ZRH Safety Newsletter 5

Transcrição

ZRH Safety Newsletter 5
5
3|2010
ZRH Safety Newsletter
Im Wettlauf mit der Zeit
Unique (Flughafen Zürich AG)
Editorial
Inhalt
Sehr geehrte Leserinnen und Leser
· Editorial
Der Flughafen Zürich will einen sicheren und effizienten Betrieb. Der Flugplatzhalter hat im
Rahmen seiner Konzession zusammen mit den Partnerfirmen dafür zu sorgen.
Fallbeispiel
· Gepäck noch schnell zum
Flugzeug bringen …
Sicher und effizient – ein Paradoxon? Nur vordergründig, denn ein effizienter Betrieb kann
durchaus auch sicher abgewickelt werden. In Planung und Abwicklung von betrieblichen
Abläufen in der Luftfahrt und auf Flughäfen wurden immer Puffer oder Sicherheitsmargen
ein­geplant, die es ermöglichen Abweichungen, Fehler oder Unvorhergesehenes abzufangen –
kurz: eine Safety-Marge. Die Safety-Marge ist oft schwer erkennbar, und sie steht regelmässig
unter Druck oder wird zugunsten der Effizienz gar «angeknabbert».
Es ist durchaus möglich, die Turnaround-Zeiten zu reduzieren, das Personal für den Turnaround
zu reduzieren, die Kapazität auf dem Rollweg- und dem Pistensystem zu erhöhen oder die
Pistenbelegungszeit noch kürzer zu gestalten – dies wird sich sicherlich positiv auf die Effizienz
aus­wirken bis zu dem Punkt, wo wir zu weit gegangen sind … Wo diese Grenze liegt und wie weit
sie ausgereizt werden soll, ist eine immer
wieder­kehrende Frage.
Sie steht im Zentrum des ZRH Safety News­
letters 5, ohne dass sie allerdings im Einzelnen beantwortet werden kann. Die Antwort
finden wir nur im gemeinsamen Dialog.
In der Rubrik Safety Basics gehen wir auf das
Thema Zeitdruck und Stress ein; das Fall­
beispiel zeigt, was Zeitdruck auf der Ramp für
Kon­se­quenzen haben kann. Ein Beobachtungsprotokoll zeigt den schmalen Grad zwischen
­operationeller Effizienz und Erosion des Spielraums für einen sicheren Betrieb bei kurzen
Turnaround-Zeiten und engen Platzverhältnissen. Schliesslich soll ein kleines Quiz dem Leser
Flight Safety auf spielerische Weise näherbringen.
Wir hoffen mit den nachfolgenden Beiträgen das Bewusstsein schärfen zu können, dass
operationelle Effizienz zwar die Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Betrieb des
­Flughafen Zürich ist, dass wir aber dabei alle eine Verant­wortung tragen: Einen sicheren,
­unfallfreien Flugbetrieb.
Daniel Bircher
Safety Officer
Beobachtungsprotokoll
· Turnaround-Prozesse am
Flughafen Zürich
Safety Basics
· Stress und Zeitdruck
Vorfälle und Unfälle
· Ereignisse am Flughafen
Zürich
· Ereignisse international
News
· Neues am Flughafen Zürich
· Flight Safety – Das Rätsel
Occurrence Reporting
· Occurrence Reporting
Formular
2
Fallbeispiel
Die Rubrik zeigt Fallbeispiele zum Schwerpunktthema auf. Sie enthält Hintergrund­
informationen und Lehren aus dem Vorfall.
Gepäck noch schnell zum Flugzeug bringen …
Vorfallbeschreibung
Die Bombardier CL-600 landete ohne Vorkommnisse auf der Piste 22L des Flughafens
«Detroit Metro Wayne County». Das Flugzeug
wurde von der Bodenverkehrskontrolle
angewiesen, über den Rollweg Kilo und
Quebec 3 zu rollen, um anschliessend vor dem
Rollweg Quebec kurz anzuhalten. Die Piloten
bekamen die Freigabe, über Rollweg Quebec
im Norden des Flughafens zum Gate C7 in den
Süden zu rollen. Der Ramp Controller konnte
das Flugzeug nach eigenen Angaben deutlich
sehen. Zur Zeit des Vorfalls herrschte das
folgende Wetter: Wind, 170 Grad mit 8 Knoten,
Nebel, 7 km Sicht und leichter Regen.
