Dezember 2004 - Homepage
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Hochschulautonomie nur eine Leerformel? Aus dem Inhalt Universität kämpft um Gestaltungsfreiheit Themen-Überblick Um die Uni verdient gemacht . 5 Preise für gute Lehre . . . . . . . . 8 Nachruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Einladung zum Schmökern . . . . 12 Studentenwerk aktuell . . . . . . 20 Menschen an der Universität . 24 (ul) "Jede niedersächsische Hochschule braucht ihr spezifisches Profil, will sie im Wettbewerb bestehen", verdeutlichte Wissenschaftsminister Lutz Stratmann jüngst den Kuratoren der Universitätsgesellschaft und forderte von den Hochschulen eine "Konzentration auf Stärken und Kernkompetenzen". Dafür brauchen die Hochschulen Handlungsspielraum. Das hat auch der Staat erkannt und vergrößert die Autonomie der Hochschulen. Globale Haushaltszuweisung, flexible Professorenbesoldung, Festlegung der Hochschulentwicklung durch Zielvereinbarungen sind Beispiele dieses Wandels. Doch schon bald wird deutlich: Mit der gewährten Autonomie werden gleichzeitig immer neue Erlasse und Verordnungen entwickelt, die die Hochschulen als Landesbetriebe wieder an die Leine nehmen. Manfred Blome, Dezernent für Gebäudemanagement, ist ein umtriebiger Mensch. Doch er wird immer wieder in seinem Engagement gebremst. Bei allen baulichen Maßnahmen, welche künstlerischen oder technischen Sachverstand verlangen, ist das Staatliche Baumanagement einzuschalten, so die Order aus Hannover. Will heißen: "Uns bleibt eigentlich nur das Abschmieren von Türen und Schlössern und das Streichen von Kellerräumen in Einweihen Ausgabe 2004/5 Jahrgang 12 Dezember 2004 Eigenverantwortung." Selbst das Wechseln einer zerschlagenen Thermopanescheibe muss angezeigt werden. "Von Autonomie sehe ich da keine Spur", so Blome. Beim derzeitigen Umbau der Reithalle am Westerberg in einen Hörsaal kann die Universität zwar der staatlichen Baubehörde Wünsche vortragen, letztlich aber nur den Plänen zustimmen oder sie ablehnen. "So entstehen Bauten mit enormen Folgekosten für die Universität", ärgert sich Blome. Der Eingangsbereich des neuen Hörsaalzentrums am Westerberg sei so eine Fehlplanung. Die offene Konstruktion bis zum Dach schlucke mehr Energie als zwei Fortsetzung auf der Seite 2 Es sind gleich drei Jubiläen, die es am Dienstag, 14. Dezember, zu feiern gibt: Zum einen zehn Jahre Institut für Umweltsystemforschung (USF). Zum anderen 15 Jahre Angewandte Systemwissenschaft in Osnabrück. Und darüber hinaus wird der Gründungsdirektor des Instituts, Prof. Dr. Michael Matthies (Bild), 60 Jahre alt. Allesamt würdige Anlässe, um mit einem Festkolloqium das neue Hörsaalgebäude am Westerberg sowie die neuen Räume des USF einzuweihen. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr im neuen Hörsaalgebäude. (os)/Foto: Elena Scholz Der AStA der Universität Osnabrück: Was ist das denn? Ein Gremium, das ziemlich viel auf die Beine stellt und die Interessenwahrnehmung der hiesigen Studierenden ganz groß auf seine Fahnen geschrieben hat. Wissenswertes über den Allgemeinen Studierendenausschuss und seine Arbeit auf der Seite 6 Hanns Johst gilt als Paradebeispiel eines nationalsozialistischen Schriftstellers und Kulturfunktionärs. Eine umfassende soeben erschienene Biographie zeigt nun die verschiedenen Facetten seines Wirkens. Seite 7 Sie kamen, sahen und tanzten: Mehr als 3.000 Gäste besuchten in diesem Jahr den Ball der Universität in der Osnabrücker Stadthalle. Ein abwechslungsreiches Musikprogramm und viele Attraktionen sorgten erneut für eine hervoragende Stimmung bis zum frühen Morgen. Seite 19 Hochschulpolitik 2 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Hochschulautonomie nur eine Leerformel? Fortsetzung von der Seite 1 Hörsäle zusammen. "Das hätten wir angesichts der enormen Betriebskosten anders gebaut." Stichwort Bewirtschaftungskosten: Die sind für die zahlreichen Universitätsbauten kaum noch aufzubringen. "Seit 1995 haben wir einen Flächenzuwachs von 15 Prozent bei gleichem Mittelansatz vom Land. Im kommenden Jahr fehlen uns 200.000 Euro für die Bewirtschaftung der etwa 70.000 Quadratmeter Gebäudeflächen", rechnet Blome vor. In der Schublade liegen bereits Pläne, die Institute entsprechend der Flächennutzung künftig an den Kosten zu beteiligen. "Dabei haben wir durchaus noch Einsparpotentiale", gibt der Gebäudemanager zu erkennen. "Bei der Energielieferung sind wir zum Beispiel an Rahmenverträge des Landes gebunden. Würden wir die Stromlieferung selbst ausschreiben, könnten wir wesentlich günstigere Konditionen erzielen." Etwa 120.000 Euro ließen sich jährlich einsparen. "Da spart der Finanzminister durch Rahmenverträge und wir zahlen drauf", empört sich Blome über das "kleinteilige Hineinregieren aus Hannover". Das Grollen über die Ministerialbürokratie der Landeshauptstadt ist auch auf anderen Fluren der Universität lautstark zu vernehmen. So regeln Erlasse des Finanzministers, dass alle Neueinstellungen und Übernahmen in den Landesdienst im Verwaltungsbereich zu unterlassen sind. Das gesparte Geld geht an den Finanzminister. Hinzu kommt die so genannte Jobbörse, die unter anderem aus der Auflösung der Bezirksregierungen resultiert. Dort nicht mehr benötigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen in einem anderen Landesbetrieb – zum Beispiel einer Hochschule – eine neue Beschäftigung finden. Ausnahmen sind möglich. Doch die Bearbeitungszeit eines Ausnahmeantrages, dem bereits ein Negativbescheid der Jobbörse beigefügt werden muss, beträgt zwischen sechs und acht Monaten, erläutert Personaldezernent Horst Hollenberg. Drei Ministerien sind in den Fall involviert: das Wissenschaftsministerium, der Finanzminister und der Innenminister. Dieser bürokratische Weg durch die Instanzen ist verbunden mit einer Unzahl von Nachfragen bildung aussieht, entpuppt sich als aller Betroffenen und Beteiligten. bildungsökonomischer Schachzug Selbst bei einer Verlängerung ei- des Kultusministeriums. Denn ner gering dotierten Stelle um nur gleichzeitig wird der Vorbereisechs Monate wird dieser Auf- tungsdienst zum Lehramt von 24 wand betrieben. "Das ist die teu- auf 18 Monate gekürzt. Dr. Yoerste Art zu sparen, die mir bis- shiro Nakamura vom Zentrum für lang begegnet ist", machte Präsi- Lehrerbildung: "Da spart der Kuldent Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger tusminister, baut den Berg an Revor den versammelten Ehren- ferendaren ab und bürdet den gästen zur Verabschiedung des Lehrenden der Universität noch Altpräsidenten Künzel seinem Är- zusätzlich die Anerkennung der ger Luft. "Herr Ministerpräsident, Praktika und umfangreiche Bebitte befreien Sie uns aus dem ratungsleistungen auf." Würgegriff der Bürokratie und Auch die neue W-Besoldung dem Ihres Finanzministers!" Rol- der Professoren wirft ihre Schatten linger fordert das voraus. Künftig Umkehrprinzip: muss die Uni"Sagen Sie uns, versität die Bewelches Personal Gestaltungsspielraum züge mit den mit welchen QuaProfessoren für die Uni wird lifikationen es verhanzunehmend enger selbst gibt, dann findet deln. Ein Verfahdie Universität ren, das auf Anvielleicht noch trag jedes einzelMöglichkeiten, die sie bislang noch nen Dozenten alle drei Jahre stattgar nicht gesehen hat." findet. "Die enorme Belastung für Nicht minder hart trifft die das Präsidium, die Fachbereiche Universität die "Änderung der und Besoldungskommissionen Verordnung über die Ersten wird bislang völlig unterschätzt", Staatsprüfungen für Lehrämter im befürchtet Personaldezernent Land Niedersachsen". Datiert vom Horst Hollenberg. 17. Oktober 2002 schreibt sie Seinem Kollegen Wolfgang Lehramtsstudierenden "die Ab- Meschke, Dezernent für Studenleistung eines weiteren schulischen tische Angelegenheiten, steht die oder anderweitig förderlichen Änderung des Niedersächsischen Praktikums von vier Wochen Hochschulzulassungsgesetzes ins Dauer" vor. Was zunächst nach Haus. Wenn künftig die Hocheiner praxisnahen Berufsaus- schulen ihre Studierenden selber aussuchen – was für alle Studiengänge wünschenswert wäre – hätte die Universität Osnabrück bis zu 7.000 Zulassungsanträge zu bearbeiten, an denen sich die Fächer mit einer Vielzahl von Auswahlgesprächen beteiligen müssten. Für den zusätzlichen personellen Mehraufwand hat der Gesetzgeber gleich eine Lösung parat: "Es wird erwartet, dass die hierfür erforderlichen Kosten dadurch kompensiert werden, dass sich infolge der Zulassung der am besten geeigneten Studienbewerberinnen und Studienbewerber mittelfristig der Aufwand für die studienbegleitenden Betreuungsund Beratungsleistungen verringert." Nachzulesen in der Landtagsdrucksache 15/1101. Die Einführung des Globalhaushaltes im Jahre 2000 sollte der Universität die langerhoffte Finanzautonomie bringen. "Doch der Gestaltungsspielraum ist äußerst gering", resümiert Finanzdezernent Jens Meinen. 70 Prozent des Jahresbudgets von 76,7 Millionen Euro sind durch Personalkosten gebunden. Und dann sind da immer wieder neue Sparauflagen, die das Land der finanzschwachen Universität aufbürdet. "Allein in diesem Jahr müssen wir im Rahmen des Hochschuloptimierungskonzeptes 675.000 Euro einsparen." Dabei sind zurückliegende Sparauflagen aus der Innovationsoffensive I und dem Innovationspakt II noch nicht einmal abgearbeitet. Hinzu kommen "einzelfallbezogene Entscheidungen" mit hohem Verwaltungsaufwand. Jüngstes Beispiel aus dem Finanzministerium: Die Universität soll zehn Prozent ihrer Dienstfahrzeuge einsparen. "Das sind kleinkarierte Eingriffe, die nicht ins Bild der Hochschulautonomie passen", beschwert sich der Finanzexperte. Ein weiteres Instrument im Netzwerk der Verbindlichkeiten sind die Zielvereinbarungen. Die Universität verhandelt in regelmäßigen Abständen mit dem Wissenschaftsministerium, was anzustrebende Ziele der universitären Entwicklung sein könnten. Die Verhandlungen für die Zielvereinbarung 2005/2008 stehen gerade bevor. Die Mittelzuweisung soll zunächst in beschränktem, später Fortsetzung auf der Seite 3 3 Autonomie ... Fortsetzung von Seite 2 jedoch in zunehmendem Maße davon abhängig sein, ob Ziele erreicht werden. Parameter sind zum Beispiel die Kapazitätsauslastung, die Zahl der Absolventen, die Zahl der ins Ausland gehenden Studierenden, das Drittmittelaufkommen und die Zahl der Promotionen. Um Ziele durchzusetzen wird es die Aufgabe des Präsidenten sein, mit Dekanen genauso Zielvereinbarungen abzuschließen wie die Dekane ihrerseits mit den Institutsdirektoren. "Da müssen alle mitziehen, um das Ganze zu bewegen", so Planungsdezernentin Dr. Ute Langenbeck. Doch wer kann Ziele definieren, die gleichzeitig so abstrakt und konkret sind, dass sie für die Universität als Ganzes aber auch bis in die einzelnen Institute Bestand haben können? Präsident Rollinger wünscht sich einen Hochschulentwicklungsplan, aus dem sich die Zielvereinbarungen künftig ableiten lassen. Stein des Anstoßes während der jüngsten Senatssitzung: in den Zielvereinbarungen sollen nur Forschungsschwerpunkte mit jährlichen Drittmitteleinwerbungen von über 500.000 Euro aufgeführt werden. "Das geht an den Fächerkulturen vorbei", war unter anderem vom Fachbereich Sozialwissenschaften zu hören, wo hervorragende Forschung auch ohne eingeworbene Drittmittel geleistet werde. In der bundesweiten Diskussion befürchten die Universitäten mit den Zielvereinbarungen überdies neue Abhängigkeiten, wenn der Staat nur Ziele anerkennt, die die Parteien im Rahmen ihrer politischen Konzepte für förderungswürdig erachten. Denn eines machte Wissenschaftsminister Stratmann vor den versammelten Kuratoren der Universitätsgesellschaft unmissverständlich deutlich: Solange der Staat einen Großteil der Kosten für die Hochschulen trage, möchte er die Ziele der Hochschulen auch mitbestimmen. Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Hochschulpolitik (os) Die nachstehend abgedruckte Eingabe an den niedersächsischen Landtag wurde der Redaktion von dem Leiter des Studierendensekretariats, Wolfgang Meschke, mit der Bitte um Veröffentlichung zugesandt. Meschke führt darin aus, dass er sich aufgrund der Personalpolitik des Landes nicht mehr in der Lage sieht, die ihm anvertraute Fürsorgeverpflichtung für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wahrzunehmen. „Da gegen diese Art von Sparpolitik nicht anders wohl nicht beizukommen ist, müssen politische Wege beschritten werden“, so Meschke. An den Niedersächsischen La Wolfgang Meschke ndtag Heinrich-Wilhelm-Kopfc/o Universität Osnabrü Platz 1 ck Petitionsausschuss Dezernat Studentisch e Angelegenheiten Postfach 4469 30159 Hannover 49069 Osnabrück 15.10.2004 Einstellungsstopp: Rd . Erlass des MF vom 19 .12.2003-12.2-0022.10 /2204 Sehr geehrte Damen un d Herren, als der für die Studieren denverwaltung zustän dige und verantwortlich heute in einer grundsät e Dezernent wende ich zlichen Angelegenheit an Sie. mich Es geht um die mit ob igem Erlass eingeschrän kte Fortsetzung eines Arbeitsverhältnisses be befristeten i Elternzeit. Gibt man jungen Mensc hen nach abgeschlossen Anstellung, so treten für er die betroffenen Einrichtu Ausbildung die Chance einer festen Schwangerschaft nach Ablauf der Mutterschu ngen dann Nachteile ein, wenn bei einer tzfrist ein ggf. längerer (Elternzeit) in Anspruc Freistellungszeitraum h genommen wird. Ka nn während der Mutte Person ganztägig vertre rschutzfrist die betroffe ten werden, ist es nach ne Hälfte möglich. dem obigen Erlass für eine Elternzeit nur noch zur Auf dem hier betroffene n Arbeitsplatz ist bei ge ausreichend. Eine Um stiegenen Aufgaben nic verteilung der Arbeit sch ht ließt sich aus, da auf an einmal eine Ganztagskraft jetzt jenseits der Belas tungsgrenze gearbeitet deren Arbeitsplätzen sch wird. on Zwar gibt es in solchen Fällen die Möglichkeit , an den MF einen Ausna Bearbeitungs- und En tscheidungsdauer ers hmeantrag zu stellen, treckt die eine ordnungsgemäße Geschäftserledigung ein sich aber über einen so langen Zeitraum, da Selbstverwaltungssys ss e off en e Fra ge ble ibt. Hier wird ein bürok tem in Gang gesetzt, da ratisc s landesweit erheblich und die -gemessen an e Personalkapazität bin hes den Kosten- in keinem det, Verhältnis zu den Perso BAT VIb-Stelle steht. nalausgaben einer halbe n In diesem Zusammenh an Bürokratieabbau setzt, g weise ich darauf hin, dass Ministerpräsiden hier aber das genaue t Wulff immer wieder au Gegenteil der Fall ist, Hochschulautonomie f von der vielgepriesene ganz zu schweigen. n Erlaubt sei noch ein an derer Hinweis: Wenn wir unseren Aufga be Personalstand kaum leis n nachkommen sollen, was schon mit dem gegenwärtigen tbar ist, wäre es dring end erforderlich, zu ein chen Vorgaben zu gelan er Vereinfachung der gen. gesetzliDieses ist aber nie ge schehen. Im Gegenteil: Mit jeder Än Verfahrenserfordernisse derung von Gesetzen kamen weitere (neue ) Aufgaben mit aufwend n hinzu (z.B. die Einzie ige hung der Langzeitgebü das künftige Zulassun gsrecht). hren nach § 11 ff. NHG n oder Ich bitte daher den La ndtag, darauf hinzuwirk en, dass die angesproc Regelung (eingangs ge hene nannter Erlass) wieder aufgehoben wird. Es ist keinesfalls hinzun eh gezwungen werden, die men, dass die Hochschulen durch derartig e Ex Fürsorgepflicht des Die antwortlich wahrnehme nstherren "Land Niede ekutivmaßnahmen n zu können. rsachsen" nicht