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ZWST informiert
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.
Ausgabe 3 • September 2010
Liebe Leserinnen und Leser!
Editorial
S
ehr schnell ist wieder ein Jahr herumgegangen unsere Erfahrungen gemacht und viel gelernt. Wir
und ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen möchten weiter mit Ihnen gemeinsam lernen mit
ein gutes Neues Jahr, Gesundheit und Frieden zu Blick auf eine, auch zukünftig starke Gemeinschaft,
wünschen! Schana towa, schnat bri’ut we schalom! in der Sie sich gut aufgehoben und integriert fühlen.
Mögen alle Ihre Wünsche für das Jahr 5771 in Dies betone ich auch mit Blick auf den erfolgreiErfüllung gehen und Ihre Alltagssorgen unwichtig chen Abschluss eines seit Bestehen der ZWST in
werden!
dieser Form erstmaligen Fortbildungsprojektes
„Jüdische
Sozialarbeit“.Lesen Sie mehr darüber auf
Nach 20 Jahren Zuwanderung und Integration ist
den
folgenden
Seiten. In der vorliegenden Ausgabe
es an der Zeit, Rückschau zu halten. Es war und
ist kein einfacher Weg für uns alle und doch haben erhalten Sie außerdem einen bunten Eindruck
wir eine gewaltige Leistung vollbracht: Die jüdische unserer Sommermachanot in Bad Sobernheim,
Gemeinschaft in Deutschland hat sich mehr als Italien, Spanien und Israel. Auch informieren wir
verdreifacht, neue Gemeinden wurden gegründet Sie über den Beginn des neuen Zertifikatskurses
oder wieder aufgebaut. Das hätte man vor 20 Jah- „Gemeindesozialarbeit“(S.12-13),über Beratungsren noch nicht für möglich gehalten. Dazu gehört möglichkeiten für Angehörige von Menschen mit
auch die niemals abgeschlossene Entwicklung Behinderung und den Treffpunkt für Holocaustüeiner starken, jüdischen Identität. Das bedeutet berlebende in der JKG Recklinghausen (S.14, 15).
für jeden Einzelnen von Ihnen etwas anderes, aber Für ein gutes Jahr möget ihr in das Buch des Lebens
allen gemeinsam ist die Teilhabe an einem vielfälti- eingeschrieben werden - LeSchana towa tikatewu
gen Angebot in den Gemeinden und anderen jüdi- wetichatemu!
schen Einrichtungen. In diesen 20 Jahren haben wir Ihr Beni Bloch, Direktor der ZWST
Die Ministerpräsidentin
Thüringens,
Christine Lieberknecht
überreicht der
Absolventin
Natascha Vronska
ihre Urkunde
Fotos:
Rafael Herlich
1
Impressum
Hrsg.:
Zentralwohlfahrtsstelle
Hebelstr. 6
60318 Frankfurt
Tel.: 069/94 43 71-0
Fax: 069/49 48 17
www.zwst.org
Redaktion u. Satz:
Heike von Bassewitz
Tel.:069/94 43 71-21
[email protected]
Satz & Druck:
adc • Lindenfels
Andrej Kulakowski
Feierliche Zeugnisübergabe im ErfurterRathaus
„Wer sich bildet - will bleiben“!
A
m 25. August 2010 konnte die ZWST im Rahmen einer festlichen Veranstaltung im Erfurter
Rathaus 20 erfolgreichen Projektteilnehmern zu
ihrem „Bachelor of Arts Soziale Arbeit“ gratulieren. Der Vorstandsvorsitzende der ZWST, Herr
Ebi Lehrer, betonte in seiner Festrede: „Dass wir
Ihnen heute diese akademische Urkunde überreichen können, ist ein Erfolg, der Gefühle wie Stolz
und Dankbarkeit hervorruft!“ Ein besonderer
Wert wurde der Abschlussveranstaltung durch die
Anwesenheit der Thüringer Ministerpräsidentin
Christine Lieberknecht und des Geschäftsführers
des Zentralrates der Juden, Stephan Kramer verliehen.
Durch die Förderung der Dorothea-Gould-Foundation hatte die ZWST erstmalig die Möglichkeit,
in Kooperation mit der FH Erfurt, ein berufsbegleitendes Fortbildungsprojekt mit einem Universitätsabschluss durchzuführen. Die ZWST richtet
daher ihren ausdrücklichen Dank an Frau Shira
Herzog, die Vertreterin der Stiftung. Ein weiterer
Dank geht an Prof. Dr. Heinrich Kill, Rektor der
FH Erfurt und an alle Lehrkräfte und Referenten,
die für die professionelle und zielgerechte Wissensvermittlung in einem auch für sie ungewohnten
Lehrprojekt gesorgt haben. Dies gilt insbesondere
2
Ausgabe 3
Sept. 2010 • Seite 1
Fortbildungsprojekt „Jüdische Sozialarbeit“ (BA)
Eine ungewöhnliche
Geste: Auch die
Lehrkräfte bekommen
Geschenkurkunden
Absolventin Lea Floh
mit....
...Prof.Dr. Doron Kiesel,
FH Erfurt
... Prof. Dr. Heinrich Kill,
Rektor der FH Erfurt
... Dr. Martin Geissler,
FH Erfurt
Absolvent Boris Bujanov
mit Prof.Dr. Esther
Weitzel-Polzer
Fotos:
Rafael Herlich
ZWST
informiert • Seite 2
für Prof. Dr. Doron Kiesel und Prof. Dr.
Esther Weitzel-Polzer, die darüber hinaus
den Studenten als Berater und Betreuer zur
Verfügung standen.
Die Ministerpräsidentin ließ es sich trotz ihrer
knappen Zeit nicht nehmen, den 20 Absolventen
ihre Bachelor-Urkunden persönlich zu überreichen: „Es kommt in meinem Amt nicht so oft vor,
dass ich Hochschulzeugnisse überreiche!“ Mit
dieser Geste würdigte Frau Lieberknecht die
überdurchschnittlichen Prüfungsergebnisse der
Teilnehmer und überbrachte ihnen einen herzlichen Glückwunsch im Namen der Landesregierung.
„Wer ein Haus baut, will bleiben.“ Diesen Leitsatz
der überlebenden Juden, die nach dem 2. Weltkrieg die jüdischen Gemeinden in Deutschland
wiederaufbauten, übertrug die Ministerpräsidentin
in ihrer Rede auf die erfolgreichen Absolventen,
die alle aus der ehemaligen SU zugewandert sind:
„Wer sich bildet, entscheidet sich zu bleiben.“ Die
Einsatzbereitschaft der Studenten sei eine Bereicherung für das jüdische Leben in Deutschland.
Herr Lehrer würdigte in seiner Festrede die
besondere Leistung der Teilnehmer: „Sie haben
zielstrebig durchgehalten und sich starkgemacht,
um das am Anfang noch ferne Ziel nicht aus den
Augen zu verlieren. Ihr Erfolg ist eine Bestätigung
für die ZWST, dass wir mit unserem Engagement
für die berufliche Integration von Zuwanderern auf
dem richtigen Weg sind. Gleichzeitig machen wir
unsere Erfahrungen: Was könnte man besser oder
anders machen. Darum ist uns auch die laufende
Rücksprache mit den Projektteilnehmern sehr
wichtig gewesen. Ihr Erfolg spornt die ZWST, ihre
Mitarbeiter und Berater an, weitere Projekte dieser
Art zu initiieren und alle Fördermöglichkeiten und
Ressourcen auszuschöpfen!“
Prof. Kill, Rektor der FH Erfurt betonte, dass eine
80 %-Erfolgsquote wie in diesem Projekt auch der
eigenen Hochschule als Ganzes zu wünschen wäre.
Auch die Lehrenden konnten von ihren in der
Mehrheit berufstätigen Studenten mehr darüber
erfahren, was in der täglichen Praxis der interkulturellen und integrativen Sozialarbeit geschieht. Aus
den Sprüchen der Väter lernen wir: „Ein Lehrer,
der anderen etwas beibringt, macht nicht nur seine
Schüler klüger, sondern auch sich selbst“.
Orientierten sich auch die Lehrinhalte des Ausbildungsprojekts am Grundstudiengang Soziale
Arbeit, so hatten doch die Inhalte jüdischer Sozialarbeit und jüdischer Ethik die Studenten begleitet.
Nicht umsonst hat das ewige Lernen im Judentum
eine hohe Bedeutung. Die Absolventen dieses Studienganges leisten ihren Beitrag als selbstbewusste
und professionelle Sozialarbeiter zur Festigung
einer jüdischen Identität und somit auch für eine
starke jüdische Gemeinschaft.
So wie dieses Projekt als Brücke zwischen Hochschulstudium und berufsbegleitender Weiterbil1
Vorstandsvorsitzender Ebi Lehrer, Leiterin des
ZWST-Sozialreferates Paulette Weber, Direktor Beni
Bloch mit den Absolventen (v.li.) Jana Stachevski,
Larissa Karwin und Polina Flihler, die zum ZWSTMitarbeiterteam gehören
dung betrachtet werden kann, haben auch die
Absolventen eine Brücke gebaut. Eine Brücke,
deren Träger immer wieder neu stabilisiert und ausgerichtet werden mussten. In ihrer Rede betonte
Frau Lea Floh, selbst erfolgreiche Absolventin und
Vorsitzende der JG Mönchengladbach: „Nach der
Ankunft in Deutschland, war es ein steiniger Weg
der Identitätsfindung für uns alle, es war schwer
eine berufliche Nische zu finden.
Doch dieses Studienprojekt bedeutete für uns
eine große Chance und in den dreieinhalb Jahren
ist viel passiert: Viele von uns haben während des
Studiums einen festen Job bekommen, es wurde
geheiratet, Babys wurden geboren, wir sind umgezogen ...“ Mit einem Augenzwinkern drückte Frau
Floh den Dank aller Teilnehmer aus, in dem sie an
den ZWST-Direktor Beni Bloch appellierte: „Wir
sind bereit und warten auf den Masterstudiengang.
Bleiben Sie gesund und uns erhalten!“
Eine ganz besondere Geste sorgte bei allen Anwesenden im festlichen Rathaussaal für Aufmerksamkeit: Nicht nur die erfolgreichen Studenten
bekamen ihre Urkunden. Die Absolventen selbst
drückten ebenfalls ihren Dank aus, indem sie den
Lehrkräften und Initiatoren des Studiums eine
Geschenkmappe überreichten, die unter anderem
eine Urkunde des Jüdischen Nationalfonds (Keren
Kayemeth Leisrael, KKL) für das Pflanzen eines
Baumes in Israel enthielt (Fotos li.).
Die ZWST wünscht den Absolventen und ihren
Familien alles erdenklich Gute sowie die erforderliche Kraft und Zuversicht im Berufsalltag. Möge
sich all das erfüllen, was Ihnen für ihre weiteren
beruflichen Perspektiven wichtig ist!
