Forstinfo 03/2015 - Bayerisches Staatsministerium für Ernährung

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Forstinfo 03/2015 - Bayerisches Staatsministerium für Ernährung
Bayerisches Staatsministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
FORSTINFO
03 / 2015
Wald tut gut. Forstleute wissen das. Aufenthalte im Wald fördern die körperliche und seelische Gesundheit und
das soziale Wohlempfinden des Menschen. Der Frage, warum dies so ist, ging jetzt eine österreichische Studie
im Auftrag der Naturfreunde Internationale und der Österreichischen Bundesforste nach. Sie hat dazu Untersuchungsergebnisse verschiedenster Forschungseinrichtungen weltweit ausgewertet.
Der moderne Lebensstil ist geprägt durch Bewegungsarmut. Gleichzeitig führt die Beschleunigung des Alltags
zu psychischen Belastungen. Eine naturnahe, waldreiche Umgebung regt zu Bewegung an. Körperliche Aktivität wiederum wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System, auf Übergewicht und Diabetes aus. Im Unterschied zum Training in der Stadt oder einem Fitness-Studio hat der Aufenthalt im Wald einen viel stärkeren
Effekt auf das psychische Wohlbefinden. Der Wald spricht alle Sinne an. Gerüche und Geräusche treten in den
Vordergrund, nicht ausschließlich visuelle Reize. Diese ganzheitliche Wahrnehmung löst beim Menschen Emotionen aus, baut Stress und Aggressionen ab. Eine wohltuende Entspannung und sogar eine Senkung des Pulsschlags sind zu beobachten. Gemeinsames Naturerleben bei einem Waldausflug unterstützt die soziale Interaktion. Die Wirkung auf das soziale Wohlbefinden betrifft vor allem auf Kinder, ältere Menschen oder Menschen
mit Behinderungen. Interessant ist auch, dass Testpersonen lichten, gepflegten Wäldern gegenüber dunklen
Wäldern mit einem hohen Totholzanteil den Vorzug geben.
Die vor uns liegende Sommer- und Ferienzeit lädt wieder zu Waldbesuchen ein. Erholen Sie sich dabei gut und
bleiben Sie gesund. Der Wald hat immer geöffnet und ein Besuch in diesem Jungbrunnen kostet Sie keinen
Cent. Das übernehmen die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer für Sie.
Inhalt a Seite 2 – Aktionen zum Waldnaturschutz a Seite 3 – Berg – Wald – Mensch a Seite 4 – Wie geht es dem
Regenwurm? a Seite 6 – Spürhunde für Käfersuche ausgebildet a Seite 7 – Maßnahmenpaket zur Reduktion
von Schwarzwild verabschiedet – Abgeordnete informieren sich über Forstverwaltung a Seite 8 – Personalnachrichten – Dienstjubiläen
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AKTIONEN ZUM WALDNATURSCHUTZ
FORSTVERWALTUNG IM DIALOG
So vielfältig wie die Ansprüche an den Wald sind die gesellschaftlichen Gruppen, die diese Ansprüche vertreten. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen (AELF) hatte daher als Auftakt zum Aktionsjahr Waldnaturschutz zu einem Dialogforum mit verschiedenen Interessenvertretern eingeladen. Auf
einer Waldfläche des Isartalvereins bei Icking trafen sich neben
dem gastgebenden Verein Mitglieder des Landesbunds für Vogelschutz, des Bundes Naturschutz, des Deutschen Alpenvereins, der
Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbands und der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen. Mit von der Partie waren auch der
Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber, zahlreiche Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte sowie Vertreter von IMPULS Forst
und Holz, einem Bündnis aus Schreinern, Zimmerern, der Waldbesitzervereinigungen und der Forstverwaltung.
Zum Einstieg in die Diskussion erläuterten Ragnar Wende, Projektmanager der „Initiative Zukunftswald Bayern“ am Holzkirchner Amt
und der örtliche Revierleiter Robert Nörr die Planungen für den
Wald des Isartalvereins. Dem Vereinsvorsitzenden Erich Rühmer
war eine möglichst schonende Waldpflege wichtig, damit das Isartal und sein prägendes Landschaftsbild erhalten bleiben.
Die beiden Forstexperten entwarfen unterschiedliche Szenarien,
wie der Wald und das Umfeld gestaltet werden müssten, um einzelne Interessen maximal erfüllen zu können. Schnell wurde jedoch klar, dass der Isartalverein für eine Optimierung des Gesamtnutzens und nicht für die Maximierung von Einzelinteressen steht.
