Schöner Bericht über die Jagd in der Schweiz

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Schöner Bericht über die Jagd in der Schweiz
Was
treibt
uns
zur Jagd?
«Das Schiessen
kostete mich
Überwindung»
LADINA ESSLINGER, 31,
ZÜRICH
«
Ich jage, weil ich wissen will,
woher das Fleisch stammt,
das auf meinem Teller liegt. Als
ich meinen Freunden vor ein paar
Jahren Wild servieren wollte, war
für mich klar, dass ich den Rehbock dafür selbst erlegen musste.
Vor der Ausbildung zur Jägerin
hatte ich nie ein Gewehr in der
Hand gehabt. Das Schiessen kostete mich anfangs Überwindung,
aber jetzt habe ich mich daran
gewöhnt. Dennoch kommt es
vor, dass ich im Wald sitze,
ein Reh sehe und denke: Geh
doch wieder! Ich möchte
dich heute nicht töten.
(Aufgezeichnet von
Peter Aeschlimann)
Zielen, schiessen, ausweiden ist nicht alles.
Zum Jagen gehört mehr als das Töten eines Tiers.
VON ANTJE JOEL; FOTOS: MARCO SIEBER
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BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
einzig glaubhafte, weil ehrliche Antwort ist, dass
man keine Antwort hat. Man erkennt das und
misstraut sich selbst.
«Also», sagte M., «Schiesswütige kann die Jägerschaft nicht gebrauchen!» Darum alle 15 Bewerber
mal bitte aufstehen, reihum, und bekennen, was
sie zum Jagen treibt; der junge Mann zur Rechten
von M. begann. «Mein Vater ist Jäger!» Das
war okay. Der schwergewichtige Autoverkäufer
murmelte, er liebe die Natur und wolle sie seinen
Kindern erklären können. Im Winter auch mal mit
ihnen Nistkästen bauen. «Töten allerdings will ich
nie!» – «Das werden wir ändern», schnarrte M. Der
Zahnarzt fühlte sich der Natur verbunden und
hatte, um seine Ehe nicht durch Abwesenheit zu
gefährden, seine Frau «gleich mitgebracht». «Besser gehts nicht!», rief M. Und dann war ich dran.
«Ich spaziere gern allein durch die Frühnebel und
finde, dass sich das gut mit dem Jagen verträgt.»
Es war nicht allein dieses Satzes wegen, dass M.
mir von allen am schärfsten misstraute.
→
Zahlen und Fakten zur Jagd in der Schweiz
ILLUSTRATION: BEOBACHTERNATUR/AK; QUELLE: BFU
W
arum wollten wir Jäger werden?
Gleich am ersten Abend des
Lehrgangs stellten sie uns diese
dämliche Frage. Dämlich vor
allem, weil: Glaubten die denn
im Ernst, dass wir ehrlich antworten würden?
Bedeutet die Frage doch nichts anderes als:
«Warum willst du mit der Knarre in den Wald
ziehen und die Rehlein erschiessen?»
Da sieht sich doch jeder gleich unter Verdacht.
Erkennt sich auf der Couch des so Fragenden.
Auch, wenn der oder die Fragende selbstverständlich keine mit allen psychologischen Erkenntniswassern gewaschene Analytikerin ist. Sondern
bloss M., eine kurzbeinige norddeutsche Bauersfrau von Mitte 60, die selbst mit der Knarre auf
Rehlein hält und überdies, als Leiterin dieses
Lehrgangs, alles tut, andere dazu zu bringen. Und
doch zittern einem plötzlich die Hände, wackeln
die Knie. Man fischt nach Antworten. Prüft Erklärungen. Verwirft sie. Steht da und spürt, dass die
Waidfrauen holen auf
Jagen ist längst keine reine Männerdomäne mehr. Während Frauen noch
vor zehn Jahren kaum vertreten waren
in den Jagdgesellschaften, kommen
heute auf 28 500 Jäger 1500 Jägerinnen. Das entspricht einer Quote
von fünf Prozent. Bei steigender
Tendenz: Im Kanton Solothurn haben
2014 sechs Personen die Jagdausbildung abgeschlossen – darunter
vier Frauen. «Die Zeiten, als die
Waidmänner unter sich bleiben
Jagdstatistik
wollten, sind definitiv vorbei», sagt
Hanspeter Egli, der Präsident des
Dachverbands Jagd Schweiz. Im
Hochsitz oder auf der Pirsch spiele
das Geschlecht keine Rolle, es zählten
einzig die Qualifikation und der
Charakter.
Die Schweizer Jägerinnen und Jäger
leisteten 2012 rund 260 000 Stunden
Naturschutzarbeit. Die Patent- und
Pachtgebühren spülten 25,7 Millionen
Franken in die Kantonskassen. (pa)
Die am häufigsten geschossenen Säugetiere, 2013
1.
3.
5
41 973 Rehe
12 227 Gämsen
6448 Murmeltiere
6. 5741 Wildschweine
4.
2.
