Trendreport 2007 - K-MB

Transcrição

Trendreport 2007 - K-MB
PROLOG
Die Erde hat sich ein weiteres Mal um die Sonne gedreht. Wir haben Ostern, Weihnachten und Geburtstage gefeiert, seitdem wir das letzte Mal nach den Tendenzen der europäischen Konsumkultur
fragten. In diesem Jahr hat sich viel bewegt und einiges ereignet:
Sozialkritik erreichte die amerikanischen Filmproduktionen und internationale Kinoleinwände in großem
Stil. James Bond verdient wieder den Titel Actionheld, die Vogelgrippe und zahlreiche Orkane liegen
hinter uns. Doch vor allem die Fußball-WM hat ihre Spuren in Europa hinterlassen. In Erinnerung bleibt
uns die Weltmeisterschaft nicht nur als rein europäisches Halbfinale, sondern in erster Linie als ein
leuchtendes Beispiel der Völkerverständigung. In der Szene feierte man ausgiebig die engen Jeans,
schmale Krawatten und neue Indie-Bands.
Welche Tendenzen in der Konsumkultur sind für 2007 erkennbar ? Was bewegt die Menschen in Frankreich,
Deutschland, England, Italien und Spanien ? Worin wird sich das Verhalten der Menschen in diesen Ländern
unterscheiden ? Um diesen Blick in die Zukunft zu wagen, hat die kamps markenberatung auch in diesem Jahr
1.000 Opinion Leader in Europa nach ihrer Meinung gefragt. Welche Tendenzen erwarten die Vordenker
unserer Konsumkultur für das kommende Jahr ? Woran müssen wir denken, wenn wir noch en vogue sein
wollen, wenn wir abends ausgehen, eine Städtereise planen oder unseren Kleiderschrank aufräumen ? Auf
den folgenden Seiten finden sich Htypothesen, die auf einer qualitativen Auswertung der Befragung beruhen.
KATEGORIEN
Um sich konkreten Strömungen zu nähern, hat die kamps markenberatung Konsumkultur in acht Tendenzfelder unterteilt. Eine Kategorisierung, die ihren Ursprung in unserer täglichen Arbeit rund um die
Markenkommunikation hat. Gefragt wurde nach den Tendenzen 2007 in den Bereichen:
• GESELLSCHAFT
• MUSIK
• MODE
• SPORT
• ENTERTAINMENT
• PEOPLE
• METROPOLE
• MARKE
Die Auswertung der Befragung ist auf den folgenden Seiten zusammengefasst. Eine Tendenz, die sich
in den letzten Jahren bereits abgezeichnet hatte, verfestigte sich in 2006: Je mehr Europa wächst und
osteuropäische Staaten in die EU integriert werden, desto stärker wird der kulturelle Austausch der
europäischen Kernländer in den Feldern der Konsumkultur. Signifikante nationale Unterschiede in den
Kategorien Mode, Musik, Sport, Metropolen, Marke und Entertainment sind nicht mehr festzustellen.
Lediglich in den beiden Kategorien Gesellschaft und People zeichnen sich noch prägende Unterschiede
im Agenda Setting der Meinungsführer ab. Dort, wo wir nationale Eigenheiten erkennen konnten, wurden sie gesondert herausgestellt.
Zum ersten Mal wagen wir uns an einen Rückblick. Jeweils zu Beginn eines Themenfeldes beleuchten
wir die Entwicklung des vergangenen Jahres im Hinblick auf unsere Voraussagen. Am Ende geben wir
die Trefferquote unserer Aussagen aus dem Vorjahr in Prozent an. Dabei geht es nicht nur um den Rückblick per se, sondern darum, auf manche Trends hinzuweisen, die länger als nur ein Jahr andauern.
GESELLSCHAFT
Gesellschaft
RÜCKBLICK 2006
Der k-mb Trend-Check prognostizierte bereits 2006 den Umweltschutz als zentrales Thema. Dabei wurde
insbesondere auf die technische Komponente Bezug genommen. Im Vordergrund stand Umwelt-Hightech,
also der Glaube daran, dass Forschung und Entwicklung unsere Umweltprobleme lösen. Diese Vorhersage bestätigte sich in zahlreichen Phänomenen. Am deutlichsten bewies der Erfolg des Al Gore Films
«Eine unbequeme Wahrheit» das wachsende Interesse am Thema. Aber nicht nur die deutschen Umweltschutz-Vorreiter interessierten sich zunehmend für Umwelt-Hightech, sondern auch Franzosen und Briten
nahmen das Thema Klimaveränderung mit Besorgnis zur Kenntnis. Vor allem die Automobilindustrie
reagierte auf dieses Bedürfnis und wir konnten Themen wie Hybrid und Rußpartikelfilter vermehrt in den
Werbespots der Hersteller begegnen.
Außerdem wurden Herkunft und Nutzen als zentrale Werte für Produkte und Marken gesehen. Auch
dies hat sich bestätigt, wenn man den Erfolg beispielsweise von American Apparel oder den Bio-Boom
im Allgemeinen betrachtet.
Wir prophezeiten des weiteren einen europäischen Flächenbrand aufgrund steigender Armut. Dieser ist
zwar nicht eingetreten, aber die Schere zwischen arm und reich wächst und birgt zudem Potenzial für
Gewalt. Dazu gehört auch, dass Integration eines der dominierenden Themen 2006 war und es 2007
bleiben wird.
TREFFERQUOTE GESELLSCHAFT 2006
95% richtig
5% falsch
GESELLSCHAFT 2007
Nature is my homeboy. Es wird auch 2007 international zum guten Ton gehören, die Umwelt zu schützen. Neu daran ist, dass nicht nur die Italiener anfangen Müll zu trennen, Spanier über erneuerbare
Energien sprechen und Deutsche wie Briten in wachsendem Maße schadstoffarme Fahrzeuge fahren
werden, sondern dass Umweltschutz einen ganzheitlichen Ansatz bekommen wird. Nicht mehr allein
die Technik steht im Vordergrund, sondern die Naturverbundenheit: von Wellness bis zu Bio-Lebensmitteln. Ökologische Verantwortung ist nicht mehr langweilig und uncool, sondern schick! Wir können
zunehmend hip und dennoch naturverbunden sein. Wer an eine lohnende Investition denkt, sollte sich
jetzt ein paar Hektar Land kaufen. Was heute noch Brache ist, könnte schon bald zur landwirtschaftlichen Bio-Anbaufläche werden.
Zu einem wichtigen Thema wird die schleichende Angst um die Integration der zwei neuen Wirtschaftsmächte China und Russland in die A-Liga der Weltgemeinschaft.
Europa fürchtet sich vor der unberechenbaren Größe und ihrer wirtschaftlichen wie kulturellen Macht.
