Die richtige Bekleidung für jeden Anspruch.

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Die richtige Bekleidung für jeden Anspruch.
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BEKLEIDUNG
Info
Die richtige Bekleidung für jeden Anspruch.
TIPP
Barbara Esser,
Bekleidungsexpertin in der
Globetrotter
Filiale in Bonn
Die Materialauswahl sollte sich
nach dem Einsatzbereich richten. Einige
Fragen zur Entscheidungshilfe:
Brauchen Sie es absolut wasserdicht?
Oder reicht ein winddichtes Gewebe
mit feuchtigkeitsabweisender Ausrüstung aus? Sollte die Atmungsaktivität
1. Das Zwiebelprinzip
Outdoor-Bekleidung ist von der Unterwäsche
bis zur äußeren Wind- & Wetterhülle als Gesamtsystem zu beurteilen. Um z.B. die Funktionen der Oberschicht voll auszuschöpfen,
bedarf es auch der entsprechenden Bekleidung darunter – siehe Abbildung.
Auf der Haut (1. Schicht): Funktionsunterwäsche, hält den Körper trocken und warm,
besonders wenn Aktions- und Ruhephasen im schnellen Wechsel folgen! Feuchtigkeit wird nicht aufgesaugt (wie bei
konventioneller Unterwäsche), sondern in die
nächste Schicht geleitet.
Die Isolation (2. Schicht): Es folgt eine
Isolationsschicht, die gleichzeitig die Körperfeuchtigkeit weiterleitet. Diese kann bei
gutem Wetter auch die Außenschicht bilden.
Fleece: Je nach Aktivität fällt die Wahl auf
dünnes, mittleres oder dickes Fleece. Der
Vorteil: Baumwolle unterbricht den Feuchtigkeitstransport. Fleece ist unter atmungsaktiver Oberbekleidung enorm von Vorteil
(Baumwolle saugt Feuchtigkeit auf, Fleece
gibt sie weiter).
Der Wetterschutz (3. Schicht): Im Allroundbereich neuerdings hoch atmungsaktiv,
winddicht und feuchtigkeitsabweisend (wie
z.B. Softshells); im Expeditionsbereich gern
wind-, wasserdicht und atmungsaktiv
(z.B. 3-Lagen-Laminat von Gore-Tex).
Accessoires: Dazu gehören z.B. Schals,
Mützen, Gamaschen, Handschuhe, Gesichtsmasken, Caps, Hüte, Tücher u.v.m. Für den
Winter sind sie aus Fleece und winddichtem
Material, im Sommer kommen leichtere Gewebe zum Einsatz. Für den Kopf gibt es auch
Kappen mit einem hohen Lichtschutzfaktor,
wasser-, winddicht und atmungsaktiv.
im Vordergund stehen? Spielt das
Gewicht und Bewegungsfreiheit eine
Rolle? Sind Sie einen Tag oder viele
Wochen Non-Stop unterwegs? Tragen
Sie leichtes Gepäck oder schweres
Expeditionsgepäck? Wer nun was,
wann und womit kombiniert, ist letztlich eine Frage des eigenen Wohlbefindens. In Sachen Einsatzbereich gibt
es oft Überschneidungen, aber auch
ganz klare Grenzen.
Weitere Informationen unter:
www.globetrotter.de/materialinfo
2. Winddicht, wasserdicht
und atmungsaktiv?
Ist Ihnen die 100%ige Wasserdichtigkeit
(gemessen laut DIN Norm) wichtig, oder
genügt eine g≠eringere, bei absoluter Winddichtigkeit und einer erhöhten Atmungsaktivität?
2.1. Winddichtes Material: Gibt es in
unterschiedlichen Verarbeitungsvarianten
(z.B. Gore Windstopper): Mit Fleece außen
und/oder innen, oder auch Netzmaterial
innen. Zusammengefasst begünstigt das
Material den Wärmehaushalt erheblich und
genügt für viele Anwendungen völlig. Es ist
atmungsaktiv und unterbindet den kontinuierlichen Wärmeverlust durch Wind und kalte
Umgebungsluft. Stichwort Wind-Chill: Der
Chillfaktor gibt uns die gefühlte Temperatur
(Wärmeverlust) bei Wind an. Dies ist bei
Winddichtem passé.
