CSR bei Volkswagen
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CSR bei Volkswagen
EINS UND EINS GLEICH DREI CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY BEI VOLKSWAGEN WIE MAN WERT UND WERTE ZUSAMMENBRINGT inhalt commitment verständnis Dr. Bernd Pischetsrieder über unternehmerische Vertrauensarbeit 004 - 007 Corporate Social Responsibility – Freiwillige Suchprozesse für zukunftsfähige Lösungen führung kultivieren: 008-011 beschäftigung gestalten: 012-021 Eine Verfassung für das Unternehmen: Die Konzernwerte und -leitlinien der Volkswagen AG Ein einzigartiges Konzept der Struktur- und Wirtschaftsförderung: Die nachhaltige AutoVision Immer wieder „Made in Germany“: Kreative Kraftakte für die Zukunft der Industriearbeit Wertschöpfung durch Wertschätzung: „Work2Work“ für Menschen mit Handicaps arbeit aufwerten: Minimalstandards und Gleichbehandlung: Die Erklärung zu den sozialen Rechten und den industriellen Beziehungen 022-033 Fitnessprogramm für Partner: Projekt „Verbesserung des Arbeitsschutzes bei Zulieferern“ mit ILO und GTZ Heute lernen, morgen lehren: Das Qualifizierungsprogramm der Auto 5000 GmbH Ohne Nachwuchs keine Zukunft: Die Initiative für mehr Ausbildung bei Audi Kaderschmiede für technische Intelligenz: Das neue Ausbildungszentrum in Mladá Boleslav menschen helfen: 034-037 gesundheit fördern: 038-041 demographischen wandel bewältigen: 042-045 familie stützen: 046-051 Im Kampf gegen die Seuche: Die PPP-Projekte Aids Care bei Volkswagen in Südafrika und Brasilien Vertreibung aus dem Raucherparadies: Die Abstinenzkampagne bei SEAT Lebenslanges Lernen, altersgemischte Teams: Die demographische Arbeitsweltgestaltung bei Volkswagen Bald Volks-, bald Kinderwagen: Die flexiblen Teilzeit-Modelle für Eltern und Alleinerziehende Workshops für den sanften Wiedereinstieg: Das Job-and-Child-Programm bei Audi vielfalt nutzen: Sponsorpartner des Sommerlochfestivals: Das Diversity Management der Volkswagen Bank Sesam öffne Dich für 052-057 gehobene Männerbastionen: Mentoring als Mutmacher europa integrieren: Export von Know-how und Unternehmenskultur: Die Osterweiterung des Volkswagen-Konzerns Metamorphose eines Montagewerks: „Wir entfalten unsere Flügel“ bei Volkswagen-Poznan. 058-063 globalisierung entwickeln: Obdach, Nahrung, Bildung: Das Straßenkinder-Projekt „Eine Stunde für die Zukunft“ Genießen und dabei helfen: Fairer 064-079 Kaffee in den Werks-Kantinen Vertrag bei Grün: Das Projekt Nachhaltigkeit in der Lieferantenkette Wolfsburger Weltverbesserer: Die Umweltpaten bei Volkswagen In der Dürre überleben: Die Volkspumpe in Brasilien Erst Seele, dann Schule: Das Fluthilfe-Projekt mit terre des hommes in Andrah Pradesh Eintrittskarte ins Berufsleben: Das Education and Training Institute in Südafrika Checks und Kampagnen: Gesundheitsdienst in Puebla natur bewahren: 080-083 klima schützen: 084-089 mobilität erhalten: 090-095 verkehr sichern: 096-103 kultur fördern: 104-107 forschung stärken: 108-113 Lebende Rasenmäher: Auerochsen in Südostniedersachsen Umwelt und Geldbeutel schonen: Die Fahrspartrainings von Volkswagen und NABU Sp(i)rit vom Feld: Die SunFuel-Strategie Lieferweg Schiene: Die CargoTram in Dresden Verkehr intelligent steuern: Die Niedersächsische Landesinitiative Telematik Recherche auf dem Asphalt: Die Volkswagen Unfallforschung Spaß beim Lernen: Der Kinderverkehrspark in Pamplona Werbung für den Gurt: Die Buckle-up-Kampagne von Volkswagen of America Star(t)hilfe mit dem Tourbus: Die Volkswagen Sound Foundation Ein Stipendium für junge Historiker: Die Ivan Hirst Foundation Vorsprung durch Kooperation: Die Forschungsnetzwerke bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm bildung vermitteln: Bündnis gegen Bildungsnotstand: Der gemeinnützige Volkswagen Community Trust in Südafrika Erziehung durch Sport: 114-119 Audi und die Ayrton-Senna-Stiftung in Brasilien geschichte erinnern: Das Presswerk über den Köpfen: Die Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf dem Gelände des Volkswagenwerks 120-125 Wolfsburg Für die gemeinsame europäische Zukunft: Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in Auschwitz dialoge pf legen: Netzwerk für Nachhaltigkeit: Volkswagen als Schrittmacher bei econsense, Forum für Nachhaltige Entwicklung in Deutschland Miteinander streiten, gemeinsam handeln: Die Partnerschaft mit dem Naturschutzbund Deutschland. e. V. 126-131 Stets aufs Neue an Win-win orientiert ese Dr. Bernd Pischetsrieder über gesellschaftliche Verantwortung als Gradmesser unternehmerischer Vertrauenswürdigkeit Dr. Bernd Pischetsrieder Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG D er Beitrag von Unternehmen zu einer funktionierenden Gesellschaft ist es, erfolgreich zu wirtschaften, seinen Kunden Produkte und Dienstleistungen in guter Qualität zu möglichst niedrigen Preisen anzubieten, Menschen zu beschäftigen, Steuern zu zahlen, kurz: die materielle Wohlfahrt zu steigern. Das ist der Kern des traditionellen Mehrwerts von Unternehmen, die ihnen zugedachte Rolle in der Gesellschaft. Die Orientierung an national und international gesetzten Rechtsrahmen und geschäftlichen Spielregeln ist dabei selbstverständliche Grundvoraussetzung. Vor der Kulisse fortschreitender Globalisierung und der Relativierung sozialstaatlicher Garantien erwarten die Bürger jedoch mehr: Unternehmen sollen ihr Handeln in den Kontext einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive einordnen. Erwartet werden zusätzliche Beiträge zum Gemeinwohl und Transparenz über die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit. Nur wenn Unternehmen auch diese weiterführenden Forderungen erfüllen, können sie das Vertrauen gewinnen, das sie in ihrem Handeln legitimiert – sprich ihnen die langfristige „licence to operate“ sichert. Heute schaut die Welt vermehrt hinter das Produkt. Anspruchsgruppen aus Politik, Verwaltung und Nichtregierungsorganisationen definieren auf dem Resonanzboden einer üppigen Kommunikationslandschaft, was verantwortungsvolles Wirtschaften 04|05 frage bei der Umsetzung dieser Projekte im Zentrum: Wo ergeben sich Win-Win-Situationen, von denen die Gesellschaft und Volkswagen gleichermaßen profitieren? Denn Verantwortung und Ertrag sind für uns zwei Seiten ein und derselben Medaille. Commitment beinhaltet und was nicht. Rating-Agenturen und Unternehmensindizes messen und vergleichen sozial-ökologische Unternehmensleistungen, Investmentfonds legen „ethische“ Ausschlusskriterien fest, Verbraucherinstitutionen schaffen nachhaltige Transparenz im Anbietervergleich. So wird unternehmerische Reputation zu einer immer wichtigeren Größe im Wettbewerb. Das heißt zugleich: Verantwortung wird zur Strategie. Gutes Verantwortungsmanagement ist daher kein Goodwill, sondern Risikovermeidung. Für Volkswagen heißt „nachhaltig wirtschaften“ seit jeher: im Dialog mit Gesellschaft und Umwelt wettbewerbsfähig zu wirtschaften. Wir haben ein existentielles Eigeninteresse daran, als wertschöpfender Akteur in der Gesellschaft anerkannt zu werden. Wirtschaftliche Macht bringt Verantwortung mit sich – und Verantwortung Chancen. Die größte Chance aber liegt darin, dass Politik und Gesellschaft den Unternehmen die Übernahme größerer Verantwortung zutrauen und sie einfordern; denn das bedeutet – entsprechende Handlungsfreiheit vorausgesetzt – auch neue Gestaltungsmöglichkeiten. Volkswagen nimmt die Erwartungen an eine verantwortungsorientierte Wirtschaftsweise ernst. Als Teil der Weltökonomie und gleichzeitig auch Teil der Weltgesellschaft beeinflusst der Konzern wirtschaftliche, ökologische und soziale Lebensbedingungen auf der ganzen Welt – manchmal sogar stärker, als die Politik es vermag. Die Verantwortung für die nachhaltige Ausgestaltung der Globalisierung ist dabei immens und sie erfordert neue Verhaltensweisen und Rollenverteilungen. Wer die zahlreichen Beispiele guter Praxis in Augenschein nimmt, wird unschwer feststellen, dass sich Volkswagen längst wie ein Good Corporate Citizen aufführt. Und stets stand dieselbe Such- Ein Business Case, kein Social Case ese Das Konzept der Corporate Social Responsibility – Freiwillige Suchprozesse für zukunftsfähige Lösungen C orporate Social Responsibility oder kurz CSR: Volkswagen versteht darunter die praktische Anwendung des Konzeptes einer Nachhaltigen Entwicklung durch Unternehmen. Ganz neu ist dieser Gedanke nicht. Schon immer haben sich Unternehmen mehr oder weniger intensiv um ihr natürliches und soziales Umfeld gekümmert. Neu ist aber, dass solche Aktivitäten unter dem Dach der CSR konzeptionell zusammengeführt werden. CSR ist für Volkswagen daher eine Geschäftsführungsphilosophie und nicht etwa eine Garnierung des eigentlichen Geschäfts – ein „Business Case“ also, kein „Social Case“. Als ordnungspolitische Kategorie hebt CSR das, was einzelne Unternehmen bisher je für sich, ad hoc und meistens unbeobachtet von einer größeren Öffentlichkeit entwickelt haben, auf eine strategische und zugleich auch politische Ebene. Unternehmen erhalten damit die Möglichkeit, ihr gesellschaftliches „Investment“ sichtbar zu machen und sich vom Wettbewerb zu differenzieren. Sie können den wachsenden Kommunikationsbedarf mit ihren Stakeholdern befriedigen und zugleich ihre gesellschaftlichen Projekte als Werttreiber in das unternehmerische Kerngeschäft aufnehmen. Die Einsicht, dass CSR für eine Strategie zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit steht, bildet mithin den Ausgangspunkt eines an Nachhaltigkeit orientierten Managements. Inhaltlich stellt sich CSR als ein dynamischer Prozess dar, der angetrieben wird durch den Markt wie durch gesellschaftliche Interessengruppen, geformt und geprägt durch kulturelle und historische CSR atmet den Geist freien Unternehmertums Traditionen wie durch die lokalen Besonderheiten der jeweiligen Standorte in aller Welt. So haben in Brasilien, Mexiko und Südafrika der Kampf gegen Aids, die Hilfe für Straßenkinder oder die Alphabetisierungskampagnen für Volkswagen eine ebenso hohe Bedeutung wie hier zu Lande die Schaffung ausreichender Ausbildungsplätze. Die Fülle der Aufgaben ist groß, die Zahl der Lösungswege ebenso. 06|07 chenden) Rahmen für verantwortliches Wirtschaften. Die künftige ökonomische und soziale Entwicklung findet ihre Effizienzpotentiale indes nicht in einem überregulierten Deutschland oder einem Europa, das selbst mit den Vollzugsdefiziten einer überbordenden Bürokratie zu kämpfen hat. Es wird sich für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft daher gleichermaßen auszahlen, wenn jeweils eine Vielfalt an Lösungswegen zur Erreichung gemeinsamer Ziele zugelassen sind. Nur so kann sich Corporate Social Responsibility im Sinne einer unternehmerisch geprägten modernen Wirtschafts- und Sozialpolitik entfalten. Gesellschaftliche Voraussetzung dafür ist jedoch wechselseitige Akzeptanz, Vertrauen und Transparenz. Verständnis Corporate Social Responsibility, wenn sie ihren Namen verdient, atmet daher stets den Geist freien Unternehmertums. Flexibilität und Innovationsbereitschaft sind ihre charakteristischen Merkmale. Nur so können immer mehr freiwillige Netzwerke entstehen, in denen ähnliche, aber doch vielfältige Initiativen zusammenfinden. Ein verengendes ordnungspolitisches Korsett durch nivellierende Normung und staatliche Regulierung wäre kontraproduktiv – es untergräbt die unternehmerische Motivation und macht die kreativen Potentiale der Freiwilligkeit zunichte. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Einhaltung von Standards der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, der UN-Menschenrechtskonvention, der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen oder ähnliche Codes of Conduct stehen keineswegs zur Disposition. Diese Standards bilden für Volkswagen den notwendigen (aber auch hinrei- Eine Verfassung für das Unternehmen: Die Konzernwerte und -leitlinien der Volkswagen AG 08|09 Führung kultivieren Werte kann man nicht verordnen, sondern nur vorleben. Soll der Kurs stimmen, gilt es Führung zu kultivieren. „Definieren, was das Verbindende ist“ „Verantwortung“, „Respekt“ und „Nachhaltigkeit“ stehen bei Volkswagen hoch im Kurs, seit sich das Management einer gründlichen Wertedebatte verschrieben hat. Schwarze Schafe müssen im Unternehmen mit neuen strengen Kontrollen rechnen. I In Wolfsburg fiel der Startschuss für die Reform der Unternehmenskultur bei Volkswagen. m Zeitalter globalen Wettbewerbs hat sich die Kultur zu einem zentralen Erfolgsfaktor der Unternehmen gemausert. Wo einst Stechuhr und Stellenplan regierten, kommt es heute darauf an, für eine innovations- und motivationsfördernde Arbeitsumgebung zu sorgen. Denn nur wer es schafft, gelangweilte Mitarbeiter in engagierte Mitunternehmer zu verwandeln, kann Wettbewerbsvorteile erzielen und Marktchancen nutzen. Dreh- und Angelpunkt der Unternehmenskultur ist das Selbstverständnis und Verhalten der Führungskräfte. Soll sich daran etwas ändern, bedarf es eines starken Impulses von oben. So war es kein anderer als der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen selbst, der schon 2003 – in gänzlich skandalfreier Zeit also – eine Wertedebatte anstieß, die in der Unternehmenskultur von Volkswagen inzwischen tiefe Spuren hinterlassen hat. „Wenn verschiedene Volksgruppen einen Staat gründen, um gemeinsam stärker und Die sieben Konzernwerte: 10|11 Band – Respekt: ein weiterer VW-Wert – in aller Regel größer als am Abend zuvor. „Management in Practise“ nennt sich die neue Werte-Schule. Sogar ein eigenes „Büro für Unternehmenskultur“ wurde eingerichtet. Auch die Volkswagen AutoUni unterstützt den WerteKodex – mit Kursen in „Corporate Ethics and Corporate Governance“. Dabei lernen Führungskräfte und solche, die es werden wollen, dass nicht nur kaufmännische oder technische Fähigkeiten gefragt sind, sondern ebenso sehr eine integre Persönlichkeit und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung. „Value Management“ ist das Codewort der neuen Volkswagen-Zeit. Da versteht es sich fast von selbst, dass die Unternehmens-„Verfassung“ immer öfter auch in Bewerber- und Mitarbeitergesprächen eine Rolle spielt. Noch wichtiger vielleicht: Auch die jährlichen Bonus-Zahlungen erfolgen werteabhängig. Von Wolfsburg verbreiten sich die sieben Konzernwerte derweil bis nach Shanghai, wo Manager als „Change Agents“ den Wertewandel betreiben, oder nach Curitiba, wo Mitarbeiter die neue Unternehmensethik mit Hilfe eigens entwickelter „Learning Maps“ studieren – eine sanfte Kulturrevolution, Kundennähe, die Bereitschaft und Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen – gegenüber den Mitarbeitern, der Umwelt und den Zielen die – für Schlagzeilen ganz ungeeignet des Unternehmens -, Höchstleistung und Nachhaltigkeit, also langfris– auf Tiefenwirkung zielt. Getreu dem tige, vorausschauende und sozial- und umweltorientierte Unternehsiebten Konzernwert: der Nachhaltigkeit. menstätigkeit, dazu Respekt vor den Leistungen der anderen sowie Seit dem letzten Jahr Lernbereitschaft, die Schaffung von Werten und Mut, Kreativität und flankiert Volkswagen seine Ethik-OffenPhantasie, die die Erneuerung des Unternehmens vorantreiben sollen. sive mit neuen strengeren Kontrollmechanismen für schwarze Schafe. Nach nen der sieben Werte, ganz hautnah erleben, in- einer Korruptions-Affäre wurde sogleich das Vier-Audem sie einen Tag lang etwa Fahrzeuge auslie- gen-Prinzip verschärft – und etwa auch auf das Reisefern oder Anrufe im Callcenter entgegennehmen. kostenmanagement ausgedehnt. Außerdem wurden Ein anderes Beispiel: Wenn Jung- zwei unabhängige Ombudsmänner berufen, die HinManager ein Neufahrzeug einmal selbst zusammen- weise auf unkorrektes Handeln vergeschraubt haben, ist der Respekt vor den Kollegen am traulich entgegennehmen dürfen. Führung kultivieren erfolgreicher zu sein, müssen sie definieren, was das Verbindende ist. Und dann müssen sich alle an die Verfassung halten.“ So hatte Dr. Pischetsrieder die Wertedebatte begründet, um sie den Führungskräften schmackhaft zu machen. Ein Appell, der Wirkung zeigte. 200 Topmanager aus der ganzen Volkswagen-Welt gingen daran, ethische und moralische Standards zu erarbeiten, die das Unternehmen – bei aller kulturellen Vielfalt – weltweit prägen sollten. In stundenlangen Klausuren, auch am Wochenende, wurden die wahrgenommenen Mängel der VW-Kultur offengelegt und über den Weg der Erneuerung räsonniert. Am Ende des Diskussionsmarathons hatten die Manager einen Kanon gebotener Verhaltensweisen und nützlicher Organisationsstrukturen erarbeitet, die neuen Konzernwerte und -leitlinien. Doch nicht bedrucktes Papier war das Ziel dieser beispiellosen Selbstverständigung, sondern Wandel im betrieblichen Alltag. Deshalb dürfen Führungskräfte Kundennähe, ei- Ein einzigartiges Konzept der Struktur- und Wirtschaftsförderung: Die nachhaltige AutoVision Immer wieder „Made in Germany“: Kreative Kraftakte für die Zukunft der Industriearbeit Wertschöpfung durch Wertschätzung: „Work2Work“ für Menschen mit Handicaps 12|13 Beschäftigung gestalten Ohne Arbeit ist das Leben grau. Wer ihm Farbe geben will, muss Beschäftigung gestalten. Jobmaschine auf der Kaninchenwiese ese Die wirtschaftlich dynamischste Stadt Deutschlands? Richtig: Wolfsburg. Ein einzigartiges Konzept der Struktur- und Wirtschaftsförderung, die von Volkswagen initiierte AutoVision, pushte die Stadt vom Sanierungsfall zum Wirtschaftsmotor einer ganzen Region. E Herzstück der AutoVision ist das zu Anfang des neuen Jahrtausends entstandene Forum mit dem Innovationscampus und dem Simultaneous-Engineering-Zentrum. Für 8 000 neue Jobs hat die Wolfsburg AG in den letzten fünf Jahren gesorgt. in positiveres Zeugnis hätte sich Wolfsburg selbst nicht ausstellen können: Die Stadt hat den Sprung unter die Top Ten der wirtschaftlich zukunftsträchtigsten Städte Deutschlands geschafft. Vor Hamburg, Düsseldorf oder Berlin. Und als einzige Stadt nördlich der Mainlinie überhaupt. Mehr noch: In punkto Wirtschaftsdynamik lässt Wolfsburg als unangefochtene Nummer eins sogar sämtliche anderen deutschen Städte hinter sich. Berechnet hat diese Top-Platzierungen die renommierte Basler Unternehmensberatung Prognos. Für ihren aktuellen „Zukunftsatlas 2004 – Deutschlands Regionen im Zukunftswettbewerb“ hat sie mit Hilfe von 29 wirtschaftlichen, sozialen und demographischen Kriterien die bisherige Entwicklung und die Zukunftschancen aller 439 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland ermittelt und bewertet. Ergebnis: „Wolfsburg hat in den vergangenen Jahren eine Performance erzielt, die bundesweit einzigartig ist“, bilanziert Tobias Koch, einer der Zukunftsatlas-Autoren. Ein Konzept, das die Verbundenheit mit der Region dokumentiert Pünktlich zum Stadtjubiläum kommt deshalb keine rechte Feierstimmung auf. Dafür aber eine Vision: Volkswagen überreicht der Stadt zum Geburtstag diesmal keinen neuen Konzertsaal, keine neue Kunsthalle – sondern ein Konzept, das die Verbundenheit des Unternehmens mit der Region und seine Verantwortung ihr gegenüber viel besser dokumentiert: die AutoVision. Unter diesem Namen ließ der Konzern von McKinsey eine Strategie entwickeln, die Wolfsburgs Wirtschaft wiederbeleben, dynamisieren und dauerhaft verbessern soll. Und zwar nicht irgendwann. Sondern schnell: Der damalige VW-Personalvorstand Peter Hartz versprach den Stadtvätern, dass die AutoVision die Arbeitslosigkeit innerhalb von nur fünf Jahren halbieren werde. Was macht man mit so einem Geschenk? Am besten bestmöglich umsetzen: Um die AutoVision Wirklichkeit werden zu lassen, gründen Wolfsburg und Volkswagen nach dem Modell der Public Private Partnership eigens ein gemeinsames Unternehmen, die Wolfsburg AG. Ihr Auftrag: der Globalisierung keine Grenzen mehr. Die AutoVision funktioniert nicht nur am Stammsitz in Wolfs- 14|15 Für gute Ideen gelten in Zeiten burg. Längst haben auch andere Volkswagen-Standorte das Modell auf ihre Region übertragen. Nicht nur Kassel, Emden oder Braunschweig – sondern etwa auch Sao Paulo. Die AutoVisao Brazil sollte allein im Jahr 2005 800 neue Jobs und 20 Firmengründungen initiieren. www.vw.com.br Einen InnovationsCampus kennt auch Uitenhage, der Standort von Volkswagen of South Africa. Hier firmiert das Konzept AutoVision als Uitenhage Despatch Development Initiative (UDDI) und deren Bereich Existenzförderung unter dem Namen Uitenhage Self Employment Center (USEC). www.vw.co.za Zielgruppe des USEC sind Arbeitslose mit geringer oder gar keiner Schulbildung, Jugendliche und erwerbslose Frauen. Sie werden von USEC trainiert, ausgebildet, psychologisch unterstützt und motiviert, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Zum Beispiel als selbständige Näherinnen oder auch als Ziegelproduzenten. www.vw.co.za Beschäftigung gestalten Zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt. In den vergangenen sieben Jahren hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um über 23 000 auf heute fast 97 000 erhöht. Ein Plus von satten 32 – in Worten: zweiunddreißig! – Prozent. „Wir haben heute den höchsten Beschäftigungsstand seit Bestehen der Stadt. Und wir haben sicher den höchsten Beschäftigungszuwachs aller deutschen Großstädte“, freut sich Wolfsburgs Oberbürgermeister Rolf Schnellecke. Zufällig sind dieser Job-Zuwachs und die exzellenten Zukunftschancen nicht. Im Gegenteil. Sie sind das kalkulierte Ergebnis eines – Geschenks. Aber der Reihe nach: Die Automobilkrise Anfang der 90er Jahre beutelt Volkswagen und Wolfsburg gleichermaßen. Kein Wunder, der Konzern stellt fast zwei Drittel aller Arbeitsplätze. Mittelständler und Dienstleister dagegen sind krass unterrepräsentiert. Selbst die Zahl der Automobilzulieferer liegt um 75 Prozent niedriger als an vergleichbaren Automobilstandorten. Zudem wächst wirtschaftlich viel zu wenig nach. Die Zahl der Unternehmensgründungen liegt 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Die Folgen von Autokrise und wirtschaftlicher Monostruktur sind drastisch: 1997 klettert die Arbeitslosigkeit in Wolfsburg auf über 17 Prozent. „Grabt die Welt um,“ erinnert sich Klaus Dierkes, Vorstandssprecher der Wolfsburg AG, an die Anfänge in den Jahren 1998 und 1999. „Wir haben uns damals weltweit umgesehen, wie Erfolgsregionen eigentlich funktionieren, haben die besten Strategien auf unser Konzept übertragen und sie in Wolfsburg gezielt umgesetzt.“ Der Kern des Konzepts ist dabei die wirtschaftliche Clusterbildung, zu Deutsch: die räumliche Konzentration und Vernetzung von Aktivitäten rund um ein oder mehrere Schwerpunktthemen. Dierkes: „Wir fördern ganz gezielt vier Wirtschaftsbereiche: Natürlich den Bereich Mobilität und daneben die Branchen Freizeit und Tourismus, Informationstechnologie sowie Gesundheitsbusiness. Mit ihnen wollen wir eine Wirtschaftsdynamik in Gang setzen, die sich kontinuierlich selbst verstärkt. Bis zum Jahr 2015 bauen wir so Die Softwareentwickler der Extessy AG mit ihrem Vorstandschef Hans Martin Schulz (2. Reihe ganz links) genießen in der Automobilbranche einen exzellenten Ruf. Dabei wurde die Firma erst vor 5 Jahren gegründet – mit Hilfe der Wolfsburg AG. eine ganz neue Wirtschaftslandschaft auf. Unsere Vision dabei ist, dass Wolfsburg bis dahin einer der erfolgreichsten und stabilsten Standorte Deutschlands ist.“ Nicht gerade bescheiden, dieses Ziel. Aber: Teilweise ist es sogar schon verwirklicht. Zum Beweis genügt ein Blick in den Prognos-Zukunftsatlas. Oder ein Blick in die lokale Arbeitsmarktstatistik: Die Arbeitslosenquote konnte tatsächlich binnen fünf Jahren halbiert werden. Sie war sogar schon im Jahr 2002 auf nur noch acht Prozent gefallen. Einerseits, weil sich die Autokonjunktur erholte. Andererseits dank der AutoVision: Gut 8000 der 23 000 neu entstandenen Jobs lassen sich direkt auf die Arbeit der Wolfsburg AG zurückführen. Als Arbeitsnachweis der Wolfsburg AG genügt aber auch einfach ein Blick aus Dierkes’ Bürofenster: auf den InnovationsCampus, einen modernen Gebäudekomplex speziell für StartUps. „Wo früher nur eine Kaninchenwiese brachlag, arbeiten heute 50 neugegründete Unternehmen“, sagt Dierkes stolz. „Insgesamt haben wir bis heute sogar 260 Gründer begleitet, deren Unternehmen insgesamt 1 500 Jobs schufen.“ Zum Beispiel die Extessy AG: Ihre Softwareprogramme erlauben Autoentwicklern, unterschiedliche Simulationen miteinander virtuell zu vernetzen. Die junge Firma genießt bereits in der gesamten Automobilbranche einen exzellenten Ruf. Dabei wurde der Shootingstar erst im Jahr 2000 gegründet. Mit maßgeblicher Unterstützung der Wolfsburg AG: „Ohne deren Coaches hätten wir als reine Ingenieure niemals so reibungslos und schnell starten können“, lobt Extessy-Vorstandschef Hans Martin Schulz. Die Existenzförderung ist nur ein Arbeitsfeld der Wolfsburg AG. Die Bilanzen ihrer fünf anderen Geschäftsfelder sind jedoch nicht weniger imposant. Etwa die der Lieferanten-Ansiedlung: Exakt 101 neue Betriebe mit fast 4 000 Mitarbeitern gehen auf ihr Konto. Optimale Rah- Wolfsburg AG – Daten und Fakten grösstes Einzelprojekt: Forum AutoVision, 59,8 Millionen Euro bisher neu gegründete Unternehmen: 279 bisher geschaffene Arbeitsplätze: menbedingungen und perfekte Services haben die ehemals vermissten Mittelständler überzeugt, nach Wolfsburg zu ziehen. „Als wir 2001 hier unsere erste Halle bauen wollten und unter Zeitdruck gerieten, hatten wir innerhalb von nur 24 Stunden die notwendige Teilbaugenehmigung. Das, so denke ich, dürfte in Deutschland absolut einmalig sein“, lobt zum Beispiel Volker Behle, Standortleiter der Panopa Logistik GmbH, die das Volkswagen Presswerk täglich mit 2 500 Tonnen Stahl beliefert. Die PersonalServiceAgentur der Wolfsburg AG versorgt Existenzgründer wie Mittelstand mit geeignetem Personal. Etwa 2 000 Personen waren hier im Monatsdurchschnitt des Jahres 2004 beschäftigt. Darüber hinaus unterstreicht sie ihre regionale Verantwortung in der Aus- und Weiterbildung. Etwa im Regionalen Kompetenznetzwerk Niedersachsen (RKN). Oder indem sie gezielt Projekte für benachteiligte Jugendliche unter 25 Jahren organisiert, die auf dem regulären Arbeitsmarkt chancenlos sind. Und nicht zuletzt hat der Geschäftsbereich ErlebnisWelt zusammen mit Volkswagen das Gesicht Wolfsburgs von Grund auf verändert: AutoStadt, VolkswagenArena und Science Center Phaeno locken bereits Besucher an, eine Multifunktionsarena und eine Indoor-Ski- 16|17 Modell der neuen Erlebniswelt im Wolfsburger Allerpark angesiedelte Lieferanten: 101 Mitarbeiter: Stand 2004: 201 Stammmitarbeiter, 730 Zeitarbeitnehmer (Quartalsdurchschnitt) Umsatz: 63,02 Millionen Euro (2004) Grundkapital: 10,1 Millionen Euro Klaus Dierkes ist Vorstandssprecher der Wolfsburg AG Ein Schritt auf dem Weg zu neuen, hoch innovativen Geschäftsfeldern halle werden weitere Attraktionen sein – auch für Investoren. So wird es zunehmend interessant, in Wolfsburg zu leben und zu arbeiten. Hinzu kommen kontinuierlich neue Ideen, Impulse, Initiativen wie das HealthProject, das auf innovative Dienste rund um Wellness und Gesundheit zielt, oder das Netzwerk Nachhaltigkeit und Wirtschaft, das die Idee der Ressourcenschonung in neue Marktsegmente umsetzen will. „Die Wolfsburg AG ist der Motor der AutoVision“, fasst Klaus Dierkes zusammen. Und sie bleibt es. Schließlich verkörpert die AutoVision ein langfristiges Konzept. Das unterstreicht auch ihr Initiator Volkswagen. Klaus Dierkes: „Nur weil wir unser Ziel erreicht haben, ist die AutoVision noch nicht abgeschlossen. Dies ist nur ein Schritt auf dem Weg zum Aufbau sich selbstverstärkender Cluster, der Entwicklung neuer, hochinnovativer Geschäftsfelder.“ Wir sind gespannt. Auf die nächsten Etappen. Und auf den Prognos-Zukunftsatlas 2010. Beschäftigung gestalten etwa 8 300 Nachhaltigkeitstarifvertrag nannten die Volkswagen AG und die IG Metall den jüngsten, im Jahr 2004 geschlossenen Haustarifvertrag. Betriebsbedingte Kündigungen sollen danach bis Ende 2011 ausgeschlossen sein. www.volkswagen.de Job Families bezeichnen ein europaweites Kompetenz- und Personalentwicklungskonzept bei Volkswagen, das eine Antwort gibt auf die realen Veränderungen industrieller Arbeit. In den Job Families sind – Zünften ähnlich – verwandte Tätigkeiten über Hierarchiegrenzen hinweg integriert. So wird die Überkomplexität von ehedem 4 000 verschiedenen Tätigkeitsbeschreibungen prozessund leistungsorientiert umgebaut, radikal reduziert und in ein transparentes Vergütungssystem überführt. www.vw-personal.de Das Gütesiegel „TOP JOB 2004“ erhielt nach einer bundesweiten, branchenübergreifenden Untersuchung die Volkswagen Bank GmbH. Die Beurteilung als hervorragender Arbeitgeber stützt sich auf weit überdurchschnittliche Leistungen bei Personalentwicklung und Familienorientierung. www.volkswagenbank.de M üssen wir tatenlos hinnehmen, dass die Arbeitsplätze aus Deutschland abwandern? Diese Sorge ist weit verbreitet. Auch Volkswagen hat in Mittel- und Osteuropa Arbeitsplätze geschaffen – in Deutschland aber keine abgeschafft. Im Gegenteil. Während in Polen, Ungarn, der Tschechischen oder der Slowakischen Republik Werke aufgebaut wurden, stiegen – nahezu im Gleichschritt – auch die Mitarbeiterzahlen im Stammland der Marke. Seiner sozialen Verantwortung in Deutschland gerecht zu werden heißt für Volkswagen schließlich in erster Linie: den Produktionsstandort Deutschland und seine Jobs erhalten. Was im Falle von VW heißt: mit mutigen Ideen und der Kraft zur Einsicht in die Notwendigkeiten. Wie vor gut fünf Jahren. „5000 mal 5000“ hieß damals plakativ die erste kreative Antwort auf die Herausforderung der Globalisierung und des verschärften Standortwettbewerbs. 