Bewerbung, Vorbereitungen, Organisation vor Ort, Reiseinfos: Nach
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Bewerbung, Vorbereitungen, Organisation vor Ort, Reiseinfos: Nach
Bewerbung, Vorbereitungen, Organisation vor Ort, Reiseinfos: Nach Abschluss der Magister-Zwischenprüfung reifte in mir der Gedanke, sich alsbald auf die Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen im Ausland zu machen, aufbauend auf meiner bisherigen Studienausrichtung. Über Online-Recherche und Gespräche mit älteren KommilitonInnen und Lehrkräften erhielt ich erste Anregungen und Tipps, welche Institutionen, Forschungseinrichtungen etc. Studenten kulturwissenschaftlicher Fächer als Praktikanten aufnehmen und vor allem welche Einsatzmöglichkeiten dabei für Nah-Ost-Wissenschaftler bestehen. Für Studierende mit interkulturellem Schwerpunkt bieten sich u.a Praktika wie etwa in den Kultureferaten von Botschaften und Konsulaten, oder eben im Kulturprogramm und der Sprachabteilung des GoetheInstituts an. Ich beschloss im Januar 2011 mich für mehrere Standorte sowohl des Goethe-Instituts als auch des Auswärtigen Amtes u.a. in der Türkei, Russland und Usbekistan zu bewerben. In der Türkei bestehen derzeit drei lokale deutsche Kulturzentren des Goethe-Instituts: Ankara (Zentrale für die Türkei), Istanbul und Izmir. Bewerbungen für Praktika an Goethe-Standorten werden über Online-Formulare auf den Internetauftritten der jeweiligen Standorte abgewickelt. Eine Liste aller Standorte weltweit findet sich auf http://www.goethe.de/uun/adr/wwt/est/deindex.htm. Praktikumsstellen können im G.I. in den Abteilungen Sprachkurse, Bildungskooperation Deutsch, dem Kulturprogramm sowie der Bibliothek ausgeschrieben werden, abhängig vom aktuellen Personalstand. In der Sprachkursabteilung und der Bibliothek werden Studenten im Germanistik/DaF-Bereich für Praktika bevorzugt, im Kulturprogramm und der BKD werden Praktikumsplätze auch an Studierende anderer, vor allem kulturwisssenschaftlicher und philologischer Fächer vergeben. Neben Lebenslauf und Informationen zum studentischen Werdegang müssen dem Formular u.a. ein Referenzschreiben von Seiten eines Hochschullehrers (bzw. Praktikumsbeauftragten Ihres jeweiligen Studienfaches), sowie Nachweise über im Studium oder anderweitig erworbene Fremdsprachenkenntnisse des Gastlandes beigefügt werden (Bsp.http://www.goethe.de/ins/tr/ank/uun/prk/bew/deindex.htm). Nach Erhalten der Zusage für Ankara bereits wenige Tage nach Abschicken der Bewerbungsunterlagen Anfang Februar 2011, machte ich mich auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Das Goethe-Institut befindet sich im Viertel Bakanliklar, welches im Norden an den zentralen Stadtteil Kizilay, im Südosten an Cankaya, im Südwesten an Ayranci angrenzt und an der wichtigsten Hauptstraße der Stadt liegt, dem Atatürk Bulvari. In Cankaya, Ayranci und benachbarten Vierteln muss man aufgrund von Lage und sozialem Milieu (die Stadtteile südlich von Kizilay gelten als Wohnviertel der oberen Mittelschicht) mit einer monatlichen Miete von durchschnittlich ca. 500 türkischer Lira (etwa 200 Euro) rechnen, wenn man ein kleines möbliertes Zimmer in einer Wohngemeinschaft beziehen möchte. Die Mietpreise in der Ankaraner Innenstadt schwanken dabei merklich je nach Lärmpegel, Verkehrsaufkommen u.a.. Über das Online-Portal http://www.justlanded.com/ gab ich schließlich kostenfrei eine Annonce auf und wurde letztlich nach wenigen Wochen von einer Einheimischen kontaktiert, die Mitbewohner für ihre 3-ZimmerWohnung in Ayranci suchte. Auf solchen Plattformen kann man sowohl mit anderen ERASMUSStudenten bzw. Praktikanten und anderen Expatriates Kontakte knüpfen, als auch – wie in meinem Fall – nach einer Unterkunft bei Einheimischen suchen um seine Türkisch-Kenntnisse im Alltag aufzufrischen. Überhaupt kann ich es an der türkischen Kultur und Sprache Interessierten nur empfehlen, sich bei der Wohnungssuche nach Inseraten von türkischen Studenten o.a. umzusehen, da diese nicht selten zweisprachige WG's eröffnen möchten. Bei der Online-Suche nach Unterkünften sei man jedoch vor dubiosen Annoncen gewarnt, in denen z.B. die Ausstattung oder Lage beschönigt wird, die Preise willkürlich hoch angesetzt sind, eine Vorab-Überweisung verlangt wird o.