7. 2715 Dachse
8. 1866 Feldhasen
9. 1218 Steinmarder
25 135 Rotfüchse
10 411 Rothirsche
10. 1195 Schneehasen
BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
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Tatsächlich hatte ich nicht gelogen. Ich hatte
nur nicht die ganze Wahrheit gesagt. Oder was ich
eben seinerzeit dafür hielt. Tatsächlich war es der
Tod, der mich in die Reihen der Jägerschaft trieb.
Und mein Bedürfnis, ihn vielleicht doch noch
irgendwie zu verstehen. Eine Freundin hatte sich
ein halbes Jahr zuvor das Leben genommen. Sie
war Försterin gewesen. War scheinbar aus heiterem Himmel in eine Depression gefallen. Deren
Heftigkeit liess sie mich erst erkennen, als sie, fast
schon am Ende, in aller Beiläufigkeit am Telefon
sagte: «Meine Gewehre habe ich vorsichtshalber
zu den Nachbarn gebracht, ich traue mir selbst
nicht mehr über den Weg.» Zwei Wochen später
hatte sie sich erhängt. Ihr Satz mit den Gewehren
blieb in mir hängen. Ich dachte, indem ich den
Jagdschein mache, könne ich ihr über den Tod
hinaus näherkommen. Ich glaubte, ich
sei hier bemüht, sie und ihr begründetes Misstrauen in sich zu verstehen. Tatsächlich drängte es
mich vielleicht nur, meine
eigene ultimative Zuverlässigkeit zu testen.
chen Regeln das getötete Wild zu ordnen ist. Das
korrekte Benehmen auf der Treibjagd. Die Vokabeln der Jägersprache. Das männliche Schwein:
Keiler. Das weibliche Stück: Bache. Ihre Kinder:
Frischlinge. Die Augen: Lichter. Die Ohren: Teller.
Der Nasenrücken: Gebrech. Der Penis: Brunftrute.
Die Hoden: Klötze. Der Tag, an dem wir entspannt
über Brunftruten und Klötze würden reden können, schien undenkbar.
Kür dieser Brauchtumsabende war das gemeinsame Absingen des dreifachen Horridos mit
anschliessendem Herunterstürzen von Kräuterschnäpsen. Wir stellten uns auf, das Gläschen in
unserer linken Hand. Der Vorsinger: «Horrido!»
Und die Gruppe antwortete: «Joho!» – «Horrido!»
– «Joho!» – «Horrido!» – «Joho!» Und nun, gemeinsam: «Ein Horrido, ein Hooorriii-do, ein Waidmanns-heil, ein Horrido, ein Hor-rido-ho, ein Waiiid-maaanns-heil!»
Die Stimme unseres eifrigen
Zahnarztes tönte operettenhaft über alle. Legte der
Autoverkäufer M. die
Hand auf den Rücken
und seufzte «Mutter»,
glühte die Alte vor
Glück. Und ich, die das
alles zweifelhaft und in
höchstem Mass lächerlich fand, die 20 Kilometer weiter doch Mann
und Kinder auf sich warten
hatte, wunderte mich, dass
etwas in mir hier plötzlich zu
Hause sein wollte.
Als ehemaligem Arbeiterkind fehlte mir
die traditionelle Verbindung zur Jagd. Ich war
aufgewachsen mit dem Gegenteil: einer mittelschichtgetreuen Aversion gegenüber diesem vermeintlichen Bessere-Leute-Vergnügen. Für meinen Maurer-Stiefvater sind, seit ich denken kann,
Jäger «Knallköppe». Ein Begriff, mit dem er nicht
die Tatsache beschreibt, dass Jäger schiessen. Im
deutschen Volksmund ist «den Jagdschein haben»
das Synonym für wahnsinnig, irre sein. Ich wuchs
auf unter dem Einfluss eines Volksmundvertreters
erster Güte.
Meine Jägerkarriere, wenn sie denn eine war,
folgte einem jeder profanen Logik entbehrenden
Zickzackverlauf. Ich war das tierverrückte Kind
eines Paars, das sich, um seine Sofas und statischen Gemüter zu schützen, gegen jede Tierhaltung sträubte. Entsprechend verzehrte ich mich
nach einem Hund. Meine Eltern gestatteten einen
Wellensittich. Später grosszügig einen Hamster. In
meiner Verzweiflung baute ich zu allen Hunden
der Nachbarschaft eine telepathische Verbindung
auf, von der die Hunde möglicherweise nichts
«Jagen ist kein
Hobby wie
Golfspielen»
SAVERIO STANCA, 35,
VORDEMWALD AG
Handwerk, Meditation, ein gutes
Stück Fleisch: Das macht die Jagd
aus für Saverio Stanca vom Oberaargauer Jägerverein. Und das
schon seit 15 Jahren. «Das Wissen
von Gams und Gelände fasziniert
mich, aber auch der kundige Umgang mit der Waffe», sagt er. Fast
noch wichtiger aber ist ihm die
Selbstreflexion im Wald. Jagen sei
kein Hobby wie Golfspielen: «Wer
dem Tier den nötigen Respekt
nicht entgegenbringt, ist für mich
kein richtiger Jäger.» Die Jagd lasse
sich nicht aus klinischer Distanz
ausüben, man sei «hautnah am Leben», rieche das Tier, wenn es kurz
nach dem Schuss im Gras liege,
spüre dessen Wärme. «Die Jagd ist
eine Begegnung mit einem Erbe,
das in jedem von uns steckt.» (pa)
Im deutschen
Volksmund ist „den
echs Ausbilder unJagdschein haben“
terrichteten uns in
sechs
Fächern:
das Synonym
Brauchtum, Jagdhunde,
Niederwild, Hochwild, Gefür wahnsinnig
setze und Waffen. «Die Jägerprüfung ist keine Spielerei.
