Wenn der Pferdestall
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Wenn der Pferdestall
Ausbildung Feueruvehr-Zeitung Schweizerische im Brandfal I Pferderettung WennderPferdestall brenntrr, - 11 Pferde sterben Reiterhof aufBochumer August2009:Grossbrand durchÜbungen Esist wichtig, in *Friedenszeiten" qualvoll. konnten beieinem zuführen, Stüsslingen April2008:im solothurnischen den undPferde damitFeuerwehrleute gewohnt gerettet miteinander sind.Dazugehört Umgang im werden. DasRettenvonPferden 14 Pferde Stallbrand eines undFühren anderem dasAufhalftern im Speziellen unter Vorgehen. Wiekönnen verlangt einbesonderes Brandfall Pferdes. sein? für Einsätze dieserArtnochbessergerüstet Feuenruehrleute GlücklicherweiseendenStallbrändenicht immer so tragischwie eingangsbeschrieben. Denn oft können die Tiere rcchtzeitig gerettetwerden.Sobrachbeispielsweise im Januar2010 in Oensingenim Dachstock des internationalerfolgreichenSpringreiters Pius Schwizer ein Feuer aus - die Pferdekonntenalle gerettetwerden. BrandbeschleunigerStall Viele Brändein Stallungenentstehendurch fehlerhafteoder falschverwendeteelektrische Geräte oder durch Raucherwaren. Deshalbgilt in StällenabsolutesRauchverbot! AndereBrandursachen sindBlitzschläge die oder Selbstentzündungvon Heu. Da Pferdeboxen entwederganzoderteilviele weiseausHolz bestehen,sich darinbrennbaresMaterial wie Stroh oder Hobelspäne befindenund durchdie guteBelüftungeine gute Sauerstoffzufuhrvorhandenist, kann sich ein Brand extrem schnell ausbreiten. Dazu kommt. dassHeu. Stroh und andere Einstreu in der Nähe der Boxen gelagert PanischesPferd - Gefahr für werden.Ebenfallsim Stall und in angren- den Menschen zendenRäumenwie der Sattelkammerbe- Pferdein Panik reagierenunvorhersehbar finden sich ausserdemebenfalls leicht und sind geflihrlich.Wenn es darum geht, wie Pferdedecken, PferdeauseinembrennendenStall zu retbrennbareGegenstände ten, muss immer die eigeneSicherheitim Öle, Putzmittelund Bandagen. Wennin einerPferdeboxFeuerausbricht, Vordergrund stehen. Ruedi Keller vom bleibt nur sehrwenig Zeit zur Rettungdes Grosstier-RettungsdienstSchweiz und Pferdes,da die Verbrennungsgeschwindig- Liechtensteinerklärt: <Brenntes in einem keit von losem Stroh höher ist als die von Stall,ist einAuftralfternderPferdevielfach Benzin.DazuTieraut ReinhardKaun, der fast unmöglich.Sie sind nervös,geratenin Dasist für und Sicher- Panikundkönnenausschlagen. ein Büro für Riskmanagement heitsberatungin Pferdesportund Tierhal- den Menschen,der in einer solchenSituatung im österreichischenAltmünster be- tion versucht,in der Box einem Pferd das treibt: <Mansprichtnicht von ungeflährvon Halfter anzulegen,sehrgefährlich.>Pferde <Strohfeuer>. Es flammt schnellauf, brennt können übrigens weit ausschlagen.Deslichterlohund ist schnellvorbei.Ich fuhr im halb: Minimalabstandvon 2 m. hinNicht zu unterschätzenist der Stress, Sommer2005 auf einerBundesstrasse ter einemLKW-Fahrerher, der auf seinem dem das Pferd ausgesetztist, wenn sich Laster Stroh geladenhatte>,so Kaun wei- plötzlich eine ungewohnteMenge von geMenschenim Stallbefindet.Auch ter. <<Plötzlich warf der Fahrer eine bren- stressten nendeZigarette aus dem Fenster,die das das fremde Geräuschvon AdF mit AtemStroh entzündete.Innerhalbvon l0 Minu- schutz kann ein Pferd zusätzlichin Aufreten wa"renLadungund LKW abgebrannt.> gung versetzen. 