5 000 Arbeitslose sollten für 5 000 D-Mark ein neues VW-Modell bauen. Fast alles war neu an dem Konzept. Von den Geschäftsprozessen über die Arbeitszeitmodelle bis zur erfolgsabhängigen Entlohnung. Neu war aber vor allem: Statt Leute zu entlassen wurden sogar Jobs geschaffen. Heute bauen insgesamt 3 500 ehemalige Arbeitslose als Mitarbeiter der Auto 5000 GmbH den Familienvan Touran, eines der erfolgreichsten Automobile des VW-Konzerns. Im letzten Jahr folgte ein weiterer kreativer Kraftakt, um zu beweisen, dass Industriearbeit in Deutschland Perspektiven hat: der „Nachhaltigkeitstarifvertrag“. „Sein Kern“, so der Vorsitzende des Gesamtund Konzernbetriebsrates Bernd Osterloh, „ist der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für 103 000 Beschäftigte einschließlich der Azubis bis Ende 2011 und die Festlegung von künftigen Produkten und Investitionen für einzelne Standorte zur Gestaltung einer innovativen Arbeitsorganisation.“ Im Gegenzug verzichteten die Arbeitnehmer auf eine Lohnerhöhung. Und sie akzeptierten, dass neue Mitarbeiter nicht mehr nach altem Haustarif, sondern nach Metall-Flächentarif eingestellt werden. Damit war der Durchbruch zur notwendigen Senkung der Arbeitskosten um eine Milliarde Euro geschafft – bei gleichzeitiger Beschäftigungsgarantie. „VW zeigt, wie es geht“, kommentierte selbst Bundeskanzler Gerhard Schröder. Steigender Kostendruck nötigten Unternehmensleitung und Betriebsrat freilich schon 2005 zur Neujustierung ihres Beschäftigungspaktes. Damit in Wolfsburg auch ein neues Modell, der Gelände-Golf „Marrakesch“, gebaut werden kann, wechselten 1 000 Azubis nach der Leh- 18|19 „Volkswagen zeigt, wie es geht“ ese re in die Auto 5000 GmbH – mit einer Rückkehroption für den Fall wieder steigenden Personalbedarfs. Standortverantwortung hat bei Volkswagen in Krisensituationen schon immer die Fähigkeit angefeuert, eingefahrene Geleise zu verlassen. Schon 1993 standen 30 000 von 100 000 Jobs in Deutschland zur Disposition. Doch es kamen nicht die allseits befürchteten Massenentlassun- Der Andrang beim Tag der offenen Tür im Werk Wolfsburg offenbart die enge Verbundenheit von Werk und Stadt. gen, sondern erst die Vier-Tage-Woche – mit Lohnverzicht – und dann ein erster Schub an Flexibilität. Die Fabriken lernten damals mit der Auftragslage gleichsam zu atmen. Das heißt: Je nach Marktentwicklung wurde bei hohem Auftragsbestand viel gearbeitet, bei geringem entsprechend weniger. So wurden zusätzliche Kosten vermieden, die Arbeit gerecht verteilt, und das Unternehmen hielt die Mitarbeiter und ihr Know-how auch in schlechten Zeiten. In Zukunft werden eher noch mehr Phantasie und Kreativität vonnöten sein als in der Vergangenheit, um wettbewerbsfähige Jobs am Standort D zu halten. Und längst ist klar: Ohne Zumutungen für die Beschäftigten wird es nicht machbar sein. Solange es aber am Willen zum Kompromiss und zur fairen Ausbalancierung unterschiedlicher Stakeholder-Ansprüche nicht mangelt – und eben darin erweist sich Unternehmenspolitik auch in Schlechtwetterzeiten als nachhaltigkeitsorientiert –, muss es einem um die Zukunft der Arbeit an den deutschen VW-Standorten eigentlich nicht bange sein. Beschäftigung gestalten Made in Germany – ein Auslaufmodell? Der globale Wettbewerb wird immer härter – auch für VW. Mit kreativen Konzepten beweist das Unternehmen aber immer wieder, dass sich auch an Hochkosten-Standorten Autos in Spitzenqualität produzieren lassen. „Wir geben das Selbstbewusstsein zurück“ ese Auch Behinderte leisten bei Volkswagen ihren Beitrag zur Wertschöpfung. Wie alle anderen Mitarbeiter auch. Weil nicht ihre Handicaps im Vordergrund stehen, sondern ihre Fähigkeiten. Integrieren statt abschieben: Das ist das Motto des Personalkonzepts Work2Work. D Leistungsgewandelte leisten nichts? Von wegen: Bei Work2Work werden anspruchsvollste Simulatoren, Prüf- und Schulungsgeräte gefertigt. Denn jeder Mitarbeiter bringt Leistung, wenn er nur leidensgerecht eingesetzt wird. ragan Antonijevic ist ein besonders engagierter Taxifahrer: „Vier Millionen Kilometer habe ich schon runter. Sechs Millionen will ich bis zur Rente noch schaffen“, sagt er. Eine stolze Strecke. Zumal sie der 55-Jährige nur mit links bewältigen will: Seine rechte Hand war beim Bau seines Hauses in die Kreissäge geraten. Autofahren kann er dennoch. Dank seiner Spezialprothese. „Die meisten meiner Fahrgäste sind begeistert“, erzählt er. „Mensch, Sie fahren mit einer Hand ja besser als ich mit zweien.“ Antonijevic fährt allerdings kein gewöhnliches Taxi. Seine Touren führen ausschließlich durch das VW-Werk Wolfsburg und seine Kunden sind allesamt VW-Mitarbeiter. Ingenieure zum Beispiel, die schnell von einem Werksende zum anderen müssen. Sie rufen den Werks-Shuttle „Pick & go“ – dessen Fahrer allesamt wie Antonijevic ein Handicap haben. „Pick & go“ war das erste Projekt des neuen VW-Personalkonzepts Work2Work. Sein Ziel: Behinderten und leistungsgewandelten Mitarbeitern – so heißen bei VW Beschäftigte mit Einschränkungen nach geschneiderter Mobilitätshilfen von Volkswagen für Menschen mit Handicaps kein Problem. 20|21 Fahren ohne Arme – dank maß- Als Sonderausstattungen direkt ab Werk bietet der Marktführer für behindertengerechte Autos ein umfangreiches Spektrum an Fahr- und Bedienungshilfen an. Zusätzlich gewähren VW und Audi Behinderten und Angehörigen Rabatte von bis zu 15 % beim Erwerb eines Neuwagens. www.vw-mobil.de Im betriebsinternen Rehabili- tations-Zentrum in Wolfsburg werden jährlich 100 bis 120 leistungseingeschränkte Mitarbeiter auf die Rückkehr ins Berufsleben vorbereitet. Die Mehrzahl von ihnen kehrt sogar an den alten Arbeitsplatz zurück. Das RehaZentrum besteht schon seit 1973. www.vw-personal.de Auf eine „Vereinbarung zur Integration Schwerbehinderter“ verständigten sich Unternehmensleitung, Betriebsrat und Schwerbehindertenvertretung im Jahr 2003. Behinderte Beschäftigte erhalten danach Fortbildungsangebote, behinderte Jugendliche werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt als Azubis eingestellt. www.vw-personal.de Beschäftigung gestalten Unfällen oder Krankheiten – eine Beschäftigungsalternative zum bisherigen Arbeitsplatz zu bieten. „So genannte Pflegefälle wie anderswo üblich einfach ‚sozialisieren’? Nicht bei uns!“, bringt es Wilhelm Bernstein auf den Punkt. Der Manager leitet im Werk Wolfsburg den Werkstatt- und Industrieservice, der eigens für Work2Work gegründet wurde. Über 600 Leistungsgewandelte erbringen hier Dienstleistungen, die vormals von Fremdfirmen eingekauft oder die bedarfsorientiert neu geschaffen wurden: Von „Pick & go“ über das Umweltrecycling und Verpacken von Exportfahrzeugen bis zu Reparaturdiensten aller Art. Wer jetzt an eine Art beschützende Werkstatt denkt, liegt falsch. „Bei uns geht’s zu wie im richtigen Leben“, sagt Bernstein. Wettbewerbsdruck inklusive. Von Anfang an musste sich der Werkstatt- und Industrieservice seine Aufträge selbst akquirieren. Auch von Fremdfirmen: „Unser Hausmeisterdienst etwa hatte ein benachbartes Ingenieurbüro so beeindruckt, dass es ihn sofort eingekauft hat“, berichtet Bernstein. Jeder bringt Leistung und ist wertschöpfend, wenn er leidensgerecht und seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt wird. Genau dafür sorgen Kerstin Scholz und Leopold Paeth vom Work2Work-Personaleinsatz. „Wir verstehen uns nicht als Vermittler, sondern als Coach“, erklärt Frau Scholz: „Wir wollen aus jedem Spieler das Beste herausholen, den besten Mannschaftsplatz für ihn finden, damit das gesamte Team gewinnt.“ Deshalb interessiere auch nicht die Behinderung, sondern die Leistungsfähigkeit des Einzelnen, ergänzt Paeth: „Unsere erste Frage ist nicht: Was können Sie nicht oder nicht mehr? Sondern: Was können Sie?“ Entscheidend sei deshalb nicht die Personalakte, sondern das Gespräch. „Auch weil viele Leistungsgewandelte beim ersten Kontakt mit uns zunächst Angst haben“, weiß Leopold Paeth. Kein Wunder: Bevor es Work2Work gab, wurden sie in der Produktion oft versteckt. Dort waren sie zwar physisch anwesend, aber unproduktiv – und flüchteten deshalb oft in Krankheit. „Wir wollen ihnen helfen, ihr Selbstbewusstsein wiederzufinden“, sagt Paeth. Das Konzept geht auf: 97 Prozent der Leistungsgewandelten fanden durch Work2Work einen leidensgerechten und trotzdem wertschöpfenden Arbeitsplatz, ermittelte der Arbeitswissenschaftler Prof. Bernd Rudow von der FH Merseburg in einer Studie. Mehr noch: Auch der Gesundheitsstand dieser Gruppe verbesserte sich innerhalb des ersten Jahres um 49 Prozent. „VW ist das erste Großunternehmen, das die Problematik der Leistungsgeminderten lösen will“, lobt Rudow. „Mit Work2Work leistet es echte Pionierarbeit.“ Minimalstandards und Gleichbehandlung: Die Erklärung zu den sozialen Rechten und den industriellen Beziehungen Fitnessprogramm für Partner: Projekt „Verbesserung des Arbeitsschutzes bei Zulieferern“ mit ILO und GTZ Heute lernen, morgen lehren: Das Qualifizierungsprogramm der Auto 5000 GmbH Ohne Nachwuchs keine Zukunft: Die Initiative für mehr Ausbildung bei Audi Kaderschmiede für technische Intelligenz: Das neue Bildungszentrum in Mladá Boleslav xx|xx 22|23 xx Arbeit aufwerten Erst die Arbeit, dann das Vergnügen? Wer Räume erfahren und Grenzen überschreiten will, muss Jobs aufwerten. Global, fair und sozial ese Gleiche Rechte für alle Mitarbeiter bei Volkswagen weltweit – das garantiert die Sozialcharta, die Volkswagen als erstes Unternehmen seiner Branche beschlossen und verkündet hat. V om mexikanischen Puebla über das südafrikanische Uitenhage bis zum chinesischen Changchun – als global produzierendes Unternehmen ist Volkswagen heute auf allen wichtigen Märkten der Welt vertreten. Die Internationalisierung ist für die Wettbewerbsfähigkeit und für die Zukunftssicherheit des Konzerns unverzichtbar. Mehr als 340 000 Menschen an 45 VW-Produktionsstandorten Für rund 340 000 Menschen an 45 Produktionsstandorten trägt Volkswagen soziale Verantwortung: „Gerade in Übersee“, sagt Dr. Bernd Pischetsrieder, „kann die Sozialcharta Wege aufzeigen, wie Arbeit sozialverträglich organisiert werden kann.“ arbeiten weltweit für den VW-Konzern – dem damit ein hohes Maß an sozialer Verantwortung zuwächst. Die aber ist bei Volkswagen unteilbar. „Bei uns“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Bernd Pischetsrieder, „werden an alle Arbeitsplätze die gleichen hohen Anforderungen gestellt, egal wo sie sich befinden.“ Das heißt: Das Unternehmen behandelt seine Mitarbeiter in Brasilien, Mexiko oder Südafrika grundsätzlich nicht anders als die in Deutschland und Europa. Einen Welt-Konzernbetriebsrat (WKB) hat Volkswagen im Mai 1998 auf seiner Weltarbeitneh- 24|25 Welt-Konzernbetriebsrat merkonferenz in Mlada Boleslav (Tschechien) als erstes Unternehmen der Automobilindustrie ins Leben gerufen. In dem Gremium arbeiten die Mitglieder des EuroKonzernbetriebsrats mit Kollegen aus Nord- und Südamerika sowie aus Afrika zusammen. Mindestens einmal im Jahr trifft sich der WKB mit dem Konzernvorstand und den Personalleitern, um die langfristige Entwicklung des Konzerns zu diskutieren. Dabei kann es um die Beschäftigungssituation an den Standorten, um Produktivität und Kostenstrukturen oder um die Entwicklung der Arbeitsbedingungen gehen. Und vor allem: Die Konzernleitung informiert den WKB frühzeitig über grenzüberschreitende Produktionsverlagerungen und gibt dem Rat die Gelegenheit zur Stellungnahme. So können mögliche Konflikte frühzeitig aufgedeckt und einvernehmlich gelöst werden. Der Rat besteht aus frei gewählten Arbeitnehmervertretern der einzelnen Länder. Geleitet wird das Gremium von einem sechsköpfigen Präsidium, darunter der Präsident und der Generalsekretär. www.vw-personal.de Arbeit aufwerten Was längst gelebte Unternehmenskultur war, wurde im Juni 2002 zur förmlichen Vereinbarung zwischen Konzernvorstand, Welt-Konzernbetriebsrat und Internationalem Metallarbeiterverband: Die „Erklärung zu den sozialen Rechten und den industriellen Beziehungen“ garantiert soziale Mindeststandards und individuelle Gleichbehandlung in der ganzen Volkswagen-Welt – ein in der Autobranche bis dato beispielloses Dokument globaler Sozialverantwortung. So garantiert VW in seinen Werken unter anderem, die Bildung von Gewerkschaften zuzulassen, keine Kinder zu beschäftigen, jede Form von Zwangsarbeit abzulehnen, Gleichbehandlung unabhängig von Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Religion soBernd Osterloh wie ethnischer oder sozialer Herkunft, einen fairen Betriebsratsvorsitzender Lohn zu zahlen sowie die nationalen Standards für Arbeits- und Gesundheitsschutz zu gewährleisten. Ständen all diese Rechte nur auf dem Papier – die Erklärung wäre wenig wert. VW hat seine Charta aber an all seinen Standorten publik gemacht. Die Mitarbeiter kennen ihre Rechte, und der Welt-Konzernbetriebsrat wacht über deren Einhaltung. Jeder Hinweis, dass irgendwo gegen den Verhaltenskodex verstoßen worden sein könnte, wird ernst genommen und verfolgt. Dabei soll die Sozialcharta nicht nur in die Volkswagen-Welt hineinwirken, sondern auch andere Unternehmen zur Nachahmung anregen, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Gerade in Übersee könne die Charta „Wege aufzeigen, wie Arbeit sozialverträglich organisiert und gesichert werden kann“, hofft Vorstandschef Dr. Bernd Pischetsrieder. Eine Sichtweise, die Bernd Osterloh, der Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrats, ausdrücklich teilt, wenn er in der Charta „ein kleines Element eines Entwicklungsmodells“ erkennt, „das die Globalisierung ausdrücklich auf die soziale Verantwortung verpflichten will“. Dabei ist die Sozialcharta nicht die einzige freiwillige Selbstverpflichtung, die sich Volkswagen auferlegt hat. Denn schon seit langem orientiert sich Europas Automobilbauer Nr. 1 auch an den Leitlinien der OECD und der internationalen Arbeitsorganisation ILO. Zudem ist VW Mitglied der „Charter for Sustainable Development“ der International Chamber of Commerce (ICC), bekennt sich schließlich auch zu den 10 Prinzipien des Global Compact von UN-Generalsekretär Kofi A. Annan. 270 Millionen Arbeitsunfälle ereignen sich nach Schätzung der ILO jedes Jahr. 355 000 dieser Unfälle enden tödlich. In Entwicklungsländern liegt die Todesrate fünf bis sieben Mal höher als in Industrieländern. Die Zahl der berufsbedingten Krankheitsfälle schätzt die Arbeitsorganisation auf 160 Mio. weltweit. www.ilo.org Eine Konzern-Arbeitsschutzkonfe- renz hat erstmals 2 000 unter Beteiligung aller europäischen Standorte stattgefunden. Mehr als fünfzig Fachleute aus Management und Betriebsräten kamen in Wolfsburg zusammen, um den Arbeitsschutz weltweit zu verbessern. So wurde der Grundstein für eine engere Zusammenarbeit aller Arbeitsschutzexperten im VW-Konzern gelegt. www.volkswagen-nachhaltigkeit.de Die Zahl der Arbeitsunfälle bei VW konnte in letzten 25 Jahren erheblich gesenkt werden. Im Jahr 2004 kamen noch 5,2 Betriebsunfälle auf eine Mio. Arbeitsstunden – die geringste Unfallhäufigkeit in der deutschen Automobilindustrie. Fast 26 000 Mitarbeiter beteiligten sich am unternehmensinternen Wettbewerb Arbeitssicherheit. Seit 2002 läuft das Projekt „Selbst Sicher“, das an die Eigenverantwortung appelliert. www.vw-personal.de E lke Sebold weiß, was einem Menschen bei der Arbeit alles zustoßen kann. Denn die Ingenieurin ist eine von denen, die bei Volkswagen dafür zuständig sind, die gültigen Arbeitsschutz-Normen und -Standards weltweit mit Leben zu füllen. „Uns fallen Dinge auf, an die sich die Leute vor Ort längst gewöhnt haben“, sagt sie. Über 340000 Mitarbeiter gehören dem Konzern an. Doch nicht nur für deren Gesundheit ist der Autobauer verantwortlich. Das Schicksal der Beschäftigten bei Tausenden Lieferanten und Sub-Lieferanten kann ihm auch nicht gleichgültig sein. Doch gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern ist die Arbeit oft wenig geschützt. Elke Sebold: „Ressourcenmangel und manchmal auch Unwissenheit führen bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen immer wieder zu Problemen. Da müssen wir unterstützen.“ Auf sich allein gestellt wäre da freilich sogar ein Global Player wie Volkswagen überfordert. Deshalb beteiligt sich das Unternehmen an dem internationalen Projekt „Global Compact and Establishing a Health and Safety Culture“ (im Rahmen des größeren „SafeWork“-Programms), an dem auch die ILO, die Internationale Arbeitsorganisation, und die GTZ, die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, beteiligt sind. Ziel des Projekts ist die Verbesserung des Arbeitsschutzes in Brasilien, Mexiko und Südafrika – Regionen mithin, in denen VW engagiert ist. Die ILO will „nationale Aktionspläne“ erarbeiten und bildet Arbeitsinspektoren aus, die GTZ übernimmt das Wirkungsmonitoring, Volkswagen liefert die Lieferanten. Morgen fliegt Elke Sebold nach Südafrika. Acht Betriebe hat VW für das Projekt ausgewählt. Kleine Unternehmen mit durchweg weniger als 50 Mitarbeitern. „Da stellt man niemanden ein, der sich ausschließlich um den Arbeitsschutz kümmert“, weiß die Expertin. Bei der ersten Begegnung mit den Lieferanten wird sie vor allem aufklären. Checklisten und Fragebögen wird sie verteilen, damit die Betriebe wissen, was auf sie zukommt. „Wir sind schließlich keine Polizei, sondern wollen gemeinsam Schwächen entdecken und Lösungen erarbeiten“, betont Frau Sebold. Eine Woche später wird sie dann erneut vor Ort sein. Mit einem Team, bestehend aus einem weiteren Arbeitsschutz-Fachmann, einem Kollegen aus der Qualitätssicherung, einem nationalen Koordinator und zwei Arbeits-Inspektoren der Regierung, wird sie einen Betrieb nach dem anderen abklappern. Einen ganzen Monat lang fragen, beurteilen und beraten. Zwei Tage für jeden. Nicht nur mit der Geschäftsführung wird dann gesprochen, 26|27 „Weil wir offen sind, lassen sie sich beraten“ ese sondern auch mit Gewerkschaftern und Arbeitern: „Die kennen ihren Arbeitsplatz am besten und können Gefährdungen erkennen, die einer Führungskraft gar nicht auffallen.“ Ohne den persönlichen Augenschein bei einer Betriebsbesichtigung geht es einfach nicht. Am zweiten Tag listen die Berater Stärken und Schwächen auf, entwerfen oft auch gleich Lösungsvorschläge. „Die Mitarbeiter können dann so- Arbeitsschutz-Experten mit Volkswagen-Managerin Elke Sebold (6. v. l. hinten) in Südafrika. fort damit arbeiten“, sagt die Sicherheitsingeneurin. Die allermeisten tun das auch. „Weil wir ganz offen arbeiten, vertrauen sie uns und lassen sich beraten.“ So verstehen die Lieferanten auch am besten, dass sich Investitionen in den Arbeitsschutz auch für sie selbst lohnen. Elke Sebold: „Die Betriebe sollen erkennen, dass sich Arbeits-Sicherheit und Produktivität ergänzen.“ Denn Arbeitsunfälle können mit empfindlichen Folgekosten verbunden sein. Die Arbeitsinspektoren der Regierung teilen ihre neuen Erfahrungen später Kollegen mit, die dann wiederum weitere Betriebe informieren. Im Schneeballsystem sollen sich die Empfehlungen verbreiten. Wenn im nächsten Jahr die Ergebnisse aus allen drei Projekt-Ländern vorliegen, werden abrufbare Tipps für kleine und mittlere Unternehmen als Tool aufbereitet – zuerst für VW-Lieferanten. Im zweiten Schritt sollen dann alle Unternehmen weltweit „Best Practise“-Ratschläge für die Förderung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz aus dem Netz abrufen können. Arbeit aufwerten Beim Arbeitsschutz liegt in Schwellenländern manches im Argen. Volkswagen beteiligt sich an „SafeWork“, einem Programm der Internationalen Arbeitsorganisation. Nicht aus Sorge um das Wohl der eigenen Beschäftigten, sondern um das der Mitarbeiter von Zulieferern. „Und schon bist Du etwas klüger“ ese Die 3700 Mitarbeiter der „Auto 5000 GmbH“ bauen nicht nur den Familienvan Touran, sie bilden sich auch stetig fort, sind Lernende und Lehrende zugleich. Jeder und jede von ihnen investiert drei Stunden pro Woche, die Hälfte davon unbezahlt. G Katharina Buttler ist eine von 3 700 Beschäftigten der Auto 5000 GmbH, die sich ständig qualifizieren: „Genau das habe ich mir gewünscht,“, sagt die 25-Jährige, „einen sicheren Arbeitsplatz mit neuer Perspektive.“ rauer Overall mit gelben Streifen und Namenszug nebst Handschuhen – so steht sie an der Finish-Linie 2. Katharina Buttler schraubt Kotflügel, Heckklappe und Scharniere an Touran-Karossen. Dann richtet sie die Teile präzise zueinander aus. Dauer pro Fahrzeug: fünf Minuten. Die attraktive 25-Jährige ist Mitarbeiterin im Karosseriebau der „Auto 5000 GmbH“, seit zwei Jahren baut sie Autos. Kürzlich hat sie ihre Zusatzqualifikation zur „Automobilbauerin IHK“ erworben. „Genau das habe ich mir doch gewünscht – einen sicheren Arbeitsplatz mit neuer Perspektive“, sagt sie. Früher hat die ausgebildete Wirtschaftsassistentin als Sekretärin gearbeitet. Dann war sie arbeitslos, die wesentliche Voraussetzung, um sich bei der neuen VW-Tochter zu bewerben. Dort sollten arbeitslose „Talente“ eine neue Chance bekommen und zugleich den Beweis dafür liefern, dass es möglich ist, am Standort Deutschland konkurrenzfähig zu produzieren. Lernfähigkeit mussten schon die Bewerber mitbringen. Denn gleich ob einer vorher Friseur, Top-Managern eine Woche Arbeit in einer sozialen Einrichtung. Im Umgang mit Kindern, 28|29 Das Exposure Coaching bietet Behinderten oder Obdachlosen sollen neue Blickwinkel eröffnet und Sozialkompetenz entwickelt werden. Vor- und Nachbereitungsworkshops tragen dazu bei, die Erfahrungen zu reflektieren. www.vw-coaching.de Der Level-5-Internet-Pass bescheinigt den VW-Mitarbeitern IT- Kompetenz. Vom Facharbeiter bis zum Top-Manager – schon 70 000 Beschäftigte haben ihn erworben. Die Qualifizierungsoffensive erhielt den IT Training Award 2001. www.vw-coaching.de Die Volkswagen Coaching GmbH, 1995 als Tochter der Volkswa- gen AG gegründet, beschäftigt mehr als 800 Mitarbeiter an sechs Standorten. Ihre Aufgaben sind die Ausbildung sowie die Personal- und Unternehmensentwicklung. www.vw-coaching.de Das Studium im Praxisverbund bietet jungen Leuten bei Volkswagen eine Berufsausbildung und gleichzeitig ein Studium an der Fachhochschule. www.vw-coaching.de Arbeit aufwerten Metzger, Schreiner oder ungelernt war: Jeder sollte sich mit PC und Internet auskennen, das war der einzige Weg zur Kontaktaufnahme. Katharina Buttler ist eine der 3700, die aus mehr als 43000 (!) Bewerbern ausgewählt wurden. Sie hat in den vergangenen zwei Jahren nicht nur gelernt, wie man Autos baut, sondern auch, dass sie für immer eine „Lernende“ bleiben muss, um erfolgreich zu sein. Stetige Weiterbildung gehört in der Auto 5000 GmbH dazu. „Im Tarifvertrag steht, dass jeder pro Woche drei Stunden Qualizeit hat, die Hälfte davon wird vom Arbeitgeber gezahlt, die andere Hälfte tragen wir selbst“, sagt Buttler. Was wann gelernt werden soll, ist nicht vorgeschrieben. Nur wie gelernt wird, das steht fest: am Prozess orientiert, zeitnah, ortsnah. Im unternehmenseigenen Intranet kann Katharina Buttler lange Listen, sortiert nach „Karosseriebau“, „Lackiererei“, „Montage“ oder „Bereichsübergreifend“, durchforsten – rund 300 Kurzschulungen sind derzeit im Angebot. Anklicken, anmelden, fertig. „Es ist wie beim Fliegen – man muss zusehen, dass man frühzeitig bucht, sonst sind die Plätze belegt“, sagt Katharina Buttler. Kurzschulungen finden direkt in den Produktionshallen statt. Dauer: eine Stunde. Manchmal führt ein externer Referent die Kurzschulung durch; meistens ist es allerdings ein Kollege von Auto 5000, der sich eingehend mit seinem Thema beschäftigt hat. Jeder Mitarbeiter kann ein Thema anmelden, und schon wird der Lernende zum Lehrenden. Im Intranet finden sich alle diese Kurzschulungen zur Vertiefung in Windows, Word oder Excel. „Die Zeit ist vorgegeben, eine gute Stunde“, sagt Buttler, „und schon ist man etwas klüger“. Eine halbe Stunde investiert jedes Team pro Woche ins Teammeeting, auch das ist Teil der Lernzeit. Dabei wird jeder seine Bedenken, Sorgen oder Wünsche los. „Qualizeit“ lässt sich auch in Verbesserungen der Arbeitsorganisation oder der Technik investieren – nach dem PDCA-Prinzip „Plan, Do, Check, Act“: „Man hat ein Problem erkannt, überlegt sich Lösungswege, ohne dabei die angrenzenden Bereiche zu beeinträchtigen und ohne die Qualität aus den Augen zu verlieren“, erklärt Buttler. Setzt sich die Neuerung durch, kann sie zum Thema einer weiteren Kurzschulung werden. PDCA – ein unermüdlicher Kreislauf der Optimierung und der Wissensvermittlung. Katharina Buttler und ihre Kollegen und Kolleginnen bei der Auto 5000 GmbH wissen den Nutzen von „zielorientierter Diskussion“ längst zu schätzen. Und sie wissen auch, wie sie sich am besten einbringen – beruflich, aber auch privat. Melanies Traum 40 Prozent mehr Azubis bei Audi seit 2000: Die freiwillige „Initiative für mehr Ausbildung“ nützt den Jungen, dem Unternehmen und uns allen. E Melanie Drechsel lässt sich zur Fertigungsmechanikerin ausbilden: „Ich wollte unbedingt zu Audi“, sagt die 19-Jährige, „weil ich wusste, dass die Lehre super ist.“ igentlich musste Melanie Drechsel nie eine Lehrstelle suchen. Sie wusste ja schon genau, was sie wollte. „Ich wollte unbedingt zu Audi, weil ich weiß, dass die Ausbildung super ist, dass Weiterbildung, Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten später einfach stimmen“, erzählt sie freimütig. Vor einem Jahr hat die 19-Jährige ihre Ausbildung zur Fertigungsmechanikerin in Ingolstadt begonnen. 40 Bewerbungen hatte sie in ihrem letzten Schuljahr losgeschickt, konnte – welch seltene Ausnahme – sogar auswählen. Das fiel ihr dann nicht schwer. Melanie wusste stets, was sie will. Die Realschule hat sie mit einem guten Notendurchschnitt absolviert, ihr Lieblingsfach „war immer Mathe“. Ihr Traum: „Ich wollte eigentlich am liebsten Modellbaumechanikerin hier bei Audi werden. Aber da hatte ich keine Chance, nur fünf Plätze in dem Bereich …“ Jedenfalls musste es für die junge Frau ein technischer Beruf sein. Melanie war eine von 682 jungen Menschen, die im September 2004 ihre Karriere bei Audi gestartet haben, darunter 163 Mädchen. Die große Mehrheit von ihnen wird nach bestandener Prüfung in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Im Jahr 2000 hat Audi seine freiwillige „In- „Ich möchte Technikerin oder Meisterin werden – hier bei Audi“ Motor oder Kfz-Pneumatik, das ist sehr abwechslungsreich“, findet Melanie denn auch. Auch „Umwelt“ stand kürzlich auf dem Lehrplan – eine ganze Woche lang, mit täglich wechselnden Themen und verbunden mit künstlerischer Gestaltung: „Wir haben Plakate entworfen zu den Umweltthemen, die haben wir dann jeweils der Zwölfer-Gruppe vorgestellt“, schwärmt die Azubine. Keine Frage, die Ausbildung gefällt ihr „richtig gut“. Mit den Vorgesetzten und Meistern versteht sie sich „prächtig“, mit ihren Kollegen in der Lerngruppe „ebenfalls“. Sie kann bereits drehen, fräsen, schweißen. Sie weiß, ob eine Kehlnaht steigend oder fallend ist. Lichtbogenschweißen – kein Problem für Melanie. Hartlöten oder Gasschweißen ebensowenig. Und sie wurde gewählt: zur Vertrauensfrau in der Jugendvertretung. Von „meiner Fertigungsmechanikergruppe“. So erwirbt sich die junge Frau auch noch die nötige Sozialkompetenz, um mal Konflikte in der Gruppe oder mit dem Meister schlichten zu können. Und die Zukunft? Auf jeden Fall will Melanie Drechsel nach bestandener Ausbildung weiter lernen: „Ich möchte Technikerin oder Meisterin werden – hier bei Audi.“ dung (RVA) schafft Ausbildungs- plätze für benachteiligte Jugendliche in der Region Wolfsburg. 30|31 Der Regionalverbund für Ausbil- Der gemeinnützige Verein, eine Initiative der VW Coaching und des Betriebsrats, schließt mit Jugendlichen Ausbildungsverträge, ese übernimmt deren Betreuung und sucht dann gezielt nach Lehrstel- len in Partnerbetrieben. Seit 1998 sind über 800 Jugendliche zusätzlich ausgebildet worden, 60 % von ihnen werden übernommen. www.rva-wolfsburg.de „Ready4work – Profis für Ausbil- dung“ ist eine von VW-Managern und Betriebsräten gegründete Bürgerinitiative, die von Verwaltung, Verbänden und Unternehmen unterstützt wird. Der Förderverein entwickelt Ideen – von der Rabattaktion bis zur VisaCard – , deren Erträge der Jobinitiative zugute kommen. Das Projekt wird vom BMWA als Pilotmodell angesehen. 