Finanzkrise schwappt immer mehr auch auf Europa - Boerse-ON
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Finanzkrise schwappt immer mehr auch auf Europa - Boerse-ON
29.09.2008 Finanzkrise schwappt immer mehr auch auf Europa über - ein update Das Rettungspaket für den US-Finanzsektor scheint zu stehen, der Flächenbrand ist jedoch noch nicht gelöscht und lodert immer mehr auch auf Europas Finanzwelt herüber. Auch wenn sich die US-Regierung mit der Opposition auf Einzelheiten des USD 700 Mrd. schweren Rettungspaketes am Wochenende geeinigt haben und eine entsprechende Gesetzesvorlage im Wochenverlauf verabschiedet werden dürfte, die Schäden in der Finanzindustrie weiten sich dessen ungeachtet insbesondere auch in Europa aus. So beschlossen die Regierungen von Belgien, Niederlande und Luxemburg am Sonntag Abend eine Finanzspritze über EUR 11,2 Mrd. für den Finanzkonzern Fortis und erhalten im Gegenzug einen 49%Anteil an den jeweiligen Landesgesellschaften. Daneben verpflichtete sich Fortis, ihren Anteil an der im vergangenen Jahr gemeinsam mit Santander und Royal Bank of Scotland übernommenen ABN Amro zu verkaufen und kündigte für das morgen endende dritte Quartal weitere Abschreibungen in Höhe von EUR 5 Mrd. (u.a. auf ihr CDO-Portfolio) an. Heute Früh gab der deutsche Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) bekannt, sich eine milliardenschwere Kreditlinie von einem deutschen Konsortium kurz- bis mittelfristig gesichert zu haben. Hintergrund ist Medienberichten vom Wochenende zufolge eine Schieflage der irischen Tochter DEPFA. Hier hatte sich demnach eine Finanzierungslücke in niedriger zweistelliger Milliardenhöhe aufgetan, die von der Mutter nicht gefüllt werden konnte. HRE kündigte zumindest Abschreibungen auf den DEPFAGoodwill und den Ausfall der Dividende für 2008 an. Noch nicht bestätigt sind Spekulationen über eine Verstaatlichung des britischen Baufinanzierers Bradford & Bingley (B&B). Gemäß Berichten soll das Kreditgeschäft mit der bereits im Herbst 2007 verstaatlichten Northern Rock zusammengelegt werden. Das Filialnetz und das Einlagengeschäft sollen demnach für GBP 400 Mio. an die spanische Banco Santander verkauft werden. Diese hatte bereits vor einigen Monaten ihre UK-Tochter Abbey National mit dem B&B-Wettbewerber Alliance & Leicester verstärkt. In allen genannten Fällen trifft oder träfe es Banken, die aufgrund ihres Geschäftsmodells (B&B, HRE) und/oder größerer Übernahmen (Fortis, HRE) in starkem Maße auf die Refinanzierung über den Kapitalmarkt (Wholesale) angewiesen sind. Dies war auch ein Charakteristikum des inzwischen gescheiterten Geschäftsmodells der amerikanischen Wall Street-Banken. Alle Finanzinstitute, die ebenfalls kurzfristig hohe Beträge am Kapitalmarkt refinanzieren müssen, stehen vor vergleichbaren Problemen. Verstärkt wird dies durch drohende hohe Abschreibungen in Folge der Finanzkrise bei zu schwacher Kapitalausstattung. So steht nun ebenfalls die amerikanische Großbank Wachovia vor dem Verkauf. Medienberichten zufolge laufen Verhandlungen mit der Citigroup und Wells Fargo, aber auch mit der spanischen Banco Santander.