Endlich Ruhe im Karton

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Endlich Ruhe im Karton
PC Praxis PCI 03/2003, S. 12, 10.06.2003, 15:01, JD
Highend-Hardware
Verschiedene Konzepte für den lautlosen PC
ten beiden Geräte ihre leistungsfähige sich mit „schnöder“ Luftkühlung dem Vergleich stellen
müssen. Eines haben sie alle gemeinsam – auf aktuelle leistungsfähige Hardware wurde
nicht verzichtet. Doch die Preisunterschiede sind gewaltig. Zwischen ca. 150 und fast 1000 Euro
Mehrpreis sind für die Schonung der Hörorgane zu entrichten. Nicht immer sind die vorgestellten Beispiele eins zu eins
auf andere Konfigurationen zu
übertragen, doch diverse Tipps
und Anregungen sollen Ihnen
helfen, auch für Ihre ganz speziellen Anforderungen ein ideal
abgestimmtes Kühlsystem zu
entwickeln. Denn der Kauf teurer „Silent-“ Komponenten allein
ist nur der erste Schritt. Auf deren sinnvollen und durchdachten Einsatz kommt es an. Oft
bringen auch schon kleine,
preiswerte Änderungen am Luftstrom im heimischen PC-Gehäuse eine erhebliche Verbesserung.
Endlich Ruhe im Karton
Verschiedene Konzepte für den lautlosen PC
Schön, dass moderne
Rechner selbst an spruchs volle Spiele
problemlos bewälti gen können. Nicht so
schön, dass dieser
Leistungschub ein hergeht mit einer
Kühlung, die oft nur
durch ohrenbetäu ben den Lärm reali siert werden kann.
Das muss aber gar
nicht sein: Wir stellen
Ihnen vier ausgeklü gelte, fast geräusch lose Kühllösungen vor
12
D
ie Chipschmieden präsentieren uns in immer kürzeren Intervallen neue, noch leistungsfähigere Hardware. Den
meisten Lesern dieses Artikels
wird wohl eine Rechenpower zur
Verfügung stehen, die noch vor
wenigen Jahren modernsten
Forschungszentren gut zu Gesicht gestanden hätte. Leider ist
der Preis für diese Leistung
nicht einmalig an der Ladentheke zu begleichen – Tag für Tag
erinnern uns lärmende Lüftungssysteme daran, welch immense Verlustwärme schnellstmöglich aus dem PC-Gehäuse
geschafft werden muss.
Blick nach vorn
Keine Angst: In diesem Artikel
werden wir nicht melancholisch
an ruhige 386er-Zeiten erinnern.
Auch den Sinn und Zweck
schneller Computer wollen wir
nicht in Frage stellen. Der Autor
dieses Artikels selbst ist ein begeisterter Spieler moderner
3D-Games. Statt dessen werden
wir Wege aufzeigen, wie auch
die Kühlung von Hochleistungsrechnern in den Griff zu bekommen ist. Verschiedene Systeme
bieten sich hier an und wie so oft
Klassische Luftkühlung
Christian Fischbach
hängt die Entscheidung von vielen Faktoren ab. Nicht immer ist
eine aufwändige Wasserkühlung
einem herkömmlichen Lüftungssystem vorzuziehen. Neben dem
Preis spielen beispielsweise
auch Ausbaufähigkeit und Wartungsaufwand eine bedeutende
Rolle.
Beispielhaft
Vier Computer-Systeme sollen
uns als Beispiel dienen: Ein
Rechner mit Heatpipe-Kühlung
kommt völlig ohne aktiven Hitzeschutz aus, in einem PC mit
Wasserkühlung dient lediglich
eine leise Pumpe zum Wärmetransport, während die letz-
Luft ist nach wie vor das beliebteste Kühlmedium. Größter Vorteil ist ihre problemlose Verfügbarkeit und die schlechte elektrische Leitfähigkeit. Erhöhte
Kurzschlussgefahr besteht also
nicht. Damit wären allerdings
schon alle Vorteile aufgezählt.
