Allgäuer Zeitung, Kempten vom 15.03.2012

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Allgäuer Zeitung, Kempten vom 15.03.2012
KEMPTER TAGBLATT | DER ALLGÄUER
...
A llgäuer Zeitung
Neue Studie
Ratten wissen,
was sie wollen
Panorama
DONNERSTAG, 15. MÄRZ 2012
Freigängerhaus
Löscharbeiten
Die Feuerwehr hat’s schwer
mit der Photovoltaik
Bayern
Häftlinge außerhalb
der Gefängnismauern
Allgäu-Rundschau
Wolkig, 16 Grad
Teils neblig-trüb,
teils Sonnenschein
Wetter
www.all-in.de
NR. 63
Rot-Grün
in Düsseldorf
geplatzt
PREIS ¤ 1,40
Blumen für die Unfallopfer
Schlecker schließt Filialen
Langjährige Mitarbeiterinnen und
Kunden sehen geplanter Schließung von Filialen in Thingers, Heising und Weitnau betrübt entgegen.
»Seite 35
Kommentar
Nordrhein-Westfalen Landtag lehnt Haushalt
der Regierung Kraft ab. Neuwahlen im Mai
VON JOACHIM BOMHARD
Augsburg/Düsseldorf Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen steht überraschend
vor Neuwahlen. Nachdem die Opposition von CDU, FDP und der
Linken im Düsseldorfer Landtag am
Mittwoch geschlossen gegen den
von der rot-grünen Regierung eingereichten Landeshaushalt stimmte,
hat der Landtag noch am gleichen
Tag einstimmig seine Auflösung beschlossen. Als mögliche Wahltermine wurden bereits der 6. oder 13.
Mai genannt.
Der rot-grünen Koalition von
Ministerpräsidentin
Hannelore
Kraft (SPD) fehlte seit der Wahl im
Mai 2010 eine Stimme zu einer eigenen Mehrheit. Die Minderheitsregierung war deshalb für ihre Vorhaben von Fall zu Fall auf die Unterstützung der Nichtregierungsparteien angewiesen. Ursprünglich war sie
davon ausgegangen, den Haushalt
2012 Ende März nach einem Deal
mit der FDP, die sich dann der
Stimme enthalten hätte, noch unter
Dach und Fach bringen zu können.
Juristische Einwände der Landtags-
Minderheitsregierungen
Immer wieder hat es in Bundesländern Regierungen gegeben, die
keine parlamentarische Mehrheit
hatten. Drei Beispiele
● Sachsen-Anhalt Zwischen 1994
und 2004 regierte SPD-Ministerpräsident Reinhard Höppner mit Duldung der PDS.
● Berlin Richard von Weizsäcker
(CDU) musste 1981 bis 1983 als
Regierender Bürgermeister ohne
Mehrheit auskommen.
● Hessen Als die FDP 1982 als
Partner ausfiel, regierte Ministerpräsident Holger Börner (SPD) drei
Jahre lang an der Spitze einer Minderheitsregierung.
Vier Bundesländer hatten stets klare
Mehrheiten: Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen.
VON MARTIN FERBER
» [email protected]
Karten werden
neu gemischt
verwaltung, die erst am Dienstag
bekannt geworden waren, brachten
das Vorhaben zum Scheitern. Die
Ministerpräsidentin hatte das Votum über den Haushalt zur Entscheidung über den Fortbestand ihrer Koalition erklärt.
Bei den Neuwahlen muss Kraft
nun gegen Bundesumweltminister
Norbert Röttgen als CDU-Spitzenkandidat antreten. Umfragen zufolge könnten SPD und Grüne im neuen Landtag aber mit einer klaren
Mehrheit rechnen, während der
FDP und der Linken das Scheitern
an der Fünf-Prozent-Hürde droht.
Unmittelbar nach dem plötzlichen Ende der Minderheitsregierung begann der Wahlkampf. Kraft
sagte: „Danke, dass wir in den
knapp zwei Jahren etwas vorangebracht haben, woran zunächst niemand geglaubt hat.“ Herausforderer Röttgen gab als Ziel für die CDU
aus, stärkste Partei zu werden. Ob
er auch im Falle einer Wahlniederlage sein Berliner Amt aufgeben würde, ließ er offen.
Merkel erleichtert über das Ende
der Minderheitsregierung
Bundeskanzlerin und CDU-Chefin
Angela Merkel (CDU) sagte in Berlin, es sei „gut und richtig“, wenn
Nordrhein-Westfalen nach Neuwahlen keine Minderheitsregierung
mehr habe. Ihrer Meinung nach sei
eine Regierung nötig, die „mehr an
die Zukunft denkt durch eine solide
Haushaltsführung“. CSU-Vorsitzender Horst Seehofer sagte, „Wackelregierungen schaden immer
dem Land, in dem sie stattfinden“.
Aus der FDP-Spitze verlautete lediglich, sie unterstütze den Kurs der
Landespartei.