Ungehemmtes Wachstum in diesen Ländern steht dem kriechenden Wandel im alten Europa gegenüber.
Wir fürchten um die Rohstoffe, die zur Erhaltung unseres erstklassigen Lebensstandards notwendig, aber
nicht unbegrenzt vorhanden sind. Was zunächst ganz logisch und nach reiner Zahlenspielerei klingt,
hat vor allem eine gefühlte Ursache. Wir sprechen weder Russisch noch eine der vielen chinesischen
Sprachen. Wir lesen keine Magazine und sehen kaum Filme aus diesen Regionen. Nur selten zählen sie
zu unseren Reisezielen. Unser Schrecken stützt sich also auf Unkenntnis, oder was wissen wir wirklich
über China? Die große Chance bergen Neugier und Teamplay. In Zukunft werden wir eher Russisch
oder Mandarin lernen. Gemeinsam gilt es, alternative Strategien für ein modernes und erfolgreiches
Miteinander zu finden.
Umso wichtiger finden es die Europäer sich als starke Formation zu zeigen, um auf Augenhöhe zu
verhandeln. 2007 wird das Jahr der Entscheidung für eine starke Europäische Union als zukunftsfähiges
Staatenmodell werden. Eine europäische Verfassung wird unsere zukünftigen politischen Debatten bestimmen, genauso wie eine einheitliche Umweltgesetzgebung. Es klingt absurd, doch macht sich in allen
Ländern neben dem europäischen Streben ein neues nationales Denken breit. Egal, ob in Frankreich,
Spanien oder Deutschland, Nation ist auf eine unbestimmte, abstrakte Art und Weise wieder en vogue.
Und obwohl wir uns gegenüber Russland, China, den USA oder der islamischen Welt nach außen abgrenzen, wünschen wir uns trotz allem ein gemeinsames Dach Europa. Wohin sich diese zentrifugalen
Kräfte entwickeln, konnte uns niemand sagen. Noch nicht.
In Großbritannien, Frankreich und Deutschland entwickelt sich darüber hinaus eine neue Form kreativer
Individualität. Menschen beginnen wieder zielstrebiger, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen. Dabei
geht es weniger um Erfolg als um Kreativität. Egal, ob wir uns mit dem Schweißbrenner oder der Farb
dose als Künstler versuchen, Selfpublishing betreiben und Bilder oder Musik ins Netz stellen, kleine
Filme drehen oder eigene Blogs ins Leben rufen – wir wollen wieder gehört werden. Europa ist im nächsten Jahr voller Ich-Ikonen und Ego-Presenter. Wir wollen den Menschen unsere Persönlichkeit zeigen,
demonstrieren, was in uns steckt und keinesfalls daran verzweifeln, dass der wirtschaftliche Aufschwung
weder genügend Jobs mit sich bringt, noch die Regierungen ihre Einschnitte in den Sozialstaat stoppen.
Bewegung ist angesagt, und wenn sich partout nichts bewegen will, dann fangen wir eben dieses Jahr
an, selbst zu schieben.
NATIONAL
Innenpolitisch unterscheiden sich die Agenden für 2007 national stark voneinander. Während Deutschland mehr mit sozial motivierten Gewaltkonflikten, neuen Unterschichten und Jugendkriminalität zu
kämpfen haben wird, fragen sich die Meinungsführer in Frankreich, ob sie schon bereit sind, von einer
Frau als zukünftiger Präsidentin regiert zu werden, oder lieber von einem Hardliner. Ein umfassender
Wandel ist auf jeden Fall vorprogrammiert. Die Italiener entdecken neben dem verordneten Umweltschutz stärker das Thema Migration und werden im kommenden Jahr intensiver an Lösungen arbeiten. In
Spanien wird sich die Politik unter anderem am ETA -Konflikt und den Beziehungen zur USA abarbeiten,
während sich die Briten um ihre drohende Inflation kümmern und versuchen werden, nicht länger die
europäischen Anführer in Sachen Fettleibigkeit zu sein.
HES GEWIS SEN.
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N UND SICH VERBÜ NDEN .
CHINA UND RUSSL AND KENN EN LERNE
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MUSIK
RÜCKBLICK 2006
Musik
Der k-mb Trend-Check 2006 sagte bereits den Aufstieg von kleinen Labels voraus, diese Entwicklung
hat sich bestätigt. Myspace macht´s möglich. Eine Entwicklung, die auch in den nächsten Jahren noch
weiter anhalten wird.
Mit der Vermutung, dass Rock vor dem Ausverkauf steht, lagen wir allerdings nicht richtig. Konnten doch
Bands wie The Killers, oder die Teeniestars Tokio Hotel ordentliche Abverkaufszahlen vorweisen. Der
Boom zur «handgemachten» Musik mit harten Gitarrenriffs hält unvermindert an.
Dass wir eine neue Crossover-Welle von Musikstilen unter dem Titel «Hybrid» erleben würden, hat sich
nicht bestätigt. Zwar nimmt die Virtuosität beim Klauen von Stilen und Stilmitteln bei allen Künstlern zu,
allerdings finden sich keine herausragenden Vertreter, die sich «Hybrid» auf die Fahne geschrieben
hätten. Auch Grime aus London konnte zwar stetig an Popularität gewinnen und einige DJs mit ihrem
Minimal Sound aus Clubs verdrängen, einzig der große neue Trend ist Grime im abgelaufenen Jahr
nicht geworden. Aber was noch nicht ist, kann immer noch werden.
TREFFERQUOTE MUSIK 2006
50% richtig
50% falsch
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MUSIK 2007
Myspace conquers the world of music. Ausnahmslos alle Musiker können sich auf der Myspace.com
Plattform präsentieren. Angeblich lassen sich bereits über die Anzahl von Friends auf der OnlinePlattform reale Plattenverträge aushandeln. Hierbei handelt es sich aber noch um ein Gerücht. Bestätigt
ist allerdings, dass zukünftig die Myspace-Charts, bei denen User entscheiden, was hot und was not ist,
zur neuen musikalischen Orientierungshilfe werden. Hier entsteht eine Lobby von Independent-Bands
und Labels, die ihre Öffentlichkeit online finden, um anschließend die reale Welt zu erobern. Die
wachsende Anerkennung für kreative Individualität durchzieht viele Kategorien der aktuellen Konsumkultur. Auslöser dieser Entwicklung finden sich jedoch zuallererst in der Musik.
Im Gegenzug werden Massenprodukte und Superstars, egal ob als Essenz von Casting-Shows oder
aus den Annalen der Geschichtsbücher, entweder boykottiert oder sie müssen eine weiter sinkende
Halbwertszeit hinnehmen. Deutlichster Indikator für diese Entwicklung ist die abnehmende Zahl der
Gold- und Platin-Schallplatten. Tot ist der Longplayer aber noch lange nicht, denn es sinken zwar die
Auflagen, dafür wachsen die Plattenregale immer weiter in die Breite. Konsequenz: In Zukunft verdienen
die Stars nicht mehr an Platten und CDs, sondern müssen sich vor allem auf Konzertbühnen an ihren
Live-Qualitäten messen lassen.