118 swissfire.ch 512010 EilI Ausbildung .Wenn die Pferdeso in Paniksind>,so RuediKeller weiter<bleibtnichtsanderes r-ibrig,als die Boxentüren zu öffnen und eine Fluchtgasse freizuhalten,auf der die Pferdenach draussengetriebenwerden.> WichtigesDetail: die Boxentürenzuerst vom hinteren Stallbereichher öffnen und die vorderstenzuletzt.Warum?Keller erklärt: <Esbestehtdie Gefahr,dassein Pferd in der Hektik ausrutscht. stürztund so die Fluchtgasse blockiert.>Wennirgendmöglich sind gewohnteStallausgänge zu nehmen.die die Tiere kennen. Herausforderung für die Feuerwehr Doch esgibt Situationen,in denenZertund Möglichkeit bleibt, Pferde in Gefahr mit HalfterundStrickin Sicherheitzu bringen. Für Menschen,die den Umgangmit Pferden gewohntsind,ist es in der Regelkein q DieeigeneSicherheitgehtvor! . ; .o I Problem, ein Pferd korrekt aufzuhalftern 6 e undmit einemStrickzu führen.Für Rösseg Ier ist es auchselbstverständlich. dassbeispielsweisedasAufhalftern, Anlegen von rt Führstricken.Führen oder Zudecken auf Daskorrekte Aufhalftern einesPferdes erfolgt aufderlinken Seite. der linken Seite des Pferdeserfolgt, weil Pferdedasso gewohntsind. Wo und wie bindetman ein gereltetes durchführt,erklärt: <Es ist wichtig, dass Für denAdF, der keine Pferdeerfahrung Pferd korrekt an, sodasses sich nicht im Feuerwehrleute und Stallbetreiberin <Friehat,könnenHalfteranlegenund Führenmit Strick verfängtund verletzt oder sich los- denszeiten> zu Übungenzusammengeführt Führstrickjedoch bereitszu einemProbiem reisstund wiederversucht,in denbrennen- werden,um klein anzufangen. Dazugehört werden.Ist ihm bekannt.auf welcherSeite den Stall zurückzugaloppieren? Denn Kop- dasAuflralftern sowieFühren.dasHerausdesPferdesmandaskorrektmacht?Kommt pelzäunesind als Anbindevorrichtungmit bringen der Pferde bei Dunkelheit mit dann noch die Angst des Pferdeshinzu, Sicherheit nichtgeeignet, aussereshandelt Helmlampeund dasGewöhnender Pferde wird all dies geradezuunmöglich.Wieso sichum einbetonierte Eisenkonstruktionen ! an einenAtemschutztrupp.> esunbedingtzu empfehlenist, einenFührImprovisierte Anbindevorrichtungen Das bedingtauch,dassPferdebetriebe strick zu verwenden.statt das Pferd ein- könnenvonHelfemodervom Stallpersonal einmassgeschneidertes Sicherheitskonzept fach so am Halfter herauszuführen. erklärt in der Reithalle, falls eine vorhandenist. habensollten,das beispielsweise AlarmRuediKellervomGrosstier-Rettungsdienst: oderauf einerWeidemit Traktorenund ei- plan,Verantwortlichkeit, gekennzeichnetes <Führstricke dienendereigenenSicherheit. nemSeildazwischen schnellgemachtwer- Fluchtwegnetz,Pferdesammelstelle und WenndasPferd,dasnur am Haifter geführt den.DasAnbindender Pferdein genügen- Versorgungssammelstelle für die Pferde wird, plötzlich erschrickt und den Kopf demAbstandzueinander ist immer mit ei- nachderenRettungumfasst.Möglichkeiten hochreisst, ist eineSchulterunterUmstän- nem Knoten zu machen,der sicher hält, zur efflzientenBrandbekämpfungin Stälden sehrschnellausgerenkt!> abertrotzdemmit einemRuck wiederge- len sind - leider teure - automatische öffnet werdenkann. Geeignetsind hierfür Sprinkleranlagen. Aber auchschonLöschUnd sie wollen wieder rein! der gewöhnlicheAnbindeknoten,der in der postenoder Handfeuerlöscher, die nicht Sind die Pferdeeinmal ausdem Gefahren- FeuerwehrgängigeFuhrmannsknoten und erstausirgendwelchen Eckengeholtwerbereichweggebracht, gilt es,denWeg zu- der Palstek-Knoten. Der Fuhrmannsknoten denmüssen,sindfür dieBekämpfung eines rück zumStallunbedingtabzusperren, weil ist jedochkompliziertera1sderPalstekund Entstehungsbrandes