Möglichkeiten "echter" 3D-Visualisierungen von Geo
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Möglichkeiten "echter" 3D-Visualisierungen von Geo
Möglichkeiten "echter" 3D-Visualisierungen von GeoDaten Manfred BUCHROITHNER Zusammenfassung Methoden der echten dreidimensionalenVisualisierung werden, untergliedert in klassische stereoskopische und multistereoskopische Verfahren, vorgestellt. Bei den kurzen Beschreibungen von 3D-Visualisierungsverfahren wird der Schwerpunkt auf die Herstellung von Hartkopien gelegt. 1 3D = 3D? 3D-Spiele, 3D-Studios, 3D-Software, virtuelle Realität – Schlagworte, die in den letzten Jahren in zunehmendem Maße ihren Platz in der Welt der elektronischen Datenverarbeitung einnehmen. Aber ist "3D" wirklich "3D"? Ausgehend von der eindeutigen Festlegung des Begriffs "dreidimensional" sei zunächst der Begriff "zwei- plus eindimensional (2D + 1D)" erläutert. Von "2D + 1D" spricht man, wenn die planimetrische Information durch eine digitale Beschreibung der Geländeoberfläche in Form eines digitalen Geländemodells ergänzt wird. In der Regel ist das Geländemodell allerdings ein Oberflächenmodell, welches Lagegeometrien von Häusern, Straßen, Vegetation oder anderen dreidimensionalen Objekten auf der Oberfläche nicht berücksichtigt. Von "zweieinhalbdimensional (2,5D)" spricht man, wenn zur Lagegeometrie die Höhe z als Attribut mitgeführt wird. Diese räumliche Beschreibung ist somit von der Dichte der Lagegeometrie abhängig. Sie wurde früher verschiedentlich in der Literatur als Sachdatenabsorption bezeichnet. Von "dreidimensional (3D)" spricht man, wenn x-,y- und z-Koordinaten in ausreichender Dichte eine (Landschafts)Oberfläche beschreiben. Sind intern Informationen von Interesse, so kann man auch noch zwischen 3D-Flächenmodell, 3D-Flächen- und 3D-Volumenmodellen unterscheiden. Letzterer Begriff führt in die Welt der Voxels (Volume Pixels). Für die Visualisierung ist nun wesentlich, ob dreidimensionale Sachverhalte der realen Welt auf einem zweidimensionalen Medium dargestellt und als solches (nämlich als zweidimensionale Fläche) auch visuell erfaßt werden, oder ob es für den Betrachter möglich ist, eine echt dreidimensionale Perzeption zu erhalten. Dazu würden beispielsweise die klassischen Gipsreliefs zählen. Aber auch die klassischen Stereo-Darstellungen wie Anaglyphen oder Stereo(Luftbild)paare ermöglichen es dem Betrachter, durch geistige Verschmelzung der perzeptiv erfaßten Einzelbilder ein echtes dreidimensionales Modell 2 Manfred Buchroithner abzuleiten. Dies kann heutzutage auch mittels eines Monitors geschehen. Alle üblicherweise auf einem Bildschirm in axonometrischer oder zentralperspektiver Darstellung abgebildeten dreidimensionalen Szenen müssten jedoch richtigerweise nicht als "dreidimensional", sondern als "pseudodreidimensional" bezeichnet werden, während die anderen Visualisierungen, welche die Erfassung eines plastischen Modells ermöglichen – wie oben bereits angedeutet – als "echt dreidimensional" zu apostrophieren sind. 2 Einige Bemerkungen zu 3D-Druckverfahren Es ist eine interessante Tatsache, daß trotz der gigantischen und unaufhaltsamen Zunahme von digitaler Technologie in der Darstellung graphischer Daten doch in den letzten Jahren, vor allem in der anglo-amerikanischen Welt und dem Fernen Osten eine gewisse Gegenbewegung zu verzeichnen ist, welche den (gedruckten) Hartkopien einen entsprechenden Stellenwert einräumt. Davon ausgehend, daß die Display-Technik auf den üblichen CRT- und Flüssigkristall-Displays – gerade in Geoinformatik-Kreisen – sattsam bekannt ist, soll in diesem Kontext mehr auf die Herstellung von Hartkopien eingegangen