2.2. Softshells: Stark feuchtigkeitsabweisende, hoch atmungsaktive Stretch-Materialien haben einen Trend eingeläutet, der unter
dem Oberbegriff Softshells vertieft wird: Sie
übernehmen mit nur einer Materialschicht
mehrere Funktionen, fassen teilweise die
mittlere und obere Schicht zusammen.
Softshells schaffen einen viel direkteren Kontakt zwischen Körper und Umwelt, als es bei
reiner Schlechtwetter- und Isolationsbekleidung möglich ist. Das Material ist superleicht, elastisch, wärmt, ist winddicht und
feuchtigkeitsabweisend. Durch die Bank
kommen weiche und sehr textile Oberstoffe
zum Einsatz. Oft ist im sportlichen (Outdoor-)
Bereich ein leichtes und winddichtes Schutzschild mit einer sehr hohen Atmungsaktivität
zweckmäßiger als absolut wasserdichtes
Material!
Gore-Tex Softshell:... ist das bisher einzige
Softshell-Material mit dem GUARANTEED TO
KEEP YOU DRY (hält Sie garantiert
trocken)-Versprechen. Gore versucht damit
den erreichten Stand von Softshell-Materialien zu optimieren. Das neue Material ist:
dauerhaft wasser- und winddicht, atmungsaktiv, angenehm soft (Materialgriff) und
wärmer als traditionelle 3-Lagen-Bekleidung
(Hardshells). Zusammengefasst heißt das: Ein
hohes Maß an Komfort und Beweglichkeit
erwarten den Konsumenten. Zu sagen bleibt:
Wer einen extremen Abriebschutz braucht
(z.B. bei Expeditionen etc.) ist weiterhin bei
3-lagigen Hardshells (Gore-Tex XCR etc.) bestens aufgehoben.
2.3. Wasserdicht: Bei absolutem „Sauwetter“ hilft nur wirklich wasserdichtes Material. Heute ist es i.R. atmungsaktiv, und
das Schwitzen (wie im Friesennerz) ist relativ
passé. Membranen und Beschichtungen bestimmen den Markt. Materialien, die eine
Wassersäule von 1300 mm erreichen, gelten
laut DIN als wasserdicht. Bei der ursprünglichen Messung wird ein Probestück von
rund 10 cm2 unter einen Messzylinder
gespannt und der Zylinder mit Wasser gefüllt. Lässt das Probestück bei einer Füllhöhe
von 1300 mm kein Wasser durchdringen, gilt
es als wasserdicht.
Es stellt sich natürlich die Frage, wie langlebig diese Dichtigkeit ist? Die Dauerhaftigkeit
steht und fällt mit der Art der Beschichtung,
der Membran-Auswahl und natürlich der
Verarbeitung. Auch hier gibt es Unterschiede, die u.a. den Preis des Produktes ausmachen.
Nähte sind grundsätzlich Schwachpunkte.
Bei schlechter Nahtversiegelung nützt die
beste Materialqualität nichts. Aus diesem
Grund überwacht z.B. Gore weltweit die Versiegelung der Nähte von Gore-Tex Bekleidung, um einen hohen und vor allem einheitlichen Standard gewährleisten zu können.
2.4. Atmungsaktiv: Ist ein Wort der Werbung. Das Material ist jedoch nicht aktiv,
klingt aber deutlich besser, als korrekt:
Wasserdampfdurchlässig! Bei Membranen
und bei mikroporösen Beschichtungen
geschieht der Austausch durch Poren, die so
groß sind, dass Wasserdampf durchdringt,
aber dennoch so klein, dass (Regen-)Tropfen
draußen bleiben.
Damit die Feuchtigkeit von innen überhaupt
abgegeben werden kann, müssen bestimmte
Voraussetzungen bestehen: In der Bekleidung muss es deutlich wärmer sein und ein
höherer Druck als draußen muss vorherrschen! Erst wenn das Temperatur- bzw.
das Druckgefälle stimmt, kann Feuchtigkeit
(Schweiß) nach außen abgegeben werden.
Exakt hier liegt der Grund dafür, dass GoreTex & Co. nicht unter allen Umständen funktionieren: In den Tropen z.B. ist es 1. zu
warm und 2. zu feucht, hingegen an kalten
Wintertagen funktionieren die Materialien
richtig gut. Atmungsaktvität ist aber nicht
unbegrenzt möglich.
