DA-Zusammenfassung

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DA-Zusammenfassung
ABSTRACT
Die Einsatzbereitschaft einer Armee und ihre Fähigkeit zur Bewältigung von Aufgaben in
momentanen Einsatzszenarien wird nicht nur durch die ihr zur Verfügung stehende
Ausrüstung, sondern vor allem durch die Methoden, wie die Soldaten daran ausgebildet
werden, bestimmt.
Eine Streitkraft, die es versteht, die effektivste Simulation in Verbindung mit möglichst
realistischen Bedingungen des momentanen Gefechtsfeldes zu bringen und somit eine
Gefechtsnähe zu schaffen, in der immer wiederkehrende Abläufe standardisiert werden,
schafft somit die ideale Grundlage für ein weiteres Bestehen im Einsatz.
Im Österreichischen Bundesheer existieren hier momentan massive Unterschiede zwischen
den bestehenden Ausbildungszielen und Curricula und der praktischen Umsetzung einer
solchen Ausbildung. Bedingt werden diese „Lücken“ durch mehrere Faktoren, welche in der
vorliegenden Arbeit anhand eines durch die Autoren erstellten Fragebogens zusammengefasst
und erläutert wurden. Befragt wurden die Einheits- sowie Teileinheitskommandanten, sowohl
Offiziere wie Unteroffiziere, der Waffengattungen Kampfpanzer und Panzergrenadier.
Aus der Auswertung dieser Befragung sowie Expertengesprächen mit verschiedensten
Kommandanten der oben angesprochenen Bereiche resultierend und in Verbindung mit den
Curricula und Durchführungsbestimmungen gingen folgende Kernaussagen hervor:
•
Niedrige Motivation, da nur mehr wenige Tätigkeiten in der „ureigenen“ Funktion
(z.B. PzKdt) durchgeführt werden,
•
Großer Know-how-Verlust,
•
Viele Nebenaufgaben,
•
Simulationssysteme vorhanden, aber Wissen darüber sowie Anwendung noch in den
„Kinderschuhen“,
•
Begleitausbildung (Kaderfortbildung) durch Fehlen von Zeit sowie der Fülle von
Nebenaufgaben faktisch nicht mehr vorhanden,
•
Extremer Wunsch der Truppe zur Rückkehr zu den ureigenen Aufgaben sowie
Möglichkeit zur Erhaltung der Führungsfähigkeit.
Aus dem angeführten „Ist-Stand“ ergab sich somit für die weitere Bearbeitung des Themas
„Ausbildungsdidaktik in der mechanisierte Truppen des Österreichischen Bundesheeres“
folgende forschungsleitende Frage:
In welcher Form kann, basierend auf der momentanen Situation, den zur Verfügung
stehenden Ressourcen und den vorherrschenden Rahmenbedingungen im Bereich
mechanisierter Kampftruppen, bis Ebene Teileinheit, eine kostengünstige und effektive
Optimierung der Ausbildung, auch unter einsatznahen Bedingungen und unter Bedachtnahme
der Anforderungen an die Truppe am modernen Gefechtsfeld in den möglichen Einsatzarten
erfolgen und somit zu einer Gesamtnormierung im Bereich mechanisierter Kräfte im
Österreichischen Bundesheer führen?
Für die entsprechende Optimierung gewisser Bereiche der Ausbildung ist es unabdingbar, die
volle Bandbreite der Möglichkeiten der Militärpädagogik auszureizen. Der Bereich der
Ausbildungsmethodik stellt hier die Grundlage zur themenbezogenen Planung und
Durchführung von Ausbildungsvorhaben unter Bedachtnahme sämtlicher didaktischer und
methodischer Grundsätze.
Zielgruppe der Ausbildung ist nicht mehr nur der Grundwehrdiener und der Kadersoldat im
Rahmen seiner Kommandantenausbildung. Mit den seit einiger Zeit bestehenden KPEVerbänden besteht hier eine weitere, intensiv zu schulende Zielgruppe von Soldaten, die mit
einem schon vorhandenen Grundwissen durch bereits absolvierte Grundausbildung
zielgerichtet auf die zu erfüllenden Aufgaben im Rahmen von Auslandseinsätzen aller
Intensitäten vorzubereiten ist.
