ZRH Safety Newsletter 5
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ZRH Safety Newsletter 5
5 3|2010 ZRH Safety Newsletter Im Wettlauf mit der Zeit Unique (Flughafen Zürich AG) Editorial Inhalt Sehr geehrte Leserinnen und Leser · Editorial Der Flughafen Zürich will einen sicheren und effizienten Betrieb. Der Flugplatzhalter hat im Rahmen seiner Konzession zusammen mit den Partnerfirmen dafür zu sorgen. Fallbeispiel · Gepäck noch schnell zum Flugzeug bringen … Sicher und effizient – ein Paradoxon? Nur vordergründig, denn ein effizienter Betrieb kann durchaus auch sicher abgewickelt werden. In Planung und Abwicklung von betrieblichen Abläufen in der Luftfahrt und auf Flughäfen wurden immer Puffer oder Sicherheitsmargen eingeplant, die es ermöglichen Abweichungen, Fehler oder Unvorhergesehenes abzufangen – kurz: eine Safety-Marge. Die Safety-Marge ist oft schwer erkennbar, und sie steht regelmässig unter Druck oder wird zugunsten der Effizienz gar «angeknabbert». Es ist durchaus möglich, die Turnaround-Zeiten zu reduzieren, das Personal für den Turnaround zu reduzieren, die Kapazität auf dem Rollweg- und dem Pistensystem zu erhöhen oder die Pistenbelegungszeit noch kürzer zu gestalten – dies wird sich sicherlich positiv auf die Effizienz auswirken bis zu dem Punkt, wo wir zu weit gegangen sind … Wo diese Grenze liegt und wie weit sie ausgereizt werden soll, ist eine immer wiederkehrende Frage. Sie steht im Zentrum des ZRH Safety News letters 5, ohne dass sie allerdings im Einzelnen beantwortet werden kann. Die Antwort finden wir nur im gemeinsamen Dialog. In der Rubrik Safety Basics gehen wir auf das Thema Zeitdruck und Stress ein; das Fall beispiel zeigt, was Zeitdruck auf der Ramp für Konsequenzen haben kann. Ein Beobachtungsprotokoll zeigt den schmalen Grad zwischen operationeller Effizienz und Erosion des Spielraums für einen sicheren Betrieb bei kurzen Turnaround-Zeiten und engen Platzverhältnissen. Schliesslich soll ein kleines Quiz dem Leser Flight Safety auf spielerische Weise näherbringen. Wir hoffen mit den nachfolgenden Beiträgen das Bewusstsein schärfen zu können, dass operationelle Effizienz zwar die Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Betrieb des Flughafen Zürich ist, dass wir aber dabei alle eine Verantwortung tragen: Einen sicheren, unfallfreien Flugbetrieb. Daniel Bircher Safety Officer Beobachtungsprotokoll · Turnaround-Prozesse am Flughafen Zürich Safety Basics · Stress und Zeitdruck Vorfälle und Unfälle · Ereignisse am Flughafen Zürich · Ereignisse international News · Neues am Flughafen Zürich · Flight Safety – Das Rätsel Occurrence Reporting · Occurrence Reporting Formular 2 Fallbeispiel Die Rubrik zeigt Fallbeispiele zum Schwerpunktthema auf. Sie enthält Hintergrund informationen und Lehren aus dem Vorfall. Gepäck noch schnell zum Flugzeug bringen … Vorfallbeschreibung Die Bombardier CL-600 landete ohne Vorkommnisse auf der Piste 22L des Flughafens «Detroit Metro Wayne County». Das Flugzeug wurde von der Bodenverkehrskontrolle angewiesen, über den Rollweg Kilo und Quebec 3 zu rollen, um anschliessend vor dem Rollweg Quebec kurz anzuhalten. Die Piloten bekamen die Freigabe, über Rollweg Quebec im Norden des Flughafens zum Gate C7 in den Süden zu rollen. Der Ramp Controller konnte das Flugzeug nach eigenen Angaben deutlich sehen. Zur Zeit des Vorfalls herrschte das folgende Wetter: Wind, 170 