Fußball-EM 2016 - Mallorca Zeitung

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Fußball-EM 2016 - Mallorca Zeitung
Mallorca Zeitung
Nr. 840 – 9
Nr
9. JJuni
ni 2016
Fußball-EM
2016
Sonderbeilage
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Mallorca Zeitung 840
9. Juni 2016
2 Fußball-EM 2016 Sonderbeilage
■ Da können sich ihre Eltern eine Scheibe abschneiden: fußballbegeisterte Schüler am Lycée Français in Palma. FOTO: NELE BENDGENS
Zumindest die Kinder freuen sich
Wie bereiten sich die Mallorca-Franzosen auf „ihre“ Fußball-EM vor? Wir haben etliche von ihnen befragt,
das Ergebnis ist ernüchternd: von Euphorie keine Spur. Eher im Gegenteil. Aber so sind sie wohl, die Franzosen
ass die Franzosen zurzeit
mit anderen Dingen beschäftigt sind als mit der
Fußball-Europameisterschaft, kann man ihnen ja gar nicht
übelnehmen. Das Land befindet sich
in einer Art Ausnahmezustand, die
verheerenden Überschwemmungen
in den vergangenen Tagen nagen
an den Nerven der Menschen in
der Region um Paris. Dazu tobt ein
erbitterter Kampf gegen geplante
Arbeitsmarktreformen, der öffentliche Verkehr kommt immer wieder
zum großen Teil zum Erliegen. Von
Euphorie rund um den Fußball war
auch wenige Tage vor dem Eröffnungsspiel zwischen Frankreich und
Rumänen wenig zu spüren. Und
über allem wabert die Angst vor neuen Terroranschlägen.
Kein Wunder, dass auch die Franzosen auf Mallorca nachdenkliche
Töne anschlagen. Die MZ hat mit
zahlreichen Inselresidenten gesprochen. Uneingeschränkte Vorfreude
war bei keinem feststellbar.
Schon gar nicht bei Jacques
Aboutboul. Der 65-Jährige besitzt
ein Restaurant in Palmanova und
hat selbst in den 60er-Jahren mal
Fußball gespielt. In der Jugend des
Clubs Red Star Paris war das damals. „Zu meiner Zeit war der Fußball noch nicht so versaut wie heute“, sagt Aboutboul. Heute bestehe
der Sport nur noch aus Geschäft
und Spektakel, ein bisschen wie Brot
D
und Spiele im alten Rom, um die
Bevölkerung zufriedenzustellen und
ruhigzuhalten. „Das klappt in Frankreich aber nicht so einfach wie vielleicht in anderen Ländern. Wir sind
einfach doch mehr auf Protest gebürstet.“ Zumal die schwerwiegenden politischen und sozialen Probleme im Land den Leuten keine Ruhe
ließen. „Ich habe das Gefühl, die
Menschen in Frankreich sind diesmal ein wenig müde, was das ganze
Theater angeht.“
In Gesprächen mit seinen Landsleuten ginge es daher auch wenige Tage vor Beginn der EM so gut
wie nicht um Fußball. „Ich bin kein
Freund davon, in diesen vier Wochen
alles dem Fußball unterzuordnen und
das politische Tagesgeschehen aus
dem Auge zu verlieren. Und ich glaube, da bin ich nur einer von vielen
Franzosen, denen es so geht.“
Auch der Töpferkünstler Stanislas
Carrelet hält die politischen Probleme momentan für wichtiger als die
Begegnungen der Europameisterschaft. „Und das, obwohl ich Fußball mag. Ich habe selbst als kleiner
Stöpsel in einem Garten in Paris
gespielt.“ Doch es gebe derzeit zu
viele Störfeuer im Land und auch
innerhalb des französischen Teams.
Dort belastet allen voran die Debatte,
ob Karim Benzema aufgrund eines
mutmaßlichen Erpressungsversuchs
mit einem Sextape aus der Nationalmannschaft verbannt wurde oder ob
seine Nichtberufung nicht doch eher
rassistische Gründe hat, wie der
algerischstämmige Stürmer unlängst
äußerte. „Das Land spricht mehr
über diesen Skandal als über die EM
an sich, da geht die Stimmung ein
Stück weit kaputt.“
Auch sportlich sieht Carrelet für
seine Èquipe Tricolore keinen Grund
für große Hoffnungen. Einen Titelgewinn traut er seinen Landsleuten
beim besten Willen nicht zu. „Wir
haben alle wichtigen Abwehrspieler durch Verletzung und einen Dopingfall verloren, wie willst du so ein
Turnier gewinnen?“ Verfolgen werde
er die Spiele seiner Nationalmannschaft, so gut es geht. Französisches Fernsehen besitze er zwar
nicht, doch „irgendeine Bar wird die
Spiele schon zeigen“. Auf der Insel
kann auch Carrelet keine große EMBegeisterung unter seinen Landsleuten feststellen. „Man spricht so
gut wie gar nicht über die Europameisterschaft.“
Eine Aussage, die auch der
33-jährige William Tetard unterschreibt. Der Koch eines Restaurants im Inselosten hat sich vor Beginn der EM kaum mit dem Team
und dessen Chancen auseinandergesetzt. „Ich glaube, wir haben im
Moment andere Sorgen, und ich
denke nicht, dass der Moment für
eine EM in Frankreich günstig ist.“
Klar, absagen könne man das Turnier so kurz vorher auch nicht, zumal
die Wirtschaft des Landes durchaus
davon profitieren könnte. Tetard
macht sich aber Gedanken über das
Image von Frankreich in der Welt.
„Wenn das Benzin im Land knapp
wird oder wieder einmal kein Zug
fährt, wird die Welt negativ über unser Land sprechen.“
Tetard selbst werde die Spiele seines Teams aufgrund seiner Arbeitszeiten wohl nicht verfolgen können.
„Das raubt mir jetzt aber auch nicht
den Schlaf. Und ich werde schon gar
nicht einen Tag frei nehmen, wenn
Frankreich spielt. Auch nicht, wenn
es das Team bis ins Finale schaffen
sollte.“ Der 33-Jährige wünscht sich,
dass der Beste gewinnen möge und
erinnert zum Abschied daran, dass
auch nach der EM das Leben wieder
ganz normal weitergeht.
Etwas mehr Interesse an seiner Équipe scheint der 40-jährige
Cirille Giordano zu haben, der seit
drei Jahren auf der Insel lebt. Er ist
in erster Linie ein Verfechter des
aktiven Fußballs, doch auch einer
EM in seinem Heimatland kann der
Komponist etwas abgewinnen. „So
ein Mega-Ereignis ist vor allem für
die wirtschaftliche Entwicklung des
Landes positiv.“ Nach den Anschlägen in Paris brauche die Nation nun
mal wieder einen positiven Input.