SPD-Chef Sigmar Gabriel erklärte, nicht SPD und Grüne seien gescheitert. „Gescheitert ist eine unverantwortliche Obstruktionspolitik von CDU, FDP und Linkspartei,
die nicht am Wohle des Landes
Nordrhein-Westfalen
orientiert
ist.“ Grünen-Chefin Claudia Roth
lobte die Erfolge von Rot-Grün.
(mit afp, dpa) »Kommentar, Politik
Blickpunkt Lokales
A
Der Tag nach dem schrecklichen Busunglück in der Schweiz. Menschen haben Blumen an einem Brückengeländer direkt vor dem
Foto: Laurent Gillieron, dpa
Tunnel an der A 9 bei Siders niedergelegt.
22 Kinder sterben im Autobahntunnel
Busunglück Insgesamt 28 Tote in der Schweiz. Ein Deutscher verletzt
Siders Ein Busunglück in der
Schweiz mit 28 Toten, darunter 22
Kindern, hat europaweit Entsetzen
ausgelöst. Das Fahrzeug mit 52 Insassen vornehmlich aus Belgien und
den Niederlanden befand sich am
späten Dienstagabend auf der Rückfahrt von einem Skiausflug. Aus bisher ungeklärter Ursache prallte der
Bus im Autobahntunnel bei Siders
im Kanton Wallis mit hohem Tempo frontal gegen eine Betonmauer.
Die toten Kinder waren elf und
zwölf Jahre alt. Für etliche der 24
verletzten Mädchen und Jungen besteht Lebensgefahr, drei lagen am
Mittwoch im Koma. Unter den Ver-
letzten befindet sich auch ein deutscher Jugendlicher. Dies bestätigte
gestern Abend das Auswärtige Amt
in Berlin. Belgische Medien berichteten, für jedes Opfer des Unglücks
werde der Versicherer des Busunternehmens mindestens 220 000
Euro an Entschädigung zahlen.
Nach Angaben des ermittelnden
Oberstaatsanwalts Olivier Elsig vom
Mittwochabend ist die Ursache des
Unfalls noch unklar. Grund könnte
ein technischer Defekt oder eine
„plötzlich aufgetretene Erkrankung
des Fahrers“ gewesen sein. Die Kinder waren demnach angeschnallt.
Beim Aufprall sind sie aber wohl
losgerissen worden. Der Bus war
erst rund 20 Minuten unterwegs. Er
sei neu gewesen und habe sich in gutem Zustand befunden, so Elsig.
Der Fahrer, der bei dem Aufprall
starb, sei ausgeruht gewesen. Er soll
obduziert werden. Gestern kursierten Gerüchte über eine angeblich
überhöhte Geschwindigkeit des
Busses. Dies dementierte Elsig jedoch. Spekulationen zufolge soll das
Fahrzeug kurz vor dem Aufprall
den Bordstein touchiert haben.
Der ADAC hatte den Schweizer
Tunnel 2005 getestet und für „gut“
befunden. Er sei breit und gut beleuchtet. (AZ, afp) »Die Dritte Seite
us und vorbei. Fast zwei Jahre
haben es SPD und Grüne geschafft, ohne parlamentarische
Mehrheit im Düsseldorfer Landtag zu regieren. Doch am zweiten
rot-grünen Haushaltsplan schieden sich die Geister. Nun kommt es
im bevölkerungsreichsten Land zu
Neuwahlen, zusätzlich zu den Wahlen im Saarland Ende März und in
Schleswig-Holstein im Mai.
Das bleibt nicht ohne Folgen für
die Bundesregierung. Sollten die
Liberalen den Wiedereinzug in die
Landtage von Saarbrücken, Kiel
und Düsseldorf verpassen, dürfte es
für Parteichef Philipp Rösler äußerst ungemütlich werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat es
dann mit einem noch unberechenbareren Partner als bisher zu tun.
Für Rot-Grün läuft’s dagegen
gut. Ihr Kandidat Joachim Gauck
wird Bundespräsident, in Kiel wie in
Düsseldorf könnte es zur Regierungsmehrheit reichen – wenn, ja
wenn ihnen nicht die Piraten noch
einen Strich durch die Rechnung
machen. Sie wirbeln die Lager
durcheinander, weil sie SPD und
Grünen genau die Stimmen abjagen, die diese für die Mehrheit brauchen. So könnten ausgerechnet die
Freibeuter den Trend zur Großen
Koalition verstärken: erst im Saarland, dann in NRW – und schließlich auch im Bund? Die Karten
werden neu gemischt.
Sport vom Mittwoch
FUSSBALL, CHAMPIONS LEAGUE
Real Madrid – ZSKA Moskau
4:1
FC Chelsea – SSC Neapel
n. V. 4:1
FUSSBALL, 2. LIGA
Aue – 1860 München
0:0
EISHOCKEY, PLAY-OFF
Rosenheim – Kaufbeuren
4:2
In dieser Ausgabe
Netzausbau
belastet Lechwerke
Augsburg Die Energiewende und der
damit verbundene Ausbau der
Stromnetze belastet das Geschäft der
Lechwerke. Im Netzbetrieb und
-service habe man ein Minus von 32
Millionen Euro verkraften müssen,
berichtete LEW-Vorstand Markus
Litpher gestern bei der Vorstellung
der Bilanz. Gründe seien unter anderem die Kosten für die Anbindung
von Solaranlagen und die Entlastung
großer Industriekunden von den
Netzgebühren. Trotzdem konnten
die LEW den Umsatz steigern und
schwarze Zahlen schreiben. Der Gewinn lag bei 118 Millionen Euro.