Grad mit 8 Knoten, Nebel, 7 km Sicht und leichter Regen. Der Gepäckwagenfahrer begann seine Schicht um 5.15 Uhr. Die Arbeitszeiten des Mitarbeiters betrugen an vier aufeinander folgenden Tagen jeweils zehn Stunden. Am Morgen der zweiten Schicht war er als Gepäckwagenfahrer eingeteilt. Kurzerhand packte er seinen Funk und fuhr zur Gepäckhalle im Terminal A, um Gepäck zu laden, das in letzter Minute noch auf einen Flug der Delta Airlines (ETD 5.55 Uhr nach Atlanta) gebracht werden musste. Im Terminal A nahm er das Gepäck entgegen und fuhr damit wieder zurück Richtung Terminal B/C. Dabei benutzte er die Fahrstrasse, die zwischen den Terminals A und B/C liegt. Es war dunkel und regnerisch, und er konnte keinerlei Verkehr entlang seines Weges erkennen. Doch als er den Rollweg überquerte, wurde er plötzlich von Triebwerkgeräuschen überrascht. Für einen Sekundenbruchteil konnte er auf der linken Seite einen Flugzeug rumpf erkennen. Dann kollidierte das Flugzeug mit dem Gepäckwagen. Der Gepäckwagen beschädigte das Flugzeug am linken Flügel bis zur Flügelwurzel. Der Gepäckwagenfahrer wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und blieb für einige Zeit bewusstlos auf dem Vorfeld liegen. Untersuchungsergebnis Folgende Faktoren haben zum Unfall beige tragen: •K aum am Arbeitsplatz angekommen, musste er wieder aufbrechen, um das LastMinute-Gepäck zu verladen. •D er Gepäckwagenfahrer informierte sich vor Schichtbeginn nicht über den Rollverkehr auf der Betriebsfläche. •D er Rollverkehr für den Bombardier CL-600 erfolgte von Nord nach Süd statt wie üblich von Süd nach Nord. Quelle: National Transportation Safety Board Twy Quebec Vorfall Am 14. November 2008 kollidierte um 5.45 Uhr beim Einrollen in Richtung Gate am Flughafen «Detroit Metro Wayne County» eine Bombardier Challenger 600 der Northwest Airlines mit einem Gepäckwagen der Delta Airlines. Das Flugzeug erlitt erheblichen Sachschaden und der Fahrer des Schleppfahrzeugs wurde leicht verletzt. Die Flugzeugbesatzung und die 17 Passagiere blieben unverletzt. Terminal A Bombardier CL-600 Terminal B/C Kollision Fahrtrichtung Fahrzeug Gate C7 N Abbildung schematisch. 3 Fazit Das Fallbeispiel verdeutlicht zwei Aspekte: Erstens: Zeitdruck und fehlende Übersicht bei schlechtem Wetter begünstigen Vorfälle. Zweitens: Systemimmanente Schwachstellen und ungünstiges Design begünstigen Vorfälle ebenfalls, d.h. wenn beispielsweise Fahrstrassen über Rollwege führen, besteht immer die Möglichkeit eines Vorfalles. Vergleichbare Schwachstellen des Designs bestehen auch auf dem Flughafen Zürich (Fahrstrassen über Rollwege). Gekoppelt mit Zeitdruck und Unvorhergesehenem können operative Gefahren (Hazards) entstehen. Die nachfolgende Grafik zeigt die erfassten Vortrittsmissachtungen von Fahrzeugen gegenüber Flugzeugen auf Kreuzungen von Fahrstrassen und Rollwegen am Flughafen Zürich zwischen 2008 und 2009. 