Was die französischen Chancen auf
ein erfolgreiches Turnier betrifft, da
ist Giordano weitaus skeptischer.
„Es herrscht ein riesiges Chaos im
Team, vor allem durch den SextapeSkandal von Karim Benzema. Der
hat schon vor Beginn der EM die
Moral der Mannschaft ein Stück weit
gebrochen.“ Er sei zwar kein Fan von
Benzema, aber unstrittig sei doch,
dass der aus Nordafrika stammende
Stürmer einer der besten Spieler der
Equipe Tricolore sei. Immerhin habe
er als Organisator hinter den Spitzen auch bei Real Madrid eine gute
Saison gespielt. „Er ist ein bisschen
das, was auch Ribery macht.“ Nein,
gewinnen werde Frankreich diese
EM nicht, ist sich auch Giordano
sicher. Zu den Favoriten auf den
Titel zählt der 40-Jährige Spanien,
Deutschland, Belgien und Italien.
Und vielleicht noch ein Team aus
Osteuropa, Kroatien wäre da ein
Kandidat.
Was Giordano dennoch Hoffnung
macht, ist der Trainer. „Dass Didier
Deschamps diese Aufgabe übernommen hat, ist die beste Nachricht
seit Jahren in der Nationalmannschaft. Er war einer der erfolgreichsten Akteure unseres Landes und
kann die Spieler mit seiner Erfahrung
und seiner Begeisterungsfähigkeit
anstecken und auf ein neues Level
führen.“ Wenn die Équipe es schaffen sollte, die Spannungen innerhalb
der Mannschaft auszuschalten und
Deschamps seine gesamte Leidenschaft in die Waagschale wirft, dann
könnte es vielleicht doch noch eine
gute EM werden. Aber nur dann.
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9. Juni 2016
Sonderbeilage Fußball-EM 2016 3
Willkommen zum „Zlatorakel“
Der Name verpflichtet: Redaktionsmops Zlatan wird für die MZ die Spielergebnisse der EM voraussagen
atürlich wird er bei der
EM wohl klammheimlich
für Schweden sein, wo
sein großer Namensvetter
Zlatan Ibrahimovic sein womöglich
letztes großes Turnier spielt. Für
die MZ aber wird Redaktionsmops
Zlatan die Deutschland- und die
Spanien-Spiele orakeln. In kleinen
Videos werden wir vor den Spielen das „Zlatorakel“ befragen, wer
denn die Partie gewinnt.
Zlatan wurde im Januar 2015
in der Nähe von Berlin geboren
und hat seine Welpenmonate in
Neukölln verbracht. Seine Fußballexpertise hat er auf den Straßen
und den Bolzplätzen im dortigen
Rollbergkiez erworben, zwischen
arabischen Jugendlichen in BarçaTrikots, türkischen Jungs in RealMadrid-Hemden und deutschen
Kindern im Union-Berlin-Dress.
Zlatan liebt rohes Fleisch und
Rote Bete, er hat einen Spiderman-Ball, den er gerne mit sich
herumträgt und mit dem er seine
Dribbelkünste erweitert.
Das erste Spiel gegen die
Ukraine hat Zlatan übrigens zum
Vorteil Deutschlands orakelt. Zu
sehen ist die Vorhersage ab Freitag
(10.6.) auf www.mallorcazeitung.
es. Dort werden wir auch alle anderen Videos hochladen und sind
sehr gespannt, ob Zlatan mit seinen Prognosen richtigliegt.
N
■ Ein Neuköllner Kiezkicker orakelt für die MZ: Redaktionsmops Zlatan. FOTO: NELE BENDGENS
IDEAL FÜR
ALLERGIKER
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9. Juni 2016
4 Fußball-EM 2016 Sonderbeilage
Wenn
alle
Sinne
auf
EM
stehen
Turniere
sind für
Bundestrainer
Joachim Löw
wie ein Tunnel:
Er begibt sich
dann in eine
„ganz eigene
Welt“.
Begegnung
mit einem
Bodenständigen,
der sich auch
diesmal wieder
hohe Ziele
gesteckt hat
■ Nimmt in den kommenden Wochen nur noch wenig wahr, was von außen kommt: Joachim Löw, Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. FOTO: CHRISTIAN CARISIUS/DPA
ndlich wieder ein Turnier,
endlich wieder Adrenalin
pur am Spielfeldrand: Joachim Löw begibt sich mit
dem Einzug ins EM-Basisquartier
des Fußball-Weltmeisters in Évian-les-Bains in einen Tunnel. Ab
sofort blendet der 56-Jährige alles
aus, was nicht unmittelbar die Nationalmannschaft, die am Freitag
(10.6.) beginnende Europameisterschaft und seine Aufgaben als
Bundestrainer betrifft, der den
Deutschen einen schönen Sommer bescheren soll - am besten
mit dem nächsten Titelgewinn.
„Bei einem Turnier bin ich in
meiner eigenen Welt“, sagt der
Weltmeistercoach. „Da nehme
ich wenig wahr, was von außen
kommt.“ Die Abschottung von
allen Aufregungen rund um sein
Team hat sich der Schwarzwälder
in zehn Jahren als Bundestrainer
angeeignet. „Das hat mit Erfahrung zu tun. Die vergangenen
beiden Turniere war ich schon
entspannter“, berichtet Löw im
dpa-Interview am Tag der Anreise
ins EM-Land.
„Früher habe ich mehr wahrgenommen, was aus der Öffentlichkeit kam. Inzwischen mache
ich mich frei davon“, sagt Löw.
Er steht vor seinem fünften Turnier als Chefcoach, nachdem er
bei der WM 2006 in Deutschland
noch der Assistent von Jürgen
E
Klinsmann gewesen war. Mindestens Halbfinale lautet seine
Ausbeute, die Krönung war der
WM-Triumph 2014 in Brasilien.
Ein unvergessliches Gefühl.
Die überwältigenden Emotionen eines Endspielsieges werden
Löw nun wieder tagtäglich antreiben. Der Job als Trainer der
bedeutendsten deutschen Fußballmannschaft bereitet ihm nach
„Manche Dinge
muss man
als Trainer
zurückhalten.