Im Gegensatz zu dem regionalen
Energieversorger musste der Energieriese Eon aufgrund des Atomausstiegs gestern Milliardenverluste
ausweisen. (mke)
»Wirtschaft
Schleckers Streichliste
Drogeriekette Allein in der Region schließen über 50 Läden zum 24. März
VON DANIELA HUNGBAUR
Augsburg Die Liste umfasst 28 Seiten. Für rund 2000 Filialen der
insolventen Drogeriekette Schlecker bedeutet sie die Schließung. Sie
reicht von A wie Aachen bis Z wie
Zwiesel. Dazwischen stehen beispielsweise fünf Adressen in Augsburg, zwei in Neuburg an der Donau und jeweils eine in Neu-Ulm
und Wertingen. Insgesamt sind für
die Region 52 Standorte aufgezählt.
Absender ist Schleckers Pressestelle.
Wie berichtet, sieht sich der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt
Geiwitz gezwungen, rund 12 000
Arbeitsplätze bei Schlecker zu streichen, um das Unternehmen zu er-
halten. Etwa die Hälfte der noch vor
Kurzem etwa 5400 Filialen muss zumachen. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters betonte aber gestern
im Gespräch mit unserer Zeitung:
„Die Marktschließung bedeutet
nicht automatisch die Kündigung.“
Die Verhandlungen über einen Sozialplan liefen auf Hochtouren.
Wann die Beschäftigten genau wissen, ob sie von der riesigen Kündigungswelle betroffen sind, konnte er
noch nicht sagen. Auch würde die
Zukunft von etwa 400 Filialen noch
geprüft.
Die Auswahl der zu schließenden
Märkte habe der vorläufige Insolvenzverwalter nach wirtschaftlichen
Kennzahlen der vergangenen fünf
Jahre und Prognosen vorgenommen. Umsatzzahlen seien ebenso
eingeflossen wie das individuelle
Umfeld einzelner Standorte. „Die
Betriebsräte haben ihr Wissen und
ihre Erfahrung einbringen können.“
Das sehen die beiden Augsburger
Betriebsrätinnen Barbara Aigner
und Burgunde Heinke anders. „Wir
können die Auswahl nicht nachvollziehen“, sagt Heinke. Die Betriebsräte vor Ort hätten keine Möglichkeit gehabt, Schließungen zu verhindern. Beide Frauen erzählen,
dass sie über ein Fax am Dienstagnachmittag über das Aus ihrer Filialen informiert worden seien. Der
letzte Öffnungstag ist Samstag, 24.
März.
»Wirtschaft
Historisches Urteil
gegen Rebellenchef
Den Haag Den Haag schreibt Geschichte: Der Internationale Strafgerichtshof hat den ehemaligen kongolesischen Rebellenführer Thomas
Lubanga Dyilo schuldig gesprochen. Der heute 51-Jährige missbrauchte den Richtern zufolge Kinder als Soldaten und setzte sie für
seine Sache im Bürgerkrieg ein.
Das Urteil am Mittwoch war der
erste Richterspruch der Behörde,
seit das „Weltstrafgericht“ im Jahr
2002 eingerichtet wurde. Die drei
Richter hätten „zweifelsfrei“ und
„einstimmig“ festgestellt, dass der
Afrikaner zwischen 2002 und 2003
Kinder unter 15 Jahren zwangsrekrutiert hatte und in einem Konflikt
kämpfen ließ, hieß es. Lubanga
bleibt auf Anordnung der Richter in
Haft. (dpa)
»Politik
» Wochenblatt extra
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Taekwondo
Interview mit
Bundestrainer Streif
Allgäu-Sport
DONNERSTAG, 15. MÄRZ 2012
AZ
Allgäu-Rundschau
Kritik an
Klinikinitiative
Offener Vollzug
Marktoberdorf Nach dem Bürgerentscheid zur Auflösung des Klinikverbundes zwischen Kaufbeuren
und dem Ostallgäu müsste der
Landkreis – rein rechtlich – die Bürgerinitiative nicht mehr in die Umsetzung einbinden. Landrat Johann
Fleschhut tut dies dennoch und will
nun von einem gemeinsam ausgewählten Gutachter juristisch klären
lassen, ob der Landkreis als Träger
oder der Klinikverwaltungsrat über
die Auflösung des Kommunalunternehmens entscheiden.
An Bedingungen geknüpft
Donnerstag, 15.03.
Konzerte
LINDENBERG
Konzert mit dem Gesangsensemble „5
Gramm“, Informationen im Internet:
www.5-gramm.de, 19 Uhr, Realschule.