Die Zukunft insbesondere der Medien- und Unterhaltungsindustrie liegt in der breiten Befeuerung von
Nischenmärkten, während die Konzentration auf Mainstream und das Setzen auf einzelne Megaseller
zu den Strategien von gestern gehört.
Ob allerdings die CD dieses Jahrzehnt als das bestimmende Musikmedium überlebt oder ähnlich dem
Vinyl nur noch in der Hand von Nostalgikern ihr Dasein fristet, entscheiden der Preis und die digitale
Formatschlacht der großen Konzerne.
STILE
New Rave ist das new big thing. Die Richtung entsteht aus einer Mischung von klassischem Discosound
vereint mit Electro, Dance und Rock. Das Ganze lehnt sich an den Dance-Punk an, der vor allem live
gespielt wird und in den USA besonders beliebt ist. 2007 werden Bands wie Shitdisco und The Klaxons
die neuen Shootingstars. Außerdem werden auch verwandte Vertreter wie Scissor Sisters im Sog mit an
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die Spitze stürmen. Doch es gibt nicht nur auf die Ohren, auch die Augen bedienen die neuen Helden
mit einer Mischung aus Disco-Glamour und Grunge-Schrabbel. Es geht wieder mehr um ein Erlebnis
und eine Einstellung, die der Hörer vor allem fühlen soll und zwar auf den kleinen aber ständig ausverkauften Konzerten. Also los, ab ins Internet und schon mal Tickets kaufen.
Folk mit seinen akustischen Instrumenten erlebt ein Revival. Eine moderne Interpretation des Folk wird
das Alternativprogramm zu der jahrelangen Beschallung mit rein synthetischen Tönen. Konnte letztes
Jahr bereits Charlotte Gainsbourg begeistern, hält der Trend im kommenden Jahr hauptsächlich in
Großbritannien und Frankreich an. Der authentische Aspekt des Pop mit Spielarten wie Freak-Folk und
Free-Folk wird 2007 von Vertretern wie Joanna Newsom, James Yorkston, dem Sonar Kollektiv und Artverwandten wie Adam Green vorgetragen.
UND DER GANZE REST ?
Das Revival des Bostoner Indie-Rock hält vermutlich weiterhin an. The Raconteuers und das neue Album
von The Rapture steuern ihren Teil dazu bei. Auch die elektronische Musik stirbt einfach nicht: Matthew
Herbert, Phonique, The Misshaps und Jamie Lidell hören wir 2007 in Clubs, Bars und Hotels.
Die tonangebenden Städte neuer Musik heißen Paris und London. Insbesondere das französische Label
Ed Banger wird im kommenden Jahr zum Inbegriff guter Musik. Acts wie Justice oder Uffie gehören
2007 zu den Newcomer-Helden der Musikszene. Wir dürfen gespannt sein, wie lange diese neue französische Welle anhält.
Für Nostalgiker gilt: The Cure und Joy Division dürfen wieder gehört werden. Wir besinnen uns öfter
an einige minimalistische Stücke dieser düsteren Helden. Wir werden in angesagten Clubs und auf
einigen Radiostationen 2007 öfter mal wieder einige Klassiker rund um die beiden Formationen hören.
Nicht zuletzt der Film «Control» wird uns an die frühen 80er und den charismatischen Frontmann Ian
Curtis erinnern.
R AUF DIE ÜBERHO LSPUR
MYSPACE PUSHT KLEINE LABELS WIE ED BANGE
INNOVATIVEN NEW RAVE SOUND.
AN DEN MAJORS VORBE I. DISCO REVIVA L MIT DEM
NBACK TO THE FUTURE: THE CURE UND JOY DIVISIO
.
HELDEN
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MODE
RÜCKBLICK 2006
Mode
Der k-mb Trend-Check 2006 lag beim Thema Mode mit seinen Vermutungen richtig:
Der schlichte und puristische Stil war prägend auf den Straßen und den Catwalks. Genauso wie die Blütezeit der Nischenlabels bereits vorausgesehen wurde und sich etwa durch den Aufstieg des Ausnahmedesigners Bernhard Wilhelm bestätigte.
Dass die Turnschuhära dem Ende zuging, war ebenfalls ein zuverlässiger Tipp, sah man diese Ende
2006 doch höchstens noch auf Schulhöfen, Dorfdiscos und im Gym.
Skandinavischen Designern wurde für 2006 eine Blütezeit prognostiziert, die unvermindert anhält.
Diese Entwicklung ruft zahlreiche Labels wie Filippa K, Wood Wood oder Henrik Vibskov auf den Plan.
Der treffendste Forecast allerdings war die Erfolgsgeschichte von Marc Jacobs. Er schaffte es 2006
zweifellos in die A-Liga der Fashion Brands, genau wie der Teilnehmerkreis des k-mb Trend-Check es
vorausgesagt hatte.
Falsch lagen wir allerdings bei der Einschätzung, was die Jeans angeht. Weder die Marke Dondup hat
außerhalb Italiens den Durchbruch geschafft, noch hieß es «anything goes» im Jeansmarkt. Die Jeans
wurde vor allem eines: enger.
TREFFERQUOTE MODE 2006
85 % richtig
15 % falsch
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MODE 2007
STILE
2007 wird das Jahr des 60s Revival. Sienna Miller wird in dem Film «Factory Girl» als 60 er Jahre Ikone
Europa ist sich bei Fashion einig und zieht eine klare Geschmacksgrenze. Schluss mit dem «Russenfaktor» – je teurer desto schicker ist passé, Geschmack kann man nicht kaufen. Die Konsequenz heißt
Smart Fashion. Highclass Design für angemessenes Geld. So sorgt international, nach Viktor&Rolf, StarDesignerin Donatella für Furore mit ihrer H&M -Kollektion. Noch deutlicher wird es beim kommenden
Erfolg von Cheap Monday, der international gefeierten Designerjeans für 50 Euro.
Im Mittelpunkt der Modeszene stehen wieder die Designer und nicht allein die Labels, 2007 heißt es:
große Namen für große Marken: Raf Simons für Jil Sander, Olivier Theyskens für Rochas, Nicolas
Ghesquière für Balenciaga. Wir werden in ganz Europa anfangen, einige neue Namen zu lernen und
nicht mehr allein über Marken sprechen, sondern über die Köpfe dahinter. Ob Tom Ford für Gucci,
Karl Lagerfeld für Chanel und Hedi Slimane für Dior Homme wussten, dass sie zu Ikonen der aktuellen
Fashion-Kultur werden, ist nicht überliefert.
