Sendetext ZDF WISO ermittelt über Privileg Massivhaus 12.02.2007

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Sendetext ZDF WISO ermittelt über Privileg Massivhaus 12.02.2007
Maja Helmer
WISO ermittelt Häuslebauer, WISO-Sendung im ZDF vom 12.02.2007, (5’16)
Rechtlicher Hinweis:
Der nachfolgende Beitrag war und ist Gegenstand juristischer
Auseinandersetzungen. Dadurch wurde die Verbreitung eines einzelnen
Satzes untersagt (Urteil des Kammergerichts Berlin vom 13. 3. 2008 (Az 10 U
201/07)). Von diesem Satz abgesehen, entspricht der Beitrag inhaltlich dem
gesendeten WISO Beitrag vom 12. Februar 2007. Weitere Einwände gegen
einzelne Aussagen des Beitrags hatten vor Gericht keinen Bestand.
Mit Schreiben ihrer Anwälte vom 21.07.2008 hat die Privileg Massivhaus AG &
Co. KG mitgeteilt, die Ansprüche, die von ihr in drei Verfahren vor dem
Kammergericht zunächst geltend gemacht, von dem Gericht aber nicht
zugesprochen wurden, nicht mehr geltend zu machen. Im Gegenzug hat die
autoren(werk) GmbH & Co. KG die von dem Kammergericht im Hinblick auf
eine einzelne Äußerung erlassene einstweilige Verfügung ohne Anerkennung
einer Rechtspflicht und ohne Präjudiz für die Sach- und Rechtslage als
endgültige Regelung anerkannt.
Da also ist sie. Die Neubausiedlung am Stadtrand – hier machen
die Leute ihre Eigenheimträume wahr. Na ja ...
Und das da muss das besagte Grundstück sein. Hier sollte
eigentlich ein nettes kleines Einfamilienhaus stehen – so hatte sich
das mein Klient jedenfalls vorgestellt – ah – da ist er ja: Torsten
Berg. Sein Häuschen wurde nie gebaut, zahlen muss er trotzdem:
rund 10.000 €. Der gute Mann geriet offenbar an eine dubiose
Firma. Privileg Massivhaus heißt die und verkauft Häuser.
Das Angebot klang verlockend: ohne Eigenkapital und ab 599 €
im Monat wäre ein Häuschen drin – auch für Torsten Berg.
Torsten Berg, Privileg Massivhaus-Kunde
„Na ja, es wurde immer wieder betont, dass die Finanzierung kein
Problem ist, selbst das Erwähnen von vorhandenen Schulden
wurde auch immer wieder so dargestellt, dass man das auch
finanzieren kann und dass das unproblematisch ist und daraufhin
haben wir halt dann auch das Grundstück notariell beglaubigen
lassen und gekauft.“
Maja Helmer
WISO ermittelt Häuslebauer, WISO-Sendung im ZDF vom 12.02.2007, (5’16)
Doch so weit wie der Nachbar – bis zum Rohbau – kommt Torsten
Berg nie. Denn die von Privileg empfohlenen
Finanzierungsvermittler finden keine Bank, die das Häuschen
finanzieren will!
Aus der Traum vom Eigenheim – für meinen Klienten ein teurer
Spaß: Er muss den Grundstückskauf rückabwickeln und viele
Rechnungen bezahlen: vom Vermesser, vom Notar - und Privileg
will auch noch eine Entschädigung.
Sind meinem Klienten da falsche Hoffnungen gemacht worden?
Mal einen Fachmann fragen, ob das Traumhaus überhaupt
finanzierbar gewesen wäre – schließlich ist die Kreditsumme ja
ganz schön happig.
Peter Dirk, Baufinanzierungsberatung, Verbraucherzentrale Berlin
„So wie sich diese Finanzsituation des Kunden im Moment
eigentlich dargestellt hat, hätte man ihm von vornherein eigentlich
eher `ne Ablehnung erteilen müssen. Stattdessen hat man ihn zum
Teil halt ermutigt, man hat ihm ja auch ein Finanzierungskonzept
vorgelegt, das in bestimmten Punkten sicherlich schön gerechnet
ist.
Mit schön gerechneten Finanzierungen macht Privileg dem
Häuslebauer die Sache also offenbar schmackhaft: nach dem
Motto jeder kann bauen!