sein.
Wer hier sitzt und denkt: ‹Ach,
S
da mache ich nebenbei noch den
Jagdschein›, der fällt durch!» So viel
machte M. uns gleich klar. Der deutsche Jäger
nennt seinen Jagdschein «das grüne Abitur». Ein
Jagdausbilder aus Dänemark, der einen Unterrichtsabend bei uns besuchte, lachte und rief:
«Du liebe Zeit. Ich will doch nur jagen gehen, nicht
Tierarzt werden!» Der Däne verstand nicht: Ein
deutscher Jäger, der seinerseits unter stetem
Beschuss der nichtjagenden Öffentlichkeit steht,
kann nicht, durch den Wald streifend und auf
Wildtiere ballernd, einfach einem Hobby nachgehen. Er muss sich und sein Tun verklären, weil
er keines von beiden erklären kann. Er lernt hart,
weiss mehr, er ist besser. Er ist das ewig strampelnde, wenn schon nicht um Liebe, dann wenigstens
um Anerkennung ringende Stiefkind der Gesellschaft, die sich durch schnelle Verurteilung des
ihr Unerklärlichen gefällt. Mein Waffenlehrer und
Jagdkollege nannte es «diese monströse Rechtschaffenheit». Und ist sie nicht unter Jägern und
Jagdgegnern gleichermassen zu finden?
In den ersten Wochen lehrte M. uns Brauchtum. Welche Zweige wir wie herum legen müssen,
um den Mitjägern etwas mitzuteilen. Nach wel-
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BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
Die Organisation der Jagd in der Schweiz
Revierjagd
Patentjagd
Im Revierjagdsystem pachtet eine Jagdgesellschaft das
Jagdrecht von der politischen Gemeinde. In der Regel
haben die Verträge eine Laufzeit von acht Jahren. Am
Ende der behördlich festgelegten Saison melden die Jäger
dem Kanton, welche und wie viele Tiere sie erlegt haben.
Der Pachtzins richtet sich nach der Zahl der Abschüsse.
Revierkantone sind Zürich, Luzern, Solothurn, Basel-Stadt,
Baselland, Schaffhausen, St. Gallen, Aargau und Thurgau.
In den übrigen Kantonen gilt die Patentjagd. (Ausnahme:
Genf, wo die Jagd seit rund 40 Jahren verboten ist. Sind
Abschüsse notwendig, kommen Wildhüter zum Einsatz.)
Die Jäger erwerben beim Kanton ein Patent, das die Jagd
im ganzen Kantonsgebiet erlaubt, ausser in den Jagdbanngebieten. Die Jagdzeit ist wie bei der Revierjagd auf
wenige Wochen im Herbst beschränkt. Pro Patent darf
eine bestimmte Anzahl Tiere erlegt werden. (pa)
BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
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Glossar
wussten. Meiner Vernarrtheit und speziellen
Bindung ans Tierreich zum Trotz schlich ich
regelmässig in den Wald und verbrachte Stunden
vor Kaninchenbauten auf der Lauer liegend. Mit
selbstgebasteltem Bogen und Pfeilen im Anschlag.
Hätte ich geschossen, hätte einer der Hasenartigen sich aus dem Loch gewagt? Und ob!
A
ls Teenager dann durchlebte ich eine
Phase überschäumenden Christentums,
ich trat auf als Friedensengel im Indienkleid und mit Wallehaar. Ich musste alle bekehren,
alle erleuchten. Ich sagte Sätze wie: «Jesus ist
unsere einzige Chance!» Was ich damit meinte,
wusste ich damals schon nicht. Anschliessend
konvertierte ich, 20 Jahre zu spät, zu den Hippies.
Im gleichen Kleid, mit dem gleichen Haar und den
gleichen Sprüchen. Ich hörte Woodstock-Musik
und rauchte schwarzen Tee als Ersatz für Marihuana, das in unserer Kleinstadt noch nicht zu bekommen war. Jäger? Waren für mich, wie für alle,
die ich damals und später so kannte, das Synonym
deutschen Spiessertums! Deutete etwas in jenen
Jahren darauf hin, dass ich einst im Grossvaterloden in einer muffigen Beiz unter ihnen das
Horrido singen würde? Ich meine: alles!