Leider verfügt das uns umgebende Gasgemisch sowohl über
eine schlechte Wärmeleitfähigkeit, als auch über eine relativ
niedrige spezifische Wärmekapazität. Um größere Energiemengen
abzutransportieren,
muss es daher in großen Mengen bewegt werden, was naturgemäß schnell zu einem hohen
Geräuschpegel führt. Ein durchdachtes Kühlkonzept ist daher
besonders wichtig. „Silent“ -
Passiv gekühlte Netzteile machen nur in mit Wasser oder Heatpipes gekühlten
Computern Sinn. Muss ohnehin Luft aus dem Gehäuse befördert werden bieten
sich temperaturgeregelte Silent-Netzteile an
PC Praxis PCI 03/2003, S. 13, 10.06.2003, 15:01, JD
Highend-Hardware
Verschiedene Konzepte für den lautlosen PC
Minusgrade mit Peltier-Elementen
Ob Wasser- oder Luftkühlung, wegen seiner hohen Leitfähigkeit bietet sich
Kupfer immer als Material für die Kühlerherstellung an
Hardware findet sich in einschlägigen Webshops mittlerweile zuhauf. Doch das teure Zubehör alleine hilft nur mäßig weiter. Neben den Lüftern selbst führen
auch Luftverwirbelungen zu erhöhter Lärmbelastung. Als
Faustregel gilt: Je schneller die
Bewegung, um so lauter. Da die
zu bewegende Luftmenge nur
begrenzt variabel ist, gilt es, die
Durchlässe zu vergrößern. Genau hier liegt auch das Problem
vieler gedämmter Gehäuse.
Wasser marsch
Mit dem letzten Käfer verließ
auch das letzte luftgekühlte Serienauto die Fabrik und das nicht
ohne Grund. Wasser mit seiner
hohen Wärmekapazität bietet
viele Vorteile. Im Computer-Bereich führt das Kühlsystem allerdings noch immer ein Schattendasein. Da die Abwärme der
größten Hotspots auf fast beliebig große Radiatoren übertragen werden kann, bietet sich die-
se Lösung für Flüsterrechner
geradezu an. Die Pumpen, allen
voran die beliebten Modelle der
Firma Eheim, erzeugen selbst
nur kaum vernehmbare Geräusche. Natürlich lassen sich weder gesamte Mainboards, noch
komplette Grafikkarten, in den
Wasserkreislauf einbinden. So
bleibt es immer bei einer Kombination mit Luftkühlung, die allerdings problemlos durch natürliche Konvektion und somit
lautlos vonstatten geht. Obwohl
die reinen Selbstbaulösungen
der frühen Tage vorkonfektionierten Bauteilen gewichen
sind, bleibt ein erheblicher Bastelaufwand bestehen. Soll ein
entsprechender Computer gewohnt schnell aufgebaut werden, kommen nur fertige Gehäuse mit eingebautem Kühlsystem
in Frage.
Hitze in Röhren
Wem belüftete oder wassergekühlte Prozessoren noch nicht kalt
und leise genug
sind, der kann
noch einen Schritt
weiter gehen: Peltier-Elemente bieten zwischen CPU
und Kühler gelegt
die Möglichkeit,
den Prozessor geradezu mit arktischen Temperaturen zu kühlen.
Doch welches Funktionsprinzip steckt hinter dieser Technik.
Leiter besitzen im obersten so genannten Band (Bündel sehr eng
beieinander liegender Energieniveaus) freie Elektronen. Dieses
Band liegt bei verschiedenen Materialien auf einem unterschiedlichen Niveau. Bei einem Peltier-Element werden zwei unterschiedlichen Metallplatten aneinander gepresst. Legt man nun eine Spannung an, nehmen Elektronen, die von einem niedrigeren auf ein höheres Potenzial „gestoßen“ werden, Wärmeenergie als potenzielle
Energie auf. Über diesen Effekt, an den Grenzflächen des Metalls,
lässt sich Wärme „pumpen“. Die eine Seite des Elements wird warm,
wärend die andere kalt wird. Das Problem bei Peltier-Elementen
liegt darin, dass sie schwer in den Griff zu bekommen sind. Sie verbrauchen enorm viel Energie (ca. 150 Watt in der bei Prozessoren
üblichen Größe) und benötigen deshalb einen eigenen Stromanschluss. Bei zu großer Kühlung kann es zu Kondenswasserbildung
kommen, die den Prozessor gefährdet.
nutzen jedoch anstelle einer
Pumpe die Abwärme selbst zum
Transport (siehe Kasten). Da
der Druck innerhalb der Röhren
sehr genau eingestellt werden
muss und diese auch nur sehr
begrenzt flexibel sind, ist der
komplette Eigenbau nicht möglich. Fertige Systeme existieren
in Form von kompletten Gehäusen oder als Nachrüstsets für
Grafikkarten. Auch Prozessorkühler mit integrierten Heatpipes finden sich auf dem Markt.