Eine maßvolle Holznutzung hat nach den Vorstellungen des Vereins dabei ebenso Platz wie Erholung und Naturschutz. Mit einem
Zonierungskonzept (siehe Kasten) für das knapp fünf Hektar große Waldgrundstück wird daher versucht, die vielfältigen Ansprü-
„SCHÜTZEN UND NUTZEN“ IM WALD DES ISARTALVEREINS
Der Wald des Isartalvereins weist auf seinen knapp fünf Hektar
1 811 Bäume und einen Holzvorrat von 330 Vorratsfestmeter je
Hektar auf. Die Baumarten setzten sich zusammen aus: 45 %
Buche, 33 % Fichte, 7 % Bergahorn, 6 % Lärche, 5 % Kiefer, 4 %
Esche sowie etlichen Eichen, Mehlbeeren, Linden, Erlen, Kirschen, Eiben und Bergulmen. 138 Bäume – also rund 8 Prozent
aller Bäume – weisen Biotopbaum-Merkmale auf. Der Totholzvorrat liegt bei 53 Festmeter je Hektar.
aa Der Vorsitzende des Isartalvereins, Erich Rühmer (links), und der örtliche
Revierleiter Robert Nörr erläutern den Zuhörerinnen und Zuhörern die Waldverhältnisse und das Zonierungskonzept für die Bewirtschaftung der Waldflächen des Vereins.
che der Bevölkerung sowie die Ziele der Vereinssatzung bestmöglich zu erfüllen.
Landtagsabgeordneter Bachhuber warb für den Bayerischen Weg
der Biodiversitätsstrategie und zeigte anhand von Daten der
jüngsten Bundeswaldinventur die großen Fortschritte hin zu
mehr Artenvielfalt auf. Johann Killer von der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen verdeutlichte den erfolgreichen Weg der
privaten Waldeigentümer, die seit Generationen verantwortungsvoll mit ihrem Eigentum umgehen und damit einen wesentlichen
Zonierungskonzept
aa Schwerpunkt Bodenschutz und Hangsicherung am
Steilhang zur Loisach unter Berücksichtigung von
Naturschutz- und Erholungsaspekten
aa Schwerpunkt Erholung mit Vorrang der Verkehrs­
sicherung vor Naturschutzaspekten im Bereich der
Wanderwege
aa Schwerpunkt Naturschutz mit Totholzanreicherung,
Erhalt von Biotopbäumen und Sonderstrukturen sowie Maßnahmen der Besucherlenkung und Inanspruchnahme des Vertragsnaturschutzprogramms
Wald
aa Schwerpunkt Waldpflege und Holznutzung mit Entnahme hiebsreifer Fichten
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Beitrag zum Waldnaturschutz leisten. Als Vertreter von IMPULS
Forst und Holz betonte er auch, dass die Verwendung heimischen
Holzes angewandter Umweltschutz ist.
Der Bereichsleiter Forst des AELF, Wolfgang Neuerburg, zeigte an
regionalen Beispielen die nachweisbaren Erfolge der Waldbesitzer
und Forstleute für den Naturschutz im Wald auf:
aa Mehr als 40 Festmeter Totholzvorrat pro Hektar in den bewirtschafteten Bergwäldern des Holzkirchner Amtsgebiets.
aa Mehr als zehn Urwaldreliktarten (Totholzkäfer) in den Wirtschaftswäldern des Karwendelgebirges. Eine vergleichbare
Artenvielfalt gibt es lediglich in drei weiteren Waldgebieten
Bayerns.
aa Vorkommen von seltenen Orchideen wie dem Frauenschuh
im Wirtschaftswald, nicht aber im angrenzenden Naturwald­
reservat.
„Forstwirtschaft und Naturschutz sind miteinander vereinbar“, so
lautete schließlich das Ergebnis einer Abfrage bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Besonders erfreulich war, dass sich zahlreiche amtliche und ehrenamtliche Naturschützerinnen und Naturschützer Zeit für diesen Tag genommen hatten. Die Diskussion
verlief sehr engagiert und war von einem großen gegenseitigen
Verständnis für unterschiedliche Interessen und Meinungen ge-
BERG – WALD – MENSCH
DER BERGWALD EIN OBJEKT DER BEGIERDE
Unter diesem Motto veranstalten der Deutsche Alpenverein,
die Bayerischen Staatsforsten
und die Bayerische Forstverwaltung vom 25. bis 26. September 2015 eine gemeinsame Bergwaldtagung in Sonthofen.
