Raubwildbejagung im Versuchsrevier
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Raubwildbejagung im Versuchsrevier
ANBLICK-WILDFORSCHUNG Revierpraxis – Raubwildbejagung im Versuchsrevier „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, heißt es schon in einem bekannten Kinderlied, und so prägt sich das Bild vom schlauen, listigen Meister Reineke bereits als Kind in unser Denken ein. Tatsächlich löst der Fuchs wegen seiner Anpassungsfähigkeit und Schläue bei uns Jägern einen eigenen Reiz aus, nicht nur wegen des Balges. Bei der Bejagung des Fuchses muss man sich so manche List einfallen lassen, um nicht vom Fuchs überlistet zu werden. Auch im Versuchsrevier am Rosenkogel widmen wir uns intensiv der Bejagung von Beutegreifern, wie Fuchs und Marder. Text und Fotos von Oberförster Helmut Fladenhofer Raubwildbejagung im Versuchsrevier G rundsätzlich einige Gedanken zu beinahe rassistisch anmutenden Ansichten zur Raubwildbejagung: Bei Jagdtagungen, Vorträgen und in einschlägiger Literatur wird oft vom Fuchs als Hauptfeind aller Niederwildbestände gesprochen und dem- 34 entsprechend werden auch fragwürdige, radikale Jagdmethoden angepriesen. Natürlich ist neben richtiger Lebensraumgestaltung auch die Bejagung des Raubwildes sehr wichtig, aber alles mit Maß und Ziel. Wir sollten versuchen, das ökologische Gleichgewicht so gut wie möglich zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Eine der schönsten und aufregendsten Jagdarten ist wohl der Ansitz auf den Winterfuchs. Um hier erfolgreich zu sein, haben wir einige Vorbereitungen und Überlegungen zu treffen. Der Anblick 11/2009 originalfotoS aus dem Forschungsrevier: H. Fladenhofer ANBLICK-WILDFORSCHUNG Füchse mögen es bequem: Heiße Stellen bei der winterlichen Fuchsjagd sind auch zusammengefahrene Autospuren im Tiefschnee. Bei der reinen Ansitzjagd auf den Fuchs ist es wichtig, seine Gewohnheiten zu kennen. Günstige Stellen für Ansitzeinrichtungen sind Wegkreuzungen, Bachläufe, Hecken und „Zwangspässe“, welche gut einzusehen sind. Werden die Wege im Winter befahren oder man zieht mit den Schiern eine Spur, so nehmen der Fuchs und auch der Marder diese gerne als Pass an. Wichtig ist natürlich wie immer der Wind. Von Weitem sollte man Meister Reineke kommen sehen, um sich nicht mit überhasteten Bewegungen zu verraten. Es mag zwar sehr romantisch erscheinen, auf offenen Ansitzleitern Stunden und Nächte auszuharren, wir errichten jedoch zum Fuchspassen etwas komfortablere geschlossene Boden- oder Hochsitze. Die einzusehende Fläche sollte auch den Blickwinkel von 180 Grad nicht überschreiten, um nicht durch ständige Bewegung auf sich aufmerksam zu machen. Gut ausgepolstert mit einer Decke oder dem guten alten Wetterfleck, verhindert man auch Geräusche bei leichter Bewegung. Nach hinten wird die Ansitzeinrichtung geschlossen, um sich nicht durch den eigenen Schattenriss zu verraten. Damit man im Mondlicht die Schussentfernungen leichter einschätzen kann, werden auf 30 und 80 Meter Pflöcke eingeschlagen, um die ideale Schrot- bzw. Kugelschussentfernung zu sehen. Eine wichtige Rolle spielt die Be- leuchtung bei den langen Ansitznächten. Man braucht jedoch nicht im Winter zu prüfen, wann und wo der Mond zu welcher Zeit steht, sondern kann sich im Sommer darauf vorbereiten. Was nämlich zur Mittagszeit bei Sommersonne im Schatten liegt, tut das auch um Mitternacht beim Wintervollmond, und das sollte man vor allem bei der Anlage eines Luderplatzes beachten. Neben den schon erwähnten Vorbereitungen kommen für die Einrichtungen eines Luderplatzes noch einige grundlegende Punkte zum Tragen. Der Luderplatz sollte nicht mit einer Tierkörperverwertungsanlage verwechselt werden. Häupter, Läufe und andere Teile von Wild- und Haustieren sollten hier nicht herumliegen. Wir legen einen Misthaufen mit Pferdemist an und vergraben darin in kleine Teile geschnittene Kirrbrocken. Wichtig ist, nicht ganz Aufbrüche usw. darin zu vergraben, da diese spätestens nach dem ersten Fuchsbesuch wild verstreut und unansehnlich herumliegen, oder der Fuchs verschleppt den Leckerbissen und ist bis auf Weiteres nicht mehr zu sehen. Um einen zusätzlichen Anreiz für Fuchs und Marder zu bieten, errichten wir mancherorts eine Mäuseburg. Ein Ballen altes Stroh, darin etwas Getreide als Kirrung für die Mäuse verstreut, das Ganze mit einem Dach bequem trocken halten, und fertig ist das Mäusehotel, welches von den Beutegreifern immer wieder gerne be- und untersucht wird. Der nächste Mond lässt nicht mehr lange auf sich warten, und viele Jäger sind schon voller Vorfreude auf die spannende Ansitzjagd auf Marder und Fuchs. Mit Passion, Sitzfleisch und guter Ausrüstung können wir uns auf die eine oder andere Ansitznacht freuen. Schnee, Mond und beruhigende Stille können so manche Alltagsprobleme vergessen lassen, und oft wird man mit einem Winterfuchs noch extra belohnt. Im Dezemberheft: Es kehrt wieder Ruhe im Revier ein. Ausgeklügelter Fuchspassplatz im Versuchsrevier: Der Steinbruch reflektiert das Mondlicht, und auf Schrotschussdistanz dient ein Pferdemisthaufen als Luderplatz. Sehr gerne schnürt der Fuchs entlang der Forststraße. Faustgroße Kirrbrocken werden in etwa 30 cm Tiefe im Misthaufen vergraben. Sie gefrieren hier auch bei tiefen Temperaturen nicht und geben daher mehr Witterung ab. Man braucht nicht im Winter zu prüfen, wann und wo der Mond zu welcher Zeit steht, sondern kann sich bereits im Sommer darauf vorbereiten. Was nämlich zur Mittagszeit bei Sommersonne im Schatten liegt, tut das auch um Mitternacht beim Wintervollmond, und das sollte man vor allem bei der Anlage eines Luderplatzes beachten. 35