HvB, ZWST
Fortbildungsprojekt „Jüdische Sozialarbeit“ (BA)
„Kein einfacher Spaziergang“: Vier Projektteilnehmer ziehen Bilanz
Alex Kenigstein:
38, Pädagoge, verheiratet, aus der Ukraine, seit 1999
in D., lebt in Schwalbach a.Taunus und ist Erzieher
im Grundschulbereich
wichtig: wir haben ein gutes „Zeitmanagement“
gelernt! Jetzt spüre ich, wie hilfreich die Studieninhalte für meine Arbeit sind, ich kann das Gelernte
täglich anwenden.
Alex: Ich bin froh, dass ich mein angestrebtes Ziel,
einen B.A.-Abschluss zu erwerben, erreicht habe
46, Dipl.-Biologin, Lehrerin für Biologie u. Che- und die Herausforderungen erfolgreich bewältigen
mie, verheiratet, au s Czernowitz (Ukraine), lebt konnte. Auch empfinde ich eine „hoffnungsvolle
seit 1999 in D. Weiterbildung zur „Kauffrau für Spannung“, denn jetzt sehe ich für mich neue beBürokommunikation“ (IHK), seit 2001 haupt- u. rufliche Perspektiven.
ehrenamtl. aktiv in der JG Bielefeld. Seit 2010 tätig
Max: Für mich war es sehr wichtig, diesen letzten
im Sozialreferat der ZWST in Frankfurt.
Schritt zu machen und dabei nicht zu stolpern.
Natascha Vronska:
Alle übereinstimmend: Wir sind auch traurig, dass
37, Dipl.-Biologin u. Ökologin, ledig, aus der Uk- es vorbei ist. Wir werden das Treffen und den
raine, lebt seit 2000 in D. Besuch der Fachschule Austausch mit den Mitstudenten vermissen, die
für Sozialpädagogik, seit 2007 Sozialarbeiterin sehr wertvollen Kontakte mit den Referenten und
der JKG Heidelberg u. ehrenamtl. aktiv in der Professoren, das Lernen, was unseren Berufsalltag
JG Frankfurt/M. (Gedächtnistraining im Alten- begleitet hat – und natürlich die besondere, speziell
zentrum)
jüdische Atmosphäre im Max-Willner-Heim während der Blockseminare!
Max Chernenko:
Larissa Karwin:
37, Sozialarbeiter, verheiratet, 2003 aus der Ukraine
nach D. gekommen, arbeitet seit 2004 ehrenamtl.
in der JG Emmendingen, ab 2007 hauptamtl.(Sozialabteilung)
In Bad Sobernheim trafen wir Teilnehmer anderer
Seminare der ZWST, konnten sogar gemeinsam
jüdische Feste feiern und hatten die Gelegenheit,
die koschere Küche zu genießen.
Wie habt ihr es geschafft, dieses Studium „berufsbegleitend“ zu organisieren?
Foto:
1. Reihe v.li:
Bella Liebermann
Tatjana Manastyrskaya
Natascha Vronski
Inna Chennakal
Svetlana Kilimnik
Lea Floh
Irina Sheer
2.Reihe v.li.:
Jana Stachevski
Bella Slovak
Marina Jurovetskaya
Prof. Dr. Doron Kiesel
Marina Gorbenko
Larissa Karwin
Alex Kenigstein
Maya Bobylev
3. Reihe v.li.:
Max Chernenko
Boris Bujanov
Marina Nikiforova
Polina Flihler
Valentina Shekun
Alex Ovroutski
(Aufnahme vom
letzten Seminar in
B.Sobernheim im April
2010)
Larissa: Natürlich blieb wenig Zeit übrig für Privates. Wenn am Wochenende Freunde anriefen,
musste ich chaten oder ähnliches! Hier half mir
auch eine gute, familiäre Aufgabenverteilung und
das Verständnis von Familie und Freunden.
Natascha: Wichtig war die Entwicklung einer gewissen Zielstrebigkeit. Mit dem Ziel im Blick war
es machbar, auch wenn dieses Ziel am Anfang weit
entfernt schien. In meiner Familie und meinem
Freundeskreis habe ich unbedingte Unterstützung
und Verständnis erfahren, man gab mir das Gefühl,
es ist gut, was du machst.
Wie geht es euch jetzt nach erfolgreichem Ab- Alex: Während der Studienzeit war ich 30-40 Std.
schluss des Studiums?
pro Woche berufstätig. Ohne die hervorragende
Larissa: Ich empfinde vor allem Stolz, dass ich Unterstützung seitens der ZWST und einer uns
es geschafft habe und große Dankbarkeit, dass weit entgegenkommenden Studienleitung wäre
mir dieses Studium ermöglicht wurde. Meine Le- es für mich tatsächlich kaum möglich gewesen,
bens- und Berufsperspektiven haben sich positiv das Studium erfolgreich zu absolvieren. Ebenso
verändert, es war für mich ein Schritt in eine neue waren das Verständnis und die Unterstützung im
Zukunft. Ich konnte endlich meinen Berufswunsch familiären Umfeld ausschlaggebend.
nach einer zielorientierten Aufgabe im sozialen Max: Ich wurde vom Vorstand, der GeschäftsleiBereich verwirklichen.
tung und der Sozialarbeiterin meiner Gemeinde
sehr unterstützt. Ob es um die Freistellung für die
Natascha: Auch ich empfinde Stolz, ich habe für
Seminare, die korrekte Schreibweise in meinen
mich einen Lebensabschnitt beendet. Wenn es auch
Hausarbeiten oder die Klärung von Fachfragen
sehr stressig war und ich mich am Anfang gefragt
ging: Man hat mir immer geholfen. Natürlich
habe, schaffe ich es überhaupt? Doch ich bin in den war das kein einfacher Spaziergang, der 3
Rhythmus dieses Studiums reingekommen. Ganz ½ Jahre dauerte. Auch unsere Referenten
4
Wissenschaftliche
Projektleitung und
Betreuung:
Prof. Dr. Doron Kiesel
Prof. Dr. Esther
Weitzel-Polzer
Dr. Martin Geissler
(bis 2008 auch:
Dr. Gudrun Maierhof)
Ausgabe 3
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Fortbildungsprojekt „Jüdische Sozialarbeit“ (BA)
und Betreuer haben ihr Bestes gegeben, wenn
ich etwas zu klären hatte, bekam ich immer eine
Rückmeldung. Ich kann mich nicht erinnern, mal
keine Antwort erhalten zu haben.
Was waren für euch die Schwerpunkte, worauf
hättet ihr verzichten können, was hat gefehlt?
Natascha: Sehr wichtig war die gute Vermittlung
der rechtlichen Kenntnisse: Sozial-, Familien-,
Jugendrecht u.a. Hier haben die Professoren ein
großes Lob verdient. Auch der Bereich Psychologie war für mich sehr wichtig. Ich konnte mich aus
dem Berufsalltag heraus direkt an die Professoren
wenden, wenn ich Beratungsbedarf hatte.
ZWST
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jüdischen Einrichtungen tätig zu sein. Denn
hauptberuflich arbeite ich in einer nichtjüdischen
Einrichtung.
Max: Ich hätte in keinem Fall auf etwas verzichten
wollen. Alles, was ich gelernt habe, finde ich wichtig
und hoffe, dass so viel wie möglich hängenbleibt.
Am Anfang habe ich z.B. die Chats skeptisch betrachtet, aber im Laufe des Studiums hat es mir
nicht nur Wissen, sondern auch Spaß gebracht. In
den Seminaren war es für mich natürlich einfacher,
dort konnte ich unsere Dozenten „live“ ansprechen.
Ob ich das Gelernte in meiner zukünftigen Arbeit
anwenden kann, hängt von meiner beruflichen Weiterentwicklung ab. Das Wichtigste in meiner Arbeit
werden die Menschen bleiben, die Gemeindemitglieder mit ihren Gefühlen und Sorgen. Für sie
möchte ich nach Abschluss des Studiums arbeiten.
Auch Bereiche wie Qualitätsmanagement und
Beantragung von Projektgeldern waren sehr wichtig. Bezogen auf die Bereiche Therapie, Beratung,
Gesprächsführung hätten wir eventuell mehr prakUnd eure Bilanz: Was hat es euch für eure beruflitische Übungen benötigt – aber im Vergleich zum
che und persönliche Zukunft gebracht?
normalen Uni-Studium war unser Studium immer
noch wesentlich praxisbezogener.
Alex: Das Studium hat mir geholfen, mich in meinem Beruf als Erzieher weiter zu entwickeln und
Larissa: Von großem Vorteil war die Form der
eine Anstellung zu erreichen. Ich bin mir nicht
Blockseminare im Unterschied zu einer normalen
sicher, ob ich das ohne das Studium geschafft hätte.
Univorlesung: In den meist 4-tägigen Seminaren
Ich habe bestimmte Fähigkeiten entwickelt und
gab es genug Zeit für Fragen und Diskussionen.
Kenntnisse erhalten, die mir in meinem BerufsIm Bereich Recht war es für uns sehr vorteilhaft,
leben und bei meiner weiteren Integration sehr
dass die Professoren auch Soziologen sind und
hilfreich sein werden, meine Perspektiven haben
über den rein „juristischen Horizont“ schauen
sich maßgeblich verbessert. Dieses Studium war für
konnten. Wir haben das wissenschaftliche Arbeiten
mich die einzige Möglichkeit, einen Hochschulabgelernt, die Erstellung von Hausarbeiten, ohne den
schluss in Deutschland zu erwerben. Ich betrachte
„roten Faden“ zu verlieren, sowie die Präsentation
es als Glücksfall und bin den Unterstützern und
vor einem Publikum. Das kannten wir anders von
Organisatoren dieses Studienganges sehr dankbar.
unserem Studium in der Ukraine, deshalb war das
sehr wichtig.
Natascha: Mir hat das Studium mehr Sicherheit
für meine Arbeit gegeben, ein Fundament, auf
Aber auch die Chats und Diskussionsforen waren
dem ich aufbauen kann. Wir schließen ein rundum
nach anfänglichen technischen Problemen eine
gelungenes Projekt ab und ich denke, dass wir alle
sehr gute Lernform. Wir haben die Quintessenz
davon profitieren.
dessen, was wir benötigen erhalten. Es gab nicht
viel, worauf wir verzichten könnten. Wenn über- Larissa: Ich habe das Gefühl, mich aus einer
haupt etwas in Frage kam: vielleicht die „Gender- gewissen „Abhängigkeit“ gelöst zu haben und
Problematik“. Theoretisch sicher interessant, doch meine Arbeit durch Systematisierung und Zielowir haben uns gefragt, inwiefern das für unsere rientierung besser bestimmen zu können. Meine
Arbeit wichtig ist.