Mensch und Natur finden im
Bergwald der Allgäuer Alpen
einen einzigartigen Lebensraum vor. Dieser wird seit Jahrhunderten auf vielfältige Art
genutzt und muss vielen Ansprüchen genügen: Als hocheffektives Schutzsystem, wunderbarer Lebensraum, geniale Fabrik und als cooler Spielplatz. Diese
Vielfalt erfordert ganz unterschiedliche Herangehensweisen an
seine Pflege und Bewirtschaftung. In den vergangenen Jahren
aa Der Gelbe Frauenschuh – ein botanisches Juwel, das an zahlreichen Stellen im Wirtschaftswald vorkommt.
prägt. Das Vertrauen, das aus diesem Verständnis erwächst, ist
eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg von Naturschutzbestrebungen im Wald. Denn gerade auf diesem wichtigen
Feld gilt ein Wort von John F. Kennedy: „Wenn wir uns einig sind,
gibt es wenig, was wir nicht können. Wenn wir uneins sind, gibt es
wenig, was wir können.“
Robert Nörr, AELF Holzkirchen
konnten im Allgäu wertvolle Erfahrungen gewonnen werden, wie
die verschiedenen Funktionen des Bergwaldes erhalten, wo erforderlich wiederhergestellt und miteinander in Einklang gebracht
werden können.
Erfolge in diese Richtung setzen eine offene Kommunikation der
unterschiedlichen Nutzergruppen des Bergwaldes voraus. Die Tagung richtet sich deshalb gezielt an alle, denen der Bergwald am
Herzen liegt, ob von Seiten der Forst- und Alpwirtschaft, des Naturschutzes oder als Bergsportlerinnen und Bergsportler. Nach
einer Einführung in den Naturraum und die Kulturlandschaft des
Oberallgäus am Eröffnungsabend werden am zweiten Tag bei insgesamt fünf Exkursionen verschiedene Aspekte der Waldnutzung
im Allgäu diskutiert. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen
in Handlungsempfehlungen und eine gemeinsame Deklaration
zur Nutzung des Bergwalds münden.
Weitere Informationen zur Tagung finden Sie auf der Internetseite
www.foerderverein-forstzentrum.de. Dort können Sie sich noch
bis 31. Juli 2015 online anmelden. Der Tagungsbeitrag beträgt
50 Euro und schließt Begrüßungsimbiss, Abendessen, Mittagessen und Pausenkaffee sowie die Exkursion ein.
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WIE GEHT ES DEM REGENWURM?
„Der Boden ist das Klavier, auf dem die Natur spielt.
Wer ihn beachtet, wirtschaftet spielend,
wer sich nicht um ihn kümmert, greift bös daneben“.
Karl Rebel (1863 – 1939)
Bayerischer Waldbaureferent von 1915 – 1930
Die Vereinten Nationen erklärten das Jahr 2015 zum Internationalen Jahr der Böden. Sie wollen damit auf die Gefahren für die Böden hinweisen und Lösungsansätze aufzeigen. Die bundesweite
Bodenzustandserhebung bescheinigte den bayerischen Waldböden im Jahr 2008 zwar einen hervorragenden Zustand auf der
weit überwiegenden Fläche. Dennoch gibt es auch kritische Entwicklungen, die wir im Auge behalten müssen. Beispiele aus dem
Bereich des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck gelten für viele vergleichbare Waldstandorte in Südbayern.
ES GEHT LANGSAM AUFWÄRTS
Die Orkane Vivian und Wiebke im Jahr 1990 brachten vielen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern die Einsicht, dass Fichtenreinbestände keine gute Zukunft haben. Aus dieser Einsicht heraus hat
der Laubbaumanteil in den jungen Beständen seither deutlich zugenommen. Die konsequente Beratung durch die Försterinnen
und Förster unserer Verwaltung und laufend optimierte Förderprogramme haben diese Entwicklung unterstützt. Die Ergebnisse
der Standortkartierung aus den 1990er-Jahren waren und sind ein
wertvolles Werkzeug für diesen Beratungsprozess. Obwohl es für
fast alle Privatwälder eine Standortskartierung gibt, ist die Bedeutung der Standortkarten als Entscheidungsgrundlage noch nicht
allen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern bewusst.
Buchen, Eschen und Bergahorne, allerdings oft erst nach mehrmaligem Leittriebverbiss. Stieleichen und Tannen haben in der Regel nur mit Zaunschutz eine Chance. Dabei ist das Naturverjüngungspotenzial der oft nur einzeln vorkommenden Laubsamenbäume oder Tannen bei fast allen Böden und Humusformen beeindruckend. Dies gilt selbst für große Fichtenkomplexe.
