46-51 Prostata
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46-51 Prostata
GESUNDHEIT Naturheilkunde Männerfrust Statt eines kräftigen Strahls, tropft immer häufiger auch bei jüngeren Männern nur noch ein müdes Rinnsal in die Toilette. Schuld ist meist die Prostata – oder besser eine Vergrösserung oder Erkrankung dieser Drüse. Text und Fotos: Heinz Knieriemen V on Mark Twain, dem amerikanischen Spötter und Essayisten, stammt der Ausspruch: «Ein Mann im Vollbesitz seiner Kräfte muss den Harnstrom im hohen Bogen über einen Zaun dirigieren können und dabei Wohlbefinden und Kraft empfinden.» Doch immer häufiger und in stets früherem Alter wird aus dem kraftvollen Harnstrom ein dünner Strahl und später ein müdes Rinnsal. Betroffene müssen nachts zum Wasserlassen aufstehen – öfter und dringlicher als sonst. Häufig fällt es dann auch schwer, die Blase völlig zu entleeren – die Prostata kommt ins Spiel. Der aus dem Griechischen stammende Begriff Prostata (prostates = Vorsteher) bezieht sich auf die exponierte Lage der Drüse zwischen Harnblase und Beckenboden. Sie umschliesst die Harnröhre ringförmig. Sie bildet aber auch den Knotenpunkt, wo zwischen Harn- und Samenfluss umgeschaltet wird. Die Prostata, die aus vielen Einzeldrüsen besteht, gehört wie Hoden, Nebenhoden und Samenleiter zu den primären Geschlechtsorganen des Mannes und kann im Enddarm gut getastet und auf Veränderungen abgefühlt werden. Die Prostata ist eng mit weiten Bereichen männlicher Sexualität verbunden: Sie produziert das Prostatasekret, eine Flüssigkeit, die der Ernährung und Fortbewegung der Samenfäden, der Spermien dient. Über feine Gänge, die in die hintere Harnröhre münden, wird das Sekret beim Erguss dem Samen beigemengt. Ausgelöst wird die Pro- 46 Natürlich | 2-2005 duktion des Prostatasekretes durch Hormone. Die Prostata sorgt also für die Fruchtbarkeit (Fertilität) und die Beweglichkeit der Spermien. Sie nimmt aber auch Einfluss auf das Wohlbefinden insgesamt, also letztlich auch auf die anderen Bereiche männlicher Sexualität, die Erektion, die Ejakulation und sogar die Libido. Eher die Regel als die Ausnahme Bei einer Vergrösserung der Prostata werden Blasenausgang und Harnröhre stärker zusammengepresst, was zu Harndrang und den unterschiedlichsten Schweregraden von Harnverhalten führt. Beschwerden sind mit fortschreitendem Alter in den Industrienationen eher die Regel als die Ausnahme. Unterschieden werden dabei 3 Formen möglicher Beschwerdebilder. Am häufigsten tritt die gutartige Vergrösserung der Prostata auf, was in der medizinischen Fachsprache Benigne Prostata-Hyperplasie (BHP) oder Prostata-Adenom und mit dem volkstümlichen Ausdruck Altersprostata genannt wird. Die Prostatitis ist eine Entzündung der Prostata durch bakterielle oder abakterielle Infektionen, die akuten oder chronischen Charakter annehmen kann und meistens mit Antibiotika behandelt wird. Die dritte Form einer Erkrankung ist die maligne, also bösartige Form, der Prostatakrebs, der in unterschiedlichen Schwereformen und Entwicklungsstadien auftritt. 10 Experten, 10 Meinungen Das Prostatakarzinom gilt in den Industrienationen als die am weitesten verbreitete Krebserkrankung des Mannes. Trotz der Häufigkeit des Auftretens ist diese Krebsart noch wenig erforscht. Noch immer fliessen in die Beurteilung des Krankheitsbildes viele subjektive Faktoren ein. Und noch immer führen die Basisuntersuchungen – Tastbefund, Sonographie (Ultraschall), PSA-Bestimmung sowie Biopsie und Histologie, also Gewebsentnahme und -untersu- Naturheilkunde GESUNDHEIT Noch immer gibt es keine befriedigende Antwort auf die Frage, ob die Risiken oder die Vorteile einer aggressiven Behandlung im Frühstadium der Krebserkrankung überwiegen. Tastbefund, PSA-Wert und wie