Neben den Namen hinter den Labels ist es vor allem das Comeback der großen Gesichter vor der Kamera, die zum Gespräch nicht nur der Fashionszene werden. Selten gab es so wenige und so populäre
Gesichter für Fashion Brands wie im kommenden Jahr. Das begehrteste Gesicht in den Kampagnen:
Immernoch Kate Moss. Dieser Umstand beweist die Tendenz, dass es im Bereich Mode nicht mehr nur
um platte Schönheit geht, sondern um Menschen mit Geschichten. Schöne Prinzessinnen und böse
Rockstars – oder am besten beides – ist wieder gefragt. Aus diesem Grund werden 2007 immer mehr
Kampagnen und PR-Stories an Menschen mit einem «Leben» gebunden sein. Lindsay Lohan macht den
Anfang und wird nach ihrem Entzug die Miu Miu Kampagne zieren, so wie einst Madonna die Erfolgskampagne von Versace. Die aktuellen Socialites, à la Sienna Miller, Lindsay Lohan, Nicole Richie, Dita
von Teese und Übermutter Kate Moss müssen 2007 keine leeren Kassen fürchten. Modelabels reißen
sich darum, die Arme der Damen mit ihren Taschen zu behängen, ihre Füße mit teuersten Schuhen zu
bestücken und ihre Münder Sätze sagen zu lassen wie: «Ich liebe Chanel.»
Edie Sedgwick die ehemalige Muse von Warhol geben und damit einen Trend auslösen. Dagegen
bleibt der folkloristische Hippie-Stil und mischt sich mit dem 60s Revival. In der Silhouette zeigt sich
dies vor allem in der «Bubble» - das neue Zauberwort für Frauen. Fashion im nächsten Jahr wird in der
hohen Taille enger, dann weit und unten wieder eng. Röcke und Kleider werden kürzer, Oberteile weiter.
Männer hingegen tragen es gerne ein wenig gerader und enger geschnitten. Dabei heißt es für Anzüge:
Hochwasser für Ärmel und Hosenbeine. Die dominierende Farbe bleibt dieses Jahr aus. Vielmehr können wir von schwarz /weiß, über königsblau bis zu kräftigen gelben und roten Tönen alles tragen. Und
wonach wir im Keller unbedingt schauen sollten, sind unsere alten Holzfällerhemden. Das spart Geld,
denn Tartan Karos werden zum absoluten Must.
Die stilprägenden Brands im kommenden Jahr werden neben dem Comeback von Biba: Vera Wang, Balenciaga, Michalsky, Lanvin, Bottega Veneta, Henrik Vibskov, Pierre Hardy, Christian Louboutin, Chloé,
Rochas und Hussein Chalayan.
CASUAL ON STREET
Was wirklich in den Metropolen auf der Staße zu sehen sein wird, sind kleine Nischen-Brands wie:
Cheap Monday, Wood Wood, Fillippa K, Henrik Vibskov, Comme des Garçons, Springcourt und Raf
Simons. Dabei kommen und gehen die neuen Hip Brands so schnell, dass wir kaum noch mithalten
können. Statement T-Shirts werden wieder tragbar und läuten das Ende der Nude-Zeit ein. Die Jeans
bleibt eng, aber nicht mehr blue, sondern black. Dazu auf keinen Fall Turnschuhe, oder nur solche die
nicht so aussehen!
WELCOM E BACK: THE 60S. ALLES WIRD KÜRZER .
NICHT MEHR DAS TEUERST E.
THE TIME OF SMART FASHIO N. DAS BESTE DESIGN IST
IN DEN KLEIDER SCHRAN K.
MOTTO -SHIRTS UND TARTAN HEMDEN GEHÖRE N 2007
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SPORT
RÜCKBLICK 2006
Sport
Hier war es natürlich nicht schwer für 2006 richtig zu liegen, das Überthema in Europa 2006 hieß
Fußball-WM . Weniger die sportlichen Leistungen auf dem Platz, sondern vielmehr die der Fans, lassen
uns diese WM so schnell nicht vergessen. Die Annahme, dass der begleitende kommerzielle Aspekt
den Fußball-Spaß verderben würde, bestätigte sich tatsächlich in einigen Fouls: Viele Marken, die nicht
im Entferntesten eine Fußballaffinität haben, schmückten sich anlässlich der WM mit dem Volkssport.
Man konnte vom Fußball-Klopapier über Fußball-Käse bis hin zum runden Leder als letzte Ruhestätte
in Form einer Urne jegliche Geschmacklosigkeit beobachten. Wir berichteten auf www.nogos.de im
vergangenen Sommer ausführlich über diese Entwicklung.
Yoga gewann wie vorausgesagt an Bedeutung, was unter anderem von Sportgiganten wie adidas
(Stella McCartney) und Nike mit eigenen Yogalinien bewiesen wurde.
Richtig war auch die Formel Eins auf Platz drei. Schließlich feierte Spanien einen fulminanten zweiten
Sieg in Folge, denn Fernando Alonso holte erneut den Titel. Die Südeuropäer brennen für die Formel
Eins, während beispielsweise Deutschland Michael Schumacher 2006 unter Tränen bei seiner legendären Abschiedsrunde zusah und Red Bull sein Engagement öffentlichkeitswirksam weiter ausbaute.
Hunderennen, vermuteten wir ganz richtig, avancierten auch 2006 nicht zum globalen Trendsport. Aber
was nicht ist, kann ja noch, oder nicht ?
TREFFERQUOTE SPORT 2006
100% richtig
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SPORT 2007
Die Fans in Europa fühlen einen leichten Mannschaftskoller. Fans bleiben Fans und verstehen ihre Liebe
zum Verein auch immer noch als Sport, allerdings orientieren wir uns 2007 eher in Richtung Individualität. So schaffte es außer Beachvolleyball, vielleicht auch aufgrund der leicht bekleideten Spielerinnen,
kein Mannschaftssport in unserer Umfrage auf die vorderen Trendplätze 2007.
Insbesondere die Handball-WM 2007 hätte gerne an die Erfolge und die Stimmung der Fußball-WM
anknüpft. Doch trotz ausverkaufter Hallen zeigt sich dieser Sport ein weiteres Mal als nicht massen
kompatibel. Aber keine Angst, natürlich bleibt es 2007 trotzdem sportlich: Es gibt drei große Themen
im Dandysport:
AKTIONSSPORT
Das Skifahren erlebt nach dem Snowboard-Hype generell ein Revival, speziell angesagt ist aber das
Freeskiing in extrem steilem oder unwegsamem Gelände. Ein Extremskifahrer steigt in der Regel bis
auf den Gipfel eines Berges auf und fährt dann über Tiefschneefelder und durch Eisrinnen (Couloirs)
ab. Dabei muss er unter Umständen Sprünge über Felsen, Wechten, Überhänge und fast senkrechte
Abhänge überwinden und Felsbrocken und Vegetation ausweichen. Die Wertungskriterien bleiben das
Geheimnis der Punktrichter und deshalb werden wir den Sport vielleicht nie richtig verstehen. Gut anzusehen ist Freeskiing aber allemal.
