NewYork

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Das große Fest der Achtziger ist lange vorbei und der 11. September hat eine tiefe Wunde hinterlassen. New
York war in GötterdäInmerungsstimmung,
denn der Hauptstadt des amerikanischen Traums wurde für einige Zeit ihre Würde genommen. Heute lässt sich diesem Umstand jedoch, so schrecklich er ist, auch etwas
Positives abgewinnen: Der Dollar sank, das Personal wurde freundlicher und die Konkurrenz um die
begehrten Plätze in den Tempeln der New Yorker Spitzengastronomie wurde kleiner - zumindest interimistisch! Denn nun hat sich der Big Apple zurückgemeldet, seine Faszination ist ungebrochen und die
Bewohner setzen mit viel Energie und Vitalität dem Chaos und der Zerstörung des World Trade Centers ein
trotziges "Jetzt erst recht" entgegen.
von SYLVIAM. SEDLNITZKY
b unser Schwindel und das nervöse Magenkribbeln vom Jet
Lag oder vom Wolkenkratzerpanorama kommen? Wer ein paar
Jahre New York Abstinenz hinter sich hat, wie wir, muss einmal tief einatmen, um die quirlige Stadt wieder zu erkennen.
Die Museen wurden renoviert, die Liste der geplanten Superprojekte wird immer länger und Restaurants und Bars schießen aus dem Boden
wie nie zuvor. Die Übersicht zu bekommen, geschweige denn sie zu behalten,
fällt schwer - selbst den Einheimischen. Wohin sollen wir zuerst? Welche
O
Sehenswürdigkeiten kennen wir noch nicht? Welche Restaurants? Wer bestimmte
Wünsche hegt, muss heute wieder Wochen im Voraus reservieren und trotzdem
stundenlang am Tresen Martinis bis zum Umkippen schlürfen. Denn erfolgreiche
New Yorker Restaurants pflegen ihre Tische gleich dreimal pro Abend zu vergeben und to line up in Museen, Theatern und bei Touristattractions ist hier obligat,
aber für uns Europäer eine echte Qual!
In Sachen Essen nehme man jedenfalls am besten die Freitagsausgabe der New
York Times und studiere die neuesten Rezensionen der letzten Restaurantentdeckungen. Diese Methode kann mitunter recht erfolgreich sein, vorausgesetzt
man arrangiert noch rechtzeitig eine Tischbestellung, bevor die ganze Stadt das
Lokal für die nächsten Wochen belagert. Wir verlassen uns jedoch lieber auf
die alteingesessenen Klassiker. Es ist zwar sicher nicht die originellste, aber
möglicherweise eine unserer besten Ideen, den Lunch in der altehrwürdigen
Grand Oyster Bar, dem besten Bahnhofsrestaurant der Welt, einzunehmen.
Zunächst strahlen die karierten Tischdecken und das fusselige Licht in den riesigen Tonnengewölben zwar etwas Oktoberfestartiges aus, aber der Eindruck
verflüchtigt sich, sobald wir der Speisekarte habhaft werden. Dutzende
Catches 0] the Day, mehr als fünfzehn verschiedene Austemsorten von den saftig-fetten Watchhill-Oysters von Rhode Island bis zu den belonartigen Stellar
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Bays aus British Columbia und die lumbolobster aus Maine nicht zu vergessen, die manchmal mehr als 3 Kilos auf die Waage bringen, werden hier nicht
nur von Touristen wie uns geschätzt. Auch gehetzte Broker und quirlige
Businessladys im dunkelblauen Einheitskostüm und High Heels schlürfen hier
gerne schnell mal ein paar Austern - am liebsten zu Mittag. Der American Way
0] Life führt hier eben nicht immer ins nächste Fast Food Paradies oder in ein
Deli, das einst besseres Imbisslokal mit koscherer Küche war und heute mit;
seinen megadicken Pastramisandwiches sogar Kultstatus hat.
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Wer in New York jedoch nicht ein ordentliches Steak gegessen hat, war nicht !~
wirklich
hier. Eine der besten Hallen der Fleischeslust
ist Peter Lugers
Steakhouse in Brooklyn/Williamsburg. Holzfußböden und Bierhumpen erinnern an ein Brauhaus, doch wenn das perfekt gebratene - außen dunkelbraun,
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innen zartrosa - Porterhouse, begleitet von frittierten Zwiebelbergen und Un- {
mengen von French Fries, serviert wird, weiß man, warum die Vorstadtkneipe ~c
als Nr.l der Stadt gilt. Da vergessen wir sogar die halbstündige Anreise, das :::
derbe Ambiente stört uns nicht und selbst die lärmenden Gäste hören wir nicht ~
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Insgesamt gibt es in der rastlosen City ohnehin nur wenige Ruhezonen. Etwa
den legendären Platz vor dem RockefeIler Center, wo sich im Winter der Eis-
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laufplatz befindet, die Treppe vor der St. Patricks Cathedral und selbstverständ-
~
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lich der Central Park, wo man nicht nur picknicken und joggen, sondern in j
einemder größerenTeichesogareine romantischeGondelfahrtmachenkann.