13 1 2 2 4 8 7 8 6 79 2 2 7 1 4 6 4 8 6 Grafik: Safety Office Anzahl Vortrittsmissachtungen von Fahrzeugen gegenüber Flugzeugen während Push-Back oder Einrollen resp. Wegrollen von Standplätzen. Anzahl Vortrittsmissachtungen von Fahrzeugen gegenüber Flugzeugen während Rollen auf Rollwegen. Fallbeispiel 4 «Hier muss alles sehr schnell ablaufen – das Problem ist einfach die Zeit.» Von Kyung-Jin Ha und Daniel Huber Es ist 11 Uhr morgens, unser Flugzeug rollt von der Landebahn zum Standplatz, und wir sehen dem allgemeinen Treiben am Flughafen zu. Als wir aus dem Auto steigen, sind wir von einer lauten Geräuschkulisse umgeben. Der Lärm und das nasskalte Wetter stimmen uns gestresst und es fällt einem schwer, sich zu konzentrieren. Deswegen ist das Tragen eines Ohrenschutzes wichtig. Die meisten Flugzeuge sind von mehr als fünf Fahrzeugen umstellt. Sie unterstützen bei diversen Aufgaben, wie etwa dem Betankungsvorgang, der Wasserentleerung, der Reinigung oder der Stromzufuhr. Um mehr Informationen zu den einzelnen Arbeitsprozessen zu erhalten, versuchen wir einige Ramp-Mitarbeiter anzusprechen. Sie sind jedoch in Eile und winken ab. Gerade als wir weiterfahren möchten, erkennen wir den Koordinator. Wir eilen zu ihm und fragen, ob er uns etwas über den Turnaround-Prozess am Flughafen Zürich erzählen könne. Der Koordinator antwortet: «Hier muss alles sehr schnell ablaufen. Airbus und Jumbolino haben eine Turnaround-Zeit von 35 bis 40 Minuten. Ramper, Cleaner, Betanker, die Crew, alle müssen Vollgas geben. Das Problem ist einfach die kurze Turnaround-Zeit, die durch die Airlines festgesetzt wird. Diese muss eingehalten werden.» Zeitdruck ist ein grosses Thema beim Turnaround. Wir möchten uns ein eigenes Bild vom Turn around-Prozess machen und fahren zum Standplatz India 9. Es ist 11.08 Uhr: Ein Jumbolino Avro100 stoppt auf dem Standplatz India 9. Ramp-Mitarbeiter eilen zum Flugzeug, setzen die Chocks und platzieren die Safety Cones. Alles geschieht innerhalb weniger Sekunden. Die Gepäck wagenschlepper öffnen die Frachttüre, um das Gepäck auszuladen und in der Zwischenzeit steigen die Passagiere in die Passagierbusse um. 11.11 Uhr: Drei Minuten sind seit dem Parking vergangen, als das Reinigungs fahrzeug am Flugzeug ankommt. 11.15 Uhr: Das angekommene Toilettenabwasserfahrzeug schliesst den Schlauch an das Flugzeug an. Durch die vielen Fahrzeuge wirkt alles ein bisschen chaotisch. Währenddessen ist das Deboarding beendet. Die Passagierbusse schliessen ihre Türen und fahren in Richtung Terminal. Es wird Zeit für eine gründliche Reinigung der Kabine. Der Fahrer des Reinigungswagens läuft entschlossen in unsere Richtung und schreit: «Immer diese Busfahrer, sie stehen mir immer im Weg und parken so, dass ich nicht passieren kann. Dabei muss ich auch meine Arbeit erledigen.» Wir schmunzeln, verstehen jedoch, dass er genau wie der Busfahrer Zeitvorgaben hat, die einzuhalten sind. 11.16 Uhr: Das Reinigungsteam ist im Flugzeug. Das Betankungsfahrzeug ist da und der Mitarbeiter des Betankungsunternehmens schliesst den Betankungsschlauch an das Flugzeug an. Das Toilettenabwasserfahrzeug und die Gepäckschlepper haben ihre Arbeit beim Flugzeug um 11.19 Uhr beendet und entfernen sich vom Beobachtungsprotokoll 5 Standplatz. 11.24 Uhr: Auch das Reinigungsteam hat seinen Auftrag erfüllt, eilt schnell die Treppen hinunter und steigt ins Auto. Unser Freund vom Reinigungsdienst winkt uns noch kurz zu. Wir bemerken, dass das gesamte Reinigungsteam gar keinen Ohrenschutz getragen hat, und wundern uns, wie die Mitarbeitenden den ganzen Tag ohne Schutz auf dem Vorfeld arbeiten können. Zufällig erwischen wir den Co-Piloten, der einen Check am Flugzeug durchführt, und fragen ihn, wie er die kurzen TurnaroundZeiten am Flughafen Zürich empfindet. Co-Pilot: «Hier in Zürich läuft alles gut und schnell. Auf anderen Flughäfen bin ich andere Situationen gewohnt. Die Ramper machen hier einen tollen Job. Wirklich sehr professionell. Aber natürlich sehe ich auch, dass die Ramper unter grossem Zeitdruck stehen. Zusätzlich haben die Mitarbeitenden auf dem Vorfeld mit Platzmangel zu kämpfen. Wenn zwei Busse halten und der eine Bus nicht einmal halb voll ist, weil nur Business Passagiere in den Bus steigen, nervt das. Der Platzmangel, der deshalb entsteht, ist enorm und behindert die anderen Abfertigungsfahrzeuge.» 