Spur der Steine

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Spur der Steine
DIE RHEINPFALZ
DIE RHEINPFALZ − NR. 260
MITTWOCH, 9. NOVEMBER 2011
GER_01
Marktplatz regional
NEUES AUS IHRER REGION
Hambach
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Römerberg
Weingarten
Lingenfeld
Germersheim
Landau
Spur der Steine
Vor genau 73 Jahren wüteten Nationalsozialisten in der Pogromnacht auch in der Südpfalz gegen Juden
und deren Gebäude. Vor allem Synagogen und jüdische Friedhöfe zeugen hier und heute
von der damaligen jüdischen Kultur, denn jüdische Bürger gibt es nur noch wenige in der Südpfalz.
Zur Sache: Juden
in der Pfalz
VON HOLGER HEITMANN
Bellheim
Rülzheim
Herxheim
M EI N L I EB LI N G SP LATZ
… ist die Mariengrotte an
der Druslach bei Lingenfeld“, sagt Thomas Dorsch.
„Weil es mit dem Bachlauf
und der kleinen Brücke
dort schön, ruhig und entspannend ist“, erklärt der
Lingenfelder. „Wenn man
Stress und Hektik hatte,
Thomas
kann man dort durchDorsch
schnaufen. Dadurch dass
dort Wald ist, bekommt
man hautnah die Jahreszeiten mit“, ergänzt
der 54-jährige Kaufmann. (nti/Foto: Nagel)
Wo ist Ihr Lieblingsplatz? Rufen Sie das
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IN DIESER AUSGABE
Gegensätze ziehen an
Dreieinhalb Stunden Tanz-Programm mit aufwändigen Kostümen zeigte der Tanzsportclub Royal in Rülzheim – weitere Auftritte am
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kommenden Wochenende.
Schälen, entkernen und schneiden
Zehn Kinder und Jugendliche haben beim
Obst- und Gartenbauverein Schwegenheim
etwas über Äpfel gelernt – und wie man aus
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ihnen Kuchen macht.
Lachen auf hochroten Gesichtern
Hüftschwünge und vollgeschwitzte Handtücher gab es bei der ersten Zumba-Fete von
Westheim. 50 Frauen bewegten sich zu den
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Rhythmen aus Südamerika.
Weltmeisterliches Konzert
Das Harmonika-Orchester Bellheim hatte für
sein Konzert am vergangenen Samstag das
Orchester Hohner-Klang aus Tossingen eingeSEITE 4
laden – inklusive Weltmeisterin.
Der heutige 9. November wird
wohl ein guter Tag für das jüdische
Leben in der Pfalz. In Speyer wird
etwa die neue Synagoge eingeweiht, „ein Aufbruchssignal auch
nach außen“, meint Bernhard Kukatzki. In der Südpfalz ist der Jahrestag der Pogrome von 1938 laut
dem Historiker und Autor des Buches „Jüdisches Leben in der Pfalz“
vor allem ein Tag der Erinnerungskultur.
Gedenkveranstaltungen
gibt es etwa in Herxheim, Landau
und Böchingen. Erinnert werden
muss an die Nacht auf den 10. November vor 73 Jahren, als auch in
Landau, Germersheim und Rülzheim Synagogen brannten. Die Nazis zerstörten während ihrer Herrschaft das hiesige jüdische Leben,
das in der Südpfalz bis heute nicht
so recht wieder erwacht ist.
Die Einweihung der Speyerer Synagoge immerhin sei ein großes Ereignis, sagt Juliana Korovai von der
Jüdischen Gemeinde Speyer, aber
ob dieser Impuls sich auch auf den
Kreis Germersheim auswirken werde, sei schwer zu sagen. Die 44-Jährige leitete von 2005 bis 2008 die
Germersheimer Stadtbibliothek, Juden aus Germersheim gibt es nicht
in ihrer Gemeinde. „Es gab eine Familie, die aber in die Schweiz weitergezogen ist.“ Korovai verweist
auf eine Tradition, nach der sich Juden außerhalb Israels bestehenden
Gemeinden anschließen. Das gelte
auch für die, die aus Osteuropa in
die Pfalz gekommen sind: „Die haben sich bewusst für Städte wie Kaiserslautern und Speyer mit größeren jüdischen Gruppen entschieden.“ Heute gebe es dort jeweils
200 bis 300 jüdische Bürger, Korovai selbst kam 1992 nach Speyer.