Heatpipes arbeiten ebenfalls mittels bewegter Flüssigkeit. Sie
Hochglanz in fünf Minuten
Funktionsprinzip einer Heatpipe
Heatpipes sind geschlossene Transportsysteme für Wärme, die mithilfe von Verdunstung einer Kühlflüssigkeit in eine Röhre arbeiten.
Eine Seite der Pipe wird erwärmt, die Kühlflüssigkeit verdampft und
kann so die Wärmeenergie aufnehmen. Der Dampfdruck leitet das
Gas zu einem Kühlelement. Hier sorgt ein Kühlkörper für die Kondensation des Kühlmittels, das durch Kapillare zurückgeführt wird.
Diese Lösung ist zum Transport von Prozessorabwärme prinzipiell
sehr gut geeignet. Allerdings muss der Siedepunkt der Kühlfüssigkeit – bei der Herstellung mittels Druckregulation – auf den erwarteten Temperaturbereich eingestellt werden.
Die Spitzenmodelle vieler Kühlkörperhersteller werden mit blank
polierten Bodenplatten ausgeliefert. Da so geringere Unebenheiten
durch Wärmeleitpaste oder Pads ausgeglichen werden müssen entsteht ein deutlich besserer Kontakt zum Prozessor. Dieser durchaus
messbare Effekt muss nicht unbedingt teuer bezahlt werden.
Auch eine makroskopische
Kraterlandschaft lässt sich
mit einfachsten Mitteln ebnen. Schleifen Sie die Oberfläche mit feinstem Schleifpapier (Körnung
1200–2000) ab, erreichen
Sie bereit ein fast perfektes
Ergebnis. Eine Nachbehandlung mit Polierpaste verleit
Ihrem Kühler dann ein glänzendes Finish. Schleifpapier
und Polierpaste bekommen
Sie für wenige Euro im KFZZubehör Handel.)
Der rechte Kühlkörper weißt neben
produktionsbedingten Riefen Kratzer
im Auflagebereich auf. Beides lässt
sich mit geringem Zeit- und
Geldaufwand beheben
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Highend-Hardware
Verschiedene Konzepte für den lautlosen PC
Der Vorteil der Technik ist mit
dem einer Wasserkühlung identisch. Große Energiemengen
können von ihrem Entstehungspunkt zu entfernten Kühlkörpern transportiert werden. So ist
das System auch überall dort
von Nutzen, wo in direkter Nähe
eines Hotspots wenig Platz zur
Verfügung steht. Nicht zufällig
finden Heatpipes in vielen Notebooks Verwendung.
Eiszeit
Energie (hier Wärme) bewegt
sich immer in Richtung eines
Energiegefälles. Daher kühlt die
Umgebungsluft den wärmeren
Prozessor. Analog verhält es
sich, wenn Wasser als Medium
zum Einsatz kommt. Auch eine
Heatpipe kann diesem Gesetz
nur bedingt entkommen. Sollen
zum Übertakten Temperaturen
unter Umgebungsniveau erreicht werden, müssen andere
Techniken zum Einsatz kommen. Energie muss aufgewendet
werden, um Energie zu „pum-
pen“. Zwei Möglichkeiten sind
hierzu für Computer einsetzbar.
Die Kompressorkühlung ist uns
allen aus den heimischen Kühlschränken vertraut. Komplettlösung zur Prozessorkühlung
bietet beispielsweise die Firma
Chip-con (www.chip-con.com)
an. Leider teilt das Übertakterspielzeug mit einem Kühlschrank nicht nur die technische
Grundlage, sondern auch die
Neigung zu aufdringlichem
Brummen. Abstrahiert man das
System, ist die Funktionsweise
eines Peltier-Elements der Kompressorkühlung recht ähnlich
(siehe Kasten). Bauartbedingt
eignen sich die Elemente nur
zum Wärmetransport über extrem kurze Strecken. In der Praxis werden Peltiers hauptsächlich in Kombination mit Wasserkühlung eingesetzt.