Arbeit in der Bielefelder Gemeinde habe ich eher
mit einem „Bauchgefühl“ als mit der für mich jetzt
Alex: Das Wichtigste, was ich aus diesem Studierkennbaren beruflichen Qualifikation erledigen
um mitgenommen habe, ist die Fähigkeit, online
können. Insofern habe ich mit diesem Studium
notwendige Kenntnisse zu beschaffen und zu
ein „Glückslos“ gezogen. Auch die Verlagerung
systematisieren. Außerdem wurde im Laufe des
meines Lebensmittelpunktes von Bielefeld nach
Studiums meine Bindung zum Judentum gestärkt.
Frankfurt/M. empfinde ich als durchweg positiv.
Im wissenschaftlichen Bereich haben sich für mich
Schwerpunkte im Bereich der interkulturellen Max: Die Kenntnisse die ich während des Studiums
Arbeit und in der Theater-, Spiel- und Medienpäd- erworben habe, können mir nicht mehr verloren
agogik entwickelt. Für mich waren die Seminare in gehen – und das ist schon eine große Veränderung.
Bad Sobernheim besonders interessant. Ich konnte Natürlich würde ich nicht gerne umziehen wollen,
die dort erworbenen Kenntnisse bei meiner Arbeit ich habe mir in der Gemeinde einiges aufgebaut.
im sozialen Bereich gleich praktisch umsetzen. Aber ich habe auch gelernt, dass man heutzutage
Auch meine Deutschkenntnisse und mein Wissen flexibel und mobil sein muss.
über das deutsche Gesellschaftssystem haben sich
Herzlichen Dank! HvB, ZWST
verbessert. Ich hätte mir im Rahmen des Studiums
gewünscht, etwas intensiver bei unterschiedlichen
One machane can change everything: Bad Sobernheim
„I Care“, das Motto des ersten Sommermachane im Max-Willner-Heim
B
eim diesjährigen ersten Turnus der Sommermachanot in Bad Sobernheim meinte es
das Wetter ganz besonders gut mit den rund 90
Teilnehmern im Alter von 8 bis 11 Jahren. Bei
teilweise ungewohnt hohen Temperaturen bot das
Max-Willner-Heim im idyllischen grünen Nahetal
einen wohltuenden Kontrast für die Kinder aus
Großstädten wie Berlin, Frankfurt, Hannover und
anderen Regionen Deutschlands.
In einer Atmosphäre von familiärer und liebevoller
Betreuung, einem abwechslungsreichen Freizeit-
programm und Projektgruppen, die den Kindern
altersgerecht jüdische Inhalte vermittelten, fühlten
sich nicht nur die Chanichim (Teilnehmer), die das
erste Mal dabei waren, gut aufgehoben. Ca. die
Hälfte waren diesmal Neulinge in Bad Sobernheim
und vielleicht auch erstmals länger vom Elternhaus
weg. Doch man trifft auch „alte Bekannte“, wie die
Brüder Erik und Leo aus Frankfurt/M., die schon
vor einem Jahr dabei waren und in der MachaneAusgabe von 2009 einen „journalistischen Beitrag“
geleistet haben.
Xenia Fuchs, Jugendzentrumsleiterin der jüdischen
Gemeinde zu Berlin und Rosch („Kopf“), d.h. Leiterin des Machanes , erzählt:
„Natürlich gibt es auch Kinder, die am Anfang
Heimweh haben, das ist ganz normal, das ist dann
unsere Aufgabe, für sie da zu sein und mögliche
Probleme zu lösen, wichtig ist unsere ständige
Präsenz und Aufmerksamkeit. Die Kinder müssen
wissen, das sie mit allem immer zu uns kommen
können, wir schauen dann gemeinsam, was wir tun
können.“ Und sie betont: „Wir beobachten auch,
das sich die Kinder umeinander kümmern! Das
ist ganz fantastisch: sie spüren, das es vielleicht
jemanden nicht gut geht, gehen auf ihn oder sie
zu und fragen liebevoll nach, was denn los ist. Da
reicht oft eine Kleinigkeit und alles ist wieder im
Lot. Doch zuerst müssen wir als Vorbilder agieren,
das ist mein Job und natürlich auch die Aufgabe
der Madrichim.“
Dazu passend trägt Xenia ein T-Shirt mit dem Slogan „I care“ – „Ich kümmere mich“.Der Satz ist das
Thema dieser zwei Wochen in Bad Sobernheim und
gehört zum Motto aller Sommermachanot im Jahr
2010: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“,jede
einzelne Freizeit hat ihren eigenen Slogan. Entsprechend ist auch das Programm organisiert: Es
gibt Projektgruppen zu unterschiedlichen Themen
wie Liebe, Freundschaft, soziales Engagement und
der biblische Hintergrund. Entsprechend ist jeder
einzelne Tag des Machanes zu diesem Themenbereich kindgerecht organisiert, sei es das Freizeitprogramm, eine Peulah (die von den Madrichim
geleiteten Aktivitäten der Projektgruppen), die
Chugim (AG`s) und das jeweilige Abendprogramm.
Eine Momentaufnahme:
Der Tag beginnt mit Frühsport, gemeinsam mit
Ariel, der die AG Sport leitet. „Heute waren es 4
Kinder, gestern dagegen 20. Das ist verständlich,
gestern hatten wir ein spannendes Freizeit-Programm im Holiday Park, aber eben auch anstrengend bei großer Hitze. Viele wollen dann lieber
länger schlafen, es soll ja auch eine Erholung sein!“
Nach dem Frühstück geht es dann im Rahmen einer
Aktivität mit der bekannten Comicfigur Nemo auf
Schmugglerpfaden weiter. Danach geht es in die
„Werkstätten“, die ähnlich wie die AG’s ablaufen.
Hier können die Kinder während der gesamten
Machanezeit etwas bauen, basteln oder gestalten,
was sie mit nach Hause nehmen können. Dazu
gehört z.B. eine Zedaka-Box (Spendenbox), ein
Kuscheltier oder eine Machanezeitung. Anschließend werden die AG´s wieder aktiv: Ariel bietet
Kampfsport an, dann wird mit Tirza Hodes getanzt
(Fotos S.6) und mit Elik Reutstein gesungen. Dies
sind Proben für das bevorstehende Tanzfest am
Abend mit dem Motto „Liebe deinen Nächsten
wie dich selbst“, für das die Madrichim David und
Dani zuständig sind. Es ist heute nicht ganz so heiß
wie die vergangenen Tage, wo dann als Alternative
zum vorgesehenen Programm das Schwimmbad
angesagt war. Doch nach der Motivation durch
Tirza, die es immer noch schafft, die Leute auf die
Beine zu bekommen, und dem gesamten Team sind
trotzdem alle ins Schwitzen gekommen und freuen
sich auf den Abend.
Xenia (27), leitet zum 4. Mal eine Ferienfreizeit der
ZWST, gemeinsam mit Shelly (Co-Rosch), 8 Madrichim (Jugendbetreuer) und 5 AG-Leitern (Chugisten), die eine breite Auswahl an Sport-, Bastel-,
Tanz-, Singen-, und Hebräisch-AG`s organisieren.
Sie skizziert das Konzept der Vermittlung jüdischer
Inhalte: „Es geht nicht darum, den Kindern theoretisch viel zu erklären. Natürlich gibt es in den Projekten auch kurze, einleitende Shiurim (Vorträge),
aber die Hauptsache ist: Wir werden aktiv im Sinne
´learning by doing`. Zum Beispiel unser Programm
´Hebräisch-Memory`, ein ´Ulpan` der besonderen
Art. Hier werden bestimmte Gegenstände mit hebräischen Begriffen bezeichnet. Die Kinder finden in
ihren Zimmern Karten auf den Möbelstücken, und
auch im gesamten Haus hängen die Namen von
bestimmten Räumlichkeiten wie z.B. Spei6
1. Turnus vom
06. bis 19. Juli 2010
Ausgabe 3
Sept. 2010 • Seite 5
One machane can change everything: Bad Sobernheim
sesaal, Toilette, Bibliothek etc. Jeden Tag
kommen neue Karten dazu und die Kinder
bekommen so in ihrem Alltag einen Zugang zum
Hebräischen. Bei einem Memory-Abendprogramm
wird dann das Gelernte überprüft.“
Wie kommt man selber dahin, dass man als Leiter
und Betreuer kompetent, mit dem nötigen Gespür
für Bedürfnisse, Sorgen und Nöte der jeweiligen
Altersgruppen und natürlich der erforderlichen
„sanften Autorität“ eine richtig gute Ferienfreizeit
organisiert und leitet?
„Der Weg ist ja bei vielen so, dass man selber die
Machanot mitgemacht und dann an den Praktikantenseminaren der ZWST teilgenommen hat.
Wer dann die nötige Motivation, Engagement und
Spaß an der Sache entwickelt, kann als Madrich
im Jugendzentrum der Gemeinde und eben auch Doch sie bekommt ein Lob von Samuel (9), aus
bei den Machanot ehrenamtlich aktiv werden. In Klein-Machnow bei Berlin, von Megi (9) aus Fulda
diesem Machane sind 3 Madrichim erstmalig dabei und von dem fast 8jährigen Joel aus Berlin, der
und machen mit Herz und Seele ihre Sache richtig das erste Mal dabei ist. Sie zählen auf, was ihnen
gut. Es gibt natürlich auch Möglichkeiten für ´Sei- bisher am besten gefallen hat: Natürlich sind es
teneinsteiger`, wie Ariel, der bei anderen jüdischen bei Temperaturen über 30 Grad die Wasserrutsche,
Organisationen in der Jugendarbeit aktiv war und der „Pool“ des Max-Willner-Heims, aber auch die
jetzt mit den Kindern im Max-Willner-Heim als einfallsreichen Abendprogramme, wie z.B. DiscoChugist Fußball spielt, sie zum Frühsport animiert Pogo oder Gameshow-Marathon und die Auftritte
oder ihnen Kampfsport beibringt.“
der Madrichim, die sich dafür immer wieder einDas ist eines der wichtigen Ziele der ZWSTMachanot: jüdische Identitäten zu stärken und die
Kinder und Jugendlichen zu motivieren, sich für
die jüdische Jugendarbeit in ihrer Gemeinde zu
interessieren und sich später auch selber stark zu
machen für ein funktionierendes Jugendzentrum.
Für die kreative Ideenfindung sind, neben den
Fortbildungen, auch die in den letzten Jahren
wieder häufiger stattfindenden Treffen der Jugendzentrumsleiter sehr wichtig. Diese Treffen fördern
neben einer dringend notwendigen, stärkeren
Vernetzung (Bsp.: Madrichimtausch, soll auch noch
ausgeweitet werden) auch das große Thema der
Motivation von Kindern und Jugendlichen und
helfen den JZ-Leitern, ihrer Aufgabe als Roschim
auf den Machanot gerecht zu werden.
fallsreich und originell verkleiden. Erwähnt werden
Xenia betont: „Nach meinem 1. Job als Leiterin ei- auch die Ausflüge wie z.B. zum Holiday-Park, der
nes Machane habe ich sehr viel gelernt, obwohl ich Sport mit Ariel und das Hebräisch-Memory. Auf
schon vorher als JZ-Leiterin in Berlin gearbeitet die Frage, was ihnen eventuell nicht so gut gefallen
habe. Ich lerne bei jedem Machane neu dazu, es hat, kommt einmütig die Antwort: „Das war am
geht immer wieder um die richtige Kommunikation Anfang, da hatten wir etwas Heimweh. Außerdem
mit den Kindern!“
war die Xenia streng, weil sie uns die Regeln erklären musste. Aber das muss sie doch sein, wir sind
90 Kinder, sonst funktioniert das doch nicht. Wir
finden das okay!“
Die Tatsache, dass diese Kinder dem unbeteiligten Beobachter aus kindlicher Perspektive
die Notwendigkeit einer „sanften Autorität“ der
Machane-Leiter erklären, spricht dafür, dass eine
gewisse Autorität bei den Kindern gut ankommt
und verstanden wird.