Mit 16 schleppte mich einer das erste Mal
mit auf die Jagd. Ich arbeitete als Küchenpraktikantin in einem Hotel im Solling, einer wald- und
wildreichen Hügellandschaft in Mitteldeutschland. Der Hotelbesitzer und sein Koch gingen
beide zur Jagd. Was aber nicht dasselbe war.
Darauf bestand der Koch. Ich war
umgehend wild darauf, mitgenommen zu werden. Keine
Ahnung, warum. Von wem
dieser beiden, war mir
noch egal. Der Chef bot
sich als Erster an. Ein
Waidmann wie aus dem
Buche, die Verkörperung
deutschen Jagdwesens,
aussen wie innen, für seine Genossen und Gegner
zugleich: grüner Loden,
blanke Stiefel und, in der
Mitte Deutschlands, ein Tirolerhut. Korrekt, zuverlässig, starr.
Der Mann war Ende 20, in seinem
Loden-Tiroler-Outfit sah er aus wie 50.
Ich meinte: passend. In den Wald fuhren wir in
seinem schweren, tadellosen Audi. Die Waffen
transportierte er stets im Kofferraum, gegen unbefugte Benutzung gesichert. Das war alles ganz
richtig. Es fühlte sich nur nicht so an. Für mich, die
hier irgendwie auf der Suche war. Stundenlang
sass ich schweigend mit ihm im Wald, und wir
schossen nichts. Wäre der Koch nicht gewesen,
ich hätte meine gerade erst keimende Jagdlust
verloren.
Den Koch fürchteten sie alle. Auch und vor
allem der Chef. Wenn ein Gast wagte, um kurz
nach zehn Uhr abends, Küchenschluss, noch um
eine warme Mahlzeit zu bitten, schlichen sie auf
Zehenspitzen und mit zitternden Knien zu ihm.
Kurz darauf hörte man aus der Küche Gebrüll.
Und das Scheppern von Töpfen und Pfannen, die
gegen Wände prallten. Erst dann kam er der Bitte
nach. Erst brauchte er dieses Ritual. War aufbrausend, unberechenbar, schleppte einen diffusen
Zorn mit sich herum, auf irgendwen, irgendwas
oder auf jeden und alles. Der Jäger, wie ihn seine
Gegner verstehen.
Der Koch sagte: «Das nächste Mal jagst du mit
mir! Damit der dich nicht versaut.» Jagdmässig,
meinte er. Der Koch sagte: «Weil nämlich, dein
Chef, das ist ein Jäger. Ich aber!» Er reckte sich und
streckte den Brustkorb vor. «Ich bin Jager!» Weil
ich wusste, er hatte irgendein Herz für mich, wagte
ich zu fragen: «Was ist der Unterschied?» Der Koch
schnaubte. «Ein Jäger, du, der kauft seinen lächerlichen Loden aus dem Versandkatalog.» Er aber!
Trug einen Uralt-Pulli und ebensolche Hosen aus
Bundeswehrbeständen. Springerstiefel. Eine Art
verschlissenen Tropenhut auf dem Kopf. Rote
Haare, roter Bart und wilder Blick. In den Wald
schaukelten und klapperten wir in seine SuzukiGeländekiste gezwängt. Für die Gewehre war
eben noch Platz zwischen meinen Knien. Bevor er
Hotelkoch wurde, war er Soldat gewesen,
na klar. Das musste einem keiner
gross sagen. Jetzt strich er mit
der Knarre privat durch den
Wald. Stundenlang sass ich
schweigend mit ihm da,
und wir schossen nichts.
Und ich hing, noch ohne
es zu wissen, am Haken.
Von etwas, was sich gut,
fast richtig anfühlte. Für
mich. Weil es meinem
Bild von der Jagd und mir
entsprach.
Lehrte man uns im
Jagdkurs das Töten? Mitnichten. Man lehrte uns, eine Waffe
zu laden, zu halten, man lehrte
uns, mit ihr zu zielen. Und, hoffentlich,
zu treffen. Mehr nicht. Das Töten, den Willen und
die Fähigkeit, auch die letzte Grenze zu überschreiten, brachten wir von allein mit. Töten
konnten wir schon. Wir alle.
Bevor M. uns gestattete, unser Können unter
Beweis zu stellen, lehrte sie uns, zu nutzen, was
wir erlegen würden. Tierleiber öffnen, Därme
entnehmen, Häute abziehen, Körper in Stücke
Das Töten, den
Willen, auch die
letzte Grenze zu
überschreiten,
brachten wir von
allein mit.
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BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
ANNETTE SCHÄDLER, 33,
NATERS VS
«
Der Abschuss ist nicht das alleinige
Ziel der Jagd. Es geht auch darum,
den Wildbestand dort zu dezimieren,
wo natürliche Feinde fehlen. So erhalten
wir den Lebensraum der schwächeren
Arten. Zudem bewahren wir die Schutzwälder vor Schäden – etwa vor starkem
Verbiss durch den Hirsch – und schützen
so indirekt auch den Menschen. Und
klar, wir versorgen uns selbst und lokale
Betriebe auch gern mit gutem Fleisch.
