Opernschule, Text Bernhard Epstein

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Opernschule, Text Bernhard Epstein
Auf die Bühne – fertig – los!
Die Stuttgarter Opernschule
VON PROF. BERNHARD EPSTEIN
o oder am besten noch schneller soll er gehen, der
Berufseintritt junger Opernsängerinnen und -sänger
in der heutigen Musiktheaterwelt. Immer jünger sollen sie sein, möglichst jugendlich, unverbraucht und noch
formbar. Trotzdem aber werden von den Theaterleitungen
bereits vielfältige Erfahrungen in Opernproduktionen
vorausgesetzt, Tendenz steigend. Dabei braucht manch einer Zeit, um sich, seine Stimme und auch seine Persönlichkeit zu entwickeln, die Präsenz auf der Bühne, die Kraft
zum Durchhalten. Die Debatte früh übt sich gegen was lange
währt... entscheidet aber keiner für sich, es gewinnt vielmehr jeweils der Stärkere und die Klügere.
S
Die Stuttgarter Opernschule mit ihrer langen Tradition hat
seit der Beschränkung des dreijährigen Hauptstudiums auf
zwei Jahre Master die verantwortungsvolle Aufgabe umso
konzentrierter wahrzunehmen, aus ihren Studierenden
bühnentaugliche Sänger zu machen. In nunmehr zwei Orchesterproduktionen jährlich im Wilhelma Theater (www.
wilhelma-theater.de) haben die Studenten im Master Oper
und einige aus dem Bachelor Gesang in den letzten Jahren
umso mehr Möglichkeiten gehabt, sich schon im Studium
professionell zu bewähren. Denn die Bühnentauglichkeit
hat sich geändert: Das Regietheater ist anspruchsvoller,
mitunter auch sportlicher geworden, eine unkonventionelle Sichtweise und Auseinandersetzung mit einer Rolle
ist die Tagesordnung, stilistisch werden von Monteverdi
über Mozart bis Mikrotonalität von einem Sänger enorm
weitgestreute Fähigkeiten erwartet, und es ist – nicht zuletzt – das Selbstmanagement wichtiger geworden: Festanstellungen gehen zurück, freie Projekte und Produktionen
nehmen zu.
Für die Zukunft wie schon jetzt strebt die Opernschule
weiterhin eine stetige Optimierung der Berufsvorbereitung in möglichst vielen Bereichen an. Für den Master
Oper sind deshalb Fächer wie Schauspiel, Dramaturgie und
Theaterkunde, Körperfächer wie Bewegung,Tanz und eine
intensivere Auseinandersetzung mit den Opernsprachen
Italienisch, Deutsch und Französisch wichtig geworden,
letztere vor allem in Hinblick auf die zunehmende Internationalisierung der Studierenden und des Arbeitsmarktes.
Ebenso wird der frühe Kontakt zu den Theatern immer
unumgänglicher, da die Ausbildung zum Bühnensänger ja
nicht nur mit einem Examen enden soll. Hier pflegt die
Opernschule mit der Staatsoper Stuttgart und der Jun-
gen Oper neben der gemeinsamen Kooperation mit dem
Opernstudio bereits eine rege Zusammenarbeit.Auch werden zum jährlichen Vorsingen immer einige Agenten sowie Intendanten und Operndirektoren der nahegelegenen
Häuser eingeladen. Eine gezielte Ausbildung für den Markt
wird aber auch immer mehr zu einer Individualarbeit am
einzelnen Studierenden, die mit sehr unterschiedlichen
Voraussetzungen ihr Masterstudium beginnen.
Schon lange nicht mehr an einer Hand abzählen kann man
die, die in den letzten 10 Jahren an unserer Hochschule
nach einem Schulmusik- oder Instrumentalstudium (oder
gar beidem zusammen) sich für ihre Stimme und ein weiteres Studium entschieden haben und heute erfolgreich auf
den kleinen und großen Bühnen der Opernwelt ihr Bestes
geben.Was zeigt uns das? Dass Persönlichkeit Zeit braucht?
Dass stimmliche Begabungen und Bühnentalent oft nur
schlummern und entdeckt werden müssen? Oder entdeckt
man überhaupt erst spät das Interesse für Oper? Die Aufgabe der Musikhochschulen und der Theater sollte es sein,
bereits die Jugend wieder mehr für die Opernbühne zu interessieren und den Musiktheaterberuf attraktiver werden
zu lassen.
studierte Klavier und Dirigieren in
Stuttgart, Hannover und Berlin und erhielt Preise bei verschiedenen Klavierwettbewerben sowie den Deutschen Dirigentenpreis Bad Homburg. Er war als Dirigent über zehn Jahre an verschiedenen Opernhäusern engagiert, zuletzt an den Staatsopern
Hannover und Stuttgart, wo er ein breitgefächertes Repertoire
dirigierte. Er war Gast bei zahlreichen Sinfonieorchestern sowie
am Staatstheater Saarbrücken und am Staatstheater Oldenburg.
Seit 2007 ist er Professor für Korrepetitionslehre in Stuttgart,
2009 übernahm er die Gesamtleitung der Opernschule.
BERNHARD EPSTEIN
VERANSTALTUNGSTIPP
Sonntag, 29. Januar 2012
19 Uhr, Konzertsaal
Stars von morgen
Herausragende Studierende stellen sich vor!
Prof. Bernhard Epstein, musikalische Leitung
Eintritt: EUR 10 - W W W . R E S E R V I X . D E
spektrum
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