Perfekter Durchfluss
Die neuralgisten Punkte einer Wasserkühlung sind die Anschlussstellen der Schläuche. Schließlich müssen diese unter allen Umständen perfekt Dicht sein. Fallen Lecks erst beim Befüllen der Anlage
auf ist ein nachträgliches Abdichten mit viel Arbeit verbunden. Daher sollten einige Punkte von Anfang an bedacht werden:
● Schläuche sollten gerade oder in einem möglichst stumpfen Winkel auf Kupplungen zulaufen. Besonders Schnellverschlüsse dichten
sonst sehr schlecht.
● Gerade Schnittkanten sind wichtig
für einen guten Halt. Auch dies gilt
besonders für Schnellverschlüsse.
Als Zubehör erhältliche Schlauchschneider leisten hier gute Dienste.
● Biegen Sie die Schläuche in möglichst großen Radien. Sie knicken
schnell ab und behindern dann den
Durchfluss. Für alle Systeme existieren feste Winkelstücke deren Einsatz
das Verlegen stark vereinfacht.
Fazit
Das ideale Kühlsystem gibt es
nicht. Vielmehr sollten Sie Ihre
Wahl von einigen Faktoren ab-
Baukästen mit Tücken
Seit geraumer Zeit scheinen selbst Wasserkühlsysteme dem FreakBereich entwachsen zu sein. Angebote mit kompletten Kühlsets
suggerieren, der Zusammenbau gleiche dem Bau eines LEGO-Bausatzes. Der Eindruck täuscht. Beim Aufbau unseres Referenz-Systems wurden Werkzeuge zu unseren wichtigsten Wegbegleitern,
die so gar nicht in das Bild eines Stekkasten passen. Dremel, Heissklebpistole, Papiermesser und Isolierband legten wir nur jeweils
Komplettsets zur Wasserkühlung
lassen auf schnelle Plug and Play
Montage hoffen. Dennoch ist
klassisches Bastelwerkzeug
zwingend erforderlich
Tipps:
● Das gängige 8x1-System mit
Plug&Cool-Schläuchen zu kombinieren geht sehr einfach. Glücklicher
weise passen die Schläuche so exakt
ineinander, dass reines zusammenschieben eine feste und wasserdichte Verbindung ergibt.
● Sollten Schraubverbindungen lekken hilft ein Mittel aus dem Sanitärbereich. Teflonband ist für wenige
Euro in jedem Baumarkt erhältlich
und sehr einfach zu verarbeiten.
hängig machen. Hauptsächlich
unterscheiden sich die verschiedenen Lösungen in Leistung,
Flexibilität und Preis. Gerade
letzterer kann schnell imposante
Höhen erreichen. Die ersten
Fragen sollten daher sein: Was
brauche ich, wie wichtig ist Ausbaufähigkeit und was bin ich bereit auszugeben? Nicht zuletzt ist
auch der geplante Standort
wichtig. Schließlich macht es wenig Sinn, bis zu 1000 Euro für
einen stummen PC auszugeben,
um ihn anschließend neben einem röhrenden Farblaser zu plazieren. Denn bereits unser günstigster Beispielrechner ist in einem normalen Büroumfeld
■
kaum zu hören.
kurz aus der Hand. Grund hierfür sind nicht die Kühlsysteme selbst,
sondern die Gehäuse. Diese sind nun mal nicht für den Einbau von
Schläuchen, Pumpen und Ausgleichsbehältern ausgelegt.
Dies alles sollte Sie nicht von einem ähnlichen Bastelprojekt abhalten. Es macht nur durchaus Sinn der Planung eine gewisse Zeit zu
widmen. Überlegen Sie die Bestellung gut, besorgen Sie das nötige
Werkzeug im Vorhinein. Treffen die Pakete mit dem erwarteten Zubehör ein überprüfen Sie den Inhalt genau. Nicht selten liegen z.B.
Schrauben bei, für die Sie ungebräuchliche Imbusschlüssel benötigen. Schließlich gibt es wenig frustrierenderes, als einen Bastelsonntag, der nach zehn Minuten wegen fehlenden Werkzeugs oder
einer nicht gelieferten Kupplung endet.