(Aufgezeichnet von Peter Aeschlimann)
«Der Abschuss
ist nicht das
alleinige Ziel
der Jagd»
Affe: Bei den Murmeltieren ist es
etwas kompliziert: Das Weibchen
heisst Katze, das Männchen Bär.
Und das Jungtier? Logisch: Affe.
Aufbrechen: Hat der Jäger ein
Tier erlegt, muss es schnellstmöglich ausgenommen werden. Diese
Prozedur nennt sich Aufbrechen.
Blattschuss: Jäger legen Wert
darauf, dass ein Tier nicht leiden
muss. Deshalb zielen sie in den
Bereich des Schulterblatts, um Herz
und Lunge zu treffen. Gelingt der
Blattschuss, tritt der Tod schnell ein.
Bockfieber: So bezeichnen die
Jäger ihren aufgeregten Gemütszustand vor und nach dem Schuss.
Decke: das Fell von Schalenwild
(siehe «Schalen»)
Halali: Nach der Jagd versammeln
sich die Jäger zum Halali. Die Wurzeln des Rituals liegen im Mittelalter.
Lauscher (oder Teller): Ohren
Lichter: Augen
Orgeln: Wer schon im Herbst im
Nationalpark unterwegs war, kennt
den anhaltenden Ruf des brunftigen
Rothirschs: das Orgeln.
Schalen: Klauen von Paarhufern
Schmalz: Murmeltierfett. Nicht
zu verwechseln mit Schmelz, den
Ausscheidungen von Greifvögeln.
Schweinesonne: Bei Vollmond
lässt es sich gut Wildschweine
jagen. Deshalb: Schweinesonne.
Schweiss: Blut
Sprengen: den Fuchs mit dem
Hund aus dem Bau treiben
Ständer: Beine des Federwilds
(etwa Eichelhäher, Ente, Fasan)
Verludern: Misslingt der Blattschuss, kann angeschossenes Wild,
das nicht rechtzeitig gefunden wird,
verenden und verderben. Oder
eben: verludern.
Waid: Althochdeutsch für «weit»
oder «Weide». Jäger wünschen sich
vor der Jagd Waidmannsheil. Die
ethischen Regeln der Jagd nennt
man Waidgerechtigkeit.
Wildbret: Was nach der Jagd auf
dem Teller landet. 2012 verzehrten
die Schweizer knapp 4000 Tonnen
Wildbret. Das entspricht 0,5 Prozent
des gesamten Fleischkonsums.
Windfang: Die Nase bei Hirsch,
Reh und Gams. Der Wind trägt den
Tieren Informationen über Gefahren
oder Artgenossen zu. (pa)
BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
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schneiden. Für uns hiess das: aufbrechen, ausräumen, aus der Decke schlagen, zerwirken. «Die
Jägersprache ist eine so schöne Sprache»,
schwärmte M. Blumig, blutleer, befriedet. Wörter,
die losgelöst sind von dem Geschehen. In der Halle des Dachdeckers betteten wir die «Stücke» auf
den Betonboden über Tannengrün. Ein Schwein,
zwei Hasen, 30 Wildkaninchen, eine Schnepfe.
Wir «legten die Strecke», brachten die Toten in
Reih und Glied. Der Autoverkäufer sah jämmerlich aus. «Und jetzt nimmt sich jeder bitte ein
Seil und ein Stück, die Kaninchen
zuerst. Halt, nein, du nicht, komm
her.» M. hielt den Jämmerlichen
am Arm zurück. Er atmete
leichtsinnig auf.
Wir schlangen Seile um
Hinterläufe und hängten
die Tiere kopfüber an
Stahlträgern auf. «Öffnen!» Messerstich unters
«Waidloch», den Hinterausgang eines jeden Wildtiers. «Aufschärfen!» Zwei
Finger in das frische Loch,
unter die Bauchdecke schieben und zwischen den Fingern
die Haut bis zum Brustbein durchtrennen. Der Kanincheninhalt quoll
heraus. Rot, blau, braungrau. Es floss kaum Blut.
Ich griff Därme, Magen, Schlund, Leber, Nieren,
Herz, alles hing zusammen, alles musste in einem
der Hülle entrissen werden. Was fühlte ich? Technisch kaltes Interesse. Der Körper, sein Inhalt,
sie waren ihrer Funktionen beraubt. Jetzt, wo das
Leben die Hülle verlassen hatte, fiel es schwer, es
zurück hinein zu denken. Fast war es unmöglich.
Mit jedem Leib, den ich auftrennte und aushöhlte,
schien es, als verlöre das Leben mehr an Bedeutung. Und mit ihm der Tod. War es das, was mich
hierhergelockt hatte?
drehte das Gesicht halb zur Seite, er zog und schob
die Klinge abwärts durch die Schwarte. Das
Schwein klaffte auf, und sein Inhalt fiel heraus.