Ich will wissen, ob das Methode hat und eine Falle stellen. Mmh,
mal sehen was meine Bonität so hergibt. Einschlägigen
Baufinanzierungsrechnern zufolge kann ich mir ein Haus für rund
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150.000 Euro leisten. Wollen wir doch mal sehen, was Privileg
Massivhaus kalkuliert. Ich gebe mich als Familienvater aus, der
von einem Häuschen im Grünen träumt ...
Und tatsächlich: Die Kundenberaterin von Privileg errechnet mir
eine Baufinanzierung, die mir die Sprache verschlägt: ein
Eigenheim für 215.000 Euro – angeblich locker finanzierbar.
Obwohl ich doch nen Haufen Schulden habe! Für Privileg kein
Problem: mein Autokredit wird einfach durch die Baufinanzierung
abgelöst.
Seit wann finanzieren Banken Konsumkredite über ein
Immobiliendarlehen? Ich erkundige mich bei einigen Bänkern und
erfahre: Diese Art der Umschuldung ist - sagen wir mal – mehr als
unüblich. Fragt sich also, wie man das den Bänkern dennoch
verkaufen kann ...
Und noch was ist komisch: die Firma zahlt vielen Bauherren jeden
Monat einen kleinen Zuschuss zur Kreditrate. 297 € sollen’s bei mir
immerhin sein. Wie nett! Dadurch sinkt die monatliche Belastung
natürlich kräftig. Als Gegenleistung soll der Bauherr zum Beispiel
Hausbesichtigungen erlauben oder (kurz freistehend/tritt in Pfütze)
so wie hier (kurz freistehend/freut sich) - ein Werbeschild im
Garten aufstellen. Aber: Was ist, wenn Privileg die Zahlung einstellt?
Doch es kommt noch besser. Eine Dame – nennen wir sie Frau
Müller - möchte mit mir sprechen. Sie hat mit Privileg Massivhaus
gebaut und Brisantes zu erzählen - deshalb will sie anonym
bleiben. Auch bei ihr war die Finanzierung manipuliert ...
„Frau Müller“, Privileg-Kundin
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„Weil ich kein Eigenkapital hatte, hat mir die Privileg Massivhaus
zum Schein mehrere Tausend Euro auf mein Konto überwiesen. Ich
sollte einen Kontoauszug ziehen, den die dann bei der DiBa
vorlegen wollten. Anschließend sollte ich das Geld wieder zurück
überweisen.
So also frisiert man die Bauherren-Bonität! Privileg Massivhaus lässt
dazu ihren Anwalt per Fax erklären:
„Zu keinem Zeitpunkt hat unsere Mandantin Bauherren jemals
Geldbeträge zum Schein überwiesen.“
Die Überweisungen sind nicht zu leugnen, doch Privileg sagt, im
Gegenzug hätten die Kunden auf 5 Jahre Gewährleistung für ihr
Häuschen verzichtet. Scheinüberweisung oder nicht – klar ist, die
Transaktionen sollten mittellosen Bauherren Eigenkapital
verschaffen. Mal sehen, wie das die Bank findet, die hier das
Darlehen vergeben hat.
Ulrich Ott, ING DiBa
„Die Prüfung der Verträge, einzelner Verträge hat ergeben, dass
ganz offensichtlich hier die Eigenkapitalnachweise manipuliert
worden sind. Wir haben daraufhin den Geschäftsführer der Firma
auch mit diesem Verdacht konfrontiert. (Hier wurde auf Grund des
o.g. Urteils ein Satz entfernt.) Wir sehen aufgrund dieser Täuschung
keinerlei Basis mehr für eine vertrauensvolle, faire
Geschäftsbeziehung und haben auch entsprechend umgehend
die Beziehung mit diesem Finanzvermittler eingestellt.“
Naja, immerhin etwas. Dass solche Geschäftspraktiken – (kurze
Pause) nicht sauber sind, hatte ich mir fast gedacht – Verdammt …
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Ach übrigens: Privileg Massivhaus will Torsten Berg jetzt plötzlich
aus dem Bauwerkvertrag entlassen - kostenfrei. Sagen die. Mal
abwarten.
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