Carp Mirror Es ist Ende März und die neue Saison liegt

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Carp Mirror Es ist Ende März und die neue Saison liegt
Carp Mirror
s ist Ende März und die neue
Saison liegt in den Startlöchern. Wir können uns endlich darauf freuen voll durchzustarten.
Sicherlich waren besonders Eifrige
schon am Wasser und konnten den
einen oder anderen Karpfen überlisten, so richtig losgehen wird es aber
erst jetzt. Wir Jäger spüren förmlich
dass die Zeit jetzt reif ist. Im Morgengrauen kann man schon vereinzelt, wenn auch noch sehr zaghaft,
die Singvögel den neuen Tag begrüßen hören. In den Abendstunden wird der Amselhahn seine unverkennbare Melodie des kommenden
Sommers vom erhöhten Ansitz aus
in die laue Luft schmettern. In uns
erwacht der Wunsch wieder am Wasser sitzen zu können und den ersten
Run des Jahres zu erleben. Alles
beginnt von vorne, in keinem anderen Hobby sind wir so eng mit dem
natürlichen Rhythmus der Natur verknüpft. Werden die gesteckten Ziele
für das Jahr 2010 erreichbar sein…?
E
Es liegt in der Natur eines jeden
Karpfenanglers sich selbst Ziele zu
stecken. Der eine möchte seinen
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Personal Best knacken, der andere
nimmt sich vor an einem neuen Gewässer erfolgreich zu sein und wieder ein anderer hat es auf seinen
Zielfisch abgesehen, den er möglicherweise im vergangenen Jahr nicht
hat fangen können. Und selbst wenn
wir uns nur vornehmen den Jahresurlaub für zwei Wochen irgendwo zu
verbringen, ist das auch ein Ziel.
Ich kenne eigentlich niemanden der
sich kein Ziel steckt und eines haben
alle Ziele miteinander gemeinsam: Sie
halten unseren inneren Motor, die
Antriebskraft Angeln zu gehen am
Leben.
In diesem Artikel möchte ich meinen
Gedanken freien Lauf lassen. Fangbericht, Erlebnisbericht oder Futterbericht. Das sind die praxisnahen Ansichten und Beschreibungen unseres Hobbys. Ich werde das etwas
mischen und aus meiner Sicht darstellen, wie ich auf Dauer und in
Anbetracht der mir zur Verfügung
stehenden Zeit und Möglichkeiten
versuche in der laufenden Saison meine Ziele umzusetzen. Hierbei möchte
ich gleich erwähnen, dass ich nicht
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Carp Mirror
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mich in meiner Überschrift auf die
Addition von Vorteilen. Der Vorteil ist
damit beschrieben einen Vorsprung
gegenüber einer Person oder Personengruppe zu haben. Schaffen wir
es die materiellen Vorteile und die
nichtmateriellen Vorteilen sinnvoll miteinander zu kombinieren, erhalten wir
die maximale Summe der Vorteile
und damit den höchsten Wert der
Wahrscheinlichkeit auf Erfolg - unseren Erfolg beim Fischen - und damit
die erfolgreiche Umsetzung der Planung.
Novemberwoche des Jahres 2009
und die Saison neigte sich ihrem absehbaren Ende entgegen. Tagsüber
war mal näher, mal etwas entfernter,
das Horn der Treibjagd zu hören.
Doch jetzt war alles still, nur der Wind
rüttelte manchmal an meiner Behausung. Es mischte sich ein leises
Kriseln von Schnee unter das Geräusch herabfallender Blätter und das
leise Tapsen und Rascheln einer kleinen Waldmaus war zu hören. Dem
Kriseln nach waren es keine großen
Flocken, nur ganz kleine Eiskristalle,
Vorteil: Vorfüttern!
Zurück in die vergangene Saison
Ich lag wach auf meinem Bedchair,
mein Zelt stand in den Weiten eines
alten Eichen-Buchen-Mischwaldes in
Frankreich. Die Gasheizung glühte
und zischte leise, sie verbreitete eine
angenehme Wärme. Buchen und
sommergrüne Eichenmischwälder,
Querco-Fagetea, einmaliges Merkmal für Mitteleuropa und nirgendwo
anders auf der Erde in dieser Form
wiederzufinden. Wir zählten die erste
die der Wind da vor sich hertrieb.