Sein Gestank füllte binnen Sekunden die Halle.
Der Autoverkäufer taumelte rückwärts und erbrach sich. Unsere so mühsam erwirkte Distanz
zum Tod, sie war nicht für jeden und unter allen
Umständen zu schaffen.
Meine Erfahrung im Töten war dünn. Einmal,
als wir noch Hühner hatten, hatte ich einem von
ihnen den Kopf abgeschlagen. Das Huhn
war krank, hatte binnen wenigen
Tagen nahezu all seine Federn
verloren, sein Körper war auf
die Hälfte seiner gesunden
Grösse geschrumpft. Ich
verurteilte es, ohne einen
Tierarzt zu fragen, als
unheilbar. Kein Mensch
ruft eines kranken
Huhns wegen den
Tierarzt. Hühner werden nicht eingeschläfert.
Hühner werden geschlachtet. Nicht nur die
todkranken.
Diesem kahlen, torkelnden
Tier aus seinem erbärmlichen
Rest Leben zu helfen, das hätte ich mir
und anderen leicht als reinen Gnadenakt verkaufen können. Tatsächlich fühlte ich neben ehrlichem Bedauern eine gewisse Neugier. Den Gedanken daran, das Tier auf den Holzblock zu legen
und mit einem Axthieb seinen Hals zu durchtrennen, empfand ich als furchterregend. Und verlockend. Beides hielt sich die Waage. War das ein
erstes Aufflackern meiner «Lust am Töten»? Oder
war es der Widerschein meiner aus Todesangst
geborenen, ewigen Faszination für den Tod?
Ein Phänomen, das der Jäger und Biogeograf
Günter Kühnle in seiner 598-Seiten-Dissertation
über die Psychologie der Jagd mit dem Begriff
«emotionales Jagdparadox» umschreibt: Von den
Nichtjägern immer wieder der «Lust am Töten»
bezichtigt, plädieren die Jäger auf einen atavistischen, also zwar veralteten, doch unvermittelt
wieder auftretenden natürlichen Beutetrieb, der
sich an der Kulturrevolution vorbeigeschlichen
habe. Das Töten sei zwar für den von ihnen angestrebten emotionalen Kick Bedingung. Und
doch bestehe dieser nicht im Töten selbst.
Tatsächlich gründe die Jagdlust in einem
Streben nach Macht, schreibt Kühnle. Wenn auch
anders, als die Jagdgegner glauben. Die vermeintliche «Lust am Töten» sei vielmehr Ausdruck des
unbewussten Strebens, das Ungreifbare in den
Griff zu bekommen. Des Menschen Not, die grandiose, unbeherrschbare, bedrohliche Natur doch
«Mit den
Söhnen ist es
am schönsten»
Die Jägersprache
ist blumig, blutleer
und befriedet.
Wörter, die losgelöst
sind vom
Geschehen.
D
em Autoverkäufer und Nistkastenbauer,
sich kurz und blöde in Sicherheit glaubend, hatte M. das Schwein reserviert.
Den grössten Leichnam von allen. Sie kannte ganz
offenbar ihre Kandidaten. Seine Gesichtsfarbe
wechselte von rosig über blass zu gelbgrün. Er trat
an die borstige, kopfüber hängende Leiche, hob
das Messer und liess es sinken. «Ich kann nicht»,
flüsterte er. Sie, mit erhobenen Brauen und erhobener Stimme, ging in ihrer Rolle als Mutter auf.
Wie sie die eben verstand. «Natürlich kannst du!
Durchatmen! Messer ansetzen!» Sie sprach jetzt
ausschliesslich mit Ausrufezeichen, im Tonfall der
Fremdenlegion. «Du willst doch mal einer von uns
sein!» Der Autoverkäufer schien sich nicht länger
sicher. Er setzte mit zitternder Hand die Klinge an,
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BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
MEINRAD MONSCH, 53, UND
ROGER MONSCH, 22, ZIZERS GR
Meinrad Monsch geht am liebsten
mit seinen beiden Söhnen zur
Jagd. Roger war elf, als er zum
ersten Mal mitdurfte. Der Bursche
sei ganz aufgeregt gewesen, erinnert sich der Vater. Die beiden
brachten einen Gamsbock nach
Hause – und das Jagdfieber hatte
die nächste Generation gepackt.
«Mit den Söhnen ist es am schönsten», sagt der Lebensmittelkontrolleur Meinrad Monsch, der sich
vor kurzem eine Jagdhütte auf
dem Lukmanier gekauft hat. Von
da aus zieht im Herbst die ganze
Familie auf die Jagd. (pa)
Stimmen zur Jagd
Bundesamt für Umwelt
Pro Natura
Wildtierschutz Schweiz
Weil Paarhufer sich an jungen Bäumen
zu schaffen machen und deswegen die
natürliche Waldverjüngung hemmen,
befürwortet der Bund eine Regulierung
des Wildbestands durch die Jagd. In einem
Positionspapier schreibt das Bundesamt für
Umwelt: «Die Kantone planen die Jagd so,
dass die Bestände der Lebensraumkapazität
angepasst und natürlich strukturiert sind.»