Es gilt, allen Soldaten eine möglichst gefechtsnahe Ausbildung zuteil werden zu lassen,
welche dem Auszubildenden sein gesamtes Können unter hoher Belastung abverlangt und
ihm somit bei entsprechendem Training eine höhere Wahrscheinlichkeit des Bestehens am
Gefechtsfeld garantiert.
Die gefechtsnahe Ausbildung charakterisiert sich vor allem durch realistische Darstellung des
Umfeldes und hohen Zeitdruck, meist in Verbindung mit extremer körperlicher Belastung.
Deshalb gilt es, unter Beachtung der Ausbildungsgrundsätze „WASMA“ und der
Vorbereitung der Ausbildung anhand des „Didaktischen Achtecks“ eine Ausbildung zu
gestalten, welche durch hohen Drill von normierten Abläufen einen Zustand beim
Auszubildenden erzeugt, der ihn zum sicheren Handeln frei von äußeren Einflüssen befähigt.
Auf Ebene des Zuges ist dies vor allem in vorbereiteten Stationen möglich, in denen anhand
festgelegter Abläufe und Beurteilungskriterien das Verhalten des Kommandanten und seines
Zuges objektiv messbar wird.
Die Normstation an sich ist eine vorgegebene, zu lösende Gefechtsaufgabe, die zum Erlernen,
zur Vertiefung und zur Festigung von Gefechtstechniken dient. Die Normstation ist in
optimalen Umfeldbedingungen anzulegen und mit allen nötigen Ressourcen auszustatten. Das
Ergebnis ist messbar und dient des Weiteren zur Gleichschaltung der Gefechtstechniken
verschiedener Verbände.
Mit einer vorbereiteten methodischen Reihe kann, Bedacht nehmend auf die momentanen
Rahmenbedingungen, eine intensive Ausbildung für alle Ebenen nach gleichen Vorgaben
unter messbaren Bedingungen durchgeführt werden und somit zu einem qualitativ
hochwertigeren Ausbildungsergebnis führen.
Diese methodische Reihe könnte sich im ÖBH neben Geländebesprechungen auch auf die
intensivere Verwendung von Geländesandkästen und des neuen Simulationssystems LCS
„STEEL BEASTS“ stützen. Diese beiden Systeme besitzen den großen Vorteil, dass sie so
gut wie uneingeschränkt ganztägig und witterungsunabhängig genutzt werden können und
keine große Vorbereitung oder sonstige Zeitverluste abverlangen.
Eine zusätzliche Verstärkung des Lerneffekts durch neu anzufertigende, dem jetzigen
Gefechtsfeld entsprechende Ausbildungsfilme, wäre hier ebenfalls denkbar.
Eine mögliche methodische Reihe unter dem Namen ENSA – Ebenenmodell der normierten
Stationsausbildung könnte in den drei Stufen Geländesandkasten, LCS „STEEL BEASTS“
und der Ausbildung am Einsatzgerät erfolgen. Es gilt hier, einen Gefechtsablauf für ein
bestimmtes Szenario einer Gefechtstechnik oder einer Einsatzart zu konstruieren, welches
auch praktisch im entsprechenden Gelände durchführbar ist. Nach der Erstellung eines
Bewertungsblattes für die Tätigkeiten der handelnden Soldaten kann nun mit diesem auf allen
drei Ebenen gezielt ausgebildet werden. In der dritten Stufe kann somit ein hoher Zeitverlust
aufgrund vermehrter Fehler ausgeschlossen werden.
Die Aufbereitung solcher Stationen verlangt im Vorfeld einen hohen Zeitansatz, der sich
jedoch durch deren ständige Einsetzbarkeit im Endeffekt rechnet.
Grundlage für diese Stationsausbildung ist das fehlerfreie Zusammenwirken der Besatzung
des GKGF und die „drillmäßige“ Beherrschung der Tätigkeiten eines jeden einzelnen
Soldaten.
Hierzu gilt es, vorhandene Ausbildungsprogramme intensiv umzusetzen und ein möglichst
zeitsparendes, aber intensives Programm der Durchführung zu gestalten.
