Erfahrungsbericht - Erasmusaufenthalt in Pisa im Sommersemester

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Erfahrungsbericht - Erasmusaufenthalt in Pisa im Sommersemester
Erfahrungsbericht - Erasmusaufenthalt in Pisa im Sommersemester 2016
In den folgenden Zeilen möchte ich über meinen Erasmus-Aufenthalt berichten. Ich hatte zu
Beginn meines Erasmus-Semesters bereits fünf Semester Rechtswissenschaft an der
Universität Freiburg studiert und habe daraufhin das Sommersemester 2016, faktisch aber nur
von Februar bis Mitte Juni, da ich aufgrund persönlicher Verpflichtungen früher zurück nach
Deutschland musste, an der Universität Pisa in Italien verbracht.
Ich habe mich recht spontan für meinen Erasmus-Aufenthalt entschieden. Ansprechpartnerin
war hierbei das Auslandsbüro der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in der Erbprinzenstraße
17 a mit Frau Schneiders als Koordinatorin. So nahm ich an der Restplatzvergabe teil und
bekam die Zusage für Pisa. Pisa erschien mir besonders geeignet, da die Vorlesungszeiten gut
passten. Ich konnte im Januar 2016 noch ohne Probleme die zweite Klausur für den großen
BGB schreiben und musste, anders als viele, die nur für das Sommersemester ins Ausland
gegangen sind, erst Anfang Februar nach Pisa. Außerdem war das Ende der Prüfungsphase,
Ende Mai, optimal für mich, da ich von Anfang an wusste, dass ich früher nach Deutschland
würde fahren müssen.
1. Vor dem Aufenthalt und Ankunft
Wenn man sich den großen ÖffRecht-Schein anrechnen lassen will, sollte man beim
Erstellen des Learning Agreements schon einmal drauf achten, öffentlich-rechtliche
Veranstaltungen einzutragen. In vielen Fällen werden sich die Pläne vor Ort aber ändern,
vorteilhafterweise ist es möglich, auch das Learning-Agreement noch einmal anzupassen. Ich
hatte Schwierigkeiten damit, auf der italienischen Website das korrekte
Vorlesungsverzeichnis zu finden und hatte am Ende nur eines aus dem Jahr zuvor, weshalb
die Änderungsmöglichkeit sehr dankbar war. Das endgültige Vorlesungsverzeichnis kommt
erst kurz vor Beginn des Semesters online oder sogar erst in der ersten Uniwoche.
Nachdem ich meinen Platz fest angenommen hatte, wurde der Kontakt mit der Pisaner
Erasmus-Koordinatorin Dora Mancini hergestellt. Diese ist sehr freundlich und stets
bemüht. Sie spricht kaum Englisch, jedoch funktioniert die Kommunikation auch mit
gebrochenem Italienisch und mit Händen und Füßen.
Es ist zu empfehlen, einen Termin mit ihr direkt nach der Ankunft in Pisa zu vereinbaren,
sodass ein möglichst frühes Ankunftsdatum auf dem Dokument, das bescheinigt, dass man
seinen Erasmus-Aufenthalt angetreten hat, steht.
Auch die Immatrikulation sollte man so früh wie möglich erledigen.
Einige Packtipps, die ich für besonders wichtig halte:
 Da ich mit dem Auto nach Pisa gereist bin, konnte ich sehr viel einpacken. Dadurch
habe ich insbesondere im Hinblick auf Kosmetik viel Geld sparen können. Ich habe
mir einen Vorrat für vier Monate an Duschgel, Shampoo, Sonnenmilch, Deo,
Haarspray etc. mitgenommen. All dies ist in Italien etwa 3-4 € teurer, Sonnenmilch ist
generell nicht unter 11 € zu bekommen. Dies ist natürlich nur möglich, wenn man mit
dem Auto kommt, aber Mädels sollten zumindest einen gewissen Vorrat an Make-Up
mitnehmen, wenn sie für die gleiche Wimperntusche nicht 8 € mehr als in
Deutschland zahlen wollen
 Medikamente jeglicher Art
 Ein Passfoto braucht man für die ESN Card
 Wenn man plant, ins Fitnessstudio zu gehen, sollte man ein kleines Schließfachschloss
mitnehmen, damit man seine Sachen einschließen kann
Neben der Anreise im Auto, was ich als sehr praktisch empfand, ist auch die Anreise mit dem
Flugzeug oder Bus und Bahn möglich. Letzteres hat den Vorteil, dass man mehr Gepäck
mitnehmen kann.
