistische Partei allerdings nicht: Als wegen interner Machtkämpfe ihr Mann Cai Hesen in Ungnade fiel, verlor auch Xiang Jingyu ihre wichtigsten politischen Ämter. Nachdem 1927 die Allianz zwischen kommunistischer und nationalistischer Partei auseinanderbrach, wurden kommunistische Aktivitäten immer brutaler verfolgt. Vor allem auf dem Land zeigte sich das in einer Welle der Gewalt gegenüber Frauen, die sich als Zeichen ihrer Unterstützung der KPCh die Haare kurz geschnitten hatten. In china diesem politischen Klima wurde Xiang Jingyu verhaftet und 1928 im Alter von 33 Jahren hingerichtet. Ding Ling. Yu Manzhen war Klassenkollegin und eine der frühesten Mitstreiterinnen Xiang Jingyus. Ihre Tochter, Jiang Bingzhi, nannte sich später Ding Ling und wurde zu einer der wichtigsten Autorinnen des modernen Chinas. Der Situation von Frauen in der sich rapide verändernden Gesellschaft der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt dabei ein großer Teil ihrer schriftstellerischen Aufmerksamkeit. Nach der Verhaftung und Hinrichtung ihres Partners Hu Yepin aufgrund seiner Arbeit für die KPCh trat Ding Ling ebenfalls der Partei bei, litbüros z.B., dem Gremium des Landes mit der größten Entscheidungsmacht, findet sich unter den neun Mitgliedern keine einzige Frau. Selbst unter den übrigen 16 Mitgliedern des Politbüros der KPCh befindet sich nur eine einzige Frau, und von insgesamt 27 Minis ter_innen sind nur drei Frauen. Zumindest den Frauenanteil von etwa 20 Prozent haben Chinas Dissident_innen mit ihren politischen Gegner_innen gemeinsam. Unter ihnen ist etwa die Bloggerin Liu Di, die 2002 bis 2003 für ihre regierungskritischen Blog-Einträge ein Jahr im Gefängnis saß und sich seither als selbstständige Autorin und Übersetzerin durchschlägt, weil möglichen Arbeitgeber_innen nahegelegt wird, sie Heute ist Ding Ling eine der großen Ikonen chinesischer Literatur wie auch chinesischer Feministinnen. Über Xiang Jingyus Erbe wacht der „Allchinesische Frauenverband“ der KPCh mit hagiografischer Definitionsmacht. Qiu Jin wiederum eignet sich wie keine andere zur romantischen Verklärung. wurde im Gefolge aber auch eine der frühesten Kritikerinnen der patriarchalen Strukturen innerhalb der KPCh. Bereits 1942 brachte ihr das harsche Disziplinierungsmaßnahmen durch die Partei ein. Heute ist die 1986 verstorbene Ding Ling eine der großen Ikonen chinesischer Literatur wie auch chinesischer Feministinnen. Über Xiang Jingyus Erbe wacht der „Allchinesische Frauenverband“ der KPCh mit hagiografischer Definitionsmacht und ignoriert dabei gerne, dass ihr von ihren Parteikollegen keinerlei offiziell gewählter Repräsentantinnen-Status zuerkannt wurde. Qiu Jin wiederum eignet sich wie keine andere zur romantischen Verklärung. Liu Di, Zeng Jinyan, Li Tiantian. Frauen bekleiden in China heute immerhin rund 20 Prozent aller politischen Ämter. Diese Zahl stagniert allerdings schon seit Mitte der 1990er Jahre und sagt außerdem nichts darüber aus, welche Ämter es sind, die von Frauen besetzt werden. Im ständigen Ausschuss des Po- nicht anzustellen. Oder die Bloggerin und Aids-Aktivistin Zeng Jinyan, die gemeinsam mit ihrem seit 2006 wiederholt inhaftierten Mann 2007 einen Film über ihren Hausarrest gedreht hat und immer wieder mit sozialpolitischen Themen bei der Regierung aneckt. Rund 16 Prozent Frauenanteil weist die Liste all jener auf, die diesen Frühling verhaftet wurden, als in China kurze Zeit Proteste nach dem Vorbild der ägyptischen Revolution aufflammten. Die Shanghaier Anwältin Li Tiantian ist eine dieser Verhafteten. In einem ihrer letzten Blogeinträge berichtet sie davon, wie die Polizei sie von ihrem Arbeitsplatz weg zu einem Verhör brachte: „Die Polizei sagte, wenn ich noch einmal solche Dinge schreiben würde, würde meine Familie von ihnen hören und mein Freund könnte seinen Job verlieren. ‚Wenn Sie uns nicht in Ruhe unsere Arbeit machen lassen‘, sagten sie, ‚werden wir Sie auch nicht in Ruhe Ihre Arbeit machen lassen. Kommen Sie uns nicht mit dem Gesetz, das hier ist die Welt der kommunistischen Partei Chinas.‘“1 Ni Yulan, Wang Lihong und Cheng Jianping. Auch Ni Yulan und Wang Lihong sind seit diesem Frühling in Haft. Beide kämpfen bereits seit einigen Jahren unter großem persönlichen Einsatz für die Rechte von Bürger_innen, die beispielsweise von Zwangsräumungen betroffen sind. Ni Yulan wurde während einem ihrer Gefängnisaufenthalte so schwer verprügelt, dass sie seither nur mehr mit Krücken gehen kann. Obwohl sie also zahlenmäßig in der Minderheit sind, verschaffen sich Chinas Dissidentinnen immer wieder lautstark Gehör. Mitunter stehen sie sogar im Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn sich eine Eskalation mit den Behörden abzeichnet. So wie im Fall Cheng Jianpings. Sie sitzt seit letztem Jahr wegen eines ironischen Tweets im Gefängnis. Mit den Worten „zum Angriff, wütende Jugendliche“ hatte sie einen Tweet ihres Freundes kommentiert, der zum Ziel hatte, nationalistische Demonstrant_innen zu veräppeln, die wieder einmal lautstark gegen Japan mobil machten. Am 14. November dieses Jahres soll sie ihre Strafe für den von den Behörden absichtlich als Aufruf zum Aufruhr missverstandenen Tweet abgesessen haben. Das beträchtliche Medienecho im Fall Cheng Jianpings bleibt allerdings die Ausnahme. Dabei beurteilt die verhaftete Anwältin Li Tiantian die Rolle ausländischer Medien durchaus positiv. Sie meint dazu in einem ihrer Blogeinträge: „Mein Eindruck ist, dass sich der Sicherheitsdienst doch vor dem Einfluss ausländischer Medien fürchtet. Sie kommen mir vor wie Schauspieler_innen, die eine Rolle spielen, die sie nicht verstehen.“ Von den sieben im April verhafteten Frauen sind mittlerweile vier wieder aufgetaucht, nachdem sie bis zu drei Monate verschwunden waren. Gegen eine Aktivistin, Liu Huiping, wurde Anklage erhoben, Wang Lihong wurde am 9. September zu neun Monaten Haft verurteilt, zwei Aktivistinnen, Ni Yulan und Liang Haiyi, sind weiterhin in Haft. l Alexandra Siebenhofer hat in Wien, Leiden und Nanjing Sinologie studiert und arbeitet in einem Übersetzungsbüro. In ihrem Blog http://salx.posterous.com/ schreibt sie u.a. über politischen Protest in China. 1 http://chinadigitaltimes.net/ 2011/03/li-tiantian-today-thedsd-took-me-for-a-chat-again/ Oktober 2011 an.schläge l 31 an.riss kultur dem heutigen Alltag von Lotte Brainin mit Erzählsequenzen, wodurch die Gegenwärtigkeit der KZ-Verbrechen schmerzlich verdeutlicht wird. sylk Beiträge zur Geschichte weiblicher Erfahrung von politischer und „rassischer“ Verfolgung, 3.10., 19.00, Café Sperlhof, 1020 Wien, Große Sperlgasse 41 http://rassismusfreiezonen.wordpress.com/aktionswoche-2011/, www.ravensbrueck.at ausstellung Mit den Dingen fließen Womanbomb, Foto: Thomas Richter performance Vor der Explosion In nicht einmal 13 Minuten wird sich die Selbstmordattentäterin in die Luft jagen. Die kroatische Autorin und Theatermacherin Ivana Sajko will herausfinden, was in dieser Frau vorgeht, und sie beginnt zu recherchieren: Sie sammelt Material aus Zeitungsartikeln, Forschungsberichten und Beiträgen internationaler Zentren zur Bekämpfung des Terrorismus, holt die Meinungen eines Psychiaters und eines Terrorexperten ein, lässt Angehörige von SelbstmordattentäterInnen sprechen. Auch die Geliebte eines namenlosen Politikers, Mona Lisa, Gott, Freunde der Autorin und ein Chor von Engeln kommen in der szenisch-konzertanen Performance „Womanbomb“ zu Wort. Deren sehr heterogene Meinungen und Überzeugungen verdichten sich zu einem Gedankenstrom, Fakten und Fiktionen vermischen sich. Ivana Sajko gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Südosteuropas. In der österreichischen Erstaufführung von Womanbomb führt Dora Schneider Regie. han Womanbomb. 1.,4.,7.–9.,13.,15.–17.10, 19.30. Salon5 im Brick-5, 1150 Wien, Fünfhausgasse 5. [email protected], www.salon5.at erinnerungskultur Weil wir frei sind, es zu lesen „Aber diese Frauen mußten es aus-halten, und deswegen müssen wir dieses Buch lesen. Wir sind nicht frei, es zu lesen oder nicht, weil wir frei sind, es zu lesen“, postulierte Elfriede Jelinek in einem Vortrag 2004 anlässlich der Präsentation des Buches „Sexualisierte Gewalt. Weibliche Erfahrungen in NS-Konzentrationslagern“ von Helga Amesberger, Katrin Auer und Brigitte Halbmayr. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rassismusfreie ZoneN“ wird diese Rede nun von der Schauspielerin Gabriela Schmoll gelesen. Schmoll ist, ebenso wie die Buchautorinnen, Aktivistin der Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen, die einen Abend mit „Beiträgen zur Geschichte weiblicher Erfahrung von politischer und ‚rassischer’ Verfolgung“ gestaltet. Dazu gehört auch das Porträt von Lotte Brainin im Film „Leben mit Eigenwillen und Mut“ von Bernadette Dewald. Thema ist nicht nur Lotte Brainins Widerstands- und Leidensgeschichte in Wien, Belgien, Auschwitz und Ravensbrück, sondern auch die Form, wie sich diese Geschichte in das Leben ihrer Familie eingeschrieben hat. Der Film beeindruckt besonders durch die Montage von Szenen aus 32 l an.schläge Oktober 2011 „Mich den Dingen, ihrer Natur, ihren ureigensten Bedingungen anzuverwandeln, gleichsam mitzufließen“, sagt Ulrike Ottinger, „dies war schon immer mein künstlerisches Prinzip.“ Die Künstlerin wurde vor allem durch ihre Filme, aber auch durch Fotoarbeiten international bekannt. Sie war an großen Kunstausstellungen wie der Biennale di Venezia (1980), der documenta (1997/2002) und der Berlin Biennale (2004/2010) beteiligt, ihre Arbeiten waren im Museum of Modern Art (2000), dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid (2004) und im Centre Pompidou (2010) zu sehen. Das Haus der Kulturen der Welt in Berlin zeigt nun die Einzelausstellung „Floating Food“: Zwei für den Menschen elementaren Dingen, dem Wasser und dem Essen, nähert sich die 1942 in Konstanz geborene Künstlerin in allegorischen Installationen, Filmen und Fotografien. han Ulrike Ottinger: Floating Food. Bis 30.10. Haus der Kulturen der Welt, 10557 Berlin, JohnFoster-Dulles-Allee 10, +49/303 978 70, [email protected], www.hkw.de ausstellung Von Budapest bis nach Amsterdam Gemeinsam mit ungarischen Kollegen wie Kertesz oder Capa war es auch Eva Besnyö, die in den 1920er und 1930er Jahren einen entscheidenden Beitrag zur neuen europäischen Fotografie leistete, und es ist diese moderne Ästhetik der 1920er Jahre, die immer Maßstab ihrer Fotografie blieb. 1910 in eine bürgerlich-jüdische Familie in Budapest geboren, kehrte sie dem faschistischen Ungarn 1930 für immer den Rücken und ging nach Berlin. Vor der nationalsozialistischen Verfolgung floh sie im Herbst 1932 nach Amsterdam, wo sie sich nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im Mai 1940 im Untergrund versteckt halten musste. Während der 1970er Jahre war sie Aktivistin der niederländischen Frauenbewegung „Dolle Mina“, setzte sich für Gleichberechtigung ein und dokumentierte mit der Kamera Demonstrationen und Straßenproteste. 2003 starb die niederländische Grande Dame der Fotografie. 120 Vintage-Prints sind nun in einer Retrospektive des Verborgenen Museums – zu Gast in der Berlinischen Galerie – erstmals in Deutschland zu sehen. han Eva Besnyö. Fotografin 1910–2003. Budapest – Berlin – Amsterdam. 28.10.