Viel arbeiten – aber glücklich

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Viel arbeiten – aber glücklich
PORTRÄT Schweizer im Ausland: Eine Hotelangestellte und zwei Hoteldirektoren arbeiten in Dubai.
Viel arbeiten – aber glücklich
In der Hotellerie in Dubai sind zu etwa 97 % ausländische Mitarbeitende tätig,
Ursula Wulfsen-Dütschler
darunter auch einige Schweizer. Hotelier besuchte eine Hotelmitarbeitende
und zwei Hotelmanager, die in Dubai arbeiten, glücklich sind und noch keine
Lust verspüren, in ihre Heimat zurückzukehren.
Das 1997 gebaute Hotel Oasis (vorne) liegt
direkt an der Jumeirah Beach, ist inzwischen aber
von neuen Hochhäusern umgeben. Im linken
Turm befinden sich die Luxus-Appartements des
Oasis Beach Towers. Bild uw/zvg
Das Jumeirah Beach Hotel ist mit 617 Zimmern
eines der grössten Hotels in Dubai.
Die Lounge/Bar «360°» am Ende des Piers
gilt als Hotspot. Bild zvg
«Dies ist für mich der letzte Job, aber mir
gefällt es in Dubai und meine Frau und ich
werden in Zukunft hier wohnen bleiben»,
sagt Martin Weber. Der 61-jährige Luzerner
ist seit 1999 General Manager im Oasis Beach
Hotel, dem einzigen Viersterne-Hotel an der
Jumeirah Beach. «Zum Arbeiten haben wir
MARTIN WEBER
GM Oasis Beach Hotel & Tower: Nach
der Kochlehre in den Bürgenstock Hotels
absolvierte Martin Weber (61) die Hotelfachschule Lausanne und arbeitete danach
mehrheitlich für internationale Hotelketten
im Ausland, u. a. in Afrika, Lissabon und
Oman. Zuletzt war er während neun Jahren als Casino Manager in Genf tätig. Als
seine beiden Töchter erwachsen waren,
übernahm er 1999 die Stelle als General
Manager im Oasis Beach Hotel.
Bild uw
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RENATE RASCHENDORFER
Assistent Restaurant Manager, Jumeirah Beach Hotel: Renate Raschendorfer
(28) ist im Aargau aufgewachsen. Nach einer
KV-Lehre auf einer Bank fühlte sie sich zur
Hospitality hingezogen und absolvierte die
Hotelfachschule Belvoir Park in Zürich. In
Zürich war sie als Assistent Restaurant Manager in zwei Betrieben tätig, während eines
Sprachaufenthaltes in Mexiko lernte sie spanisch. Seit September 2005 arbeitet sie im
Jumeirah Beach Hotel. Bild zvg
hier gute Bedingungen, wir stehen zwar 10
Stunden an fünfeinhalb Tagen die Woche im
Einsatz, aber der Lohn ist gut, alle Kosten sind
bezahlt und wir haben viel Freiheit. Allerdings
müssen die Zahlen stimmen.» Diese präsentierten sich nicht gut, als er vor fast acht Jahren seine Stelle antrat. Das in 1997 gebaute Haus mit 252 Zimmern lief schlecht, während den ersten fünf Jahren hat der Betreiber
Jebel Ali International Hotels keine Rendite
erzielt. «Die Gründe dafür waren, dass das
Hotel zu wenig Gäste beherbergte, tiefe Preise führte und eine hohe Miete bezahlen
musste», resümiert Martin Weber.
Als er die Führung übernahm, richtete er das
Haus neu aus. Er wollte eine diversifizierte
Kundschaft mit mehr Individualgästen ansprechen, die bereit war, höhere Zimmerpreise zu bezahlen. Um diesem Segment gerecht
zu werden, verstärkte er die Servicequalität
und setzte auf Mitarbeiterschulung. «Mein
Ziel war es, weniger abhängig zu sein von
den Touroperators.»
LUXUS-APPARTEMENTS
In den ersten Jahren reisten 80 % der Gäste
über die Touroperators an, inzwischen sind
es noch 50 %. Martin Weber ist zufrieden
mit dem Geschäftsgang. «Wir erzielen im
Durchschnitt einen Profit per room von 250
Franken.» In 2004 und 2005 betrug die Zim-
merbelegung 96 %, im letzten Jahr 92 %.