Ich konnte nicht mehr schlafen, die
Nächte waren erbarmungslos lang
und die Tage kurz - Schlafen stand
auf der Tagesordnung. Meine Gedanken stürzten von einem Raum in
den anderen, Räume waren Szenarien, Eindrücke, manches mischte
sich. Angelerlebnisse mit Privatem
und Privates mit Beruflichem.
Ich dachte an die eine Nacht, sie war
es, die diesen Urlaub prägen würde
und ich dachte an die abgelaufene
Saison. Ich hatte nicht viel Zeit zum
Fischen, durch meine Selbstständigkeit stand mir kein Anspruch auf
Urlaub zu. Machte ich Urlaub verdiente ich kein Geld, also konnte
ich maximal für ein verlängertes Wochenende über die Feiertage weg,
der Rest beschränkte sich auf eine
Nacht. Abends im Dunkeln raus, morgens beizeiten wieder nach Hause.
Außer in diesem Urlaub, zwei Wochen zur besten Zeit an einem besonderen Gewässer. Wir hatten es
im Sommer ausprobiert und wollten
im Spätherbst zuschlagen. Ich war
zufrieden mit den Ergebnissen, es
war meine beste Saison überhaupt,
zwar kein Hitparaden-Brecher dabei,
aber auf die hatte ich auch nicht
geangelt.
Die Gedanken umkreisten wieder
das Erlebte, das diesen Urlaub im
Nachhinein prägen würde:
Wie hatte es gewettert! Die Welt
schien unterzugehen, Sturm stand auf
unser Ufer und der Regen wurde
senkrecht in Wellen auf uns zu getragen. Die Urgewalten waren entfesselt und ich lag im Zelt und hoffte,
die etwa 300 Jahre alte Eiche neben
mir möge es noch einmal schaffen.
3.30 Uhr, der Sturm schien seinem
Höhepunkt entgegenzustreben, mehr
ging nicht. Hatten wir die vergangen
Tage mit dem ersten Temperatursturz des bevorstehenden Winters
zu kämpfen, war es jetzt eher mild,
aber umso ungemütlicher.
Plötzlich spuckte meine Funkbox einen einzelnen Piepton aus, ich hoffte sie möge schweigen. Bei diesen
Bedingungen das Zelt zu verlassen
glich einem Albtraum. Erneut ein Piepton, dann immer mehr Pieper bis
daraus kontinuierlich ein Run wurde.
Raus aus dem Zelt, nein, zuerst rein
in die Regenklamotten, Wathose an
und die Kapuze über dem Kopf festgezurrt. Ich stürzte durch den Sturm
zu Andis Zelt, riss die Eingangstüre
auf und schrie hinein: “Biss, Andi,
bitte kommst du, das schaffe ich nicht
alleine.“ Andi erwachte, murmelte etwas von Wahnsinn und Weltuntergang, zog sich aber brav die Regenklamotten über.
Vorteil: Futter!
Andi ist der Angelkumpel in Perfektion,
auf ihn ist immer Verlass! Ich rannte
schon runter ans Wasser und mich
erwartete die Hölle. Schaumgekrönte
Gischt schlug mir entgegen, es reg-
nete so stark, dass es sich anfühlte,
als ob mir jemand einen Wasserschlauch ins Gesicht halten würde.
Das Bananaboot war durch die hohen Wellen halbvoll gelaufen und
dümpelte schrägliegend am Ufer vor
sich hin. Ich wate zu den bauchtief
im Wasser stehenden Ruten.
über die Bugwand, doch die Spule
füllte sich kontinuierlich. Es waren
ca. 400 Meter bis zum Platz an dem
der Karpfen angebissen hatte. Andi
machte den Kescher bereit, denn uns
würde nicht viel Zeit bleiben den Fisch
zu keschern, wir waren Spielball der
Urkräfte.
Die Wellen überrollten regelmäßig das
gesamte Set-Up. Ein Swinger klemmte unter dem Blank, auf der Schnur
war mächtig Zug. Ich kämpfte mich
mit der Rute im Anschlag zurück
zum Ufer und Andi leuchtete mich
bereits an und machte sich an der
schräg liegenden Banane zu schaffen. Ich rief in den Sturm, dass die
Banane wohl die falsche Wahl sei
und schob das Schlauchboot aus
seinem Parkplatz im Schilf in die Wellen. Wir hatten keine andere Wahl
als das Schlauchboot zu nehmen und
den starken Außenborder zu starten.