HvB, ZWST
5
Fotos: Rafael Herlich
ZWST
informiert • Seite 6
One machane can change everything: Marbella und Gatteo
„Diesen Sommer ändern wir die Welt“
„L
iebe deinen Nächsten wie dich selbst. Diesen star“. Außerdem gab es die Möglichkeit, Spanisch
Sommer ändern wir die Welt. Wir kümmern zu lernen, hinter die Geheimnisse der Börse zu
uns, gemeinsam gehen wir’s an. Echpat li we echpat schauen und vieles mehr.
gam le kulam.“ Diese Strophe aus der Machane- Am Abend schlüpften dann alle in verschiedene
hymne fasst das diesjährige Machanethema „Liebe Rollen: vom FBI-Agenten über den Fußballfan
deinen Nächsten wie dich selbst“ („We ahawta
lereacha Kamocha“) am besten in Worte.
In vielen Aktivitäten und im Machane-Alltag
wurde das Gebot der Nächstenliebe gelebt und aus
verschiedenen Perspektiven betrachtet. Sei es die
Liebe zur Umwelt, die man schützt, die Freunde,
für die man da ist, die bedingungslose Liebe zur
Familie oder auch die Liebe zu sich selbst. So sollte
den Teilnehmern der Machanot die Umsetzung
dieses Gebotes nach eigenem Ermessen im Alltag
näher gebracht werden.
bis hin zu den Figuren aus „Alice im Wunderland“.
Kein Aufwand war zu hoch, um die Abendprogramme so spannend wie möglich zu gestalten. Auch bei
den Ausflügen wurden vom Team keine Mühen gescheut. Wir besuchten mehrere Male den schönen
Strand von Marbella, den Freizeitpark Tivoli, einen
Aquapark, Marbella City und als Höhepunkt die
Stadt Cordoba, in der wir unter anderem durch das
historische jüdische Viertel geführt wurden. In den
folgenden Machanot im Juli und August wurden die
Städte Granada und Sevilla besichtigt.
Als Besonderheit hatten die Chanichim die Möglichkeit, an einem weltweit stattfindenden Projekt
teilzunehmen: Jüdische Kinder und Jugendliche
schreiben 2010 den Tanach. (s. S.10)
Zum ersten Turnus vom 6. bis 19. Juli kamen Die zwei Wochen in Marbella vergingen in der
12-15jährige Jugendliche aus ganz Deutschland besonderen Atmosphäre wie im Flug. Die zwei
in Marbella, an der spanischen Costa del Sol in wunderschönen Shabbatot unter spanischem HimAndalusien, zusammen und weihten die Anlage mel mit stimmungsvollem Gesang hinterlassen eine
des Jugenddorfes „Fuerte de Nagueles“ für das bleibende Erinnerung.
erste jüdische Feriencamp dort ein. Ein besonderes
Highlight waren die grenzenlosen Freizeitmöglichkeiten auf dem Gelände: Fußball, Basketball,
Beachvolleyball, eine Minigolf-Anlage, Darts,
Pfeil und Bogen, eine Kletterwand, Ponyreiten,
ein Kiosk, eine Disko, eine Lounge zum Ausspannen, ein Internet Café und ein Swimmingpool, der
dauerhaft der Abkühlung diente. Der 2. Turnus in
Marbella vom 21.07. – 03.08. wurde in Zusammenarbeit mit Makkabi Deutschland durchgeführt.
Hier konnten die Teilnehmer mit Betreuern von
Makkabi Fußball, Basketball, Tennis, Tischtennis,
Tanzen und anderes trainieren.
Das gigantische Freizeitangebot wurde von den
Jugendlichen begeistert und dankbar angenommen.
Sie nutzten es in jeder freien Minute zwischen den Für die 16-18jährigen organisierte die ZWST diesen
spannenden Programmen, die von den Madrichim Sommer 3 Turnusse im bekannten und geliebten
für sie vorbereitet wurden. So hatten die Teilneh- italienischen Gatteo a Mare an der Adriaküste.
mer eine breite Auswahl an Chugim: Angeboten Schnell wuchsen auch hier die Jugendlichen zu eiwurde z.B. „Action Painting“ oder Design für ner großen Familie zusammen. Bei Ausflügen nach
die Kreativen, eine Sport-AG sowie Frühsport Venedig (Foto), Rimini oder Milano Marittima, ei(Schwimmen oder Fussball) und eine Gesangs- und nem Hochseilgarten oder dem Freizeitpark
Show-AG wie bei „Deutschland sucht den Super- Mirabillandia nutzten die Chanichim jede
8
Machane
„Echpat Li“ - „I care“
Sommer 2010 in
Marbella (3 Turnusse)
und Gatteo (3 Turnusse)
mit 383 Teilnehmern
Ausgabe 3
Sept. 2010 • Seite 7
One machane can change everything: Marbella und Gatteo
Minute, um sich besser kennenzulernen
und gemeinsam die gute Zeit auszukosten.
Jeden Abend lernte man ein neues Lied aus den
israelischen Charts sowie „jüdische Klassiker“, die
von einigen Teilnehmern am Abschlussabend als
spezielles Dankeschön für das Madrichim-Team
vorgetragen wurden.
Sowohl in Marbella als auch in Gatteo sind die
Jugendlichen aus den verschiedensten Ecken
Deutschlands am Ende Freunde geworden. Der
Trennungsschmerz am letzten Abend war zwar
groß, doch man verabredete gegenseitige Besuche
und ein Wiedersehen spätestens auf den Wintermachanot der ZWST.
7
Wir möchten uns bei den Madrichim und Chugisten
(AG-Leiter) sowie bei allen Helfern bedanken
für die Mühe, Zeit und Kreativität, die sie in die
Machanot gesteckt haben. Ein besonderer Dank
gebührt Nachumi Rosenblatt, stellvertretend für
das gesamte Team des Jugendreferats. All die
Anstrengung hat sich gelohnt, wenn man von den
Chanichim am Ende zu hören bekommt: „Vielen
Dank! Es war eine unvergessliche Zeit!“
Marat Schlafstein, Rosch 1. Turnus Marbella, CoRosch 2.Turnus Gatteo
Fotos S. 7, 8: David Flek (Marbella), Yifat Baruchi
(Gatteo)
Die „Dream-Teams“ in
Marbella (li.)
und Gatteo
Ein großes Lob: „So muss das sein!“
Romy Markovich, 15: „Das Alice im Wunderl and
Programm werde ich noch lange in Erinnerung behalten! Die Aufregung und die Kostüme waren toll!
Es war auch schön, so viel Auswahl auf dem Gelände
zu haben! Besonders der Pool war cool! Am meisten
werde ich die Zewet (das Team), die Leute und mein
Zimmer vermissen!!!“
Jonathan Botman, 15: „Mir hat besonders das
Gelände gefallen! Ich habe fast alles ausprobiert
und konnte zwischen den Programmen immer
eine Aktivität auf dem Gelände nutzen! Auch die
Programme und Ausflüge fand ich toll, besonders
der in den Aquapark. Klasse fand ich auch, dass wir
jeden Tag entweder am Strand oder am Pool waren!
So muss das sein!“
Pasha Tyulnev, 15: „Ich finde es schön, dass es von
Anfang an bis zum Ende Höhepunkte auf Machane
gab! “
Rena Pisareva, 16: „... ich persönlich fand diese zwei
Wochen unvergesslich. Jeden Tag gab es irgendwas
besonders, wie z.B. unsere Ausflüge nach Rimini,
zum Hochseilgarten oder natürlich nach Venedig.
Aber auch über Kleinigkeiten wie Pizza zum Mittagessen haben wir uns immer gefreut. Die Madrichim
und die Zewet waren alle toll und ich hab mich sehr
wohl gefühlt, was ich auf einem Machane für etwas
sehr Wichtiges halte. Ihr habt uns allen zwei tolle
Wochen bereitet und ich würde mich sehr freuen,
alle beim Nachtreffen wiederzusehen. Liebe Grüße!“
Entdecken und Lernen in Israel: Rundreise und Ulpan
I
m Sommer 2010 erkundeten 74 Kinder und Jugendliche auf die einmalige „Abenteuer-RundJugendliche das Land Israel aus ganz unter- reise“ durch Israel, 11-14jährige Jugendliche waren
schiedlichen Perspektiven. Gemeinsam mit ihrem mit ihrem Leiter Benni Barth im Rahmen einer
Rosch Benni Pollack begaben sich 15-19jährige „Ulpan-Lernreise“ unterwegs.
Die Rundreise
J
ZWST
informiert • Seite 8
onathan Brief (15) aus Frankfurt/Main war zwar Rundreise besser als die Machanot, wo man die
nicht das erste Mal in Israel, hat aber erstmalig ganze Zeit an einem Ort ist, dort an einem festen
das ganze Land bereist. „Das Gefühl, ich habe Programm teilnimmt, zwar auch Ausflüge macht,
ganz Israel gesehen – das ist das Schöne und Auf- – aber ich sehe doch längst nicht so viel!“ Daher
regende daran!“ Er war mit 9 Jahren auf Machane hatte Jonathan auch die Möglichkeit, sich von dem
in Bad Sobernheim und hat zweimal an einem umfangreichen „Sommerangebot“ der ZWST sich
Ulpan in Israel teilgenommen. „Mir gefällt so eine die, für ihn passende Reise auszuwählen und hat
One machane can change everything: Israel
sich mit anderen Jugendlichen vom 14. Juli bis 3. Programm, am besten hat mir Eilat am Roten
August auf den Weg gemacht.
Meer gefallen mit dem Unterwasser-ObservatoriAuf einen Weg, der Israel von Galiläa im Norden umspark, einer Schifffahrt… Auch die Zeltnächte
über Zofar und Eilat im Süden, dann wieder bei den Beduinen in Zofar, das Kamelreiten in der
nordwärts über Kfar Hayarok bei Tel Aviv bis hin Wüste und die Jeeptouren waren beeindruckend.“
zum nördlichen Armeestützpunkt Gadna Zalmon Er erinnert sich weiterhin an Erlebnisse wie das
durchquerte. Die Reise endete mit dem Shabbat- Paintball spielen im nördlich gelegenen Kibbuz
wochenende und dem Besuch von Yad Vashem in Ayelet Hashachar. „Natürlich auch Jerusalem und
Jerusalem und 2 Tagen in Tel Aviv, wo Aktivitäten Tel Aviv, das gehört ja dazu, aber die beiden Städte
wie der Besuch des Palmach-Museums und ein habe ich schon mit meinen Eltern besucht und es
letzter Einkaufsbummel auf dem Carmel-Markt war nicht mehr so neu.“
in Tel Aviv dazugehörten.