Unter Fichten, Kiefern und Lärchen mit ihrer sauren Nadelstreu
dominiert nach wie vor Moder als Humusform. Auf armen Tertiärsanden, in ungepflegten Reinbeständen sowie in höher gelegenen und kalten Lagen der Jungmoräne über 700 m Meereshöhe
entstehen sogar Übergangsformen zum noch ungünstigeren
Rohhumus.
Im Amtsbereich sind auch auf natürliche Weise tiefgründig versauerte Böden anzutreffen, wie beispielsweise die Tertiärsande. Erst in
mehr als einem Meter Tiefe erreichen dort alte und tiefwurzelnde
Bäume die Vorräte an Calcium und Magnesium. Auf der Altmoräne
bedeckt eine mächtige, stark versauerte Decke aus Lößlehmen die
basenreichen Bodenhorizonte. Anspruchsvollere Edellaubbaumarten tun sich auf diesen Standorten in ihrer Startphase zunächst
schwer und bleiben mitunter dauerhaft mattwüchsig. Bestens mit
Basen versorgt sind hingegen die Böden der Jungmoräne und der
Schotterebenen im Lechtal und um München. Ihre Pufferkapazität
gegenüber weiterer Versauerung ist hoch.
Der zunehmende Anteil leichter abbaubarer Laubstreu trägt entscheidend dazu bei, dass sich der Humuszustand mittlerweile
langsam verbessert. Die trägen Moderhumusauflagen unter Fichten und anderen Nadelgehölzen kommen in Bewegung. Allerdings dauert dieser Prozess mitunter Jahrzehnte, vor allem bei
einem hohen Prozentsatz an Buchen- und Eichenlaub. Bei anderen Laubbaumarten entsteht wesentlich schneller ein günstiger
Mullhumus, insbesondere wenn im Wurzelbereich genügend basische Nährstoffe vorhanden sind. Bestes Beispiel dafür ist die
durchgreifende Regeneration oberflächlich versauerter Kalkschotterböden im Lechtal unter Bergahorn innerhalb der letzten
zwei Jahrzehnte.
PROBLEMFELDER BLEIBEN
Die vielerorts hohen Rehwildbestände bleiben ein großes Hindernis auf dem Weg zu bodenpfleglichen Mischwäldern, wenn auch
örtlich Verbesserungen erkennbar sind. Erhöhte Abschusszahlen
in den vergangenen zehn Jahren sichern den Aufwuchs junger
aa Bodenprofile gewähren einen sonst verborgenen Einblick in die
Welt der Wurzeln und Bodenlebewesen. Sie veranschaulichen
auch, wie schwach und empfindlich der belebte Teil unserer Erdkruste ist.
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Neben ungünstigen Humusformen und Bodenversauerung beeinträchtigen auch Befahrungsschäden bei der Holzernte die Bodenlebewesen. Besonders auf den durch mindestens zwei Fichtengenerationen verdichteten und versauerten Lösslehmfließerden im Tertiär und der Altmoräne fällt der geringe Regenwurmbesatz auf. Dies hat negative Auswirkungen auf die Streuzersetzung,
die Bildung von Tonhumuskomplexen und die Durchlüftung der
Böden.
In den durch Sturm und Borkenkäferbefall zunehmend aufgelichteten Altfichtenbeständen verjüngt sich die Fichte auf natürliche
Weise in einem Maße, dass sie erwünschte Mischbaumarten massiv bedrängt. Unterbleibt die notwendige Jungwuchspflege, gehen die Laubbaumarten im Konkurrenzkampf mit der Fichte unter
und es baut sich innerhalb weniger Jahre wieder eine Moderhumusdecke auf.
Intensiver Ackerbau und Viehhaltung sowie eine innige WaldFeld-Gemengelage ziehen seit Jahrzehnten regional einen hohen Stickstoffeintrag aus der Luft nach sich. Mengen von über
100 Kilogramm pro Jahr und Hektar direkt an den Waldrändern
sind dabei keine Seltenheit. Das begünstigt die Bodenversauerung und belastet das Sickerwasser mit Nitrat. Gleichzeitig breiten sich stickstoffliebende Pflanzen wie die Brombeere rasant aus
und behindern die Waldverjüngung selbst unter dem Schirm der
Altbestände.
das Angebot an Fichtenholz seit 1987 um sechs Prozent zurückgegangen. Sollte die Furcht vor einer unzureichenden Versorgung
mit Nadelrohholz wieder zu einem verstärkten Fichtenanbau in
Reinbeständen führen, wäre dies auch aus Bodenschutzsicht fatal.