Durch die derzeit leistungsfähigsten Membranen entweichen ungefähr 200-500 g
Dampf per m2 pro Stunde. Zum Vergleich:
Beim Laufen, Wandern mit Gepäck oder
sportlichem Skilanglauf produziert der
Körper bis zu 2 Liter (!) Schweiß pro Stunde.
Um der „Atmungsaktivität“ auf die Sprünge
zu helfen, gibt es zahlreiche Detaillösungen
wie z.B. Achsel-RVs oder Tascheninnenbeuel
aus Netzgewebe (bei geöffnetem TaschenRV zieht der Wind hindurch).
Die Tape-Breite (Nahtversiegelung) ist u.a. für die
„Atmungsaktivität“ verantwortlich: Schmale Tapes
optimieren die Dampfdurchlässigkeit.
3. Beschichtungen und
Membranen
Aus der Art der Beschichtung/Membran und
deren Verarbeitung resultiert die Belastbarkeit.
3.1. Beschichtung: Es gibt z.B. zwei Arten:
1. der Faser, 2. der Fläche: Wird z.B. Teflon
als Beschichtung der Faser eingesetzt (und
nicht als Membran), werden die Fasern mit
Kunststoff ummantelt. Derartige Beschichtungen bewirken, dass hinterher der Stoff
sehr atmungsaktiv bleibt, Feuchtigkeit und
Schmutz werden jedoch „nur“ abgewiesen.
Wird die Gewebefläche beschichtet, gibt es
die einfache Variante (nicht atmungsaktiv)
oder die mikroporöse (atmungsaktiv)
Beschichtung. Zur Beschichtung wird heute
Polyurethan (PU) verwendet. Es ist leicht
und bleibt auch bei Kälte elastisch. Günstige
Regenjacken sind meist nur einfach
beschichtet und lassen Feuchtigkeit weder
eindringen noch entweichen.
Info
3.2. Membran: Ist eine hauchdünne
„Wand“, die Flüssigkeiten und Gase voneinander trennt. Sie ist in der Lage, Flüssges
nicht eindringen aber Dampf entweichen zu
lassen. Mikrofeine Poren machen es möglich. Im Vergleich zu Beschichtungen sind
Membranstoffe atmungsaktiver und langlebiger.
Gore-Tex XCR ist einer der besten und
ausgereiftesten Membranstoffe auf dem
Markt. Die Membran besteht aus gestrekktem, mikroporösem Teflon (Polytetrafluorethylen/PTFE) mit über einer Milliarde
Poren pro cm2, sie machen knapp 90%
der Membranfläche aus. 25% atmungsaktiver als herkömmliche Gore-Membranen.
INFO
Jährlich erneuerbar
...gegen Ende des Winters sind die Wollfasern des Merinoschafs ungefähr 10 cm lang. Ein Paar Minuten später ist
das selbe Tier befreit für den Frühling! Herkömmliche Wolle (1)
ist schwer, kratzt und trocknet extrem langsam. MerinoWolle (2) ist leicht, hoch belastbar und seidenweich. Kein
Kratzen mehr - dafür aber eine sehr gute Wärmeisolierung. Die Faser ist feuchtigkeitsleitend. Synthetische
Fasern (3) sind ein Erdölprodukt. Salze und damit Körpergeruch haftet den Fasern an. Mit der natürlichen Merinowolle wird dies stark unterbunden.
eVent basiert ebenfalls auf PTFE (Teflon).
Es handelt sich hierbei um einen sehr
jungen und revolutionären Membranstoff.
Er baut zusätzlich auf eine spezielle
Behandlung der Innenseite, durch die sich
die offenporige Struktur der ePTFEMembran mit höchst möglicher Effektivität
nutzen lässt. Kondensfeuchtigkeit ist hier
fast vollständig unterbunden, d.h. im
Inneren der Bekleidung entsteht ein
noch komfortableres (trockeneres) Klima.
Verschiedene unabhängige Tests untermauern dies.
2-lagig: Außenmaterial und Membran sind
aufeinander laminiert. Um die Membran vor
mechanischer Abnutzung zu schützen, ist das
Kleidungsstück mit einem leichten Futter
ausgestattet. Leichter und weicher im Griff
als ein dreilagiges Laminat; mittlere Strapazierfähigkeit.