nützlich.Pulverlöscher sie versuchen, in denbrennenden Stallzu- hat diesemgegenüberkeineVorteile. sindin einemStallungeeignet, da dasPulrückzulaufen. Hierzu Tierarzt Reinhard ver die Sicht nimmt und der Staub die Kaun: <Ich erinneremich an ein Ereignis, ZusammenarbeitFeuerwehr Atemwegeschädigen kann. bei dem ein Pferd dreimalin den brennen- und Stallbetreiber Dass die Zusammenarbeitzwischen denStallzurücklief,weil esdraussen nicht Um für ein Brandereignismit Pferdengut Stallbetreiberund Feuerwehrvor Eintreten korrektangebunden und gesichertwurde.> gerüstet zu sein,empfiehltessich,regelmäs- einesEreignissessehrwichtig ist, erklärt Kaun empf,ehltdeshalb,falls noch mög- sige Übungen durchzuführen. Tierarzt RuediKelleran einemBeispiel:<Beieiner lich, die Boxentürewiederzu schliessen, R e i n h a r dK a u n . d e r i n Ö s t e r r e i c hs e i t vor Kurzemdurchgeführren Übungharren sobalddasPferdausder Box ist. 15Jahrenmit Feuerwehren Pferdeübuneen zweiAdF mit Atemschutzzwet Haflineer- Ausbildung Feuerwehr-Zeitung Schweizerische ten Winkels gefährlichist. Ein Pferd kann zwar fast rundum sehen,lediglich direkt hinter ihm befindet sich der tote Winkel. Korrekt geht man so vor: Damit dasPferd und wenn einenbemerkt,diesesansprechen möglichvon derSeiteannähern.Beim Führen desPferdessollte man diesemnicht in die Augen schauenund auf der Höhe der linken Pferdeschulterentschlossenvorwärtsgehen. Da PferdeFluchttieresind,soll man beim gesichertenWegführenaus der roten Zone diesenVorwärtsdrangnützen. Unbedingtzu vermeidenist dasFühreneines Pferdes,indem man ihm einfach ein Seil um den Hals legt.Es bestehtdie Gefahr, die Kontrolle über dasTier zu verlieren und raschin die Nähe der Hinterbeine zu geraten. war der gesamteStallbereichsehrverwinWichtige Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr kelt, und eineEvakuationderPferdebei eiundStallbetreiber: Wasfür einSicherheitskonzeot. nem Brand w?ireviel schwieriger gewebeispielsweise Alarmplan, Fluchtwegnetz und sen>,führl KommandantDiem weiter aus. Pferdesammelstel le,besteht? <Seitdem Umbau konntenwir nun bereits Diehistorischen Stallungen desKlosters Einsiegemeinsame eine Übungmit derFeuerwehr delnvorderRenovation, Dergesamte Stallbereich Einsiedeln durchführen.> warsehrvenvinkelt, undeineEvakuation beieinem gewesen. Brandwärevielschwieriger Hauptübung im Marstall Zu dieserÜbungim Marstallgehörtfür alle pferde zu evakuieren.Wertvolle Minuten AdF daskorrekteHalfteranlegenund Fühgingenjedoch verloren,als dieseversuch- ren desPferdesam Führstrick.Wichtig sei, ten.die Boxentürenzu öffnen.>Weil esver- ergänztDiem. dassbei solchenÜbungen gibt, auch immer eine Persondabei ist, die die schiedeneBoxenverschluss-Systeme ist es für einenLaien oft nicht aufAnhieb Pferdekennt,undumgekehrt.<DennBrandersichtlich, wie die Türöffnung funktio- schutzbekleidung samtHelm ist für Pferde niert, und so könnenim Notfall wertvolle ungewohnt undmachtsienervös.t Minuten verlorengehen.<Deshalbsinddie So lernt der AdF den Umgangmit dem jeweiligenOrtskenntnisse einerFeuerwehr, Pferd.Beispielsweise, dasseineAnnähein diesemFall die Boxenverschlusssystemerung an ein Pferdvon hintenwegendestoder Ställeim entsprechenden Einsatzgebiet einerFeuerwehr,so wichtig.