ZU GUTER LETZT
Das laufende Internationale Jahr der Böden wirbt für gesündere
Böden als Grundlage für einen Großteil des Lebens auf unserem
Planeten. Der Weg dorthin erfordert vor allem viel Geduld und
Beharrlichkeit, da die Regeneration von Humusauflagen und
dem obersten Mineralbodenhorizont mehrere Jahrzehnte benötigt. Auf diesem Weg sind wir alle gefordert: Die Wissenschaft mit
Grundlagenforschung beispielsweise zur Frage, wie ein lebendiger Boden die Zuwachsleistung unserer Wälder steuert. Die
forstlichen Praktiker, die bodenkundliche Aspekte noch stärker in
die Beratung der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer einfließen
lassen müssen. Das neue und einzigartige Bayerische Standortsinformationssystem (BaSIS) bietet hierzu hervorragende Argumentationshilfen. Die forstliche Öffentlichkeitsarbeit, die anhand
von dauerhaft angelegten Bodenprofilen oder Bodenlehrpfaden
den Blick in die sonst verborgene Welt des Bodens öffnen sollte.
Angesichts der geschilderten Defizite und des Handlungsbedarfs verdient das Internationale Jahr der Böden mehr Aufmerksamkeit bei allen Akteuren der Forstwirtschaft in Bayern.
Hans-Jürgen Gulder und Ludwig Pertl, AELF Fürstenfeldbruck
NEUE HÜRDEN KOMMEN HINZU
Der Klimawandel beeinflusst zunehmend den Wasserhaushalt der
Böden und die Abbaubedingungen in der Bodenstreu. Im Dachauer Hinterland hat die Jahresdurchschnittstemperatur seit
1990 um 1,2° C zugenommen. Gleichzeitig gingen die Niederschläge um rund 10 Prozent zurück. Die Wetterstation Puch/Fürstenfeldbruck wies für das Jahr 2014 mit 9,8° C einen Wärmerekord
aus. In heißen Trockenphasen wird das pflanzenverfügbare Wasser auf den grobkörnigen und flachen Böden vermehrt zum begrenzenden Faktor. Der Anteil der günstigen Wasserhaushaltsstufen nimmt ab. Schneearme Winter erhöhen das Risiko von Befahrungsschäden. Die höheren Temperaturen beschleunigen den
Abbau der Kohlenstoffvorräte im Humus und im Oberboden. Das
seit 1990 zu beobachtende erhöhte Sturmrisiko vereitelt oftmals
einen geordneten Waldumbau.
Die wachsende Nachfrage nach Brennholz führt dazu, dass mittlerweile auch Gipfel- und Astholz mit Reisig genutzt wird, das früher im Wald verrottete. Auf den basenarmen Böden hat dieser zusätzliche Biomasseentzug übermäßige Kohlen- und Nährstoffausträge zur Folge und mindert dadurch die Bodenfruchtbarkeit. Sägeindustrie und andere Holzverwender beklagen den Rückgang
des Nadelholzangebots als Folge des Waldumbaus. In Bayern ist
WALDBÖDEN IM WANDEL
Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten Fürstenfeldbruck hat im
Gemeindewald Fuchstal südlich von
Landsberg am Lech einen Bodenlehrpfad angelegt, der den Blick in den
unterirdischen Wald öffnet. An fünf
verschiedenen Bodenprofilen erfahren
Interessierte, welchen Einfluss die Wahl
der Baumarten auf den Humuszustand
des Bodens hat und wie die Humusqualität ihrerseits die Wuchsbedingungen der Bäume beeinflusst. Nähere Informationen zu dem Bodenlehrpfad
finden sich im Internetauftritt des Amtes www.aelf-ff.bayern.
de unter dem Menüpunkt „Wald und Forstwirtschaft“. Dort ist
auch beschrieben, wie Sie zu dem Lehrpfad hinfinden.
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SPÜRHUNDE FÜR KÄFERSUCHE
AUSGEBILDET
Der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabriprennis –
ALB) ist ein gefährlicher Quarantäneschädling, der in Bayern an
mittlerweile vier Befallsorten nachgewiesen wurde. Bei der Suche
nach dem Schadinsekt haben sich Spürhunde, die speziell auf den
Geruch des Käfers sensibilisiert sind, bestens bewährt. Um die
weitere Einschleppung des Schädlings zu verhindern, wurde der
Einsatz der Hunde bei phytosanitären Kontrollen auf eingeführtes
Verpackungsmaterial aus Holz ausgedehnt. Im Rahmen dieses
Projekts wird auch geprüft, ob der Hundeeinsatz die Effektivität
und Effizienz der Kontrollen erhöhen kann. Noch bis zum Herbst
durchlaufen zwei Spürhunde-Teams der Forstverwaltung und ein
weiteres der Landesanstalt für Landwirtschaft einen speziellen
Lehrgang in Kärnten. Lia Stefke und Thomas Schuster haben diese
Ausbildung mit ihren Hunden bereits erfolgreich absolviert und
berichten von ihren Erfahrungen.