„Sobald zehn jüdische Männer zusammenkommen, bilden sie einen
Minjan und können zusammen beten“, erklärt Korovai.
Bis in die Nazi-Zeit gab es auch in
fast jedem Südpfälzer Ort eine jüdische Gemeinde, in Germersheim,
Bellheim, Rülzheim, aber auch in
Dörfern wie Oberlustadt, Freisbach,
Hagenbach. Heute gibt es für die gesamte Pfalz eine Gemeinde, die Kultusgemeinde Rheinpfalz mit Sitz in
Neustadt. Von deren 642 Mitglie-
Mehr 70 jüdische Gemeinden gab
es 1933 in der Pfalz. Schon um
1900 haben tausende Juden in der
Südpfalz das Leben architektonisch, wirtschaftlich und kulturell
geprägt. Während des Nazi-Regimes sind viele nach Frankreich, in
die USA oder andere Staaten geflohen. Wer das Land nicht verlassen
wollte oder wegen Krankheit oder
Geldmangel nicht verlassen konnte, wurde am 22. Oktober 1940 deportiert, viele ins Internierungslager im südfranzösischen Gurs. Manche Juden lebten in „privilegierter
Mischehe“ mit „Ariern“, die aber
von den Nazis zur Scheidung gedrängt wurden. Selbst diese Pfälzer
Juden kamen noch im März 1945
ins Lager Theresienstadt. Mancher
konnte im Mai mit Unterstützung
seiner Angehörigen zurückkehren.
1948 wurde offiziell die Kultusgemeinde Rheinpfalz gegründet. Bereits in den 1960er-Jahren kamen
jüdische Flüchtlingsgruppen aus
Osteuropa über die DDR in die BRD,
so auch in die Pfalz, weitere osteuropäische Juden zogen nach Verschwinden des Eisernen Vorhangs
in den 1990er-Jahren her. (hei)
Standhaft: Jüdische Grabsteine in Rülzheim stehen noch oder wieder, Juliana Korovai lebt jüdischen Glauben. Die Landauer Synagoge steht nicht mehr, die Nazis zerstörten sie 1938.
FOTO: N. KRAUSS/KOROVAI/FREI
dern kommen nur wenige aus der
Südpfalz, die meisten aus den Städten Kaiserslautern, Ludwigshafen
und Speyer. „Natürlich gibt es zum
Beispiel auch in Landau Juden“,
sagt Dr. Wolfgang Pauly, katholischer Theologe der Uni Landau und
tätig im Verein Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit (CJZ). Doch viele
träten nicht öffentlich als solche
auf. „Es herrscht immer noch Sorge
wegen Antisemitismus, es gibt
Neo-Nazis, bis vor zwei, drei Jahren
gab es Fälle geschändeter Friedhöfe“, sagt Pauly. Antisemitismus und
Antizionismus kommen auch von
radikalen Islamisten, ergänzt Kukatzki. „Es ist bedenklich, wenn das
Judentum und die israelische Politik, die man durchaus kritiseren
kann, vermengt werden“. Zudem
„sind die Juden hier eher liberal, die
meisten gehen in keine Synagoge“,
meint Pauly, die Religion praktizieren viele nicht in der Gemeinde.
Andererseits beerdigen Juden,
meist aus anderen Landesteilen
oder Ländern, ihre Angehörigen immer noch auf Friedhöfen wie in Essingen, wenn diese einst aus der
Südpfalz kamen. „Jüdische Gräber
werden ja nicht geöffnet, aber Urnenbeisetzungen im alten Familiengrab sind mittlerweile möglich“,
sagt Pauly. Gepflegt werden die
Friedhöfe von den Orts- und Verbandsgemeinden (VG) oder wie der
Rülzheimer Friedhof von der Kultusgemeinde Rheinpfalz. „Es gibt ja
in dieser Region mehr jüdische
Friedhöfe als Gemeindemitglieder“, sagt der Schifferstadter Bernhard Kukatzki. In Essingen gibt es
gleich zwei jüdische Friedhöfe, auf
dem älteren stehen schöne, alte
Grabsteine aus dem 16. Jahrhundert. Auf der Rülzheimer VG-Website gehört der dortige jüdische Friedhof zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Diese Wertschätzung hatte das
jüdische Erbe nicht immer: Das Bethaus Leimersheim wurde im Neubau-Boom der 1970-er Jahre abgerissen – ein laut Kukatzki „schönes
klassizistisches Gebäude“ ähnlich
der ehemaligen, heute als Kulturstätte genutzten Rülzheimer Synagoge. Das Bewusstsein und Interesse für Altbauten habe damals gefehlt, mancher sei wohl aber auch
froh gewesen, das „unangenehme
Zeugnis“ loszuwerden, vermutet
Kukatzki. Andererseits hat es laut
Kukatzki nach Kriegsende politische Unterstützung zum Wiederauf-
bau jüdischer Gemeinden gegeben.
