Olympica - nicht nach einem Sportereignis, sondern

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Olympica - nicht nach einem Sportereignis, sondern
Test & Technik Lautsprecher
Gran Teatro
Olympica - nicht nach einem Sportereignis, sondern nach
einem Theater ist die neue, gut 10.000 Euro teure Superbox
benannt. Doch nicht nach irgendeinem: Im italienischen
Vicenza liegt die Wiege der neuzeitlichen Theaterkultur –
und die Heimat von Sonus faber.
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ass Sonus faber, die wohl
italienischste aller Lautsprecher-Manufakturen, kostspielige Boxenträume in Holz
und Leder beherrscht, ist bekannt. Dass die wesentlichen
Kerntechnologien der „großen“
Aida endlich auch im „normalen“ High-End-Bereich ankommen, dürfte Sonus-Fans erfreuen: Das Spitzenmodell der
neuen Serie, die Olympica III,
kostet nur 10.800 Euro und ist
hinsichtlich Optik und Haptik
ein Vielfaches wert. Gewidmet
ist sie nicht etwa einem Geigenbaumeister, sondern dem Teatro
Olimpico des italienischen
Renaissance-Architekten Andrea Palladio.
Der 1585 in Vicenza unweit
der Sonus-Produktionsstätte
errichtete Bau gilt als das erste
feststehende Theater der Neuzeit. Die Form des antiken Amphitheaters mit steil ansteigenden Zuschauerreihen erschien Palladio als die beste
im Hinblick auf Akustik und
Sicht. Anders als die antiken
Vorbilder überdachte er sein
Haus.
Bei der Formgebung ließen
sich die Entwickler aber nicht
vom Theater inspirieren, müssen doch die Schallanteile in
einem Lautsprechergehäuse
möglichst bedämpft oder zumindest resonanzfrei, statt zum
Zuhörer transportiert werden.
Die Grundformen der Instrumente Lyra und Laute, die sonst
bei Sonus faber zum Einsatz
kommen, wurden hier zu einer
asymmetrischen Grundform
erweitert. Bei Gehäuseverarbeitung und Materialwahl
entschieden sich die Konstrukteure für eine „Back to the
Roots“-Strategie: Kopf- und
Bodenteil sind aus Massivholz
gefertigt und die Seitenwangen aus gebogenem
Schichtholz mit edelster
Furnierung. Schallwand, Kopfteil und
Rücken sind mit
feinst vernähtem
Echtleder verkleidet, das wie das
Lenkrad eines
Maserati
zum Streicheln einlädt.
Die Grundform der Olympica ist nach hinten asymmetrisch verjüngt,
um das Gehäuse resonanzfester zu machen und stehende Wellen zu
verhindern. Zwischen Holzseite und Lederrücken sieht man Durchlass und Gitter für die über ein Meter hohen Bassreflexschlitze.
Nur vom Allerfeinsten
Die technologischen Zutaten
sind direkt von der immerhin
achtmal so teuren Superbox
Aida abgeleitet: Der Gewebehochtöner und seine Schwingspule fallen mit 29 mm Durchmesser außergewöhnlich groß
aus. Die Membran weist jedoch
eine ungewöhnlich hohe innere
Dämpfung auf, weshalb sie zur
Mitte hin zunehmend ausgeblendet wird. Ein kleiner „Arrow Point“ aus Metall reduziert
Interferenzen zwischen den
Schallanteilen. Das soll die
Vorteile des schnellen, partial
schwingungsfreien Ringstrahlers mit denen der gutmütiger
abstrahlenden und tiefer laufenden Kalotte vereinen.
Letztere hilft enorm bei
der tiefen Trennfrequenz
von 2500 Hz, die einen
sanften Übergang des
Abstrahlverhaltens
zum Mitteltöner
begünstigt.