Sie gehören beide seit kurzem mit Ihren Vierbeinern zu den insgesamt sechs Spürhundeteams in Bayern gegen den Asiatischen
Laubholzbockkäfer. Was hat Sie dazu bewogen?
Thomas Schuster: Ich schaute einem Kollegen und dessen Hund
bei einem Einsatz zu und war beeindruckt. Ich bewarb mich dann
mit meiner Hündin und war froh und ein bisschen stolz, dass wir
einen der begehrten Ausbildungsplätze ergattern konnten.
Lia Stefke: Mir ging’s genauso. Als ich von der Spürhundeausbildung hörte, war ich sofort begeistert. Noch am selben Tag schickte ich meine Bewerbung ab.
Wie werden die Hunde ausgebildet?
Thomas Schuster: Der Kurs besteht aus zwei, jeweils einwöchigen
Modulen am Österreichischen Bundesforschungszentrum für
Wald (BFW) in Ossiach in Kärnten. Dies ist bisher die einzige Ausbildungsstätte für ALB-Spürhunde. Das Trainingsprogramm
haben Diplombiologin Ute Hoyer-Tomiczek und Dr. Gabriele
Sauseng entwickelt. Beide sind erfahrene Hundetrainerinnen und
äußerst engagiert bei der ALB-Bekämpfung.
Lia Stefke: Die Ausbildung des Hundes geht über das gesamte
Geruchsspektrum des ALB und arbeitet mit der Methode der positiven Bestätigung. Der verwandte Citrusbockkäfer (CLB) riecht übrigens ähnlich und kann ebenfalls gefunden werden.
Und während die Hundeführer die theoretischen Unterrichtseinheiten absolvieren, können sich die Hunde von der anstrengenden Sucharbeit erholen?
Thomas Schuster: Am Ende stehen Prüfungen für beide an, Hund
und Herrchen. Nur wenn Hund und Hundeführer ihre jeweiligen
Kompetenzen erfolgreich unter Beweis stellen, wird das Zertifikat
vom BFW ausgestellt. Danach ist es wichtig, regelmäßig mit dem
Hund zu üben und sich mit anderen Teams auszutauschen.
Lia Stefke: Das stimmt! Die gemeinsamen Trainingseinheiten bringen uns weiter und rechtfertigen den großen Zeit- und Organisationsaufwand.
Welche Voraussetzungen müssen Hund und Hundeführer mitbringen?
aa Hoheit – der Rauhhaarteckel von Lia Stefke – ist ein ausgebildeter ALB-Spürhund. Mit seiner feinen Nase findet er auch Larven des
Asiatischen Laubholzbockkäfers, die im Inneren der Verpackungshölzer verborgen sind und unterstützt auf diese Weise sein Frauchen bei ihren phytosanitären Kontrollen. Wenn der Schädling bereits auf dem Hof der Importfirma entdeckt wird, mindert das die
Gefahr seiner weiteren Verbreitung erheblich.
Thomas Schuster: Der Hund sollte zwischen einem halben und
fünf Jahren alt sein. Eine gute Sozialverträglichkeit mit anderen
Hunden und Menschen ist Pflicht. Das ist vor allem bei Einsätzen
in der Stadt wichtig.
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Lia Stefke: Als Hundeführerin muss ich die Körpersprache meines
Hundes verstehen und genau beobachten. Gegen Rückschläge
und Hürden bei der Hundeausbildung, die es immer wieder gibt,
hilft nur eine gewisse Frustrationstoleranz, Ausdauer und eine ordentliche Portion Humor.
Sie sind beide in ganz verschiedenen Arbeitsfeldern tätig. Wie integrieren Sie Ihren Hund in die tägliche Arbeit?
Lia Stefke: Ich bin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg für die phytosanitären Kontrollen zuständig. Während ich die importierten Paletten optisch kontrolliere, unterstützt
mich mein zweijähriger Rauhhaarteckelrüde Hoheit mit seiner
Nase.