Man sollte ein Konto haben, bei dem Zahlung und Abhebung im Ausland kostenlos ist.
Bei Ankunft in Pisa sollte man schnellstmöglich den sogenannten Codice Fiscale beantragen,
ohne den man keinen Mietvertrag abschließen kann
2. Sprache
Ich hatte leider kaum Zeit, mich intensiver damit zu beschäftigen, die Sprache zu lernen. Ein
geplanter A1-Kurs kam leider nicht zustande. So habe ich kurz vor meinem Aufenthalt einen
A2-Kurs besucht. Ich würde empfehlen, mehr Zeit für das Erlernen der Sprache einzuplanen,
da in Pisa wirklich alles auf Italienisch abläuft und man mit Englisch nicht weit kommt.
Wenn man aber vor Ort ist, eignet man sich das Wichtigste aber schnell an. Der Sprachkurs,
der im Sommer in Siena angeboten wird, soll sehr zu empfehlen sein!
Vom Centro Linguistico der Uni Pisa werden während des Semesters Sprachkurse angeboten,
wobei der erste Kurs für Erasmus-Studenten kostenlos ist. Im Vorfeld findet ein
Einstufungstest statt. Hierbei wird man wird am Computer auf Grammatik und Wortschatz
geprüft und daraufhin einem Kurs zugeteilt. Über die Kurse wird unterschiedlich berichtet.
Ich persönlich fand meinen Kurs völlig überfüllt und damit ineffizient, andere loben ihren
Kurs. Der Besuch lohnt sich dennoch, allein schon wegen der damit zu erreichenden 4 ECTSPunkte. Die Klausur am Ende ist ebenfalls schaffbar.
3. Unterkunft
Meine Bedenken, keine Unterkunft zu finden, waren unbegründet. Für die ersten Nächte
konnte ich bei einem Freund, der bereits in Pisa war, unterkommen. Ansonsten kann man sich
gut ein paar Nächte in einem Pisaner Hostel einquartieren. Nachdem man sich durch
Spaziergänge und Google Maps einen Überblick über die Stadt verschafft hat, sollte man
einschlägige Facebook-Gruppen wie ‚Cerco Casa o Camera in affito a Pisa’ oder ‚Studio a
Pisa – Cerco/Offro Casa’ durchsuchen. Von darin geposteten Angeboten habe ich vier
Wohnungen besichtigt und nach zwei Tagen etwas gefunden. Die Lage ist enorm wichtig. Ich
habe direkt an der Ponte Solferino, wenige Minuten zur Innenstadt und zum Zentrum des
Nachtlebens, dem Piazza Garibaldi direkt am Fluss Arno gewohnt. Optimal! Zum Polo
Piagge, wo die Vorlesungen stattfanden, waren es 20-30 Minuten zu Fuß. Einen Bus hätte es
auch gegeben. Bei Interesse kann ich den Kontakt zu meiner Vermieterin herstellen, sie
vergibt meine Wohnung ab August erneut.
Das Zimmer in einer WG mit einem kolumbianischen Paar habe ich ausschließlich wegen der
perfekten Lage genommen. Ich habe etwa 350 € für etwa 9 m2 gezahlt, ein stolzer Preis. Bei
den Kosten sollte man sich auf Freiburger Preise einstellen. Die hygienischen Bedingungen
waren, vor allem wenn man etwas empfindlicher ist, nicht ganz leicht zu ertragen. Eine ganze
Wand war völlig verschimmelt. Daher ist es auf keinen Fall zu empfehlen, einen Mietvertrag
von Deutschland aus, ohne vorherige Besichtigung abzuschließen! Die Wohnungen in Pisa
sind teilweise sehr alt und verlebt und damit in einem sehr schlechten Zustand.
Für das Lernen der Sprache ist es natürlich am besten, mit Italienern zusammen zu wohnen.