Rock, Pop, Jazz
IRSEE
„More Maids“, Irish Folk, 20 Uhr, Galerie
& Kleinkunstbühne Altbau.
KEMPTEN
Udo Jürgens, 20 Uhr, Big Box Allgäu,
ausverkauft.
Theater, Oper, Musical
KEMPTEN
„Orlando“, Solo für eine Darstellerin frei
nach Virginia Woolf, 20 Uhr, Stadttheater,
Theater-Oben, Tel. 08 31/9 60 78 80.
MARKTOBERDORF
„Nacht der Musicals“, 20 Uhr, Modeon
Motorsport
Christian Abt wieder
im Cockpit
Allgäu-Sport
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NR. 63
Da die Initiative das Gutachten nur
dann anerkennen will, wenn es ihrer
Meinung „nicht diametral entgegensteht“, forderten nun Bürgermeister Paul Iacob (Füssen) und einige seiner Kollegen, mit den Sprechern der Initiative nicht mehr zu
verhandeln. Fleschhut hofft hingegen, durch Gutachten und Gespräche zur Sachlichkeit beizutragen.
Auch Fleschhut bezweifelt allerdings, dass Forderungen der Initiative zu Kooperationen und Management noch durch den Bürgerentscheid gedeckt sind. Denn der Entscheid zielte nur auf den Austritt aus
dem Klinikunternehmen ab.
Unklar ist, ob die Verwaltungsräte haftbar sind, falls sie für die Auflösung des Verbundes stimmen, da
dies – Experten zufolge – dem Unternehmen schadet. Zwei von neun
Ostallgäuer Verwaltungsräte kündigten an, im Sinne des Unternehmens entscheiden zu wollen. Das
Gremium zählt 18 Mitglieder. (vit)
...
Große Fenster am Ende der Gänge im Freigängerhaus der JVA Kempten bieten einen Blick nach draußen. 15 der rund 400 Gefangenen können diesen Blick regelmäßig auch von der anderen Seite der Fensterscheibe genießen.
Foto: Ralf Lienert
● Die Häftlinge im offenen Vollzugverlassen die Anstalt, um einer Arbeit nachzugehen. Nach Dienstschluss müssen sie umgehend in
das Freigängerhaus zurückkehren.
● Erlaubt ist nur der direkte Weg von
und zur Arbeit. Auch während der
Arbeit müssen sich die Gefangenen
stets auf dem Betriebsgelände ihres Arbeitgebers aufhalten.
● Um ins Freigängerhaus zu kommen, müssen die Gefangenen verschiedene Voraussetzungen erfüllen,
die im bayerischen Strafvollzugsgesetz festgehalten sind.
● Die Freigänger dürfen unter anderem eine Reststrafe von maximal
18 Monaten haben.
● Auch ihr Vorleben und ihre Persönlichkeit werden überprüft. (jaj)
Häftlinge außerhalb
der Gefängnismauern
Justizvollzugsanstalt Im Freigängerhaus Inhaftierte gehen einer geregelten Arbeit nach
VON AIMÉE JAJES
Kempten Die Gebäude des geschlossenen Vollzugs der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Kempten sind hinter der massiven, mindestens sechs
Meter hohen Mauer von außen
kaum zu sehen. Zur JVA gehört
aber noch ein weiteres Gebäude, das
außerhalb der dicken Mauern steht
und von einem Sicherheitszaun mit
Stacheldraht umgeben ist: das Freigängerhaus. Hier herrschen andere
Regeln als hinter dem Schutzwall.
Hier dürfen die Gefangen auch mal
raus. Denn hier befindet sich der offene Vollzug (siehe Infokasten).
Rund 400 Gefangene zählt die
JVA derzeit. 15 davon sind im offenen Vollzug und damit im Freigängerhaus untergebracht. Um einer
geregelten Arbeit nachzugehen,
dürfen sie das Justizgebäude jeden
Tag verlassen – alleine, ohne Aufsicht. Schnell zu lernende Tätigkeiten sind es, die die Freigänger übernehmen. Einige sind beispielsweise
beim Betriebshof der Stadt Kempten untergebracht. Ziel des offenen
Vollzugs ist, die Häftlinge schneller
wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
Um in das Freigängerhaus zu gelangen, muss man zwei Türen passieren. In dem kleinen Vorraum hinter
der ersten hängen graue Schließfächer. Dort müssen die Gefangenen
Handys, Schlüssel und all ihre anderen Habseligkeiten ablegen. Denn alles, was sie beim Freigang bei sich
tragen, hat im Vollzug nichts zu suchen. Das Leben drinnen soll sich
vom Leben draußen unterscheiden.
Nicht einmal die Kleidung darf rein –
auch die müssen die Strafverurteilten
vor den Augen eines Wachmannes
wechseln. So soll ausgeschlossen
werden, dass die Freigänger Drogen
oder gefährliche Gegenstände einschmuggeln.