Umweg über die USA nehmen, bis sie hier modern wurde.
Der Siegeszug von Yoga in Europa reißt nicht ab. Yoga-Zentren sprießen wie spirituelle Pilze aus dem
Boden und die Merchandise-Maschinerie läuft auf Hochtouren. Neben den beiden Reinsportarten gibt
es auch schon die Fusion Yogalates.
Luxus Fitnesscenter und Running bleiben en vogue und runden den Trend zur individuellen sportlichen
Betätigung ab.
PASSIVSPORT
Gemütlichkeit ist angesagt. Poker ist ein großes Thema in den Wohnzimmern. Privates Glücksspiel erlebt
ein Revival.
Auch andere Passivsportarten wie Schach, Sudoku und Pferdewetten werden 2007 den Fußballwahnsinn zum Teil ablösen. Dabei lässt es sich auch gemütlicher Bier trinken.
AKTION ZELEBRIERE N WIR 2007 ALLEIN UND ZWAR BEIM FREESKIING.
GESUNDHE IT ERREICHT EUROPA DURCH YOGALATES IM LUXUSGYM .
SCHWITZEN IST OUT, POKER, PFERDEWET TEN UND SCHACH SIND DER NEUE
PASSIV-WO RKOUT.
WELLNESS SPORT
Nach Yoga kehrt ein weiterer Fashion-Sport in die Metropolen Europas: Pilates. Grundlage aller
Übungen ist das Trainieren des so genannten «Powerhouse», womit die in der Körpermitte liegende
Muskulatur rund um die Wirbelsäule gemeint ist, die so genannte Stützmuskulatur. Alle Bewegungen
werden langsam und fließend ausgeführt, wodurch die Muskeln und die Gelenke geschont werden.
Gleichzeitig wird die Atmung geschult. Die Sportart kommt aus Deutschland und musste erst einen
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ENTERTAINMENT
Entertainment
RÜCKBLICK 2006
In dieser Rubrik hat der Trend-Check 2006 zumindest bei den Thesen rund um die TV-Formate daneben gelegen. Propagiert wurde, dass TV-Serien und Promi-Reality Formate aus und vorbei sind. Leider
mussten wir uns weiter quälen, denn in den DVD -Regalen zählten US TV-Serien zu den Megasellern.
Das Ende des Style-Faschismus sahen wir richtig voraus. Seit 2006 ist es vorbei mit dem Stylen bis zum
Umfallen. Aus dieser Tatsache entstand sogar die Nude-Bewegung in Europa. Das Credo: less is more.
Wie versprochen fuhren die Menschen 2006 zu entspannten Countryside-Trips in das Umland und verbrachten dort gemütliche Abende mit Freunden bei Wein oder einem guten Buch.
TREFFERQUOTE ENTERTAINMENT 2006
70% richtig
30% falsch
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ENTERTAINMENT 2007
Freuen wir uns auf ein buntes Jahr. Denn 2007 regiert die Kunst unser kulturelles Interesse. Ob die
Biennale in Venedig, die Documenta in Kassel, die Skulpturen Projekte Münster mit ihrem Star Kurator
Kaspar König, die neuen Kunstmessen um die Frieze in London oder der neue Publikumsmagnet Fiac
in Paris, dieses Jahr kommt niemand an der Kunst vorbei. Gemeinsam mit dem wachsenden Interesse
der breiten Öffentlichkeit, werden wir erleben, wie in Europa neue Kunstmagazine entstehen und die
Marketingstrategen Künstler und Kunst wie in den 70 er Jahren erneut für sich entdecken.
AUSGEHEN
Überhaupt lieben wir wieder mehr anspruchsvolle Unterhaltung. Was in den USA und England längst
zum alltäglichen Nachtleben gehört, feiern Spanier, Deutsche und Franzosen mit wachsender Begeisterung im kommenden Jahr: Neo-Burlesque. Egal, ob Feuerschlucker, Stand-Up Strip, Trapeztänzer oder
Poetry Slam, in den Clubs leben wir wieder Unterhaltung. Gepflegt chillen und rumhängen zu Klings
und Klongs langweilt dagegen zu Tode. Wir wagen uns wieder selbst als Star auf die Bühne und erlauben anderen Laien uns mit überraschendem Dilettantismus zu unterhalten.
Daneben passiert das Nachtleben vor allem in neuen Concept-Clubs. Das bedeutet, nicht mehr nur ein
schlichter Club, sondern ein integriertes Konzept aus Restaurant und Bar, verbunden durch ein individuelles Konzept und eine ausgewählte Community. Wichtig ist uns, dass wir genau wissen, wo wir unsere
Community treffen, denn Gießkannen-Gastronomie als Abendgestaltung ist so out wie noch nie.
SHOPPEN
«Bitte mit Konzept» heißt es auch für unsere Shoppinggewohnheiten und Wünsche. Wir möchten 2007
in maßgeschneiderten Concept-Stores einkaufen, deren Sortiment die Lebenswelt des Konsumenten perfekt versteht und ergänzt. Der Einkauf soll ein ideales Erlebnis für alle Sinne sein, sonst kann man das
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nämlich für einen Bruchteil des Geldes bequem über einen Onlineshop erledigen.
Gute Beispiele für echte Shops sind Andreas Murkudis in Berlin, Corso Como in Mailand, LeClaireur
in Paris und der Dover Street Market in London.
MEDIEN
Narrow- versus Broadcasting prägt unseren Medienkonsum. Die Zeiten der Massenmedien in bekanntem Stil neigen sich dem Ende zu. Wie immer wird eine neue Mediengattung eine alte nicht verdrängen.
Ob RTL oder RAI1, die traditionellen Sender wird es auch in Zukunft geben, doch ein paar werden im
nächsten Jahr auf der Strecke bleiben. Nehmen wir zum Beispiel den Erfolg des Spartenradios. Ganz
gleich, ob Motor FM in Deutschland oder Pig Radio in Italien, wir sind gelangweilt von «Gute-LauneUnterhaltung» und sehnen uns nach anspruchsvoller, individueller Musikaus wahl, die unseren Geschmack befriedigt. Ehrlich gefragt, wie konnten wir diese ganzen 24 -Stunden Morning-Shows so lange
ertragen? Daneben überschwemmt weiterhin eine Fülle wundervoller Nischenmagazine den europäischen Medienmarkt. Oder werfen wir einen Blick auf das IPTV. Hier entstehen reihenweise neue TVSender mit authentischen Nischenformaten. Es geht nicht mehr darum, die Massen zu erreichen und sich
mit Werbemillionen die teuren Sendelizenzen und Produktionskosten zu bezahlen, sondern Qualität mit
Computer-Produktionen ins weltweite Netz zu senden. Uns gefällt hier vor allem Bunch. TV aus Deutschland. Das Internet ist zu einem ernsten Gegner für die vielen MTVs Europas geworden.
