Kinderprojekte der Haydn Festspiele Eisenstadt

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Kinderprojekte der Haydn Festspiele Eisenstadt
Kinder, Lehrer, Schulen & Haydn Festspiele Eisenstadt
Seit 1990 beschäftigen sich die Haydn Festspiele Eisenstadt intensiv mit
dem Themenkreis „Schüler: Kunst und Kultur“.
Die Frage nach dem „Warum Kinder mit Kunst und Kultur in Kontakt
gebracht werden müssen?“, wurde und wird von anderen Stellen,
Wissenschaftlern, Politikern etc. hinreichend beantwortet, sodass wir uns
in diesem Papier auf das „Wie?“ konzentrieren.
Viele Möglichkeiten der Herangehensweise
wurden von den Haydn Festspielen dabei in der
Praxis erprobt. Schlussendlich haben sich dann
folgende Prinzipien für eine erfolgreiche Arbeit zum Thema
„Schüler: Kunst und Kultur“ für uns herauskristallisiert:
 Die Kinder müssen in ihrer Schulzeit POSITIV mit Kunst und Kultur in Berührung
gebracht werden.
 Die Kinder müssen mit dem Original-Kunstwerk in Berührung gebracht werden
Für uns im Sektor klassische Musik heißt das:
Prinzipien für Kinder/Schüler-Veranstaltungen
 Keine Veranstaltungen (z.B. öffentlichen Generalproben) in die die Kinder
unvorbereitet hineingelotst werden.
Es ist zwar das Original das dort gespielt wird, jedoch ohne Vorbereitung und ohne
dass die Protagonisten (Künstler, Musiker, Dirigenten etc.) darauf eingehen bzw.
Rücksicht nehmen, erschließt sich das Werk nicht. Ganz im Gegenteil: die
Veranstaltung wird als langweilig empfunden, und somit auch das Kunstwerk. Auch
die „Freistunde“ wird nicht als positiv gesehen, da es sowieso zu viele davon gibt.
 Wenn Kinder unvorbereitet in eine Veranstaltung geschickt werden, dann muss die
Veranstaltung von vorneherein dafür konzipiert sein.
Es ist dann z.B. nicht mehr eine Generalprobe für das Orchester bei der Kinder
zuhören dürfen (!), sondern es ist eine Veranstaltung FÜR die Kinder, die
hochprofessionell von den Künstlern/Musikern erarbeitet und vorbereitet werden
muss. Schlagwort: Die Künstler müssen sich vorbereiten, nicht die Kinder.
 Eigens entwickelte „Shows“ stehen immer in Konkurrenz bzw. im Vergleich zu
anderen Bereichen im Entertainment Sektor.
Sie müssen daher auf die Erfahrungen der Kinder in diesen Bereichen Rücksicht
nehmen: „Tom Turbo“ ist spannend, ist Action, ist multimedial. „Shows“ die Kindern
ein Kunstwerk näher bringen wollen, müssen somit von denen gemacht werden, die
sich auf diese Zielgruppe und das Format verstehen. Jedoch:
 Kein Veranstaltung, die nicht das Original im Mittelpunkt hat.
Das Kinder nur eine angenehme (positive) Zeit bei einer „Show“, aber ohne Inhalte
verbringen, ist nicht unsere Aufgabe. Es geht um das Kunstwerk selbst und was das
Kunstwerk uns/den Kindern sagen/zeigen/vermitteln kann. Daher ist die
höchstmögliche Qualität bei der Auswahl der Werke, der Künstler, der Vermittler und
der Produktionsmittel erste Voraussetzung.
Rolle von LehrerInnen bei der Kunstvermittlung
 Da der VORBEREITUNG auf ein Kunstwerk bei der Arbeit mit Kindern eine
entscheidende Bedeutung zukommt, sind die Haydn Festspiele eine Partnerschaft mit
LehrerInnen als Multiplikatoren eingegangen.