Dennoch verstelle
ich mich nicht“
wie vor große Freude. Löw sieht
sich als Fußballlehrer. „Ich habe
großen Antrieb, die Mannschaft
und die Spieler zu entwickeln.“
Aber er weiß, dass der Erfolg über
allem steht. Löw gesteht: „2014
habe ich den großen Erfolg bei der
Weltmeisterschaft in Brasilien sehr
genossen. Ich habe jetzt gemerkt:
Man strebt immer wieder danach.
Es ist auch ein Teil des Antriebs
und der Motivation, einen Titelgewinn zu wiederholen.“ 10. Juli,
Stade de France, Finalsieg – so
lautet sein Masterplan.
Löw hat sich immer weiter
entwickelt in zehn BundestrainerJahren. Er beobachtet die Entwicklungen im Weltfußball genau.
Er lässt sich inspirieren von Mannschaften wie Südamerika-Meister
Chile, er schaut auf die Arbeit anderer Trainer; ohne Vorbilder wie
Pep Guardiola kopieren zu wollen.
„Ich möchte authentisch sein“,
betont er.
Hier und da erlaubt sich Löw
eine kleine Notlüge gegenüber
der Öffentlichkeit, wenn sie aus
seiner Sicht der großen Sache
dienlich ist. „Ich stehe häufig vor
der Frage, wie viel ich über meine
Mannschaft erzählen kann, wenn
danach gefragt wird“, sagt er zu
seinem Zwiespalt. „Manche Dinge
muss man als Trainer zurückhalten. Dennoch verstelle ich mich
nicht, weder in der Öffentlichkeit
noch der Mannschaft gegenüber.“
Löw hat sich im Laufe der Jahre eine hohe Akzeptanz bei seinen
Spielern erworben. Abnutzungserscheinungen erkennen selbst
die Akteure nicht, die jahrelang mit
ihm zusammenarbeiten. „Er ist ja
schon sehr lange dabei. Aber er
ist immer mit der Zeit gegangen“,
berichtete Manuel Neuer im Trainingslager. „Er versucht immer,
den modernsten Fußballstil mit zu
prägen. Er schaut viel über den
Tellerrand hinaus“, sagte der Torwart über den Trainer Löw.
Die Zusammenstellung des
Turnierkaders erschließt sich nicht
allen auf den ersten Blick. Löw
verbindet sportliche Kriterien mit
der notwendigen Teamfähigkeit
der Spieler. Neuer schätzt auch
den Menschen Löw: „Er ist als
Persönlichkeit total beständig. Er
ist sehr verantwortungsbewusst,
Sportlich denkt
er längst über
die EM hinaus.
Löw hat schon
den WM-Triumph
2018 im Blick
hilft uns sehr, passt sich der Zeit
an. Er spricht sehr viel mit Spielern, mit den Führungsspielern, ob
etwas aufgefallen ist, ob er noch
was tun kann.“
Löw ist ein Chef, der zuhört.
Er ist ein Trainer, der Spielern vertraut, besonders jenen mit großen
Verdiensten wie Lukas Podolski.
Und aus dem in der Anfangszeit
bisweilen zögerlichen Löw ist ein
entschlossener Entscheider geworden. In Ascona überraschte
Löw mit einer Aussage, die für
ihn immer noch ungewöhnlich
hart klang. „Wenn irgendein Spieler ausfallen sollte, gibt es einen
anderen“, sagte er angesichts
einiger Sorgenkinder wie Bastian
Schweinsteiger. Dann traf er den
Entschluss, den gesundheitlich
„massiv“ angeschlagenen Dortmunder Marco Reus zu streichen.
Löw hat Nüchternheit gelernt.
Als Südbadener lebt er in unmittelbarer Nähe zu Frankreich.
Löw fährt immer noch zum Essen
ins Elsass, in Straßburg hat er in
seiner Zeit als Profi häufig Erstligaspiele angeschaut. Für Smalltalk reiche auch sein Schulfranzösisch noch aus. Und er denkt
sportlich längst über das Turnier im Nachbarland hinaus. Die
Weltmeisterschaft 2018 hat Löw
schon seit dem WM-Triumph in
Rio 2014 im Blick.
Löw ist am liebsten Turniertrainer. Die Motivation für die Qualifikationsspiele gegen kleine Nationen
fällt ihm bisweilen ebenso schwer
wie seinen Spielern. EM, WM – das
ist für ihn die Königsklasse, bei Turnieren werden auch Trainer zu Berühmtheiten. Die EM in Frankreich
ist Teil seines Vierjahresplanes, den
er 2018 in Russland triumphal vollenden möchte. „Aber aktuell bin
ich ausschließlich mit der EM beschäftigt.“
K. Bergmann/J. Mende (dpa)
6 Fußball-EM 2016 Sonderbeilage
er dritte Titel in Folge für Spanien? Mit dieser Maßgabe fährt
das Team von Trainer Vicente del
Bosque zur Europameisterschaft
nach Frankreich. Am Montag (13.6.) steht
um 15 Uhr gegen Tschechien das erste
Gruppenspiel an. Für die MZ schätzt Iván
Campo die Chancen der spanischen
Mannschaft auf den Titelhattrick ein. Der
42-jährige Baske lebt seit seiner aktiven
Zeit bei Real Mallorca auf der Insel und
ist für den Zweitligisten als Botschafter in
England im Einsatz. Bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich lief Campo für
die spanische Nationalmannschaft auf.
D
„Lasst Vicente
arbeiten!“
Was geht für die spanische Nationalmannschaft bei der EM?
Wir haben bei Iván Campo nachgefragt. Der Baske, in Diensten von
Real Mallorca, spielte 1998 bei der WM in Frankreich für Spanien
Die Rettung von Real Mallorca in der Zweiten Liga ist
noch nicht einmal eine Woche her. Sind Sie schon in
EM-Stimmung?
Ehrlich gesagt habe ich nach
der Saison erst einmal ein paar
Tage völlig abgeschaltet und
beginne erst so langsam, mich
auf die EM zu freuen. Es war
eine sehr anstrengende Saison
mit Real Mallorca, vor allem in
mentaler Hinsicht.
Was ist in diesem Jahr für die
spanische Auswahl drin?
Für mich ist Spanien wieder einer der Favoriten. Mein
Wunschfinale wäre Spanien
gegen England mit dem besseren Ende für Spanien. Der
unschätzbare Vorteil von Spanien ist der Trainer. Vicente
del Bosque hat sich den allergrößten Respekt verdient. Eine
Liste mit 23 spanischen Spielern zu erstellen ist wahnsinnig schwierig. Es gibt so viele
tolle Fußballer hierzulande. Del
Bosque ist derjenige, der den
Markt in Spanien am besten
kennt. Lasst Vicente einfach
arbeiten! Mit seiner Ruhe und
seiner Beständigkeit weiß er
schon, was er macht. Schließlich hat er zwei Titel mit der
Mannschaft geholt.