Millionen Menschen treffen sich weltweit täglich in virtuellen Welten, tauschen dort Nachrichten aus,
schließen Freundschaften. Für immer mehr Internetnutzer sind die Web-Gemeinden genauso wichtig
wie ihre realen Bekannten- und Freundeskreise. Von Second Life zu Myspace, ob Youtube oder Wikipedia, wir befriedigen unsere Neugier auf das Leben zukünftig öfter im Internet.
Und wenn wir uns mal mit realen Freunden bei uns zuhause treffen, dann sitzen wir am liebsten vor
unserem Projektor und sehen uns hochwertig produzierte US -Serien wie «Desperate Housewives», «24»
oder «Lost» an. Oder wir wagen uns an Playstations und Nintendos Bewegungskonsolen. iToy war hier
erst der Anfang von einer Reihe interaktiver Spiele, die uns wirklich ins Schwitzen bringen.
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PORTABLE ENTERTAINMENT
Ein zweites wichtiges Thema bleibt die Mobilität in der Freizeit. 2007 wird alles überall möglich sein
müssen: Zum Arbeiten muss man schon lange nicht mehr im Büro sitzen: Wireless- LAN im Café wird
Standard, E-Mails auf dem Blackberry auch, und Video-Telefonate rund um die Welt für 0,0 Cent sind
mit Skype Tagesgeschäft. Die Grenzen der Kommunikation weichen immer weiter auf.
Aber Vorsicht, die Menschen streben immer auch nach Geborgenheit, Wärme und greifbaren Werten.
Das bedeutet, wenn der aktuelle Podcast erst einmal per iPod angesehen wurde, geht es danach mit
Freunden oder alleine in den Wald um Ruhe, Natur und Ursprünglichkeit zu finden. Denn Spiritualität in
all ihren Spielarten wird immer populärer. Ob Buddhismus, Kabbala, Yoga oder Essenzen und Fusionen
daraus, die Menschen suchen einen übergeordneten, aber modernen Anker, der ihrem Lifestyle entspricht.
DER KUN ST!
T: 2007 IST DAS JAH R
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ADC AST ING : QUALI TÄT
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People
PEOPLE
RÜCKBLICK 2006
Wir wagten uns im letzten Jahr an die These, dass schnöde, leistungsferne B- und C-Prominenz keine
Relevanz mehr in den Medien und den Köpfen der Meinungsführer besitzen werden. Richtig. Und
trotzdem füllten sich die People-Magazine aller Couleur nicht wie vorhergesehen bis an den Rand mit
Polit-Portraits. Royals, It-Girls und gestandene Schauspieler haben auch 2006 das Interesse einer breiten
Leserschaft geweckt, außerdem waren sie nach wie vor ausschlaggebend für Modetrends. Selbst vor
sozialen Entwicklungen stoppte die Promi-Welle nicht zurück, wie der plötzlich heiß diskutierte Adoptionsboom von Kindern aus Entwicklungsländern. Sogar der größte Fußball-Nerd schaffte es 2006 als
Nationalspieler noch zur Lifestyle-Ikone. Danke Fußball-WM .
Fakt ist und bleibt jedoch in den nächsten Jahren: Leistung ist der entscheidende Motor für Bekanntheit
und damit lag der k-mb Trend-Check goldrichtig.
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90% richtig
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PEOPLE 2007
2007 scheint uns eine neue Welle der Emanzipation zu erreichen und zwar auf einem sehr exponierten
Niveau. Ob nun in Frankreich Ségolène Royale die erste Staatspräsidentin der Grand Nation werden
dürfte, in Europa alle auf eine Präsidentschaftskandidatur von Hillary Rodham Clinton hoffen, oder die
Schottin Susie Stoddart nach einigen sehr erfolgreichen DTM -Runden weibliche Formel-Eins-Hoffnung
schürt, 2007 wird ein Frauen-Jahr. Auch als international gefragte Dirigentin macht sich eine Frau einen
Namen, den wir uns merken sollten: die Skandinavierin Ann Tali. Dabei eint alle Protagonistinnen, dass
sie auf eine sehr charmante Art etablierte Männerdomänen wie Politik, klassische Musik oder Motorsport erobern. Im selben Zuge starten aber auch in klassischen Frauendomänen wie der Mode einige
Models extrem durch. Sienna Miller steigt 2007 mit ihrer Rolle der Edie Sedgwick in «Factory Girl»
endgültig zur Stilikone auf. Wieder zum Thema wird «Miss Groupie 1970» Uschi Obermaier durch die
biografische Verfilmung «Das wilde Leben». Wir dürfen uns langweilen oder bewundern, wie schön ein
Mensch bleiben kann.
am Kiosk liegt. Wie bei allen anderen Medien auch werden die Inhalte seriöser und die Prominenten
internationaler. Insbesondere InStyle und Gala werden europaweit von diesem Trend gegenüber der
Konkurrenz profitieren. Denn Qualität, Charisma und ordentliche Geschichten überzeugen uns und
haben internationale Relevanz.
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Insgesamt sind Stories gefragt. Das Kometenhafte Comeback von Kate Moss ist erst der Anfang. Wer
aus der Entziehungskur kommt oder einen Rockstar heiratet und mit wilden Orgien auf sich aufmerksam
macht, hat es auf dem Weg nach oben auf der Karriereleiter wieder einfacher. Wir dürsten nach den
Geschichten hinter den normalen Fassaden. Diesbezüglich ganz besonders beglücken - da sind sich
nicht nur die Engländer einig - wird uns Prinz Williams Freundin Kate Middleton. Freuen wir uns auf
gute Unterhaltung.
Bei der Vielzahl starker Frauen treten die Männer ein wenig in den Hintergrund. Alte Bekannte feiern
ihren zweiten Frühling oder ihren Zenit in 2007: Gérard Depardieu und Dustin Hoffman werden sich
durch neue Filme ins Gespräch bringen, während David LaChapelle weiterhin durch den medialen
Zehnkampf und weniger durch sein Privatleben von sich reden machen wird.
Damit wir auch 2007 auf dem Laufenden bleiben, wird es einige weitere neue Personality-Titel geben.