Den schönsten Blick auf diese grüne Insel im steinernen Meer hat man sicherlich vom kürzlich eröffneten Mandarin Oriental Hotel, eines der gelungensten
Beispiele eines zeitgenössischen Grand Hotels. New Yorksjüngstes Hotel, zu
VON Magazine 3/2004
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gleich eines der Höchsten der Stadt, hat
viel Bewunderung erregt. Spektakulär ist
allein schon die Lage vom 38. bis zum 54.
Stockwerk in einem der 230 Meter hohen
Glastürme am Columbus Circle, dem neuesten Hot Spot der City. Atemberaubende
Ausblicke auf den Central Park und die angrenzende Skyline, neuestes technisches
Equipment vom übergroßen Flachbildschirm bis hin zum personalisierten Unterhaltungs- und Informationssystem - ganz ohne Zettelwirtschaft. Die Möbel wurden exklusiv angefertigt: klassische Modeme ohne Plüsch und Pomp, aber mit
vielen Anklängen ans Asiatische. Der Filmkanalofferiert beständig 54 Movies
und selbst im Bad hat man auf den Flachbildschirm nicht vergessen, obwohl der
.~ unbeschreibliche Ausblick auf Central Park und Skyline dem neuesten High
Tech Schnickschnack wahrlich die Show stiehlt. Und natürlich verfügen die drei
Telefone über zwei Leitungen, Fax und Computeranschlüsse inklusive - was
wir, Gott sei gedankt, diesmal nicht in Anspruch nehmen müssen. Die Stadt ist
hektisch genug. Hier jedoch sind wir in eine trendige Erlebniswelt mit fernöstlichem Touch entführt, die nie overdesigned wirkt, sondern gänzlich mit Stilsicherheit gesegnet ist. Einziger Wermutstropfen:Hier heroben wird nicht nur die Luft dünner, sondern leider auch die
I Geldbörse.
Heimlicher Höhepunkt ist das 1300 m2 große Wellnesscenter, das sich nicht nur extrem stylish, sondern auch superprofessionell präsentiert. Frisch aufgepäppelt nach einem
holistischen Rundumprograrnm mit Hot Stone Therapie
und Ayurvedic Influence Massage, wie sie in Asien nicht
besser zu kriegen ist, lässt es sich ein paar Stockwerke tiefer recht gut in hause shoppen, da nicht nur Amerikas
Nationaldesigner Calvin Klein oder Cole Haan sondern
auch der ultimative Haushaltsmarkt für Milliardäre,
Williams Sonoma, vertreten sind. Die Umgebung
bzw. die Nachbarn vom Mandarin
Oriental sind es auch, die das Hotel so
einzigartig machen. Selbst die Spitzengastronome der Stadt, die etwas auf sich
halten, möchten hier im neuen Szeneviertel angesiedelt sein. Da finden sich
neben Dean & DeLuca Restaurants vom
Das Mandarin
York bietet nicht nur einen atemberaubenden
Blick
auf
den
Central Park und die Skyline von
Manhattan,
auch
ein
sondern
beherbergt
superprofessionelles
Wellnesscenter,
das extrem sty-
lish ist und die Gäste mit Hot
Stone Therapie
und Ayurvedic
Influence Massage verwöhnt.
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Sushi-König Masa Takayama, ein Seafood-Restaurant,das Cafe Gray vom GasS
tromulti Gray Kunz und Vongerichtens >Steakhouse. Selbst Cindy Crawfords
Ehemann Rande Gerber ist mit seiner ~
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Stone Rose Bar dort ansässig.
Und Jazz-
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fans müssen im Aufzug nur mehr auf 'D
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Ground Floor drücken und einer Live ~
Performance im ebenerdigen "Jazz at ~
Uncoln Center" steht ab Oktober nichts ~
mehr im Wege.
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VON Magazine 3/2004
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Wer's lieber konventioneller und gesetzter mag, sollte aber
unbedingt im The Mark einchecken. Nicht nur, dass David
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Moreno, New Yorks bester Concierge auch das Unmögliche ermöglicht, "ob für das ausverkaufte Elton lohn Konzert oder eine Premiere in der Met, mir macht es einfach
Spaß für die Gäste bessere Tische in Restaurants zu reservieren, als sie selbst vermögen. Das ist wirklich immer
noch eine Herausforderungfür mich und mein Team", das
Schwesternhotel des Mandarin Oriental setzt bewusst auf
den besten Service der Stadt. Aber es gibt auch ein weiteres Highlight hier. Vor einigen Jahren hat man einen eigenen Tea Master, Herrn Ringo Lo aus Hong Kongs Peninsula angestellt, der stolz auf seine Ti Juan Hins, Loong
Changs und Chrysanthemums, jeden Nachmittag im
Marks' Restaurant Teezeremonien abhält. Na ja, im ersten
Moment scheint das vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig in New York, aber in Anbetracht der
vielen Gäste, die sich hier wie in einem privaten englischen Club ziemlich entspannt fühlen dürfen, ist das eine recht erfolgreiche Idee gewesen. Das nicht allzu große Art Deco Stadthotel
passt außerdem perfekt zwischen die eleganten Madison Boutiquen: glänzend aufpoliert, angenehm legere Gastronomie und so cosy, wie man sich ein kultiviertes
Luxushotel im Herzen dieser anstrengenden Stadt nur wünschen kann.
