Vorbereitung Den Entschluss meine Bachelorarbeit in Kolumbien zu

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Vorbereitung Den Entschluss meine Bachelorarbeit in Kolumbien zu
Studierendenbericht – Auslandsstudium
Universidad Pontificia Bolivariana, Kolumbien
SS 2015
Studiengang Energie- und Umwelttechnik, Student männlich
Vorbereitung
Den Entschluss meine Bachelorarbeit in Kolumbien zu schreiben habe ich Anfang 2014
gefasst. Zunächst versuchte ich auf eigenen Faust eine Bacheloranden Stelle in Kolumbien zu
organisieren. Da ich selbst leider keine passende Stelle finden konnte, habe ich mich direkt
an das International Office gewandt. Dort hat man mir sehr geholfen und mich mit Herrn
Prof. Dr. Biechl in Verbindung gebracht. Herr Prof. Dr. Biechl arbeitet seit Jahren mit der
Universidad Pontificia Bolivariana (UPB) zusammen und konnte mir über seine guten
Kontakte bei der Suche nach einer passenden Bachelorarbeit helfen. Außerdem brachte er
mich in Verbindung mit drei weiteren Studenten, die bereits ihre Abschlussarbeiten in
Kolumbien geschrieben hatten.
Unterkunft
Einer dieser Studenten konnte mir ein Zimmer bei einer kolumbianischen Familie vermitteln,
in dem ich den Ersten Monat leben durfte. Anschließend habe ich 1,5 Monate in einer 9er
WG mit internationalen Studenten gelebt. Die letzten 5 Monate in einer 4er WG mit
Kolumbianern. Alle Wohnungen lagen im Stadtteil Laureles etwa 10-15 Minuten von der UPB
entfernt. (Kosten 235€ bis 150€)
Visa
Grundsätzlich kann man in Kolumbien ohne Probleme als Tourist einreisen (max 90 Tage).
Für ein Auslandssemester sollte aber ein Studentenvisum in der kolumbianischen Botschaft
in Frankfurt beantragt werden.
Sprache
Nachdem ich zwei Semester Spanisch an der FH Kempten belegt hatte dachte ich, ich wäre
gut vorbereitet. Doch nach meiner Ankunft in Kolumbien musste ich feststellen, dass meine
sprachliche Vorbereitung nicht ausreichend war. Ich konnte mich kaum Verständigen. Erst
im Laufe meines Aufenthaltes habe ich gelernt, richtig spanisch zu sprechen.
Universidad Pontificia Bolivariana (UPB)
Die UPB ist eine moderne Universität mit sehr engagierten Dozenten. Für Ausländer gibt es
ein umfassendes Spanischangebot. Die Internationalen Studierenden werden je nach
Sprachniveau in Klassen eingeteilt und haben etwa 1h Spanischunterricht am Tag. Sowie die
Möglichkeit am „club de la conversación“ teil zu Nehmen. Diese Angebot ist kostenlos und
kann nach Belieben war genommen werden. Zusätzlich ist es möglich gegen Bezahlung
Privatstunden zu nehmen.
Ich durfte während meines Aufenthaltes in der Forschungsabteilung „Grupo de Engeriga y
Thermodynamica“ mitarbeiten. Das fachliche Niveau der Abteilung würde ich als sehr hoch
einstufen. Die meisten Professoren haben im Ausland studiert (USA, England, Holland…) und
sprechen deshalb gut Englisch. Meine Kollegen vor Ort haben sich sehr viel Zeit genommen,
um mir fachlich, aber auch privat und sprachlich zu helfen. Besonders Diego (Projekt Leiter)
hat sich sehr bemüht mir meine vielen Fragen zu beantwortet. Während in Deutschland
immer alles möglichst schnell erledigen sein muss (Zeit ist Geld), hat man mir in Kolumbien
Zeit gegeben um Zusammenhänge zu verstehen. Davon habe ich sehr profitiert. In der
Einteilung meiner Arbeitszeit war ich flexibel (40h / Woche). Auch bei der der Auswahl von
Lösungswegen hat man mir freie Hand gelassen und mich meine eigenen Ideen verfolgen
lassen. In Kombination mit dem enormen Sportangebot auf dem Campus (Schwimmbahnen,
Fitnessstudio, Sportplätze etc.) erwies sich die UPB als idealer Arbeitsplatz für mich. Die
Arbeit in Kolumbien hat auch meine beruflichen Ziele verändert. Ich möchte wie viele meiner
ehemaligen Kollegen, Luft- und Raumfahrttechnik studieren, um zukünftig in einer
internationalen Entwicklungsabteilung zu arbeiten.
Kolumbianer
Kolumbianer sind Ausländer gegenüber sehr aufgeschlossen. So wurde ich oft von
Einheimischen eingeladen und fand schnell Anschluss. Während der 7,5 Monate bin ich sehr
vielen hilfsbereiten Menschen begegnet die mir immer wieder in den verschiedensten
Situationen geholfen haben. Obwohl der Durchschnittskolumbianer deutlich ärmer ist als der
Durchschnittsdeutsche, sind die Kolumbianer nach meiner Einschätzung glücklicher. Das liegt
wohl einerseits am Wetter, aber wohl auch an einer weniger besorgten Lebenseinstellung
und natürlich der Musik. Salsa, Bachata, Merengue, Reggaeton… Kolumbianer feiern und
tanzen gerne. Im Gegensatz zu Kolumbien ist das deutsche Nachtleben recht monoton.