11.30 Uhr: Der Passagierbus bringt die neuen Passagiere. Wir sind erstaunt, denn der Prozess von der Abfertigung bis jetzt lief innerhalb einer knappen halben Stunde ab und gleich wird das Flugzeug wieder abheben. Wie auch der Co-Pilot bestätigte, leisten alle am Turnaround Beteiligten in der kurzen Zeit sehr viel. Der Stress ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Alle möchten eine gute Leistung erbringen. In der Hektik geschieht es dann immer wieder, dass Vorschriften und Sicherheitsabstände nicht eingehalten werden. Dieses Mal gab es keinen Zwischenfall und die Abfertigung verlief reibungslos. Die Safety Marge war genügend gross. Beobachtungsprotokoll 6 Fazit Zur Frage, wie gross die Safety Marge nun eigentlich ist, hilft unter anderem eine Analyse von Vorfällen und Unfällen im Flugbetrieb resp. im Turnaround. Aus diesen Vorfalluntersuchungen lässt sich beispielsweise ableiten, dass 1. viele Unfallverursacher die Situation falsch eingeschätzt oder 2. Unfallverursacher ihre Arbeit jeweils unter enormem Stress oder Zeitdruck durch geführt haben 3. Ablenkung, Missachtung von Weisungen, nicht befolgte Arbeitsabläufe und Kommunikationsfehler weitere häufig genannte Faktoren für Unfälle sind. In der nachfolgenden Abbildung sind die sogenannten Causal Factors für Unfälle (Ursachen, Faktoren) aus den Jahren 2008–2009 dargestellt; diese wurden von Unfallbeteiligten jeweils so genannt. Causal Factors für Unfälle auf dem Flughafen Zürich (2008 – 2009) Grafik: Safety Office Scheinbar nahe liegende Lösungen (mehr Platz, mehr Zeit, mehr Ausbildung usw.) sind sicherlich richtige Ansatzpunkte, sie fokussieren allerdings meist nur auf Teil probleme. Die Lösung liegt darin, das richtige Gleichgewicht zwischen Safety und Effizienz zu finden und somit sicherzustellen, dass die Safety Marge nicht zu klein wird. Eine Gratwanderung, der wir uns stets bewusst sein müssen. Beobachtungsprotokoll 7 Safety Basics In der Rubrik «Safety Basics» werden grundlegende Verfahren, Regeln oder Aspekte zum Schwerpunktthema des jeweiligen Safety Newsletters vermittelt. Stress und Zeitdruck Allgemeines Stress ist eine Reaktion, bei der ein Organismus auf innere oder äussere Bedrohung reagiert und Kräfte erfordert, die über eine normale operationelle Intensität hinausgehen. Es wirkt sich schädlich auf den Körper eines Menschen aus, wenn Anforderungen und Leistungen über längere Zeit andauern. Stress hat eine erschöpfende und ermüdende Eigenschaft, wodurch Signale nicht bemerkt werden oder die Aufmerksamkeit verloren gehen kann. Faktoren, die zu Stress führen können: • Zeitdruck • Andauernde Lärmbelästigung (Triebwerklärm, laute Funkgeräte) • Schlechte Lichtverhältnisse • Unübersichtliche Verkehrssituation • Wetter (heftige Niederschläge, Kälte, Hitze, Wind) Anzeichen für Stressbelastung: • Vergesslichkeit und Konzentrations störungen • Schnelle Reizbarkeit • Hektische Fahr- und Arbeitsweise • Chronische Erschöpfungserscheinungen • Fehlhandlungen sowie schlechte Wahrnehmung und Einschätzung von Situationen Der Mensch zeichnet sich durch seine Verschiedenheit und Flexibilität in Verhalten und Charakter aus, was ihn zu einer potenziellen Schwachstelle in der Interaktion mit Maschinen macht. Der Mensch reagiert ganz indivi duell und hat physische wie auch psychische Grenzen, die bei Überschreitung zu Fehlern und Regelverletzungen führen können. Stress und Zeitdruck – kritische Arbeits situationen am Flughafen Zürich Am Flughafen Zürich landen und starten Flugzeuge im Akkord. Damit der Flughafen international mithalten kann, müssen Arbeitsprozesse koordiniert und schnell ablaufen. Das heisst, dass auch Abfertigungs prozesse in kürzester Zeit geleistet werden müssen. Diese Arbeiten sind oft sehr anspruchsvoll und benötigen Aufmerksamkeit. Zeitdruck ist auch am Flughafen Zürich ein zentraler Stressfaktor. Zeitdruck kann dazu führen, dass falsche Entscheidungen getroffen werden. In Stresssituationen neigen Menschen dazu, automatisierte Entscheidungen zu fällen und vergessen dadurch rational zu denken. Es wird auf die vorliegende Situation also nicht mehr angepasst reagiert. Beispielsweise werden unter Zeitdruck Arbeitsabläufe gekürzt. So fahren zum Beispiel Fahrzeuge konstant 10–15 km/h schneller als erlaubt oder halten Sicherheitsabstände zwischen Flugzeug und Fahrzeug nicht ein, wodurch andere Fahrzeuge oder Flugzeuge gefährdet werden. Stressmanagement Um Stresssymptome zu vermindern oder erst gar nicht auftreten zu lassen, sind folgende Hinweise für die Arbeit im Flugbetrieb von grosser Wichtigkeit: • Tragen Sie bei der Arbeit Gehörschutz, um den permanenten Geräuschpegel auf dem Vorfeld zu reduzieren. • Achten Sie auf ein gutes Zeitmanagement: – frühzeitig am Arbeitsort erscheinen – genügend Pausen einplanen – Pausen richtig nutzen • Machen Sie sich frühzeitig vertraut mit Veränderungen auf dem Vorfeld, sodass Sie in Stresssituationen die Handlungs abläufe nicht vergessen. • Kommunizieren Sie mit allen beteiligten Parteien, um Missverständnisse zu vermeiden und um richtige Handlungsentscheidungen treffen zu können. • «Safety first»: Auch unter Zeitdruck die Safety einhalten und «nein» sagen, wenn es nicht geht. Weiterführende Informationen http://www.psychologie.ch/de/publikationen/ medien/archiv_medien/deutlich mehr stress am arbeitsplatz.html Stress-Check http://www.stressnostress.ch/d/04-check/ Check1/check.php 8 Vorfälle und Unfälle Die Leserinnen und Leser sollen durch den ZRH Safety Newsletter für Gefahrensituationen sensibilisiert werden. Dazu enthält jede Ausgabe aktuelle Ereignisse am Flughafen Zürich oder an anderen Flugplätzen. Ereignisse am Flughafen Zürich Highloader kollidiert mit einer FlugzeugFrachttüre Auf dem Standplatz D06 war ein Highloader mit dem Auslad beschäftigt. Da auf dem Standplatz enge Platzverhältnisse herrschten, musste der Mitarbeiter sein Fahrzeug mehrmals hin und her manövrieren. Dabei übersah er die geöffnete Frachttür, welche mit der Fahrerkabine kollidierte. Die Frachttür wurde an der unteren Kante eingedrückt. Der Schaden konnte später behoben werden. Foto: Unique GPU-Kabel vergessen Zwischen Oktober 2009 und Februar 2010 ereigneten sich gleich drei Fälle, bei denen die externe Stromversorgung am Flugzeug nicht entfernt worden war, bevor die Ground Power Unit (GPU) weggefahren wurde: Triebwerk kollidiert mit Fluggastbrücke