werden. Die Anwendung der hier wiedergegebenen Verfahren für Bildschirmdarstellungen darf als gegeben angesehen werden und ist in der Regel sogar noch einfacher als die Generierung von Hartkopien, bei denen ja noch verschiedene technische Einflußparameter während des Prozesses der Druckvorstufe und während des eigentlichen Druckes zu berücksichtigen sind. Für dreidimensionale Darstellungen gibt es verschiedene Druckverfahren. Das grundlegende Problem ist, daß ein echt dreidimensionales Bild – in der Regel der realen Welt –, also ein Raumbild, auf einem zweidimensionalen Medium dargestellt werden muß. Die einfachsten "klassischen" Formen umfassen perspektive Ansichten wie Panoramen, Vogelschaubilder und -karten, Rendering, also die digital generierte pseudodreidimensionale Visualisierung, sowie – vornehmlich für "normale" Landkarten verwendet – das sogenannte Shading, die Auf-, und vor allem Schräglichtschummerung des Geländes. Diese hier aufgezählten bekannten Formen zählen nicht zum 3D-Druck, wie er im folgenden beschrieben werden soll. Nichtsdesoweniger muß erwähnt werden, daß diese konventionell gedruckten Hartkopien bei guter grapischer Wiedergabe und Ausnützung verschiedener "graphischer Tricks" (d. h. Verwendung der sogenannten "psychological cues" vgl. Toutin und Buchroithner 1999) schlechten echten 3D-Drucken überlegen sind. Die drei grundlegenden Prinzipien der Raumbilderzeugung können untergliedert werden in Stereoskopie, Multistereoskopie und verschiedene holographische Prinzipien. 2.1 Stereoskopische Verfahren Bei diesen am besten bekannten Methoden werden zwei Bilder eines Objektes – in der Geoinformatik üblicherweise einer Landschaft – von unterschiedlichen Standpunkten unter zwingenden geometrischen Beziehungen aufgenommen. Dadurch entsprechen diese beiden Stereo-bildpartner im weitesten Sinne den retinalen Abbildern eines Betrachters. Dadurch Möglichkeiten "echter" 3D-Visualisierungen von Geo-Daten 3 daß sich den Augen das entsprechende Bild gleichzeitig anbietet (Bildtrennung) ist es möglich, sie geistig zu einem dreidimensionalen Modell zu verschmelzen. Der Tiefeneffekt beruht auf dem bekannten Versatz identer (homologer) Punkte in den beiden Bildern relativ zueinander, der Parallaxe. Etwa 15 % aller Menschen können keine stereoskopische Tiefeninformation erfassen. Diese beziehen ihre Rauminformation aus monokularen Anhaltspunkten ("cues", z. B. Perspektive oder Bewegungsarallaxe). 2.2 Multistere oskopische Verfahren Diese bieten dem Betrachter gleichzeitig nicht nur zwei, sonden mehr – häufig sogar eine sehr große Anzahl – stereoskopische Bilder dar. Monokulare, d. h. einäugige, Betrachter erkennen die Raumtiefe durch die Veränderung der Perspektiven. Es ist also auch ihnen bei multistereoskopischen Darstellungen möglich, "plastisch" zu sehen. Desweiteren ermöglichen diese Verfahren mehreren Betrachtern gleichzeitig realistische Raumwahrnehmungen, d. h. daß zugeordnete Perspektiven für den jeweiligen Betrachter existieren. Bei diesen Methoden sind allerdings nur Parallaxen in einer Richtung speicherbar, und somit auch Bewegungsparallaxen nur in einer Richtung – meist horizontal – realisierbar. Die Parallaxen werden wegen der – in der Regel – horizontalen Anordnung des menschlichen Sehapparates in dieser Richtung durchgeführt. In den meisten Fällen sind sie ausreichend, um gute Raumbilder zu erzeugen. 