–27.2.2012. Berlinische Galerie, 10969 Berlin, Alte Jakobstraße 124-128, www.berlinischegalerie.de, [email protected] doris! „The Day“ is back Aus dem öffentlichen Leben hat Doris Day sich seit langem zurückgezogen, was ihrem Status als Hollywood-Legende – man denke an Marlene Dietrich – nicht unbedingt geschadet hat. Selbst wenn man sie nur anschauen will, muss man sich mit Archivbildern begnügen; die 87-jährige Day lässt keine neuen Fotografien von sich zu. Zumindest akustisch aber ist Doris Day nun zurück: „My Heart“, das am 5. September erschienen ist, ist das erste neue Album seit den 1993 erschienenen „Greatest Hits“. Zu hören ist darauf neben digital aufbereiteten alten Songs und Coverversionen auch neues Material. „Hurry, It’s Lovely Up Here“, heißt der erste Track – na dann los! han lebenslauf auch feministinnen altern bühne Rot-weiß-rotes Allerlei Ulrike Beimpold, Ensemble-Mitglied des Burgtheaters, beschreitet mit dem CrossNova Ensemble neue Wege: „Zuwanderer Fantasie – ein rotweiß-rotes ‚Quo vadis‘ zwischen Ahnen-Polka und Döner-Walzer“ serviert ein internationales Menü weitab von Behörden, Quoten oder Ortstafelfragen. Zu Texten von Friedrich Torberg, Robert Schneider oder Roda Roda gibt es die Klassiker Schubert, Haydn, Brahms und Liszt, koschere „nichtarische Arien“, aber auch Arabisches und Afrikanisches. han Zuwanderer Fantasie – ein rot-weiß-rotes „Quo vadis“ zwischen Ahnen-Polka und Döner-Walzer. 13.10., 19.30. Theater Akzent, 1040 Wien, Theresianumgasse 18, www.akzent.at ausstellung Silberne Zukunft Die Salzburger Galerie5020 widmet sich noch bis 22. Oktober einer spezifischen Krisendynamik: Sobald es kracht, wird nach mehr Sicherheit verlangt. Weil es aber trotzdem wieder kracht, braucht man mehr Sicherheit und so könnte sich dieses Spiel ins Unendliche fortsetzen. Die Ausstellung „Living on the Edge of a Silver Future“ will diesen Kreislauf aufbrechen und neue Umgangsweisen mit der Krise finden. Statt der Flucht in vorgefasste, starre Deutungen und Lösungen werden neue Sichtweisen gezeigt, u.a. von Katrina Daschner, Monika Goetz oder Gunda Gruber. han Living on the Edge of a Silver Future, bis 22.10, Galerie5020, 5020 Salzburg, Sigmund-Haffner-Gasse 12/1, www.galerie5020.at Dies & Das Am 17. November erhält Christine Nöstlinger in München die Corine für ihr Lebenswerk. Am 13. Oktober feiert sie zudem ihren 75. Geburtstag. Wir freuen uns und gratulieren ganz herzlich! Der diesjährige outstanding artist award in der Sparte Literatur des österreichischen Kunstministeriums geht an Barbara Hundegger. Sie „vermag die unterschiedlichsten Themen wie den Tod des Papstes, Fußball oder die soziale Lage und die Produktionsbedingungen von Autorinnen – um nur einige zu nennen – lässig-leicht, präzisepointiert, atmosphärisch dicht und anspielungsreich in Sprache zu fassen“, heißt es in der Begründung der Jury. Wir gratulieren! Der Anne-Klein-Frauenpreis der Heinrich-Böll-Stiftung zeichnet herausragende Frauen aus, die sich mutig und hartnäckig für Geschlechterdemokratie und gegen die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der geschlechtlichen Identität einsetzen. Ausgezeichnet werden Frauen aus dem In- und Ausland, der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Anne Klein (1950-2011) hatte sich als Rechtsanwältin und Politikerin dem Kampf für die Durchsetzung von Frauen- und Freiheitsrechten verschrieben. Wer eine Person für den Preis vorschlagen möchte, kann dies bis 15. Oktober tun. Details unter www.boell.de/annekleinfrauenpreis Das Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur fördert österreichische AutorInnen in der Sparte Kinder- und Jugendliteratur, besonders den literarischen Nachwuchs mit fünf Stipendien. Informationen unter www.bmukk.gv.at Christiane Erharter 375 absolvierte Menstruationen Ich menstruiere, seit ich zwölf bin. Das sind jetzt 25 Jahre, und ich habe, grob geschätzt, noch 15 Jahre monatliche Menstruation vor mir. Bei einem Zyklus von durchschnittlich 25,1 Tagen stehen momentan 375 absolvierte Regeln 225 noch kommenden gegenüber. Zu Beginn konnte ich keine Tampons verwenden. Ich fand sie unangenehm und kratzig und habe die Dinger nicht in meine Vagina bekommen. Sobald es aber einmal geklappt hatte, verwendete ich jahrelang nur noch Tampons, lediglich unterbrochen durch ein Experiment mit dem „Menstruationskäppi“: Schaut aus wie ein Diaphragma, nur ist es für Blut statt gegen Sperma und hat mich nicht überzeugt. Mit Menstruationsschwämmchen habe ich es noch nie getan, obwohl sie in all den coolen USamerikanischen Feministinnen-Magazinen beworben werden. Seit einigen Jahren trage ich nun wieder fast ausschließlich Binden, außer es ist im Sommer wahnsinnig heiß. So wird es vermutlich die restlichen 225 Male auch sein. Es sei denn, ich versuche es doch noch mit den wiederverwendbaren naturweißen Hygiene-Einlagen aus Biobaumwolle, die mir eine Freundin angedreht hat. Die „GOTS-zertifizierten Damenslipeinlagen“ sind jedoch umständlich im Gebrauch und werden in erster Linie zur Müllvermeidung empfohlen. Doch um wie viel Müll geht es da? Um bei Hygieneartikeln zu bleiben, stelle ich dem Windelverbrauch eines Kindes, das drei Jahre Windeln trägt, meinen Binden- und Tamponverbrauch gegenüber und komme auf 6.570 Windeln gegenüber 14.400 Binden und Tampons. Ich habe eine einfache Rechnung gemacht – je sechs Stück Windeln bzw. Binden und Tampons pro Tag. Inkontinenz-Einlagen und SeniorInnen-Windeln, die ich später vielleicht tragen muss, habe ich dabei vernachlässigt. Die Berge, die da entstehen, sind ungefähr gleich hoch, denn Binden und Tampons sind ja deutlich kleiner als volle Windeln. Das Argument der Müllvermeidung ist also nicht wirklich überzeugend, vom Energieverbrauch ganz abgesehen, da die Bio-Binden bei 95° gewaschen werden müssen. Christiane Erharter steigt bis zur Menopause wohl nicht auf Bio um. Oktober 2011 an.schläge l 33 trinh thi minh-ha Poetischer Widerstand Mit ihrem Buch „Women Native Other“ sprengte Trinh Thi Minh-ha 1989 die Grenzen zwischen Wissenschaft und Kunst. Von Isabelle Garde www.trinhminh-ha.com www.frauensolidaritaet.org Trinh Thi Minh-ha: Woman Native Other. Writing Postcoloniality and Feminism, Indiana University Press 1989, 14,99 Euro Trinh Thi Minh-ha: Woman Native Other. Postkolonialität und Feminismus schreiben. Turia und Kant 2010, 29,00 Euro Veranstaltungshinweise 14.10., 13–14.30, Vortrag von Trinh T. Minh-ha: „Miles of Strangeness“ Im Rahmen des friday lecture day im Center for Teaching and Learning (CTL), Universität Wien, Porzellangasse 33a (Eingang Fürstengasse), 1090 Wien 17.10., 19.00, Buchpräsentation, Lesung und Diskussion mit Trinh T. Minh-ha Es lesen, referieren und diskutieren: Trinh T. Minhha, University of California Berkeley, Kathrina Menke, Übersetzerin, Köln, Anna Babka, Literaturwissenschaftlerin, Universität Wien, Moderation: Hanna Hacker, Institut für Internationale Entwicklung und Frauensolidarität C 3 – Centrum für Internationale Entwicklung, AloisWagner-Saal, Sensengasse 3, 1090 Wien 34 l an.schläge Oktober 2011 Wissenschaftliche Texte folgen meistens dem gleichen Muster: Titel, Forschungsfrage, Thesen, Conlusio. Die Filmemacherin, Komponistin, Feministin und postkoloniale Theoretikerin Trinh Thi Minh-ha widersetzt sich mit ihrem Werk den (androzentrischen) Normen wissenschaftlichen Arbeitens und verfolgt eine Herangehensweise, bei der die Trenn linien zwischen Wissenschaft und Kunst verschwimmen. Ihr Buch „Woman Native Other“ (1989) ist längst zum Klassiker eines sogenannten postkolonialen Postfeminismus geworden. Zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen unternahm Katharina Menke das schwierige Unterfangen, diesen Text in all seiner Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit ins Deutsche zu übersetzten. Im Oktober kommt Trinh T. Minh-ha nun gemeinsam mit ihrer Übersetzerin nach Wien, um das Buch zu präsentieren. Sprachliche Subversion. „Woman Native Other“ ist eine Abhandlung über kulturelle Hybridität und globale Dominanzverhältnisse, der es gelingt, die Verschränkung von postkolonialen und (post-)feministischen Perspektiven in ihrer vollen Komplexität zu beleuchten. Trinh T. Minh-ha stellt dabei grundlegende Fragen nach der Repräsentation und den Handlungsmöglichkeiten von „Dritte-Welt-Frauen“, indem sie sich mit der Verschränkung von Ethnizität und Weiblichkeit sowie mit Differenz(en) und Identität auseinandersetzt. Das Buch bewegt sich damit an der Schnittstelle von Anthropologie, Cultural Studies, Literaturkritik und feministischer Theorie und entwirft auch auf sprachlicher Ebene einen Gegendiskurs zu androzentrischer Literatur und Theorie. Denn Sprache ist für Trinh ein zentraler Bestandteil ihres widerständigen Projekts. Klare Sprache, Foto: Jean-Paul Bourdier, © MOONGIFT FILMS lineare Texte, stringente Erzählweisen und Autorität identifiziert sie als Mittel der Dominanz, durch die schreibende Frauen marginalisiert werden. Dies gilt umso mehr für „Dritte Welt-Frauen“. Doch paradoxerweise müssen auch sie sich dieser Sprache bedienen, um gehört zu werden. Trinh sucht deshalb nach alternativen Strategien und Erzählweisen, die sprachliche Subversion ermöglichen. „Finding a voice, searching for words and sentences: say something, one thing, or no thing; tie/untie, read/unread, discard their forms; scrutinize the grammatical habits of your writing and decide for yourself whether they free or repress. Again, order(s). Shake syntax, smash the myths, and if you lose, slide on, unearth some new linguistic paths.“ Der Text macht es den Leser_innen nicht leicht, die Autorin will nicht klar und eindeutig sein, sondern arbeitet stattdessen mit Mitteln der De- und Rekontextualisierung. Sie verschiebt Bedeutungen, schafft so neue Signifikanz, lässt Fragen offen oder greift sie an ganz anderer Stelle wieder auf. Ihr Werk ist oft collagenartig, kombiniert Poesie mit analytischem Text und ist durchsetzt von zahlreichen Bildern aus ihren eigenen Filmen. Es ist multivokal, viele Stimmen kommen darin zu Wort, was es ist mitunter schwer macht, Trinh T. Minh-has eigene Position zu identifizieren. Aber genau diese Offenheit für Interpretationen ist gewollt. Orientierungen. Neben ihren Büchern wurde Trinh T. Minh-ha vor allem durch ihre vielfach ausgezeichneten Filme bekannt. Ihr erstes und berühmtestes filmisches Werk ist „Reassemblage“ von 1982. Der im Senegal gedrehte Film wirkt im ersten Moment wie eine enthnografische Dokumentation, ist aber eine Kritik eben jenes anthropologischen Blickes, den er zitiert. Im Gegensatz zu klassischen ethnografischen Dokumentationen möchte sie keinen Film „über“ Kultur machen. „I do not intend to speak about, just speak nearby“, sagt sie gleich zu Beginn des Filmes. Die scheinbar zusammenhanglosen Szenen, die manchmal von Musik unterlegt sind, werden deshalb weder erklärt noch kommentiert und hinterlassen eine gewisse Orientierungslosigkeit bei den Zuschauer_innen. Eine Orientierungslosigkeit, die sie auch mit ihren Texten ganz gezielt hervorrufen will und die so ihr gesamtes Schaffen auszeichnet. Denn nur so wird Neuorientierung möglich. l Isabelle Garde studiert Internationale Entwicklung an der Uni Wien und macht gerade ein Praktikum bei den an.schlägen. tonia reeh Fröhliche Messerstiche Tonia Reeh über ihre beiden musikalischen Ichs, Kreativität zwischen Stillen und Windeln wechseln und die Notwendigkeit, Musikerinnen weiterhin zu fördern. Ein Interview von Christina Mohr. Unter ihrem Künstlerinnennamen Monotekktoni zelebriert die Berliner Musikerin Tonia Reeh brachialen, experimentellen Lärm aus verzerrten Elektroniksounds mit sloganhaften Texten. Auf ihrem aktuellen Album „Boykiller“, das Ende September erscheint, firmiert Tonia Reeh nun als Tonia Reeh – und macht schon durch die Namenswahl deutlich, dass die neuen Songs ganz anders klingen als Monotekktonis Musik. Reeh arbeitet auf ihren elf neuen Stücken fast ausschließlich mit Klavier und Stimme, und doch ist „Boykiller“ von zerbrechlichen Singer-/Songwriterinnenklängen meilenweit entfernt. Denn ob Monotekktoni oder Tonia Reeh, die charakteristische Mischung aus Eigensinn, Emotionalität, Intensität, AufrührerInnentum und Dekonstruktionswillen bleibt dieselbe. Tonia Reeh greift jetzt auf ihre klassische Klavier- und Gesangsausbildung zurück, präsentiert ihre voluminöse Opernstimme und ihr kompositorisches Können. Die Songstrukturen sind so komplex wie