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Hersteller und Distributoren
www.blacknoise.de
www.innovatek.de
www.aqua-computer-systeme.de
www.verax.de
www.pc-world.de
www.coolermaster.de
www.deltatronic.info
PC Praxis PCI 03/2003, S. 15, 10.06.2003, 15:01, JD
Highend-Hardware
Verschiedene Konzepte für den lautlosen PC
Leiser Blickfang
Computers geben sehr unterschiedliche Wärmemengen ab und ertragen nur sehr unterschiedliche Höchsttemperaturen.
(Fast) immer passiv
Im Normalbetrieb, wie auch unter Volllast, schlug sich unser System
wacker ohne jeglichen Lüfter. Doch das System könnte während der
heißen Sommermonate ins Schwitzen geraten. Um auf Nummer sicher zu gehen, kommt als Schaltzentrale ein Fan-O-Matic von Innovatek zum Einsatz. Dieser ist in der Lage sechs Sensoren auszulesen
und abhängig von den Messwerten vier Lüfter zu regeln. Zusätzlich
lassen sich Tachosignale an das Mainbord
ausgeben und beispielsweise der Computer abschalten. In
unserem Fall melden
Sensoren die Wasserund Lufttemperatur sowie die Flussgeschwindigkeit des Wassers.
Übersteigt eine der
Temperaturen einen
Aqua-Computing bietet sogar
Schwellenwert, so
vorgefertigte WaKü-Netzteile an
schaltet der Fan-O-Matic einen 9cm Lüfter im
oberen Blow-Hole zu. Der Quirl sorgt einerseits für mehr Luftaustausch im Gehäuse und bläst andererseits kühlend über den Radiator. Meldet die Durchflussüberwachung einen Defekt der Pumpe,
wird das System prompt abgeschaltet.
Lichtspiele
Bereits auf den ersten Blick verrät der massive Radiator, dass es sich
bei diesem Gerät um keinen Standard-PC handelt. Tatsächlich sind
hier neben den üblichen Komponenten wie CPU, GPU und Northbridge, auch die Festplatten und das Netzteil in den Flüssigkeitskreislauf integriert. Doch der eigentliche Reiz des Geräts liegt darin,
dass es gleichzeitig durch Optik und Leistung besticht. Lärmende
Auftritte sind dem WaKü-Boliden fremd. Als Leistungsträger kommt
ein Athlon 3000+ auf einem KT400-Mainboard von MSI zum Einsatz.
Flankiert wird dieser von zweimal 512MB DDR400 von Corsair. Für
schnelle 3D-Grafik sorgt eine Hercules 3D Prophet 9800 Pro, während sich eine WD2500JB um schnelle Festplattenzugriffe kümmert.
Kreislauf
Die mit 12V aus dem
Netzteil gespeiste
Eheim-Pumpe befördert die Kühlflüssigkeit zuerst zu der
stromhungrigen CPU.
Ist der Prozessor gekühlt, umfließt das
Wasser GPU, Northbridge, Festplatte und
Netzteil, bevor sich
der Kreislauf über Radiator und Ausgleichsbehälter schließt. Die
Reihenfolge der Geräte ist nicht auf alle
möglichen Konfigurationen übertragbar
und keinesfalls beliebig. Die diversen „Heizelemente“ eines
Power- und HDD-LED mussten nebst Reset-Knopf dem Ausgleichsbehälter weichen. Um den Nutzer nicht völlig ohne optisches Feedback dastehen zu lassen, mussten wir auf andere Anzeigemöglichkeiten zurückgreifen. Einen eingeschalteten PC vermeldet das Coolermaster-Gehäuse bereits ab Werk durch Leuchten der Fronttür.
Festplattenzugriffe werden bei unserem Gerät durch Aufblinken des
Kühlwasserreservoirs signalisiert.