Der Umweltverband befürwortet eine «nachhaltige Jagd», die «zur Natur Sorge trägt».
Wildtiere seien mit ihren Ansprüchen an den
Lebensraum als Teil der Natur zu respektieren. Sie sollen nur dann gejagt werden, wenn
die Abschüsse massive Schäden an Kulturen
und Wald verhindern. Die Jagdausbildung soll
verbessert und ein Netz jagdfreier Gebiete
geschaffen werden. Pro Natura ist der
Meinung, dass der Wolf, der Bär und der
Luchs in der Schweiz Platz finden.
Prinzipiell gegen die Jagd ist etwa der Verein
Wildtierschutz Schweiz. Auf seiner Homepage schreibt er: «Wir sind dagegen, dass
man Konflikte mit Wildtieren mit Waffen löst.»
Zu grosse Wildtierpopulationen seien durch
falsche Jagdplanung selbstverschuldet,
während sich ungestörte Bestände selber
regulierten. (pa)
BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
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zu bezwingen. Der Kick, den sich der Jäger mit
dem Töten verschaffe, sei seine extreme Befriedigung darüber, dem Tod nicht ausgeliefert zu
sein. Sondern ihm gebieten zu können. Des Jägers
Glück, seine Freude, Zufriedenheit und Zerstreuung beruhten auf seiner unbewussten Überwindung der Todesangst. Auch, wenn das alles selbstverständlich ein Trugschluss ist.
Das Töten hatte sich als schwieriger erwiesen,
als ich es mir vorgestellt hatte. Das Huhn auf dem
Hauklotz wand sich, entzog sich. Ich holte zweimal aus und schlug zu, bis ich traf. Und dann
schaffte ich es nicht, gleich mit dem ersten Treffer
Kopf und Körper zu trennen. Offenbar hatte ich
nicht beherzt genug zugeschlagen. Etwas in mir
hatte gezögert, meine Hand mit der Axt gebremst.
Was immer es war, ich zwang mich, es zu überwinden. Schlug ein drittes Mal zu, und das Huhn
war tot. Ich war überrascht. Diesmal und später,
angesichts jeden neuen Todes, wieder. Wie
schnell, wie spielend sich dieser schwerwiegendste aller Übergänge vollzieht. Vom Leben
zum Tod, in einem Wimpernschlag, einfach so.
Irreversibel.
N
ach einem Vierteljahr Horrido hatten wir
ersten Waffenkontakt. M. trug die Lehrflinten in die Kneipe wie Schätze. Die
Flinte: ist das Gewehr für den Schuss mit Schrot
auf Kleinwild. Geeignet gegen Geflügel, Kaninchen, Hase und Fuchs. Die Büchse: ist das Gewehr
für den Schuss mit der Kugel. Bringt Grösseres zur
Strecke. Die kombinierte Waffe: hat zwei Läufe,
einen für Kugel, einen für Schrot. Taugt zum Töten
von Gross und Klein.
Wir taten, als schössen wir. Luden nicht vorhandene Patronen in die Läufe, schlossen die Waffen, gingen in Stellung. Schaft auf der Hüfte, Lauf
Mit Feder und Flinte
Die freie Journalistin und Buchautorin
Antje Joel wurde 1966 in Deutschland
geboren und lebt heute mit ihren
Kindern, Hunden und Pferden in
der Grafschaft Galway an der irischen
Westküste. 1996 wurde sie mit dem
Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet.
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BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
nach oben. «Anbacken!» Wir rissen uns den Schaft
an die Wange. Und «peng!». 30 bis 100 Meter weit
weg stürzte ein imaginäres Reh. Hatte das noch
mit mir und meinen Händen auf Holz und Stahl
zu tun? Wahr ist, die Waffe schafft eine irreale
Distanz. Wahrscheinlich gingen, müssten sie ihre
Beute erstechen, erschlagen, erwürgen, weniger
Jäger auf die Jagd. Ich kenne Jäger, die zwar ein
entferntes Reh erschiessen können. Aber keinem
Huhn in ihren Händen den Kopf abschlagen.
Macht sie das zu besseren, weil weniger skrupellosen Menschen? Macht es sie verlogen und darum schlimmer? Oder sind wir am Ende alle
gleich? Wie auch der Thekenfleisch essende Jagdgegner vielleicht weder ein besserer Mensch noch
verlogen ist. Sondern nur auf eigene, wacklige Art
von seiner Todesangst besessen.