Vor allem im Sommer, wenn das Hotel günstige Tarife anbietet, ist es voll ausgebucht –
meistens von Europäern. Stammten früher
die Gäste zu je 30 % aus Deutschland und
Grossbritannien, sind es heute weit mehr Briten, die das Viersterne-Hotel besuchen. Die
eine Hälfte der Gäste macht im Hotel Urlaub,
die andere besteht aus Geschäftsleuten, die
die Nähe zur Freihandelszone Jebel Ali schätzen.
Der Schweizer ist Chef über 450 Mitarbeitende, die meisten stammen aus Indien und
Sri Lanka, einige aus den Philippinen und
Kenia. Auf Managementlevel sind auch einige Europäer angestellt. «Wir sind eines der
wenigen Hotels in Dubai, die 3 bis 4 % Einheimische beschäftigen. Aber Arbeiten in
einem Hotel entspricht nicht ihrer Religion»,
erklärt er den Grund.
Trotz seiner Überzeugung «Wir wollen nicht
vornehm sein, sondern das freundlichste
Hotel an der Jumeirah Beach», ist er sich
bewusst, dass die Infrastruktur renoviert werden muss. Die Zimmer im Executive Floor, die
sehr beliebt sind, wurden sanft erneuert, den
Gästen steht ein eigene Lounge und Internetzugang zur Verfügung. Die übrigen Zimmer jedoch müssen im nächsten Jahr saniert
werden. Zudem bestehen Ausbaupläne, die
aber noch nicht spruchreif seien. Sehr stolz
ist Martin Weber, dass er seit letztem Herbst
auch den Oasis Beach Tower führen kann,
der gleich hinter dem Hotel neu gebaut
wurde. Im 47 Etagen zählenden Hochhaus
befinden sich 180 luxuriös eingerichtete
Appartements, die vorwiegend von arabischen Gästen für kurze oder längere Aufenthalte gemietet werden.
SCHNELLES WACHSTUM
In einem Hotel am gleichen Strand, aber
mehrere Kilometer entfernt, hat die Schweizerin Renate Raschendorfer die Erfüllung
ihrer Träume gefunden. Die 28-jährige Zürcherin arbeitet seit September 2005 im
Jumeirah Beach Hotel, das mit 617 Zimmern,
davon 19 Villen, eines der grössten Hotels
an Ort ist.
Das wie eine Welle geschwungene Gebäude liegt direkt neben dem berühmtesten
Hotel, dem Burj Al Arab, und gehört den
gleichen Besitzern, der Jumeirah Group. «Es
ist fantastisch hier, ich kann viel lernen und
erlebe das schnelle Wachstum von Dubai
tagtäglich», sagt sie. Ihr gefalle der Umgang
mit den internationalen Gästen, die vorwiegend aus Europa stammen, aber auch die
Tätigkeit mit den Kollegen. Auswahl hat sie
genug: Das Hotel beschäftigt 1800 Mitarbeitende aus 60 verschiedenen Ländern. Um
diese Anstellung hat sie sich persönlich und
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intensiv bemüht. Vor drei Jahren verbrachte
sie ihre Ferien in Dubai, das Leben und die
Vielfalt der Hotellerie faszinierten sie, sie
wollte unbedingt in Dubai ihre Berufserfahrung erweitern. Mutig ging sie bei den
Hotels vorbei und deponierte ihre Bewerbungsunterlagen. Drei Hotels reagierten,
und nach längeren Verhandlungen und zwei
weiteren Besuchen hatte sie einen Vertrag
als Assistent Bar Manager im Jumeirah Beach
Hotel in der Tasche.
TRENDIGE BAR
Ihre erste Anstellung trat sie in der neu eröffneten und als Dubais Hotspot bezeichneten
Bar/Lounge «360°» am Ende des Piers an.
Sie war zuständig für die Gästebetreuung,
Promotion und Administration, was sie als
optimale Kombination betrachtete. Im letzten August ist sie zum Assistent Restaurant
Manager im Restaurant «Beachcombers» aufgestiegen, einem der 22 Gastronomie-Outlets im Hotel. Vor allem am Abend ist das
Restaurant mit Innen- und Aussenbereich und
der südostasiatischen Küche stark besucht.
Neben dem Gästekontrakt kümmert sie sich
um die Personalplanung, das Marketing und
die Administration. Auch diese Tätigkeit findet sie spannend und fantastisch.