Als ein zwiespältiges Erlebnis beschreibt Jonathan
Was hat bei Jonathan den stärksten Eindruck die 4 Tage bei der „Gadna“. Die Gadna ist eine
hinterlassen? „Das war das Gruppenerlebnis, die speziell für junge Besuchergruppen organisierte
gute Gemeinschaft, am Anfang waren wir noch Einheit der israelischen Armee im Norden Israels.
´Frankfurter`, ´Berliner`, zuerst fanden sich natürlich Dieser Aufenthalt soll jungen Besuchergruppen
die zusammen, die sich schon vorher kannten bzw. den Alltag in der israelischen Armee vorstellbar
aus einem Ort kamen. Das spielte aber dann keine und verständlicher machen. Zumal es mehr war als
Rolle mehr. Wir sind schnell zusammengewachsen, nur ein kurzer Besuch: „Na ja, es war recht anstrenman kannte von jedem den Namen. Ich erinnere gend, nicht sehr komfortabel, wir haben mit 8 Leumich, dass ich mich in Bad Sobernheim teilweise ten in einem kleinen Zimmer ohne Klimaanlage
recht allein gefühlt habe, ich kannte niemanden, das geschlafen und haben die Stunden gezählt… aber
ist auch der Altersunterschied. Jetzt bin ich froh, im Nachhinein war das total interessant und hat
auch mal ohne die Eltern unterwegs zu sein und bei mir schon einen starken Eindruck hinterlassen,
andere Jugendliche kennenzulernen. Wir haben eine wichtige und gute Erfahrung!“
private Besuche in Berlin verabredet und hoffen Ein dickes Lob bekommt das Team: „Wir waren
auf ein Nachtreffen! Natürlich bleiben wir auch alle auf einer Ebene, es hieß immer, wir sind 49
online in Kontakt, die Möglichkeiten hatte ich mit Chanichim, 49 Madrichim und 49 Roschim! Natür9 Jahren noch nicht!“
lich haben Benni und die Madrichim für die nötige
Und das Reiseprogramm? „Ein absolut cooles Ordnung gesorgt, das hat alles supergut geklappt!“
Die Teilnehmer des Ulpan in Jerusalem
Ruhepause nach einer Wanderung im Golan
Der Ulpan
V
om 15. Juli bis 02. August 2010 hatten 11-14jährige Jugendliche die Möglichkeit, zu lernen
und gleichzeitig Ferien zu machen. Fernab vom
Schulalltag waren die Teilnehmer in dem religiösen
Jugenddorf im Moshav Kfar Chassidim im Norden
Israels bereit, früh aufzustehen und im Ulpan Hebräisch zu lernen. Wie die Erfahrung lehrt, motiviert
die besondere Atmosphäre die Kinder, sich auch in
ihren Sommerferien auf eine besondere „Lernreise“
zu begeben. Zumal auch die Nachmittage für ein
umfassendes und spannendes Freizeit- und Aus-
flugsprogramm reserviert waren. Das reichte von
Strandbesuchen und Schwimmen über Jeeptouren
und Kajak auf dem Jordan bis hin zu Wanderungen
in den Canyons des Golan.
Auch für die Abende war ein besonderes Programm
vorgesehen, abgestimmt auf die Unternehmungen am Nachmittag: Schlagzeugspielen, Bowling,
Nachtschwimmen, Canyonbesuche und spezifische
Aktivitäten mit den Madrichim. Natürlich gehörte
auch ein Wochenende in Jerusalem dazu,
10
Fotos: Rafael Herlich
Ausgabe 3
Sept. 2010 • Seite 9
One machane can change everything
wo man den zweiten Shabbat der Ulpan- mal wieder vorkommen, das ist normal. Der Ulpan
reise feierte.
hat den Kindern einen guten Einstieg in Ivrith gegeben
und es bleibt zu hoffen, dass die Chanichim
„Das Machane war hervorragend, die Kinder
waren ganz ganz toll, sehr wissbegierig und haben in den kommenden Jahren immer wieder nach
super mitgemacht. Für mich war es besonders Israel fahren, um weiter zu lernen.“ (Benni Barth,
beeindruckend, dass alles so gut geklappt hat, und Rosch)
dass es keine Komplikationen gab, die sonst immer HvB, ZWST, Fotos: Rafael Herlich
9
ARD Fernsehlotterie fördert Ferienfreizeiten der ZWST
Die ARD Fernsehlotterie
bietet Hilfe in ganz
Deutschland
Kontakt:
Mario Czipull,
Leitung Kommunikation,
Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 040 / 414104-38
mario.czipull@
ard-fernsehlotterie.de
ZWST
informiert • Seite 10
In den letzten drei Jahren förderte die ARD Fernsehlotterie 19 Projekte der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) in Deutschland. Allein in
diesem Jahr ermöglichten umfangreiche Förderungen die Durchführung der Ferienfreizeiten für Kinder
und Jugendliche. So konnte die ARD Fernsehlotterie
vielen Jugendlichen zu Erholung, spannenden Erlebnissen und ihrem ganz persönlichen Platz an der
Sonne verhelfen. Auch die Seniorenerholungen der
ZWST werden regelmässig unterstützt.
Die älteste Soziallotterie Deutschlands ermöglicht
mit den Einnahmen aus dem Losverkauf eine Vielfalt
von jüdischen Aktivitäten und Einrichtungen: Für
die fast 1.200 Mitglieder der jüdischen Gemeinde
in Bochum ist ihr Gemeindezentrum der kulturelle
und soziale Mittelpunkt. Hier treffen sich Kinder und
Jugendliche zum Lernen und Tanzen, eine Sozialbetreuung kümmert sich um jüdische und nichtjüdische
Migranten aller Altersgruppen. Ein gemütliches Café
sowie sportliche und kulturelle Veranstaltungen
runden das Angebot ab. Ein Gemeindezentrum als
Mittelpunkt einer jüdischen Gemeinde – das sollte
eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Dennoch
scheitern solche Projekte häufig an ihrer Finanzierung. Den Bau des Bochumer Gemeindezentrums
unterstützte die ARD Fernsehlotterie „Ein Platz an
der Sonne“ mit 500.000 Euro.
Die Bandbreite der Förderungen durch die ARD
Fernsehlotterie ist riesig und reicht von der Sa-
nierung eines Seniorenheims über Computer für
eine Online-Suchtberatung bis zu Ferienplätzen in
Mutter-Kind-Kurheimen. „Helfen und Gewinnen“
ist das Motto der Soziallotterie. „Jeder Mitspieler
hilft, Menschen zu helfen, denn über 40 Prozent der
jährlichen Einnahmen aus dem Losverkauf fließen
direkt an soziale Einrichtungen. Rund ein Drittel
wird als Gewinn ausgeschüttet“, erklärt Christian
Kipper, Geschäftsführer der ARD Fernsehlotterie.
Pro Jahr profitieren rund 400 Einrichtungen in ganz
Deutschland zugunsten von Kindern, Senioren
sowie kranken und behinderten Menschen von
der finanziellen Unterstützung. Seit ihrer Gründung erspielte die Soziallotterie rund 1,4 Mrd.
Euro für über 5.900 Hilfsprojekte. Die Stiftung
Deutsches Hilfswerk (DHW) sorgt dafür, dass
die Loseinnahmen nach festen Förderrichtlinien
bedarfsgerecht verteilt werden. Zu den sogenannten Destinatären gehören neben der ZWST auch
die Wohlfahrtsverbände der Caritas, der Diakonie,
der Arbeiterwohlfahrt, des Paritätischen und des
Deutschen Roten Kreuzes.
Damit das so bleibt, benötigt die ARD Fernsehlotterie viele Mitspieler. Die können sich nicht nur
auf attraktive Sachpreise und Gewinne von bis
zu einer Million Euro freuen. Sie können sich
auch sicher sein, dass ihre Losgelder da ankommen, wo sie benötigt werden: bei Menschen in
Deutschland wie den Mitgliedern der Jüdischen
Gemeinde in Bochum. Eine detaillierte Übersicht
über die geförderten Projekte bietet die ARD
Fernsehlotterie auch auf ihrer Internetseite www.
einplatzandersonne.de.
Mario Czipull, Leitung Kommunikation, Presseund Öffentlichkeitsarbeit
Pädagogisches Zentrum (PZ)
Das ZWST-Informationsportal „Hadracha“ gewinnt zunehmend an Beliebtheit
M
it einer Vielfalt an Themen liefert das Por- ten, um sich deutschsprachige Materialien für die
tal Ideen für mögliche Aktivitäten in den jüdische Jugendarbeit herunterzuladen, so zählten
Jugendzentren. Unter anderem findet sich dort wir Anfang 2009 schon 5.539 Besucher und Anfang
Hintergrundwissen zum Judentum, den jüdischen 2010 sogar 7.648 Besucher im Monat.
Feiertagen, Israel, dem Zionismus und der Shoa. Die Seite wird ständig aktualisiert und erweitert
Dazu kommen zahlreiche Vorschläge für Peulot und zu den Hohen Feiertagen 5771 gibt es einzigund Projekte und nützliche Tipps für die Hadracha. artig auf www.zwst-hadracha.de ein besonderes
Neben Liedertexten mit Noten, Gedichten und Highlight: Die schönsten Geschichten der Thora
Geschichten aus der jüdischen Tradition, findet als Comic zum Download. Lesen, lernen, lachen
man Kurzbiographien jüdischer Persönlichkeiten und genießen! - Mehrmals im Jahr informiert ein
sowie ausgesuchte Links zu den Themen Judentum, spezieller Newsletter über neues Material im Portal.
Israel und Antisemitismus.
Wer unser Portal mit eigenen Beiträgen bereichern
Das Internet-Portal gewinnt zunehmend an Be- kann, bitte melden bei: Iris Elkabets-Rosen. (Konliebtheit: Waren es Anfang 2008 im Durchschnitt taktdaten siehe rechts)
2.194 Besucher monatlich, die die Seite konsultier-
Ansprechpartner und
Info für alle Projekte:
Iris Elkabets-Rosen
Tel.: 069/94 43 71-24
(täglich 9-13 Uhr)
Fax: 069/94 43 71-45
[email protected]
www.zwst-mibereshit.de
www.zwst-hadracha.de
„Mibereshit“: ZWST geht mit einer überarbeiteten Ausgabe in das 5. Jahr
M
ittlerweile hat die ZWST mit über 2.000
Lesern der Mibereshit-Hefte zum wöchentlichen Thora-Abschnitt erfolgreich ihr viertes Jahr
abgeschlossen. Im nächsten jüdischen Jahr geht
es am 2. Oktober 2010 mit einer überarbeiteten
Ausgabe von Mibereshit für die 5-12jährigen weiter.