Kühlkomponenten
CPU-Kühler (Innovatek InnovaCOOL rev. 3.0) ca. 80 Euro
GPU-Kühler (Aqua-Computer twinplex) ca. 40 Euro
● Northbridge-Kühler (Aqua-Computer twinplex) ca. 40 Euro
● HD-Kühler (Innovatek HD-O-Matic) ca. 45 Euro
● Netzteil (Aqua-Computer aquaPOWER) ca. 300 Euro
● Pumpe (Innovatek Eheim 1046 12V) ca. 75 Euro
● Ausgleichsbehälter (Aqua-Computer aquatube) ca. 45 Euro
● Radiator (Aqua-Computer airplex evo 360) ca. 85 Euro
● Radiator-Halterung (Aqua-Computer) ca. 25 Euro
● Gehäuse (Coolermaster ATC-220B-AX1) ca. 230 Euro
● Diverse Kleinteile ca. 30 Euro
● Durchflusskontrolle (Innovatek Flow-O-Matic) ca. 50 Euro
● Inline-Thermometer (Innovatek) ca. 15 Euro
● Lüfterkontrolle (Innovatek Fan-O-Matic) ca. 180 Euro
●
●
Pro & Contra
leistungsfähig
ausbaufähig
● extravagante Optik
● teuer
● hoher Bastelaufwand
● Risiko beim Einbau
●
●
Sauber verlegte Kabel und Schläuche lassen
Luft für ungekühlte Hardware wie den RAM.
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Völlig geräuschlos dank Heatpipes
Deltatronic setzt mit dem „Silentium!“ völlig auf Heatpipe-Technik.
Unser Testsystem wird angetrieben von einem Pentium 4 2,66 GHz,
der gemeinsam mit 512 MB PC2700-Speicher von Infinion auf einem Asus P4PE (i845PE) Platz findet. Die grafische Ausgabe wird beschleunigt von einer ATI Radeon 9700 Pro.
Mittels zweier Heatpipes wird die Abwärme der beiden stromhungrigsten Komponenten – CPU und GPU – auf die modifizierte, rechte
Seitenwand des Chieftec-Gehäuses abgeleitet. Hier findet sich eine
massive Aluminiumplatte, die die Wärmeenergie verteilt und an die
Außenluft abgibt. Das Netzteil muss ebenfalls auf einen Lüfter ver-
zichten. Hier wird
die Verlustwärme
über massive Kühlkörper an Unter –
und Hinterseite abgegeben. Diese Vorgehensweise wird
einerseits vom guten Wirkungsgrad
der Eigenentwicklung und andererseits von über dem
Netzteil angebrachÜber dem Netzteil wurden zusätzliche
ten LüftungsschlitKühlschlitze in den Cieftec-Tower
zen im Gehäuse ergeschnitten. Auf diese Weise wird ein ein
Hitzestau vermieden
möglicht. Auch an
anderen Stellen wird
das Gehäuse bewusst offen gehalten. Dank – nicht bestückter – Öffnungen für 9cm Lüfter an Front und Rückseite wird die natürliche
Konvektion begünstigt. So ist es möglich, sämtliche nicht an Heatpipes angeschlossenen Wärmequellen innerhalb des Towers passiv zu
kühlen. Die eingesetzte Seagate Barracuda V dreht mit 7200 U/min
und gehört – offen verbaut – nicht gerade zu den leisesten Massenspeichern auf dem Markt. Das massive Dämmgehäuse in Zusammenarbeit mit einer entkoppelten Aufhängung hindern sie jedoch
an übermäßiger Geräuschentwicklung.
In unserem Test stellte sich der Rechner als faktisch nicht hörbar dar.
Das Kühlkonzept funktionierte gut. Bei einer Außentemperatur von
ca. 20° C erwärmte sich das Gehäuseinnere nur auf um die 35° C unter Volllast – der Einbau zusätzlicher Laufwerke sollte somit kein
Problem darstellen. Die Temperaturen sämtlicher Komponenten bewegen sich im normalen Bereich. Lediglich die GPU der Radeon
9700 Pro erreicht im 3D-Betrieb Temperaturen bis zu 60° C. Bei hohen Außentemperaturen könnte hierdurch längere Spiele-Sessions
behindert werden.
Sämtliche Kühlkomponenten sind auch einzeln oder in Sets erhältlich. Dennoch ist man mit dem „Silentium!“ bei der Hardware-Aufrüstung relativ festgelegt. Der Prozessorkühler passt nur auf IntelCPUs mit Sockel478. GPU-Kühlkörper gibt es lediglich für GeForce 4
und Radeon 9700. Die angeschlossenen Heatpipes sind zwar bedingt flexibel, lassen sich allerdings ohne spezielle Biegevorrichtung
kaum in eine andere Form bringen – ein Abknicken wäre hier vorprogrammiert. All dies sind jedoch nur kleine Wermutstropfen,
schließlich erhält man für einen relativ niedrigen Preis den leisesten
Rechner im Test.