Im Rahmen eines internen WeiterbildungsProgramms erhält sie Einblicke in andere
Hotelbereiche. Sie interessiert sich für die Personaladministration und besucht Kurse an
der Hotelfachschule. Ein Ziel könnte die Position des Restaurant-Managers sein. Vor
einem Jahr hat ihr Arbeitgeber die FünftageWoche eingeführt, was sie sehr schätzt.
Sie wohnt in einer Zweizimmer-Wohnung,
die vom Hotel zur Verfügung gestellt wird,
und treibt in ihrer Freizeit Sport. Natürlich will
sie auch wissen, was andere Restaurants
anbieten und besucht mit ihrem Schweizer
Freund, der auch in Dubai tätig ist, so oft wie
möglich andere Restaurants. «Im Moment
bin ich glücklich in Dubai und kehre nur für
die Ferien in die Schweiz zurück.»
Das Shangri-La Hotel liegt an der bekannten
Hauptverbindungsstrasse Sheikh Zayed Road.
Die beiden imposanten Türme mit 43 Stockwerken
beherbergen 301 luxuriöse Zimmer und Suiten
sowie 126 Appartements. Bild zvg
BERNHARD HAECHLER
GM Shangri-La Hotel: Bevor Bernhard
Haechler (53) im Juli 2003 die Leitung des
neu eröffneten Shangri-La Hotels in Dubai
übernahm, arbeitete er während zehn Jahren für die gleiche Hotelkette als General
Manager in Hongkong. Aufgewachsen ist
der Schweizer Bürger in Südafrika, wo er
seine Hotelkarriere in verschiedenen Positionen kontinuierlich aufbaute. Von 1973 bis
1976 absolvierte er die Hotelfachschule in
Luzern. Bild uw
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SCHWEIZERDEUTSCH SPRECHEN
Keine Zeit, sein Heimatland zu besuchen, hat
Bernhard Haechler (53), General Manager im
Shangri-La Hotel Dubai. «Ich bin froh, wieder mal schweizerdeutsch sprechen zu können», sagt er bei der Begrüssung. Die meisten Ausdrücke spricht er in Englisch aus, was
in dieser imposanten und modern eingerichteten Hotelhalle besser zu passen scheint. Im
gleichen Business-Stil mit hochwertigen
Materialien und viel Holz sind die 301 Zimmer und 126 Appartements in den zwei
Hochhaustürmen ausgestattet.
«70 % unserer Gäste sind Geschäftsleute,
30 % kommen für das Shopping», sagt er.
Fast die Hälfte der Gäste stammt aus der
Golfregion, ein wichtiger Teil aus Grossbritannien und Europa. Die Nachfrage nach
modernen Businesszimmern in der Stadt sei
im Moment grösser als das Angebot.
Im Winter verzeichnet das Hotel eine Auslastung von 94 %, im Durchschnitt betrug sie
im letzten Jahr 82 %. Bereits im ersten vollen Geschäftsjahr in 2004 schrieb das Hotel
schwarze Zahlen. Trotz des Erfolgs und
einem Revpar von 290 US-Dollar, in diesem
Jahr erwartet er sogar 320 US-Dollar, besteht
seine Hauptaufgabe in der Maximierung des
Return of Investment.
«Wir müssen überall das Maximum herausholen.» Er sei ein Geschäftsmann, die Finanzen seien wichtig. Die höchsten Ausgaben
verursachen die Personalkosten, die für 650
Mitarbeitende aber lediglich 25 % des Totalaufwandes betragen.
INTERNATIONAL ORIENTIERT
Als Area GM für den Mittleren Osten ist Bernhard Haechler bemüht, mit den Einheimischen eine gute Beziehung zu pflegen und
im Sales und Marketing eine aktive Rolle zu
spielen. Im Juni wird ein Viersterne Traders
Hotel in Dubai eröffnet, ein drittes der Luxusklasse Shangri-La ist geplant. Für die malaysische Hotelkette war das Hotel in Dubai das
erste ausserhalb Asiens, das im Management
übernommen wurde. Hotelbesitzer in Dubai
ist ein einheimischer Bauunternehmer.
Bernhard Haechler findet es spannend, in
einem internationalen Umfeld tätig zu sein.
Er ist mit einer Schwedin verheiratet und hat
zwei Kinder, die 19 und 21 Jahre alt sind und
auswärts studieren. «Ich war immer international orientiert, unsere Kinder haben
neun verschiedene Schulen besucht.» Seine
Zukunft sieht er weiterhin im Ausland.