2003 und 2004 konnten 100 zusätzliche Ausbildungsplätze eingerichtet werden. www.ready4work.de 52 805 Verbesserungsideen von 17 620 Audianern haben 2004 zu Einsparungen von insgesamt 43,8 Mio. Euro geführt. www.audi.com Arbeit aufwertern itiative für mehr Ausbildung“ gestartet. Um sichtbar zu machen: Wir wollen unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und noch mehr tun als bisher schon. Mit 2 200 Ausbildungsverhältnissen, 40 Prozent mehr als noch vor vier Jahren, war 2004 ein neuer Höchststand erreicht. Dabei hat Audi nicht nur die Zahl, sondern auch die Qualität der Ausbildung ständig verbessert. Für die Grund- und Fachausbildung stehen hervorragend ausgestattete Bildungszentren und betrieblichen Lernstationen zur Verfügung. Flexible Ausbildungszeiten garantieren die Integration in die Fertigungsabläufe – ein Maximum an Praxisnähe mithin. In zwanzig Berufen bildet Audi in diesem Jahr aus. Neu hinzugekommen sind die Berufsbilder des Maschinen- und Anlagenführers und des Zerspanungsmechanikers. Als künftige Fertigungsmechanikerin muss Melanie Drechsel in drei bis vier Bereichen je sechs Monate lang überzeugen. Dabei lernt sie den Produktionsprozess genau kennen – vom Karosseriebau über die Montage bis zur Vorbereitung einer Übergabe an den Kunden. „Theorie und Praxis im ständigen Wechsel während der Vertiefungs-Lehrgänge – zum Beispiel zu Kfz- Erst zwei, dann vier Räder Im Jahre 1895 gründeten die Pioniere der Motorisierung Wenzel Laurin und Wenzel Klement eine Werkstatt zur Herstellung und Reparatur von Fahrrädern, drei Jahre später bauten sie schon Motorräder. Im Jahr 1905 verließ ihr erstes Automobil das Werksgelände. Die Fusion mit der Aktiengesellschaft Skoda 1925 wurde dann zur Grundlage für die weitere Entwicklung der Automobilindustrie in Mladá Boleslav. Seit 1991 gehört die Traditionsmarke zum Volkswagen-Konzern. Investitionen in Milliardenhöhe und ein massiver Import von Know-how und Technologie waren die Voraussetzungen für eine beispiellose Erfolgsstory. Heute hat Skoda in Tschechien einen Marktanteil von beinahe 50 Prozent und stellt in seinen Werken – neben Mladá Boleslav noch Vrchlabi und Kvasiny – über 450 000 Fahrzeuge her. Verantwortung für die Menschen im Lande und die Sicherung der eigenen Zukunft im globalen Wettbewerb – das sind für den Hersteller von Fabia, Octavia und Superb nur zwei Seiten einer Medaille. www.skoda-auto.com/cze B oleslav, Boleslav – wunderschöne Stadt“. So lautet der Refrain eines alten böhmischen Volksliedes. Wer die 47 000 Einwohner zählende Stadt in Zentralböhmen heute besucht, findet noch viele dieser Schönheiten - wenn auch vom Zahn der Zeit gezeichnet. Kaum ein Gebäude indes ist so verwahrlost wie das alte Kloster und die Kirche der St. Bonaventura von Karmel. Dabei waren die Sakralbauten im 15. Jahrhundert in der Aera der Böhmischen Brüder ein Domizil der Weisheit und Bildung, und später, zu Zeiten des Priaristen-Ordens und der Minoriten, ist es nicht anders gewesen. Auch wenn noch wenig darauf hindeutet: Wissensdurst und Bildungshunger könnten alsbald in die trostlos anmutenden steinernen Hüllen zurückkehren. Denn auf dem rund 1,7 Hektar großen Areal im Stadteil Na Karmeli soll schon bald das modernste Ausbildungszentrum Böhmens entstehen. So will es die Stadt, und so will es Skoda Auto, die tschechiche Marke im VW-Konzern, die in Mladá Boleslav beheimatet ist. Im Sommer letzten Jahres gaben Oberbürgermeister Svatopluk Kvaizar und der Skoda–Vorstandsvorsitzende Detlef Wittig den Startschuss für Umbau und Renovierung des alten Bildungstempels. Wenn die Bauarbeiter abgezogen sind, wird, so sieht es das öffentlich-private Gemeinschaftsprojekt vor, eine Zweigstelle der mittelböhmischen Hochschule „Jirí von Podebrady“ in das ehemalige Konvikt einziehen. Aber auch die Technische Hochschule soll dort Seminarräume und Labors unterhalten. Für eine Bibliothek und eine moderne Mediathek soll gleichfalls Platz sein. Schließlich wird in dem Ex-Kloster auch noch die „Skoda Auto Hochschule“ untergebracht. So könnten in Na Karmeli einmal rund 1000 junge Menschen, Skoda-Mitarbeiter, Studenten und Hochschullehrer, gemeinsam forschen und entwickeln. Immerhin 16 Millionen Euro will Skoda in diese „Brutstätte für neue Ideen“ (Wittig) investieren und sie damit zu einem wichtigen Motor für Innovation und Entwicklung in der Region machen. Im Jahr 1991 übernahm der Volkswagen-Konzern die tschechische Traditionsmarke und führte sie zu neuer Blüte. Produktion und Belegschaft wachsen ständig – nahezu 25 000 Mitarbeiter erhalten inzwischen bei Skoda Lohn und Brot. Längst ist das Unternehmen größter Arbeitgeber im Lande, zudem Exportmotor Nr. 1 und – bei einem Beschaffungsvolumen von weit über drei Milliarden Euro – die Lokomotive der tschechischen Volkswirtschaft. Mit wachsendem Markterfolg aber wuchs auch der Bedarf an Managern und Ingenieuren – ein Bedarf, den die tschechischen Universitäten kaum decken 32|33 Bildungshunger im alten Konvikt ese können. Schon 2001 gründete Skoda darum eine eigene Hochschule. Rund 300 Studenten streben in der bisher noch im Seitenflügel einer Grundschule untergebrachten Firmenuniversität einem akademischen Abschluss entgegen. Die Zertifikate sind staatlich anerkannt und vor allem hoch respektiert. Obwohl für das Studium jährlich Gebühren zu entrichten sind, übersteigt die Nachfrage das Angebot an Studienplätzen bei weitem. Im Dezember 2005 brachten Skoda und Bosch gemeinsam mit der Regierung ein EU-Projekt auf den Weg. Kein Wunder, wer das Examen besteht, darf gleich mit einem Job-Angebot des Autoherstellers rechnen. Die Ausbildung der technischen Intelligenz liegt Skoda auch sonst am Herzen. Gerade erst hat der Autobauer gemeinsam mit der Robert Bosch obytova s.r.o. und dem Bildungsministerium in Prag ein auf drei Jahre angelegtes „Europäisches Projekt der koordinierten Ausbildung pädagogischer Mitarbeiter“ auf den Weg gebracht. Je zwei Lehrer von 14 technisch orientierten Berufschulen werden dabei in sechs jeweils einwöchigen Seminaren fortgebildet. Diese Lehrer, so die Schneeball-Philosophie des Projekts, sollen später ihrerseits weitere Pädagogen im Lande mit dem neuesten Stand der Automobiltechnik vertraut machen. Die Kosten teilen sich Bosch und Skoda. Die „exzellente Zusammenarbeit“ mit Skoda lobt auch Svatopluk Kvaizar gern. Auch bei der Grundsteinlegung in Na Karmeli erklärte das Stadtoberhaupt, dass er den „langfristigen Beitrag des Automobilwerkes zur Entwicklung der Kommune“ außerordentlich schätze. Arbeit aufwerten Ein verfallenes Kloster im Mladá Boleslav wird zu einem modernen Ausbildungszentrum um- und ausgebaut. Skoda unterstützt das Projekt tatkräftig – zum eigenen Vorteil, zum Nutzen aber auch des Landes und seiner Menschen. 34|35 Menschen helfen Millionen könnten wie Menschen leben, wenn wir ihnen helfen und sie beschirmen würden. Im Kampf gegen die Seuche: Die PPP-Projekte Aids Care bei Volkswagen in Südafrika und Brasilien Unwissenheit und Scham besiegen Vierzig Millionen Menschen sind weltweit mit Aids infiziert – eine humanitäre, aber auch soziale und wirtschaftliche Katastrophe. In Brasilien und Südafrika zeigt Volkswagen, dass die Seuche bekämpft werden kann – und leistet damit auch Hilfe zur Selbsthilfe. A ids ist ein beispielloser Alptraum, die größte Gesundheitsbedrohung seit der Pest.“ Das sagt nicht irgendjemand. Sondern Kofi Annan, der UN-Generalsekretär. Zu Recht: Weltweit sind schon Vierzig Millionen Menschen infiziert. In Afrika ist die Immunschwächekrankheit häufigste To- Kondomautomaten und Plakate bei Volkswagen in Südafrika sensibilisieren gerade die Jüngeren für die Risiken der Seuche. desursache. Südafrika ist besonders betroffen. Eine Studie der Regierung schätzt, dass in der Provinz Eastern Cape, in dem das Volkswagenwerk Uitenhage liegt, 25 Prozent aller Erwachsenen HIV-infiziert sind. Tendenz steigend. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen sind verheerend. Denn die Krankheit führt zu häufigen, langen Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Die Unternehmen vor Ort verlieren erfahrene Arbeitskräfte. Sie müssen ständig neu ausbilden, immer mehr Sozialleistungen für Erkrankte aufbringen. So darf es nicht weitergehen. Unterstützt von der NUMSA, der Nationalen Metallarbeitergewerkschaft, hat Volkswagen Aids den Kampf angesagt. Zwei Partner konnten dafür gewonnen werden: die Uitenhage and Despach Independent Practioners Association (UDIPA), ein lokaler Ärzte-Bund, und die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Seither erhalten HIV-positive VWMitarbeiter alle notwendige Hilfe – von der Beratung bis zur Medikation. Jedem Patienten stehen unentgeltlich Leistungen im Gegenwert von 20 000 Rand pro Jahr hat das Aids Care Projekt bei VW in Brasilien als „gutes Beispiel“ gelobt. Es habe „vielen Familien 36|37 xx|xx UN-Generalsekretär Kofi Annan ihre Ernährer gerettet.“ www.unglobalcompact.org Für sein Engagement im Kampf gegen Aids ist VW mit dem Corporate Care Award der Professional Management Review Africa (2004) und mit dem Preis „Business Exzellence in the Workplace“ der Global Business Coalition on HIV/Aids (2005) ausgezeichnet worden. Das Aids Care Projekt bei VW do Brasil war vom Global Business Council on HIV/Aids schon 1999 auszeichnet worden. www.pmrinet.com Das Gesundheitscoaching bietet allen VW-Beschäftigten individuelle Beratung. Ziel ist die Sensibilisierung für Belastungen und Stressverhalten. www.vw-personal.de Fettleibigkeit erhöht das Krankheitsrisiko. Azubis, die einen Body-Mass-Index von > 30 haben, müssen bei VW zunächst an einer Ernährungsberatung teilnehmen. Geht der Gewichtstrend nach unten, steht der Einstellung nichts mehr im Wege. www.vw-personal.de Menschen helfen xx zu. Plus Übernahme der Kosten für die – teure – Anti-Retrovirenbehandlung bis zu 15600 Rand im Jahr. Das Life Centre ist zugleich Anlaufstelle der lokalen Aids-Selbsthilfegruppen. Wenn es erforderlich ist, dürfen UDIPA-Ärzte Aids-Kranke auch im Uitenhage Provincial Hospital stationär behandeln. Die GTZ unterstützt VW of South Africa seit Juli 2002 bei einem Aids-CareProjekt innerhalb des Werkes. Dabei geht es zuallererst um elementare Aufklärung. Denn das Wissen um den HI-Virus ist besonders bei Jugendlichen mehr als lückenhaft. Über Aids zu reden ist in Südafrika noch immer ein Tabu. Nur sehr zögerlich mochten sich die VW-Beschäftigten deshalb am „Voluntary Counselling and Testing Programme“ (VCT) beteiligen. „So manchen Kollegen habe ich persönlich ins Medizin-Zentrum begleiten müssen“, verrät Isgaad Sookelin, einer der Berater. Mit der Zahl derer, die sich testen ließen, stieg allmählich auch die Nachfrage nach Kondomen. Wurden anfangs gerade einmal 4 000 Stück eher verschämt verteilt, holten sich die Werker in der ersten Hälfte des Jahres 2003 schon runde 17 000 pro Monat – aus vierzig Automaten, die überall im Werk aufgestellt worden waren. In der Umgebung der Fabrik bemüht sich der Community Trust, eine von Volkswagen ins Leben gerufene gemeinnützige Stiftung, um Aufklärung und Hilfe. Im März 2003 spendete VW of South Africa noch einmal zwei Millionen Rand für kommunale Aids-Projekte. Vorbild für Südafrika ist VW do Brasil. HIV-Positive unter den Mitarbeitern und deren Angehörige können sich dort schon seit 1994 auf medizinische Betreuung und ambulante häusliche Pflege verlassen. Im Werk Sao Bernardo da Campo, einem von insgesamt fünf VWWerken im Lande, gehören neben Infektologen und Psychologen auch Sozialarbeiter und Ernährungsberater zur „Medical Group“. Das ProfiTeam arbeitet Hand in Hand mit den Familien der Erkrankten – und zieht sich in dem Maß zurück, wie diese die häusliche Pflege selbst übernehmen können. „Jeder Fall ist anders“, betont Maria Teresa de Santi, die Projektleiterin, und erfordere daher unbedingt „einen individuellen Ansatz“. In einer Case Study des Global Compact Learning Forums sind die Ergebnisse dokumentiert: Danach konnten die Krankenhausaufenthalte in Brasilien binnen zehn Jahren um 95 Prozent gesenkt werden, die jährlichen Therapiekosten für an Aids Erkrankte verringerten sich von ursprünglich 1 500 bis 2 000 Dollar im Monat auf nur mehr 300 Dollar. Und vor allem: Neun von zehn mit HIV-infizierten VW-Mitarbeitern erkrankten gar nicht an den für Aids typischen Symptomen. Vertreibung aus dem Raucherparadies: Die Anti-Nikotin-Kampagne bei Seat in Martorell 38|39 Gesundheit fördern Die erste Pflicht im Leben,das wusste schon Oscar Wilde, ist die Gesundheit. Darum lasst sie uns fördern. Vertreibung aus dem Raucherparadies ese Rauchen ist schädlich – und obendrein ein Kostenfaktor. Auch für die Unternehmen. Seat startete in seiner Belegschaft eine aufwändige Nichtraucher-Kampagne. Jeder Mitarbeiter der spanischen Konzernmarke wurde zur Teilnahme an einem Entwöhnprogramm ermuntert. Z Eine Informationskampagne für Raucher startete Seat im Oktober 2005. Zuerst klärten die internen Medien über die Risiken des Tabakmissbrauchs auf, dann wurden alle Mitarbeiter zur Teilnahme an einem Nikotin-Entwöhn-Kursus eingeladen. igaretten zum Spottpreis, Rauchverbote, um die sich niemand scherte – Spanien galt lange als das Raucherparadies in Europa. Menschen auf der Straße, Wolken aus blauem Dunst hinter sich herziehend – ein alltägliches Bild. Zwölf Millionen Spanier – ein Drittel der Gesamtbevölkerung – greifen regelmäßig zum Glimmstengel. Noch dramatischer: Das Einstiegsalter bei Jugendlichen liegt bei 13 Jahren. Jeder zweite junge Spanier – Mädchen wie Jungen – glaubt ohne regelmäßigen Tabakkonsum nicht klarzukommen. Für neun von zehn Lungenkrebstoden ist das Rauchen die Ursache. Und jedes Jahr werden 19 000 neue Krebsfälle im Land diagnostiziert. Mehr als 50 000 Spanier sterben laut nationalem Gesundheitsspiegel jedes Jahr an den Folgen des suchtauslösenden Krauts, mehrere Hundert davon als Passivraucher. Das Rauchen ist auch ein erheblicher betriebswirtschaftlicher Kostenfaktor. Krankheitsbedingte Entgeltfortzahlungen, Knowhow-Verluste, Vertretungen und die Einarbeitung Im Rahmen aktiver Prävention bietet das Gesundheitswesen bei Seat allen Mitarbeitern die 40|41 Aktive Gesundheitsvorsorge Teilnahme an einem regelmäßigen, allgemeinmedizinischen Check an - eine kontinuierliche ärztliche Beratung inklusive. Der gründliche Gesundheitscheck, der die arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen ergänzt, ermöglicht die frühzeitige Diagnose von Gesundheitsrisiken und soll die Mitarbeiter für einen gesundheitsfördernden Lebensstil sensibilisieren. Jahreszeitgerechte Grippeschutzimpfungen und regelmäßige Blutspendeaktionen ergänzen das Repertoire des Gesundheitsmanagements bei Seat. Weil solche Aktionen von einem Großteil der Mitarbeiter positiv aufgenommen werden, tragen sie zu einer stetig wachsenden Gesundheitskultur im Unternehmen bei. www.seat.com Gesundheit fördern neuer Mitarbeiter – keiner weiß zwar genau, wie sehr das ein Unternehmen belastet. Modellrechnungen sprechen aber dafür, dass die Kosten beträchtlich sind. Das Gesundheitsmanagement bei Seat wollte sich mit dem massenhaften Nikotinmissbrauch jedenfalls nicht länger abfinden. So wurde im Oktober 2005 zunächst eine Informationskampagne gestartet. In den internen Medien der spanischen Konzernmarke erschienen Artikel, die der Aufklärung und Sensibilisierung dienten. In Werkshallen und Büros wiesen Plakate auf die schädlichen Folgen des Tabaks hin. Vor allem aber bot das Unternehmen allen seinen Mitarbeitern in persönlichen Anschreiben Unterstützung an für den Entschluss, sich das Rauchen abzugewöhnen. Ein jeder sollte unter professioneller Anleitung nach Allen Carr Easyway® „Endlich Nichtraucher“ werden können – kostenfrei, versteht sich. Über eine neue Hotline im Gesundheitswesen konnten sich interessierte Mitarbeiter anmelden. Und tatsächlich – die Aktion fand unerwartet gute Resonanz. Die Entwöhn-Kurse waren gefragt und die Teilnehmer, wie eine Begleituntersuchung ergab, froh, sich über ihre Erfahrungen und ihr Leid in der Gruppe austauschen zu können. Immerhin zwei Drittel der Teilnehmer hatten sich am Ende vom Nikotin losgesagt – eine hohe Erfolgsquote. Die Abstinenzkampagne bei Seat unterstützt eine Offensive der Regierung. Seit dem 1. Januar 2006 gilt in Spanien ein Antitabak-Gesetz, das, was Verkauf und Werbung anbelangt, nach Holland und Irland zu den restriktivsten der EU gehört. Auch die Arbeitsplätze wurden – Prohibido fumar! – zu rauchfreien Zonen. Verstöße gegen das Gesetz können richtig teuer werden. Arbeitgeber, die Raucher in ihren Räumlichkeiten tolerieren, müssen mit Geldbußen zwischen 600 und 10 000 Euro rechnen. So einfach lassen sich Spaniens Raucher die Lust am riskanten Genuss indes nicht verderben. Seit die Zigarettenschachteln – wie etwa in Deutschland – mit drastischen Warnungen („Rauchen ist tödlich“) versehen sind, stecken die Iberer ihre Glimmstengel gern in Papphüllen mit Liebesherzen oder gelben Entlein darauf. In vielen Tabakläden waren die Vorräte an diesen „Tarnanzügen“ oder „Präservativen“, wie sie im Volksmund genannt werden, in kürzester Zeit ausverkauft. Zum Nachgeben scheint die Regierung jedoch nicht bereit. Im Gegenteil. Gerade erst gab die Gesundheitsministerin Elena Salgado bekannt, dass das Rauchverbot auch für überdachte Stierkampfarenen gelte. Seat ist da schon einen Schritt weiter – die überdachten Werkshallen sind längst nikotinfrei. Lebenslanges Lernen, altersgemischte Teams: Die demographische Arbeitsweltgestaltung bei Volkswagen 42|43 Demographischen Wandel bewältigen Alle reden über den Demographischen Wandel. Kaum jemand hat ihn verstanden. Eine Kunst wird es sein, ihn zu bewältigen. „Biographisches Coaching“ ist ein Angebot für Top-Manager und Führungskräfte: Wer aus seinem individuellen beruflichen Werdegang für das weitere Leben lernen will, kann die Antworten darauf in etwa 15 Sitzungen mit einem persönlichen Trainer finden. www.vw-coaching.de Die demographische Arbeits- zeit ermöglicht es Mitarbeitern, auch nach dem Auslaufen des Altersteilzeit-Gesetzes vorzeitig aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. Mindestens 66 Überstunden müssen dafür jährlich auf einem Lebensarbeitszeitkonto in so genannte Zeit-Wertpapiere investiert werden. Denn bei VW verzinst sich Zeit, die die Mitarbeiter dem Unternehmen „leihen“, genauso wie Geld. www.vw-personal.de Lebenslanges Lernen ist wegen der Dynamik der Marktanforde- rungen bei VW selbstverständlich. Die Coaching-Gesellschaft richtet im Jahr rund 4 000 Veranstaltungen mit rund 46 000 Teilnehmern aus. In der Auto 5000 GmbH ist berufsbegleitendes Lernen von Anfang an obligatorisch. Die AutoUni hebt die Weiterbildung auf akademisches Niveau. www.vw-coaching.de D er Leiter des Gesundheitswesens der Volkswagen AG bestellt seine Mitarbeiter nicht zur Besprechung ins eigene Büro. Viel lieber geht er zu ihnen. „Es entspannt die Atmosphäre, und ich habe täglich meine zusätzliche Bewegung“, so Dr. Rainer Göldner. Verzicht auf Nikotin, Zurückhaltung beim Alkohol, gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, regelmäßig Bewegung – wer bis zum Renteneintrittsalter leistungsfähig bleiben will, der muss an sich arbeiten. „Das nennt man Eigenverantwortung“, sagt Göldner. Der Rest liegt in der Verantwortung des Unternehmens, das im eigenen Interesse die Arbeitsplätze an seine Mitarbeiter anpasst. Angesichts der demographischen Entwicklung wird die Befolgung der Rezeptur des Arbeitsmediziners immer wichtiger. Steigende Lebenserwartung bei sinkenden Geburtenzahlen – wie die Bevölkerung wird auch die Belegschaft in den Volkswagenwerken älter. Von Humankapital als der „Engpassressource der Zukunft“ sprechen Personalstrategen längst – mit Blick auf den Mangel an jungen Arbeitskräften. „Wir werden in Zukunft wieder mehr ältere Menschen im Unternehmen haben. Das ist sinnvoll, denn mit jedem langjährigen Mitarbeiter ging auch Know-how“, sagt Göldner. Behauptet da noch jemand, dass Altern mit Krankheit und Gebrechen identisch wäre? Göldner weiß es besser: „Wir bleiben heute biologisch länger jung. Von einem generellen Leistungsabfall kann keine Rede sein, eher von einem qualitativen Wandel unserer Leistungsfähigkeit.“ Langsam abnehmende Körperkraft, nachlassende Schnelligkeit und Geschicklichkeit werden ersetzt durch Erfahrungswissen, Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein und soziale Kompetenz. Diesen besonderen Stärken älterer Mitarbeiter kommt der Wandel in der Arbeitswelt entgegen. Volkswagen hat sich auf die demographische Herausforderung vorbereitet. Arbeitsorganisation, Arbeitszeitmodelle, Arbeitsplatzgestaltung und gesundheitliche Betreuung sind längst auf die Bedürfnisse aller Mitarbeiter eingestellt. Wie sieht der Arbeitsplatz für den älteren Mitarbeiter bei Volkswagen aus? „So wie alle anderen auch. Unsere Arbeitsplätze sind menschengerecht gestaltet – für alle Altersgruppen. Wir haben sie an den Menschen angepasst, nicht umgekehrt“, sagt Göldner. Fahrende Montageplattformen, drehbare Hängegestelle, Hebevorrichtungen und Manipulatoren haben die Belastung in der Produktion reduziert. Neben der ergonomischen Gestaltung der Arbeitsplätze setzt Volkswagen auf Gruppenarbeit – Prävention durch Rotation: Mehr und weniger belastende Tätigkeiten führen die Mitarbeiter im Wechsel 44|45 Gesucht: älter, erfahrener, fit aus. So werden aus Rückenschmerzen, die hin und wieder auftreten, nicht zwangsläufig chronische Leiden. Der Krankenstand bei Volkswagen konnte in nur zehn Jahren um 55 Prozent reduziert werden. Wichtig ist auch der richtige Personaleinsatz: „Wir achten darauf, dass die Menschen entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten. Dadurch erreichen wir viel – für den Mitarbeiter und für das Unternehmen.“ Wo es primär um Kraft, Beweglichkeit und Schnelligkeit geht, ist die Jugend gefragt. Beim Serienanlauf dagegen ist die Erfahrung der Älteren kaum verzichtbar. Oft geht es indes um beides – und dann sind altersgemischte Teams die richtige Antwort. „Wir brauchen die Jungen und den alten Fuchs“, sagt Göldner. Intelligente Arbeitszeitmodelle ermöglichen zudem eine sehr individuelle Gestaltung des Arbeitslebens. Zukunftsweisend ist das Lebensarbeitszeitkonto, das Volkswagen seit 2005 für jeden Arbeitnehmer führt: Beschäftigte sparen in jungen Jahren geleistete Mehrarbeit an, die sie dann vor Erreichen der Altersgrenze wieder abbauen. Arbeitsmediziner Göldner wünscht sich im Sinne der Prävention noch einen Gesundheitsbaustein im Tarifvertrag. Alle Beschäftigten hätten dann zum Beispiel einen Anspruch auf einen umfassenden Gesundheitscheck: „Wir könnten dem Mitarbeiter ganz genau sagen, ob seine Werte in Ordnung sind oder wie er seine Lebensgewohnheiten ändern sollte, damit er fit bleibt bis zur Rente.“ Goeldner selbst muss sich darüber noch keine Gedanken machen – er hat seinen Job gerade erst angetreten. Altersgemischtes Team in der Motorenfertigung. Demographischen Wandel bewältigen 25, männlich, belastbar – der perfekte Mitarbeiter. Das war einmal. Bald beginnt der Run auf Männer und Frauen in den besten Jahren. So paradox es klingt: Die Älteren werden die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen sichern. Das Umdenken hat begonnen – auch bei VW. Bald Volks-, bald Kinderwagen: Die flexiblen Teilzeit-Modelle für Eltern und Alleinerziehende Workshops für den sanften Wiedereinstieg: Das Job-and-Child-Programm bei Audi 46|47 Familien stützen Ohne Familien ist kein Staat zu machen. Und auch kein erfolgreiches Unternehmen. Es ist Zeit, Mütter und Väter zu stützen, statt ihnen immer neue Lasten aufzubürden. Volks- und Kinderwagen ese Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb müssen sich Mitarbeiter von Volkswagen auch nicht zwischen Nachwuchs und Arbeitsplatz entscheiden. Beides ist möglich – dank flexibler Arbeitszeitmodelle. D rei-Schicht-Betrieb in Halle 54. Heidi Langner (36) montiert Schlösser, Leisten und Innenverkleidung, komplettiert so die Türen des neuen Golf. Zwei Tage pro Woche, macht 16 Stunden Arbeit. Bleiben fünf Tage Zeit für die Töchter Nathalie (6) und Jennifer (9), sowie für den Haushalt. Erst dann ist wieder Schicht. Ihr halbes Leben hat sie bereits bei Volkswagen verbracht, 1987 fing Heidi Langner an – Kabel- Heidi Langner mit ihren Töchtern Nathalie und Jennifer: „Mutter sein – kein Problem bei Volkswagen.“ stränge fertigen in Halle 18. Als sie vor gut zehn Jahren ihr erstes Kind erwartete, wusste sie, dass sich ihr künftiges Leben als Mutter ändern sollte: „Kein Problem bei VW“, sagt sie, „das Unternehmen ist sehr familienfreundlich“. Und im Notfall ist da noch die Oma … Drei Jahre Elternzeit, 13 Tage Arbeit im Unternehmen, dann der Mutterschutz für das zweite Kind und wieder drei Jahre Elternzeit. Erst vor drei Jahren fing Frau Langner wieder an zu arbeiten – seither ist sie Teilzeitkraft in der Montage. Bis zu fünf Jahren kann jeder Mitarbeiter auf eigenen Wunsch aussteigen – dazu muss er nicht unbedingt ein Kind bekommen. Fünf Jahre wegen Pflegebedarfs in der Familie, weil er studieren möchte, weil er das Abenteuer einer Weltumseglung sucht. Er muss nicht einmal mitteilen, warum er geht, er sollte aber sagen, wann er wiederkommt. Volkswagen hält den Rückweg für seine Leute frei – den alten Arbeitsplatz natürlich nicht. Garantiert ist der Anspruch auf einen Arbeitsplatz innerhalb der ehemaligen Beschäftigungsgruppe – Leistungslohn, Zeitlohn oder Gehalt. Eine Studie hat es längst belegt: Schon die 28,5-Stun- „Die wissen leider gar nicht, was sie zu Hause verpassen“ Siegfried Mathias (46) ist einer der wenigen, die lieber die Familie in den Lebensmittelpunkt stellen und die Karriere hintan. Er hat nach jeder Geburt Erziehungsurlaub genommen. Mathias war der einzige Vater in Spielkreisen und Kinderturngruppen. Jetzt arbeitet er, wenn seine Frau Feierabend hat – jede zweite Woche Spätschicht ab 14 Uhr. Dann packt er nach Mittagessen und Hausaufgabenkontrolle seine beiden Kinder ins Auto, fährt zum Werk nach Wolfsburg, übergibt die Jungs an ihre Mutter und geht zum Dienst. „In der Arbeitswoche führen wir eine Parkplatzehe“, lacht er. Macht im Schnitt 15 Stunden Job pro Woche. Der Rest seiner Zeit gehört den beiden Söhnen (Joe, 8, und Nick, 6) und dem Haushalt. Dafür wird er am Arbeitsplatz von den Kollegen gerne belächelt: „Die wissen leider gar nicht, was sie zu Hause verpassen“, so der Kommentar des leidenschaftlichen Vaters. Ob alleinerziehend, im Management, in der Produktion oder als Sekretär im Büro – Volkswagen zeigt sich offen für sehr unterschiedliche Lebensentwürfe. Möglichkeit, für einen längeren Zeitraum aus dem Unternehmen auszusteigen, damit Sie sich 48|49 „Volkswagen bietet Ihnen die Ihren privaten Angelegenheiten, Aufgaben und Interessen widmen können, ohne einer ständigen Doppelbelastung ausgesetzt zu sein.“ (2004, „Merkblatt zur Betriebsvereinbarung Nr. 1/91) www.vw-personal.de Alternierende Telearbeit ist eine bei VW etablierte Form der Arbeitsorganisation. Eine in der Pilotphase angefertigte Begleitstudie offenbarte die Vorzüge der Telearbeit. Schulungen helfen Telearbeitern dabei, ein gutes individuelles Zeitmanagement zu entwickeln. www.vw-personal.de Frauenförderung hat bei Volkswagen seit langem System. Neben einer zentralen Kommission und einer Abteilung im Personalwesen gibt es an jedem Standort eine Frauenbeauftragte. www.vw-personal.de 300 Modelle zur Teilzeitarbeit gibt es bei Audi. „Wir ermöglichen alles, was gewünscht wird“, sagt Maximilian Fischbach, Manager im Personalwesen der Audi AG. www. audi.com Familien stützen den-Woche wird als Gewinn von Lebensqualität für Familien betrachtet. Und während die VW-Vollzeit in anderen Betrieben bereits als Teilzeitmodell gehandelt würde, können Mütter und Väter mit der Personalabteilung das für sie und ihre persönlichen Lebensumstände beste Teilzeitmodell aushandeln. Für Alleinerziehende, die auf ein komplettes Einkommen angewiesen sind, kommt ein Drei-Schicht-Modell nicht mehr in Frage. Also wurde eigens für sie in der Produktion eine sogenannte „F“-Schicht eingerichtet. Die Betroffenen können so ein Vollzeit-Gehalt verdienen, und die Arbeitszeiten sind auf die Betreuungszeiten von Hort und Kindergarten abgestimmt. Kein Wunder, dass VW die höchste Frauenquote in der traditionellen Männerbranche vorweisen kann – 13 Prozent im Durchschnitt. Im Werk Wolfsburg sind sogar 18 Prozent der Beschäftigten weiblich. Mit seinen Teilzeit-Modellen wendet sich das Unternehmen aber bewusst nicht nur an die Mütter. Als das Familienministerium vor Jahren die Kampagne „Mehr Spielraum für Väter“ propagierte, hat VW gleich ein Pilotprojekt aufgelegt: „Väter und Familienarbeit“. Allerdings – die Zahl der Männer, die sich auf Teilzeitmodelle einlassen, blieb überschaubar. H ello Again“ – so heißt es ein halbes Jahr vor Ablauf der Auszeit. Väter und Mütter, die in den letzten Jahren ihren Nachwuchs betreut haben, bekommen Post von ihrem neuen alten Arbeitgeber. Darin werden sie zu einer Begrüßungsveranstaltung und zur Teilnahme am „Job-and-Child-Programm“ eingeladen. „Viele haben nach den Jahren doch ein flaues Gefühl, in die Werkshallen oder ins Büro zurückzukehren“, weiß Maximilian Fischbach, für „Beruf und Familie“ zuständiger Manager im Audi-Personalwesen. Kein Wunder: Wer seinen Beruf sieben Jahre lang nicht ausgeübt hat – so lange gilt die in der Industrie beispiellose Wiedereinstellungszusage – darf sich ruhig etwas unsicher fühlen. Deshalb sollen die Rückkehrerinnen und Rückkehrer die Chance haben, vorher ihr Selbstbewusstsein aufzubauen und Qualifikationen aufzufrischen. Das Programm bietet nicht nur berufliche Qualifizierung – von der EDV bis zur neuesten Produktionsphilosophie –, sondern auch seelische Begleitung. Diplom-Psychologin Yvonne Schmidt bereitet Arbeiterinnen auf ihren Weg zurück ins Unternehmen vor. „Zuerst geht es darum, die Teilnehmer zu aktivieren“, sagt sie. Sie müssen lernen, ihre Gedanken und Wünsche zu verbalisieren und Erfahrungen auszutauschen. Und sie müssen selbst aktiv werden, um den richtigen Platz bei Audi zu finden – mit Unterstützung des Personalwesens. Oft gilt es dann noch, die Kinderbetreuung sicherzustellen, denn in Bayern fehlen Krippen- und Hortplätze. Die Psychologin malt am ersten Tag immer ein gleichseitiges Dreieck an die Tafel – Symbol für die Dreiecksbeziehung Familie, Unternehmen und „Ich“. „Nur wenn die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden, ist Zufriedenheit möglich“, erklärt Frau Schmidt. Weder der Beruf noch Kinder und Partner oder die eigene Person dürften vernachlässigt werden. „Wird das Ich vergessen, droht Burnout, kommt die Familie zu kurz, drohen dort Krisen, wird die Arbeit vernachlässigt, führt das zu Stress im Job.“ Dass die Wiederaufnahme der Arbeit auch eine Belastung darstellt, die das Leben der Familie verändert, sollen die Teilnehmer vor ihrem Einstieg bedenken. Dabei heißt wieder einsteigen nicht, dass es zurück ginge an den alten Arbeitsplatz. Denn der ist besetzt – oder gar nicht mehr da. Auch der Wechsel vom Vollzeitjob in den Teilzeitjob gelingt nicht immer ohne eigenes Zutun. Also startet Schmidt den Workshop mit solchen Fragen: „Wie nutzen Sie Kontakte von damals?“ – „Wo wollen Sie arbeiten und wie viele Stunden?“ – „Wer unterstützt Sie wann bei der Kinderbetreuung?