weiter? Warum solche Unsicherheiten längst noch nicht ausgeräumt sind, lässt sich am ehesten mit einiger Kenntnis darüber verstehen, wie man die Erkrankung gegenwärtig zu erkennen und zu behandeln versucht. Entdeckt wird sie in der Regel durch eine Rektaluntersuchung: Dazu führt der Arzt einen Zeigefinger in den After ein, um die hinter der Mastdarmwand gelegene Vorsteherdrüse auf Veränderungen in Grösse, Gestalt und Konsistenz – insbesondere auf Knoten – abzutasten. Das normalerweise knapp Walnuss-grosse Organ direkt unterhalb der Blase umschliesst die Harnröhre an der Einmündung zum Samenleiter. Es kann sich durch einen Tumor, aber auch altersbedingt vergrössern und Beschwerden verursachen. Als Nächstes folgt ein Labortest; die Messung des PSA-Wertes. Das prostataspezifische Antigen (PSA) gehört zu den zahlreichen an Proteine gebundenen Molekülarten, die von der Vorsteherdrüse produziert werden. Bei Krebsbefall werden diese vermehrt an das Blut abgegeben. Sie gelten daher als Tumormarker. Foto: Keystone Grosse Ausweitung der Krebserkrankungen chung – zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen. So vermögen Ärzte bei vielen Patienten nicht sicher über die beste Behandlungsmethode zu entscheiden. Von Marc B. Garnick, Professor an der Medizinischen Fakultät der Harvard-Universität in Cambridge (Massachusetts), stammt der Ausspruch: «Vertrauen Sie sich mit dem Prostatakarzinom den 10 führenden Fachleuten in den USA an, und Sie werden 10 verschiedene Meinungen hören.» Ein erhöhter PSA-Wert beweist jedoch keinesfalls, dass eine Krebserkrankung vorliegt. Und genau an diesem Punkt wird die Labordiagnostik problematisch. Der einfache Labortest wurde in den USA erstmals 1984 in grossem Umfang angewandt. Seit dieser Zeit ist ein rasanter Anstieg der diagnostizierten Fälle von Krebserkrankungen der Prostata zu beobachten. Dies hat die Diskussion darüber verschärft, ob man überhaupt nach kleinen, keine Beschwerden verursachenden Karzinomen fahnden und die Betroffenen möglichst bald einer aggressiven Therapie, also Operation, unterziehen soll. Gegner führen unter anderem an, dass sich bei mikroskopisch kleinen Tumoren nicht vorab erkennen lässt, ob sie latent bleiben – also in der zu erwartenden Lebensspanne keine oder geringe Symptome erzeugen – oder klinisch bedeutsam werden, also auf eine stärkere Beschwerden verursachende Grösse anwachsen oder gar lebensbedrohliche Metastasen bilden. Nach Erfahrungswerten, die sich auf Kriterien wie Grösse und Feinstruktur der Tumore stützen, kann man die Gefährlichkeit zwar abschätzen, aber eben nicht mit Sicherheit sagen, ob eine sofortige aggressive Behandlung den gewünschten Erfolg bringt. Durch die Früherkennung über den PSA-Wert wird eine Spirale in Gang gesetzt, durch die immer mehr Männer einer riskanten Therapie unterzogen werden. Männer, die wohl mit und nicht an Prostatakrebs gestorben wären. Prostata weg = Impotenz Bei 40 Prozent der 50-jährigen und bei 75 Prozent der über 60-jährigen Männer lassen sich Krebszellen in der Prostata aufspüren – mehr als 80 Prozent von ihnen werden jedoch nie Symptome wahrnehmen. Das wirft natürlich die Frage auf, wann und unter welchen Voraussetzungen eine operative Totalentfernung der Prostata ein zu verantwortender und sinnvoller Eingriff ist. Eine Operation bedeutet in aller Regel einen invalidisierenden Eingriff, wird also von Impotenz, Dauermedikamentierung, chronischer Müdigkeit, Depressionen und vielen anderen Nebeneffekten begleitet. Auch Experten stellen sich durchaus die Frage: Hat die Verfeinerung der diagnostischen Möglichkeiten Männer vor schweren gesundheitlichen Schäden bewahrt oder eine grössere Zahl die Lebensqualität beeinträchtigende Eingriffe zur Folge? Sie hat auf jeden Fall dazu