Projektbroschüre

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Projektbroschüre
Klimafolgenanpassung an Gewässern
Quartiere entwickeln in NRW.
Ruhr-Renaturierung Stadt Arnsberg
Quartiere entwickeln in NRW
Die Idee
Quartiere entwickeln
Eine von vier Themenwelten der KlimaExpo.NRW
Durch seine charakteristische Kombination von hochverdichteten und industriell geprägten Metropolregionen und umgebenden ländlichen Räumen ist Nordrhein-Westfalen ein idea-
Mehr Natur statt
mehr Technik
Der Hochwasseraktionsplan Ruhr zeigt die drohende Gefahr anhand
konkreter Zahlen: Bei einem Jahrhunderthochwasser würde die Hälfte aller Schäden entlang der Ruhr die Stadt Arnsberg treffen – in Höhe
von geschätzten 15 Millionen Euro. Die Antwort von Arnsberg: vorbeugender Hochwasserschutz durch Renaturierung.
les Klima-Labor. Dieses produktive Spannungsfeld macht das
Selbst bei weniger dramatischen Hochwassern drohten der 73.000-Einwoh-
Land zur dynamischen Keimzelle für den klimagerechten Um-
ner-Stadt im Sauerland beträchtliche Schäden: In der Vergangenheit war es
durch Starkregen bereits mehrfach zu massiven Überschwemmungen im Stadt-
bau urbaner Infrastrukturen, die Entwicklung ländlicher Räume
gebiet gekommen. Diesem Problem allein durch technische Maßnahmen zu
und die klimafreundliche Neuorganisation von Stadt-Land-Beziehungen: durch energie- und klimaorientierte Stadt- und
Quartiersentwicklung, die konsequente Nutzung Erneuerbarer
begegnen, wäre nicht nur kostenintensiv und wenig zuverlässig, sondern würde
sich auch nachteilig auf Natur und Stadtbild auswirken.
„Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die Landschaft an die zunehmenden
Starkregenereignisse anzupassen, die ein Resultat des Klimawandels sind“, sagt
Energien oder durch intelligente Klimafolgenanpassungen –
Arnsbergs Bürgermeister Hans-Josef Vogel. Im Zuge dieser Anpassungsmaß-
wie die Ruhr-Renaturierung der Stadt Arnsberg.
– quer durch das Stadtgebiet. Das Ergebnis ist nicht nur ein natürlicher Hoch-
nahme wurde die Ruhr bei Arnsberg bisher auf rund 12 Kilometern renaturiert
wasserschutz, sondern auch ein wieder aufblühendes Ökosystem und ein neues
Naherholungsgebiet mit hoher Anziehungskraft.
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Maßnahmenpakete sind zur
Renaturierung der Ruhr bei
Arnsberg vorgesehen.
50 %
der Schäden bei einem Jahrhunderthochwasser entlang der Ruhr entstünden in Arnsberg.
20
12
Maßnahmenpakete
sind bereits umgesetzt.
km
km
Auf mehreren Abschnitten mit
dieser Gesamtlänge wurde die Ruhr
bei Arnsberg bisher renaturiert.
15 Mio. Euro
betrüge der geschätzte Schaden bei
einem Jahrhunderthochwasser für
die Stadt.
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Das Projekt
Durch diese Entgrenzung konnte die Ruhr wieder einen natür-
Vom Kanal zum
Ruhr-Erlebnis
tiefen und flachen Stellen, schnell fließenden und ruhigen
lichen und abwechslungsreichen Flusslauf entwickeln – mit
Abschnitten. So entstanden neue Lebensräume für Flora und
Fauna und eine größere Artenvielfalt. Von der profitieren unter
„Früher war die Ruhr hier wie ein Kanal“, erinnert sich Hans-Jo-
anderem auch die ansässigen Anglervereine: Die befischen
sef Vogel. Weil der begradigte und eingepferchte Fluss ins-
Natürlicher Flusslauf
für neue Lebensräume
besondere die im Frühjahr anfallenden Regenmengen nicht
aufnehmen konnte, kam es in diesem Zeitraum regelmäßig zu
Überschwemmungen. Darüber hinaus wurden die benachbarten Flächen am Ufer landwirtschaftlich genutzt – mit negativen
Auswirkungen auf die Wasserqualität.
„Heute hat sich die Tallandschaft total verändert“, freut sich der
Arnsberger Bürgermeister: „Naturpark und Naherholungsgebiet bieten jetzt ein echtes Ruhr-Erlebnis.“ Das hat neben ökologischen auch ökonomische Effekte: Anwohner und Touristen
zieht es wieder an die Ruhr, Gastronomie hat sich angesiedelt
und auch der vorbeugende Hochwasserschutz funktioniert.
Steigende Wasserspiegel werden jetzt durch die renaturierte
„Dieses Projekt hat nicht nur die Wasserqualität und Artenvielfalt der Ruhr
deutlich verbessert, es hat auch die
Lebensqualität in der Region erhöht
und den Fluss wieder zu einem Magneten für die Menschen aus der Umgebung gemacht.“
und bewirtschaften ein gepachtetes Teilstück des Flusses und
beobachten nach der Renaturierung eine positive Entwicklung
der Wasserqualität und wachsende Fischbestände – zum Beispiel von Esche und Forelle.