mehr verEs geht schließlich un d insbesondere auch um Me nsc he n und um deren unver Von dieser Eingabe erh zichtbare Arbeit. alten Kenntnis mit der Bitte um Unterstützung a) Hochschulleitung : b) Personalrat c) Frauenbeauftragte Ich danke Ihnen für die dortigen Bemühungen . Mit freundlichen Grüss en Wolfgang Meschke Forschung - Lehre - Studium Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 4 Würdigung einer jahrelangen Spitzenleistung Sonderforschungsbereich 431 in der Biologie wird verlängert – DFG gibt rund 3 Millionen Euro (os) Die Biologie an der Universität Osnabrück hält seit langem einen Spitzenplatz in der deutschen biologischen Wissenschaftslandschaft. So hat sie beim Forschungsranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) im vergangenen Jahr hervorragend abgeschnitten. Gemessen an wichtigen Kriterien nimmt sie den ersten Platz unter 44 evaluierten biologischen Fachbereichen Deutschlands ein. Dieser große Erfolg wird nun auch dadurch untermauert, dass der von der Deutschen Forschungsmeinschaft (DFG) seit 1999 finanzierte Sonderforschungsbereich (SFB) 431 „Membranproteine: Funktionelle Dynamik und Kopplung an Reaktionsketten“ für weitere drei Jahre mit mehr als 3 Millionen Euro gefördert wird. In seiner Sitzung im November empfahl der Bewilligungsausschuss der DFG einstimmig die Weiterfinanzierung für die Jahre 2005 bis 2007. Der Schwerpunkt des derzeit einzigen Osnabrücker SFBs liegt auf der Erforschung von Membranproteinen und ihrer Ankopplung an intrazelluläre Regulationsnetzwerke. Wie die Gutachter schon bei der Begehung des SFBs im September betonten, sind Membranproteine ein extrem wichtiger, schwer zu bearbeitender Forschungsbereich, in dem Deutschland traditionell eine führende Rolle spielt. Es sei daher sehr zu begrüßen, dass der SFB diese Tradition aufrecht erhält. Insgesamt sei der SFB ein Leuchtturm für Osnabrück, die dort geleistete Forschungsarbeit sei sehr zukunftsträchtig. Zum Hintergrund: Sonderforschungsbereiche sind auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegte Forschungseinrichtungen einer Hochschule. Wissenschaftler arbeiten dort im Rahmen fächerübergreifender Forschungsprogramme zusammen. Essentiell für die Förderung ist dabei die wissenschaftliche Qualität und Originalität eines anspruchsvollen, aufwendigen und langfristig konzipierten Forschungsvorhabens auf internationalem Niveau. Die Mittel erhält die DFG vom Bund und allen Ländern gemeinsam. Die antragstellende Hochschule und die beteiligten Forschungseinrichtungen stellen die personelle und materielle Grundausstattung zur Verfügung. Die dritte Förderperiode des SFB 431 ist geprägt durch insgesamt 14 Teilprojekte. Für den Sprecher des SFBs, Prof. Dr. Helmut Wieczorek, ist die Weiterführung eine erfreuliche Bestätigung der Arbeit des Fachbereichs: „Bei uns forschen viele Teildiszi- plinen an ganz unterschiedlichen Membranaspekten. Das macht die Forschung sehr farbig und auch für Studierende interessant.“ Durch die Hinzunahme neuer Teilprojekte kam es im Laufe der Jahre zu einer gewissen Verlagerung des Schwerpunktes im SFB, bei der eine sichtbare Entwicklung in die Richtung membranbezogener zellulärer Fragen festzustellen ist. Die Fokussierung auf die Struktur, Funktion und Regulation von Membranproteinen, eine der bisherigen auch international anerkannten Stärken, bleibt dabei allerdings unverändert. Die Teilprojekte beschäftigen sich mit primär aktiven Ionen- Freude: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SFBs zeigten sich stolz über ihren Erfolg. Foto: Elena Scholz Drei weitere neue Teilprojektleiter kommen aus dem wissenschaftlichen Nachwuchs. In einem Projekt der neugeschaffenen DFG-Nachwuchsgruppe werden nährstoffbedingte Signaltransduktionswege bei der Spalthefe untersucht, die beiden anderen Projekte beschäftigen sich mit einem bakteriellen Kaliumionen transportierenden Proteinkomplex bzw. der Chitinsynthese bei Insekten. Die Stelle für die Nachwuchsförderung wird im SFB besonders groß geschrieben transportproteinen, Transportern für Kaliumionen, dem Transport und der Biosynthese von Biopolymeren sowie mit verschiedenen Aspekten membranabhängiger Signaltransduktionssysteme. Drei der neuen Teilprojekte werden von Professoren geleitet, die erst kürzlich berufen worden waren, zwei Biologen und einem Physiker. Das in der Physik beheimatete Projekt beschäftigt sich mit einem bakteriellen sensorischen Rhodopsin und dem daran gekoppelten Transducer, die beiden neuen Projekte in der Biologie bearbeiten stressbedingte Signaltransduktionswege bei der Bäckerhefe sowie Signaltransduktionswege, die an der Herzentwicklung der Taufliege Drosophila beteiligt sind. Nachwuchsgruppe ist zunächst auf fünf Jahre befristet. Bei erfolgreicher wissenschaftlicher Tätigkeit ist anschließend die Übernahme auf eine Professur möglich, so Wieczorek. Insgesamt dominiert im SFB die Grundlagenforschung. Darüber hinaus vergessen die beteiligten Wissenschaftler nicht die Praxisbezogenheit ihrer Projekte, wie sich an drei Beispielen skizzieren lässt. So können die in einem der Teilprojekte gewonnen Ergebnisse zur Regulation des Kohlenhydratstoffwechsels in Bakterien unmittelbar für die Erstellung eines komplexen Simulationsmodells der Stoffwechselvorgänge verwendet werden. Ein solches Modell, das in Ko- operation mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts in Magdeburg erstellt wird, soll in Zukunft die Verbesserung von biotechnischen Produktionsabläufen erleichtern. In einem anderen Teilprojekt, in dem die Synthese von Chitin, dem neben der Cellulose wichtigsten Biopolymer auf der Erde, analysiert wird, geht es um das für die Synthese essentielle Enzym Chitinsynthase. Aufgrund ihrer Schlüsselrolle im Chitin-Stoffwechsel und der Tatsache, dass Wirbeltiere kein Chitin produzieren, stellt dieses Enzym ein ideales Ziel für die Entwicklung neuartiger, umweltschonender Fungizide und Insektizide dar. Ebenso für die Entwicklung solcher Fungizide, aber darüber hinaus auch für die kostengünstige Gewinnung von pharmazeutisch relevanten Proteinen (wie etwa Insulin oder Interferon), können die Forschungen auf dem Gebiet der Signaltransduktion und Zellwandsynthese in Hefe eingesetzt werden. Wert legen die Osnabrücker Wissenschaftler auf eine solide Nachwuchsförderung, wie Wieczorek betont: "Allein 19 Doktorarbeiten wurden in der letzten Förderperiode abgeschlossen und 24 laufen noch. Und nicht zuletzt eine vor kurzem erfolgte sowie eine anstehende Habilitation belegen, dass wir die Förderung unseres Nachwuchses mit Nachdruck betreiben." 5 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Forschung - Lehre - Studium Um Universität und Land verdient gemacht Festakt zur Verabschiedung des ehemaligen Universitätspräsidenten Prof. Dr. Rainer Künzel (ul) Mit einem Festakt im Osnabrücker Schloss wurde Prof. Dr. Rainer Künzel am 30. September 2004 nach 14jähriger Amtszeit als Präsident der Universität Osnabrück verabschiedet. Zu den 400 Gästen gehörten neben den Hochschulmitgliedern zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Ministerpräsident Christian Wulff würdigte Künzel als "Architekten und Baumeister" des Universitätsstandortes Osnabrück. Zwischen Stadt und Universität habe sich ein "befruchtendes Miteinander" entwickelt. Dies sei ein wesentlicher Standortvorteil. Die Studierenden sähen in Osnabrück eine Stadt, die ihnen neben den Studienmöglichkeiten ein "großes Stück Lebensqualität" biete. Trotz bescheidener Ausstattung habe sich die Universität in den 30 Jahren seit ihrer Gründung zu einer etablierten Hochschule entwickelt. Wulff weiter: "Von Anfang an und mit großem Erfolg in der Zeit Ihrer Präsidentschaft hat sich die Universität den Herausforderungen gestellt und ihre innovativen Kräfte für die kulturelle, wirtschaftliche und technologische Entwicklung der Region Osnabrück eingesetzt." Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip hob besonders Künzels Engagement bei der Initiierung der Osnabrücker Friedensgespräche und als Juryvorsitzender des ErichMaria-Remarque-Friedenspreises hervor. "Will man das Ziel Ihrer Amtsführung auf eine Kurzformel bringen, so die, dass für die Wissenschaft nur Qualität zählt und zählen darf", betonte Dekanesprecher Prof. Dr. Jörn Ipsen in seiner Begrüßungsansprache. Mit dem Ende der Planwirtschaft hinsichtlich der Studienplätze seien die Hochschulen in die Freiheit des Wettbewerbs entlassen worden und müssten sich ihm stellen. "Sie haben die gewandelten Bedingungen, unter denen die Hochschulen nunmehr antreten, frühzeitig erkannt und ihr Bemühen darauf gerichtet, die Universität Osnabrück wettbewerbsfähig zu machen", bedankte er sich beim scheidenden Präsidenten. Zu Gast bei der Verabschiedung des langjährigen Universitätspräsidenten (v. l.): Staatssekrektär Dr. Josef Lange, Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip, Prof. Dr. Helene Harth, Universitätspräsident Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger, Prof. Dr. Rainer Künzel sowie der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff. Fotos: Elena Scholz "Gibt es ein Leben nach Künzel?", fragte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Prof. Dr. Peter Gaehtgens und zeigte die Meilensteine auf, die Künzel als HRK-Vizepräsident von 1994 bis 2000 hinterlassen hat. Ob zuständig für Organisation und Finanzierung der Hochschulen oder später nach seiner Wiederwahl 1997 für internationale Angelegenheiten, Künzel sei "immer eine feste Größe in den Gremien der HRK" gewesen. Als "ausgeprägt praktischer Mensch" habe sein Wort Gewicht gehabt. Er sei bereit gewesen, Verantwortung zu übernehmen und habe als "ehemaliger Leistungssportler" nicht nur sich selbst, sondern auch anderen viel abverlangt. Und Prof. Dr. Ludwig Schätzl, Vorsitzender der Landeshochschulkonferenz bekannte mit bayerischem Humor, dass er nach achtstündigen Sitzungen auch schon mal "Halluzinationen von blauem Himmel und Weißbier" bekommen habe, wenn Künzel weiter fachliche Fragen erörtern wollte. Der Osnabrücker Universitätspräsident war nicht nur HRK-Vizepräsident, sondern von 1993 bis 1998 auch Vorsitzender der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen. Seine zeitweise Abwesenheit sei aber "der Hochschule sehr zu Gute gekommen", betonte die Vorsitzende des Hochschulrates, Prof. Dr. Helene Harth, mit Blick auf Künzels hervorragende Kontakte zu Wirt- schaft, Wissenschaftsorganisationen und Politik. Der scheidende Präsident fasste sich kurz. Er verzichtete angesichts der fortgeschrittenen Zeit auf seinen Festvortrag "Univer- sei jedoch überzeugt, dass es dem neuen Präsidenten im Verein mit den weiteren Präsidiumsmitgliedern gelingen werde, "die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern, unter denen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Forschung und Lehre erfolgreich sein können." Präsident Rollinger erklärte in seinem mit "Perspektiven" überschriebenen Beitrag, dass sein Ziel für die Universität zwar bescheiden klingen mag, aber hochgesteckt sei. "Ich möchte, dass unsere Universität das bleibt, was sie ist: engagiert, flexibel und erfolgreich." Dies bedeute aber nicht notwendigerweise, dass sie auch so bleibe, wie sie ist. "Ich denke, dass die Universität dann eine Perspektive hat, wenn sie in finanzieller Hinsicht Planungssicherheit bekommt, wenn sie über Ressourcen (also Geld, Nutzungsfläche und Personal) autonom entscheiden kann und wenn die Reform der Universität nicht um der Reform willen, sondern syste- Bewährtes Team: Prof. Dr. Rainer Künzel bedankte sich für die Zusammenarbeit besonders herzlich bei seiner langjährigen Sekretärin Elke Albrecht. sitäten im Umbruch" (nachzulesen auf den Seiten 16 und 17 dieser Ausgabe) wies aber in seiner Dankadresse darauf hin, dass er ein großes Projekt, die Fusion der Universitäten Osnabrück und Twente, leider nicht habe realisieren können. An seinen Nachfolger, Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger gewandt, bedauerte er, dass es ihm trotz großer Kraftanstrengungen nicht gelungen sei, "eine Universität zu übergeben, in der alle Probleme gelöst sind." Er matisch und erkenntnisorientiert vorangetrieben wird." Künzel verabschiedete sich als Präsident, nicht aber von der Universität. Er widmet sich nunmehr auf einer Professur im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der "Ökonomie und Politik des tertiären Bildungssystems" und bleibt darüberhinaus Wissenschaftlicher Leiter der Zentralen Evaluations- und Akkreditierungsagentur Hannover (ZEvA). Forschung - Lehre - Studium Sehr engagiert statt nur enerviert Keine dogmatischen Ideologen: Der AStA mischt sich gerne ein (os) Der Begriff ist ein bürokratisch anmutendes Wortungetüm: Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA). Paradoxerweise verbirgt sich hinter der Bezeichnung alles andere als verstaubte Büromentalität mit dem obligatorischen trocken gelegten Usambaraveilchen-Skelett auf der Fensterbank. Der AStA stellt sich vor. Der Auftrag ist klar gestellt: Der AStA vertritt studentische Interessen sowohl gegenüber der Hochschulleitung als auch gegenüber der Landes- und Bundesregierung. Gewählt wird das Gremium jeweils im Frühsommer vom Studierendenparlament, die Amtszeit geht über zwei Semester. Soviel zum Verfahren. An der Universität Osnabrück hat der Ausschuss seine Räume in der Alten Münze 12, direkt neben der Universitätsbibliothek. Hinter einer dicken Stahltür, die Treppe hoch im ersten Stock, tut sich einiges: Zehn Referenten, unter anderem für Hochschulpolitik, Kultur, Soziales, Fachschaftskoordination und Internationales, arbeiten dort. Zwei davon sind Sonja Kolb und Tobias Nehren, zuständig für Hochschulpolitik, einen Bereich, in dem sich gerade in jüngerer Zeit einiges getan hat: Kürzungen und Einschnitte in den Hochschulhaushalten und das "Hochschuloptimierungskonzept" halten die zuständigen Referentinnen und Referenten ebenso auf Trab wie die aktuelle Diskussion zur Einführung von allgemeinen Studiengebühren. Gerade dieses Thema brennt der Studierendenvertretung auf den Nägeln: "Im Moment werden allgemeine Studiengebühren häufig als Patentrezept zur finanziellen Sanierung der Hochschulen beworben. Die möglichen sozialen Folgen solcher Gebühren werden dabei von den verantwortlichen Politikern gerne verharmlost. Und die Meinung der Studierenden, die ja eigentlich die Hauptbetroffenen sind, wird in der Diskussion ausgeklammert.", erklärt Nehren. Um so ärgerlicher ist diese Nichtbeachtung, weil die Referenten auf den Dialog mit den zuständigen Stellen setzen. Und dieses Konzept gilt nicht zuletzt auch für den 6 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Umgang mit der Hochschulleitung: "Natürlich gibt es zwischen AStA und Hochschulleitung in manchen Dingen Meinungsverschiedenheiten", erklärt Öffentlichkeitsreferent Stefan Berendes und fügt schmunzelnd hinzu: "Es wäre ja auch verwunderlich, wenn das anders wäre. Aber verschiedene Meinungen müssen nicht zwangsläufig dazu führen, dass man sich Wissenswert Osnabrücker Forscher in ZALF-Beirat gewählt Dogmatische Ideologen, so hat es den Anschein, sind die Referenten nicht. Vielmehr geht es ihnen darum, als Ansprechpartner wahr- und ernstgenommen zu werden – von den Studierenden wie auch von allen anderen Angehörigen der Universität. Die Hochschulpolitik