Beim Abschluss des Mietvertrags habe ich sehr darauf geachtet, dass das Mietverhältnis
tatsächlich an dem Tag beendet wird, an dem ich abreise und dass ich nicht verpflichtet bin,
einen Nachmieter zu finden. Hier besser mehrmals nachfragen! Ich hatte das Glück, dass
meine Vermieterin einen Anwalt mit ihren Angelegenheiten betraut hat, der perfekt Englisch
gesprochen hat und sehr gewissenhaft war. Auch wenn die Italiener viel lockerer sind und das
mit der Bürokratie teils nicht so genau nehmen, empfehle ich, sich doch immer alles
schriftlich bescheinigen zu lassen.
Überweisungen oder gar ein Dauerauftrag via Online-Banking sind eher unüblich. Ich musste
meine Miete zu Beginn jeden Monats bar bei meiner Vermieterin abgeben, andere mussten
Formulare bei der Post ausfüllen.
4. Leben in Pisa
Man sollte eine italienische SIM-Karte anschaffen. Dies tut man am besten bei dem Anbieter
WIND. In der Innenstadt, auf dem Corso Italia, der Haupteinkaufsstraße ist ein kleiner Laden.
Lebensmittel sind in Italien generell teurer als in Deutschland. Insbesondere Milchprodukte
sind kostenintensiv. Dabei ist jedoch hervorzuheben, dass wir in Deutschland ungleich
verwöhnt sind, was Lebensmittelpreise angeht. Die recht teuren Supermärkte Conad und Pam
liegen in der Innenstadt, weshalb man sie für kleinere Besorgungen frequentiert. Hier lohnt
sich die Anschaffung einer „Conad-Carta Insieme“, so lassen sich einige Schnäppchen
machen. Für den Wocheneinkauf ist ein Besuch im EuroSpin oder Lidl empfehlenswert. Hier
kann man zu beinahe deutschen Preisen einkaufen. Die beiden Supermärkte liegen allerdings
etwas außerhalb.
Beliebt ist zum Abendessen mit Freunden der „Aperitivo“. Hierbei zahlt man 4-6 € für einen
Drink und kann sich dann ‚All-you-can-eat“-mäßig am Buffet bedienen.
Besonders zu empfehlen ist es, sich die Restaurant-Bewertungen bei Trip-Advisor
durchzulesen. So verpasst man keines der kulinarischen Highlights Pisas.
Es gibt einige Clubs und Bars, wie zum Beispiel das Bazeel und AkuaKeta. In diesen Clubs
sind eigentlich alle Erasmus-Studenten regelmäßig und man lernt sich dort schnell kennen.
Dafür lohnt sich insbesondere die ESN Card, da man mit dieser oft keinen Eintritt zahlen
muss. Generell ist ESN in Pisa sehr aktiv und organisiert viele Veranstaltungen und Ausflüge.
Bei gutem Wetter spielt sich das Nachtleben draußen ab, vor allem am Piazza Garibaldi,
Vettovaglie und Cavalieri. Oft holt man sich ein Bier beim Alimentari, einem der kleinen
Läden, die in der Regel von Pakistanern betrieben werden und macht einen „Giro“, einen
Spaziergang durch die Stadt oder setzt sich auf die Mauer am Fluss Arno. Hierbei kommt
man gar nicht umhin, jemanden zu treffen, den man kennt.
Im Sommer kann man zu einem der Strände bei Pisa fahren, an denen sich Italiener und
Erasmusstudenten treffen.
Ich war im Fitnessstudio (Palestra) #READY angemeldet. Dieses liegt zentral und ist in
Ordnung. Zwar ist es recht überfüllt, wenn man aber zu außergewöhnlicheren Zeiten hingeht,
kann man in Ruhe trainieren. Hier werden auch Kurse angeboten. Die Uni hat meines
Wissens nach ebenfalls ein Sportangebot, dieses habe ich aber nicht in Anspruch genommen
und kann daher keine weiteren Angaben machen.