“ Und In der Initiative „Frauen in der Wirtschaft“ haben sich Großunter- nehmen, darunter VW, zusammengeschlossen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie den Frauenanteil in Fach- und Führungspositionen zu verbessern. Das Netzwerk vertritt mehr als 400 000 weibliche Beschäftigte. Beim Bundeswettbewerb „Erfolgsfaktor Familie 2005“ wurde die Initiative vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit einem Sonderpreis gewürdigt. www.erfolgsfaktor-familie.de „Lokale Bündnisse für Familie“ ist eine Initiative des BMFSFJ und der Wirtschaft, die bessere Lösungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie anstrebt. Neben den rund 1000 Firmen und über 40 Industrieund Handelskammern engagiert sich auch das Emdener VW-Werk in der Allianz. www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de Mannigfaltige Hilfe bei der Kin- derbetreuung bietet VW Müttern und Vätern an allen Standorten. Dazu gehören neben Teilzeit- und Telearbeit die finanzielle Unterstützung von Kindergärten, die Vermittlung von Betreuungsplätzen, aber auch Vereinbarungen mit Tagesmütter(vereine)n. www.vw-personal.de 50|51 Roter Teppich für Rückkehrerinnen ese – last but not least: „Wo können Sie Kraft tanken?“ Während sie sich in EDV üben oder die Neuerungen der Arbeitssicherheit und der Arbeitsorganisation kennen lernen, die anderen Bausteine des Programms, sollen sich die Rückkehrwilligen über die eigenen Bedürfnisse klar werden. In Kleingruppen aufgeteilt lernen sie an sechs Workshoptagen über acht Rückkehrwillige junge Frauen erhalten die Chance, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten aufzufrischen. Wochen zielbewusst und in eigener Regie zu handeln. Weil gerade keine Teilzeitstellen zu besetzen waren, schlugen unlängst drei Frauen dem Personalwesen vor, sich erst mal eine Vollzeitstelle zu teilen. Und eine der Frauen hat erst im Workshop festgestellt, dass sie im Grunde gar nicht mehr ins Unternehmen zurück möchte. Sie betreut jetzt die Kinder der Kolleginnen, die sie im Programm getroffen hatte. „Wer kreativ ist, findet für jedes Problem auch die richtige Lösung. Und die neuen Netzwerke helfen – auch später im Job“, weiß Yvonne Schmidt aus Erfahrung. Die Resonanz auf das „Job-andChild-Programm“ ist denn auch durchweg positiv. „Wer sich darauf einlässt, lernt vor allem viel über sich selbst, seine Bedürfnisse, seine Stärken, seine Schwächen. Nach acht Wochen weiß jeder, wie und wo er an sich arbeiten muss.“ Schmidt hat in den vergangenen drei Jahren neun Workshops mit jeweils zwölf Rückkehrerinnen begleitet. Ergebnis: Alle haben einen Arbeitsplatz gefunden; achtzig Prozent arbeiten wunschgemäß in Teilzeit bei Audi. Familien stützen Bis zu sieben Jahre können Mitarbeiter von Audi nach der Geburt ihres Kindes „aussteigen“ – abgefedert durch eine Wiedereinstellungszusage. Damit der Einstieg möglichst reibungslos gelingt, lädt das Unternehmen zum „Job-and-Child-Programm“. Sponsorpartner des Sommerlochfestivals: Das Diversity Management der Volkswagen Bank Sesam öffne Dich für gehobene Männerbastionen: Mentoring als Mutmacher 52|53 Vielfalt nutzen Vielfalt kann lähmen. Sie kann auch einen Strauß an Möglichkeiten bieten. Aber nur, wenn man sie richtig zu nutzen versteht. Ungleich (ist) besser ese Was ist schon normal: Hautfarbe, Herkunft, sexuelle Orientierung – Kunden und Mitarbeiter gleichen einander immer weniger. Ein Problem? Nein, eine Chance: Die Volkswagen Bank nutzt die neue Vielfalt ganz bewusst. Auch das ist in Deutschland (noch) nicht normal. D Flaggschiff der Christopher Street Day Parade in Braunschweig: Die VW Bank akzeptiert und fördert unterschiedliche Lebensweisen – auch deshalb, weil es sich rechnet. Die Bank war 2004 „Bester Arbeitgeber“im Wettbewerb des Magazins „Capital“. och, Gunnar Lammers sieht eigentlich ganz normal aus. Wie man sich einen 37-jährigen Bankangestellten im Call Center der Volkswagen Bank in Braunschweig eben so vorstellt: gepflegte Kurzhaarfrisur, korrekt gebundene Krawatte, gewinnendes Lächeln. Und, ach ja, noch etwas: Lammers liebt Männer, lebt zusammen mit seinem Partner. Ein ganz normaler Banker also. Zumindest bei der Volkswagen Bank. „Zugegeben, einige Kollegen waren schon etwas irritiert, als ich hier anfing und kein Geheimnis aus meinem Schwulsein machte“, erinnert er sich. „Aber nur für vielleicht fünf Sekunden. Danach war ich voll akzeptiert,“ sagt Lammers, der auch Sprecher von Queerdirekt ist, der Interessenvertretung der schwulen und lesbischen MitarbeiterInnen der VW Bank in Braunschweig. Der offene Umgang ist vielleicht nicht normal, aber auch keinesfalls zufällig. Denn Homosexualität ist bei der VW Bank alles andere als ein Grund zur Ausgrenzung. Stattdessen ist sie eine selbstver- In der Schwulenszene genießt die Volkswagen Bank den besten Ruf ihrer Lebensweise anerkannt und wertgeschätzt fühlen, ihre Potenziale besser entfalten und eine entsprechend bessere Leistung an den Tag legen. Und zweitens, weil das Unternehmen Kunden aus den jeweiligen Communities dieser Mitarbeiter leichter erreichen und für sich gewinnen kann.“ Soweit die Theorie. Und die Praxis? „Doch, die Idee funktioniert“, ist sich Gunnar Lammers sicher. „In der Schwulen-Szene jedenfalls genießt die VW Bank mittlerweile den besten Ruf“. Immerhin war sie der erste Finanzdienstleister, der gezielt in Lesben- und Schwulen-Magazinen inserierte und der deren Events unterstützt – allen voran als Hauptsponsor die Braunschweiger Christopher Street Day Parade und das „Sommerlochfestival“ der Gay-Szene. Kein Wunder eigentlich, dass die VW Bank vom Magazin „Capital“ in seinem Wettbewerb „Bester Arbeitgeber 2004“ zum Sieger unter allen teilnehmenden Geldinstituten gekürt wurde. Er sei „richtig stolz“ auf seine Firma, sagt Gunnar Lammers. Services AG,1994 als Tochter des Konzerns gegründet, ist größter automobiler Finanzdienstleister 54|55 Die Volkwagen Financial Europas. Sie ist in 35 Ländern vertreten und hat 5 200 Beschäftigte. Die Bilanzsumme liegt bei 42 Mio. Euro. Zur FS AG gehörten bis 2006 neben der VW Bank und der VW Leasing GmbH auch ein Versicherungsdienst und der Autovermieter europcar. www.vwfsag.de Die Betriebsvereinbarung „Partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz“ regelt die Grundsätze eines fairen und menschlichen Miteinanders im Betrieb. Wer Kollegen oder Kolleginnen belästigt, diskriminiert oder mobbt, muss mit Sanktionen rechnen – bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes. www.vw-personal.de Die Initiative „Mittelstand weltoffen – Gegen Diskriminierung“, die der Bundesverband Mittelständi- sche Wirtschaft e. V. nach rechtsextremistischen Wahlerfolgen in Sachsen und Brandenburg gestartet hatte, wird von Volkswagen unterstützt. Eine Broschüre mit Beispielen für das Engagement großer Unternehmen soll zur Nachahmung anregen. www.buendnis-toleranz.de Vielfalt nutzen ständlich respektierte Lebensweise, eine von vielen möglichen. Genauso wie katholisch oder muslimisch sein, europäisch oder asiatisch aussehen. Und: Die Bank akzeptiert nicht nur unterschiedliche Lebensweisen – sie fördert sie auch ganz bewusst. Frei nach dem Motto, je bunter die Belegschaft, desto besser. Diversity Management heißt dieses etwas andere und in Deutschland noch sehr junge Personalkonzept. Dessen Kern lautet in der Kurzform: Ungleich ist ungleich besser. „Diversity heißt Vielfalt und bedeutet, Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit zu akzeptieren. Das betrifft neben Nationalität, Herkunft, Religion, Alter, Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung, Kultur oder Bildung auch den Arbeitsstil und anderes mehr“, erklärt Barbara Rupprecht, die Leiterin des Diversity Managements der VW Bank. „Denn die Erfahrung lehrt: Nur dort, wo jeder Einzelne sich so akzeptiert fühlt, wie er ist, und wo er sich nicht verstellen muss“, so Rupprecht, „nur dort gibt es Freiraum für Kreativität, Engagement, Begeisterung und Innovation.“ Statt alten Vorurteilen nachzuhängen, sucht die VW Bank also die Vorteile der Vielfalt. Auch und vor allem zum eigenen Vorteil, wie Barbara Rupprecht ergänzt: „Erstens weil Mitarbeiter, die sich in 13,1 % der VW-Beschäftigten sind weiblich. Damit weist VW heute den höchsten Frauenanteil in der Automobilindustrie auf. Schon 1989 verständigten sich Gesamtbetriebsrat und Unternehmensleitung auf „Grundsätze zur Frauenförderung“. www.vw-personal.de Am Girls Day beteiligt sich Volkswagen regelmäßig. Der Mädchen-Zu- kunftstag ist eine Initiative, die vom BMBF und vom BMFSFJ gefördert wird. Ziel ist es, Mädchen Einblicke in eher „männliche“ Berufsfelder zu eröffnen und ihnen bei der Berufsorientierung zu helfen. www.girls-day.de Das Prädikat „Total E-quality“ erhielten VW und seine Konzerngesellschaften bereits mehrfach. Mit dem Preis zeichnet der Verein Total E-quality e. V. Unternehmen aus, die Frauen und Männern gleiche berufliche Entwicklungschancen eröffnen. Gefördert wird die Initiative vom BMBF und vom BMFSFJ. www.total-e-quality.de Einen Woman Driving Award hat Volkswagen im Jahr 2005 erstmals ausgelobt. Die bundesweite Ausschreibung für den mit insgesamt 10 000 Euro dotierten Preis richtete sich an junge Ingenieurinnen. www. vw-personal.de J unge Frauen sind besser ausgebildet als ihre männlichen Altersgenossen. Meistens sind sie auch noch fleißiger. Ihre Erwerbsorientierung ist ausgeprägter denn je. Sie wollen Kind und Karriere zugleich. Nie gab es so viel Hilfestellung durch Gleichstellungsbeauftragte und Frauenförderprogramme. Und dennoch – in den Führungsetagen nicht nur der Unternehmen sind sie nach wie vor stark unterrepräsentiert. Nicht einmal zwei Prozent der deutschen Top-Manager sind weiblich. Ein echter Standortnachteil. Denn längst ist erwiesen, dass gut gemischte Belegschaften produktiver und vor allem innovativer sein können als homogene – Vielfalt ist eben besser als Einfalt. „Kein Unternehmen kann es sich leisten, das Potential von Frauen weiter zu vernachlässigen“, sagt Elisabeth Vogelheim, die Leiterin der Frauenförderung bei Volkswagen. Das Sesam-öffne-Dich für die gehobenen Männerbastionen bei Volkswagen heißt auf gut neudeutsch Mentoring. Die Idee: Eine ta- Vorstände werden Paten für weibliche High Potentials lentierte junge Frau, die Mentee, bekommt eine berufs- und konflikterfahrene Führungskraft an die Seite gestellt – als Ratgeber und Schrittmacher zugleich. Diese Tandem-Lösung für das Problem der „gläsernen Decken“, wie die Soziologie die unsichtbaren Hindernisse für karrierewillige Frauen nennt, war Ende der 90er Jahre noch als Gemeinschaftsprojekt mit der EU gestartet – unter dem Etikett NOW, New Opportunities for Women. Doch längst ist das Mentoring fester Bestandteil der Personalentwicklung bei Volkswagen. Alle Werke sind dabei. Und vor allem: Mentoring ist Chefsache. Ein Vorstandsmitglied übernimmt jeweils die persönliche Patenschaft für eine Gruppe weiblicher High Potentials. Brillanter kann frau ins Networking kaum starten. Susanne Dirksen gehörte zu den ersten jungen Frauen bei Volkswagen, die für würdig befunden wurden, an der einjährigen Sonderförderung teilzunehmen. Weil Vorgesetzte nicht zugleich Mentoren sein sollen, wurde ein anderer Abteilungsleiter aus der Forschung und Entwicklung zu ihrem Schutzbefohlenen erkoren. „Da gab es eine unbeteiligte Persönlichkeit, die mir in schwierigen Situationen zur Seite gestanden hat“, erinnert sich Susanne Dirksen dankbar an ihre Mentee-Zeit. Sehr regelmäßig haben sich die beiden getroffen. Inzwischen ist Susanne Dirk- 56|57 Per Tandem durch gläserne Decken ese sen Teamleader Audi Product Compliance in Auburn Hills, USA. Mit NOW hat sie nichts mehr zu tun – mit ihrem Mentor aber tauscht sie sich noch heute aus. Mentoring ist nicht das einzige Instrument des Diversity Managements bei VW. Ein wichtiges Hilfsmittel ist auch das Gleichstellungs-Audit. Es bedeutet, dass in ausgewählten Bereichen eine systematische Bestandsaufnahme über Qualifikationen und Potentiale von Frauen durchgeführt wird. Im zweiten Schritt wird mit den Vorgesetzten konkret vereinbart, wie sich die Frauen entwickeln können. Weil überdies Jahr für Jahr mindestens 25 Prozent weibliche Auszubildende eingestellt werden, steigt langsam auch die Zahl der Meisterinnen und der Ausbilderinnen. Mit 12,5 Prozent Frauen im Management steht Volkswagen zwar etwas besser da als viele andere Unternehmen – zumal solche der Autobranche. Vom ehrgeizigen Ziel seiner Personalpolitik – dreißig Prozent – ist Europas Autohersteller Nr. 1 aber noch weit entfernt. Die Zukunft des Mentoring ist – so scheint es – auf Jahre gesichert. Vielfalt nutzen Auch nach Jahrzehnten der „Gleichstellungspolitik“ sind Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft eine Rarität. Volkswagen versucht es seit ein paar Jahren mit Mentoring: Erfahrene Manager unterstützen talentierte junge Frauen. Susanne Dirksen war Mentee und ist heute Teamleiterin Product Compliance bei Audi in den USA: „Da gab es eine Persönlichkeit, die mir in schwierigen Situationen zur Seite gestanden hat.“ Export von Know-how und Unternehmenskultur: Die Osterweiterung des Volkswagen-Konzerns Metamorphose eines Montagewerks: „Wir entfalten unsere Flügel“ bei VW-Poznan 58|59 Europa integrieren Herzlich willkommen, Europa! Nie wieder sollen die Völker einander befeinden. Darum müssen wir sie auf der Basis gemeinsamer Werte integrieren. 12 Standorte in 5 Ländern An 12 Standorten in 5 Ländern Osteuropas ist der VolkswagenKonzern inzwischen vertreten. Mit fast 24 000 Beschäftigten ist Mladá Boleslav bei Prag das mit Abstand größte Werk und zugleich Hauptsitz von Škoda. Kyasiny und Vrchlabi sind weitere Standbeine in der Tschechischen Republik. Im Nachbarland, der Slowakischen Republik, sind in den Die Hauptstadt der Slowakischen Republik Bratislava ist Standort der Marke Volkswagen. Hier werden unter anderem die Modelle Polo, Golf und Touareg gebaut. D irekt nach dem Fall des eisernen Vorhangs hat Volkswagen die Chancen in den ehemaligen Ostblockstaaten erkannt. Und genutzt: Über sieben Milliarden Euro investierte das Unternehmen in den vergangenen 15 Jahren in Technologie, Infrastruktur und Wissenstransfer. Heute beschäftigt der Konzern an zwölf Standorten in Polen, Ungarn, der Tschechischen und der Slowakischen Republik gut 50 000 Menschen – und es wird nicht mehr lange dauern, bis er dort jährlich eine Million Fahrzeuge herstellt. Der frühe Weitblick hat sich gelohnt. „Unser Marktanteil in den neuen EU-Staaten liegt bei gut 30 Prozent. Diese exzellente Positionierung resultiert im Wesentlichen daraus, dass sich VW dort von der ersten Stunde an engagiert hat. Das honorieren die Kunden: Wir haben das mit Abstand beste Image“, bilanziert Michael Ulbricht, der Konzernbeauftragte für Osteuropa. Das hohe Ansehen ist berechtigt. Nicht nur, weil VW den Menschen Ausbildung, Arbeit und Aufstiegschancen ermöglicht. „Die Wirkungen unseres Osteuropa-Engagements reichen viel weiter“, sagt VW-Vorstandsvorsitzender Bernd Pischetsrieder. „Denn wir exportieren auch Knowhow, Umweltschutz und eine partnerschaftliche Unternehmenskultur. Konkret heißt das: Sozial- und Umweltstandards, die in Wolfsburg Gültigkeit haben, werden auch in Bratislava angewendet. Denn als sozial verantwortliches Unternehmen geht es VW auch und gerade in den zentraleuropäischen Ländern Werken Bratislava und Martin insgesamt etwa 8 300 Beschäftigte tätig. Sie stellen die VW-Modelle Polo, Golf, Touareg, den SEAT Ibiza sowie Getriebekomponenten her. Im polnischen Polkowice werden seit 1998 Dieselmotoren gefertigt. Aus Poznan, gleichfalls Polen, kommen Fahrzeugtypen wie VW Transporter und VW Caddy sowie Sondermodelle und Komponenten. An beiden polnischen Standorten entstanden zirka 7 000 Arbeitsplätze. In BosnienHerzegowina, genauer in Sarajevo, arbeiten etwa 300 Beschäftigte an Modellen der Marken Škoda, Volkswagen und Audi . Darüber hinaus betreibt Audi seit 1993 ein Werk im ungarischen Györ, in dem Motoren für Fahrzeuge der Premiumklasse, aber auch der Audi TT Coupé und Roadster produziert werden. Auch in Györ sind über 5 100 Mitarbeiter beschäftigt. 60|61 „Soziale Verantwortung ist Teil des Investments“ ese darum, nachhaltige Entwicklungsperspektiven für das Unternehmen und für die Menschen miteinander zu verbinden. VW leistet dabei einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für die Integration und Kohäsion in Europa.“ „Unser Verständnis von sozialer Verantwortung war immer Teil unseres Investments“, ergänzt der Osteuropa-Beauftragte Ulbricht. Auch deshalb war die Arbeitnehmerseite bei jedem Schritt Richtung Osteuropa beteiligt. Das widerlegt auch die Befürchtung, dass jeder neue Job in den EU-Beitrittsländern zu Lasten deutscher Arbeitsplätze gehe. „Triebfeder unseres Engagements war und ist die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns. Das sichert auch deutsche Arbeitsplätze“, betont Ulbricht – und lässt Fakten folgen: In den letzten zehn Jahren ist die Mitarbeiterzahl des Konzerns auch in Deutschland gestiegen, von rund 150000 auf über 177000 Beschäftigte. Von wegen Jobverlagerung also: Die VWBelegschaften im In- und Ausland sind im Gleichschritt gewachsen, nämlich um je zwölf Prozent in den letzten fünf Jahren. Europa integrieren Volkswagen nutzt nicht nur die Kostenvorteile in Mittelosteuropa. Der Konzern exportiert auch sein Know-how und seine hohen Umweltund Sozialstandards. Dadurch trägt Europas Automobilhersteller Nr. 1 in besonderer Weise zur Integration des neuen Europas bei. Das Werk Bratislava liefert exzellente Qualität und hat sich längst zu einem wichtigen Standort im weltweiten Entwicklungs- und Fertigungsverbund des Volkswagen-Konzerns entwickelt. „Wir entfalten unsere Flügel“ Prozesse, Personen, Projekte: In einer von den Mitarbeitern selbst vorangetriebenen Entwicklung verwandelt sich das ehemalige Montagewerk Poznan in eine komplette Automobilfabrik, die als Motor für Beschäftigung und Regionalentwicklung wirkt. S eit ein paar Jahren setzt Volkswagen Poznan alles daran, das Selbstvertrauen seiner Beschäftigten, ihren Erfindergeist und ihre Willenskraft zu stärken – Eigenschaften, die schon den Traum vom Fliegen zu verwirklichen halfen. Das passende Motto für das Mammutprojekt lautet denn auch: „Wir entfalten unsere Flügel“. Am Anfang ging es vor allem um Montagelinie in der Nutzfahrzeug-Fabrik Poznan: Volkswagen hat kräftig in die Mitarbeiter investiert. Prozesse und Strukturen, die die Verwandlung eines reinen Montagewerks in eine komplette Automobilfabrik begünstigten. Seit 2005 verschob sich der Schwerpunkt der Projekt-Aktivitäten allerdings auf die Mitarbeiter selbst und die Entwicklung ihrer überfachlichen Kompetenzen. Über hundert Mitarbeiter nahmen freiwillig an diversen Sub-Projekten („Übernahme und Delegation von Verantwortung“, „Gesundheitsförderung bei VW Poznan“) teil. Die Ergebnisse wurden in einer Großgruppenveranstaltung von rund 650 Beschäftigten diskutiert und anschließend in sieben themenspezifischen Aktionswochen vertieft. Während dessen informierte die Geschäftsleitung die Belegschaft laufend über den Fortgang der Projektarbeit und bezog weitere Mitarbeiter ein. So konnte im Herbst 2005 die dritte Etappe der Transformation starten. Unter dem Motto „Flügel entfalten – Zukunft gestalten“ werden nun bereichsbezogene Strategien entwickelt, die Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung langfristig sichern sollen. Dabei kann sich Volkswagen Poznan auf den Rückhalt in der Region verlassen. Denn das „Lebendige interne Kommunikation beflügelt die Mitarbeiter“ Dabei hat VW Poznan von Anfang an kräftig in die Köpfe seiner Mitarbeiter investiert. So werden der jungen Belegschaft eine Fülle fachlicher und außerfachlicher Schulungen, aber auch Sprachkurse in Deutsch und Englisch angeboten. Mitarbeiter, die sich im Rahmen eines Studiums oder Aufbaustudiums qualifizieren, bekommen zudem finanzielle Unterstützung. So steigert VW Poznan nicht nur das eigene Human Capital, sondern auch die Beschäftigungsfähigkeit seiner Mitarbeiter. „Beflügelnd“ für die Motivation wirkt auch die lebendige interne Kommunikation. Dabei informieren die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter in wöchentlichen Abteilungsrunden „top down“; sie haben aber auch dafür zu sorgen, dass die Meinung der Mitarbeiter in die höhere Führungsebene gelangt – „bottom up“ also. Das Fabrikdesign unterstützt die offene Unternehmenskultur – transparente Büros neben den Montagelinien erlauben den jederzeitigen Zugang zum Vorgesetzten. Auch nach vollzogener Transformation bleibt indes die Aufgabe, die Menschen fit zu machen für die neuen Anforderungen des europäischen Marktes und des globalen Wettbewerbs. Derzeit ist VW Poznan erfolgreich dabei, althergebrachte Verhaltensweisen und Mentalitäten in Frage zu stellen und zu ändern. Ob es damit auch gelingt, den Wettbewerb zu „überflügeln“, wird die Zukunft zeigen. Hervorgegangen ist Volkswagen Poznan 1993 aus einem Joint Venture der Volkswagen AG 62|63 Volkswagen Poznan mit dem polnischen Automobilhersteller Tarpan. Im Jahr 1996 wurde es zu einer hundertprozentigen Tochter des Volkswagen-Konzerns. In ganz kurzer Zeit verwandelte sich der Standort im Zentrum der Woiwodschaft Wielkopolska (Großpolen) von einer reinen Montagestätte in eine moderne Automobilfabrik, die westeuropäische Qualitäts-, Umweltund Sozialstandards erfüllt. Höhepunkt seiner bisherigen Entwicklung war der Start der Serienproduktion des Modells Caddy und des Transporters T5. Seither ist das Werk fast bis zum Anschlag ausgelastet: Jeden Tag rollen 625 Fahrzeuge vom Band. Allein im Jahr 2005 produzierten die 6 900 Arbeiter rund 156 000 Fahrzeuge und lieferten rund 4,5 Millionen Bauteile in den Konzernverbund – Saugrohrmodule, Zylinderköpfe und Lenkgehäuse aus Aluminiumlegierungen. Damit ist das Volkswagenwerk im früheren Posen der zweitgrößte Exporteur Polens. www.volkswagen.pl Europa integrieren Unternehmen hat in der mit knapp 600 000 Einwohnern fünftgrößten Stadt Polens eine Entwicklung angestoßen, die der Region – ähnlich wie Wolfsburg mit dem Projekt AutoVision – große Chancen eröffnet. Allein seit Produktionsbeginn der Modelle Caddy und T5 sind – zählt man die zugezogenen Logistikdienstleister hinzu – über tausend neue Arbeitsplätze entstanden. Lieferantentage dienen dazu, weitere Partner für die Ansiedlung vor Ort zu gewinnen. Der Dialog mit dem Umfeld ist Volkswagen besonders wichtig – ob es sich nun um Kommunalbehörden, Umweltverbände, Bürger, Unternehmen oder Medien handelt. So ist die Fabrik zum festen Bestandteil der Gesellschaft und der Stadt selbst geworden. Sie ist nicht nur einer der größten Investoren , sondern der größte Arbeitgeber, in der Stadt wie in der Region. Obdach, Nahrung, Bildung: Das Straßenkinder-Projekt „Eine Stunde für die Zukunft“ Genießen und dabei helfen: Fairer Kaffee in den Werks-Kantinen Vertrag bei Grün: Das Projekt „Nachhaltigkeit in der Lieferantenkette“ Wolfsburger Weltverbesserer: Die Umweltpaten bei Volkswagen In der Dürre überleben: Die Volkspumpe in Brasilien Erst Seele, dann Schule: Das Fluthilfe-Projekt mit terre des hommes in Indien Ticket to Job: Das Education and Training Institute in Südafrika Checks und Kampagnen: Gesundheitsdienst in Puebla 64|65 Globalisierung entwickeln Ihre Kritiker haben die Globalisierung nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu entwickeln. A ls Andréia dos Santos zum ersten Mal bei den „Gotas de Flor con Amor“ erschien, war sie unterernährt und schwach. Doch sie erholte sich schnell, ging zur Schule und erhielt ein Praktikum bei einem Unternehmen. Dort war man so zufrieden mit ihr, dass man ihr eine juristische Ausbildung an der Universität finanzierte: Andréia dos Santos hat es geschafft. Sie hat eine Ausbildung und einen festen Arbeitsplatz. Andréia hat wie viele Kinder aus den Favelas Sao Paulos auf der Straße gelebt, war Tag für Tag mit Gewalt und Elend konfrontiert. Das Projekt „Gotas de Flor con Amor“ bietet täglich 300 Kindern und Jugendlichen eine warme Mahlzeit und regelmäßigen Schulbesuch, die Älteren nehmen an Aufbau- und Alphabetisierungskursen teil. Aufklärung in allen Fragen von Gewalt und Sexualität gehören ebenso zum Angebot wie Hilfen bei der Berufswahl. Andréia ist jetzt ein großes Vorbild für die anderen Jugendlichen im Bezirk Brooklyn Novo in Sao Paulo, die regelmäßig zu „Gotas de Flor“ kommen. Bitte investieren Sie den Lohn für eine Stunde Ihrer Arbeit! Im Jahr 2004 hat Volkswagen das Projekt mit 32 500 Euro aus der Initiative „Eine Stunde für die Zukunft“ unterstützt. Der Gesamt- und Konzernbetriebsrat von VW hatte diese Aktion 1999 ins Leben gerufen. „Investieren Sie den Lohn für eine Stunde für die Zukunft der Kinder dieser Welt“, so lautete die nachdrückliche Bitte an die Belegschaft. Viele Beschäftigte an Volkswagen-Standorten weltweit folgten ihr – und folgen ihr bis heute durch regelmäßige Zuwendungen. So mancher VWBeschäftigte stiftete seine Prämie oder ließ die Sammelbüchse bei der Silberhochzeit kursieren. Auch Schulklassen und Sportvereine trugen ihr Scherflein bei – Prinzip Schneeball eben. So waren Ende 2004 schon etwa fünfeinhalb Millionen Euro für Not leidende Kinder zusammen gekommen. Mit dem Geld fördert Volkswagen – in Zusammenarbeit mit dem renommierten Hilfswerk terres des hommes – Projekte in Brasilien, Argentinien, Mexiko, Südafrika. Und neuerdings auch Straßenkinder in Deutschland. Eines wie Paul zum Beispiel. Der 17-Jährige nähert sich vor Kälte schlotternd dem Kleinbus mit der Aufschrift „Karuna e. V.“ in Berlin-Kreuzberg. „Mir haben sie in der Nacht die Schuhe geklaut“, sagt er. An den Füßen Unterhalb der Armutsgrenze leben 20 Prozent der 97 Mio. Einwohner in Mexiko. 11 Mio. Kinder müssen für den Lebensunterhalt ihrer Familien arbeiten. In Mexiko-City leben schätzungsweise 30 000 Kinder auf der Straße. In Brasiliens Großstädten leben 7 Mio. Straßenkinder. 1,3 Mio. Kinder gehen nicht zur Schule, etwa 3 Mio. Kinder unter 14 müssen arbeiten. www.eine-welt-info.de. terre des hommes, 1967 in Stuttgart gegründet, unterstützt mehr als 400 Hilfsprojekte in 26 Ländern der Erde. www.tdh.de. Die Stiftung „Fundacao Volks- wagen“ fördert seit 1979 sozial benachteiligte Schüler in Bra- silien. Über 30 000 Kinder und Jugendliche haben bisher von den Bildungsprogrammen profitiert. Mit Stipendien werden zudem an acht Universitäten im Lande auch bedürftige Studenten unterstützt. www.vw.com.br start social ist eine Initiative zur Unterstützung des Ehrenamts in Deutschland. Audi-Mitarbeiter beteiligen sich seit Jahren am Startsocial-Programm von McKinsey. www.startsocial.de 66|67 Hilfe nach dem Schneeballsystem ese trägt er bunte Wollsocken, drüber Plastiktüten gegen die Nässe. Die warme Suppe nimmt er dankbar an. „Vielleicht finden wir noch ein Paar Schuhe“, tröstet der Helfer. Die Hilfsorganisation Karuna ist eine der deutschen Initiativen, die von der VW-Belegschaft mit ihrer Aktion „Eine Stunde für die Zukunft“ unterstützt wurden. Straßenkinder in Brasilien freuen sich über Unterkunft und Ernährung durch das VW-Sozialprojekt. Allein in Berlin sollen nach Schätzungen des Jugendamtes 3000 Kinder und Jugendliche auf der Straße leben. Viele von ihnen sind drogenabhängig und achten kaum auf ihre Gesundheit. Aufklärung ist wichtig, damit sie erfahren, wie sie sich gegen Hepatitis- und HIV-Infektionen schützen können. Noch elender ist die Lage vieler Straßenkinder in Südafrika. Die meisten sind Aids-Waisen, ein Großteil von ihnen ist selbst vom Virus befallen. „Viele dieser Kinder besitzen nicht einmal eine Geburtsurkunde, sind nie einer Behörde gemeldet worden“, weiß Magdalena Brüning vom Volkswagen-Gesamtbetriebsrat. Um ihnen helfen zu können, mussten erst einmal Helfer qualifiziert, lokale Initiativen vernetzt, Behörden integriert werden. Ein Fahrzeug für Krankentransporte und Besorgungen war auch vonnöten. 85 000 Euro flossen im letzten Jahr an das „Save the Children“-Forum, das mit dem VW Community Trust, einer gemeinnützigen Stiftung, zusammenarbeitet. Schon kurz nach dem Start des Pilotprojekts lagen diverse Anfragen aus anderen Städten und Regionen Südafrikas vor. Prinzip Schneeball eben. Globalisierung entwickeln Wenn jeder etwas gibt, kann vielen geholfen werden. Nach diesem Prinzip funktioniert das Belegschafts-Projekt „Eine Stunde für die Zukunft“ zugunsten von Straßenkindern in aller Welt. An der bundesweiten Kampagne „Faire Woche“ beteiligt sich alljährlich auch die Volkswagen AG. In den Werken wird dann verstärkt auf die Transfair-Philosophie und die Produkte des fairen Handels aufmerksam gemacht. www.faire-woche.de Als unabhängige Initiative handelt TransFair nicht selbst mit Waren, sondern vergibt sein Siegel für fair gehandelte Produkte auf der Grundlage von Lizenzverträgen. Die Kriterien des Fairen Handels entsprechen den Standards der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO). www.fairtrade.net 350 Bauernkooperativen und Plantagen in 49 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas profitieren vom Fairen Handel mit dem Transfair-Siegel. Rund einer Million Bauern und Landarbeitern wird damit das Existenzminimum gesichert. www.transfair.org U m fünf Uhr morgens ist für Edgar die Nacht zu Ende. Eine Stunde später macht sich der 57-Jährige aus Costa Rica auf den Weg zu seinem Kaffeefeld. Wenn er nicht erntet, dann düngt er oder jätet Unkraut und befreit seine Pflanzen von Schädlingen. Gegen 16 Uhr kehrt Edgar meistens von der Feldarbeit zurück zu seiner Frau und seinen sieben Kindern. Feierabend ist dann aber längst noch nicht. Die Tiere müssen gefüttert, Feuerholz muss gesammelt werden. Die harten und langen Arbeitsalltag nimmt Edgar in Kauf, um seinen Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen: „Ich möchte, dass sie gut ausgebildet sind und dass sie sich aussuchen können, was sie einmal werden.