ist längst nicht alles. Weitere Aufgaben sind Prof. Dr. Michael Matthies Foto: Elena Scholz Frei heraus: Die Referentinnen und Referenten des Allgemeinen Studierenden Ausschusses kennen keine Berührungsängste. Foto: privat nicht mehr konstruktiv austauschen kann. Immerhin geht es momentan um Bildungspolitik, die in Hannover gemacht wird – und nicht nur in Osnabrück." Wissenswert Sprechzeiten des AStA Referat für Finanzen: Bastian Mönkediek, Mo, 10-13 Uhr, Di, 13-15 Uhr Referat für Soziales: Simone North, Di und Do, 10-13 Uhr, Referat für Fachschaften: David Fliegel, Mi, 10-13 Uhr Referat für Öffentlichkeit: Stefan Berendes, Di, 13-15 Uhr, Fr, 10-13 Uhr Referat für Internationales: Lotta Jegodtka, Do, 10-13 Uhr Ulf Meier, Mi, 10-13 Uhr die Unterstützung der Studierenden bei rechtlichen und sozialen Fragen, die Information über hochschulpolitische Dinge und natürlich nicht zuletzt die Zusammenstellung eines abwechslungsreichen Kulturprogramms "von Studierenden für Studierende", wie die Kulturreferenten Volker Arnke und Malvin Schwarz erklären. Auch da sind die Referentinnen und Referenten offen für alles. So planen sie für ihre Amtszeit unter anderem einen Musiksampler mit Stücken von zahlreichen Unibands, verschiedene Konzerte und Lesungen und setzen auf kontinuierliche Qualität: Erfolgreiche Projekte wie der diesjährige AStA Band Contest und das traditionelle Schlossinnenhof Open Air sollen mit neuer Energie und frischen Ideen auch 2005 in die nächste Runde gehen. Eine Frage bleibt: Wie sieht es mit der Wahlbeteiligung aus? "Verbesserungswürdig", meint Hochschulpolitikreferentin Sonja Kolb zu der Wahlbeteiligung, die in der Regel etwa bei 16 Prozent liegt. Im Vergleich zu anderen (os) Prof. Dr. Michael Matthies, Leiter des Instituts für Umweltsystemforschung der Universität Osnabrück, wurde in den Wissenschaftlichen Beirat des Zentrums für Agrarlandschaftsund Landnutzungsforschung (ZALF) in Müncheberg (Brandenburg) berufen. Forschungsaufgabe des ZALF ist die Analyse, Beurteilung und Prognose von Prozessen und ihrer Wechselwirkung in vorwiegend agrarisch genutzten Landschaften. Das ZALF wurde 1992 gegründet und gehört der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) an. Es zählt heute rund 265 Mitarbeiter, die in sieben wissenschaftlichen Instituten arbeiten. Hochschulen ist dies ein solides Mittelmaß. Auch wenn ein breiteres Engagement der Studierenden sicherlich nicht schaden könnte: "Die Studierenden sollten sich darüber im Klaren sein, dass nicht zuletzt von ihrer Unterstützung abhängt, wie kompetent studentische Interessen an der Uni und darüber hinaus vertreten werden können. Außerdem bietet der AStA für die Studierenden zahlreiche Leistungen und Beratungsangebote. Wir bemühen uns, dass dies wahrgenommen wird und sich das künftig in einer höheren Wahlbeteiligung niederschlägt.", so Kolb. Sicher ist jedenfalls: Der AStA ist offen für Fragen und Anregungen. Berührungsängste kennen die Referenten nicht, denn: "Wir freuen uns über jeden Besucher während der Sprechzeiten – gebissen wird hier keiner!" 7 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Forschung - Lehre - Studium Minder begabt, aber dafür umso regimetreuer „Exzellent“: Osnabrücker Literaturwissenschaftler schreibt die erste Biographie über Hanns Johst Von Dr. Dr. Joachim Castan Rolf Düsterberg: Hanns Johst – Der Barde der SS. Karriere eines deutschen Dichters. Ferdinand Schöningh Verlag 2004, 462 Seiten, 39,90 Euro. Das Thema "Kunst und Kultur" im "Dritten Reich" gilt bis heute überwiegend entweder als Reiz-, Ignoranz- oder Tabuthema. Die Namen Arno Breker für die bildende Kunst und Leni Riefenstahl für den Film gehören zu den wenigen, die man spontan mit der Kultur des "Dritten Reichs" heute überhaupt noch verbindet. Wie aber sah es mit der damaligen Literatur aus? Der Osnabrücker Wissenschaftler Rolf Düsterberg legte nun eine umfangreiche Arbeit über einen Literaten des Nationalsozialismus vor. Der Name Hanns Johst (1890-1978) tauchte bisher eher in Überblicksdarstellungen oder Literaturlexika über diese Zeit auf. Im Dritten Reich gehörte Johst zu den viel gelesenen Autoren des Regimes. Gleichzeitig zählt er zum innersten Kreis um den berüchtigten Reichsführer SS Heinrich Himmler und galt als der "Barde der SS". Durch sein Bühnenwerk "Schlageter" hatte er sich seinen festen Platz auf den damaligen Bühnen erobert. Leo Schlageter war während der Besatzung des Ruhrgebiets an Sprengstoffanschlägen auf die Franzosen beteiligt und wurde dafür 1923 hingerichtet. Die NSDAP im Allgemeinen und Johst im Speziellen machten Schlageter zum frühen "Märtyrer" der Partei. Sätze aus Johsts Drama wie: "Das Volk muß nach Priestern schreien, die den Mut haben, das Beste zu opfern nach Priestern, die Blut, Blut, Blut vergießen nach Priestern, die schlachten!" waren 1933 ganz nach dem Geschmack der neuen Machthaber. 1933 war Johst maßgeblich an der "Gleichschaltung" der "Sektion Dichtkunst" in der Preußischen Aka- demie der Wissenschaften beteiligt. Ebenfalls 1933 regte er bei Himmler an, ob es sich nicht anböte, Thomas Mann im KZ Dachau "ein wenig zu inhaftieren". 1935 war Johst schließlich als Präsident der Reichsschrifttumskammer, nach Goebbels der oberste Herr über die veröffentlichte Literatur im NS-Staat. Johst brachte es in seiner Karriere im Umkreis von Himmler bis zum Rang eines "SSGruppenführers", der dem eines Generals der Wehrmacht entsprach. Im Tross von Himmler hatte Johst unmittelbare Einblicke in die Umsiedlungs-, Ghettoisierungs- und Mordmaßnahmen der SS in Polen. Johst schrieb dazu "Die Zeiten der Sentimentalität sind vorüber. Wer weich wird, ist schon vom Dolch des Hasses durchstoßen." Nach dem Kriege wurde Johst zunächst als "Mitläufer", dann als „Hauptschul- Spiel In Treue zu Himmler: Der Schriftsteller Hanns Johst. Fotos: Verlag Langen Müller, München diger“ eingestuft, 1955 wurde das Entnazifizierungsverfahren schließlich eingestellt. Irgendein Unrechtsbewusstsein zur Ideologie des Dritten Reichs beigetragen zu haben, blieb ihm bis zu seinem Tode 1978 fremd. Er ist ein Träumer, und sie muss arbeiten. So beginnt die Geschichte. Am Ende sind beide ein erfolgreiches Paar auf der Bühne. So endet es. Die Rede ist von einer Aufführung des Stückes „ZweierCircus“. Die beiden Darsteller in dem pittoresken Schauspiel, Pierino und Olga, begeistern bereits seit vielen Jahren die Zuschauer. Vor kurzem stellten sie ihre Kunst in der Schlossaula vor. Darüber hinaus führten die beiden international bekannten Künstler einen Workshop mit Studierenden des Fachgebietes Spiel und Bühne an der Universität durch. Dabei bekamen die Studentinnen und Studenten einen unmittelbaren Eindruck von der künstlerischen Gestaltungskraft der beiden Künstler. (os/Foto: Elena Scholz) Biographie und Werk Johsts zeigen, wie ein minder begabter Autor, der regimetreu die "richtigen" Personen und Themen "besang" innerhalb eines totalitären Regimes zu höchsten "Würden" aufsteigen konnte. Sein Werk hatte keinen Bestand und wirkt auf den heutigen Betrachter entweder pathetisch oder abstoßend. Sich mit der im damaligen Literaturbetrieb zentralen Person Johst auseinanderzusetzen, erscheint jedoch überfällig. Rolf Düsterberg hat das Leben und Werk Johst in seiner in Osnabrück vorgelegten Monographie umfassend erforscht. Ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben und dennoch genau und dezidiert wertend wurde hier eine mustergültige Untersuchung vorgelegt, die Vorbildcharakter für kommende Arbeiten besitzt. Dem Vertreter einer neuen Wissenschaftlergeneration gelingt es, ein schwieriges Terrain sachlich zu erforschen und präzise darzustellen. Düsterberg arbeitet eng an den überlieferten Quellen. Man glaubt eher die Arbeit eines Historikers als die eines Literaturwissenschaftlers in Händen zu halten. Eine akribische Untersuchung, die trotzdem spannend zu lesen ist. Der Autor ist Historiker und Literaturwissenschaftler in Osnabrück. Forschung - Lehre - Studium Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 8 Ein schweres Gepäckstück names Dissertation International Graduate School of Science bietet Kurse für Doktoranden an (os) Auf Carolin Artz wirkt ihre Doktorarbeit mitunter wie der Stein des Sisyphos. Der Kunsthistorikerin will es scheinen, als ginge es mit schwerem Stein im Gepäck einen endlosen Berg hinauf. Eine Erfahrung, die die 27-Jährige mit vielen Promovenden teilt: Etwa 4,5 Jahre vergehen durchschnittlich von der ersten Recherche bis zur Verteidigung der Doktorarbeit. Meistens ist das länger, als anfänglich geplant. Abhilfe an der Universität Osnabrück sollen nun spezielle Seminare für Doktoranden schaffen. Durchgeführt wurden bisher Seminare zu Kreativitätstechniken, die bei der Suche nach dem richtigen Lösungsweg in der Forschungsarbeit helfen, oder auch Seminare zu Zeit- und Projektmanagement. "Zeitmanagement hilft dabei, den einmal gesteckten Zeitrahmen einzuhalten", meint die Seminarleiterin Dr. Marie-Luise Braun. Die Kommunikationswissenschaftlerin kennt solche Probleme aus der eigenen Promotionszeit. Hervorgegangen sind die Seminare aus der auf Initiative des Fachbereichs Physik eingerichteten Initiative for an International Graduate School of Science (IGS) der Universität. Ein Aspekt der Arbeit der IGS sind speziell auf die Bedürfnisse von Doktoranden zugeschnittene Angebote zur Vermittlung außerfachlicher Zusatzqualifikationen, die unter anderem auch dazu beitragen, die Promotionsdauer zu verkürzen, wie die Erfahrung mit den Doktorandenkollegs der Physik gezeigt hat. "Der Versuch, einen Teil dieser Kurse auch für Doktoranden außerhalb der Naturwissenschaften zu öffnen, war überaus erfolgreich", erklärt der Koordinator der Graduate School of Science Dr. Wolfgang Mikosch. Denn gerade der Austausch zwischen Teilnehmern mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund trägt wesentlich zum Erfolg dieser Art von Seminaren bei. Das Seminar zum Zeitmanagement behandelte die Ermittlung individuellen Zeit- und Arbeitsverhaltens. Carolin Artz war eine der jeweils elf Teilnehmer – und sie schwärmt immer noch von der Veranstaltung. Seit gerade mal sieben Monaten sitzt sie an ihrer Doktorarbeit. Da kommen Seminarinhalte wie das Festlegen von Zielen, Zeitplanhilfen und Selbstmotivation wie gerufen: "Auf alle Fälle bin ich nach dem Seminar motivierter und kann mein Arbeitspensum besser einteilen. Allein das ist bereits eine große Hilfe", erklärt die junge Nachwuchswissenschaftlerin. In einem weiteren Seminar ging es um die Übertragung von Elementen des so genannten Projektmanagements aus der Wirtschaft auf Promotionsvorhaben. Auch dem Politikwissenschaftler Dirk Günther sollen Methoden des Projektmanagements dabei helfen, im Verlauf seiner Doktorarbeit im Fachbereich Mathematik/ Informatik den Überblick nicht zu verlieren. Wurde ihm geholfen? "Auf alle Fälle. Es hat mir schon eine Menge gebracht, meine Promotion zu strukturieren." Und auch Braun zeigt sich erfreut über die Resonanz und das Engagement der Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler: "Die Wissenswert Weitere Kursangebote für Doktoranden (os) Die Kurse der International Graduate School of Science (IGS) sind zum Teil offen für Doktoranden aller Fachbereiche der Universität Osnabrück. IGSKoordinator Dr. Wolfgang Mikosch nimmt Interessierte gern in den E-Mail-Verteiler der IGS auf. Bitte einfach eine E-Mail senden an die Adresse: [email protected]. Weitere Informationen über die aktuellen Seminar-Angebote und die weiteren Aktivitäten der IGS finden Sie im Internet unter www.igs.uni-osnabrueck.de PreisGelehrt Die trägerinnen und Preisträger der „Preise für gute akademische Lehre 2004“ wurden ermittelt. Unter Vorsitz des Vizepräsidenten Prof. Dr. Peter Hertel einigte sich die studentische Jury ein- stimmig auf die Professoren Dr. Oliver Vornberger (Informatik; rechts im Bild) und Dr. Joachim Erdmann (Wirtschaftsrecht; links) sowie auf die wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Annette Clamor (Kulturwissenschaftliche Europastudien) und PD Dr. Martin Teilnehmer waren voll bei der Sache und haben sich durch die ähnlich gelagerten Probleme auch untereinander ausgetauscht und unterstützt", so die Kommunikationstrainerin. Mikosch hatte schon vor längerem die Idee für solche Seminare. Und er plant bereits weitere Kurse. Zum Beispiel am Mittwoch, 26. Januar 2005, zum Thema Rhetorik und Präsentation. Eines scheint zum Abschluss allen klar: Seminare allein können den Brocken einer oftmals ziegelsteinschweren und ebenso voluminösen Dissertation nicht zum Kiesel einschmelzen. Aber der Weg auf den Berg, er scheint nun tatsächlich weniger steil und gewunden. Papenheim (Kulturgeschichte). Insbesondere wird Vornberger für beispielhaften Medieneinsatz, Erdmann für sehr gelungene Theorie-/Praxisverknüpfungen und das Doppel Clamor/ Papenheim für erfolgreiches interdisziplinäres team-teaching ausgezeichnet. Die Preise, gestiftet von den Vorstandsmitgliedern der Hans MühlenhoffStiftung, werden seit 2001 vergeben. Vier Studierende mit Erfahrung als Tutoren bilden die Jury. Kritierien für die Vergabe sind unter anderem: Strukturierung und Aktualität der Lehrinhalte, gelungene Darstellung komplizierter Sachverhalte, Einsatz moderner Medien, Nachbesprechung von Studienleistungen sowie Transparenz der Forschungsgebiete für die Studierenden. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 1.000 Euro dotiert. (os)/Foto:Elena Scholz) 9 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Engagiert für Lehre und Forschung sität Göttingen. 