Neben
dem
erhöhten
Einsatz
von
Simulationssystemen
zur
Drillausbildung
der
Einzelfunktionen besteht der dringende Bedarf einer Fortführung des Systems der
Gefechtsdienst-Leistungsbewerbe, einem Mittel zur Überprüfung der Einsatzbereitschaft der
Panzerbesatzung in sämtlichen Aufgabenstellungen. Hier wäre nach Wegfallen dieses
Bewerbs eine mögliche Adaption des Systems in einem Gefechtsparcours, einer kleiner
gehaltenen Form des Bewerbs, vorstellbar. Dieser Parcours macht ebenfalls alle Tätigkeiten
der Besatzung messbar und überprüfbar. Dies erlaubt bei entsprechender Gestaltung die
Einbindung sämtlicher gewünschter Ausbildungsthemen.
Es gilt auch, sämtliche Tätigkeiten des Zusammenwirkens mit anderen Systemen sowie der
Versorgung wieder intensiv zu üben und zu einem fixen Bestandteil der Ausbildungsplanung
zu machen.
Bei der Gestaltung der Normstationen für die Zugsausbildung muss eine Rückkehr zu den
Kernaufgaben eines Panzer-/Panzergrenadierzuges erfolgen. Ein Überbau komplizierter
Lagen und Nebenaufgaben lenkt oftmals stark von der ursprünglichen Kernforderung der
Ausbildungseinheit ab und endet statt im praktischen Üben großteils in Befehlsschulungen,
welche eine grobe Verschwendung der eng bemessenen Übungszeit mit dem Einsatzgerät
darstellen.
Die Ausbildungsthemen selbst müssen eine starke Abkehr vom momentanen SchutzSchwergewicht darstellen. Schutz ist eine Einsatzart von hoher Bedeutung für die Einsätze in
Auslandsmissionen, jedoch sind alle Themen der Schutz-Ausbildung noch leichter
durchführbar, wenn man sie auf intensiverem Level als z.B. im Bereich der Verzögerung oder
des Angriffs erlernt hat. Somit bedarf es einer dringenden Intensivierung der
Ausbildungsthemen Angriff, Verteidigung und Verzögerung. Erst nach Abschluss dieser
Themen macht eine Schutz-Ausbildung wirklich Sinn.
Die Gestaltung der Normstationen obliegt immer dem jeweiligen Kommandanten, durch
zentral entwickelte Stationen im Bereich der Panzertruppenschule bestünde jedoch die
Möglichkeit der Vereinheitlichung der Gefechtsabläufe in den Verbänden. Grundlage dafür ist
ein ständig zugänglicher Übungsraum sowie Überprüfungsblätter in einer Qualität, welche
subjektive Beurteilung durch den Vorgesetzten unmöglich macht.
Gesamt gesehen bedarf eine Optimierung der Ausbildung von mechanisierten Truppen bis
Zugsebene vor allem der Initiative der Einheitskommandanten, welche durch entsprechende
Vorbereitung und Fortbildung die idealen Voraussetzungen für die Ausbildung ihrer
Teileinheiten zu schaffen haben. Dies verlangt die ständige Weiterbildung im Bereich der
Simulation
sowie
die
Unterstützung
durch
eine
zentrale
Einrichtung
wie
die
Panzertruppenschule, die ihre Lehrmeinung ständig aktualisiert und diese Neuerungen auch
unverzüglich der Truppe zur Umsetzung vorstellt.
Optimierung bedeutet gerade in dieser Arbeit nicht die Anschaffung von neuem Gerät oder
sonstige Ausgaben, sondern den gezielten und logisch gereihten Einsatz der zur Verfügung
stehenden Ausbildungsmittel. Gelingt es, diese Reihe im ÖBH zu vereinheitlichen, wird auch
ein großer Schritt in Richtung der Normierung der Gefechtsabläufe getätigt. Bei
entsprechender Steuerung ist dadurch jener Themenbereich der genauen Tätigkeiten in
gewissen Situationen, derzeitig ein großer „Graubereich“ der Vorschriften, abgedeckt.
Zielsetzung aller Kommandanten muss es auf jeden Fall sein, alle Ausbildungsvorhaben ihrer
Untergebenen so messbar und überprüfbar wie möglich zu machen, dabei sämtliche Bereiche
der Simulation zur Erzeugung der Gefechtsnähe zu nutzen und somit intensiv auf zukünftige
Aufgaben in Szenarien aller Art vorzubereiten und Sicherheit in der Durchführung zu geben.

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