Kühlkomponenten
Komplettrechner: 2335 Euro
(inc. aller beschriebenen Komponenten)
● Gehäuse (Silentium! CS601): 215 Euro
(inc. Konvektor, lüfterlosem Netzteil, Festplattengehäuse, Northbridge-Kühler und Heatpipe für P4)
● Heatpipe-Kühlung für Radeon 9700 109 Euro
●
Pro & Contra
kein Verschleiß
Komponenten auch einzeln erhältlich
● nur bedingt ausbaufähig
● Grafikkarte wird etwas zu heiß
●
●
Metallplatten auf CPU und Grafikprozessor geben die Abwärme an
Heatpipes weiter. Diese leiten sie auf die massive Seitenwand
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PC Praxis PCI 03/2003, S. 17, 10.06.2003, 15:01, JD
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Der Budget- Flüsterer
Nicht jeder ist bereit, bis zu 1000 Euro Schweigegeld in seinen Rechner zu investieren. Oft ist dies auch nicht notwendig. In einer normalen Büroumgebung herrscht bekanntlich ohnehin ein gewisses
Grundrauschen.
Unser Budget-Projekt beweist, dass sich auch Hochleistungshardware preiswert und leise kühlen lässt. Im Innern arbeitet ein 3GHz
Pentium4 FSB 800 auf einem Intel 875P Board von MSI, unterstützt
von zwei Riegeln 512MB Corsair Speicher. Als Grafikkarte kommt eine passiv gekühlte Sapphire Atlantis 9700 Pro Ultimate Edition zum
Einsatz.
Platz fanden sämtliche Komponenten in einem gedämmten Tower.
Als Netzteil verwenden wir ein leises proSilence Goldedition. Wird es
im Inneren zu
warm, müssen natürlich auch gere12cm Lüfter mit passenden Halterungen
gelte Netzteile die
helfen effektiv gegen Hitzestaus
Drehzahl ihrer Lüfter beschleunigen.
Um dies zu vermeiden, ziehen zusätzlich zwei Noiseblocker S2-Lüfter Abluft aus dem Gehäuse. Die von Werk aus mit einem Zalman
ZM80-HP ausgerüstete Grafikkarte wird von einem 12cm Pabst-Lüfter gekühlt. Große Lüfter mit Slotblechhalterung eignen sich generell sehr gut, um einem Hitzestau unter der Grafikkarte vorzubeugen. Damit sind sie auch sehr gut zum Nachrüsten bestehender Geräte geeignet. Der CPU Kühler von Verax ist praktisch nicht zu hören. Wird an dieser Stelle ein herkömmlicher Silent-Lüfter verwendet, lassen sich nochmals einige Euro sparen. Beim Gesamtgeräuschpegel macht sich der Unterschied kaum bemerkbar. Umgekehrt kann
man das Gerät
durch Verwendung eines
Netzteils und
zweier Gehäuselüfter von Verax
fast gänzlich
zum Verstummen bringen.
Dies hat jedoch
wieder seinen
Flachbandkabel stören den Luftfluss und sollten
Preis. Die Festmöglichst durch runde Modelle ersetzt werden
platte wurde
mithilfe einer
Schwingungen absorbierenden Aufhängung montiert. Im Zusammenspiel mit dem gedämmten Gehäuse ist sie so nicht hörbar.
Alles in allem ist es gelungen – bei relativ geringen Kosten – ein System zu bauen, welches unter normalen Umständen kaum hörbar
ist. Bedenkt man den Aufpreis für einen völlig lautlosen PC wird die
Entscheidung wohl weiterhin häufig zugunsten einer Klassischen
Luftkühlung fallen.