Die neuen Hefte enthalten viele interessante und
lehrreiche Rubriken: Neben einer Schabbatgeschichte „auf den Spuren des Wochenabschnitts“
und der Parascha als lustigen Comic, lesen die
Kinder aus den Sprüchen der Väter, basteln, erraten
jüdisches Wissen und lernen von der Moral einer
chassidischen Geschichte. Zusätzlich zu den wöchentlichen Heften gibt es passend zum jeweiligen
Wochenabschnitt Arbeitsblätter für die Kinder und
Tipps für die Erzieher, die wir den Abonnenten
rechtzeitig und gratis mailen werden.
Der Preis bleibt mit 50 Cent pro Heft (19,50 Euro
für ein Jahresabo) unverändert. Die Hefte werden
den Abonnenten in monatlichem Rhythmus auf
dem Postweg zugesandt. Bitte nehmen Sie zur
Kenntnis, dass sich die Abonnements des Jahres
2009/2010 nicht automatisch verlängern. Wenn
Sie die Hefte weiterhin beziehen möchten, ist eine
neue Anmeldung unbedingt erforderlich! Weitere
Infos, Beispielhefte und Anmeldung auf www.zwstmibereshit.de oder bei Iris Elkabets-Rosen.
Von Kontinent zu Kontinent: Bar/Bat-Mitzwa Kinder schreiben den Tanach
V
on Bogotá bis Bangkok, von Washington bis
Warschau, von Nairobi bis Nürnberg: In über 38
Ländern der Welt schreiben Bar- und Bat-MizwaKinder die Verse der Bibel ab. Sie schreiben den
ihnen zugeteilten Vers auf eine spezielle Vorlage,
und die handgeschriebenen Seiten werden von
der ZWST an die Projektzentrale „Biblevalley“
in Israel geleitet. Dort werden sie gebunden und
für die kommenden Generationen im Museum
Arzot HaMikra und später im Bejt HaTanach
aufbewahrt. Nachfolgende Generationen werden
bei ihrem Besuch in Israel den handgeschriebenen
Vers ihrer Eltern oder Großeltern im Tanach finden.
Zum Abschluss erhalten die Kinder eine Urkunde,
die außer der Unterschrift des israelischen Botschafters noch weitere Unterschriften hochrangiger
Persönlichkeiten enthält. Auf Wunsch werden ihre
Namen im Zusammenhang mit ihrem Vers auf der
Website von www.biblevalley.org, Seite an Seite mit
allen anderen „Schriftführern“ veröffentlicht. Bundesweit haben jüdische Schulen und Eltern diese
einmalige Gelegenheit zur Stärkung der jüdischen
Identität und des Zusammengehörigkeitsgefühls
wahrgenommen und die Bar- u. Bat-Mizwa-Feiernden für das Projekt bei der ZWST angemeldet.
Auch auf den Sommermachanot in Marbella wurde
das Schreiben der Bibel erfolgreich durchgeführt,
wobei alle 280 Kinder zwischen 12 und 15 Jahren
die Gelegenheit hatten, Teil des internationalen
Projekts zu sein.
Das Projekt läuft noch bis Ende 2010 und der Unkostenbeitrag beträgt 10.- Euro. Für weitere Fragen
steht Ihnen Iris Elkabets-Rosen zur Verfügung,
Anmeldung auf www.zwst-hadracha.de
Alle Texte:
Iris Elkabets-Rosen,
Fotos: Sharon Faradjew
(aufgenommen
i.Marbella)
Ausgabe 3
Sept. 2010 • Seite 11
Fortbildungsprojekt „Professionalität und Innovation“
Auftaktseminar des
Zertifikatskurses
„Gemeindesozialarbeit“
vom 28.-30. Juni 2010
Prof. Dr. K.-H. Stange
gefördert von:
Rahmenbedingungen der sozialen Arbeit
I
m Juni 2010 startete der Zertifikats- Ich habe sehr engagierte, kluge und wissbegierige
kurs „Gemeindesozialarbeit“ mit dem Mitarbeiter der jüdischen Gemeinden kennen
ersten Seminar zum Thema „Rahmenbe- gelernt, die sich qualifiziert für ihre Klienten einsetdingungen der Sozialen Arbeit“.Der Seminarleiter, zen. Besonders imponiert hat mir ihre Neugierde
Prof. Dr. Karl-Heinz Stange von der FH Erfurt, hinsichtlich der Hilfen und des Umgangs mit der
Fakultät Sozialwesen, berichtet:
stark zunehmenden Zahl psychisch beeinträchtig„Das System der Sozialen Hilfen und das Gesund- ter Menschen, die ihren Rat suchen. Diese Fragen
heitswesen in Deutschland werden auch als ´ge- werden in Zukunft noch weiter an Bedeutung
gliedertes System` bezeichnet. Diese Gliederung ist gewinnen und eine entsprechende Beratungskomdurch gesetzlich bestimmte Aufgabenver-teilungen, petenz erfordern.
wonach die jeweiligen Träger spezifische Zuständigkeiten haben, gekennzeichnet. Die verschiedenen Zuständigkeiten führen in der Praxis nicht
selten zu isolierten Betrachtungen von Teilproblemen und Teillösungen sowie Zeitverzögerungen
bei der Bereitstellung benötigter Hilfen. Außerdem
wird durch diese Strukturen eine ganzheitlichere
Betrachtung und Bearbeitung der Probleme
mitunter eher behindert als gefördert. Selbst für
langjährig erfahrene Beratungsfachkräfte und Wissenschaftler ist es oft nicht einfach, die Fragen nach
´Wer ist wann bei welchem Problem zuständig` zu
beantworten. Umso mehr gilt dies für Betroffene,
die mit dem Versorgungssystem in Deutschland
nicht vertraut sind. Sie brauchen eine besondere
Unterstützung, die sie qualifiziert informiert und
ihnen ziel- und passgenau die notwendigen Hilfen
vermittelt. In der Startveranstaltung des Zertifi- Ich wünsche den 20 Kursteilnehmern weiterhin
katskurses ´Gemeindesozialarbeit` ging es daher viel Erfolg bei ihrer Arbeit und im Zertifikatskurs
um die Vermittlung entsprechender Kenntnisse. Gemeindesozialarbeit und natürlich auch viel Spaß
Themen waren ´Träger und Finanzierungsstruktu- beim Lernen!“
ren des Sozialeistungssystems`, ´Hilfemöglichkei- Prof. Dr. Karl-Heinz Stange
ten bei Krankheit und Behinderung` und ´Umgang
mit Multiproblem-Situationen`.
Was sagen die Teilnehmer?
in Kooperation mit:
ZWST
informiert • Seite 12
Was motiviert euch, ein akademisches Zertifikat für
die „Gemeindesozialarbeit“ zu erlangen?
Sergej: Ich hoffe, professionellere Kenntnisse in
der jüdischen Sozialarbeit helfen mir bei meiner
zukünftigen Arbeit.
Vladislav: Seit 2006 arbeite ich mit Freiwilligen
im Projekt „Telefonseelsorge“ der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen als Supervisor
und Berater. Die Sozialarbeit in Deutschland
unterscheidet sich von der sozialen Arbeit in der
Ukraine. Ich hoffe, dass diese Weiterbildung meine
Kenntnisse der sozialen Arbeit in Deutschland
vertiefen und die Qualität meiner Arbeit erhöhen wird. Ich bekomme mehr Verständnis für die
Wechselwirkung zwischen sozialer Institution
und staatlicher Einrichtung. Auch werden meine
Möglichkeiten verbessert, Kollegen aus anderen
Städten kennen zu lernen und mehr über die positive Erfahrungen der Sozialarbeiter in anderen
Gemeinden zu erfahren.
Julia: Unsere soziale Arbeit in der Gemeinde hat
sich in den letzten 5 Jahren verändert. Die Ein-
wanderung hat stark nachgelassen und die Zeit
der einfachen Begleitung von Neuzuwanderern ist
vorbei. Die Anforderungen, die unsere Mitglieder
an uns als Sozialarbeiter stellen, sind mittlerweile
sehr hoch. Sie erwarten von uns qualifizierte Hilfe,
Beratung und Betreuung sowie die Durchführung
sozialer Projekte. Genau hier fehlen mir teilweise
die Professionalität und die Qualifikation. Diese
Defizite und Lücken möchte ich gerne mit der
angebotenen Weiterbildung ausfüllen, besonders
da der Inhalt der Module sehr der aktuellen Problematik der Gemeindesozialarbeit entspricht. Dazu
kommt: Ich arbeite sehr gerne mit Menschen. Da
ich den Weg Migration und Integration aus eigener
Erfahrung kenne, möchte ich unsere Mitglieder
mit einer persönlichen und qualifizierten Beratung
unterstützen.
Ich bitte euch um eine kritische Bewertung!
Sergej: Für mich war alles interessant, doch wenn
ich Schwerpunkte setzten wollte: Mir hat vor
allem die vergleichende Analyse der Sozialstruktur Deutschlands mit anderen Ländern gefallen.
Fortbildungsprojekt „Professionalität und Innovation“
Auch der psychologische Anteil des Seminars war
für mich sehr wichtig, wie z.B. die Klassifikation
psychischer Befindlichkeitsstörungen. Mir hat nur
etwas der Praxisbezug gefehlt.
Vladislav: Ich möchte das Seminar mit „sehr gut“
bewerten, das Programm war optimal. Zuerst die
qualitative Arbeit des Dozenten, Herrn Prof. Dr.
Karl-Heinz Stange, die Materialvergabe, die Vermittlung aktueller Informationen, die Flexibilität.
Das Programm des Seminars war insgesamt informativ und interessant. Ich bin den Organisatoren
und den Teilnehmern des Seminars aufrichtig dankbar für die gute, produktive Zusammenarbeit und
das gegenseitige Verständnis. Mein Vorschlag wäre,
das Seminar mit mehreren praktischen Beispielen
aus der sozialen Arbeit in Deutschland zu ergänzen.
Allerdings sind Fragen, mit denen sich die Sozialbüros der jüdischen Gemeinden beschäftigen ähnlich.
Es gab Zeit für den Kontakt mit den Kollegen und
Austausch von Informationen. Leider war keine
Zeit für eine individuelle Beratung vorgesehen.
Julia: Wir hatten richtig Glück mit dem Dozenten
Prof. Dr. Karl-Heinz Stange. Das Thema „Sozialsystem in Deutschland“ ist nicht gerade das unterhaltsamste. Aber mit zahlreichen Beispielen, mit
abwechslungsreichen Arbeitsmethoden wie Lehrfilmen und Gruppenarbeit, hat das Lernen Spaß
gemacht. Der Erfahrungsaustausch, der in Bad
Sobernheim schon ein Muss ist, hat unsere Abende
sehr angenehm gemacht. Die Gastfreundlichkeit
des Personals ist schon längst ein Markenzeichen
von Bad Sobernheim geworden.