2.3 Holographie Unter Holographie versteht man ganz allgemein Raumbilder, die dem Betrachter mit dem "unbewaffneten" Auge ohne "stress and strain", d. h. ermüdungsfrei, die vollständige visuelle 3D-Information über Objekte vermitteln. Dies bedeutet im Idealfall u. a., daß die Parallaxen in alle Richtungen wirksam werden, d. h. daß auch eine Betrachtung mit geneigtem Kopf möglich ist. Im Optimalfall kann die Qualität einer Holographie soweit gehen, daß die Unterscheidung zwischen Bild und Realität nur mittels Tasten möglich wird. Es gibt eine Vielzahl von Prinzipien und Herstellungsmethoden, und mittlerweile auch Herstellungsversuche, diese vielversprechenden Techniken und Technologien für die Visualisierung von Geodaten zu verwenden. So wurde beispielsweise 1998 eine erste holographische Karte im Maßstab 1:25 000 von einer alpinen Hochgebirgslandschaft hergestellt (Buchroith-ner 1999). 3 Einige 3D-(Druck-)Verfahren Im folgenden sollen fünf ausgewählte Verfahren, die sowohl für die Bildschirmdarstellung als auch für den Druck geeignet sind, allerdings mit Schwerpunkt auf der HartkopieHerstellung, beschrieben werden. 4 Manfred Buchroithner 3.1 Anaglyphen Das Anaglyphen-Verfahren zählt zu den Stereo-Verfahren (Parallaxen im Bild durch homologe Punkte) und ist seit der Anfangszeit der Photogrammetrie bekannt. Die Bildtrennung erfolgt durch Farbfilter: üblicherweise rot und grün, in der Frühzeit der Anaglyphendarstellungen auch blau und grün. Hinsichtlich der Geometrie kann man zwischen echten, d. h. zentralperspektiven, und unechten, d. h. axonometrischen, Anaglyphen unterscheiden. Eine Echtfarbendarstellung ist nicht möglich, kann aber durch geschickte Farbwahl – gleichsam in Form von Pseudofarben – "simuliert" werden. Einige Beispiele wurden in den letzten Jahren vom Institut für Photogrammetrie und Kartographie der Technischen Universität München publiziert. Aufgrund des eben Erwähnten ist der graphische Gestaltungsspielraum im großen und ganzen dem von Schwarz-Weiß-Karten gleichzusetzen. Allerdings ist ein dreidimensionales kartographisches Gestalten komfortabel – auch mittels Stereo-Auswertesoftware – in den beiden Bildern möglich. Vorteile Die Geometrie der Anaglyphenherstellung ist metrisch sehr exakt beherrschbar, ihre Herstellung ist preiswert und schnell. Dadurch, daß ihre graphische Qualität durch die Auflösung des Filmes bzw. die Qualität des Druckrasters bestimmt wird, können auch feinste Details noch sehr gut dargestellt werden. Anaglyphen sind bis zu einem gewissen Grad invariant gegenüber Kippung bzw. gegenüber dem relativen Standpunkt des Betrachters. Nachteile Als Nachteil ist gerade aus der Sicht der Visualisierung von Geodaten anzuführen, daß (siehe oben) im großen und ganzen nur monochromatisch gearbeitet werden kann. Ohne optisches Hilfsmittel, d. h. ohne Farbfolienbrille, ist keine Erfassung des räumlichen Eindrucks mö glich. Dadurch, daß keine Bewegungsparallaxen realisierbar sind, ist auch kein "Dahinterschauen" hinter Vordergrundobjekte möglich. Resümee Anaglyphen eignen sich besonders für die Herstellung von Karten, bei denen Texturinformationen überwiegen. So liefern sie beispielsweise bei sogenannten CIL Maps (Combined Image Line Maps) gute Ergebnisse. Das Anaglyphenverfahren ist sehr einfach und ermöglicht die problemlose Herstellung guter Raumbilder und –karten. Wegen des notwendigen optischen Hilfsmittels ist die Methode allerdings nicht oder nur sehr begrenzt für "Outdoor"-Anwendungen geeignet. Potentielle Einsatzgebiete sind vor allem wissenschaftliche und Bildschirmkarten bzw. die Werbebranche. Ein Hauptproblem stellt sicherlich die Verfügbarkeit der farbigen Folienbrillen dar. 3.2 Chromostereoskopie Die Chromostereoskopie ist kein Stereoverfahren. Die Parallaxen werden hier mittels eines optischen Hilfsmittels hergestellt. Dieses auf der optischen Grundlage der chromatischen Aberration die Bildtrennung realisierende