Die Weiche
ist nach den
Grundsätzen bei
Sonus faber mit einer sich verändernden Flankensteilheit berechnet. Diese Technik setzt
beim Hochtöner höhere Leistungsreserven voraus, die die
große Ringkalotte bietet – der
Mitteltöner muss besonders resonanzarm und partial schwingungsfrei agieren. Bei dem
15-Zentimeter-Konus wurden
daher Membranen aus verschiedenen Naturfasern eingesetzt,
die im Gegensatz zu klassischer
Pappe nicht gepresst, sondern
wie Papier in alten Zeiten luftgetrocknet werden. Verbleibende Poren werden durch eine
spezielle Oberflächenversiegelung geschlossen.
Das Paar Tieftöner, das erst
unterhalb 250 Hz angreifen
muss, wurde dagegen aus einer
Sandwich-Membran gefertigt:
in der Mitte aus ultrafestem
Spezial-Schaumstoff und aus
zwei Lagen Zellulose-Verbundstoff außen und innen. Damit
zeigen sich die beiden 7-Zöller
als direkte Abkömmlinge der
Aida-Tieftöner.
Doch im Gegensatz zu Letzteren müssen sie ohne einen
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zusätzlichen Subwoofer im Boden auskommen. Um trotzdem
Tiefgang zu erreichen und die
gleichmäßige Anregung des
Raumes zu nutzen, wurden die
Reflexrohre durch langgezogene Schlitze ersetzt, die im
hinteren Teil der Box sitzen und
breitbandiger arbeiten als klassische Rohre.
Alte Meister
Die Mission „großer Bass aus
wohnzimmertauglicher Box“
darf als bravourös gemeistert
angesehen werden: Bei Jacques
Loussiers „Best of Play Bach“
stellte die Olympica Kontrabass
und Schlagzeug auf ein beeindruckend riesiges TiefstbassFundament, ohne den teilweise
schnellen Läufen Wendig- und
Spritzigkeit zu nehmen. Der
Flügel des französischen Crossover-Pioniers klang etwas
schlanker als sonst, aber farbenfroh und mit extrem gut schattierter Anschlagdynamik. Im
Mittelhochton zündete die Sonus faber ein wahres Feuerwerk
von dynamischen Details und
leuchtete fein und ultratransparent das Klangbild aus, ohne je
angestrengt zu klingen.
Vor allem bei großen Chören
spielte sie ihre überragend feintransparente Auflösung aus:
Beim „Dies Irae“ von Verdis
„Requiem“ (Pappano) war der
ganze Raum mit Sängern gefüllt, ohne dass das Klangbild
„dicht“ erschienen wäre. Dazu
servierte sie einen weit in die
Tiefe gestaffelten, farbenfroh
projizierten, wenn auch etwas
kammerorchestralen Instrumentenklang und wahrhaft furchteinflößend die hart angeschlagenen großen Trommeln. Doch
auch im absoluten Pianissimo,
wenn sich die zarte Stimme von
Anja Harteros in schwindelerregende Höhen über dem Acappella-Chor erhebt: Die „III“
stellte diesen Gänsehaut-Moment nicht nur betörend schön,
sondern auch blitzsauber und
völlig homogen dar. Mit der
Olympica wird der Traum von
vollendeter Schönheit und
höchsten Klangweihen wahr.
Malte Ruhnke ■
Die feinst gewobene Stoffkalotte
ist mittig mit einem Dämpfer
fixiert und agiert damit partiell
wie ein Ringstrahler. Die
Metallnadel harmonisiert zudem
das Rundstrahlverhalten.
Die massigen Bi-Wiring-Terminals sind SF-exklusiv. Große
Kabelschuhe müssen zur
Vermeidung von Kurzschlüssen
genau platziert werden. Links
wieder der Bassreflexschlitz.
Frequenzweiche und Abstimmung
Die Sandwich-Membran
Eine Frequenzweiche zu
berechnen, die einen
glatten Amplitudengang
erzeugt, ist heute mit
Simulationsprogrammen
keine große Kunst mehr.
Die Übergänge beeinflussen jedoch nicht nur die
Amplitude, sondern auch
den Klirr, das Abstrahlverhalten sowie den
Phasengang eines Lautsprechers.