 Dafür bieten wir Hilfestellungen an
o Didaktisch aufbereitete Materialien (für den fächerübergreifenden Unterricht)
 Arbeits- und Handbücher
 Stundenbilder
 Hörbeispiele
 Notenmaterial
o Vorbereitungen
 Seminare, Workshops, Tagungen
 Fort- und Weiterbildungskurse
o Interaktive Websites für LehrerInnen und SchülerInnen
o Ausgewählte Veranstaltungen
o Patronanzen
o Vermittlung von Experten (Musiker, Künstler, Wissenschafter etc.) für den
Unterricht in der Schule
Beispiele der praktischen Umsetzung des Themas
„Schüler: Kunst und Kultur“
bei den Haydn Festspiele Eisenstadt
• „Eine Schöpfung für Kinder“
Das Oratorium „Die Schöpfung” von Joseph Haydn ist ein
herausragendes und bedeutendes Werk der abendländischen Musik. Es
ist reich an schönen Melodien, eindrucksvollen Klängen menschlicher
Stimmen und mannigfaltiger Orchesterinstrumente. Die Musik hat
Ausdruckstiefe und Phantasie. Dieses Werk zu kennen, ist ein
wertvolles Ziel kultureller Bildung im schulischen Musikunterricht.
Das Werk ist zwar von erheblicher Länge und daher für die
Vermittlung im Musikunterricht zunächst nicht nahe liegend.
Allerdings ist die Musik durch die spannende, anschauliche Schöpfungsgeschichte, durch die
Gliederung in kleinere musikalische Einheiten (Arien, Rezitative, Chöre), vor allem aber
durch die sehr volksnahe, eingängige Musik für Kinder auch schon im Grundschulalter gut
verständlich.
Darüber hinaus lässt sich die darin erzählte Geschichte der Erschaffung der Welt in ihren
Facetten in kreativer Weise beleuchten: Sie beinhalte musikalische, religiöse, ökologische,
wissenschaftliche, poetische, meteorologische und viele andere Aspekte. Sie ist somit für
einen fächerübergreifenden, ganzheitlichen Unterricht bestens geeignet.
Bei den Haydn Festspielen haben wir mit und durch „Die Schöpfung“ über die Jahre viele
positive Begegnungen zwischen Kindern/Schülern/Lehrern und der Kunst erleben können:
Arbeitsmaterialien (siehe dazu die Muster im Anhang):
 Eine Schöpfung für Kinder - Arbeitsbuch für Schüler von Margit Lentsch
(in der Schulbuchliste Nummer: 100278)
 Eine Schöpfung für Kinder – Lehrerhandbuch von Margit Lentsch
 Eine Schöpfung für Kinder – MC mit Hörbeispielen
 Eine Schöpfung für Kinder – CD mit Hörbeispielen
 Joseph Haydn, Die Schöpfung - ein Notenpaket - nach der Originalpartitur bearbeitet von
Margit Lentsch - Klavierauszug mit Singstimme (gekürzt) mit drei Beilagen: Singstimme für ein
Melodieinstrument; Rezitative für ein Melodie-Instrument und Stabspiele; Chöre, Terzett, Duett mit
Chor für Blockflöten-Ensemble
 „Es werde Licht!“ Ein Musikbilderbuch zu Joseph Haydns Oratorium „Die
Schöpfung“ - Margit Lentsch mit Kindern einer Volksschulklasse
 Eine Schöpfung für Kinder – Musikmemory mit Schülerzeichnungen zu Haydns
Oratorium
 Eine Schöpfung für Kinder – Begleitheft zur Videokassette (von einer Aufführung
bei den Haydn Festspielen Eisenstadt)
VIele dieser Materialien werden inzwischen regelmäßig in vielen österreichischen aber auch
auslandändischen (z.B. Montessori Schulen in Deutschland) Schulen eingesetzt.
LehrerInnen Vorbereitung:
(siehe dazu auch Musterworkshops, Ausschreibungstexte etc. im Anhang)
Gemeinsam mit verschiedenen Institutionen (z.B. Landesschulrat für das Burgenland,
Pädagogisches Institut, Europahaus u.a.) wurden verschiedene Module entwickelt, angeboten
und auch durchgeführt, die von _-Tagesfortbildungen bis hin zu Workshopserien über ein
ganzes Semester reichen.
Im Rahmen von Interreg-Projekten u.a. wurden diese Arbeiten mit LehrerInnen und
SchülerInnen in ganz Österreich, aber auch in Ungarn, Slowakei, Deutschland und Italien
(Südtirol) durchgeführt.
Außerhalb der Regelschulen wurden auch bereits erfolgreich Projekttage, Schulungen etc. in
Kindergärten und Behindertenlehrwerkstätten abgehalten.
Diese Arbeiten gipfeln immer in der konkreten Umsetzung mit einer Klasse bzw. Gruppe von
Kindern.