Der Gepäckwagenfahrer begann seine Schicht
um 5.15 Uhr. Die Arbeitszeiten des Mitarbeiters
betrugen an vier aufeinander folgenden Tagen
jeweils zehn Stunden. Am Morgen der zweiten
Schicht war er als Gepäck­wagen­fahrer
ein­geteilt. Kurzerhand packte er seinen Funk
und fuhr zur Gepäckhalle im Terminal A, um
Gepäck zu laden, das in letzter Minute noch auf
einen Flug der Delta Airlines (ETD 5.55 Uhr
nach Atlanta) gebracht werden musste. Im
Terminal A nahm er das Gepäck entgegen und
fuhr damit wieder zurück Richtung Terminal
B/C. Dabei benutzte er die Fahrstrasse, die
zwischen den Terminals A und B/C liegt. Es
war dunkel und regnerisch, und er konnte
keinerlei Verkehr entlang seines Weges
erkennen. Doch als er den Rollweg überquerte,
wurde er plötzlich von Trieb­werkgeräuschen
überrascht. Für einen Sekun­denbruchteil
konnte er auf der linken Seite einen Flugzeug­
rumpf erkennen. Dann kollidierte das Flugzeug
mit dem Gepäckwagen.
Der Gepäckwagen beschädigte das Flugzeug
am linken Flügel bis zur Flügelwurzel. Der
Gepäckwagenfahrer wurde aus dem Fahrzeug
geschleudert und blieb für einige Zeit bewusstlos auf dem Vorfeld liegen.
Untersuchungsergebnis
Folgende Faktoren haben zum Unfall beige­
tragen:
•K
aum am Arbeitsplatz angekommen,
musste er wieder aufbrechen, um das LastMinute-Gepäck zu verladen.
•D
er Gepäckwagenfahrer informierte sich vor
Schichtbeginn nicht über den Rollverkehr
auf der Betriebsfläche.
•D
er Rollverkehr für den Bombardier CL-600
erfolgte von Nord nach Süd statt wie üblich
von Süd nach Nord.
Quelle: National Transportation Safety Board
Twy Quebec
Vorfall
Am 14. November 2008 kollidierte um 5.45 Uhr
beim Einrollen in Richtung Gate am Flughafen
«Detroit Metro Wayne County» eine Bombardier Challenger 600 der Northwest Airlines
mit einem Gepäckwagen der Delta Airlines.
Das Flugzeug erlitt erheblichen Sachschaden
und der Fahrer des Schleppfahrzeugs wurde
leicht verletzt. Die Flugzeug­besatzung und die
17 Passagiere blieben unverletzt.
Terminal A
Bombardier
CL-600
Terminal B/C
Kollision
Fahrtrichtung
Fahrzeug
Gate C7
N
Abbildung schematisch.
3
Fazit
Das Fallbeispiel verdeutlicht zwei Aspekte:
Erstens: Zeitdruck und fehlende Übersicht
bei schlechtem Wetter begünstigen Vorfälle.
Zweitens: Systemimmanente Schwachstellen
und ungünstiges Design begünstigen Vorfälle
ebenfalls, d.h. wenn beispielsweise Fahrstrassen über Rollwege führen, besteht
immer die Möglichkeit eines Vorfalles.
Vergleichbare Schwachstellen des Designs
bestehen auch auf dem Flughafen Zürich
(Fahrstrassen über Rollwege).
Gekoppelt mit Zeitdruck und Unvorhergesehenem können operative Gefahren (Hazards)
entstehen.
Die nachfolgende Grafik zeigt die erfassten
Vortrittsmissachtungen von Fahrzeugen
gegenüber Flugzeugen auf Kreuzungen von
Fahrstrassen und Rollwegen am Flughafen
Zürich zwischen 2008 und 2009.
13
1
2
2
4
8
7
8
6
79
2
2
7
1
4
6
4
8
6
Grafik: Safety Office
Anzahl Vortrittsmissachtungen von Fahrzeugen gegenüber Flugzeugen während
Push-Back oder Einrollen resp. Wegrollen von Standplätzen.
Anzahl Vortrittsmissachtungen von Fahrzeugen gegenüber Flugzeugen während Rollen
auf Rollwegen.
Fallbeispiel
4
«Hier muss alles sehr schnell ablaufen –
das Problem ist einfach die Zeit.»