geführt, dass sich in den USA – mit einer vergleichbaren Tendenz auch bei uns – seit 1984 die Zahl der Radikaloperationen annähernd verzehnfacht hat, ohne dass erwiesen ist, dass eine aggressive Behandlung im Frühstadium der Erkrankung die Entwicklung von Metastasen verhindert und insgesamt Leben rettet. Sehr häufig machen die schweren Nebenwirkungen auch den Vorteil gewonnener Lebensjahre zunichte. Selbstverständlich wird niemand ausschliesslich nur wegen eines erhöhten PSA-Wertes oder ertasteten Knotens gegen Krebs behandelt. Der Verdacht muss weiter diagnostisch abgeklärt werden. Doch was bedeutet es, in die Mühlen der KrebsNatürlich | 2-2005 47 GESUNDHEIT Naturheilkunde diagnostik mit Gewebsentnahmen und mikroskopischer Analyse zu geraten? Gutartig – bösartig, auf jeden Fall lästig Der Prostatakrebs ist in den unterschiedlichsten Formen und Schweregraden sehr weit verbreitet. Die meisten Beschwerden gehen jedoch von der Benignen ProstataHyperplasie aus, also der gutartigen Vergrösserung der Prostata. Die Bezeichnung gutartig sagt allerdings nichts über das Krankheitsbild aus, sondern bedeutet lediglich, dass dieses auf keinen bösartig verlaufenden Stoffwechsel, auf keine Krebserkrankung mit der Gefahr von Metastasen hindeutet. Bei mehr als der Hälfte der Männer über 45 Jahren ist eine Hyperplasie der Prostata nachzuweisen, bei über 65-jährigen steigt der Anteil auf etwa 80 Prozent. Bei normaler Flüssigkeitsaufnahme kündigt sich in einer gesunden männlichen Blase nach 4 oder mehr Stunden ein leichter Drang und der Wunsch an, den von den Nieren kommenden Harn zu entleeren. An dieser lebenswichtigen Entleerung sind die vom Willen gesteuerte Blasenmuskulatur und ein zweiter Muskel in der Harnröhre am Ende der Prostata beteiligt. Vergrössert sich nun die Prostata, wird der Entleerungsdrang grösser. Die Zeitintervalle werden immer kürzer, und es bedarf auch grösserer Anstrengungen zum Wasserlassen. Zudem gelingt die Entleerung der Blase nur noch unvollständig. Damit erhöht sich die Gefahr von Entzündungen. Endstadium Harnvergiftung In der 2. Phase der Benignen ProstataHyperplasie (BHP), die kaum noch als gutartig bezeichnet werden kann, neh- men die Beschwerden beim Wasserlassen mit häufigem Harndrang tagsüber und nachts zu. Durch die Restharnbildung werden Harnwegsinfekte, Entzündungen der Prostata und Blasensteinbildung begünstigt. Typisch ist auch, dass im Verlauf einer Blasenentleerung der Harnfluss mehrmals unterbrochen wird. In der 3. Phase schliesslich erschlafft die Muskulatur der Harnblase, so dass die Restharnmenge immer grösser wird. Es kann ein Rückstau des Harns bis hinauf in die Nieren entstehen, die um die Erhaltung ihrer Filterfunktionen kämpfen. Das Endstadium ist eine Harnvergiftung (Urämie). Die Niere versagt, da sie vor allem die Stickstoffwechselprodukte nicht mehr ausscheiden kann. Doch so lange sollte kein Mann mit einer vergrösserten Prostata warten, selbst wenn es sich um eine gutartige Form handelt. Schnitt durch ein männliches Becken Harnblase Samenblase Samenleiter Fettgewebe Mastdarm Symphyse Vene Spritzkanal Prostata Cowper-Drüse Schwellkörper Harnröhre After Nebenhoden Hoden Hodensack Samenkanälchen 48 Natürlich | 2-2005 Illustration: Sonja Burger Eichel Naturheilkunde GESUNDHEIT Sich nicht verängstigen lassen Gerade bei den gutartigen Formen, der vergrösserten Altersprostata, hat in den letzten Jahren ein Umdenken hin zu einer nüchtern-realistischen Einschätzung stattgefunden. Es wird weniger operiert und nur noch dann, wenn alle anderen Wege zu einer Besserung versagt haben. Zudem muss keinesfalls jeder Mann mit einer vergrösserten Prostata behandelt werden. Wirklich beeinträchtigt in ihrer Lebensqualität mit ständigem Harndrang oder dem Gefühl, die Blase nicht