Deutschland freut sich schon seit geraumer Zeit auf eine eigene Vanity Fair, die PR-trächtig bisher nur
mit Gerüchten und Skandalen auf sich aufmerksam gemacht hat, ohne, dass auch nur die Erstausgabe
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Metropole
METROPOLE
RÜCKBLICK 2006
Berlin rules! Nicht nur die Fußball-WM mit der einmaligen Fanmeile trug Berlin durch das vergangene
Jahr, sondern vielmehr die brodelnde Stimmung aus Kreativität, Understatement und Aufbruch. Nicht
zu unterschätzen ist nach wie vor die Kostenliga, in der Berlin nicht Champion’s League, sondern
Kreisklasse spielt. In der Spreestadt lässt sich zu unvergleichbar günstigen Preisen ein glamouröses
Dasein pflegen. Kunst, Mode und Kultur lieben diesen Nährboden. Mit der üppigen Unterstützung aus
staatlichen Töpfen wird diese Entwicklung ordentlich gedüngt. Nur die Wirtschaft scheint Berlin, nach
wie vor links liegen zu lassen. Vielleicht passen auch individuelle Kreativität und Business einfach nicht
recht zusammen.
An zweiter Stelle stand Tallinn. Den vorausgesagten Hype hat die Stadt zwar 2006 nicht erlebt, bestätigt
hat sich aber, dass das Interesse von Besuchern an osteuropäischen Metropolen zugenommen hat.
TREFFERQUOTE METROPOLE 2006
richtig: 70%
falsch: 30%
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METROPOLE 2007
And the winner is: good old Berlin. Auch wenn insbesondere das europäische Ausland in unserer Umfrage Berlin mit weitem Abstand vorne sieht, glauben wir nicht mehr an die Über-Metropole. Zwar bleibt
Berlin weiterhin attraktive Spielfläche individueller Kultur. Dafür sorgen nicht alleine eine Handvoll
wunderbarer neuer Clubs, wie etwa das Cookies VI, der Tresor II, das Weekend II oder das 103 Stage.
Auch die Premiere der Berliner Fashion Week unter dem Sponsoring von Mercedes-Benz sorgt für weiteren Glamour.
Doch wir sehen die ersten Risse in der glitzernden Fassade. Das Ende der Bread & Butter in Berlin steht
vor der Tür. Mit der Messe sollte sich auch der Fokus der kreativen Modewelt weiterdrehen. Kopen
hagen gilt als der neue Mode-Hotspot, und wird der Bread & Butter Barcelona starke Konkurrenz
machen. Seitdem Musik auch wieder etwas mit Texten zu tun hat, scheint auch die Musik eher in anderen Städten zu spielen und last but not least, streicht die Stadt wieder einmal die Subventionen für Kultur
zusammen. Wer sich hier im rauen wirtschaftlichen Wind behaupten kann, bleibt offen. Dies gilt selbst
für die Kunst. Der Berliner Kunstherbst, eine leblose Hülle mit seinen Messen Art Forum, Preview Berlin
und Berliner Liste, erhält starke Konkurrenz aus Paris und London.
An zweiter Stelle steht, man höre und staune: New York.
Die Stadt scheint Europäer nachhaltig zu beeindrucken, ist doch auch sie ein ewiger Motor für Trends.
Der Big Apple muss von Stylern mindestens ein Mal pro Saison besucht werden, sonst kann man sich
aus der Liste der A-Liga Meinungsführer verabschieden. Die New Yorker Fashion Week kann 2007 mit
Designergrößen aufwarten, denen Madrid und Paris nachtrauern werden. Aber das ist natürlich nicht
alles, was diese Stadt zu unserem heimlichen Favoriten für das kommende Jahr werden lässt. Nach
Jahren des Schicki & Micki versteht es New York wie keine zweite Stadt wieder individualistische Freiräume zu schaffen.
Labels starten in kreativen Nischen ihren Siegeszug. Wir sind gespannt, ob Paris den Dreh schafft und
wieder zur Sehnsucht an der Seine wird. Ganz anders die große Metropole in Europas Osten: Moskau.
Hier heißt es «everything goes.» Nicht so sehr die Nische, sondern die unglaublichen Möglichkeiten
ziehen uns in den Bann. Die lauteste Stadt der Welt schreit nach Prota-gonisten, die unbegrenzt Geld
ausgeben wollen. Luxus-Accessoire, Bodyguard und Edel-Limousine öffnen alle Türen und wer schnell
nach oben will, sollte hier in das Nötigste investieren.
Aber hin oder her, Abenteuer und Spaß kann man 2007 auf jeden Fall in beiden Städten erleben. In
Moskau könnte das zwar komplizierter werden als anderswo, dafür ist es am Ende aber bestimmt etwas
ganz Besonderes.
BER LIN
NE W YO RK
MO SK AU & PA RIS
Um den dritten Platz in der Gunst der Jetsetter gibt es einen ungeheuren Kampf. Da ist auf der einen
Seite Paris. Lange pflegte Europas größte Stadt den Habitus einer alten Dame. Doch plötzlich öffnen
neue Clubs wie das Fleche D’or, die wir niemals in Paris vermuten würden. Junge Bands und starke
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MARKE
Marke
RÜCKBLICK 2006
Die für 2006 prognostizierte Solidarität zu den kleinen, guten Marken hat sich bestätigt. Markenimage
und Markenwert konnte Vorreiter Apple 2006 weiter ausbauen. Mit dem neuen MacBook, einer Riesenauswahl an iPod-Modellen und der Kompatibilität zum PC breitete sich der Konzern immer weiter auf
dem Feld Home-Entertainment aus. Auf dem zweiten Platz rangierte Skype. Der Umsatz von Skype
hat sich innerhalb eines Jahres von 60 auf 195 Millionen mehr als verdreifacht. Damit wäre auch diese
These bestätigt.
Des Weiteren sagte der k-mb Trend-Check 2006 der Marke Cacharel und Dondup ein erfolgreiches
Jahr voraus. Nun ist wohl Cacharel dem einen oder anderen im letzten Jahr neu zu Ohren gekommen,
Dondups Bekanntheit blieb allerdings auf den italienischen Raum weitestgehend begrenzt.
TREFFERQUOTE MARKE 2006
75% richtig
25% falsch
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MARKE 2007
Den Fashion-Discounter H&M wählten die Meinungsführer in Europa für 2007 einstimmig zur stärksten
Marke. Weniger die ungewöhnlichen Werbespots aus dem abgelaufenen Jahr sind an dieser Position
Schuld, als vielmehr das Image des Godfathers of Smart Fashion. H&M gilt als Erfinder der Grundidee,
neueste Fashion-Styles für bezahlbare Preise zu bekommen und baut dieses Image durch die Einbeziehung weiterer Top-Designer auch 2007 konsequent aus. Gut ja, teuer nein. Darüber hinaus regieren in
der Fashion-Welt vor allem kleine Labels nach wie vor. So schnell wie wir z.B. die Jeansmarke Cheap
Monday in unseren Kosmos aufnehmen, so schnell werden andere wie Acne wieder verschwinden. Rotation ist gefragt, wenn wir angesagt bleiben wollen. Dabei dürfen wir ruhig auf die Labels vertrauen,
die aus Skandinavien kommen. Daneben hält uns auch die Marke Comme des Garçons aus Japan mit
ihren Guerilla-Stores und ersten eigenen Läden in Europa auf dem Laufenden. Überhaupt lieben wir
das Erlebnis Konsum immer mehr. Vielleicht ist das auch der Grund, warum neben Guerilla Shops für
Szenegänger die Brandlands und Markenhäuser in Europa wie Pilze aus dem Boden schießen. Egal, ob
Autokonzern, Spielkonsolenhersteller oder Baustoffproduzent, Marken laden ihre Käufer nicht mehr ins
Geschäft, sondern eröffnen ihnen eine ganze Welt, um die Marke zu erleben.