Von Kyung-Jin Ha und Daniel Huber
Es ist 11 Uhr morgens, unser Flugzeug rollt
von der Landebahn zum Standplatz, und wir
sehen dem allgemeinen Treiben am Flughafen
zu. Als wir aus dem Auto steigen, sind wir von
einer lauten Geräuschkulisse umgeben.
Der Lärm und das nasskalte Wetter stimmen
uns gestresst und es fällt einem schwer, sich
zu konzentrieren. Deswegen ist das Tragen
eines Ohren­schutzes wichtig. Die meisten
Flugzeuge sind von mehr als fünf Fahrzeugen
umstellt. Sie unterstützen bei diversen
Auf­gaben, wie etwa dem Betankungsvorgang,
der Wasserentleerung, der Reinigung oder der
Stromzufuhr. Um mehr Informationen zu den
einzelnen Arbeitsprozessen zu erhalten,
versuchen wir einige Ramp-Mitarbeiter
anzusprechen. Sie sind jedoch in Eile und
winken ab. Gerade als wir weiterfahren
möchten, erkennen wir den Koordinator. Wir
eilen zu ihm und fragen, ob er uns etwas über
den Turnaround-Prozess am Flughafen Zürich
erzählen könne. Der Koordinator antwortet:
«Hier muss alles sehr schnell ablaufen. Airbus
und Jumbolino haben eine Turnaround-Zeit von
35 bis 40 Minuten. Ramper, Cleaner, Betanker,
die Crew, alle müssen Vollgas geben. Das
Problem ist einfach die kurze Turn­around-Zeit,
die durch die Airlines festgesetzt wird. Diese
muss eingehalten werden.» Zeitdruck ist ein
grosses Thema beim Turn­around. Wir
möchten uns ein eigenes Bild vom Turn­
around-Prozess machen und fahren zum
Standplatz India 9.
Es ist 11.08 Uhr: Ein Jumbolino Avro100 stoppt
auf dem Standplatz India 9. Ramp-Mitarbeiter
eilen zum Flugzeug, setzen die Chocks und
platzieren die Safety Cones. Alles geschieht
innerhalb weniger Sekunden. Die Gepäck­
wagenschlepper öffnen die Frachttüre, um das
Gepäck auszuladen und in der Zwischenzeit
steigen die Passagiere in die Passagierbusse
um. 11.11 Uhr: Drei Minuten sind seit dem
Parking vergangen, als das Reinigungs­
fahrzeug am Flugzeug ankommt. 11.15 Uhr:
Das angekommene Toilettenabwasserfahrzeug
schliesst den Schlauch an das Flugzeug an.
Durch die vielen Fahrzeuge wirkt alles ein
bisschen chaotisch. Währenddessen ist das
Deboarding beendet. Die Passagierbusse
schliessen ihre Türen und fahren in Richtung
Terminal. Es wird Zeit für eine gründliche
Reinigung der Kabine. Der Fahrer des
Reinigungswagens läuft entschlossen in
unsere Richtung und schreit: «Immer diese
Busfahrer, sie stehen mir immer im Weg und
parken so, dass ich nicht passieren kann. Dabei
muss ich auch meine Arbeit erledigen.» Wir
schmunzeln, verstehen jedoch, dass er genau
wie der Busfahrer Zeitvorgaben hat, die
einzuhalten sind. 11.16 Uhr: Das Reinigungsteam ist im Flugzeug. Das Betankungsfahrzeug ist da und der Mitarbeiter des
Betankungsunternehmens schliesst den
Betankungsschlauch an das Flugzeug an. Das
Toilettenabwasserfahrzeug und die Gepäckschlepper haben ihre Arbeit beim Flugzeug
um 11.19 Uhr beendet und entfernen sich vom
Beobachtungsprotokoll
5
Standplatz. 11.24 Uhr: Auch das Reinigungsteam hat seinen Auftrag erfüllt, eilt
schnell die Treppen hinunter und steigt ins
Auto. Unser Freund vom Reinigungsdienst
winkt uns noch kurz zu. Wir bemerken, dass
das gesamte Reinigungsteam gar keinen
Ohrenschutz getragen hat, und wundern uns,
wie die Mitarbeitenden den ganzen Tag ohne
Schutz auf dem Vorfeld arbeiten können.
Zufällig erwischen wir den Co-Piloten, der
einen Check am Flugzeug durchführt, und
fragen ihn, wie er die kurzen TurnaroundZeiten am Flughafen Zürich empfindet.