Die WM 2010 und die EM
2012. Spanien wurde zu
einem gefürchteten Gegner.
Del Bosque hat eine Siegermentalität in das Team gebracht. Das Problem zuvor war
ja nicht, dass Spanien keine
guten Fußballer gehabt hätte.
■ Hofft auf ein EM-Finale zwischen Spanien und England: Iván Campo. FOTO: BENDGENS
Wir hatten 1998 eine Wahnsinnstruppe. Jeder Club hätte
die einzelnen Spieler sofort verpflichtet.
DER LETZTE TEST VOR DER EM
Aber wir haben das erste Spiel gegen Nigeria verloren. Und dann fehlte uns der
SPANIEN UNTERLIEGT ÜBERRASCHEND GEORGIEN
Glaube an uns selbst. Heute ist die spanische Mannschaft auch Favorit, aber der
Was zu einer finalen Leistungsbestätigung dicht gestaffelte Abwehr der Georgier. Die
Unterschied zu uns damals ist, dass das
vor dem Beginn der EM werden sollte, Osteuropäer beschränkten sich darauf, vor
Team weiß, wie es mit dieser Erwartungswurde für die spanische Nationalmann- dem eigenen Tor ein Bollwerk zu errichten
haltung umzugehen hat und trotz des
schaft zu einer peinlichen Pleite: Das Team und wurden in der 39. Minute von einem
Drucks die Spiele gewinnt.
um Trainer Vicente del Bosque unterlag am Geschenk überrascht. Nach einem MissDienstagabend (7.6.) im letzten Testspiel verständnis in der spanischen Abwehr kam
Was hat sich denn damals in der spagegen den 137. der FIFA-Weltrangliste der Ball zu Jigauri. Der bediente den frei
nischen Mannschaft geändert, dass
Georgien mit 0 : 1. Der EM-Titelverteidiger stehenden Okriaschwili, der nur noch ins
sie plötzlich anfing zu gewinnen?
enttäuschte im Coliseum Alfonso Pérez Tor einschieben musste. Del Bosque erZum einen kam endlich mal das Glück
in der Madrider Vorstadt Getafe vor allem klärte nach Spielende, dass die Niederlage
zu Hilfe. Das braucht man im Fußball
im Sturm und fand kein Rezept gegen die nichts an seiner Vorbereitung ändere.
unbedingt. Früher sind wir häufig durch
äußerst unglückliche Umstände ausgeschieden. Aber ein wichtiger Schritt war,
dass Luis Aragonés das Team übernom- Vicente del Bosque musste sich aber Der Kader von del Bosque ist wieder
men hat. Er formte eine Mannschaft, nach dem Ausscheiden bei der WM ziemlich konservativ aufgestellt. Es
ohne auf die vergangenen Misserfolge 2014 in der Vorrunde einiges anhören. gibt nicht viele neue Gesichter.
zu schauen. Er holte viele junge Spieler Nicht wenige in Spanien forderten sei- Das Problem ist, es können nicht alle zur
ins Team und hatte eine neue Philoso- nen Rücktritt.
EM mitfahren. Del Bosque weiß sehr gephie. Unter seiner Leitung haben Spieler Die Leute haben keine Ahnung. Es ist un- nau, warum er exakt diese Spieler auswie Xavi oder Andrés Iniesta debütiert. möglich, immer zu gewinnen. Es war klar, gewählt hat. Klar glaubt jeder Fußballfan,
Vicente del Bosque hat die Arbeit von dass es auch mal ein Turnier ohne Finale dass er selbst ein kleiner Nationaltrainer
Aragonés weitergeführt und eine Truppe oder Titel geben würde. Aber man sollte ist und das Team selbst besser aufstellen
von Freunden gebildet, die wissen, dass die Verantwortlichen, die sich auskennen, könnte. Aber nur del Bosque weiß, wem
sie gut sind, und das auch regelmäßig arbeiten lassen und nicht immer gleich in er vertrauen kann. Juanfran zum Beispiel
zeigen.
Aktionismus verfallen.
hat eine gute Saison bei Atlético Madrid
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9. Juni 2016
gemacht, aber den entscheidenden Elfmeter im Champions-League-Finale danebengesetzt. Man hätte ihn daheim
lassen können. Er wird im Nationalteam
aber aufgefangen und zu alter Stärke zurückfinden. Und dann gibt es neue Spieler wie Lucas Vázquez, der ein unglaubliches Jahr bei Real Madrid gespielt hat.
Der Sturm scheint ein wenig schwach
auf der Brust. Aritz Aduriz mit seinen
35 Jahren soll die Referenz sein?
Das Alter hat überhaupt keine Aussagekraft. Aritz schaut nicht auf seinen Ausweis, sondern geht topmotiviert
in jede Partie. Er hat sich seine
Nominierung wirklich verdient,
weil er immer alles gibt. Klar,
Fernando Torres hätte es auch
verdient. Aber es können eben
nicht alle mit.
Wird del Bosque taktische
Änderungen im Vergleich zu
2014 vornehmen?
Ich kann es mir nicht vorstellen.
Es muss darum gehen, das zu
machen, was die Spieler können. Und das ist nun mal, den
Ball schnell laufen zu lassen und
viele Pässe zu spielen.
Mit Marco Asensio hat ein
Mallorquiner und Ex-Spieler
von Real Mallorca sein Debüt in einem Länderspiel hinter sich. Hatten Sie so bald
schon damit gerechnet?
Marco ist ein Riesentalent.
Er wird schon vor der nächsten WM 2018 in Russland ein
wichtiger Faktor im spanischen
Team sein. Dass er die Qualität
dazu hat, hat er zigfach bewiesen. Jetzt muss er auch aktiv
seinen Platz im Nationalteam
einfordern.
Welcher Spieler ist Ihr persönlicher Superstar bei der EM?
Da muss ich natürlich einen
Spanier nehmen. Mich fasziniert
Andrés Iniesta immer wieder
aufs Neue. Er hat diese Genialität, die vor ihm schon Xavi und
Xabi Alonso hatten. Er spielt
seit Jahren gleichbleibend auf
Weltklasseniveau. Eine der Entdeckungen bei der EM könnte
Paul Pogba sein. Den will nach
dem Turnier sicher jeder Club
verpflichten, und wer ihn haben möchte, der muss viel Geld
ausgeben.
Und welche Mannschaften können
Spanien das Wasser reichen?