mehr vollständig leeren zu können, sind nur etwa 25 Prozent der Männer mit malignen Prostatabeschwerden. Wichtig ist, dass sich Männer mit Prostatabeschwerden nicht verängstigen lassen, sondern selbstbewusst, selbstbestimmt, aber auch entschlossen auftreten. Entschlossenheit ist vor allem in dem Sinne gefordert, Selbstverantwortung für den Heilprozess zu übernehmen. Keine Frage: wenn sich Beschwerden an der Prostata bemerkbar machen, wenn das Wasserlassen schwer fällt oder gar Schmerzen über längere Zeit anhalten, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Jede Behandlung im Frühstadium hat eine wesentlich bessere Chance, verstümmelnde und massiv die Lebensqualität beeinflussenden operativen Eingriffe zu verhindern. Wässriger Extrakt des Weidenröschens (oben, hier Waldweidenröschen) ist ein ebenso gutes Heilmittel bei Prostatabeschwerden wie Kürbiskerne (unten). Wichtigstes Heilmittel sind heute die Früchte der Sägepalme (rechts). Heilpflanzen bei Prostatabeschwerden Bei allen Formen der Prostatabeschwerden, vor allem aber bei der gutartigen Vergrösserung in den Anfangsstadien und bei Entzündungen, bieten sich pflanzliche Heilmittel an. Das sehen viele Ärzte zwar anders, da angeblich Beweise für die Wirksamkeit fehlen – meist ist es jedoch nur die mangelnde Erfahrung in der Behandlung mit Phytotherapeutika. Selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt im frühen Stadium der Benignen Prostatahyperplasie (BHP), also der gutartigen Vergrösserung, pflanzliche Heilmittel. Grundsätzlich gilt, wärmende Kleidung, vor allem im Beckenbereich zu tragen. Aufsteigende Fussbäder sowie Voll- und Sitzbäder mit Schachtelhalm oder Lavendel und die Auflage von Heublumensäckchen entspannen und bringen Erleichterung bei Brennen und Harndrang. Baldrian, Melisse, Johanniskraut und Hopfen wirken beruhigend. Natürlich | 2-2005 49 Foto: Abda Naturheilkunde GESUNDHEIT Schlechte Haltung und Bewegungsmangel können Blockaden im Beckenbereich auslösen, die zu Prostatabeschwerden führen können. Eine wichtige Teedroge bei Beschwerden der Prostata ist das Weidenröschen. Vor allem die wässrigen Extrakte des kleinblättrigen Weidenröschens, aber auch alle anderen Arten der grossen Familie wirken entzündungshemmend. Offizinell ist in dieser zu den Nachtkerzen zählenden Familie allerdings nur das Kleinblättrige Weidenröschen. Ein anderes Heilmittel wird aus der Brennnessel, den Blüten, den Blättern, vor allem aber aus den Wurzeln hergestellt. Die Extrakte wirken entspannend und entlasten die Drüsenfunktionen. Bekannt ist auch der positive Einfluss der Kürbiskerne auf den Stoffwechsel der Blasenmuskulatur und das Prostatagewebe. In der Homöopathie haben sich als Einzelmittel vor allem Chimaphilia umbellata, das doldenblütige Wintergrün, und die südafrikanische Wurzeldroge Hypoxis rooperia als wirksam erwiesen. All diesen bewährten Mitteln haben jedoch in den letzten Jahren die Früchte der Sägepalme (Sabal serrulata) den Rang abgelaufen. Medikamentöse Behandlungen Auch in die medikamentöse Behandlung sind in den letzten Jahren neue Erkenntnisse eingeflossen. Hier geht es vor allem darum, operative Eingriffe möglichst lange zu vermeiden. Bewährt hat sich eine Kombination der wichtigsten Arzneimittel. Die Alpha-Rezeptoren-Blocker wirken sehr rasch und bringen oft schon nach 1 oder 2 Tagen Erleichterung. In der Muskulatur der Harnblase befinden sich bestimmte Signalempfangsstellen, die die Reaktionsbereitschaft für Spannung und Entspannung der Muskulatur beeinflussen – die so genannten Alpha-Rezeptoren. Mit dem Anwachsen der Prostata kommt es zu den bekannten Symptomen wie häufiger Harndrang, Harnverhalten usw. Wenn nun durch die Alpha-Rezeptoren-Blocker die Signalempfängerstellen besetzt werden, verringert