Co-Pilot: «Hier in Zürich läuft alles gut und
schnell. Auf anderen Flughäfen bin ich andere
Situationen gewohnt. Die Ramper machen hier
einen tollen Job. Wirklich sehr professionell.
Aber natürlich sehe ich auch, dass die Ramper
unter grossem Zeitdruck stehen. Zusätzlich
haben die Mitarbeitenden auf dem Vorfeld mit
Platzmangel zu kämpfen. Wenn zwei Busse
halten und der eine Bus nicht einmal halb voll
ist, weil nur Business Passagiere in den Bus
steigen, nervt das. Der Platzmangel, der deshalb
entsteht, ist enorm und behindert die anderen
Abfertigungsfahrzeuge.»
11.30 Uhr: Der Passagierbus bringt die
neuen Passagiere. Wir sind erstaunt, denn der
Prozess von der Abfertigung bis jetzt lief
innerhalb einer knappen halben Stunde ab
und gleich wird das Flugzeug wieder abheben.
Wie auch der Co-Pilot bestätigte, leisten
alle am Turnaround Beteiligten in der kurzen
Zeit sehr viel. Der Stress ist ihnen ins Gesicht
geschrieben. Alle möchten eine gute Leis­tung
erbringen. In der Hektik geschieht es dann
immer wieder, dass Vorschriften und Sicherheitsabstände nicht eingehalten werden.
Dieses Mal gab es keinen Zwischenfall und
die Abfertigung verlief reibungslos. Die
Safety Marge war genügend gross.
Beobachtungsprotokoll
6
Fazit
Zur Frage, wie gross die Safety Marge nun
eigentlich ist, hilft unter anderem eine
Analyse von Vorfällen und Unfällen im
Flugbetrieb resp. im Turnaround.
Aus diesen Vorfalluntersuchungen lässt sich
beispielsweise ableiten, dass
1. viele Unfallverursacher die Situation falsch
eingeschätzt oder
2. Unfallverursacher ihre Arbeit jeweils unter
enormem Stress oder Zeitdruck durch­
geführt haben
3. Ablenkung, Missachtung von Weisungen,
nicht befolgte Arbeitsabläufe und Kommunikationsfehler weitere häufig genannte
Faktoren für Unfälle sind.
In der nachfolgenden Abbildung sind die
sogenannten Causal Factors für Unfälle
(Ursachen, Faktoren) aus den Jahren
2008–2009 dargestellt; diese wurden von
Unfallbeteiligten jeweils so genannt.
Causal Factors für Unfälle auf dem Flughafen Zürich (2008 – 2009)
Grafik: Safety Office
Scheinbar nahe liegende Lösungen (mehr
Platz, mehr Zeit, mehr Ausbildung usw.)
sind sicherlich richtige Ansatzpunkte, sie
fokussieren allerdings meist nur auf Teil­
probleme. Die Lösung liegt darin, das richtige
Gleich­gewicht zwischen Safety und Effizienz
zu finden und somit sicherzustellen, dass die
Safety Marge nicht zu klein wird. Eine Gratwanderung, der wir uns stets bewusst sein
müssen.
Beobachtungsprotokoll
7
Safety Basics
In der Rubrik «Safety Basics» werden
grundlegende Verfahren, Regeln oder
­Aspekte zum Schwerpunktthema des jeweiligen Safety Newsletters vermittelt.
Stress und Zeitdruck
Allgemeines
Stress ist eine Reaktion, bei der ein Organismus auf innere oder äussere Bedrohung
reagiert und Kräfte erfordert, die über eine
normale operationelle Intensität hinausgehen.
Es wirkt sich schädlich auf den Körper eines
Menschen aus, wenn Anforderungen und
Leistungen über längere Zeit andauern. Stress
hat eine erschöpfende und ermüdende
Ei­gen­schaft, wodurch Signale nicht bemerkt
werden oder die Aufmerksamkeit verloren
gehen kann.