Thomas Schuster: Als Diplom-Forstwirt arbeite ich seit letztem
Jahr in einer Projektgruppe der Bayerischen Landesanstalt für
Landwirtschaft zur Bekämpfung des ALB. Zu meinen Aufgaben
gehören das Monitoring im Befallsgebiet und die Überprüfung
von Verdachtsfällen. Hier unterstützt mich meine einjährige
Deutsch-Drahthaarhündin Franzi jeden Tag.
Was sind für Sie die entscheidenden Vorteile des ALB-Spürhundeeinsatzes?
Lia Stefke: Die Zeitersparnis und die Zuverlässigkeit. Man kann
Autobahnböschungen, Feldgehölze und Hecken oder große Palettenstapel mit dem ALB-Spürhund viel effektiver und sicherer
kontrollieren.
MASSNAHMENPAKET ZUR REDUKTION
VON SCHWARZWILD VERABSCHIEDET
Wildunfälle, Flurschäden, Seuchengefahr – die ständig wachsende Zahl an Wildschweinen im Freistaat hat höchst
unerwünschte Begleiterscheinungen. Um das Problem zu entschärfen, hat Staatsminister Helmut Brunner ein Maß­
nahmenpaket zur nachhaltigen Reduktion der Schwarzwild­
bestände erarbeiten lassen. Eng eingebunden waren dabei der
Bayerische Jagdverband und der Bayerische Bauernverband.
Das Maßnahmenpaket ist als Beilage dieser Forstinfo beigefügt. Mehr Informationen dazu finden Sie auch im neuen Wildtierportal des Staatsministeriums in Internet unter
www.wildtierportal.bayern.de.
Thomas Schuster: Die ALB-Spürhunde können quasi ins Holz hineinsehen. Sie riechen Eiablagen oder Larven auch tief im Holz. Das
ist ein enormer Vorteil. Die Hunde werden außerdem von der Bevölkerung sehr positiv wahrgenommen. Die Menschen schätzen,
dass ein Hund beim Monitoring im Garten keinen Schaden hinterlässt. Zudem beobachte ich immer wieder, wie die Anwesenheit
von Hunden die Menschen einfach freut und vielfach eine Gesprächsbasis hergibt. Die Hunde bekommen dann schon mal
Wasser oder ein Leckerli.
ABGEORDNETE INFORMIEREN SICH ÜBER
FORSTVERWALTUNG
Aus erster Hand ließen sich die niederbayerischen Landtagabgeordneten Walter Taubeneder (links) und Professor Gerhard Waschler (2. v. r.) über die forstliche Situation in ihrer Heimat informieren.
Am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau-Rotthalmünster gaben Forstbereichsleiter Johann Gaisbauer (2. v. l.)
und Abteilungsleiter Ludwig Geier (rechts) den beiden Politikern
einen Überblick über die Aufgaben und das Beratungsangebot
der Bayerischen Forstverwaltung. Besonders würdigten die Abgeordneten – beides ursprünglich Lehrer – das waldpädagogische
Angebot der Forstverwaltung. Am Ende des Besuchs vereinbarten
beide Seiten, den Gedankenaustausch künftig fortzusetzen.
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PERSONALNACHRICHTEN
NOVEMBER 2014 BIS APRIL 2015
Eingestellt wurden als Forsträtin oder Forstrat a Justus
Bork a Philipp Gloning a Antje Jenß-Ratschker a Desirée
Köhler a Karin Nürnberger a alle an der LWF
als Forstoberinspektorin oder Forstoberinspektor a Maximilian Bach am AELF Ansbach a Dominic de Hasque an der LWF
Anna Maria Deischl am AELF Ebersberg a Tobias Eberwein am
ASP a Astrid Fischer am AELF Fürth a Holger Ginter am AELF
Kaufbeuren a Martin Holzäpfel am AELF Ebersberg a Martin
Hupf am AELF Regensburg a Sebastian Kauppert am AELF
Bamberg a Michael Rampp am AELF Bamberg a Martin Renger am AELF Bamberg a Manfred Rolle am AELF Kempten (Allgäu) a Lisa Schubert am AELF Fürstenfeldbruck a Anton
Specht am AELF Weilheim i.OB a Martin Spies am AELF Pfaffenhofen a.d.Ilm a Florian Stahl an der LWF a Hubert Weikhart
am AELF Würzburg
als unbefristete Arbeitnehmerin a Silvia Feller, AELF Rosenheim a Petra Haase, FüAK
Versetzt wurden a Forstdirektor Dr. Roland Baier von der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden an das ASP a Forstdirektor Roland Beck vom StMELF an das AELF Ingolstadt a Forstdirektor Dr. Joachim Hamberger von der FüAK an das AELF Landau