Schon allein um Salsa tanzen zu lernen, würde ich Kolumbien empfehlen. Trotz etlicher Salsa
Stunden würde ich mich nicht als guten Salsa Tänzer bezeichnen. Aber es macht mir Spaß …
Tanzen macht mir Spaß? Vor meinem Aufenthalt in Kolumbien unvorstellbar!
Also was ist das Beste an Kolumbien? Für mich ganz klar die Kolumbianer.
Medellín
Pablo Escobar, Narcos, Medellín Kartell – Die Stadt hat eine harte Geschichte, keine Frage.
Aber auch Deutschland ist geschichtlich keine Vorzeigenation. Kolumbien und vor allem
Medellín hat sich in den letzten 20 Jahren sehr stark zum positiven entwickelt. Medellín ist
eine moderne Großstadt, mit einem gut funktionierenden öffentlichen Verkehrssystem
bestehend aus Metro, Metro-Cable (Seilbahn), Bussen und Fahrradstationen. Mit knapp
70.000 Studenten ist Medellín auch eine Studentenstadt. Wichtige Universitäten neben der
UPB sind die Universidad Nacional und die Universidad EAFIT. Zudem gibt es eine Vielzahl
kleinerer Universitäten, Parkanlagen, Musen und Theater. Besonders beeindruckt hat mich
der fortschrittliche „Estadio“ Komplex. Neben dem Fußballstadion, befinden sich dort für
jedermann frei zugängliche Sportanalagen für praktische jede Sportart. 4 normale
Schwimmbecken und 1 Olympia Schwimmbecken, Freiluftfitnessstudio, Laufbahnen,
Sporthallen… Die Stadt investiert also auch in die Gesundheit der Bürger.
Kolumbien
Einschätzung zur Gefahrenlage: Während meines Aufenthaltes in Kolumbien machte ich
keinerlei negative Erfahrungen. Ich wurde nicht bestohlen, kein Opfer von Gewalt und auch
mit Drogenkreisen bin ich nie in Berührung gekommen. Wer nach Drogen sucht wird sie ganz
bestimmt in kolumbianischen Großstädten finden, aber eben nicht nur dort sondern auch in
deutschen Großstädten.
Kolumbien ist ein fortschrittliches Land, aber nicht jeder profitiert von diesem Aufschwung.
Es gibt nach wie vor bettelarme Menschen. Kriminalität entsteht nicht aus Bosheit sondern
aus einem Gefälle zwischen arm und reich. Das sollte man als Tourist wissen und sich
dementsprechend verhalten. Sprich keine gefährlichen Situationen provozieren (z.B. durch
das vorzeigen von Reichtum). Zudem ist es nicht zu empfehlen, nachts alleine unbekannte
Stadteile zu Erkunden. Am besten ist es, sich bei Einheimischen zu erkundigen, die erklären
einem gern, wo man als Touri aufpassen muss (z.B. Taschendiebe etc.) und wo man besser
nicht ohne Locals hingeht. Wie gesagt, Kolumbianer freuen sich über Ausländer und erzählen
gerne von ihrem Land.
Reisen in Kolumbien
Durch billige Bus- und Flugverbindungen kann man Kolumbien recht problemlos erkunden.
Ein Flug von Medellín nach Santa Marta (Karibik Küste) dauert knapp 1,5 h und kostet
umgerechnet etwa 40 € (Hin- und Rückflug). Die schönste kolumbianische Stadt liegt in der
Karibik und heißt Cartagena. Die schönsten Strände findet man im Parque Tayrona (nähe
Santa Marta). Der Parque Tayrona ist ein paradiesähnlicher Naturschutzpark, dort gibt es
neben touristischen Stränden (surfen) auch abgelegene und völlig verlassene Strände (2-3
Tages Wanderung). Geschlafen haben wir im Parque Tayrona in Hängematten direkt am
Strand. Neben der Karibikküste ist auch die Cafézone Sehenswert. Gerade in der Umgebung
von Salento (Dorf) gibt es tolle Möglichkeiten zum Wandern. Die Anden sind beeindruckend.
Ein lohnender Wochenende Ausflug von Medellín ist das Dorf Urrao am Fuße des Páramo del
Sol (4080 m) und der anschließende Aufstieg zum Gipfel (3 Tages Wanderung). Für weitere
Reiseanregungen ist der Film „Colombia Magia Salvaje“ sehr zu empfehlen.
Fazit
Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte ein Auslandspraktikum in Kolumbien zu
absolvieren. Während meines Aufenthaltes habe ich tolle Menschen kennengelernt und
konnte viele positive Erfahrungen sammeln. Gerade am Anfang habe ich mich schwer getan,
erst als ich mit der Sprache besser zurecht kam hat es mir richtig gut gefallen. So gut, dass
ich mein Auslandssemester um 1 Monat verlängert habe. Neben dem sprachlichen und den
interkulturellen Kompetenzen konnte ich mich auch fachlich weiterbilden. Ein
Auslandspraktikum an der UPB Medellín ist Empfehlenswert!