> Vorbild Marstall und Kloster Einsiedeln Im Marstall des KlostersEinsiedeln,dem ältestenGestütEuropas,werden seit über 1000Jahrendie Einsiedler-Pferdegezüchtet. Zurzeit sind im Marstall ungefähr 20 Pferdeeingestellt,davonzwei Hengste. Markus Diem, Kommandant der BetriebsfeuerwehrKloster und Marstall Einsiedeln, erläutert das Sicherheitskonzept des Klosters: <Obwohl die gesamtenGebäudeCerberus-überwacht sind, sieht das Konzept vor, dasswir von der Betriebsfeuerwehralle zwei JahreeineHauptübung zum Thema <Tierrettung>im Marstall durchführen.Unterstütztwird unsereBetriebsfeuerwehrmit 22 AdF von der Feuerwehr Einsiedeln,die 104AdF zählt.> Die historischenStallungenbeim Kloster wurdenvor Kurzemrenoviert.<Vorher Pferde sind keine Automaten Nicht alle AdF sind geeignet,wenn es um den Umgangmit Pferdengeht.Der ÖsterreicherTierarztKaun erklärtein interessantes Detail: <Meine Erfahrungen zeigen, Vorbereitung dasssich bei entsprechender nur etwa 20Voder AdF zu Einsätzenmit Pferden eignen.>Bei seinen Schulungen fragt Kaun die Feuerwehrleuteimmer vor dempraktischenTeil, wer freiwillig an der Front arbeitenwill. <Durchschnittlichmel- I WichtigeAdresse frei Gibtes nacheinerEvakuation Tiere,so laufende oderverletzte kanndie Hilfedes Grosstier-Ret(GTRD@) über tungsdienstes CHlFL@ die Notrufnummer 079 7OO70 70 angefordert werden. 'r] Ausbildung 118 swissfire.ch 512010 den sichungefähr30Vo>>, erkJxt Kaun weiter.<Wenndannim PraxisteilPferdeaufgehalftert ausdem Stall geführt,angebunden und gesichertwerden müssenund einige Pferdehalt nicht wie Automatenfunktionieren, fallen noch einmal I\Vo weg;> <Wichtig im Umgang mit Pferdenist>, erwähnt der Kommandant der Betriebsfeuerwehr Einsiedeln, <dassdie entsprechendePersonein ruhiges,bestimmtesund sicheresAuftreten hat.> Weitere nötige Voraussetzungen für einenAdF im sicheren Umgang mit Pferdensind: keine Einsatzangst, keinehoheStimme,kein Selbstdarsteller sowie kein <Brutalo> oder I I PFERD I l a <<Rambo>>. Hengste,Stuten mit Fohlen, Esel Bei derEvakuationeinesPferdestalles sind Stutenmit Fohlenzusammenherauszubringen. Kleine Fohlenkönnenunter Umständen getragenwerden,grösserewerdenangehalftertund mit der Stuteherausgeführt oder mitgetrieben.Pferdein Gruppenhaltunghabenin derRegeleinenAuslaufoder Weideanschluss.Dorthin wird die ganze Herdegetrieben.Sind mehrereHengstezu evakuieren,müssen diese unbedingt getrennt verwahrt und in genügendemAbstandzu denStutenangebunden oderuntergebrachtwerden. Dergewöhnliche Anbindeknoten, derbeiPanikdes Pferdes mit einemRuckwiedergeöffnet werden kann. Dierenovierten Stallungen desKlosters Einsiedeln.lvlarkus Diem,Kommandant Betriebsfeuerwehr:useitdemUmbauwurdemitderFeuerwehr Einsiedeln bereitseineÜbung durchgeführt." SICHERUNG Esel könnenrundum schlagenund sind . nicht immer kooperativ.Je nach Grösse könnensie allenfallsvon mehrerenPersonenausderGefahrenzone herausseschoben odergetragenwerden. Achtung - wichtig! . Blaulicht und Zweiklanghorn bereits kurz vor dem Eintreffen auf dem Schadenplatzabschalten, weil diesPferdebereits nervösmacht; . ZufahrtnachMöglichkeit freilassen,damit verletzteTiereso raschals möglich in Kliniken transportiertwerden können; , Tierantaufbieten: in derWinterzeitwerdenvielePferdeauch im Stall mit Deckenzugedeckt.Deshalb nachEvakuationen soforlvorsorglichDecken entfernen,da sonstdie Gefahrvon schwersten Verbrennungen besteht; Pferdeausserhalbdes Stallesimmer sicherverwahrenund anbinden;nie wahllos Pferdein Halle oderKoppel spenen, da grosseVerletzungsgefahren wegensozialer Rangordnungbestehen; o schwereVerletzungoderTod einesPferdes bewirken beim Besitzerund anwesendenPferdeleuteneine akutepsychotraumatischeStressreaktion. & lsabelle Grünenwald, Redaktion [{ N