Lineapelle setzt auf lichte Farben

A k t ue l l e s
Lineapelle setzt auf lichte Farben
Hell und licht statt knallig und laut. Die Lineapelle, die vom 3.
bis 5. April in Bologna stattgefunden hat, lässt für Frühjahr/
Sommer 2013 erste Anzeichen einer Farbberuhigung erkennen.
at die Farb-Euphorie, mit der heuer
gute Geschäfte gemacht werden,
schon in diesem Sommer ihren Höhepunkt erreicht? Eine Frage, die auf
der Lineapelle in Bologna noch nicht
eindeutig beantwortet werden konnte.
Während die einen mehr für neutrale und zarte, pastellige Nuancen plädieren, setzen andere voll auf Farbe.
„Auch Neontöne sind gefragt“, sagt
Jutta Turnwald von Colortex. Im sportiven Genre oder Kinderschuhbereich
sind Neongelb, fluoreszierendes Pink
oder irisierendes Orange sogar ein
Muss. Gebhard Müller, Chef-Designer
beim Accessoires-Anbieter Röckl, be-
Neongelb, fluoreszierendes Pink oder
irisierendes Orange
sind auch 2013
wieder angesagt
vorzugt das Spektrum der „Candy
Colours“, mit denen Prada aktuell den
50er-Jahre-Look mit einem Funken Ironie interpretiert. Farben wie Flamingo,
Himmelblau, Bonbonrosa oder Mintgrün könnten in Kombination mit Grau
oder Schwarz für neue Impulse in der
Schuh- und Taschenmode sorgen. Daneben werden die exotischen Farben
des Dschungels gut besprochen. Vor
allem Grün in sämtlichen Schattierungen, aber auch Papaya und Mango
werden auf verblassten, strukturierten oder grafisch verfremdeten Oberflächen gute Chancen vorausgesagt.
Für Trend-Expertin Marga Indra-Heide
zählen Citrus und warme Gelbtöne zu
den Gewinnern. Im sportiven Bereich
geht nichts ohne helle Brauntöne von
Cuoio über Cognac bis hin zu Ocker.
„Das sind die neuen Basics“, prophezeit die Kreative.
Der ausgesprochen lichten Trendpräsentation der Lineapelle folgend bildet
Weiß in sämtlichen Schattierungen,
von kaltem, kalkigem Weiß über milchige und pastellige bis hin zu metal-
Die Farbthemen der Lineapelle
Jedes Thema enthält als Basisfarbe Weiß.
Light: helle, transparente (Wasser-)Farben, die Richtung Weiß tendieren: Strohgelb, Kamelienrosa, Perlgrau, blasses Wasserblau
Rêve: softe, zebrechlich wirkende Nuancen; lichtdurchflutet wie die Strände des
Atlantiks: Blanc de Blanc, Sand, Quartz, Camée-Rosé; Scharz/Weiß-Kontraste
Han-nari: verwaschene Töne, von botanischen oder alten japanischen Illustrationen inspiriert: Goldgelb, helles Cuoio, Pink-Rot, Blutrot, zartes Grün, Tintenblau
Festival de los Colores: energetisch, intensiv – Flaggen- und Regenbogenfarben, grafisch klar abgegrenzt durch Weiß: Gelb, Cadmiumrot, Kobaltblau, Smaragdgrün, Purpur
Mud: natürliche Nuancen, die an Landschaften und alte Zivilisationen erinnern:
verblichenes Holz, nasser Sand, Schlamm, Stein, Jet Black (glänzendes Schwarz)
Nostalgias: Summer Darks mit Vintage-Spirit, faszinierend, changierend und
transparent wie Muranoglas oder luxuriöse Keramik: Rubinrot, Jadegrün, Granatrot, Achatblau, Quartzbraun
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lisch wirkenden Nuancen die Basis für
einen Sommer, der weniger auf laute,
sondern vielmehr auf neutrale, pudrige
Farben setzt. Wenn Farbe gezeigt wird,
dann eher als Detail oder Applikation
auf einer ruhigen Basis. Die Formel für
F/S 2013 lautet: Je hochwertiger die
Kollektion, desto weniger Farbe, dafür umso mehr Neutraltöne! Pastelltö-
ne, die auf glänzendem Lack ihre ganz
besondere Wirkung entfalten und Variationen von Metallics (Lamé und Sparkling-Effekte) bis hin zu geflochtenen,
aufgebrochenen oder Hologrammähnlichen Strukturen liegen im Trend.
„Sehr cool wirken Schwarz-WeißThemen im 60er-Jahre-Stil als Op-Art,
Streifen- oder Schachbrettmuster“, ist
Stefania Accatino vom gleichnamigen
Hersteller überzeugt.
Neutrale und zarte, pastellige
Nuancen sind wieder im Kommen
Schuh & Lederwaren Revue 4/12
Fotos: Claudia Schul z
H
A k t ue l l e s
Festival de los Colores: energetisch,
intensiv - Flaggen- und Regenbogenfarben, grafisch klar abgegrenzt durch
Weiß: Gelb, Cadmiumrot, Kobaltblau,
Smaragdgrün, Purpur
Glänzend und geschmeidig
In puncto Materialien ist man sich einig. Soft und geschmeidig müssen
die Leder sein. Oberflächen dürfen
wieder Glanz aufweisen. Two-forOne- (Leder mit zwei verschiedenen
Farbseiten oder Schnittkanten) sowie
Degradé-Optiken sorgen für Belebung;
glossige Lack- oder sogar spiegelnde
Oberflächen setzen interessante Akzente. Die Farbvielfalt lässt sich besonders gut auf handschuhweichem,
samtigem Velours- oder Nubukleder
darstellen. Vintage und Used-Optiken
gehören hingegen endgültig der Vergangenheit an. Technische Materialien wie Mesh und Microperforationen
werden neben cleanen, transparenten
Qualitäten, z.B. Vinyl, gut besprochen.
Blumendrucke und Streifen ergänzen
das Spektrum im textilen Bereich. Leder weist häufig textile Strukturen auf,
die an Leinen, Spitze oder Bast er-
innern. Auch fantasievolle Lasercuts
und exotische Prägungen von Kroko
über Schlange bis hin zu Straußenleder sind wieder häufiger – auch in Farbe – zu sehen. Der Verlauf der Messe
wurde von Besuchern und Ausstellern
ähnlich unterschiedlich wie der Anteil
von Farbe im Sommer 2013 bewertet.
Andreas Frenzel-Rückert von Hoffmanns Leder spricht von „der besten
Messe seit Langem“ und spielt damit
auf die gestiegene Nachfrage nach luxuriösen Softnappas mit Seidenfinish an.
Leonardo Volpi, Inhaber der gleichnamigen Gerberei und Vorsitzender eines
Konsortiums, dem ausschließlich An-
bieter vegetabiler Leder angehören,
zieht eine kritische Bilanz: „Die Besucher sind da. Aber die wirtschaftliche
Situation in vielen Ländern lässt es leider derzeit nicht zu, dass die Kunden
zu hochwertigen Materialien greifen.
Die Mitte ist weggebrochen. Es geht
nur ganz edel oder extrem preiswert.“ Dr. Claudia Schulz
Info:
1.047 Aussteller aus 41 Ländern
zeigten auf der Lineapelle (3. bis 5.
April in Bologna) Materialien und
Zubehör für die Saison F/S 2013.
Die nächste Ausgabe der Lineapelle findet vom 9. bis 11. Oktober
wiederum in Bologna statt.
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