Faktoren, die zu Stress führen können:
• Zeitdruck
• Andauernde Lärmbelästigung
­(Trieb­werklärm, laute Funkgeräte)
• Schlechte Lichtverhältnisse
• Unübersichtliche Verkehrssituation
• Wetter (heftige Niederschläge, Kälte, Hitze,
Wind)
Anzeichen für Stressbelastung:
• Vergesslichkeit und Konzentrations­
störungen
• Schnelle Reizbarkeit
• Hektische Fahr- und Arbeitsweise
• Chronische Erschöpfungserscheinungen
• Fehlhandlungen sowie schlechte Wahrnehmung und Einschätzung von Situationen
Der Mensch zeichnet sich durch seine Verschiedenheit und Flexibilität in Verhalten und
Charakter aus, was ihn zu einer potenziellen
Schwachstelle in der Interaktion mit Maschinen macht. Der Mensch reagiert ganz indivi­
duell und hat physische wie auch psychische
Grenzen, die bei Überschreitung zu Fehlern
und Regel­verletzungen führen können.
Stress und Zeitdruck – kritische Arbeits­
situationen am Flughafen Zürich
Am Flughafen Zürich landen und starten
Flugzeuge im Akkord. Damit der Flughafen
international mithalten kann, müssen
Arbeitsprozesse koordiniert und schnell
ablaufen. Das heisst, dass auch Abfertigungs­
prozesse in kürzester Zeit geleistet werden
müssen. Diese Arbeiten sind oft sehr anspruchsvoll und benötigen Aufmerksamkeit.
Zeitdruck ist auch am Flughafen Zürich ein
zentraler Stress­faktor. Zeitdruck kann dazu
führen, dass falsche Entscheidungen getroffen
werden. In Stress­situationen neigen Menschen
dazu, automatisierte Entscheidungen zu fällen
und vergessen dadurch rational zu denken. Es
wird auf die vorliegende Situation also nicht
mehr angepasst reagiert. Beispielsweise
werden unter Zeitdruck Arbeitsabläufe
gekürzt. So fahren zum Beispiel Fahrzeuge
konstant 10–15 km/h schneller als erlaubt oder
halten Sicherheitsabstände zwischen Flugzeug und Fahrzeug nicht ein, wodurch andere
Fahrzeuge oder Flugzeuge gefährdet werden.
Stressmanagement
Um Stresssymptome zu vermindern oder
erst gar nicht auftreten zu lassen, sind
folgende Hinweise für die Arbeit im
Flugbetrieb von grosser Wichtigkeit:
• Tragen Sie bei der Arbeit Gehörschutz,
um den permanenten Geräuschpegel auf
dem Vorfeld zu reduzieren.
• Achten Sie auf ein gutes Zeitmanagement:
– frühzeitig am Arbeitsort erscheinen
– genügend Pausen einplanen
– Pausen richtig nutzen
• Machen Sie sich frühzeitig vertraut mit
Veränderungen auf dem Vorfeld, sodass
Sie in Stresssituationen die Handlungs­
abläufe nicht vergessen.
• Kommunizieren Sie mit allen beteiligten
Parteien, um Missverständnisse zu
vermeiden und um richtige Handlungsentscheidungen treffen zu können.
• «Safety first»: Auch unter Zeitdruck die
Safety einhalten und «nein» sagen, wenn
es nicht geht.
Weiterführende Informationen
http://www.psychologie.ch/de/publikationen/
medien/archiv_medien/deutlich mehr stress
am arbeitsplatz.html
Stress-Check
http://www.stressnostress.ch/d/04-check/
Check1/check.php
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Vorfälle und Unfälle
Die Leserinnen und Leser sollen durch den
ZRH Safety Newsletter für Gefahrensituationen sensibilisiert werden. Dazu enthält jede
Ausgabe aktuelle Ereignisse am Flughafen
Zürich oder an anderen Flugplätzen.
Ereignisse am Flughafen Zürich
Highloader kollidiert mit einer FlugzeugFrachttüre
Auf dem Standplatz D06 war ein Highloader
mit dem Auslad beschäftigt. Da auf dem
Standplatz enge Platzverhältnisse herrschten,
musste der Mitarbeiter sein Fahrzeug
mehr­mals hin und her manövrieren. Dabei
übersah er die geöffnete Frachttür, welche mit
der Fahrerkabine kollidierte. Die Frachttür
wurde an der unteren Kante eingedrückt. Der
Schaden konnte später behoben werden.
Foto: Unique
GPU-Kabel vergessen
Zwischen Oktober 2009 und Februar 2010
ereigneten sich gleich drei Fälle, bei denen die
externe Stromversorgung am Flugzeug nicht
entfernt worden war, bevor die Ground Power
Unit (GPU) weggefahren wurde:
Triebwerk kollidiert mit Fluggastbrücke
Nach der Landung rollte ein Airbus 320 auf
den ihm zugewiesenen Standplatz A13.