Nach der Landung rollte ein Airbus 320 auf den ihm zugewiesenen Standplatz A13. Plötzlich bemerkte der Ramp Supervisor, dass das Flugzeug nicht stehen blieb, obwohl das Dockleitsystem Stopp anzeigte. Sofort alarmierte er alle Mitarbeitenden zu fliehen, packte das herumliegende Material sowie die Chocks und rannte vom Standplatz weg. Das Flugzeug rollte mit dem linken Triebwerk in die Fluggastbrücke von Gate A75. Glücklicherweise wurden weder Mitarbeitende noch Passagiere oder Flugzeugbesatzung verletzt. Hinweis Safety Office Routineabläufe sollten regelmässig überprüft werden • Vorgeschriebene Fahrwege und Abstände um Flugzeuge einhalten. • Warten bis das Flugzeug zum Stillstand gekommen ist, Chocks gesetzt sind und das Antikollisionslicht ausgeschaltet ist. • Sich selbst überzeugen, dass sämtliche Kabelverbindungen vor dem Wegfahren getrennt wurden. FOD-Schaden an einer B777 der Emirates Am 14. Januar 2010 entdecken Techniker auf dem Standplatz E53 beim Outside Check einer B777 der Emirates einen Bolzen in einem Reifen des Hauptfahrwerks. Der Metallstift ist so tief eingedrungen, dass der Pneu ersetzt werden musste. Die Kosten für den neuen Reifen belaufen sich auf rund 10’000 CHF. Wegen der Reparatur konnte der Flug erst verspätet starten. Gemäss Aussagen der Mitarbeitenden von SR Technics ist davon auszugehen, dass der Reifen erst nach der Landung beschädigt wurde. Es ist anzunehmen, dass der Stift in Zürich auf dem Boden gelegen haben muss. Hinweis Safety Office Schäden an Flugzeugen durch herum liegende Gegenstände, den sogenannten Foreign Object Debris (FOD), verursachen weltweit jährliche Kosten in Millionenhöhe. Aus diesem Grund ist jeder Mitarbeitende auf dem Vorfeld verpflichtet: • den Arbeitsplatz vor dem Verlassen aufzuräumen und • auf Standplätzen, Rollzonen und Fahr strassen herumliegende Gegenstände und Abfall zu entfernen. Benutzen Sie nach Möglichkeit die gelben Abfallkübel für FOD. Foto: Unique Metallstift Foto: Unique 9 Ereignisse auf internationalen Flughäfen Jetblast einer Cessna verletzt RampMitarbeiter Am 23. August 2009 wurde ein Line Maintenance-Mitarbeiter am Flughafen McElroy (Colorado) durch einen Jetblast schwer verletzt. Als die Cessna C-560 in den Betankungsstand rollte, bemerkte der Line MaintenanceMitarbeiter, dass das Flugzeug Gras auf das Vorfeld wehte. Der Mitarbeiter bat den Piloten, beim Wegrollen das liegengebliebene Gras wegzublasen, damit er nicht putzen müsse. Nach der Betankung drehte das Flugzeug mit erhöhter Triebwerkleistung ab und der Mitarbeiter, der ca. 60 Meter vom Flugzeug entfernt war, wurde durch den Jetblast wegeblasen. Durch den Unfall zog sich der Line Maintenance-Mitarbeiter einen Oberschenkelbruch zu. Der Mitarbeiter hatte ein Safety Training erhalten, er war allerdings nicht sicher, ob dabei die Gefahren von Jetblast aufgezeigt worden waren. Gefährliche Annäherung zwischen einem lan denden und einem rollenden Flugzeug Am Flughafen Frankfurt kam es am 8. März 2009 beinahe zu einer Kollision zwischen einer landenden Boeing 747-400 und einer rollenden Bombardier DHC8-Q400. Die DHC8 stand nach dem Pushback an der Parkposition V108. Sie bekam die Rollfreigabe auf die linke Piste 25 über Rollweg A bis vor D zu rollen. Die Cockpit Crew quittierte nun, von A und dann weiter nach D zu rollen. Anschliessend rollte das Flugzeug über Rollweg A und D und anschliessend zum Rollhaltebalken