1974 wurde er Professor für Sprachwissenschaft an der neu gegründeten Universität Osnabrück, deren geisteswissenschaftliche Fachstrukturen er maßgeblich mitbestimmte (unter anderem durch die zweifache Übernahme des Dekanats im Fachbereich). Seit seiner Dissertation verfolgte Kanngießer sein großes wissen- schaftliches Projekt konsequent weiter, das durch die Grundannahme bestimmt war, dass die Dynamik sprachlicher Systeme nicht durch sprachexterne Faktoren (allein) induziert wird, sondern gewissermaßen in ihrer Architektur angelegt ist. Sprachsysteme lassen sich, wie er es sah, nur in einen Raum von mit ihnen gegebenen alternativen Systemen explizieren. In Osnabrück begründete er einen eigenen Studiengang Computerlinguistik/Künstliche Intelligenz, als dessen institutionelle Grundlage er die Einrichtung eines interdisziplinären Instituts für semantische Informationsverarbeitung betrieb (eingerichtet 1993, jetzt umbenannt in Institut für Kognitionswissenschaft). In der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) war er maßgeblich an dem Schwerpunktprogramm "Kognitive Linguistik" beteiligt, wie er auch 1994 die Gesellschaft für Kognitionswissenschaft mitbegründete. Überregional war er auch maßgeblich an den professionellen Konsolidierungen der Allgemeinen Sprachwissenschaft beteiligt: 1978 gehörte er zu den Gründern der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS), als deren Vorsitzender er 1981 amtierte. Für das Fach wichtig waren auch seine Funktionen in zentralen Institutionen der Wissenschaftsförderung, bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft ebenso wie beim Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie. Diesem Engagement entsprach auch seine Forschungstätigkeit, so in einem großen Verbundprojekt der DFG und der IBM. Gestützt auf diese Forschungen, hat er sein theoretisches Projekt in einer Reihe von Veröffentlichungen weiter verfolgt. Eine Gedenkveranstaltung für ihn ist am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft für den Januar geplant. Dort soll auch der Versuch einer vorläufigen Würdigung seines nachgelassenen Werkes unternommen werden. Jahrhundert, Bundeszentrale für politische Bildung 2004 – Die Publikation bietet einen reich illustrierten Überblick zur deutschen Migrations- und Integrationsgeschichte seit dem späten 19. Jahrhundert. * Roland Czada, Reinhard Zintl (Hg.): Politik und Markt. Wiesbaden: VS Verlag 2004 – Probleme der politisch-institutionellen Einbettung von Märkten, der Marktschaffung und -regulierung sowie des Eindringens der Wettbewerbslogik in vormals marktferne Bereiche stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Buches. * Roland Czada, Susanne Lütz, Stefan Mette: Regulative Politik. Zähmungen von Markt und Technik (Reihe Grundwissen Politik Bd. 28). Opladen: Leske+Budrich 2003 – Neben Theorien, Institutionen und Verfahren regulativer Ordnungspolitik werden Detailfragen der technischen Sicherheitsregulierung, der internationalen Fi- nanzmarktregulierung und der Telekommunikationsregulierung behandelt. * Peter Elflein, Ina Hunger, Renate Zimmer (Hg.): Innovativer Sportunterricht. Theorie und Praxis. Schneider Hohengehren: Baltmannsweiler 2004 – Innovativer Sportunterricht wird in dem Band als ein didaktisches Konstrukt begriffen. Präsentiert werden Vorstellungen, Projektionen, Pläne von 16 namhaften Autorinnen und Autoren aus Schule und Hochschule, die in Richtung Theorie und Praxis des Innovativen Sportunterrichts gehen. * Osnabrücker Jahrbuch Frieden und Wissenschaft: Aussenpolitik zwischen Krieg und Frieden, Bd. 11/2004 V&R unipress/Universitätsverlag Osnabrück, Göttingen 2004 – Der Band enthält die Osnabrücker Friedensgespräche des Jahres 2003 sowie weitere Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung. Darunter befinden sich unter anderem Aufsätze zum Verhältnis der Vereinigten Staaten zur Europäischen Union sowie zur Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. * Susanne Lütz, Roland Czada (Hg.): Wohlfahrtsstaat – Transformation und Perspektiven. Wiesbaden: VS Verlag 2004 – Der Band behandelt Theorien, Zukunftskonzepte und Reformansätze des Wohlfahrtsstaates aus einer nationalen, international vergleichenden und europäischen Perspektive. * Annika Wagner: Mensch und Macht. Marx, Durkheim, Simmel, Weber, Gehlen, Tectum Verlag 2004 – Das 166-seitige Werk fragt „Wer macht eigentlich Geschichte?“ Zu diesem Zweck befragt Annika Wagner ausgewiesene Klassiker der Soziologie wie Marx, Durkheim oder Weber. Die abschließende Konfrontation der Ergebnisse dieser Befragung mit neueren Überlegungen zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Handlungsmöglichkeiten rundet das Buch ab. In memoriam Prof. Dr. Siegfried Kanngießer Von Utz Maas Am 20. November ist der Osnabrücker Sprachwissenschaftler Siegfried Kanngießer nach einer langen und schweren Krankheit verstorben. Kanngießer wurde 1940 in Kassel geboren. Er studierte von 1962 bis 1969 in Marburg, Hamburg und Göttingen mit dem Schwerpunkt in der Sprachwissenschaft und der Philosophie. Dabei formierte sich sein lebenslanges Projekt einer wissenschaftstheoretischen Begründung der erklärenden Sprachwissenschaft. Einen ersten Niederschlag fand es in seiner Göttinger Dissertation, die im Schnittfeld von Philosophie und Allgemeiner Sprachwissenschaft 1969 zur Promotion führte. Die Dissertation wurde 1972 unter dem Titel "Aspekte der synchronen und diachronen Linguistik" in Tübingen veröffentlicht. Von 1969 bis 1974 war Kanngießer Assistent an der Univer- Forschung - Lehre - Studium Prof. Dr. Siegfried Kanngießer Foto: privat Der Autor ist Professor für Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität. Eingetroffen ... Klaus J. Bade, Michael Bommes, Rainer Münz (Hg.): Migrationsreport 2004. Fakten – Analysen – Perspektiven, Campus Verlag 2004 – Der im Auftrag des Rates für Migration herausgegebene Band enhält Beiträge zu vielen Bereichen der Migration. Dabei liefert der alle zwei Jahre erscheinende Report wichtige Fakten und Informationen zur Diskussion um Migration, Integration und Minderheiten. * Klaus J. Bade, Michael Bommes, Rainer Münz (Hg.): Migrationsreport 2004. Fakten – Analysen – Perspektiven. Begleitband: Migration – Integration – Bildung (IMIS-Beiträge Bd. 23), 2004 – Da in dem diesjährigen „Migrationsreport“ nicht alle Beiträge aufgenommen werden konnten, ist dieser Begleitband erschienen. Darin werden weitere Aspekte von Migration und Integration behandelt. * Klaus J. Bade, Jochen Oltmer: Normalfall Migration: Deutschland im 20. und frühen 21. Forschung - Lehre - Studium Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 10 Nachhaltig ausbilden Neue Stiftungsprofessur „International Accounting“ (os) Regionale Unternehmen haben ein großes Interesse an einer umfassenden Ausbildung von Wirtschaftswissenschaftlern an der Universität. Dazu gehört auch die Beschäftigung mit internationalen Rechnungslegungsstandards. Um diesen Bereich nachhaltig zu stärken, finanzieren die Felix Schoeller GmbH, KM Europa Metal, Karmann GmbH, ZF Lemförder Fahrwerktechnik AG & Co. KG, PriceWaterhouseCoopers und die Sievert AG am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften eine Stiftungsprofessur "International Accounting". Insgesamt stellen die Stifter 860.000 Euro zur Verfügung. Besetzt wurde der Lehrstuhl mit Privatdozent Dr. Jochen Bigus, der am 1. Dezember seine Antrittsvorlesung hielt. Möglich wurde die Professur durch das Engagement des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften und der Universitätsgesellschaft. Mit der Berufung des renommierten Wirtschaftswissenschaftlers soll unter anderem die Wissenswert Wissenschaftlicher Beirat für den Universitätsverlag (os) Der Universitätsverlag Osnabrück hat einen neuen Wissenschaftlichen Beirat. Gewählt wurden die Professoren Dr. Andrea Grewe, Dr. Sigrid Knust, Dr. Claudia Solzbacher, Dr. Dr. h.c. Christian von Bar, Dr. Wolfgang Junge, Dr. Ralf Kleinfeld sowie Dr. Thomas Vogtherr. Beratend tätig sind die Direktorin der Universitätsbibliothek, Felicitas Hundhausen, Susanne Franzkeit von der V&R unipress GmbH, der Pressesprecher der Universität, Dr. Utz Lederbogen (als Vertreter einer für das Hochschulmarketing zuständigen Person), sowie der Osnabrücker Buchhändler Manfred Jonscher. Der Beirat wurde für vier Jahre gewählt. Konzertiert PD Dr. Jochen Bigus. Foto: privat Ausbildung von Experten im Bereich "International Accounting" (IA) sichergestellt werden. Diese werden auch in der Region dringend benötigt. Schwerpunkte in der Lehre sind internationale Rechnungslegungsstandards, Unternehmensbewertung und Anreizstrukturen bei der Bilanzierung. "Die neue Professur ist von entscheidender Bedeutung für die geplanten Bachelor- und Masterstudiengänge in diesem Bereich, die momentan an unserem Fachbereich entwickelt werden", erklärt Prof. Dr. Michael Wosnitza, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften. Die Studiengänge haben insbesondere eine fundierte Ausbildung in den Bereichen Internes Rechnungswesen und Controlling, Steuern, Internationale Rechnungslegung und Corporate Governance zum Ziel. Bigus wurde 1966 in Neumünster geboren. Von 1989 bis 1994 studierte er an der Freien Universität Berlin. 1998 promovierte er an der Fernuniversität Hagen. Nach einem achtmonatigen Forschungsaufenthalt an der University of California, Berkeley folgte im Dezember 2002 die Habilitation an der Universität Hamburg zur Finanzierung junger und innovativer Unternehmen. In der Forschung beschäftigt er sich zur Zeit mit Fragen zur Unabhängigkeit und zur Haftung der Wirtschaftsprüfer, zur Bedeutung der IAS für den Mittelstand und zur Innovationsfinanzierung. Gemeinsam griffen Mitarbeiter der Bibliothek, des Fachbereichs Rechtswissenschaften und Studierende vor kurzem zu Pinsel und Farbe, um den Eingangsbereich der Bereichsbibliothek Rechts- und Wirtschaftswissenschaften des Universitätsgebäudes am Heger Tor-Wall 14 zu renovieren. Nach der dreitägigen konzertierten Aktion wurde eine hochmoderne Garderobenanlage montiert. Besonders erfreulich, so die Leitende Bibliotheksdirektorin Felicitas Hundhausen, war das freiwillige Engagement der Universitätsangehörigen bei den Arbeiten. Eine unter Federführung des Zentrums zur Unterstützung virtueller Lehre an der Universität Osnabrück (virtUOS) installierte Überwachungsanlage im Garderobenbereich soll künftig den in der Vergangenheit häufig vorgekommenen Diebstählen vorbeugen. (os/Foto: privat) 11 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Forschung - Lehre - Studium Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft Ehemalige Studierende gesucht: Die Universität geht mit einer Alumni-Datenbank an den Start Bereits 2001 entstand die Idee, eine solche Ehemaligen-Datenbank aufzubauen. "Unser Ziel war es damals, zunächst einmal eine Übersicht über die Anzahl der Ehemaligen zu gewinnen, die in der Region zu Entscheidern und Gestaltern geworden sind", erklärt Dr. Hans-Jürgen Unverferth von der Stabsstelle Weiterbildung und Wissenstransfer. Erste Schritte folgten in Form von brieflichen Ansprachen Wissenswert Neue Broschüre der Hans MühlenhoffStiftung erschienen (os) Die Hans MühlenhoffStiftung fördert seit 1996 Studierende und Nachwuchswissenschaftler der Universität. Insgesamt wurden bislang 39 Stipendien bzw. Förderpreise vergeben. Darüber hinaus hat der Kaufmann Dr. h. c. Hans Mühlenhoff eine nach ihm benannte Professur für Biochemie gestiftet. Nun ist eine Broschüre erschienen, in der die Stipendiaten, sowie Zweck und Ziele der Stiftung erläutert werden. „Wir wollen mit dieser Informationsbroschüre auch zum Zustiften anregen“, erklärt Dr. Hans-Jürgen Unverferth, Koordinator der Stiftung an der Universität. Das Heft ist kostenfrei über Dr. Hans-Jürgen Unverferth zu beziehen. Tel. (0541) 969-4240, e-mail [email protected] © Meissner (os) Das Studium ist beendet, die Kommilitonen verstreuen sich in alle Richtungen. Einer geht nach Hamburg, die nächste findet eine Anstellung in München, und den besten Freund verschlägt es gar ins ferne Neuseeland. Wird man sich wiedertreffen? Mit der neu eingerichteten Alumni-Datenbank besteht jedenfalls die Chance, ehemalige Studienfreunde von der Universität Osnabrück wiederzufinden. Doch das ist nur eine Möglichkeit, diese Einrichtung zu nutzen. und Befragungen. Später wurde die technische Realisierung vom Informatiker Prof. Dr. Oliver Vornberger und zwei seiner Bachelorstudenten auf eine professionelle Grundlage gestellt. Damit folgte die Hochschule US-amerikanischen Vorbildern, die bereits über Generationen ihre Ehemaligen eng an die Alma mater zu binden versuchen. Die Philosophie einer solchen Praxis liegt auf der Hand: Friend raising kommt vor fund raising, also der Aufbau eines Netzwerkes muss vor der Aufgabe, die Ehemaligen als potentielle Förderer der Universität zu gewinnen, in Angriff genommen werden. Ein weiteres Stichwort ist die Qualitätssicherung. Welche Erfahrungen haben die Absolventen im Beruf gemacht? Entspricht ihre Ausbildung den Anforderungen im Unternehmen? Wo sehen sie Verbesserungswünsche? Angesprochen dabei sind nicht allein die ehemaligen Studierenden, sondern darüber hinaus auch Nachwuchswissenschaftler, die nun in Forschung und Lehre an anderen Hochschulen tätig sind. Auch von ihren Erfahrungen hoffe man mit einer umfassenden Alumni-Arbeit zu profitieren, erklärt Universitätspräsident Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger. Vornberger sieht dies ähnlich, er betont vor allem zwei Aspekte des Projekts: "Zum einen sind nun erstmalig Absolventen der Universität Osnabrück in der Lage, gezielt nach ihren früheren Kommilitonen zu suchen. Und zum anderen erhält die Hochschulleitung wertvolle Informationen darüber, in welcher Weise sich ihre Absolventen in den Arbeits- markt integriert haben. Das sind Informationen, die zum Nutzen der folgenden Generationen in das Lehrkonzept einfließen sollten." Seit dem Frühjahr diesen Jahres ist die Datenbank im Netz. Ehemalige können sich einloggen, ein eigenes Profil erstellen, andere Alumni suchen und sich in geschützten Foren austauschen. Darüber hinaus wird die Möglichkeit geboten, Statistiken zu erstellen. Damit können nach Vorgaben des Benutzers Tortengrafiken und Balkendiagramme erzeugt werden, die zum Beispiel anschaulich Studienfächer oder Berufsbranchen visualisieren. Sogar eine Deutschlandkarte mit der regionalen Verteilung der Alumni-Arbeitgeber kann generiert werden. Einer der ersten, die sich in die Alumni-Datenbank der Universität Osnabrück eingetragen haben, war übrigens der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff. Zusammengefasst also wird ein Idealfall angestrebt: Das Studium ist abgeschlossen, doch die Bindung der Absolventen an die Universität bleibt bestehen – wenn möglich ein Leben lang und zu beiderseitigem Nutzen. Die Adresse zur Datenbank: www.alumni.uni-osnabrueck.de kamen wieder Tausende zum Der HIT als Hit EsHochschulinformationstag (HIT) der drei Osnabrücker Hochschulen. Dr. Gisela Danz, Leiterin der Zentralen Studienberatung, zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. Bereits im Vorfeld waren Schulen in der gesamten Region angeschrieben und eingeladen worden. Die Schülerinnen und Schüler konnten nicht nur Labore besichtigen und an Veranstaltungen teilnehmen, sondern erhielten im persönlichen Gespräch auch wertvolle Informationen über ihre Studienwünsche. (os/Foto: Elena Scholz) Forschung- Lehre - Studium Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Einladung zum Schmökern Osnabrücker Geographen geben Gesamtdarstellung der Region heraus (os) Seit der Gebietsreform 1972 fehlte ein solches Buch: Die Geographen Prof. Dr. Norbert de Lange und HD Dr. Diether Stonjek haben zusammen mit dem Landschaftsverband Osnabrücker Land eine Gesamtdarstellung der Region herausgegeben. Alle Städte und Gemeinden des Landkreises, der Landkreis selbst sowie die Stadt Osnabrück haben den Druck des Buches finanziert. Im Vordergrund des Bandes steht die Beschreibung sämtlicher Städte und Gemeinden sowie der kreisfreien Stadt und des Landkreises Osnabrück. Dabei setzten sich die 19 Autoren mit Lage und Entwicklung, Gefüge und Ausstattung sowie mit Perspektiven und Planungen der jeweiligen Gebietskörperschaft auseinander. Das Buch richtet sich bewusst nicht ausschließlich an ein Fachpublikum, sondern eignet sich auch zum Nachschlagen und Schmökern für Jedermann. Reichhaltiges Fotomaterial trägt zu diesem Eindruck bei. So animiert beispielsweise das jedem Beitrag vorangestellte Schrägluftbild des beschriebenen Ortes sogleich zur Suche nach dem eigenen Haus oder dem Arbeitsplatz. Besonders wertvoll wird dieses Handbuch über die Region Osnabrücker Land darüber hinaus durch die zahlreichen enthaltenen Daten und Fakten: Ausführliches Material in Form von Diagrammen und Tabellen zu Einwohnerzahlen und -dichte, Bevölkerungsverteilung sowie -entwicklung, Beschäftigungszahlen, Umsatzstatistiken oder Übernachtungszahlen spricht nicht nur Geographen oder Wirtschaftsplaner an. Insbesondere das Aufzeigen von Perspektiven für jede Stadt, jede Gemeinde, für das Oberzentrum Osnabrück genauso wie für den Landkreis insgesamt kann als Gradmesser für künftige Entwicklungen genutzt werden. Das vorgelegte Kartenmaterial wurde eigens am Fachgebiet Geographie der Universität Osnabrück erarbeitet, wobei jeder Kommune mindestens vier Kartenseiten zugeordnet sind. Der Band „Osnabrück und das Osnabrücker Land. Landkreis, Städte und Gemeinden“, erschienen im Rasch Verlag Bramsche, ist zum Preis von 24,80 Euro beim Landschaftsverband und im Buchhandel erhältlich. 