“ Unterstützung findet der Kaffeebauer Edgar bei der Kooperative Coopeldos. Seit er dort Mitglied ist, kann er dreißig bis vierzig Prozent seiner Erträge über den fair gehandelten Markt verkaufen. Dank der Mehreinnahmen durch den Fairen Handel ist es Edgar möglich, alle seine Kinder zur Schule zu schicken. Zwei von ihnen erhalten überdies auch von der Kooperative eine direkte finanzielle Unterstützung für ihre Ausbildung. Einer der Söhne beendet gerade sein Medizinstudium. Ohne die Hilfe der Genossenschaft wären die Bauern in Edgars Dorf kaum noch in der Lage, ihre Felder zu bewirtschaften. Die Kaffeepreise auf dem Weltmarkt sind drastisch gesunken. Edgar hat Angst, dass die Preise weiter fallen könnten und er seine Schulden nicht mehr zurückzahlen könnte. Sein Appell an die Kaffeetrinker in aller Welt ist deshalb: „Trinkt mehr fairen Kaffee!“ Bei Volkswagen geht das freilich kaum noch. Schon seit 1999 kennen VW-Mitarbeiter die Produkte des Fairen Handels. Es habe dann „nahe gelegen, auch einen eigenen VW-Kaffee zu kreieren“, sagt Klaus Schneck vom Betriebsrat der Volkswagen AG. „Eine VW-Currywurst und einen VW-Ketchup hatten wir ja schon“. Seither sind von Kassel bis Emden rund 180 000 Packungen des fairen Muntermachers verkauft worden. Das Sortiment an fair gehandelten Waren wurde kontinuierlich erweitert. Heute kann man in den Betriebsrestaurants oder SB-Shops des Wolfsburger Unternehmens auch fair gehandelten Tee, Orangensaft, Gebäck, Sesamriegel und sogar Fußbälle kaufen. „Die Erzeugnisse sind in der Regel etwas teurer, dafür erhält der Verbraucher aber ein Produkt, das den anderen neben allen sozialen Kriterien auch in puncto Qualität und Geschmack weit überlegen ist“, sagt Wolfgang Neumann, der für „Beschaffung Gastronomie und Verkauf“ zuständig ist. ese 68|69 Mit Genuss helfen Tatsächlich wird bei der Herstellung fairer Produkte auf die Verwendung von synthetischen Spritz- und Düngemitteln weitgehend verzichtet. Wer fair gehandelte Nahrungsmittel kauft, tut also etwas für die Existenzsicherung der Erzeuger und ihrer Familien in den Kaffeeanbaugebieten und gleichzeitig etwas für die eigene Gesundheit. Alle bei VW angebotenen Produkte besitzen das „FairTrade-Transfair“ Siegel, das seit 1992 Produkte zieren darf, die zu festgelegten fairen Bedingungen gehandelt werden. Rund 70 Firmen haben mit Transfair e. V. einen Lizenzvertrag abgeschlossen. Darunter gepa mbH, die größte europäische Fair-Trade-Handelsorganisation. Unter Ausschluss des Zwischenhandels bezieht auch Volkswagen seine fair gehandelten Produkte direkt von gepa. Für die Zukunft wünscht sich Klaus Schneck, dass möglichst viele andere Firmen dem Beispiel folgen: „Der Erwerb der Produkte aus dem Fairen Handel ist ein Akt der Solidarität und gleichzeitig ein Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt.“ Globalisierung entwickeln Global denken, fair handeln – Transfair-Kaffee hat viele Vorteile. Vor allem für die kleinen Produzenten in Übersee. Volkswagen beteiligt sich am Handel. Nicht nur mit schwarzen Bohnen. Fair gehandelter Kaffee steht bei Volkswagen seit 1999 auf der Speisekarte. Jahr für Jahr beteiligt sich das Unternehmen zudem an der Awareness-Aktion „Faire Woche“. Entwicklungsauftrag an Zulieferer VW-Lieferanten sollen nicht nur hochwertige Vor-Produkte liefern, sie sollen – dem Prinzip Nachhaltigkeit folgend – auch Umwelt- und Arbeitsschutz garantieren. S eit Mitte der neunziger Jahre spielt der Umweltschutz im Dialog zwischen Volkswagen und seinen Lieferanten eine wichtige Rolle. In bisher rund 140 Workshops und Seminaren konnten interessierte Unternehmen aus ganz Europa erfahren, welche Standards für VW-Produkte und für Volkswagen selbst weltweit gelten. So wurden Vertreter von insgesamt 1200 Firmen über die EG-Öko-Auditierung, das Recycling, die Sachbilanzierung oder das Internationale Material-Daten-System IMDS aufgeschlaut. Dabei war Nachahmung zwar erwünscht, aber noch nicht Pflicht: „Die Muss-Vorgaben an unsere Lieferanten beschränkten sich bisher allein auf das Produkt, das wir kaufen“, sagt Dr. Michael Mesterharm, Umweltstratege des Konzerns. Jetzt geht Volkswagen einen großen Schritt weiter und bezieht die Produktions- und Standortbedingungen ein: In Zukunft muss jeder Lieferant weltweit in einer „Erklärung“ darlegen, dass er umweltbewusst handelt, Arbeitsschutzbestimmungen einhält und sich um soziale Fairness im Betrieb bemüht. „Wir wollen die Globalisierung, und wir wollen sie in Übereinstimmung mit unseren ethischen Zielen“, sagt Mesterharm, „deshalb ist es wichtig, auch all unsere Lieferanten einzubeziehen.“ Zwei Jahre lang war unter der Federführung Mesterharms und unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Oldenburg an der Ausgestaltung des Nachhaltigkeitsmanagements in der Lieferantenkette gefeilt worden. Immer wieder Nachhaltigkeit in der Lieferantenkette ist ein strategisches Ziel der Volkswagen AG. Der Forderungskatalog von Volkswagen an Zulieferer aus aller Welt orientiert sich an: • • • der Einführung eines Umweltmanagements Einführung und Einhaltung der Volkswagen-Standards für Arbeitsund Gesundheitsschutz den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wie Verzicht auf Kinder- und Zwangsarbeit, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit und Diskriminierungsverbot Für die meisten Lieferanten dürfte die Ampel indes schon bald auf Grün stehen. Denn wer in den Industrieländern produziert, muss sich ohnehin an vergleichbare gesetzliche Vorschriften halten. Auch langjährige Lieferanten etwa aus Brasilien oder Argentinien haben sich längst den bei Europas Automobilhersteller Nr. 1 geltenden Normen und Standards genähert. „Bei neuen Partnern, insbesondere kleinen und mittleren Betrieben in Schwellen- und Entwicklungsländern dagegen werden unsere Anforderungen ihre Wirkung schon entfalten“, ist sich Mesterharm sicher. Untersuchungen der Vereinten Nationen haben unterdes nachgewiesen, dass eine Verbesserung der Umwelt- und Arbeitsbedingungen in Unternehmen aus Entwicklungsländern fast immer einhergeht mit einer Verbesserung von Produktivität und Qualität. Wenn also ein Lieferant die Anforderungen von Volkswagen einhält, dann hat er seinen gesamten Produktionsprozess gründlich überdacht, hat dabei Störfaktoren ausgeschaltet, ist produktiver und auch zuverlässiger geworden für den Großkunden. „Genau das“, sagt Michael Mesterharm, „ist doch die klassische Nachhaltigkeitsperspektive.“ – integrierter Unmweltschutz in der Lieferantenkette“ – so heißt eine von der VW Coaching im Auf- 70|71 „Wir fühlen uns verantwortlich trag der Beschaffung moderierte Seminarreihe für den Dialog mit Zuliefer-Betrieben. www.volkswagen-coaching.de ese Einen Umweltpreis für Lieferanten lobt die AUDI HUNGARIA MOTOR Kft seit 2003 aus. Mit dem Preis werden Unternehmen gewürdigt, die besonders umweltschonend produzieren. www.audi.com Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine UN-Sonder- organisation, die 1919 gegründet wurde. Die 178 Mitgliedsstaaten sind durch Vertreter der Regierungen wie auch der Sozialpartner in den Organen der ILO vertreten. www.ilo.org Die 25 besten Zulieferer wer- den mit dem VW Group Award ausgezeichnet, der in 5 Kategorien – Entwicklungskompetenz, Produktqualität, Logistik, unternehmerische Leistung, Umweltschutz – vergeben wird. Der Preis in der Kategorie Umwelt wird vom Nachweis wirksamer Managementsysteme abhängig gemacht. www.volkswagen-nachhaltigkeit. Globalisierung entwickeln versammelten sich alle Stakeholder im Unternehmen am runden Tisch, um über den Weg zur weltweiten Vereinheitlichung der Standards zu diskutieren. Der neue Benimm-Katalog enthält nun auch Regeln für den Fall, dass ein Zulieferer die eine oder andere Hürde noch nicht nehmen kann. Ein Kreis von Volkswagen-Experten solle dann „Verbesserungsmaßnahmen entwickeln und diese mit dem Lieferanten abstimmen“. Es gilt also das Prinzip Hilfe vor Strafe. Wem wäre auch damit gedient, wenn Volkswagen einen Vertrag kündigte – und die Verhältnisse vor Ort blieben, wie sie sind. „Verantwortung heißt für Volkswagen, die Lieferanten zu unterstützen und ihnen Wege zu zeigen, wie sie die Ziele erreichen können“, versichert Umweltstratege Mesterharm. Spülwasser im Kreislauf Umweltstandards sind im VW-Konzern überall gleich hoch. Acht Paten aus Wolfsburg unterstützen die Fachleute in aller Welt. D r. Christiane von FinckensteinWang spricht fließend chinesisch. Sie hat drei Jahre in China studiert und weitere drei Jahre das Verbindungsbüro von Volkswagen in Peking geleitet. Seit 1996 arbeitet sie in der Umweltplanung des Konzerns in Wolfsburg. Eigentlich war es selbstverständlich, dass sie – vor fünf Jahren – zur Umweltpatin für die VW-Standorte Changchun und Shanghai avancierte. Umweltpaten – so heißen bei Volkswagen die Betreuer außereuropäischer Werke. Ihre Aufgabe ist es, die globale Geltung der hohen Konzern-Umweltnormen und -standards mit Leben zu füllen. Ein anspruchsvoller Job für die acht Wolfsburger Paten. Erst recht für Christiane von Finckenstein. Denn als Joint-Venture-Partner kann Volkswagen in China nicht allein die Dr. Christiane von FinckenRegie führen. Gleichstein-Wang, Umweltpatin wohl: Ob in Changchun für die Werke in China oder Shanghai eine „Regionalkonferenz“ stattfindet, auf der entschieden wird, in welches Öko-Projekt wie viel Geld fließen soll. – Ob die Kollegen aus dem Reich der Mitte, die in ihren Werken für praktischen Umweltschutz zuständig sind, zu Schulungen nach Deutschland kommen. – Ob sie fit gemacht werden für die Zertifizierung ihrer Werke nach ISO 14001: Christiane von Finckenstein ist dabei, lädt ein, schult und macht fit. Und dann verbeugt sie sich noch in asiatischer Höflichkeit. „Ohne das Engagement der chinesischen Kollegen“, sagt sie, „wäre auch der ehrgeizigste Umweltaktionsplan nur ein Papiertiger.“ Längst hat das Unternehmen DreiJahres-Pläne verabschiedet, die in Changchun und Shanghai Punkt für Punkt abgearbeitet werden. Ein Beispiel: Das Spülwasser aus den Lackierereien wird so aufbereitet, dass es im Kreislauf geführt und mehrfach wieder verwendet werden kann. Oder: Abwasser wird gereinigt und der Wasserversorgung wieder zugeführt. Oder: Bei Planung, Betrieb und Stilllegung von Anlagen werden Böden und Grundwasser geschützt. Volkswagen macht das nicht nur der Umwelt zuliebe. Oder um Ressourcen zu schonen. Es rechnet sich auch. Außerdem entsprechen die chinesischen Umwelt-Gesetze inzwischen „internationalen Höchststandards“, wie auch Dr. Christiane FinckensteinWang weiß. Hintergrund: Luft und Gewässer sind stark Nähere Infos zum Umweltmanagement befinden sich im Nachhaltigkeitsbericht des Volkswagen-Konzerns 2005/2006 „Generationen bewegen“. Zu beziehen ist der Bericht bei der Volkswagen AG, Umwelt und Arbeits- 72|73 verschmutzt und der Müll türmt sich, seit die Wirtschaft so dynamisch wächst. Hinzu kommt der eklatante Mangel an Wasser und Energie. Grund genug für Sparsamkeit. Nicht nur aus Kostengründen übrigens. „Wenn wir mit Energie nicht sparsam umgehen“, sagt Dr. Christiane von Finckenstein-Wang, „ist das nicht nur teuer – wir riskieren auch Produktionsausfälle.“ Und das stände einer Patin wahrlich nicht gut zu Gesicht. schutz, Brieffach 011 / 1 77 43, 38436 Wolfsburg, oder auf www.volkswagen-nachhaltigkeit.de. Weitere Infos im Nachhaltigkeitsbericht von Skoda www.skoda-auto.com und im Umweltbericht ese Leben retten mit der der AUDI AG. www.audi.com Die letzten Dürrejahre haben im Nordosten Brasiliens eine Million Menschenleben ausgelöscht. Und die nächste Trockenzeit steht bevor. Volkswagen unterstützt das Misereor-Projekt „Trotz Dürre leben“ und macht die Volkspumpe möglich. I m Nordosten Brasiliens sei es „so trocken, dass sogar die Ziegen verdursten“, sagt Lauro Alcantara. Und diese Tiere seien doch „sehr bescheidene Trinker“. Lauro Alcantara ist in Brasilien aufgewachsen. Heute leitet er für Volkswagen die Region Südamerika. Alle 20 bis 30 Jahre wiederholt sich die Katastrophe, der jedes Mal unzählige Menschen zum Opfer fallen: kein Regen, auch nicht im Winter. Manchmal hält die Trockenphase sogar fünf lange Jahre an. Dann fehlt nicht nur Trinkwasser, auch auf den Feldern ist nur noch staubige Dürre. Wer sein Leben in Sicherheit bringen will, wer es sich leisten kann, der geht ganz weit weg – in eine Großstadt. Dort schwellen in den Trockenzeiten die Elendsviertel an. Die nächste Trockenperiode beginnt gerade, und sie könnte bis 2010 dauern – oder gar länger. Doch diesmal soll es nicht so sein wie in der Vergangenheit. Den Kreislauf, der in der Trockenheit Schwung nimmt und im Tod oder im Elend der Großstadt endet, will Misereor mit der Initiative „Trotz Dürre leben“, unterstützt von VolkswaLesen Sie weiter auf Seite 74 Globalisierung entwickeln Bomba d‘Agua Popular Fortsetzung von Seite 73 gen, endgültig durchbrechen. „Volanta“, so heißt die Volkspumpe, soll Brasiliens Trockenregionen dauerhaft Wasser spenden. „Wir haben uns nach einer einfachen mechanischen Pumpe umgeschaut und die ging im August in Serienproduktion“, sagt Alcantara. In Zusammenarbeit mit Misereor, mit der Katholischen Kirche in Wolfsburg, mit der IG Metall und mit lokalen Organisationen in Brasilien sollen zunächst 1 000 Gemeinden je eine solche „Bomba d´Agua Popular“ (Volkspumpe) erhalten. Für die Beschaffung der Werkzeuge und für die Produktion der ersten 200 Pumpen reicht das Geld schon. Organisationen vor Ort entscheiden, wo die ersten Pumpen in Betrieb gehen. Auf Volanta fiel die Wahl, weil das Modell zum Betrieb keinerlei Energie benötigt und weil es ganz einfach und verständlich von jedem Menschen bedient werden kann. Volkswagen hat – nach dem Entwurf eines niederländischen Entwicklungshelfers – in Wolfsburg einen Prototypen perfektioniert und weltweit nach dem günstigsten Lieferanten für die Einzelteile gesucht. „Rohstoffe und Pumpenteile kommen aus Brasilien selbst, und gebaut wird sie auch gleich vor Ort“, sagt Lauro Alcantara. So fördert das Projekt außer Wasser auch noch zusätzliche Arbeitsplätze. Einst haben ehrgeizige Sucher tief in der Erde in Brasiliens Nordosten nach „Schwarzem Gold“ gesucht. Öl haben sie damals zwar nicht gefunden. Trotzdem könnte sich die vergebliche Mühe als Glücksfall erweisen. Denn in den vorhandenen Die Ölsuche von früher erweist sich als Glücksfall Wasser für die arme Landbevölkerung wird in Brasilien mit der Bomba d‘Agua Popular, der Volkspumpe, gefördert. Bohrlöchern sollen nun die Pumpen zum Einsatz kommen. In der Region gibt es nicht überall Strom, unvorstellbar der Aufwand, der für neue Bohrungen betrieben werden müsste. Zumal sich das kostbare Wasser hier erst in Tiefen von 30 bis 60 Metern finden lässt. Wenn die ersten tausend Pumpen auf die ländlichen Gemeinden verteilt sind, haben 250 000 Menschen Zugang zu Wasser. Vielleicht gelingt es zudem, die brasilianische Regierung zu überzeugen, Volanta in ihr Projekt „Hunger Null“ aufzunehmen – und die restlichen Volkspumpen zu finanzieren. 30 000 Pumpen zum Stückpreis von rund 2 000 Euro – inklusive Montage und Schulung – können Millionen Menschenleben retten. 74|75 Komm in die Schule, Kalari! ese K alaris Kindheit nahm ein jähes Ende – an Weihnachten 2004, als die Flutwelle kam. Kalari ist zwölf Jahre alt, zur Schule geht sie nicht mehr: Sie muss jetzt ihre Familie unterstützen. Stundenlang sitzt sie in der Sonne, bedeckt den Kopf mit einem Zipfel ihres Saris und pflückt Erdnüsse. Kalari wird nach Menge bezahlt – pro Tag verdient sie 50 Rupien, das sind umgerechnet 40 Cent. Ihr Vater ist immer Fischer gewesen. Seit dem Tsunami aber war er nicht mehr draußen – die riesige Welle hat das Boot zerstört und die Netze fortgespült. Die Existenz vieler Fischerfamilien in den Dörfern ist vernichtet. Zum Glück in ihrem Unglück siedeln die Bewohner im Bundesstaat Andrah Pradesh an der Ostküste Indiens mehrere hundert Meter im Inland, so blieben wenigstens die meisten Häuser verschont. Und selbst wenn es die Ausrüstung nicht erwischt hat, ist die Existenz bedroht. Denn kaum jemand isst hier noch gerne Meeresfrüchte. Die Fischer brächten die Toten mit in ihren Netzen, heißt es. Als Fisch. So mussten viele Kinder plötzlich erwachsen werden – nicht nur die der Fischer, auch die der Händler. Ihre Zukunft hängt davon ab, ob es Die Zukunft der Kinder hängt davon ab, ob es gelingt, sie wieder in die Schulen zu holen. gelingt, sie von den Feldern, aus den Fabriken und den Haushalten wieder in die Klassenräume zu holen. Mit einem groß angelegten Wiedereinschulungsprogramm hat sich „terre des hommes“ an die Arbeit gemacht, will den Kindern in den betroffenen Dörfern zu Ausbildung und damit zu einer neuen Zukunft verhelfen. Volkswagen hat das Projekt „Neue Chancen nach der Flut“ initiiert – und zunächst eine Million Euro investiert. Die Belegschaft spendete weiLesen Sie weiter auf Seite 76 Globalisierung entwickeln Dem Tsunami folgte eine weltweite Welle der Hilfsbereitschaft. VW hilft traumatisierten Kindern in Andrah Pradesh – langfristig. Fortsetzung von Seite 75 tere 600 000 Euro. „Insgesamt acht Schulen werden neu aufgebaut, die erste ist schon eingeweiht worden“, sagt Peter Mucke, Geschäftsführender Vorstand von „terre des hommes“. Weitere 24 Schulen werden renoviert. Auf diese Weise wird der Unterricht in Vorund Grundschulen für rund 4 400 Kinder sichergestellt. Zum Programm gehören auch die Fortbildung von Lehrern und Hilfen für traumatisierte Kinder. Schließlich werden auch die Hurrikan-Schutzbauten an der Küste mit Volkswagen-Hilfe instand gesetzt . Seit dem Frühjahr läuft die Wiedereinschulungskampagne. Mit viel Schwung. Neue Lehrer bieten Crashkurse an, in denen Kinder den verpassten Stoff nachholen. Dafür ist viel Überzeugungsarbeit notwendig – bei den Eltern, die ihre Kinder wieder in die Schule schicken sollen. Damit sie ein Stück ihrer hinweg gespülten Kindheit zurückerhalten. Vielleicht auch Kalari. Gesundheitsdienst an 365 Tagen je 24 Stunden Volkswagen de México ist mit seiner vorbildlichen medizinischen Versorgung auf dem Weg zur „sicheren Fabrik“. D ie Gesundheit der VW-Mitarbeiter ist nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen ein wichtiges Gut. Wie ernst die medizinische Versorgung auch aus sozialen und humanitären Gründen genommen wird, zeigt das Beispiel VW de México: Hier können sich die gut 16 000 Beschäftigten am Standort Puebla voll auf den medizinischen Dienst verlassen: „Die Gesundheit der Arbeiter hat Priorität. Wir stehen daher mit unserem medizinischen Service an 365 Tagen im Jahr bereit – und zwar 24 Stunden“, sagt der Leitende Arzt Dr. Manuel Max Robles Ortega. Das 15-köpfige Team des Gesund- heitszentrums gewährleistet neben der kostenlosen medizinischen Basisversorgung auch einen hohen Standard der Arbeitsplatzsicherheit. Bei regelmäßigen Rundgängen durch das Werk wird auf Ergonomie und gute Arbeitsbedingungen großen Wert gelegt. Gerade in metallverarbeitenden Bereichen wie der Gießerei werden beispielsweise alle Arbeiter mit individuell angepassten Sicherheitsbrillen ausgestattet – und die Sehschärfe wird kontrolliert. „Zur Prävention zählen auch unsere regelmäßigen Gesundheitschecks und Impfkampagnen“, sagt Dr. Max Robles. Ein Software-System hilft der medizinischen Abteilung, alle gesundheitsrelevanten Daten der Mitarbeiter sorgfältig zu managen. 76|77 ese Volkswagen-Beschäftigte in Puebla profitieren von einem exzellenten medizinischen Dienst. Wissen ist der Schlüssel Vor fünf Jahren hat sich die werkseigene Education and Training Division von VW of South Africa auch für externe Kunden geöffnet. Aus dem eigenständigen Institut ETI am Eastern Cape ist ein Anbieter von Rang für Aus- und Fortbildung geworden. I n Uitenhage, dem Standort von Volkswagen in der Provinz Eastern Cape, sind fast 40 Prozent der Menschen arbeitslos. Viele von ihnen fallen aus der offiziellen Statistik, weil sie sich und ihre Familien gerade eben mit einem Kleinstgewerbe über Wasser halten können. Grund für die Misere: Mangel an Möglichkeiten und fehlende Berufsausbildung. Volkswagen of South Afrika (VWSA) bildet mit seinen Zulieferbetrieben die Schlüsselindustrie in Globalisierung entwickeln Auch eine engagierte Aufklärung über allgemeine Gesundheitsrisiken haben sich die VWÄrzte zur Pflicht gemacht. Mitarbeiter, die mit Bluthochdruck, Cholesterin oder Zucker Probleme haben, werden im Umgang mit Übergewicht und Diabetes beraten. Um die Eigenverantwortung zu stärken, werden insbesondere die Auszubildenden in medizinischen Informationsgesprächen für Gesundheitsrisiken sensibilisiert – angefangen von Fragen der richtigen Ernährung über Suchtgefahren und Methoden der Familienplanung. „Unser Ansatz der aktiven Kontrolle hilft spürbar, die Unfallgefahr am Arbeitsplatz zu senken“, sagt Dr. Robles. Der Mediziner hat den Ehrgeiz, auch Zulieferer in das qualitativ hochwertige Gesundheitssystem einzubinden. „Es ist ein langer Weg, aber wenn wir Erfolg haben, werden wir als sichere Fabrik zum Musterbeispiel in Mexiko.“ Fortsetzung von Seite 77 der Region. Was liegt da näher, als den Menschen via Ausbildung eine Chance auf den Berufsstart zu geben! Deshalb hat sich die Education and Training Division von VWSA, die 20 Jahre lang nur eigene Mitarbeiter fit für den Job gemacht hat, inzwischen auch für externe Unternehmen geöffnet – und für Menschen ohne Zukunft. Grundschüler können Kurse in Lesen, Schreiben und Rechnen belegen, Jugendliche ein Berufsqualifizierungsprogramm durchlaufen oder am Computerkurs teilnehmen. Hochschulabsolventen können sich hier für ein Graduate Trainee Programme bewerben. Zwei Drittel der jährlich 30 Plätze sind dabei für schwarze Absolventen reserviert. Die besten Teilnehmer dieses 18-monatigen Intensiv-Programms übernimmt Volkswagen selbst. Das Education and Training Institute (ETI) arbeitet vernetzt mit regionalen Initiativen Eine hervorragende Beufsausbildung ist das Markenzeichen des von Volkswagen getragenen Instituts ETI in Uitenhage . wie UDDI, der Uitenhage Despatch Development Initiative. Ganz ähnlich der AutoVision in Wolfsburg will sie in der Region weitere Firmen ansiedeln und den Menschen eine Chance auf Ausbildung und Arbeit geben. „In unserer sich rasant verändernden Welt ist es wichtig, dass Menschen die Möglichkeit bekommen, auch zu den Gewinnern zu gehören. Grundlage dafür ist die gute Ausbildung – hier lohnt sich jede Investition“, sagt Leon De Klerk, General Manager des ETI. Von Technik über Produktion und Montage, Finanzen- und Datenverarbeitung, Personalentwicklung, Management-Entwicklung bis hin zu einem Assessment Center: das Angebot des Instituts ist umfassend. Eintrittskarte in die Berufswelt für 800 Arbeitslose Dank seiner modernen Unterrichtsmethoden und seiner Lerninhalte hat sich das ETI einen exzellenten Ruf erarbeitet – nicht nur am Eastern Cape, sondern in ganz Südafrika. 120 externe Unternehmen und Behörden sind Kunden und schicken ihre Mitarbeiter gern nach Uitenhage. So war es kein Zufall, dass das Arbeitsministerium in Johannesburg unter anderem Volkswagen und das ETI als jene Unternehmen ausgewählt hat, die den Standard der Berufsausbildung in Südafrika definieren sollen. Im Jahr 2004 haben die 170 Vollzeit-Trainer insgesamt 51 000 Schüler, Techniker, Handwerker, Ingenieure und künftige Führungskräfte in den verschiedenen Berufszweigen aus- und fortgebildet. Nur etwa 1 000 Teilnehmer pro Monat waren von Volkswagen selbst. 800 Arbeitslose erhielten durch die Kooperation von ETI, der Regierung und UDDI allein im vergangenen Jahr eine Eintrittskarte in die Berufswelt. ese � �������� ������������������������������������ �������������� Lebende Rasenmäher: Das Projekt „Auerochsen in den Ilkerbruchwiesen“ 80|81 Natur bewahren Gestern gingen wir abholzen, was im Wege stand. Heute wollen wir bauen und dabei die Natur bewahren. Neue Heimat Cerrado Das Cerrado-Buschland Zentralbrasiliens gehört zu den aussterbenden Naturlandschaften des Kontinents. Wo einst bewaldete Savanne vielen Tier- und Pflanzenarten Heimat bot, entstanden Eukalyptusplantagen für die Zellstoff- und Papierproduktion. In einem Naturschutzgebiet in der Nähe des Volkswagenwerks São Carlos Einer von 16 Auerochsen, die in den Ilkerbruchwiesen zwischen Wolfsburg und Gifhorn den „artgerechten und ganzjährigen Weidebetrieb“ übernommen haben W o laufen Sie denn? Weit schweift der Blick über flaches Land – da plötzlich geraten zwei gewaltige Hörner ins Blickfeld. Und schon folgt ein massiger schwarzbrauner Körper – ein Auerochse. Eigentlich war die Stammform aller heutigen Rinderrassen im 16. Jahrhundert schon einmal ausgestorben. Durch Rückzüchtung ist der Ur- oder Auerochse aber gleichsam wiederauferstanden. 16 stattliche Exemplare haben in den Ilkerbruchwiesen zwischen Wolfsburg und Gifhorn eine neue Heimat gefunden – auf Initiative der Volkswagen AG. Eine Werkserweiterung hatte den urigen Modellwechsel vorbereitet. Wer Natur zerstört, muss nämlich nach niedersächsischem Recht an anderer Stelle „biotopverbessernde Maßnahmen“ ergreifen. So entstand das Projekt „Auerochsen in den Ilkerbruchwiesen“. Gemeinsam mit der Stadt, dem NABU und dem Weißstorch-Beauftragten brütete die VW-Umweltabteilung das „Konzept für eine optimale Grünlandentwicklung“ aus. Wo bisher Landwirtschaft stattfand, sollte eine „halboffene Wiesenlandschaft“ gedeihen, die auch bedrohten Vogel- und Pflanzenarten Überlebensraum bieten würde. Die hart gesottenen Auerochsen, das war der Clou, sollten als lebendige Rasenmäher den Einsatz menschlicher Landschaftsgärtner überflüssig machen. Inzwischen ist die kühne Idee Realität. Rund 40 Hektar Land hat sich Volkswagen zusammengekauft – der größte Teil davon als geschlossene Fläche. „Wir wollten schließlich nicht kleckern, sondern klotzen“, soll die ursprüngliche Vegetation des Cerrado nun wieder aufleben. Dafür werden auf 140 000 Quadratmetern insgesamt 63 Arten von Bäumen und Sträuchern gepflanzt. Das Wachstum der Sämlinge muss dabei über einen längeren Zeitraum begleitet werden; Ameisen müssen ferngehalten, Düngemittel eingebracht werden. „Es wird einige Jahre dauern, bis das Reservat regeneriert ist. Dann werden wir dort auch wieder Tierarten erleben, die in andere Gegenden ausweichen mussten“, erklärt Marcio Lima, der Umweltschutzbeauftragte bei VW do Brasil. Mähnenwolf und Brokathirsch zählen dazu, Ameisenbär und Puma. Um die Rettung bedrohter Arten kümmert sich auch der Ecological Park in São Carlos. Volkswagen ist seit langem Partner dieser Einrichtung. www.volkswagen.com.br 82|83 Lebende Rasenmäher sagt Joachim Röttcher, der das Projekt für Volkswagen vorangetrieben hat. Wintertrockene Plätze und Teiche mussten angelegt, Zäune gesetzt, Böschungen abgeflacht, Hecken und Feldgehölze angepflanzt, schließlich Info-Tafeln aufgestellt werden. Immerhin 750 000 Euro hat das Unternehmen in das Naturschutz-Projekt investiert. Auch eine Heuraufe wurde errichtet, falls die Natur einmal nichts mehr zu beißen herausrücken sollte. Seit letztem Sommer führt ein gut beschilderter Lehrpfad um das Areal herum. Außerdem haben die Auerochsen Gesellschaft bekommen – vier Klein-Pferde, sogenannte Koniks, dürfen sich mit ihnen tummeln. Die Nachfahren des Tarpans sind kräftig und robust und darum gut geeignet für das Leben in freier Wildbahn. Weitgehend friedlich sei die Koexistenz zwischen Ochs und Pferd, versichert Experte Röttcher. Drei gepflasterte Aussichtshügel verschaffen freien Rundblick – bald auf Sandbänke, die Vögel, Pferde und Rinder zum Baden einladen, bald auf Birkengruppen, die im Sommer schattige Plätzchen bieten. Doch auch an Winterskälte wurde gedacht. Eine kleine Stromschnelle, durch Verengung des Bachlaufs geschaffen, sorgt dafür, dass es auch bei Frost frisches Wasser zu trinken gibt. Und wenn das Flüsschen „bei 20 Grad minus doch mal zufriert, kommt Bauer Bendlin und hackt das Eis auf“, beruhigt Joachim Röttcher den besorgten Tierfreund. Der Landwirt aus Sülfeld kümmert sich auch, wenn mal ein Tier erkrankt oder ein Zaun beschädigt worden ist. Dafür darf er die Ochsen auch schlachten und das hochwertige Biofleisch vermarkten. So hat der „artgerechte und ganzjährige Weidebetrieb“ seine Probezeit längst hinter sich. Sogar Wiesenpieper und Blaukehlchen sollen schon wieder gesichtet worden sein. Graugänse halten ohnehin gern Rast. Und der Weißstorch schaut schon der vielen fetten Frösche halber gern auf einen Imbiss vorbei. Schon gibt es Pläne und Gespräche darüber, wie der Natur in der Allerniederung weiterer Raum belassen werden könnte. Von einer Ausweitung des Projekts auf 100 Hektar träumen die Umwelt-Aktivisten bei Volkswagen. An eine Aufwertung des Terrains als „außerschulischer Lernort“ für Schulen und Kindergärten ist gleichfalls gedacht. Dabei bliebe der Ilkerbruch immer noch ein Projekt mit offenem Ausgang. Denn wie sich alles entwickeln wird, darüber entscheidet letztlich die Natur selbst. Natur bewahren Im Zeichen der Agenda 21 wurde in Wolfsburg ein besonderer Modellwechsel vollzogen: Volkswagen lässt Auerochsen und Konik-Pferde in wilder Beweidungs-Partnerschaft grasen. Umwelt und Geldbeutel schonen: Die Fahrspartrainings von Volkswagen und NABU Sp(i)rit vom Feld: Die SunFuel-Strategie 84|85 Klima schützen Wer die Nase im Wind hat, ahnt, dass sich das Klima wandelt. Die Menschen können davor die Augen schließen. Oder es schützen. „Bergab Schubabschaltung nutzen!“ ese Seit vier Jahren ziehen VW und NABU mit – unentgeltlichen – Spritspartrainings durch die Republik. Mit einer vorausschauenden Fahrweise kann man nicht nur Umwelt und Klima schonen, sondern auch das eigene Portemonnaie und die Nerven. E igentlich hatte Otto Schumacher immer geglaubt, dass ihm am Steuer keiner mehr etwas vormachen kann. Doch allmählich dämmert dem Mittfünfziger aus Obersontheim, dass er in Gero Heppe seinen Meister gefunden haben könnte. Eine gemein- Schüler und Lehrer beim Spritspartraining: 25 Prozent Benzin kann sparen, wer sich an einige wenige Regeln hält same Runde im Volkswagen – Modell Golf, 150 PS – haben die beiden schon gedreht – über Jagstrot hinab ins Bühlertal bis Cröffelbach und zurück ins „Gründle“ bis zum „Autohaus Schümann“. Dort liegen Start und Ziel des Spritspartrainings, zu dem Volkswagen und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) alle Interessierten aus Schwäbisch Hall und Umgebung eingeladen haben. Bisher durfte Otto Schumacher „ganz normal“ fahren. Kaum aber hat Runde zwei begonnen, sieht er sich von Trainer Gero Heppe entmündigt. „Kurz und knackig“, tönt es vom Beifahrersitz herüber, „nicht lange beschleunigen, dritten Gang, vierten überspringen, rollen lassen.