Einzelne Juden wie die Landauerin
Dorothea Drexler kehrten aus den
USA zurück, Drexler lebte bis zu ihrem Tod 20 Jahre wieder in der alten Heimat und hielt Vorträge etwa
vor Schülern. Nun erinnern neben
Gemeinde- und Vereins-Veranstaltungen vor allem Steine ans jüdische Erbe, seien es Stolpersteine,
Grabsteine oder ganze Gebäude
wie alte und neue Synagogen.
INFO
— Gedenkveranstaltung am Mahnmal für
die ermordeten Speyerer Juden, Hellergasse Speyer, heute, 17 Uhr, von
DGB, Kultusgemeinde und Stadt
— Vortrag „Christen und Juden – Was
uns eint und was uns trennt“ von Stefan Meißner, heute, 19.30 bis 21 Uhr,
Historisches Museum Herxheim
SO E R R E I C H E N S I E U N S
Rhythmen bringen rhythmischen Applaus
WEINGARTEN: Jugendkonzert
Die Redaktion (auf dem Foto von links)
ist für die vier „Marktplatz“-Ausgaben in der
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Woche unter 06341 929414.
„Man muss Musiker fordern, aber
nicht überfordern“, rief Erhard
Histing, kraftvoll dirigierender
Leiter der Jugendkapelle des Musikvereins „St. Michael“ Weingarten am Samstagabend den Zuhörern in der Turnhalle zu, die beim
Jugendkonzert die dritte Zugabe
forderten.
Schließlich erfüllte die Kapelle den
Wunsch des aufmerksamen Publikums doch. Die rund 180 Besucher
wollten die konzentriert wirkenden Akteure, von denen einige ihre
Konzertpremiere feierten, nicht
von der Bühne lassen. Mit anhaltendem rhythmischen Beifall dankten
vom Musikverein – Facettenreich mit verschiedenen Instrumenten
sie den Musikern für das zweieinhalbstündige Programm unter dem
Motto „Vom Orient zum Jupiter“.
Schon beim ersten Beitrag „King
of the Road“ gefiel der musikalische Nachwuchs mit Akzentuierungen und Rhythmusgefühl. In der Orchester-Suite „The Planets“ thematisierten die Jugendlichen in musikalischer Form Gedanken, die mit
der römischen Gottheit in Verbindung gebracht werden. Ins Schwarze trafen die 34 Akteure der Jugendkapelle auch mit einem BeatlesMedley, den Hits der Blues
Brothers, Melodien aus „Der König
der Löwen“ und dem Ohrwurm „In
the Ghetto“ von Elvis Presley.
Ein Hörgenuss waren die mitreißenden „Arabian Dances“. Die Kapelle präsentierte sich im von
Anke Schuster charmant moderierten Konzert vielseitig und überzeugte durch Klangvolumen und
Tongebung. Leise Töne wurden
nicht weniger schön gespielt. Mal
langsam, ruhig, verträumt und getragen, mal temporeich, locker
frech oder feierlich – die Bandbreite wurde abgedeckt.
Zum Spannungsaufbau dienten
gut umgesetzte Crescendi, aber
auch Descrescendi bereicherten
die facettenreichen Werke. Den Titel „Rocking Fantasy“ prägten Sarah Ball und Sebastian Schuler mit
Klarinetten-Soli. Das breite Angebot der Musik-Ausbildung im Verein spiegelte sich nicht nur in den
gelungenen Auftritten der Blockflötengruppe sowie des KlarinettenNachwuchses wieder. Auch weitere Musikschüler demonstrierten an
ihren Instrumenten Fortschritte
und erhielten frenetischen Applaus
– auch wenn sich ab und an ein falscher Ton einschlich. „Wir sind
stolz auf unsere Jugend“, sagte Vorsitzender Stephan Weis. (nti)
INFO
Info-Tag zur musikalischen Ausbildung, Samstag, 19. November,10 Uhr,
katholisches Pfarrheim, Hauptstr. 46a
Große Klänge: Klarinetten bei
„Rocking Fantasy“.
FOTO: NAGEL
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