Ethik zu berücksichtigen. Außerdem möchte ich
gern die Module „Migration und Integration“ und
„Konzepte von Interkulturalität und Transkulturalität“ mitmachen. Da wir in einer Einwanderungsgesellschaft leben, sind beide Themen hoch aktuell.
Was wünscht ihr euch für eure berufliche Zukunft?
Sergej: Wenn es möglich ist, möchte ich das Projekt „Russischsprachige Telefonseelsorge“ in der
JG Recklinghausen weiter leiten. Ich plane, dieses
Projekt im Rahmen einer „Jüdischen Hotline“ in
ganz Deutschland zu vernetzen.
Vladislav: Ich glaube, dass mir dieser Kurs das
notwendige Wissen für neue Ideen geben wird. Ich
hoffe, wir können die Tätigkeit der Gemeindemitglieder aktivieren und zusätzliche Ressourcen für
unsere aktuellen Aufgaben und die Verwirklichung
Für welches Modul habt ihr euch außerdem ange- neuer Projekte heranziehen. Auch hoffe ich, dass
meldet und warum?
diese Fortbildung für mich ein gutes Sprungbrett
Sergej: Für das Modul „Migration und Integra- in das erfolgreiche Erwerbsleben in Deutschland
tion“. Dieses Thema ist für meine Arbeit in der sein wird.
Telefonseelsorge relevant. Es ist das Hauptziel Julia: Am wichtigsten ist mir, die neu erlernten
unseres Gemeindeprojektes, psychologische Kenntnisse in die Praxis umsetzen zu können. DaHilfen für russischsprachige Migranten durch rüber hinaus möchte ich auch eigene Projekte für
unseren Telefonseelsorgedienst zu schaffen, um unsere Gemeinde entwickeln oder mich an Projekihnen die Integration in die deutsche Gesellschaft ten anderer Gemeinden oder Verbände beteiligen.
zu erleichtern. Außerdem habe ich mich für das
Die ZWST hat sich mit weiteren Teilnehmern
Modul „Jüdische Geschichte und Gegenwart“ anunterhalten: Elena Soskina, 34, Sozialbüro JG Giegemeldet. Im Zusammenhang mit meiner Arbeit im
ssen, Max Solomonik, 46, Integrationszentrum JG
Bereich Migrationspsychologie ist das Thema für
Cottbus und Bella Furmann, 42, ZWST-Zweigstelle
mich interessant, um die Entwicklung und jüngere
Wismar:
Geschichte des Judentums in Deutschland richtig
Auch hier waren sich die Seminarteilnehmer einig,
zu verstehen.
dass ihnen die Teilnahme am Zertifikatskurs „GeVladislav: Alle von den Organisatoren angebotemeindesozialarbeit“ folgendes ermöglichen wird:
nen Themen sind von Interesse und werden in der
Verbesserung fachlicher Kompetenzen, Vertiefung
Arbeit nützlich sein. Ich möchte alle angebotenen
der erforderlichen Kenntnisse und Erhöhung der
Module besuchen, nicht nur aus dem Kurs „GeProfessionalität, um zukünftigen Herausforderunmeindesozialarbeit“. Ich verstehe, dass es leider
gen gewachsen zu sein.
unrealistisch ist... Deshalb kann ich leider noch
Die ZWST bedankt sich bei allen Teilnehmern für
nicht auf diese Frage antworten.
die Teilnahme am Interview und wünscht ihnen
Julia: Ich werde mich für alle Module „Orientieweiterhin alles Gute und viel Erfolg! HvB, ZWST
rungswissen Judentum“ anmelden. Als Sozialarbeiterin einer jüdischen Gemeinde finde ich es sehr Fotos: Irina Rosensaft, Vladislav Zaslavskiy, privat
wichtig, bei der Arbeit mit Menschen die Tradition
und Geschichte des Judentums und die jüdische
Sergej Stachevski (51)
Lehrer im Behindertenbereich, tätig i. d.
psycholog. Forschung.
Seit 1991 in Deutschland, seitdem aktiv in
der Jüd. Gemeinde
Reckling-hausen. Leitet
dort seit 5 Jahren das
Projekt „Russischsprachige Telefonseelsorge“
Julia Rappoport (35)
In Kaliningrad Studium der Pädagogik u.
Psychologie, tätig als
Grundschullehrerin. Seit
2002 in Deutschl., seit
2005 hauptamtl. in der
Sozialabteilung der jüd.
Gemeinde Duisburg
tätig
Vladislav Zaslavskiy (39)
In Kiew tätig als
Physiklehrer (Dipl.) u.i.
vielfältigen Bereichen
d. Sozialpädagogik.
In D. Ausbildung für
Telefon-seelsorge,
Beratung u. pädagog.sprachl. Fortbildung für
zugewanderte Lehrer.
Seit 2007 tätig bei der
Telefonseelsorge in der
JG Recklinghausen.
Ausgabe 3
Sept. 2010 • Seite 13
Behindertenprojekt
Beratung für Angehörige von Menschen mit Behinderung
D
Kontakt
Kompetenzzentrum:
Marina Chekalina
Tel.: 069 / 944371-19
(Di.-Do.,10-17 Uhr)
[email protected]
as von der Aktion Mensch geförderte „Mobile Schulung bei der ZWST in Frankfurt eingeladen.
Kompetenzzentrum“ bietet Angehörigen von Themen dieser Fortbildung waren GesprächsfühMenschen mit Behinderung die Möglichkeit, sich rung, Konfliktbewältigung in Beratungssituationen,
mit einem spezifischen Problem oder Anliegen Rollenspiele, rechtliche Fragen und Falldiskussioan die ZWST zu wenden. Von hier aus werden die nen mit den Referentinnen Sabena Donath (Dipl.
Klienten an den regional zuständigen Mitarbeiter Päd.) und Sandra Scheffler (Lebenshilfe e.V.).
weitergeleitet. Das Team des Kompetenzzentrums Neben einem professionellen Theorieinput hatte
ist unterteilt in eine übergreifende Leitung sowie man die Möglichkeit, sich auszutauschen, Probleme
die Mitarbeiter, die entweder eine „Lotsenfunkti- und Erfahrungen aus der Praxis zu diskutieren und
on“ übernehmen oder, wenn erforderlich, in spezi- Fragen zu klären. Regelmässige Schulungen sind
fischen Fällen Einzelfallhilfe leisten. - Vom 16. bis ein wichtiger Bestandteil des Projektes, um eine
17. August 2010 hatten Paulette Weber, Leiterin des kompetente Beratung zu gewährleisten.
ZWST-Sozialreferates und Projektleiterin Dinah HvB, ZWST
Kohan das Team des Kompetenzzentrums zu einer
Projektleiterin Dinah Kohan stellt sich und das Mobile Kompetenzzentrum vor
I
Kontakt Dinah Kohan
Tel.: 0163 / 63 25 819
[email protected]
ZWST
informiert • Seite 14
ch bin 1960 in Berlin geboren und aufgewachsen, sektor (z.B. Selbsthilfegruppen, Kunstkurse usw.)
verheiratet und habe 2 Töchter. Nachdem ich aufzubauen.
mehrere Jahre als Krankenschwester gearbeitet Infoveranstaltungen in den Gemeinden
habe, absolvierte ich zunächst ein Soziologie- und
Meine Hauptaufgabe liegt vor allem darin, das
anschließend ein Gerontologiestudium und arbeiKompetenzzentrum gemeinsam mit Günther Jek,
tete in verschiedenen wissenschaftlichen Projekten.
dem Leiter der Sozialabteilung der jüdischen
Da mich neben dieser wissenschaftlichen Tätigkeit
Gemeinde Düsseldorf, zu organisieren. Dabei ist
immer auch der konkrete Umgang mit dem einzeles uns wichtig, das Projekt insbesondere auch in
nen Menschen interessierte, wandte ich mich 2004
den kleineren Gemeinden bekannt zu machen.
an die ZWST, weil ich weitere Tätigkeitsfelder
Gerade diese wollen wir ermuntern, sich regional
kennenlernen wollte. Hier hatte ich die Möglichmit anderen Gemeinden zu vernetzen, um machkeit, nebenberuflich 5 Jahre in dem ZWST-Projekt
bare Angebote für Betroffene zu entwickeln. Ab
zur Unterstützung von jüdischen Menschen mit
Herbst 2010 werden wir verschiedene kleinere
einer Behinderung mitzuarbeiten. Hauptberuflich
Gemeinden besuchen und dort Informationsverwar ich während dieser Zeit an der Frankfurter
anstaltungen durchführen. - Eine übergreifende
Universität als wissenschaftliche Mitarbeiterin
Aufgabe von mir ist die allgemeine Unterstützung
beschäftigt und konnte mich dort auch im Rahmen
des Sozialreferates der ZWST im Bereich der
einer Doktorarbeit mit der Thematik des Projektes
Behindertenarbeit, um weitere Projekte im Behinauseinandersetzen. Seit dem 1. Juli 2010 arbeite ich
dertensektor umzusetzen zu können. Dabei halte
hauptberuflich für die ZWST.
ich drei Schwerpunkte zukünftig für besonders
Aufgaben des Komptenzzentrums
wichtig: a) verstärkt auch Familien mit jüngeren
Die Arbeit in dem nun gut fünf Jahre andauern- Kindern und jüdische Einrichtungen der Kinder
den Projekt zeigt immer wieder, dass es in vielen und Jugendarbeit anzusprechen, b) ein deutschaus der Sowjetunion stammenden Familien mit russischsprachiges Informationsportal zum Beeinem behinderten Angehörigen sowohl einen hindertensektor zu entwickeln, c) das Ehrenamt
großen Informationsbedarf gibt als auch ein großes in diesem Bericht stärker zu etablieren. Dinah
Interesse, an der jüdischen Gemeinschaft stärker Kohan, ZWST
teilzuhaben. Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass
viele Familien sehr zurückgezogen leben, was nicht Das Team des Kompetenzzentrums
zuletzt vor dem Hintergrund ihrer biografischen Wissenschaftliche Leitung und Beratung:
Erfahrungen in der ehemaligen Sowjetunion zu
• Paulette Weber, Leiterin ZWST-Sozialreferat,
sehen ist. Mit dem Mobilen Kompetenzzentrum
möchte die ZWST daher sowohl eine Anlaufstelle Tel.: 069 / 944371-31, [email protected]
für betroffene Familien bieten, als auch Ansprechpartner für die jüdischen Gemeinden im Bereich
der Behindertenarbeit sein. Das heißt konkret:
- bei Anliegen verschiedenster Art betroffene Familien in Absprache mit ihrer zuständigen jüdischen
Gemeinde zu beraten,
- ehrenamtliche Initiativen im Bereich der Behindertenarbeit zu unterstützen, und insbesondere
kleineren jüdischen Gemeinden dabei behilflich
zu sein, geeignete Aktivitäten im Behinderten-
• Dr. Dinah Kohan
• Dr. Michael Bader
Mitarbeiter:
• Anna Pimstein
• Natalja Poltawez
• Jana Stachevski
• Marina Poleva
• Marina Chekalina
Treffpunkt Recklinghausen
1 Jahr Treffpunkt für Holocaustüberlebende in der JKG Recklinghausen
S
eit Juli 2009 existiert in der Jüdischen Kultusgemeinde (JKG) Kreis Recklinghausen
eine Beratungs- und Betreuungsstruktur für
Holocaustüberlebende, die von der ZWST, dem
Frankfurter Treffpunkt und der Claims Conference gefördert und unterstützt wird. In Form
eines wöchentlichen, gemütlichen Zusammenseins haben die Teilnehmer die Möglichkeit, sich
auszutauschen, Kontakte zu pflegen und so der
Einsamkeit im Alter entgegenzusteuern. Dazu
gehören außerdem verschiedene Interessengruppen (Chor, Computerkurs, Sportgruppe)
und besondere Veranstaltungen wie Ausflüge,
Konzerte, Feste, Vorträge u.a.