“ Otto Schumacher ist verunsichert. Zwar hat er bereits gelernt, dass jeder Schaltvorgang Benzin kostet. Aber dass so viel Dynamik auch noch sparsam sein soll? Schon aber ereilt ihn der nächste Befehl. „Bergab Schubabschaltung nutzen!“ Und tatsächlich – der Verbrauch fällt auf null zurück. Otto Schumacher wirft seinem Trainer einen respektvollen Blick zu. Seit vier Jahren veranstalten Volkswagen und NABU Spritspartrainings – anfangs noch schaft hat Volkswagen seit 1996 gemeinsam mit „AutoBild“, der Deutschen Veedol und dem Zen- 86|87 Die Deutsche Spritspar-Meister- tralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes ausgerichtet. www.cleverfahren.de Kostenlose Spartrainings orga- nisiert Volkswagen auch für die Fahrer der Kirchentage. Schnupperkurse für die Kirchentags-Besucher führte das Unternehmen gemeinsam mit seinem Kooperationspartner NABU durch. www.kirchentag.de Von der „Führerschein Trophy“ von ARAL bis zum Training des Behindertenverbandes VDK Sachsen – interessierten Organisationen bietet Volkswagen eine Spar-Sicherheits-Kooperation. www.volkswagen.de Veranstaltungstermine und Spritspartipps hält der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bereit auf www.sparsprit.info Basis-, Aufbau – und Schnup- perkurse in umweltbewusster und/oder sicherer Fahrweise bieten auch die Konzerntöchter Audi, Seat und Škoda. www.audi.com Klima schützen im Rahmen der vom Umweltbundesamt geförderten Kampagne „Umschalten – ganz einfach Sprit sparen“. Jung oder alt, Mann oder Frau – teilnehmen könne „jeder, der wissen will, wie man mit Gas und Bremspedal umgehen muss, um Sprit zu sparen und damit Umwelt und Geldbeutel zu schonen“, sagt Dietmar Oeliger, der Referent für Verkehr und Mobilität beim NABU. Bei Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Trainings arbeiten lokale NABU-Gruppen, koordiniert von ihrer Bundesgeschäftsstelle in Berlin, VW-Händlerbetriebe und ein professionelles Trainer-Team Hand in Hand. Geübt wird im alltäglichen Straßenverkehr, mit präparierten Fahrzeugen. In einer ersten Runde dürfen die Teilnehmer fahren, wie sie wollen. Dabei ermittelt ein Bordcomputer Spritverbrauch und Durchschnittsgeschwindigkeit. Nach einer kurzen theoretischen Unterweisung folgt Runde zwei – diesmal unter Anleitung des Trainers. Eine Wanderausstellung über „Mobilität und Klimaschutz“ bietet Gelegenheit zur Vertiefung der gewonnenen Erkenntnisse. Ob in Korbach, Mainz, Wolfenbüttel oder eben Schwäbisch-Hall – das Ergebnis der kurzen ökologischen Fahrschule löst regelmäßig Verblüffung aus. Denn tatsächlich kann bis zu 25 Prozent Benzin einsparen, wer sich an einige wenige, teils aber verblüffende Regeln hält. Und das Erstaunlichste vielleicht: Die Durchschnittsgeschwindigkeit war bei vorausschauender ökologischer Fahrweise keineswegs geringer als im Normal-Modus. Die meisten Teilnehmer waren sogar schneller am Ziel als zuvor. Eine wissenschaftliche Begleituntersuchung im ersten Trainings-Jahr ergab faszinierende Spar-Potentiale. So rechnet der damalige Projektleiter Dr. Frank Musiol in seinem Abschlussbericht hoch, dass sich in Deutschland mit einer flächendeckenden Fahrerschulung „jährlich CO2-Emissionen in einem Umfang von elf Millionen Tonnen vermeiden“ ließen. Das wären immerhin 1,3 Prozent der Gesamtemissionen. Das Sparen hat bei Volkswagen Tradition. Als Partner des Umweltbundesamtes und der TU Berlin unterstützte das Unternehmen im Jahr 1985 schon das wegweisende Forschungsprojekt „Erziehung zu umweltbewusstem Fahrverhalten in der Fahrausbildung“. Auch Otto Schumacher hat an diesem schönen Septembertag hinzugelernt. 13,8 Prozent weniger Sprit hat er verbraucht dank der Tipps und Tricks, die ihm sein Trainer Gero Heppe verraten hat. Rechnen konnte er schon immer gut. Deshalb ist Otto Schumacher rasch klar, was ihm die Ersparnis aufs Jahr hochgerechnet an neuer Lebensqualität bringt: „Donnerwetter, das ist ja glatt eine Woche Verlängerungsurlaub auf Mallorca.“ D Aus Mais könnte der Kraftstoff der Zukunft gewonnen werden, meint Dr. Wolfgang Steiger, Leiter des VW-Forschungsfelds Antriebe. BTL-Kraftstoffe wie SunFuel weisen den Weg zu CO2neutraler Verbrennung – zum Nutzen von Umwelt und Klima. ie Zahl raubt den Atem: 25 Millionen Tonnen! Jedes Jahr belastet die Menschheit die Erdatmosphäre mit zusätzlichen 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2). Also mit dem Gas, das von der Mehrheit der Wissenschaftler für den Treibhauseffekt verantwortlich gemacht wird. Und das nun einmal noch immer bei jeder Autofahrt freigesetzt wird. Noch. Volkswagen wartet nicht ab, bis die Forschung Einigkeit erzielt hat, ob das CO2 tatsächlich unser Klima belastet. Stattdessen hat der Konzern eine integrierte Antriebs- und Kraftstoffstrategie entwickelt und vorangetrieben, um die Emissionen von CO2, Stickoxiden und Rußpartikeln drastisch zu reduzieren. Und um die Zeit bis zur Serienreife schadstofffreier Brennstoffzellen zu überbrücken. „Denn bis dahin vergehen mindestens noch zwei bis drei Jahrzehnte“, widerspricht Dr. Wolfgang Steiger, Leiter des VW-Forschungsfelds Antriebe, allen allzu optimistischen Prognosen. Die zentrale Säule dieser Übergangs-Strategie sind synthetische Kraftstoffe als Alternative zum Erdöl: Erstens Kraftstoff aus Erdgas, im Jargon der Experten „Gas to liquid“ (GTL) genannt. Und zweitens: Kraftstoff aus – Mais. Richtig gelesen: Mais. Oder auch Holz oder Roggen. Analog zum GTL ist auch die Entwicklung des BTL, des „Biomass to liquid“ Kraftstoffs ausgereift. Schon heute wandelt eine Pilotanlage der Firma Choren im sächsischen Freiberg Holz in Diesel. Beziehungsweise in SunFuel. So lautet der Markenname des rein pflanzlichen Zukunftssprits, dessen Produktionsverfahren Volkswagen und DaimlerChrysler mitentwickelt und erheblich gefördert haben. Ergebnis ist ein Kraftstoff mit beeindruckend vielen Vorteilen. Vor allem für die Umwelt: Verglichen mit konventionellem Diesel setzt SunFuel 60 bis 90 Prozent weniger Treibhausgase frei sowie nur halb so viele Rußpartikel. „Und diese Messwerte 88|89 Vom Acker in den Tank ese gelten nur für moderne Motoren“, betont Steiger. Denn in den meisten Gegenden der Welt donnern noch 30 Jahre alte Lkw umher, die enorme Rauchfahnen hinter sich herziehen. Aber: Selbst sie könnten problemlos SunFuel tanken. Einfüllen, losfahren, fertig – BTL-Kraftstoffe benötigen keinerlei Eingriffe am Motor. „In Kairo oder Peking“, so Steiger, „werden wir die Effekte von SunFuels in Tonnen von Partikeln messen können!“ Noch positiver soll die Ökobilanz von SunFuel ab dem Jahr 2015 ausfallen. Dann nämlich plant VW mit dem Combined Combustion System (CCS) eine ganz neue Aggregate-Generation. Sie wird die Vorteile von Diesel- und Otto-Motor vereinen, nochmals effizienter und gleichzeitig sauberer arbeiten. Steiger: „Mit CCS und SunFuel werden unsere Autos weder Rußpartikel noch Stickoxide mehr freisetzen und CO2 nur in den Mengen, die auch bei der natürlichen Photosynthese entstehen – die Verbrennung wird absolut CO2-neutral!“ Gut für die Atmosphäre. Und auch für die Landwirte. Die mutieren zu Energiewirten, pflanzen künftig quasi Kraftstoff an. BTL-Sprit würde so ganz nebenbei auch die Erdölabhängigkeit mildern: „Allein in der EU gibt es genug Flächen, um 20 Prozent des gesamten Kraftstoffbedarfs mit SunFuels zu decken“, versichert Steiger. Ökologisch negative Maismonokulturen drohen indes nicht. „Sonnenblumen, Schilf, Gras, Stroh – SunFuel lässt sich eigentlich aus jeder Pflanze machen“, erklärt Steiger einen weiteren Clou. „Sogar mit Kompost kommt das Verfahren klar.“ SunFuel schlägt Bio-Diesel aus Raps um Längen. Es ist weit ergiebiger, weil nicht nur das Öl der Samen, sondern die ganze Pflanze mit Stiel und Stängel verwertet wird. Und Motorschäden wie beim Tanken von Raps-Diesel muss niemand befürchten. Viele Vorteile. Fragt sich nur: Wann bricht das neue Kraftstoffzeitalter an? „Ab 2010“, prognostiziert Steiger, „dann wird BTL Diesel und Benzin beigemischt, in sukzessive steigenden Anteilen.“ Er selbst tankt seinen Dienstwagen schon heute mit sonnengereiftem Sprit – und kennt deshalb noch einen Vorteil: „SunFuel stinkt nicht, sondern duftet nach Wachs.“ Klima schützen Sommersmog, Treibhauseffekt, Klimakollaps – die wohl wichtigste Aufgabe eines Autoherstellers ist, nachhaltige Mobilität sicherzustellen. VW nimmt die Herausforderung an. Und setzt dabei gleichsam auf die Kraft des Korns: auf SunFuel, den Zukunftssprit aus Biomasse. Lieferweg Schiene: Die CargoTram in Dresden Das Handy als Staumelder: Die Niedersächsische Landesinitiative Telematik 90|91 Mobilität erhalteln Das Abenteuer des Lebens beginnt auf der Wiese nebenan. Wer die Freiheit liebt, muss Mobilität erhalten. Güter fahren Straßenbahn ese Zulieferverkehr minimieren – das war das Ziel von Volkswagen am Standort der Gläsernen Manufaktur im Zentrum Dresdens. Deshalb fahren dort fast alle in der Montage benötigten Komponenten Bahn. Das pfiffige Logistikkonzept hat auch im Ausland Interesse geweckt. W Mit der Cargotram befördert Volkswagen Teile für die Montage seines Luxusmodells „Phaeton“ quer durch die Dresdner Innenstadt – zum Vorteil der Umwelt und der staugeplagten Einwohner. Einst verkehrten Wäschewagen auf Schienen. as ist blau, hat weder Fenster noch Türen, bewegt sich alle vierzig Minuten auf Straßenbahnschienen durch Dresden und bietet Fahrgästen keinen Platz? Richtig: die Güter-Straßenbahn. Also – bitte nicht einsteigen! Schon als Volkswagen die Gläserne Manufaktur am Rande des Zentrums der Elbmetropole plante, hat der Automobilhersteller den Bewohnern, der Umwelt und der Infrastruktur zuliebe in dieses zukunftsweisende Logistikkonzept investiert. Zwei Straßenbahnen wurden eigens für den Transport von schwerem Material konstruiert. Seit dem ersten Tag der Produktion des VW-Spitzenmodells Phaeton beliefern sie das Werk just in time mit Teilen, Komponenten und Werkzeugen. Wo normalerweise Fahrgäste Platz nehmen würden, befinden sich mit Planen überspannte Ladeflächen. Der 60 Meter lange Zug kann bis zu 60 Tonnen in einer Fuhre transportieren. Die gesamte Logistik konnte derweil in das Güter-Verkehrs-Zentrum (GVZ) nach Fried- Weil die Ampeln immer auf grün stehen, gibt es keine Staus mehr Die Cargo, die von besonders geschulten Fahrern der Dresdener Verkehrsbetriebe gelenkt wird, nutzt die Lücken im täglichen Fahrplan. Der Fluss des Personenverkehrs wird also nicht gestört. Das kluge Logistikkonzept ist ein Beitrag von Volkswagen zur Erhaltung von Lebensqualität in der sächsischen Hauptstadt. Und weil für die Cargotram sowieso immer die Ampeln auf grün stehen, trägt sie ganz nebenbei auch zur Stauverminderung und damit zum Umweltschutz bei. So revolutionär sich das Konzept anhört – es hat Vorläufer. Vor hundert Jahren verkehrte schon einmal eine Güter-Straßenbahn in Dresden. Sonderbare Wäschewagen wurden damals an die Straßenbahn angehängt. Später wurden Getreide und Mehl zwischen dem Alberthafen und den Mühlen im Vorort Plauen auf diese Weise hin und her transportiert. Volkswagen hat in seinem Konzept also auf eine gute alte Idee gesetzt. Dennoch, die Umsetzung des Gedankens „Güter auf Straßenbahnschienen“ ist einzigartig – nicht nur in Deutschland. Städte aus aller Welt interessieren sich inzwischen für die blaue Bahn, die Volkswagen beliefert. Das belegen Anfragen aus Japan, China, Dubai, Frankreich und der Slowakei. Automobilbranche war das Projekt „Sustainable Mobility“ im Rahmen des World Business Council for 92|93 Eine Gemeinschaftsinitiative der Sustainable Development. In diesem Projekt ist eine Vision globaler Mobilität für das Jahr 2030 entwickelt worden. Die Initiative hat Stakeholder wie Umweltverbände, wissenschaftliche Institute und Behörden in die Strategiedebatte eingebunden. www.wbcsd.org Global denken, lokal handeln – daran orientiert sich auch der Steuerkreis der Wolfsburger Agenda 21. Vertreter aus Unternehmen, Verwaltung und Verbänden haben sich zusammengeschlossen, um den Klimaschutz aktiv zu fördern. Volkswagen ist in verschiedene Projekte eingebunden. Eines davon: die Förderung von Fahrgemeinschaften seiner Mitarbeiter. www.wolfsburg.de Durch die Verlagerung von Trans- porten auf das umweltfreundliche Container-Schiff vermeidet Volkswagen seit kurzem rund 150 LkwFahrten pro Woche. Gut 20 000 Zwanzig-Fuß-Einheiten (TEU) wurden im Jahr 2004 zwischen Braunschweig und Hamburg verfrachtet. www.vw-transport.de Mobilität erhalten richstadt, einen Vorort Dresdens, ausgelagert werden. Bis dahin fahren die Lkw, ab hier übernehmen die Dresdener Verkehrsbetriebe (DVB). Kommt die Straßenbahn an, entladen Gabelstapler das zurück beförderte Verpackungsmaterial von der einen Seite. Von der anderen Seite wird beladen – mit den vom Werk bestellten und bereit stehenden Teilen. Nach nur 25 Minuten Aufenthalt kann sich die Cargotram bereits wieder auf den Weg machen – von Friedrichstadt durch die City bis zum Straßburger Platz. Fünf Kilometer lang ist die Strecke, die Bahn legt sie in flotten 15 Minuten zurück. Drei Lkw-Ladungen finden Platz auf einer Bahn, pro Tag bleiben Dresden so sechzig Lkw-Touren ins Zentrum erspart. Das summiert sich auf fast 200 000 Lkw-Kilometer, die in Dresden Jahr für Jahr nicht gefahren werden. Via Lkw gelangen nur die empfindlichen Karosserieteile, die in anderen Werken hergestellt werden, direkt bis in die Gläserne Manufaktur. Sie dürfen einfach nicht unnötig oft bewegt werden. In der Forschungsinitiative INVENT hat sich Volkswagen vier Jahre lang engagiert. Zweck des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts „Intelligenter Verkehr und nutzergerechte Technik“ waren die Optimierung des Verkehrsflusses und die Erhöhung der Verkehrssicherheit. Volkswagen hat die Themen „Fahrerassistenz und aktive Sicherheit“ sowie „Verkehrsmanagement 2010“ bearbeitet. 23 weitere Unternehmen aus den Branchen Automobil, Elektronik und Telekommunikation waren gleichfalls beteiligt. www.invent-online.de Der IT-Dienstleister gedas, bis 2005 eine Tochter der Volkswagen AG, wurde 1983 gegründet, hat seinen Sitz in Berlin und beschäftigt fast 5 000 Mitarbeiter an 50 Standorten in 13 Ländern. www.gedas.de Logiweb, ein von gedas entwickeltes Internetportal, ist ein Telematik-Produkt, das den gesamten Logistikprozess von der Bestellung bis zur Sendungsverfolgung abbildet und eine europaweite Optimierung des Flottenmanagements ermöglicht. www.logiweb.de U nvorstellbar, aber wahr: Anderthalb Wochen steht jeder Autofahrer pro Jahr durchschnittlich im Stau. Viele Millionen Liter Benzin werden in dieser Zeit sinnlos verbraucht, reichlich Abgase in die Atmosphäre entlassen. Um den verschwenderischen Stillstand aufzulösen, bündelt die VolkswagenKonzernforschung eigene Verkehrsprojekte mit Initiativen der Stadt Hannover, mit denen von Bosch, Siemens, Vodafone und der niedersächsischen Landesinitiative Telematik. Damit werden zugleich der Forschungsstandort Niedersachsen gestärkt und Potentiale für Wachstum und Arbeit erschlossen. „Wenn wir in der Lageerfassung besser werden und den Fahrer frühzeitig informieren, dann können wir durch Empfehlungen Staus vermeiden“, hofft Dr. Gerhard Prätorius, der Leiter der niedersächsischen Landesinitiative Telematik. Gerade Baustellen und Unfälle, die wichtigsten Stauverursacher, müssten „besser gemanagt werden“. Basis für intelligentes Verkehrsmanagement ist die Telematik, ein Kunstwort aus Telekommunikation und Informatik. Sie umfasse „alle Anwendungen, die auf drahtloser Übertragung von Informationen und ihrer Verarbeitung beruhen“, erklärt Prätorius. In einem Projektkonsortium von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und der Verkehrsmanagementzentrale Niedersachsen wird die Zukunft der Datenerfassung schon erprobt. Seit 2004 läuft in Hannover ein Pilotversuch. Etwa fünfzig präparierte Busse, Polizeiautos und Kurierdienste sind dabei in der Stadt unterwegs. Diese „Floating Cars“ fungieren als mobile Sensoren, die Messwerte wie die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit oder auch Stillstandszeiten per SMS an die Zentrale senden. Dort werden diese Daten mit denen aus der Infrastruktur, also von den Kameras an Brücken oder Induktionsschleifen, zu einem realen Abbild der Verkehrslage gemixt. Dr. Prätorius: „Eine so verbesserte Datenbasis soll es Kommunen ermöglichen, den innerstädtischen Verkehr vorausschauend zu lenken.“ In einem weiteren Projekt ermitteln Vodafone und Volkswagen seit dem Sommer 2005 Geschwindigkeitsprofile auf einzelnen Abschnitten der Autobahnen A2 und A7 – über Mobiltelefone. In „traffic online“ machen sich die Forscher den Umstand zu Nutze, dass die wenigsten Autofahrer ihr Handy auf Reisen ausschalten. Nach ersten Erkenntnissen finden sogar rund siebzig Prozent aller Telefonate im Auto statt, davon noch einmal ein großer Teil im Stau. Über die Zeiten, die tausende Handys von Mobilfunkmast zu Mobilfunkmast „reisen“, sind Rückschlüsse auf die Verkehrsentwicklung möglich. So avancieren Mobiltelefone zu anonymen Staumeldern. 94|95 Das Handy als anonymer Staumelder ese Über die Messkette Floating Cars, Mobiltelefone, Induktionsschleifen und Kameras lässt sich der Verkehr auf den Autobahnen und Nebenstraßen sowie im Stadtgebiet Hannover mit realen Daten erfassen. Diese werden pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft auf einer metergroßen, digitalen Karte in der Verkehrsleitzentrale zu einem Lagebild des gesamten Ballungsraums verarbeitet. Keine Verkehrszentrale in Europa verfügt über eine solche Datenqualität. In drei bis fünf Jahren könnte überdies das europäische Satelliten-Navigations-System „Galileo“ aufgebaut sein. Das erste zivile System, das Objekte im Meterbereich orten und damit gerade auch solche Anwendungen möglich machen soll, bei denen die Sicherheit im Vordergrund steht. Am Forschungsflughafen Braunschweig-Wolfsburg soll ein europäisches GAUß-Zentrum entstehen. Ehrgeiziger Plan der Niedersächsischen Landesinitiative, so Dr. Prätorius: „Wir wollen unseren Vorsprung hier in der Region nutzen und ein Demonstrationsund Erprobungsfeld einrichten.“ Mobilität erhalten Floating Cars, Mobiltelefone, Induktionsschleifen und Kameras – Intelligentes Verkehrsmanagement könnte den Weg aus dem Stau der Zukunft weisen. Niedersachsen bündelt schon heute sein Know-how im Bereich der Telematik. Volkswagen ist dabei. Intelligente Verkehrsführung ist keine Zukunftsmusik mehr. Volkswagen und Vodafone ermitteln in einem Projekt Geschwindigkeitsprofile auf den Autobahnen A2 und A7 – über Mobiltelefone. Recherche auf dem Asphalt: Die Volkswagen-Unfallforschung Spaß beim Lernen: Der Kinderverkehrspark in Pamplona Werbung für den Gurt: Die Buckle-up-Kampagne von Volkswagen of America 96|97 Verkehr sichern Vielleicht ist nicht jeder Unfall vermeidbar. Dennoch, Verkehr auf der Straße lässt sich sichern. Vorfahrt für das Leben! „Jede Schramme zählt“ Trotz aller Tests während der Fahrzeugentwicklung – erst der Ernstfall Praxis zeigt, wieviel Sicherheit ein Auto bietet. Volkswagen unterhält eine eigene Unfallforschung, denn aus der Analyse der Gegenwart stammen Verbesserungen für die Zukunft. ese S onntag, 8.38 Uhr, Frühstück. Das Bereitschaftshandy klingelt. Markus Jungmichel (37) steigt in den roten Multivan: „Ein Golf der aktuellen Serie ist von der Straße abgekommen, gegen einen Baum geprallt. Fahrer und Beifahrer leicht verletzt, dem Kleinkind ist nichts passiert“, sagt er kurz angebunden. Unfallort ist die Bundesstraße 4 in Fahrtrichtung Braunschweig. Ursache: unklar. Jungmichel leitet die Erhebungsstelle der Unfallforschung des Konzerns in Wolfsburg. Er und seine fünf hoch spezialisierten Kollegen werden zu jedem Unfall gerufen, in den ein VW oder ein Volkswagen-Nutzfahrzeug aus einer der aktuellen Serien involviert ist. So fließen Erkenntnisse aus dem Feld direkt zurück – zu den Konstrukteuren und in die Produktion. Deshalb ist das Bereitschaftstelefon an 24 Stunden, an den Wochenenden und an Feiertagen besetzt. „Wir untersuchen jeden Unfall, bei dem ein Mensch – gleich ob Insasse, Radfahrer oder Fußgänger – verletzt wurde“, sagt Jungmichel. „Jede Schramme zählt“, so der Unfallforscher. 8.55 Uhr, angekommen. Polizei, Notarzt und Rettungswagen sind vor Ort. Jungmichel schaltet das Gelblicht an, sichert so sein Fahrzeug und los geht es: Kreide auspacken, Fundstellen markieren. Keine Zeit verlieren! Wo genau ist der Golf von der Fahrbahn abgekommen? Deuten die Reifenspuren auf ein Lenkmanöver in letzter Sekunde hin? Hat der Fahrer gebremst? „Bremsspuren sind seit dem Anti-Blockier-System kaum noch Markus Jungmichel sichert Spuren am Unfallort: „Wir untersuchen jeden Unfall, bei dem ein Mensch verletzt wurde.“ Ein Chinese lebt im Verkehr weit gefährlicher als ein Europäer. Auf 1000 Fahrzeuge kommen in China acht Tote (2003), in den 98|99 Unfallforschung in China USA 0,33, in Deutschland gar nur 0,13 (2004). Zusammen mit der Tongji Universität engagiert sich Volkswagen seit kurzem für mehr Sicherheit auf Chinas Straßen. In enger Kooperation mit Polizei, Krankenhäusern und Verkehrsbehörden sucht ein interdisziplinäres Team aus den Bereichen Fahrzeugentwicklung, Medizin und Psychologie am Unfallort Spuren und wertet sie aus. Verkehrssicherheit und Fahrverhalten stehen im Mittelpunkt der neuen Unfallforschung. Dafür hat Volkswagen ein präpariertes Fahrzeug vom Typ Touran gestiftet. Die Erkenntnisse der Unfallforschung fließen in die Fortentwicklung von Systemen der aktiven Sicherheit wie ABS oder ESP ein. Im Rahmen seines Engagements für die Olympischen Spiele 2008 („Peoples Olympic“) wird Volkswagen gemeinsam mit dem Olympischen Komitee weitere Projekte zu nachhaltiger Mobilität in China starten. Mit dem Trainings-Programm „Volkswagen Experience“ lernen Chinesen schon heute, Gefahrensituationen im Verkehr zu meistern. www.csvw.com Verkehr sichern sichtbar“, sagt der Unfallforscher. Doch geübte Sachverständige wie er finden sie – abgeknickte Grashalme deuten darauf hin, dass der Fahrer reagiert hat. Alle Splitter, alle Kratzspuren, alle Fahrzeugteile werden nebst Fundort in kriminalistischer Kleinarbeit dokumentiert. Jungmichel arbeitet schnell und präzise. In seinem Multivan findet er, was ein Spurensucher braucht: Kreide, Maßstäbe, Fluchtstangen, Digitalkamera, Speichermedien, Akkus. Neuerdings gehört auch der 3-D-Laserscanner zur Ausrüstung. Der schafft 125 000 Bildpunkte pro Sekunde. Der Notarzt hat den Ort des Geschehens verlassen. Die Polizei hat den einzigen Zeugen befragt. Auch Jungmichel ist so weit fertig und kann wieder ins Wochenende fahren. In den nächsten Tagen sind die Kollegen an der Reihe: Der Arzt im Team der Unfallforschung wird – mit Einverständnis der Unfallbeteiligten – deren Verletzungen genauestens aufnehmen, dokumentieren, die Arztberichte aus dem Krankenhaus lesen. Die Psychologin wird mit allen Beteiligten und mit dem Zeugen Gespräche führen: Wie haben Sie den Unfall erlebt? Wie ist es aus Ihrer Sicht dazu gekommen? „Eine Stunde am Unfallort, das bedeutet vierzig Stunden Nacharbeit“, sagt der Sachverständige. Wenn alle Daten gesammelt wurden, ergibt das Puzzle ein Bild. Ursache: Die Familie befand sich auf dem Rückweg aus Italien. Der Mann hatte neun Stunden – mit nur einer Pause – am Steuer verbracht. Sein Sohn (2) und seine Frau waren eingeschlafen. Wenige Kilometer vor dem Wohnhaus hatte auch ihn kurz die Müdigkeit übermannt. Erst als er von der Fahrbahn auf unebenen Untergrund geriet, wurde er wach, bremste, konnte dem Baum aber nicht mehr ausweichen. „Es ist fast immer so“, sagt Jungmichel. „97 Prozent der Unfälle basieren auf menschlichem Versagen.“ Der Rest sei Folge von Mängeln – an Rädern, Bremsen, Straße. Der Unfall aufgrund technischen Versagens der Fahrzeuge selbst liegt seiner Erfahrung nach im Promillebereich. „Früher wären Fahrer und Beifahrer bei diesem Geschehen schwer verletzt, wenn nicht gar tot gewesen“, sagt Jungmichel. Dass Unfälle heute meist glimpflich ausgingen, ist der Perfektion passiver Sicherheitssysteme wie Gurt und Airbag zu danken. „Die können wir eigentlich nicht mehr verbessern. Deshalb gehen wir jetzt an die Verbesserung der aktiven Sicherheit“, so der Unfallforscher. Das kluge Fahrzeug der Zukunft soll merken, wenn der Fahrer schläft und ihn wecken. Vielleicht wird es notfalls sogar selbst bremsen. So wäre der Unfall vom vergangenen Sonntag vermieden worden – und Jungmichel hätte trotz seiner Bereitschaft ein freies Wochenende genossen. Nicht nur Volkswagen-Fahrern steht die Driving Academy offen, die VW of South Africa 2004 in Kyalamy eröffnet hat. Für Fahrerschulung und Verkehrssicherheit engagiert sich das Unternehmen auch sonst. So wird die populäre Arrive-Alive-Website finanziell unterstützt, die für junge Autofahrer allerlei Tipps und Tricks bereithält. www.arrivealive.co.za Von der betulichen Verkehrserziehung zum Curriculum Mobilität – das ist das Ziel einer Kooperation des niedersächsischen Bildungsministeriums und der Autostadt. Ein Info-Reader mit Handreichungen für Lehrer liegt schon vor. www.autostadt.de Eine AutoLernWerkStadt für Kin- der ist im Automobil Forum Unter den Linden in Berlin eingerichtet worden. Ein virtuelles Angebot zum Spielen, Forschen und Lernen ist gleichfalls verfügbar. www.autolernwerkstatt.de Das Internetportal zoon. com bietet neben Kultur- und LifestyleThemen ein interaktives Führerschein-Training, das Youngsters ganz unverkrampft auf die theoretische und praktische Prüfung vorbereitet. www.zoon.com H ey Du, hast Du ein Auto?“ „Ja.“ „Was für eine Marke?“ „Einen Audi.“ „Bekommst Du auch Strafzettel?“ Viele Fragen hatten die Kinder an Juan Carlos I., und er beantwortete sie gerne, obwohl die Anrede nicht ganz dem Protokoll entsprach. Die Königlichen Hoheiten Don Juan Carlos I. und Dona Sofia waren zu Gast, als der Kinderverkehrspark in Pamplona eingeweiht wurde. Auf 20 000 Quadratmetern ist eine fiktive Miniaturstadt entstanden. Hier lernen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren altersgemäß und spielerisch zugleich, sich auf den Straßenverkehr einzustellen, um so die eigene Sicherheit als Fußgänger, Rad- und Mofafahrer zu verbessern. Wenn die Kinder den Park betreten, erhalten sie eine Karte als Ausweis. Polizisten unterrichten in der Aula die Theorie. Nach einer kleinen Vesperpause folgt die Praxis. Die Kinder besuchen zuerst die Werkstatt. Hier lernen sie Funktion und Mechanik eines Fahrrades kennen. Kinder ab zwölf Jahre können wahlweise auch Kenntnisse in Erster Hilfe erwerben. Je nach Alter fahren die Kleinen Fahrrad, Kart oder Mofa Schon sind sie als Fußgänger im Polo-Park unterwegs. Während sie den Wegen folgen, auf Zebrastreifen, Schilder, Ampeln und Vorfahrt achten, gelangen sie zu den verschiedenen Informationshäuschen. An jedem müssen sie ihre Ausweiskarte in den Automaten schieben, der ihnen eine Frage stellt. Jeder Schüler bekommt am Ende des Tages eine Note für seine Antworten. Jetzt folgt das Training als Fahrer. Je nach Alter fahren die Kinder per Fahrrad, Kart oder Mofa durch die kleine Übungsstadt. Jahr für Jahr besuchen bis zu 8 000 Kinder den Polo-Park. Die Stiftung Volkswagen Navarra S.A. und die Sparkasse Navarra haben das Projekt initiiert mit dem Ziel, die Zahl der Unfälle mit Kindern zu minimieren. Polizei, Bürgermeister und Zulieferer aus der Region beteiligen sich an dem Park, denn die didaktisch aufbereiteten Kurse bewirken nachhaltige Veränderungen im Verkehrsverhalten. Wie wichtig solche Projekte sind, in denen Kinder ihre eigene Sicherheit trainieren, haben auch die Königlichen Hoheiten mit ihrer Anwesenheit am Tag der Einweihung 1999 in Pamplona unterstrichen. Vorsicht, Umsicht und Rücksicht im Straßenverkehr erlernen kleine Besucher auch in der Autostadt, am Sitz der Konzern-Zentra- 100|101 „Bekommst Du auch Strafzettel?“ ese le in Wolfsburg. Zuerst geht es ins Kino. Dort werden die Regeln vermittelt, die für Gehweg, Radweg, Zebrastreifen, Ampel und fließenden Verkehr gelten. Dann schlüpfen die Kleinen zum ersten Mal selbst in die Rolle des Autofahrers und lenken elektrisch angetriebene Mini-Beetles durch den Straßenparcours. Halten bei „Rot“, Rechts vor links, Vorfahrt achten – alles kein Problem mehr nach den fünfzig Minuten im LernPark. Dabei müssen sich die Eltern nicht darum sorgen, dass ihre fünf- bis elfjährigen Sprösslinge etwa mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs sein könnten: Bei vier km/h ist nämlich Schluss. Zum Andenken erhält jedes Kind seinen ersten Führerschein – mit Porträtfoto und Namen. 8000 Kinder besuchen den Polo-Park in Pamplona Jahr für Jahr und lernen die wichtigsten Verkehrsregeln. KInder ab zwölf Jahren können wahlweise auch einen Erste-Hilfe-Kurs belegen. Verkehr sichern Damit sich Kinder sicherer im Straßenverkehr bewegen, unterrichtet sie Volkswagen in Theorie und Praxis. Der Polo-Park in Pamplona und die Wolfsburger Autostadt bieten den Kleinen Edutainment pur – den Kinder-Führerschein inklusive. „Buckle up – lass sie nicht entschwinden!