Der ewigen Frage, ob
steilflankige Weichen
(weniger Klirr) oder flache
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(geringste Phasendrehungen) das Ideal darstellen, entzieht sich Sonusfaber-Chefentwickler Paolo
Tezzon (rechts oben) durch
einen Kompromiss: Im
Übergangsbereich werden
die Filter, wo möglich, als
phasenfreundliche 6-dBVariante ausgelegt; je
weiter sich die Frequenz
von der Trennfrequenz
entfernt, desto steiler wird
der „Progressive Slope“.
Außer für eine Minimierung
des Klirrs gegenüber
des Tieftöners besteht aus
zwei Lagen Spezial-Pappe
und einem mittigen
Schaumstoffkonus. Die
Überhang-Schwingspule
ist dank vieler Wicklungen
flachen Weichen sorgt dies
für einen guten Kompromiss im Abstrahlverhalten
– sprich: einen harmonischeren Übergang.
Doch das letzte Wort hat
bei Sonus faber immer das
Ohr. Das „Voicing“ der Box
wird im Echtzeit-Hörtest an
den Bauteilen optimiert.
magnetfeldstark und kann
hinter der schwarzgelben
Zentrierspinne absolut
kompressionsfrei „atmen“.
Sonus faber Olympica3
10.800 Euro (lt. Hersteller)
Vertrieb: Audio Reference, Hamburg
Telefon: 040 / 533 203 59
www.audio-reference.de
www.sonusfaber.com
Auslandsvertretungen: siehe Internet
Maße: B: 40,5 x H: 111 x T: 51 cm
Gewicht: 12 kg
Aufstellungstipp: freistehend,
Hörabstand ab 2,5 m, normal/gut
bedämpfte Räume ab 20 m²
Messwerte
Frequenzgang & Impedanzverlauf
100 dB
Sonus Faber Olympica III
axial
Frequenzgang
10*hoch
30*seitl.
90 dB
80 dB
70 dB
16 Ohm
8 Ohm
60 dB
4 Ohm
2 Ohm
Impedanzverlauf
50 dB
10 Hz
100 Hz
1 kHz
10 kHz
1 Ohm
40 kHz
Neutral mit minimaler Präsenzsenke
und hervorragendem Rundstrahlverhalten, niedrige Impedanz
Pegel- & Klirrverlauf 85-100 dB SPL
110 dB
Sonus Faber Olympica III
85 dB
Pegel- & Klirrverlauf
90 dB
95 dB
100 dB
100 dB
90 dB
80 dB
70 dB
60 dB
50 dB
20 Hz
50 Hz
100 Hz
200 Hz
500 Hz
1 kHz
2 kHz
5 kHz
Insgesamt sehr wenig Klirr, auch im
Bass, minimal erhöht im 1K-Bereich
stereoplay Kompatibilitätsdiagramm
Spannung
11,2 V
Impedanz-∆
2,7-24 Ω
Strombedarf
4,1 A
Benötigt mittlere Leistungen, aber
stabile Pegellieferung.
Untere Grenzfreq. -3/-6 dB 52/38 Hz
Maximalpg. 105,5 dB (> 80 Hz: 108,5 dB)
11
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Abbildung
2
11
Bassqualität
6
14
Grenzdynamik
10
13
Feinauflösung
14
Natürlichkeit
Bewertung
Klang
0
10
63
20
Messwerte
30
40
50
60
70
■■■■■■■■■■
Praxis
■■■■■■■■■■
Wertigkeit
8
4
10
■■■■■■■■■■
Handwerklich ein Traum von
einem Lautsprecher, beherrscht
die Olympica auch die Erfüllung
audiophiler Träume: Ihre mühelos aufgelöste Transparenz, der
weite Raum und die behände
Dynamik sind ebenso höchste
Klasse wie ihre Klangfarben.
stereoplay Testurteil
Klang
absolute Spitzenklasse 63 Punkte
Gesamturteil
sehr gut
Preis/Leistung
85 Punkte
überragend
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