Ich erzähle mal, was geschah, als ich später
erstmals mein Kind mit zum Jagen nahm. Ein
Mädchen, damals neun Jahre alt, mit grossem
Herzen und einem klaren Blick auf die Welt. Als
ich beschlossen hatte, den Jagdschein zu machen,
hatte es seine Stirn in Falten gelegt. «Du willst
Tiere töten? Das finde ich nicht gut.» Ich erwiderte
nichts. An jenem Oktobermorgen begehrte es, mit
in den Wald genommen zu werden. Schlich Seite
an Seite mit mir durch den Regen. Die Stufen zum
Ansitz hinauf. Oben lauschte das Kind ins Dunkle.
Hob bei jedem Knacken die Brauen und sah mich
an. Ich schüttelte den Kopf. Das Kind senkte das
Kinn zurück in den aufgestellten Jackenkragen. So
sassen wir und schwiegen.
In der aufsteigenden Sonne wechselte die
Landschaft vor uns von Schwarz nach Grau. Das
Kind spähte in den Regen. Da war es! Ein Reh. In
dem verwaschenen Morgen kaum auszumachen.
Das Kind stiess mich an. Ich konnte sein Knie,
gegen mein Bein gepresst, zittern spüren. Ich hob
das Gewehr. «Schschsch», wisperte das Kind. Ich
legte den Lauf auf die Brüstung. Presste den Schaft
in die Schulter, legte die Wange ans Holz. Das Kind
hielt das Fernglas an die Augen gedrückt. Stiess
mich an. Ungehalten. Seine Stimme vibrierte.
«Schiess! Jetzt schiess!» Ich schüttelte den Kopf.
«Ich kann nicht gut genug sehen.» Als die Beute
sich auflöste in dem Grau und ich endlich den
Lauf von der Brüstung nahm, weinte das Kind vor
Enttäuschung.
Wir sassen noch ein paarmal gemeinsam da, in
den Frühnebeln oder im Regen. Wir warteten über
Stunden und schwiegen. Ich schoss nichts. Nicht
ein einziges Mal. Ich sage: Es ergab sich nicht die
Gelegenheit. Aber vielleicht fürchtete ich ja auch
nur zu sehr oder zu wenig den Tod.
«Jägerinnen
nehmen es
gemütlicher»
NADJA KÜCHLER, 29,
SARNEN OW
Frau Küchler, was können
Jägerinnen besser als Jäger?
Das Wettkampfdenken ist bei
uns Jägerinnen nicht so ausgeprägt. Wir nehmen es gemütlicher als die Männer.
Wie behaupten Sie sich in der
Männerdomäne?
Mit Schlagfertigkeit. Und ich
klettere auch mal einen Felsen
hoch, um ein erlegtes Tier
zu holen. Dann merken die
Männer: Die kann das ja auch.
Welchen Teil der Jagd mögen
Sie besonders?
Draussen zu sein, wenn der Tag
erwacht – diese grenzenlose
Freiheit. Zudem finde ich es
faszinierend, etwas erlegen zu
dürfen. Das ist ein Privileg.
Wie meinen Sie das?
Nicht jeder darf auf die Jagd
gehen.
Macht Ihnen das Töten Spass?
Bei der Jagd ist das Beobachten
und Identifizieren der Tiere das
Wichtigste. Wenn es mir nur
ums Schiessen ginge, könnte ich
in einen Schiesskeller und dort
drauflosballern. (pa)
Ausbildung
So wird man Jäger
In der Schweiz ist der Jagdbetrieb kantonal geregelt. Wer
auf die Pirsch gehen oder auf
einen Hochsitz steigen will, muss
eine Jagdprüfung bestehen und
danach eine Berechtigung einholen. Die Ausbildung zum Jäger
kann man in manchen Kantonen
bereits ab 18 Jahren absolvieren,
in anderen ist die Altersgrenze
höher.
Nützliche Links
Im theoretischen Teil werden
angehenden Jägern Kenntnisse
über Wild, Natur, Hege, Jagdhunde und gesetzliche Bestimmungen sowie in Jagdausübung
und Waffenkunde vermittelt.
Der praktische Teil umfasst die
Waffenhandhabung und eine
Schiessprüfung. Jungjäger in
Ausbildung begleiten erfahrene
Kollegen und leisten Hegearbeit.
In Patentkantonen berechtigt der
Erwerb eines Jagdpatents zur
Jagd, in Revierkantonen die Aufnahme in eine Jagdgesellschaft.
Einzelne Kantone anerkennen
ausländische Jagdscheine.
Rechtliche Grundlage bildet das
Jagdgesetz von 1986. Darin ist
das Verbot der Wilderei verankert und aufgeführt, welche
Tiere gejagt werden dürfen. (pa)
Kantonale Jagdverwaltungen:
www.kvu.ch/de/adressen/wild-jagd
Bundesamt für Umwelt:
www.bafu.admin.ch/jagd-fischerei
Dachverband der Jägerinnen
und Jäger in der Schweiz:
www.jagdschweiz.ch
Wildtier Schweiz informiert über
Wildtier- und Naturschutzbiologie, Ökologie und Biodiversität:
www.wildtier.ch
BEOBACHTER NATUR | SEPTEMBER 2014
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