Für einen Fluchtversuch ausgenutzt hat das Privileg, ohne Aufsicht
nach draußen zu dürfen, noch keiner. „Die, die hier drin sind, haben
das nicht nötig“, sagt Ralph Schnarr
vom allgemeinen Vollzugsdienst.
Die Freigänger wissen, dass sie sich
an die Regeln halten müssen. Schlagen sie einen anderen Weg ein als
den zur Arbeit, geht es sofort zurück
in den geschlossenen Vollzug. Und
damit würden sie sich Vorzüge verspielen: „In den neun Monaten vor
der Entlassung stehen ihnen Urlaubstage zu“, sagt Sozialpädagoge
Martin Hermann. „Manche sind da-
durch fast jedes Wochenende draußen.“ Außerdem haben sie mehr
Geld zur Verfügung und einen geregelten Arbeitsalltag.
Schnarr zückt sein Funkgerät und
bittet den Wachmann an der Pforte,
die zweite Tür aufzumachen. Ein
Häftling tritt aus seinem Zimmer.
Vor gut einer Stunde ist er von der
Arbeit zurückgekehrt. Bevor er einen Blick in seine Zelle erlaubt, will
er sein Bett richten. Gerade hat er
noch ein Nickerchen gemacht.
Bett, Schreibtisch, Kleiderschrank – viel mehr passt nicht in
den Raum. Wie in den Gebäuden
des geschlossenen Vollzugs sind die
Fenster der Zelle vergittert. Die
Freigänger allerdings werden nicht
eingesperrt – die Tür bleibt von außen stets unverschlossen. In dem
Kommentar
VON AIMÈE JAJES
» [email protected]
oder Fax (0831) 206-123
In Gesellschaft eingliedern
Häufig sehen sich Häftlinge außerhalb der Gefängnismauer Vorurteilen ausgesetzt. Doch wer diese
Maßnahme zur Resozialisierung
kritisiert, vergisst eines: Die Wiedereingliederung in die Gesellschaft kann nicht von jetzt auf nachher passieren. Das Freigängerhaus
ist eine Einrichtung, die dieses Ziel
umsetzt. Die Männer im offenen
Vollzug gehen einem geregelten Arbeitsalltag nach, nehmen dadurch
(mit Einschränkungen) am sozialen
Leben teil und leisten einen Beitrag in der Gesellschaft. Und zwar
nicht erst nach Haftende. Für die
Freigänger wird es dadurch einfacher sein, auch nach der Haft einen
neuen, festen Platz in der Gesellschaft zu finden. Dazu sind Verantwortung, Mitwirken und Verständnis gefragt – und zwar der
Häftlinge, aber auch der Menschen
draußen. Denn an einer erfolgreichen Resozialisierung sind beide
Seiten beteiligt.
Zimmer des Häftlings sind die Schuhe ordentlich aufgereiht, außer einer
Zeitschrift auf dem Tisch liegt
nichts herum. Obwohl die Gefangenen hier mangels Sportplätzen oder
Kursprogrammen deutlich weniger
Freizeitangebote haben als im geschlossenen Vollzug, will er auf keinen Fall wieder dorthin zurück.
„Hier lebt man freier“, sagt der
Mann mittleren Alters. Das genießt
er. Dass er seit September im Freigängerhaus ist, „das bedeutet, dass
ich ein guter Gefangener bin“, sagt
er.
Sorgfältige Prüfung
Momentan ist das Freigängerhaus
voll besetzt. „Das ist eine Sondersituation“, sagt Schnarr. Die 30 Plätze
des Freigängerhauses wurden mit
Häftlingen aus dem geschlossenen
Vollzug aufgefüllt, weil im anderen
Teil der JVA kein Platz mehr ist.
Diese 15 Gefangenen dürfen das
Haus im Gegensatz zu den Freigängern aber nicht verlassen.
Diebstahl, Fahren ohne Fahrerlaubnis oder Betrug sind die Delikte, wegen der die Freigänger sitzen.
Gewalt- und Sexualverbrecher haben keine Chance in den offenen
Vollzug zu kommen. Ebenso wenig
Suchtgefährdete oder wegen Handels mit Betäubungsmittel Verurteilte. „Ins Freigängerhaus wollen
fast alle Häftlinge“, berichtet Sozialpädagoge Hermann. „Eine persönliche Eignung ist Voraussetzung.“
Um die Gefahr des Missbrauchs auszuschließen, prüfe die Anstalt sehr
sorgfältig, wer in das Kastengebäude mit dem Zaun aus Stacheldraht
ziehen darf. Hier, vor dem Schutzwall aus grauem Beton.
