-Datei: Künstlicher Darmausgang – na und?
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-Datei: Künstlicher Darmausgang – na und?
Die Sache mit dem abgeschnittenen Darm ... Wie Sie (und ich) mit einem künstlichen Darmausgang so „ganz normal“ umgehen lernen ... - ein Crashkurs Es kann so schnell passieren: Ein Darm „verabschiedet sich“ und will einfach nicht so funktionieren, wie er es soll. Eine Folge kann sein, dass entweder kurzfristig oder für immer ein Stoma - ein künstlicher Darmausgang - notwendig ist. VON MONIKA SCHWARZ Die wenigsten „normalen“ Menschen können sich just im Moment vorstellen, was das heißt bzw. wie das überhaupt funktioniert, wenn der Darm still gelegt ist und können vor bzw. nach erfolgter Operation zunächst kaum mit Menschen sprechen, die ihnen erklären, was auf sie zukommen wird, wenn sie irgendwann aus dem Krankenhaus entlassen werden. Vielleicht kann ich Ihnen mit Hilfe dieser Sonderseite ein wenig die Angst nehmen: die Angst vor dem kranken Körper, die Angst vor dem „Beutel“, die Angst vor Ausgrenzung in der Familie oder Freundeskreis, die Angst vor der Zukunft. Dies hier ist auch ein Teil meiner Geschichte Ich selbst habe seit Ende 2010 einen künstlichen Darmausgang und - ehrlich gesagt - bin ich total froh darüber, denn nach über dreißig Jahren „Morbus Crohn“ - das ist eine chronische Darmentzündung - war ich es leid, niemals irgendwohin gehen zu können, ohne die Angst im Nacken zu spüren, es könnte plötzlich auftretender Durchfall meinen Tag (und meine Hose) versauen. Das Jahr 2010 wurde daher ein Schicksalsjahr. Viele Jahre vorher kam ich um Operationen herum - doch nach einer Routine-Darmspiegelung war ich schneller im Krankenhaus als ich gucken konnte: Darmverschluss im Dieses Bild erklärt ziemlich gut, wie ein Stoma (hier nach der Entfernung des Sigmas) vom Operateur angelegt wird. Wenn der Dickdarm komplett entfernt wird, sitzt der künstliche Darmausgang dann meist auf der rechten Bauchhälfte. Foto: Arnavaz „Sigma“ - das ist eine große S-förmige Darmschlinge kurz vorm Enddarm. Meine erste OP, das Sigma wurde heraus genommen, danach mehrere zusätzliche Engstellen (Stenosen) im Darm entdeckt. Ein paar Monate später kamen weitere Operationen, eine davon als Not-OP, weil mir der Darm nach einem Hustenanfall an der Naht aufplatzte und ich die ganze „Driete“ im Bauchraum hatte. Die Folge: Vier Wochen Intensivstation - mit einem Beutel auf dem Bauch Selbsthilfegruppe „Stoma“ ... - ich hatte „mein“ Stoma. Zwei Mal die Woche kam ein sogenannter Stomaberater auf die Station und wechselte die Versorgung, die zu diesem Zeitpunkt aus einer Basisplatte und einem (Ausstreif-)Beutel bestand. Wie sieht eine StomaVersorgung aus? Die Platte hat eine hautverträgliche, klebrige Fläche mit einem Loch, durch das das Stückchen Darm, das aus INFORMATIONEN ÜBER STOMA Im EN-Südkreis können sich Betroffene austauschen SÜDKREIS. Zugegeben - eine Selbsthilfegruppe ist nicht unbedingt etwas für jeden. Doch nicht nur „Neulinge“ in puncto Stoma werden sich im Gespräch mit weiteren Betroffenen wertvolle Tipps aneignen können. Viele Dinge können im Laufe eines „Stoma-Lebens“ passieren. Komplikationen am Darm oder an der Bauchdecke, eine für seine Verhältnisse ungeeignete Versorgung, Probleme mit der Grundkrankheit - oder auch „einfach nur“ die zwischenmenschlichen Probleme mit „Nicht-Beutelträgern“. All dies - und noch viel mehr - kann gerade mit Hilfe der Gruppenmitglieder häufig viel besser verarbeitet werden, als mit gesunden Ärzten, Psychotherapeuten oder sonstigen Fachleuten. Schließlich sehen diese die Krankheiten nur von außen, selten, dass sie sich in eine/n Stomaträger/in hinein versetzen können. Da leider noch immer das Stoma, der künstliche Darmausgang, als Tabuthema angesehen ist, können viele von den in Deutschland über 180.000 Stomaträger selten ihre Scheu vor den „normalen“ Menschen ablegen. wechselt, hält sich häufig die Ausgrenzung von außen. Natürlich - hin und wieder ertönen leise „gurgelnde“ KISS EN-Süd ist eine Einrichtung des EN-Kreises und bietet viele verschiedenen Selbsthilfegruppen eine Plattform und den Raum zum Austausch. Adresse und Telefon finden Sie in der Info-Box. Foto: KISS EN-Süd Nicht selten haben Betroffene das Gefühl, dass sich Freunde, Bekannte oder Arbeitskollegen von ihnen abwenden: Vorurteile können grausam sein. „Die Scheu vieler Menschen vor der operativ geschaffenen Körperöffnung, bei der der Darm nach außen auf die Hautoberfläche geleitet wird, bleibt.