eingängig, die Lyrics mehr als verstörend: Wo Monotekktoni mit den gesellschaftlichen Verhältnissen abrechnet, bohrt Tonia Reeh eher im Privat-Persönlichen. Weh tut es immer: „Please hand me the dynamite, there’s a lot to do outside“, heißt es bei Monotekktoni. Tonia Reeh singt: „Your dick is not dignified, so I can cut it off“ („Happy Knife“). Auch wenn Tonia Reeh betont, man solle alles, was sie sagt und singt, nicht so todernst nehmen, ist es „Boykiller“ ganz besonders zu gönnen, dass genau hingehört wird. an.schläge: Die naheliegendste Frage gleich am Anfang: Warum jetzt ein Album unter deinem „bürgerlichen“ Namen? Braucht Monotekktoni eine Pause? © Clouds Hill Ltd. Tonia Reeh: … weil ich, Gott sei Dank, endlich aufgehört habe, mit dieser Krachmusik die Umwelt zu verpesten. Nee, natürlich Quatsch: Es hat sich so ergeben. Weil das Label Clouds Hill meine Platte jetzt rausbringen wollte, hatte ich vermehrt damit zu tun. Gäbe es jetzt ein neues Monotekktoni-Album, würde ich vielleicht mit dem Klavierzeug Pause machen. Ich habe früher immer beides gleichzeitig verfolgt, aber das geht gerade nicht, weil ich jetzt eine kleine Tochter habe und mich erst daran gewöhnen muss, zwischen Stillen und Windeln wechseln, kreativ zu sein. Du bist mit klassischer Musik sozialisiert worden: Deine Eltern sind OpernsängerInnen, du selbst hast sehr früh Klavier gelernt. Ist Monotekktoni diejenige, die das „Schöne“ und Klassische zerstört, und Tonia Reeh diejenige, die sich auf ihre klassischen Wurzeln besinnt? Ja, meine Eltern sind OpernsängerInnen gewesen, wobei das nicht heißt, dass ich aus einem traditionell bürgerlichen Haushalt komme. Ich habe Klavier gelernt und sehr früh gesungen, andere Instrumente habe ich mir später selbst beigebracht. Spielt deine Frage darauf an, dass es schizophren ist, zwei Soloprojekte nebeneinander zu machen, also zwei verschiedene Ichs zu haben? Aber das ist keine Schizophrenie. Ich habe immer Lust zu dekonstruieren, und ich Tonia Reeh: Boykiller (Clouds Hill) www.toniareeh.de Oktober 2011 an.schläge l 35 tonia reeh Klaviermusik bedeutet noch lange keine Klassik: Im Song „Hate Entertainment“ schlägt deine harte Elektroseite durch, an anderen Stellen gibt es Jazz- und Soulelemente und sogar tanzbare Grooves. Wie arbeitest du? Setzt du dich zum Komponieren ans Klavier? Ja, genau, ich setze mich ans Klavier und lasse erst mal alles kommen. Dann nehme ich die Grundidee grob auf und arbeite irgendwann weiter daran, wenn ein bisschen Zeit vergangen ist. Manchmal vergesse ich auch, dass ich etwas aufgenommen habe. „Hate Entertainment“ ist Punk. Nur mit mehr als drei Akkorden. © Clouds Hill Ltd. liebe auch die Schönheit – auf meine Art und Weise. Monotekktoni arbeitet nur mit anderen Mitteln. Bei ihr kommt es zum Beispiel auch auf Tanzbarkeit an – und natürlich auf Lautstärke, die es bei Tonia Reeh so nicht gibt. „Boykiller“ bedeutet aber keineswegs eine Versöhnung mit dem „Bürgerlichen“. Die Hassliebe zum Klavierspiel entstand, weil es durch den Drill in der Jugend so negativ besetzt war. Die zeitweilige Aufgabe des Klaviers war eine Befreiung für mich. Künstlerin am Klavier – das setzt Assoziationen frei: Diamanda Galás, Tori Amos, Kate Bush … Fühlst du dich diesen Musikerinnen verbunden? Ich fühle mich ihnen zwar verbunden, bin aber von keiner ein richtiger Fan. Ich habe sozusagen an allen etwas herumzumäkeln, obwohl ich von ihnen inspiriert worden bin. Als wir uns vor einigen Jahren zum Interview trafen, sagtest du, dass du zwar viele MusikerInnen gut findest, aber keine Vorbilder hättest – gilt das auch heute noch? Ja, das gilt auch heute noch. Es gilt für männliche und weibliche Musiker, dieses Verehren und Anhimmeln ist mir fremd. 36 l an.schläge Oktober 2011 Auf „Boykiller“ verarbeitest du „typisch weibliche“, negativ besetzte Eigenschaften: Hysterie, Monstrosität … Und überhaupt herrscht auf dem Album eine lauernde, unterschwellige Gefährlichkeit. Songs wie „Warning“, „Histeric“, „I Am A Monster“ oder „Happy Knife“ behandeln Dinge, an denen sich zum Beispiel Tori Amos ein Leben lang abarbeitet, und dabei selbst ziemlich hysterisch wirkt. Kam sie dir bei der Arbeit an „Boykiller“ jemals in den Sinn? Ja, kam sie, sie erschien mir rechts neben meinem Kopf in einem rosa Nebel, und aus ihren Augen sprühten Funken. Aber ich wollte mich nicht an ihr orientieren, ich musste manchmal lachen, wenn ich leise Anklänge von ihr bei mir entdeckt hatte. Und mir war auch selber bewusst, wie schwer es ist, solche tiefgehenden Themen zu behandeln, ohne selbst hysterisch zu werden, und gleichzeitig diese fiesen Energien zuzulassen. Der Albumtitel in Kombination mit dem Cover wirkt ziemlich gruselig – eine (werdende) Mutter, die ihr Kind mit Saft in verheißungsvoll rotem Geschirr um die Ecke bringen will … Oder phantasiere ich mir da jetzt nur was zusammen? Das soll auch gruselig wirken, aber wenn man das Video sieht, bekommt alles eine ganz andere Wendung. Ansonsten stimmt das schon, die „Boykiller“ sind wohl meistens die Mütter. Weil sie wollen, dass ihre Töchter die gleichen Fehler machen und sich auch in eine Abhängigkeit vom anderen Geschlecht und der Kosmetikindustrie begeben. Das machen sicherlich nicht alle Mütter, aber zumindest von meiner habe ich ein Bild vorgelebt bekommen, das mich früh angekotzt hat. Das möchte ich natürlich bei meiner Tochter nicht wiederholen. Im Interview auf deiner Website sagst du, dass du dich als Kind als „Boy“ gefühlt, irgendwann aber begriffen hast, dass das nicht so ist, und dann „Schluss mit lustig“ war. Ist das so für dich: Junge sein bedeutet Spaß, Mädchen/Frau sein nicht? (Lacht.) Das Interview auf der Website ist gar nicht echt! Ich habe mich nicht wirklich als Boy gefühlt, hatte aber immer das Gefühl, dass Jungs viel mehr Freiheiten genießen und ihnen mehr zugestanden wird, auch Wut, Unbändigkeit und Wildheit. Begriffen habe ich das noch vor meiner ersten Menstruation. Mädchen/Frau sein ist dann kein Spaß, wenn du merkst, dass an dich andere Erwartungen gestellt werden, als die, die du gerne erfüllen möchtest, und dass deine Träume nichts mit Prinzessinnen, Pferden und anderem rosafarbenem Schleim zu tun haben, du aber nicht stark genug bist, um dich durchzusetzen. Oder wenn die Sanktionen seitens der Eltern und FreundInnen zu krass werden. Aber wenn du später merkst, dass genau solche „typisch“ weiblichen Eigenschaften in dir stecken – ich meine jetzt nicht so was Kitschiges, sondern die behütende, gebende Seite. Wenn man sich denkt: „Hilfe, ich bin ja wie meine Mutter, ich kann nicht nein sagen, ohne mich scheiße zu fühlen“, dazu der Wahn, allen gefallen zu wollen und, total paradox, die Herrschsucht gegenüber dem Freund. Die Rachegedanken. All das tritt ungewollt in den Vordergrund, wenn du schwanger bist oder dann dein Kind stillst. Auf deiner Website steht der Satz „Be Happy That I’m Not In A High Position“ – eine Warnung? Vor dir? Was würdest du tun, wenn du in einer „hohen Position“ wärst? (Lacht.) Das ist der Chorus aus „I Am A Monster“, einem lustigen Lied, das dir die Antworten auf diese Fragen geben wird. Allerdings als Kanon, deshalb kann man den Text nicht mehr genau verstehen … Versteckte Botschaften sind da drin, aber nehmt nicht alles so ernst! Zu deiner Frage: Ich würde genau dieselbe Scheiße bauen wie alle anderen und mir dabei einen runterholen: „I would send my servants with crack and games to make your kids to addicts.“ Das Private ist bei dir immer auch politisch, zumindest kann man diesen Eindruck bekommen, wenn man die Monotekktoni-Platten hört – wie sieht das konkret aus? Meinst du wirklich? Ich fühle mich gerade ziemlich unpolitisch. Ich habe zum Beispiel vorübergehend damit solche frauenspezifischen Projekte heute noch nötig und sinnvoll? Ja, das sind sie, denn in den letzten Jahren hat sich für Musikerinnen nicht so viel verändert. Frauenspezifische Förderung ist immer noch notwendig. Wenn man sich zum Beispiel die Programme von Festivals ansieht, gibt es da noch einiges auszugleichen. Projekte wie „4 Women No Cry“ sind auch deshalb nötig, weil manchen Frauen das Selbstbewusstsein fehlt, überhaupt an die Öffentlichkeit zu treten. In einem frauenspezifischen Rahmen fühlt man sich besser aufgehoben und findet leichter ein offenes Ohr beim Publikum. „Auf jedem kleinen Pupsfestival hat man Eiersalat auf der Bühne, sprich, die Künstler sind zu 80 bis 90 Prozent Männer. Ich habe aber das Gefühl, dass der Kampf etwas nützt und es langsam besser wird.“ aufgehört, mich aktiv im linken Berliner Kulturverein „Schokoladen“ zu engagieren. Aber wenn du damit meinst, dass man durch seine Lebensweise versucht, andere zu beeinflussen, trifft es vielleicht zu. Ich merke jetzt aber schon, wie schwierig es ist. Mit Kind wird alles anders. Doch gerade das ist auch spannend: Wie kann man der Falle des wohlig-bürgerlichen Familienlebens entgehen? Bei uns, meinem Freund und mir, ist das sehr einfach, da wir wirtschaftlich eher prekär leben und deshalb viel über Solidarität läuft. Außerdem stellt sich mir die Frage, was denn politisch ist – ich fühle mich sehr dem radikal linken Spektrum zugehörig. Meine Freunde und ich versuchen zum Beispiel, Sachen zu tauschen, anstatt alles neu zu kaufen. Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, was materielle „must haves“ betrifft, insofern sabotieren wir die kapitalistische Gesellschaft. Und ich will auch weiterhin dafür kämpfen, dass individuelle oder neue gemeinschaftliche Lebensentwürfe eine Chance haben. Vor einigen Jahren warst du als Monotekktoni auf dem Monika-Sampler „4 Women No Cry“ vertreten – sind Man könnte zwar sagen, „Hm, dann brauchen die Männer auch so was“, aber das ist Quatsch, weil auf jedem kleinen Pupsfestival hat man Eiersalat auf der Bühne, sprich, die Künstler sind zu 80 bis 90 Prozent Männer. Ich habe aber das Gefühl, dass der Kampf etwas nützt und es langsam besser wird. Wenn man sich die aktuellen Charts anguckt, könnte man denken, dass der Pop von Frauen regiert wird: Katy Perry, Lady Gaga, Beyoncé, Colbie Caillat ... Musizierende Männer kommen unter ferner liefen. Aber ist das wirklich so? Ach ja, der schöne Schein – ich glaube, dass das früher auch schon so war, aber ich gucke mir die Charts nicht an. Auch nicht unter genderspezifischen Aspekten. Monotekktoni tritt mit Masken und Verkleidungen auf – wie präsentiert sich Tonia Reeh? Mit Lorbeerkranz und Dirndl! Natürlich unmaskiert. l Christina Mohr lebt in Frankfurt, arbeitet hauptberuflich beim Campus Verlag und widmet sich daneben den Themenfeldern Popmusik und Feminismus, am liebsten gleichzeitig. lesbennest the fabulous life of a queer femme in action denice Meet Ze (green eyed) Monsta I have a chronic disease; I am suffering from hard-core envy of cool people. The symptoms are belly-aches, shaking, panic and sudden attacks of crying heavily and feeling sorry for myself as soon as I think that somebody is much cooler than I could ever be. I get a strong compulsive need to grab whatever it is that the person in question possesses and run like hell, screaming, “it's MINE now!! AAALL MINE!!” Luckily this never works out since the things I so desperately WANT are of a non-grabbable nature. So I start whining, which takes me onto the next level where I feel ashamed and hate myself for not DOING instead of COMPLAINING. And I should use all the potential that I have; but hey! Wait a minute; what if I actually suck?? What if it all turns out to be poop?? Ok. It's better to not even try at all. At least I don't have to live with the humilitation of public failure, and it’s safer to just fantasize about all the greatness that I really will achieve one day. And times goes by, and BOOM! One day I stand there at some public event and see all these talented people doing great stuff and I wantwantwantwant, face green and boiling with envy. Just the past month I have experienced severe pain from envying the following people: girlsrockcamp-participants for being younger and better, creative queer people in Berlin in general, two friends leaving for a South America-trip that I’ve always wanted to go on, a friend publishing a really great book, the band Austra, ambitious and good looking 21-year old hipster queer-dykes who make my 20ies look like a commercial for XXXLutz, Beth Ditto, all the feminist artists who sit in the Fett & Zucker-café working on their new awesome projects, my sister for doing great political work and, finally, to put the icing on the self-pity-cake: Madonna's daughter Lourdes. I “read” her blog and started crying because she HAS EVERYTHING and on top of it all lives in New York. That is when I did realize that I really have a problem. Denice truly enjoys it when other people succeed and promises that she has no voodoo dolls. At least not that many. Oktober 2011 an.schläge l 37 an.lesen Das hatte Linz noch nicht gesehen Die Geschichte des Autonomen Frauenzentrums Linz steht stellvertretend für Erfolge, Konflikte und Misserfolge der österreichischen Frauenbewegung. Nicht nur deshalb lohnt sich der Blick in diesen Mikrokosmos, meint Sylvia Köchl. „Das hat Linz noch nicht gesehen, dass Frauen aufeinander stehen!