ä.. Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, für Lebensmittel, Toilettenartikel, Haushaltsgeräte usw. gibt es in jedem Viertel in Form kleiner, spezialisierter Geschäfte. Alternativ dazu befinden sich gerade im Westen der Stadt modernere Einkaufszentren und Malls mit europäischen und amerikanischen Ladenketten. Und wer dort nicht findig wird oder eine deutlich preiswertere Variante einer Ware sucht, kann auf dem alten Bazar im Stadtteil Ulus (wenige Minuten nördlich von Kizilay) sein Glück versuchen. Dass Ankara über eine Vielfalt und Vielzahl an Ausgehmöglichkeiten wie Bars, Pubs, mondänen Clubs, oder traditionellen Tanzlokalen verfügt, bleibt Neuankömmlingen nicht lange verschlossen. Leider eilt Ankara der Ruf voraus, eine im Gegensatz zu Istanbul oder Izmir eher recht langweilige Stadt zu sein, die jungen Leuten nicht viel zu bieten hat. Wer sich allerdings bei Gelegenheit mal unters Volk mischt und die zahlreichen Tavernen, „Meyhane“ und Diskotheken zwischen der Sakarya Caddesi in Kizilay und der Tunus Caddesi bis Gaziosmanpasa besucht wird wohl rasch eines Besseren belehrt. Diese Straßenzüge folgen dem Atatürk Bulvari Richtung Süden und sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß ab Kizilay gut zu erreichen, man sollte sich allerdings nicht wundern wenn einem nach einiger Zeit das enorme Preisgefälle – vor allem für alkoholische Getränke und Lebensmittel – auf diesem Wege auffällt. Denn abseits der zentral gelegenen Ausgehviertel rund um Kizilay, je weiter man nach Süden vordringt, desto schneller steigen die Preise. Zwar finden sich auch in den eher ruhigen, wohlhabenderen Wohngegenden wie Ayranci oder Vorstädten wie Ümitköy ebenfalls Restaurants, Bars und Kneipen, diese bedienen jedoch ein deutlich anderes Klientel und sind definitiv weniger urig und preiswert als etwa die Bars mit türkischer Livemusik in der Sakarya Caddesi oder anderswo im Zentrum. Die besten und preiswertesten traditionell-türkischen Esslokale befinden sich meiner Meinung nach ebenfalls in Kizilay und Ulus, wo man für ein Mittag- oder Abendessen mit 3 Gängen selten mehr als 10 Lira ausgeben wird. Als noch günstigere Alternative finden sich an jeder Straßenecke Schnellimbisse mit einer Vielfalt an handlichen, lokalen Spezialitäten aus allen Ecken der Türkei. Praktika im Goethe-Institut belaufen sich meist auf drei Monate Dauer, so dass man für 90 Tage Aufenthalt kein spezielles Visum für die Türkei benötigt. Sollte man länger als diese Frist bleiben wollen, müsste ein entsprechendes Arbeitsvisum seitens der türkischen Botschaft beantragt werden. Tägliche Direktflüge nach Ankara Esenboga ESB gibt es von allen größeren deutschen Flughäfen mit deutschen wie türkischen Airlines. Meinen Flug hatte ich damals mit Lufthansa gebucht, NonStop ab München MUC, hin und zurück, für ca. 175 Euro, 4 Monate im Voraus. Weitaus teurer sind Direktflüge wie Flüge mit Zwischenstopp z.B. über Istanbul mit Turkish Airlines, mittlerweile bieten jedoch auch viele Billigfluglinien direkt oder über Istanbul preiswerte Flüge nach ESB an (u.a. Pegasus, Germania, SunExpress u.a.). Vom Flughafen Esenboga gehen ca. halbstündlich Busse des sogenannten Havas-Shuttles Richtung Stadtzentrum. Die Fahrt mit diesen Flughafenshuttlen dauert je nach Verkehrslage bis zu 60 min., der Kostenpunkt beträgt dabei gerademal 10 TL, bei einer Taxifahrt müsste man dagegen mit bis zu 60 TL rechnen. Das öffentliche Hauptverkehrsmittel innerhalb der Stadt sind Omnibusse, die in sternförmigen Routen vom Zentrum in alle Himmelsrichtungen verkehren, aufgrund der urbanen Verkehrsverhältnisse nicht immer in gleichmäßigen Abständen, aber dafür regelmäßig und