Nach kurzer Zeit auf dem Wasser
wussten wir nicht mehr wo oben unten, hinten, vorne, rechts und links
war. Stockdustere Nacht, Regen und
Sturm steuerten ihr übriges zur
gänzlichen Verwirrung bei.
Die vielen Wassertropfen auf meiner
Brille brachen das Licht der Kopflampe in viele blendende Strahlen.
Ich lenkte das Boot und kurbelte die
Schnur auf, anders ging es nicht. Ich
folgte nur der massiven Zugrichtung
des Karpfens. Das große Boot rumpelte über die Wellen, ein waghalsiges Unterfangen. Wasser spritzte
Endlich erreichten wir das Ziel, der
Fisch lag an der Oberfläche und
tauchte nur ab und an in den hohen
Wellen unter, die ihn überrollen. Ich
nahm Kurs auf den Fisch, gab kräftig Gas und Andi schöpfte ihn mit
dem Kescher, wie man versucht einen Boilie aus dem brodelnden Wassertopf zu fischen. Mist, wir waren
vorbei, der Karpfen befand sich nicht
im Kescher. Ich wendete das Boot,
kurbelte Schnur auf, nächster Versuch - es klappte.
Wir wollten nur noch an Land, wo
wir uns befanden wussten wir nicht.
Das Positionslicht am Ufer war nicht
zu sehen und wir kannten ja nicht einmal die Richtung in der wir suchen
mussten.
Ich dachte an die Stürme auf dem
Neusiedler See, wenn die Wellen bis
zum Grund reichen - Grundsee, sehr
gefährlich und tödlich für jedes Wasserfahrzeug und deren Insassen.
Aber wir hatten ja über zwei Meter
Wasser unter uns, das sollte reichen.
In Anbetracht der Situation gingen
mir die wildesten Sachen durch den
Kopf. Es half nur eins, GPS anmachen und der Richtung folgen. Es
Text & Fotos: Jan Brauns
der Typ Einzelfischjäger bin, sondern
mir immer Gewässer aussuche, die
zwar wenig medienpräsent sind, jedoch nicht die Chance auf große
Karpfen offen lassen.
Die Branchen der Tackle- und Baitindustrie sagen uns Anglern in der
Werbung durch den Kauf ihrer Produkte werden wir erfolgreich sein.
Das kann man aber etwas andersherum betrachten: Durch das Angebot haben wir Angler die freie Wahl
an verschiedenen Produkten, die wir
aus eigenen Stücken heraus und aus
einem Grund kaufen - mit der Absicht, dass die Artikel einen Zweck
erfüllen. Und genau das ist der wichtigste Punkt zum Erfolgreich sein:
Gute Planung, ob bei der Zusammenstellung des Futters oder des
Angelgeräts. Ich kaufe mir Material
nicht weil es neu auf dem Markt ist,
sondern aus einem im Vorfeld geplanten Grund - ich will damit bevorteilt sein. Vorteile kann man aber
auch erlangen, indem man seine Beobachtungsgabe und eigenen Stärken nutzt.
Wir können somit zwei verschiedene
Vorteilsgruppen auseinanderhalten:
Die materiellen Vorteile und die nicht
materiellen Vorteile. Wie in der von
mir gewählten Überschrift des Artikels erkennbar, steckt ein mathematischer Begriff im Wort “Summe”.
Die Summe ist in erster Instanz damit
beschrieben, dass sie das Ergebnis
einer Addition abbildet. Ich beziehe
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Carp Mirror
funktionierte, wir fanden zurück ans
Ufer - aber ohne den kräftigen Motor wären wir sonstwo gestrandet.
Zurück im Camp versorgten wir den
Fisch, schauten uns ungläubig an,
zum einen wegen der Größe des
Karpfens, zum anderen beeindruckt
von dem, im wahrsten Sinne des Wortes, gemeinsam Überlebten. Wir verabschiedeten uns, diese Rute blieb
zunächst an Land! Etwas später, der
gleiche Vorgang derselbe Wahnsinn.
Zwei Fische, beide die Größten des
Trips.