“, tönte es am 22. November 1980 durch die Straßen von Linz. Und: „Frauen, Frauen kommt heraus! Besetzen wir das nächste Haus!“ Diese Frauendemo gilt als Initialzündung für das Entstehen des Autonomen Frauenzentrums Linz. Eine erste autonome Frauengruppe hatte sich schon 1974 gegründet, und die Forderung nach eigenen Frauenräumen begleitete die Gruppe lange Zeit. Im Jänner 1980 wurde der Verein Frauenzentrum gegründet, im November kam es zur erfolgreichen Hausbesetzung. Mit diesem historischen Markstein beginnt die Sozialwissenschafterin Regina Matuschek ihr Buch und beschreibt darin Gründung, Entwicklung und Gegenwart des Autonomen Frauenzentrums aFz. Sie nutzte dafür nicht nur schriftliche Quellen, sondern auch Interviews mit mehrheitlich Gründungsfrauen, deren Motive für ihr Engagement zugleich die wesentlichen Themen der autonomen Frauenbewegung in ihren Anfängen bildeten: das Unbehagen mit patriarchalen Rollenmustern, wie sie in den Familien vorgelebt wurden; die Sehnsucht nach „anderen“ Lebensentwürfen und nach ökonomischer Unabhängigkeit; am eigenen Leib erfahren zu haben, was illegalisierte Abtreibung bedeutet; die Erkenntnis, dass Männer es verstehen, machterhaltende Netzwerke zu betreiben, während Frauen auch innerhalb linker Parteien um jedes Zugeständnis kämpfen mussten; lesbisch zu sein in einer Zeit, als eine eigene Vereinsgründung noch verboten 38 l an.schläge Oktober 2011 war; der Wunsch nach einer gerechten Welt. Die jüngste Interviewpartnerin, die noch studiert und die Geschichte des aFz selbst nur aus Erzählungen kennt, nennt neben ihrer Hoffnung, im aFz lesbische Frauen kennenzulernen, noch einen weiteren Grund: „… weil ich einfach auch nach Frauenfiguren suche, die älter sind als ich, an denen ich mich orientieren kann.“ Um es vorwegzunehmen: Ein echter Generationswechsel hat im aFz zum Leidwesen der älteren Frauen noch nicht stattgefunden, und die Interviews belegen, dass sie dieser Frage, warum keine jungen Frauen ins Zentrum kommen, recht hilflos gegenüberstehen: Gibt es für die heutige Generation nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt? Sind reale Orte des Austauschs gegenüber virtuellen Social Networks uninteressant geworden? Doch es waren sehr bewegte 30 Jahre, in denen sich die Geschlechterbeziehungen, die Frauenbewegungen und die feministischen Inhalte und Analysen stark verändert haben. Matuschek bringt diese Verschiebungen zur Sprache, wie auch jene Themen, die innerhalb des aFz zu Konflikten geführt haben – sei es die Frage der Autonomie, der Annahme von Subventionen, der Institutionalisierung bestimmter Bereiche wie des Notrufs oder des Frauenhauses, sei es die „women only“-Strategie oder die Militanz der „Lederlesben“. Für die Lesben war das aFz aufgrund des Vereinsverbots, das bis 1996 galt, der einzige Ort, an dem sie sich organisieren konnten, manchen Hetera-Frauen jedoch war das allein damals zu wenig politisch. 1986 führte dieser Konflikt zum vorübergehenden Ausschluss der Lesbengruppe. Matuschek forschte hier sehr beharrlich nach, denn so genau scheinen es manche Zeitzeuginnen nicht mehr zu wissen – oder nicht mehr wissen zu wollen. Offenbar war es zum Gutteil das Spiel der sogenannten „Lederlesben“ mit männlich und weiblich besetzten Verhaltensweisen, das viele auf die Palme brachte. Zum anderen ging es aber auch um die damalige Ansicht radikaler Lesbengruppen, heterosexuelle Frauen mit ihren Beziehungen zu den „Unterdrückern“ seien quasi Zweite-Klasse-Feministinnen. Regina Matuschek schafft es hervorragend, nicht nur die Geschichte des Linzer aFz auf sehr lebendige Weise nachzuerzählen, sondern diese auch in größere Zusammenhänge einzubetten, indem sie an geeigneter Stelle die zentralen Stationen, Diskussionen und Einflüsse der letzten 30 Jahre immer wieder erklärt. Gerade diese notwendigen Erläuterungen (z.B. des Gender-Konzepts oder der Queer Theory) machen aber auch deutlich, dass die Generation der Gründerinnen hier einiges verschlafen hat. Gleichzeitig hat sie viel weiterzugeben – denn zu Recht sieht sie manches, was erkämpft wurde, in Gefahr. l Hausbesetzung im November 1980, Fotos: aFz Regina Brigitte Matuschek: … und immer wieder an der „Ordnung der Welt“ rütteln! Ein Beitrag zur Geschichte des Autonomen Frauenzentrums Linz Trauner Verlag 2011 (Linzer Schriften zur Frauenforschung Bd. 46), 22,50 Euro an.lesen Weibliche Migration l Objekt der Migrationsforschung war lange Zeit der männliche „Gastarbeiter“. Frauen kamen fast nur als abhängig Co-Migrierende vor, die als Angehörige nach- oder mitreisten. Diese Sicht war schon in der Vergangenheit falsch, immer gab es auch selbstständig agierende Frauen. Inzwischen jedoch ist bereits knapp die Hälfte aller MigrantInnen weltweit weiblich, und sie sind nicht selten Haupternährerinnen ihrer Familien und auch für einen erheblichen Teil der Geldüberweisungen in die Herkunftsländer verantwortlich. Dieser Tatsache wurde zuletzt vermehrt Rechnung getragen, geschlechtsspezifische Formen von Migration wie etwa in die Haus-, Care- oder Sexarbeit sowie frauenspezifische Fluchtgründe fanden zunehmend Berücksichtigung. Den Fokus ausschließlich auf Frauen richtet der Sammelband „Femina Migrans“ und will mit einer dezidiert historischen Perspektive einmal mehr deutlich machen, dass „Migration der Normalfall“ ist. Mit Untersuchungen z.B. über jüdische Dienstmägde um 1800 oder zur geschichtspolitischen Repräsentation des Themas Frauen und Migration – ein sehr beachtenswerter Aufsatz widmet sich etwa der Frage, wie „FrauenundKinder“ bei der Erinnerungspolitik deutscher „Heimatvertriebener“ instrumentalisiert werden – ist dieser historische Blick auch durchaus sehr lohnend. Angesichts der allgegenwärtigen „Integrationsdebatten“, bei denen gerade Migrantinnen eine besondere Rolle zukommt (Stichwort „Kopftuch“- oder „Burkadebatte“), wären aufmerksame Analysen dieser aktuellen Diskurse jedoch mindestens genauso wichtig gewesen, fehlen aber leider fast vollständig. Lea Susemichel Edeltraud Aubele, Gabriele Pieri (Hg.): Femina Migrans. Frauen in Migrationsprozessen (18.-20. Jahrhundert) Ulrike Helmer Verlag 2011, 19,95 Euro „Wer EIN Leben rettet ...“l Eines Tages stehen zwei junge Männer da, erschöpft, ängstlich, offensichtlich auf der Flucht. Zwei, die dem Todesmarsch nach Mauthausen entkommen sind und jetzt Unterschlupf brauchen. Es ist März 1945, ein paar Wochen vor der Befreiung. Die Bäuerin Gisela Legath, wohnhaft im burgenländischen Deutsch Ehrensdorf/Némethásos/Nimški Hašaš, und ihre beiden Kinder Martin und Frieda fassen sich ein Herz und ein Hirn und verstecken die beiden auf ihrem Heuboden. Auf ihrem Hof macht sich derweil die Wehrmacht mit einer Feldküche breit, um den letzten Kämpfen am von Zwangsarbeiter_innen errichteten „Südostwall“ gegen die Rote Armee mit Essen zuzuarbeiten. Giora Karny und Cundra, dessen Nachname nicht bekannt ist, haben den Nationalsozialismus überlebt. In seiner neuen Heimat Israel erwirkt Karny Jahrzehnte später, dass seine Retter_innen zu „Gerechten unter den Völkern“ ernannt werden: Denn „wer ein LEBEN, wer EIN Leben rettet, rettet die ganze Welt“. Renate Schönfeldinger hat die Geschichte des Überlebens und der Solidarität nachrecherchiert, mit Interviews und Übersetzungen aus Karnys autobiographischen Texten ausstaffiert und in die gesamte Erzählung der NS-Verbrechen in Ungarn eingebettet. In Eberau wurde diesen Herbst mit ungarischen und burgenländischen Schauspieler_innen ein Stationentheater inszeniert, das die Geschichte in der Gegend ihres Geschehens nachvollzieht. Im Ort soll nun ein Gedenkstein für die Zwangsarbeiter_innen der Nazi-Front aufgestellt werden. So gut eingebettet ist Schönfeldingers Recherche zu einem wertvollen Teil eines verantwortungsvollen Ganzen geworden. Lisa Bolyos bis zu politisch-philosophisch. Die Texte reißen mit, sind unterhaltsam und bringen so manche Wortschatzerweiterung mit sich – einige schreien förmlich danach, laut vorgelesen zu werden. Mal im Dialekt geschrieben, mal gereimt, offenbart sich in diesem Büchlein eine wahre Schatzkiste zeitgenössischer Prosa, die sich aufgrund des Formats perfekt dafür eignet, die eine oder andere Bus- oder Bahnfahrt zu begleiten. Der einzige Wermutstropfen: Autorinnen sind in der Sammlung leider unterrepräsentiert. Isabelle Garde Mieze Meduza, Markus Köhle: Mundpropaganda. Slam Poetry erobert die Welt Milena 2011, 15 Euro Hybride Muslimas? l In dieser empirisch-soziologischen Studie, erweitert um religions- und identitätstheoretische sowie postkoloniale Referenzen, werden Frauen aus vier muslimischen Frauenverbänden befragt: dem Zentrum für Islamische Frauenforschung/Köln, dem Netzwerk für muslimische Frauen HUDA, dem Bildungs- und Freizeitzentrum IMAN/Darmstadt sowie eine Renate M. Schönfeldinger: „Sie werden leben!“ Das Schicksal eines jüdischen Zwangsarbeiters aus Ungarn und seine Rettung durch eine burgenländische Familie im Jahr 1945 Desch-Drexler Verlag 2010, 12,90 Euro Wortschatzerweiterungen l Seit einigen Jahren boomt die österreichische Poetry Slam-Szene. Sie zieht nicht nur immer mehr Publikum an, sondern auch immer mehr Poet_innen aller Altersklassen und Herkünfte, die auf der Bühne moderne Sprachkunst betreiben. Mieze Medusa und Markus Köhle waren von Anfang an dabei und organisieren nun schon seit sieben Jahren regelmäßige Slams in der Wiener Innenstadt. Nach der 2009 erschienen Sammlung „Textpresso“ liefern sie jetzt auch mit „Mundpropaganda“ eine Anthologie der besten Poetry Slam-Texte zum Nachlesen. Die Stimmung der kurzen Beiträge ist genauso vielfältig wie die Themen und reicht von rotzig-rebellisch über melancholisch-moralisch Oktober 2011 an.schläge l 39 an.lesen nicht namentlich genannte Vereinigung. Gefragt werden die Frauen nach ihren Motiven für eine Vereinsgründung und den Mitgliederstrukturen, nach ihrer subjektiv-praktischen Religiosität, ihren Stigmatisierungserfahrungen, den Integrationsbemühungen, den Lebenszielen, den Geschlechterrollen und der Bedeutung des islamischen Feminismus. Grosso modo ist das Ergebnis, dass diese engagierten Frauen, die in ihrem Selbstverständnis religiös und liberal sind, zwischen allen Stühlen leben und arbeiten und mit wütenden Diskriminierungen und wachsenden Assimilierungszwängen konfrontiert sind – und das nicht nur, weil in den MainstreamDebatten über „den“ Islam immer nur konservative Männer (z.B. Vorsitzende von muslimischen Organisationen) und extrem islamkritische Autorinnen wahrgenommen werden. Die Kritik der muslimischen Feministinnen betrifft die andround ethnozentrischen Wertkonservativen in vielen Communitys ebenso wie die anti-islamischen Reflexe der Mehrheitsgesellschaft – westliche Feministinnen inklusive. Eine Aufforderung, mehr in Gespräche und politische Verbündungen zu kommen, denn in Österreich ist die Situation auch nicht anders.Birge Krondorfer Markus Gamper: Islamischer Feminismus in Deutschland? Religiosität, Identität und Gender in muslimischen Frauenvereinen Transcript 2011, 30,70 Euro My Generation l Eigentlich geht es uns ja gut, aber nur eigentlich. Denn hinter der Fassade unserer perfekten Facebook-Bilder verbirgt sich pure Panik. Vor was? Vor dem Klimawandel oder dem gläsernen Menschen? Nein. Wir haben Angst vor uns selbst. Die wahren Probleme ihrer Generation benennt Nina Pauer, Jahrgang 1982, mit zwei Worten: Verpassen und Versagen. „Wir wollen alles und zwar sofort.