Projekttage:
Über die Vermittlung der Haydn Festspiele kommen auch Musiker, Sänger, Schauspieler,
Pantomime, Wissenschafter etc. in die Klassen und erarbeiten dort mit den Schülern einzelne
Kapiteln aus der Schöpfung. Ausgangspunkt ist immer das Werk Joseph Haydns.
Die Ergebnisse werden von den Kindern selbst in den Schulen aber auch außerhalb
(Kulturzentren, Kirchen, bei Gemeindefesten etc.) präsentiert.
Seit 1990 waren ca. 500 LehrerInnen und 7.000 Kinder direkt an der „Schöpfung für Kinder“
aktiv (!) beteiligt.
• „Hallo Haydn“
Ausgehend von der Überlegung, dass
 Musik nicht ausschließlich eine Angelegenheit des Musikunterrichts
zu sein braucht, und dass
 auch LehrerInnen Hilfsmittel an die Hand gegeben werden sollen,
die keine Musiklehrer sind, sodass
 auch andere Unterrichtsgegenstände mit musikalischen Begriffen erweitert werden
können (addieren muss nicht immer mit Äpfel und Birnen geschehen, es können auch „3
Geigen + 2 Flöten = 5 Instrumente“ ergeben)
 entwickelten wir bei den Haydn Festspiele die „Hallo Haydn – Mappe“
Dies Arbeitsmappe enthält Module für Mathematik und Deutsch, Speile, Bastelanleitungen,
Haydn Rallyes u.a.
Diese Materialien, gemeinsam mit Elmenten aus der „Schöpfung für Kinder“ sowie neu
entwickelte, waren dann die Basis für eine
• Interaktive Homepage www.kids.haydnfestival.at
„Jede Menge Interaktives zu Joseph Haydn und die Welt der Musik:
Spiele, Puzzles, Kreuzworträtsel, Memories, Quizfragen, Lückentexte,
viele Bastelanleitungen, Ideen für Bewegungsspiele, Rallyes,
Entdeckungsreisen. Lustiges, wie spannendes, in vielen Sprachen: alles
ganz einfach zum Ausprobieren und Entdecken.
Und für unsere Lehrer haben wir darüber hinaus auch viele Arbeitsblätter
zum Ausdrucken bereitgestellt. Kopieren ist daher ausdrücklich erlaubt & erwünscht.“
Diese Homepage wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und wird nach wie vor intensiv
genutzt.
• „Haydn & Die Kroaten“
Im heutigen Burgenland gibt es neben der deutschsprachigen Mehrheit
auch Minderheiten, die schon zur Zeit Joseph Haydns hier gelebt haben
(Kroaten, Ungarn und Roma). Joseph Haydn hat immer wieder
Elemente bzw. Melodien aus deren Volksmusik in seinen Werken
verwendet. Die Haydn Festspiele sind deswegen in einem mehrjährigen
KonzertZyklus diesen Spuren nachgegangen. Dabei entstanden auch für
Schulen entwickelte Programme, von denen „Haydn & Die Kroaten“
mit speziellen Materialien (siehe Anhang) und Projekten aufbereitet
wurde.
 Haydn & Die Kroaten - Arbeitsmappe
 Haydn & Die Kroaten – CD mit Hörbeispielen
 Haydn & Die Kroaten – „Email von Haydn“ – DVD
• „Klassen-Patronanzen“
Von Zeit zu Zeit übernehmen die Haydn Festspiele eine
Patronanz
 über eine Schulklasse
 die Patronanz währt ein Schuljahr
 ein Ziel ist ein reguläres Konzert am Ende des Schuljahres im Rahmen der
Konzertsaison der Haydn Festspiele, zu dem die Klasse eingeladen wird
 die Schüler werden auf diese Werke ein Schuljahr lang vorbereitet
 die LehrerInnen bauen in ihren Unterricht verschiedene Elemente rund um den Betrieb
der Haydn Festspiele und dem musikalischen Geschehen ein
 Schüler bekommen Einblick in die Tätigkeit der Organisation der Haydn Festspiele
bei Bürobesuchen (was ist/macht ein Konzertveranstalter?)