In machen Situationen sind zwar die
sechs Vorteile möglich, es können
aber unter Umständen (Gesetzesauflagen, Beschränkungen, etc.) nicht
alle genutzt werden. Dann gilt der
Angler als bevorteilt, der die meisten möglichen Vorteile nutzt.
schung ist aber verkäuflich und den
anderen Anglern in der Konsequenz
somit auch frei zugänglich. Da Karpfen Gewohnheitstiere sind, wir kennen
das vom Anfüttern wie leicht sich
die Fische an einen Platz gewöhnen
lassen, gilt es jetzt eine ähnliche Mi-
Zur Verfügung stehendes Material:
Manche Situationen erfordern spezielles Material. Meistens ist solch
ein Material an Gewässern wichtig,
an denen kein Boot eingesetzt werden darf. Die Karpfen haben es meistens sehr schnell erkannt, an welchen
Stellen und in welchen Entfernungen ihnen die meiste Gefahr droht.
Schafft es ein Angler nur 20 Meter
weiter zu werfen als die anderen,
hat er einen Vorteil. Die Karpfen
Das war vor wenigen Tagen, das
jetzt spielt sich im Zelt ab, indem ich
wach auf meinem Bed-Chair liege
und die Gedanken strömen lasse. Ich
grinse glücklich vor mich hin, denn
auch in diesem Urlaub nimmt die
maximale Summe der Vorteile nach
und nach Gestalt an.
Vorteil: Köderpräsentation - fällt
unter Futter!!
Die Summe der Vorteile
Um sich der Sache etwas gezielter
zu nähern, definiere ich einige Vorteile als gegebene Randbedingungen. Sicher kann man die Variablen
verfeinern oder verschieben.
Mögliche, von mir gewählte Vorteile/
Variablen bezogen auf ein Gewässer. Die Aufzählung ist nicht absichtlich in dieser Reihenfolge sondern
zunächst von oben nach unten frei
verschiebbar:
• Angelstelle
• Futter und Köderzusammenstellung
• Zur Verfügung stehendes Material
• Wetterlage
• Jahreszeit
• Anfüttern
Alle Vorteile gelten als genutzt, wenn
die sechs genannten alle auf die
richtige Situation abgestimmt sind.
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len Möglichkeiten beeindruckt, die der
Stoff in der Boilieherstellung bietet.
Ich bin sicher, dass derselbe Boilie
ohne Ei produziert schon einen für
den Karpfen erkennbaren Unterschied
ausmacht. Der Angler der solch ein
Futter verwendet oder selber herstellt, hat die Sachlage erkannt und
den Vorteil für sich genutzt. Ein gewisser Grad an Experimentierfreude
mit Futter ist nötig. Zusätzlich ist es
wichtig zu wissen welches Futter
gerade „In“ am See ist.
Definition der Vorteile / Variablen
Angelstelle:
Jede Angelstelle ist nicht zu jeder
Zeit gleich ergiebig. Abhängig von der
Jahreszeit, dem Befischungsdruck
und dem Wetter gibt es Zeitnischen
in der sie aber besonders gut ist.
Der Angler der eine dieser ihm bekannten Zeitnischen wählt hat den
Vorteil. Gute Gewässerkenntnis ist
wichtig.
Futter & Köderzusammenstellung:
An einem See ist eine Sorte Futter
sehr beliebt. Möglicherweise fischt der
Testfischer einer Futterfirma am See
besonders erfolgreich damit. Die Mi-
schung zu verwenden, die sich aber
erkennbar von der von allen verwendeten unterscheidet. Die Unterscheidung ist wichtig, da die Karpfen das
von allen gefütterte Futter natürlich
kennen, aber auch stetig eine Scheu
dagegen entwickeln, da sie damit
schon öfter gefangen wurden – mehr
Scheu als gegen ein Futter das sich
erkennbar unterscheidet.
Wir haben in der vergangenen Saison einen Stoff entwickelt, der das
Ei im Boilie ersetzt und zusätzlich ein
hohes Maß an tierischen Proteinen
liefert. Der Stoff ist unter dem Produktnamen Nyco-Meth 2000 erhältlich und ich bin wirklich von den vie-
fressen in dieser Entfernung mit weniger Scheu und nähern sich den
Futterstellen meist auch aus dieser
Richtung. Besondere Entfernungen
sind mit speziellen Ruten machbar,
die ein sehr hohes Wurfgewicht vertragen. Auch Futterboote bieten in
diesen Situationen einen Vorteil.