Den zweiten Platz in unserer Umfrage belegt Myspace. Für die meisten Meinungsführer und Singles
gehört Myspace bereits seit 2006 zum täglichen Leben, wie der Lieblingsclub um die Ecke. Doch im
nächsten Jahr startet Myspace mit einem Rollout über Europa und spätestens dann sollte die CommunityPlattform einen ähnlichen Stellenwert erhalten wie sie bereits heute in den Staaten besitzt. Egal, ob als
virtuelle Bühne für kleine Bands oder als Fototauschbörse, jeder kann mit einem minimalen Aufwand
seine eigene Website pflegen, seine Community erweitern und zu Freunden Kontakt halten. Hier verbirgt sich ein Potential, das auch Unternehmen zunehmend für sich entdecken werden. Was in Ansätzen
bereits bei Second Life passiert, dass Unternehmen ihre Produkte in der Online-Welt testen und sich der
bestehenden Communities bedienen, wird Myspace ausbauen.
wirklich ein Toast ans Ohr halten ? Aber stört uns das wirklich ? Nein, die kleinen Niederlagen machen
Apple doch so authentisch und liebenswert.
Ein fulminantes Comeback startet hingegen der Automobilfloh smart. Nach den jahrelangen wirtschaftlichen Querelen finden die befragten Meinungsführer wieder gefallen am Stadtflitzer. Die Neuauflage,
die im April in Europa Premiere feiert und zum Ende des Jahres auch in den USA zum ersten Mal für
Furore sorgen wird, erfreut uns mit ökologischer Gewissensabsolution, Parkplätzen vor jeder Tür und
einem Design, das sich wohltuend vom Einheitsblech abhebt.
Ebenfalls gut für unser Gewissen ist American Apparel: Mode, Style und das alles trotz Fair Trade. Wir
lieben es Gutes zu tun und dabei helfen uns Marken, die ihre soziale Verantwortung an die Scheiben
ihrer Outlets plotten. Danke, jetzt wissen wir, dass die T-Shirts so teuer sind, weil sie in Amerika zu
Mindestlöhnen von fröhlichen Arbeitern produziert werden. Die Fashion-Marke aus den USA steht dabei
bei für einen langfristigen Trend: Fair Trade. In den kommenden Jahren werden es eine Reihe weiterer
Firmen schaffen, mit der sozialen Verantwortung für ihre Mitarbeiter und ihren Produktionsbedingungen
unser Gewissen zu beruhigen und uns tiefer in die Tasche greifen zu lassen.
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Im Technikbereich werden wir auch weiterhin Apple lieben. Nicht nur wir glauben daran, dass Apple
mit dem iPhone wieder einmal wirtschaftlich scheitern wird. Wie schon so oft in der Geschichte der
Marke ist das Produkt zwar überlegen, aber der Konsument noch nicht bereit. Oder wer will sich
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EPILOG
AUTOR
Erst wenn die Erde sich ein weiteres Mal um die Sonne gedreht hat, werden wir wissen, wie viel Wahrhaftigkeit in der Wahrscheinlichkeit der vergangenen Seiten lag. So manches beschriebene Sein wird
wohl erst durch unser aller Bewusstsein geschaffen werden. Tun wir also unser Bestes für eine bessere
Welt im kommenden Jahr.
kamps markenberatung (k-mb) betreut seit 2004 Unternehmen und Marken in den Bereichen Public Relations, Brand Relations, Trend- und Brandmarketing in Europa.
Im letzten Jahr war die Agentur unter anderem für das Brandmarketing, die Trend- und Lifestyle- PR der
smart GmbH in Europa, die PR von ABSOLUT VODKA in Deutschland, die PR für Crumpler, das Brandmarketing und die PR für Borgmann Kräuterlikör, die Einführung des IPTV Bunch.TV, die Image PR des
Weltladen sowie für viele weitere Marken und Projekte tätig.
STUDIENDESIGN
Falls Sie sich für die Arbeit von k-mb interessieren, nehmen Sie doch einfach Kontakt zu uns auf:
per Mail [email protected] oder telefonisch unter 030 695 972 80.
Den Trend-Check 2008 können Sie ab Dezember 2007 unter www.k-mb.de bestellen.
Der k-mb Trend-Check 2007 baut auf einer qualitativen Befragung von Meinungsführern aus Spanien,
Italien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland auf. Die Befragungen wurden in der Zeit zwischen
Oktober 2006 und Dezember 2006 anhand eines offenen Leitfadeninterviews via E-Mail und Telefon
geführt. Dabei wurden sowohl wertende als auch wertfreie Ergebnisse berücksichtigt.
Die befragte Zielgruppe bilden Menschen, die in ihrem Beruf von k-mb als stilprägend identifiziert werden. Dazu zählen Modefotografen, Stylisten, führende Mitarbeiter aus Agenturen, Lifestyle-Journalisten,
Medienmacher, DJs, Musiker, Künstler, Street Artists, Clubbesitzer, Store-Manager aus Trendshops,
Trendscouts und Modemacher.
Der Auswertung vorausgesetzt ist die Prämisse, Gemeinsamkeiten und Differenzen einer europäischen
Konsumkultur herauszuarbeiten. Auf einzelne Meinungen, Spitzen oder kleinere Strömungen nimmt der
Trend-Check keine Rücksicht, auch wenn diese nach der Meinung der Autoren in einzelnen Bereichen
und für einige Marken einen extrem hohen Trend-Charakter besitzen.
Alle Fragen bezogen sich auf eine Aussage über die Zukunft mit dem Zeithorizont 2007. Die vorgestellten Zukunftsprognosen basieren auf den Aussagen der Befragten. Es ist billigend in Kauf genommen
worden, dass die Aussagen weder einen verbindlichen noch repräsentativen Charakter haben.
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kamps markenberatung
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Design: Floor5 – Marek Polewski, Jens Pieper, Lone Thomasky
Fotos: Marek Polewski, Fotos Insekten: Daniel Reiter
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