“ ese Aus Oberschülern wurden Werbefilmer – mit Aufsehen erregenden Kampagnen und Aktionen kümmert sich Volkswagen of America um das Überleben von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr. D Der Rückspiegel, auf den sich die Augen des Fahrers richten, gibt den Blick frei auf bebilderte Erinnerungsfetzen: „Deine Freunde… deine Eltern… deine Träume… deine Hoffnungen“. Ein Leben im Zeitraffer weniger Sekunden. „Don’t let them fade away… Lass sie nicht entschwinden“, mahnt die Stimme aus dem Off. Nun rast das Auto auf eine Kuppe zu. Abblende. Und dann nur noch schrill quietschende Reifen, ehe die ultimative Aufforderung folgt: „Buckle up“. Schnall Dich an! Der beeindruckende Kurzfilm lief im letzten Jahr landesweit im amerikanischen Fernsehen. Er hatte zuvor den ersten Preis in einem Wettbewerb gewonnen, den VW of America initiiert hatte. Dabei waren High-School-Schüler aufgefordert, dreißig-sekündige Werbespots zu drehen, die sich an Gleichaltrige wenden und ihnen klarmachen sollten, wie wichtig es ist, sich anzuschnallen. Die drei besten Kurzfilme wurden schließlich im nationalen Fernsehen ausgestrahlt. Als Preise erhielten die Finalisten außerdem Pfandbriefe, Digitalkameras und Computer für ihre Schulen. Verkehrsunfälle sind die Haupttodesursache amerikanischer Jugendlicher. Alle 13 Minuten stirbt ein junger Mensch im Auto. Weil sie sich seltener anschnallen, haben US-Teens ein viermal höheres Todesrisiko als ältere Verkehrsteilnehmer. Zwei Drittel der tödlich verunglückten Jugendlichen hätten überlebt, wenn sie angeschnallt gewesen wären. Diese bitteren Tatsachen haben Jung, lebenshungrig und oft allzu sorglos: Volkswagen of America wirbt für freiwilliges Anschnallen. Conservation Association SCA ermöglicht Volkswagen Prak- tika und Freiwilligen-Einsätze junger Menschen im Natur-und 102|103 Zusammen mit der Student Umweltschutz. Dabei erhalten Oberschüler aus der Region Detroit die Chance, in Nationalparks zu arbeiten und ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln. www.vw.com Gemeinsam mit der VSA Arts, einer renommierten NonprofitOrganisation, fördert Volkswagen junge Künstler mit Behinderungen. So konnte im Jahr 2005 unter dem Motto „Shifting Gears“ ein Kunst-Wettbewerb stattfinden, der mit Preisgeldern im Umfang von 60 000 Dollar dotiert war. Die 20 000 Dollar für den Sieger bedeuteten zugleich den größten Preis, der jemals überhaupt in den USA jungen Künstlern gewidmet war. www.vw.com Die Juvenile Diabetes Research, der United Way, die Aids Partnership Michigan und andere soziale und karitative Organisationen, die in Gemeinden arbeiten, in denen VW-Mitarbeiter leben, werden mit Geldspenden regelmäßig unterstützt. www.vw.com Verkehr sichern Volkswagen und die Scholastic Inc, einen traditionsreichen Schulbuchverlag, bewogen, sich zusammenzutun, um den US-Jugendlichen ein aufrüttelndes „Buckle up!“ zuzurufen. Dabei sieht sich VW als eine der bei Teens und Twens bekanntesten Marken in besonderer Verantwortung. Die „Fasten your seatbelt …Go far!“– Kampagne läuft seit nunmehr drei Jahren – zuerst in zehn, inzwischen in zwanzig urbanen Ballungsräumen. Der landesweite Werbefilmwettbewerb war nur eine Episode der großen Aufklärungs-Aktion. Haupt-Träger von „Fasten your seatbelt…“ sind die Lehrer. Sie werden mit Unterrichtsmaterial versorgt, das vor allem auf Einsicht und Überzeugung zielt. So werden die Schüler selbst zu „Buckle-up“-Propagandisten – als Peers in ihren Freundeskreisen: die wirksamste Form der Volkspädagogik. Der Erfolg ist messbar. Auch im Land der grenzenlosen Freiheitsliebe legen immer mehr junge Leute freiwillig den Sicherheitsgurt an. Auf noch Jüngere, nämlich Babys und Kinder, zielt das „Sit Safe Child Passenger Safety Program“, das Volkswagen mit einem anderen Partner, der Program Professionals Inc., einer großen Non-ProfitOrganisation für Gesundheit und Sicherheit, ins Leben gerufen hat. VWHändler, die in der Initiative mitwirken, erhalten eine Schulung über die gesetzlichen Vorschriften zum Kinderschutz, über Verletzungsvorbeugung, Crash-Risiken und Insassenschutz. Sie werden aber auch ganz praktisch in der korrekten Installation und Handhabung von Kindersitzen unterrichtet. Wie wichtig das ist, hat eine Studie jüngst ergeben. Nicht weniger als 90 Prozent aller Rückhaltesysteme, die doch eigentlich die kleinsten und schwächsten Verkehrsteilnehmer schützen sollen, werden danach unsachgemäß bedient. Verkehrsunfälle sind denn auch längst die Haupttodesursache von Kindern unter 14 Jahren. Um die Verkehrssicherheit einer Minderheit geht es auch bei dem (wohl nicht zufällig akustisch verwechselbar so genannten) Visor Card Projekt. Die Schwerhörigen-und-Taubstummen-Gemeinde in der Region Washington hatte das Projekt gestartet, die ansässigen Volkswagen-Händler sponsern es. Die Karte mit der Aufschrift „Driver is deaf – der Fahrer ist taub“ soll Betroffenen in Notsituationen, aber auch im Stau einen stressfrei(er)en Umgang mit der Polizei ermöglichen. Sie lässt sich mühelos unter der Sonnenblende, der visor, aufbewahren, aber auch im Seitenfenster-Display sichtbar machen, wenn sich etwa Polizisten dem Fahrzeug nähern. Eine Kleinigkeit, nicht mehr, die sich aber als große Stütze für das Sicherheitsgefühl Schwerhöriger erweisen kann. Star(t)hilfe mit dem Tourbus: Die Volkswagen Sound Foundation. 104|105 Kultur fördern Auch arme Schlucker können gute Musik machen. Ganz ohne Geld aber kommt die Kultur zum Stillstand. Wir müssen sie also fördern. „Gute Laune aus Wolfsburg importiert“ Über tausend Nachwuchsbands hat Volkswagen seit Gründung der Sound Foundation vor acht Jahren ge- und befördert. Schon 1999 erhielt das Unternehmen dafür den Internationalen Sponsoring Award. Auch die Donots touren gern im Multivan. D VW-beförderte Punkrock-Band Donots mit Sänger und Texter Ingo Knollmann (M.): „Netter Tippfehler“. as Pech kam vor fünf Jahren, pünktlich zum Tourstart. Der alte „Bulli“ wollte nicht mehr, blieb einfach stehen. Die Fans warten, die Stars haben eine Panne – schlimmer geht’s nimmer. Da erinnerte sich Ingo Knollmann, Frontmann der Punkrockband „Donots“ aus Ibbenbühren im Münsterland, an die Sound Foundation von Volkswagen: „Ich habe allerdings niemals gedacht, dass wir dort überhaupt eine Chance haben würden, weil sich bei denen doch sicher die Anfragen stapeln.“ Nur Versuch macht klug: „Schnell und unbürokratisch“ (Knollmann) bekamen die begabten Musiker einen schwarzen T4, und die Tour konnte doch noch pünktlich starten. Inzwischen haben die Donots schon über tausend Auftritte absolviert. Jeder Ton selbst gespielt, jeder Text aus der Feder von Ingo Knollmann. Ihre CDs im Studio spielen sie live ein, weil das „ganz anders rüberkommt, sehr echt“. Warum heißen sie eigentlich ausgerechnet Donots, also „Tunichts“? „Netter Tippfehler“, sagt Sänger Ingo lachend. Den Namen verdanken sie Guano Apes, Rosenstolz und Fanta 4 – die Sound Foundation half mit Ein Pool von zehn Transportern steht dafür zur Verfügung – alle aus jüngster Produktion, alle schwarz, mit abgedunkelten Scheiben und längerem Radstand. Hunderte von RockPop-Nachwuchsmusikern hat die Sound Foundation schon mobil gemacht. Beliebte Hand- und Spanndienste waren neben individueller Beratung auch die Vermittlung von Konzertauftritten und die Ausrichtung von Nachwuchswettbewerben wie „TourFactory“ und „sounds for nature“. Dass die Förderung erfolgreich ist, belegt nicht nur der Internationale Sponsoring Award, den die Sound Foundation schon 1999 verliehen bekam. Mit ihrer Hilfe wurden Bands wie die „Guano Apes“, „Lemonbabies“, „Echt“, „Rosenstolz“ oder die „Fantastischen Vier“ bekannt. Oder eben die „Donots“. Gerade arbeiten die Punkrocker aus Ibbenbühren an ihrem neuen Album, das im kommenden Jahr erscheinen soll. Dann werden sie wieder touren – quer durch Europa, von Irland bis nach Portugal. Gut drei Monate unterwegs im neuen T5. Ingo Knollmann findet den Multivan „super bequem“. Ein „Stück unserer guten Laune“, fügt er augenzwinkernd hinzu, „importieren wir direkt aus Wolfsburg“. Movimentos ist eine Initiative der Autostadt GmbH. Das renom- mierte Projekt findet alljährlich im alten Kraftwerk auf dem Gelände 106|107 Das Internationale TanzFestival des Wolfsburger VW-Werks statt. Ballettensembles der Weltspitze bieten dabei Choreografien verschiedener Kontinente. www.autostadt.de Im Rahmen des „Europäischen Kollegs der Künste“ fördert Audi junge Künstler aus ganz Europa. Mit dem Sponsoring der Salzburger Festspiele und der Bayerischen Staatsoper, als Veranstalter von Sommerkonzerten und Förderer des Audi Werksorchesters und der Audi Big Band blickt die VW-Tochter zudem auf eine lange Tradition des Kultursponsoring zurück. www.audi.de Als Hauptpartner der Interna- tionalen Filmfestspiele in Berlin fördert Volkswagen auch deren TalentCampus. Höhepunkt des TalentCampus, einem Netzwerk von mehreren hundert jungen Filmemachern aus 90 Nationen, ist die Score Competition. Ein junger Sound-Designer erhält hier alljährlich die Chance, eine Woche lang in den Dolby-Soundstudios in Los Angeles zu arbeiten. www.berlinale.de Kultur fördern dem Schlagzeuger Eike Herwig. Der hatte „o“ mit „u“ verwechselt – eigentlich wollten sie sich nach dem beliebten Gebäckring „Donuts“ nennen. Dem Erfolg stand der sprachliche Flop nicht im Wege. Ihr letztes Album „Got The Noise“ startete sogar in Japan voll durch, landete gleich auf dem dritten Platz. „80 000 CDs haben wir verkauft, das ist dort fast Goldstatus“, sagt Ingo Knollmann. Stars bewegen ein Millionenpublikum, Volkswagen bewegt die Stars. Anfang der neunziger Jahre machte sich das Unternehmen daran, der Jugend auf Konzerten zu begegnen, zunächst nur bei ganz großen Events. Die Rolling Stones, Genesis, Bon Jovi, Pink Floyd und Eric Clapton traten damals mit freundlicher Unterstützung aus Wolfsburg auf. 1997 wurden diese Aktivitäten in der Volkswagen Sound Foundation gebündelt. Und das Sponsoring erhielt ein neues Konzept: Vornehmlich junge Talente sollten nun ge- und befördert werden. Ein Stipendium für junge Historiker: Die Ivan Hirst Foundation Vorsprung durch Kooperation: Die Forschungsnetzwerke bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm 108|109 Forschung stärkem Stellen wir den Sucher scharf und erkennen, dass ohne Wissen alles nichts ist! Also gilt es die Forschung zu stärken. „Wir wollen Forscherträume erfüllen“ Deutschland und Volkswagen leben gleichermaßen vom Ruf seiner exzellent ausgebildeten Ingenieure. Doch der Konzern engagiert sich auch abseits der technischen Disziplinen für den Nachwuchs. Die Ivan Hirst Foundation etwa fördert vorwiegend junge Historiker. I van wer? Ivan Hirst. Nie gehört? Dann sollten Sie dringend seine Biographie lesen, die eines der spannendsten Kapitel – und Figuren – der deutschen Wirtschaftsgeschichte beschreibt: Der Brite Ivan Hirst war es, der 1945 das Volkswagenwerk Wolfsburg vor der Demontage rettete. Die Alliierten hatten mit dem jungen Major zufällig einen Auto- und Techniknarren zum Werksmanager bestimmt, der gegen alle Widerstände seine Idee durchsetzte: den Käfer auf die Straße zu bringen. „Junger Mann“, hatte ihm noch 1945 der englische Autoindustrielle Sir William Roots bei einem Besuch bescheinigt, „wenn du glaubst, dass du hier jemals auch nur ein Auto bauen wirst, bist du ein Vollidiot.“ Ein Jahr später hatte Volkswagen die ersten 20 000 Käfer an die Royal Army geliefert. „Eine absolute Meisterleistung“, staunt Ralf Richter. „Schließlich war Hirst keine dreißig Jahre alt und hatte keinerlei Managementerfahrung.“ Mit welcher Hartnäckigkeit und Improvisationskunst der Brite die Produktion wieder ankurbelte, weiß kaum jemand besser als Richter: Der junge Historiker hat Hirsts Biographie verfasst. Im Auftrag von Volkswagen. Aber nicht als normale Auftragsarbeit. Sondern im Rahmen einer besonderen Forschungsförderung: Zu Ivan Hirsts Biographen wurde Richter als erster Träger des Ivan-Hirst-Preises der Ivan Hirst Foundation. Juliane Kunze, die zweite Trägerin des Ivan-HirstPreises, neben einem Konterfeit des Ex-Werksleiters Wer seine Vergangenheit nicht kennt, heißt es, finde auch keinen Weg in die Zukunft. Aber erst ein Archiv schafft die Voraussetzun- 110|111 Das Unternehmensarchiv gen, um die eigene Geschichte dauerhaft zu bewahren und sich ihrer auch in Zukunft erinnern zu können. Im Dezember 1999 wurde im Werk Wolfsburg ein Unternehmensarchiv mit Aber der Reihe nach. Volkswagen misst der Förderung des Forschungsnachwuchses traditionell einen hohen Stellenwert bei. Bestes Beispiel sind die vielen Universitäts-Kooperationen: von A wie Technische Hochschule Aachen bis Z wie Westsächsische Hochschule Zwickau. Die Ivan Hirst Foundation, die Volkswagen nach Hirsts Tod im Jahr 2000 zu dessen Gedenken gründete, sollte jedoch nicht Uni-Institute oder Lehrstühle unterstützen. Sondern begabte Jungakademiker direkt. „Da die Graduierten-Förderung in Deutschland kontinuierlich zurückgeht, steigt unsere Verantwortung als Unternehmen auf diesem Feld“, begründet Dr. Manfred Grieger, Leiter der Historischen Kommunikation von VW und Mit-Initiator des Ivan-Hirst-Preises. Mit ihm zeichnet Volkswagen jährlich ein Talent aus und fördert dessen Forschungsvorhaben. Die geplante Arbeit sollte zwar nach Möglichkeit im Zusammenhang mit der VW-Geschichte stehen, muss es aber nicht. „Hauptsache, wir können einen Forschertraum erfüllen“, betont Grieger. „Und Hauptsache, unsere Unterstützung ergibt ein Ergebnis. Denn das konnte schon Hirst nicht ausstehen: dass am Ende kein Produkt heraus kommt.“ Bei Ralf Richter, dem ersten Preisträger, kam Hirsts Biographie heraus – eine spannende und auch in Großbritannien viel beachtete Publikation. „Beides, meine Auszeichnung und meine Arbeit“, blickt Richter zurück, der sein Studium in Cambridge fortsetzte und zur Zeit in den USA für seine Promotion recherchiert, „waren die Initialzündung für alle meine weiteren Projekte – und wichtige Türöffner.“ funktionalen und repräsentativen Benutzerräumen und voll klimatisierten Magazinflächen eröffnet. In säurefreien Kartons lagern einige Kilometer von Aktenbeständen, die bis in die Entstehungsgeschichte des Unternehmens in den späten 1930-er Jahren zurückführen. Hunderttausende von Fotonegativen erzählen die Geschichte der Produkte, der Standorte, der Automobilfertigung und der Werksangehörigen an ihren Arbeitsplätzen in den Werkshallen oder Bürogebäuden. Das enorme Arsenal der im Archiv bewahrten Dokumente ist die Quelle vielfältiger Forschungen, Fragen, Gespräche und Entscheidungen. Das Archiv der Volkswagen AG, in dem hoch qualifizierte Historiker beschäftigt sind, ist eine beispiellose Fundgrube und muss keinen Vergleich mit anderen Unternehmensarchiven in Deutschland scheuen. Forschung stärkem Major Hirst im tausendsten Käfer: „Junger Mann, wenn Du glaubst, dass Du hier jemals auch nur ein Auto bauen wirst, bist Du ein Vollidiot.“ Vorsprung durch Kooperation Innovationsfähigkeit ist Trumpf im globalen Wettbewerb. Audi verteidigt seinen technischen Vorsprung auch durch PPP-Projekte mit (Fach-) Hochschulen und Standort-Kommunen. Praxisnahe Forschung schafft Win-win-win-Situationen. W issen ist die Produktivkraft der Zukunft. Sagen die Ökonomen. Und mahnen, dass es heute vor allem darauf ankomme, die Time-tomarket zu verkürzen, also die Zeit, die notwendig ist, um Ergebnisse der Forschung in neue Produkte und Dienstleistungen zu transformieren. In Ingolstadt hat man das längst begriffen. Aber der Reihe nach. In Ingolstadt, das weiß ein jeder, steht das Stammwerk von Audi. Von den 120 000 Ingolstädtern arbeitet jeder vierte bei Audi, viele weitere sind bei Zulieferern beschäftigt. Audi verhält sich zu Ingolstadt wie Volkswagen zu Wolfsburg – man zieht an einem Strang. Zwar ist die Stadt seit zehn Jahren Sitz einer Fachhochschule und beherbergt auch die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt. Trotzdem wäre es gut, mehr anwendungsorientierte Forschung da zu haben. Fanden die bei Audi und die bei der Stadt. Und schauten nach München, zur einzigen Technischen Hochschule Bayerns. So entstanden INI.TUM, die Ingol- stadt Institute der TU München, die im Oktober 2003 eingeweiht wurden. Acht Doktoranden zogen zum Wintersemester in die von der Stadt gestellten Räume ein – anderthalb Jahre später sind es schon 25. Angestellt sind sie bei der TU, fachlich betreut werden sie bei Audi. Im Simultaneous-Engineering-Zentrum der Audi AG gebe es „in innovativer Atmosphäre genügend Raum für Austausch und auch die Ruhe für gründliches wissenschaftliches Gründungakt des IAF, des Instituts für Angewandte Forschung, an der Fachhochschule Ingolstadt chen finden sich unter www.ini.tum.de Forschungs- und Ausbildungspartner von Volkswagen sind neben anderen die TU Chemnitz, die Westsächsische Hochschule Zwickau, die Uni Cottbus, die FH Braunschweig/Wolfenbüttel, die Uni Clausthal, die TU Wien, die RWTH Aachen, die Unis St. Gallen und Bern, die Fraunhofer Gesellschaft, die Stiftung Euroscience und die European Business School in Oestrich-Winkel. www.fh-wolfenbuettel.de Die Bibliothek der TU Berlin und der Universität der Künste ist von VW mit 5 Mio. Euro gefördert worden und trägt inzwischen den Namen ihres Sponsors. www.ub.tu-berlin.de Die INPRO Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH ging aus einer Initiative von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik hervor. Rund 70 Ingenieure arbeiten nahe der TU Berlin an Produktionssystemen für die Autoindustrie. VW war von Anfang an dabei. www.inpro.de Arbeiten abseits der betrieblichen Alltagsroutine“, sagt Dr. Peter F. Tropschuh, Leiter Standortprojekte bei Audi und einer der Initiatoren der Kooperation. Schwerpunkte der Forschung seien „Fahranalyse und gekoppelte Simulation“ – Systeme, die eines Tages der Fahrzeug- und Verkehrssicherheit dienen sollen. Und weil sich Audi mit Neckarsulm genauso verbunden fühlt wie mit Ingolstadt, fanden sich mit der Technischen Universität Stuttgart und der TH Karlsruhe auch am zweiten deutschen Standort potente Partner für anwendungsorientierte Forschung: An den Hochschulinstituten Neckarsulm HIN bildet seither neben den „Antrieben“ der „Leichtbau“ den Forschungsschwerpunkt – kein Wunder, Audi unterhält hier ein Aluminiumzentrum. Mit dem Institut für Angewandte Forschung IAF an der FH Ingolstadt war 2004 eine weitere Public-Private Partnership aus der Taufe gehoben worden – diesmal mit anderen Firmen im Bunde. Auch das Konzept unterscheidet sich von INI.TUM. Erstens ist es die Industrie selbst, die die Themen initiiert und finanziert, zweitens sind es gleich Gruppen von Nachwuchsforschern, die einzelne Themen bearbeiten, drittens sind Dauer und Umfang der Projekte variabel. Neun Vorhaben laufen bisher, die längsten über drei Jahre. Auch interessierte Laien profitieren von den Ingolstädter Hochschul-Kooperationen. So halten TU-Professoren inzwischen regelmäßig Vorträge im Audi Forum Ingolstadt – eine Art technische Volkshochschule. Im strategischen Zusammenspiel der Partner hat sich daher eine Win-win-win Situation ergeben: • • • Audi erhält nutzbare Forschungsresultate und darüber hinaus gut ausgebildeten akademischen Nachwuchs die Hochschulen das Renommee praxisnaher Ausbildung die Kommunen schließlich Attraktivität als Forschungsstandort Die Time-to-market will Audi demnächst auch jenseits der deutschen Grenzen verkürzen. Denn auch am Standort Ungarn sollen Wissenschaft und Industrie enger verzahnt werden: Die Gründung eines Instituts mit den Universitäten in Györ und in der Hauptstadt Budapest sei schon „in Planung“, verrät Dr. Peter Tropschuh. 112|113 Ingolstadt Institute der TU Mün- Forschung stärken Nähere Informationen über die Bündnis gegen Bildungsnotstand: Der gemeinnützige Volkswagen Community Trust in Südafrika Erziehung durch Sport: Audi und die Ayrton-Senna-Stiftung in Brasilien 114|115 Bildung vermitteln Wer nichts gelernt hat, bleibt auf fremde Hilfe angewiesen. Bildung vermitteln heißt Chancen eröffnen. Gib Gas, Allessandro! ese Millionen Kinder leben in Brasilien auf der Straße. Die Ayrton Senna Stiftung des verunglückten Formel-1-Weltmeisters versucht, ihrem Leben wieder eine Perspektive zu geben. Vor allem mit Bildungsangeboten. Audi unterstützt sie dabei. Auch mit einer eigenen Kursreihe. A Viviane Senna, die Schwester des 1994 verunglückten Formel1-Weltmeisters und Leiterin des „Instituto Ayrton Senna“ , mit einem von dem Sozialwerk ihres Bruders unterstützten Mädchen. Audi fördert das Programm „Erziehung durch Sport“. lessandro sitzt im Staub, lässt die Cessna über ihm nicht aus den Augen. Der Siebenjährige kommt oft hierher, zum Aeroporto de Jacarepaguà am Rande von Rio de Janeiro. Nur einmal mitfliegen und abheben, den nahen Slum, in dem er lebt, entkommen. Das ist Allessandros sehnlichster Wunsch. Vielleicht schafft er es. Senninha könnte ihm dabei helfen. Der ist zwar nur die Comicfigur auf Allessandros übergroßen weißem T-Shirt. Aber auch das Maskottchen des Instituto Ayrton Senna (IAS). Nur zwei Monate vor seinem Unfalltod am 1. Mai 1994 gründete der dreimalige Formel-1-Weltmeister die nach ihm benannte Stiftung. Um den Straßenkindern seiner Heimat zu helfen. Senna wollte möglichst vielen den Start in ein menschenwürdigeres Leben ermöglichen – vor allem durch Bildung. Seine Stiftung sollte möglichst viele der Kids mit Hilfe von individuellen Schul-, Ausbildungs-, Sozial- und Sportprojekten aus dem scheinbar vorgezeichneten Kreislauf von Straßenleben, Schulschwänzen und Abrutschen in die Kriminalität herausholen. sität Salzgitter bietet Seminarunterricht für Kinder und Jugend- liche von 5 bis 18 in Elektro- und Biotechnik, Naturschutz, 116|117 Die Internationale Junioruniver- Papierrecycling und Pneumatik. Auch „Chemische Experimente“ und „Mobilität“ stehen auf dem Lehrplan. Eine Bürgerstiftung, der auch Volkswagen als Corporate Citizen beitrat, hatte dem Projekt finanzielle Starthilfe gegeben. www.junioruniversitaet.de In der Computer-Initiative „N 21/ Schulen in Niedersachsen online“ kooperiert Volkswagen in einem Netzwerk mit der niedersächsischen Landesregierung, kommunalen Spitzenverbänden sowie anderen Unternehmen und NGO. www.n21.de Hier die Schule, dort die Fabrik – mit der Arbeitswelt kommen Kinder oft erst in Berührung, wenn sie sich für einen Beruf schon entschieden haben. Die Mittelschule Mosel und das Volkswagenwerk zeigen, dass es auch anders geht. Eine Partnerschaftsvereinbarung sieht Exkursionen ins Werk ebenso vor wie Vorträge von Volkswagen-Managern im Unterricht oder auch an Elternabenden. www.volkswagen-sachsen.de Bildung vermitteln Brasilien braucht Projekte wie das IAS. Schätzungsweise sieben Millionen Kinder leben hier auf der Straße. Andere Hilfsorganisationen kommen an diese Kinder nur schwer oder gar nicht heran. Anders das IAS. „Kinder, die schon lange auf der Straße leben und vorher jede Hilfe abgelehnt haben, reagieren positiv, wenn sie die Chance erhalten, in einem unserer Projekte zu lernen“, sagt Viviane Senna, die Schwester Ayrtons und heutige Leiterin des IAS. Das Charisma des IAS-Gründers zieht: Eine Million Straßenkinder hat das IAS bereits erreichen können. Mit den unterschiedlichsten Projekten: zum Beispiel dem Programm „Acelera Brasil“ (Gib Gas, Brasilien), durch das chronische Schulschwänzer wieder zurück in die Klassenzimmer finden. Oder durch „Escola Campeã“ („Die beste Schule“), ein Programm zur Förderung der Unterrichtsqualität. An einem weiteren IAS-Angebot nimmt auch Allessandro teil. An der Universidade do Estado do Rio de Janeiro besucht er das Programm „Educando pelo Esporte“ (Erziehung durch Sport), das auf Jungen wie ihn zugeschnitten ist – mit Erfolg. Der Kurs, sind sich die Betreuer einig, habe Allessandros Sozialverhalten stark verbessert. Seine Lernbereitschaft habe deutlich zu-, seine Aggressivität abgenommen. Das freut auch Bernd Quinzler, den Leiter Sportsponsoring International der Audi AG, die das Projekt zusammen mit dem IAS 1997 ins Leben gerufen hat. „Wir wollen in Brasilien eben nicht nur Geld verdienen“, so Quinzler, „sondern auch etwas für Land und Leute tun.“ Audi unterstützt und betreut das Programm „Educando pelo Esporte“ bis heute aktiv. Nicht nur in Rio de Janeiro. Mittlerweile konnten 16 Universitäten zur Kooperation gewonnen werden und insgesamt 30 000 Kinder die Kurse durchlaufen. Erst das Engagement privater Partner wie Audi erlaubt es dem IAS, seine Programme bis in den letzten Winkel des Riesenlandes zu bringen. Heute ist die Stiftung mit über 50000 freiwilligen Dozenten an über 3 300 Universitäten und Schulen aktiv – und wurde für ihre Arbeit vielfach geehrt. Etwa mit dem Preis „Best Practices in Social Work and Social Services“, einer der wichtigsten Würdigungen für soziales Engagement. Zudem erhielt das IAS als erste private Organisation den UNESCO-Titel „Cathedra“, mit dem die UNOrganisation besonders kompetente Bildungseinrichtungen ehrt. UNESCO und UNICEF prüfen derzeit sogar, das IAS-Modell auf weitere Länder zu übertragen. Schließlich gilt das Leitmotiv des IAS-Gründers nicht nur in Brasilien: „Im Leben ist es vor allem wichtig“, sagte Ayrton Senna einmal, „einen klaren Startpunkt zu haben, wenn man die Ziellinie erreichen will.“ Straßenkindern wie Allessandro hilft das IAS, diesen Startpunkt für ein menschenwürdiges Leben zu finden. Unter dem Motto „Gegen Gewalt an Kindern“ hat Volkswagen mit der Wolfsburger Familienbildungsstätte im Rahmen eines Aktionsprogramms der Bundesregierung zusammengearbeitet. www.fabi-wolfsburg.de Das Werk als Hörsaal. Das Werk Salzgitter arbeitet seit Jahren mit der Universität Bielsko Biała in Polen zusammen. Immer wieder kommen Maschinenbau- und Informatik-Studenten nach Deutschland, um sich in Seminaren im VW-Werk fortzubilden. www.vw-coaching.de Wissen ist bei den Tuareg in der Sahara so überlebensnotwendig wie Wasser. Volkswagen revanchiert sich bei den Namensgebern seines Geländewagens mit finanzieller Unterstützung für den Aufbau von Schulen. www.tamat-ev.com Das PISA-Projekt „Klasse“ zur Förderung der Lese- und Rechtschreibkompetenz hat Audi gemeinsam mit dem „Donaukurier“ in der Region Ingolstadt auf den Weg gebracht. 235 Klassen der Jahrgangssstufen 8 und 9 mit über 5 500 Schülern aller Schularten beteiligten sich daran. www.audi.com. P robleme wie die Pisa-Studie hätte Südafrika gern. „Wir haben einen Bildungsnotstand mit negativsten Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesellschaft“, sagt Staatspräsident Thabo Mbeki. Eine schmerzhafte Diagnose. Zumal Südafrika heute zu den zehn Ländern weltweit zählt, die am meisten für Bildung ausgeben: gut ein Viertel ihres gesamten Bruttoinlandprodukts. Es reicht trotzdem nicht. Die Klassen sind überfüllt, das Unterrichtsniveau ist niedrig, die Durchfallquoten sind hoch. Drei Viertel aller Schulen besitzen nicht einen einzigen Computer. Zudem ist die Motivation oft erschreckend schlecht. Nicht nur die der Schüler: Auch die Lehrer schwänzen oft. Oder fehlen wegen Krankheit. Weil geschätzte vierzig Prozent von ihnen HIV-infiziert sind. Im Kampf gegen diese Bildungsmisere ist jede private Hilfe willkommen. Je schneller und effektiver, desto besser. Wie zum Beispiel diese: Man nehme fünf ausrangierte See-Container, schweiße sie zusammen, streiche sie neu an, baue Toiletten und Waschbecken ein, lege Stromanschlüsse und möbliere sie – fertig ist die neue Schule. In diesem Falle die Nonkquebela Pre-School in Uitenhage, dem Standort von Volkswagen of South Africa. Rund hundert Kinder zwischen zwei und sechs Jahren werden in dieser unorthodox entstandenen Vorschule ganztags betreut, verpflegt und unterrichtet. Ein Riesenfortschritt im sozial besonders benachteiligten Uitenhager Township KwaNobuhle. „Zuvor konnten die Kinder hier, wenn überhaupt, nur in den Hinterhöfen unter freiem Himmel auf ihre Schulzeit vorbereitet werden“, berichtet Mveleli Ncula, Projektleiter des Volkswagen Community Trust, der die Vorschule gemeinsam mit der Reederei Safmarine initiiert und finanziert hat. 1988 hatte VW of South Africa den Community Trust gegründet und mit 18 Millionen Rand ausgestattet. Seitdem hat er über 22 Millionen Rand in lokale Sozialprojekte investiert: in kreative Konzept für mehr Beschäftigung, zur Sicherstellung von Chancengleichheit und Gleichbehandlung oder zugunsten des Gesundheitsschutzes. An erster Stelle steht jedoch die Schul- und Bildungsförderung. So sponsert der VW Community Trust die Ganztagsbetreuung und Verpflegung nicht nur in der Nonkquebela Pre-School, sondern auch in 35 weiteren Schulen. Außerdem unterstützt er den Read Educational Trust (READ): Er sponsert notleidenden Schulen neue Bücher und Lehrmaterialien. Er trainiert Lehrer und Eltern in Führungs-, Finanzierungs- und Managementfragen. Und er rief das viel beachtete School-Governance-Program ins Leben. An sechs Schulen in 118|119 Container zu Schulklassen KwaNobuhle erarbeiten und beschließen Schüler, Lehrer und Eltern seitdem gemeinsam für alle verbindliche Ziele und Verhaltensregeln. Der Effekt: „Das Programm führte überall zu einem neuen Schul-Geist“, berichtet READ-Koordinator Roy Valentine. „Moral, Lehrniveau und Alltagsbetrieb haben sich an den geförderten Schulen deutlich verbessert. Lehrer, Schüler und Eltern sehen sich heute als gemeinsame Eigner ihrer Schule. Sie alle fühlen sich für deren Entwicklung verantwortlich.