Für die Renaturierungsstrecken wurden Standorte gewählt,
an denen im Fall eines Hochwassers die größten Schäden zu
erwarten wären – also in erster Linie in besiedelten Gebieten.
Bauliche Maßnahmen waren unter anderem die Aufweitung
des Flussquerschnitts und das Entfernen von Uferverbauungen, das Ersetzen von Betonsicherungen durch naturnah aufgeschüttete Steine direkt an der zu sichernden Infrastruktur,
nicht am Ufer und das Anlegen von Stillwasserbereichen.
Fläche aufgefangen. Zusätzlich werden zwar technische Vorkehrungen zum Hochwasserschutz getroffen, aber die wären
ohne Renaturierung um ein Vielfaches aufwändiger und kostenintensiver gewesen.
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Lennart Wermelt, Sportfischerverein
Gut Wasserwaid e. V.
Quartiere entwickeln in NRW
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Bürgerakzeptanz durch
Synergien und Beteiligung
Bei der Realisierung des Projekts setzte die Stadt auf eine
breite Beteiligung. „Wir haben darauf geachtet, nicht nur die
Verwaltung und die zuständigen Techniker mit einzubeziehen,
sondern unter anderem auch den Heimatbund, Schulklassen
und die ansässigen Anglervereine“, betont der Bürgermeister: „Es war ein Projekt Vieler.“ Ein weiterer Grund für die hohe
Akzeptanz bei den Bürgern war die Schaffung von Synergien –
wie etwa die Verwendung des Bodenaushubs für einen Lärmschutzwall an der benachbarten Autobahn.
Motor für den Fortschritt
„Dieses Projekt ist weit mehr
als nur ein Klimaschutzprojekt. Es hat einen Mentalitätswandel angestoßen und ein
ganz neues Bewusstsein gegenüber der Natur und der
Region geschaffen.“
Die Grundfinanzierung wurde durch eine Förderung des Landes aus Mitteln zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie
(WRRL) gesichert. Der städtische Anteil konnte aus Ausgleichs­
abgaben – den so genannten Ökopunkten – finanziert werden.
Start einer RenaturierungsBewegung
Mit der Renaturierung der Ruhr auf rund 12 Kilometern konnte die
Stadt Arnsberg gleich mehrere ökologische und ökonomische Effekte auslösen: Neben vorbeugendem Hochwasserschutz entstand
eine naturnahe Parklandschaft als Naherholungsgebiet. Der RuhrtalRadweg und die ökologische Struktur der Region wurden aufgewertet und in den Bereichen Tourismus und Gastronomie entstanden neue Arbeitsplätze.
Diese vielfältigen Vorteile haben bereits das Interesse von Strukturentwicklungsinitiativen und benachbarten Kommunen geweckt.
Hans-Josef Vogel,
Bürgermeister Stadt Arnsberg
„Wir werden oft auf dieses Projekt angesprochen und machen gerne Werbung dafür“, sagt Hans-Josef Vogel. „Mittlerweile ist daraus
sogar eine kleine Renaturierungs-Bewegung entstanden.“ Die soll
Die leisten beispielsweise Unternehmen oder private Bauher-
auch in Zukunft dafür sorgen, dass intelligent realisierte Klimafol-
ren, wenn sie in die Natur eingreifen und Flächen versiegeln.
genanpassung der Natur wieder mehr Raum verschaffen und dabei
Damit war das Projekt für den städtischen Haushalt annähernd
die Lebensqualität der Menschen verbessern – im Ruhrgebiet, in
kostenneutral. „Unsere Investition bestand in erster Linie aus
ganz NRW und darüber hinaus.
Ideen, Koordinationsaufwand und dem Management des Projektablaufs“, sagt Hans-Josef Vogel.
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Quartiere entwickeln in NRW
Quartiere entwickeln in NRW
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Expo Fortschrittsmotor
Klimaschutz GmbH
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
0209-408599-0
[email protected]
www.klimaexpo-nrw.de
Stadt Arnsberg
Rathausplatz 1
59759 Arnsberg
02932-20 10
[email protected]
www.arnsberg.de
Die Ruhr-Renaturierung der Stadt Arnsberg ist ein
Ausgezeichnetes Projekt der KlimaExpo.NRW.
Im Auftrag der Landesregierung präsentiert die KlimaExpo.NRW
das technologische und wirtschaftliche Potenzial Nordrhein-Westfalens in den Bereichen Energiewende, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung. Die Initiative ist Leistungsschau und Ideenlabor für den Standort NRW. In dieser Funktion zeichnet die
KlimaExpo.NRW jährlich aus allen qualifizierten Projekten zwölf
Projekte aus, die den Fortschrittsmotor Klimaschutz besonders
gut veranschaulichen.