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Szenenwechsel.Wir wollenjetzt endlichdie Metropolezu Fuß erleben - von
Little Italy, wo man übrigens in keines der dort ansässigen Restaurants einen Fuß
setzen sollte (Tourist Trap!) und Chinatown über SoHo und Chelsea bis nach
Spanish Harlem, wie man das eben in New York tut. Denn die Einwohner hier,
sind Fußgänger. Es gibt nämlich kaum Parkplätze und ein Auto kann praktisch
nur benutzen, wer zur dünnen Upper Class gehört und sich zur Limousine auch den
Chauffeur leisten kann. Also laufen wir einfach vom Hotel aus los. Uptown, downtown, across town und over the River. An das dumpfe Rauschen der Taxis, der
Yellow Cabs und den ewigen Soundtrack der Polizeisirene gewöhnt man
sich dabei rasch. Die Stadt, die niemals schläft, fasziniert immer wieder neu.
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Concierge,macht das Unmögliche
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immer wieder als Herausforderung
für sich uns sein Team.
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Da sind die Reklamehöllen am Time Square mit
ihren überdimensionalen Neonbildern, die großartigen Auslagen der Fifth Avenue, wo echter Reichtum demonstriert wird, die Selbstinszenierung der
Kreativen in Greenwich Village und die Straßenhändler und
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SoHo.DazwischenheulenKrankenwa'
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Populärstes Shoppingrevier ist Midtown. Hier liegen nicht nur
die meisten Hotels und Kaufhäuser nahe der Fifth Avenue,
sondern hier gibt es alles, was das Herz begehrt - von der
i Original Levis bis hin zu Sneakers aus dem Megasporttempel
Niketown.
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- Die neueste Mode ist aber in futuristischen Shops, wo sich
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Stararchitekten verwirklichen dürfen und sich Designer selbst ein
Denkmal setzen, untergebracht. Der Kanadier Frank O'Gehry
kreierte den Eingang zu Issey Miyakes Showroom, der, wenige Straßenzüge von Ground Zero entfernt, wo anstatt der
~ Twintowers die Lichtsäulen "Towers of Light" allabendlich
aufs Firmament projeziert werden, in seinem futuristischen
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Stil
Zeichen setzen
sollte. Ebenso
wie der Niederländer
Remein
Kooll1aassich
um Miuccia
Pradas monumentalen
Showroom in SoHo kümmerte. Bei solch architektonischer Opulenz
wird die Mode beinahe nebensächlich, Bekleidung wird zu
Skulptur und Shopping zum Event.
Wer der Schickeria von Manhattan überdrüssig
ist, der wird
einen Besuch im bekanntesten afroamerikanischen Viertel der
USA genießen. Besonders sonntags. Denn Sonntag ist Kirchentag - auch in Big Apple. Wir fahren mit dem Bus nach
Harlem, das in der llO. Straße beginnt. Zwischen dem Stadtteil der Weißen und der Schwarzen liegen aber leider mehr als
ein paar Blocks, es sind Welten! Von der Fifth Avenue und
West 116th Street erstrecken sich mehrere lange Blocks, in
denen sich Little Africa befindet. Afrikanische Frisiersalons, Moscheen und Halal-Fleischer haben sich ebenso etabliert wie dutzende winzige Restaurants, die Soul Food servieren. In der Abyssinian Baptist Church erlebt man, dass Harlem fürwahr ein Synonym für
Jazz, Swing und Gospel ist, besonders wenn die fein für den Gottesdienst herausgeputzten Marnis fröhlich "Oh Lord" singen. New York beherbergt tatsächlich eine ungeheure
Mixtur von Menschen
und nimmt sich vielleicht deshalb selbst
nichtganzernst.JedeRasse und jede Nation sind
hier vertreten und haben auch ein bisschen Heimat mitgebracht. Vielleicht macht das auch das Flair der spritzigen
Weltstadt aus, wenn beispielsweise strenggläubige Juden
friedlich neben New Yorks neuer Boheme leben und so Traditionen nicht verschwinden, sondern
weitergepflegt werden können.
New York ist vielseitig und auf dem besten Weg geradezu gigantisch zu werden. Und wenn es
schon nicht die Hauptstadt der USA ist, dann ist es wenigstens der Nabel der Welt. Denn es
macht Tempo, gibt den Ton an und setzt Trends
selber schuld!
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denn je! Und wer sich hier langweilt, ist
VON Magazine 3/2004
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