3-lagig: Hier ist auch das Futter direkt auf
die Membran laminiert, so dass alle drei
Komponenten (0berstoff, Membran und
Futter) eine Einheit bilden. Es ist die stabilste
Variante der Laminat-Verarbeitung, jedoch
relativ steif. Manche Hersteller kombinieren
2- und 3-lagige Laminate z.B. in einer Jacke:
Der Rumpf ist 2-lagig, der Schulterbereich
3-lagig. So wird erstklassige Stabilität bei
bestem Tragekomfort erzielt.
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Fotos: Archiv Icebreaker 2006
Merinowolle
1
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Bewegungsfreiheit verbessern und so insgesamt luftig und bequem sind.
4.2. Details: Es gibt viele Details, die das
Leben Outdoor vereinfachen. Dazu gehören
u.a. 1-Hand-Schnürzüge, mit denen sich
z.B. die Kapuze im Handumdrehen fixieren
lässt, starke, wasserabweisende RVs oder
RV-Napoleontaschen, für deren Nutzung es
unnötig ist, die Jacke vollständig zu öffnen.
Schauen Sie genau hin, es gibt viel Innovatives zu entdecken.
5. Ausrüstungen
Antibakterielle Ausrüstungen/Fasern
avancieren seit geraumer Zeit zum „Standard“ - auch bei Discountern. Aber nicht in
jedem Textil ist die Konzentration der angepriesenen Silberionen so hoch, dass der Effekt
Geruchsneutralisierung und antibakterielle
Wirkung wirklich stattfindet. Unsere Produktauswahl erfolgt sehr sorgfältig, nach langjähriger Praxiserfahrung.
Nano-Technologie: Das Selbstreinigungsprinzip aus der Natur nun auch für Textilien!
Die Blätter bestimmter Pflanzen oder
Insektenflügel bleiben nahezu immer sauber,
...ist ökologisch: Sie vereint die Vorteile von Natur- und Synthetikfasern. Es handelt sich um einen nachwachsenden
Rohstoff. Die Produkte sind biologisch abbaubar und werden nach langjähriger Nutzung in den natürlichen Kreislauf
zurückgeführt. Das Fell des berühmten Merino-Schafs in
Neuseeland schützt bei extremer Hitze und isoliert bei eisigen Temperaturen bis -20 Grad. Zum Einsatz kommt sie in
unserem Katalog im Sportunterwäsche-Bereich und bei
Funktionsshirts.
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Schmutz und Feuchtigkeit bleiben an der
Oberfläche kaum haften. Die textile Oberfläche erhält durch Nanopartikel eine extrem
feine Struktur, die schmutzunempfindlich ist.
Sonnenschutzfaktor spielt bei leichter
Bekleidung eine immer größere Rolle. Der
UPF ist eine “Sonnenschutzfaktor-Angabe“
für Textilien”. Derzeit existieren verschiedene
Standards, nach denen ein UPF ermittelt
werden kann. Gebräuchlich sind der
“Australische Standard” (AS/ NZS 4399:
1999), der UV-Standard 801 sowie der
europäische Standard EN 13758- 1999.
Normale T-Shirts weisen in der Regel einen
UPF 5 auf. UPF 20 stellt einen guten
UV-Schutz dar (93,3% - 95,8% UV-Strahlungsabsorbtion). UPF 50+ ist sehr gut
(97,5% UV-Strahlungsabsorbtion).
Moskitoschutz ist eine Textilausrüstung
(z.B. das Health Guard System von Berghaus) die einen dauerhaften Schutz vor
Insektenstichen (ca. 90% laut Hersteller)
bietet. Somit wird verhindert, dass es zum
krankheitsübertragenden Saugen von Blut
Elastischer Schnürzug mit Einhandbedienung. Einsatzgebiete: z.B. an Kapuzen, in der Taille oder im Bund. Ein
sehr praktisches Detail z.B. für Radfahrer, Bergsteiger und
Outdoorer.
kommt. Das ist ein guter Schutz u.a. vor der
Tropenkrankheit Malaria. Die Ausstattungen
wirken z.B. gegen Moskitos, Sandfliegen,
Wanzen, Mücken oder auch Flöhe.