normalerweise im 10-Minuten-Takt. Es ist zu beachten, dass in den hellblauen Özel Halk Otobüsleri Tickets mit Bargeld erworben werden (2 TL für ein Zwei-Stunden-Ticket), in den dunkelblauen, moderneren Stadtbussen jedoch mit Stempelkarten abgerechnet wird, die man an den meisten Kiosken überall in der Stadt erwerben kann. Neben den Buslinien besteht in Ankara ein zuverlässiges, wenn auch weniger großflächig angelegtes U-Bahn-Netz (Metro), das die größeren Wirtschaftszentren und Verkehrsknotenpunkte mit dem Stadtkern verbindet. Außerdem besteht in Ankara, wie eigentlich in allen türkischen Großstädten, eine ausgeprägte Taxi-Kultur. Ob im berufsbedingten Stress oder um im Nachtleben schnellstmöglich und bequem herum zu kommen, Taxis finden sich wohin das Auge schweift. Bei längeren Aufenthalten lohnt sich die Anschaffung einer türkischen SIM-Karte für Touristen über Vodafone, Turkcell oder Avea. Tarife sind je nach persönlichem Grad der Handynutzung wählbar. Man sollte sich vor dem Kauf davon vergewissern, ob das eigene Handy einen SIM-Lock besitzt, da ein solches Handy bei Verwendung einer fremden Karte automatisch gesperrt wird. Praktikumsinhalt: Der an mich vergebene Praktikumsplatz befand sich in der Sprachabteilung, genauer gesagt im Bereich der Bildungskooperation Deutsch (im Laufe des Praktikums sollte ich aber auch in den Arbeitsbereichen der anderen Abteilungen Einsatz finden). Dieses Departement des Goethe-Instituts ist u.a. dafür zuständig, die Betreuung und Fortbildung von Deutsch-Lehrkräften an Schulen und Hochschulen zu koordinieren, den Deutsch-Unterricht an jenen Einrichtungen zu unterstützen und für das Fach Deutsch als Fremdsprache in der Öffentlichkeit zu werben (http://www.goethe.de/ins/tr/ank/uun/prk/but/bkd/deindex.htm). Am ersten Arbeitstag wurde ich vom Institutsleiter, dem Leiter der Sprachabteilung und seinen Mitarbeitern begrüßt und bekam einen ersten Überblick über Aufgaben und Tätigkeiten in der BKD, sowie über den Alltag in den anderen Abteilungen des Hauses. Bereits am Nachmittag bereiteten meine Co-Praktikantin und ich Materialien vor und besprachen mit den Mitarbeitern die Durchführung einer während der nächsten beiden Tage anstehenden Veranstaltung an der DaFAbteilung der Hacettepe Universität. In diesem Workshop „Stand und Perspektiven der Deutschlehrerausbildung in der Türkei: Reflexionen zum gegenwärtigen Curriculum“ hatten die Praktikanten bereits die Möglichkeit in verschiedenen Arbeitsgruppen mit den Vertretern der Germanistik-Institute mehrerer türkischer Universitäten zusammen an neuen Konzepten für die akademische Ausbildung zu arbeiten und gleichzeitig wichtige Einblicke in das türkische Bildungswesen zu erhalten. Bei einem mehrtägigen Vorbereitungsseminar für neue, junge Deutschlehrkräfte in Cayeli bekam ich die Möglichkeit selbstständig eine Arbeitsgruppe zum Thema „Kennenlern-Aktivitäten und erfolgreiches Socializing in neuen Schulklassen“ zu konzipieren, moderieren und dabei erste didaktische Erfahrungen zu sammeln. Jeweils längerfristige Projekte im Rahmen des Praktikums waren die Mitarbeit bei der Vorbereitung des jährlichen „Deutschlehrertages“ sowie des „Formatörtages“ im G.I., in deren Verlauf ich u.a. an der Kommunikation der Anmeldungen, der Unterkunftsbeschaffung, evtl. Mitgliedschaften im T.A.Ö.D. (Türkischer Deutschlehrerverband), der Anfertigung von PowerPoint-Präsentationen, sowie bei der Einrichtung der Räumlichkeiten für die Konferenzen beteiligt war. Über die Arbeit am Goethe-Institut knüpfte ich rasch auch persönliche Kontakte zu Mitarbeitern an Universitäten und wurde so z.B. von der Deutschlehrer-Abteilung der Hacettepe Uni als „Gastdozent“ für ein Seminar eingeladen, in dem ich mich mit den Studenten über die Tätigkeiten des Goethe-Instituts, deutsch-türkische Beziehungen, Integrationspolitik, interkulturelle Aspekte im DaF-Studium und meine persönlichen Erfahrungen während meines Aufenthaltes unterhalten konnte. Bei