sich der Muskeltonus in der Prostata und der Harnblase und die Beschwerden beim Wasserlassen können sich bessern. Es werden jedoch lediglich Symptome und nicht die Ursachen der Erkrankung behandelt. An der Prostatagrösse und dem weiteren Wachstum ändert sich nichts. Seit einigen Jahren gibt es Medikamente mit dem Wirkstoff Finasterid, der in der Lage ist, das Enzym 5-alpha-Reductase zu hemmen. Dadurch wird die Verstoffwechslung von Testosteron, einem wichtigen Wachstumsstimulans der Prostata, blockiert. Diese Arzneimittel werden daher auch 5-alpha-Reductase-Hemmer genannt. Die Reduktasehemmer sind in der Lage, die Grösse der Prostata um ein Viertel oder mehr zu verkleinern; allerdings können zwei bis drei Monate vergehen, bis sich eine Linderung bemerkbar macht. Beide Medikamente können den Mann in einem sehr sensiblen Bereich seiner Lebensqualität treffen – im Sexualleben. Viel zu lange sind von Ärzten und der Pharmaindustrie die möglichen Folgen einer medikamentösen Therapie mit Ejakulations-/Erektionsstörung und Libidoverlust heruntergespielt worden. Allerdings: auch schwere Prostatabeschwerden und vor allem Operationen führen zu den gleichen Beschwerden. Prophylaxe und Pflege der Prostata Gesundheit und Wohlbefinden des Mannes hängen unter anderem von einer gut funktionierenden Prostata ab. Eigentlich ein einleuchtender Grund, diesem weitgehend unbekannten Organ Aufmerksamkeit zu schenken, und zwar nicht erst dann, wenn Beschwerden auftreten. Gerade den westlichen Industriegesellschaften mit den rasanten Steigerungsraten an benignen und malignen Prostatabeschwerden täte es gut, Ursachen und Hintergründe für diese Entwicklung zu durchleuchten. Da ist zum einen der verkrampfte Umgang mit Sexualität, der zu energetischen Staus führt (Rüdiger Dahlke: Prostatabeschwerden sind ein Ausdruck der verdrängten Lust), da sind aber auch die weitverbreiteten Blockaden im Beckenbereich, die vor allem durch sitzende Tätigkeit, schlechte Haltung und Bewegungsmangel ausgelöst werden. Und so fügt es sich, dass mit dem typischen Wohlstandsverhalten bei den Männern die Prostatabeschwerden und bei den Frauen die vergleichbaren Beckenbodenprobleme mit Harninkontinenz rasant zunehmen. Der bezeichnende Unterschied: Frauen haben die Zeichen der Zeit erkannt und tun mit den heute vielerorts angebotenen Beckenbodenübungen aktiv etwas dagegen, Männer verharren in der Rolle des passiven Abwartens. Dabei kann schon eine ganz einfache tägliche Übung zu einer energetischen Lockerung beitragen, indem im Sitzen auf dem Bürostuhl oder auf dem Barhocker die Analmuskulatur rhythmisch angespannt und wieder entspannt wird. Analmassagen Während in unserem Kulturkreis Massagen der Analregion oder gar der Prostata mit Tabus belegt sind, gehören sie im Taoismus zur viel geübten Praxis. Dazu führt Mann einen Finger ins Rektum ein und stösst und massiert sanft die Prostata. Dazu kann ein Öl, Vaseline oder etwas Speichel verwendet werden. Falls die Prostata stark entzündet ist, nur das Perineum (Bereich zwischen After und äusseren Geschlechtsteilen) und den After leicht massieren. Mann kann auch den Finger am Schliessmuskel hinein- und hinausschieben und den Rhythmus variieren, um die Prostata zu stimulieren. Durch Zusammenziehen und Loslassen kann der Schliessmuskel zum Vibrieren gebracht werden. Das regt zahlreiche örtliche Nerven an. Eine weitere Möglichkeit, die Prostata zu stimulieren, besteht darin, Einzelpunkte um den After herum zu pressen. Zunächst mit milder Seife waschen und dann den Bereich um den Schliessmuskel drücken und reiben. Dadurch wird nicht nur die Prostata angeregt, sondern alle höheren endokrinen Drüsen wie die Hirnanhangund Zirbeldrüse, was sich insgesamt harmonisierend auswirkt. ■ Natürlich | 2-2005 51