12 Wissenswert Semesterapparate: Näheres dazu im Netz (os) "Das Buch steht in meinem Semesterapparat." – "Wo steht denn der? Ist der überhaupt schon aufgebaut?" Dieser Dialog zwischen Lehrenden und Studierenden ist häufig zu hören. Antworten auf die Fragen gibt die Homepage der Bibliothek (www.ub.uni-osnabrueck.de unter „Semesterapparate“). Dort kann man sich informieren, welche Bücher wo aufgestellt sind. Durchschnittlich 350 Apparate pro Semester - in jedem Semester rund 7000 Bücher werden aus dem Ausleihbestand herausgenommen, umkatalogisiert, im Lesesaal präsent gestellt und nach Ende der Lehrveranstaltungen wieder in den Ausleihbestand integriert. Da viele Studierende auf die Auflösung "ihres" Apparates warten, um die Bücher endlich ausleihen zu können, ist bei jedem Apparat natürlich auch die Laufzeit angegeben. Besser, leichter und natürlich viel schneller Umstellung: Die Universität nimmt im Januar 2005 neue Rechnungswesen-Software in Betrieb (os) Am 1. Januar stellt die Universität ihr kaufmännisches Rechnungswesen von der Software Baan ERP+ auf SAP R/3 um. Damit sind vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Finanzdezernat weitreichende Veränderungen verbunden. Aber auch die Fachbereiche, die zentralen Einrichtungen und die allgemeine Verwaltung bekommen die Veränderungen zu spüren. "Wir hoffen sehr, dass durch die Umstellung mittelfristig nicht nur im Finanzdezernat sondern insgesamt in den Abläufen der Hochschule einiges im Alltagsgeschäft verbessert wird", erklärt der Finanzdezernent an der Universität, Jens Meinen. Zum Hintergrund: Die Umstellung wurde Ende letzten Jahres im Präsidium beschlossen, da sich das bislang benutzte System zum einen als nicht optimal für die Finanzverwaltung einer Universität erwiesen hatte. Darüber hinaus war die Abstimmung mit den anderen niedersächsischen Universitäten häufig nicht möglich, da diese geschlossen SAP einsetzen. Bevor jedoch die Software implementiert werden konnte, mussten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Finanzdezernats in vielen Workshops in Hannover und Osnabrück umfassend mit den Funktionalitäten des neuen Systems auseinandersetzen. "Bei der Umsetzung wurden wir aber vorbildlich vom Hochschulkompetenzzentrum für SAP (CCC) aus Hannover unterstützt", berichtet Meinen. In den vergangenen Wochen wurden wiederum Einführungsveranstaltungen für die Bediensteten der Universität angeboten. Rund 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzten die Chance, sich einen Einblick in das neue System zu verschaffen. Der Schwerpunkt wurde unter anderem auf die Veränderungen bei Koordiniert die neue Softwareeinführung: Finanzdezernent Jens Meinen. Foto: Elena Scholz der Kontierungslogik gelegt. Allein in diesem Bereich ergeben sich zahlreiche Erleichterungen, so Meinen. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Künftig werden neben dem obligatorischen Sachkonto nicht mehr vier weitere Kontierungsobjekte benötigt, sondern nur noch eines. Entweder wird eine Finanzstelle (Kostenstelle) oder ein Fonds (Projekt) angesprochen – mehr wird nicht benötigt. Darüber hinaus erhofft sich Meinen auch Verbesserungen im Berichtswesen. Doch hier wird bis zu einer merklichen Verbesserung noch einiges zu tun sein. Innerhalb der Lenkungsgruppe ist bei diesem Thema auch Prof. Dr. Bodo Rieger aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften mit im Boot. In diesem Bereich sei das bislang genutzte System nicht optimal gewesen. Insgesamt, so hofft Meinen, werde sich die Umstellung recht problemlos durchführen lassen: "Was bei anderen Hochschulen funktioniert, sollte sich auch hier umsetzen lassen. Von den Erfahrungen anderer zu profitieren, hat sich im Verlauf dieses Projektes schon häufiger als nützlich erwiesen. Das spart Ressourcen, die an anderer Stelle dringend benötigt werden". 13 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Forschung - Lehre - Studium Bewegt im Studium Das Zentrum für Hochschulsport stellt sich vor (os) Sie schreiben Seminararbeiten krumm über die Bücher gebeugt am Schreibtisch. Im Labor stehen sie stundenlang auf der Stelle und recherchieren im Internet ohne Pause und Bewegung. Es sind zweifellos nur wenige Muskelpartien, die bei diesen Arbeitsschritten strapaziert werden. Ergo: Die meisten Studienfächer sind alles – nur nicht bewegungs- und konditionsfördernd. Das Zentrum für Hochschulsport (ZfH), eine gemeinsame Ein.-richtung von Universität und Fachhochschule, hat für solche bewegungsarme Arbeitsabläufe einen Ausgleich parat. "Das Angebot des Hochschulsports bietet allen Studierenden in Osnabrück die Möglichkeiten, während ihres Studiums an sportlichen Aktivitäten teilzunehmen, die auf sie zugeschnitten sind", erklärt Jörg Bieberstein, Leiter des Zentrums. "Der Großteil unseres Angebots orientiert sich an den Inhalten und Zielen des Freizeit- und Breitensports; der harte Wettkampfsport und die absolute Leistungssteigerung im Hochschulsport sind weniger gefragt." Dies sind aber längst nicht die einzigen Ziele, die das Team vom in den anonymen Massenbetrieb Hochschule kommt und über ihre Aktivitäten im Hochschulsport dieses Manko ausgleichen können." Besonders stark nachgefragt werden in den letzten Jahren Kurse im Fitness- und Gesundheitssport mit so klangvollen Namen wie: Aquapower; Aquajogging; Bodyshape und Step & Weight. Insgesamt spannt sich der Bogen vom ganz normalen Aerobic, Basketballspiel, Fußball, Konditionsgymnastik, über Tischtennis bis hin zum Volleyballtraining. Einen besonderen Bereich stellen die asiatischen Kampfsportarten und Entspannungskurse dar. Hier kann unter anderem zwischen Akido, Bujinkan Budo, Karate, Kinomici Noro, Selbstverteidigungskursen für Frauen und Männer, Shaolin Kempo, Thai Chi und Wudang Qui Gong ausgewählt werden. Und bei den Hochschulsport mit seinem Sportangebot verfolgt. Unter anderem sollen soziale Kontakte geknüpft, Kommunikationsstrukturen gefördert und viele gemeinsame Aktivitäten auch außerhalb des Sporttreibens gefördert werden. Bieberstein: "Dies ist deshalb ganz wichtig, da ein Großteil der Studierenden ohne feste soziale Kontakte Kursen können so exklusive Veranstaltungen wie Tango-, Salsa-, Step- und Flamencotanzen, Fecht-, Golf-, Reit-, Segel-, Ski-, Surf- und Wasserskikurse belegt werden, die der Hochschulsport in Eigenregie oder mit Kooperationspartnern durchführt. Der Großteil der Kurse ist für die Studierenden kostenfrei, da sie von den Allgemeinen Studierenden Ausschüssen (ASten) der Universität und Fachhochschule aus ihren Etats mitfinanziert werden. Insgesamt rund 65 Sport-, Spiel- und Bewegungsangebote, die sich auf ca. 300 Stunden pro Woche verteilen, sind in dem zweimal jährlich zum Semesterbeginn erscheinenden Programm des Zentrums enthalten. Neben Jörg Bieberstein arbeiten Folker Mehliss und Hans Rolfes als Teilzeitkräfte im ZfH. Zusätzlich sind rund 65 Übungsleiter nebenberuflich für das Training in den jeweiligen Sportarten zuständig. "Wer wann wie lange in die Halle darf, muss bei einem solch umfangreichen Programm sorgfältig geplant werden, eine logistische Aufgabe, die nicht immer leicht zu bewältigen ist", so Mehliss. Insgesamt nutzen rund 3.800 Studierende pro Woche das Angebot, wobei die Beteiligung der Teilnehmerinnen (ca. 2.100) die der Teilnehmer(ca. 1.700) erheblich übertrifft. Auch partizipiert das Zentrum nicht zuletzt vom Angebot der Sportwissenschaften an der Universität. "Durch die Sportlehrerinnen und Sportlehrerausbildung an der Universität steht dem Hochschulsport eine Vielzahl von qualifizierten Übungsleiterinnen und Übungsleitern zu Verfügung, die unser Angebot mit neuen Sportarten beleben", so Rolfes. Für einen Teil der Studierenden ist es aber nicht damit getan, nur an dem Freizeit- und Breitensportangebot des ZfH teilzunehmen. Sie wollen mehr, wie beispielsweise die 15 Spielerinnen des Frauenfußballteams zeigen, die bei den diesjährigen Deutschen Hochschulmeisterschaften den zweiten Platz belegen konnten. Oder der Osnabrücker Lehramtsstudent Matthias Bergmann, der mit seinem Partner von der Sporthochschule Köln bei der Studentenweltmeisterschaft einen überragenden 2. Platz erringen konnte. Nicht zu vergessen ist , dass die Veranstaltungen des ZfH auch von den Lehrenden und Bediensteten der Osnabrücker Hochschulen genutzt werden. So nahmen im letzten Semester rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Woche aus dem Kreis der Bediensteten überwiegend am Gesundheitssportangebot des ZfH teil. " Wie sieht die Zukunft des Osnabrücker Hochschulsports aus? Sport an den Hochschulen gehört vordergründig sicherlich nicht zu den Angeboten, die unverzichtbar sind für die Ausbildung fähiger Akademiker und Wissenschaftler. Bieberstein kennt diesen Umstand, doch er weist darauf hin, dass der Sport an den meisten Hochschulen in Deutschland zu einem festen Bestandteil der Studien- und Lebensbedingungen der Studierenden geworden ist. Das ZfH sieht der Zukunft optimistisch entgegen: "Hätten wir ausreichend Sportstätten und Personal, so könnten wir das Angebot von einem auf das andere Semester um die Hälfte steigern. Das Potenzial an Teilnehmern für solch eine Steigerung und die Motivation bei den Mitarbeitern im Hochschulsport für die Bewältigung der anstehenden Zukunftsaufgaben ist jedenfalls vorhanden.“ Forschung - Lehre - Studium Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 14 Wie lebte es sich als ein Hochwohlgeborener? Mehr als 3.000 Besucher: Ausstellung im Museumsdorf Cloppenburg ist ein wahrer Renner (os) Wie lebte der niedersächsische Adel in der Frühen Neuzeit? Wie sahen die Adeligen sich selber? Seit dem 29. September gibt eine Ausstellung im Museumsdorf Cloppenburg Antworten auf diese Fragen. Dabei geht es um den landsässigen Adel im ehemaligen Fürstbistum Osnabrück, im Niederstift Münster sowie in der Grafschaft Ostfriesland. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Forschungsprojektes an der Universität, das unter Leitung von zunächst Prof. Dr. Ronald G. Asch stand und von Prof. Dr. Thomas Vogtherr weitergeführt wird. Künftig wird Prof. Dr. Siegrid Westphal das Projekt leiten. Bislang haben rund 3.000 Besucher die Ausstellung gesehen. „Diese Resonanz zeigt uns, dass die Geschichte des landsässigen Adels, der in einem engen Beziehungsgeflecht mit den Men- Zahlreiche Exponate werden in Cloppenburg präsentiert. Foto: privat schen in seiner Umgebung lebt, auf großes Interesse stößt“, erklärt die mit der Durchführung des Projektes betraute Historikerin, Dr. Heike Düselder. „Auch wenn es nicht um den Hochadel, um Könige oder Fürsten geht – adeliges Leben ist immer exklusiv, unterscheidet sich in vielen Bereichen von der Lebensweise der bäuerlichen Bevölkerung oder des Bürgertums in den Städten.“ Das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) geförderte Forschungsprojekt wurde mit dem Freilichtmuseum Museumsdorf Cloppenburg durchgeführt. „Dabei war es von Anfang an erklärtes Ziel der beiden beteiligten Institutionen, die Ergebnisse in Form einer Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, betont Vogtherr. Gezeigt werden unter anderem Porträts und Wappen sowie der Kirchstuhl aus dem Besitz einer adeligen Familie. Es gibt nicht nur Kostbares zu sehen, sondern auch die Dinge des täglichen Gebrauchs, Schreibkalender und Liebesbriefe, das Album Amicorum eines niederländischen Studenten, in das sich auch die Söhne aus den bedeutenden ostfriesischen Adelsfamilien mit kostbaren Zeichnungen eingetragen haben, sowie Gegenstände der Jagd als Zeichen eines Privilegs, das für das Selbstbild des Adels von elementarer Bedeutung war. Die Dokumentation ist als Dauerausstellung konzipiert, in der langfristig die Geschichte des Adels in Nordwestdeutschland thematisiert werden soll. Unter dem Titel „Adel auf dem Lande. Kultur und Herrschaft des Adels zwischen Weser und Ems im 16.-18. Jahrhundert“ ist ein Begleitband erschienen. Er ist für 15,50 Euro über den Buchhandel oder das Museumsdorf Cloppenburg unter www.museumsdorf.de erhältlich. 15 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Tagungen und Termine Ausstellung im Foyer Literarisch Eine der Universitätsbibliothek, Ale Münze 16/Kamp, würdigt bis zum 15. Januar das Wirken der Annette von Droste-HülshoffGesellschaft. In Deutschland ist die Vereinigung mit ca. 300 Mitgliedern eine der kleineren Gesellschaften, die erste aber, die einer Frau gewidmet wurde. Gegründet wurde sie 1928, in einer Zeit, als derlei literarische Vereinigungen in Mode waren. Man begeisterte sich für die Ikone Droste, die als Dichterin geliebt wurde und alsbald im Zentrum eines wissenschaftlichen Interesses stand. Die Förderung mehrerer Lese- und wissenschaftlicher Ausgaben, unter anderem einer historisch-kritischen Ausgabe in 27 Bänden, und die Etablierung des größten europäischen Lyrikertreffens gehört zu den Resultaten dieser Aktivitäten. Die Vorsitzenden der Droste-Gesellschaft haben durch ihre wissenschaftlichen Leistungen, die im Bereich der Werkimmanenz, der sozialgeschichtlichen Forschungen sowie der Methodik der zeitgenössischen Editionswissenschaften liegen, große Wirkung gehabt. Hier sind vor allem die Literaturwissenschaftler Benno von Wiese, Clemens Heselhaus sowie der Osnabrücker Germanist Winfried Woesler, die jeweils Vorsitzende oder Geschäftsführer der Droste-Gesellschaft waren, zu nennen. Die Ausstellung arbeitet zwei zentrale Aspekte heraus: zum einen die Verbindung der Vereinigung mit bedeutenden Leistungen der Geistes- und Forschungsgeschichte und darüber hinaus den forcierten Anschluss an die nationalsozialistische Kulturpolitik, die das Bild der Droste über Jahre beeinträchtigte. Die ausgestellten Dokumente waren zum großen Teil bisher unbekannt und zeigen die Gesellschaft in einem differenzierten Licht. (os)/Foto-Collage: privat Vorschau Mittwoch, 26. Januar, 19.30 Uhr, Schlossaula/Neuer Graben: Universitätsmusik: „A Capella-Chormusik“ Mit dem Kammerchor der Universität unter der Leistung von Johannes Rahe. Donnerstag, 27. Januar, 20 Uhr, Universitätsbibliothek, Zimeliensaal, Alte Münze: Vortrag: „Patriotismus und Adelsreformdiskussion im späten 18. Jahrhundert am Beispiel Justus Mösers“ Es referiert Prof. Dr. Robert von Friedeburg von der Erasmus Universiteit Rotterdam. Donnerstag, 3. Februar, 16.15 Uhr Universitätsbibliothek, Zimeliensaal, Alte Münze: Vortrag: „Schwund des Wissens in der Wissensgesellschaft?“ Vortrag von Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg Ruhloff von der Universität Wuppertal im Rahmen der Ringvorlesung „Wissen - Können Handeln. Bildung in der Informationsgesellschaft.