Ich glaube, die größten Chancen haben
die Franzosen selbst – und daneben die
Deutschen und die Belgier.
Verfolgen Sie das deutsche Team?
Ja, vor allem seit Pep Guardiola in der
Bundesliga anfing. Die Deutschen haben
immer ein Superteam, und auch der Trainer ist der Richtige für diese Aufgabe. In
den vergangenen Jahren hat es Deutschland geschafft, sehr viele junge Talente
ins Nationalteam zu holen. Das Tolle ist:
Sie bleiben keine Talente, sondern machen den Sprung zum Weltklassespieler.
Wenn man sich Thomas Müller anschaut:
Wie der sich vom talentierten Jungspund
zum Führungsspieler gemausert hat, das
verdient Respekt.
Wie sieht es mit England aus?
Da wächst auch eine große Generation
Fußballer heran. Diesmal werden sie vermutlich noch nicht viel reißen, weil die
meisten Spieler sehr jung sind und wenig Erfahrung haben. Aber sie sind hungrig, und nach ein paar Lehrjahren gehören die Engländer für mich 2018 zum
Favoritenkreis.
jk
Mallorca Zeitung 840
9. Juni 2016
10 Fußball-EM 2016 Sonderbeilage
Lille
Spielorte und Termine
der
EM 2016
Stade Pierre Mauroy
50.000 Zuschauer
Die EM-Gewinner
Lens
Saint-Denis
Stade Bollaert-Delelis
35.000 Zuschauer
Stade de France
80.000 Zuschauer
Lyon
Paris
Frankreich
ENTSCHEIDUNGSPHASE
GRUPPENPHASE
Albanien
Toulouse
Marseille
Nizza
Stade de Toulouse
33.000 Zuschauer
Stade Vélodrome
67.000 Zuschauer
Allianz Riviera
35.000 Zuschauer
Rumänien
England
Russland
Schweiz
Wales
Slowakei
1984
1988
1992
1996
2000
2004
2008
2012
Deutschland
Frankreich
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Frankreich
Griechenland
Spanien
Spanien
roy-Guichard
42.000 Zuschauer
Stade de Bordeaux
42.000 Zuschauer
GRUPPE B
Spanien
Italien
Deutschland
Tschechoslowakei
Saint Étienne
Bordeaux
GRUPPE A
Sowjetunion
1964
1968
1972
1976
1980
Stade de Lyon
58.000 Zuschauer
Prinzenparkstadion
45.000 Zuschauer
1960
GRUPPE C
Deutschland
Polen
GRUPPE D
Ukraine
Nordirland
Spanien
Türkei
GRUPPE E
GRUPPE F
Tschechien
Belgien
Italien
Portugal
Island
Kroatien
Irland
Schweden
Österreich
Ungarn
Frankreich-Rumänien
Freitag 10. › 21.00 Uhr
Saint-Denis
Wales-Slowakei
Samstag 11. ›18.00 Uhr
Bordeaux
Deutschland-Ukraine
Sonntag 12. › 21.00 Uhr
Lille
Türkei-Kroatien
Sonntag 12. › 15.00 Uhr
Paris
Belgien-Italien
Montag 13. › 21.00 Uhr
Lyon
Österreich-Ungarn
Dienstag 1+%›(8.00 Uhr
Bordeaux
Albanien-Schweiz
Samstag ((%› 15.00 Uhr
Lens
England-Russland
Samstag 11. ›21.00 Uhr
Marseille
Polen-Nordirland
Sonntag 12. › 18.00 Uhr
Nizza
Spanien-Tschechien
Montag 13. › 15.00 Uhr
Toulouse
Irland-Schweden
Montag 13. › 18.00 Uhr
Saint-Denis
Portugal-Island
Dienstag 1+%›21.00 Uhr
Saint-Étienne
Frankreich-Albanien
Mittwoch 15. › 21.00 Uhr
Marseille
Russland-Slowakei
D`kknfZ_(,%›(5.00 Uhr
Lille
Ukraine-Nordirland
Donnerstag 16. › 18.00 Uhr
Lyon
Spanien-Türkei
Freitag 1.%› 21.00 Uhr
Nizza
Italien-Schweden
Freitag 17. ›(5.00 Uhr
Toulouse
Island-Ungarn
Samstag 18. › 18.00 Uhr
Marseille
Rumänien-Schweiz
D`kknfZ_(,%›(8.00 Uhr
Paris
England-Wales
;fee\ijkX^(-%› 15.00 Uhr
Lens
Deutschland-Polen
Donnerstag 16. › 21.00 Uhr
Saint-Denis
Tschechien-Kroatien
Freitag 17. › 18.00 Uhr
Saint-Étienne
Belgien-Irland
Samstag (/%› 15.00 Uhr
Bordeaux
Portugal-Österreich
Samstag 18. › 21.00 Uhr
Paris
Schweiz-Frankreich
Sonntag 19. › 21.00 Uhr
Lille
Slowakei-England
Montag 2'%› 21.00 Uhr
Saint-Étienne
Ukraine-Polen
Dienstag 21. › 18.00 Uhr
Marseille
Kroatien-Spanien
Dienstag 21. › 21.00 Uhr
Bordeaux
Italien-Irland
D`kknfZ_))%›)(.00 Uhr
Lille
Ungarn-Portugal
D`kknfZ_))%›(8.00 Uhr
Lyon
Rumänien-Albanien
Sonntag 19. › 21.00 Uhr
Lyon
Russland-Wales
Montag 20. › 21.00 Uhr
Toulouse
Nordirland-Deutschland
Dienstag 21. › 18.00 Uhr
Paris
Tschechien-Türkei
Dienstag 21.› 21.00 Uhr
Lens
Schweden-Belgien
D`kknfZ_))%›)(.00 Uhr
Nizza
Island-Österreich
D`kknfZ_))%›(8.00 Uhr
Saint-Denis
ACHTELFINALSPIELE
2.º A - 2.º C
Samstag 25. ›15.00 Uhr
Saint-Étienne
1.º D - 3.º B, E o F
Samstag 25.› 21.00 Uhr
Lens
1.º B - 3.º A, C o D
Samstag 25.›18.00 Uhr
Paris
1.º F - 2.º E
Sonntag 26.› 21.00 Uhr
Toulouse
ACHTELFINALSPIELE
VIERTELFINALSPIELE
VIERTELFINALSPIELE
Donnerstag 30.