sog. TANDEM-Treffen vermittelten die Praktikanten Sprach-Lernpartner für Deutsch/Türkisch unter türkischen Kursteilnehmern am G.I. und deutschen Expatriates, Erasmus-Studenten etc.. Nach diesen ersten Treffen wurde mir die weitere, selbstständige Betreuung und Beratung der TANDEMGruppen übertragen. Ich organisierte und moderierte regelmäßige Treffen der Teilnehmer in größeren Gruppen zur Konversationsübung und stand den Lernenden als Ansprechpartner für Fragen betreffend Lernmethoden, Materialien usw. zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung im G.I. betreute ich eine deutsche Musikgruppe während ihres Ankara-Aufenthaltes im Rahmen einer vom Goethe-Institut getragenen TürkeiTournee, wobei ich den Musikern z.B. für Guide-, Fotografen- und Übersetzertätigkeiten zur Seite stand. Als Bestandteil der Förderung von Lehrkräfte-Fortbildungen durch das G.I. arbeitete ich mit Kollegen an der Bearbeitung der eingehenden Bewerbungen für Seminar-Stipendien (Deutschlandaufenthalte für mehrwöchige Kurse in den Bereichen Methodik/Didaktik, Medienpädagogik, Landeskundevermittlung etc. für Primar-, Sekundarstufen- und Hochschullehrer im DaF-Bereich), deren Kommunikation, Priorisierung und schließlich der Auswertung der Anträge. Neben diesen Projekten fielen natürlich noch verschiedene Routine-Bürotätigkeiten an, wie z.B. die Lehrmittelarchivierung und Kommissionierung von Lehrmittelspenden an Schulen, Protokollführung bei Goethe-internen Sitzungen und Abteilungs-Meetings, Übersetzungen sowie Datenpflegetätigkeiten im Intranet des Instituts (Deutschlehrerdatenbank etc.). Bewertung: Für Studierende aus den Bereichen Deutsch als Fremdsprache, Interkulturelle Kommunikation und Orientalistik o.a. mit persönlichem Interesse an der türkischen Gesellschaft, Kultur und Bildungspolitik kann ich ein Praktikum am Goethe-Institut Ankara voll und ganz empfehlen. Die den Praktikanten übertragenen Tätigkeiten sind in allen Abteilungen orientiert an einer ersten Berufspraxis der Studenten und bieten eine schnelle Einbindung in die Arbeitswelt am GoetheInstitut, von Anfang an. Praktikanten werden über alle relevanten, internen Prozesse ausreichend informiert und können nach kurzer Zeit bereits mit selbstständig auszuführenden Projekten betraut werden. Die Mitarbeiter stehen bei allen Fragen und Problemen hilfsbereit zur Verfügung und erleichtern durch ihre freundliche und aufgeschlossene Art Neuankömmlingen einen raschen Einstieg in den Büro-Alltag. Praktikanten, die die türkische Sprache im Alltag erlernen möchten, finden am Goethe-Institut Ankara, an dem der Großteil der Beschäftigten einen bikulturellen Hintergrund besitzt, willige Helfer. Allerdings ist zu empfehlen, nicht ohne Vorkenntnisse des Türkischen anzureisen, da man außerhalb wie innerhalb des G.I. in einer Arbeits- und Lebenswelt agieren muss, in denen man ohne fundamentale sprachliche Grundkenntnisse unter Umständen nur mühsam Zugang zu seiner sozialen Umwelt oder zu betroffenen Personen der Außenkommunikation des G.I. erhalten wird, da man im touristisch wenig erschlossenen Ankara nicht mit weitreichenden Deutsch- oder sonstigen Fremdpsrachen-Kenntnissen breiter Bevölkerungsschichten rechnen kann. Wer bereits die Türkei bereisen und sich dabei die nötigen Umgangsformen, Ortskenntnisse etc. für den Alltag aneignen konnte, für den wird die Umstellung für einen längeren Aufenthalt in diesem Land um einiges schneller vollzogen sein, das Knüpfen von Kontakten zu Einheimischen fällt merklich leichter, die Möglichkeiten zur Gestaltung seines Aufenthaltes werden vielfältiger, es wird Autonomie in einem interkulturellen Handlungskontext aufgebaut. Das Goethe Institut in Ankara ist meiner Meinung nach, unter diesen Bedingungen, für Interessierte, die die Türkei, ihre Gesellschaft und Arbeitswelt durch einen längeren Aufenthalt kennen lernen und dabei konkrete berufliche Erfahrungen erwerben möchten, ein idealer Ort um ein studien-bezogenes Praktikum zu absolvieren.