Blickpunkte
KLEINWALSERTAL
Entscheidung über
Ifen-Pläne steht bevor
Die Beratungen über die geplante
Panoramabahn zwischen IfenSkigebiet und Walmendingerhorn
im Kleinwalsertal gehen in die
entscheidende Phase. Die Gemeindevertreter sollen Ende März
über die Pläne entscheiden. Trotz
zahlreicher Gespräche aller Beteiligten bleiben die Fronten weiterhin verhärtet: Während der Investor, die Kleinwalsertaler Bergbahn AG, den Bau einer Verbindungsbahn weiter als finanziell notwendig betrachtet, um die Modernisierung des Skigebietes bezahlen zu können, lehnen Kleinwalsertaler Landschaftsschützer
die Pläne ab: Sie sagen, der Eingriff in die Natur sei zu groß. (mig)
OBERSTAUFEN
Pauschal-Angebot auch
künftig mit Skipass
Das Pauschalurlaubspaket „Oberstaufen Plus“ bleibt auch künftig
ein Komplettangebot mit Skipass
für die Bahnen und Lifte im Gemeindegebiet. Wie berichtet, war
der Oberallgäuer Tourismusort
bei seinem innovativen Pauschalangebot vom eigenen Erfolg überrascht worden: Viel mehr Oberstaufen-Plus-Gäste als erwartet nutzen
die Skipisten. Um weiter wirtschaftlich arbeiten zu können, forderten
Bergbahnbetreiber deshalb eine
Neuregelung. Diskutiert wurde,
den Skipass aus dem Paket zu nehmen und Gästen anzubieten, ihn
eigens dazu buchen zu können. Nun
sind aber sehr viele Gastgeber –
vor allem auch die meisten größeren
Hotels am Ort – bereit, die Mehrkosten über eine höhere Umlage abzudecken. So kann das Plus-Paket
wie gehabt weitergeführt werden –
einschließlich Skipass. Für
Tourismuschefin Bianca Keybach
ist „Oberstaufen Plus“ eine klare
„Erfolgsgeschichte“: Seit der Einführung des neuen Angebots seien
die Übernachtungszahlen in Oberstaufen um zehn Prozent gestiegen. (elm)
WERTACH
Bergwacht-Einsatz
nach Lawinenabgang
Die Mitteilung einer Tourengängerin hat gestern Nachmittag einen
Einsatz von Bergwacht und Polizei
am Wertacher Hörnle (Oberallgäu) ausgelöst. Da zwei Skispuren in
einen Lawinenbereich hineinführten, jedoch nur eine hinaus, verständigte die Frau die Integrierte Leitstelle. Nach einer intensiven Suche
von Polizei und Bergwacht wird
jedoch davon ausgegangen, dass niemand verschüttet wurde. (az)
AZ
Waltenhofen
Gusswerker wollen
Zeichen setzen
Seite 36
DONNERSTAG, 15. MÄRZ 2012
Kempten
...
Partytipps
Wo am Wochenende
etwas geboten ist
Seite 37
www.all-in.de
NR. 63
35
Auf die
Rollen,
fertig, los!
Studenten
planen neues
Baugebiet
Die Saison der Skater
hat wieder begonnen
Ideensammlung
zur Gestaltung
Halde-Nord
Kempten Wenn Bordsteine zu Rampen werden, Treppengeländer zu
Rutschen umfunktioniert sind und
dazu coole Musik aus dem iPod ertönt: Dann sind die Inlineskater,
Skateboarder und Trickfahrradfahrer wieder auf den Straßen im Stadtgebiet unterwegs. Besonders auf
dem Vorplatz der Residenz und am
Illerdamm sind sie jetzt wieder aktiv.
An der frischen Luft fühlen sich
Tobias Hildner (17) auf seinem
BMX-Fahrrad und Lukas Hiltensberger (14) wohl. Ab jetzt können
die beiden an der „Halfpipe“ wieder
über Kniffe und Tricks beim Skaten
fachsimpeln. Sie zeigten auf der
Skateranlage am Illerdamm bei fast
blauem Himmel verschiedene waghalsige Sprünge. Und wie es sich in
guter Bikermanier gehört, meistert
Tobias mit seinem Trickfahrrad natürlich alle Sprünge mit Stöpseln im
Ohr – und zeitweise ohne Hände am
Lenker. (jhd)
BMX-Fahrer, Skateboarder und Inlineskater sind wieder am Illerdamm unterwegs. Der 14-jährige Lukas Hiltensberger (links) rutscht mit seinen Skates an einem Betonblock
entlang und Tobias Hildner (17) springt waghalsig mit seinem Trickfahrrad in die Lüfte.
Foto: Laurin Schmid
„Ich könnte heulen“
O Die Arbeiten sind von Montag,
Einzelhandel Was für langjährige Mitarbeiterinnen und Kunden die Schließung der Schlecker-Filialen bedeutet
Kunden sind enttäuscht, dass ausgerechnet „ihr“ Schlecker schließen
muss. „Das ist die einzige Drogerie
in der Nähe. Für jeden Augenbrauenstift muss ich künftig in die Stadt
fahren,“ sagt Lewi Cekic aus Thingers. Monika Weiß aus Neuhausen
fügt an: „Ich kaufe hier alles, von
der Windel bis zum Waschmittel.
Das ist ärgerlich, dass ich künftig in
die Innenstadt fahren muss.“ „Ich
könnte heulen,“ jammert Elisabeth
Heppner. „Mein Mann Fritz und
ich sind über 80, was wollen wir
denn jetzt tun?“ Der Laden sei nicht
weit weg von ihrem Zuhause im
Schwalbenweg, für beide gut zu Fuß
zu erreichen.