“ Selbstoptimierung, Social Networking, Soft Skills und CV sind dabei Worte, die uns ständig tinnitusartig verfolgen. Eindrücklich schildert Pauer dieses Extrem anhand der beiden ProtagonistInnen Anna und Bastian. Anna gibt alles für ihren beruflichen Erfolg, bis zur Selbstaufgabe. Bastian hängt rum, wechselt Studienfächer und Beziehungspartnerinnen wie andere Socken. Sie will nicht versagen, er nichts verpassen. Auch wenn Pauer es nicht so benennt: Sie beschreibt eben jene Generation, die das neoliberale Menschenbild verinnerlicht hat und lebt. Politische Statements sowie ein anderer Blick als der bürgerlicher AkademikerInnensprösslinge fehlen dem Buch leider, aber vielleicht auch ganz bewusst. Leonie Kapfer We’ve been friends for a long, long time / but I don’t know how to make you mine (B. Cosentino) bonustrack: Vera Kropf In ihrem neuen Roman widmet sich die in Wien lebende Südtirolerin Sabine Gruber der Geschichte ihrer Heimat. „Stillbach oder Die Sehnsucht“ handelt vordergründig von den beiden Südtiroler Freundinnen Clara und Ines, wobei die Erzählung mit dem Tod der Letzteren beginnt. Von hier aus führt der raffiniert konstruierte Roman zurück in die Vergangenheit und erzählt die Geschichte nicht nur der beiden Frauen, sondern auch von Ines’ ehemaliger Chefin Emma Manente. Im Mittelpunkt steht aber immer die wechselhafte Geschichte Südtirols, „zwischen den Stühlen“ von Österreich, Deutschland und Italien, und das Schicksal der SüdtirolerInnen vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist eine immense Flut an Fakten, die Gruber hier ausgießt. Das macht den Roman zum einen sehr lesenswert – erfährt man schließlich selten so viel über Geschichte und Lebensgefühl der SüdtirolerInnen –, zum anderen ist die Geschichtslast aber bisweilen auch erdrückend und umrahmt von einer mitunter arg bemüht wirkenden Handlung. Andrea Heinz Sabine Gruber: Stillbach oder Die Sehnsucht C.H. Beck 2011, 20,60 Euro Nina Pauer: Wir haben keine Angst Fischer-Verlag 2011, 14,40 Euro k c a l e h t r o f d e s s Dre Zeig mir deinen Goldesel und ich sage dir, wer du bist. Ist es Erfolg, wenn ich meine Miete zahlen kann? Lässt sich das Maß der Anerkennung eigentlich immer in Zahlen angeben? Welche Rolle spielen Glück und Zufall im großen Weltenplan? Was, wenn ich Pech im Spiel und in der Liebe habe? Wieso stinkt Eigenlob, aber Geld nicht? Was ist etwas wert, um das einen niemand beneidet? Dürfen selbst gesteckte Ziele im Prozess ihres (Nicht-)Erreichens umgesteckt werden? Entstehen die Wege wirklich im Gehen, wie Altkanzler Gusenbauer in seinen Memoiren behauptet? Mag sein, aber, wende ich ein: Entsteht die Autobahn auch im Fahren? Was, wenn die Aufmerksamkeit beim Dreieck Spreewald kurzfristig abgelenkt ist, wir unbemerkt an Cottbus vorbeifahren und plötzlich alle Schilder auf polnisch sind – eine Sprache, in der ich nicht mal das Wort Bahnhof verstehe? Woran, bitteschön, kann ich mei- ne Ziele „überprüfen“. Wie lang und frisch muss der Atem sein, auch noch nach Verzehr eines Zwiebelschmalzbrotes? Wann wird die Medizin zur Droge, und geht es auch ohne Doping? Ist Gewinnen einfach das Gegenteil von Aufgeben, ein Sammeln von Blechmedaillen und Plastikpokalen, die sie dir irgendwann nachwerfen, wenn du lange genug nervig genug gewesen bist und dich weigerst Ruhe zu geben, bis sie dich auf den Olymp hieven, und sei es auch nur Nachbars Laubhaufen? Warum schmerzt das Schulterblatt, gibt es den gefürchteten „Zwang der Fakten“ und untrügliche Zeichen, die verkünden, dass die Zeit zum Loslassen gekommen ist? Irgendwo zwischen athletischem Durchhaltevermögen und anorektischer Verbissenheit schlängelt sich ein goldener Weg entlang der malerischen Ufer der Selbstausbeutung, vorbei am Katastrophenfall und den Burnout-Bergen. Wenn ich oben angekommen bin, kann ich sagen: Ich bin einmal ganz unten gewesen. Aber wo ist es denn nun besser? Die Frage steht uns ins Gesicht geschrieben. Vera Kropf schreibt Texte und Songs für Luise Pop und alle, die sich angesprochen fühlen. Illustration: Lina Walde, http://evaundeva.blogspot.com 40 l an.schläge Oktober 2011 Zwischen den Stühlen l an.klang Sound-Sprachen Erstaunliche Coverversionen, ein live eingespieltes Klangprojekt und eine fast vergessenen Komponistin – Regina Himmelbauer war immer wieder zu Tränen gerührt. Die Berliner Sängerin Lea W. Frey hat so unterschiedliche Songs wie „Running up that hill“ von Kate Bush, „Video Killed the Radio Star“ von The Buggles, „Isolation“ von Joy Division oder den Jazz-Standard „Autumn Leaves“ auf ihrer CD We Can’t Rewind (Traumton 4554) versammelt. Die zerbrechliche, zurückhaltende Stimme, die jedem Wort gedankenvoll Klang gibt, erinnert an so manche Songs von Björk, dennoch sind diese Coverversionen ganz anders: Das ergibt sich aus dem zumeist meditativen, jedem Ton nachspürenden und sich entwickelnden Klangteppich, der jeden vordergründig „pushenden“ Rhythmus meidet. Die Brüder Peter und Bernhard Meyer schaffen mit reduziertem Instrumentarium (v.a. Gitarre und e-Bass) ein weitreichendes Tempospektrum, das von Stillstand bis hin zu einem treibenden Pulsieren reichen kann, wie z.B. beim beeindruckenden „Autumn Leave“: Man hört gleichsam, wie die Natur sich zurückzieht und wie damit auch das innere Feuer erlöscht. „Oh my Love“ von John Lennon verschwindet förmlich im Staunen um den neuen Blick aufs Leben. Somit verklingt, ja entschwebt eine der erstaunlichsten Neuerscheinungen der letzten Monate, um aber noch lange nachzuklingen. antique objects of human existence, mostly because of the variety of story that can be created, factual or not, from the possibility of their being.“ Aber hinter den Geistern stehen tatsächliche Menschen: Das Projekt „COIN COIN“ entstand und entsteht aus der Auseinandersetzung mit der afroamerikanischen Geschichte – in „Chapter One“ beschäftigt sie sich mit Marie Thérèze Coincoin (1742-1816), einer Sklavin, die sich nach ihrer Freilassung erfolgreich als Medizinerin, Trapperin und in der Landwirtschaft betätigte. Die CD wurde mit 13 weiteren, v.a. jüngeren MusikerInnen live vor einem kleinen Publikum eingespielt. Matana Roberts spielt dabei nicht nur das Saxophon, sondern singt und spricht, hörbar ihre Musikgruppe antreibend. Es sind weniger einzelne Nummern als sich auftürmende Klangobjekte, die dabei entstehen. Diese können „grooven“, statisch um sich selbst kreisen oder auf einfachen Lieder gründen – jede Sekunde ist selbst beim bloßen Hören intensiv, sodass man wünscht, man wäre dabei gewesen, um die audible Gestik auch zu sehen. Eine expressive CD – dass das Live-Publikum am Ende erschöpft und zu Tränen gerührt gewesen sein soll, ist selbst bei dieser Fassung leicht nachvollziehbar. Ganz anders die kraftvolle, ja rebellische CD COIN COIN Chapter One: Gens de couleur libre (Constellation / Cargo Records) von Matana Roberts. Matana Roberts sagt dazu: „COIN COIN is a compositional sound language, that I have been developing since 2006. My initial interest in creating this work came from my childhood fascination with ghosts, spirits, spooks, and the faint traces of what they leave behind. I have a deep interest in old, Zu Tränen rühren kann auch das Oratorium Santa Beatrice d’Este (1707) der Komponistin Camilla de Rossi Romana. Über die italienische Komponistin, die sich mehrere Jahre lang am Wiener Hof aufgehalten und dort mehrere großartige Oratorien geschrieben hat, ist nach wie vor fast nichts bekannt – keine Lebensdaten, nicht ihre Herkunft oder Ausbildung, oder was mit ihr geschah, als der Auftraggeber ihrer Kompositionen, der Habsburger Kaiser Matana Roberts Joseph I, 1711 überraschend starb. Geschrieben wurden die schönsten Arien für den Kastraten Gaetano Orsini, der dafür auch fürstlich bezahlt wurde – ob die Komponistin selbst jemals Geld aus den kaiserlichen Kassen erhalten hat, ist fraglich, da bis heute noch kein Dokument aufgetaucht ist, das solche Geldflüsse belegen würde. Es bleibt also nur ihre Musik: Sie schmückt die Geschichte der Hl. Beatrice aus, die trotz Drohungen auf ihrem Keuschheitsgelübde besteht. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Vertrauten, der Hl. Giuliana (einer Kastratenrolle). Dem Ensemble Musica Fiorita unter Daniela Dolci gebührt Anerkennung, dieses Werk in der österreichischen Nationalbibliothek ausgegraben und auf CD veröffentlicht zu haben (ORF Edition Alte Musik CD 3092). Wenn auch die SängerInnen nicht restlos zu überzeugen vermögen, so ist doch insgesamt eine stimmige Aufnahme gelungen, die die Qualität dieses Stückes nachdrücklich belegt. l Links: www.leawfrey.de www.myspace.com/ matanaroberts Oktober 2011 an.schläge l 41 an.sehen Alice und Axel Eine Welt ohne Geschlechtsidentitäten und mit guter Musik: Der Film „Warten auf das Wunderland“ empfiehlt, auf Wunder nicht zu warten, sondern Utopien zu leben. Von Mirjam Bromundt „Utopie“ bedeutet laut Wikipedia im alltäglichen Sprachgebrauch etwa „Konzept“ oder „Vision“. Zuversichtlicher und mit einer gehörigen Portion mehr Alltagsrelevanz gebrauchen die ProtagonistInnen in Clarissa Lempps und Sonja Klümpers Dokumentarfilm „Warten auf das Wunderland“ den Begriff, der sich ursprünglich als „der Entwurf einer fiktiven Gesellschaftsordnung“ definiert, „die nicht an die zeitgenössischen historischkulturellen Rahmenbedingungen gebunden ist“. Die Dokumentation entstand im Rahmen eines GenderStudies-Projektstudiums an der Berliner Humboldt-Universität und wurde als No-Budget-Produktion mit einfachsten Mitteln umgesetzt: Handkamera und selbstbewusste DIY-Attitüde. Es ist nicht das erste Filmprojekt der beiden Regisseurinnen. Sonja Klümper arbeitete schon als Set-Aufnahmeleiterin für Kurzfilmproduktionen, und auch Clarissa Lempp ist im Bereich Video-Installationen und Kurzfilm tätig. Alice Evermore sitzt in ihrem Wohnzimmer. Sie ist vielleicht Ende dreißig, erzählt, wie sie damals aus Brüssel nach BerlinKreuzberg zog, und, Vorsicht!, die Diele, wo die Regisseurin gerade stehe, knarre ganz besonders. Ihre private Utopie: Ihr Body Project, das sie bereits ihr Leben lang verfolgt. Alices biologisches Geschlecht ist männlich, und schon bei einer Korrektur der Vorhautbeschneidung mit drei Jahren war ihr klar, dass sie lieber ohne Penis weiterleben würde. Ihre erste geplante geschlechtsangleichende Operation Mitte zwanzig verschob 42 l an.schläge Oktober 2011 Filmstill aus „Warten auf das Wunderland“ sie sicherheitshalber noch einmal um gute zehn Jahre, um jetzt, ohne jeden Zweifel, die (2010 beim Filmdreh noch) verlangten chirurgischen Schritte zu setzen, um zur gesetzlich anerkannten Frau zu werden. „Psychische und physische Harmonie“ nennt Alice ihr persönliches Wunderland und hält Berlin, wo sozialer Status, Geld und Prestige unwichtiger seien als anderswo, sowieso für den perfekten Ort für Utopien. Ganz anders sieht das Axel H., der seine Utopien bei starkem gesellschaftlichem Gegenwind nur schwer leben kann. Axel kam vom Land nach Berlin-Kreuzberg, „um was zu erleben“, und ist Politaktivist und Sozialarbeiter. Eine Welt ohne Krieg wäre sein Wunsch, ohne Identität, ohne Privateigentum und mit guter Musik. Was anderen vielleicht als theoretische Träumerei abtun, findet sich bei Axel ganz oben auf der Prioritätenliste. Ihm wird versuchte Brandstiftung an Bundeswehrfahrzeugen vorgeworfen, und er wartet auf eine Gerichtsentscheidung. Doch der ruhige und unauffällige Axel erfüllt eigentlich so gar nicht das Klischee des Linksextremen. Zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die auf den ersten Blick wenig verbindet. „Als Sonja und ich uns getroffen haben, wollte eigentlich jede einen Film machen – Sonja über Axel, ich über Alice“, erzählt Clarissa Lempp über die Entstehungsgeschichte. „Wir haben uns zusammengesetzt und Überschneidungen entdeckt: Das Gesetz, das Alices und Axels Handeln rahmt, die verstärkte Verknüpfung von Gender/Queer-Politik und Kriegspolitik im öffentlichen Raum, und schließlich, etwas abstrakter, die Utopie, im Sinne eines Gesellschaftszustandes bzw. eines Selbstkonzeptes, das noch nicht existiert.