“ Weitere Veranstaltungen finden Sie im Veranstaltungskalender der Universität Osnabrück. Unifilm Initiative Unifilm im Allgemeinen Studierendenausschuss Eintritt: 2,50 Euro (Unkostenbeitrag). Ort: Seminarstraße 20, Hörsaal 15/E10. Montag, 10. Januar, 20 Uhr: „Easy Rider“ Dienstag, 11. Januar, 20 Uhr: „Das Zimmer meines Sohnes“ Montag, 17. Januar, 20 Uhr: „Lost in Translation“ Dienstag, 18. Januar, 20 Uhr: „Knockin’ on Heaven’s door Montag, 24. Januar, 20 Uhr: „Jalla! Jalla!“ Dienstag, 25. Januar, 20 Uhr: „Die fabelhafte Welt der Amélie“ Montag, 31. Januar, 20 Uhr: „Ed Wood“ Dienstag, 1. Februar, 20 Uhr: „Tuvalu“ Montag, 7. Februar, 20 Uhr: „Dogville“ Dienstag, 2. Februar, 20 Uhr: Wunschfim (Ihr sagt, was laufen soll!) Vorschau Donnerstag, 16. Dezember, 18.15 Uhr Universität Osnabrück, Seminarstr. 20, Raum 15/130: Vortrag: „Transnationalisierung und Staatlichkeit“ Vortrag von Prof. Dr. Andreas Wimmer, University of California, Los Angeles/USA Donnerstag, 13. Januar, 16.15 Uhr Universität Osnabrück, Albrechtstr. 28 (AVZ), Raum 31/E05: Vortrag: „Autonome intelligente Systeme“ Es referiert Prof. Dr. Martin Riedmiller vom Fachbereich Mathematik/ Informatik der Universität Osnabrück. Sonntag, 16. Januar, 18 Uhr St. Karharinenkirche: Gottesdienst zum Jahresanfang: „Jesu Fürbitte und unser Glauben“ Donnerstag, 20. Januar, 16.15 Uhr Universitätsbibliothek, Zimeliensaal, Alte Münze: Vortrag: „Es ist nicht genug zu wissen ... man muss auch tun“ – Förderung von Lernkompetenz in der Schule Es spricht die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Solzbacher von der Universität Osnabrück. ungeMarimba Ein wöhnlicher Ort und ein noch ungewöhnlicheres Instrument: Am Freitag, 28. Januar gibt es Marimba-Musik im Regenwaldhaus des Botanischen Gartens. Gerhard Stengert ist ein Meister dieses Instruments; wegen seiner beeindruckenden musikalischen Ausdrucksstärke ist der Künstler international bekannt. Stengert gibt mit dem Konzert einen Einblick in sein umfangreiches Repertoire. Einlass ist um 19.30 Uhr, Karten gibt es zum Preis von 8 Euro (ermäßigt 7 Euro) im Sekretariat des Botanischen Gartens (Tel.: 0541/969-2739). (os)/Foto: privat Der besondere Tipp (os)“Kurt Gerstein. Widerstand in SS Uniform“ ist der Titel einer Ausstellung, die ab Sonntag, 30. Januar im Erich Maria RemarqueFriedenszentrum gezeigt wird. Die Ausstellung dokumentiert das Leben des SS-Offiziers Kurt Ger- stein (1905-1945), der versuchte, die Ermordung der Juden öffentlich bekannt zu machen. Nähere Informationen unter der Telefonnummer (0541) 969-2448. Forschung - Lehre - Studium Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 16 Universitäten im Umbruch Von Prof. Dr. Rainer Künzel Prof. Dr. Rainer Künzel war von 1990 bis 2004 Präsident der Universität Osnabrück. Auf dem hier widergegebenen Teil seiner Rede auf dem Festakt zu seiner Verabschiedung am 30. September 2004 hatte er aus Zeitgründen verzicht. Der Text ist auch unter der Adresse www.uni-osnabrueck.de/praesident_ad/ abrufbar. Meine Amtszeiten als Universitäts-Präsident fielen in einen Zeitraum, in dem das Hochschulsystem in Deutschland dramatische Veränderungen durchgemacht hat. In den Reformprozessen übernahm einerseits die Hochschulrektorenkonferenz, andererseits das Land Niedersachsen eine Führungs- und Vorreiterrolle. Einige der Promotoren der Reformen sind anwesend, ich nenne vor allen anderen Herrn Professor Erichsen, HRK-Präsident und Inhaber vieler weiterer verantwortlicher Funktionen, sowie Herrn Dr. Lange, der seit 1990 zehn Jahre lang als Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz und danach in politischer Verantwortung den Reformprozess in Deutschland wesentlich mitgestaltet hat; ich nenne Herrn Prof. Seidel, den Nestor der Qualitätssicherungsverfahren in Lehre und Studium und natürlich Herrn Dr. Palandt, der während eines Gutteils meiner Präsidentenzeit als Abteilungsleiter Hochschulen der Reformmotor im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur war. Im Zentrum der Bestrebungen der Hochschulvertreter stand die Forderung nach mehr Autonomie, d. h. Aufgabe der Detailsteuerung durch kameralistische Ausgabenplanung, Erlasse und Verordnungen. An ihre Stelle sollten Globalhaushalte auf der Basis von Ziel- und Leistungsvereinbarungen sowie leistungsabhängige Zuwendungen treten, wobei die Hochschulen eine entsprechend erweiterte Rechenschaftspflicht zu akzeptieren hätten. Hauptgrund für die Autonomiebestrebungen war die zunehmende öffentliche Kritik an Funktionsschwächen des Systems, das zu einem Massenausbildungssystem geworden war, ohne die dafür erforderlichen Steuerungsinstrumente und finanziellen Ressourcenzuwächse erhalten zu haben. Geklagt wurde über hohe Abbrecherquoten, überlange Studienzeiten und die Starrheit des Ausbildungssystems, d.h. die unzureichende Anpassung der Lehr- und Studieninhalte an den Bedarf auf den Arbeitsmärkten unterhalb der Forschungsund Führungsfunktionen, auf die die Universitätsausbildung bisher ausgerichtet war. Hinzu kam die Inkompatibilität der Studienstrukturen mit dem international dominanten anglo-amerikanischen System gestufter Abschlüsse. Autonomie wiederum setzte interne Steuerungskompetenz voraus, und das implizierte eine Reform der Organisations- und Leitungsstrukturen, der Personalstruktur und des Dienstrechts, des Tarifvertragsrechts und der Einbettung der Hochschulen in ihr gesellschaftliches Umfeld. Ein durchaus wesentlicher Teil dieser Reformen ist in den letz- ten zehn Jahren durch Veränderung der Hochschulgesetze auf den Weg gebracht worden. Beispielgebend war hier Niedersachsen, das seine jüngste Gesetzesnovelle in Zusammenarbeit mit den Hochschulen entwickelt hat und einige Regelungen gegenwärtig auf die gleiche kooperative Weise im Detail fortentwickelt. Baden-Württemberg hat inzwischen nachgezogen und ist teilweise erheblich weiter gegangen. Aber der Reformprozess ist alles andere als abgeschlossen. Er hat zwar den Hochschulen weitgehende Finanzautonomie im Rahmen globaler Budgets gebracht. Und das hat vielfach zur Implementierung von Modellen leistungsorientierter interner Finanzmittelverteilung geführt. Auch die Beamtenbesoldung ist in erheblichem Umfang leistungsabhängig gestaltet worden – merkwürdigerweise gerade bei den Professoren und Professorinnen, für deren berufliche Karriere ohnehin eine ausgeprägte Leistungsorientierung Voraussetzung ist. Was aber fehlt, sind entsprechende Anreizmechanismen für das nichtprofessorale wissenschaftliche Personal und insbesondere für das nichtwissenschaftliche Personal – hier vor allem für die Tarifangestellten. Dringend benötigt wird ein besonderer Wissenschaftstarifvertrag, denn es gibt kaum eine inflexiblere, wissenschaftsfremdere und leistungsfeindlichere Regelung als den Bundesangestelltentarif. Der Reformprozess hat die Hochschulen von der Bevormundung in Organisations- und Verfahrensfragen weitgehend befreit. Das aber führt nur dann zu zweckmäßigen, d.h. leistungs- und effizienzsteigernden Innovationen, wenn die Rahmenbedingungen die dafür erforderlichen Managemententscheidungen begünstigen und Erfolge honorieren. Hier geht es in erster Linie darum, Bedingungen für funktionierenden Wettbewerb zu schaffen. Der Wettbewerb muss die Chance eröffnen, dass höhere Leistungen, bessere Qualität, überlegene Effizienz und Effektivität zu höheren finanziellen Zuwendungen führen. Der Staat sollte also durch die Grundfinanzierung seiner Hochschulen vergleichbare Funktionsbedingungen gewährleisten und zusätzliche Mittel für besondere Leistungen im Wettbewerb vergeben. Angesichts der Knappheit öffentlicher Mittel, vor allem aber wegen des unzureichenden Einflusses der Nachfrageseite auf die staatliche Alimentierung der Hochschulen, lässt sich so jedoch die fehlende Marktsteuerung nicht ersetzen. Die Hochschulen müssen deshalb nicht nur für ihre Forschungsaktivitäten und ihre Weiterbildungsangebote, sondern auch für die Wahrnehmung ihrer Ausbildungsfunktion Markteinkommen erzielen können. Die Einführung von differenzierten, sozialverträglich finanzierbaren Studienbeiträgen ist deshalb eine unverzichtbare Erfolgsbedingung des Hochschulsystems – sowohl wegen ihrer Steuerungswirkung, als auch wegen ihrer Bedeutung für die Finanzierung besserer Lehrund Lernbedingungen. Die Einführung von Studienbeiträgen ist langfristig auch deshalb von entscheidender Bedeutung, weil durch sie eine bessere Verankerung der Hochschulen in der Gesellschaft erreicht wird. Solange die Hochschulen fast ausschließlich aus Steuermitteln alimentiert und Qualitätsunterschiede als problematische Abweichungen von der Norm angesehen werden, gibt es für Privatpersonen kaum Veranlassung, sich zu 17 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Gunsten einer Hochschule finanziell zu engagieren. Jeder tut ja bereits das Erwartbare in seiner Eigenschaft als Steuerzahler. Absolventen haben ebenfalls keine Veranlassung, sich gegenüber der Alma Mater erkenntlich zu zeigen, weil es in ihren Augen nicht der gute Ruf der Ausbildungsstätte und die Türöffnerfunktion des Abschlusszeugnisses ist, die die Karriere ermöglicht hat, sondern allein die eigene Tüchtigkeit. Die Folge ist, dass es den Hochschulen kaum gelingt, private Stiftungsmittel, Erbschaften oder finanzielle Zuwendungen gegen die Konkurrenz der bedrohten Umwelt, vernachlässigter Haustiere oder sozialer Problemfelder einzuwerben. Zu den Voraussetzungen für die Steigerung von Leistung und Qualität der Hochschulen durch Wettbewerb gehören jedoch nicht nur finanzielle Anreize, sondern auch rechtliche Rahmenbedingungen für Leitungsentscheidungen, die nicht auf die Reproduktion des Status quo, sondern auf die Förderung von Innovation, Einsatzbereitschaft sowie Kostenund Qualitätsbewusstsein ausgerichtet sind. Modernen hochschulspezifischen Anforderungen widersprechen neben den tarifvertraglichen Regelungen auch das Personalvertretungsrecht, das Arbeitsrecht und vor allem das Haushaltsrecht. Trotz anzuerkennender Fortschritte bei der Zusammenführung von Verantwortung des Amtes und Entscheidungskompetenz ist darüber hinaus eine weitere Stärkung und Professionalisierung der Hochschulleitung Voraussetzung für die erfolgreiche Führung des Dienstleistungsunternehmens Hochschule auf einem internationalen Wettbewerbsmarkt. Professionalisierung der Leitung setzt allerdings voraus, dass sie hauptberuflich wahrgenommen wird. Nur wenn das in Deutschland generell der Fall ist, kann sich ein Markt für Hochschulleiter entwickeln mit Karriereperspektiven, wie sie im Ausland seit vielen Jahren bestehen. Im Hinblick auf die Rolle der Hochschulleitungen muss sich die Politik letztlich entscheiden, ob sie durch Gesetze und Verordnungen definierte Standard-Dienstleistungen erwartet oder institutionelle Innovationen und Erfolge im Wettbewerb um die besten Köpfe des In- und Auslands. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Systems wird allerdings durch die finanzielle Unterausstattung und die mangelnde Planungssicherheit zunehmend gefährdet. Da nützen befristete Finanzspritzen des Bundes nur wenig, so sehr sie den Leistungswettbewerb fördern. Wenn kein Geld mobilisiert werden kann, wie gegenwärtig in Niedersachsen, muss der Leistungsumfang zurückgeführt werden, damit Qualität gewährleistet werden kann. Dabei gewinnt die Rolle der niedersächsischen Systemzentrale, des Ministeriums, dramatisch an Bedeutung. Sie muss die Struktur der „Universität Niedersachsen“ langfristig so verändern, dass sie den Wettbewerb mit anderen Hochschulsystemen bestmöglich bestehen kann. Die hierfür erforderliche Steuerungskompetenz ist noch nicht ganz ausreichend, aber doch beispielgebend entwickelt, etwa durch die Beratungstätigkeit der Wissenschaftlichen Kommission und die Informationsbasis der Evaluationsberichte. Aus dem Optimierungsauftrag folgt, dass es eine Standortgarantie für Hochschulen oder einzelne ihrer Einrichtungen nicht geben sollte, wenn dadurch die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems dauerhaft eingeschränkt wird. Die Forderung nach mehr Markt und Wettbewerb im tertiären Bildungssektor steht nicht im Widerspruch zur Anerkennung der Rechenschaftspflicht der Hochschulen gegenüber Staat Forschung - Lehre - Studium und Parlament, denn dort liegt wegen der weit überwiegend staatlichen Finanzierung der Hochschulbildung die Letztverantwortung für die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems und die Qualität seiner Produkte. Die Entwicklung funktionierender Wettbewerbsstrukturen sollte aber Einfluss haben auf den Detaillierungsgrad, mit dem der Nachweis der Erfüllung vorgegebener quantitativer und qualitativer Leistungskriterien geführt werden muss. Ich will das zum Abschluss meiner Ausführungen an der Qualitätssicherung in Lehre und Studium durch Evaluation und Akkreditierung zu erläutern versuchen. In Niedersachsen werden in einem fünf- bis sechsjährigen Zyklus alle Studiengänge einer internen Evaluation mit anschließender externer Begutachtung durch eine Expertengruppe unterzogen. Ziel ist die Aufdeckung und nachfolgende Umsetzung von Verbesserungsmöglichkeiten, die auf der Grundlage des Gutachtens in einem mit der zuständigen Fakultät abgestimmten Maßnahmenkatalog festgehalten werden. Nach etwa zweieinhalb Jahren wird überprüft, ob die Maßnahmen umgesetzt wurden. Für die neuen Bachelor- und Masterprogramme, die die bisherigen Studiengänge ablösen sollen, ist darüber hinaus ein ähnlich aufwändiges Akkreditierungsverfahren vorgesehen. Durch die Akkreditierung soll sichergestellt werden, dass die Programme den durch Gesetz und Verordnungen festgelegten Kriterien genügen. Die Akkreditierung ist befristet, muss also wiederholt werden, wenn die Genehmigung zur Durchführung des Programms nicht erlöschen soll. Hier steht nicht Qualitätsverbesserung, sondern Gewährleistung einer Mindestqualität im Vordergrund – also „Konsumentenschutz“ – wenn Sie so wollen. Der Aufwand in diesen programm- oder studiengangsbezogenen Evaluations- und Akkreditierungsverfahren ist erheblich. Er ist nur zu rechtfertigen, solange der Wettbewerb so schwach ausgeprägt ist, dass die Abweichungen von der durchschnittlichen Qualität sowie die Selektivität der Zulassung von Studieninteressenten zu den Studienprogrammen gering sind und solange die Ausbildungsleistungen kostenlos in Anspruch genommen werden können. Entwickelt sich aber ein finanziell folgenreicher inter- und intrainstitutioneller Qualitätswettbewerb, so implementieren die Hochschulen und ihre organisatorischen Untereinheiten, die Fakultäten oder Institute, eigene Verfahren zur systematischen Qualitätsentwicklung. Die externen Evaluationsverfahren können dann darauf ausgerichtet werden, das Qualitätsmanagement der Hochschulen verbessern zu helfen. Ist ein funktionierendes Qualitätsmanagement vorhanden, so gilt die Qualitätsvermutung, bis Stichproben oder statistische Indikatoren einen Problemfall signalisieren. Die Reakkreditierungsverfahren können dann auf diese Stichproben und auf Problemfälle beschränkt werden. Diese Argumentation unterstreicht, dass hoher bürokratischer Kontrollaufwand das Korrelat fehlenden Wettbewerbs ist. Es kommt jetzt darauf an, zu erreichen, dass der bürokratische Kontrollaufwand in dem Maße abgebaut wird, in dem sich angemessene Instrumente und Rahmenbedingungen für funktionierenden Wettbewerb im Hochschulwesen entwickeln. Der Aufgabe, hierfür konkrete Vorschläge zu entwickeln, will ich mich künftig im Rahmen meiner Professur und meiner Aufgaben im deutschen und europäischen Qualitätssicherungssystem verstärkt widmen. 