Verfahren hat in den letzten Jahren durch Entwicklungen am Canada Centre for Remote Sensing (CCRS) und an der Technischen Universität Dresden (TUD) einen gewissen Aufschwung erfahren. Echtfarbdarstellungen Möglichkeiten "echter" 3D-Visualisierungen von Geo-Daten 5 sind keine möglich, da die Farbe zur Höhenkodierung benutzt wird. Dies bedingt auch, daß der graphische Gestaltungsspielraum sehr eng ist. Texturale Information kann nur beschränkt eingesetzt werden. Sie wirkt häufig als "Hinter-" oder "Vordergrund". Allerdings kann dieser Effekt in ein Plus für die kartographische Gestaltung umgesetzt werden. Ge nerell ist jedoch anzumerken, daß das dreidimensionale kartographische Visualisieren mit chromostereoskopischen Mitteln sehr schwierig ist. Das Splitten des einen in den Spektralfarben höhenkodierten Bildes in zwei "virtuelle" Stereopartner erfolgt wellenunabhängig – von Blau zu Rot mit unterschiedlich großen Parallaxen – mittels einer Mikroprismenfolienbrille. Vorteile Die Chromostereoskopie ist metrisch ziemlich exakt beherrschbar, schnell und höchst auflösend. Sie kann als quasi multistereoskopische Methode bezeichnet werden, die eine vollwertige Parallaxengenerierung in alle Richtungen ermöglicht. Dies bedeutet, daß sie invariant gegenüber Kippungen und Drehungen bzw. dem relativen Standpunkt des Betrachters ist. Auch ohne Hilfsmittel betrachtet, ermöglicht die Stereoskopie eine scharfe und farblich gute 2D-Perzeption. Nachteile Die den elektromagnetischen Wellenlängen, d. h. den Spektralfarben, entsprechende Farbhöhenkodierung ("Farbe-zu-Tiefe-Relation") begrenzt den Gestaltungsbereich im Dreidimensionalen. Dies bedeutet auch, daß die Chromostereoskopie kartographisch nur bedingt geeignet ist. Da nur eine Perspektive dargestellt werden kann, ist kein "Dahinterschauen" hinter Vo rdergrundobjekte (Bewegungsparallaxe) realisierbar. Ein weiteres Manko stellt die Notwendigkeit der Verfügbarkeit von Prismenfolienbrillen dar. Resümee Die Chromostereoskopie ist primär gut geeignet für posterähnliche und eher abstrakte dreidimensionale Visualisierungen. Ihr kartographisches Potential für Geodatenvisualisierung is tnicht so groß. Eine "Verschwärzlichung" der Darstellung durch piktorale Texturinformation, beispielsweise durch Fernerkundungsbilder, zerstört bzw. "deformiert" den Raumeindruck. Folge kann eine unerwünschte visuelle Trennung von Rauminformation und Texturierung sein. Diese kann allerdings auf konträre Weise auch als kartographisches Gestaltungsmittel ("schwebende Beschriftungen") eingesetzt werden. Jüngste Untersuchungen am CCRS in Kanada sowie an der Technische Universität Dresden in Deutschland dürften darauf hinauslaufen, daß das endgültige Potential der Chromostereoskopie größer als bisher eingeschätzt und noch nicht voll ausgelotet worden ist. Hauptproblem stellen sicherlich die Folienbrillen dar. 3.3 Lentikular-Prismenraster (Image Splitter) Aufgrund der zwei verwendeten Stereopartner zählt dieses Verfahren zu den klassischen Stereomethoden. Die Bildtrennung erfolgt spaltenweise durch lentikulare Prismenmasken. Die Bezeichnung hat nichts mit den Lentikularen, den Tragrandbrillen, der medizinischen Optik zu tun. Kleinformatige Beispiele dieses Verfahrens gab es u. a. in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts als Beigabe zu Kinderkaugummipackungen ("Wackelbilder"). Dadurch, daß Echtfarbendarstellungen möglich sind, ist der Gestaltungsspielraum analog 6 Manfred Buchroithner zur Vollfarbenkartographie. Dies bedeutet, daß ein dreidimensionales kartographisches Gestalten ohne wesentliche Einschränkungen möglich ist. Vorteile Das Verfahren ist metrisch allerdings (noch) nicht optimal. Die Möglichkeiten der Echtfarbendarstellung wurden bereits oben erwähnt. Nachteile Die drei wesentlichen Nachteile dieser Methode sind, abgesehen von einem sehr geringen Betrachtungswinkel, die vergleichsweise schlechte Auflösung, der häufig auftretende "Tiefenstufen"- bzw. "Kulissen"-Effekt, der keine optimale Kontinuität der Tiefendarstellung ermö glicht, und eine gewisse gegenseitige Beeinflussung (Cross Talk) durch chromatische Aberration einerseits sowie durch Drehung des Bildes. Weiters ist zufolge der klassischen Stereoskopie nur eine Perspektive möglich, was auch in diesem Fall ein "Dahinterschauen" hinter Vo rdergrundobjekte (Bewegungsparallaxe) verhindert. Resümee Als das zuerst entwickelte Lentikularverfahren ist diese Methode heute für den Druck als veraltet anzusehen, sie besitzt allerdings für digitale 3D-Displays mittels Flüssigkristallschirmen große Bedeutung. Bei diesen kann eine automatische Bildnachführung und –neuberechnung mittels eines sogenannten Head Tracking den Cross Talk, der bei Druckverfahren auftritt, vermeiden. Trotz guter graphischer Gestaltungsmöglichkeiten ist diese Methode als Darstellungsmittel für gedruckte Karten nur bedingt geeignet. "Animationen" mit zwei Szenarien sind möglich. 3.4 Lentikular-Linsenraster Hierbei handelt es sich um ein multistereoskopisches Verfahren. Die Bildtrennung erfolgt spaltenweise durch lentikulare Linsenmasken. Dadurch, daß auch hier Echtfarbendarstellungen möglich sind, ist der Gestaltungsspielraum analog zur Farbkartographie, und ein gutes dreidimensionales kartographisches Design möglich. Vorteile Wie beim Lentikular-Prismenraster-Verfahren ist hier die Metrik gegeben, allerdings nicht optimal. Farbdarstellungen sind ebenso möglich wie mehrere Perspektiven. Dies bedeutet, daß bei diesen Verfahren das bereits öfter erwähnte "Dahinterschauen", d. h. die Realisierung einer Bewegungsparallaxe realisierbar ist. Ebenso, wie beim Lentikular-PrismenVerfahren sind die Drucke wetterfest und ihre Betrachtung stellt keine besonderen Anforderungen an die Lichtquellen. Auch sind sie relativ invariant gegenüber Bilddrehungen. In beschränktem Maße sind auch lentikulare Animationen möglich. Dies ist im Bereich der Geowissenschaften u. a. für die Visualisierung von Planungsszenarien von Bedeutung. Nachteile Die zur Zeit noch relativ schlechte Auflösung is t nicht verfahrensspezifisch, sondern technologisch bedingt und erscheint verbesserungsfähig. Bei nicht sorgsamer Bearbeitung der Daten kann es leicht zu einem "Tiefenstufen"-Effekt kommen; bei den gegenwärtigen Darstellungen ist die Kontinuität der Tiefendarstellung (noch) nicht optimal. Auch bei Möglichkeiten "echter" 3D-Visualisierungen von Geo-Daten 7 diesem Verfahren kann es zu einer geringen gegenseitigen Beeinflussung der einzelnen Stereopartner durch chromatische Aberration kommen. Größter Nachteil ist die aufwendige Herstellung. Resümee Das Verfahren der Lentikular-Linsenmasken scheint für Outdoor-Anwendungen sehr gut geeignet zu sein. Es besitzt noch Entwicklungspotential und hat den großen Vorteil, auch die Realisierung wichtiger monokularer Anhaltspunkte (cues) zu ermöglichen, so beispielsweise der Bewegungsparallaxe. In nächster Zukunft wird die Herstellung großformatiger Poster von Formaten bis zu zwei Metern zu moderaten Preisen möglich sein. 3.5 Holographie Als einzige der bisher bekannten 3D-Visulaisierungstechniken können bei dieser Methode alle Anhaltspunkte (cues) für die Raumwahrnehmung gespeichert und wiedergegeben werden. Die Auflösung der Darstellungen ist höher als die des menschlichen Auges. Der Gestaltungsspielraum ist prinzipiell derzeit (noch) analog jenem der Schwarz-WeißKartographie; allerdings gibt es bereits seit einigen Jahren erfolgreiche Versuche mittels RGB-Holographie auch Farbdarstellungen zu ermöglichen. Ein dreidimensionales kartographisches Gestalten ist möglich. Vorteile Abgesehen von marginalen randlichen Verzerrungen ist die Metrik als optimal zu betrachten. Ebenso ist die kontinuierliche Tiefendarstellung, die große Tiefen ermöglicht, optimal. Es lassen sich alle Perspektiven darstellen, d. h. daß über das normale "Dahinterschauen", also die normale Bewegungsparallaxe, auch Hologramme mit Betrachtungswinkeln bis zu 360° möglich sind. Darüberhinaus können auch kurze kartographische Animationen hergestellt werden. Nachteile Derzeit ist der Betrachtungswinkel für gedruckte Hologramme noch eher klein, dafür ist er aber als Raumwinkel definiert. Als Hauptnachteil für den praktischen Einsatz sind vermutlich die hohen Anforderungen an die Beleuchtungsquellen, die derzeit noch primär kohärentes Licht benötigen, anzusehen. Da gegenwärtig – trotz bereits auf rein digitaler Basis generierter Hologramme – noch primär von analogen Daten ausgegangen wird, muß ein physikalisches Modell, z. B. ein Gipsrelief, vorhanden sein. Insgesamt ist die Herstellung qualitativ hochwertiger Hologramme (noch) als sehr teuer zu bezeichnen. Resümee Aufgrund der hohen Anforderungen an die Rekonstruktions-(=Beleuchtungs-)Lichtquellen ist diese Methode für rein kartographische Anwendungen heute nocht nicht als echte Alternative anzusehen. Bei Verwendung eines physikalischen Modells ist besonders dessen Herstellung als Voraussetzung für eine Holographie vergleichsweise aufwendig. Digitale Hologrammb erechnungen sind prinzipiell möglich, können aber nach dem heutigen Stand der Technik noch nicht in großen Auflagen gedruckt werden. Allerdings sind heute für sehr hohe Stückzahlen und begrenzte Formate bis A5 oder gar A4 bereits von einem Masterhologramm preiswerte Kopien mittels der sogenannten Prägetechnik anfertigbar. 8 Manfred Buchroithner Kartographischen Qualitätsansprüchen können derartige Prägehologramme allerdings nicht genügen. 4 Abschließende Bemerkungen Sowohl für digitale Displays als auch für Hartkopien sind derzeit Techniken in Entwicklung, die für die echte dreidimensionale Visualisierung von Geodaten äußerst interessant sind. In den nächsten zehn Jahren werden für beide Visualisierungsvarianten verschiedene operationell einsetzbare Produkte auf den Markt kommen. Hierzu ist das Zusammenwirken von Experten auf dem Gebiet der Geodatenvisualisierung mit Vertretern anderer technischer Disziplinen unabdingbar notwendig. Die Technische Universität Dresden ist an vorderster Front an diesem wissenschaftlich-technologischen Entwicklungen beteiligt. 5 Literatur Benton, S. A., D. A. Duston-Roberge & R. 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Kirschenbauer, S. und M. F. Buchroithner, (1999). An Interdisciplinary Review of Cartographic Cognition with Special Consideration of 3D Visualization. In: Wolodtschenko, A. & Schlichtmann, H. (Hrsg.): Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theoretischen Kartographie (Theoretische Probleme der Kartographie und ihrer Nachbardisziplinen). Internationales Korrespondenz-Seminar, S. 23-30, 2 Abb.; Dresden. Schenkel, R. (1998). Anwendungsmöglichkeiten holographischer Verfahren am Beispiel der holographischen Karte des Dachsteingebirges. Techn. Bericht., Inst. für Kartographie, Techn. Univ. Dresden, unveröffentlicht. Toutin, Th. & M. F. Buchroithner, (1998): Possibilities for 3d Relief Perception In Modern Cartography. ISPRS Journal of Photogrammetry & Remote Sensing, 1999 (in Druck).