der Piste 25R. Zur selben Zeit befand sich eine Boeing 747 mit 370 Passagieren und 22 Besatzungsmitgliedern im Endanflug auf Piste 25 des Flughafens Frankfurt. Die Boeing 747 überflog in ca. 15 m Höhe die DHC8, die zu diesem Zeitpunkt in der Einmündung des Rollweges D auf der Piste stand. Quelle: BFU Bulletin, März 2009. Fahrwerk kollidiert mit einem Fahrzeug Am 21. Januar 2010 touchierte die Cargolux (Flug 7933) bei der Landung auf Piste 24 am Flughafen Luxemburg-Findel ein Unterhaltsfahrzeug. Zum Zeitpunkt des Vorfalls herrschten am Flughafen Luxemburg Cat. III Bedingungen mit einer Wolkenuntergrenze von 100 m und Pistensicht (RVR) von weniger als 350 m. Die B747 der Cargolux touchierte um 12.53 Uhr bei der Landung das Dach eines Unterhaltsfahrzeuges. Das Fahrzeug sowie das Fahrwerk des Flugzeuges wurden beschädigt. Das Unterhaltsfahrzeug befand sich auf der Piste, um die Befeuerungen zu reparieren. Die Untersuchungen zum Vorfall laufen. Vorfälle und Unfälle 10 News Rezertifizierung des Flughafen Zürich Der Flughafen Zürich wurde vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) am 17. Dezember 2010 erfolgreich rezertifiziert. Web-based Safety Training Zum Training verpflichtet Wer im Besitz eines Flughafenausweises mit einer Zutrittsberechtigung der Ausweiszonen V, O oder G ist, muss bei einer Erneuerung oder Änderung (sowie Erstausstellung) des Flughafenausweises ab April 2010 das Web-based Safety Training absolvieren. Die Einführung geschieht somit schrittweise. Hintergrund Die Internationale Zivilluftfahrtsorganisation (ICAO) und das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) verlangen von Flughafenmitarbeitenden eine SMS/Safety-Ausbildung. Unique hat infolge dessen ein Web-based Safety Training entwickelt. Ziel der Ausbildung ist die Prävention von Unfällen und Vorfällen im Flugbetrieb. Folgende Themen bilden den Kern des Web-based Safety Trainings: Das Safety Management-System, Runway Safety, Ramp Safety und Human Factors. Unkomplizierte und flexible Abwicklung Mit der Aushändigung des Flughafenaus weises durch das Ausweisbüro, erhält der Besitzer die Login-Daten und das persönliche Passwort, womit die Internetseite jederzeit im Büro, unterwegs oder auch zuhause abgerufen werden kann. Hat man das Training einmal unterbrochen, so kann es zu einem späteren Zeitpunkt an der gleichen Stelle weitergeführt werden. Für das Web-based Safety Training kann von Vorgesetzten der Unique sowie von Schulungsverantwortlichen der Drittfirmen für Ausbildungszwecke eine Zugangsberechtigung bezogen werden. Somit wird flughafenweit eine einheitliche Safety-Ausbildung gewährleistet. Weitere Informationen hierzu und die notwendige Zugangsberechtigung erhalten Sie mittels E-Mail an: [email protected] Das Web-based Safety Training zeichnet sich durch eine unkomplizierte und flexible Handhabung mit grossem Lerneffekt aus. Wir wünschen allen viel Spass dabei und danken für Ihren persönlichen Beitrag an die Safety des Flughafen Zürich. News 11 Flight Safety – Das Rätsel Im nachfolgenden Quiz sind Begriffe versteckt zum Thema Flughafen und Safety. Wenn alle Begriffe korrekt eingetragen sind, ergibt sich in den grauen Feldern ein Lösungswort. Das Lösungswort senden Sie bitte bis zum 15. April 2010 an: Flughafen Zürich AG, Safety Office, Postfach, CH-8058 Zürich-Flughafen oder geben es mit Angabe von Name / Adresse / E-Mail / Telefonnummer