Angeln dann aber wieder alle auf
maximaler Distanz rückt der Uferbe-
Vorteil: Wetter!
reich wieder in den Fokus, für den
kein besonderes Material wichtig ist.
Ein guter Blick für die Situation ist
das A und O.
Die Wetterlage:
Es gibt Wetterlagen die sind einfach
mit Fanggarantie verbunden. Starker
warmer Wind im Frühjahr, ein kräftiges Gewitter im Sommer oder die
Carp Mirror
erste längere Kältewelle mit Nachtfrost im Spätherbst, gefolgt von warmem Regen und Wind. Ganz klar ist
es hier der Angler der es erkennen
muss, welcher Seebereich der richtige ist und wie er die jeweilige
Wetterlage zu seinem Vorteil macht.
Die Jahreszeit:
Die Jahreszeit ist ein entscheidender
Parameter, der eng an den Vorteil
Angelstelle geknüpft ist. Halten sich
die Karpfen im zeitigen Frühjahr oft
Tag und Nacht in den sonnenzugewanden flachen Bereichen auf, verteilen sie ihre Fress-Routen im Sommer und Herbst auf den ganzen See.
Dann ist es extrem wichtig strategisch so zu angeln, dass man möglichst auf die Zugrouten der Fische
kommt. Meistens halten sich die
Karpfen dann in einer geschützten
Bucht auf und beginnen mit hereinbrechender Dunkelheit auf Reisen
zugehen. Jetzt sollte der Platz so gewählt werden dass man möglichst
nahe an den Ausgangspunkt der
Karpfen herankommt.
Das Anfüttern:
Der Vorteil überhaupt und fast soviel wert wie alle restlichen Vorteile
zusammen. Das Anfüttern ist wahrscheinlich nur im Frühjahr von einem leuchtenden Pop-up vor der
Schilfkante zu schlagen, an der sich
die Karpfen sammeln. An manchen
Gewässern ist das Vorfüttern nicht
erlaubt, da wo es aber erlaubt und
möglich ist, sollte der Vorteil unbedingt genutzt werden.
In der Regel ist es effektiver mehr Zeit
mit dem Beobachten des Gewässers,
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der anderen Angler, dem Anfüttern
und der Vorbereitung zu verbringen
als mit dem eigentlichen Ansitz. Es
ist nicht die Rede davon Unmengen
von Futter in das Gewässer einzubringen, ein Kilo Boilies und zwei
drei Ballen Groundbait sind oftmals
vollkommen ausreichend. Dann lieber strategisch den Platz ausgesucht
und zielgerichtet vorgefüttert, als ins
Blaue gefischt und womöglich wertvolle Zeit verschenkt. Anfüttern ist
eine reine Fleißaufgabe, die pro Einsatz nur einmal gute Location voraussetzt.
hat die Angelstelle der Jahreszeit angepasst und ein Material gewählt, um
die nötige Entfernung zu erreichen.
Er hat sich aber keine Gedanken zum
Futter gemacht, nicht vorgefüttert und
das Wetter außer Betracht gelassen.
Angler “C” hat alle der sechs möglichen Vorteile für sich genutzt. Er hat
die Angelstelle der Wetterlage und
der Jahreszeit angepasst, sein Futter optimiert, vorgefüttert und das
nötige Material gewählt.
Angler “D” hingegen hat nur einen
der sechs Vorteile genutzt und besonderes Material mitgebracht.
Anzahl der Karpfen im selben Zeitraum, war Angler “C”. Wer aber von
den vier Anglern den schwersten
Karpfen gefangen hat, das ist unklar.
Trotzdem ist es am wahrscheinlichsten, dass Angler C bei konsequenter Nutzung aller möglichen Vorteile
im Laufe der Saison, den gewünschten Erfolg bezüglich Masse und auch
der Fischgröße haben wird.
Die weiße
Farbe lockt
immer!
Möglicher Vergleich von vier Anglern am selben Gewässer
Tabelle 1: Vier Angler im Vergleich die Ihre Vorteile unterschiedlich nutzen
Vorteil
Angler
Angler
Angler
Angler
Angelstelle Futter Material Wetterlage Jahreszeit
A
B
C
D
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
Anfüttern
gegeben als dem Vorteil Material kombiniert mit Vorgefüttert aber ohne
Beachtung des richtigen Futters.
Der wichtigste Faktor ist ganz klar
immer der Angler selbst und was er
aus welcher Situation macht oder
machen möchte.