“ Diese Utopien als Antrieb, als Eröffnen von Räumen für konkrete emanzipatorische wie realisierbare Lebensentwürfe wurden das Leitmotiv von „Warten auf das Wunderland“. „Kann ich mir etwas anderes vorstellen?“, und vor allem: „Wie weit gehe ich für meine Utopie?“, sind zentrale Fragen, die jeder und jedem zwischen alltäglichen Entscheidungen und grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen Spielraum lassen. „Die Freiheit opfern für die Freiheit“ möchte ein Besucher des Transgenialen CSD in Berlin, der schwule Ire Craig kämpft gegen die Diskriminierung von MuslimInnen in der Gay Community, und Natalie wünscht sich neben mehr Farbauswahl für das LebenspartnerInnenbuch in Deutschland auch ein menschliches Miteinander ohne Schubladen und Kategorien. Das filmische Kleinod präsentiert alle diese UtopistInnen und fordert so mehr Mut und Einsatz für eine bessere Welt. l Warten auf das Wunderland/ Waiting for Wonderland Deutschland 2011, 74 Minuten, D/E (UT in D/E), Musik von Sookee und Geigerzähler http://wartenaufdaswunderland. wordpress.com an.künden Redaktionsschluss Termine 11/11 11.10.2011 [email protected] fest musik 5.10., 19.00, Wien EXIL: Vertriebene Komponisten. Joseph Horovitz’ 5. Streichquartett, Christine Lavant Quartett u.v.m. Alte Schmiede – Kunstverein Wien, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29, www.alte-schmiede.at 8.10., 22.00 Neubrandenburg QUEER the PARTY, the party for gays, bisexual, lesbian and friendly BAZ HALLE, 17036 Neubrandenburg, An der Hochstraße 6, www.baz-nb.de 10.10. – 5.11., Österreich und Maribor Salam.Orient Festival: 10 Jahre Musik, Tanz & Poesie aus orientalischen Kulturen Programm, Veranstaltungsorte und Infos unter salam-orient.at 15.10., Wien rampenfibrig mit Gina Young (USA) und Miss Mimi & the Mysticals (SWE), angefragt sind Rentothing vom Girls Rock Camp rhiz, 1080 Wien, U-Bahnbogen 37, T. 01/4092505, http://rhiz.org/, www.fibrig.net 19.10., 20.00, Wien NAWAL, die Stimme der Komoren. In Kooperation mit Salam.Orient, Tickets: € 22 Sargfabrik – Verein für Integrative Lebensgestaltung, 1140 Wien, Goldschlagstr. 169, T. 01/ 988 98 111, www.sargfabrik.at 20.10., 20.00, Wien Rocken für den Atomausstieg – Global 2000-Geburtstagsfest mit Bauchklang, Heinz, Großstadtgeflüster sowie zahlreichen DJs und VJs, Eintritt: € 17/ VVK 15 WUK, Saal, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/401 210, www.wuk.at 28.10., 22.00, Wien Club Burlesque Brutal: „Zum Diktat, bitte!“; im Anschluss an die Performance legt das QUOTE-Kollektiv auf, Tickets: € 16/10/8 Brut – Koproduktionshaus Wien GmbH, 1010 Wien, Konzerthaus, Karlsplatz 5, T. 01/ 587 87 74, www.brut-wien.at film 11.10., ab 17.00, Hamburg Lesbenfilm-Abend „Es muss nicht immer Tränen geben“ JungLesbenZentrum, Lesbenverein Intervention, 20357 Hamburg, Glashüttenstraße 2, T. 0049 (0) 40 245002, www.lesbenverein-intervention.de 11. u. 18.10., 21.00, Wien Doris Uhlich: Sneak Preview. Eine Koproduktion mit brut Wien in Zusammenarbeit mit Stadtkino Wien, Eintritt: € 5 Stadtkino Wien, 1030 Wien, Schwarzenbergplatz 7-8, www.stadtkinowien. at, www.brut-wien.at 26.10., 19.00, Berlin „Black Bus“ (Israel 2009) R: Anat Yuta Zuria, Film und Gespräch mit Irit Neidhardt Im Rahmen d. Veranstaltungsreihe Frauenblicke auf Religionen – Blicke der Religionen auf Frauen: Judentum Frauenkreise – soziokulturelles Projekt, 10119 Berlin Mitte, Choriner Straße 10, www.frauenkreise-berlin.de jeden 3. Donnerstag im Monat, Wien Kino5 – Screening der Plattform für unabhängige Filmschaffende, Kurzfilme Schikaneder, 1040 Wien, Margaretenstraße 24, T. 01/5852867, www.schikaneder.at ab 28.10., Österreich Hot Spot (A 2010) Dokumentarfilm, Regie: Sabine Derflinger div. Termine, Österreich Whores’ Glory (A/D 2011), thai/benglische/spanische OmU, Regie: Michael Glawogger, filmisches Triptychon über Prostituierte in Thailand, Mexiko und Bangladesh bühne 1., 4., 7.–9., 13., 15.–17.10, 19.30, Wien Ivana Sajko: 12 Minuten 36 Sekunden bis zur Detonation – WOMANBOMB: eine szenisch-konzertante Performance, Tickets: € 20/ erm. 10 Salon5 im Brick5, 1150 Wien, Fünfhausgasse 5, T. 01/8901758, www.brick-5.at 1., 2., 7., 22., 31.10: 19.30, 23.10.: 15.00, Wien Jacqueline Kornmüller: Die Reise – Ein Projekt für 30 MigrantInnen, eine Kooperation von Volkstheater mit „wenn es so weit ist“ Volkstheater, 1070 Wien, Stiftgasse 1, T. 01/521110, www.volkstheater.at, www.wennessoweitist.com 4.10.: 19.30, 5. u. 6.10.: 11 u. 19.30, 7.10.: 11.00, Wien heimat.com: Die Geschichte einer jungen Frau, die um ihr Bleiberecht und um ihre Heimat kämpft. In Kooperation mit Guerilla Gorillas Dschungel Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien, T. 01/552072020, www.dschungelwien.at 10.10., 18.–20.10, 20.00, Wien Regina Hofer: 1000 & ONE NIGHT STAND, Kabarett, Tickets: € 18 KULISSE, 1170 Wien, Rosensteingasse 39, T. 01/4853870, www.kulisse.at 12.–29.10., 20.00, Wien „Das kleine Zimmer am Ende der Treppe“ von Carole Fréchette, deutschspr. Erstaufführung, Eigenproduktion KosmosTheater, Regie: Barbara Klein, Komposition/Musik: Electric Indigo, Pia Palme, mit Melanie Gemeiner, Julia Kneussel, Anna Morawetz, Susanne Rader u.a., Tickets: € 16/13/10, Karten über www.kosmostheater.at 12. u. 14.10: 14.30, 15. u. 16.10: 16:30, Wien Die faule Prinzessin – Aufruf zum Müßiggang, Erzähltheater mit LiveZeichnungen, katinka theater_projekte Dschungel Wien, Museumsquartier, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/522072019, www.dschungelwien.at 13.10., 19.30, Wien Zuwanderer Fantasie – ein rot-weißrotes „Quo vadis“ zwischen AhnenPolka und Döner-Walzer Theater Akzent, 1040 Wien, Theresianumgasse 18, T. 01/501653306, www.akzent.at in Budapest Bildungshaus Schloss Puchberg, 4600 Wels, Puchberg 1, T. 07242/47537, www.bildungshaus-puchberg.at 15.10., 9–16.00, Ebensee Warum das Leben mit 46 Jahren erst richtig beginnt! Ein Workshop für Frauen, die sich selbst wichtig nehmen, Referentin: Dr.in Danielle Bidasio, Kursbeitrag: € 75/55 Frauenforum-Salzkammergut, 4802 Ebensee, Soleweg 7/3, www.frauenforum-Salzkammergut.at 20.–21.10., Graz Österreichische Männertagung zum Thema „Diversität von Männlichkeiten“, Tagungspass: € 150/80, Tageskarte: € 80/50, Online-Anmeldung erforderlich FH Joanneum, Anmeldung unter www.maennertagung2011.mur.at 14.11., 9–17.00, Wien Gender Mainstreaming Basisseminar, Kosten: € 130, Anmeldung bis 14.10 an [email protected] Seminarraum Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, www.wuk.at/event/id/15289 21. u. 22.11., 9–17.00, Wien Born this way? Seminar zu Theorie und Praxis gendersensibler Mädchenund Bubenarbeit, Kosten: € 260 inkl. Unterlagen und Pausengetränken, Voranmeldung bis 20.10. an [email protected] Seminarraum Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, www.wuk.at/event/id/15336 jeden Donnerstag, 17–18.15, Wien „Lust mich zu spüren – Bewegungsgruppe für Frauen“ Bewegung, Entspannung, orientalischer Frauentanz u.v.m., Kosten: € 50 für ein Semester, Anmeldung unter T. 01/97945964 WAT, 1140 Wien, Kienmayergasse 41, Infos unter www.ninlil.at vortrag diskussion seminar workshop 11.10., 18.00, Konstanz Joan W. Scott: „Frensh Seduction Theory“, Kontakt: F. Girod,T. 0049 (0) 7531 363 04 11, [email protected] Kulturwissenschaftliches Kolleg Konstanz, Senatssaal, 78464 Konstenz, Universitätsstraße 10 1.10., ab 14.00, Wels ANTIFA Netzwerk-Treffen, verschiedene Workshops und Vortrag von Gregor Mayer, „profil“-Korrespondent 12.10., 19.30, Ebensee Spinnstube: 45plus, na und…? Diskussion mit Dr.in Danielle Bidasio, Jg. 1960, Gesundheitspsychologin, systemische Psychotherapeutin, selbstständige Personal- und Organisationsberaterin, Eintritt frei Frauenforum-Salzkammergut, 4802 Ebensee, Soleweg 7/3, www.frauenforum-Salzkammergut.at 13.10., 18.00, Wien Raewyn Connell: „Gender Theory on a World Scale“ Universität Wien, genauer Ort wird noch bekanntgegeben unter www.univie.ac.at/gender/index. php?id=401#c2137 13.10., 19.30, Wien Erzählcafé: Die Anfänge. Mit Brigitta Fritz und anderen Aktivistinnen der ersten Stunde FZ – FrauenLesbenMädchenZentrum, 1090 Wien, Währinger Straße 59/6, Eingang Prechtlgasse, T. 01/4028754, http://fz-bar.wolfsmutter.com 22.10., 15.00, Wien „Keine halben Sachen, sondern ganze Tiere“ – Zur Konstruktion hegemonialer Männlichkeit durch Fleischkonsum, Vortrag und Workshop von Julia Gutjahr Amerlinghaus, 1070 Wien, Stiftgasse 8, T. 01/5236475, www.amerlinghaus.at jeden 1. Montag im Monat, Linz „Diskuthek“ – eine Diplomarbeit aus dem feministischen Grundstudium (Rosa Mayreder College) wird vorgestellt und diskutiert Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Starhembergstraße 10, Ecke Mozartstraße, 2.Stock, T. 0732/602200, www.frauenzentrum.at ausstellung 30.9.–2.10., Linz WearFair – Messe für faire und ökologische Mode und Design, Eintritt: € 3/ erm. 2 Tabakfabrik Linz, 4020 Linz, Gruberstraße 1, T. 0732/795664, Öffnungszeiten und Programm unter www.wearfair.at bis 2.10., Innsbruck Ausstellung zum 32. Grafikwettbewerb, mit Werken von Nicole Six und Paul Petritsch, Eintritt € 4/ erm. 2 Galerie im Taxispalais, Galerie des Landes Tirol, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 45, Di–So 11–18.00, Do 11–20.00, T. 0512/5083171, www.galerieimtaxispalais.at ab 5.10., Wien YOU ARE FREE – Arbeiten rund um Oktober 2011 an.schläge l 43 an.künden bis 23.10., Berlin „chicks on speed – cultural workship now“, Eintritt frei Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, 10997 Berlin, Mariannenplatz 2, täglich 12–19.00, T. 0049/ (0)30/902981455, www.kunstraumkreuzberg.de Foto: Still aus „gODDESSES – We Believe We Were Born Perfect“ von Sylvie Cachin, © Lunafilm Merhaba, Queers! Bereits zum 22. Mal findet in Hamburg das international queer film festival statt. Sechs Tage, fünf Kinos, über 100 Filme und zwei Schwerpunkte: Die Filmreihe „Merhaba LSF“ widmet sich der queeren Community in der Türkei. Das Thema „30 Jahre HIV und Aids – ein Blick zurück, ein Blick nach vorn“ bildet den zweiten Schwerpunkt. 