Plötzlich bemerkte der Ramp Supervisor,
dass das Flugzeug nicht stehen blieb, obwohl
das Dockleitsystem Stopp anzeigte. Sofort
alar­mierte er alle Mitarbeitenden zu fliehen,
packte das herumliegende Material sowie die
Chocks und rannte vom Standplatz weg. Das
Flugzeug rollte mit dem linken Triebwerk in
die Fluggastbrücke von Gate A75. Glücklicherweise wurden weder Mitarbeitende noch
Passagiere oder Flugzeugbesatzung verletzt.
Hinweis Safety Office
Routineabläufe sollten regelmässig
überprüft werden
• Vorgeschriebene Fahrwege und Abstände
um Flugzeuge einhalten.
• Warten bis das Flugzeug zum Stillstand
gekommen ist, Chocks gesetzt sind und
das Antikollisionslicht ausgeschaltet ist.
• Sich selbst überzeugen, dass sämtliche
Kabelverbindungen vor dem Wegfahren
getrennt wurden.
FOD-Schaden an einer B777 der Emirates
Am 14. Januar 2010 entdecken Techniker auf
dem Standplatz E53 beim Outside Check einer
B777 der Emirates einen Bolzen in einem
Reifen des Hauptfahrwerks. Der Metallstift ist
so tief eingedrungen, dass der Pneu ersetzt
werden musste. Die Kosten für den neuen
Reifen belaufen sich auf rund 10’000 CHF.
Wegen der Reparatur konnte der Flug erst
verspätet starten. Gemäss Aussagen der
Mitarbeitenden von SR Technics ist davon
auszugehen, dass der Reifen erst nach der
Landung beschädigt wurde. Es ist anzunehmen, dass der Stift in Zürich auf dem Boden
gelegen haben muss.
Hinweis Safety Office
Schäden an Flugzeugen durch herum­
liegende Gegenstände, den sogenannten
Foreign Object Debris (FOD), verursachen
weltweit jährliche Kosten in Millionenhöhe.
Aus diesem Grund ist jeder Mitarbeitende
auf dem Vorfeld verpflichtet:
• den Arbeitsplatz vor dem Verlassen
aufzuräumen und
• auf Standplätzen, Rollzonen und Fahr­
strassen herumliegende Gegenstände und
Abfall zu entfernen.
Benutzen Sie nach Möglichkeit die gelben
Abfallkübel für FOD.
Foto: Unique
Metallstift
Foto: Unique
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Ereignisse auf internationalen Flughäfen
Jetblast einer Cessna verletzt Ramp­Mitarbeiter
Am 23. August 2009 wurde ein Line Maintenance-Mitarbeiter am Flughafen McElroy
(Colorado) durch einen Jetblast schwer
verletzt.
Als die Cessna C-560 in den Betankungsstand
rollte, bemerkte der Line MaintenanceMitarbeiter, dass das Flugzeug Gras auf das
Vorfeld wehte. Der Mitarbeiter bat den Piloten,
beim Wegrollen das liegengebliebene Gras
wegzublasen, damit er nicht putzen müsse.
Nach der Betankung drehte das Flugzeug mit
erhöhter Triebwerkleistung ab und der
Mitarbeiter, der ca. 60 Meter vom Flugzeug
entfernt war, wurde durch den Jetblast
wegeblasen. Durch den Unfall zog sich der
Line Maintenance-Mitarbeiter einen Oberschenkelbruch zu. Der Mitarbeiter hatte ein
Safety Training erhalten, er war allerdings
nicht sicher, ob dabei die Gefahren von
Jetblast aufgezeigt worden waren.
Gefährliche Annäherung zwischen einem lan­
denden und einem rollenden Flugzeug
Am Flughafen Frankfurt kam es am 8. März
2009 beinahe zu einer Kollision zwischen
einer landenden Boeing 747-400 und einer
rollenden Bombardier DHC8-Q400.