19 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 uni intern Von Sängern, Tänzern und Präsidentensöhnen Binsenwahrheit des Uniballs 2004: Wer nicht hereinkam, musste draußen bleiben – und verpasste viel (os) Als die Letzten gehen, so gegen 6 Uhr morgens, zeigt sich im Osten bereits die erste Morgenröte, verblasst ein fingernagelbreiter Mond. Die 200 waren der Rest von 3.500 Besuchern, die auf dem Ball der Universität in der Stadthalle die Nacht zum Tag gemacht hatten. Alles begann mit Olga und Pierino. Clowns? Artisten? Zuzweit-Unterhalter? Irgendwie von allem ein bisschen, was die beiden Künstler ab 21 Uhr im Europasaal zeigen. Pierino mit rotem Spitzhut und riesigem Alpenhorn gibt eine schräge musikalische Einstimmung auf das Ballerlebnis der Saison. Über viele Jahre haben die beiden in der Manege des Zirkus Krone gestanden, und nun präsentieren sie ihr neues Programm. Unter den Zuschauern am Rand auch Dr. Hans-Jürgen Unverferth. Immer wieder wirft er nervöse Blicke, ob sich auch wirklich die Säle füllen. Rund 3.100 Karten hat der Ballorganisator der Univer- Partygestimmt: Neben einem festlichen Kleid oder dem feinen Anzug schmückt am meisten ein Lächeln die Besucher auf dem Ball der Universität. Fotos: Christoph Bertels den aus. Ihm nicht mehr anzumerken sind die letzten Anstrengungen, als immer neue Pro- Eingestimmt: Eine Profitanzgruppe brachte das Publikum mit Sambaund Rumbarhythmen auf Touren. sität verkauft, hinzu kommen Ehren- und Musikergäste. "Am Schluss war die Nachfrage so groß, da hätten wir noch mehr Tickets brauchen können." Gut eine Stunde später ist kaum noch ein Durchkommen möglich. Unverferth sieht zufrie- bleme sich wie Berge vor das Tanzvergnügen schoben. Zum Beispiel als im letzten Moment noch immer nicht die Tonabmischung im Europasaal funktioniert. Wie gesagt, nun macht sich Entspannung breit. Auch bei Unverferth. Wozu nicht zuletzt das Musikangebot beiträgt. Im Europasaal klingt es gegen 23 Uhr nach internationaler Tanzmusik, und nur wenige Schritte entfernt im Niedersachsensaal lässt eine Band gerade den Rock der Siebziger wieder aufleben. Eingeklemmt ungefähr in der Mitte zwischen beiden Bühnen wird als Schnittmenge daraus etwas klanglich Undefinierbares. Seit 17 Jahren gibt es diesen Ball, traditionell immer am zweiten Wochenende im November. Aus kleinsten Anfängen mit 600 Gästen hat sich daraus etwas entwickelt, was eine durchaus nicht unangenehme Eigendynamik bekommt, erinnert sich Unverferth, der diese Nacht die meiste Zeit vor den Bühnenbildschirmen verbringt, um zu schauen, ob auch alles den rechten Gang geht. Was nichts anderes heißt, als Spielzeiten zu überprüfen, Musiker in ihren Garderoben zu motivieren und den einen oder anderen Tipp für eine moderate Programmänderung zu geben. Und so wie jeder Ball ein Erlebnis ist, gehören auch die Diskussionen beim Einlass dazu. So wie vor wenigen Jahren, als kartenlose Kommilitonen mit Tricks Einlass begehrten. Und zwar mit Sprüche wie: "Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt" oder der gerne genommene Satz: "Ich bin der Sohn des Präsidenten." Apropos, der damalige Präsident hat zwei Töchter. Zurück in die Gegenwart. Mittlerweile ist Mitternacht. Rolf Stahlhofen, einer der "Söhne Mannheims" gelingt es, die Menge vor seiner Bühne zu versammeln. Eine Stunde dauert sein Auftritt, viele zieht es danach erst mal zu einem kurzen Abstecher in den Kongreßsaal. Bereits jetzt sind die ersten Krawatten gelockert, ist so manches Jackett verschwunden. Die elf Bediensteten der Wachund Schließgesellschaft können sich das allerdings nicht erlauben. Gegen 2.30 Uhr in der Früh gehen die ersten. Und zwar ins Foyer, wo nun DJ Tom wie auch in den vergangenen Jahren wieder auflegt. Das dauert dann meist so bis 5 Uhr und so auch in dieser Nacht, Erfahrungswerte trügen nicht. Wohlgestimmt: Rolf Stahlhofen Unverferth, der jetzt auch mal seinen Beobachterplatz verlassen hat, denkt nun schon über den nächsten Ball nach. Vorlaufzeit: elf Monate. Als dann die Nacht zum Tag wird, finden die Letzten den Weg nach Hause. Am anderen Morgen, wenn die Ballbesucher noch in den Betten liegen, rückt bereits das Reinigungskommando an. Was bleibt? Neben den Erinnerungen einige Dinge, die sich beim Getümmel von 3000 Menschen leicht mal verlieren lassen. Worum ist es handelt? Nun, davon schweigt des Chronisten Höflichkeit. Studentenwerk aktuell Nachgekocht: Mensa-Rezept des Monats Foto: Elena Scholz Annelen Trost von den Wirtschaftsbetrieben des Studentenwerks lädt ein zum Jägertopf. Die Zutaten für 4 Personen sind: 500 g Hasenfilet 250 g Zwiebeln 50 g durchwachsenen Speck 500 g Pfifferlinge (frisch), bei Dosenware ca. 100 g weniger 300 g Möhren 250 ml heiße Brühe Petersilie, Margarine, Salz, Pfeffer Speck würfeln und in der Margarine anbraten. Gewürfeltes Hasenfleisch dazugeben und rundherum anbraten. Dann Zwiebelwürfel zugeben und 5 Minuten mitbraten. Pfifferlinge putzen, waschen, halbieren, Dosenware gut abtropfen lassen, Möhren putzen, in Scheiben schneiden. In eine feuerfeste Form zuerst eine Schicht Fleisch mit den Speck- und Zwiebelwürfeln, dann abwechselnd Pilze, Möhren und wiederum Fleisch einschichten. Jede Schicht etwas salzen und pfeffern (nicht zu kräftig). Heiße Brühe angießen. Mit gehackter Petersilie bestreuen. Form mit Deckel schließen und ca. 50 Min. bei 200 Grad im Backofen garen. Beilagen: Kopfsalat in Joghurtdressing und Petersilienkartoffeln. Guten Appetit! Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 20 Ungesund, aber dafür sehr billig Jahnstraße: Wo heute Studenten wohnen, lebte früher Remarque (os) Es war gängige und zugleich gesundheitsschädliche Praxis: Familien ohne finanzielle Absicherung zogen in neu gebaute Häuser. Die Mauern waren noch feucht, die Bewohner wohnten sie "trocken". Nach einer kurzen Zeit zogen sie um, das Ganze wiederholte sich von Neuem. War die Miete auch gering, bezahlten die Bewohner für ihre Wohnung oftmals mit schweren gesundheitlichen Schäden wie Tuberkulose oder Rheuma. Erich Maria Remarques Eltern gehörten zu den Familien, die auf das "Trockenwohnen" angewiesen waren. In einem Wohnheim des Studentenwerks Osnabrück in der Jahnstraße 23 erinnert nun eine Gedenktafel an den weltberühmten Osnabrücker Schriftsteller. Er wohnte dort von 1910 bis 1913. PD Dr. Thomas Schneider reichen nicht die Finger an zwei Händen, um aufzuzählen, in wievielen Wohnungen Remarques vor dem Ersten Weltkrieg zum "Trockenwohnen" einzogen. Allein in der Jahnstraße seien es mehrere gewesen, so der Leiter des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums. Doch an keinem der Häuser befand sich bislang ein Hinweis auf den berühmten Eingeweiht: Studentenwerksgeschäftsführerin Birgit Bornemann, PD Dr. Thomas Scheider vom Remarque Friedenszentrum und der städtische Kultusdezernent Reinhard Sliwka (r.) freuen sich über die Gedenktafel. Foto: Elena Scholz Schriftsteller, der 1898 in Osnabrück geboren wurde und mit seinem Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues" in ganz Europa erfolgreich war. Mit der Gedenktafel an dem Studentenwohnheim soll sich dies nun ändern. So werde mit der Tafel ein weiterer Baustein gelegt, um den Besucher darauf aufmerksam zu machen, „dass die Stadt Osnabrück eng mit dem Schriftsteller verbunden ist”, betont der Osnabrücker Kultusdezernent Reinhard Sliwka. Angeregt hat die Würdigung Birgt Bornemann, Geschäftsführerin des Studentenwerks. "Erich Maria Remarque hat sich zeit seines Lebens für Frieden, Toleranz und Humanität eingesetzt. Es wäre in seinem Sinne, dass hier ein Wohnhaus für junge Menschen geschaffen wurde, die aus aller Welt nach Osnabrück kommen, um hier zu studieren”, so Bornemann. war eine Aktion, die Tischlein ... EsAufsehen erregte: Mitten in der Mensa wurden vor kurzem ausgewählte Gäste auf vornehmste Weise verköstigt. Mit Kellnern, feinem Porzellan und erlesenen Speisen wollte der Allgemeine Studierendenauschuss (AStA) damit auf die möglichen Folgen einer Einführung von Studiengebühren aufmerksam machen. Was gelang: Neugierige Blicke von allen Seiten auf die schlemmenden „Nobel-Studierenden“, die sich allem Anschein nach mal was ganz Besonderes leisten können. Mit solchen und ähnlichen Aktionen soll in den kommenden Wochen das Thema Studiengebühren in kreativer Weise ins Bewusstsein gerufen werden. Sonja Kolb und Tobias Nehren, AStAReferenten für Hochschulpolitik: "Wir haben noch einige Ideen, um den Studierenden die möglichen Folgen allgemeiner Studiengebühren anschaulich vor Augen zu führen!" Ermöglicht und tatkräftig unterstützt wurde die ungewöhnliche Speisung vom Studentenwerk Osnabrück. (os/Foto: Elena Scholz) 21 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Studentenwerk aktuell König Tischfußball und seine treuen Knappen Mensa am Schloßgarten: Kickermeisterschaften führten überragendes Team zum Sieg (os) Nach einem erfolgreichen Hinspiel im Januar regierte vor kurzem in der Mensa am Schloßgarten an zwei Tagen wieder König Tischfußball. 64 Teilnehmer, darunter erstmals auch sechs Teilnehmerinnen hatten sich um die Tische versammelt, um die Nachfolge des amtierenden Mensameisters "Granitabwehr" zu klären. Die für die Ausrichtung dieses sportlichen Events eigens gegründete Initiative zur Förderung des Tischfußballs namens FöTisch hatte sich zusammen mit dem AStA und dem Studentenwerk der Universität für diese Tage einiges einfallen lassen. Zunächst kämpften die Teams um eine gute Ausgangsposition für die darauf folgenden K.O.-Runden. Wertvolle Preise, wie Fahrräder, DVD-Player und Schlagbohrmaschinen waren dabei nicht der einzige Ansporn. Vor allem die Aussicht auf dem Wanderpokal beflügelte die Ballkünstler. Auf gewohnt hohem Niveau spielte auch das Studentenwerk mit und bot zum sportlichen Spektakel Delikatessen wie die "Gerd-Müller-Dampfkartoffeln" und "des Kaisers Leibgericht". Im Foyer der aufwendig dekorierten Mensa wurde den Spielern und ihren Fans kostenlos Kaffee und Kuchen geboten. "Ich freue mich, dass unsere Mensen auch als Kommunikations- und Kultureinrichten sehr gut angenommen werden," erklärt die Geschäftsführerin des Studentenwerks Birgit Bornemann. Von der Idee des MensaKickerCups begeistert greift sie auch gerne selbst im Team mit dem Leiter der Wirtschaftsbetriebe Gernot Tietze zu den Kickerstangen. Mit von der Partie waren erstmals die beiden Maskottchen des Turniers. "Mit salzigen Heringen und Eisbonbons haben der Fisch und der Eisbär um die Gunst der Studierenden gebuhlt und sich am Kickertisch schnell in die Herzen der Studierenden gespielt", so Maik Möller und Bodo Geerds, die Initiatoren des Turniers. Die beiden Jurastudenten haben schon im Vorfeld den MensaKickerCup Sieger: Die Gewinner des Kickerturniers bekamen ihre Preise von der Studentenwerks-Geschäftsführerin Birgit Bornemann überreicht. Foto: Elena Scholz mit sehr viel Engagement vorangetrieben und in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Sogar der in der Stadthalle gastierende Deutsche Fußball Bund (DFB) machte dem Turnier seine Aufwartung. Als Hauptsponsor konnte der Finanzdienstleister MLP gewonnen werden, ein Glücksfall für das Turnier, schließlich fühlt sich das Unternehmen auch für die Zukunft dem Kickersport verpflichtet. Der Baumarkt Hornbach un- Radio terstützte den MensaKickerCup darüber hinaus mit einigen Sachpreisen. Die Siegerehrung übernahm Birgit Bornemann. Bei den Endrunden am Freitag war auch DJ Thomas von "Qlisse" und "Mondflug" gut aufgelegt, als er zur Freude aller in der Mensa sein Stelldichein gab. Die Endspiele waren erstklassig besetzt. In der Hauptrunde trafen Holzbein Osnabrück und die Torschusspanik aufeinander. Nach vergebenen Großchancen auf beiden Seiten siegte schließlich die "Torschusspanik", und Burkhard Schubert und Hans-Hermann Hunfeld waren in der glücklichen Lage, Ihren Heimweg auf den gewonnenen Fahrrädern antreten zu können. Die Unterlegenen konnten mit ihren neuen DVDPlayern beim Betrachten des Films "Das Wunder von Bern" die Enttäuschung Ungarns wohl nur allzu gut nachvollziehen. Den Preis für das beste Frauenteam mussten Annette Blind und Luise Marschall zwar dem Team "HenJen" mit Henrike Halbrodt und Jenny Brandt überlassen, trotzdem konnten sie stolz sein. "Unserem Teamnamen Absolute Gewinner sind wir leider nicht gerecht geworden. Es ist aber klasse, dass sowohl Profis als auch Anfänger gut mitspielen können! Beim nächsten Mal holen wir den Pott!", scherzt Blind. So viel ist sicher: Der MensaKickerCup ist bereits eine feste Größe im Osnabrücker Veranstaltungsprogramm. Maik Möller und Bodo Geerds sind sich sicher, beim nächsten Mal noch einen draufzusetzen und das erste Professorenteam an den Start zu bekommen. Seit nunmehr acht Jahren wird an der Universität Radio gemacht. Der Unifunk Osnabrück verfügt über ein eigenes Studio in der Mensa am Schloßgarten und produziert jede Woche drei knapp einstündige Sendungen. Zu hören sind die Musiksendung "Ufo - Slipped Disc", das Uni-Magazin "UFO – Das Magazin" und die Kinosendung "UFO – 35mm" im Programm von Osnabrücks Lokalsender Osradio 104,8. Möglich wird dieses Engagement auch durch den Einsatz des Studentenwerks, das die Räume in der Cafeteria für den Unifunk bereit stellt. Der Unifunk Osnabrück sucht ständig neue Redakteure für Musik, Kinofilme, Nachrichten, Veranstaltungstipps und Beiträge aller Art. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich! Hier lernt man Radio von Grund auf! Für die Arbeit in der Redaktion stellt Osradio 104,8 eine Praktikumsbescheinigung aus. Außerdem kauft der Sender zahlreiche Beiträge des Unifunks für sein eigenes Programm ein. Die Redaktion trifft sich jeden Mittwoch um 20 Uhr im AStA-Gebäude an der Alten Münze, im zweiten Stock. Der Unifunk ist per E-Mail erreichbar unter unifunk@uni-osnabrück.de. (os)/Foto: Oliver Schmidt Namen und Nachrichten Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 22 Neu an der Universität (os) Spätestens seit der PISA-Studie ist bekannt: Andre Schulen braucht das Land! Und auch die zweite PISAStudie hat das wieder bestätigt. Was tun? "Wir müssen in den nächsten Jahren unbedingt Deutschlehrer ausbilden, die es schaffen, das Schönen in der Literatur? Musan verneint: "Nein, es gilt eher das Gegenteil: Ein solcher Blick sensibilisiert für die Feinheiten des sprachlichen Ausdrucks." Und dieser Blick führte Musan nach der Promotion an die Berliner Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft: Prof. Dr. Renate Musan Textverständnis – nicht ohne Grund als Schlüsselqualifikation bezeichnet – und die Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Schüler zu verbessern", erklärt Prof. Dr. Renate Musan. "Außerdem müssen sie dazu in der Lage sein, die besonderen Sprachschwierigkeiten von Migrantenkindern zu erkennen und zu beheben. Das alles ist nicht einfach. Deswegen brauchen gerade unsere zukünftigen Deutschlehrer eine hervorragende Ausbildung." Seit Anfang Oktober diesen Jahres hat Musan eine Professur für die Sprachwissenschaft des Deutschen im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft inne. Deutsche Sprache, schwere Sprache? Für die gebürtige Schleswig-Holsteinerin stellt sich diese Frage nicht. Bereits während der Schulzeit interessierte sie sich für den passenden Ausdruck, die richtige Zeitform, für Genitiv, Akkusativ und Dativ. "Ich habe schon damals sehr gerne gelesen und geschrieben." Im fernen Konstanz (fern von Neumünster aus gesehen) begann sie 1982 Theoretische Linguistik, Neuere Deutsche Literatur und Philosophie zu studieren. Fünf Jahre später folgte der Magister, und zur Promotion ging es dann ans Massachusetts Institute of Technology, das berühmte MIT, nach Cambridge bei Boston. 