18. –23.10., Hamburg, Programm und Schauplätze unter www.lsf-hamburg.de den Begriff „Freiheit“, nur am 5. u. 6.10.: Performances von PerformerInnen, Musikbands und DJs Kunsthalle Exnergasse, 1090 Wien, Währinger Straße 59, 2. Stiege, 1. Stock, Di–Fr 13–18.00, Sa 11–14.00, T. 01/4012141, kunsthalleexnergasse.wuk.at bis 15.10., Wien „Kampf der Amazonen – Das Brustkrebsprojekt von Uta Melle“ stilwerk Wien, 1020 Wien, Praterstraße 1, T. 01/212061050, www.stilwerk.at Foto: Die Frauen des Wiener Gemeinderats um 1919, © MA8 Emanzen, Ikonen Noch immer hundert Jahre internationaler Frauentag! Am 19. März 1911 demonstrierten tausende Frauen in Wien, um ihren Forderungen nach Bildung, Wahlrecht, gerechter Entlohnung und vielen mehr Nachdruck zu verleihen. Aus diesem Anlass gibt die Ausstellung „Emanzen, Ikonen und andere Frauen“ Einblick in die Lebenswelten unterschiedlichster Frauenbiografien von der Revolution 1848 bis in die 1990er Jahre. Nur noch bis 28. Oktober, Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1110 Wien, Guglgasse 14, Zugang über Gasometer A, Tel. 01 4000 84808, www.wien.gv.at/ kultur/archiv/veranstaltungen/frauen.html 44 l an.schläge Oktober 2011 ab 28.10., Berlin Eva Besnyö. Fotografin 1910–2003. Budapest – Berlin – Amsterdam. Tageskarte: € 8/erm. 5 Berlinische Galerie, 10969 Berlin, Alte Jakobstraße 124-128, Mi–Mo 10–18.00, T. 0049/(0)30/78902600, www.berlinischegalerie.de bis 30.10., Berlin Ulrike Ottinger: Floating Food Haus der Kulturen der Welt, 10557 Berlin, John-Foster-DullesAllee 10, Mi–Mo 11–19.00, T. 0049/ (0)30/39787175, www.hkw.at bis 18.11., Klosterneuburg Rosa Loy und Neo Rauch: Hinter den Gärten. Ausstellungshalle, Essl Museum – Kunst der Gegenwart, 3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1, Di-So 10–18.00, Mi 10–21.00, T. 02243/37050150, www.sammlung-essl.at bis 18.11., Wien Anila Rubiku und Nina Höchtl: About Translation, eine Kooperation zwischen IG Bildende Kunst und artistin-residence Galerie IG Bildende Kunst, 1060 Wien, Gumpendorferstraße 10-12, T. 01/5240909, www.igbildendekunst.at bis 15.11., Hainburg „MODELLS – das perfekte Profil“. Die LED-Installation von Nicole Pruckermayer und Elisabeth Schimana an der Außenfassade des Hotels „Altes Kloser“ und der „Insight Turm“ erlauben einen Blick hinter die Systematiken der „Google-Suchmaschinerie“ Kulturfabrik Hainburg, 2410 Hainburg/ Donau, Kulturplatz 1, Donaulände 33, Insight Turm: 9–18.00, www.insight-turmima.or.at bis 17.12., Wien Barbara Rapp: Frauenbild zu entsorgen, Eintritt frei KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/5231226, geöffnet an Spieltagen ab 90 Min. vor Vorstellungsbeginn bis 31.12.., Graz Communitas – Unter anderen. Ausstellung rund um das Thema „Ausschließung“ mit Werken von Ursula Biemann (CH), Shuruq Harb (PS) u.a., in Kooperation mit steirischer herbst, Eintritt: € 8/ erm. 3 Camera Austria, 8020 Graz, Lendkai 1, Di–So: 10–18.00, T. 0316/8155500, www.camera-austria.at bis 12.2.2012, Frankfurt a.M. Do it yourself – Die Mitmach Revolution Museum für Kommunikation Frankfurt, 60596 Frankfurt a.M., Schaumainkai 53, Di–Fr 9–18.00, Sa u. So 11–19, T. 0049/(0)69/60600, www.diy-ausstellung.de bis 11.3.2012, Hittisau Feste.Kämpfe. 100 Jahre Frauentag, Eintritt: € 4 Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, Do 15–20.00, Fr–Sa 10–12.00 u. 14–17.00 T. 05513/620930, www.frauenmuseum.at Foto: Plataforma der MigrantInnen und Flüchtlinge, 2008 Gefahrenanalyse Welche Standards müssen erfüllt sein, damit Betroffene des Frauenhandels bei einer freiwilligen und sicheren Rückkehr ins Herkunftsland unterstützt werden können? Welche Maßnahmen sind nötig, um sie vor erneutem Menschenhandel bzw. anderen Menschenrechtsverletzungen zu schützen? Die LEFÖInterventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels lädt zu einer Diskussion über diese wichtigen Qualitätsstandards. 27.10., 18.00: „Fragen zur Re-Integration von Betroffenen des Frauenhandels“ LEFÖ-IBF, 1040 Wien, Floragasse 7a/7, Tel. 01/5811881, www.lefoe.at lesung 3.10., 19.00, Wien Beiträge zur Geschichte weiblicher Erfahrung von politischer und „rassischer“ Verfolgung Café Sperlhof, 1020 Wien, Große Sperlgasse 41, rassismusfreiezonen.wordpress.com/ aktionswoche-2011 24.10, 19.00, Wien Marlene Streeruwitz liest und kommentiert ausgewählte Gedichte Ilse Aichingers Alte Schmiede – Kunstverein Wien, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/5128329, www.alte-schmiede.at 28.–30.10., Wien Literatur im Herbst 2011: Literatur im Fluss – Via Donau, Eintritt frei Theater Odeon, 1020 Wien, Taborstraße 10,T. 01/2165127, www.odeon-theater.at, www.alte-schmiede.at aktivitäten 6.10., 19.00, Hamburg Politische Aktionsgruppe: Gleiche Rechte für alle Lebensformen! Kreative Lesbenpolitik Lesbenverein Intervention, 20357 Hamburg, Glashüttenstraße 2, T. 0049/(0)40/245002, www.intervention-hamburg.de 15.10., 11–18.00, Berlin BarCamp Frauen. Infos, Konzept, Anmeldung unter www.barcampfrauen. mixxt.de, Teilnahme kostenlos Kalkscheune Berlin, 10117 Berlin, Johannisgasse 2, T. 0049/ (0)30/59004340 21.–23.10, Lüneburger Heide Lesben-Reise: Ein Wochenende in der Lüneburger Heide. Gemeinsam mit anderen Lesben spazieren, diskutieren, entspannen, Kosten: € 90, Anmeldung erforderlich Infos, Programm, Anmeldung unter T. 0049/(0)40/245002, [email protected] 29.10., 15.00, Münster Slutwalk Münster Startpunkt: Hindenburgplatz am Münsteraner Schloss, Route und Infos: http://slutwalkmuenster.blogspot.com 28.–30.10., Oktober, Zülpich 6. Praxistage des Netzwerkes Lesben und Buddhismus. Mit Claudia Webinger. Übernachtung u. Vollpension: 200/180 €, Kontakt u. Anmeldung unter: T. 0049/(0)7234/718767, [email protected] Frauenbildungshaus Zülpich, Prälat-Franken-Straße 22, 53909 Zülpich diverse Termine, Schweiz Wen-Do – Selbstverteidigung und Selbstbehauptung von Frauen, für Mädchen und Frauen Infos und aktuelles Kursangebot unter www.wendo.ch jeden 3. Freitag im Monat, 18–24.00, Wien Vinyl-Abend im Frauencafé/ Feministische Kneipe Frauencafé Wien, 1080 Wien, Lange Gasse 11, genaue Termine unter: www.frauencafe.at an.künden Mo 19–20.00, Oberösterreich 52 Radiominuten – Sendung von FIFTITU%, Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in OÖ Radio FRO, 105.0 MHz (Linz), Live Stream: http://fro.at, jeden 4. Mo Mo 18–19.00, Kärnten Frauenstimmen – Glas zena Radio Agora 105.5 MHz (Dobrac), Live Stream: www.agora.at, wöchentlich Di, 13–14.00, Wien Globale Dialoge – Women on Air Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, wöchentlich Foto: Kendiala/flickr Feten im FZ Das autonome FrauenLesbenMädchenZentrum Wien feiert heuer sein 33-jähriges Bestehen. Frau darf sich deshalb am 15.10. auf eine große Party mit szenischen und musikalischen Überraschungen, einer Ausstellung, DJs und vieles mehr freuen. Am 21.10. lädt dann die ARGE Dicke Weiber zu einem Abend mit Film, Diskussion und Infos zum Thema Gewichtsdiskriminierung und Dicken-Aktivismus, denn Dicksein ist politisch! 15.10. ab 18.00 „33 Jahre FZ Fest“; 21.10. ab 19.00 „Dicksein ist politisch“, Autonomes FrauenLesbenMädchenZentrum, 1090 Wien, Währinger Straße 59/6, Eingang Prechtlgasse, Tel. 01/408 50 57, http://fz-bar.wolfsmutter.com jeden Donnerstag, ab 18.00, Wien Freiräumchen: „Transfantastisch, tuntenstark, amoralisch, zum Hausverstand abschalten und Revolutionen planen, suberversiv, mit Flirtfaktor“ Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102 jeden 2. u. 4. Freitag, 17.30, Wien ARGE Dicke Weiber-Treffen – Feministische Initiative dicker Frauen gegen Gewichtsdiskriminierung und Schlankheitsterror – für die Vielfalt und positive Selbstbilder, Infos: http://argedickeweiber.wordpress.com, [email protected] FZ-Bar, 1090 Wien, Währingerstraße 59/6, Eingang Prechtlgasse jeden Donnerstag ab 18.00, Graz Offener Abend im „feel free“ der „RosaLila Panterinnen“ Feel free – steirisches Schwulen- und Lesbenzentrum, 8020 Graz, Annenstraße 26, T. 0316/366601, www.homo.at jeden 2. Mittwoch, 17–19.30, Wien Frauen-Empowerment-Gruppe für Frauen mit Behinderung, Gespräche und Aktivitäten, weitere Informationen und Anmeldung: Michaela Neubauer T. 01/7143993 Ninlil, Bürogemeinschaft Frauenhetz, 1030 Wien, Untere Weißgerberstraße 41, www.ninlil.at beratung diverse Termine, Wien Frauen beraten Frauen – Psychosoziale Beratung, Rechtsberatung, uvm. 1060 Wien, Lehargasse 9/2/17 oder 1010 Wien, Seitenstettengasse 5/7, Mo u. Mi 9.30–12.30, Di u. Do 13–16.00, T. 01/5876750, www.frauenberatenfrauen.at diverse Termine, Berlin Frauenkreise – Beratungsangebot für Frauen: Rechtsberatung, Beratung und praktische Unterstützung für Filmerinnen usw. Frauenkreise – soziokulturelles Projekt, 10991 Berlin Mitte, Choriner Straße 10, www.frauenkreise-berlin.de jeden Donnerstag, Graz Infotag ZAM Frauenservice nowa, 8010 Graz, Jakominiplatz 16, Steinfeldhaus, T. 0316/716022, www. frauenservice.at Di, 18–19.00, Wien Weibertalk – Sendung des Autonomen FrauenLesbenZentrums Innsbruck Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 2. Di Di, 20–21.00, Deutschland Mrs. Pepsteins Welt – FeminismusAllüren, und Musik, Musik, Musik Radio Blau 99.2 MHz (Leipzig), www.mrspepstein.de, jeden 4. Di Di, 21–22.00, Wien female:pressure – Feministisches Magazin zu Musik- und Clubkultur Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 2. Di Mi 18–18.30, Salzburg Frauenzimmer – Plattform für eine frauenspezifische Information Radiofabrik 107.5 MHz (Salzburg Stadt), Live Stream: www.radiofabrik.at, wöchentlich Mi 18–19.00, Wien Bauch, Bein, Po – Die Sendung für die ganze Frau Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 2. Mi Do 18–19.00, Wien Transgender Radio Orange 94.0 MHz (in Kooperation Radio ALEX, Berlin), Live Stream: http://o94.at, jeden 1. und 3. Do Fr 18–19.00, Wien Radio UFF – Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 1. Fr Fr 19–20.00, Oberösterreich SPACEfemFM Frauenradio div. Termine, Wien, Graz, Innsbruck Verschiedene therapeutische Gruppen z.B. Young*Trans, Queer*Family, SAPPHO u.a. COURAGE – Beratungsstelle für gleichgeschlechtliche und transGenderLebensweisen, Standorte und Termine unter www.courage-beratung.at Am 15. Oktober 2011 wird in Berlin wieder der „PorYes“, der „Feministische Pornofilmpreis Europa“ verliehen. Die Veranstaltung beweist nun schon zum wiederholten Mal eindrücklich, dass es inzwischen jede Menge feministischer Alternativen zur herkömmlichen Pornoproduktion gibt. Ausgezeichnet werden sexpositive, nicht-sexistische Darstellungen weiblicher Lust. Nominiert sind heuer Catherine Breillat, Rusty Cave, Emilie Jouvet u.a. 15.10., 19.45: Feministische PornofilmpreisVerleihung, Hakesche Höfe Kino, 10178 Berlin, Rosenthalerstraße 40/41, Programm und Tickets unter www.poryes.de Radio FRO 105.0 MHz (Linz), Live Stream: http://fro.at, jeden 1., 3. u. 4. Fr Sa 12–13.00, Deutschland Rainbow City – Radio für Lesben und Schwule 97.2 MHz (Berlin), Live Stream: www.radiorainbowcity.de, wöchentlich Sa 19–20.00, Steiermark Bertas Bücherstunde – Das feministische Literaturmagazin Radio Helsinki 92.6 MHz (Graz), Live Stream: www.helsinki.at, jeden 4. Sa So 17–18.00, Steiermark Genderfrequenz – Sozialpolitisch, feministisch, unbeugsam Radio Helsinki, 92.6 MHz (Graz), Live Stream: www.helsinki.at, jeden 2. So So, 19–20.00, Tirol Weibertalk – Sendung des Autonomen FrauenLesbenZentrums Innsbruck FREIRAD 105.9 MHz (Innsbruck), Live Stream: www.freirad.at, jeden 1. So Mitmach-Revolutionen „DIY. Die Mitmach-Revolution“ nennt sich eine Ausstellung, die derzeit in Frankfurt zu sehen ist. „Do It Yourself“ war auch schon vor dem aktuellen feministischen Handarbeits-Hype eine wichtige politische Strategie, etwa bei der Gründung von Medien. Die Schau bietet also bestimmt auch für Feminist_innen die eine oder andere nützliche Anregung, wie Revolutionen im Eigenbau funktionieren können. jeden Mo/Mi/Fr, 17–20.00, Wien Lila Tip: Lesbenberatung: Beratung, Information und Gruppenangebote Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, T. 01/5868150, www.villa.at/lilatip radio fixtermine Mo 18–19.00, Wien Khorschid Khanum – Die persischsprachige Frauensendung Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 1. Mo porno goes feminism! Foto: Museum für Kommunikation Frankfurt Do It Yourself. Die Mitmach-Revolution Bis 19.2.2012, Museum für Kommunikation Frankfurt, 60596 Frankfurt, Schaumainkai 53 (Museumsufer), Di– Fr 9–18.00, Sa+So 11–19.00, www.diy-ausstellung.de Oktober 2011 an.schläge l 45 Vorschau auf die November-Ausgabe: Feminist Funeral Best of Bestattung: Feministische Leichengräberinnen an.schläge-Abopreise: Schnupperabo (3 Hefte): 10/12* Euro Jahresabo (10 Hefte): 35/ermäßigt 29/45* Euro Unterstützungsabo (10 Hefte): 43/53* Euro * Gültig für Europa, weitere Auslandspreise auf Anfrage. Weitere Infos unter [email protected] oder auf www.anschlaege.at. auf OKTO webstream: www.okto.tv puppenporno an.schlägetv an.schläge gibt’s in folgenden Buchhandlungen: Fachbuchhandlung ÖGB Kuppitsch Morawa Winter Frick International tiempo Facultas Lhotzkys Literaturbuffet Südwind Tabak Trafik Brosenbauch Riedl Löwenherz Südwind Infoladen Infomaden Infoladen Treibsand Kulturverein Waschaecht Rupertusbuchhandlung Wagnersche Buchhdlg. Verein Amazone Berta – Bücher & Produkte KiG! Kultur_in_Graz Hacek-Bücherei 1010 1010 1010 1010 1010 1010 1010 1020 1070 1070 1080 1090 1090 1110 4040 4600 5020 6020 6900 8020 8020 9020 Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Rathausstr. 