 Mitarbeiter und Künstler der Haydn Festspiele kommen in die Klasse und arbeiten an
eigenen Fragestellungen mit den SchülerInnen
 Die SchülerInnen erabeiten ein kleines Projekt und benützen dazu die Infrastruktur der
Haydn Festspiele – für Planung, Durchführung und Präsentation
• „Orchesterworkshops“
Das Orchester und sein Dirigent (in unserem Fall Die HaydnAkademie unter Anton
Gabmayer) stellen sich für Workshops mit Kindern und Jugendliche zur Verfügung.
Diese Workshops sind „durchkomponiert“ – aber KEINE Konzerte.
Es werden dazu Themen entwickelt, die mit Hilfe der Musiker und der Kunst hör- und
begreifbar gemacht werden. Bis dato gibt es zwei ausgearbeitete und durchgeführte Themen:
 "…… Musik, Spiegel des Berufslebens"
I. Zweck des Projektes
Schüler und Jugendliche sollen anhand des „Betriebes Orchester“ Werte erkennen, die in der
Gesellschaft aber auch für die persönliche Entwicklung junger Menschen wichtig sind. Das
Projekt dient der Vorbereitung auf Erfordernisse im Berufsleben. Gleichzeitig ist die Auswahl
der Musikstücke so gewählt, dass sie junge Menschen beeindrucken kann; denn Musik ist
eine Bereicherung im Leben und fördert die Entwicklung junger Menschen (soziales
Verhalten, Sensibilität, Kreativität etc). Mit geringen Modifikationen kann dieses Projekt auch
in der Personalentwicklung von Unternehmen
eingesetzt werden.
II. Methode des Projekts
Dieses Projekt ist NICHT als "Konzert für Schüler" gedacht. Ebenso NICHT als
"Musikvermittlungsprogramm" bei dem z.B. musikalische Formen ("was ist eine
Symphonie") erklärt werden. Die Musik ist das Medium, aber nicht „Mittelpunkt“ des
Projekts. Ihre Aufgabe liegt darin, die Inhalte des Projektes hör- und sichtbar zu machen. Die
Programmpunkte werden entsprechend kommentiert und mit einem Symphonieorchester
präsentiert.
Beispiel:
„Was geschieht, wenn im Leben / im Beruf jeder macht was er will?“
=> übertragen auf die musikalische Präsentation:
"Wie klingt Mozarts Figaro Ouvertüre, wenn jeder Musiker so spielt wie er möchte?"
 … die Kraft der Phantasie
Im Mittelpunkt steht Phantasie und Kreativität. Sie sollen bei den TeilnehmerInnen sowohl im
Sinne von „Erkennen“ gestärkt, als auch im Sinne von „eigenem Tun“ gefördert werden.
Kreativität ist ein wichtiger Baustein für ein abwechslungsreiches und erfolgreiches Leben.
Die Musik Joseph Haydns dem phantasievollsten Komponisten der Musikgeschichte - ist dabei Inspiration und Beispiel.
Einige kurze Beispiele
Beispiel a) - „Wie aus dem NICHTS etwas werden kann“:
Den Teilnehmern wird vor Augen geführt, wie viele unbedeutende Kleinigkeiten in jedem
Haushalt zu finden sind - und wie sie lebendig werden, wenn man sie wahrnimmt und mit
Phantasie etwas daraus formt. Dazu wird zunächst das Ticken einer Uhr „präsentiert“ und
anschließend das Andante aus Haydns Symphonie 101 – „Die Uhr“ gespielt. Die
SchülerInnen können andere Beispiele ansprechen.
Beispiel b) – „Wie man etwas‚ durch die Blume’ sagen kann“:
Eine der Überlieferungen aus Haydns Leben rankt sich um die Entstehungsgeschichte seiner
„Abschiedssymphonie“. Unter gleichzeitiger Präsentation der entsprechenden Musik wird
gezeigt, wie man mit Kreativität etwas auszudrücken kann, was man mit Worten eigentlich
nicht sagen darf. Das Spannungsverhältnis zwischen "Autorität" einerseits und den
Möglichkeiten ihr mit Phantasie - harmonisch - zu begegnen wird aufgezeigt.
Beispiel c) – „Vielfalt durch Variation und Verzierung“
Die Variations- und Verzierungskunst in Haydns Musik ist ein gutes Beispiel, wie durch
kleine Änderungen stets "Neues" erschaffen wird. Übertragen auf den Alltag können damit
monotone Situationen für jeden einzelnen wieder "interessant" und lebendig werden.