INFO
Wasserabweisende RVs
Asymmetrisch geschnittene Ärmelbündchen und laminierte Klettverschlüsse, die leicht gebogen sind, dichten
diesen sensiblen Bereich optimal ab. Ungewollte und
sehr unangenehme Wassereinbrüche z.B. beim
Schlechtwetter-Rückzugsabseilen sind Geschichte. Ein
feiner – aber sehr wirkungsvoller Unterschied, der z.B.
für Bergsteiger sehr wichtig ist.
4. Schnitte & Details
4.1. Schnitte: Was nützt ein geniales
Gewebe, wenn der Schnitt die Funktion nicht
unterstützt, die Ärmel bei jeder Bewegung
hochrutschen, die Taschen schlecht zugänglich sind oder der Regen in den Kragen rinnt.
Nähte bei Wetterschutzbekleidung müssen
langlebig versiegelt sein. Genauso gehören
in leichte Reisebekleidung ggf. Einsätze aus
Netzgewebe, Falten und Schlitze, die die
Die kandische Firma Arc’teryx ist Vorreiter in Sachen regendichter Reißverschlüsse: WaterTight ist der schlichte Name für
die Lösung eines lang währenden Problems. Für die Taschen
liegt der Vorteil klar auf der Hand, doch auch für alle anderen RVs ergeben sich daraus viele neue Möglichkeiten. Wurden sie bisher mit Patten, Abdeckleisten und Klettverschlüssen in verschiedenen Schichten konstruiert, reduziert sich das
Materialvolumen jetzt auf den schmalen Reißverschluss. Dies
optimiert natürlich das Gewicht beträchlich.
WaterTight-RVs:
1. Die RVs an sich werden verkehrt herum eingenäht. 2. Das
Stoffband ist breiter als bei anderen RVs: Es schließt mit den
Zähnen ab und verdeckt die Lücken vollständig. 3. Die
Außenseite wird mit einer dauerhaften Schicht Polyurethan
versiegelt (auch bei Minustemperaturen stets elastisch).
Ein Arc’teryx Water Tight mit einer Zippergarage (sie dichtet den RV-Abschlussbereich sehr
effektiv ab).
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Info
Foto: Francois El-Fodil Adda
6. Fasern & Gewebe
Die Basis für unendlich viele Fasern und Gewebe sind ein paar wenige Grundstoffe. Folgend eine (alphabetische) Übersicht derer, die
immer wiederkehren und Beispiele für Funktionsfasern, die durch ihren Bekanntheitsgrad
Synonym für viele geworden sind.
Elasthan ist elastisch! Eine Faser auf Basis
von Polyurethan; alterungs-, seewasserund UV-beständig. Kommt in Stretchgeweben und Bündchen zum Einsatz. Bekannt
unter dem Markennamen Lycra oder
Spantex.
Fleece ist das Funktionsgewebe Nr 1. Kälteschutz aus Polyester, mit dichter, flauschiger
Oberfläche. Nachteil: Die volle Wärmeleistung wird nur bei Windstille erreicht.
Hinter Polartec verbirgt sich eine Reihe
von Fleecematerialien für sehr unterschiedliche Temperatur- und Einsatzbereiche,
wichtig ist jedoch die Differenzierung nach
der Stärke des Materials: Polartec 100, 200
und 300. Die Klassifizierung bezieht sich
auf das Gewicht pro m2. Fleece der 100er
Serie wiegt zwischen 100 und 199 g, während die 200er Serie zwischen 200 und 299
wiegt, etc.
100er (Mikro) Fleece & PowerStretch:
Unterwäsche und leichte, isolierende Bekleidung für kühle Sommerabende oder
intensiven Sport an trockenen, kalten
Tagen. Wird z.T. direkt auf der Haut getragen und sorgt für raschen Transport von
Feuchtigkeit. PowerStretch ist in alle Richtungen elastisch. Dies ist optimal dort,
wo viel Bewegungsfreiheit benötigt wird.
200 & 300er – aus dem Standardgarn
oder der neuen ThermalPro Version –
dient der Isolation als Zwischenschicht
oder Außenschicht.
200 DWR (Durable Water Repellency) ist
mit einer feuchtigkeitsabweisenden Ausrüstung, an dem Nieselregen, Schmutz
und Schnee abperlen, ausgestattet. Durch
die DWR-Ausrüstung verkürzt sich außerdem die Trockenzeit erneut.