Die DHC8 stand nach dem Pushback an der
Parkposition V108. Sie bekam die Rollfreigabe
auf die linke Piste 25 über Rollweg A bis vor D
zu rollen. Die Cockpit Crew quittierte nun, von
A und dann weiter nach D zu rollen. Anschliessend rollte das Flug­zeug über Rollweg A und
D und anschliessend zum Rollhaltebalken der
Piste 25R. Zur selben Zeit befand sich eine
Boeing 747 mit 370 Passagieren und 22
Besatzungsmitgliedern im Endanflug auf Piste
25 des Flughafens Frankfurt. Die Boeing 747
überflog in ca. 15 m Höhe die DHC8, die zu
diesem Zeitpunkt in der Einmündung des Rollweges D auf der Piste stand.
Quelle: BFU Bulletin, März 2009.
Fahrwerk kollidiert mit einem Fahrzeug
Am 21. Januar 2010 touchierte die Cargolux
(Flug 7933) bei der Landung auf Piste 24
am Flughafen Luxemburg-Findel ein Unterhaltsfahrzeug. Zum Zeitpunkt des Vorfalls
herrschten am Flughafen Luxemburg Cat. III
Bedingungen mit einer Wolkenuntergrenze
von 100 m und Pistensicht (RVR) von weniger
als 350 m.
Die B747 der Cargolux touchierte um 12.53
Uhr bei der Landung das Dach eines Unterhaltsfahrzeuges. Das Fahrzeug sowie das
Fahrwerk des Flugzeuges wurden beschädigt.
Das Unterhaltsfahrzeug befand sich auf der
Piste, um die Befeuerungen zu reparieren. Die
Untersuchungen zum Vorfall laufen.
Vorfälle und Unfälle
10
News
Rezertifizierung des Flughafen Zürich
Der Flughafen Zürich wurde vom Bundesamt
für Zivilluftfahrt (BAZL) am 17. Dezember 2010
erfolgreich rezertifiziert.
Web-based Safety Training
Zum Training verpflichtet
Wer im Besitz eines Flughafenausweises mit
einer Zutrittsberechtigung der Ausweiszonen
V, O oder G ist, muss bei einer Erneuerung
oder Änderung (sowie Erstausstellung) des
Flughafenausweises ab April 2010 das
Web-based Safety Training absolvieren. Die
Einführung geschieht somit schrittweise.
Hintergrund
Die Internationale Zivilluftfahrtsorganisation
(ICAO) und das Bundesamt für Zivilluftfahrt
(BAZL) verlangen von Flughafenmitarbeitenden eine SMS/Safety-Ausbildung.
Unique hat infolge dessen ein Web-based
Safety Training entwickelt. Ziel der Ausbildung
ist die Prävention von Unfällen und Vorfällen
im Flugbetrieb. Folgende Themen bilden den
Kern des Web-based Safety Trainings: Das
Safety Management-System, Runway Safety,
Ramp Safety und Human Factors.
Unkomplizierte und flexible Abwicklung
Mit der Aushändigung des Flughafenaus­
weises durch das Ausweisbüro, erhält der
Besitzer die Login-Daten und das persönliche
Passwort, womit die Internetseite jederzeit im
Büro, unterwegs oder auch zuhause abgerufen werden kann. Hat man das Training einmal
unterbrochen, so kann es zu einem späteren
Zeitpunkt an der gleichen Stelle weitergeführt
werden.
Für das Web-based Safety Training kann von
Vorgesetzten der Unique sowie von Schulungsverantwortlichen der Drittfirmen für
Ausbildungszwecke eine Zugangsberechtigung bezogen werden. Somit wird flughafenweit eine einheitliche Safety-Ausbildung
gewährleistet. Weitere Informationen hierzu
und die notwendige Zugangsberechtigung
erhalten Sie mittels E-Mail an:
[email protected]
Das Web-based Safety Training zeichnet
sich durch eine unkomplizierte und flexible
Handhabung mit grossem Lerneffekt aus. Wir
wünschen allen viel Spass dabei und danken
für Ihren persönlichen Beitrag an die Safety
des Flughafen Zürich.
News
11
Flight Safety – Das Rätsel
Im nachfolgenden Quiz sind Begriffe versteckt
zum Thema Flughafen und Safety. Wenn alle
Begriffe korrekt eingetragen sind, ergibt sich
in den grauen Feldern ein Lösungswort.
Das Lösungswort senden Sie bitte bis zum
15. April 2010 an: Flughafen Zürich AG, Safety
Office, Postfach, CH-8058 Zürich-­Flughafen
oder geben es mit Angabe von Name /
Adresse / E-Mail / Telefonnummer persönlich
beim Safety Office ab.