VON SILVIA REICH-RECLA
Kempten „Was, die Schleckerfiliale
macht zu? – das kann ja nicht sein.“
So wie diese 27-jährige Frau aus
Thingers, reagieren gestern viele,
als sie erfahren, dass drei SchleckerMärkte in der Region schließen, und
zwar schon in zehn Tagen. Dichtgemacht werden die Filialen in Heising, Weitnau und Kempten/Thingers.
Dort macht Mitarbeiterin Gisela
Hoberg noch einen ganz gefassten
Eindruck. „Wir machen ordentlich
weiter, wie gehabt,“ versichert die
55-Jährige und spricht dabei auch
für ihre beiden Kolleginnen. Hoberg ist schon am längsten dabei.
Seit 18 Jahren. So lange nämlich gibt
es den Schlecker im sogenannten
„Thingerstreff“.
Nein, sie denkt noch nicht daran,
wie es sein wird, wenn sie ihren
langjährigen
Teilzeitarbeitsplatz
verliert. Sie hat die Hoffnung, dass
sie in einer anderen Filiale in Kempten weitermachen kann. In Buchenberg, Wiggensbach oder Dietmannsried arbeiten, das kann die
Mutter zweier erwachsener Kinder,
die seit einigen Jahren allein lebt,
„Wir schließen am 24. März. Vielen Dank für Ihre langjährige Treue“ steht auf dem
Plakat, das in drei Schleckermärkten der Region seit gestern hängt: In Heising, in
Weitnau und in Thingers. Dort entstand unser Foto.
Fotos: Hermann Ernst
nicht: „Ich bin auf den Bus angewiesen.“ Die Fahrt mit dem Taxi oder
gar ein Auto könne sie sich bei ihrem
geringen Gehalt nicht leisten.
Am Dienstag haben Hoberg und
ihre Kolleginnen offiziell erfahren,
dass sie ihren Arbeitsplatz im Schlecker in Thingers verlieren. Schon
mit dem Beginn des Insolvenzverfahrens im Januar war ihnen bange:
„Aber wir dachten, es gibt ja kleinere Filialen, die bestimmt weniger
Umsatz machen als wir.“
Tatsächlich herrscht am Dienstagmittag im Schlecker in Thingers
ein reges Kommen und Gehen. Die
„Das tut mir so leid“
„Das tut mir so leid“, sagt die Seniorin auch zu Gisela Hoberg. Schließlich weiß die 55-Jährige, genauso
wenig wie die anderen acht Betroffenen (ihre beiden Kolleginnen sowie jeweils drei Mitarbeiterinnen
der Märkte in Heising und Weitnau), wie es beruflich weitergeht.
Die Schließung eines Marktes, so
heißt es in einer Schlecker-Mitteilung, bedeute nicht automatisch den
Verlust des Arbeitsplatzes. Ein Sozi-
Kempten Mit der Ausweisung von
geeignetem Gelände im Bereich
Halde-Nord will der Kemptener
Stadtrat in den kommenden Jahren
die Entwicklung von Wohnbauflächen angehen. Wie berichtet sollen
dazu in den kommenden Monaten
auch die Rahmenbedingungen für
die Auslobung eines städtebaulichen
Wettbewerbs diskutiert werden.
Als erste Einstimmung darauf
sind sechs studentische Entwürfe
der Fachhochschule Würzburg zu
sehen: Sie wurden von einem fünften Semester des Studiengangs Architektur als städtebaulicher Entwurf erarbeitet. Laut dem zuständigen Professor Martin Schirmer sind
sechs interessante und völlig unterschiedliche Arbeiten entstanden, die
ein breites Spektrum theoretischer
baulicher Entwicklungsmöglichkeiten abbilden. Die Studenten werden
am Freitag, 16. März, 14.30 Uhr, in
der Schrannenhalle des Rathauses
ihre Arbeiten präsentieren. (az)
„Ich befürchte, ich bin
zu alt für eine Vermittlung des Arbeitsamts, aber
zu jung für die
Rentenkasse.“
Gisela Hoberg (55),
Schlecker-Mitarbeiterin
alplan wird ausgearbeitet und am
Montagabend findet im Stift in
Kempten eine Betriebsversammlung statt. Dazu erwartet die Gewerkschaft Verdi rund 100 Schlecker-Mitarbeiterinnen aus der Region.
Auf diese Versammlung setzt
eine Angestellte der Filiale in Lauben-Heising große Hoffnungen. Sie
ist geschockt darüber, dass Schlecker in Heising schließt, fast sprachlos, will sich nicht weiter gegenüber
der AZ äußern. Ein Plakat „30 Prozent auf alles“ muss sie noch ins
Schaufenster hängen. Bald ist auch
im Laubener Schlecker alles vorbei.
Letzter Verkaufstag in Thingers,
Weitnau und auch in Heising: Samstag, 24. März.
