SIAM deckt Pelzskandal in den USA auf
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SIAM deckt Pelzskandal in den USA auf
Forschung & Transfer 07_063608unis_Inh Page 20 22 6-JUN-07 Neue Waffe gegen die Pelzmafia SIAM deckt Pelzskandal in den USA auf Saarbrücker Forscher erschweren skrupellosen Pelzhändlern das Handwerk: Ihr neues Verfahren kann unter anderem Hunde- und Katzenfelle von Zuchtpelzen und Imitaten unterscheiden. Erstmals werden Routinekontrollen etwa bei Import und Export möglich. In den USA sorgte ihre SIAM-Methode für einen handfesten Pelzskandal. Wie die Biochemiker der Saar-Uni für die US-amerikanische TierschutzVereinigung Humane Society of the United States herausfanden, waren als Imitate deklarierte Pelze tatsächlich echtes Fell vor allem von Marderhunden, einer mit dem Hund verwandten Tierart. D ie Bilder vom Abschlachten der Tiere, die der US-Tierschutzbund auf seiner Website zeigt, sind grausam. Sie sind vor allem in Asien tägliche Realität. Wie in diesem Video werden Millionen von Katzen, Hunden und Marderhunden unter schlimmsten Bedingungen gefangen gehalten, gequält, auf bestialische Weise getötet, etwa bei lebendigem Leibe gehäutet. Undeklariert oder mit irreführenden Bezeichnungen landen ihre Felle in der Bekleidungs- oder Spielzeugindustrie. So geschehen in den USA, wo zwar die Einfuhr und der Handel mit Katzenund Hundefellen verboten ist, bisher aber nicht der Handel mit Marderhund- fellen. Kleidungsstücke mit diesen Pelzen gelangten in die US-Warenhäuser – als angebliche Imitate von Kaninchen-, Kojote- oder Waschbärfellen. the United States auf. „SIAM steht für Species-Identification of Animals using MALDI-TOF-MS“, erklärt Dr. Klaus Hollemeyer. Die neue Technik, die auf der MALDI-TOF-Massenspektrometrie beruht, entwickelte er am Institut für Technische Biochemie der Saar-Uni gemeinsam mit dessen Leiter Prof. Elmar Heinzle und in Zusammenarbeit mit der Firma Gene-Facts. Zurzeit ist dieses Unternehmen, das von Absolventen der Universität gegründet wurde, weltweit das einzige Labor, das die Methode kommerziell anbietet. Statt Kunstpelz, zur Zeit der Moderenner in den USA, kauften die ahnungslosen Kunden echtes Tierfell. Wer einen Mantel mit Kunstfellkragen zu haben glaubte, trägt tatsächlich echten Marderhund. Die Täuschung deckten Forscher der Saar-Uni mit der SIAM-Methode im Auftrag der Tierschutz-Vereinigung Humane Society of In Europa könnte das Verfahren bald großen Einsatz finden. Auch hier sollen Katzen- und Hundefelle verboten werden. Die EU-Kommission will ein europaweites Ein- und Ausfuhrverbot für Katzen- und Hundefelle und aus ihnen hergestellte Produkte verhängen – einen entsprechenden Vorschlag hat sie bereits dem Europäischen Parla- Stammen Pelzimitate von Haustieren? Geht es illegalem Pelzhandel in Europa an den Kragen? Kurz notiert campus 2/2007 Durchblick in der Arbeitswelt Konkrete Zahlen, die helfen, die Arbeitswelt zu verstehen und zu gestalten, verspricht der neue Arbeitsweltmonitor. Dieses vom Institut für Managementkompetenz (imk) unter Leitung von Prof. Christian Scholz entwickelte neue Instrument für Unternehmen liefert ständig aktuelle Analysen zu Karriere, Finanzen, Arbeitsumfeld und Gesundheit. Mehrere hundert Arbeitnehmer beantworten hierzu regelmäßig anonym und online dieselben Fragen. Über die Daten zur Personalarbeit hinaus zeigt der Monitor Trends und Stimmungen. So wurden 2006 synchron mit der wirtschaftlichen Erholung auch Stimmungsänderungen sichtbar: Der Aufschwung führte vielerorts zu einer Verschärfung des Betriebsklimas. Mit den personalwirtschaftlichen Konsequenzen der Ergebnisse wird sich noch diesen Sommer ein Kongress in Walldorf befassen. Der Arbeitsweltmonitor 2006 kann kostenlos abgerufen werden unter: www.arbeitsweltmonitor.de Cyan Magenta Yellow Black Neuer Direktor am INM Ein Metallforscher von weltweitem Renommee kommt nach Saarbrücken: Prof. Eduard Arzt, Geschäftsführender Direktor des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für Metallforschung, wird neuer Wissenschaftlicher Direktor am Leibniz Institut für Neue Materialien (INM). Ab Oktober 2007 wird er zusammen mit Prof. Michael Veith (Wissenschaftlicher CoDirektor) und Jochen Flackus (Kaufmännischer Direktor) das INM leiten. Zugleich übernimmt Arzt die Professur für Neue Materialien unserer Universität. Präsident Linneweber, dem gemeinsam mit Staatssekretär Christian Ege gelungen war, den Physiker ins Saarland zu holen, wertet Arzts Zusage „als Beleg für das hohe Ansehen des INM und weitere Stärkung des Schwerpunkts der Nanound Biowissenschaften der Universität“. Bekannt wurde Arzt in jüngster Zeit auch durch seine Forschung zu Hafttechniken nach dem Vorbild der Natur. Hierbei arbeitete er bereits mit Wissenschaftlern unserer Universität zusammen. red 07_063608unis_Inh Page 21 Prof. Elmar Heinzle Dr. Klaus Hollemeyer Cyan Magenta Yellow Black Forschung & Transfer 23 Mit ihrer SIAM-Methode können die Saarbrücker Biochemiker die Herkunft von Haaren und Federn nachweisen. Foto: das bilderwerk entstehenden Spaltpeptide unterscheiden sich bei den einzelnen Tierarten. Diese Unterschiede können wir sichtbar machen“, erklärt der Biochemiker. So sind anhand der artspezifischen Peptide Ente und Fasan ebenso zweifelsfrei und schnell erkennbar wie Hamster, Nerz, Kaninchen, Kamel und Merinoschaf – oder eben Katze und Hund. Auch das menschliche Haar lässt sich identifizieren. Die SIAM-Methode kann routinemäßig auf Flughäfen oder bei Grenzkontrollen eingesetzt werden. Erforderlich ist hierfür ein Massenspektrometrie-Gerät, das derzeit speziell zum Einsatz für Stichproben entwickelt wird. Die Saarbrücker Biochemiker haben bereits Datenbanken mit den Peptidspektren bedrohter Tierarten und auch jenen Säugetieren erstellt, deren Wolle oder Felle legal oder illegal genutzt werden. Verdächtige Proben können mit diesen Datenbanken verglichen, identifiziert und aus dem Verkehr gezogen werden. Stoppen kann SIAM damit das grausame Abschlachten nicht. Aber wo kein Markt, da kein Absatz – und umso weniger Tiere müssen auf so schreckliche Art ihr Leben lassen. CE REGLER DIE GANZE BÜROWELT Büro-Centrum Hausbacher Straße • 66663 Merzig Fon (06861) 920-0 • Fax (06861) 920-920 http://www.regler.de • [email protected] campus 2/2007 ment und dem Rat vorgelegt. Damit ein EU-weites Verbot auch greift, sind verlässliche Prüfverfahren erforderlich. Haustierfelle lassen sich vom Aussehen oder Anfühlen her kaum von anderen Pelzen oder Imitaten unterscheiden. Das stellt die Kontrollbehörden vor Probleme. „In ihrem Vorschlag hat die EU-Kommission aus drei Analysetechniken insbesondere die MALDI-TOFMassenspektrometrie als geeignet und besonders zuverlässig bewertet“, freut sich Hollemeyer. Auch die britische Regierung und der amtliche Verbraucherschutz der Niederlande haben die Saarbrücker SIAM-Methode bereits prüfen lassen. „Die Ergebnisse dieser Untersuchungen bestätigten, dass SIAM als einziges Verfahren die geforderte Zuverlässigkeit erreicht“, so der Forscher. Ursprünglich war die SIAM-Methode als Instrument zur Qualitätskontrolle für Hersteller und Händler von Bettwaren entwickelt worden, um Enten- von Gänsedaunen zu unterscheiden (campus 4/2002, S. 10). Schnell zeigte sich aber weiteres Potenzial: Die biochemisch-physikalische Methode kann routinemäßig die Tierart auch bei Säugetieren und dadurch auch die Herkunft von Haaren nachweisen. Die Forscher erkannten die Bedeutung für den Schutz bedrohter Tierarten oder die Ermittlung von Fälschungen. „Außerdem können wir die Methode einsetzen, um die Qualität von Textilien tierischen Ursprungs zu kontrollieren“, ergänzt Hollemeyer. Recht häufig wird nämlich etwa teure Wolle von Kaschmir-Ziegen mit preiswerterer Wolle von Yak, Angorakaninchen oder Schaf gestreckt. „Sind diese Verfälschungen nicht deklariert, werden die Verbraucher arglistig getäuscht. Mit SIAM können wir nicht nur die Verfälschung erkennen, sondern sie auch prozentual bestimmen“, erklärt Hollemeyer. Kern des Verfahrens sind so genannte Spaltpeptide, die entstehen, wenn Proteine von Haaren oder Federn mittels spezieller biochemischer Techniken gespalten werden. „Der Aufbau der Proteine und die daraus 6-JUN-07