Die Post ist recht unberechenbar. Zwei Postkarten die am gleichen Tag abgeschickt werden,
kommen teils im Abstand von zwei Wochen an. Wenn man bereit ist, etwas mehr zu zahlen,
kann man aber die „Posta Prioritaria“ nutzen. Damit kommen Briefe etc. schneller an.
Falls man zum Arzt muss, sollte man sich in jedem Fall eine Quittung geben lassen, um diese
bei seiner Krankenkasse einreichen zu können.
5. Reisen
Von Pisa aus hat man hervorragende Möglichkeiten, zu reisen. Mit dem Zug lässt sich zu
normalen Preisen die Toskana erkunden. Der Flughafen, von dem auch RyanAir-Flieger
abfliegen, ist ein großes Plus. Wenn man die Flugpreise beobachtet und gut plant kann man
schon ab 8-14 € nach Sardinien, Sizilien, Griechenland, Spanien, Marokko etc. fliegen. Wir
haben am Zielort immer in AirBnBs geschlafen, eine tolle Möglichkeit günstig Urlaub zu
machen.
6. Universität
Meine Vorlesungen fanden alle am Polo Piagge, einem modernen Universitätsgebäude, statt,
der etwa 20-30 Minuten Fußweg entfernt von meiner Wohnung war.
Wir Erasmusstudenten aus Freiburg können uns frei aussuchen, welche Vorlesungen wir
besuchen möchten. Es ist egal, in welchem Studienjahr die Vorlesung üblicherweise
vorgesehen ist. Generell findet Frontalunterricht statt. Die Professoren erklären abstrakt eine
Materie und bringen dazu aus unserer Sicht kleine Fallbeispiele. Die Studenten werden
normalerweise nicht in die Vorlesung einbezogen. Sie schreiben wortwörtlich mit, was der
Professor doziert. Viele nehmen die Vorlesung auch mit einem Diktiergerät oder mit dem
Handy auf. Man kann sich zur Klausurvorbereitung Aufschriebe von Studenten in der
„Copersteria Ready“ in der Via della Croce Rossa 9 kaufen. Diese geben recht genau den
Inhalt einer Vorlesung wieder. Besucht habe ich die Vorlesungen Diritto Internazionale bei
Prof. Calamia, Istituzioni di diritto romano bei Prof.ssa. Terreni und Diritto costituzionale bei
Prof. Dal. Canto.
Die Prüfungen sind ausschließlich mündlich. Die Vorbereitung besteht primär aus
Auswendiglernen, wobei die Sprache die größte Schwierigkeiten sein dürfte. Vor der Prüfung
finden sich alle Prüflinge in einem regulären Vorlesungssaal ein und warten darauf, dass sie
drankommen. Den Tag verbringt man dann, je nachdem wann man an der Reihe ist, in diesem
Raum. Wann die Erasmus-Studenten drankommen ist unterschiedlich, wir kamen als erstes
dran. Es wurde aber auch über Prüfungen berichtet, bei denen die Erasmus-Studenten erst am
nächsten Tag drankamen. Wenn man aufgerufen wird, geht man nach vorn zu seinen Prüfern.
Für bis zu dreißig Minuten werden Fragen zum behandelten Vorlesungsstoff gestellt. Direkt
im Anschluss bekommt man das Ergebnis der Prüfung in sein Studienbuch eingetragen.
Für die Anrechnung des großen ÖffRecht-Scheins, für die eine schriftliche Leistung benötigt
wird, haben wir einige Professoren gebeten, eine Hausarbeit schreiben zu dürfen. Signora
Martines lässt auch englische Hausarbeiten schreiben, für den Fall, dass man sich einer
Hausarbeit auf Italienisch noch nicht gewachsen fühlt. Hausarbeiten sind nicht üblich,
weshalb es einer genauen Erklärung bedarf, wie die Hausarbeit beschaffen sein muss. Man
sollte darauf achten, ein Thema zu bekommen mit dem sich auch tatsächlich 40.000 Zeichen
schreiben lassen.
7. Fazit
Mein Aufenthalt in Pisa war eine schöne Abwechslung und ich bin froh, mich dafür
entschieden zu haben. Ein Erasmus-Aufenthalt ist eine wertvolle Möglichkeit, andere
Kulturen kennenzulernen und damit stets zu empfehlen.

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