Die Gewinner werden ausgelost. Die ersten
drei korrekten Antworten erhalten je einen
Flughafen­gutschein.
Wir wünschen viel Erfolg und Spass beim
Lösen!
Lösungswort
Waagrecht
Senkrecht
  3 Er wird nach einem Unfall ausgefüllt
  6 Synonym für Rollhaltebalken
  8 Wenn das Flugzeug über den Pistenrand hinaus gerät
(Runway …)
10 Dokument das die Grundhaltung des Flughafens bezüglich Safety beschreibt
11 Überprüfung der Einhaltung von flughafenweiten
­Bestimmungen
15 Schnelle von den Triebwerken produzierte Luftströmungen
17 Abkürzung von Low Visibility Procedures
20 Kurze aber gefährliche Ermüdung (z.B. am Steuer)
  1 Standort des Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL)
  2 Unsere längste Piste misst 3700 …
  4 Abkürzung von Dockleitsystem
  5 Ein Flugzeugstandplatz im Süden
  7 Kollision zwischen Vögeln und Flugzeugen
  9 Abkürzung von Safety Management-System
12 Enteisungsfahrzeug (Umgangssprache)
13 Abkürzung für Internationale Zivilluftfahrtorganisation
14 Abkürzung für Ground Power Unit
16 Ereignis das grossen Schaden verursacht
18 Verfahren um das Flugzeug vom Standplatz in die richtige Rollposition zu bringen
19 Wird mehrmals am Tag durchgeführt (Pisten-…)
News
12
Occurrence Reporting
Occurrence Reporting-Formular
!
Unsichere Zustände und Beinaheereignisse dürfen nicht unbeachtet bleiben. Wir ermuntern
alle Mitarbeitenden des Flughafen Zürich, Hinweise und Beobachtungen zur Sicherheit des
Flugbetriebs mittels beiliegendem Formular an das Safety Office zu melden.
Occurrence Reporting Flughafen Zürich
1. Ereignisinformation
Datum
Zeit
Wetter
Sicht
Oberflächenbedingungen
Ort des Ereignisses
Tag
klar
gut
trocken
Nacht
bewölkt
mittel
nass
Morgengrauen Abenddämmerung
bedeckt Regen
Nebel
schlecht
Schnee
Matsch Eis
2. Ereignisbeschrieb (Was ist passiert?)
3. Ursachen (Aus welchen Gründen könnte dies passiert sein?)
Impressum
4.Vorschläge für Korrekturmassnahmen (Was kann unternommen werden, um einen
solchen Vorfall künftig zu verhindern?)
5. Ihre persönliche Einschätzung
a) Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass dies wieder passieren kann?
1 2 3 4 5
äusserst selten
häufig
b) Was denken Sie, wie schlimm kann
ein solches Szenario sein?
1 2 3 4 5
unbedeutend
katastrophal
Die vorliegende Information dient zur Erhöhung der Sicherheit am Flughafen Zürich. Sie können selbst wählen, ob Sie Ihre Personalien
angeben wollen. Wenn Sie Ihre Daten angeben, wird nach Erhalt des Formulars dieser Teil abgetrennt und entsorgt; bei Rückfragen oder
Unklarheiten werden wir Sie kontaktieren. Ihre Informationen werden nicht ohne Ihr ausdrückliches Einverständnis weitergegeben. Bitte
retournieren Sie das ausgefüllte Formular per Post oder Fax an folgende Adresse:
Unique (Flughafen Zürich AG), Safety Office, Postfach, CH-8058 Zürich-Flughafen, Fax +41 (0)43 816 83 63, [email protected]
Besten Dank für Ihre aktive Mithilfe für einen sicheren Flughafen.
Name/Vorname (optional)
Unternehmung (optional)
Redaktion:
Unique (Flughafen Zürich AG)
Druck: RTK, Kloten
© Unique (Flughafen Zürich AG)
Postfach
CH-8058 Zürich-Flughafen
www.unique.ch
Autoren der vorliegenden Ausgabe:
Safety Office, Kyung-Jin Ha, Peter
Frei
Der ZRH Safety Newsletter
informiert regelmässig über Safety
Themen am Flughafen Zürich.
Gerne nimmt das Safety Office
Beiträge oder Vorschläge für
Themen auf. Mailen Sie uns Ihre
Anliegen an: [email protected]