19. März, bis Freitag, 30. März, im Foyer des Rathauses zu sehen (Montag mit
Donnerstag jeweils 8 bis 18 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr).
Neue
Öffnungszeiten
für Erasmuskapelle
Kempten Die Sommersaison im
Schauraum Erasmuskapelle beginnt
am Freitag, 16. März, mit erweiterten Öffnungszeiten und neuer Taktung. Besucher können nun täglich
(außer Mittwoch) stündlich zwischen 11 und 17 Uhr am mittelalterlichen Schauplatz unter der Erde in
Kemptens Vergangenheit eintauchen. Mit dieser Änderung reagiert
das städtische Kulturamt auf Wünsche der Besucher. Bisher wurden
die Schauraum-Gäste im 45-Minuten-Takt zur Besichtigung eingelassen; die letzte Möglichkeit war um
15.30 Uhr. Jetzt startet die audiovisuelle Präsentation zur vollen Stunde von 11 bis 17 Uhr; letzter Einlass
ist um 17 Uhr. Aus Platzgründen
empfiehlt sich eine Reservierung
unter www.erasmuskapelle-kempten.de. Reservierte Onlinetickets
sollten etwa 15 Minuten vor Einlass
abgeholt werden. (az)
Berufsschüler und die
Schattenseiten der Arbeit
Nordspange:
Petition abgelehnt
Kampagne Ausstellung soll Jugendliche zu
Projekten anregen – Gestern Eröffnung
Landtag Abgeordnete erkennen keinen
Verstoß gegen das Planungsrecht
Kempten Unwürdig, unfair, untätig
sind nur einige der Schlagworte die
in der Kampagne „Gute Arbeit –
hier arbeitet ein Mensch“ zum
Nachdenken anregen sollen. Auch
Themen wie Mobbing, Burnout
oder Arbeitslosigkeit werden die
Schüler der Berufsschule III in
Kempten in den nächsten Tagen beschäftigen. Gestern wurde die Ausstellung dazu eröffnet.
„Gibt es in der Arbeit einen vernünftigen Lohn, herrscht unter den
Kollegen ein guter Ton.“ Zum Auftakt der Kampagne lasen die Schüler
der Berufsschule für Soziales und
Hauswirtschaft eigene Gedanken zu
dem Thema vor: Anlass für das Projekt ist die Wanderausstellung der
Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Kempten-Allgäu.
KAB-Kreisvorsitzende Erna-Kathrein Groll eröffnete mit Berufsschulleiter Klaus Hlawatsch die
Ausstellung.
Oberbürgermeister Dr. Ulrich
Netzer wies auf die Bildungs- und
Erziehungsdefizite der ersten zehn
Lebensjahre hin, die später kaum
mehr ausgeglichen werden könnten,
und sieht die Familien mit in der
Verantwortung, ihre Kinder auf den
Beruf vorzubereiten. Der Regionalvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Werner Gloning, kritisierte die derzeitige Situation auf
dem Arbeitsmarkt: „Eine Arbeitskraft darf nicht zum Ramsch an der
Schüler der Berufsschulen Kempten im Dialog mit Schulleiter Klaus Hlawatsch und
der Kreisvorsitzenden KAB Erna-Kathrein Groll.
Foto: Laurin Schmid
Arbeitsbörse werden.“ Dumpinglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen würden immer wieder die
Arbeitnehmer beschäftigen. (cre)
O Besucher können die Ausstellung bis
zum 26. März im Foyer der Berufsschule III unter der Woche von 8 bis 16 Uhr besichtigen.
Kempten Abgelehnt hat der Wirtschaftsausschuss des Bayerischen
Landtags eine Petition zur Nordspange. Damit steht dem bereits im
Bau befindlichen Projekt auch juristisch nichts mehr im Wege.
Mit der Petition hatten sich verschiedene Gruppierungen gegen das
Verfahren zum Bau der Nordspange
in Kempten ausgesprochen. Mitglieder der Kreisgruppe KemptenOberallgäu des Bund Naturschutz,
des ÖDP-Kreisverbands Kempten,
des Kreisverbands Kempten Bündnis 90/Die Grünen sowie Bürger in
Lauben hatten die Beschwerde unterstützt.
Sie hatten das Bauleitplanverfahren für „nicht angemessen“ befun-
den – ein Bebauungsplan werde den
überörtlichen Auswirkungen nicht
gerecht. Ein – weitaus aufwendigeres – Planfeststellungsverfahren sei
notwendig, wurde argumentiert.
Außerdem widerspreche der geplante Illerübergang zwischen der
Memminger und der Dieselstraße
den Grundsätzen des Regionalplans.
Dieser Ansicht folgte im zuständigen Ausschuss nur die Fraktion
der Grünen, sagt Zoran Gojic von
der Pressestelle des Landtags. Es
gebe keinen Ansatzpunkt, die Planung in Frage zu stellen, meinte die
Mehrheit. Die Naturschutzbehörden hätten zugestimmt. Und eine
Kontrolle bleibe den übergeordneten Stellen jederzeit möglich. (se)