persönlich beim Safety Office ab. Die Gewinner werden ausgelost. Die ersten drei korrekten Antworten erhalten je einen Flughafengutschein. Wir wünschen viel Erfolg und Spass beim Lösen! Lösungswort Waagrecht Senkrecht 3 Er wird nach einem Unfall ausgefüllt 6 Synonym für Rollhaltebalken 8 Wenn das Flugzeug über den Pistenrand hinaus gerät (Runway …) 10 Dokument das die Grundhaltung des Flughafens bezüglich Safety beschreibt 11 Überprüfung der Einhaltung von flughafenweiten Bestimmungen 15 Schnelle von den Triebwerken produzierte Luftströmungen 17 Abkürzung von Low Visibility Procedures 20 Kurze aber gefährliche Ermüdung (z.B. am Steuer) 1 Standort des Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) 2 Unsere längste Piste misst 3700 … 4 Abkürzung von Dockleitsystem 5 Ein Flugzeugstandplatz im Süden 7 Kollision zwischen Vögeln und Flugzeugen 9 Abkürzung von Safety Management-System 12 Enteisungsfahrzeug (Umgangssprache) 13 Abkürzung für Internationale Zivilluftfahrtorganisation 14 Abkürzung für Ground Power Unit 16 Ereignis das grossen Schaden verursacht 18 Verfahren um das Flugzeug vom Standplatz in die richtige Rollposition zu bringen 19 Wird mehrmals am Tag durchgeführt (Pisten-…) News 12 Occurrence Reporting Occurrence Reporting-Formular ! Unsichere Zustände und Beinaheereignisse dürfen nicht unbeachtet bleiben. Wir ermuntern alle Mitarbeitenden des Flughafen Zürich, Hinweise und Beobachtungen zur Sicherheit des Flugbetriebs mittels beiliegendem Formular an das Safety Office zu melden. Occurrence Reporting Flughafen Zürich 1. Ereignisinformation Datum Zeit Wetter Sicht Oberflächenbedingungen Ort des Ereignisses Tag klar gut trocken Nacht bewölkt mittel nass Morgengrauen Abenddämmerung bedeckt Regen Nebel schlecht Schnee Matsch Eis 2. Ereignisbeschrieb (Was ist passiert?) 3. Ursachen (Aus welchen Gründen könnte dies passiert sein?) Impressum 4.Vorschläge für Korrekturmassnahmen (Was kann unternommen werden, um einen solchen Vorfall künftig zu verhindern?) 5. Ihre persönliche Einschätzung a) Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass dies wieder passieren kann? 1 2 3 4 5 äusserst selten häufig b) Was denken Sie, wie schlimm kann ein solches Szenario sein? 1 2 3 4 5 unbedeutend katastrophal Die vorliegende Information dient zur Erhöhung der Sicherheit am Flughafen Zürich. Sie können selbst wählen, ob Sie Ihre Personalien angeben wollen. Wenn Sie Ihre Daten angeben, wird nach Erhalt des Formulars dieser Teil abgetrennt und entsorgt; bei Rückfragen oder Unklarheiten werden wir Sie kontaktieren. Ihre Informationen werden nicht ohne Ihr ausdrückliches Einverständnis weitergegeben. Bitte retournieren Sie das ausgefüllte Formular per Post oder Fax an folgende Adresse: Unique (Flughafen Zürich AG), Safety Office, Postfach, CH-8058 Zürich-Flughafen, Fax +41 (0)43 816 83 63, [email protected] Besten Dank für Ihre aktive Mithilfe für einen sicheren Flughafen. Name/Vorname (optional) Unternehmung (optional) Redaktion: Unique (Flughafen Zürich AG) Druck: RTK, Kloten © Unique (Flughafen Zürich AG) Postfach CH-8058 Zürich-Flughafen www.unique.ch Autoren der vorliegenden Ausgabe: Safety Office, Kyung-Jin Ha, Peter Frei Der ZRH Safety Newsletter informiert regelmässig über Safety Themen am Flughafen Zürich. Gerne nimmt das Safety Office Beiträge oder Vorschläge für Themen auf. Mailen Sie uns Ihre Anliegen an: [email protected]