Sicher sind manchem die Vorbereitungen zu viel, die zum Erreichen aller Vorteile nötig sind und es macht
auch Spaß, einfach mal nur raus ans
Wasser zu gehen, um abschalten
zu können. Keine Sorge, ich nutze
nicht immer alle Vorteile, habe Spaß
an einem Steak und einem kalten
Bier in guter Gesellschaft. Dann
schaue ich aber nicht neidisch auf
den Ang-ler am See, der womöglich
nach gu-ter Vorbereitung die maxi-
legen hat. Das ist dann echter Zufall. Wer kennt sie nicht die Situation
in der ein Neuling das erste Mal mit
ans Wasser geschleift wird. Oftmals
wird er dann so neben dem Könner
platziert, dass er dem Meister ja nicht
in die Quere kommt. Tja, der Neuling wirft dann seine Ruten planlos
ins Nirgendwo - aber damit just in
eine Region, in der sonst kaum geangelt wird. Bingo!
Allerdings ist das Glück immer nur
beim tüchtigen Dauergast und der
Tüchtige verlässt sich auf die Summe der Vorteile.
Mit der “Watercraft” verhält es sich
ganz ähnlich wie mit dem Glück.
Watercraft besitzen Personen, die
wissen wie sie die Summe aus den
male Sum-me der Vorteile für sich
genutzt hat und seinen Traumfang in
die Kamera hält.
Vorteilen zu bilden haben. Auch diese Personen handeln stark intuitiv.
Sie fühlen sich am Gewässer automatisch zum richtigen Platz hingezogen - was eine gute Beobachtungsgabe voraussetzt.
Die Beobachtungsgabe steckt jedoch auch schon in den genannten
Vorteilen mit drin.
x
x
x
x
Tabelle 2: Auswertung der Tabelle 1
Angler
Angler
Angler
Angler
Angler
Summe der genutzten Vorteile
A
B
C
D
4
3
6
1
Von Angler A bis Angler D:
In Tabelle eins wurden die genutzten Vorteile von vier Anglern miteinander verglichen. Angler “A” nutzt in
der Summe vier der sechs möglichen Vorteile. Er hat die Angelstelle
der Wetterlage angepasst, diese angefüttert und ein durchdachtes Futter gewählt. Die Jahreszeit und das
Material hat er nicht beachtet.
Angler “B” hat in der Summe drei der
sechs möglichen Vorteile genutzt. Er
In der Auswertung in Tabelle zwei
kann man jetzt die höchste Summe
der Vorteile als am meisten erfolgsversprechend einstufen. Würde man
die Menge der gefangenen Fische
mit der Summe der Vorteile gleichsetzen, könnte es beispielsweise sein,
dass Angler “A” vier Karpfen gefangen
hat, Angler “B” drei Karpfen, Angler
“C” sechs Karpfen und Angler “D”
nur einen Karpfen.
Der erfolgreichste, bezogen auf die
Alles nur graue Theorie oder was?
Ist das Ganze viel zu mathematisch
oder theoretisch betrachtet mag man
sich jetzt bestimmt fragen. Hält sich
die Natur überhaupt an solche uns
Menschen logisch erscheinenden Gesetzte?
Ich habe mir lange Gedanken zu dem
Thema gemacht und viele erfolgreiche Angler beobachtet oder mich
mit ihnen darüber unterhalten. Das
auch um die möglichen Vorteile überhaupt erst definieren zu können. Das
Ergebnis war immer gleich: Die definierten Vorteile wurden von allen Anglern genannt. Allerdings scheinen mache Vorteile höher gewichtet zu sein
als andere. Beispielsweise wurde den
Vorteilen Futter in Kombination mit
Vorgefüttert eine höhere Gewichtung
Abschließend möchte ich noch die
Faktoren “Glück” und “Watercraft” betrachten. Einigen Anglern wird es immer wieder nachgesagt besonderes
Glück zu haben oder dieses gar für
sich gepachtet zu haben. Ich denke
dass diese Personen in der jeweiligen Situation einfach intuitiv alles richtig machen. Manchmal kann das
schon eine blindlings ausgeworfene
Rute sein, die aber genau richtig ge-
Euch allen wünsche ich einen guten
Start in die frische Saison 2010
Jan Brauns
www.naturebaits.de
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