1995 reichte sie ihre Doktorarbeit ein, darin ging es um die Zeitinterpretationen von Substantiven, und apropos Zeit: Bereits damals stand für die junge Doktorandin eines unzweifelhaft fest: "Ich wollte Wissenschaftlerin bleiben." Aber mal ehrlich: Thomas Manns "Zauberberg" mit den kunstvoll aufeinandergetürmten Sätzen. Oder Günter Grass‘ barocke Ausdrucksweise. Und dann die Zeitinterpretationen von Substantiven. Tötet sprachwissenschaftliche Forschung nicht die ungetrübte Freude am Prof. Dr. Renate Musan Foto: Elena Scholz Humboldt-Universität. "Ein Kulturschock", so bezeichnet sie heute den Wechsel von den Vereinigten Staaten zurück nach Deutschland. "An eine Großstadt vom Schlage Berlins musste ich mich erst gewöhnen, die Menschen sind ganz anders als in den USA." (os) Seit Anfang November hat Prof. Dr. Siegrid Westphal die Professur für Geschichte der Frühen Neuzeit inne. Um es gleich vorweg zu sagen: Damit kommt zusammen, was zusammen gehört. Denn einer von Westphals wissenschaftlichen Schwerpunkten liegt in der Reformationsgeschichte und deren Auswirkungen. Wo lassen ne Dr. phil. hoffte sie, dass ihr Weg in die Wissenschaft führen werde. Bereits von 1986 bis 1989 war sie als studentische Hilfskraft an der Universität der Bundeswehr in München tätig, eine Aufgabe, die sie bis 1994 am Institut für Internationale Politik in Hamburg weiterführte. Dabei bildete sich ein weiterer Schwer- Und jetzt Osnabrück. Hier fühlt sich die Mutter einer sechsjährigen Tochter wohl. Die Stadt, die Menschen: nett, voller Charme. Und hinzu kommt, dass der Lebensgefährte in den Niederlanden arbeitet, da sind die Entfernungen auch leichter zu überwinden als von der Hauptstadt aus. Für Lehre und Forschung hat Musan feste Vorstellungen. Großen Raum nimmt die Lehramtsausbildung ein. Veranstaltungen zu Grammatik, Orthographie und Textlinguistik stehen weit oben auf der Agenda. Und darüber hinaus möchte die Wissenschaftlerin die Verbindung zu regionalen Schulen ausbauen – ein Bereich, der ihr besonders am Herzen liegt, wie sie erklärt. Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften: Prof. Dr. Siegrid Westphal sich diese besser erforschen als in der Stadt des Westfälischen Friedens von 1648? Westphal, geboren 1963 in Celle, begann 1982 ein Studium der Evangelischen Theologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Was sie dabei besonders interessierte, war die Reformationsgeschichte. Vier Semester später wechselte sie zur Geschichte und Kunstgeschichte, behielt aber die inhaltlichen Schwerpunkte bei. Bis heute kommt ihr die theologische Grundausbildung zugute: "Gerade bei der Reformationsgeschichte ist es wichtig, die theologischen Fragen zu kennen, die letztendlich zur Reformation geführt haben", erklärt die Wissenschaftlerin. 1989 schrieb sie ihre Magisterarbeit und begann die Vorarbeiten zu ihrer Promotion. In der 1992 eingereichten Untersuchung ging es um die Stellung der Frau in der lutherischen Konfessionalisierung. Und spätestens als frisch gebacke- punkt heraus, die Beschäftigung mit der Außenpolitik: "Etwas, was mich heute noch sehr interessiert." Ergebnis dieser Tätigkeit waren Aufsätze zu den deutschamerikanischen Beziehungen oder sicherheitspolitischen Fragen. Doch die Frühe Neuzeit erwies sich als ihr eigentliches Interessengebiet: 1994 wurde sie Wissenschaftliche Assistentin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, wo sie sich mit einer Arbeit zur Reichsgerichtsbarkeit habilitierte. Nach drei weiteren Jahren als Leiterin von Nachwuchsgruppen ging es nun nach Osnabrück. Wobei zunächst die Unterschiede in den Blick geraten: Auf der einen Seite Jena, die Alma mater, an der Schiller als Historiker wirkte, und auf der anderen Seite Osnabrück, eine Gründung der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts: Fiel er schwer, der Wechsel? "Natürlich prägen die zehn Jahre in Jena, gerade weil man gemeinsam etwas aufgebaut Prof. Dr. Siegrid Westphal Foto: privat hat. In Osnabrück herrschen völlig andere Rahmenbedingungen, aber auch hier gibt es viele Chancen, Neues zu gestalten", so Westphal. Allein der Westfälische Friede sowie die hiesige Friedensstiftung sind Anreiz für Forschungsschwerpunkte. Und in der Lehre will Westphal neben den bestehenden Gebieten Neuland erschließen. Darunter fallen Themen wie Geschlechtergeschichte oder Rechtskultur. Bei so verschiedenen Ansatzpunkten muss man gut vernetzt sein. So hat Westphal bereits Kontakt zum Staatsarchiv aufgenommen. Darüber hinaus bestehen enge Beziehungen zum Interdisziplinären Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Ein Punkt, auf den die Historikerin Wert legt, ist die Nachwuchsförderung. Auch eine Aufgabe, die sich hier hervorragend verwirklichen lässt, wie die verheiratete Wissenschaftlerin sich sicher ist. 23 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Namen und Nachrichten Neu an der Universität (os) Mal angenommen, wir befehlen einem Roboter: Fahre den Flur entlang und in dieses bestimmte Zimmer hinein. Da hat man nun zwei Möglichkeiten: "Entweder man programmiert haarklein jeden Zentimeter Fahrt und jede Kurve oder man stellt ihm die der Informatik an der Technischen Universität Braunschweig. Später wechselte er an die Universität Bonn, wo er auch sein Diplom machte. In der 1986 abgeschlossenen Promotion beschäftigte sich der gebürtige Kieler mit der Verwendung von mathematischer Fachbereich Mathematik/Informatik: Prof. Dr. Joachim Hertzberg Lösung der Aufgabe frei", erklärt Prof. Dr. Joachim Hertzberg. Wird die zweite Methode gewählt, kann der Roboter auch unvorhergesehene Hindernisse bewältigen, wie beispielsweise jemandem, der sich ihm in den Weg stellt, auszuweichen. Eine solche Art der Programmierung ist aber anspruchsvoller. Der Informatiker Logik in der Handlungsplanung. Und wie auch bei der Programmierung der Roboter, zeigten sich zwei Möglichkeiten für den jungen Forscher: entweder ein Arbeitsplatz in der Wirtschaft oder die Forschung. Hertzberg entschied sich für das zweite, wohl wissend, dass sein damaliger Arbeitsschwerpunkt Expertensysteme ihm auch einen sicheren Job in einem Unternehmen gesichert hätte. Dienstjubiläum Renate Koch, Fachbereich Biologie/Chemie, ist seit 25 Jahren im Öffentlichen Dienst tätig (1. Oktober). Prof. Dr. Joachim Hertzberg Foto: privat Hertzberg nennt so etwas seine "Lebensforschungsaufgabe", die da lautet: Wie kommt zielgerichtetes Verhalten zustande? Ja, wie? Hertzberg, seit September 2004 an der Universität Osnabrück als Professor für Wissensbasierte Systeme in der Informatik beschäftigt sich genau mit der Antwort auf diese Frage. Bereits in der Schule interessierte sich der heute 46-Jährige für alles, was mit Transistoren und Elektronik zu tun hat. "Computer kamen ja damals gerade erst auf, das war Neuland." Hertzberg las in dieser Zeit ein Buch über Informatik – und verstand zunächst einmal gar nichts. "Dann wollte ich wissen, warum nicht und setzte mich so lange daran, bis ich es kapiert hatte." Und damit war das Forschungsinteresse geboren. Nach dem Abitur begann Hertzberg ein Studium Gitta Moehrke, Fachbereich Biologie/Chemie, ist seit 25 Jahren im Öffentlichen Dienst beschäftigt (1. Oktober). Die Entscheidung für die Wissenschaft brachte Hertzberg für runde 18 Jahre an die GMD, die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung nach Sankt Augustin. Vor fünf Jahren ging die Großforschungseinrichtung in einem entsprechenden FraunhoferInstitut auf. Hertzberg fand dort ideale Voraussetzungen, um sich seiner Forschungsfrage zu widmen. Und dort lernte er auch die ersten mobilen Roboter kennen. "Schuhkästen auf Rädern", nennt er sie etwas despektierlich. Wobei ihn die Frage, wie man ihnen zielgerichtetes Verhalten beibringen kann, immer noch umtreibt. 1995 folgte die Habilitation, wiederum ging es um Algorithmen und die Darstellung von Wissen für Handlungsplanung 18 Jahre reine Wissenschaft: Was Hertzberg fehlte, war die Lehre. Deshalb sei er immer mal wieder "ausgebüchst", es ging nach Ber- Ruf erhalten keley, nach Neuseeland, zu einer Professurvertretung an die Universität Dortmund auf eine Privatdozentur an der Universität Bonn, und dann kam der Ruf nach Osnabrück. Hier findet der Wissenschaftler Lehre und Forschung in einem ausgewogenen Verhältnis. In seinen Veranstaltungen möchte er vor allem Algorithmen und Anwendungen der flexiblen Verarbeitung von Wissen mit seinen Studierenden behandeln. Seit 19 Jahren verheiratet, fühlt sich der Forscher auch in seiner Freizeit nicht alleine. Und was das Berufliche angeht, bekommt er Anfang nächsten Jahres Gesellschaft. Denn dann treffen die bereits bestellten Roboter am Institut für Informatik ein. Sie werden von einer kleinen Spezialfirma geliefert, den Weg nach Osnabrück müssen sie sich also nicht selber suchen – jedenfalls vorerst nicht. Wissenswert Nach Osnabrück Unizeitung 2005 Prof. Dr. Hildegard Keller Burkard, Universität Zürich, an den Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft – Professur für Mediävistik/Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters. (os) Die nächste Ausgabe der Universitätszeitung erscheint im April. Redaktionsschluss ist der 9. März. Wer interessante Themenvorschläge hat, kann sich an die Redaktion wenden. Die e-mail-Adresse lautet: [email protected] Gerda Strobach, Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften, ist seit 25 Jahren im Öffentlichen Dienst tätig (1. November). PD Dr. Christoph König, Deutsche Schillergesellschaft, an den Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft – Professur für Neuere und Neueste deutsche Literatur an der Universität Frankfurt a. M. Ruf angenommen Ruf angenommen Impressum ISSN 1613-6047 Herausgeber: Der Präsident der Universität Osnabrück Redaktion: Oliver Schmidt (os) Mitarbeit: Aus Osnabrück Nach Osnabrück Prof. Dr. Rainer Hüttemann, Fachbereich Rechtswissenschaften – Professur für Bürgerliches Recht, Handels-, Bilanz- und Steuerrecht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. PD Dr. Renate Musan, Humboldt-Universität Berlin, an den Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft – Professur für Sprachwissenschaft des Deutschen. Prof. Dr. Robert Pütz, Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften – Professur für Sozialgeographie mit dem Schwerpunkt: Bevölkerungs- und Migrationsforschung an der Universität Frankfurt a. M. PD Dr. Siegrid Westphal, Universität Jena, an den Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften – Professur für Geschichte der Frühen Neuzeit. Dr. Utz Lederbogen (ul) Elena Scholz (es) Redaktionsanschrift: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Neuer Graben/Schloss, 49069 Osnabrück Tel. (0541) 969-4516, Fax (0541) 969-4570 [email protected] Titelseite/Bildbearbeitung: Bruno Rothe, Georgsmarienhütte Druck: Druckerei Grote, Bad Iburg Auflage: 5.000 Exemplare Nächste Ausgabe: April 2005 Redaktionsschluss: 9. März 2005 Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder, nicht unbedingt die des Herausgebers oder die der Redaktion. Uni-Spiegel 24 Zeitung Universität Osnabrück 2004/5 Menschen an der Universität: Anja Westermeyer (os) Ein Feuerwerk. Farbige Lichter vor nachtschwarzem Himmel. Es entsteht das Bild einer Palme. Die Menge hält den Kopf in den Nacken. Raunen und Staunen: "Aaaaah, Ohooooooh." Zehn Minuten, höchstens eine Viertelstunde, dann ist alles vorbei. Was bleibt, ist Aufräumarbeit. Die Gestelle für die Bomben müssen demontiert, alles wieder sicher verpackt und verstaut werden. Und mittendrin Anja Westermeyer. Die zierliche junge Frau mit den blonden Haaren muss sich mühen, aber sie macht es gerne, es ist ihr Hobby: "Da ist man in der freien Natur und kann auch mal richtig mit anpacken, das gefällt mir." Gefallen daran findet sie vor allem als Ausgleich zu ihrer Arbeit im Studierendensekretariat. Seit Dezember 2000 ist die 28-Jährige dort als Verwaltungsfachangestellte beschäftigt, zunächst mit befristeten Verträgen, seit kurzem aber in unbefristeter Stellung. Zu ihren Aufgaben gehört alles, was mit der Zulassung und der Immatrikulation der Studierenden zusammen hängt. Darüber hinaus betreut sie noch die Verwaltung des Gasthörerprogramms sowie die Ergänzungsstudiengänge. Also eine Menge Publikumsverkehr, Kontakte zu allen möglichen Menschen. Gerade das ist es, was die gebürtige Delmenhorsterin mag. Dabei hätte eigentlich alles ganz anders kommen sollen. Nach der Schule wollte Anja Westermeyer in einer Spedition ihre Ausbildung machen. Um zu erproben, wie es um ihre Bewerbung bestellt ist, Bombig vorbereitet: Anja Westermeyer kennt sich aus mit brenzligen Situationen. Foto: privat bewarb sie sich zunächst bei der Bundeswehrverwaltung. Sie bekam den Platz und war fortan für drei Jahre in der Standortverwaltung in Delmenhorst tätig. Dann folgten zwei Jahre direkt in der Kaserne in Ostfriesland. Eine schöne Zeit, nicht zuletzt, weil die Soldaten zwar mitunter rauh im Ton sein konnten, aber dafür nicht nachtragend. Und – Anja Westermeyer betont es lachend – am Standort habe sie viel "für das Leben gelernt". Zum Beispiel wie man in einer Werkstatt arbeitet, Reifen wechselt und so weiter. Und privat ging es auch weiter. Westermeyer lernte ihren damaligen Freund kennen und der brachte sie nach Osnabrück. Zunächst arbeitete sie im Staatsarchiv, aber: "Das war auf Dauer doch zu wenig aufregend." Die einzigen Feuerwerke, die dort gezündet wurden, waren rein geistige und die meisten Besucher Stammkunden. Stapelweise alte Akten – da kam die Bewerbung an der Universität gerade recht. Und auch wenn die Arbeit hier immer mehr anwächst, bei abnehmenden Personalbestand, versteht sich, hat die junge Frau alles gefunden, was sie gesucht hat. Vor allem viele Menschen um sie herum. Was die Feuerwerkerei angeht, ist aus dem Hobby mehr geworden. Auch wenn der damalige Freund nun nicht mehr "der" Freund ist, versteht man sich gut und arbeitet in der Freizeit zusammen an der kurzzeitigen Illumination des Nachthimmels. Und das nicht nur in der Region. Höhepunkt, sozusagen besondere Lichteffekte waren unter anderem das Feuerwerk zur Bambi-Verleihung in Hamburg und die chaotische Bühnenpyrotechnik zur "Modern Talking"-Tour. Ihr vorerst letztes Event: das Friedensleuchten vor dem Osnabrücker Rathaus. Dazu mussten etliche Meter Kabel verlegt und das Feuerwerk sekundengenau nach dem Takt der Musik gezündet werden. Dass ein solch ungewöhnliches Hobby auch die Kolleginnen und Kollegen spannend finden, versteht sich von selbst. Gerne sind sie bereit, soweit es die dienstlichen Verpflichtungen zulassen, Anja Westermeyer den nötigen Freiraum zu schaffen. Und später dann erzählt die junge Frau ihren Mitarbeitern davon, was sie erlebt hat. Zum Beispiel vom Leuchten vor tintendunklem Himmel, der Natur ringsrum, die dann minutenlang in allen Farben schillert. Und von diesem Raunen und Staunen, das mal wieder durch die Menge ging.