21.00 Uhr
Marseille
Samstag 2. Juli
21.00 Uhr
Bordeaux
Freitag 1. Juli
21.00 Uhr
Lille
HALBFINALE
HALBFINALE
Mittwoch 6. Juli
21.00 Uhr
Lyon
Donnerstag 7. Juli
21.00 Uhr
Marseille
Sonntag 10. Juli
21.00 Uhr
Saint-Denis
Sonntag 3. Juli
21.00 Uhr
Saint-Denis
1.º C - 3.º A, B o F
Sonntag 26.›18.00 Uhr
Lille
1.º E - 2.º D
Montag 27. › 18.00 Uhr
Saint-Denis
1.º A - 3.º C, D o E
Sonntag 26.›15.00 Uhr
Lyon
2.º B - 2.º F
Montag 27. › 21.00 Uhr
Nizza
Mallorca Zeitung 840
9. Juni 2016
Sonderbeilage Fußball-EM 2016 11
Hier geht’s zum Public-Viewing
Rudelgucken ist
in Spanien längst nicht
so verbreitet wie
in Deutschland. Alleine
vor dem Fernseher
sitzen muss aber auch
auf Mallorca keiner
it dem Public Viewing ist
es auf Mallorca so eine
Sache. Zwar gibt es jede
Menge Kneipen, in denen die Fußballfans jeglicher Couleur ihrem Nationalteam die Daumen drücken können. Doch große
Leinwände in den Städten, wie sie
in Deutschland in Mode gekommen
sind, sucht man auf der Insel vergebens. Zur EM 2012 veranstaltete
der Radiosender Cadena Ser auf
dem Paseo del Borne in Palma noch
mehrere Public-Viewing-Veranstaltungen. Doch diesmal ist nichts derartiges geplant, sagt Sportredakteur
Pedro Fullana. Auch der Festival
Park in Marratxí verzichtet diesmal
auf die Großbildleinwand, die bei
vergangenen Turnieren am zentralen
Platz vor dem Kino aufgebaut war.
Die Fans feierten dort so einige spanische Siege mit einem anschließenden Bad im Springbrunnen.
Die Auswahl vor allem für deutsche Fans an der Playa de Palma
ist trotzdem riesig. In den großen
M
■ Kollektiver Jubel bei der WM 2014 im MegaPark: Deutschland hatte gerade das Tor im Finale geschossen. FOTO: TERRASSA
Partytempeln MegaPark und Bierkönig kommt zu den Spielen der
DFB-Elf Stadionstimmung auf. Auch
das Bamboleo direkt gegenüber
dem Bierkönig hat sich zu einem
Publikumsmagneten
gemausert.
Weil der Deutsche in Zeiten der EM
ein Herdentier ist, sollte man rechtzeitig vor den Spielen da sein – zwei
Stunden vor Anpfiff ist ein guter
Orientierungswert. Wie schon bei
der WM 2014 kann man sich im
MegaPark auch diesmal wieder
VIP-Tickets mit All-inclusive-Bewirtung im White Flamingo und der Panorama Alm – den beiden erhöhten
Lounges – sichern.
Wer es etwas einfacher haben
will, der kann an der Playa beispielsweise ins Deutsche Eck in der
Bierstraße ziehen. Auch der Österreicher René Knopf bietet in
seinem Restaurant Ocean auf
Höhe des Balneario 4 an der Playa beste EM-Bedingungen. „Wir
haben vier 75-Zoll-Fernseher aufgehängt und können damit live
verfolgen, wie die Österreicher
Europameister werden“, meint der
zum Scherzen aufgelegte Wirt gegenüber der MZ.
Wer hingegen an der Ostküste
unterwegs ist, sollte in Cala Millor
der Anpfiff-Bar (Carrer Sol Naixent, 8) einen Besuch abstatten.
Der Fußballtreffpunkt schlechthin
in dem Gebiet bietet acht große
Fernseher und ein ganz spezielles
Tippspiel. Besitzer Horst-Peter Zierof: „Wer die beiden Finalteilnehmer und das Ergebnis richtig tippt,
der kann eine Woche Mallorca gewinnen.“ Die Sieger dürften sich
aussuchen, ob sie in einem Hotel
in Cala Millor wohnen wollen oder
lieber in einer Wohnung von Zierof nahe Palma. Der Einsatz beim
Tippspiel beträgt ein Euro.
Im Inselnorden können Fußballfans in der – wie der Name schon
sagt – eher englisch geprägten
Lineker‘s Bar mit über 20 Flachbildschirmen mitfiebern. Inhaber
der Bar in Port d‘Alcúdia (Av. de
Pere Más i Reus, 8) ist Wayne Lineker, Bruder des englischen ExNationalspielers Gary.
Eine weitere Anlaufstation gibt
es in diesem Jahr in Son Serra
de Marina. Im Restaurante El Sol
(C/. Puig de Bonany, 1) werden
alle Spiele der EM auf drei großen
Fernsehern gezeigt. Zusätzlich
zum Fußball haben die Betreiber
auch musikalisch vorgesorgt. Ab
dem 25. Juni findet jeden Samstag
ab 18 Uhr die After-Beach-Party
mit DJ Price statt. Dienstags ab
dem 21 Juni sorgt DJ Tranquiluz
für Cosmic Beats und Funk Electric
sowie Latino-Rhythmen.
jk
Mallorca Zeitung 840
9. Juni 2016
12 Fußball-EM 2016 Sonderbeilage
uf allen möglichen Kanälen können Fans die Fußball-Europameisterschaft
live verfolgen. Dabei zahlt
sich eine gute Vorbereitung bei den
Fernseher- und Beamer-Einstellungen aus. Und wenn gerade nicht
gespielt wird, geht das Fußballfieber auf dem Smartphone oder dem
Tablet weiter. Wo was läuft – und
die wichtigsten Technik-Tipps zur
EM im Überblick:
oder Live-Tor- oder Torschützentabellen verfolgen, können sich etwa
„EM App 2016 Spielplan Toralarm“
(iOS und Android) oder „Euro 2016
Frankreich Jalvasco“ (nur Android)
anschauen.
A
Auf welchen Sendern kann ich
die Spiele live sehen?
Im Ersten und im ZDF werden 45
der 51 Partien übertragen – auch als
Livestream im Internet. Los geht es
am 10. Juni mit dem Eröffnungsspiel
zwischen Frankreich und Rumänien
im ZDF. Am 10. Juli zeigt Das Erste
das Finale live aus Paris. Der spanische TV-Kanal Telecinco zeigt 23
Begegnungen, eine pro Tag in der
Gruppenphase. Von den Achtelfinalspielen werden drei übertragen.
Gibt es im Netz mehr zu sehen
als im TV?