Hohlfasern sehen im Querschnitt aus wie
Makkaroni! Sie ziehen Feuchtigkeit an (sind
hydrophil); die verschwindet im Kanal der
Faser und wird von dort, ohne weiteren
Kontakt zur Haut, an die Oberfläche abgegeben; besonders effektiv z.B. Coolmax.
Mikrofasern aus Polyester oder Polyamid,
die engmaschig verwebt sind; bis zu 8000
Filamente pro cm2. Federleicht, seidenweich, reißfest und angenehm im Griff,
winddicht und feuchtigkeitsabweisend.
Daraus entstehen luftige Stoffe für Ober
bekleidung (Pertex, Meryl, Tactel etc.).
Mischgewebe kombiniert die Eigenschaften
vorwiegend von Kunstfasern und Baumwolle.
Das Gewebe trocknet schneller, wird abriebfester, pflegeleichter und unempfindlicher gegen Schmutz. Baumwolle verleiht
dem Gewebe Griff und Tragekomfort.
Polyamid ist bekannter unter dem Markennamen Nylon. Nylon hat von allen
gängigen Textilfasern die höchste Reiß- und
Scheuerfestigkeit. Schmelzpunkt bei 250°C,
nimmt ca. 4% des Eigengewichts an
Wasser auf.
Polyester ist reißfest, leicht und nimmt
nahezu keine Feuchtigkeit auf. Manko:
Hohe statische Aufladung bei Trockenheit,
dadurch schmutzempfindlich.
Polypropylen nimmt kein Wasser auf, sondern leitet es weiter. Es ist dehnbar und
relativ scheuerfest, bindet allerdings
Gerüche sehr stark.
Ripstop-Gewebe sind alle 5 mm durch
einen dickeren Faden verstärkt, um Risse zu
stoppen, bevor sie vollständig durch das
Gewebe laufen.
Wolle war früher die Allround-Funktionsfaser! Pure Wolle nimmt bis zu 40% des
eigenen Gewichts an Feuchtigkeit auf, ohne
Isolationsvermögen einzubüßen. Doch das
ist ihr Manko, sie wird durch die gespeicherte Feuchtigkeit schwerer und trocknet
schlecht. Hier setzt Merinowolle an.
7. Trekking und Reise
7.1. Klassische Trekking-Bekleidung:
Auf Touren und beim Trekking querfeldein
kommt extrem strapazierfähiges Gewebe
zum Einsatz. Charakteristisch ist die hohe
Abrieb- und Reißfestigkeit, der bequeme
Schnitt, einige Beintaschen an der Hose und
reichlich in der Jacke.
7.2. Leichte Trekking-Bekleidung: Unter
diesem Punkt wird extrem leichte Trekkingbekleidung zusammengefasst. Reiß- und abriebfest, pflegeleicht und atmungsaktiv sollte auch diese Linie sein. Das alles stellt
natürlich besonders hohe Anforderungen an
die Stoffe und Garne. Auch für die Textil
designer ist dieser Punkt eine besondere
Herausforderung - wichtige von unwichtigen
Details zu trennen. Weniger ist mehr und
Weglassen ist eine Kunst.
7.3. Reisebekleidung: Altbekannte Eigenschaften bestimmen die Richtung: Pflegeleicht, klein im Packmaß, wenig Gewicht,
schnelltrocknend, strapazierfähig; geschaffen
wird ein stets ideales Klima auf der Haut.
Der Unterschied zur herkömmlichen Freizeitbekleidung liegt im Material und den
pfiffigen Details. Leichte Reisebekleidung
bietet Komfort auf mehrwöchigen Urlaubsreisen, ist aber für Geschäftsreisende ebenso
interessant!
Foto: Michael Hennemann
7.4. Funktionsshirts & Co: Fitness an der
frischen Luft ist voll im Trend – und die
Geister streiten sich, ob man klassisch
wandern soll oder das Wochenende mit
Hiking verbringt. Auch Nordic Walking steht
hoch im Kurs. Fakt ist: Körperliche Anstrengung erzeugt Schweiß. Figurbetonte
Schnitte, die einen direkten Kontakt
zwischen Haut und Funktionsfaser herstellen, sind genauso wichtig wie die Materialauswahl.
Gerade auf meinen Reisen
fiel mir immer wieder auf, wie
sehr wir Menschen auf den
Schutz durch unsere Kleidung angewießen sind.