Kühlkomponenten
CPU-Kühler (Verax P16 CU) ca. 60 Euro
GPU-Kühler (Zalman ZM80-HP) ca. 25 Euro
● GPU-Lüfter (PC-World WhisperPower VGA –Kit) ca. 30 Euro
● Netzteil (Silentmaxx proSilence 420W) ca. 90 Euro
● 2x Lüfter (Noiseblocker S2 80mm) ca. 15 Euro
● Festplattenentkopplung (PC-World NoVibes) ca. 20 Euro
● Gehäuse (Noiseblocker Casetec 1018 schallgedämmt) 115 Euro
●
●
Pro & Contra
preiswert
flexibel
● einfach nachrüstbar
● nicht völlig lautlos
● abhängig von der Außentemperatur
●
●
Viele langsam drehende Gehäuselüfter sind im Regelfall einem
überlasteten Netzteilgebläse vorzuziehen. Nur auf diesem Weg lassen
sich die Luftgeschwindigkeiten in Grenzen halten
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PC Praxis PCI 03/2003, S. 18, 10.06.2003, 15:01, JD
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Verschiedene Konzepte für den lautlosen PC
Viele Lüfter - wenig Lärm
Komplett montiert erreichte uns ein Prototyp der Firma Verax. Auch
hier hat man sich der Herausforderung gestellt, einen leistungsstarken Rechner mittels Luft zu kühlen und die Geräuschentwicklung
dennoch auf ein kaum noch hörbares Maß zu reduzieren. Für genügend Rechenleistung sorgt ein Granite-Bay-Mainboard von MSI bestückt mit einem Pentium 4 3,06 GHz und 2 x 256 MB DDR-Speicher
der Firma Corsair. Eine ATI Fire GL X1 lässt auch in Sachen 3D-Grafik
keine Wünsche offen. Mit Daten versorgt dieses Gespann eine 80GB
fassende Barracuda ATA IV von Seagate.
Das Kühlkonzept ist einfach aber wirkungsvoll. Keineswegs wird
versucht, das Gehäuse schalldicht abzuschotten. Ganz im Gegenteil
setzten die Entwickler auf hohen Luftaustausch über große Öffnungen. Neben dem Netzteil ziehen noch zwei darunter liegende
80mm-Lüfter Abluft aus dem Gehäuse. Frische Luft
strömt, wie üblich,
im unteren Bereich der Gehäusefront nach. Zusätzlich verfügt der
Gehäuseboden
über einen großen
Lufteinlass. Gerade letzterer entschärft den kritiBei den Lüftern der Firma Verax handelt es sich
um eine konzeptionelle Eigenentwicklung
schen Bereich unter der Grafikkarte
und beugt einem Hitzestau vor. Werden die freien PCI-Slots allerdings mir größeren Karten bestückt, stören diese den Luftstrom erheblich. Der unter realistischen Umständen nicht hörbare Lüfter der
Grafikkarte befindet sich kurz vor der Serienreife. Bei sämtlichen
verwendeten Lüftern handelt es sich um die hauseigene Kombination aus Axial- und
Radial-Technik.
Die turbinenartigen Quirle beschleunigen die
Luft in radialer
Richtung. Der Luftstrom wird dann
vom trichterförmigen Gehäuse in
die gewünschte
axiale Richtung
abgelenkt. Alle
Hochflorige Teppiche behindern den Lufttrom
Lüfter sind
durch den Unteren Einlass. Auf glatten Böden
schwingungsfunktioniert das Prinzip perfekt
dämpfend aufgehängt.
Das Konzept des offenen Gehäuses mit durchdachter Luftführung
geht voll auf. Um den Verax-Rechner im laufenden Betrieb überhaupt zu hören muss man sich schon unter den eigenen Schreibtisch begeben. Lediglich die Festplatten-Geräusche verlassen in vernehmbarer Lautstärke das Gehäuse. Wäre hier statt einer reinen Entkopplung vom Gehäuse noch eine Dämmung zum Einsatz gekommen verriete nur noch die Power-LED den Betriebszustand des
Computers.
Kühlkomponenten
CPU-Kühler (Verax P16 CU): ca. 60 Euro
GPU-Kühler (G03 Prototyp): vermutlich 50-60 Euro
● Netzteil (Verax Fortron FSP300-60ATV): ca. 115 Euro
● 2x Lüfter (Verax 80mm): ca. 40 Euro
● Gehäuse (Verax VX1): 215 Euro
●
●
Pro & Contra
Komponenten einzeln erhältlich
einfache Montage
● teuer
● untere PCI-Slots nur bedingt nutzbar
●
●
Der große Lufteinlass im Bodenblech verhindert einen Hitzestau
unter der Grafikkarte. Große PCI-Karten in den unteren Slots stören
diesen Effekt allerdings
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