a.d.Isar a Forstdirektor Stefan Pratsch von der BaySF an das
StMELF a Forstdirektor Sören Timm vom StMELF an die Bayerische Staatskanzlei a Forstoberrat Udo Endres von der LWF an
das AELF Holzkirchen a Forstrat Florian Geiger von der LWF an
das StMELF a Forsträtin Karin Höglmeier von der LWF an das
StMELF a Forstamtsrat Hubert Bonath vom AELF Krumbach
(Schwaben) an den Forstbetrieb Weißenhorn der BaySF a Forstamtsrat Bertram Stielper vom AELF Bamberg an den Forstbetrieb
Pegnitz der BaySF a Forstamtmann Stefan Gatter vom AELF
Ebersberg an das StMELF a Forstamtmann Stephan Fessler vom
StMELF an das AELF Kaufbeuren a Forstoberinspektor Hans
Feist von der LWF an das AELF Holzkirchen a Forstoberinspektor
Marcus Nißl vom AELF Kaufbeuren an das AELF Erding a Forstoberinspektor Florian Weber vom AELF Fürth an das
StMELF a Forstoberinspektor Thomas Zimmermann vom AELF
Fürstenfeldbruck an das AELF Krumbach (Schwaben) a Technischer Oberinspektor Johannes Baier von der FüAK an das Amt für
Ländliche Entwicklung Oberbayern
Ausgeschieden sind wegen Eintritt oder Versetzung in den
Ruhestand a Forstdirektor Wolfgang Schlegel, AELF Bad Neustadt a.d.Saale a Forstoberrat Wolfgang Kraus, AELF Miesbach a Forstoberrat Tassilo Müller, AELF Holzkirchen a Forsträtin Susanne Gmelin-Bösselmann, AELF Pfaffenhofen
a.d.Ilm a Regierungsrat Gerhard Kasperek, AELF Ansbach a Forstamtsrat Georg Biersack, AELF Pfarrkirchen a Forstamtsrat Bernd Halmen, AELF Erding a Forstamtsrat Manfred
Klann, AELF Bamberg a Forstamtsrat Lothar Lang, AELF Würzburg a Forstamtsrat Siegfried Mader, AELF Ansbach a Forstamtsrat Christian Vogg, AELF Töging a.Inn a Regierungsamtsrat
Gerhard Stühler, AELF Karlstadt a Forstamtmann Paul Demuth,
AELF Bamberg a Forstamtmann Wolfgang Dick, AELF
Fürth a Forstamtmann Friedrich Reiter, AELF Cham a Regierungsamtmann Otto-Klaus Helm, AELF Fürstenfeldbruck a Regierungsinspektorin Margot Blindow, StMELF a Forsthauptsekretär Michael Schneider, AELF Pfaffenhofen a.d.Ilm
Olena Grünzinger, AELF Regen a Liane Henniger, AELF Kulmbach a Rosa-Maria Krammer, ASP a Rita Schäfer, AELF Augsburg a Lothar Schmidt, AELF Tirschenreuth
DIENSTJUBILÄEN
IHR 40-JÄHRIGES DIENSTJUBILÄUM FEIERN KONNTEN
Forstdirektor Peter Fonzen vom AELF Weißenburg i.Bay. am
06.11.2014 a Forstdirektor Rupert Rottmann von der LWF am
01.12.2014 a Regierungsamtmann Peter Trollmann vom AELF
Weißenburg i.Bay. am 19.02.2015
Die Bayerische Forstverwaltung gratuliert nachträglich ganz herzlich und dankt den Jubilaren für ihre erfolgreiche Mitarbeit.
Georg Windisch, Leiter der Bayerischen Forstverwaltung
AELF
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
ASP
Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht
BaySF
Bayerische Staatsforsten AöR
FüAK
Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
LWF
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
StMELF Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
a HERAUSGEBER Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ludwigstraße 2, 80539 München a INTERNET www.stmelf.bayern.de,
www.forst.bayern.de a E-MAIL [email protected] a REDAKTION Referat Forstliche Forschung, Waldpädagogik a FOTOS Lupo / pixelio.de (Titelbild), Hans Feist
(Seite 2), Nussjeck / pixelio.de (Seite 3), Gero Brehm (Seite 4), Uwe Stefke (Seite 6), Stefanie Starke (Seite 7) a ­Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des
Verfassers wieder. a Nachdruck, auch auszugsweise, erwünscht mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten. a ISSN 1438-2954