“ Bleibt noch der letzte, aber wichtigste Aktions-Schwerpunkt des Volkswagen Community Trust: Allein die Hälfte seines Jahresbudgets von zwei Millionen Rand fließen in sein StipendienProgramm. Dank dieses Programms konnten bisher deutlich über tausend Jugendliche an einem College oder an einer Universität studieren. Sie mussten nur eine Bedingung eingehen: nämlich während ihrer Förderung jedes Jahr unentgeltlich einen einmonatigen Sozialdienst in ihrer Gemeinde zu leisten. Zum Beispiel bei der Betreuung von Vorschulkindern in der Nonkquebela Pre-School. Bildung vermitteln Die Erziehungs- und Ausbildungsförderung genießt höchste Priorität in der Arbeit des Volkswagen Community Trust. Dabei beschränkt sich die dem Gemeinwohl verpflichtete Stiftung von Volkswagen of South Africa jedoch nicht allein auf Bücherspenden und Stipendien. Aus ausrangierten Seecontainern wurde am Volkswagen-Standort im südafrikanisachen Uitenhage die Nonkquebela Pre-School, in der täglich hundert Kinder unterrichtet und verpflegt werden . Das Presswerk über den Köpfen: Die Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf dem Gelände des Werks Wolfsburg Für die gemeinsame europäische Zukunft: Jugendbegegnung in Auschwitz 120|121 Geschichte erinnern Wer nie nach hinten schaut, vergisst, woher er kommt. Auch Unternehmen tun gut daran, sich ihrer Geschichte zu erinnern. „Wir sind nicht vergessen“ ese Nicht Enge und niedrige Decken machen die Besucher beklommen. Sondern die Konfrontation mit tausendfachem Leid: In einem alten Bunker unter der Halle 1 stellt sich VW dem dunkelsten Kapitel seiner Geschichte – mit einer Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit. D irekt über den Köpfen lärmt das Presswerk der Halle 1. Jedes Mal, wenn ein Roboter einen bestimmten Arbeitsschritt ausführt, scheppert eine Etage tiefer ein Gitterrost. Beängstigend. Erst recht, weil die schweren Roboter auch den Boden vibrieren lassen. „Natürlich ist das nur der Rhythmus der Fabrik“, sagt Dr. Manfred Grieger, Leiter der Historischen Kommunikation von Volkswagen. „Aber viele Besucher assoziieren einen Bombeneinschlag und blicken unwillkürlich zur Decke.“ Wie vor sechzig Jahren. In genau diesem Bunker, der heute die Volkswagen-Erinnerungsstätte beherbergt, mussten damals Zwangsarbeiter ausharren. „Wir wurden zu vierzig bis fünfzig Personen dort hineingejagt, nach Nationalitäten getrennt, und hinter Stahltüren mit Gummibeschichtung eingesperrt. ... Eingeschlossen mit einem Vorhängeschloss guckten wir auf die Decke, ob sie noch ganz war, wenn die Flugzeuge vorbeiflogen“, erinnert sich der ehemalige Zwangsarbeiter Stefan Zurawicz. Der zitternde Boden macht die Erinnerungsstätte nur noch eindrücklicher. Doch gewollt ist dieser Effekt eigentlich nicht. „Es wäre anmaßend zu glauben, wir könnten das Elend der Zwangsarbeiter durch Kulissen und Inszenierungen nachempfindbar machen“, betont Grieger. Die Erinnerungsstätte setzt stattdessen ganz auf Dokumentation und Authentizität: auf Akten, auf Fotos, auf Alltagsgegenstände. Viele In einem alten Luftschutzbunker ist die Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit untergebracht. „Würdigung derer, die nicht das Glück hatten, die Tragödie zu überleben“ tete Ausstellung im Luftschutzbunker und erweiterte sie dann Schritt für Schritt. „Wir von der Historischen Kommunikation haben den Jugendlichen nur geholfen, die Erinnerungsstätte zu professionalisieren“, betont Grieger. Entstanden ist ein Ort, wie ihn kein zweites deutsches Unternehmen vorweisen könnte. Und dessen wichtigste Exponate die Erinnerungen der Zwangsarbeiter selbst sind: Die Historische Kommunikation von VW hat über 200 von ihnen interviewt und veröffentlicht die Berichte in ihrer Reihe Historische Notate. „Dieses Buch wird meine Erinnerungen an die Zeit der Unterdrückung und des Ausgeliefertseins weiter tragen“, schreibt etwa Julie Nicholsen in der Mai-Ausgabe 2005, „und ist damit eine Würdigung der Menschen, die nicht wie ich das Glück hatten, diese Tragödie zu überleben.“ Die Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit – sie wird auch von den Ex-Zwangsarbeitern selbst honoriert. „Sie gibt ihnen“, fasst Manfred Grieger aus seinen vielen Gesprächen zusammen, „ein Gefühl der Genugtuung: Wir sind nicht vergessen.“ Als erstes deutsches Großunternehmen hat Volkswagen im Jahr 1998 einen eigenen Humanitären 122|123 Humanitärer Fonds der Volkswagen AG Fonds für ehemalige Zwangsarbeiter der damaligen VolkswagenGesellschaft eingerichtet. Das Kuratorium – hochkarätig besetzt mit dem ehemaligen isrealischen Außenminister Shimon Peres, dem früheren österreichischen Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzki und Altbundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker – legte eine einheitliche Auszahlungssumme von 10 000 Mark fest, die unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit, dem konkreten Verfolgungsschicksal und der Aufenthaltsdauer auf begründeten Antrag zugesprochen werden. Bis Mitte 2005 hatte die Volkswagen AG 2 150 Leistungsberechtigte, also unmittelbar von Zwangsarbeit Betroffene, erreicht. Der Humanitäre Fonds der Volkswagen AG ging der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ voraus, die im Jahre 2000 durch ein Bundesgesetz geschaffen und deren Finanzausstattung von 10 Milliarden Mark je zur Hälfte von der deutschen Wirtschaft und dem Staat aufgebracht wurde. Volkswagen hat sich auch an diesem Fonds beteiligt. Geschichte erinnern davon sind Leihgaben der Betroffenen: selbstgebastelte Löffel, Taschenmesser, Stoffpuppen zum Beispiel. Oder der improvisierte Ehering des Franzosen Pierre Bernard: aus Aluminium und mit einem eingearbeitetem Foto seiner Frau. Nur zwei Monate nach der Hochzeit waren die beiden getrennt worden. Geschätzte 20 000 ausländische Zwangsarbeiter und KZHäftlinge wurden von der damaligen Rüstungsschmiede Volkswagenwerk GmbH ausgebeutet. Im vorletzten Kriegsjahr 1944 stellten die Zwangsarbeiter rund zwei Drittel der Belegschaft. Eine Tatsache, die lange tabuisiert wurde, zu der VW heute jedoch bewusst Stellung bezieht: Ende der 80er Jahre begann der Konzern, seine Gründungsgeschichte wissenschaftlich zu erforschen. „Im Unternehmen hat sich seitdem eine sehr spezifische Erinnerungskultur herausgebildet“, betont Grieger, „die mittlerweile tief verwurzelt ist.“ Der sichtbarste Ausdruck dieser Erinnerungskultur ist die Erinnerungsstätte selbst. Zumal sie nicht der Vorstand beschlossen hatte. „Stattdessen hatten die Auszubildenden die Idee, die Erinnerung an die Zwangsarbeiter zurück in die Fabrik zu holen“, berichtet Grieger. 1995 eröffnete die Jugend- und Auszubildendenvertretung die erste selbstgestal- D ie Sonne brennt. Der Schweiß tropft. Einige haben bereits Blasen an den Händen. Die Arbeit mit Schaufel und Hacke ist ungewohnt. Aber niemand klagt. Nicht hier, nicht wegen Hitze oder Mühsal: Auf dem Gelände des Vernichtungslagers Birkenau legen ein Dutzend Volkswagen-Auszubildende einen Schotterweg frei. Einen dieser Wege, den zigtausende Häftlinge gehen mussten. Der sie vom Menschen zur Nummer machte. Der fast immer in den Tod führte. Und der heute unter einer dicken Humusschicht verborgen liegt. Die Auszubildenden aus Deutschland bringen ihn wieder ans Licht. Es ist eine Arbeit gegen das Vergessen. Seit 1987 ermöglicht VW jedes Jahr 90 Azubis aus seinen deutschen Werken in vier Gruppen die Teilnahme an der jeweils 14-tägigen Gedenkstättenarbeit. „Man sieht nur, was man auch weiß“ Auszubildende von Volkswagen legen im früheren Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau einen alten Schotterweg frei. Seit 1987 ermöglicht VW jedes Jahr 90 Azubis aus Deutschland die Teilnahme an der jeweils 14-tägigen Gedenkstättenarbeit. „Durch ihren Einsatz tragen die Heranwachsenden dazu bei, dass mit den Gebäuden auch die Erinnerung an den Holocaust, an den millionenfachen Mord erhalten bleibt“, hebt Hans-Jürgen Uhl hervor, der nicht nur Mitglied des Betriebsrates ist, sondern auch einer der Initiatoren der VW-Gedenkstättenarbeit in Auschwitz war. Millionen Menschen verfrachtet, vergast, verbrannt. „Ich stehe hier, arbeite und freue mich über das, was wir geschafft haben. Und dann schaue ich hoch, sehe auf das Gelände, und auf einmal ist alles wieder da“, versucht die angehende Kauffrau Felicitas Bollerhey aus Kassel zu erklären, wie sie und ihre Kollegen sich fühlen. Vor ihrer Gedenkstättenarbeit im Lager Birkenau besuchte die Gruppe zweimal das KZ-Stammlager Auschwitz. Der Appellplatz mit dem Galgen, der Todesblock 11, wo Tausende erschossen wurden, oder die 124|125 „Auschwitz wird gleichsam ein Teil von dir“ ese grausamen Experimente an jungen Jüdinnen in Block 10: Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, führt jede neue VW-Gruppe durch das Lager. Als pädagogischer Begleiter belässt er es nicht bei den Fakten und berichtet auch über Einzelschicksale: Die Opfer sollen nicht namenlos in der Masse verschwinden. Sondern ein Gesicht und eine Identität bekommen. „Man sieht nur, was man auch weiß“, sagt Heubner. Das, was die VW-Auszubildenden während ihres Aufenthalts in Oswiecim, wie Auschwitz heute heißt, sehen und erleben, gräbt sich tief ein. „Nach 14 Tagen im Blickkontakt mit der Rampe wird Auschwitz gleichsam ein Teil von dir“, formuliert es Sabine Unglaub aus Emden. Noch nach Jahren erhält Heubner Briefe ehemaliger Teilnehmer. Darin äußern sie nicht nur ihr absolutes Unverständnis gegenüber Rechtsextremisten. „Viele schreiben mir auch“, so Heubner, „dass sie etwa über dümmliche Polenwitze nicht mehr lachen könnten, seit sie polnische Alterskollegen mit Namen und Gesichtern bei uns kennen gelernt haben.“ Denn seit 1992 treffen die jungen Deutschen jedes Mal auf eine Gruppe gleichaltriger Polen aus Bielsko-Biała. Gemeinsam wohnen sie in der Internationalen Begegnungsstätte Oswiecim, die Volkswagen 1986 durch seine finanzielle Unterstützung mit ermöglichte und die das Unternehmen bis heute maßgeblich fördert. „Unsere Auszubildenden und die polnischen Jugendlichen arbeiten zusammen, diskutieren zusammen und verarbeiten zusammen ihre Eindrücke. Gemeinsam leisten sie deshalb nicht nur einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen, sondern auch für die Völkerverständigung und für die gemeinsame europäische Zukunft“, erklärt Peter Haase, Geschäftsführer der für das Austauschprogramm verantwortlichen VW Coaching GmbH. Die Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in Auschwitz ist längst ein tragender Teil der Erinnerungskultur von Volkswagen. Beinahe tausend Auszubildende haben bisher teilgenommen – die meisten hoffentlich mit einem Fazit wie Felicitas Bollerhey: „Wir haben die historische Verantwortung alles zu tun, damit so etwas nie wieder geschehen kann.“ Geschichte erinnern Nein, im ehemaligen KZ Auschwitz soll kein Gras über die Geschichte wachsen: Auszubildende von Volkswagen reißen es wieder aus. Gemeinsam mit polnischen Berufsschülern legen sie Wege frei, reparieren Zäune, helfen bei der Instandhaltung der KZ-Gedenkstätte. Netzwerk für Nachhaltigkeit: Volkswagen als Schrittmacher bei econsense, dem deutschen Nachhaltigkeitsforum Miteinander streiten, gemeinsam handeln: Die Partnerschaft mit dem Naturschutzbund Deutschland e. V. 126|127 Dialoge pflegen Sag mir, was Du willst, und ich sage Dir, was ich kann. Wer Vertrauen aufbauen will, kommt kaum umhin, Dialoge zu pflegen. Dialog für Nachhaltigkeit ese Sustainable Development – kein Thema für Unternehmen? Weit gefehlt. Seit es econsense gibt, kommuniziert und profiliert die deutsche Wirtschaft ihre Kompetenz in Sachen Nachhaltigkeit. Volkswagen unterstützt den Think Tank nach Kräften. P Workshop zur Nanotechnologie mit econsense-Geschäftsführer Dr. Klaus Mittelbach (2. v. l.): Im Forum Nachhaltige Entwicklung haben sich 23 namhafte Unternehmen und Verbände der deutschen Wirtschaft zusammengeschlossen. aul Borm ist einer, der gern ein Fragezeichen setzt, wo andere ein Ausrufezeichen wählen. Über die Nanotechnologie „wissen wir einfach noch viel zu wenig“, sagt der renommierte Mediziner und Toxikologe an diesem Nachmittag im MagnusHaus der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Berlin. „Akute Entzündungen“ und daraus resultierende „Sekundäreffekte wie Krebs“ seien „aus heutiger Kenntnislage“ jedenfalls „nicht auszuschließen“. Kritische Anmerkungen zum technischen Fortschritt sind in Deutschland nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist aber, dass die potentiellen Anwender der Nanotechnik ihren Kritikern selbst ein Forum schaffen. Denn der Workshop, den Borm mit seinem Skeptizismus bereichert, ist von econsense, dem „Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft“ organisiert worden. In dem in Deutschland einmaligen Netzwerk haben sich führende global agierende Unternehmen und Organisationen der Wirtschaft – von A wie gliedsunternehmen die führende europäische NachhaltigkeitsAllianz. Ihre Hauptaufgabe sieht sie darin, Unternehmen dabei zu 128|129 CSR Europe ist mit über 60 Mit- helfen, CSR in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren. Volkswagen ist Gründungsmitglied. www.csr-europe.org Der Global Compact (GC) ist mit fast 3 000 Unternehmen das größte CSR-Netzwerk weltweit. Seine Gründung geht auf die Initiative von UN-Generalsekretär Kofi Annan zurück, der die Wirtschaft 1999 zur Übernahme globaler Verantwortung für Menschenrechte, Arbeitsnormen und Umweltschutz aufforderte. Im Jahr 2004 kam als 10. Prinzip die Anti-Korruption hinzu. Der GC versteht sich als Lern- und Dialogplattform, auch für NGOs. Volkswagen beteiligt sich seit 2002 am GC. www.unglobalcompact.org In Deutschland haben sich die German Friends des Global Compact gebildet. Volkswagen engagiert sich auch in diesem lokalen Netzwerk. Die „mediengruppe macondo“ gibt mit Unterstützung der German Friends seit 2004 ein GC-Jahrbuch heraus. www.macondo.de Dialoge pflegen Allianz bis V wie Volkswagen – zusammengeschlossen, die das Leitbild nachhaltiger Entwicklung in ihrer Unternehmensphilosophie verankert haben und die sich bemühen, Wertschöpfung und Wertorientierung zusammenzubringen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) war Geburtshelfer, die Volkswagen AG Gründungsmitglied, als econsense pünktlich zur Jahrtausendwende ins Leben gerufen wurde. Das boomende Thema der nachhaltigen Entwicklung sollte nicht länger kampflos der Deutungsmacht der Politik und der Nicht-Regierungsorganisationen überlassen bleiben. Die Wirtschaft wollte ihren eigenen Think Tank. Seither wirbt das Forum mit seinen zurzeit 23 Mitgliedern für das Management-Konzept der Corporate Social Responsibility – auch und gerade in der Wirtschaft selbst. „Voneinander lernen und gemeinsame Standpunkte entwickeln, den offenen Dialog mit Politik und den gesellschaftlichen Gruppen pflegen“: das, so ist schwarz auf weiß nachzulesen, ist die Raison d’etre des Forums. Einmal im Jahr organisiert das kleine Berliner econsenseBüro eine große Konferenz, um Zukunftsthemen – wie etwa die „Integrierte Produktpolitik“ oder den „Demographischen Wandel“ – mit Experten und Entscheidern aus Politik und Gesellschaft zu erörtern. Zwischendurch schaffen „Stammtische“ oder „Workshops“ Gelegenheiten, die Kompetenz der Unternehmen zu demonstrieren und Best-Practise-Projekte vorzustellen. Memoranden und Selbstverständnis-Papiere, die Organisation von Journalisten-Reisen, ein Preis für herausragende Berichte oder Reportagen – alles econsense-Ideen und -Maßnahmen, um das sperrige Thema der Nachhaltigkeit voranzubringen. Doch wäre die Allianz wenig ohne das Engagement ihrer Mitglieder. Volkswagen hat das Forum von Anfang an unterstützt und genutzt, hat Führungsverantwortung übernommen und Flagge gezeigt. Dr. Bernd Pischetsrieder, der Vorstandsvorsitzende, ist Mitglied des Kuratoriums, der Generalbevollmächtigte Reinhold Kopp Lenkungskreisvorsitzender. Gemeinsam mit econsense und anderen Mitgliedsunternehmen, aber auch Partnern aus der Politik hat VW über Wege zur Nachhaltigkeit diskutiert und eigene Lösungsmodelle zur Diskussion gestellt – von der besseren Work-Life-Balance über intelligente Formen der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen bis hin eben zu den Perspektiven der Nanotechnik. Die Chancen für einen sozialen Konsens über die Risiken der neuen Technologie auszuloten war das erklärte Ziel dieses Workshops. Wie aber sollte das gelingen, wenn man Mahner und Warner wie den Toxikologen Paul Borm gar nicht anhören wollte? Im Tandem auf Nachhaltigkeits-Kurs ese Die Volkswagen AG und der Naturschutzbund Deutschland pflegen einen engen Stakeholderdialog und organisieren gemeinsame Projekte. Die Grundlage bildet ein Kooperationsvertrag. Der Naturschutzbund Deutsch- land e. V. (NABU) ist mit 390 000 Mitgliedern einer der wichtigsten Umwelt- und Naturschutzverbände in Deutschland. Die Mitglieder sind in rund 1 500 lokalen Kreisverbänden und Ortsgruppen organisiert und vornehmlich ehrenamtlich tätig. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass wichtige Lebensräume bedrohter Tier- und Pflanzenarten in Deutschland dauerhaft erhalten werden. Seit 1971 kürt der NABU den „Vogel des Jahres“. www.nabu.de N ichts deutete auf besondere Vorkommnisse hin, als die schwarze Limousine vom Typ VW Phaeton vor dem Haus Nr. 112 in der Invalidenstraße vorfuhr. Ein kleines goldenes Schild an der Wand offenbart, dass dort der „Naturschutzbund Deutschland e.V.“ seine „Bundesgeschäftsstelle“ hat. Im nächsten Moment betrat Dr. Bernd Pischetsrieder den alten Gründerzeitbau in Berlins Stadtbezirk Mitte. Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG war gekommen, um den neuen NABU-Präsidenten Olaf Tschimpke persönlich kennenzulernen und mit ihm einen Kooperationsvertrag abzuschließen – ein Vorgang, der dann doch nicht ganz alltäglich war. Denn zwischen Automobilherstellern und Umweltverbänden regiert traditionell Misstrauen. Selten entwickelt sich der Dialog über den unverbindlichen Austausch von Statements hinaus, viel lieber werden überkommene Feindbilder gepflegt – hier die Luftverpester, dort die Autofresser. Volkswagen und der NABU dagegen wollten sich auf das Wagnis eines wechselseitigen Lernprozesses einlassen – im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung in Deutschland. In ihrem Kooperationsvertrag verständigten sich die führende Umweltorganisation und der führende Automobilhersteller im Lande denn auch darauf, dass der NABU Volkswagen “in Fragen einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung berät“, so Paragraf eins des Vertragswerks. Seither treffen sich Vertreter beider Dialogpartner immer wieder zum informellen Gedankenaustausch. Dabei gehe es „thematisch um ökologische Anforderungen an Antriebs- und Kraftstoffstrategien ebenso wie Vertrag perfekt: Olaf Tschimpke, Dr. Bernd Pischetsrieder 130|131 Auf anhaltende Publikums- wie Medienresonanz stoßen indes die gemeinsamen Spritspartrainings („Umschalten – ganz einfach Sprit sparen“), die alle paar Wochen zwischen Flensburg und Garmisch unentgeltlich angeboten werden. Sie bieten Autofahrern die Gelegenheit, sich persönlich davon zu überzeugen, dass der aufgeklärte Umgang mit Gas und Bremse locker 25 Prozent Benzin- und Geldersparnis bedeuten kann. Als Spritspar-Meister dürfen sich die Mitarbeiter der beiden NABU-Geschäftsstellen in Bonn und Berlin auch selbst erweisen – Volkswagen stellt neue Fahrzeug-Modelle jeweils als Dauerleihgaben zur Verfügung. „Es hat geholfen, neue Blickwinkel zu öffnen“ Das jüngste Gemeinschaftsprojekt ist die Aufklärungs-Kampagne „Willkommen Wolf!“, der sich auch gleich noch der VfL Wolfsburg - „die Wölfe“ - und die Stadt Wolfsburg anschlossen, die den Meister Isegrim im Wappen trägt. In der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der rot-grünen Bundesregierung fand der Stakeholderdialog Marke VWNABU denn auch ebenso lobende Erwähnung wie in Experten-Ratings. Zwar war nicht jedem einmal begonnenen Projekt der gewünschte Erfolg beschieden, aber noch jede gemeinsame Initiative habe, so Oeliger, „geholfen, beiderseits neue Blickwinkel zu öffnen“. So war es auch beim ersten Spitzengespräch im Februar 2004 zwischen dem VW-Vorstandsvorsitzenden Dr. Bernd Pischetsrieder und dem NABU-Präsidenten Olaf Tschimpke. Ob es um die Perspektiven biologischer Kraftstoffe, um innovative Fahrzeugkonzepte oder um besseren Klimaschutz ging – fast stets gelang es den beiden, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Dialoge pflegen um anspruchsvolle Recyclingkonzepte und ein innovatives Verkehrsmanagement“, verrät Reinhold Kopp, Generalbevollmächtigter und Leiter Konzern-Außenbeziehungen. Gemeinsam mit NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller leitet Kopp eine achtköpfige „Steuerungsgruppe“, die der Zusammenarbeit Richtung geben soll. Auch kritische Themen werden im bilateralen Stakeholderdialog nicht ängstlich ausgelassen. Dabei prallen dann auch schon mal unterschiedliche Meinungen aufeinander. Über den Dieselpartikelfilter etwa hätten sich die Partner „fröhlich gefetzt“, so Dietmar Oeliger, der beim NABU für Verkehr und Mobilität zuständig ist. Ihren ersten öffentlichen Workshop richteten die ungleichen Partner Ende 2004 im Berliner Automobil Forum aus. Dass auch bei „Mobil im Dialog“ (so das Motto der Veranstaltungsreihe) nicht Friede, Freude, Eierkuchen auf der Tagesordnung stand, verriet schon die Leitfrage des Polit-Diskurses: „Integration der Verkehrsträger – mehr als eine Lebenslüge?“ gesellschaft csr bei volkswagen – auf einen blick Orientierung an den ILO-Kernarbeitsnormen, den OECD-Guidelines für multinationale Unzernehmen und den 10 Prinzipi- en des Global Compact; Projekte in aller Welt rund um Bildung, Gesundheit und Frauenförderung, darunter PPP-Projekt AutoVision der Wolfsburg AG (VW und Stadt) und ähnliche Initaitiven an VW-Standorten in Deutschland und aller Welt, Aids Care in Brasilien und Südafrika (mit GTZ und lokalen Partnern), Arbeitsschutz bei Lieferanten (mit GTZ und lokalen Partnern), Straßenkinder-Projekt „Eine Stunde für die Zukunft“ (terre des hommes und VW-Belegschaft), Schulen und Wasser für das Nomadenvolk der Touareg (VW-Konzern/tamat e.V./lokale Partner); Initiative für mehr Ausbildung (Audi AG) etc mitarbeiter Innovative Personalkonzepte, flexible Arbeitsorganisation, vielfältige Arbeitszeitmodelle/-konten, Zeit-Wertpapier, Pro- jekt Work2Work (für leistungseingeschränkte Mitarbeiter), Instrumente der Work-Life-Balance, Diversity Managament, Frauenförderung, Ideenmanagement, Wissensstafetten und Wissensbörsen, AutoUni, lebenslanges Lernen, Sozialcharta sowie Deklaration zu Arbeitsschutz und Gesundheit mit globalen (Mindest-)Standards, Euro- und Welt-Konzernbetriebsrat etc umwelt Weltweites Umweltmanagament, ISO/EMAS-Zertifizierungen von Konzernstandorten in aller Welt, Umwelt- und Nach- haltigkeitsberichterstattung, Umweltziele, Umweltbilanzen, innovatives Recycling nach dem VW-Sicon-Verfahren, innovative Antriebstechnologien (TDI, TSI) und verbrauchsarme Fahrzeugkonzepte (Polo BlueMotion), Förderung sauberer Synthese-Kraftstoffe aus Erdgas und Biomasse (SynFuel, SunFuel), Entwicklung Brennstoffzellentechnologie, Lieferantenseminare, Projekt „Nachhaltigkeit in der Lieferantenkette“ etc preise und auszeichnungen Das Unternehmen ist in Nachhaltigkeitsindizes gelistet (FTSE4Good, ASPI) und belegt Platz 6 im Scoris DAX 30 Nachhaltig- keitsrating, hat zudem zahlreiche Reporting-Preise erhalten; der Umweltbericht 2003/4 etwa kam auf Platz 1 des Pacific Sustainability Index (PSI), wurde von IÖW und future e. V. zum „Besten der Autobranche“ erklärt und beim Ranking „Global Reporters 2004 – International Benchmark in Sustainability Reporting“ als bester deutscher Report gewertet mitgliedschaften econsense – Forum Nachhaltigkeit der Deutschen Wirtschaft; CSR Europe; Global Compact; International Business Lea- ders Forum; World Business Council for Sustainable Development; UNEP Mobility Forum; European Disability Forum; acatech etc kooperationen, initiativen, projekte, stiftungen Zusammenarbeit mit lokalen/regionalen Gebietskörperschaften, nationalen Regierungen und internationalen Organisa- tionen; VW Community Trust (Südafrika); Volkswagen Stiftung (Brasilien); Volkswagen Fonds für Waisenkinder (Mexiko); Unfallforschung in China/Gemeinschaftsprojekt mit der Tongji Universität Shanghai; Mitarbeit in der Global Reporting Initiative; Kooperationsvertrag und Projekte mit dem Naturschutzbund Deutschland e. V.; Kooperation mit der Evangelischen Akademie Loccum; Beteiligung an der Bürgerstiftung JugendUni Salzgitter; Teilnahme am Aktionsprogramm 2015 der deutschen Bundesregierung; „Curriculum Mobilität“/Kooperation der Autostadt GmbH mit dem Land Niedersachsen; Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit im ehemaligen KZ Auschwitz; diverse Kooperationen mit Schulen, Fachhochschulen und Universitäten sonstiges Erinnerungsstätte Zwangsarbeit auf dem Gelände des Werkes Wolfsburg Seit der UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung 2002 unterstützt Volkswagen den Global Compact des UN-Generalsekretärs Kofi Annan. Die Mitglieder des Global Compact, inzwischen fast 3 000 Unternehmen, übernehmen freiwillig die Pflicht, sich aktiv für eine sozial und ökologisch verträgliche Globalisierung einzusetzen. Sie engagieren sich deshalb in ihrem Einflussbereich für die Geltungskraft der Menschenrechte sowie von Arbeits- und Sozialstandards und für den Schutz der Umwelt. Außerdem sind sie aufgerufen, sich der Korruption zu widersetzen („10 Prinzipien“). Unternehmen, die den Global Compact unterstützen, sind gehalten, den Fortschritt, den sie bei der Umsetzung der 10 Prinzipien erzielen, zu dokumentieren. Die nachfolgende Übersicht zeigt, mit welchen in dieser Broschüre beschriebenen Best Practises der Volkswagen-Konzern jeweils Fortschritt bei der Verwirklichung der Grundsätze des Global Compact erzielt hat. Global-Compact-Prinzip Artikel Seite Prinzip 1 „Jobmaschine auf der Kaninchenwiese“ Beschäftigungspolitik der Wolfsburg AG (Forum AutoVision) 14 Prinzip 1 „Und schon bist Du etwas klüger“ Jobs und Qualifizierung für ehemals Erwerbslose 28 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1 Prinzip 1, 4 Prinzip 1, 8, 9 Prinzip 2 Prinzip 2 arbeits- und sozialstandards „Volkswagen zeigt, wie es geht“Standortsicherung Deutschland „Wissensdurst im alten Konvikt“ Das neue Ausbildungszentrum in Mladá Boleslav „Soziale Verantwortung ist Teil des Investments“ Impulse für Wohlstand und Beschäftigung in Osteuropa „Weckruf aus einem Albtraum“ AIDS-Prävention für Menschen in Brasilien und Südafrika „Vertreibung aus dem Raucherparadies“ Abstinenzkampagne bei Seat „Hilfe nach dem Schneeballsystem“ VW-Mitarbeiter spenden für Straßenkinder in der ganzen Welt „Volanta rettet Leben“ Wasser für Brasiliens Einwohner während der Trockenzeit „Komm in die Schule, Kalari!“ Hilfe nach der Umweltkatastrophe in Asien „Gesundheitsdienst an 365 Tagen je 24 Stunden“ Medizinische Versorgung bei Volkswagen México „Wissen ist der Schlüssel“ Aus- und Fortbildung am Standort Südafrika „Mit Genuss helfen“ Unterstützung des Fair Trade bei VW „Jede Schramme zählt“ Unfallforschung in Deutschland und China „Kinder lernen Straßenverkehr“ Verkehrstraining für Kids „Werbung für den Gurt“ Die Buckle up-Kampagne von Volkswagen of America „Gute Laune aus Wolfsburg importiert“ Förderung von Nachwuchskünstlern „Container zu Schulklassen“ Der Volkswagen Community Trust am Standort Südafrika „Gib Gas, Alessandro“ Sozialisierung und Erziehung von Kindern in Brasilien „Auschwitz wird gleichsam ein Teil von Dir“ Azubis helfen bei der Instandhaltung der KZ-Gedenkstätte „Dialog für Nachhaltigkeit“ Econsense und Volkswagen „Weil wir offen sind, lassen sie sich beraten“ Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz bei Zulieferern „Entwicklungsauftrag an Zulieferer“ Förderung von Nachhaltigkeit in der Lieferantenkette 18 32 60 36 40 66 73 75 76 77 68 98 100 102 106 118 116 124 128 26 70 Prinzipien 3, 4, 5, 6 „Global, fair und sozial“ Weltweite Sozialcharta 24 Prinzip 6 „Volks- oder Kinderwagen?“ Arbeitszeitmodelle und Arbeitsplatzförderung für Eltern 48 Prinzip 4 Prinzip 6 Prinzip 6 Prinzip 6 Prinzip 6 Prinzip 6 umwelt „Wir sind nicht vergessen“ Mahnende Erinnerung an Zwangsarbeit im NS-Staat „Wir geben das Selbstbewusstsein zurück“ Personalkonzept Work2Work für Behinderte „Roter Teppich für Rückkehrerinnen“ Wiedereinstiegsprogramm für Mitarbeiter nach der Babypause „Gesucht: älter, erfahrener, fit“ Arbeitsplatzgestaltung nach den Bedürfnissen älterer Arbeitnehmer „Per Tandem durch gläserne Decken“ VW-Gleichstellungspolitik für Frauen „Ungleich (ist) besser“ Diversity Management bei VW Financial Services 122 20 50 44 54 56 Prinzip 7 Prinzip 7, 8 Prinzip 7, 8 „Im Tandem auf Nachhaltigkeits-Kurs“ Enge Zusammenarbeit zwischen Volkswagen und NABU „Güter fahren Straßenbahn“ Umweltbewusstes Logistikkonzept „Verkehr intelligent managen“ Verkehrsmanagement soll die Umwelt entlasten 130 92 94 Prinzip 8 „Bergab Schubabschaltung nutzen“ Spritspartrainings von Volkswagen 86 Prinzipien 7, 8, 9 Prinzip 8 Prinzipien 8, 9 Prinzip 9 korruption Prinzip 10 „Spülwasser im Kreislauf“ Umweltpaten verbreiten die Konzern-Umweltstandards „Lebende Rasenmäher“ Auerochsen in Südostniederdachsen „Entwicklungsauftrag an Zulieferer“ Förderung von Nachhaltigkeit in der Lieferantenkette „Vom Acker in den Tank“ Engagement für alternative Kraftstoffe (SunFuel) „Definieren, was das Verbindende ist“ Kampagne für Konzernwerte bei VW 72 82 70 88 10 xx menschenrechte xx|xx global-compact-referenz VOLKSWAGEN AG Reinhold Kopp, Generalbevollmächtigter und Leiter KonzernAußenbeziehungen, Brieffach 1882, 38436 Wolfsburg, Deutschland, Tel. ++49 5361 / 9-78622, Fax -20654 © durch die Volkswagen AG. Alle Rechte vorbehalten. Konzept: Stefan Dahle / imug Beratungsgesellschaft für sozialökologische Innovationen mbH (Hannover) Redaktion: Michael Scholing-Darby, Volkswagen AG, KonzernAußenbeziehungen, E-Mail: [email protected] Texte: Anne Cockwell (1), Stefan Dahle (3), Christian Pietschner (12), Michael Scholing-Darby (11), Lydia Schumacher (19). Art-Direction: Tom Tautz Gestaltung und Illustration: KARMA//kommunikations_design Wolfsburg, www.karma-web.de Fotoquellen: Volkswagen AG (Seiten: 04, 10, 17, 19, 20, 25, 27, 32, 36, 41, 45, 61, 77, 78, 82, 92, 110, 111, 119, 122, 124) Wolfsburg AG (Seiten: 14, 17), Ulf Dieter (Seite: 28), Thomas Knüppel (Seiten: 48, 51, 98), dpa Picture-Alliance GmbH (Seiten: 60, 62, 69, 75, 95), Financial Services AG (Seite: 56), terre des hommes Deutschland e. V. (Seite: 66), Naturschutzbund Deutschland e. V. (Seiten: 86, 131), Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e. V (Seite: 74), econsense (Seite: 128) Druck: Sigert GmbH Druck- und Medienhaus, Ekbertstraße 14, 38122 Braunschweig, Telefon: 05 31 / 8 09 29 22, Telefax: / 2 80 02 80 2006 © VOLKSWAGEN AG