18 Schulerstr. 1-3 Johannesgasse 16 Universitätsstr. 7 Taborstr. 28 Mariahilferstr. 8 Kaiserstr. 96 Alser Str. 39 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Wielandgasse 2-4 Rudolfstr. 17 Dragonenstr. 22 Dreifaltigkeitsgasse 12 Museumstr. 4 Kirchstraße 39 Siebenundvierzigergasse 27 Feuerbachgasse 25 Paulitschgasse 5/7 und auch in vielen Städten in Deutschland. Vollständige Liste der Verkaufsstellen auf: www.anschlaege.at www.myspace.com/an.schlaege www.facebook.com/anschlaege FRAUENHOTEL artemisia BERLIN Zimmer zum Wohlfühlen in Citylage. Ab 39,- Euro. 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Vo in Brok kette 4 Türkei 6 Debat app 9 : rf t ent, ve rlamen 50 Proz rheit im Pa meh drittel engasi te uf neut: A zeigt er rlaß Ve ist kein ung ngsbild Regieru on n a t der im Lib aten ha nf Mon ierung. eg Nach fü Beirut. wieder eine R terstützte un n Libano der Hisbollah am Montag e n Der vo Mikati stellt dem die b in Nadschi Kabinett vor, ündete rb das neue und deren Ve er stellen. lah inist Hisbol r 30 M ch dem sten de na die mei ar im Januar aus dem w h i la at ol ik isb M der iri mit g der H Rückzu von Saad Har ierung t eg Kabinet einer neuen R ser für die lö g us Bildun t worden. A en eines UNag beauftr en Ermittlung des früheng ar Krise w s zur Ermordu Rafik Hariri al ten Tribun äsiden iri sich isterpr ad Har ren Min 05. Weil Sa arbeit mit 20 en im Jahr , die Zusamm kündigte n, rte de ge en ei be w Allianz ericht zu lah die dem G sche Hisbol wurde mit iti er die schi ige Tage spät sunnitische r en de Reauf. W erstützung mit der P/jW) nt Mikati (AF ihrer U tsmann ut. Geschäf bildung betra gs gierun Frauenhetz – Feministische Bildung, Kultur und Politik , llen ab n Rebe bysche li i e in b Schwem such« Von Uli ungsbe n auf. errasch s Hilfe n »Üb in e rl tt e a B st el en d Nieb d stock elle un üro un Westerw Verbindungsb s he deutsc ehr cht m Ge elt.de ngew www.ju erkauf Opel-V s rspiel Verwir über möglichenGeneral Motor t kn rfolg gspartei erreichtZweiWahleRe er gierun ehlt ab B r ü f e k schen Die Anw en Journalis f Anhörung tiert n au a hoffe Becerr 3 · P V St be za hl el t · En tg 11 00 2 Ka ben rmann Das Le lers He und ungen hriftstel und Sc t te, Hoffn Konflik ert nich e nd di hu ohne 20. Jahr Jahre im n 85 lage wird er Nieder 10/11 Heute Seiten ldern. hi sc zu er Kai Köhl alt. Von en eröffn Symposium „Frauen, Alter, Generationen“ ill ni arüber D land w eutsch kommen. st minde ät . zu sp man sich zu zu sein t schein ierung einig Guido desreg enminister nen un B r ei uß A g in de alb hat Monta ch in sh am de DP) Und besu elle (F chungs diWesterw ten Überras der Aufstän g nn m sogena der Hochbur e von Mua im at si, Benga gen das Reg byen, abgest te ge afi in Li ern bieder schen r tgeb l-Ghadd mar A seinen Gas d Partner de un an « nd tet. Bei s »Freund La al rat fte im ch rä gs si K an er rg en ratisch : »Der Übe s libyok m de de te etung rkünde cht und ve gitime Vertr utscher Si le de n« ist die lkes.« Aus Legitimatio Vo e ten Wie icherte, i »jed schen rs af geplan ve edizin dd ha le im otz der arbeiten am ft il mit M von rt. Tr habe G . Westerwel angsrat« be ren Te ndscha er Stuttga hme der Bau f haben d rg en n ande t dabei wed Bedie Freu de ho na d er verlor ionalen Übe ratischen un hn ef uf un in n ti ba pt dera ken ojektes sto at n de ok n, sche besten ter Hau rdenpr nke, de den »N eines dem neuen zu versorge den noch vo zu sein. Stuttgar r des Millia Protesten en nach u Gesche n m des de ne er die henken n worde »Aufba tlichen Liby en. Zu diesem mit ter de die Geg zusätzliche n Sprecher aa ch un ters Thomas r- den Sc n bemerkt e Rebellen : Je größ in tz st r el au tü ts te rs eb n is t ei ch te ve en Ni te er e in re d un Wer der lin di minis sond henk zu kein en. Dies teilt ußenm selle un n« zu ttgart das hatte in eines sc ng soll Ber rthilfen« im tützt igungs uf n »Stu Kräfte öffnete der A Verbindung - Westerw ll la fo gegen a- Verteid (CDU). Der rs aufger s gege hfrage der s er er den Fa dung Bis anitären So Euro unte gten -Krieg w dnisse ac Zweck ein deutsche ein kontinui aizière Woche für n en NATO n. Indirekt des Bün ontag auf N pd mit. »hum lsi illione iebel sa e Ents O- M ng am Benga er das künftig ebellen geha teiligu rweigert habe andere NAT r gangenen haddafis di n nicht aus- von 7,5 M rwelle und N ilfe auf 15 am M agentur da « nach 21 t: R hten er H und gene si Freitag Weste eine nd ve oldate zes G büro, üb takt zu den s ausgedrück Nachric ahn hatte am Sitzung n La Deutschland Ende vergan ister Stur undeswehrs land würde iv haben, Umfang dies hen. Benga i er Kon hö kt in r re n licher n ll. And darauf, mit de Die B tlichen von B Deutsch onstru ungsm e re ündete dafü zu, de n Euro zu er n wissen. D den so t rorden gekündigt, am s ße rteidig harf kriti- geschlossen. Anfrage »k obwohl rb ne ten wer land legt Wer diplomatisch ge au de Ve r io Ve di h San iten sc er eine Mill nU ie nde zière, Besuc zu wür ektträg Bauarbe r: Brüssel oche vo Deutsch so etwas w alten. zuvor de Mai tspreche te das rte der s. Abe der Proj Dienstag die inisterprän e- W rt Gates in rh r- en en«, erklärte eiche Frage ortet dürf n nur daue espann be .M en Rebelle ngen zu unte d, forderte W euem Pa gl prüf heutig ehmen mann (GrüStunde n Ministerg nicht viele , g Ro worden. n sein le die gativ beantw r en hu un rie el te vo lg ie fz is r »K fo rw ez t au ch in he ht B sier Weste Logik seinen elle, de wieder infried Krets gesspiegel ungsm deutsc n haben noch iker versuc der ne Dieser haddafi auf, « sofort zu Ta W Westerw d Entwickl de, führte in immer wie ter hatr ihne Spitzenpolit ebellen einsident der Bahn im eit vor. Das le G Volk enn nd un n Minis engasi Vo t wur f hk sterwel s eigene ische tte. utsche »Die M he teifreu bel begleite n Gespräche chen R ne) war tag Unredlic zum Ergebda n, ha ie beiden de zbesuch in B äck, ropä i den libys ic ie vo treten. s nn gegen be ep D d abzu n eine friedl d- Dirk N eine Reihe ur Rebelle G K ch r un am So hätte bi si m im n de . re Bau ch beende Libyen wolle nft ohne Gha r Bengasi nehmen ts auf weite n. bei ihre e Hilfsgüter trägern tschland na häuser zuschleimen er n ns en nt te U tio nk se es te t in Streßt Seite 8 en müs ter izinisch iedene Kra rversion, schen he Zuku Außenminis it Funk oten, wie Deu ins Geschäf s r ht ic m ed de ta ic itl s m en rz ni r eihe versch llen. Die Pe en ve will Komm ister Pe e mit ist auch um auszul in Libyen l hm e an s und fr hauptete de in ie as na eh e en sp sm so Si aß »D di n hr m r rt: be m Bei ende rdner Liby werde sverke verteidigte di ek- u dafi«, mit Pathos fo r steht auf de Kriegs könnte. Zu für das no Bunde verteilt il der Einwoh euer einzud n. In to SU) hr en terten nf Arbeite uer (C und fu el. Der Dikta ichte.« komm Polizis einen Te en. Wes Bombe Ramsa ufnahme der (DienstagZi r Gesch sregielin dann Land ausbild e nicht nur Granat- und ra ng unser rSeite de d die Bunde e aus Ber Wiede arter Zeitu ag che , en Fr is er m die Ve ch an er an si ls tg un fa er zude r Regieelle r Stut m, daß prak- afrik steht in dies r US-Amerik rw de rte le te ße es ob te äu W ar le de e) en s Pr , wel dem Druck ausgab daß die Stuttg en suchen, ben da in Liby rung ha nen Sicht kommen sind unter utung, ien nach Weg te Volksm ge ege ei B spät che arte plan ihrer end rungsp n Herbst ge Projekt »zu hon zu militäris Sonnab nde ) tisch sc die direkte s chten am r rund 340 die für ung zum Bah (dapd/jW e de ce geda dschef m seit si der In Lidi Menschen abstim n«. Verban saktion« . Dan 0 es te ng 00 de d n 1 111 ru 2 lta ei a be ue ben vo 1). verm »Säu ungen n Gre g die etw ni 1942 en usgege nd 25. Mai 201 Ju de ne er ra ei ß he im ch u (Sta rd an na zer pfer dbod lt wi pg eÄ nossen Jahre ren Anf h- O schen Besat orf dem Er r erjunge Wennen und Ge jungewelt.de/l istisch D dem 69 en sind, an de chen zum Fü ne deut Genossi tionen: www. revanch ch de das tet, Einwoh gslager deteneuts Informa der Su urg verstri r Sudetend Demut erwar r bei wur macht, die n über ichtun de sb e de ge treffens hechie in Vern des Tschesc habe er ivorsitzende ch gleich Pfings abend in Aug pö- Lieb T er , s od d« de in ende pnn ng nung , spra für Em hossen rer stan . Der Parte itskäm am So Vorsitz ek ch Filip tag des deutschen in Tschechien ng in den Freihe Empöru z«. sc bracht. Die Jahres s der warnte in ih so Has isten, Vojte r Arrogan gu te Bunde ch ge chuldi kers in t, sorg l de es mun enhafchnet am vá, usgere chen Massa r Bun- hiel . »Eine Ents gs der grau ern, Kom nem »Gipfe en hätten au , chischen a Dvoráko s Land el en is ta rd ng ihre detenei ch de st ng iff nd es fo ru t ts n hi ru A gr hr ie ha eu sc vo r, zu be Ja fa ag t fe detend noch nicht die Reg n an die Su cher Lidice ös e bei Pr tendeutschen Tagen des Su tli el n ed ce en sg vo ie R se di D Li rord rer n de g au dnis hren ödie ) der Su z Pany, vo n auße nbelehrbar- nach 60 Ja ten Weltkrie eutschen gestän n Trag (dapd/jW vor Zu an U uck vo e- te eD sitzende letz desvor annschaft, Fr rung eine G r ist Ausdr gkeit und v Klaus »wer den sich daran di m Gebiet deutschen. ie si de t Václa bLandsm hischen Reg das »Leid de - Gefühllo te Präsiden f der tsche- hat und wie n, die auf akei le är ec ow be he r l sl de kl ch fü ec ha er ha ts ho iz Su , r ic ns gt it« er de M ten er V beteili aligen Tschec h- ke Sonntag. 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Schnupperabo (3 Hefte): 10 / 12* Euro Jahresabo (10 Hefte): 35 (ermäßigt 29) / 45* Euro Unterstützungsabo (10 Hefte): 43 * gültig für Europa, weitere Ausla / 53* Euro ndspreise auf Anfrage Infos und Bestellungen unter [email protected] oder auf www.anschlaege.at Samstag, 22. Oktober, 10:00 Barbara Duden: Feministische Theoriegenerationen Sonntag, 23. Oktober 2011, 13:30 Federica Giradini: Anerkennung, Frauen, Generationen g ldigun Sonntag, 23. Oktober 2011, 19:00: ntschu E n r e d r Ruth Klüger – Lesung aus „Unterwegs he« fo verloren“ tsc endeu t e d u S Details ab Oktober» 2011 unter www.frauenhetz.at sowie als Aussendung auf Anfrage unter [email protected]. A Die Frauenhetz wird u.a. unterstützt von: Frauenhetz – Feministische Bildung, Kultur und Po l i t i k Untere Weißgerberstr. 41 1030 Wien, Austria Tel/Fax +43-1-715 98 88 www.frauenhetz.at Die Räumlichkeiten der Frauenhetz sind rollstuhltauglich. € 3,80 (Ö) € 4,80 (D) sfr 9,00 l l an.schläge das feministische monatsmagazin. oktober 2011 e k c ü t s s g n Liebli He bst und Winte ! fü einen fa benf ohen · rg Deerbe GmbH d Versan 35 t Vel gen Han sted 2 D-2 958 · 9,95 Me · ennu Artikel- Best.-N ch Einfar Post pe 0 Bezeich us und arte herat. Pos Bestellk ach die tellung per Sie einf Bes Trennen en Sie Ihre versend Größe Farbnr. r. 423 a“ „Malik ) ine (36 auberg ben e Far Weiter e 22. auf Seit ch Einfaxen fa 04* 15 V 25 gebot Titelan . Unser Seite 177 ist auf JAH Ihre /Faxkart 5 auch einfach Bes tell0180 der- und die en nen uns nen Sie e die Vor Sie kön Dazu tren uns bitt Wir benötig faxen. und senden. Achtung: heraus te per Fax Rücksei chrift! 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