Ja. Das ZDF etwa verspricht online Extrafunktionen: Besonders
interessante Szenen sollen in mehreren Perspektiven als Abrufvideo
angeboten werden. Und beim
Livestream lassen sich verschiedene Kameraperspektiven auswählen.
Was tun, wenn man ein Spiel verpasst hat?
Die Spiele des DFB-Teams finden
sich bis maximal 24 Stunden nach
Abpfiff noch in den Mediatheken im
Ersten und im ZDF. Das Erste zeigt
außerdem noch die Halbfinalspiele
■ Auf die richtige Farbeinstellung kommt es an: bei der WM 2014 im Corte Inglés in Palma. FOTO: NELE BENDGENS
Wie mache ich meinen Fernseher
fit für die WM?
Die Farben dürfen beim Fußball ruhig satt und knallig eingestellt sein:
Das hebt die Trikots hervor. Und
auch die Helligkeit sollte für die Matches ruhig etwas stärker als üblich
hochgestellt werden, weil das mehr
Leuchtkraft ins Bild bringt, rät die
Stiftung Warentest. Falls verfügbar,
gilt es, den übertragenden Sender in
HD einzuschalten, weil die hohe Auflösung ein viel schärferes Bild liefert.
Was das deutsche und das spanische Fernsehen zeigt, was im Web zu sehen ist,
welche Apps es gibt und wie eine Beamer-Leinwand richtig aufgebaut wird
Was ist draußen beim Aufbau
einer Beamer-Leinwand zu beachten?
Selbst wenn die Sonne nicht direkt
auf die Leinwand scheint, stört Licht
das Bild – selbst bei Partien, die erst
um 21.00 Uhr angepfiffen werden.
Deshalb sollte die Leinwand schattig stehen, bei Bedarf auch rundum
mit dunklen Laken abgedunkelt werden. Denn weiße Wände von halboffenen Zelten oder Gartenpavillons
reflektieren.
Live-Spielständen über die diversen Begegnungen, liefert aber auch
Neuigkeiten rund um Teams und
Spieler. Mit dem Smartphone am
nächsten an das deutsche Team
heran kommt man vielleicht mit der
offiziellen App des DFB, die ebenfalls für iOS und Android verfügbar
ist. Alle, die gerne Spielpläne wälzen
Wie wird der Beamer für den
Betrieb draußen eingestellt?
Gibt es keinen Modus für den Betrieb in hellen Umgebungen, muss
man manuell einstellen: Der Kontrast wird auf zwei Drittel des Maximums justiert, die Farbsättigung
erhöht und die Lampenhelligkeit
maximiert.
dpa/MZ
Die EM auf dem
Bildschirm
und das Finale am Tag danach im
Netz. Alle anderen Partien sind in
der Mediathek im Ersten bis sieben
Tage nach Abpfiff abrufbar, beim
ZDF bis zum Jahresende.
Was ist mit Parallelspielen?
Sat.1 überträgt zwischen dem 19.
und 22. Juni die sechs Parallelspiele
zum Ende der Gruppenphase live –
auch als Stream im Internet auf
Ran.de.
Welche Smartphone-Apps rund
um die EM gibt es?
Die offizielle App UEFA Euro 2016
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Mallorca Zeitung 840
9. Juni 2016
Sonderbeilage Fußball-EM 2016 13
Mit 300 EM-Verrückten an Bord
Borussia Dortmund organisiert erstmals eine Fußballkreuzfahrt ab Palma. Viele Passagiere dürften das vorher nicht mitbekommen haben
er zufällig zwischen
Freitag (10.6.) und Montag eine Kurzkreuzfahrt
mit der „Aida Blu“ von
Palma nach Marseille und zurück
gebucht hat und kein Fan des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund ist, der dürfte an Bord große
Augen machen. Er teilt das Schiff
nämlich mit rund 300 Anhängern
des BVB, die den Kurztrip zu einer
Fußballkreuzfahrt umdeklarieren.
So sieht es der Plan des Clubs
vor, der schon seit Jahren mit Aida
Cruises zusammenarbeitet und nun
zum ersten Mal Kreuzfahrt und Fußball auf diese Weise verbindet. „Ich
bin sehr gespannt, wie die anderen
Kreuzfahrtgäste auf uns reagieren“,
meinte vor dem Ablegen Thomas
Hess von der Reiseagentur Best
Travel, die neben der ungewöhnlichen Kreuzfahrt auch alle Auswärtsreisen von Borussia Dortmund
organisiert. Denn es dürfte für die
nicht EM-begeisterten Passagiere
nahezu unmöglich sein, sich der
Fußballstimmung zu entziehen.
Los geht es schon am Abreisetag, dem Tag des Eröffnungsspiels
zwischen Frankreich und Rumänien
in Paris. Diese Partie wird, wie die
sechs anderen Spiele am Samstag
und Sonntag auch, auf einer großen Leinwand auf dem Schiff zu
sehen sein. Drei der Begegnungen,
W
■ So könnte es am Wochenende auf der „Aida Blu“ zugehen, wenn einige Hundert Fußballfans zwischen Palma und Marseille an Bord sind. F.: SCREENSHOT
darunter das Spiel der deutschen
Nationalmannschaft gegen die Ukraine am Sonntag um 21 Uhr in Lille,
moderieren ehemalige Spieler von
Borussia Dortmund. Mit dabei ist
unter anderem Norbert Dickel, der
Ende der 80er-Jahre fünf Spielzeiten
lang beim BVB aktiv war und in 90
Spielen 40 Tore schoss. Ihm zur Seite stehen die drei Ex-Fußballprofis
Günter Kutowski, Aki Schmidt und
Wolfgang Paul sowie Sportkommentator Hansi Küpper.
Weitere Programmpunkte an Bord
sind eine Fußballparty am Samstagabend nach der Begegnung
England–Russland, ein EM-Tippspiel und eine gelb-schwarze BVBSportsbar. In Marseille besuchen
die Teilnehmer am Samstag die
Fanmeile zur EM. Wer dann noch
nicht genug hat, kann ein sogenanntes Ballspiel-Paket für Mallorca
dazubuchen. Interessierte besuchen
dann das Stadion Son Moix in
Palma, bekommen eine Führung
durch das Museum, können bei einer Fußballschule mit ausgebildeten
BVB-Trainern oder bei einem Fußballturnier auf dem Kleinfeld an Bord
mitmachen (Infos unter bvb.de/
Aktionen/AIDA_Kreuzfahrt_2016).