Leiterin des Treffpunktes ist Jana Stachevski, Sozialarbeiterin der JKG Recklinghausen, die den
Treffpunkt mit breiter ehrenamtlicher Unterstützung
organisiert. Die ehrenamtlichen Helfer und die professionell mit Überlebenden arbeitenden Fachkräfte
nehmen an verschiedenen Fortbildungsseminaren
der ZWST teil.
organisiert einen Lesekreis. Jana Stachevski bietet
darüber hinaus alle 2 Monate eine soziale Beratung
an und führt bei Bedarf Hausbesuche durch. Diese
Zweigstelle wird von 10 bis 22 Betroffenen besucht.
Der Treffpunkt der JKG Recklinghausen bietet ein
abwechslungsreiches Programm für ältere Menschen,
die ihr Leben aktiv und kreativ gestalten möchten.
Es besteht die Möglichkeit, den Treffpunkt zu
unterschiedlichen Anlässen zu besuchen, in einer
freundlichen und entspannten Atmosphäre zu diskutieren und zu plaudern, gemeinsam jüdische Feste zu
feiern oder auch an Theater- und Konzertbesuchen
teilzunehmen. Außerdem werden regelmäßig Vorträge in Recklinghausen, Marl und Dorsten zu den
Themen „Aktuelle Lage in Israel“, „Jüdisches Leben
in Deutschland“, „Soziale Fragen“ u.a. angeboten.
Die russischsprachigen Rabbiner Michael Kogan
und David Vinitz halten regelmäßig Vorträge oder
leiten Gesprächsrunden zur jüdischen Tradition und
Kultur. Über alle Termine und Veranstaltungen wird
im monatlichen Gemeinderundschreiben informiert.
Ein Netzwerk im Kreis Recklinghausen
urzeit sind in der Gemeinde 235 Holocaustüberlebende registriert, die aus der
ehemaligen SU zugewandert sind. Nicht alle
Überlebenden können an den Aktivitäten des
Treffpunktes teilnehmen, da das Einzugsgebiet
der Gemeinde 10 Städte umfasst. Daher hat die
Gemeinde neben Recklinghausen Zweigstellen
in den Städten Marl und Dorsten eingerichtet.
Das Zentrum des Treffpunktes ist in Recklinghausen,
wo gute Möglichkeiten für eine Vielfalt von Aktivitäten geschaffen wurden: In einem von der Stadt
gemieteten Raum nah bei der Gemeinde treffen sich
jeden Sonntag rund 70 Überlebende zum lockeren
Austausch. Hier finden auch die Chorproben (2x
wöchentlich) mit 20 Teilnehmern statt. Der Chor tritt
mehrmals im Jahr in anderen jüdischen Gemeinden
auf und ist im Rahmen verschiedener Veranstaltungen in der Gemeinde präsent. Jeden Sonntag
trifft sich die Gruppe „Gesund im Alter“ in einem
Stadtteil in Recklinghausen, wo die aktivste und
zahlreichste Gruppe der Betroffenen lebt. Zu dieser
Gruppe gehören durchschnittlich 14 Teilnehmer.
Zweimal monatlich kommen ca. 7 Überlebende in
dem von Raisa Kuznetsova ehrenamtlich geleiteten
Computerkurs zusammen.
Alle 2 Monate mietet die Gemeinde einen Raum in
Dorsten, um dort ein Treffen und, je nach Bedarf,
eine Sprechstunde für Überlebende und deren Familienmitglieder anzubieten. Diese Treffen werden
von 8 bis 16 Überlebenden besucht. Der Treffpunkt
in Marl ist einmal wöchentlich mit ehrenamtlicher
Begleitung in Form eines Cafés geöffnet. Man trifft
sich zum Kaffeetrinken, schaut sich Filme an oder
Russischsprachige Telefonseelsorge
ie Möglichkeiten der Überlebenden, das
Angebot des Treffpunktes wahrzunehmen,
werden durch gesundheitliche Belastungen zunehmend eingeschränkt. Dieser Personenkreis
ist häufig von chronischen Krankheiten, Stress
aufgrund mangelnder deutscher Sprachkenntnisse und zunehmender Vereinsamung durch
Verlust von Freunden und Verwandten betroffen.
Daher legt die Gemeinde einen Schwerpunkt auf
die Weiterentwicklung der schon bestehenden
sozialpsychologischen Betreuung in Form einer
russischsprachigen Telefonseelsorge. Dieses
Projekt wird vom Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (BAMF) gefördert. Aktuell führen
16 ausgebildete Projektteilnehmer die Beratung
durch. Die Mitarbeiter des Projektes gehören
selbst zur 2. Generation der Holocaustüberlebenden, sind sehr motiviert und fühlen sich zu
dieser Tätigkeit verpflichtet. Die erforderliche
Weiterbildung und Supervision wurde bisher in
Form eines Selbststudiums durchgeführt, daher
ist eine begleitende professionelle Unterstützung
sehr wichtig. Die JKG und alle Mitarbeiter der
Telefonseelsorge halten eine überregional vernetzte, bundesweite jüdische Telefonseelsorge
für dringend notwendig und wären bereit, ihre
Erfahrungen hier einzubringen.
Die JKG Recklinghausen dankt allen Förderern und
ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement und
lädt alle betroffenen, älteren Gemeindemitglieder
ein, an dem vielfältigen Angebot teilzuhaben! Wir
sind für Sie da!
Jana Stachevski, JKG Recklinghausen
Z
Jüdische
Kultusgemeinde (JKG)
Kreis Recklinghausen
Am Polizeipräsidium 3
45657 Recklinghausen
Tel.: 02361 / 1 51 31
[email protected]
Gruppe
„Gesund im Alter“
D
Telefonseelsorge
JKG Recklinghausen:
Montag:
16.00 - 18.00 Uhr
Dienstag:
14.00 - 16.00 Uhr
Donnerstag:
10.00 - 12.00 Uhr
Ausgabe 3
Sept. 2010 • Seite 15
Termine Oktober-Dezember 2010
Sozialreferat
Paulette Weber,
Leiterin
069 / 944371-31
Fortbildungen
Regionale
Integrationseminare
Ehrenamtliche der Bikkur
Cholim II
11.10. - 14.10. 2010
P. Weber, 069/944371-31
Betreuer u. Leiter der
Seniorenfreizeiten II
21.10. - 24.10. 2010
G. Gubinsky, 069/944371-14
Für alle Termine gilt :
Änderungen
vorbehalten
Seminarort:
B. Sobernheim, falls
keine andere Angabe
Anmeldungen über die
zuständige Gemeinde
Jugendreferat
Nachumi Rosenblatt
069 / 944371-14
Inka Margulies
069 / 944371-17
Förderer der Tagung
Jüdische Gemeinde Düsseldorf für Teilnehmer aus
NRW
18.10. - 21.10. 2010
Ehrenamtliche der Chewra
Kadischa II
08.11. - 11.11.2010
P. Weber, 069/944371-31
Behindertenprojekt
Fortbildung Sozialarbeiter:
Fortgeschrittene II
22.11. - 25.11. 2010
I. Rivin, 069/944371-34
A.Purnik, 069/944371-23
Bildungsfreizeit für Menschen
mit Behinderung in Bad
Sobernheim
28.10. - 02.11. 2010
P. Weber, 069/944371-31
Fortbildungen
Machanot Winter
Fortbildung Jugendarbeit
Anfänger V
15.10. - 17.10. 2010
Vorbereitungsseminar für
Madrichim der WinterMachanot
05.11. - 07.11. 2010
Treffen der
Jugendzentrumsleiter
07.10. - 10.10. 2010
Lehrer und Erzieher
12.11. - 14.11. 2010
Vorbeter
12.11. - 14.11. 2010
Treffen Kindergartenleiter
12.11. - 14.11. 2010
Kurhotel “Eden-Park” in B.
Kissingen, Larissa Karwin,
069-944371-22
Jüdische Gemeinde Leipzig
für Teilnehmer aus Sachsen
07.12. - 09.12. 2010
Info Integrationsseminare:
A.Purnik, 069/944371-23
[email protected]
Tanzseminar für
Fortgeschrittene II
25.10. - 28.10. 2010
P. Weber, 069/944371-31
Seniorenfreizeiten
18. Turnus
Mi., 06.10. - Mi., 20.10. 2010
19. Turnus (Frauenbund)
Mi., 20.10. - Mi., 03.11. 2010
20. Turnus
(Belegung von Gemeinden)
Mi., 03.11. - Mi., 17.11. 2010
21. Turnus
(Belegung von Gemeinden)
Mi., 17.11. - Mi., 01.12. 2010
22. Turnus
(Belegung von Gemeinden)
Mi., 01.12. - Mi., 15.12. 2010
“Brückenschlag” Weiterbildung für
18-35jährige
7. Gruppe:
Gedenkstättenfahrt nach
Buchenwald/Seminar
04.11. - 07.11.2010
Winter-Machanot 2010/11
23.12. 2010 - 02.01.2011
Bad Sobernheim
(10-13 Jahre)
Natz/Südtirol (14-18 Jahre)
Studienreise nach Israel
21.12. 2010 - 05.01.2011
Auswertung (B.Sobernheim)
10.02. - 13.02. 2011
“Auseinandersetzung mit
historischen u. gegenwärtigen
Aspekten jüdischen Lebens in
Deutschland”
www.zwst-brückenschlag.de
Fachtagung 2010 vom 25. - 27. 10. 2010 in Weimar
„Das Dilemma der Differenz“
Zum pädagogischen Umgang mit Unterschieden und Ausgrenzung
Informationen und Anmeldung: www.zwst-perspektivwechsel.de
Tel.: 0361/7891277, zwst-thü[email protected]
ZWST
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