“ Obwohl gerade in den letzten Jahren die Versorgung des Stomas sehr sicher ist und der Bauch immer penibel sauber sein muss, wenn man die Klebeplatte Geräusche - aber im Gegensatz zu ihren pupsenden Mitmenschen können Stomaträger mit Fug und Recht behaupten, dass sie aufgrund des geschlossenen Beutels keine Gerüche nach außen lassen. „Das Leben muss sich komplett neu einspielen“, ist eine Betroffene, die nicht genannt werden wollte, sicher, „doch leider gehen zu wenig Menschen mit ihrer besonderen Art der Behinderung offen um - ich auch nicht. Um so wichtiger ist eine Aufklärung und die Hilfe dabei.“ TREND-SCOUT: SURF-TIPPS Informative Webseiten Im „Netz“ gibt es schon viele Portale und Themenseiten Es gibt viele von der Krankenkasse genehmigte Stomaberater. Im akuten Fall sollten Sie sich dort informieren. Die HELIOS-Klinik mit ihrem neuen Darmzentrum berät Betroffene und Angehörige durch ihren „Sozialen Dienst“. KISS EN-Süd hat eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen, die sich an jedem zweiten Dienstag im Gesundheitshaus, KISS-Gruppenraum, Hagener Straße 26a trifft. Infos unter Tel. 02332/664029. Eine Facebook-Gruppe können wir ebenfalls sehr empfehlen: facebook.com/groups/ www.Beuteltier/. Sie können auch gerne die für diese Seite verantwortliche Journalistin http://darmlifestyle.npage. de. Dies ist eine von einer Betroffenen mittlerweile mit vielen Informationen erstellte private Webseite. Selbst erst 36 Jahre alt, trägt sie schon seit 18 Jahren „ihren Charly“. http://www.stoma-welt. de/. Wer lieber die Möglichkeit eines StomaForums nutzen möchte, der ist hier richtig. Aber auch viele Infos aller wichtigen Themen eines Stomaträgers finden sich hier. anschreiben, wenn Sie Fragen zum Stoma und dem Leben „danach“ haben. Scheuen Sie sich nicht: KONTAKT Monika Schwarz, Redaktion der wap Hattinger Str. 43 58332 Schwelm eMail: Monika.Schwarz@ wap-schwelm.de Betreff : „Stoma“ SchwerbehindertenAusweis neu Ab sofort im Scheckkartenformat erhältlich EN-KREIS. Der Schwerbehindertenausweis wird ab sofort von einer Papierversion auf eine handliche Plastikversion in Scheckkartengröße umgestellt (ähnlich wie der Führerschein oder Personalausweis). Der neue Ausweis wird daher nicht mehr wie bisher vom Kreis ausgegeben, Beratung rund um die Pflege http://www.ilco.de. Die Deutsche ILCO ist eine seit 1972 bundesweit agierende Selbsthilfeorganisation für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs. Viele Infos, Tipps und Veranstaltungen rund ums Stoma. dem Bauch heraus schaut, durch passt, so das die Ausscheidungen in den Beutel fallen oder fließen können, der wiederum an diese Platte angeklickt wird. Jeder, der zu diesem Zeitpunkt weiß, dass er / sie mit diesem künstlichen Ausgang nach Hause entlassen wird, sollte schon jetzt möglichst jeden Handgriff seines Stomaberaters beobachten und darauf bestehen schnell selber Hand anlegen zu können. Denn wenn Sie irgendwann nach Hause kom- ENNEPETAL. Am Dienstag, 7. Oktober, findet von 15 bis 17 Uhr im Mehrgenerationenhaus im Haus Ennepetal, eine Pflegeberatungsstunde mit der städtischen Pflegeberaterin Rita Hoppe, statt. Auch Angehörige bettlägeriger Stomapatienten sind dazu aufgerufen, diese kostenlose Beratung in Anspruch zu nehmen. Infos vorab gibt es unter Tel. 02333/ 979193. sondern von einem externen Dienstleister gedruckt. Alle alten Ausweise bleiben gültig und haben die gleichen Rechte wie der neue Ausweis. Wer diesen allerdings haben möchte, muss ein Farbfoto in Passbildgröße in Papierform einreichen.Mit Wartezeiten ist zu rechnen, Infos gibt‘s beim Kreis. men, stehen Sie ganz alleine auf weiter Flur - und es hilft keiner. Und da kommen wir zu einer Situation, die viele, viele Menschen als „die schlimmste“ bezeichnen: Man muss sich auf einmal mit seinen eigenen Ausscheidungen befassen. Ein „Iiih“, ein „Äääh“, das gibt es jetzt nicht mehr: Spätestens beim Wechseln der Stomaversorgung sieht man seinen eigenen Schiet ziemlich nah vor Augen. Ganz wichtig in dieser Situation: die Akzeptanz, dass es ein natürliches „Produkt“ So - oder so ähnlich - sitzt die Stoma-Versorgung schließlich auf Ihrem Bauch. Foto: Coloplast unseres Körpers ist. Es gibt nichts Unreines daran, sondern es ist ein Teil unseres Lebens - jeden Lebens. Ein Stoma ist kein Ende, sondern ein Anfang Wer bis zu seinem Lebensende mit einem künstlichen Darmausgang leben muss, der tut gut daran, sich mit ihm anzufreunden. Schließlich sichert dieses Loch im Bauch, aus dem nun (ganz ohne weitere Kontrolle) der Kot austritt, dem Patienten das Überleben. Vor wenigen Jahren wären dieselben Leute - wir - gestorben. Die ersten Wochen sollten demnach der Fürsorge und Pflege Ihrer Person und des Darmes dienen. Schließlich können bei unüberlegter Lebensweise viele Komplikationen auftreten. Kommen Sie daher zunächst an und lernen Sie Ihren Darm besser kennen.