Mallorca Zeitung 840
9. Juni 2016
14 Fußball-EM 2016 Sonderbeilage
ährend sich die
Fußballer vor der
Europameisterschaft in Frankreich noch durch Trainingseinheiten und Interviews quälen,
sind die neuen Anwärter auf
den Fußballsong des Sommers längst eingespielt. In Zeiten, in denen jeder Provinzverein seinen eigenen Song hat,
bekommt jedes große Turnier
seine eigene Hymne - den
offiziellen Track zur EM 2016,
„This One‘s For You“, hat StarDJ David Guetta zusammen
mit Zara Larsson geliefert.
Befeuert vom Fußballverband
Uefa und den Sponsoren, ist
der Soundtrack zur EM 2016
wieder einmal auch das Produkt wirtschaftlicher Interessen. Doch reicht das, um einen Hit zu landen? Was macht
einen Fußballsong aus?
Philipp Köster ist Deutschlands Vorzeige-Fußballnerd.
Der Chefredakteur des Magazins „11 Freunde“ sagt:
„Ein guter Fußballsong muss
stadiontauglich sein, also einfach mitzusingen und nicht zu
platt, und er muss das Mitleiden und die Treue als Fußballfan prägnant und selbstironisch auf den Punkt bringen.“
Anforderungen, an denen viele Lieder scheitern, wie Köster
findet: „Wenn man sieht, was
zur EM oder WM an Müll produziert wird …“
Sofort in den Sinn kommen ihm etwa die Schlagersongs des DFB-Teams meist
mit erwartbaren Wortspielen
wie „Wir sind schon auf dem
Brenner, wir brennen schon
darauf“ (Udo Jürgens vor der
WM 1990). Das sei zwar kultig, mittlerweile gehe es aber
auch anders: „Selbstironisch,
mit zeitgemäßem Beat und
locker-flockiger Melodie“, sagt
Köster. „Die Hymne, die das
ausgelöst hat, war ‚Football‘s
Coming Home‘ von Baddiel,
Skinner & Lightning Seeds zur
EM 1996.“ Auch die ChelseaHymne „Blue Day“ falle in diese Kategorie.
Zehn
Jahre
nach
„Football‘s coming home“, in
dem Gastgeber England seine
chronische Erfolglosigkeit auf
die Schippe nahm, schmachtete halb Deutschland zur
Sommermärchen-WM 2006
Xavier Naidoos „Dieser Weg“.
Mit Schuld daran: Gerald Asamoah. Als „Kabinen-DJ“ war
der Schalker für die musikalische Vorbereitung zuständig.
„Anfangs war es so, dass in
der Kabine jeder mal seinen
iPod draufstecken durfte. Bei
einem Mittagessen im Trainingslager kam dann Jürgen
Klinsmann und sagte: ‚Asa,
ab heute machst du den DJ‘“,
erzählt der 37-Jährige.
Den Naidoo-Song suchte
Asamoah auch als Teambuilding-Maßnahme aus. „Wir
waren damals ehrlich gesagt
noch nicht so ein Team, wir
waren dabei, eine Mannschaft
zu werden. Dazu passte dieses Lied“, sagt er. Und weil
Fußballer abergläubisch seien, durfte der Track nach einigen erfolgreichen Spielen
bleiben.
Allerdings: Die Zeiten, in
denen die Nationalspieler gesungen haben, waren auch
2006 schon vorbei. Asamoah
W
Wie klingt
eigentlich
Fußball?
Zu einem vernünftigen Turnier gehört auch eine
eingängige Fan-Hymne. Doch was macht diese Songs zu Hits?
Und wie haben sie sich im Laufe der Jahre gewandelt?
hält ein Comeback der DFBSongs aber für möglich. „Ich
fand das süß. Ich fand das
immer lustig, wie die da mit
ihren Schnäuzern vorm Mikro
standen. Ich kann mir auch
vorstellen, dass das wiederkommt und die Spieler singen. Dass Boateng sehr gut
rappen kann, hat man ja letztens gesehen.“ Auf dem Münchener Rathausbalkon hatte
Jérôme Boateng kürzlich als
Beatboxer begeistert.
Beim offiziellen EM-Song
der ARD, „Jeder für jeden“
von Herbert Grönemeyer
und Felix Jaehn, sollen die
Nationalspieler immerhin ein
Mitspracherecht gehabt haben - zu hören sind sie nicht.
Trainer Jogi Löw gab ohnehin
zu Protokoll, einen ganz anderen Musikgeschmack als
seine Spieler zu haben. „Die
hören Musik, die ich nicht
lange ertragen könnte“, sagte
Löw der „Bild“. Er selbst höre
gerne Sarah Connor und Rosenstolz. Kabinenmusik sei sicher trotzdem noch möglich,
sagt Asamoah, der Löw als
Co-Trainer kennengelernt hat.
„Die Trainer begrüßen das.
Jogi wird der letzte sein, der
sagt: Keine Musik mehr.“
Immerhin nach dem WMTitel 2014 sang die DFB-Elf
bereits Deutsch-Pop: „Atemlos“ von Helene Fischer – vor
dem Brandenburger Tor, an
Die Fans merken,
was ins Stadion
passt, und
lassen sich
kein Marketing
unterjubeln
■ MallorcaFreundin Helene
Fischer besang
„atemlos“ den
WM-Titel 2014.
F.: WÜSTNECK/DPA
der Mutter aller Fußball-Partymeilen. Fußball war endgültig
Mainstream geworden, und
für die Masse gab‘s Musik
zum Mitgrölen. Auch zur EM
2016 werden in Berlin wieder
Hunderttausende Fans erwartet. Mehrere DJs eines Radiopartners legen auf.
Neu ist diese Verbindung
von Kommerz, Musik und
Fußball nicht. Wer hat zum
Beispiel nicht noch Franz
Beckenbauers säuselndes
„Gute Freunde kann niemand trennen“ im Ohr? Um
einen WM-Song von 2010
entspannte sich sogar eine
politische Debatte, weil der
somalische Sänger K‘naan
auf Wunsch von Coca Cola
einige kritische Textstellen
gegen fröhlichere austauschte. In der soften Version lief
der Song des WM-Sponsors
beim Turnier in Südafrika
dann auf Dauerrotation.
„11 Freunde“-Chef Köster ist dennoch sicher: „Die
Fans merken, was ins Stadion passt, und lassen sich
keine Quatsch-Hymnen mit
irgendwelchen
Marketingaktionen dahinter vorschreiben.“ Ihm ist wichtig, dass ein
Song das Herzblut anspricht.
Sein Tipp: Diego Maradona,
der Rodrigos „Mano de dios“
schmettert – einen Song über
eine gewisse „Hand Gottes“.
C. Weckwerth (dpa)